Restitutionsbericht 2004 - Wien Museum
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Im Mai 1945 schrieb Julia (auch: Julie) Meissl als provisorische Treuhänderin der<br />
„Althan-Garage“ in <strong>Wien</strong> 9., Althanstraße 45 (Eingang Badgasse 39) an das Amt für<br />
Kultur und Volksbildung, dass an diesem Ort wertvolles Schrifttum und Bücher aus dem<br />
Besitz des verstorbenen Gelehrten Prof. Dr. Holzmann, vormals Bibliothekar der <strong>Wien</strong>er<br />
Universität, aufbewahrt würden (und zwar im zweiten Stock des Garagengebäudes in<br />
einem Vorraum zwischen Stiege und Garagenhalle). Die Bücher und Schriften waren<br />
von der Witwe des Verstorbenen vor ihrer Deportation nach Polen im August 1942 der<br />
Garagenbesitzerin Filomena Klinz, mit der die Witwe Jahre lang befreundet gewesen<br />
war, zur Aufbewahrung übergeben worden. Diese hatte während der gesamten NS-Zeit<br />
die Bibliothek vor unbefugtem Zugriff bewahrt. Die Treuhänderin der Garage bat nun<br />
um rasche Abholung der Bestände wegen ständiger Plünderungsgefahr. 47<br />
Wie in einem Aktenvermerk festgehalten wurde, handelte es sich bei dieser Bibliothek<br />
um einen Bestand von „6 normalen Fächerkasten voll“. Dabei handle es sich – dem<br />
Beruf Holzmanns entsprechend – vorwiegend um ältere und neuere bibliographische,<br />
biographische und literaturgeschichtliche Werke. Hervorgehoben wurden Drucke des<br />
frühen 19. Jahrhunderts („Börne, Lit. Zodiacus, Euphorion, Der Freihafen, Der Salon,<br />
Nord u. Süd usw.“). Es waren auch „Briefe u.dgl.“ vorhanden, wobei es sich offenbar um<br />
den privaten Briefwechsel von Dr. Holzmann handelte. Ob etwas für die<br />
Handschriftensammlung von Bedeutung sei, hieß es, müsse erst festgestellt werden.<br />
Hans Hagn, der mit der Betreuung der Bibliothek befasst war, erklärte sich bereit, die<br />
etwas in Unordnung gebrachten Bestände für den Transport zu ordnen. Es findet sich<br />
auch noch der Hinweis, dass gegebenenfalls mit dem Nachlassverwalter Kontakt<br />
aufgenommen werden sollte, um eine Einantwortung an die Gemeinde <strong>Wien</strong> zu<br />
erreichen. 48 Es handelte sich dabei um den Rechtsanwalt Dr. Oskar Löwenthal, in<br />
<strong>Wien</strong> 2., Obere Donaustraße 57. 49<br />
Als treuhändige Verwahrerin fungierte Frau Meissl, sie übernahm die Verantwortung für<br />
den Transport in die Volkshalle des Rathauses, der am 2. Juni 1945 in zwei Fuhren<br />
erfolgte. Mit Rechtsanwalt Löwenthal wurde vereinbart, die treuhändige Verwahrung<br />
47 Brief von Julia Meissl an das Amt für Kultur und Volksbildung vom 18.5.1945 (MA 9 –126/45)<br />
48 Aktenvermerk vom 25.5.1945 (MA 9 – 126/45)<br />
49 Vollmacht vom 28.5.1945 (MA 9 – 126/45)<br />
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