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Herrrmann, Naturgeschichte der Kleidung, 1878, 26 (170)
III.
ZUR GESCHICHTE DER KLEIDUNGSSTÜCKE. - ERSTE GRUPPE.
Jene seltsame Kleidung, in welcher die alten Aegypter ihre Todten bestatteten,
bestand aus einer vielschaligen Hülle von feinem Baumwollstoffe und einer Larve,
welche das Gesicht, oft auch den ganzen Körper bedeckte, so dass der Todte in
einer steifen Hülse stak. Der Eingehülste wurde hierauf in einen bemalten Holzkasten
gelegt, welcher genau die Form der menschlichen Gestalt hatte und auf- und
zugeklappt wurde, wie das Etui einer Cigarrenspitze.
Der Mensch, oder eigentlich die Mumie, ward nun in der Todtenregistratur einfasciculirt.
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Heute noch kann man aus den Schriftcharakteren und den Abbildungen aus dem
Leben des Verstorbenen auf der Aussenwand der Hülse mit voller Bestimmtheit
entnehmen, ob der Verstorbene etwa z. B. ein Bartscheerer oder ein Admiral gewesen
ist.
Im Leben aber trugen diese chinesischklugen Aegypter nur einen einzigen hemdartigen
Rock und ein Umhängetuch.
Heute ist es umgekehrt. Unsere Todten erhalten für’s Grab selten mehr mit als ein
Leichenhemde und das Leintuch; dafür gehen jedoch die Lebenden in einem Etui
herum, zusammengesetzt aus drei- und vierfachen Hülsen, aus dessen Schnitt und
Farbe ebenfalls ziemlich genau entnommen werden kann, ob der Futteralträger
etwa ein Bartscheerer ist oder ein Admiral.
Die moderne Frauenwelt hat es in der Uebereinanderschichtung der Hülsen beinahe
so weit gebracht, als in der Natur die Zwiebel, diese Leibspeise der Aegypter.
Den Damenleib bedecken heutzutage sechs bis sieben, ja oft noch mehr dünne
Schalen und Schälchen - wer hat sie alle wohl je gezählt?
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Dabei ist der Klapp- oder Verschlussmechanisirms des Etuis in frappirender Weise
im Kleiderwesen vorgedrungen. Man braucht nur ein modernes Mieder oder
Strumpfband zu betrachten oder den Schliessmechanismus der Herren-Cravatten,
Hosenträger u. s. w. um zuzugeben, dass unsere Bekleidung in Bälde zur Gürtle-
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Herrrmann, Naturgeschichte der Kleidung, 1878, 26 (170)