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Kunden- und Mitarbeiterzeitschriften werden immer wichtiger

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HaNdwErkSkammEr<br />

paTcHwork uNd polSTErmöbEl<br />

Die Raumaustatterin Vera Kerzel gewann den Innovationspreis Handwerk 2010 in der Kategorie „Neugründung“<br />

Das Bremer Viertel. Ein Stadtteil wie kein<br />

anderer . Wer auf der Suche nach individuellen<br />

<strong>und</strong> neuen Trends ist, ist hier an<br />

der richtigen Adresse. Das hat sich auch die<br />

32-jährige Raumausstatterin Vera Kerzel<br />

gedacht.<br />

Seit September 2010 ist sie ´Am Dobben`<br />

stolze Inhaberin eines Ateliers mit Verkaufsraum.<br />

„Das Viertel passt zu meinen<br />

Sachen“, sagt Vera Kerzel. Und das kann<br />

man sehen: Bunte Möbelstücke <strong>und</strong> verspielte<br />

Accessoires zieren das Schaufenster.<br />

Mit dem Namen „Liebenswert“ hat Kerzel<br />

ihre eigene Marke etabliert. Ein pinkfarbener<br />

Schmetterling ihr Markenzeichen: „Der<br />

Schmetterling ist ein Sinnbild für die Liebe.<br />

Denn alle Stücke <strong>werden</strong> mit Hingabe <strong>und</strong><br />

Liebe hergestellt. Und wer verliebt ist, hat<br />

auch Schmetterlinge im Bauch“, sagt Vera Kerzel zur Entwicklung<br />

ihres unverwechselbaren Logos.<br />

Das Hauptmerkmal ihres Geschäftes sind Polsterei, Federschnürung<br />

<strong>und</strong> das Beziehen von Möbeln. Doch nicht nur Möbel stehen<br />

im Fokus. In Bezug zur Polsterei fertigt sie auch Hand- <strong>und</strong><br />

Laptoptaschen. Vera Kerzel kann jedem Handwerksstück ihren<br />

eigenen Charme verleihen. Sie arbeitet gerne Patchwork <strong>und</strong><br />

führt verschiedene Stoffe <strong>und</strong> Muster zusammen. „Ich finde es<br />

total spannend Stoffkombinationen zu mixen <strong>und</strong> neue Dinge<br />

zu kreieren. So lässt sich auch aus einem Ikea-Möbel etwas Originelles<br />

machen“, sagt die junge Frau. Jedes ihrer Werke ist ein<br />

Unikat, wie zum Beispiel eine Zinkwanne auf der man Sitzen<br />

kann. Im Gegensatz zu ihren Mitbewerbern sind ihre Sachen etwas<br />

bunter <strong>und</strong> unkonventioneller. Doch ist es ist nicht nur alles<br />

bunt <strong>und</strong> niedlich. „Es kommen mehr Männer, als ich gedacht<br />

hätte. Auch ältere K<strong>und</strong>schaft findet den Weg hier her“, sagt Kerzel<br />

über ihren <strong>K<strong>und</strong>en</strong>stamm. Zusätzlich stehen in ihrem Angebot<br />

bedruckte Tücher <strong>und</strong> Lederarmbänder, sowie Broschen<br />

in Schmetterlingsform von befre<strong>und</strong>eten Gestaltern. Allerdings<br />

war es bis zum eigenen Ladengeschäft ein langer Weg. Die Lehre<br />

zur Raumausstatterin machte sie bei Radio Bremen. Während<br />

der Lehre fing sie an aus alten Dingen neue Prachtstücke zu fertigen:<br />

„Ich nahm alte Taschen oder sogar Möbel vom Sperrmüll,<br />

habe sie neu gepolstert, bezogen <strong>und</strong> genäht. So habe ich dazu<br />

gelernt“, sagt Kerzel.<br />

Nach der Lehre folgten die Fachoberschule <strong>und</strong> ein Studium der<br />

