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Fachbereich Mobilität und Siedlungsentwicklung<br />

FOPS-Projekt FE 70.748/04<br />

Universität Dortmund Fakultät Raumplanung<br />

FG Verkehrswesen und Verkehrsplanung<br />

PGN Planungsgruppe Nord<br />

Gesellschaft für Stadt - und Verkehrsplanung<br />

Weiterentwicklung von Produkten,<br />

Prozessen und Rahmenbedingungen <strong>des</strong><br />

betrieblichen Mobilitätsmanagements<br />

Abschlussbericht<br />

Anhang 1: <strong>Fallstudien</strong><br />

Juni 2007


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Weiterentwicklung von Produkten, Prozessen und Rahmenbedingungen<br />

<strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements durch eine stärkere<br />

Systematisierung, Differenzierung und Standardisierung<br />

Projektleitung:<br />

Forschungs- und Entwicklungsvorhaben im Auftrag <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong>ministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen<br />

Dr. Herbert Kemming ILS NRW, Dortmund<br />

Bearbeitung:<br />

Dipl.-Geogr. Guido Müller ILS NRW, Dortmund<br />

Dipl.-Ing. Mechtild Stiewe ILS NRW, Dortmund<br />

Prof. Dr. Christian Holz-Rau Universität Dortmund<br />

Dipl.-Ing. Gernot Steinberg Universität Dortmund<br />

Dipl.-Ing. Till Happel PGN, Kassel<br />

Dipl.-Ing. Wolfgang Nickel PGN, Kassel<br />

Dortmund, im Juni 2007<br />

3


4<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

7. <strong>Fallstudien</strong> ......................................................................................................................11<br />

7.1 Auswahl der <strong>Fallstudien</strong> ..................................................................................................11<br />

7.2 Methodisches Vorgehen ..................................................................................................13<br />

7.3 Fallstudie Stadtverwaltung Bielefeld ...............................................................................15<br />

7.3.1 Initiierung <strong>des</strong> BMM und der Entwicklungsprozess .........................................................17<br />

7.3.2 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen .................................................18<br />

7.3.3 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb ...............................20<br />

7.3.4 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes...................................................20<br />

7.3.5 Erfolgsfaktoren und Hemmnisse .....................................................................................21<br />

7.3.6 Fazit .................................................................................................................................22<br />

7.4 Qualitative Fallstudie Infineon/Qimonda Dresden ...........................................................24<br />

7.4.1 Initiierung <strong>des</strong> BMM und der Entwicklungsprozess .........................................................28<br />

7.4.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb ...............................29<br />

7.4.3 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes...................................................30<br />

7.4.4 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen .................................................31<br />

7.4.5 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen ..........................................................33<br />

7.4.6 Politik der Stadtverwaltung ..............................................................................................39<br />

7.5 Fallstudie Diakonie- und Sozialstation Hamburg St. Pauli ..............................................41<br />

7.5.1 Initiierung <strong>des</strong> BMM und Entwicklungsprozess ...............................................................43<br />

7.5.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> Projektes und Beteiligte im Betrieb ........................45<br />

7.5.3 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes...................................................45<br />

7.5.4 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen ..........................................................45<br />

7.5.5 Politik der Stadtverwaltung ..............................................................................................46<br />

7.5.6 Einschätzungen zum Stand .............................................................................................47<br />

7.6 <strong>Fallstudien</strong> Freiburg i. Breisgau - AG Umweltfreundlich zum Betrieb .............................48<br />

7.6.1 Vorbemerkungen zur „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ .............................................49<br />

7.6.2 Initiierung <strong>des</strong> BMM und Entwicklungsprozesses ...........................................................50<br />

7.6.3 Organisation und Beteiligte der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ .............................51<br />

7.6.4 Beteiligte außerhalb der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“.........................................53<br />

7.6.5 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen in den einzelnen Betrieben .....53<br />

7.6.6 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen ..........................................................55<br />

7.6.7 Politik der Stadtverwaltung ..............................................................................................57<br />

7.6.8 Einschätzung zum Stand .................................................................................................58<br />

7.7 <strong>Fallstudien</strong> Freiburg im Breisgau - Micronas GmbH .......................................................59<br />

7.7.1 Initiierung und Entwicklungsprozess ...............................................................................61<br />

7.7.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb ...............................64<br />

7.7.3 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes...................................................64<br />

7.7.4 Erste Schritte zur Implementierung der BMM-Strategie ..................................................65<br />

7.7.5 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen .................................................65<br />

7.7.6 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen ..........................................................67<br />

