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Tamm, Brigitta – Das Gebiet Vor Dem Repräsentationspalast Des

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SKRIFTER UTGIVNA AV SVENSKA INSTITUTET 1 ROM, 40, xxix<br />

ACTA INSTITUTI ROMANI REGNI SUECIAE, SERIES IN 40, xxjx<br />

OPUSCULA<br />

ROMANA<br />

VOL. VI<br />

EDIDIT<br />

INSTITUTUM ROMANUM REGNJ SUECIAE<br />

LUND, C.W.K. GLEERUP<br />

1968


DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIONSPALAST<br />

DES DOMITIAN AUF DEM PALATIN IN FOR<br />

SCHUNGSGESCHICHTLICHER BELEUCHTUNG*<br />

VON<br />

BIRGITTA TAMM<br />

EINLEITUNG<br />

Wenn man sich vorzustellen versucht, wie der <strong>Repräsentationspalast</strong> Domitians, die sogen.<br />

Domus Flavia, sich für den ausnahm, der auf dem Weg vom Titusbogen her zum Palatin hinauf<br />

stieg, muss man, meiner Meinung nach, zunächst zu folgenden drei Fragen Stellung nehmen:<br />

Wie war die Fassade ausgebildet? Wo lag der Eingang, oder lagen die Eingänge, zum Palast?<br />

Und auf welche ‘vVeise hatte die Fassade sich an die umgebende Stadtbebauung angepasst? Diese<br />

drei Fragen sind in den römisch—topographischen Schriften im Laufe der Zeiten sehr verschieden<br />

beantwortet worden. Was die Fassade selbst betrifft, so sind die Meinungsverschiedenheiten<br />

nicht geradezu radikal, abgesehen von den Fällen, in denen der mittlere der drei Säle hinter der<br />

<strong>Vor</strong>derwand des Palastes als ein Hof angesehen wird, was naturgemäss auf die Frage der<br />

Fassadengestaltung zurückwirkt. Aber die Auffassung des Mittelsaales als ein Hof wird gewöhnlich<br />

nicht in die Diskussionen über die Gestaltung der Fassade miteinbezogen, sondern erst wenn der<br />

Mitteiraum selbst beschrieben werden soll. Viele Gelehrte halten es indessen für unwahrscheinlich,<br />

dass der Raum überdeckt werden konnte<br />

1. Die Variationen zwischen den Auffassungen bei<br />

denen, die wirklich dazu Stellung genommen haben, wie die Fassade ausgesehen haben könnte,<br />

beziehen sich auf solche Dinge wie die Anzahl der Säulen und die Verzierung bei den Oberge—<br />

schossen, die man ohne Stütze von Fundmaterialien rekonstruieren muss<br />

* Für die Übersetzung des schwedischen Manuskripts ins<br />

Deutsche danke ich meinem Freund, Professor Wily<br />

Schwabacher.<br />

1 G. Giovannoni, La basilica dci Flavi sul Palatino, Atti dcl III<br />

Coswegno per la storia dell‘architettura, Roma 1940, S. 8s;<br />

P. H. Blanckenhagen, Flavische Architektur und ihre Dekora<br />

tion untersucht am Nervaforum, Berlin 1940, S. 139. Man darf<br />

vermuten, dass die Frage in dieser Zeit häufig diskutiert<br />

wurde. Vgl. G. Lugli, Roma antica. II centra monumentale,<br />

Roma 1946, S. 489, wo er über die Decke der Aula im Zweifel<br />

ist, während er in Nuove forme dell‘architettura romana nell‘eta<br />

dei Flavi, Atti del III Convegno (siehe oben) S. 96 ein Tonnengewölbe<br />

annimmt.<br />

2. (Abb. 1, 2.)<br />

2 F. Bianchini nimmt bei seiner Rekonstruktion in II palazzo<br />

de‘Cesari, Verona 1783, Tav. 17 Arkaden und doppelte<br />

Pilaster an (unsere Abb. 16); F. Dutert, ‘tude et restauration<br />

du palais public des Cdsars sur le mont Palatin, Ren. arch., Paris<br />

1873, pl. II: 22 Säulen: F. Reber, Die Ruinen Roms, Leipzig<br />

1879, 28, wenn man die doppelten auf den drei vorspringenden<br />

Podien mitrechnet. R. Lanciani, Ruins and Excanations<br />

ofAncient Rome, London 1879, legt einen Plan mit sogar 33<br />

Säulen in der Fassade vor. W. J. H. Hough, Menwirs of the<br />

American Academy in Rome II, New York 1918, SetZt 19 in<br />

seinen Rekonstruktionspian ein; E. Graf Haugwitz, Der<br />

Palatin. Seine Geschichte und seine Ruinen, Rom 1901, mit der<br />

bekannten Rekonstruktion von Tognetti, nimmt zz an, was<br />

dann die gewöhnlichste Anzahl bleibt.


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DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIONSPALAST DES DOMITIAN AUF DEM PALATIN 147<br />

N<br />

Abb. 2. Tognetci‘s Rekonstruktion des <strong>Repräsentationspalast</strong>es des Dornitian.<br />

Der Haupteingang wird jetzt gewöhnlich auf die Westseite verlegt‘, während man früher<br />

Frontaitreppen hinauf zu den drei Sälen angenommen hat, die sich nach der Fassade hin öffnen 2.<br />

<strong>Vor</strong> kurzem ist ein gänzlich andersartiger <strong>Vor</strong>schlag vorgelegt worden: Der Eingang sollte östlich<br />

des eigentlichen <strong>Repräsentationspalast</strong>es in dem Teil des Gebäudekomplexes gelegen haben, den<br />

man Domus Augustana zu nennen pflegt 3.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Gebiet</strong> vor dem Palast endlich stellt man sich meistens als eine grosse Piazza vor, deren<br />

tatsächliche Abschlusswand durch die Palastfassade gebildet wird. Bei den üblichsten Rekonstruk<br />

tionen und bei dem Rom-Modell aus der Zeit Konstantins lässt man den Palast sich von einer<br />

Plattform erheben, die ziemlich niedrig zu sein scheint, nur wenige Meter hoch, während man<br />

in Führern und Handbüchern oft die Angabe findet, dass der Palast einen Fassadenportikus hatte,<br />

der eine hohe Altane über der Piazza bildete, auf die der Kaiser wie auf eine Ehrenloggia heraus<br />

trat. Es ist auch ausdrücklich behauptet worden, dass das Bodenniveau der drei Säle io m über<br />

dem Platz vor dem Palast lag 4. Schliesslich kann noch die Deutung des Mittelsaales im vorderen<br />

Teil des Palastes als Tablinum erwähnt werden, wobei vorausgesetzt, jedoch nicht immer ausge<br />

sprochen wird, dass der Platz vor dem Palast eine Art von Atrium ist — eine Deutung, die einen<br />

intimen Zusammenhang zwischen dem Palast und dem vor ihm liegenden <strong>Gebiet</strong> voraussetzt 5.<br />

Es kann kaum geleugnet werden, dass jede Lösung dieses Problemkomplexes — die Frage<br />

nach der Ausgestaltung der Fassade, die Verlegung der Eingänge und das Verhältnis zwischen dem<br />

1 So Ziegler, Palatium, RE i8, 3, 1949, S. 71, L. Grema, hagen 1962, S. 33 f.<br />

L‘architettura romana 1959, S. 316; M. Blake, Roman Construc— ‚ Ziegler, loc. cit.; G. Tosi, Ii palazzo principesco dall‘arcaismo<br />

tion in Italy from Tiberius through the Flavians, Washington greco alla Domus Flavia, Arte antica e moderna 7, 1959, S. 254;<br />

1959, S. 119 f. Crema, op. cit., S. 3I6; P. Romanelli, Ii Palatino. Itinerari dei<br />

2 J• Bühlinann, Der Palast der Flavier auf dem Palatin in Rom, musei, gallerie e monu,nenti d‘Italia 45, Roma 1961, S. is f.<br />

Zeitschriftfür Geschichte der Architektur, 1908, S. 119 f. Ch. Hiilsen, Forum und Palatin, München, Berlin, 1926,<br />

‚ 1-1. Finsen, Do,nus Flavia sur le Palatin: Aula regia — Basilica, S. 79; Dutert, op. cit., S. io5; P. Rosa, Scavi del Palatino,<br />

Analecta Romana Instituti Danici II. Supplenientum, Kopen— Ann. dellinst. di corr. arch. Vol. 37, Roma x865, S. 35!.


148 BIRGITTA TAMM<br />

vorderen Teil des Palastes und dem Platze vor demselben —<br />

für<br />

den ihre Konsequenzen hat, der<br />

architekturgeschichtliche Vergleiche zieht oder nur verstehen möchte, wie der Palast in der<br />

Kaiserzeit eigentlich fungierte. Soweit ich sehen kann, gibt es indessen noch keine wirklich durch<br />

dachte Lösung aller Teilprobleme in einem einheitlichen Zusammenhang. Stattdessen ist der<br />

Mangel an Zusammenordnung auffallend. Beim Studium der wechselnden Antworten auf die<br />

obigen Fragen bin ich besonders auf die <strong>Vor</strong>stellung aufmerksam geworden, dass der Platz vor<br />

dem Palast so niedrig im Verhältnis zur Repräsentationswohnung liegen soll. Die Konsequenzen<br />

einer solchen Anordnung, funktionell und architektonisch, sehen sich sehr merkwürdig an, wenn<br />

man sie wirklich in ihrem vollen Gewichte durchdenkt‘. Woher stammt diese <strong>Vor</strong>stellung?<br />

Für den, der sich mit Problemen beschäftigen will, die den Domitianspalast berühren, ist die<br />

Situation ja nicht gerade günstig. Vieles ist behauptet und angenommen worden, ohne jeden<br />

Hinweis auf wissenschaftliche Primäruntersuchungen, die man in neuerer Zeit auch noch nicht<br />

vorgenommen hat. Es ist prophezeiht worden, dass eine Grabung gerade auf dem <strong>Gebiet</strong> vor<br />

dem Palast kaum irgendein Resultat in Bezug auf den Palast selbst ergeben könnte, wenn man<br />

frühere unvorsichtige Erdbewegungen und Störungen von Mauerresten in Rechnung ziehe<br />

2.<br />

Es ist auch sicher, dass die grabungstechnischen Schwierigkeiten erheblich und wenig stimulierend<br />

sind im Verhältnis zu den vermutlich unansehnlichen und unsicheren Spuren der verschiedenen<br />

Niveaus von der ältesten Zeit bis zur letzten monumentalen Gestaltung des <strong>Gebiet</strong>es —<br />

Terrassen der Farnesinischen Gärten —<br />

eine der<br />

die man vielleicht herauspreparieren könnte<br />

3.<br />

Selbst wenn man für den Augenblick den Gedanken an eine archäologische Untersuchung<br />

aufgeben muss, ist es doch wenig zufriedenstellend, dass so viele verschiedene und wenig zu—<br />

sammengeordnete <strong>Vor</strong>stellungen über den Palast florieren und in Zusammenhänge weiterge<br />

führt werden können, die ausserhalb des rein Römisch—Topografischen liegen. Man sollte wirklich<br />

die Geltung der gewöhnlich vorgeführten Behauptungen über den Palast neu überprüfen.<br />

Bei meiner Suche nach den Argumenten, auf denen diese Behauptungen aufbauen, ist es mir<br />

aufgefallen, wie stark die Tradition in Bezug auf den Palast gewesen ist.<br />

Gewisse Arten die Monumente zu deuten haben ein besonders zähes Leben und tauchen selbst<br />

dann wieder auf, wenn sie durch spätere Deutungen widerlegt sein sollten. Ein Beispiel: Ungefähr<br />

1 Die Theorie öber den <strong>Vor</strong>piatz als Atrium und den Mittel.saal<br />

als tablsnum ist in diesens Fall sonderbar. VVelchcs tabil—<br />

nunl in einem normalen römischen Haus liegt ein Geschoss<br />

höher als das Atrium? Man fragt sich auch, wie der Funda—<br />

mentcharakter der drei vorspringenden Podien erklärt werden<br />

soll. Vgl. unten S. x86. Asthetisch wird die Gestaltung des<br />

Platzes ebenfalls originell. Tognetti scheint mir bei seiner<br />

Rekonstruktion nicht alle Konsequenzen zu ziehen (Abb. 2).<br />

Die einzige radikale Illustration des Arrangements, die ich<br />

aufspiiren konnte, findet sich beiJ. Bergman, Antikens historia<br />

II, Stockholm 1904, Abb. S. 396 (ohne Provenienzan<br />

gabe).<br />

2 Finsen, op. dt., S. 31.<br />

‚ Die ältesten bekannten Reste dürften gewisse Travertin—<br />

und Pcperinspuren sein, dse erst von Bianchini beobachtet wor—<br />

den waren (unten 5. 378) dann von einem Repräsentanten der<br />

bourbonischen Regierung in Neapel, der 1835 ausgrub<br />

(Vgl. Lanciani, Ii „Palazzo maggiore“ nei secoli XVI—XVIII,<br />

Röm. Mut. LX, 1894, S. 232), von Rosa 1862 (F. Gori, Sugli<br />

edifizi palatini: Studi topografico_storici, Roma 1867, S. 7)<br />

und von Lanciani kurz danach (II tenspio di Apolline, Bull. cern.<br />

1883, S. 186). Gf. Carettoni (Excavations and Discoveries in<br />

the Forum Romanum and on the Palatine, JRS 50, 1960, S.<br />

197 £1.) nennt mehrere ältere Niveaus mit Wohnplatzspuren<br />

unter dem Mittelsaal, aber aus dein <strong>Gebiet</strong> davor wird nur<br />

der Fund des Aura-Torsos beim Eingang zum kaiserlichen<br />

<strong>Gebiet</strong> erwähnt (S. z99). Über die speziellen praktischen<br />

Schwierigkeiten bei Grabungen auf dem Palatin spricht be<br />

sonders P. Romanellt, Pro blenii archeologici dclforo ronsano e dcl<br />

Palatino, Studi Ronsani 1, 1953, S. 9 ff.


DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIONSPALAST DES DOMITLAN AUF DEM PALT[N 149<br />

an der Stelle für die drei Säle, die Bianchini in den oer Jahren des i8. Jahrhunderts entdeckte,<br />

hat man sich während der Renaissance vorgestellt, dass der palatinische Apollotempel des Augustus<br />

mit den Danaiden—Portikus und den berühmten Bibliotheken gelegen haben sollen. Bianchini<br />

identifizierte die Säle als kaiserliche Repräsentationsräume aus der Zeit des Domitian aber ein<br />

paar Generationen nach ihm werden zwei der Säle als Bibliothek des Apollotempels bezeichnet‘.<br />

Die alte <strong>Vor</strong>stellung konnte nicht verdrängt werden sondern wurde den neu entdeckten Über-.<br />

resten angehängt. Zuweilen wirkt es geradezu so, als ob man bei dem Mangel einer wirklichen<br />

wissenschaftlichen Unterlage sich Ideen und Anschauungen schaffen musste, die dann gewissen<br />

Modeiinderungen unterworfen wurden. Muss man vielleicht den Verdacht hegen, dass wir auch<br />

weiterhin Opfer irgend einer dieser Schwankungen sind, in der Art wie wir den Palast auffassen?<br />

Unter allen Umständen scheint mir ein Expost über die Ereignisse gerade auf diesem Teil des<br />

Palatins und über diese wechselnden Auffassungen einen gewissen Eigenwert zu haben. In einem<br />

solchen Fall wie diesem, bei dem wir teilweise von ausserwissenschaftlichen Umständen abhängig<br />

sind, geht es nicht nur darum, traditionellen Stoff von zweifelhaftem Werte auszuschalten, sondern<br />

zu versuchen, einen besseren Begriff über den ideenhistorischen 1—untergrund unserer <strong>Vor</strong>stellungen<br />

herauszuarbeiten.<br />

DIE ANTIKE<br />

Irgendein schriftliches Dokument, das uns darüber Aufschlüsse geben kann, wie das aktuelle<br />

<strong>Gebiet</strong> in der Antike ausgestaltet worden war, gibt es nicht. <strong>Das</strong>s ein Zeremonienweg von dem<br />

<strong>Gebiet</strong> beim Titusbogen hinaufführte, ist indessen durch mehrere Texte bezeugt<br />

2. Es ist ver—<br />

lockend in der von Gellius erwähnten czrea Palatina, alternativ vestibuluni Palatii, als Warteplatz für<br />

die, die dem Kaiser am Morgen ihre Aufwartung machen sollten, einen Hinweis auf den offenen<br />

Platz vor dem Palast zu sehen<br />

3.<br />

<strong>Das</strong> Ruinengebiet ist, wie erwähnt, schwer zu deuten, da es an sicheren Nachrichten darüber<br />

fehlt, welche <strong>Vor</strong>kehrungen in den verschiedenen Zeiten getroffen wurden. Ich möchte jedoch<br />

daraufhinweisen, dass man deutlich Abdrücke von Bretterformen in der Gussmasse der drei<br />

Podien erkennen kann, die vor der Fassade liegen (Abb. 3). Mauerpartien, bei denen solche<br />

Abdrücke zurückblieben, deutet man gewöhnlich als Fundamente. Man hat sich nicht darum<br />

besorgt, den Gusskern mit einer Fassadenbekleidung zu versehen, da sie nicht gesehen und zur<br />

Hauptsache in der Erde verborgen sein würde<br />

4. Diese Abdrücke auf den Podien hören etwas<br />

mehr als einen Meter unterhalb der Fussbodenfläche der drei Säle auf. Dieser Umstand würde in<br />

gewöhnlichen Fällen als ein Anzeichen dafür gedeutet, dass der untere Teil der Podien unter der<br />

1 Vgl. unten S. 169 und 182 f. aedium Palatinarum), zo,i,s (area Palatina).<br />

Texte wie 0v. Trist. 3, 1, 31 ff.; i Sen. Apocol. 12,1; Cass. G. Lugli, La tecnica edilizia romana, Rorna 5957, S. 385 f.<br />

Dio 65, 20. 2—3 (\Tjtelljus wird vom Palast auf die via sacra mit Abb. 86. R.omanelli, Ii Palatino, S. i6, weist in Bezug auf<br />

geschleift), Matt. Ep. 1,70 usw. Der topografische Wert denPalastgeradeaufdenUnterschiedzwischendensichtbaren<br />

dieser Texte wurde grösstenteils schon in der Renaissance Winden mit Ziegelbekleidung und den unverkleideten Guss—<br />

beachtet. masseböden im Palast hin. —<br />

Auf<br />

älteren Abbildungen scheint<br />

Gell. 4,5,! (in vestibulo Palatii), 19,13,1 (in vestibulo die Bretterform höher heraufzureichen, vgl. unsere Abb. 22.


150 BIRGITTA TAMM<br />

Abb. 3. Die Ruinen des <strong>Repräsentationspalast</strong>es Domitian‘s von Nordosten gesehen. Bemerke die Spuren der Bretterformen in<br />

dem gegossenen Podium ganz links. Vgl. Abb. 22. Photo Björn Haliström.<br />

Erde versteckt war. Tenn wir das auf unseren Fall anwenden, so bringt das mit sich, dass der<br />

sichtbare Teil des Sockels des Palastes nicht höher als ca. i, m war und dass die Hypothese über<br />

den versenkten Platz schwer erklärbar wird.<br />

An anderer Stelle habe ich vorgeschlagen, dass das auf einem Sesterz aus dem Ende der Re<br />

gierungszeit Domitians abgebildete Gebäude (Abb. 4) als der <strong>Repräsentationspalast</strong> des Kaisers<br />

gedeutet werden sollte‘. Über diese Deutung hat sich fil. lic. Antikvarie Ulla Westermark vom<br />

Kgl. Münzkabinett, Stockholm, freundlicher \Veise folgendermassen geäussert:<br />

„Der Mönztypus ist nur in drei Exemplaren bekannt, eines in der ehem. Sammlung Nig—<br />

geier, Baden (Auktion Niggeler III, Basel 1967, 1190), das zweite in der Bibliotheca Amb—<br />

rosiana, Mailand; ein drittes wurdeinBonngefunden(W. Haberey, BonnerJahrb. i6o, 1960,<br />

Tf. 4.2, i). <strong>Das</strong> eindrucksvolle auf der Rückseite der Münze erscheinende Gebäude ist in<br />

Katalogen gewöhnlich als ein Tempel auf einem doppelten Podium beschrieben (vergl.<br />

1 Auditorium and Palaijum, Stockholm Studies in Ciassical W. L. Mac Donald akzeptiert worden. Siehe The architecturc<br />

Archaeology 2, Stockholm 1963, S. 214. Die Theorie ist von ofthe Roman Empire, Ncw 1-laven and London 1965, 5. f.


DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIONSPALAST DES DOMITIAN AUF DEM PALATIN 151<br />

Abb. 4. Bronzesesterz aus der späteren Zeit von Domitian‘s Regierung. Ehem Samml. Niggeler. Originaigrösse C. 33 mm.<br />

Nach E. Nash.<br />

Brit. Mus. Cat. (Roman Empire) Vol. II, p. 406; Münzen und Medaillen AG., Basel, Auk—<br />

tionskatalog VIII, ‘949, Nr. 920). Ausführlich ist die Münze früher nur einmal von E.<br />

Nash behandelt worden, der in dieser Darstellung die Domus Tiberiana sehen möchte<br />

(in Antike Kunst, Bd. 1, 1958, S. 24 fE.; ferner in desselben Verf. Pictorial Dictionary of<br />

ancient Rome, Vol. 1, 1961, Fig. 452, S. 371). Tarnm macht einen neuen und interessanten<br />

<strong>Vor</strong>schlag. <strong>Das</strong> Gebäude auf der Münze könnte der neue Palast Domitian‘s sein. Auf<br />

anderen Münzen, die zu derselben Ausgabe des letzten Konsulatjahres 95—96 gehören,<br />

alle selten und von feinem Stil, sind verschiedene Gebäude und Denkmäler aus seiner<br />

eigenen Zeit dargestellt. <strong>Das</strong>s ein glanzvolles neues Bauwerk wie die Domus Flavia auf<br />

einer seiner Münzen gezeigt würde, ist daher nicht unwahrscheinlich. Die Verf. beruft<br />

sich auf die generelle Ähnlichkeit zwischen der Münzdarstellung und verschiedenen<br />

Rekonstruktionen der Palastfassade, die beobachtet werden kann, trotz Verschiedenheiten<br />

in den Details. Sie betont das Argument, dass gleichzeitige Dichter, Martial und Statius,<br />

die enorme Höhe des Palastes als besonders auffällig erwähnen. Diese Höhe, die „die<br />

Sterne erreicht“, mag es sein, die durch den unverhältnismässig hohen Mittelteil des<br />

Münzbildes hervorgehoben werden soll.“<br />

Wenn diese Deutung richtig ist, könnten wir uns also eine gewisse <strong>Vor</strong>stellung von dem Aus<br />

sehen der Fassade in der Zeit Domitians machen. Es muss indessen betont werden, dass die Version<br />

des Münzgraveurs vom Palast nicht allzu buchstäblich aufgefasst werden darf. Die Art des Münz—<br />

bildes ist von einer speziellen Technik und einem bestimmten Stil abhängig und ausserdem kann<br />

der Palast nach der Zeit Domitians, z.B. im Zusammenhang mit der Restaurierung unter Septi—


152 BIRGITTA TAMM<br />

rnius Severus und dessen Anbauten, verändert worden sein. Ein Umstand scheint mir jedoch<br />

durch das Münzbild bekräftigt zu werden. Ein Palast von diesem Typus erfordert die Anlage<br />

eines offenen Platzes von gewissen Ausmassen vor seiner Fassade. Die Münzdeutung steht daher<br />

nicht im Widerspruch mit der im übrigen recht natürlichen Annahme, dass der Platz vor dem<br />

Palast ein Markt war.<br />

Wir verzichten darauf die Texte zu analysieren, die auf die Roma quadrata, area Palatina<br />

zurückgehen und was dort über den Weg hinauf auf den Palatin gesagt ist und was man während<br />

der Wanderung sah. Man kann sagen, dass das Studium dieses Textmateriales für die Mehrzahl<br />

autoritativer l3eurteiler in den Schlussatz ausgemündet ist, dass dort oben wirklich ein offener<br />

Markt, ungefähr in der Mitte des Palatin, gelegen hat, der daher mit dem <strong>Vor</strong>platz des Kaiser—<br />

palastes identifiziert werden sollte<br />

Wir haben die Massnahmen des Septimius Severus am Palast erwähnt. U.a. wurden die Ver<br />

zierungen im Innern des grossen Mittelsaales restauriert und diese Aibeit suchte man in flavischem<br />

Stil auszuführen<br />

Repräsentationseingang zum Kaiserpalast an der südlichen Ecke des Palatins zu öffnen, wo er die<br />

neue Prachtfassade, genannt das Septizonium, errichten liess<br />

aufgegeben und es scheint wahrscheinlich, dass der alte Zeremonienteil des Palastes noch recht<br />

lange seine Funktionen ausübte. Schon Heliogabal oder Alexander Severus liess alle Plätze auf<br />

dem Palatin mit Porphyr pflastern oder mit lakonischem Marmor<br />

Angaben vor, dass er Thermen baute (SHA, Hei. 8.6) und einen Sonnentempel. Die Topo<br />

graphen Roms lokalisieren ihn in das <strong>Gebiet</strong> nordöstlich vom. St. Bonaventurakloster, die Vigna<br />

1.<br />

2. Vom gleichen Kaiser wird gesagt, dass er Pläne gehabt hätte, einen neuen<br />

Barberini<br />

3. Der Gedanke wurde indessen wieder<br />

4. Über Heliogabal liegen<br />

5. Heliogabal soll weiterhin das Palladium aus dem Vestatempel in dieselbe Gegend<br />

verpflanzt haben und hieran knüpft sich eine mittelalterliche Tradition. Die Kirche, die hier im<br />

10. Jahrhundert angelegt wurde, erhielt den Namen Sta. Maria in Pallara. Der Name scheint die<br />

Bedeutung widerzuspiegeln, die einem ganzen <strong>Gebiet</strong> durch den Verwahrungsort des Palladiums<br />

gegeben wurde. Gerade in diese Gegend verlegt auch die christliche Tradition das Martyrium des<br />

Hig. Sebastian, das auf dem „gradus“ des Heliogabal vor sich gegangen sein soll<br />

6. Sein Kult<br />

wird an die Mariakirche angeschlossen. Alles dieses deutet eine gewisse generelle Bautätigkeit in<br />

der Nähe des Kaiserpalastes im frühen dritten Jahrhundert n.Chr. an. Man dürfte auch be<br />

rechtigt sein, den Schlussatz zu ziehen, dass der Platz vor dem Palast respektiert wurde, da der<br />

offene Platz der dort lag, ja der bedeutendste von allen Plätzen auf dem Hügel gewesen sein muss,<br />

der mit den kostbaren Steinpiatten belegt wurde.<br />

1 Platner—Ashby, A topograpizical Didionary of Ancient Ro,ne, porphyreticis plateas in Palatio quas Antoninianas vocavit.<br />

Oxford 1929, S. 448 f. mit vielen Textzitaten. Ziegler loc. cit. Quae saxa usque ad nostram memoriam manserunt sed super<br />

Romanelli, Ii Paiatino S. 15. eruta cxsecta Sunt“.<br />

2 I3lanckenhagen, op. cit. S. 67 f. Lugis, Roma antica S. 443. Gf. Carettoni, Ii Palatino nel<br />

SHA, Sev. 24,3 „Cum Septizodium faceret, nihil aliud nsedioevo, Studi romani 9. 1961, S. 5i6. Siehe auch Ph. v. Hill,<br />

cogitavit quans ut exAfrica venientibus suum opus occurrercr The Tempies of Augustus and Elagabalus and the Iderztity ofthe<br />

ei, nisi absente


DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIONSPALAST DES DOMITIAN AUF DEM PALATIN 153<br />

SPÄTANTIKE. DIE BYZANTINISCHE PERIODE ROMS<br />

Zu welcher Zeit hörte die Benutzung des <strong>Repräsentationspalast</strong>es auf dem Palatinhügel auf?<br />

Eine sichere Beantwortung dieser Frage ist zur Zeit nicht möglich‘. Zwei solche Spezialisten der<br />

nach—antiken Periode Roms wie Gregorovius und Grisar scheinen verschiedene Ansichten dar<br />

über gehabt zu haben. Gregorovius bezieht sich auf den Bericht im Liber pontificalis über Kämpfe,<br />

die sich auf der via sacra ante Palatiuni im Jahre 711 abspielten und meint, dass um diese Zeit der<br />

Palast noch standhielt. Damit zielt er wohl auch auf den Repräsentationsteil oben auf dem<br />

Palatin ab, der sich ja nach dieser Richtung erstreckte. Dagegen soll der Palast gegen Ende des<br />

8. Jahrhunderts unbewohnbar gewesen sein, da Karl der Grosse bei seinen Besuchen in der Stadt<br />

keinerlei Wunsch geäussert hat, die Bauten auf dem Palatin zu benutzen, nicht einmal als er im<br />

Jahre 8oo zum römischen Kaiser gekrönt wurde<br />

2. Grisar, andererseits, ist bei der Schilderung des<br />

römischen Aufenthaltes von Narses in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts der Meinung, dass<br />

dieser kaum in mehr als einem Teil des Palastes gewohnt haben könnte. Er bezieht sich auf die<br />

Angaben über den Palatin und die Funde, die von zwei bestimmten Stellen des Hügels herrühren,<br />

den Gebäuden über dem Circus Maximus und der Domus Tiberiana auf dem Germalushügel.<br />

Zwischen diesen beiden Gebäudekomplexen, die zu den kaiserlichen Besitztümern gehörten, gab<br />

es vermutlich einen Weg, die eigentliche Mitte des Hügels jedoch, d.h. also gerade der Repräsenta—<br />

tionspalast Domitians, muss gänzlich unzugänglich gewesen sein<br />

3.<br />

Da man keine bestimmten Angaben darüber hat, warum der <strong>Repräsentationspalast</strong> zur Ruine<br />

wurde, kann man wenigstens versuchen, die Zeitpunkte festzulegen, zwischen denen die Zerstör<br />

ung stattgefunden haben muss. Selbst wenn es sich beim Besuch Karis des Grossen in Rom<br />

4<br />

um besondere Umstände handelte, können wir doch mit Gregorovius das Jahr 8oo als terminus<br />

ante quem annehmen. Damals wird der Palast mit Gewissheit nicht als kaiserliche wohnung ver<br />

wendet. Welchen terminus Post quem dürfen wir dann annehmen? Um so sicher wie möglich<br />

vorzugehen, möchte ich den Zeitpunkt der letzten bekannten Massnahme auf dem <strong>Gebiet</strong>e<br />

vorschlagen, nämlich als man das Steinpflaster auf dem Platz vor dem Palast entfernte. Der Histo—<br />

1 Der folgende Abschnitt baut nicht auf eigenen Quellen—<br />

forschungen auf. Unter den von mir benutzten Werken<br />

möchte ich besonders Gf. Carettoni, 11 Palatino nel medioevo,<br />

Studi romani 9, 2962, S. 5o8—S18, nennen.<br />

2 F. Gregorovius, Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter, II,<br />

Stuttgart 3859, S. 237 ff. Nach P. Verzone, La demolizione dci<br />

palazzi insperiali di Roma e di Ravenna, Kunsthistorische Studien,<br />

Festschrift Friedrich Gerke, Baden—Baden 2962, S. 7Sf. wurde<br />

tier Palast kurz zuvor niedergerissen. Es gibt jedoch keine<br />

klaren Beweise hierfür.<br />

Hartman Grisar, Geschichte Roms und der Päpste im Mittel<br />

alter, Freiburg im Breisgau 1901, 5. 6o ff.<br />

In der Regierungszeit der Kaiserin Irene in Byzanz war<br />

Karl d. Gr. tatsächlich der einzige Kaiser. Die Ideen Papst<br />

Leo‘s über eine t)berführung des Sitzes des Weltherrschcrs<br />

nach Rom unter Karl sind diskutiert worden. Karl scheint<br />

jedoch nie daran gedacht zu haben, Rom als Hauptstadt<br />

anzuwenden. Er hatte eine eigene Residenz in der Nähe der<br />

Peterskirche, die auch viele seiner Nachfolger benutzt zu<br />

haben scheinen. Vgl. hierüber L. Halphen, Charlemagne et<br />

l‘empire carolingien, Revue de synthe‘se historique et l‘Jvolution<br />

de l‘historie 33, Paris 1947, S. 326 ff.; R. Folz, Le couronnement<br />

impdrial dc Charlemagne l‘an 800, Paris 2964, S. 382; F. Schnei<br />

der, Rons und Roingedarzken ün Mittelalter, München 2929,<br />

5. 62; G. Bäseler, Die Kaiserkrönungen in Rom von Karl dem<br />

Grossen bis zu Friedrich II. (800—1220), Freiburg im Breisgau<br />

1919, 5. 8, 105, 324. Der Kaiserpalast besass auch keinen<br />

Wert als Symbol. Auf Münzen aus der Zeit Karl‘s d. Gr. wird<br />

Rom mit zwei Türmen und Stadttor nach einem Schema<br />

von spätantiken Residcnzstädtcn, wie Trier, abgebildet. Vgl.<br />

Frutaz, Le Piante di Roma 1, 5. 46 f. und W. Erben, Rombilder<br />

auf kaiserlichen und päpstlichen Siegeln des Mittelalters, Graz—<br />

Vienna—Lipsia 1931, S. ii f., Tav. 1: i, 3, 5.


154 BIRGITTA TAMM<br />

riker des 1-Jetiogabal gibt an, dass dies in seiner eigenen Zeit geschah‘. Da diese Biographie<br />

2<br />

mutlich in den letzen Jahren des 4. Jahrhunderts verfasst worden war, könnte man sich vorstellen,<br />

dass der Steinbelag nach dem Besuch des Kaisers Constan im Jahre aufgerissen wurde. Bei<br />

357<br />

dieser Gelegenheit benutzte man nämlich den alten Prozessionsweg vom Forum hinauf zum<br />

3.<br />

Palatin<br />

Während des gesamten Zeitraumes, der zwischen den beiden von uns aufgestellten Daten liegt,<br />

d.h. bis zum 8. Jahrhundert, besitzen wir Angaben darüber, dass hochgestellte Persönlichkeiten<br />

auf dem Palatin wohnten oder dort an Zusammenkünften teilnahmen. Es sind weströmische<br />

Kaiser wie Gratianus (378—9), Honorius (404) mit seiner Schwester Placidia, die später auf dem<br />

Palatin starb (.so), Olybrius (472), der Gotenkönig Theoderich (ca. oo), der byzantinische<br />

General Belisarius (3oerJahre des 6.Jahrh.), Totila (s)‘ der byzantinische Patrizier Narses (571),<br />

oströmische Kaiser wie Heraclius (629), Constans II. (663), Papst Sergius 1. (687), der byzantini<br />

sche curator Palatii Platon (80er Jahre des 7. Jahrh.) und der Papst. Johannes VII. (7o5—7)4. Die<br />

beiden letztgenannten können der Domus Tiberiana zugeteilt werden<br />

5.<br />

Massnahmen zur Restaurierung öffentlicher Gebäude wurden in Rom von Zeit zu Zeit ge<br />

troffen, aber nur von Theoderich weiss man mit Bestimmtheit, dass er sich besonders um den<br />

Kaiserpalast auf dem Südteil des Palatin kümmerte<br />

nieder<br />

6. Im Jahre 366 brannte der Apollotempel<br />

7, in den Jahren 410, 451, 472 wurde die Stadt geplündert, wiederum im Jahre 546, und ein<br />

Feuer wurde auf dem Forum und bei der via sacra angelegt<br />

Es ist behauptet worden, dass die Plünderungen des .<br />

8. 6i8 ereignete sich ein Erdbeben<br />

Jahrh.<br />

9.<br />

nicht über die Bauten als solche<br />

hergingen, sondern einzelnen Kostbarheiten galten‘°. Soweit die Gebäude jedoch nicht repariert<br />

wurden, dürften sie indessen ziemlich schnell verfallen sein. Die Wiederherstellungen und der<br />

Umbau des Septimius Severus wurden ja bereits fast 100 Jahre nach der Errichtung des Palastes<br />

vorgenommen. Gut hundert Jahre später, als Konstantin die Stadt verliess und einen Teil der<br />

Vgl. oben S. 152, Anm. 4. SelbstwenncinaltesSteinpflaster<br />

noch vorhanden war, dute der Palatin einen Teil seiner<br />

Anziehungskraft als Festplatz verloren haben. Stattdessen<br />

finden wir, dass das Trajsnusforum für Zeremonien und<br />

Versammlungen aller Art sehr beliebt war. Für diesbezgl.<br />

Notizen vgl. 0. Seeck, Regesten der Kaiser und Papste fur die<br />

Jahre 311 bis 476 n.Chr., Stuttgart 1919, S. 482 besonders in<br />

den Jahren 442, 44 5—7.<br />

Der Tradition nach soll die Biographie zu Beginn des 4.<br />

Jahr. n. Chr. verfasst worden sein. Jetzt nimmt man an, dass<br />

die ganze Historia Augusta-Sammlung gegen Ende des<br />

4.Jahrh. redigiert worden ist. Vgl. A. Chastagnol, Leproble‘rne<br />

de l‘histoire auguste. .tat de la question. Hzstoria — Augusta—<br />

Colloquiuns, Bonn 1963, 1964, 5. so f. Man wird auch gewarnt,<br />

Angaben aus der HA Vertrauen zu schenken, die nicht von<br />

anderer Seite her bestätigt werden (5. 69). In diesem Fall<br />

brauchen die Angaben an und für sieh nicht bezweifelt zu<br />

werden, aber die Datierung hat eine gewisse Bedeutung.<br />

Amm. Marc. s6, 10, 13. Nachdem er auf dem Forum ge<br />

sprochen hat, begibt sich der Kaiser auf den Palatin.<br />

Die Texte finden sich bei Lugli, Moos Palatinus, Roma 196o,<br />

S. 206—212. Vgl. auch Carettoni, II Palatino, 5. o8.<br />

Carettoni legt alles relevante Material in II Palatino, S. 512<br />

vor.<br />

6 Vgl. das Edikt des Majorianus, das in Gregorovius‘ Ge<br />

schichte 1, S. 220 f. ausführlich wiedergegeben wird. Über<br />

Theoderich vgl. Excerpta Valesiana &7 „Per tricennalem<br />

triumphans populo ingressus Palatium, exhibens Romanis<br />

ludos circensium, donavit populo Romano et pauperibus<br />

annonas singulis annis, centum viginti milia modios ct ad<br />

restaurationem palatii seu ad recuperationem moeniae civitatis<br />

singulis annis libras ducentas dc arca vinaria dari praecepit.“<br />

Lugli hat die Restaurierung studiert, vgl. Tecnica edilizia,<br />

S. 621.<br />

Amm. Marc. 23,3,3.<br />

8 Über Totila‘s Brand vgl. Gregorovius, Geschichte II, 5. 417.<br />

Belisarius liess später die fvlauern restaurieren, kümmerte<br />

sieh aber offenbar nicht um den Kaiserpalast (S. 432 f.).<br />

Lib. pont. 70: Deusdedit (Mosz. Germ., ed.Moniniscn,<br />

S. i66).<br />

ii Besonders Gregorovius, Geschichte, 1, S. t ff. (mit<br />

Quellenangaben), 5. 208, 277 ff.


DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIONSPALAST DES DOMITIAN AUF DEM PALATIN 155<br />

kaiserlichen Ausstattung mitnahm, war vermutlich die Zeit für eine neue Aufbesserung ge<br />

kommen‘. Mit Rücksicht auf die zahlreichen Angaben, die wir über den Verfall der antiken<br />

Eautei und die Schwierigkeiten sie zu unterhalten besitzen<br />

2, dürfte das s.Jahrh. ernsthafte Risiken<br />

für den Palatinpalast mit sich gebracht haben. Es ist jedoch denkbar, dass man ihn respektierte<br />

und notdürftig unterhielt, u.a. um ihn als geeignete Residenz für den zu behalten, der die Stadt<br />

erobern würde<br />

3. Kontinuitätsbestreben und Festhalten am Altgewohnten kann auch hinter<br />

Theoderichs bekannter Massnahme gelegen haben, jährliche Mittel für das Reparieren des<br />

Palastes anzuweisen‘<br />

1.<br />

Vieles spricht dafür, dass im 6. Jahrhundert eine Änderung eintrat. Ich denke besonders an<br />

den Brand auf dem Forum und der via sacra, den Totila angelegt haben so1. Er dürfte mehrere<br />

Monumentalbauten ergriffen und vielleicht zur Niveauerhöhung in dieser Gegend beigetragen<br />

5. <strong>Das</strong> kann seine ‘Virkung auf den alten Prozessionsweg hinauf auf den Palatin ausgeübt<br />

6. Nicht lange nach diesem Ereignis veranstaltete Totila die letzten bekannten Spiele im<br />

haben<br />

haben<br />

Circus Maximus, was uns zu einem anderen Teil des Palatins hinführt.<br />

Die Umstände beim Aufenthalt des Narses in der Stadt als Repräsentant für die Regierung in<br />

Byzans und die Einrichtung des Exarchates in Ravenna 68 mit der Oberhoheit über Rom sind<br />

von einem gewissen Interesse für unsere Frage<br />

7. Während der byzantinischen Zeit ist es bekannt,<br />

dass bei jedem Thronwechsel in Byzans ein Porträt des neuen Kaisers in den Palatinpalast ge<br />

tragen wurde, wo man es in der Kapelle St. Caesarius aufstellte<br />

8. Den Kult dieses Heiligen kann<br />

man in Rom seit dem 6. Jahrh. verfolgen. Man hat die Lage der Kapelle in den Ruinen der<br />

Domus Augustana diskutiert, zumal seit Bartoli Fresken und Spuren eines christlichen Kultes<br />

gefunden hatte<br />

in Verbindung zu bringen, Bildnisse der Familienmitglieder des Hauses im Atrium aufzustellen.<br />

9. Es liegt nahe, dieses kaiserliche Porträtkabinett mit der uralten römischen Sitte<br />

Auch die Kaiser folgten früher diesem Brauch. Seneca spricht über eine solche Porträtgalerie im<br />

Atrium des damaligen Kaiserpalastes (Cons. Pol. 14,3 3,2). Selbst wenn man Bartolis Lokalisierung<br />

der Kapelle nicht akzeptiert, gibt es doch starke Gründe dafür anzunehmen, dass der Zeremonien—<br />

teil des Kaiserpalastes während des Exarchates in die Gebäude der Domus Augustana, mit dem<br />

Eingang von der Seite des Circus Maximus her, verlegt worden war. Ich möchte besonders auf<br />

Die Wiederherstellung des Septimius Severus wurde sicher<br />

teilweise durch einen Brand unter Commodus veranlasst<br />

(Lugli, I‘vfons Palatinus, S. 192). Maxentius soll, nach Lugls,<br />

den kleinen Tempel auf der Insel im oberen Peristyl in der<br />

Domus Augustana errichtet haben (Rorna antica, S. 513),<br />

vielleicht im Zusammenhang einer Überprüfung des Pa<br />

lastes?<br />

2 Ein wichtiges Thema im grossen Werk des Gregorovius<br />

sind gerade die Kommentare zu den ständig wiederkehrenden<br />

Notizen über den Verfall der Gebäude. Vgl. Grisar, op. cit.,<br />

S. 695.<br />

Im Zusammenhang mit der Heirat der Tochter des Anthe—<br />

mins mit Ricimer wurde das heidnische Palatinfest, die<br />

Lupercalien, gefeiert, ein Zeichen dafür, wie man sich an—<br />

strengte, gerade in diesen Gegenden Roms am Alten fest<br />

zuhalten. Siehe Sid. Apoll., ep. 1,5,10; carnl. 2,484 ff., auch<br />

12 —<br />

Opuscula<br />

Romuna 111<br />

RE XIII, 1921, S. 7830.<br />

Oben S. 154, Anm. 6. Die Restaurierungen Theoderichs<br />

und seine Neubauten sollten im alten Stil ausgeführt werden,<br />

vgl. Gregorovius 1, 5. 227, ff. Vgl. Grisar, 5. 463.<br />

Oben. 5. i, Anm. 8.<br />

6 Procop., Beil. Goth. 3,37; Platner—Ashby 5. 779.<br />

Procop. 4, 34; Grisar S. 605; Gregorovius II, S. 448 und 474.<br />

8 Grisar 5. 610 f.; Carettoni 5. 508; Schneider op. cit. S. io<br />

(Der Heilige soll auf Grund des Namens gewählt worden<br />

sein, der an die Kaiser erinnert.); Platner—Ashby 5. i64.<br />

A. Bartoli, Scoperte dell‘oratorio di S. Cesario, Nuov. Bull.<br />

Arch. Christ XIII, 1907 S. 792. Ch. Hülsen hat in Le chiese di<br />

Roma ne! ‚nedioevo, Florenz 1897, 5. 232, angenommen, das5<br />

die Kirche ins Stadium lag. Lugli meint, dass Bartoh‘s<br />

Kultplatz eine Prsvatkapelle im Kloster war, vgl. Ronta antica,<br />

5. 513.


156 BIRGITTA TAMM<br />

folgende Umstände hinweisen: Es ist vor allem dieser Teil des Palastes, der in der mittelalterlichen<br />

Tradition als das pslatium majus des Augustus und der Caesaren weiterlebt‘. Ein aussergewöhnlich<br />

antikkundiger Romretsender des 12. Jahrh., Magister Gregorins, hat die Ruinen auf diesem Platz<br />

als die der „6o Kaiser“ bezeichnet, was eine Reminiszenz an die Porträtsammlung sein könnte<br />

2.<br />

Zweitens sind, wie wir bereits erwähnt haben, die Funde aus der nachantiken Zeit auf diese<br />

Teile des Palastes sowie in die Domus Tiberiana konzentriert<br />

des Domitian fehlen Spuren späterer Anwendung<br />

4.<br />

3. Oben beim <strong>Repräsentationspalast</strong><br />

Vielleicht darf man auch wagen, gewisse Schlüsse aus der Lage der Ruinen dort oben zu ziehen.<br />

Als die Ausgrabung in den 20er Jahren des i8. Jahrh. dort stattfand, wurden innen im grossen<br />

Mittelsaal Reste von Dachgewölben gefLinden, während Reste von Wandverzierung in der<br />

Basilika seitlich des Saales und im entsprechenden <strong>Gebiet</strong> auf der anderen Seite angetroffen<br />

5. Die Mauern scheinen sich nach aussen ausgebuchtet zu haben. <strong>Das</strong> deutet auf eine<br />

wurden<br />

Katastrophe zu einer Zeit, als man noch nicht alles Wertvolle aus dem Saale entfernt hatte. Ein<br />

denkbarer Zerstörungsanlass könnte das Erdbeben von 6i8 gewesen sein.<br />

<strong>Das</strong>s die Lokalitäten in der Domus Augustana mit dem Eingang von Süden die Funktionen des<br />

oberen <strong>Repräsentationspalast</strong>es übernommen hatten, scheint mir schliesslich auch daraus hervor<br />

zugehen, dass gewisse wichtige Ereignisse zeremonieller Natur hierher lokalisiert werden können.<br />

ImJahre 629 wird Heraklius vom Senat zum Kaiser gekrönt<br />

palatium“<br />

6 und 687 wirdrgius 1. im „sacrum<br />

7 zum Papst ausersehen und zu einer abschliessenden Zeremonie nach der St. Caesarius—<br />

kapelle geführt. Es ist schwer zu verstehen, welcher Platz geeigneter für die Krönung des Heraklius<br />

gewesen wäre als dasselbe sacrum Palatium, in dessen Nähe die Porträts seiner <strong>Vor</strong>gänger ver<br />

sammelt waren<br />

8.<br />

Hierbei kann man sich auch daran erinnern, dass die Wege durch Rom in dieser Zeit verändert<br />

worden waren<br />

9. Ein Hauptweg, die Via Appia von Süden, führte vom Circus Maximus über<br />

eine Brücke auf das andere Ufer des Tiber. Die Stationen des Weges waren Kirchen, da das<br />

Forum kein wichtiges Zentrum mehr war. <strong>Das</strong>s der Kaiserpalast an einem solchen Weg lag,<br />

war ganz natürlich. (Abb. s.)<br />

Vgl. die verschiedenen Rekonstruktionskarten des mittel<br />

alterlichen Rom bei Frutaz, Lepianle di Roma Tav. 133—139<br />

(aus gearbeitet von Grisar, Valentini—Zuccherri, Gfrörer<br />

und Lancians).<br />

2 Vgl. G. Mac N Rushforth, Mapister Gregorisis de niirabilibus<br />

Urbis Romae, A new descriprion of Ronse in the twelfth century,<br />

JRS IX, ii9, S. 14 1. Die 6o Kaiser sollen offenbar alle<br />

römischen und byzantinischen Kaiser bis zu Leo Isauricus<br />

repräsentieren, der den Bildkult verbot und damit eine Re<br />

volte und die Auflösung der Bindung an Byzans verursachte<br />

(S. 36).<br />

Carettoni, II Palatino, 5. 512 f.<br />

Die Gelegenheiten, bei denen Spuren gefunden werden<br />

können, sind, nach der Renaissance, die Grabungen der<br />

I72OerJahre (S.t76f.), die der ‚S6oerJahre (S. 183 ff.) und mög<br />

licherweise die Untersuchungen Born‘s zu Beginn unseres<br />

Jahrhunderts. Bei den zwei ersten Kampanjen kann man<br />

das Suchen nachanciker Funden unterlassen haben, obwohl<br />

das nicht sehr glaubhaft ist. Uber die Grabungen Boni‘s in<br />

der Domus Flavia vgl. Ivtaria Vianello‘s Rapport in Antichitd,<br />

1, 1947, S. 6 ff.<br />

Bianchini, op. nt. (5. 8 ff.) und Vaceas Ivfe,norie § 76.<br />

6 Chron. Cassin. (Muratori, Rev. Ital. script. II p. 354).<br />

Lib. pont. 86.z cum cjvium multitudine ad sacrurn<br />

Palatium perrexerunt prespyteres concordantes se consulerunt<br />

eumque (seil. Sergium) in oraculum Beats Caesarii Christi<br />

martyris, quod est intro suprascriptuin Palatium, introdu.xe—<br />

runt<br />

Stattdessen scheint Lugli, Ronsa antica, S. 488, die Zere<br />

monien in den Mittelsaal des Repräsentatiorispalastes des<br />

Domitian zu verlegen, wie auch Clernenti, Ronia imperiale,<br />

Roma 1935, 5. 179.<br />

Vgl. Lanciani, L‘itinerario di Einsiedeln e I‘ordine di Berscdctto<br />

canonici, A4ont. ant. II, 1889, 5. 435—551.


DAS GEBtET VOR DEM REPRSENTATONSPALAST DES DOMITIAN AUF DEM PALATIN 157<br />

Abb. .<br />

Der<br />

Palatin in der Zeit vom 4. —<br />

7.<br />

Jahrh. n. Chr., nach Valentini-Zucchetti.<br />

Zuletzt möchten wir ein Dokument diskutieren, dessen Berührungspunkte mit dem Kaiser-<br />

palast in Frage gestellt worden sind, das jedoch für die Frage wie lange der <strong>Repräsentationspalast</strong><br />

in Gebrauch gewesen ist von Bedeutung sein kann. Es handelt sich um ein Verzeichnis über<br />

Palastgegenden, das uns in verschiedenen Handschriften aus Städten in der Umgebung Roms<br />

erhalten ist‘. Dieses glossariolum de domiciliis war im Mittelalter benutzt und verbreitet und man<br />

nimmt an, dass es auf eine Tradition des —6. Jahrh. zurückgeht. Es ist als eine Beilage zu einem<br />

Plan des Kaiserpalastes auf dem Palatin gedeutet worden, während Hülsen in dem glossarium<br />

stattdessen nur eine Liste von Lokalbezeichnungen mit Worterklärungen sehen wollte, die bei<br />

verschiedenen Anlässen indessen angewandt werden könnte<br />

2.<br />

Es ist interessant, dass dieses Verzeichnis während jener Jahrhunderte aufgestellt wird, als die<br />

Tradition aus der Antike noch stark nachlebte, aber die Kenntnisse zu schwinden begannen und<br />

Roms Stadtbild sich verwandelte. Man kann sich dabei jener topografischen Anweisungen<br />

erinnern, die die Kommentatoren z.B. des Horaz und des Juvenal in ihre Kommentare zu den<br />

Gedichten einschieben mussten<br />

3. Die Liste ist klar topografisch angelegt. Zuerst wird der Platz<br />

vor dem Platz genannt, an dem man den Herrscher trifft<br />

4. Er liegt im Osten. Hiernach wird das<br />

eigentliche Begrüssungslokal genannt, wo man die Befehle des Herrschers entgegennimmt. Es<br />

wird Salutatorium genannt<br />

5. Dann wird der Platz genannt, an dem man sich für den Eintritt in<br />

1 HOhen, Die angebliche mittelalterliche Beschreibung des Pala— Proaulum (mit Varianten) oder porta prima ab orirnte. Ans.<br />

tins, Röm. Mitt. 1902, S. 255 1.<br />

ausfiihrlichsten ist der codex Parisinus 5009 mit „prima porta<br />

2 Hülsen, op. cit. 5. 265 mit Anm.; 2. Schneider, op. cit. ab oriente vel locus coram aula regis quadratis lapidibus con—<br />

S. 271 (folgt Hülsen). Carettoni hat dagegen die Verwend— structus“.<br />

barkeit des Dokumentes für die Diskussion über den Palast Alternative: ‚locus ubi aliqua potestas a subditis vel extra—<br />

erkannt, 11 Palatino S. 514. neis salutatur“.<br />

Vgl. Hülsen, op. cit., S. 267.


158 BIRGITTA TAMM<br />

den Speisesaal vorbereitet, danach der Speisesaal selbst, Tricorum, und schliesslich alle übrigen<br />

Lokale, zu denen das Gymnasium, die Thermen, Aquaedukte und endlich das Hippodrom ge<br />

hören. Alles das passt besonders gut auf die Ruinen auf dem Palatin wie wir sie heute deuten.<br />

Der Platz vor dem Begrüssungsort im Osten ist ja der <strong>Vor</strong>piatz vor dem <strong>Repräsentationspalast</strong>,<br />

den wir diskutieren. <strong>Das</strong> Salutatorium dürfte mit dem grossen Mittelsaal identifiziert werden<br />

können, den wir als Audienzsaal deuten. <strong>Das</strong> Peristyl mit angrenzenden Räumen kann das Lokal<br />

der Liste sein, in dem die Tischgäste ihren Eintritt in den Speisesaal vorbereiteten, der seinerseits<br />

natürlich das grosse Triclinium im entfernteren Teil des <strong>Repräsentationspalast</strong>es ist, u.s.w.<br />

Wenn man diese Liste von Palastlokalitäten mit der Liste der Räume des Kaiserpalastes ver<br />

gleicht, die die Antiquare seit der Zeit der Renaissance auf Grund der Texte, die sie interpretierten<br />

und zusanimenstellten, ausgearbeitet haben, so ist es eigentümlich zu sehen, dass mehrere Lokali<br />

täten miteinander übereinstimmen und ungefähr in der gleichen Reihenfolge erwähnt sind‘.<br />

Ich werde späterhin das Bild berühren, das sich die Antiquare vom Kaiserpalast gemacht haben,<br />

es enthält gewisse unrichtige Züge. Man kann sich jedoch schwerlich des Eindruckes erwehren,<br />

dass der tatsächliche Grundriss des Palastes in den gesammelten Texten und im Glossarium durch<br />

scheint. Beiden Ortsverzeichnissen liegt ja letzten Endes eine wahre und mächtige Tradition zu<br />

grunde. Was das Glossarium betrifft, so dürfte es unmöglich gewesen sein, es ohne Rücksicht<br />

auf den Palatinpalast auszuarbeiten, der ja als eine Art Prototyp ansehen worden sein dürfte.<br />

Man könnte annehmen, dass die Liste während einer Periode verfasst wurde, als man in Rom<br />

zufällig keinen Regenten hatte, aber vor dem Zeitpunkt, an dem die Verlegung der Zeremonien—<br />

räume in den südlichen Teil des Palastes stattfand, wie wir konstatiert haben, vielleicht in den<br />

letzten Dezennien des .<br />

6. Jahrhundert.<br />

Jahrh.<br />

oder zwischen Theoderichs und Totilas Besuch in der Stadt im<br />

Die ungefähre Antwort auf die in der Einleitung zu diesem Abschnitt gestellte Frage ist also<br />

die folgende: Es ist denkbar, dass der Repräsentationspalat Domitians noch in der ersten Hälfte<br />

des 6. Jahrh. in Gebrauch gewesen ist. Jedenfalls wusste man damals noch, wie er in seiner Glanz—<br />

periode verwendet wurde. Zu der Zeit des Exarchates und jedenfalls während des 7. Jahrh. dürfte<br />

er zu Gunsten der Teile des Palastes aufgegeben worden sein, die im Süden und in der Nach<br />

barschaft des Circus Maximus lagen.<br />

DAS MITTELALTER. DIE GRUNDSTÜCKSEINTEILUNG<br />

IN DER RENAISSANCE<br />

Nach dem Ende des Exarchates 75! scheinen die kaiserlichen Besitztümer in das Eigentum der<br />

Kirche übergegangen zu sein<br />

2. Teile des Palastes in der Nähe der St. Caesariuskapelle wurden<br />

1 Die Liste lautet nach „tricorum“: zetae hiemales (erwärmte (Aquaedukt), hypodromus. Vgl. hiermit Nardirn‘s Liste unten<br />

diaetae), zetae aestivalcs (mit Wasscrzuleitung im Sommer), S. 575 und bemerke besondersJovis cenatio, Bad, Hippodroin.<br />

epicastorium (für Verbrennung von wohlriechendem Weih— 2 Bezgl. der Obernahme dieser Grundstücke durch den<br />

rauch), triclitiia accubitalia (kleinere Privatzimmer), thermac, Papst vgl. Carettoni, II Palatino, S. Der Papst übernimmt<br />

gylnnasiun-i (für Sport und Philosophie), cohna, columbus nach und nach immer mehr von den Verwaltungspflichten


DAS GEBIET VOR DEM REPRASENTATIONSPALAST DES DOMITIAN AUF DEM PALATIN 159<br />

—<br />

—<br />

einem griechischen Kloster überlassen, während wir von den übrigen Teilen annehmen dürfen,<br />

dass sie als zu verfallen angesehen wurden, um angewendet werden zu können. Hier und da<br />

richtete man vielleicht Viehställe und eine einfache Wohnstelle ein. (Vgl. Abb. 6.) Die hohen<br />

Ruinen über dem Circus Maximus figurieren als imposante Denkmäler in den Wegbeschrei<br />

bungen, die die Pilgrime bei ihren Wanderungen zwischen den Kirchen verwendeten, welche<br />

den Hügel umrandeten‘. Die Bebauung war um diese Kirchen herum gesammelt und man kann<br />

mit Recht fragen, ob sich jemand überhaupt je hinauf zu den Ruinenhaufen in der Mitte des<br />

Hügels begeben hat.<br />

Im u. Jahrhundert beginnt indessen ein <strong>Gebiet</strong> auf der Höhe des Hügels Bedeutung zu gewinnen.<br />

Es ist der zum Colosseum und Caelius sich wendende Teil, wo u.a. die Bautätigkeit des Helioga<br />

balus ihre Spuren hinterlassen hat. Die wichtigsten Bauten sind die Kirche Sta. Maria in Pallara<br />

der byzantinischen Repräsentanten, wie in Italien die Bi<br />

schöfe, und es ist eine allgemeine Tendenz der Kirche auch<br />

Besitztümer der Kirche zu überlassen. Vgl. darüber L. r‘vI.<br />

Hartman, Untersuchungen zur Geschichte der byzantinischen<br />

Verwaltung in Italien (540—750) Leipzig 1889, S. 45, 67,<br />

84 ff. Nicht unwesentlich dürfte in diesem Zusammenhang<br />

die Rolle gewesen sein, die Papst Gregor der Grosse gespielt<br />

hat. Als früherer Stadtpräfekt, und daher in der kaiserlichen<br />

Verwaltung bewandert, zeigte er als Papst einen auffälligen<br />

Mangel an Interesse für die weltlichen Bauten. Ein neues<br />

--<br />

mcd ik<br />

Ji,,,. Ic cm,. „fi. ‚.a,n. -<br />

Abb. 6. Pirro Ligorio‘s Ansicht des Palatin von Süden gesehen.<br />

administratives Denken entwickelte sich, das den Übergang<br />

des Kaiserpalastes in den Ruinenzustand sozusagen „er—<br />

leichterte. Vgl. Ch. Diehl, .tudes sur l‘administration byzantine<br />

dans l‘exarchat dc Renne 565—751, Paris i888, S. 324 ff.<br />

1 Für das Einsiedeln-Itinerar und die Mirabilia verweise ich<br />

auf Lanciani, L‘itinerario di Einsiedeln, .lvlon. Ant. II, 1889 und<br />

Hülsen, Topographie der Stadt Rom II, S. 329 ff. Der Text<br />

der Mirabilia ist auch von Ida Ferrante Corte in Collana Ro—<br />

mana vol. IV, 1930, S. 25 ff. (mit Kommentar) zusainmenge<br />

stellt worden.


