Berlin-Brandenburger Graduiertenkolleg
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Angesichts wachsender und zunehmend heterogener Dokumentenkollektionen<br />
einerseits und der größeren Leistungsfähigkeit<br />
neuer Algorithmen und sogenannter Softwareagenten<br />
andererseits sind hier „hinter den konkreten<br />
Dokumenten liegende“ semantische Fundierungen von Interesse,<br />
d.h. Wissensrepräsentationsformalismen des „Semantic<br />
Web“.<br />
Die bisher angesprochenen Fragen bezogen sich durchweg<br />
auf die Darstellung des – als explizierbar angenommenen –<br />
Wissens über die Objektdomäne des WMS. Dies ist aber<br />
nur ein Aspekt eines funktionierenden WMS. Der andere<br />
Aspekt betrifft die Frage, wie sichergestellt werden kann,<br />
dass ein solches System wirklich genutzt wird. Wir untersuchen,<br />
wie eine Explizierung dieser Nutzungsvorgänge (z.B.<br />
durch Visualisierungen der „Nutzungsgeschichte“ eines eingestellten<br />
Dokuments) den einzelnen und die Gruppe beim<br />
Verständnis der Wissenskonstruktionsprozesse und der von<br />
ihnen abhängigen sonstigen Arbeitsprozesse unterstützen<br />
kann. Hier gibt es auch Querverbindungen zu dem Forschungsschwerpunkt<br />
„Data Mining/Web Mining“ (vgl. S. 5):<br />
Untersuchungen zur Nutzung von webbasierten WMS kombinieren<br />
idealerweise Mining-Methoden mit weiteren Methoden<br />
wie z.B. Fragebogen-Erhebungen. Beispielsweise untersuchen<br />
wir so den Einfluss von Sprache auf das Verhalten<br />
von Internetnutzern. Dies beinhaltet die Analyse von<br />
Such- und Informationsprozessen in einem multilingualen<br />
Internet sowie die Auswirkungen einer fremdsprachlichen<br />
(z.B. englischsprachigen) Gestaltung einer Website auf das<br />
Kaufverhalten des Internetnutzers und seine Wahrnehmung<br />
des Kaufrisikos. Ebenso haben wir das Thema agentengestützter<br />
Verkaufsprozesse im E-Commerce untersucht<br />
and die Fragestellung, inwiefern Konsumenten derartig automatisierten<br />
Wissenstechnologien im Kaufprozess Vertrauen<br />
schenken.<br />
Die Analyse der Nutzung eines WMS dient im Übrigen nicht<br />
nur der Verbesserung von Arbeitsprozessen, sondern auch<br />
der Wirtschaftlichkeitsanalyse. Ein WMS stellt eine erhebliche<br />
Investition von Personal- und Finanzressourcen dar, die<br />
hinsichtlich ihrer Effektivität und Effizienz fortlaufend evaluiert<br />
werden muss, wobei auch hier wiederum Data-Mining-<br />
Methoden zum Einsatz kommen. Die Teilnehmer eines<br />
WMS müssen nicht nur dazu motiviert werden, ihr Wissen<br />
zu externalisieren und mit anderen zu teilen, sondern dieses<br />
auch unter Beobachtung des Vorganges selbst zu tun.<br />
Technische wie organisatorische Bedingungen müssen so<br />
gestaltet werden, dass die Privatsphäre der Nutzer gewahrt<br />
bleibt und sie möglichst weitgehende Kontrolle haben über<br />
die selektive Bereitstellung sowohl ihres individuellen expliziten<br />
Wissens als auch des Wissen, das implizit in den Da-<br />
ten über ihre Nutzungsaktivitäten liegt (vgl. hierzu auch die<br />
Ausführungen zu dem Forschungsschwerpunkt „Datenschutz<br />
und Sicherheit“, S. 6).<br />
Zum Forschungsschwerpunkt Wissensmanagement gehören<br />
schließlich auch diverse Bemühungen im Umfeld der<br />
dynamischen Systeme („System Dynamics“). Hier befassen<br />
wir uns mit der dynamischen Modellierung von Rückkopplungssystemen<br />
ökonomisch-sozialer Prozesse sowie den<br />
Schnittstellen zwischen Modellen und Daten. Für die Modellierung<br />
volkswirtschaftlicher Prozesse wird die Simulationssoftware<br />
„Vensim“ eingesetzt. Eine der Anwendungen betrifft<br />
die Untersuchung der Rentenentwicklung in Deutschland<br />
in den nächsten 50 Jahren, auch unter Berücksichtigung<br />
der Rentenreform vom Jahr 2000 („Riester-Rente“)<br />
sowie möglicher „Schockszenarien“. Des Weiteren werden<br />
im Hinblick auf die Integration der Simulationssoftware „Powersim“<br />
in der SAP-Softwarelandschaft SEM die Schnittstellen<br />
zwischen der Simulationssoftware und Datenbanken untersucht.<br />
Beteiligte Personen<br />
PD Dr. Hans-Knud Arndt, Prof. Dr. Bettina Berendt,<br />
Prof. Oliver Günther, Ph.D., Anett Kralisch, M.A., Dr. Sarah<br />
Spiekermann, Dr. Gerrit Tamm, PD Dr. Bernd Viehweger<br />
Ausgewählte Publikationen<br />
Arndt, H.-K., Günther, O.: Betriebliche Umweltinformationssysteme<br />
als Knowledge Managementsysteme im Umweltmanagement,<br />
in: UmweltWirtschaftsForum,<br />
9. Jg., Heft 1, S. 64-67, 2001.<br />
Berendt, B., Hotho, A., & Stumme, G.: Towards Semantic<br />
Web Mining. In I. Horrocks & J. Hendler (Eds.), The Semantic<br />
Web - ISWC 2002, Proceedings of the 1st International<br />
Semantic Web Conference, June 9-12th, 2002,<br />
Sardinia, Italy (pp. 264-278).<br />
LNCS, Heidelberg, Germany: Springer, 2002<br />
Kralisch, A.: Business-Language-Strategien im Internet.<br />
Regensburg: Haus des Buches, 2003<br />
Viehweger, B., Andresen, K., Motzkau, M.: An Intelligent<br />
Software Agent for a Management Game. - In: CCCT 2003 -<br />
International Conference on Computer, Communication and<br />
Control Technologies. - Orlando, USA (2003). - Proceedings,<br />
Vol. V, p. 10-14.<br />
Viehweger, B., Jagalski, T.: The Reformed Pension System<br />
in Germany - a System Dynamics Model for the next 50<br />
years (2003). - In: Proceedings of the 21st International<br />
Conference of the System Dynamics Society, p. 128<br />
(and CD-ROM) - New York City, USA (2003)<br />
Wirtschaftsinformatik an der HU <strong>Berlin</strong> 9