5


6<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

7.7.7 Einschätzungen zum Stand ............................................................................................ 68<br />

7.8 <strong>Fallstudien</strong> Freiburg im Breisgau - Universitätsklinikum ................................................. 70<br />

7.8.1 Initiierung und Entwicklungsprozess .............................................................................. 72<br />

7.8.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb .............................. 74<br />

7.8.3 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen ................................................ 75<br />

7.8.4 Finanzielle Förderung von Planung und Maßnahmen durch Dritte ................................ 78<br />

7.8.5 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen ......................................................... 78<br />

7.8.6 Einschätzungen zum Stand ............................................................................................ 79<br />

7.9 Qualitative <strong>Fallstudien</strong> Freiburg im Breisgau - LITEF GmbH ......................................... 80<br />

7.9.1 Initiierung und Entwicklungsprozess .............................................................................. 82<br />

7.9.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb .............................. 83<br />

7.9.3 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes .................................................. 83<br />

7.9.4 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen ................................................ 83<br />

7.9.5 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen ......................................................... 84<br />

7.9.6 Einschätzungen zum Stand ............................................................................................ 85<br />

7.10 Fazit ................................................................................................................................ 86<br />

7.10.1 Besonderheiten der <strong>Fallstudien</strong> ...................................................................................... 86<br />

7.10.2 Erfolgsfaktoren ................................................................................................................ 87<br />

7.10.3 Empfehlungen für die Betriebe ....................................................................................... 90<br />

7.11 Fazit ................................................................................................................................ 93<br />

7.11.1 Besonderheiten der <strong>Fallstudien</strong> ...................................................................................... 93<br />

7.11.2 Erfolgsfaktoren ................................................................................................................ 94<br />

7.11.3 Empfehlungen für die Betriebe ....................................................................................... 97<br />

7.12 <strong>Fallstudien</strong> Freiburg im Breisgau - Universitätsklinikum ............................................... 100<br />

7.12.1 Initiierung und Entwicklungsprozess ............................................................................ 102<br />

7.12.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb ............................ 104<br />

7.12.3 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen .............................................. 105<br />

7.12.4 Finanzielle Förderung von Planung und Maßnahmen durch Dritte .............................. 108<br />

7.12.5 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen ....................................................... 108<br />

7.12.6 Einschätzungen zum Stand .......................................................................................... 109<br />

7.13 Qualitative <strong>Fallstudien</strong> Freiburg im Breisgau - LITEF GmbH ....................................... 110<br />

7.13.1 Initiierung und Entwicklungsprozess ............................................................................ 112<br />

7.13.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb ............................ 113<br />

7.13.3 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes ................................................ 113<br />

7.13.4 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen .............................................. 113<br />

7.13.5 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen ....................................................... 114<br />

7.13.6 Einschätzungen zum Stand .......................................................................................... 115<br />

7.14 Fazit .............................................................................................................................. 116<br />

7.14.1 Besonderheiten der <strong>Fallstudien</strong> .................................................................................... 116<br />

7.14.2 Erfolgsfaktoren .............................................................................................................. 117<br />

7.14.3 Empfehlungen für die Betriebe ..................................................................................... 120<br />

8. Literatur ....................................................................................................................... 123


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

7


Abbildungen<br />

8<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Abbildung 17: Altes Rathaus der Stadt Bielefeld ...................................................................................15<br />

Abbildung 18: Lage der Standorte der Stadtverwaltung in der Innenstadt ............................................15<br />

Abbildung 19: Detailplan von Infineon/Qimonda in Dresden..................................................................24<br />

Abbildung 23: Übersichtsplan zur Lage der Diakonie St. Pauli im Stadtgebiet Hamburg ......................41<br />

Abbildung 24: Lage der Diakonie- und Sozialstation im Stadtteil St. Pauli ............................................41<br />

Abbildung 25: Detail-Luftbild der Diakonie- und Sozialstation St. Pauli .................................................41<br />

Abbildung 26: Erschließung der Diakonie- und Sozialstation St. Pauli mit ÖPNV-Verbindungen .........42<br />

Abbildung 22: Logo „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ ......................................................................48<br />

Abbildung 23: Teilansicht <strong>des</strong> Betriebes Micronas GmbH Freiburg ......................................................59<br />

Abbildung 24: Lageplan von Micronas Freiburg .....................................................................................59<br />

Abbildung 25: Luftbild <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg .....................................................................70<br />

Abbildung 26: Lage <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg ........................................................................70<br />

Abbildung 27: Gebäude der LITEF GmbH Freiburg i. Br. ......................................................................80<br />