Architektur. Doch das Zeichnen von Häusern, war nicht annähernd<br />

so spannend wie das Raum-Innere. „Ich arbeite einfach<br />

lieber in der kreativen Richtung“, begründet Kerzel ihre Leidenschaft<br />

für Stoffe <strong>und</strong> Polster. So folgte nach dem Studium ein<br />

Lehrgang zur Gestalterin im Handwerk an der Akademie für<br />

Gestaltung in Münster <strong>und</strong> 2007 die Selbständigkeit. Sie sagt:<br />

„Schon damals war es für mich klar, dass ich in die Selbständigkeit<br />

gehe. Über mögliche Risiken habe ich mir keine Gedanken<br />

gemacht“. Die größte Herausforderung ist für sie die Buchhaltung:<br />

„Jedes Stück Papier muss aufbewahrt <strong>werden</strong> <strong>und</strong> es ist<br />

total wichtig einen guten Steuerberater <strong>und</strong> Buchhalter zu haben“,<br />

sagt Kerzel über den bürokratischen Aufwand. Zur Vor-<br />

bereitung auf die Selbständigkeit hat sie einen sechswöchigen<br />

Existenzgründungskurs gemacht. „Dort habe ich gelernt mich zu<br />

vermarkten, zu wissen wo ich hin- <strong>und</strong> was ich rüberbringen<br />

will“. Für die Gründung der neuen Existenz nahm die sie keine<br />

finanzielle Hilfe in Anspruch. Sie fing ganz klein an „Ich habe<br />

alles Schritt für Schritt gemacht. Zuerst hatte ich nicht mal eine<br />

Nähmaschine. So habe ich bei befre<strong>und</strong>eten Raumaustattern<br />

meine Sachen genäht. Später arbeitete ich von zuhause aus um<br />

mir die Raummiete zu sparen“.<br />

Mit den ersten Einnahmen kamen als nächstes die Handwerksgeräte:<br />

„Aus dem Erlös vom ersten gepolsterten Sessel habe ich<br />

mir eine Kettelmaschine gekauft“. Um die Möbel mit hochwertigen<br />

Stoffen polstern zu können, bemühte sich Vera Kerzel um<br />

eine Zusammenarbeit mit großen <strong>und</strong> bekannten Stoffproduzenten.<br />

„Um mir die Musterbücher leisten zu können, habe ich diese<br />

auf Raten abbezahlt“, so Kerzel. Durch freiberufliche Aufträge<br />

für die „Bremer Bühnenhaus GmbH“, sowie das Präsentsein auf<br />

diversen Veranstaltungen <strong>und</strong> Messen ist die Bekanntheit der<br />

Raumausstatterin gestiegen. „Ich bin einfach rausgegangen <strong>und</strong><br />

habe den Leuten gezeigt, was ich kann“, sagt sie mit stolzer Stimme.<br />

Es folgte das erste Atelier in der Kap-Horn-Straße, gelegen in<br />

einem Industriegebiet im Bremer Nordwesten. Durch den Laden<br />

hat sie nun auch Lauf- <strong>und</strong> Privatk<strong>und</strong>schaft. „Mit dem Geschäft<br />

geht es allmählich voran. Man fängt klein an, polstert einen<br />

Stuhl <strong>und</strong> irgendwann kommen die Leute <strong>und</strong> wollen einfach<br />

mehr. Der Rest ergibt sich dann über M<strong>und</strong>propaganda.“, sagt<br />

die 32-Jährige zufrieden über die Zunahme der Aufträge. Mittlerweile<br />

ist sie Raumaustatter-Meisterin <strong>und</strong> beschäftigt einen<br />

Mitarbeiter. Die Stadt Bremen hat als Standort für ihr Handwerk<br />

eine besondere Bedeutung: „Man geht dahin wo man einfach<br />

viel positives Feedback bekommt. Zudem kenne ich hier viele<br />

Leute aus der Branche <strong>und</strong> weiss woher ich gutes Arbeitsmaterial<br />

bekomme“, sagt die Raumausstatterin. Am Wettbewerb „Innovatives<br />

Handwerk“ hat sie teilgenommen, weil die Herausforderung<br />

sie gereizt hat. „Ich mache gerne bei Wettbewerben mit, um<br />

zu schauen was dann passiert. Der Preis für die Existenzgründung<br />

ist für mich eine Ehre, eine besondere Anerkennung für<br />

die viele, harte Arbeit“.

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