160 BIRGITTA TAMM<br />

und die Befestigungen des auf diesem <strong>Gebiet</strong> dominierenden Geschlechtes der Frangipane‘. Dieses<br />

Geschlecht hat bei mehreren Gelegenheiten Einfluss auf die Papstwahl ausgeübt und Päpste haben<br />

während Unruhezeiten ihre Zuflucht hinter seinen Mauern gesucht<br />

der Frangipane? Berührten ihre Aktionen auch die Gegenden auf der Mitte des Hügels, die uns am<br />

meisten interessieren? Gerade diese Frage ist, soweit ich sehe, nicht näher erforscht.<br />

<strong>Das</strong> Übergewicht der Familie kann jedoch an mehreren Stellen verfolgt werden. Sie besass<br />

das Septizoniurn, ihre Gebäude sollen die Stufen des Circus Maximus benutzt haben<br />

Nähe von Sta. Anastasia unter der westlichen Ecke des Palatins befand sich noch im i6. Jahr<br />

hundert ein Besitztum der Frangipane<br />

Teile einbezog, einer Zerstörung des Papstes zum Opfer gefallen sein, aber 1244 wurde dem<br />

Geschlecht von der Kirche das Eigentumsrecht für das Colosseum und das Palatium zugesichert<br />

Es sieht also so aus, als ob der ganze Hügel Eigentum der Frangipane gewesen ist. Der Palatin lag<br />

jedoch im späteren Mittelalter im grossen und ganzen ausserhalb der Bebauung und ds politi<br />

schen Lebens und wurde wohl vor allem zu Anpflanzungen und als Weide benutzt. Mehrere<br />

Teile wurden abgetrennt und nach und nach verkauft.<br />

In der Renaissance finden wir eine festgelegte Grundstückseinteilung mit vielen verschiedenen<br />

Eigentümern. Die Ruinen, die wir Domus Augustana nennen, gehörten z.B. zu einem Besitz<br />

der Familie Stati, später Mattei<br />

wird — auf altbekanntem Frangipanegebiet — lag ein Grundstück, vigna Capranica, westlich<br />

davon ein sehr grosses, das sich über das ganze Germalusplateau ausbreitete sowie über den grössten<br />

Teil des <strong>Gebiet</strong>es des <strong>Repräsentationspalast</strong>es. Es war dieses grosse Grundstück, das der Kardinal<br />

Farnese, zusammen mit zwei weiteren auf dem Velia, erwarb und das zu den berühmten farnesini—<br />

schen Gärten hergerichtet wurde<br />

Wege hin gezogen und weiter oben durch das Peristyl des <strong>Repräsentationspalast</strong>es hindurch, so<br />

dass ein Teil davon, sowie auch das eine Nymphaeum, von den Ruinen des Palastes abgeschnitten<br />

wurde. Eine solche Grenzziehung dürfte, rein menschlich zu urteilen, spät entstanden sein, als die<br />

Kenntnis der Funktion des Palastes und sein ursprüngliches Aussehen der Vergessenheit anheim<br />

gefallen war.<br />

Man hat von der Lücke in der kulturellen Entwicklung gesprochen, die die Jahrhunderte zwi<br />

schen 700 und 1100 in Rom mit sich geführt haben. Der noch immer lebende Zusammenhang<br />

mit der Antike geht in dieser Zeit verloren und es entsteht eine neue Gelehrsamkeit über das<br />

Vergangene<br />

2. Wie gross war das <strong>Gebiet</strong><br />

3, und in der<br />

4. ImJahre 1238 sollen ihre Bauten, in die man auch antike<br />

5.<br />

6. Östlich der antiken Strasse, die nun clivus Palatinus genannt<br />

7. Deren östliche Grenze wurde nach dem eben erwähnten<br />

8. Der Kaiserpalast des Palatin wird auf Medaillons, Siegelpetschaften, Miniaturen<br />

1 P. Fedele, Una chiesa dci Paiatino: S. Pvlaria in Paflara, Arch. Grabungen auf diesem Besitztum beziehen.<br />

soc. rom. stor. Pairia XXVI, 1963. S. Anm. 2. Carcttoni, Carettoni, Ii Paiatino, S. 522 (Vita Gregorii IX: Der Papst<br />

Ii Paiatino, S. 523. Für die Frangipane—Befestigungen vgl. liess alle Türme des Feindes niederreissen und auch „operosi<br />

Carettoni S. 514 ff. und A. Bartoli, Avanzi di fortificazioni Inarmoris tabulata Palatia, nobile vestigium prioris aetatis sn<br />

medioevaii dci .Paiatino, Rend. Linc. XVIII, 1909, S. 536; opprobrium ruine redegit.“).<br />

La vj‘na Barberini ei Paiatino, Rassegna contensporanea v, 6 Lanciani, Storia II, S. 47 f.<br />

1914. S. 9.<br />

Lanciani, Storia II, S. 48 ff.<br />

2 Siehe Carettoni, Ii Paiatino, S. 524 ff. 8 G. Mac N. Rushforth, op. cit., S. a6 Anm. i und Schneider,<br />

Carettoni, 11 Palatina, S. 524ff. op. cit. S. 172, (die „wirre Erudition“ des 22. Jahrhunderts)<br />

Lanciani, Storia dcph scavi di Ronsa II, Rorna 1903, S. 35 ff., sowie Hülsen, La pianta di Ro,na dell‘ jlnoninio Einsiedlense,<br />

wo mehrere Dokumente zitiert werden, die sich auf die Aui d. Ponqf Acc. Rom. di Arch., Scr. II, vol. 9, 1907, S. 44.


DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIONSPALAST DES DOMITIAN AUF DEM PALATIN 161<br />

und Malereien von Romansichten gestaltet, erhält dabei aber eine idealisierte oder zeittypische<br />

1. Einmal erscheint er ie eine romanische Burg mit Kolonettengalerien im Obergeschoss,<br />

Form<br />

einmal als eine Art konventioneller Ruinen mit Zu•gen vom Septizonium, Colosseum und —<br />

Turm von Babel<br />

2. Ein solches Bild kann man natürlich nicht mit dem <strong>Gebiet</strong> in der Mitte des<br />

dem<br />

Palatinhügels verbinden, aber es hat sein Interesse als Zeugnis für die neue Tradition, die sich nun<br />

über den Kaiserpalast bildet und die ihre Nachwirkung noch lang in die Zukunft hinein ausüben<br />

sollte.<br />

DIE RENAISSANCE<br />

Schon im i. Jahrhundert spürt man ein Interesse neuer Art für den Palatin. Gewiss war der<br />

Hügel „unbewohnt und voll von Weingärten“, wie Andrea Palladio sich unschuldig in der<br />

Beschreibung von Roms Altertümern ausdrückt, die er als Reiseführer verfasst und die die älteren<br />

existierenden Führer für Pilgrime ergänzen soll<br />

3. Aber trotz seiner Ländlichkeit war der Palatin<br />

keineswegs ein umfriedetes <strong>Gebiet</strong>. Im Hippodrom hat man eine Bildhauerwerkstatt, vermutlich<br />

aus dem i. Jahrhundert, gefunden<br />

4. Erlaubnis zum Graben wird denen ausgestellt, die Grund<br />

stücke erworben hatten, sicherlich häufig in der Absicht nach Antiken zu suchen<br />

und Antiquar wie Pirro Ligorio nahm an solchen Ausgrabungen teil<br />

5. Ein Künstler<br />

6. Es ist nicht undenkbar,<br />

dass diese Aktivität über solche Funde ausgegangen ist, die mit unserem <strong>Gebiet</strong> zusammenhängen,<br />

ohne dass wir die Möglichkeit haben, dies zu kontrollieren. Bianchini, der diese Periode als einen<br />

Teil der <strong>Vor</strong>arbeit zu seiner Publikation über die Ausgrabungen der 2oerJahre des i8.Jahrhunderts<br />

durchforscht hat, hat indessen die Aufzeichnungen des Bildhauers Vacca zitiert und bringt einige<br />

seiner Beobachtungen mit dem grossen Saal im <strong>Repräsentationspalast</strong> in Zusammenhang<br />

7.<br />

Wir wollen uns ein wenig mit der reichen Produktion von Karten und Veduten beschäftigen,<br />

die eine Zusammenfassung des Wissens und Spekulierens dieser Zeit über unser <strong>Gebiet</strong> enthalten.<br />

In dem Panorama von van Cleef von 15518, mit der Aussicht von Colle Oppio nach Westen,<br />

sieht man den Palatin schön ausgebreitet mit den wohlgeordneten Gärten des Capranicagrund—<br />

stückes im <strong>Vor</strong>dergrund und dem durch die Perspektivansicht zusammengedrängten Farnese<br />

grundstück auf der anderen Seite des Weges, der vom Titusbogen hinauf zum Palatin führt.<br />

1 Die Mauern Roms nehmen in einem Falle die Konturen<br />

eines Löwen an, vgl. Frutaz, Le piante, Tav. 33. Andere<br />

eigentümliche Darstellungen u.a. auch des Palatin, Tavv. 34,<br />

35, 39, 20, 340, 342, 145, 348 (Les triu riches heures du duc<br />

de Berry).<br />

2 Diese Phantasieruine scheint wieder und wieder auf Karten<br />

und ivialereien vom Ende des 35. Jahrhunderts bis s8o<br />

(Manazzale) aufzutauchen, vgl. Frutaz, Tavv. 82, 157, i6o,<br />

i66, 170, 326.<br />

L. Schudt, Le guide di Roma, Wien 1930, S. 26 und 336 ff.<br />

(über Palladio). Vgl. auch 1. 1. Boissard, I.Pars Ronianae ur—<br />

bis topographiae et antiquitatufn .<br />

. . Frankfurt<br />

3597, S. Pal—<br />

ladio hatte indessen eine <strong>Vor</strong>stellung vom Augustuspalast, die<br />

an Bufalini erinnert. (Vgl. S. x6, Anm. z.) Vgl. E. Forsman,<br />

Palladio e Vitruvio, Bollettino dcl centro internazionale di studi<br />

di architettura Andrea Palladio IV, 3962, S. 33 f.<br />

Lanciarii, Storia degli scaei 1, Roma 1902, S. II.<br />

Lanciani, Storia II, Kapitel über die Grundstücke des<br />

Palatin, S. 34—SS passim sowie La casa dei F1a.‘i negli orti<br />

farnesiani, Röm. Mut. 3894, S. isf.<br />

6 Lanciani, Storia II, S. 47.<br />

Bianchini, op. dt. S. 8 und 6o, Vacca, Memorie § 76.<br />

6 Die nachstehende Durchsicht von Karten mit Angaben<br />

u.a. über deren gegenseitige Abhängigkeit hätte ohne das<br />

monumentale Werk von A. D. Frutaz, Le piante di Roma,<br />

1—111, Roma 3962, nicht durchgeführt werden können.<br />

van Cleef‘s Panorama, als Frutaz‘ Karte Nummer io6 klassi<br />

fiziert, ist Taf. i8o abgebildet und im Textband (1. Testo)<br />

S. 165, behandelt. Nachstehend werden die Hinweisziffern<br />

n dieser Ordnung angegeben.


162 I3IRGITTA lAMM<br />

Abb. .<br />

(Abb. 7.) Nachdem dieser eine Anhäufung von Ruinen auf der Mitte des Hügels erreicht hat,<br />

biegt er ab, um dann hinunter in das Tal zwischen Caelius und Palatin zu führen. Nicht weit vor<br />

der Ruinengruppe ist der Weg dreimal durch eine Andeutung von Terrassierung unterbrochen.<br />

Es wäre verführerisch, diese Ruinen mit dem <strong>Repräsentationspalast</strong> zu identifizieren, wie aber<br />

andere Karten zeigen, können sie sich nur innerhalb des <strong>Gebiet</strong>es der Vigna Capranica oder mög—<br />

licherweise der Domus Augustana befunden haben. van Cleef ist nicht in allen Details zuverlässig<br />

und kann sie ein Stück von ihrem eigentlichen Platz wegversetzt haben‘.<br />

Auf der Perspektivkarte des 1tienne Du Prac von 15772 sehen wir Rom nahezu von oben.<br />

(Abb. 8.) Der Palatin ist von der gleichen Seite wie in dem Panorama van Cleef‘s wiedergegeben,<br />

aber in einer anderen Manier. Statt neblig gezeichneter Ruinen und leichthin skizzierter Land—<br />

schaftsdetails treten Mauern, Häuser und Bäume mit klar abgegrenzten Konturen hervor. Der<br />

ganze Palatin ist mit ordentlich eingeteilten Grundstücken sichtbar, unter denen das Stati—Mattci—<br />

besitztum sich auf Kosten der Farnesinischen Gärten etwas breit macht. Die letzteren sieht man in<br />

einem unteren in Quadrate systematisierten und einem oberen Parkteil, der in der Nähe des<br />

Quadratteiles Baumwuchs aufweist, während die übrigen Teile aus Wiesengebieten mit ein—<br />

zelnen Baumreihen bestehen. Im entfernteren Teil, nicht weit von der Grenze des Hügels zum<br />

Circus Maximus hin, erhebt sich eine haibrunde Ruinenwand mit einem modernen Gebäude<br />

1 A. Bartoh (Ii panorama di Raina dclineato da I-kndrik Van 2 Frutaz 027, tav. 249, S. r86; F. Ehrle, Romaprinia di Sisto V,<br />

Clej ne! io Bull. ran!. 1—11, igog, S. ) weist darauf hin, La pianta di Roma Du Pdrac—LafrIry dcli, Ronia 1908.<br />

wic das SeptizonsLlm scitenverkehrt wiedergegcbcn ist.<br />

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Cleef‘s Rompanoran-ia von Ausschnitc.


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DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIONSPALAST DES DOMITIAN AUF DEM PALATIN<br />

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Abb. 8. Jtiennc Du Prac‘s Perspcktivkarte von Rom von 1552, Ausschnitt. Sammlungen der Kgl. Bibliothek, Stockholm.<br />

163


164 BIRGITTA TAMM<br />

Abb. 9. Antonio Tempesta‘s Perspektivkarte von Rom von 1593, Ausschnitt. Sammlungen der Kgl. Bibliothek, Stockholm.<br />

gleich dahinter. Die Ruinenwand entspricht vielleicht der Aussenwand des Nymphaeums, das<br />

den Speisesaal des Reprsentationspalastes im Nordwesten flankierte. Auch das südöstliche Pen<br />

dant fehlt nicht, liegt aber infolge der Grundstückseinteilung innerhalb des Matteibesitztums<br />

(vgl. unten S. 169). Nichts anderes ist vom Repriisentationspalast sichtbar und es scheint so, als ob<br />

die Grenze zwischen dem Matteigrundstück und den Farnesinischen Girten gerade dort wo das<br />

sogen. Lararium und der grosse Mittelsaal liegen sollten fehlerhaft gezogen worden ist. <strong>Das</strong> Ge<br />

biet davor besteht nur aus grasbewachsenem Boden. Der Weg, der vom Titusbogen hinauf<br />

führt, ist ganz und gar als eine Treppe (mit breiten Stufen?) gezeichnet und biegt gerade dort wo<br />

er das Matteigrundstück erreicht in einem Winkel ab. Ein Eingang auf der rechten Seite führt zu<br />

dem was das zweite Niveau der Farnesegirten werden sollte, als die Anlagen in ihrer monumen—<br />

talsten Form ausgebaut wurden.<br />

Die grosse Perspektivkarte des Antonio Tempesta von 1593 ergänzt die frühere mit einer<br />

Ansicht von Westeii‘. (Abb. 9.) Die Manier ist schlicht klassisch. Die steif—kartographische Art<br />

Du Prac‘s ist verschwunden. Es finden sich hier mehr Veduten und eine stiirkere Zusammen—<br />

schmelzung der Hintergründe, während gewisse Flächen, z.B. das Tal des Circus Maximus, sich<br />

vielleicht etwas zu stark ausbreiten durften.<br />

1 Frutaz 134, tav. 266—7, S. 192.


DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIONSPALAST DES DOMITIAN AUF DEM PALATIN 165<br />

Vom Palatin sieht man die Ecke gegen das Colosseum hin am wenigsten und das Stadium ist<br />

ganz verdeckt, wie auch der Weg hinauf vom Titusbogen her. Die Farnesinischen Gärten treten<br />

mit ihrem säuberlich geordneten unteren Teil bei der Velia sowie einem baumbewachsenen oberen<br />

Teil hervor, wo Ruinen lediglich bei der eigentlichen westlichen Ecke hervorlugen. In der<br />

Mitte des Hügels ist ein hohes zweigeschossiges Gebäude und etwas mehr links ein sehr niedriger<br />

Bau. Sie dürften zu dem Casino gehören, das in den Farnesinischen Gärten errichtet wurde‘.<br />

Es scheint hier ungefähr an der Stelle des Larariums und des grossen Mittelsaales zu liegen, wie<br />

aber aus späteren Karten ersichtlich ist (Abb. s), dürfte es mehr nach der Grenze des Hügels zu<br />

gelegen haben.<br />

Die Karte des Tempesta zeigt, zusammen mit den beiden anderen, nicht viel mehr als dass man<br />

kaum damit rechnen kann, dass Ruinen des Frontteiles des <strong>Repräsentationspalast</strong>es bekannt<br />

waren. Bevor wir weitere Schlüsse ziehen, wollen wir Karten anderer Art studieren, solche die<br />

das antike Rom rekonstruiert vorstellen. Es ist klar, dass man hierbei von Ruinen ausging, sobald<br />

sich welche vorfanden, ebenso klar ist es, dass man sie recht eigenwillig ausdeutete. Ausgangspunkt<br />

und wichtigste <strong>Vor</strong>aussetzung für die Karten dieses Typs, die des Ligorio, des Du P&ac und des<br />

Cartaro, scheint Bufalini‘s grosser, auf Vermessungen beruhender Stadtplan von isi zu sein<br />

(Abb. io)2. Bufalini ignoriert ganz und gar die gleichzeitige Grundstückseinteilung und zeichnet<br />

Pläne der Ruinen, die vorhanden waren, aber in ergänzter und verbesserter Form. <strong>Vor</strong> allem<br />

strebt er danach die Bauten symmetrisch zu gestalten. Weiterhin zeichnet er an verschiedenen<br />

Stellen Namen von Gebäuden ein, die als Ruinen nicht aufgefunden werden konnten, die aber<br />

der gleichzeitigen antiquarischen Forschung ihre Plazierung zu verdanken haben<br />

3. Im <strong>Gebiet</strong> nahe<br />

beim Colosseum finden wir z.B. ein Quadratnetz, eine Systematisierung eines Ruinenkomplexes,<br />

den wir auf der Perspektivkarte des Du P&ac bemerkt haben (Abb. 8). wies wird als Tempel<br />

des Heliogabalus bezeichnet. Die Plazierung wird, wie wir früher gesehen haben, sowohl von<br />

der Antike her wie im Mittelalter gestützt. Mitten auf dem Palatin, auf unserem <strong>Gebiet</strong>, schreibt<br />

er T. IVNONIS SOSPITJ, T. MATRIS DEORVM, T. BACCHI. Hier hat er offenbar keine<br />

Anhaltspunkte in Form von Ruinen gehabt. Hinter dem <strong>Gebiet</strong> mit diesen Tempeln liegt ein<br />

stark rekonstruierter Plan vom Palast des Augustus, der den südwestlichen Teil des Hügels be<br />

deckt, jedoch von den Resten des Kaiserpalastes nach dem Circus Maximus hin ausgeht.<br />

Im Jahre 1573 gab Du Prac eine Karte aus, die das ganze antike Rom restauriert zeigt, eine<br />

wirklich bewundernswerte Leistung<br />

4. Die Stadt ist von Westen her gesehen und vor dem Palatin<br />

sieht man also die Sta. Anastasiakirche und den Circus Maximus. Der Kaiserpalast ist sehr gross—<br />

1 <strong>Das</strong> Casino wird bei R.omanellj, Horti Palatini Farnesiorurn, Karte behandle ich nicht, da sie einfacher ist und von Du<br />

Studi roniani VIII, s. 668, erwähnt und ist über dem Tricli— Pdrac‘s Rekonstruktionskarte ausgeht. (Frutaz 23, 0v. ‚x).<br />

nium und westlich vom Nymphaeum gelegen. 1-1. Schück, Für den Kaiserpalast vgl. Palladio‘s Zeichnung publiziert<br />

Ndgra asunrleningar till Antosiio Tempesta‘s Urbis Ronsae pro— von G. Zorzi, 1 disegni delle antichita di Andrea Palladio,<br />

spectus 1593. Arbcten utgivna med undcrstöd ur Vilheim Venezia ig, Abb. 243.<br />

Ekmans universitetsfond, Uppsala 1917, S. 17, nimmt <strong>Das</strong> meiste unvollständig oder gar nicht publiziert. Vgl.<br />

stattdessen an, dass die moderne Villa zum Matteigrundstück Jordan, Topographie 1:3, S. 8z 1 1.<br />

gehört. Fruraz 22, tav. 43—4, 5. 67 1. Sie ist nach dem Modell<br />

2 Bufalini ist Frutaz‘ Karte Nr 109, taV. 203, S. i68. Über die Ligorio‘s ausgeführt worden (S. 169).<br />

Autorität Bufalini‘s vgl. auch Introduzione S. 21. Cartaro‘s


166 BIRGITTA TAMM<br />

Abb. to. Bufalini‘s Stadtplan von Rom von i5o, Ausschnitt. Sammlungen der Kgl. Bibliothek, Stockholm.


DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIONSPALAST DES DOMITIAN AUF DEM PALATIN 167<br />

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Abb. ii. Oriofrio Panvinio‘s Grundriss des Circus Maximus und des Kaiserpalastes, Ausschnitt. An die Stelle des ReprSsentations_<br />

palastes hat er einen runden Apollotempel verlegt. Aus Bianchini‘s „II palazzo dc‘ Ccsari“.<br />

1 Für Du P&ac‘s Apollotempel vgl. Hiilsen, Unterstchungen<br />

zur Topographie des Palatiris. 5. Der Tempel des Apollo Palatirius,<br />

Röm. Mjtt. 1896, S. 194f., über Panvinio‘s und Nibby‘s<br />

Ansichten in Bezug auf eine haibrunde Ziegelmauer hinter<br />

dem Farnesecasino, Bianchini, op. cit., S. 42; Lanciani, Ii<br />

1<br />

„Palazzo maggiore“, s. ii, spricht von einem Vestatempel.<br />

1:<br />

Vgl. Hülsen, Röm. Mit. 1895, S. z8 ff.<br />

2 Die Karte wurde in Bianchini‘s Buch als Tav. i. eingeführt;<br />

Zitiert S. 42.<br />

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artig rekonstruiert mit einem Theater, das der nach dieser Seite schwach eingebuchteten Fassade<br />

entspricht. <strong>Das</strong> Hippodrom wird Atrium benannt, der Mittelteil, der der Domus Augustana<br />

entsprechen sollte, heisst balnea und an der Stelle des <strong>Repräsentationspalast</strong>es liegt ein Kuppel—<br />

tempel mit einem ovalen Hof davor, der auf den Circus Maximus hinaussieht‘. Der Platz hinter<br />

diesem Tempel, also der, den wir untersuchen wollen, ist offen gelassen, mit Ausnahme einiger<br />

Kleintempel, die sich im hinteren Teil zusammendriingen. Der Weg vom Titusbogen her ist<br />

mit aufgenommen. Onofrio Panvinio hat in seinem Werk De ludis circensibus einen Plan gezeichnet,<br />

der genau Du Prac‘s Bild des Kaiserpalastes und des Apollotempels entspricht<br />

.flnzu,<br />

Frutaz II, tav. 222, S.i7of.<br />

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2. (Abb. ii.)<br />

Pirro Ligorio bildet das antike Rom in mehreren Versionen ab. Er beginnt damit 1552 eine<br />

Karte mit schematisch dargestellten Häusern auf bebauten <strong>Gebiet</strong>en sowie einzelnen restau—<br />

rierten antiken Gebäuden auszugeben<br />

3. Andere sieht man als wirkliche Ruinen. Moderne Anlagen,


168 BIRGITTA TAMM<br />

Abb. 52. Pirro Ligorio‘s Rekonstruktion des antikess Rom von r6s, Ausschnitt. Sammlungen der Kgl. Bibliothek, Stockholm.<br />

1


DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIONSPALAST DES DOMITIAN AUF DEM PALATIN 169<br />

wie die Farnesinischen Gärten, ahnt man nicht. <strong>Das</strong> <strong>Gebiet</strong>, für das wir uns interessieren, wurde<br />

weiss gelassen. Die Karte von i6r mit dem ganzen restaurierten antiken Rom ist der des Du<br />

Pcirac sehr ähnlich, die ihr ja zeitlich vorausgeht‘. (Abb. 12.) Auch Ligorio hat einen Rundtempel<br />

— den<br />

Apollo‘s —<br />

oben<br />

hinauf in das <strong>Gebiet</strong> des Kaiserpalastes Verlegt, hat ihm aber vielleicht<br />

eine bessere Plazierung gegeben: in der Mitte eines rechteckigen Hofes, der ungefihr dem oberen<br />

Peristyl der Domus Augustana entspricht. Heute glaubt man, dass hier ein Ternpietto lag, errichtet<br />

auf einer Insel in der Mitte des Teiches, der das Centrum dieses Peristyls bildete<br />

2. <strong>Das</strong> <strong>Gebiet</strong> des<br />

<strong>Repräsentationspalast</strong>es wird von einer Reihe von Gebäuden eingenommen. Dahinter, gegen die<br />

Mitte des Hügels zu, liegt die sogenannte prata Bacchi, ein offener Platz, der indessen durch eine<br />

Reihe von Kleintempeln eingeschränkt wird. Zwischen den Tempeln laufen breite Strassen,<br />

darunter eine, die vom Titusbogen heraufführt.<br />

Vielleicht das interessanteste Werk Ligorio‘s ist die Karte, die 1575 mit einzelnen restaurierten<br />

Monumenten herauskam, während die iibrigen nach Bufalini‘s Methode mit Titeln angegeben<br />

3. (Abb. 13.) Ligorio ist ausserordentlich ehrgeizig, Angaben aus der Literatur einzuholen<br />

sind<br />

und strebt vor allein danach, so viele der Lokalitäten aus den konstantinischen Regionskatalogen<br />

wie möglich zu plazieren<br />

4. In das zentrale <strong>Gebiet</strong>, für das wir uns interessieren, gruppiert er die<br />

prata Bacchi, Lupercal, Auguratorium, Jovis cenatio und darunter nach Süden Aedes Apollinis.<br />

Oben verlegt er nach Osten den Vicus Salutaris, der ungefähr mit dem gleichzeitigen Weg über<br />

den Hügel zusammenfällt, den wir in anderen Darstellungen von Rom gesehen haben und der<br />

hinunter in das Tal gegen den Caelius führt. Vielleicht liegt hier eine richtige Intuition oder gar<br />

eine echte Reminiszenz an frühere Verhältnisse vor? Man könnte diesen Weg mit Begrüssungs<br />

zeremonien oben auf dem Palatin in Verbindung bringen<br />

5. —<br />

Auch<br />

die Plazierung der Jovis<br />

cenatio erscheint richtig. Die Benennung stammt aus der Historia Augusta (Pertinaxbiographie<br />

ii,6) und wird gewöhnlich mit dem Speisesaal des <strong>Repräsentationspalast</strong>es in Verbindung ge<br />

6. Diesef liegt ja nach unserer modernen Auffassung sehr nahe beim Apollotempel, so wie<br />

bracht<br />

es sich Ligorio vorgestellt hat.<br />

Als Resultat der Übersicht über die Karten bleibt immerhin bestehen, dass der Frontteil des<br />

<strong>Repräsentationspalast</strong>es unbekannt und unsichtbar war. Die einzige Ruine, die möglicherweise<br />

mit dem <strong>Repräsentationspalast</strong> in Verbindung gebracht werden kann, ist eine haibrunde Wand,<br />

für die sich besonders Du Prac interessiert hat. Eine sehr starke Tradition verlegt auch den Apollo-<br />

tempel gerade in das <strong>Gebiet</strong> des <strong>Repräsentationspalast</strong>es. Man nahm im allgemeinen an, dass ein<br />

offener Platz nordöstlich davon lag. Dieses <strong>Gebiet</strong> wird im grossen und ganzen in den Rekon<br />

struktionen frei gelassen und in diesen Gegenden werden in den wirklichkeitstreuen Perspektiv—<br />

Frutaz 17, tav. 31 S. 6x, erkennt Ligorio als Antikenforscher S. 7. Vgl. auch Castagnoli, lot. cit.<br />

ziemlich an. Ligorio hat nach ihm sicher Bufalini‘s Plan Frutaz x6, tav. 25, S. 6o f.<br />

benutzt (S. öz). Vgl. übrigens G. Baglione, Lt vite de‘pittori, Frutaz, S. 6o zitiert folgende Quellen: die sogen. Vico—<br />

.scultori et architctti Dal pontficato de Gregorio xiri del 15‘. magistribasis aus der Zeit Hadrians, Notitia und Curiosuin.<br />

infino a‘tesnpi di papa Urbano Ottavo nel 1642, S. 8 f. und Vgl. salutatoriutn im Glossarium oben S. i. Saluraris, was<br />

F. Castagnoli, Pirro Ligorio, topografo di Ronia antica, Palladio auch gesundheitsbringend bedeutet, möchte man vielleicht<br />

2, 1952, S. 98. zunächst mit Salus in Verbindung bringen, aber ein Kult<br />

Lugli, Ronia antica S. 5t2. Über Ligorios Entdeckungen an dieser Gottheit ist auf dem Palatin nicht bekannt.<br />

dieser Stelle des Matteigrundstiickes vgl. Lanciani, Storia II, 6 Lugli, Ro,na antica, S. 491.


170 BIRGITTA TAMM<br />

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Abb. 53. Pirro Ligorio‘s Karte über die antiken Denkmäler Roms von 1574, Ausschnitt. Sammlungen der Kgl. Biblothck,<br />

Stockholm.<br />

karten keine Ruinen eingezeichnet. Was wirklich deutlich auf allen Arten von Bildern hervortritt,<br />

ist ein breiter Weg vom Titusbogen her. Er dürfte der Nachfolger des antiken Prozessionsweges<br />

sein.<br />

Man kann hinzufügen: wenn es einige imponierende Ruinen oben auf der Mitte des Hügels<br />

gegeben hätte, so dürften die fleissigen Vedutenmeister der Renaissance davon angezogen worden<br />

sein. Sie scheinen sich aber auf die Ruinen beim Circus Maximus und der Domus Tiberiana nach<br />

dem Forum hin zu konzentrieren‘. Es dürfte daher vom reinen „ruinenaesthetisierenden“ Gesichts<br />

punkt aus hier oben ein recht undankbares <strong>Gebiet</strong> gewesen sein, das der Kardinal Alessandro<br />

Farnese zur Anlage von Gärten erwarb — und vermutlich auch deswegen, um im Zusammenhang<br />

damit seine Hand auf so viele Antikenfunde wie möglich zu legen.<br />

Lanciani, 11 „pcslazzo Maggiore‘ ‚sei secoli XVI—XVIII, lern, die mit Motiven von den Palastruinen oberhalb des<br />

1S94, 5. 10 f., Anm. gibt Beispiele von Künst— Circus Maximus gearbeitet haben.<br />

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DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIONSPALAST DES DOMITIAN AUF DEM PALATIN 171<br />

DIE KARTEN UND FÜHRER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

Nach der grundlegenden Epoche der Renaissance befolgten die Kartenzeichner des 17. und i8.<br />

Jahrhunderts die einmal eingeschlagenen Richtlinien.‘ Die nach der Wirklichkeit strebenden<br />

Perspektivkarten werden sehr beliebt. Mehrere Male gibt man Tempesta‘s Karte neu heraus, aber<br />

es kommen auch noch andere hinzu, wobei die älteren Karten oft als <strong>Vor</strong>lagen ausgenutzt werden.<br />

In gewissen Arbeiten missversteht man Details, verlegt und vereinfacht, was sie für ein Detail—<br />

studium wie das unsrige unzuverlässig macht. Etwas neues bringt indessen M. Greuter‘s Karte<br />

von 16182. (Abb. 14.) Hier sieht man den Palatin von ‘Westen wie bei Ligorio‘s und Du P&ac‘s<br />

3. Im Süden dominieren die Ruinen des Kaiserpalastes. Die Ruinen sind teil<br />

Rekonstruktionen<br />

weise mit modernen Mauern und Stützkonstruktionen untermischt, die vielleicht zu den Farnesini—<br />

schen Gärten gehören. Diese zeigen sich in ihrer schönsten Pracht. Gegen die Velia hin sieht man<br />

den terrassierten Aufgang, der nunmehr wiederhergestellt ist<br />

1 Eine Anzahl bekannte Karten geben mehr summarische<br />

Angaben über den Palatin. Im allgemeinen zeigen sie den<br />

Zustand während des Mittelalters mit dem Palatin ausserhalb<br />

der Bebauung. Keine Grundstückseinteilung wird markiert,<br />

die Ruinen sind summarisch gezeichnet und mitunter nicht<br />

exakt plaziert. Beispiel: Brambilla—Van Aclst‘s, Pinard‘s,<br />

Dosio‘s, Cartaro‘s, Camogio‘s, resp. Karten, publiziert bei<br />

13 — OpLISCu!a Rornana VI<br />

4, danach folgt ein in vier Quadrate<br />

Frutaz als Tavv. 201, 223, 229, 237 och 239.<br />

2 Frutaz 145, S. 205.<br />

Frutaz i8, tav. 357—63, S. 221 f. Die Kgl. Bibliothek in<br />

Stockholm besitzt ein Exemplar dieser Karte, das nicht von<br />

Frutaz registriert worden ist.<br />

Vgl. RomaneLli, Horti Palatini, S. 665 ff.


172 BIRGITTA TAMM<br />

eingeteiltes Plateau mit Rabatten, hiernach, d.h. ungefähr auf der Mitte des Hügels, also in dem<br />

<strong>Gebiet</strong>, das uns interessiert, zwei Laubengänge, die sich kreuzen. Neben diesem rechteckigen<br />

Teil des Gartens liegt eine rechteckige Anlage. Diese wird nach Süden von einer modernen<br />

Gebäuciereihe begrenzt und hinter ihr befindet sich ein letzter Gartenteil auf dem <strong>Gebiet</strong> der<br />

Magna Mater. Hinter dem Garten mit Laubengängen liegt ein Gebäudekomplex, der von einem<br />

hohen turmähnlichen Bau dominiert wird. Ganz exakt sind die Grenzen auf dem Palatin wohl<br />

nicht gezogen und die verschiedenen Abteilungen im Garten sind etwas schwer verständlich,<br />

wie auch die modernen Konstruktionen, die hier ihren Platz gefunden haben. Der Turm dürfte<br />

jedoch das Farnesecasino darstellen, das nicht weit vom Rande des Hügels lag, wie es scheint im<br />

<strong>Gebiet</strong> des Triclmiums. Die charakteristischen gekreuzten Laubgänge scheinen auf dem <strong>Gebiet</strong><br />

des <strong>Repräsentationspalast</strong>es zu liegen.<br />

Giambattista Falcla gab 1667 eine Karte heraus, die dieser sehr ähnlich ist, gewisse Details sind<br />

indessen offenbar vereinfacht worden. Die Unterteilungen der Farnesinischen Gärten sind zahlen<br />

mässig geringer. <strong>Das</strong> Casino ist in eine lange Reihe mit mehreren turmartigen Gebäuden einge<br />

schoben. Der gleiche Falda hat jedoch in seinem Werk Li giardini di Roma eine besondere Zeich<br />

nung der Gartenanlagen herausgegeben, die ausserordentlich interessant ist (Abb. is). Die schön<br />

ausgearbeiteten Gartenrabatten dominieren hier ungeheuer über Architektur und Ruinen. <strong>Das</strong><br />

ganze <strong>Gebiet</strong> über dem eigentlichen terrassierten Aufgang ist in Quadrate eingeteilt, die viel<br />

zahlreicher sind, als auf den Karten, die wir betrachtet haben. Die Quadrate sind meistens von<br />

Bäumen umrandet und in zierliche Rabatten geordnet. Der Grundriss des <strong>Repräsentationspalast</strong>es<br />

kann leicht wiedererkannt werden. Der nordwestliche Eckpfeiler der Basilika sticht heraus und<br />

an der Stelle des Larariums sieht man recht umfangreiche Ruinen. <strong>Das</strong> ganze <strong>Gebiet</strong> der drei<br />

vorderen Säle ist von Gebüsch überwachsen, mit einem aus dem <strong>Gebiet</strong> der Basilika hervor—<br />

scheinenden Barockportal. Hinter dem Rechteck, das Aula, Basilika und Lararium bedeckt, ist<br />

ein offener Garten mit achteckiger Mittelpartie, die ganz natürlich an die Fontäne im Peristyl der<br />

Domus Flavia erinnert. Weiter hinten an der Stelle des Tricliniums befindet sich ein mauerumge—<br />

bener Hof und dort liegt das Casino auf der Nordwestseite. Von grösstem Interesse für uns ist<br />

das <strong>Gebiet</strong> vor dem <strong>Repräsentationspalast</strong>. Von dem Niveau der früher erwähnten Abteilungen<br />

geht man zunächst eine Treppe hinunter auf eine schmale Terrasse. Von diesem Niveau kann<br />

man mit Hilfe von zwei Treppen, die eine Fontane flankieren, zu einer Art von versenktem Garten<br />

kommen, der auf drei Seiten —<br />

dem höheren Niveau —<br />

auf<br />

die vierte Seite von der Fontäne eingenommen wird. Diese „Fontana degli specchi“ hat Boni<br />

von<br />

A1len umgeben ist, während<br />

wiederentdeckt und man kann sie auch jetzt noch sehen‘. Hier dürfte der Platz sein, an dem die<br />

Accademia degli Arcadi gegen Ende des 17. Jahrhunderts zusammentrat. Die Nähe des Apollo-<br />

tempels dürfte bekannt gewesen sein und wer Horatius mit den Scholien gelesen hatte, glaubte<br />

vielleicht antike gelehrte Sitten wiederzuerleben<br />

2.<br />

1 Romanelli, Horti Palalini, S. 668 f., Lugli, Ronia antica, kurrierender Dichter im Apollotempel oder dessen Bibliothek<br />

S. 480; Boni, L‘Arcadia stil Palatino, Ball. d‘arte i9i4, S. bezieht. (Vgl. Kiessling—Heinze, Satiren und Briefe, Leipzig<br />

369 ff. 1921, S. 258). Auch Juv., sat. 7,37 „et musarum et Apollinis<br />

2 Von Hor., ep. 2,2,94 „vacuam Romanis vatibus aedem“ aede relicta‘ und Plin. ep. 1, 13, (berichtet wie Kaiser<br />

etc, wird angenommen, dass es sich auf Rezitationen kon- Claudius bei einem Spaziergang auf dem Palatm Töne von


DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIONSPALAST DES DOMITIAN AUF DEM PALATIN 173<br />

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CI


174 BIRGITTA TAMM<br />

Was unser Anliegen betrifft, ist es am wichtigsten, hier die Niveauverhältnisse festzuhalten.<br />

Ist die versenkte Fläche als ein reines Gartenarrangement zustande gekommen oder hat man sich<br />

an antike Verhältnisse angepasst? Auf den Karten des i6. Jahrhunderts haben wir von diesem<br />

Hof nichts geahnt, aber keine dieser Karten gibt auch ein vergleichsweise ähnlich detailliertes<br />

Bild wie diese mit den Gartenanlagen.<br />

Wir wollen nun sehen, welche <strong>Vor</strong>stellung sich die Antiquare in der gleichen Epoche vom<br />

Kaiserpalast machten. Die oftverwendete <strong>Des</strong>crittione di Roma antica e moderna des Franzini von<br />

1643 geht von Palladio‘s Schrift L‘Antichita aus, erwähnt aber auch ausserdem die Farnesinischen<br />

Gärten als neu hinzugekommene Sehenswürdigkeit<br />

1. Ich möchte bei dieser Gelegenheit diese<br />

Art den Stoff in eine antike und eine „moderne“ Abteilung zu disponieren, als einen wissen<br />

schaftsgeschichtlich wichtigen Umstand hervorheben. Dadurch, dass der grösste Teil des Re—<br />

präsentationspalastes innerhalb des <strong>Gebiet</strong>es der Farnesinischen Gärten liegt, während die übrigen<br />

Teile des Palastes wohlbekannte Ruinen im Süden bilden und beide Teile in den Führern für sich<br />

in ihremjeweiligen Zusammenhang behandelt werden, wird es verständlich, dass es lange gedauert<br />

hat, bis man die domitianischen. Palastruinen als eine zusammengehörige Einheit erkennen konnte.<br />

Unsere Bezeichnung „Domus Augustana“, die eigentlich den ganzen Palastkomplex umfassen<br />

müsste, gilt lediglich für den Mittelteil des Palastes, während der <strong>Repräsentationspalast</strong> Domus<br />