Abbildung 28: Lage der LITEF GmbH Freiburg i. Br. .............................................................................80<br />

Abbildung 29: Luftbild <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg i. Br. ..........................................................100<br />

Abbildung 30: Lage <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg i. Br. ..............................................................100<br />

Abbildung 31: Gebäude der LITEF GmbH Freiburg .............................................................................110<br />

Abbildung 32: Lage der LITEF GmbH Freiburg....................................................................................110<br />

Tabellen<br />

Tabelle 31: Morphologischer Kasten zur Auswahl der <strong>Fallstudien</strong> ..................................................12<br />

Tabelle 32: Freiburger Betriebe mit dem Öko-Verkehrs-Siegel 2002 bzw. 2004. ...........................51<br />

Tabelle 33: Wichtigste Meilensteine der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ ................................53<br />

Tabelle 34: Modal-Split-Anteile im Berufsverkehr <strong>des</strong> Universitätsklinikums (2002) ......................78<br />

Tabelle 34: Modal-Split-Anteile im Berufsverkehr <strong>des</strong> Universitätsklinikums (2002) ....................108


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

ACE Auto Club Europa<br />

ADAC Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e.V.<br />

ADEME Pan de déplacements enterprise – un nouveau défi pour l’enterprise<br />

ADFC Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V.<br />

ALD AutoLeasing D GmbH<br />

AOK Allgemeine Ortskrankenkasse<br />

B.A.U.M. Bun<strong>des</strong>deutscher Arbeitskreis für umweltbewusstes Management e.V.<br />

BAB Bun<strong>des</strong>autobahn<br />

BAV Bun<strong>des</strong>verband der Autovermieter e.V.<br />

BBR Bun<strong>des</strong>amt für Bauwesen und Raumordnung<br />

BCS Bun<strong>des</strong>verband CarSharing e.V.<br />

BDA Bun<strong>des</strong>vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände e.V.<br />

BDF Bun<strong>des</strong>verband der Fahrradkurierdienste<br />

BGW Berufsgenossenschaft für Gesundheits- und Wohlfahrtspflege<br />

BME Bun<strong>des</strong>verband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V.<br />

BMM Betriebliches Mobilitätsmanagement<br />

BMVBW Bun<strong>des</strong>ministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen<br />

BUK Bun<strong>des</strong>verband der Unfallkassen e.V.<br />

BWVBS Bun<strong>des</strong>ministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

BZP Deutscher Taxi- und Mietwagenverband e.V.<br />

CGB Christlicher Gewerkschaftsbund Deutschlands<br />

CSO Dachverband der deutschen CarSharing-Organisationen<br />

CPM Car Professional Fuhrparkmanagement und Beratungsgesellschaft<br />

CO2 Kohlenstoffdioxid<br />

DB AG Deutsche Bahn AG<br />

DBB Gewerkschaft <strong>des</strong> öffentlichen Dienstes und <strong>des</strong> privaten Dienstleistungssektors<br />

DGB Deutscher Gewerkschaftsbund<br />

DIHT Deutscher Industrie- und Handwerkskammertag<br />

DVB Dresdner Verkehrsbetriebe AG<br />

DVR Deutscher Verkehrssicherheitsrat<br />

EW Einwohner<br />

ExWoSt Experimenteller Wohnungs- und Städtebau<br />

FOPS Forschungsprogramm Stadtverkehr<br />

GEFMA Deutscher Verband für Facility Management e.V.<br />

GVFG Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (Gesetz über Finanzhilfen <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong> zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse der Gemeinden)<br />

HVV Hamburger Verkehrsverbund GmbH<br />

IHK Industrie- und Handelskammer<br />

9


10<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

ILS NRW Institut für Lan<strong>des</strong>- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong> NRW<br />

ISB Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr<br />

IVV Ingenieurgruppe für Verkehrswesen und Verfahrensentwicklung<br />

LIFE Financial Instrument for the Environment<br />

MA Mitarbeiter<br />

MIV motorisierter Individualverkehr<br />

MOMENTUM Mobility Management for the Urban Environment<br />

MOSAIC Museums Over States and virtual Culture<br />

MOST Mobility Management Strategies for the next Deca<strong>des</strong><br />

MzM Förderkreis für Mobilitätszentren<br />

NABU Naturschutzbund Deutschland e.V.<br />

NMV nicht motorisierter Verkehr<br />

ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr<br />

ÖV Öffentlicher Verkehr<br />

PGN Planungsgruppe Nord<br />

PSP Procurement Service Provider<br />

Pkw Personenkraftwagen<br />

S.T.E.R.N Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung<br />

UBA Umweltbun<strong>des</strong>amt<br />

UK Bund Unfallkasse <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> KdöR<br />

