ausgebucht - qs- nrw

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

Fortbildung Fehldiagnose eines Nierenzellkarzinoms als „atypisches Angiomyolipom“ und Kontrolle über zwei Jahre bei einer jungen Frau Jörg Lebentrau, Horst Oesterwitz Das Nierenzellkarzinom (NZK) ist mit einem Anteil von 1 bis 2% an allen soliden Tumoren eine eher seltene maligne Neubildung. Benigne Raumforderungen der Niere (Onkozytom, Angiomyolipom) bilden die Ausnahme. Die Computertomographie (CT) des Abdomens ist das wesentliche Verfahren zur differenzialdiagnostischen Abklärung renaler Raumforderungen. Unklare CT-Befunde erfordern die weiterführende bildgebende Diagnostik – Magnetresonanztomographie (MRT), selten Angiographie – bzw. die Nierenfreilegung und intraoperative Schnellschnittuntersuchung. Die zwingende Notwendigkeit der definitiven Klärung ergibt sich insbesondere aus der Tatsache, dass die operative Tumorentfernung die einzige kurative Therapieoption darstellt. Der dargestellte Fall schildert die „zufällige“ Korrektur einer zwei Jahre alten Fehldiagnose eines NZK als „Angiomyom“ bei einer jungen Frau. Kasuistik Bei einer 19-jährigen Patientin wurde 1998 im Rahmen rezidivierender Zystitiden eine Mikrohämaturie diagnostiziert. Die CT des Abdomens ergab folgenden Befund ... Starkes frühes Enhancement (90 – 100 HE) mit leichtem Abfall im weiteren Verlauf, in der Exkretionsphase ca. 75 HE. Keine Fettanteile,... Diagnose: Nierentumor links (3 x 2,5 cm) ohne Zeichen eines infiltrativen Wachstums, keine metastasenverdächtigen Herdsetzungen. Der Befund entspricht am ehesten einem Mischtumor mit deutlich angiogener Komponente z.B. Angiomyom (Abb.1). Abb.1: CT der Nieren 1998, Bauchlage Der behandelnde Internist veranlasste jährliche Sonographiekontrollen, die im Verlauf eine Größenzunahme zeigten. 176 Brandenburgisches Ärzteblatt 6/2002 12. Jahrgang Im Januar 2001 erfolgte dann die stationäre Aufnahme in der Gynäkologischen Klinik des Hauses mit heftigen rechtsseitigen Unterbauchbeschwerden. Der hinzugezogene Konsiliar konnte eine urologische Ursache der akuten Beschwerden ausschließen. Hingegen wurde die benigne Genese des Nierentumors links auf Grund der vorliegenden CT-Bilder angezweifelt und die weiterführende Diagnostik empfohlen. Die diagnostische und operative Laparoskopie mit Adhäsiolyse zeigte erhebliche Verwachsungen von Colon ascendens und Netz mit der lateralen Bauchwand. Befunde der nachfolgenden Diagnostik Sonographie der Nieren vom 15. 1.2001: nicht homogene, echoreiche Raumforderung von 5,1 cm der linken Niere. MRT der Nieren vom 19.01.2001 (Abb.2): 5,4 x 4,7 x 5,6 cm große Raumforderung in der linken Niere, wobei die glatten Konturen, das homogen Signal- und KM-Verhalten und das Fehlen einer infiltrativen Komponente an einen benignen Tumor denken lassen. Auf Grund des CT-Befundes und der Größenprogredienz weiterführende Diagnostik indiziert. Abb.2: MRT der Nieren , 1/2001 Angiographie vom 1. 2. 2001(Abb.3): Darstellung eines hypervaskularisierten Tumors mit pathologischen Gefäßformationen, Blutseen und av-Shunts. Dringender Verdacht auf ein NZK links. Da nunmehr auf Grund der Tumorgröße im Vergleich zur Situation von 1998 eine organerhaltende Tumorexzision aus elektiver Indikation nicht mehr möglich war, erfolgte am 7. 2. 2001 die transperitoneale Tumornephrektomie, Adrenalektomie sowie Lymphadenektomie links. Histologie: Vollständig reseziertes, maximal 55 mm großes, gut bis mäßig differenziertes, chromophobes NZK links, zum Teil unter dem Bild seiner eosinophilen Variante. Keine nachweisbare Angioinvasion. Tumorfreie Nebenniere. 