Flavia genannt wird, obwohl alle Ruinen gleich flavisch sind, abgesehen von den Teilen, die<br />

unter den Severern hinzukamen<br />

2.<br />

Die ältere Zeit hatte auch eine gewisse <strong>Vor</strong>stellung, dass die Domus Augustana mit der Person<br />

des Kaisers Augustus verknüpft werden müsste. Dieser ist der Erbauer des Palastes, spätere Kaiser<br />

haben ihn repariert. Die Verhältnisse in der Zeit des Augustus, über die in den Texten berichtet<br />

einer Rezitation hört) wird meist auf den gleichen Ort be<br />

zogen. Oberhaupt nahm man in dieser Zeit, wie auch später,<br />

wohl an, dass dieser Tempel eine Art von gelehrter antiker<br />

Akademie gewesenist. Vgl. Nardini (siehe unten S. 175, Anm.<br />

a) S. Boni, der die virgilianische Inspiration der Arcadia<br />

academia hervorhebt (die Legende über die Einwanderung des<br />

Arkaders Evander, arkadische Hirtendichtung) deutet auch<br />

horazische Anknüpfung an (die Mitglieder der Akademie be<br />

nehmensichwieeinwahres,,genusirritabilevatum“), S. f.<br />

L. Schudt, op. dt., S. 32. Weitere Führer in den Sammlungen<br />

der Kgl. Bibliothek, z.B. Pietro Martire‘s von 1625 und Totti‘s<br />

von 1638 geben nicht mehr als Palladio‘s Führer. 5632 gab<br />

G. Lauro in Rom Antiquae urbis splendor mit Kupferstichen<br />

berühmter Denkmäler heraus, darunter eine Rekonstuktion<br />

des Augustus-Palastes, die sich an Bufalini‘s, Ligorio‘s und<br />

Du Pdrac‘s Darstellungen anschliesst. Bemerke vor allem<br />

equilia = Stall, zentral gelegen, flankiert von zwei Stadien,<br />

von denen das eine auf die existierenden Hippodromruinen<br />

zurückgeht und das andere als exaktes Pendant gestaltet<br />

worden ist (vgl. später Bianchini‘s spiegelverkehrte Palast—<br />

hälften). Der gleiche Künstler hat auch 1628 Antiquar urbis<br />

vestigia herausgegeben, also Abbildungen der Ruinen. A.<br />

Donati‘s Rorna vetus er recens, Romae 5648, S. 189 ff. schil<br />

dert „Palatium Caesarum“ nur nach Texten.<br />

2 Die Bezeichnungen Domus Augustana und Domus Ti<br />

beriana stehen in den Regionskatalogen nebeneinander und<br />

zielen deutlich auf getrennte Paläste ab, die noch in der<br />

Spätantike in Funktion waren. Die Bezeichnungen kommen<br />

auch in Inschriften vor (vgl. Moos Palatinus, 5. 216 ff.).<br />

Domus Flavia wurde modern als alleinige Bezeichnung für<br />

den <strong>Repräsentationspalast</strong> durch die Ausgrabungen der<br />

i86oerjahre (unten 5. 183 ff.), ist aber weder inschrif dich noch<br />

sonst aus der Antike belegt. Domus Augustana soll natürlich<br />

mit dem Kaiser verbunden werden, der stets den Titel<br />

Augustus trägt, nicht nur der erste Kaiser. Der ursprüngliche<br />

Palast des Augustus ist gewiss nicht vollständig bekannt und<br />

ausgegraben, aber vieles spricht dafür, dass er sich nicht<br />

allzuweit auf das <strong>Gebiet</strong> der domitianischen Bauten ausdehnte.<br />

Vgl. Gf. Carettoni, 1 problemi delle zone augustea del Palatirjo<br />

alle luce dei recenti scavi. Rend. d Pont. Acc. rom. di Arch.<br />

XXXIX, 1966—1967, S. 67 f., Fig. i und 3. Die Enteignung<br />

hier dürfte frühestens unter Nero stattgefunden haben. Einen<br />

Rest, trotz allem den Palastuamen mit dem ersten Kaiser zu<br />

verknüpfen, darf man wohl in Bartoli‘s <strong>Vor</strong>schlag sehen,<br />

eine Konstruktion innerhalb des domitianischen Palastes —<br />

auf dem <strong>Gebiet</strong> der Dornus Augustana —<br />

als<br />

Vestatempel zu<br />

identifizieren, der von Augustus in den Palast verlegt worden<br />

sei. (Scavi dcl Palatina (Domus Augustana) 1926—1928, Not.<br />

Scavi 1929, 5. 26 ff.; Lugli widerlegt diese Theorie in Roma<br />

antica, 5. 513).


DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIONSPALAST DES DOMITIAN AUF DEM PALATIN 175<br />

wird, behalten folglich auch später ihre Geltung. <strong>Das</strong> führt natürlich zu einer gewissen Verwirrung,<br />

besonders für uns, die wir die Baugeschichte der Ruinen kennen. Wir können beobachten wie<br />

Famiano Nardini in seinem inhaltsreichen und philologisch wohlunterbauten Führer zu Wege<br />

gegangen ist, der lediglich antike Denkmäler behandelt‘. Er nimmt auch einen einzigen grossen,<br />

schon von Augustus errichteten Kaiserpalast an. <strong>Dem</strong> Tiberius wird indessen ein eigener Palast<br />

zuerkannt, da rnanja nicht von der Erwähnung der beiden Paläste in den Regionskatalogen und in<br />

gewissen Texten absehen kann. Domitian, der nach moderner Auffassung als Bauherr eines ganz<br />

neuen Palastes hervortritt, wird hier als einer der vielen genannt, die den ursprünglichen Palast<br />

reparieren liessen.<br />

<strong>Das</strong> Kapitel über palatium Augustale stützt sich scheinbar allein auf Texte. Die einzelnen Örtlich<br />

keiten werden in folgender Ordnung aufgezählt: Vestibulum, Treppen, Piazza Palatina, Portiken,<br />

Sicilia, Atrium, Jovis cenatio, Giardino, Bad, Capella oder Lararium, Auguratorium, Stalla,<br />

Hippodrom, Cella Palatina atriensis. Jeder Platz wird mit Texten erklärt<br />

2. Nardini insistiert<br />

nicht darauf, irgendeine der Lokalitäten mit Resten auf dem Palatin zu identifizieren, ausser<br />

wenn es das Vestibulum gilt, dessen Lage gleich über dem Titusbogen angenommen wird, aber<br />

man ahnt eine Art zugrundeliegenden Plan. Der Platz des Hippodromes —<br />

erwähnt —<br />

es<br />

ist gegen Ende<br />

gegeben, aber auch Jovis cenatio, Bad, Stalla und Lararium oder Auguratorium<br />

ist<br />

sind mit bestimmten <strong>Gebiet</strong>en verknüpft, wie wir aus den Rekonstruktionen ersehen konnten<br />

3.<br />

Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang natürlich die erstgenannte Suite Vestibulum —<br />

Treppe —<br />

Piazza<br />

—<br />

Portiken.<br />

Den Weg, der vom Titusbogen hinauf zum Palatin führt haben wir auf gewissen Karten in<br />

Treppenstufen aufsteigen gesehen und die Piazza war bei mehreren Rekonstruktionen mitaufge—<br />

nommen. Die Texte, die hier angeführt werden, sind ziemlich willkürlich gedeutet<br />

4 und es ist<br />

deutlich, dass man von der Existenz eines Prozessionsweges von diesem allgemeinen iyp vom<br />

Titusbogen her fest überzeugt gewesen ist. Er wird, wie wir sogleich schei werden, auch in<br />

Bianchini‘s und Canina‘s Rekonstruktionen des Kaiserpalastes wiedererscheinen. Kann hier<br />

irgendeine Reminiszenz an den antiken Prozessionsweg vorgelegen haben? Es ist sehr schwer,<br />

die Lage zu beurteilen, da diese Gegenden durch die Grabungen der i86oer Jahre radikal verändert<br />

worden sind.<br />

1 Nardini‘s Führer kam erstmals 5665 heraus (Schudt, op. dt. rarium des Alexander Severus zusammengebracht.<br />

S. 145), mir war aber nur die zweite Ausgabe von 1704 ZU- jovis cenatio hat Ligorio auf seiner Karte einen Platz ange<br />

gänglich, die von Vacca‘s Memorie eingeleitet wird. wiesen, das Bad hat Du P&ac in seine Rekonstruktion mitein—<br />

2 Trotzdem Nardini sich der chronologischen Probleme bezogen (obenS. 567), Stalla dürften zu Bufalini‘s Kaiserpalast<br />

bewusst ist und die Veränderungen an den Gebäuden, die in gehören (Abb. so). Vgl. Lauro‘s Werk, zitiert oben S. 174,<br />

den Texten erwähnt werden, zu erklären versucht, zieht er, Anm. i, und das Auguratorium, evtl. Lararium, kann mit<br />

nach unserem heutigen Wissen, falsche Schlüsse, z.B.: nach— der S. Caesariuskapelle zusammenhängen, wie man, nach<br />

dem „Sieilia“ und „Porticus“ auf Grund der Pertinaxbio— den Mirabilien zu urteilen, schon im 52. Jahrh. glaubte.<br />

graphie behandelt worden sind, zitiert er Servius‘ Kommentar Suet. Vit. 15 (Vitellius erbot sich beim Erscheinen auf den<br />

zur Aeneide für das Atrium auf dem Palatin, angewandt für gradus palatii abzudanken) wird mit Nero‘s Paradestrasse<br />

Senatssitzungen, was —<br />

trotzdem<br />

Spätantike geschrieben ist —<br />

der Kommentar in der hinauf auf die via sacra zusammengeführt. Vestibulum in<br />

auf<br />

die Verhältnisse in der Gell. 4,1,1 wird mit dem vestibulum Palatii des Traumes<br />

Zeit des Augustus abzielt. Plin. 36,5 (über ein Heiligtum auf Vespasians identifiziert (Suet. Vesp. zs).<br />

dem Palatin vor der Zeit des Domitian) wird mit dem La—


176 BIRGITTA TAMM<br />

Die Gartenkarte Falda‘s zeigt die Verhältnisse auf dem Palatin in Bezug auf unser aktuelles<br />

<strong>Gebiet</strong>: die hervorstechendcn Reste der Basilika und des Larariums sowie den versenkten geschlos<br />

senen Hof vor den in der Erde versteckten Resten des <strong>Repräsentationspalast</strong>es. Nardini‘s Führer<br />

zeigt, mit welchen Ideen über die Lokalitäten des Kaiserpalastes vom Titusbogen her man gerech<br />

net hatte. <strong>Das</strong> ist die Lage, praktisch—topografisch und wissenschaftlich—antiquarisch, als Herzog<br />

Franz von Parma in den4oer Jahren des i8.Jahrhunderts beschloss, hier oben Ausgrabungen zu<br />

veranstalten mit Bianchini als wissenschaftlichem Berater.<br />

BIANCHINI UND DIE AUSGRABUNGEN IN DEN 20er JAHREN DES<br />

18. JAHRHUNDERTS<br />

<strong>Das</strong> grosse Buch des Monsignor Francesco Bianchini über den Kaiserpalast erschien postum 17381.<br />

Es ist durchaus nicht leicht zu lesen und auszunutzen, teilweise deswegen, weil es Lücken aufweist<br />

und einer schlussgültigen Überarbeitung ermangelt, vor allem aber weil es die Gelehrsamkeit<br />

einer vergangenen Zeit repräsentiert. An und für sich kann man nichts gegen die Anlage der<br />

Arbeit einwenden: zuerst eine Übersicht über frühere Forschungen, die den Palast betreffen,<br />

dann ein Bericht über die Grabungen in den drei Sälen und die Reste, die sich unter ihnen fanden,<br />

Beschreibungen der Funde und <strong>Vor</strong>legung der chronologisch wichtigen Studien zu den Zie-.<br />

gelstempeln. Hiernach folgt ein wissenschaftlicher Kommentar und eine Erklärung zu einer<br />

grossen Rekonstruktion des gesamten Kaiserpalastes, die am Ende des Buches auf Tafeln vorge<br />

legt wird (Abb. i6). Gegen diesen weitläufigen Teil des Werkes müssen wir indessen die haupt<br />

sächlichsten Einwendungen erheben. Die wirkliche Absicht bei Bianchini‘s sehr umfassenden<br />

Arbeiten scheint gewesen zu sein, den Palast der Caesaren in seiner idealsten Gestaltung darzu<br />

stellen. Die drei Säle nehmen nur einen sehr kleinen Raum in dem rekonstruierten Palast ein,<br />

der sowohl durch antiquarische Tradition seit dem i6. Jahrhundert wie von gleichzeitiger Architek—<br />

turauffassung geprägt ist. Wie wir aus Abb. i6 ersehen können, besteht der Bianchinipalast aus<br />

zwei symmetrischen, spiegelgewendeten Teilen, die einen Mittelteil umgeben, der dem <strong>Gebiet</strong><br />

entspricht, das heute von den Ruinen des Baues eingenommen wird, den wir Domus Augustana<br />

nennen. <strong>Das</strong>s das Mauerwerk in den drei Sälen auf Grund exakter Beobachtungen in domitiani-.<br />

alter antiquarischer<br />

sehe Zeit datiert wird, verhindert keineswegs, dass der Palast als Ganzes nach —<br />

Tradition —<br />

als<br />

ein Bau des Augustus angesehen wird. Die Aula Isiaca, die unter dem Fussboden<br />

der Säle vorgefunden wurde, wird den Erweiterungen des Tiberius und des Caligula zugeschrie<br />

ben. Domitian wird als der Kaiser angesehen, der dem Palast seine schlussgültige elegante Form<br />

gegeben hat<br />

2.<br />

Dadurch, dass Texte als Erklärung für die archäologischen Entdeckungen angeführt und weitere<br />

Der Neffe des Verfassers, Giuseppe Bianchini berichtet Erginzungcn vorgenommen.<br />

über die Editionsproblerne im <strong>Vor</strong>wort des Buches. Hülsen 2 Bianchini, passini, z.B. SS. 36, 73, 75 (Der Palast Domitians<br />

hat den Nachlass studiert und in seinen Untersuchungen zur wurde als ein westliches Pendant zum Palast des Augustus<br />

Topographie des Palatins, Röm. Mitt., 5895, S. 252 ff., gewisse südlich von S. Bonaventura gestaltet), 90ff.


‚.3‘<br />

DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIONSPALAST DES DOMITIAN AUF DEM PALATIN 177<br />

Ch r‘ •.<br />

Abb. x6. Bianchini‘s Rekonstruktion des Kaiserpalastes auf dein Palatin. Die hier nicht sichtbare rechte Hälfte des Stiches zeigt<br />

einen identischen spiegelgewendeten Palast, Ncro‘s Dornus aurea. Aus „11 palazzo dc‘ Cesari“.<br />

-<br />

-j w,z.


178 BIRGITTA TAMM<br />

archäologische Beobachtungen in den Kommentar zur Rekonstruktion eingeführt werden,<br />

kurz gesagt, dadurch, dass Fakten und Deutungen ständig vermischt werden, ist es nicht leicht,<br />

darüber Klarheit zu gewinnen, was auf dem Platz vor der Fassade geschah und welche Auffassung<br />

Bianchini sich über dieses <strong>Gebiet</strong> bildete. Wir wollen versuchen, die wichtigsten Angaben her—<br />

auszuschälen. Nach Bianchini begann man schon 1720 auszugraben<br />

1 und die Stelle, die man<br />

auswählte, war ein <strong>Gebiet</strong> in der Nähe der Mauer nach dem angrenzenden Spadagrundstück hin<br />

(früher Mattei), wo sich antike Wände um gewaltige Erdmassen herum erhoben. Die Mauern<br />

dürften Teile der Wände des Larariums sowie der aufrechtstehende hohe Rest der Nordwestecke<br />

der Basilika gewesen sein, die wir auf Falda‘s Gartenkarte identifiziert haben. Soweit es Bianchini<br />

bekannt war, hatte dort niemand früher gegraben, was vielleicht auf den schweren Gewölberesten<br />

beruhte, die man angetroffen hatte. Sie durften jedem Raubgriiber ohne ungewöhnliche Re—<br />

sursen widerstanden haben. <strong>Das</strong> Niveau über dem Fussboden der drei Säle war mehrere Meter<br />

hoch, wie wir aus einer gleichzeitigen Zeichnung ersehen können (Abb. 17). Man grub von oben<br />

hinunter, und sogar bis unter den Fussboden der Basilika, wo man die Aula Isiaca fand. Unter<br />

der Aula Regia fand man Reste von Travertin, die man als Pfeiler deutete, welche zu einem Hof<br />

vor den drei Sälen in der Richtung nach dem Titusbogen zu gehörten<br />

3. Gerade in diesem <strong>Gebiet</strong><br />

scheint man jedoch nicht systematisch ausgegraben zu haben. Hier wurde nämlich die Erde aus<br />

den Grabungen aufgehäuft. <strong>Das</strong> erfahren wir wenn Bianchini erklärt, warum er einen Burghof<br />

vor den drei Siilen rekonstruiert. Er sagt: „in questo vano si gettano oggidi la terra, e le ruine<br />

de‘tetti e delle volte diroccate, e de‘muri che si vanno estraendo dal ricinto di queste sale nello<br />

sgombrarle: per modo che ii piano di questo spazio, ch‘era piü basso 25 piedi dcl pavimento delle<br />

Sale; oramai ridotto alb stesso livello: n si poträ fra poco piü riconosccre che vi sia stato<br />

cortile“. (S. 184.)<br />

Man kann sich schwer vorstellen, dass Bianchini mit dem versenkten Raum etwas anderes<br />

gemeint hat als den Hof am unteren Ende der Treppen bei der „Fontana degli specchi“ auf Falda‘s<br />

Gartenkarte. Der Niveauunterschied von ca. 8 m zwischen den verschiedenen Ebenen erscheint<br />

ziemlich kräftig, aber es durfte auch wirklich schwer gewesen sein, die Niveaus hier richtig zu<br />

beurteilen, da das Fussbodenniveau der Säle vor dem Wegschaffen der Erde nicht leicht zugänglich<br />

war und die gleichen Erdmassen. das unten liegende <strong>Gebiet</strong> wiederum so anfüllten, dass es seiner<br />

seits für Studien unzugänglich wurde. Einen Zweifel darüber, dass das Niveau des Hofes den<br />

antiken Verhältnissen entsprach, hat Bianchini offensichtlich niemals gehegt.<br />

1 Bianchini, S. 4Sf. Ch. 1-lülsen, Untersuchungen, S. 255 ff., compresa dentro gli Orti Parnesi, accanto alla facciata dcl<br />

gibt folgende Chronologie für die Ausgrabungen: 1720 giardino Spada, restano in piedi alcune parti di grosse<br />

wurde die Erlaubnis ausgefertigt, 2725 wurden Grabungen im muraglic, che dimostrano avere sostenuto edifscio dc grande<br />

Tricliniuin vorgenommen, 1722 im Peristyl, 1723 ging nichts altezza per una linea retta estesa duecento c cinquanta piedi<br />

vor sich, 1724 grub man in der Basilika, 2725 in der Aula, Romani. Non resta memoria ehe alcuno si fosse provato ad<br />

1725—26 in der Aula und im Lararium. Die Publikation ist iscavarvi per dentro: veggendosi tra que‘muri alzato un<br />

jedoch auf die Entdeckung der drei Säle aufgebaut und es ammasso di ruine, ehe rassembrava tau eolle, cd cra forniato,<br />

scheint mir, als ob Bianchini diese meint, wenn er von dem come poi si riconosciuto nello scavarlo da‘ cesnenti delle<br />

Beginn der Ausgrabung spricht, 5. 48 f. Erst S. 86 spricht er volte cadute, ehe infranscro e seco trassero a terra molta<br />

über Grabungen bei dem unbewohnten Casino, also über dem parte delle pareti nel ruinare.“<br />

Triclinium.<br />

2 Bianchini S. 48: „Nella parte adunque dcl monte Palatino<br />

Bianchini S. 72 (Aula Isiaca) und 5. 194 (Travertinreste).


