15.01.2013 Aufrufe

Jahrgang 3 - Nr. 3 - Oktober 2004 - Gemeinde Niedergesteln

Jahrgang 3 - Nr. 3 - Oktober 2004 - Gemeinde Niedergesteln

Jahrgang 3 - Nr. 3 - Oktober 2004 - Gemeinde Niedergesteln

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Seite 22<br />

Fortsetzung von Seite 21<br />

<strong>Niedergesteln</strong> im Rhonetal und bei<br />

Raron: 450 Einwohner, 115 Haushaltungen.<br />

Die meisten Männer<br />

verdienen ihr Brot als Arbeiter oder<br />

Angestellte in den Fabriken der<br />

nahe gelegenen Industrieagglomeration.<br />

Zu Hause betreiben sie einen kleinen<br />

landwirtschaftlichen Nebenerwerb.<br />

Das zeigt sich in den Tierstatistiken:<br />

Obwohl im Wallliser Dörfchen<br />

nur noch ein einziger hauptamtlicher<br />

Landwirt ansässig ist,<br />

registriert man stets 650 bis 700<br />

Schafe und rund 60 Stück Rindvieh.<br />

Das ist soweit alles normal und<br />

kaum der Rede wert; in vielen andern<br />

Walliser Dörfern gehen die<br />

Uhren gleich oder ähnlich. Wenn<br />

wir hier trotzdem auf <strong>Niedergesteln</strong><br />

zu sprechen kommen, dann aus<br />

ganz besonderem Grunde: In dieser<br />

<strong>Gemeinde</strong> wagte man vor einigen<br />

Monaten eine Pioniertat, die im<br />

ganzen Land einmalig sein dürfte<br />

und die vielleicht mit der Zeit auch<br />

andere Siedlungen zu einem Versuch<br />

animieren könnte. Die Niedergestler<br />

betreiben nämlich seit einigen<br />

Monaten selber einen Spezereiladen.<br />

4500 Artikel kann man im<br />

„Dorfladen“ posten, Ende Jahr soll<br />

der Reingewinn oder der Reinverlust<br />

auf die <strong>Gemeinde</strong>rechnung<br />

übernommen werden!<br />

Es hat Jahre gedauert, bis man den<br />

Schritt wagte. 1974 ging das letzte<br />

kleine Lädeli in <strong>Niedergesteln</strong> ein.<br />

Das war damals nicht unbedingt<br />

eine Tragödie. Man lebte mitten in<br />

der Hochkonjunktur, wich mit dem<br />

Einkaufen einfach auf die grösseren<br />

Orte in der Nähe aus. Trotzdem<br />

gab es viele Einwohner, die dem<br />

eigenen Lädeli nachtrauerten. Im<br />

<strong>Gemeinde</strong>rat kam das Problem<br />

schon relativ früh zur Sprache,<br />

vorerst ohne konkrete Beschlussfassungen.<br />

<strong>Gemeinde</strong>präsident<br />

Arthur Kalbermatter im Gespräch:<br />

„1975 wurden erste Verhandlungen<br />

mit der Coop Schweiz aufgenommen,<br />

doch scheiterten sie. Später<br />

dachten wir an eine eigene Konsumgesellschaft<br />

mit Anteilscheinen<br />

pro Familie. Doch sind wir auch<br />

Dorfladen <strong>Niedergesteln</strong><br />

davon bald wieder abgekommen.<br />

1977 im Frühjahr wurde alles mit<br />

einem Male sehr viel spruchreifer.<br />

Verhandlungen mit der zu den Wallliser<br />

Molkereien gehörenden Verkaufskette<br />

La Source waren erfolgreich.<br />

Zudem stellten wir fest, dass<br />

wir durch Herausnehmen einer<br />

Trennwand zwei leerstehende<br />

Räume in unserem 1973/74 erbauten<br />

Schulhaus zu einem idealen<br />

Verkaufslokal von 150 Quadratmeter<br />

Fläche umfunktionieren könnten.<br />

Am 2. Dezember 1978 kam es zur<br />

entscheidenden Abstimmung. 52<br />

Stimmbürgerinnen und Stimmbürger<br />

– die Hälfte davon Frauen –<br />

erschienen. 48 stimmten für einen<br />

eigenen Laden, nur 4 dagegen.<br />

Damit waren die Würfel definitiv<br />

gefallen!“<br />

Die <strong>Gemeinde</strong> steht gerade<br />

Grosser Tag dann am 9. März dieses<br />

Jahres (1979): Die <strong>Gemeinde</strong><br />

lud alle Haushaltungen zu einer<br />

kleinen Eröffnungsfeier ein, anlässlich<br />

welcher Prior Raphael Schnyder<br />

den neuen eigenen Dorfladen<br />

Foto rechts: Familie<br />

Werner und Flora<br />

Amacker mit Sohn<br />

Daniel waren eben<br />

beim Einkaufen im<br />

Dorfladen, als wir<br />

photographierten.<br />

Werner Amacker:<br />

“Es ist wichtig, dass<br />

alle Dorfbewohner<br />

den Laden mit Ein-<br />

kaufen unterstützen,<br />

sonst besteht die<br />

Gefahr, dass er nicht<br />

rentiert und eingeht.<br />

Doch glaube ich so<br />

etwas nicht.“<br />

einsegnete. Seither führt Margrith<br />

Bregy den Laden im Auftrag der<br />

<strong>Gemeinde</strong>, die Lebensmittelkette<br />

La Source aber übernimmt Einkauf,<br />

Abrechnungen, Personalüberwachung<br />

und viel anderes und<br />

wird dafür mit 2 Prozent des frankenmässigen<br />

Umsatzes entschädigt.<br />

Für die Zweckentfremdung<br />

der beiden Räume im Schulhaus,<br />

das mit staatlichen Subventionen<br />

gebaut wurde, hat <strong>Niedergesteln</strong> in<br />

den nächsten dreissig Jahren pro<br />

Jahr 3400 Franken zurückzuzahlen<br />

– eine nicht allzu grosse „Mietbelastung“<br />

für den eigenen Laden.<br />

Der Geschäftsgang soll gut sein.<br />

<strong>Gemeinde</strong>präsident Kalbermatter: „<br />

Wir liegen mit dem Umsatz bisher<br />

etwa 30 Prozent über unsern Erwartungen.“<br />

Natürlich muss man ungefähr<br />

gleich preisgünstig wie die<br />

umliegenden Konkurrenzgeschäfte<br />

in der Agglomeration offerieren,<br />

sonst hört die Ladentreue bald<br />

einmal auf. Phantasie und Beweglichkeit<br />

sind zudem vonnöten, um<br />

immer wieder attraktive Angebote<br />

ausschreiben zu können.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!