176 BIRGITTA TAMM Die Gartenkarte Falda‘s zeigt die Verhältnisse auf dem Palatin in Bezug auf unser aktuelles <strong>Gebiet</strong>: die hervorstechendcn Reste der Basilika und des Larariums sowie den versenkten geschlos senen Hof vor den in der Erde versteckten Resten des <strong>Repräsentationspalast</strong>es. Nardini‘s Führer zeigt, mit welchen Ideen über die Lokalitäten des Kaiserpalastes vom Titusbogen her man gerech net hatte. <strong>Das</strong> ist die Lage, praktisch—topografisch und wissenschaftlich—antiquarisch, als Herzog Franz von Parma in den4oer Jahren des i8.Jahrhunderts beschloss, hier oben Ausgrabungen zu veranstalten mit Bianchini als wissenschaftlichem Berater. BIANCHINI UND DIE AUSGRABUNGEN IN DEN 20er JAHREN DES 18. JAHRHUNDERTS <strong>Das</strong> grosse Buch des Monsignor Francesco Bianchini über den Kaiserpalast erschien postum 17381. Es ist durchaus nicht leicht zu lesen und auszunutzen, teilweise deswegen, weil es Lücken aufweist und einer schlussgültigen Überarbeitung ermangelt, vor allem aber weil es die Gelehrsamkeit einer vergangenen Zeit repräsentiert. An und für sich kann man nichts gegen die Anlage der Arbeit einwenden: zuerst eine Übersicht über frühere Forschungen, die den Palast betreffen, dann ein Bericht über die Grabungen in den drei Sälen und die Reste, die sich unter ihnen fanden, Beschreibungen der Funde und <strong>Vor</strong>legung der chronologisch wichtigen Studien zu den Zie-. gelstempeln. Hiernach folgt ein wissenschaftlicher Kommentar und eine Erklärung zu einer grossen Rekonstruktion des gesamten Kaiserpalastes, die am Ende des Buches auf Tafeln vorge legt wird (Abb. i6). Gegen diesen weitläufigen Teil des Werkes müssen wir indessen die haupt sächlichsten Einwendungen erheben. Die wirkliche Absicht bei Bianchini‘s sehr umfassenden Arbeiten scheint gewesen zu sein, den Palast der Caesaren in seiner idealsten Gestaltung darzu stellen. Die drei Säle nehmen nur einen sehr kleinen Raum in dem rekonstruierten Palast ein, der sowohl durch antiquarische Tradition seit dem i6. Jahrhundert wie von gleichzeitiger Architek— turauffassung geprägt ist. Wie wir aus Abb. i6 ersehen können, besteht der Bianchinipalast aus zwei symmetrischen, spiegelgewendeten Teilen, die einen Mittelteil umgeben, der dem <strong>Gebiet</strong> entspricht, das heute von den Ruinen des Baues eingenommen wird, den wir Domus Augustana nennen. <strong>Das</strong>s das Mauerwerk in den drei Sälen auf Grund exakter Beobachtungen in domitiani-. alter antiquarischer sehe Zeit datiert wird, verhindert keineswegs, dass der Palast als Ganzes nach — Tradition — als ein Bau des Augustus angesehen wird. Die Aula Isiaca, die unter dem Fussboden der Säle vorgefunden wurde, wird den Erweiterungen des Tiberius und des Caligula zugeschrie ben. Domitian wird als der Kaiser angesehen, der dem Palast seine schlussgültige elegante Form gegeben hat 2. Dadurch, dass Texte als Erklärung für die archäologischen Entdeckungen angeführt und weitere Der Neffe des Verfassers, Giuseppe Bianchini berichtet Erginzungcn vorgenommen. über die Editionsproblerne im <strong>Vor</strong>wort des Buches. Hülsen 2 Bianchini, passini, z.B. SS. 36, 73, 75 (Der Palast Domitians hat den Nachlass studiert und in seinen Untersuchungen zur wurde als ein westliches Pendant zum Palast des Augustus Topographie des Palatins, Röm. Mitt., 5895, S. 252 ff., gewisse südlich von S. Bonaventura gestaltet), 90ff.
‚.3‘ DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIONSPALAST DES DOMITIAN AUF DEM PALATIN 177 Ch r‘ •. Abb. x6. Bianchini‘s Rekonstruktion des Kaiserpalastes auf dein Palatin. Die hier nicht sichtbare rechte Hälfte des Stiches zeigt einen identischen spiegelgewendeten Palast, Ncro‘s Dornus aurea. Aus „11 palazzo dc‘ Cesari“. - -j w,z.