DAS GEBtET VOR DEM REPRÄSENTATIONSPALAST DES DOMITtAN AUF DEM PALATIN 179<br />

Abb. 17. Gaetano Piccini‘s Federzeichnung von der Ausgrabungsarbeit in der Basilika des Domitianspalastes in den 20er Jahren<br />

des I8. Jahrh. Nach Egger, Römische Veduten.<br />

Betrachten wir nun die Rekonstruktion des <strong>Gebiet</strong>es als Burghof, von Bianchini Cavaedium<br />

genannt, etwas näher (Abb. i8). Er besteht aus zwei Ebenen. <strong>Das</strong> obere Geschoss entspricht dem<br />

Niveau der drei Säle, das untere den älteren Resten, die man unter ihnen entdeckt hat. Nach<br />

Bianchini müssen diese einen Ausgang nach dem Hof zu gehabt haben, während die oberen<br />

Säle zu einer Art piano nobile gehören‘. Hiergegen muss eine Reihe von Einwänden erhoben<br />

werden. Bianchini‘s Studium der Reste unter der Basilika muss recht oberflächlich gewesen sein,<br />

da er nicht erkannt hat, dass die Aula Isiaca eine abweichende Orientierung hatte und durch ein<br />

sekundäres Fundament ihrer Funktion beraubt worden war<br />

2. Im übrigen ist leicht zuerkennen,<br />

wie zeitgeprägt Bianchini‘s Anschauung ist. Sein ganzer Prozessionsweg hinauf zum Palast ist<br />

1 Bianchini S. 184.<br />

Lugli, Rorna antica, S. 49 ff. Der Raum wurde spätestens<br />

durch Nero‘s Substruktion ausser Gebrauch gesetzt (vgl.<br />

Plan Abb. 148). Man fühlt sich an die Grabungstechnik<br />

erinnert, die einige Jahrzehnte später in Herculaneum und<br />

Pompeji angewandt wurde. Oft grub man einen Schacht<br />

in die Tiefe und bohrte dann Tunnels. Die unterirdischen<br />

Räume wurden nach Funden durchsucht, wonach dann<br />

alles wieder zugeworfen oder blockiert wurde. Vgl. M. Brion,<br />

Pornpcii and Herculancum, London 1960, S. ff. Es ist kaum<br />

verwunderlich, wenn man mit einer solchen Technik<br />

Schwierigkeiten hatte, über die Orientierung der Gebäude ins<br />

Klare zu kommen.


180 BIRGITTA TAMM<br />

ii ..<br />

Abb. iS. Detail von der Rekonstruktion des Paradeweges vom Titusbogen zum <strong>Repräsentationspalast</strong>. Bemerke den Niveau-<br />

Unterschied zwischen dem grossen Saal und dem „Burghof“ davor. Vgl. Abb. 20. Aus „11 palazzo de‘ Cesari‘.<br />

in einem Stil gedacht, den man als antikisierend-spätbarock charakterisieren könnte (Abb. 16).<br />

or den Burghof hat er einen Treppenbau gelegt, ditrauf einen verzierten Raum mit quergelegten<br />

Apsiden, der vestibulum genannt wird, und vor ihm eine breite Treppe, die ganz nahe beim<br />

Titusbogen beginnt. Die ganze Rekonstruktion ist auf Textquellen aufgebaut, Vergleichen mit<br />

einer Illustration aus einer Vergiliushandschrift, archäologischen Beobachtungen und Vergleichen<br />

mit gleichzeitiger Architektur‘.<br />

Sie baut weiterhin auch auf dem antiquarischen Wissen auf, das zuletzt von Nardini zusammen<br />

gefasst worden war<br />

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2. Es ist eine imponierende Gelehrsamkeit, wenn es auch für uns etwas schwierig<br />

ist, Nutzen daraus zu ziehen. Was unser Problem—Fassade und <strong>Vor</strong>piatz—betrifft, hat Bianchini‘s<br />

wissenschaftliche Methode beträchtliche Schwierigkeiten verursacht. Gewiss wurden die drei<br />

Säle entdeckt und damit eine Grenze für weitere Spekulationen über <strong>Vor</strong>piatz und Prozessionsweg<br />

gesetzt, aber fester Boden für eine wissenschaftlich begründete Rekonstruktion wurde nicht<br />

‘ Bianchini‘s „wissenschaftliche“ Stützen für die Rckon—<br />

striskrion werden 5. 193 ff. angeführt. Der päpstliche Palast<br />

auf dem Quirinal (S. 197) war schon von Nardini (Roma<br />

antica, S. 394) zum Vergleich herangezogen worden. Früher<br />

hatte Bianchini das Stadium auf dem Palatirs mit dem Belve—<br />

derehof des Vatikan verglichen (5. 37). Die Inspiration dürfte<br />

in diesem Falle eher umgekehrt gewesen sein. Die Illustra—<br />

1<br />

-‘—, .<br />

JI J<br />

tjonen aus der Virgiliushandschrift mit dem Kommentar des<br />

Servius werden 5. 200 ff. behandelt.<br />

2 Vgl. besonders Bianchini‘s Identifizierung des westlichen<br />

Seitenpalastes als Lararium, ein Raum, dem Nardini recht<br />

grosse Aufmerksamkeit schenkt, sowie seinen Processionsweg,<br />

der an die Folge von Plätzen erinnert, die Nardini aufzählt,<br />

Rotna antica, S. 399.<br />

.:<br />

1


DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIONSPALAST DES DOMITIAN AUF DEM PALATIN 181<br />

erzielt. Besonders einflussreich wurde Bianchini‘s Deutung des versenkten Hofes in den Farnesi—<br />

schen Gärten als ein Burghof in zwei Ebenen, wobei das Niveau des <strong>Repräsentationspalast</strong>es einem<br />

piano nobile entspricht.<br />

DIE TRADITION NACH BIANCHINI<br />

Man erwartet vielleicht, dass Bianchini‘s archäologisch bahnbrechende Resultate nun in die<br />

gelehrte Tradition eingearbeitet werden. <strong>Das</strong> geschieht indessen nicht immer, oder auch auf<br />

recht eigentümlichen Wegen. Der populäre Führer „Ii Mercurio errante“ von 1732 enthält eine<br />

ausführliche Beschreibung der Farnesinischen Gärten, erwähnt jedoch nichts über die Ausgra<br />

bungen‘. 1756 kam eine neue Auflage von Falda‘s Karte heraus, in der keine Veränderung in den<br />

Farnesinischen Gärten einregistriert ist, das Muster der Gärten prunkt unberührt<br />

2. Die Ruinen auf<br />

der Mitte des Hügels haben Piranesi nicht zu einem seiner grossartigen Kupferstiche verlockt,<br />

dagegen hat er in einem Stadtplan mit eingezeichneten Überresten der Antike die drei Säle<br />

beachtet<br />

3. (Vgl. Abb. ig.)<br />

Der tonangebende Führer des 19. Jahrhunderts war der von Vasi, der 1797 in einer ersten Auf<br />

lage herauskam, die sowohl das antike wie das „moderne“ Rom behandelte<br />

4. Die Denkmäler<br />

werden in einer Ordnung beschrieben, die mit Rücksicht auf einen 10 Tage langen sightseeing<br />

Besuch ausgewählt wurde. Für den zweiten Tag ist nach dem Forum eine Führung über den<br />

Palatin vorgesehen. Die Farnesinischen Gärten werden für sich behandelt. Man erfährt, dass sie<br />

von Papst Paul III. angelegt worden sind, dass sie früher sehr fein ausgeschmückt und sehenswert<br />

gewesen seien, dass aber alles dieses, wie auch der übrige Farnesebesitz, jetzt dem Könighause in<br />

Neapel zugefallen sei, und dass man Skulpturen und Funde dorthin überführt habe<br />

5. Ausser<br />

zwei unterirdischen Räumen, genannt Livia‘s Bad, gab es hier keine Ruinen zu sehen. Die zwei<br />

Räume werden jetzt als Reste von Nero‘s Domus Transitoria identifizierte. An einer anderen<br />

Stelle wird der Aufgang zum Palatin vom Titusbogen her beschrieben. Der Weg läuft der Mauer<br />

entlang, die die Grenze zu den Farnesinischen Gärten bildet. Unmittelbar danach wird 5. Se<br />

bastiano und die Ruinen der Domus Augustana behandelt, die man auf diesem Weg erreicht<br />

7.<br />

Mit gewissen Erwartungen wendet man sich Nibby‘s Bearbeitung von Vasi zu, die 1830<br />

1 II ?vlercurio erraute. Delle grandezze di Ronia, tanta antiche che traditionelle Ruinenmotive vom Palatin.<br />

moderne di Pietro Rossini da Pesaro Antiquario e Professore Itindraire instructf de Rome au ddscription gcndrale des monu—<br />

di Medaglie antiche. Ich zitiere die fünfte erweiterte Version, menis anhiques et modernes ... par Marien Vasi Romain de<br />

die dem Kardinal Bartolomeo Ruspoli dediziert ist, S. 504 ff. l‘acaddmie trusque dc Cortone, Rome, 2. Bd. S. 124 f.<br />

Frutaz 170 a, taV. 425, S. 237 f. Vgl. R.omanclli, Horti Palatini, S. 669 f.<br />

Frutaz 35, tav. 6g (5756) S. 7 f. Nur die Pläne der Ruinen 6 Bianchini hatte ein Kapitel über diese Grabungen geplant,<br />

sind gezeichnet. Vgl. G. 13. Nolli‘s auf Aufmessungen bc— vgl. op. cit. S. 292; Lugli, Ronia antica, S. o8.<br />

ruhenden Stadtplan, auf dem sich die gleichen Ruinen und Itincrario de Roma e suoi contorni o sia descrizione de‘mcmunicnti<br />

die Farnesinischen Gärten vorfinden. Frutaz 169 a (tav. 407) anhichi e moderni ... opera<br />

dell‘antiquario Andrea Manazzale<br />

und b (tav. 419), S. 234 f. In Le antichit3 Romane. Opera di 1817, T. 1., S. 59 (Farnesinische Gärten) ähnelt Vasi, ist<br />

Giambattisto Piranesi T. 1. Tavv. 33—36 finden wir nur aber unbestimmter.


182 BIRGITTA TAMM<br />

Abb. ig. R.uga‘s Romkarte VOfl 1814, Ausschnitt. Die Ruinen der drei Säle des <strong>Repräsentationspalast</strong>es sind in den Grundriss der<br />

Farnesinischen Gärten eingezeichnet. Santmlungen der Kgl. Bibliothek, Stockholm.<br />

herauskam‘. Nibby war Professor für Archäologie an der Universität Rom und hatte, soweit<br />

man aus seinem Bestreben Bauten auf Grund von mauertechnischen Kriterien zu datieren verste<br />

hen kann, eine modemere wissenschaftliche Veranlagung<br />

schen Gärten eine besondere Auslegung, nachdem er den Kaiserpalast auf Grund der Quellen—<br />

texte und der Beschaffenheit der Ruinen behandelt hatte. Er zeigt dabei ein recht grosses Ver<br />

ständnis für ihren romantischen Stimmungsgehalt. Im Abschnitt über die Farnesinischen Gärten<br />

erwähnt er das Casino beim Niedergang zu den zwei unterirdischen Räumen „bagni di Livia“<br />

und die Stelle des ausgegrabenen Apollotempels. Diesen identifiziert er mit Bianchini‘s Mittelsaal.<br />

Er erwähnt die Ausgrabungen von 1726, zitiert aber nicht Bianchini und ignoriert dessen Da<br />

tierung in die Zeit des Domitian. <strong>Das</strong> scheint darauf zu deuten, dass man die Ruinen nicht mehr<br />

so gut sehen konnte und den gleichen Schluss zieht man, wenn man die Beschreibung der drei<br />

Säle in Bunsen‘s grossem Werk über Rom gelesen hat<br />

Bianchini ausgegraben wurden und dessen Publikation wird für die Details der Beschreibung<br />

2. Nibby widmet auch den Farnesini—<br />

3. Hier wird angeführt, dass die Säle von<br />

1 Itinerario de Roma e delle sue vicinanze compilato secondo ii 2 Z.B.S. 54 über die Datierung der Maxentiusbasilika. Früher<br />

metodo di M. Vasi, Da A. Nibby, 3. cd. Rorna 1830, S. 150: war sie als Paxtempel angesehen werden.<br />

Augustuspalast = Domus Augustana, 5. 153: Farnesinische J3eschreibunq der Stadt Ront von E. Platner, C. Bunsen, E.<br />

Gärten. Gerhard und W. Röstell, III Bd. Stuttgart und Tübingen<br />

1837, 5. 86ff.


DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIOJSPALAST DES DOMtTIAN AUF DEM PALATIN 183<br />

ausgenutzt. Es scheint so, als ob lediglich die Erstreckung der Mauern beobachtet werden konnte.<br />

Der Mittelsaal wird auch als Bibliothek aufgefasst und die Quellentexte scheinen, nach dem<br />

Verfasser, die <strong>Vor</strong>stellung zu stützen, dass der Apollotempel in dieser Gegend gelegen hat.<br />

Die gleiche eigentümliche Mischauffassung, dass die drei ausgegrabenen dornitianischen Säle<br />

nach älterer Tradition mit dem Apollotempel des Augustus verknüpft werden müssen, vertritt<br />

der Architekt Canina in seinem grossen Werk über das antike Rom‘. Der Mittelsaal Bianchini‘s<br />

wird biblioteca latina genannt, die Basilika biblioteca greca. Hinter ihnen, ungefähr an der Stelle<br />

des Tricliniums, wird die Lage des Apollotempels angenommen und vor den drei Sälen lässt er<br />

den Prozessionsweg vorbeiführen, der in vielem an den Bianchini‘s erinnert (Abb. 20). Es soll<br />

indessen hervorgehoben werden, dass sich Canina keinen kräftigen Niveauunterschied zwischen<br />

dem Fussboden der Säle und dem offenen Hof davor vorstellt. Sein Platz, genannt atrio, liegt<br />

auf demselben Niveau wie die drei Säle (Abb. 21).<br />

ROSA UND DIE AUSGRABUNGEN DER 1860er JAHRE<br />

So kam es schliesslich zu dem für die Erforschung des <strong>Repräsentationspalast</strong>es ebenso entschei<br />

dend wichtigen Dezennium der 1860er Jahre wie es jenes der 20er Jahre des iS. Jahrhunderts ge<br />

wesen war. Napoleon III. von Frankreich war nach dem letzten Bourbonenkönig von Neapel<br />

Eigentümer der Farnesinischen Gärten geworden. Die Ausgrabungen, die fast unmittelbar in Gang<br />

gesetzt wurden, sind von vielen Gesichtspunkten her interessant, nicht zumindest idenmässig<br />

und politisch. Es war im höchsten Grade der Kaiserpalast, dem die Ausgrabungen galten, nicht<br />

mehr der Apollotempel der Dichter und Gelehrten, den man von dieser Zeit an definitiv an eine<br />

andere Stelle zu lokalisieren versuchen musste. Der französische Souverain greift direkt auf seinen<br />

<strong>Vor</strong>gänger, Herzog Franz von Parma, zurück, mit dem er übrigens weitläufig verwandt war<br />

2.<br />

Grossartige Anweisungen für die Untersuchungen wurden ausgearbeitet und entsprechende<br />

Resursen wurden dem wissenschaftlichen Leiter, Pietro Rosa, zur Verfügung gestellt. Die Aus<br />

grabungen sollten nach einer vorgestellten Linie quer durch den <strong>Repräsentationspalast</strong> hindurch<br />

von der Seite des Circus Maximus her bis in die Gegend der via sacra vorgenommen werden —<br />

man denkt dabei an die alte Idee eines Prozessionsweges von ganz unten vom Titusbogen her.<br />

1 L. Canina, Gli edfizj di Roma antica cogniti per alcune reliquie<br />

descritti e dirnostrati nell‘intera loro architettura, Vol. III (Testo).<br />

IV (Tavole), Roma sS5i.<br />

2 Nach dem Tode des letzten Farnese—Herzogs 1731 erbte<br />

dessen Nichte Elisabeth, Königin von Spanien, das Herzog<br />

tum Parma und den zu diesem gehörigen Besitz, darunter<br />

die palatinischen Gärten. Elisabeth‘s Sohn Ferdinand besass<br />

als König in Neapel, wie auch seine Erben, bis zum letzten<br />

Bourbonenkönig beider Sizilien Franz II. — der r86o vertrie<br />

ben wurde — das farnesinische Erbe in Rom. Kaiser Franz<br />

Joseph II. von Österreich hatte mit seiner zweiten Gemahlin,<br />

Ivlaria Theresia von beiden Sicilien, die Tochter Ivlarie—<br />

Louise, die zweite Gemahlin Napoleon 1. Deren Sohn,<br />

Napoleon, der nach dem Fall des Vaters sich in Österreich<br />

aufhielt, trug eine Zeit lang den Titel Herzog von Parma,<br />

ein Rest des Farnese-Erbes von der Seite der Grossmutter<br />

(Parma wurde i86o dem Königreich Italien einverleibt).<br />

Theoretisch konnte Napoleon III. nach dem Tode seines<br />

Vetters Napoleon II. gewisse Ansprüche auf dieses Farnese—<br />

Erbe erheben. Er erwarb die Gärten auf dem Palatin sehr<br />

schnell nachdem sie „zugänglich“ geworden waren. Ich hatte<br />

keine Möglichkeit zu untersuchen von wem und unter<br />

welchen Formen. Vgl. Romanelli, Horti Palatini, S. 670.<br />

In diesem Zusammenhang könnte das Antikeninteresse des<br />

französischen Kaisers erwähnt werden und seine Studien über<br />

die frühe Kaiserzejt.


184<br />

BIRGITTA TAMM<br />

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Abb. 20. Der Prozessionsweg hinauf zum Apollotempel auf dem Palatin nach Lusgi Casuna. Aus „Cli cdiiig di Roma antica“.


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DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIONSPALAST DES DOMITIAN AUF DEM PALATIN 185<br />

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Abb. 2t. Schnitt durch Apollotempel und Prozessionsweg. Ausschnitt, der den grossen Saal wiedergibt (‚l3iblioteca latina“)<br />

und den offenen Hof auf dem gleichen Niveau. Aus Canina „Gb edifizj di R.oma antica‘.<br />

<strong>Das</strong> Arbeitsprogramm umfasste genauere Untersuchungen im Peristyl mit den umliegenden<br />

Riumen, aber auch dem <strong>Gebiet</strong> zwischen Bianchini‘s drei Sälen und der via sacra, also gerade<br />

unserem Untersuchungsgebiet, wird besonders grosse Aufmerksamkeit geschenkt.<br />

Dies, sowie einen ersten Bericht über diese Ausgrabungen, finden wir im Bullettino dell‘Insti—<br />

tuto di Corrispondenza archeologica vom 12. Dezember 1862. G. Henzen berichtet S. 228 f.,<br />

dass Rosa den Verlauf eines sehr breiten und prunkenden clivus auf dem zweiten Niveau der<br />

Farnesinischen Gärten entdeckt habe. Man erreichte Spuren dessen, was als der eigentliche Ein<br />

gang zum Palast bezeichnet wurde, ein Eingang, der der antiken Porta Mugionis entsprach, die<br />

zur Roma quadrata führte. Da sich der aufgefundene clivus kräftig erweiterte, wollte man an<br />

nehmen, dass ein grosser offener Platz vor den drei Säten lag, der als Atrium des Palastes fungierte.<br />

An diesem Punkt scheint man gezwungen gewesen zu sein abzubrechen. Die Arbeiten waren<br />

überhaupt sehr schwierig wegen der ungeheuer hohen Erdmassen, die auf dem <strong>Gebiet</strong> aufge<br />

häuft worden waren. Doch glaubte man den Schluss ziehen zu dürfen, dass die angenommene<br />

Piazza sich so weit unter den Lokalitäten oben im Palast befunden habe, die schon ausgegraben<br />

worden waren, dass man von diesen annehmen musste, dass sie zu einem oberen Geschoss ge<br />

hörten. Die Maueröffnungen zu den sogen. „Bianchini“—Sälen durften daher von unten gesehen


186 BIRCITTA TAMM<br />

mehr als Fenster denn als Türen aufzufassen sein. Es wird recht deutlich, dass man unter dein<br />

Eindruck von Bianchini argumentiert.<br />

Rosa selbst publiziert r86 einige kurze Notizen<br />

2. Hier wird die Entdeckung der porta vetus<br />

Platii bestätigt, über den offenen Platz, der als existierend vorgelegt wird, hat er allerhand zu<br />

sagen. Zu ihm hatte das Volk Zugang wie es wollte, er wird Atrium genannt und als Teil des<br />

Palastes aufgefasst, von dessen grossem Saal angenommen wird, dass er als Tablinum fungierte.<br />

<strong>Das</strong> Peristyl hinter den Sälen wird als Peristyl von „gewöhnlichem römischen“ Typ angesehen.<br />