VAG Freiburger Verkehrs AG<br />

VCD Verkehrsclub Deutschland<br />

VDR Verband Deutsches Reisemanagement e.V.<br />

VDV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen<br />

VVO Verkehrsverbund Oberelbe<br />

WSW Wuppertaler Stadtwerke AG<br />

ZDH Zentralverband <strong>des</strong> deutschen Handwerks<br />

ZRF Zweckverband Regio-Nahverkehr Freiburg


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

7. <strong>Fallstudien</strong><br />

Neben der qualitativen Befragung der Betriebe wurden im Rahmen der qualitativen <strong>Fallstudien</strong><br />

drei Betriebe sowie das Netzwerk „Umweltfreundlich zum Betrieb“ aus Freiburg sowie mit<br />

diesem Netzwerk kooperierende Betriebe vertiefend untersucht. Anhand dieser <strong>Fallstudien</strong><br />

sollten zum einen Erkenntnisse aus der Betriebsbefragung, u. a. zu Motivlagen, Kooperationen<br />

oder Rahmenbedingungen vertieft werden und zum andern innerbetriebliche Strukturen<br />

und/oder externe Kooperationsformen identifiziert werden, die gute Vorraussetzungen für die<br />

Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements bilden. Darüber hinaus sollte die Frage<br />

beantwortet werden, welche Erfolgsfaktoren eine dauerhafte Implementierung in den Betrieben<br />

sichern.<br />

Die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen dienen im wesentlichen dazu, den Gebietskörperschaften,<br />

also Bund, Ländern und Gemeinden aufzuzeigen, wo sich für, aber auch mit<br />

den Betrieben gemeinsam Handlungsansätze bieten, um betriebliches Mobilitätsmanagement<br />

zu fördern und weiter zu verbreiten (vgl. Kapitel 8). Auch wenn Handlungsempfehlungen für die<br />

Einzelbetriebe nicht im Fokus der Entwicklung von Empfehlungen standen, haben sich im<br />

Rahmen der <strong>Fallstudien</strong>, der Betriebsbefragung, aber auch der Marktanalyse Hinweise auf<br />

Erfolgsfaktoren <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements in Betrieben ergeben.<br />

Nach einer Kurzdarstellung der ausgewählten <strong>Fallstudien</strong> und der Methodik zur Analyse werden<br />

die <strong>Fallstudien</strong> detailliert beschrieben und vor dem Hintergrund der Forschungsfragen<br />

analysiert. Den Fokus in den einzelnen <strong>Fallstudien</strong> bilden die Prozesse zur Initiierung,<br />

Umsetzung und Verstetigung <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements. Abschließend werden<br />

die Erfolgsfaktoren zusammenfassend dargestellt, die dann in die Empfehlungen für Gebietskörperschaften<br />

(vgl. Kapitel 8) einfließen. Das Fazit schließt mit Empfehlungen an die Betriebe,<br />

die zusammenfassend die Erkenntnisse aus den Kapiteln 5, 6 und 7 berücksichtigen.<br />

7.1 Auswahl der <strong>Fallstudien</strong><br />

Basis für die Auswahl der <strong>Fallstudien</strong> waren alle bekannten Unternehmen und öffentlichen<br />

Einrichtungen, die bereits BMM betreiben oder betrieben haben. Diese waren auch Grundlage<br />

für die Betriebsbefragung, bei der bereits bekannte Unternehmen und Betriebe – unabhängig<br />

von der Regionsauswahl – mit in die Unternehmensbefragung einbezogen wurden.<br />

Zur Überprüfung, ob überhaupt noch Mobilitätsmanagement betrieben wird, wurde bei allen<br />

Unternehmen und Verwaltungen telefonisch nachgefragt. Dabei wurde festgestellt, dass ein Teil<br />

der Betriebe nicht mehr existierte bzw. im Rahmen von Umstrukturierungsmaßnahmen in<br />

andere Organisationseinheiten eingegliedert wurde. In anderen Fällen waren die ehemaligen<br />

Zuständigen nicht mehr im Betrieb und Maßnahmen <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements<br />

demnach nicht mehr bekannt; bei anderen Betrieben waren die Maßnahmen bereits abgeschlossen.<br />

