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Herrmann, Emanuel Naturgeschichte der Kleidung ... - modetheorie.de

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www.<strong>mo<strong>de</strong>theorie</strong>.<strong>de</strong><br />

Herrrmann, <strong>Naturgeschichte</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Kleidung</strong>, 1878, 34 (170)<br />

Knöchelausschnitt <strong>de</strong>s Oberle<strong><strong>de</strong>r</strong>s eingesetzt wur<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n heutzutage vorwiegend<br />

Schuhobertheile aus Handschuhle<strong><strong>de</strong>r</strong> mit Gummizügen und weissem Leinwandfutter<br />

als Han<strong>de</strong>lswaare angefertigt, und <strong><strong>de</strong>r</strong> Schuhmacher fügt nun das stärkere<br />

Oberle<strong><strong>de</strong>r</strong> mit <strong>de</strong>m weiten Ausschnitte und die Sohle sammt <strong>de</strong>m Absatze<br />

daran, er ist lediglich Untertheilmacher. Der Schuh besteht nunmehr heute aus<br />

drei Klei<strong><strong>de</strong>r</strong>theilen: <strong>de</strong>m Hüllklei<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Knöchel, <strong>de</strong>s oberen Fersentheils und <strong>de</strong>s<br />

Ristes, weil <strong>de</strong>s sehnigsten und zartesten Theiles <strong>de</strong>s Fusses, <strong>de</strong>m Deckklei<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ferse (Quaterle<strong><strong>de</strong>r</strong>) und <strong><strong>de</strong>r</strong> Zehen, endlich <strong>de</strong>m Schutzklei<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Sohlen und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ferse. Die drei Theile zusammengenommen bil<strong>de</strong>n ein einziges <strong>Kleidung</strong>sstück,<br />

und zwar nicht nur <strong>de</strong>shalb, damit beim Anziehen Zeit erspart wer<strong>de</strong>, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

auch offenbar aus <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong>, damit durch die unvermeidlichen Zwischenfugen<br />

mehrerer <strong>Kleidung</strong>sstücke nicht Staub, Regen, Nässe eindringen können.<br />

Der Schuh ist nicht das einzige Fussbekleidungsstück geblieben. Schon Alt-<br />

Hellas, auf <strong>de</strong>ssen classische Pflege <strong>de</strong>s Bekleidungswesens wir stets zurückkommen<br />

müssen, kannte<br />

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Socken aus Filz, ähnlich <strong>de</strong>m Hutfilze. Im Mittelalter ward <strong><strong>de</strong>r</strong> Fuss vorzüglich<br />

durch Verlängerungen <strong><strong>de</strong>r</strong> strumpfartigen Hose be<strong>de</strong>ckt, erhielt aber seit <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfindung<br />

<strong>de</strong>s Strickens ein vollen<strong>de</strong>tes inneres Hüllkleid: <strong>de</strong>n Strumpf o<strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />

Socken. Dem anziehbaren Strumpfe ging als Umthanstück bei manchen Völkern<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Bevölkerungsclassen <strong><strong>de</strong>r</strong> Fusslappen aus Leinwand voraus, welcher noch<br />

heute in <strong>de</strong>n südslavischen Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n, sowie von <strong>de</strong>n Soldaten unserer Armeen getragen<br />

wird.<br />

Als Klei<strong><strong>de</strong>r</strong> über <strong>de</strong>m Schuhe tauchen zeitweilig Kautschuk-Ueberschuhe und<br />

Kamaschen auf, letztere aber mehr als Wa<strong>de</strong>n- <strong>de</strong>nn als Fussbekleidung. Auf Reisen<br />

wer<strong>de</strong>n Filz- und Lo<strong>de</strong>n- (Halina-) Stiefel über <strong>de</strong>n Schuhen getragen.<br />

Der Handschuh dürfte wohl das einzige <strong>Kleidung</strong>sstück sein, welches stets allein<br />

unmittelbar <strong>de</strong>n Leib be<strong>de</strong>ckt und zur Schichtenbildung noch nicht gelangt ist.<br />

O<strong><strong>de</strong>r</strong> sollte etwa <strong><strong>de</strong>r</strong> Muff als Ueberhandschuh gelten? Ja selbst die Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> Zuschnitt <strong>de</strong>s Handschuhes kommen erst in Zeiten höherer Cultur vor.<br />

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Das Alterthum benutzte Handschuhe nur ausnahmsweise. Die Griechen und Römer<br />

hüllten ihre Hän<strong>de</strong> in die faltigen Ueberklei<strong><strong>de</strong>r</strong> ein, eine Metho<strong>de</strong>, welche<br />

koketten Damen Anlass zu <strong>de</strong>n reizendsten Kunststücken <strong>de</strong>s Faltenwurfes gab,<br />

(siehe Figur 9 a und b). Nur während <strong><strong>de</strong>r</strong> Mahlzeit bedienten sie sich zum Ergreifen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Speisen le<strong><strong>de</strong>r</strong>ner Fingerlinge. Zuweilen zog auch ein Feldarbeiter zum<br />

Schutze<br />

www.<strong>mo<strong>de</strong>theorie</strong>.<strong>de</strong><br />

Herrrmann, <strong>Naturgeschichte</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Kleidung</strong>, 1878, 34 (170)

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