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Tamm, Brigitta – Das Gebiet Vor Dem Repräsentationspalast Des

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DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIOJSPALAST DES DOMtTIAN AUF DEM PALATIN 183<br />

ausgenutzt. Es scheint so, als ob lediglich die Erstreckung der Mauern beobachtet werden konnte.<br />

Der Mittelsaal wird auch als Bibliothek aufgefasst und die Quellentexte scheinen, nach dem<br />

Verfasser, die <strong>Vor</strong>stellung zu stützen, dass der Apollotempel in dieser Gegend gelegen hat.<br />

Die gleiche eigentümliche Mischauffassung, dass die drei ausgegrabenen dornitianischen Säle<br />

nach älterer Tradition mit dem Apollotempel des Augustus verknüpft werden müssen, vertritt<br />

der Architekt Canina in seinem grossen Werk über das antike Rom‘. Der Mittelsaal Bianchini‘s<br />

wird biblioteca latina genannt, die Basilika biblioteca greca. Hinter ihnen, ungefähr an der Stelle<br />

des Tricliniums, wird die Lage des Apollotempels angenommen und vor den drei Sälen lässt er<br />

den Prozessionsweg vorbeiführen, der in vielem an den Bianchini‘s erinnert (Abb. 20). Es soll<br />

indessen hervorgehoben werden, dass sich Canina keinen kräftigen Niveauunterschied zwischen<br />

dem Fussboden der Säle und dem offenen Hof davor vorstellt. Sein Platz, genannt atrio, liegt<br />

auf demselben Niveau wie die drei Säle (Abb. 21).<br />

ROSA UND DIE AUSGRABUNGEN DER 1860er JAHRE<br />

So kam es schliesslich zu dem für die Erforschung des <strong>Repräsentationspalast</strong>es ebenso entschei<br />

dend wichtigen Dezennium der 1860er Jahre wie es jenes der 20er Jahre des iS. Jahrhunderts ge<br />

wesen war. Napoleon III. von Frankreich war nach dem letzten Bourbonenkönig von Neapel<br />

Eigentümer der Farnesinischen Gärten geworden. Die Ausgrabungen, die fast unmittelbar in Gang<br />

gesetzt wurden, sind von vielen Gesichtspunkten her interessant, nicht zumindest idenmässig<br />

und politisch. Es war im höchsten Grade der Kaiserpalast, dem die Ausgrabungen galten, nicht<br />

mehr der Apollotempel der Dichter und Gelehrten, den man von dieser Zeit an definitiv an eine<br />

andere Stelle zu lokalisieren versuchen musste. Der französische Souverain greift direkt auf seinen<br />

<strong>Vor</strong>gänger, Herzog Franz von Parma, zurück, mit dem er übrigens weitläufig verwandt war<br />

2.<br />

Grossartige Anweisungen für die Untersuchungen wurden ausgearbeitet und entsprechende<br />

Resursen wurden dem wissenschaftlichen Leiter, Pietro Rosa, zur Verfügung gestellt. Die Aus<br />

grabungen sollten nach einer vorgestellten Linie quer durch den <strong>Repräsentationspalast</strong> hindurch<br />

von der Seite des Circus Maximus her bis in die Gegend der via sacra vorgenommen werden —<br />

man denkt dabei an die alte Idee eines Prozessionsweges von ganz unten vom Titusbogen her.<br />

1 L. Canina, Gli edfizj di Roma antica cogniti per alcune reliquie<br />

descritti e dirnostrati nell‘intera loro architettura, Vol. III (Testo).<br />

IV (Tavole), Roma sS5i.<br />

2 Nach dem Tode des letzten Farnese—Herzogs 1731 erbte<br />

dessen Nichte Elisabeth, Königin von Spanien, das Herzog<br />

tum Parma und den zu diesem gehörigen Besitz, darunter<br />

die palatinischen Gärten. Elisabeth‘s Sohn Ferdinand besass<br />

als König in Neapel, wie auch seine Erben, bis zum letzten<br />

Bourbonenkönig beider Sizilien Franz II. — der r86o vertrie<br />

ben wurde — das farnesinische Erbe in Rom. Kaiser Franz<br />

Joseph II. von Österreich hatte mit seiner zweiten Gemahlin,<br />

Ivlaria Theresia von beiden Sicilien, die Tochter Ivlarie—<br />

Louise, die zweite Gemahlin Napoleon 1. Deren Sohn,<br />

Napoleon, der nach dem Fall des Vaters sich in Österreich<br />

aufhielt, trug eine Zeit lang den Titel Herzog von Parma,<br />

ein Rest des Farnese-Erbes von der Seite der Grossmutter<br />

(Parma wurde i86o dem Königreich Italien einverleibt).<br />

Theoretisch konnte Napoleon III. nach dem Tode seines<br />

Vetters Napoleon II. gewisse Ansprüche auf dieses Farnese—<br />

Erbe erheben. Er erwarb die Gärten auf dem Palatin sehr<br />

schnell nachdem sie „zugänglich“ geworden waren. Ich hatte<br />

keine Möglichkeit zu untersuchen von wem und unter<br />

welchen Formen. Vgl. Romanelli, Horti Palatini, S. 670.<br />

In diesem Zusammenhang könnte das Antikeninteresse des<br />

französischen Kaisers erwähnt werden und seine Studien über<br />

die frühe Kaiserzejt.

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