Insgesamt konnten bis November 2005 (Zeitpunkt, an dem die Betriebsbefragung<br />

startete) 99 Betriebe aus Deutschland, die bereits Maßnahmen <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements<br />

durchführen, identifiziert werden. Diese Sammlung von Betrieben wurde in der<br />

weiteren Projektarbeit laufend ergänzt – die aktuelle Liste ist diesem Bericht als Anhang 1<br />

beigefügt. Aus diesen wurden vier <strong>Fallstudien</strong> ausgewählt.<br />

11


Morphologischer Kasten<br />

Merkmal Ausprägung<br />

Größe <strong>des</strong> Betriebs unter 100<br />

Räuml. Verteilung<br />

im Bun<strong>des</strong>gebiet<br />

Lage im Siedlungsgefüge<br />

Organisation Unternehmen<br />

Maßnahmen<br />

(Inhalt)<br />

Maßnahmen<br />

(Umfang)<br />

Dauer der Durchführung<br />

Einbindung in<br />

„Kampagnen“<br />

12<br />

100 bis unter<br />

200<br />

200 bis unter<br />

500<br />

500 bis unter<br />

1000<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

1000 bis<br />

unter 2500<br />

„Nord“ “Ost” “Süd” “West“<br />

Innenstadt Stadtrand Gewerbegebiet<br />

kommunale<br />

Verwaltung<br />

andere öffentliche<br />

Einrichtung<br />

2500 und<br />

mehr<br />

Andere (z. B. kirch-<br />

liche) Einrichtung<br />

Berufsverkehr Geschäfts- & Dienstreiseverkehr<br />

ÖV MIV Parken Fuß-/Radverkehr<br />

Umfassen<strong>des</strong> Mobilitäts-<br />

konzept<br />

langjährig etablierte<br />

Maßnahme<br />

etablierte<br />

Maßnahme<br />

Mehrere Einzelmaßnahmen Eine Einzelmaßnahme<br />

Pilotprojekt Testphase<br />

Umwelt Energie Gesundheit keine Integration<br />

Tabelle 1: Morphologischer Kasten zur Auswahl der <strong>Fallstudien</strong><br />

Zur Auswahl der <strong>Fallstudien</strong> wurde ein morphologischer Kasten entwickelt, der dazu diente, die<br />

Auswahl der <strong>Fallstudien</strong> zu strukturieren und eine inhaltliche Breite sicherzustellen: inhaltlichthematische<br />

Elemente (z. B. Art der Maßnahmen), räumliche Ebene (Räumliche Verteilung im<br />

Bun<strong>des</strong>gebiet, Lage im Siedlungsgefüge), Größe <strong>des</strong> Betriebs, Einbindung in „Kampagnen“.<br />

Die morphologischen Kästen für die ausgewählten <strong>Fallstudien</strong> finden sich im Anhang 9 <strong>des</strong><br />

Berichtes. In Abstimmung mit dem Auftraggeber wurden letztendlich die folgenden <strong>Fallstudien</strong><br />

zur näheren Untersuchung ausgewählt:<br />

Stadtverwaltung Bielefeld<br />

Im Jahr 1997 wurde speziell für die Stadtverwaltung Bielefeld ein Betriebsverkehrsplan erstellt.<br />

Dieser konnte zwar nicht umgesetzt werden; dennoch griff die Stadtverwaltung Bielefeld den<br />

Ansatz <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements auf und setzte bereits eine ganze Reihe von<br />

Maßnahmen um. Es handelt sich also um Konzeption und Umsetzung von Maßnahmen <strong>des</strong><br />

betrieblichen Mobilitätsmanagements, die auch Brüche aufweisen, so dass die Erwartung<br />

bestand, sowohl fördernde als auch hemmende Bedingungen herausarbeiten zu können. Des<br />

Weiteren sprach für Bielefeld, dass es mit dem Verkehrsdienstleister MoBiel einen engagierten<br />

Kooperationspartner gibt und die Region noch einige weitere aktive Unternehmen (Miele, Von-<br />

Bodelschwinghsche Anstalten Bethel) mit vielfältigen Aktivitäten im Bereich <strong>des</strong> betrieblichen<br />

Mobilitätsmanagements verfügt.<br />

Infineon Technologies/Qimonda Dresden<br />

Infineon steht als großes Unternehmen der Produktion und Entwicklung für langjährige<br />

Erfahrung in der Umsetzung von Maßnahmen <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements. Hier


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

wurde aber nicht vom Startzeitpunkt im Jahr 1996 ein umfassen<strong>des</strong> Mobilitätskonzept zugrunde<br />

gelegt und kontinuierlich umgesetzt, sondern die Entwicklung verlief flexibel und auf den<br />

