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Bodenkundliche und landschaftsgenetische Studien in Mecklenburg ...

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des Latzigsees gelegene Haussee wies um 1889 mit 7,0 m NN e<strong>in</strong>en deutlich höheren Seespiegel<br />

gegenüber heute (1987, 1996) mit 6,0 m HN auf. Der Latzigsee besaß nach Planimeter-Messung<br />

um 1889 e<strong>in</strong>e Größe von ca. 0,65 km 2 (65 ha). Um 1996 (TK 25) betrug se<strong>in</strong>e Fläche<br />

nur noch ca. 0,43 km 2 (43 ha). Er hat demzufolge ca. 0,22 km 2 (22 ha) bzw. 34 % an Fläche<br />

verloren.<br />

Ursächlich ist die Seehöhen- <strong>und</strong> Seeflächenabnahme auf die mehrphasige Hydromelioration<br />

im Randowbruch zurückzuführen. E<strong>in</strong>e Reihe von Untersuchungen beschäftigte sich mit den<br />

seit dem 18. Jh. erfolgten E<strong>in</strong>griffen <strong>in</strong> den Wasserhaushalt (MARKUSE 1958, HELLMUNDT<br />

1962, RAMSON 1990, KUBE 1992). Auf der SCHWEDISCHEN MATRIKELKARTE (1693/94) ist das<br />

nördliche Randowbruch nahezu waldfrei dargestellt, die Randow mäandriert noch <strong>und</strong><br />

Entwässerungsgräben fehlen. Ab 1743 erfolgte zwischen der Stadt Löcknitz <strong>und</strong> der Randowmündung<br />

bei Ueckermünde e<strong>in</strong>e Begradigung des Flusses, wobei auf weiter Strecke<br />

dem Fluss e<strong>in</strong> neues Bett gegraben wurde. Im Randowbruch wurde darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e<br />

Vielzahl von Gräben angelegt. In der Mitte des 18. Jh. fand im Rahmen der preußischen B<strong>in</strong>nenkolonisation<br />

auch die Ablassung des wenige Kilometer nördlich gelegenen etwa 6 x 2 km<br />

großen Ahlbecker Sees statt (Abb. 2). Auf e<strong>in</strong>er ersten Karte von SOTZMANN (1789) münden<br />

<strong>in</strong> den Latzigsee zwei Gräben; der See hat ke<strong>in</strong>en Anschluss an die Randow. Auf der wenige<br />

Jahre zuvor erschienenen Karte von SCHMETTAU (um 1780) wird der See jedoch sowohl mit<br />

Zu- als auch mit Abfluss dargestellt. Auf e<strong>in</strong>er zweiten Karte von SOTZMANN (1795) ist der<br />

See ebenfalls mit der Randow verb<strong>und</strong>en. E<strong>in</strong>e schrittweise Hydromelioration des Gebietes<br />

fand vom Ende des 19. Jh. bis <strong>in</strong> die 1920er Jahre statt. Im Zentralteil des Randowbruchs<br />

wurde <strong>in</strong> dieser Zeit auf größerer Fläche für die Stolzenburger Glashütte (heute: Stolec) Torf<br />

abgebaut. In den 1960er bis 80er Jahren erfolgten dann schließlich im Zuge e<strong>in</strong>er sogenannten<br />

„Komplexmelioration“ weitere drastische Entwässerungen.<br />

7 Ausblick<br />

Die Geländeuntersuchungen am F<strong>und</strong>platz s<strong>in</strong>d vorerst mit der Grabungskampagne 1999<br />

<strong>und</strong> der geologisch-bodenk<strong>und</strong>lichen Kartierung 2000 e<strong>in</strong>gestellt worden. Während zu den<br />

jüngsten Aktivitäten sowohl e<strong>in</strong> umfangreicher Grabungsbericht als auch diverse Publikationen<br />

vorliegen, harren die Grabungen von 1982-93 im wesentlichen noch ihrer Auswertung.<br />

Sowohl aus archäologischer Perspektive – vgl. die Gefährdung der F<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Bef<strong>und</strong>erhaltung<br />

am F<strong>und</strong>platz – als auch aus naturwissenschaftlicher Perspektive – z.B. die Klärung<br />

noch ungelöster Fragen („Seesand“), geologisch-bodenk<strong>und</strong>liche Interpretation aller Schnittaufnahmen<br />

vor 1999, Notwendigkeit e<strong>in</strong>er Bohrung im See (s.u.), paläobotanische Makrorestanalyse,<br />

Neu<strong>in</strong>terpretation älterer Pollendiagramme vom F<strong>und</strong>platz (KLOSS 1988a, b,<br />

1989), Gesamtauswertung der Faunenf<strong>und</strong>e – besteht <strong>in</strong> Rothenklempenow weiterer Grabungs-<br />

<strong>und</strong> Forschungsbedarf. Die bisherigen Grabungen haben gezeigt, dass auch die höherliegenden,<br />

heute mehr oder weniger trockenen Bereiche F<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Bef<strong>und</strong>e aus organischem<br />

Material (Hockerbestattung, Gruben, Feuerstellen) aufweisen. Die pedologisch nachgewiesene<br />

subrezente Gr<strong>und</strong>wasserabsenkung von – je nach topographischer Position – 0,8-<br />

1,6 m wird zukünftig e<strong>in</strong>e Zerstörung bzw. schwere Schädigung des noch im Boden bef<strong>in</strong>dlichen<br />

archäologischen Materials zur Folge haben!<br />

Geoarchäologisch von besonderem Interesse ist die Frage, ob die im Uferbereich nachgewiesenen<br />

„Seesande“ das Ergebnis lokaler Bodenerosion durch den siedelnden Menschen darstellen.<br />

Weitere Möglichkeiten für die Entstehung dieser Sedimentlagen s<strong>in</strong>d zoogene Erosion<br />

(Wasserzugangsstelle für Wildtiere) <strong>und</strong> natürliche Ufererosion im Zuge von Wasserspiegelveränderungen.<br />

Die Klärung dieser Frage sollte an e<strong>in</strong>em weiter seewärts, d.h. im<br />

Latzigsee selbst liegenden Profil vorgenommen werden. Hier ist e<strong>in</strong>e größere Mächtigkeit<br />

der Chronozonen, bei ger<strong>in</strong>gerer Mächtigkeit der Sandlagen selbst, zu erwarten. Zudem sollte<br />

sich <strong>in</strong> diesem Profil „jedes“ Besiedlungsereignis auf dem F<strong>und</strong>platz durch e<strong>in</strong>en absolutchronologisch<br />

datierbaren „Holzkohle-Impuls“ wiederspiegeln. In Verb<strong>in</strong>dung mit sedimen-<br />

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