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Bodenkundliche und landschaftsgenetische Studien in Mecklenburg ...

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An 12 e<strong>in</strong>zelnen Bodenaufschlüssen bef<strong>in</strong>den sich Kle<strong>in</strong>tafeln im A3-Format. Hier gibt es<br />

jeweils e<strong>in</strong>e Kartenskizze zur räumlichen Orientierung, e<strong>in</strong> farbiges Bodenfoto mit Schicht-<br />

<strong>und</strong> Horizontgrenzen <strong>und</strong> entsprechenden Bezeichnungen, e<strong>in</strong>e Profilbeschreibung sowie<br />

spezifische Informationen zu den Bodenbildungsbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> Bodenprozessen am<br />

konkreten Standort. Die Groß- <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>tafeln wurden professionell auf 3 mm Diabond kaschiert<br />

<strong>und</strong> auf Holzträgern mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Spitzdach montiert, wie sie <strong>in</strong> den Naturparks<br />

üblich s<strong>in</strong>d. Weitere Informationen zum Bodenlehrpfad Jägerhof vermitteln BILL-<br />

WITZ/KÜHN/HELMS (2001), BILLWITZ/KÜHN (2002), BILLWITZ (2002) sowie das Umweltb<strong>und</strong>esamt<br />

(2001).<br />

Um auch schulischen Anforderungen entgegen zu kommen, wurden <strong>und</strong> werden <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

mit Geographielehrern der Region geführte Exkursionen unter dem Thema<br />

„Der Bodenlehrpfad als außerschulischer Lernort“ durchgeführt. Hier wird z. B. herausgestellt,<br />

dass e<strong>in</strong> Boden von vielfältigen Bodenbildungsfaktoren abhängig ist <strong>und</strong> dass das uns<br />

von der Eiszeit h<strong>in</strong>terlassene Material mit se<strong>in</strong>en unterschiedlichen chemischen <strong>und</strong> physikalischen<br />

Eigenschaften zu unterschiedlichen Bodenbildungen führt. Dabei lernen die Schüler<br />

zugleich die unterschiedlichsten Bodenarten anhand der F<strong>in</strong>gerprobe zu unterscheiden. Es<br />

wird weiter verdeutlicht, dass selbst das unsche<strong>in</strong>barste Relief e<strong>in</strong>e Umverteilung von Stoffen<br />

<strong>und</strong> Energien hervorruft <strong>und</strong> damit nasse <strong>und</strong> trockene, nährstoffreiche <strong>und</strong> nährstoffarme<br />

Böden gebildet, ggf. auch gekappt <strong>und</strong> überdeckt werden. Wir erläutern an konkreten<br />

Beispielen, dass das Bodenwasser als Sicker-, Stau- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasser auftritt <strong>und</strong> damit die<br />

Richtung der Bodenbildung bee<strong>in</strong>flusst, dass die Vegetation mit ihrer unterschiedlichen<br />

Streu die Humusqualitäten <strong>und</strong> damit auch die Bodenentwicklungen prägen, dass nicht nur<br />

das Makroklima, sondern auch das standörtliche Klima ebenso wie die Nutzungsweisen des<br />

Menschen die Bodenbildung lenken. Die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Böden <strong>in</strong> den Raum wird deshalb<br />

als nichts Zufälliges, sondern als etwas Gesetzmäßiges dargestellt <strong>und</strong> bildet so e<strong>in</strong>en wichtigen<br />

Bildungs- <strong>und</strong> Erziehungsfaktor. Zugleich versuchen wir den Schülern an praktischen<br />

Beispielen im Gelände zu verdeutlichen, dass Böden vielfältig „funktionieren“, dass es ohne<br />

funktionsfähige Böden ke<strong>in</strong> sauberes Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e Feuchte- <strong>und</strong> Nährstoffspeicherung<br />

gäbe <strong>und</strong> folglich jeder noch so kle<strong>in</strong>e Niederschlag sofort abflösse <strong>und</strong> zu Hochwässern<br />

<strong>in</strong> Bächen <strong>und</strong> Flüssen führte <strong>und</strong> dass Düngestoffe bereits mit dem nächsten Regen<br />

ausgewaschen würden. Zugleich machen wir klar, dass ohne die Böden die Menschen schon<br />

<strong>in</strong> wenigen Jahren <strong>in</strong> organischen Abfällen <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Laub- <strong>und</strong> Nadelstreu ersticken würden<br />

<strong>und</strong> dass Mikroorganismen, Pflanzen, Tiere <strong>und</strong> selbst wir Menschen ke<strong>in</strong>en Lebensraum<br />

hätten. Wir vermitteln den Schülern, dass <strong>in</strong>takte Böden vielfältige „Gratisleistungen“<br />

für die Gesellschaft vollbr<strong>in</strong>gen, deren technische Substitution die Menschheit <strong>in</strong> höchstem<br />

Maße überforderte.<br />

Letztlich soll bei den unterschiedlichsten Zielgruppen durch Wissensvermittlung deutlich<br />

werden, dass Böden wertvoll s<strong>in</strong>d, weil sie für Nahrung sorgen, weil <strong>in</strong> ihnen unzählige Tiere<br />

<strong>und</strong> Pflanzen zu Hause s<strong>in</strong>d, weil sie Gewässer schützen, weil sie Schadstoffe speichern<br />

<strong>und</strong> abbauen, weil sie für e<strong>in</strong> angenehmes Klima sorgen, weil sie Geschichten erzählen <strong>und</strong><br />

auch Schätze enthalten (vgl. Wiss. Beirat Bodenschutz ... 2002).<br />

3 Der Bodenbezug <strong>in</strong> der Forschung<br />

3.1 Der Boden <strong>in</strong> der Theorie der Landschaft<br />

Der Boden ist untrennbarer Bestandteil der Landschaft <strong>und</strong> „archiviert“ zugleich landschaftliche<br />

Veränderungen. Dieser Sachverhalt ist u. a. auf die relative Stabilität der bodenbürtigen<br />

Landschaftskomponenten „Bodentyp“ <strong>und</strong> „Substrattyp“ zurückzuführen. Daraus resultiert<br />

e<strong>in</strong>erseits, dass Bodenerkenntnis zugleich wesentliche Gr<strong>und</strong>lage der Landschaftserkenntnis<br />

darstellt <strong>und</strong> andererseits, dass Bodensachverhalte immanente Bestandteile von geoökologischen<br />

Karten bilden müssen. Da außerdem Bodenfeuchteregimetyp <strong>und</strong> Bodenform das systematische<br />

geoökologische Ordnungspr<strong>in</strong>zip prägen (Abb. 5), s<strong>in</strong>d die im Rahmen der For-<br />

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