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Fachzeitschrift des Deutschen Karate Verbandes e.V. - Chronik des ...

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Länder<br />

Er ist ein seit Jahren gern gesehener Gast<br />

auf dem <strong>Karate</strong> Sommercamp in Ravensburg<br />

- Seiji Nishimura. Erfolgreichster Nationaltrainer<br />

der Japan <strong>Karate</strong>-do Federation (JKF).<br />

Am 19. und 20. August 2006 besuchte der<br />

Meister erstmals die Hansestadt, um im<br />

Eimsbüttler Turnverband bei einem, in<br />

zwei Gruppen unterteilten, Wochenendlehrgang<br />

für alle interessierten <strong>Karate</strong>ka<br />

zu unterrichten. Ausgerichtet und<br />

organisiert wurde der Lehrgang von Samad<br />

Azadi. Seiji Nishimura wurde am 9. Juni<br />

1956 in Kumamoto (Japan) geboren und<br />

begann als 15jähriger mit <strong>Karate</strong>. 1982<br />

erkämpfte er den Weltmeistertitel im<br />

Kumite.<br />

Bis vor drei Jahren trainierte Sensei Nishimura<br />

15 Jahre lang sehr erfolgreich die japanische<br />

<strong>Karate</strong> Nationalmannschaft. Viele<br />

<strong>Karate</strong>kas aus dem Land der aufgehenden<br />

Sonne konnten unter seiner Aufsicht große<br />

internationale Erfolge erkämpfen. Seine taktischen<br />

Grundsätze sind weltweit ebenso<br />

anerkannt wie die beeindruckende technische<br />

Vielfalt, die sein <strong>Karate</strong> bestimmen.<br />

“Die Stadt hat mir sehr gut gefallen. Wenn<br />

ich bei meinem nächsten Besuch hoffentlich<br />

mehr Zeit habe, werde ich sicherlich<br />

noch begeisterter von Hamburg sein.” Klare<br />

Worte, die an Aussagekraft ebenso wenig<br />

vermissen lassen wie der mit mehr als 100<br />

<strong>Karate</strong>ka gut besuchte zweitägige Lehrgang,<br />

der die Erwartungen aller Teilnehmer voll<br />

erfüllte. Sensei Nishimura bot in dem, in<br />

Vormittags- und Nachmittagstrainingseinheiten<br />

gesplitteten, Kursus für jeden etwas -<br />

ob Grundschule oder Kumite. “Sehr interessant.<br />

Man hat eine Menge gelernt.”<br />

Eines der vielen Komplimente an den ehemaligen<br />

Nationaltrainer Japans das ausdrückt,<br />

dass die Anwesenden allesamt<br />

begeistert waren und den Weg nach<br />

Eimsbüttel nicht bereuten. Sensei Nishimuras<br />

Schwerpunkt liegt eindeutig beim<br />

<strong>Karate</strong>. Er gibt dreimal pro Woche Training<br />

an der Universität Fukuoka, zusätzlich dreimal<br />

wöchentlich in seinem eigenen Dojo,<br />

an den Wochenenden Seminare in ganz<br />

Japan und weitere fünf bis sechs Lehrgänge<br />

weltweit jährlich. Des Weiteren ist er an<br />

34<br />

Veröffentlichungen der Universität zum<br />

Thema Sport und Gesundheit beteiligt.<br />

Meister Nishimura praktiziert die Stile<br />

Wado Ryu, Goyu Ryu und Kushin Ryu.<br />

Weltmeister Manabu Takenochi sowie viele<br />

Asiatische- und Japanische <strong>Karate</strong>meister<br />

kommen aus seinem Dojo, welches als<br />

eines der Besten Japans gilt. Der japanische<br />

<strong>Karate</strong>-Dachverband JKF besteht aus den<br />

vier Hauptstilrichtungen Shotokan<br />

(JKA/JKS), Wado (Wado-Ryu/Wado-Kai),<br />

Goju-Ryu, Shito-Ryu und dem Verband<br />

Rengokai für über 200 kleinere <strong>Karate</strong>-Stile.<br />

Insgesamt sind etwa 1 Million <strong>Karate</strong>sportler<br />

dem JKF angeschlossen.<br />

Würden Sie in Ihrem Leben etwas anders<br />

machen, wenn Sie das Rad der Zeit<br />

zurück drehen könnten?<br />

Nein, ich würde nichts anders machen. So<br />

wie mein Leben bisher verlaufen ist, ist es in<br />

Ordnung.<br />

Welche Charaktereigenschaften<br />

