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Die griechische außenpolitische Identität im Namenskonflikt mit ...

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3.1. Einführung in die Geschichte des neu<strong>griechische</strong>n Staates 27<br />

Kriegsgefahr als Begründung für die Notwendigkeit der Notverordnungen angeführt. 90 Am 4.<br />

August 1936 hob Georg II. in zwei Dekreten die verfassungsmäßig garantierten Freiheitsrech-<br />

te auf und veranlasste die Auflösung des Parlaments, ohne Neuwahlen anzusetzen. <strong>Die</strong>sen<br />

Schritt rechtfertigten Georg II. und Metaxas <strong>mit</strong> der Behauptung, dass nur auf diese Weise die<br />

öffentliche Ordnung aufrecht erhalten werden könne. 91<br />

Iôannis Metaxas versuchte <strong>mit</strong> seinem „neuen Staat“ ideologisch an Griechenlands glorreiche<br />

Vergangenheit anzuknüpfen, indem er den Beginn einer „Dritten Zivilisation“ propagierte.<br />

<strong>Die</strong> beiden ersteren waren nach seiner Interpretation das Perikleische Zeitalter <strong>im</strong> klassischen<br />

Athen und die Byzantinische Epoche gewesen. Im Unterschied zu Hitler und Mussolini ver-<br />

fügte Metaxas jedoch über keine faschistische Massenpartei, die als Unterbau seines Reg<strong>im</strong>es<br />

funktionieren hätte können. „Einen gewissen Ersatz für die fehlende Massenpartei bildete eine<br />

auf Zwangs<strong>mit</strong>gliedschaft beruhende nationale Jugendorganisation, die dem Vorbild der Hit-<br />

lerjugend nacheiferte.“ 92 Das Reg<strong>im</strong>e stützte sich auf die alten klientelistischen Strukturen,<br />

die in der Folge auf Metaxas selbst ausgerichtet wurden, und auf die Praxis der Verfolgung<br />

des politischen Gegners und der Zensur. <strong>Die</strong>s ging so weit, dass der „Epitaph“ des Thukydides<br />

und „Antigone“ von Sophokles wegen ihrer demokratischen Ideen verboten wurden. 93<br />

3.1.2.2. Der II. Weltkrieg<br />

Außenpolitisch änderte das Reg<strong>im</strong>e, trotz seiner ideologischen Verwandtschaft <strong>mit</strong> Italien und<br />

Deutschland, nichts an der traditionellen Bindung Griechenlands zu Großbritannien. 94 Es ge-<br />

riet deshalb bald nach dem Ausbruch des II. Weltkriegs in den Fokus der expansiven Politik<br />

Mussolinis, der 1939 Albanien besetzt hatte 95 . Am 28. Oktober 1940 überbrachte der italieni-<br />

sche Botschafter in Athen Metaxas ein Ult<strong>im</strong>atum, in dem gefordert wurde, die Besetzung<br />

verschiedener strategischer Positionen in Griechenland durch die italienische Armee zu gestatten.<br />

<strong>Die</strong> unverzügliche Antwort Metaxas’ auf diese Ult<strong>im</strong>atum war Nein (Οχι<br />

- Ochi). <strong>Die</strong>-<br />

90<br />

Richter 1990, S. 174.<br />

91<br />

Vgl. dazu und zu den vorausgegangenen propagandistischen Schritten der Regierung: Kallis 1999, S. 144f..<br />

92<br />

Auernhe<strong>im</strong>er 1995, S. 347.<br />

93<br />

Sboronos 1994, S. 132.<br />

94<br />

Nikos Psuroukis (1983), Neu<strong>griechische</strong> Außenpolitik. Historischer Überblick. Athen: Epikairotita O.E., S.<br />

216f.. (in gr.) Dort heißt es zugespitzt: „Aber das Reg<strong>im</strong>e war in Wirklichkeit weder italophil noch germanophiel.<br />

Es war die Herrschaft der Engländer in anderer Form.“ (Alle Übersetzungen aus Literatur und Quellen<br />

in der vorliegenden Arbeit, die in <strong>griechische</strong>r Sprache vorliegen, stammen, wenn nicht anders gekennzeichnet,<br />

vom Verfasser).<br />

95<br />

In der ersten Hälfte des Jahres 1940 hatte Italien eine Reihe von Zwischenfällen gegenüber Griechenland provoziert,<br />

bspw. die Bombardierung <strong>griechische</strong>r Marineeinheiten (angeblich eine Verwechslung) und die Versenkung<br />

eines <strong>griechische</strong>n Kreuzers <strong>im</strong> Hafen von Tinos durch ein italienisches U-Boot. Kallis 1999, S. 150.

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