Tamm, Brigitta – Das Gebiet Vor Dem Repräsentationspalast Des

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190 BIRCITTA TAMM muss wohl auf dem Hintergrund einer sehr alten Auffassung über einen versenkten Platz vor dem Palast gesehen werden. Es gibt indessen Forscher, die keine Stellung zu einer speziellen Gestaltung des aktuellen Ge bietes einnehmen wollten. Es ist gesagt worden, dass der Palast durchaus keinen monumentalen Charakter nach dieser Seite hin aufwies, sondern dass er seine „gute“ Seite dem Innern zuwendete‘. Man hat ganz darauf verzichtet, Architekturvergleiche mit diesem für die Baugeschichte so 2. bedeutungsvollen Palast anzustellen Die Übersicht über die Geschichte des Gebietes und die Deutungen der Forscher, die hier vorge legt worden ist, bestätigt, dass wir uns in einer schwierigen Forschungssituation befinden. Wir haben durchaus keinen Ausgangspunkt, von dem aus wir die Fassade rekonstruieren könnten. Wir wissen von einem westlichen Eingang,jedoch nichts Näheres darüber, wie es im Ostenaussah. Der Vorplatz ist ein vollständiges Rätsel. Die Theorie über den versenkten Hof kann nicht be wiesen werden. Zuverlässige Dokumente, die diese Theorie stützen könnten, sind nicht publiziert worden. Wie es jetzt aussieht kann man sich fragen, ob der ganze Gedanke nicht auf ein Gar— tenarrangement des i6. Jahrhunderts zurückzuführen ist, über das Bianchini sich keine archäo— logisch richtige Auffassung gebildet hatte oder bilden konnte. Trotzdem hat er spätere Ge lehrte beeinflussen können, besonders Rosa und die Verfasser der gewöhnlichsten Handbücher. Was kann man bei dieser Lage tun, um in Erfahrung zu bringen, wie der Palast des Domitian wirklich ausgesehen hat und wie das Gebiet davor organisiert war? Es ist meine Überzeugung, dass man auch ohne Ausgrabungen gewisse Resultate erzielen kann. Wir müssen das antike Material genauer untersuchen sowie die Überreste antiker Verhältnisse, die wir in späterer Zeit aufspüren können. Die antiken Textquellen können bedeutend mehr Aufschlüsse liefern, als ein zelne an mit Namen versehene Lokalitäten fixierte Notizen 3. Die Literatur kann uns nämlich, zusammen mit kunsthistorischem und anderem Vergleichsmaterial, darüber unterrichten, wie ein Repräsentationspalast angewendet wurde und das Studium seiner Funkn kann Anregungen für die Analyse der Ruinen geben. Dieser Studientyp muss methodischer als früher betrieben werden, sodass wir sichere Anhaltspunkte dafür erhalten, wie die Kaiser und ihre Hofhaltung sich 4. im Repräsentationszusammenhang bewegten und benahmen Auch reine Architckturvergleiche sollten mehr als bisher ausgenutzt werden. Beispiele von Fassaden und Vorplätzen aus der Spätantike dürften Material für die Deutung eines so wichtigen Finsen, op. cit. S. 32 f. Methoden zur Ausnutzung solchen nicht immer beobachteten E. l3aldwin Smith, Architectural Syrnbolis?n oflmperial Ronze and the ?vliddle Ages, Princeton Monographs in art and ar— chaeology 25, Princeton 1950, S. 147. Dank ausgezeichneter Zitatensammlungen wie Lugli‘s ?VIOtZS Palatinus und Lexika wie dem Thesaurus Linguae La— tinae und Pauly‘s Realencyclopädie erspart man sich ja viel Arbeit bei der Zusammenstellung der grundlegenden Texte. Diese müssen jedoch in ihrem Zusammenhang gelesen und verstanden werden, und ausserdem gibt es die „versteckten“ Texte, die Namen oder Wörter nicht enthalten, welche mechanisch in die Zitatsammlungen einregistricrt worden indirekten Materiales ausarbeiten. Es fällt schwer sich des Verdachtes zu erwehren, dass Ge— lehrte, uni ein Beispiel zu nennen, der oben Zitierte Haug— witz, früher leicht dazu neigten, gewisse anachronistische Formen von Herrscherattitüden zu assoziieren. Urteile über die Architektur als Symbol für die Einstellung des Herrschers sind verständlich als Ausdruck für die Diskussion der Zeit über die Ruinen auf dem Palatin, sie dürfen aber nicht unsere Analyse der Ruinen stören. Diese muss von Grund auf vorgenommen werden. Vgl. Smith, op. cit., S. 145: „we know so little about Roman palace ceremonies“. sind. Tir müssen die Textinventarisation erweitern und
DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIONSPALAST DES DOMIT[AN AUF DEM PALATIN 191 Vorläufers zu liefern im Stande sein wie ihn der Domitianspalast darstellt‘. Das Studium des reichen Quellenmateriales aus der Spätantike und aus byzantinischer Zeit könnte vertieft und dabei die Aufmerksamkeit auf die Fragen gerichtet werden, die in diesem Aufsatz behandelt wurden. Hier ist indessen nur ein Problem mit Hilfe von zugänglich publiziertem Material vorgelegt worden. 1 E. Dyggvc hat ein niitzliches Schema über Grundrisse von 9, 1959, fig. 21. Man könnte sich ein entsprechendes Schema Zeremoniengebäuden gegeben, beginnend mit Domitiaris von Fassaden und deren Verhältnis zum umgebenden Repräsentationspalast, Intorno al Palazzo di Pvleleda, Palladio Stadtmilieu wünschen.
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