Bullauge 2011 - Schifferverein
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des Wassers weiter stabilisiert und anschliessend<br />
in den Bereich des Ufers gebracht<br />
werden.<br />
Parallel hierzu laufen die Vorbereitungen<br />
für die Absuche des Schiffsinneren<br />
nach den beiden noch vermissten Personen<br />
durch die Polizei. In den total<br />
zerstörten Wohnräumen des Schiffes<br />
wurde eine Leiche gefunden und geborgen,<br />
die als eines der vermissten Besatzungsmitglieder<br />
identifi ziert wurde,<br />
das vierte Besatzungsmitglied wird immer<br />
noch vermisst.<br />
Sonntag, 13. Februar <strong>2011</strong><br />
32 Tage nach dem schweren Schiffsunfall<br />
in der Nähe der Loreley bei St.<br />
Goarshausen Km 555 war die Bergung<br />
der TMS «Waldhof» abgeschlossen. Der<br />
Schiffsverkehr auf dem Rhein wird sich<br />
in den nächsten Tagen normalisieren,<br />
doch von Normalität kann noch keine<br />
Rede sein. Der Unfall hat sehr grosse<br />
Opfer gefordert und viele Anstrengungen<br />
nach sich gezogen.<br />
Unser Mitgefühl gilt zuallererst den<br />
Angehörigen der beiden umgekommenen<br />
Besatzungsmitglieder. Ihr Verlust<br />
kann nicht ersetzt werden.<br />
Die Frage stellt sich, warum ist der<br />
Tanker gesunken? Wie ist es, dass ein<br />
moderner Tanker ohne Fremdeinwirkung<br />
kentert? Fragen über Fragen. Die<br />
Vermutungen, dass die so genannten<br />
«Centertanks» (also Tanks im Schiff, die<br />
keine Längstrennung haben) Ursache<br />
des Kenterns sein könnten, verdichten<br />
sich immer mehr. So ist in der Zwischenzeit<br />
auch in Antwerpen auf der Schelde<br />
ein Tanker am Sinken gewesen. Er neigte<br />
sich nach Steuerbord und konnte<br />
noch an einer Anlegestelle festgemacht<br />
werden. Als die Schlepper zu Hilfe eil-<br />
80<br />
ten, um den Tanker zu stabilisieren,<br />
liefen die Tankinhalte (infolge Fehlens<br />
einer so genannten Längsschotte) auf<br />
die Backbordseite und das Schiff hatte<br />
eine enorme Schräglage. Mit Mühe<br />
konnte ein Sinken des Schiffes vermieden<br />
werden und der Tanker konnte<br />
leergepumpt werden.<br />
Nun stellt sich die Frage, wie es Klassifi<br />
kationsgesellschaften (wie Veritas<br />
oder GL) gibt, die Neubauten mit so<br />
genannten Centertanks gestatten. Ein<br />
wirtschaftlicher Zwang wurde da wohl<br />
ausgeübt, weil Centertanks bei einem<br />
Tanker angeblich € 100 000 weniger<br />
Baukosten verursachen sollen. Wo<br />
bleibt hier die Sicherheit des Schiffspersonals<br />
und der Umwelt?<br />
Sonntag, 22. Mai <strong>2011</strong>, fi ndet in Boppard<br />
der 57. Internationale Schiffertag<br />
statt. Wir werden dieses Thema auf den<br />
Traktanden führen und mit den verantwortlichen<br />
Schifffahrtsbehörden diskutieren<br />
und nach dem Stand der Untersuchungen<br />
fragen.<br />
Ich werde im nächsten S’Bullaug darüber<br />
berichten.<br />
Quellen:<br />
– Pressezentrum «Havarie Loreley»<br />
– Wasser- und Schifffahrtsamt Bingen<br />
– Polizei Rheinland Pfalz<br />
– Ramon Schäfer<br />
Verfasser: Albert Fritz