schätzen Sie am meisten, und was gefällt<br />

Ihnen gar nicht?<br />

Für mich sind Aufrichtigkeit und Zuverlässigkeit<br />

sehr wichtig. Unehrlichkeit<br />

gefällt mir nicht. Der persönliche Eindruck<br />

entscheidet, ob mir jemand sympathisch ist<br />

oder nicht.<br />

Wie sind Sie zum <strong>Karate</strong> als Ihre<br />

Sportart gekommen?<br />

Als Jugendlicher inspirierten mich die Filme<br />

mit Bruce Lee. Ich wollte mich bei einer<br />

Auseinandersetzung möglichst behaupten<br />

können.<br />

Welche Hobbys haben Sie außer<br />

<strong>Karate</strong> noch?<br />

Ich gehe mit meiner Frau sehr gerne essen,<br />

wobei ich die internationale Küche besonders<br />

schätze. Außerdem sehe ich mir gerne<br />

Filme an.<br />

Was fasziniert Sie besonders an <strong>Karate</strong>?<br />

Die Spannung. Der Moment, in dem ich<br />

weiß, dass ich meinen Gegner besiegt habe.<br />

Wie motivieren Sie ihre <strong>Karate</strong>ka<br />

zu Höchstleistungen?<br />

Ich gestalte das Training abwechslungsreich<br />

und zeige, was alles erreichbar ist. Die<br />

Schüler sollen Kraft aus meinen Instruktionen<br />

schöpfen.<br />

Hamburg<br />

Von der Universität zum Kampfsport<br />

Japans ehemaliger Nationaltrainer Seiji Nishimura (7. Dan Wado Ryu) erstmals in Hamburg<br />

Was unterscheidet das in Japan praktizierte<br />

<strong>Karate</strong> von dem <strong>Karate</strong>, wie es in<br />

Europa ausgeübt wird?<br />

In Deutschland bzw. Europa scheint vor<br />

allem der Bereich Kumite eine stärkere<br />

Rolle zu spielen. In Japan besteht das<br />

Training zu etwa 80% aus Kihon und Kata,<br />

iist also eher auf Budo als auf Wettkampf<br />

ausgerichtet.<br />

Wird das 9er Graduierungssystem<br />

(vom Weiß- bis zum Braungurt)<br />

auch in Japan angewendet?<br />

Das 9er Graduierungssystem gibt es auch in<br />

Japan. Allerdings stimmen die Gürtelfarben<br />

nicht unbedingt mit den in Deutschland<br />

festgelegten Farben überein. In Japan kann<br />

jeder Club die Gürtelfarben selbst bestimmen.<br />

Steht Sportkarate nicht im Widerspruch<br />

zur Idee <strong>des</strong> ursprünglichen <strong>Karate</strong>?<br />

Nein, ich sehe darin keinen Widerspruch.<br />

Sportkarate und Wettkämpfe sind oftmals<br />

ein Teilabschnitt eines langen Weges im<br />

<strong>Karate</strong>training. Warum sollte ein junger<br />

<strong>Karate</strong>ka nicht seine Grenzen kennen lernen?<br />

Dazu eignet sich der Wettkampfsport<br />

oftmals sehr gut. Auch, um sich mit anderen<br />

zu messen. Ein Lebensabschnitt also im<br />

<strong>Karate</strong>. Später gibt es noch genug Zeit, seine<br />

Priorität dem Budo zuzuwenden.<br />

Wie denken Sie über Stiloffenes <strong>Karate</strong>?<br />

Jeder muss seinen eigenen Stil finden, den<br />

er mag und der zu ihm passt. Ich selbst<br />

bevorzuge Wado Ryu.<br />

Wie kann das öffentliche Interesse an<br />

<strong>Karate</strong> in Deutschland gesteigert werden?<br />

Es wäre sehr gut, wenn <strong>Karate</strong> zu einer<br />

olympischen Disziplin würde. Nicht nur für<br />

den Bekanntheitsgrad in Deutschland, sondern<br />

für die internationale Popularität.<br />

Welchen Ratschlag möchten Sie<br />

jungen Menschen mit auf ihren<br />

Lebensweg geben?<br />

IIch versuche, durch mein Training den jungen<br />

Menschen einen guten Weg zu vermitteln.<br />

Motiviere sie, sich immer wieder neue<br />

Ziele zu setzen und zu erreichen, aber auch<br />

Bewunderung und Sehnsucht zu empfinden.<br />

Wolfgang Adamek<br />

Foto: Norbert Dopierala

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