Ausbau <strong>des</strong> Standorts abgestimmt. In Dresden sind die gemeinhin als BMM-förderlich<br />

angesehenen Rahmenbedingungen bzgl. Verkehrsinfrastruktur, Fläche oder hoher Dichte nur<br />

abgeschwächt vorfindbar. Für die Projektarbeit war es daher interessant, die hier tragenden<br />

Erfolgsfaktoren zu identifizieren. Darüber hinaus ist das Mobilitätskonzept der Firma Infineon<br />

eingebettet in einen von der Stadt Dresden aufgestellten Mobilitätsplan.<br />

Diakonie und Sozialstation St. Pauli<br />

Wichtig für die Auswahl der Diakonie und Sozialstation Pauli war zum einen die Lage: die<br />

Einrichtung im Hamburger Stadtteil St. Pauli deckt den Bereich Norddeutschland ab und bietet<br />

eine gute Ergänzung zu den anderen <strong>Fallstudien</strong> in Bielefeld, Freiburg und Dresden. Zum<br />

anderen ist sie mit nur 70 hauptamtlichen Beschäftigten als relativ kleine Einrichtung<br />

einzustufen. Durch diese Fallstudie sollte also auch überprüft werden, ob sich die<br />

Implementierung von Maßnahmen betrieblichen Mobilitätsmanagements in kleineren Unternehmen<br />

schwieriger gestaltet als in großen.<br />

AG Umweltfreundlich zum Betrieb / Freiburg<br />

Das Netzwerk Umweltfreundlich zum Betrieb wurde 1991 gegründet und stellt eine ganz<br />

besondere Form der Förderung betrieblichen Mobilitätsmanagements dar. Ziel ist die Schaffung<br />

eines umweltfreundlichen Klimas bei Unternehmen in Freiburg und Umgebung. In Zusammenarbeit<br />

mit der Stadt Freiburg, den Freiburger Verkehrsunternehmen und der IG Metall bietet die<br />

AG dazu Hilfestellungen bzgl. Informationsaustausch und Konzeptentwicklung an. Die durchgeführten<br />

Maßnahmen sind sehr vielseitig. Zu ihnen gehört u. a. die jährliche Verleihung <strong>des</strong><br />

Öko-Verkehrssiegels, mit dem Unternehmen ausgezeichnet werden, die sich für eine umweltverträgliche<br />

Abwicklung der Betriebsverkehre eingesetzt haben. Darüber hinaus wurden<br />

exemplarisch drei Betriebe <strong>des</strong> Netzwerks in Freiburg untersucht: die Micronas GmbH, das<br />

Universitätsklinikum Freiburg und die LITEF GmbH.<br />

7.2 Methodisches Vorgehen<br />

Bei der Untersuchung der <strong>Fallstudien</strong> stand die Prozessebene im Mittelpunkt <strong>des</strong> Interesses. Zu<br />

beantworten waren u. a. folgende Fragen: Wie gelingt es, ein Mobilitätsmanagement erfolgreich<br />

im Betrieb einzuführen und vor allem langfristig zu verankern? Welche Akteure innerhalb und<br />

außerhalb <strong>des</strong> Betriebes sind beteiligt? Welche Akteure gestalten den Prozess und wie<br />

verändert sich die Akteurskonstellation im Verlauf <strong>des</strong> Prozesses? Ziel war es, Erkenntnisse zu<br />

Erfolgsfaktoren und Hemmnissen einer organisatorischen Umsetzung und Verankerung<br />

betrieblichen Mobilitätsmanagements zu gewinnen, die das vorhandene Wissen (vgl. Kapitel<br />

3.1) bestätigen oder modifizieren.<br />

Alle vier <strong>Fallstudien</strong>, so unterschiedlich sie auch sind, wurden in der gleichen Art und Weise<br />

analysiert. Die Durchführung der Prozessanalyse orientierte sich dabei an folgenden<br />

methodischen Instrumenten:<br />

Dokumentenanalyse: Projektbeschreibungen, Presseartikel, Sitzungsprotokolle,<br />

Ratsbeschlüsse, Verträge, Schriftwechsel<br />

Leitfadeninterviews: mit verschiedenen Akteuren aus Geschäfts-/ Institutionsleitung,<br />

Personalabteilung, Facility Management, Verkehrsunternehmen etc.<br />

13


14<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Die Analyse der verschiedenen Dokumente diente dazu, in einem ersten Schritt einen Überblick<br />

über die Projekte, die jeweils durchgeführten Maßnahmen und zum Teil auch über die<br />

beteiligten Akteure zu bekommen. Auch der Prozessverlauf sollte damit so weit wie möglich<br />

rekonstruiert werden. Die Dokumentenanalyse war Voraussetzung für die strukturierten<br />