10 tumorfreie paraaortale Lymphknoten. TNM-UICC-Klassifi- Abb.3: Angiographie linke Niere, 2/2001 kation (5.Auflage, 1997): G2, pT1, N0 (0/ 10), R0, L0, V0, Prognosegruppe 1. Die p.o. Ausbreitungsdiagnostik ergab keinen Anhalt für Organmetastasen. Problemanalyse Das NZK gehört zu den eher seltenen malignen Neubildungen (1 bis 2 % der soliden Tumoren). Die Inzidenz beträgt 4 bis 8/100000 Einwohner. Der Altersgipfel liegt zwischen 40 und 60 Jahren. Durch die Einführung der Sonographie kam es zu einem Anstieg der inzidentellen Nierentumore. Führte in den 70er Jahren noch die klassische Symptomtrias bestehend aus Hämaturie, Flankenschmerz und palpablem Tumor bei einem Großteil der Patienten zur Diagnose eines NZK, werden heute Nierentumore meist als sonographischer Zufallsbefund entdeckt. Die Bedeutung der Früherkennung spiegelt sich in der Prognose wider. So zeigte eine Untersuchung der Universität Homburg/Saar eine Steigerung der 5-Jahres-Überlebensrate von 70 % (Zeitraum 1975-1986) auf 78 % (1987-1997) nur durch die Erhöhung des Anteils der asymptomatischen Patienten, diagnostiziert durch „nierenunabhängige“ Sonographie als Zufallsbefund. Vergleichbare Angaben finden sich bei Sweeney et al. mit einer 5-JÜR von 85 % bei inzidentellen im Vergleich zu 53 % bei symptomatischen Patienten. Yamaguchi berichtet sogar über eine 5-JÜR inzidenteller Tumore von 98,8 %. Die Erklärung liegt in der Beziehung von Tumorgröße zu Tumorstadium und Grading. Mit zunehmender Tumorgröße weisen Tumoren sowohl ein höheres Tumorstadium als auch eine schlechtere Differenzierung auf. Da die operative Therapie die einzige kurative Behandlungsoption beim NZK darstellt, ist jede Möglichkeit einer frühzeitigen Diagnose und Therapie zu nutzen. Angiomyolipome sind mit 0,3-2,1 % aller Raumforderungen der Niere eine extrem seltene Erkrankung.
Der histologische Aufbau wurde 1911 von Fischer beschrieben und die Bezeichnung „Angiomyolipom“ 1951 durch Morgan geprägt. Es handelt sich um mesenchymale Neubildungen, Hamartome, ohne Neigung zur malignen Entartung. In ca. 60 % finden sie sich als Begleitbefund bei tuberöser Hirnsklerose. Sie zeigen ein unterschiedliches Verhältnis von reifem Fettgewebe, Konvoluten dickwandiger Blutgefäße und unregelmäßig angeordneten Bündeln glatter Muskulatur. Die meisten Angiomyolipome können auf Grund ihres Fettgehaltes eindeutig durch die Sonographie (hyperreflexiv) und die CT (glatt begrenzte Raumforderung, Fett-typischer Absorptionswert,
Seite 1 und 2: Impressum Brandenburgisches Ärzteb
Seite 3 und 4: STADA Metoprolol 4 c Filme vorhande
Seite 5 und 6: Entwicklung des durchschnittlichen
Seite 7 und 8: Auf unseren Internetseiten Angebot
Seite 9 und 10: Streitpunkt. Die Berufsordnung legt
Seite 11 und 12: AiP-Ausbildungspflichtveranstaltung
Seite 13 und 14: Orthopädische Klinik, Klinikbereic
Seite 15: Der besondere Fall 18. Sept. 2002 P
Seite 19 und 20: „trockener“ Tage in der Gruppe
Seite 21 und 22: Zum Thema Reisemedizin Wachsender i
Seite 23 und 24: Begründung zum PsychKG § 6 ( Absa
Seite 25 und 26: tete Abfälle (z. B. Wundverbände)
Seite 27 und 28: Lehrbuch der Schmerztherapie Grundl
Seite 29 und 30: 95 Jahre MR Dr.med. Udo Roczen Fins
Seite 31 und 32: Kalendarium Juli 2002 1. Montag Joh
Seite 33 und 34: Vera Mai Rechtsanwältin Tätigkeit

ausgebucht - qs- nrw

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?