Herrmann, Emanuel Naturgeschichte der Kleidung ... - modetheorie.de
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www.<strong>mo<strong>de</strong>theorie</strong>.<strong>de</strong><br />
Herrrmann, <strong>Naturgeschichte</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Kleidung</strong>, 1878, 20 (170)<br />
einem einzigen viereckigen Stücke ungewalkten und nicht gerauhten Tuches (Lo<strong>de</strong>ns)<br />
mit einer Oeffnung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitte für Kopf und Hals.<br />
Im germanischen Nor<strong>de</strong>n ward die Kappe als Mantel mit Capuze getragen und<br />
be<strong>de</strong>ckte wie das Dach eines Getrei<strong>de</strong>schobers <strong>de</strong>n ganzen Körper bis zum Bo<strong>de</strong>n.<br />
Zum Regen-Deckkleidstoffe eignen sich beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s die Filze und die gewalkten<br />
Schafwollstoffe mit ihrem steifen, dichten Fa<strong>de</strong>ngewirre, <strong><strong>de</strong>r</strong> glatte Kautschuk. Im<br />
alten Rom trug man<br />
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Le<strong><strong>de</strong>r</strong>mäntel und zottige Decken „Endromis“ genannt.<br />
Als specielle Deckkleidform <strong>de</strong>m Win<strong>de</strong> gegenüber gelangte schon im alten Aegypten<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Kragen zur Geltung (vergl. Fig. 12 c), welcher unmittelbar auf <strong>de</strong>m<br />
Leibe am Halse getragen wur<strong>de</strong> und noch heute als Anhängsel an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Deckkleidungsstücke<br />
zu <strong>de</strong>m gleichen Zwecke dient.<br />
Während Sonnenbrand, Regen, Schnee, Staubwind von oben und von <strong><strong>de</strong>r</strong> Seite<br />
her eindringen, und eine dachartige Schirmung erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n, gelangen Nässe,<br />
Schmutz und Staub meist von unten herauf und dringen auf ungesehenen Wegen<br />
zum Körper vor. Die Deckung gegen diese Störenfrie<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Wohlbehagens muss<br />
daher eigenthümlichen Constructionsprincipien folgen. Gegen Staub und Schmutz<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit <strong>de</strong>ckt die Schürze o<strong><strong>de</strong>r</strong> männlich charakterisirt, <strong><strong>de</strong>r</strong> Schurz. Ihr zunächst<br />
steht das Hem<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Blouse. Dem Staube und Schmutze von unten<br />
herauf begegnen die Sandalen, Schuhe, Stiefel, Socken, Strümpfe, die Hosen,<br />
theilweise die Unterröcke (nämlich die Schutzröcke), die Kamaschen, die Ueberschuhe,<br />
die Halskrägen und Manchetten,<br />
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die Vorhem<strong>de</strong>n, Chemisetten, die Nachthauben, Staubmäntel, Pu<strong><strong>de</strong>r</strong>mäntel und in<br />
beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Berufen die Achselkrägen und Sitztheil-Le<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Bergknappen, die<br />
hohen Stiefel <strong><strong>de</strong>r</strong> Gärber, Fleischer, Jäger, Reiter u. s. w.<br />
Unter all’ diesem Gewirre mannigfaltiger Formen soll uns ein <strong>Kleidung</strong>sstück<br />
beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s beschäftigen, das Wichtigste, aber auch das Bestverachtete von Allen,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Schuh.<br />
Sohle und Absatz gehören eigentlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Schutzkleidung an, <strong>de</strong>nn sie behüten <strong>de</strong>n<br />
Fuss vor <strong>de</strong>m Einflusse scharfer Steine, Dorne, Glasscherben, Holzsplitter und<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>er auf Wegen und Stegen die Haut verletzen<strong>de</strong>n Gegenstän<strong>de</strong>. Doch dienen<br />
sie zugleich zur Abhaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Feuchtigkeit, <strong>de</strong>s Staubes und Kothes. Das Oberle<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
hingegen ist vorwiegend nur Deckkleid.<br />
Der Schuh vertritt ein <strong>de</strong>m Dache entgegengesetztes Constructionsprincip. Derselbe<br />
bil<strong>de</strong>t eine leichte Brücke, auf welcher <strong><strong>de</strong>r</strong> Fuss Sand-, Schotter- und<br />
Kothstellen ohne Anstand betreten kann. Die starke Sohle vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>t <strong>de</strong>n Stoss<br />
und biegt sich ohne Charnier mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Fusses. Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Obertheil,<br />
sich’<br />
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Herrrmann, <strong>Naturgeschichte</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Kleidung</strong>, 1878, 20 (170)