Von der ganzen Suite wird gesagt, dass sie an ein römisches Haus erinnere. Rosa spricht nicht,<br />

wie Henzen es tut, von einem Niveauunterschied zwischen Atrium und den drei Sälen. Es scheint<br />

auch so, als ob ein solcher Niveauunterschied schwer in das Schema eines „gewöhnlichen“ römi<br />

schen Hauses eingeordnet werden könnte.<br />

In dieselbe Epoche gehört auch Dutert‘s anspruchslose, vom Titusbogen her gesehene Zeichnung.<br />

Sie ist vermutlich die erste weit verbreitete Abbildung der Säle Bianchini‘s ohne rekonstruierende<br />

3. Die drei Podien treten mit ihren Gussformabdrücken hervor, man sieht jedoch keine<br />

Tendenz<br />

Säulen an der Fassade.<br />

Die Ausgrabungen erregten grosses Aufsehen und es wurde eine animierte Diskussion über<br />

sie geführt. In der Revue archo1ogique 1864 heisst es 5. 74, dass nichts von archäologischem<br />

Interesse aus Rom zu notieren sei, mit Ausnahme, natürlich, der grossen kaiserlichen Ausgra<br />

bungen, die an den Tagen an denen sie offen gehalten würden grosse Scharen von Turisten an<br />

locken. Wer jedoch mehr Details darüber zu erfahren wünscht, auf welche Weise sie durchge<br />

führt wurden, wird indessen recht enttäuscht. —<br />

Typisch<br />

ist ein Referat über eine wissenschaft—<br />

liche Konferenz, das im Bullettino von 1867 aufgenommen ist. Rosa hatte einen eindrucksvollen<br />

<strong>Vor</strong>trag gehalten, wobei er eine Reihe von wichtigen Entdeckungen berührte, u.a. die porta vetus<br />

Palatii sowie die Rampen und Treppen, die zum eigentlichen flavischen Kaiserpalast führen.<br />

Seine Mitteilungen sind indessen zu weitläufig und wichtig, als dass sie in dem Protokoll hätten<br />

Platz finden können, weshalb der Referent darauf verzichtet, auf Details einzugehen (5. 13 i). —<br />

In der Revue archtologique von 1870 wird von einer Publikation gesprochen, die Rosa vor<br />

bereitete, die aber nie im Druck erschienen ist<br />

4. Die ganze vielversprechende Tätigkeit wurde<br />

durch die politischen Ereignisse abgebrochen. Napoleon III. wird abgesetzt. Rom wurde die<br />

Hauptstadt des geeinten Königreiches Italien. Rosa wurde der erste Oberintendent über die<br />

Ausgrabungen und die Denkmalpflege auf Forum und Palatin. Sein wissenschaftliches Interesse<br />

konzentrierte sich nun auf das Forum<br />

5.<br />

1 Henzen, Scavi palatini intrapresi per ordine di S. M. l‘itnpera-. Dutert, S. 204 (Reu. arch. 1873. Vgl. oben S. 245 Anm. 2).<br />

tore de‘ Francesi, Bull. dell‘inst. 2862, S. 229: „una ampia „M. Pietro Rosa, le savant antiquaire ä qui Sa Majest a<br />

piazza ... ii cui livello tanto aldissotto delle aule ...<br />

queste ...<br />

un<br />

giorno ...<br />

necessariamente<br />

che<br />

confi6 la direction dc ces fouillcs, a runi sur ccs dcouvertes<br />

debbono crcdersi les matdriaux d‘un travail d‘enscmble, qu‘il se propose dc<br />

un piano superiore, dimodoche le grandi aperturc anzichc publier et que nous ne voulons pas dflorer (Rot‘. arch.<br />

per porte ...<br />

si<br />

riconosceranno piuttosto per immense finestre, 1870, S. 326 ff.). Notizen ähnlichen Inhaltes Rot‘. aroh.<br />

la quale aspettazione riceve puranche un sostegno abbastanza 1863 S. 208 und s868, S. 242. Eine Zusammenfassung der<br />

forte dal racconto dcl Bianchini che narra d‘aver riempito Resultate bei F. Gori, Sugli edfizi palatini: studi topo,grafico—<br />

una grande cavitä posta avanti alla sala da lui dissotterrata“. storici, Roma 1867.<br />

2 P. Rosa, Scavi del Palatirja, Ann. dell‘inst. di corr. arch. vol. 37, Bull. rom. 1870, S. 73 ff.: „Cambiato ii governo ne<br />

1 1870,<br />

R.oma 2865, S. 350 f. venuto alla soprintcndcnza dcgli scavi e monumcnti il


DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIONSPALAST DES DOMITIAN AUF DEM PALATIN 187<br />

Selbst wemt man es bedauern mag, dass Rosa niemals einen genauen Bericht über seine Gra—<br />

bungenin gedruckter Form zustande brachte, liegt ihre Bedeutung doch offen zutage. DieRuinen<br />

des <strong>Repräsentationspalast</strong>es, jetzt ordentlich herausgearbeitet, werden definitiv als domitianisch<br />

und als zum Kaiserpalast gehörig identifiziert. Auch die Domus Tiberiana erhielt ihre Lokali<br />

sierung auf das Germalusp[ateau fixiert und durch die Entdeckung des Hauses der Livia‘ wurde<br />

die <strong>Vor</strong>aussetzung für eine neue Anschauung über die Chronologie und die Plazierung der kaiser<br />

lichen Bauten geschaffen. —<br />

fort —<br />

man fuhr mit anderen grossen wissenschaftlichen Projekten<br />

Und<br />

eine Epoche von leidenschaftlichem Streben die alten Bauten wiederzugewinnen war<br />

eingeleitet worden. Sie solltejedoch hart über die Anlagen späterer Zeiten herfahren. Napoleon III.<br />

hat nur erst begonnen, die Farnesinischen Gärten zu zerstören<br />

Unser Problem des <strong>Vor</strong>piatzes und dessen Verhältnis zur Palastfassade ist jedoch unbefriedi<br />

2.<br />

gend behandelt, zumindest wenn man auf Grund der bekanntesten Rapporte urteilt. Es ist unklar<br />

wie methodisch zureichend und unäfassend die Untersuchungen Rosa‘s gewesen sind. Die Hast<br />

bei der Durchführung der Arbeiten war gross. Lanciani macht, im <strong>Vor</strong>übergehen, kurz nach den<br />

napoleonischen Ausgrabungen einige Beobachtungen auf unserem <strong>Gebiet</strong>, die die Forschung auf<br />

eine andere Linie gebracht haben könnten. Er ahnt Spuren der republikanischen area Palatina<br />

3.<br />

Weder Bianchini noch Rosa scheint mit dem Gedanken an mehr als ein einziges Niveau vor dem<br />

Palast operiert zu haben. <strong>Das</strong> Niveau, das sie vorfanden, betrachteten sie als gleichzeitig mit dem<br />

Palast, ohne zu bedenken, dass es von späteren Massnahmen beeinflusst worden sein könnte;<br />

noch weniger kamen sie auf die Idee, dass man vetschiedene ältere Niveaus voneinander unter<br />

scheiden sollte. Und wie hätte man auch zu dieser Zeit —<br />

denken und arbeiten können?<br />

vor<br />

SCHLUSSKOMMENTAR<br />

Schliemann —<br />

stratigraphisch<br />

Die Spezialuntersuchungen, die dem Palast in späterer Zeit gewidmet worden sind, berühren<br />

seltn unser Problem<br />

comm. Pietro Rosa .<br />

4. In Führern und baugeschichtlichen Handbüchern werden Anweisungen<br />

-. rivolse<br />

le sue principaii eure al foto<br />

perchii luogo di non lieve importanza. Giä notissimo era a<br />

tutti gli archeologi si esteri che rsazionali, quali fossero le<br />

cure dcl Rosa nel dsscoprire e riordinare i laceri avanzi del<br />

palazzo de‘Cesari compresi negli orti Farnesiani . . - lasciando<br />

per ora da parte tutto ciö ehe si opera in genere di escavazioni<br />

e ripari nell‘anzidetto palazzo e ne‘ mentovati orti acquistati<br />

dal governo italiano, passiamo a dar discarico del foto‘.<br />

Rosa erhielt eine Dienstwohnung in den Farnesinischen<br />

Gärten, vgl. Romanelli, Horti Palatini, S. 667.<br />

Rosa grub das Haus der Livia gegen Ende der il6oer<br />

Jahre aus. Vgl. hierüber z.B. Rev. arch. 1869, 5. 460 ff.;<br />

1870 S. 387 ff. Ein zusammenhängender Bericht im Grenz<br />

boten 1873, Die französischen Ausgrabungen auf dein Palatin in<br />

Rous, 5. 241—252. Auch hier wird der Begriff „gewöhnliches<br />

römisches Haus“ verwendet. Die drei parallelen Säle hinter<br />

14 — Opusrida Ranwna Vi<br />

dem „Atrium“ werden Tablinum und Alae genannt nach<br />

einem Schema, das jedoch in Pompeji gewöhnlich andersartig<br />

gestaltet wird.<br />

2 Lanciani riss den untersten Teil der Gärten nut dem Por<br />

tal Vignola‘s ab (vgl. Romanelli, Horti Palatini, S. 668), uns<br />

das Atrium Vestae herauszuholen. Etwas später riss man die<br />

ganze Kirche 5. Maria Liberatrice am Fusse des Palatins<br />

radikal ab (Platner-Ashby, S. 164) USW. Romanelli hat nun<br />

Teile der Farnesinischen Gärten wiederhergestellt. Darüber<br />

informiert der von flair so oft zitierte Artikel in Sudi romani<br />

X, Horti Palatini Farnesiorunz, S. 671 ff.<br />

Lanciani, II tenipio di Apolline, Bull. cons. 1883 S. i86.<br />

Die Basilika ist eingehend von K. Lange untersucht worden:<br />

Haus und Halle, Leipzig i885, S. 373 ff. (Exkurs III. Die<br />

Palastbasihka des Domitian), sowie von Giovannoni (oben<br />

S. 145 Anm. i). <strong>Das</strong> Interjeur und die Dekoration des Mittel—


188 BIRGITTA TAMM<br />

•...<br />

— — . —<br />

Abb. 22. Photo von 1884 mit den von Rosa ausgegrabenen Ruinen des <strong>Repräsentationspalast</strong>es von Norden gesehen. Nach<br />

Lih1mann.<br />

dafür gegeben, wie man sich den <strong>Vor</strong>piatz, die Fassade und den Eingang zum Palast denken soll.<br />

Besonders tonangebend für unsere Auffassung ist Tognetti‘s Rekonstruktion geworden (Abb. 2).<br />

Sie war ursprünglich einem Führer von E. Graf Haugwitz beigefügt, Der Palatin. Seine Geschichte<br />

und seine Ruinen, Rom 1901, der eine Reihe von anscheinend zeitgemässen Auffassungen über<br />

den Palast enthiilt. Man betritt ihn über seitliche Treppen, heisst es. „<strong>Das</strong> mangelnde Vertrauen<br />

zwischen Fürst und Volk in Domitians Regierung findet hier einen architektonischen Ausdruck.<br />

Eine breite Freitreppc, welche den grossen Massen den gleichzeitigen Aufgang zum Palaste ge<br />

stattet hiitte, duldete der argwöhnische, stets Empörungen und Mordanfälle befürchtende Kaiser<br />

nicht“. (S. 6.) <strong>Das</strong> Benehmen des Kaisers und seines Hofes im Palast wird mit einer gewissen<br />

Einfühlung geschildert. Einflussreiche Arbeiten, wie Durm‘s Die Baustile, 1905 (S. sis), Jordan‘s<br />

Topographie der Stadt Rom, 1907 (S. 88), und Hülsen‘s Führer Forum und Palatin, 1926 (S. 79),<br />

schliessen sich sehr nahe an diesen Führer an.<br />

Eine eigene abweichende Auffassung vertritt hingegenJ. Bühlmann, der 1884 eine Aufmessung<br />

des Palastes unternahm‘. Nach ihm führen Treppen zu den drei vorspringenden Podien vor der<br />

saales sind von Blanckcnhagen behandelt worden (oben S. ist zuletzt von W. Mac Donald analysiert worden, op. cit.<br />

145, Anm. i) und von J. Sieveking, Zwei Kolosse vorn Pala- (oben S. 150, Anm. i) S. 47—63.<br />

tin in Parsna, Jahrbuch 6, 1941, S. 72—90. Die Architektur 1 Vgl. oben S. 147, Anm. 2.


DAS GEBIET VOR DEM REPRSENTATIONSPALAST DES DOMITIAN AUF DEM PALATIN 189<br />

Abb. 23. Heutige Ansicht des <strong>Gebiet</strong>es vor dem <strong>Repräsentationspalast</strong> von Norden gesehen. Photo Björn Haliström.<br />

Fassade hinauf. Er rekonstruiert sie ganz frei. Vielleicht das interessanteste im Aufsatz ist indessen<br />

eine Photographie, die das ganze <strong>Gebiet</strong> vor dem Palast zeigt und auf der man drei Absätze vor<br />

treten sieht (Abb. 22). Handelt es sich dabei um Reste der Terrassierungen der Farnesinischen<br />

Gärten? Zeigt sich hier ein gewisser Zustand während Rosa‘s Ausgrabungen, oder hat es etwas<br />

mit antiken Verhältnissen zu tun? Sind es diese Terrassen, die Liigli meint, wenn er in Roma<br />

antica S. 486 von einer monumentalen Treppe in drei breiten Absätzen vor dem Palast spricht?<br />

Etwas von den Terrassen kann man, mit einigem guten Willen, noch heute wahrnehmen<br />

(Abb. 23).<br />

vielleicht antiken Ursprung hat —<br />

tragen, dass ein antiker Prozessionsweg mit Treppen vom Titusbogen hinauf zum Palaste führte<br />

In späterer Zeit ist die Estrade des Palastes, gedacht als eine loggia d‘onore, viel diskutiert und<br />

Noch so spät wie 1935 wird der alte Gedanke —<br />

dieser Gedankengang in einen grossen Zusammenhang eingesetzt worden<br />

der<br />

vorge<br />

1.<br />

2. Auch diese Idee<br />

1 Clementi, Rosna iniperiale, S. 177. cipesco dall‘arcaismo greco alla Domus flavia, Arte antica e<br />

2 C. Anti, Precedenti delle basiliche ipetrali Hei palazzi irnperiali moderna 57, sg, S. 256 f. Die Verf. zieht die Linie von<br />

tardo—rornanj, Atti e Memorie della Sos. Istr. di arch. e Storia der Residenz der Pharaonen über die Domus Flavia bis zur<br />

patria, N.S. Venezia 2949, S. 64 ff.; G. Tosi, II palazzo prirz— Benediktionsloggia des Papstes.


190 BIRCITTA TAMM<br />

muss wohl auf dem Hintergrund einer sehr alten Auffassung über einen versenkten Platz vor<br />

dem Palast gesehen werden.<br />

Es gibt indessen Forscher, die keine Stellung zu einer speziellen Gestaltung des aktuellen Ge<br />

bietes einnehmen wollten. Es ist gesagt worden, dass der Palast durchaus keinen monumentalen<br />

Charakter nach dieser Seite hin aufwies, sondern dass er seine „gute“ Seite dem Innern zuwendete‘.<br />

Man hat ganz darauf verzichtet, Architekturvergleiche mit diesem für die Baugeschichte so<br />

2.<br />

bedeutungsvollen Palast anzustellen<br />

Die Übersicht über die Geschichte des <strong>Gebiet</strong>es und die Deutungen der Forscher, die hier vorge<br />

legt worden ist, bestätigt, dass wir uns in einer schwierigen Forschungssituation befinden. Wir<br />

haben durchaus keinen Ausgangspunkt, von dem aus wir die Fassade rekonstruieren könnten.<br />

Wir wissen von einem westlichen Eingang,jedoch nichts Näheres darüber, wie es im Ostenaussah.<br />

Der <strong>Vor</strong>platz ist ein vollständiges Rätsel. Die Theorie über den versenkten Hof kann nicht be<br />

wiesen werden. Zuverlässige Dokumente, die diese Theorie stützen könnten, sind nicht publiziert<br />

worden. Wie es jetzt aussieht kann man sich fragen, ob der ganze Gedanke nicht auf ein Gar—<br />

tenarrangement des i6. Jahrhunderts zurückzuführen ist, über das Bianchini sich keine archäo—<br />

logisch richtige Auffassung gebildet hatte oder bilden konnte. Trotzdem hat er spätere Ge<br />

lehrte beeinflussen können, besonders Rosa und die Verfasser der gewöhnlichsten Handbücher.<br />

Was kann man bei dieser Lage tun, um in Erfahrung zu bringen, wie der Palast des Domitian<br />

wirklich ausgesehen hat und wie das <strong>Gebiet</strong> davor organisiert war? Es ist meine Überzeugung,<br />

dass man auch ohne Ausgrabungen gewisse Resultate erzielen kann. Wir müssen das antike<br />

Material genauer untersuchen sowie die Überreste antiker Verhältnisse, die wir in späterer Zeit<br />

aufspüren können. Die antiken Textquellen können bedeutend mehr Aufschlüsse liefern, als ein<br />

zelne an mit Namen versehene Lokalitäten fixierte Notizen<br />

3. Die Literatur kann uns nämlich,<br />

zusammen mit kunsthistorischem und anderem Vergleichsmaterial, darüber unterrichten, wie ein<br />

<strong>Repräsentationspalast</strong> angewendet wurde und das Studium seiner Funkn kann Anregungen<br />

für die Analyse der Ruinen geben. Dieser Studientyp muss methodischer als früher betrieben<br />

werden, sodass wir sichere Anhaltspunkte dafür erhalten, wie die Kaiser und ihre Hofhaltung sich<br />

4.<br />

im Repräsentationszusammenhang bewegten und benahmen<br />

Auch reine Architckturvergleiche sollten mehr als bisher ausgenutzt werden. Beispiele von<br />

Fassaden und <strong>Vor</strong>plätzen aus der Spätantike dürften Material für die Deutung eines so wichtigen<br />

Finsen, op. cit. S. 32 f.<br />

Methoden zur Ausnutzung solchen nicht immer beobachteten<br />

E. l3aldwin Smith, Architectural Syrnbolis?n oflmperial Ronze<br />

and the ?vliddle Ages, Princeton Monographs in art and ar—<br />

chaeology 25, Princeton 1950, S. 147.<br />

Dank ausgezeichneter Zitatensammlungen wie Lugli‘s<br />

?VIOtZS Palatinus und Lexika wie dem Thesaurus Linguae La—<br />

tinae und Pauly‘s Realencyclopädie erspart man sich ja viel<br />

Arbeit bei der Zusammenstellung der grundlegenden Texte.<br />

Diese müssen jedoch in ihrem Zusammenhang gelesen und<br />

verstanden werden, und ausserdem gibt es die „versteckten“<br />

Texte, die Namen oder Wörter nicht enthalten, welche<br />

mechanisch in die Zitatsammlungen einregistricrt worden<br />

indirekten Materiales ausarbeiten.<br />

Es fällt schwer sich des Verdachtes zu erwehren, dass Ge—<br />

lehrte, uni ein Beispiel zu nennen, der oben Zitierte Haug—<br />

witz, früher leicht dazu neigten, gewisse anachronistische<br />

Formen von Herrscherattitüden zu assoziieren. Urteile über<br />

die Architektur als Symbol für die Einstellung des Herrschers<br />

sind verständlich als Ausdruck für die Diskussion der Zeit<br />

über die Ruinen auf dem Palatin, sie dürfen aber nicht<br />

unsere Analyse der Ruinen stören. Diese muss von Grund<br />

auf vorgenommen werden. Vgl. Smith, op. cit., S. 145:<br />

„we know so little about Roman palace ceremonies“.<br />

sind. Tir müssen die Textinventarisation erweitern und


DAS GEBIET VOR DEM REPRÄSENTATIONSPALAST DES DOMIT[AN AUF DEM PALATIN 191<br />

<strong>Vor</strong>läufers zu liefern im Stande sein wie ihn der Domitianspalast darstellt‘. <strong>Das</strong> Studium des<br />

reichen Quellenmateriales aus der Spätantike und aus byzantinischer Zeit könnte vertieft und dabei<br />

die Aufmerksamkeit auf die Fragen gerichtet werden, die in diesem Aufsatz behandelt wurden.<br />

Hier ist indessen nur ein Problem mit Hilfe von zugänglich publiziertem Material vorgelegt<br />

worden.<br />

1 E. Dyggvc hat ein niitzliches Schema über Grundrisse von 9, 1959, fig. 21. Man könnte sich ein entsprechendes Schema<br />

Zeremoniengebäuden gegeben, beginnend mit Domitiaris von Fassaden und deren Verhältnis zum umgebenden<br />

<strong>Repräsentationspalast</strong>, Intorno al Palazzo di Pvleleda, Palladio Stadtmilieu wünschen.

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