Leitfadeninterviews, die als wesentliches methodisches Instrument eingesetzt wurden.<br />

Akteursinterviews<br />

Zentraler Baustein der <strong>Fallstudien</strong> waren die Experteninterviews mit verschiedenen Akteurinnen<br />

und Akteuren. Die Auswahl der Interviewpartnerinnen und Interviewpartner erfolgte einzelfallbezogen<br />

und bezog Expertinnen und Experten mit internen Erfahrungen aus dem Betrieb sowie<br />

mit externen Erfahrungen aus Sicht von Kooperationspartnern ein. Zur ersten Gruppe gehörten<br />

Personen aus der Geschäfts- / Institutionsleitung, Personalabteilung, dem Facility Management,<br />

dem Personalrat und der Öffentlichkeitsarbeit. Zur zweiten Gruppe zählten die Stadtverwaltung,<br />

Verkehrsunternehmen, die IHK und Wirtschaftsverbände. Grundlage für die Auswahl der<br />

jeweiligen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner waren die Dokumentenanalyse sowie<br />

Empfehlungen uns bereits „bekannter“ Kontaktperson. Zu jeder Fallstudie wurden zwischen drei<br />

und sechs Akteure interviewt 1 .<br />

Die Experteninterviews wurden anhand eines Leitfadens 2 geführt. Durch die Verwendung<br />

<strong>des</strong>selben Leitfadens für alle Interviews wurde garantiert, dass alle Themenfelder in gleicher<br />

Weise abgehandelt wurden und somit grundsätzlich eine Vergleichbarkeit der Interviews<br />

gegeben ist. Gleichzeitig wurde dadurch ausgeschlossen, dass Themenfelder zu stark<br />

behandelt werden, die mit dem eigentlichen Sachverhalt gar nichts zu tun haben.<br />

Neben den personenbezogenen Angaben und allgemeinen betriebsbezogenen Aspekten<br />

umfasste der Leitfaden Art und Anlass <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements sowie den<br />

Status <strong>des</strong> praktizierten betrieblichen Mobilitätsmanagements und Bausteine bei der Planung,<br />

Umsetzung und Finanzierung. Von besonderer Bedeutung waren darüber hinaus die persönlichen<br />

Einschätzungen der Interviewpartnerinnen und -partner zu fördernden und hemmenden<br />

Rahmenbedingungen.<br />

1 Eine Liste der Interviewpartnerinnen und Interviewpartner befindet sich im Anhang 10.<br />

2 Der Leitfaden findet sich im Anhang 11 <strong>des</strong> Berichts.


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

7.3 Fallstudie Stadtverwaltung Bielefeld<br />

Steckbrief: Stadtverwaltung Bielefeld<br />

Allgemeines<br />

Branche:<br />

Größe:<br />

Arbeitszeiten:<br />

Betriebsstruktur:<br />

Lage <strong>des</strong> Betriebs:<br />

Lage der Standorte<br />

Verwaltung / Behörde<br />

Ca. 5.450 Beschäftigte<br />

flexible Arbeitszeiten mit Kernarbeitszeit,<br />

feste Arbeitszeiten, Schichtbetrieb<br />

Verwaltung mit mehreren Standorten<br />

Verschiedene Standorte in der Innenstadt<br />

Abbildung 1: Altes Rathaus der Stadt<br />

Bielefeld (Quelle: Eigenes Foto)<br />

Abbildung 2: Lage der Standorte der Stadtverwaltung in der Innenstadt (Quelle: www.klicktel.de, eigene Bearbeitung)<br />

Mobilitätskonzept<br />

Innenstadtstandorte der<br />

Stadtverwaltung:<br />

Stadthaus (Altes und Neues<br />

Rathaus; Hauptstelle der<br />

Stadtverwaltung)<br />

Volkshochschule<br />

Ordnungsamt<br />

Bauamt<br />

Gesundheitsamt<br />

Städt. Bühnen und Orchester<br />

Ankergebäude (Amt für<br />

Verkehr, Sportamt,<br />

Umweltamt, Amt für Schule)<br />

Musik- und Kunstschule<br />

Aufeinander abgestimmte Einzelmaßnahmen, die jedoch innerhalb der Stadtverwaltung<br />

nicht unter dem Begriff Betriebliches Mobilitätsmanagement gefasst<br />

werden.<br />

15


Anlass & Motivation drei Schwerpunkte:<br />

16<br />

Schwierige Haushaltslage (Parkraumbewirtschaftung)<br />

Ökologie (Jobticket, ÖPNV-Verbesserung)<br />

Gesundheitsaspekte (Fahrradförderung, Dienstfahrräder)<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Zielgruppe & Ziele Das Mobilitätskonzept zielt auf den Berufs- und Dienstreiseverkehr der Beschäftigten<br />

der Stadtverwaltung.<br />

Beginn <strong>des</strong> Mobilitätsmanagements<br />

Ziele<br />

- Kosteneinsparung und Haushaltssicherung<br />

- Schaffung von Grundlagen zur Reduzierung und Verlagerung <strong>des</strong><br />

