Tamm, Brigitta – Das Gebiet Vor Dem Repräsentationspalast Des
Tamm, Brigitta – Das Gebiet Vor Dem Repräsentationspalast Des
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DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIONSPALAST DES DOMITLAN AUF DEM PALT[N 149<br />
an der Stelle für die drei Säle, die Bianchini in den oer Jahren des i8. Jahrhunderts entdeckte,<br />
hat man sich während der Renaissance vorgestellt, dass der palatinische Apollotempel des Augustus<br />
mit den Danaiden—Portikus und den berühmten Bibliotheken gelegen haben sollen. Bianchini<br />
identifizierte die Säle als kaiserliche Repräsentationsräume aus der Zeit des Domitian aber ein<br />
paar Generationen nach ihm werden zwei der Säle als Bibliothek des Apollotempels bezeichnet‘.<br />
Die alte <strong>Vor</strong>stellung konnte nicht verdrängt werden sondern wurde den neu entdeckten Über-.<br />
resten angehängt. Zuweilen wirkt es geradezu so, als ob man bei dem Mangel einer wirklichen<br />
wissenschaftlichen Unterlage sich Ideen und Anschauungen schaffen musste, die dann gewissen<br />
Modeiinderungen unterworfen wurden. Muss man vielleicht den Verdacht hegen, dass wir auch<br />
weiterhin Opfer irgend einer dieser Schwankungen sind, in der Art wie wir den Palast auffassen?<br />
Unter allen Umständen scheint mir ein Expost über die Ereignisse gerade auf diesem Teil des<br />
Palatins und über diese wechselnden Auffassungen einen gewissen Eigenwert zu haben. In einem<br />
solchen Fall wie diesem, bei dem wir teilweise von ausserwissenschaftlichen Umständen abhängig<br />
sind, geht es nicht nur darum, traditionellen Stoff von zweifelhaftem Werte auszuschalten, sondern<br />
zu versuchen, einen besseren Begriff über den ideenhistorischen 1—untergrund unserer <strong>Vor</strong>stellungen<br />
herauszuarbeiten.<br />
DIE ANTIKE<br />
Irgendein schriftliches Dokument, das uns darüber Aufschlüsse geben kann, wie das aktuelle<br />
<strong>Gebiet</strong> in der Antike ausgestaltet worden war, gibt es nicht. <strong>Das</strong>s ein Zeremonienweg von dem<br />
<strong>Gebiet</strong> beim Titusbogen hinaufführte, ist indessen durch mehrere Texte bezeugt<br />
2. Es ist ver—<br />
lockend in der von Gellius erwähnten czrea Palatina, alternativ vestibuluni Palatii, als Warteplatz für<br />
die, die dem Kaiser am Morgen ihre Aufwartung machen sollten, einen Hinweis auf den offenen<br />
Platz vor dem Palast zu sehen<br />
3.<br />
<strong>Das</strong> Ruinengebiet ist, wie erwähnt, schwer zu deuten, da es an sicheren Nachrichten darüber<br />
fehlt, welche <strong>Vor</strong>kehrungen in den verschiedenen Zeiten getroffen wurden. Ich möchte jedoch<br />
daraufhinweisen, dass man deutlich Abdrücke von Bretterformen in der Gussmasse der drei<br />
Podien erkennen kann, die vor der Fassade liegen (Abb. 3). Mauerpartien, bei denen solche<br />
Abdrücke zurückblieben, deutet man gewöhnlich als Fundamente. Man hat sich nicht darum<br />
besorgt, den Gusskern mit einer Fassadenbekleidung zu versehen, da sie nicht gesehen und zur<br />
Hauptsache in der Erde verborgen sein würde<br />
4. Diese Abdrücke auf den Podien hören etwas<br />
mehr als einen Meter unterhalb der Fussbodenfläche der drei Säle auf. Dieser Umstand würde in<br />
gewöhnlichen Fällen als ein Anzeichen dafür gedeutet, dass der untere Teil der Podien unter der<br />
1 Vgl. unten S. 169 und 182 f. aedium Palatinarum), zo,i,s (area Palatina).<br />
Texte wie 0v. Trist. 3, 1, 31 ff.; i Sen. Apocol. 12,1; Cass. G. Lugli, La tecnica edilizia romana, Rorna 5957, S. 385 f.<br />
Dio 65, 20. 2—3 (\Tjtelljus wird vom Palast auf die via sacra mit Abb. 86. R.omanelli, Ii Palatino, S. i6, weist in Bezug auf<br />
geschleift), Matt. Ep. 1,70 usw. Der topografische Wert denPalastgeradeaufdenUnterschiedzwischendensichtbaren<br />
dieser Texte wurde grösstenteils schon in der Renaissance Winden mit Ziegelbekleidung und den unverkleideten Guss—<br />
beachtet. masseböden im Palast hin. —<br />
Auf<br />
älteren Abbildungen scheint<br />
Gell. 4,5,! (in vestibulo Palatii), 19,13,1 (in vestibulo die Bretterform höher heraufzureichen, vgl. unsere Abb. 22.