Herrmann, Emanuel Naturgeschichte der Kleidung ... - modetheorie.de
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www.<strong>mo<strong>de</strong>theorie</strong>.<strong>de</strong><br />
Herrrmann, <strong>Naturgeschichte</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Kleidung</strong>, 1878, 94 (170)<br />
„Jegliche, die ihr Gesicht mit solchem Mittel benetzet,<br />
Wird sich glänzen<strong><strong>de</strong>r</strong> selbst sehen, als ihr Spiegel es ist!“<br />
Mehr <strong>de</strong>s Erfolges könnte auch ein Barnum nicht versprechen!<br />
Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne Damen wollen ent<strong>de</strong>ckt haben, dass das Tragen feiner Le<strong><strong>de</strong>r</strong>handschuhe,<br />
Tag und Nacht ununterbrochen fortgesetzt, die zarteste Haut erzeuge und es<br />
nimmt nur Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>, dass man nicht reichlicher schon für <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Hän<strong>de</strong>- und<br />
Gesichtshaut-Schoner Sorge getragen hat. Die Schleier, die Tülle, einzelne Gattungen<br />
Crêpe (frou-frou beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s) von heute, fin<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n durchsichtigen, serischen<br />
Gewän<strong><strong>de</strong>r</strong>n Griechenlands und Roms ihre Pendants als Conservirungsmittel<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Haut vor Wind und Sonnenstrahlen.<br />
Vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Nässe schützen sie freilich nicht, und dagegen bleibt auch heute <strong>de</strong>n<br />
Frauen kein an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Mittel übrig, als Regenschirme und - Flucht. Denn unsere<br />
wasserdichten Regenmäntel verdienen ihren Namen wie „lucus a non lucendo“<br />
und Kautschukmäntel schicken sich doch nur für Herren.<br />
Die römischen Stutzer, <strong>de</strong>nen ja <strong><strong>de</strong>r</strong> Kautschuk unbekannt war, bedienten sich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Le<strong><strong>de</strong>r</strong>-<br />
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mäntel (Paenulae scorteae). Martial, <strong><strong>de</strong>r</strong> heitere Dichter, begleitete ein Weihnachts-<br />
(römisch: Saturnalien-) Geschenk an einen Freund mit folgen<strong>de</strong>m Verse:<br />
„Schreitest du immerhin auch bei heiterem Himmel <strong>de</strong>s Weges,<br />
Fehle für plötzliche Fluth nimmer <strong><strong>de</strong>r</strong> Le<strong><strong>de</strong>r</strong>ne dir!“<br />
Das feuchte Klima veranlasste die Römer vielerlei Mäntel zu erfin<strong>de</strong>n: das Sagum,<br />
die Lacerna, die Laena (mit Kapuze), die Endromis. die Paenula u.s.f. Und<br />
in <strong>de</strong>mselben Rom, das sein ständiges Aprilwetter nur noch mit Salzburg zu theilen<br />
scheint, führten die Cardinäle seit<strong>de</strong>m 17. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te aussen an ihrer Kutsche<br />
<strong>de</strong>n berühmten rothen Regenschirm mit sich. Heutzutage wollen unsere Kautschuk-Kapuzen,<br />
-Mäntel, -Ueberschuhe nicht recht durchdringen. Die Ursache<br />
liegt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Enge dieser Klei<strong><strong>de</strong>r</strong> und in <strong>de</strong>m Mangel an Ventilations-Oeffnungen,<br />
worüber weiter unten die Re<strong>de</strong> sein wird. Man kehrt doch immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zum<br />
Wollstoffe zurück, welcher entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> brettartig dicht gewalkt o<strong><strong>de</strong>r</strong> mittelst essigsaurer<br />
Thoner<strong>de</strong> einigermassen wasserdicht gemacht ist. In Alt-Hellas trug man in<br />
<strong>de</strong>n häufigen Re-<br />
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gentagen <strong>de</strong>s Winters ein aussen und innen zottiges <strong>Kleidung</strong>sstück, die Chlaina,<br />
und waren überhaupt die Wollklei<strong><strong>de</strong>r</strong> hinsichtlich ihrer Dichtigkeit genau nach<br />
<strong>de</strong>n Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Jahreszeit abgestuft. Dort wur<strong>de</strong>n in<strong>de</strong>ssen neben <strong>de</strong>n<br />
Wollstoffen auch Leinen getragen, welche in Rom nie recht aufkommen wollten.<br />
Der Unterschied zwischen Sommer- und Wintertracht war im Alterthum mehr in<br />
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Herrrmann, <strong>Naturgeschichte</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Kleidung</strong>, 1878, 94 (170)