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Herrmann, Emanuel Naturgeschichte der Kleidung ... - modetheorie.de

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www.<strong>mo<strong>de</strong>theorie</strong>.<strong>de</strong><br />

Herrrmann, <strong>Naturgeschichte</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Kleidung</strong>, 1878, 22 (170)<br />

Ersatz jener langen Haare, Fe<strong><strong>de</strong>r</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> dünnen Schuppen, welche auf <strong>de</strong>m Thierleibe<br />

dachziegelartig übereinan<strong><strong>de</strong>r</strong> gefügt, <strong>de</strong>n Regen nach abwärts leiten, und<br />

<strong>de</strong>m Staube <strong>de</strong>n Eintritt versagen.<br />

Während das Schutzkleid und das Deckkleid die Bestimmung haben, das Eindringen<br />

äusserer stören<strong><strong>de</strong>r</strong> Einflüsse aufzuhalten, ist <strong>de</strong>m Hüllklei<strong>de</strong> die entgegengesetzte<br />

Aufgabe gestellt. Es ist dazu bestimmt die Wärme- und Lichtstrahlungen<br />

<strong>de</strong>s Körpers nach aussen zu hemmen, <strong>de</strong>nselben vor Wärmeverlusten zu bewahren<br />

und hinsichtlich gewisser Theile unsichtbar zu machen.<br />

Viele Menschen <strong>de</strong>nken niemals über die Bestimmung ihrer <strong>Kleidung</strong> nach, die<br />

sie doch ihr Leben lang täglich mit sich herumtragen, als <strong>de</strong>n allertreuesten Hautgenossen.<br />

Sie stellen sich darum auch die Wirkung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Kleidung</strong> hinsichtlich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Temperatur selten richtig vor. Niemals wärmt ein Kleid, <strong>de</strong>nn seine Temperatur<br />

beim Anziehen beträgt selten über 18 Gra<strong>de</strong>, während <strong><strong>de</strong>r</strong> Körper eine Durchschnittswärme<br />

von 32 bis 34 Gra<strong>de</strong>n Celsius besitzt. Wohl aber hilft das Kleid, die<br />

Wärmestrahlen <strong>de</strong>s<br />

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Körpers zurückhalten, die Wärmeverluste nach aussen verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, so dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Körper nicht Gefahr läuft, von seiner Normal-Temperatur allzuviel abgeben zu<br />

müssen. Dabei sind die verschie<strong>de</strong>nen Partien <strong><strong>de</strong>r</strong> Haut sowohl als verschie<strong>de</strong>ne<br />

Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Körpers gegenüber Wärmeverlusten von ganz ungleicher Haltung.<br />

Der Kopf ist <strong><strong>de</strong>r</strong> abgehärtetste, <strong><strong>de</strong>r</strong> Fuss <strong><strong>de</strong>r</strong> empfindlichste Theil. Letzterer offenbar<br />

auch <strong>de</strong>shalb, weil er nicht allein mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Aussenluft, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch unmittelbar<br />

mit <strong>de</strong>m kalten Erdbo<strong>de</strong>n in enge Berührung kommt. Uebrigens zeigt sich auch<br />

beim Liegen im Bette, <strong>de</strong>mnach unter ganz unterschiedslosen Verhältnissen, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Fuss weitaus wärmeverlustempfindlicher, als die an<strong><strong>de</strong>r</strong>n Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>. Nächst <strong>de</strong>m<br />

Kopfe ertragen auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Hals, die Arme, die Hän<strong>de</strong>, dann die Beine leichter Temperaturverluste.<br />

Bei vielen Menschen jedoch gehört <strong><strong>de</strong>r</strong> Hals lei<strong><strong>de</strong>r</strong> zu <strong>de</strong>n häkligen<br />

Partien: Brust, Bücken, Magen, Bauch. Die Hüllkleidung concentrirt sich daher<br />

auch vorzüglich auf <strong>de</strong>n Fuss (warme Socken, Strümpfe, Filzschuhe, Pelzschuhe<br />

und Stiefel, welchen Fussbo<strong>de</strong>nteppiche, Wärmeflaschen etc. entgegenkommen)<br />

und <strong>de</strong>n Mittelleib (Pelzrock, Mantel,<br />

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Plaid, Umhängetuch, Shawl, Mantille, Mantelet, Sortie <strong>de</strong> bal, Gilet, Leibchen,<br />

Taillenwärmer. Bauchbin<strong>de</strong>n, Bauchschürzen, Leibröckchen u. s. w.). Den Kopf<br />

hüllen allenfalls Kopftücher, Pelzmützen, Schlafmützen, Schlafhauben ein, <strong>de</strong>n<br />

Hals Halstücher, Halsbin<strong>de</strong>n, Cravatten, Halsshawls, die Hän<strong>de</strong> Handschuhe und<br />

Pulswärmer, die Kniee Kniewärmer, die Beine wärmen<strong>de</strong> Beinklei<strong><strong>de</strong>r</strong>, Unterbeinklei<strong><strong>de</strong>r</strong>,<br />

Unterröcke.<br />

Der Zweck <strong><strong>de</strong>r</strong> Hüllung wird in vielen Fällen auch durch die Auswahl dichterer<br />

Stoffe erreicht, ohne dass gera<strong>de</strong> neue Klei<strong><strong>de</strong>r</strong> hinzukommen. Zur Wärmehüllung<br />

eignen sich weich anschmiegen<strong>de</strong>, wollige, langhaarige Stoffe, wie Lamas, Cachemirs,<br />

Himalayatücher, Angoras, Wirk- und Strickwaaren aus Schafwolle, Pel-<br />

www.<strong>mo<strong>de</strong>theorie</strong>.<strong>de</strong><br />

Herrrmann, <strong>Naturgeschichte</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Kleidung</strong>, 1878, 22 (170)

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