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Restitutionsbericht 2004 - Wien Museum

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Reichskulturkammer habe es sich um einen mit Maschine geschriebenen, an die<br />

Gestapo gerichteten Brief gehandelt, in dem die Reichskulturkammer die Gestapo mit<br />

der Sicherstellung der Alt-Briefe beauftragt habe. Das Schreiben habe die Unterschrift<br />

Blauensteiners mit dem charakteristischen „B“ getragen. Als besonders befremdlich<br />

empfand es Roessler, dass sich Blauensteiner nicht einmal bemüht hatte, ihm<br />

(Roessler) gegenüber sein Vorgehen zu rechtfertigen. Laut Roessler war der ihm<br />

zugefügte Schaden nicht annähernd zu beziffern, wiewohl er meinte, ein Händler würde<br />

ihn auf etwa RM 50.000.- schätzen.<br />

Leopold Blauensteiner leugnete, zu den Vorgängen befragt, jemals die Gestapo in<br />

einem Schreiben aufgefordert zu haben, die Alt-Briefe aus dem Eigentum Roesslers<br />

sicherzustellen. Es könne sich also keineswegs um seine eigenhändige Unterschrift<br />

gehandelt haben.<br />

„Ich gebe hiezu allerdings an, dass mein Geschäftsführer, Marcell Kammerer,<br />

derzeitiger Aufenthalt Salzkammergut, näherer Ort unbekannt, mir einmal mitgeteilt hat,<br />

es werde dazu kommen, dass die im Eigentum des Prof. Roessler stehenden Alt-Briefe<br />

der Gemeinde <strong>Wien</strong> in Verwahrung gegeben würden. Keinesfalls hat er sich aber etwa<br />

mit mir über die Art und Weise, wie diese Briefe dem Prof. Roessler abzunehmen seien,<br />

besprochen, und ich habe ihm auch keinen diesbezüglichen Rat erteilt. (…) Soviel mir<br />

bekannt ist, ist Roessler Mischling I. Grades, und vermute ich, dass die Sicherstellung<br />

der Briefe aus dem Grunde erfolgte, um sie bei einer eventuellen Verlegung des<br />

Wohnsitzes des Prof. Roessler ins Ausland vor einer Verbringung zu schützen.“ 70<br />

In der Folge wurde auch der Architekt und Maler Marcell Kammerer, der selbst NSDAP-<br />

Mitglied sowie Geschäftsführer der Landesleitung <strong>Wien</strong> der Reichskammer der<br />

Bildenden Künste gewesen war, als Zeuge einvernommen, unter anderem zum<br />

„Faktum Rudolf v. Alt“. In seiner Aussage machte Kammerer folgende Angaben:<br />

„Eine ältere Dame, vermutlich Nichte der Luise Alt, Tochter des Rudolf v. Alt, kam 1941<br />

oder um diese Zeit in Abwesenheit des Prof. Blauensteiner zu mir in die Landesleitung<br />

und trug mir vor, dass sich die Briefe des Rudolf v. Alt im Besitz des Herrn Prof.<br />

70 Vernehmung des Beschuldigten Leopold Blauensteiner, Verfahren gegen Leopold Blauensteiner vor dem LG St<br />

<strong>Wien</strong>, 5.7.1945, Vg 2 c Vr 404 / 45, O. Nr. 4, Bl. 12 f.<br />

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