Berufspendlerverkehrs<br />

- Reduktion der Kosten für dienstliche Mobilität<br />

- Sicherung der dienstlichen Mobilität<br />

- Kooperation mit weiteren Unternehmen und Behörden<br />

1993<br />

Maßnahmen Das Jobticket wurde im Jahr 1993 eingeführt und ist die erste Maßnahme der Stadtverwaltung<br />

zum betrieblichen Mobilitätsmanagement.<br />

weitere in der Zukunft<br />

geplante Maßnahmen<br />

Organisation und<br />

Akteure/ Beteiligte<br />

Die Parkraumbewirtschaftung umfasst alle Innenstadtstandorte der Stadtverwaltung<br />

(einschl. kommunaler öffentlicher Einrichtungen wie z. B. Theater). Einbezogen sind<br />

auch die Stellplätze für Ratsmitglieder. Die monatlichen Entgelte betragen 25 € für<br />

überdachte und 15 € für nicht überdachte Stellplätze. Derzeit sind von den Beschäftigten<br />

550 Stellplätze im Innenstadtbereich angemietet. Für Beschäftigte, die auf<br />

ihren Privat-Pkw für dienstliche Zwecke angewiesen sind, kann das jeweilige Amt<br />

den Stellplatz anmieten (derzeit sind es 360 Stellplätze) und die entsprechende<br />

Gebühr zahlen.<br />

Es besteht eine Kooperation mit einem Reisebüro mit Vergünstigungen z. B. beim<br />

Kauf von Zugtickets.<br />

Das Amt für Verkehr (Ankergebäude) verfügt über fünf Dienstfahrräder, die 1999<br />

vom damaligen Fahrradbeauftragten angeschafft wurden. Auch das Bauamt verfügt<br />

über Fahrräder, die jedoch deutlich älter sind. Drei weitere Diensträder werden von<br />

Beschäftigten der Strecken- und Parkuhrenkontrolle genutzt.<br />

Für die dienstliche Nutzung von privaten Fahrrädern erhalten die Beschäftigten <strong>des</strong><br />

Amtes für Verkehr einen Zuschuss von 10 € pro Quartal.<br />

Im Jahr 2005 nahm die Stadtverwaltung an der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ (27<br />

Teams, 90 TN) teil; eine erneute Teilnahme fand im Jahr 2006 statt.<br />

Im Februar 2006 ist das Bielefelder Verkehrsunternehmen MoBiel (nicht die Stadtverwaltung)<br />

dem Pendlernetzwerk NRW beigetreten, ein Zugriff auf das Internetportal<br />

ist über die Seiten von MoBiel möglich.<br />

Mit Unterstützung <strong>des</strong> Ministeriums für Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und<br />

Verbraucherschutz (MUNLV) startete die Stadt Bielefeld im Herbst 2006 eine Initiative,<br />

Betriebe für die Einführung <strong>des</strong> Betrieblichen Mobilitätsmanagements zu<br />

gewinnen. Es fand eine Informationsveranstaltung „Clever und fit zur Arbeit – Kosten<br />

sparen und gesund bleiben“ statt. Darüber hinaus wurden kostenlose Erstberatungen<br />

für Betriebe angeboten.<br />

Über eine Einführung <strong>des</strong> CarSharings für Ämter wird in Bielefeld schon lange nachgedacht,<br />

bisher scheiterte dies aber an verschiedenen Gründen, darunter Kostenaspekte<br />

und mangelnde Bereitschaft der einzelnen Ämter. Es sollen jedoch weitere<br />

Anstrengungen in dieser Richtung unternommen werden. Derzeit wird über eine<br />

Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung auf städtische Schulen und Kindergärten<br />

sowie die Standorte im Außenbereich nachgedacht.<br />

Im Jahr 1997 wurde eine Analyse der Möglichkeiten, Mobilitätsmanagement zu<br />

betreiben, durch einen externen Gutachter (Mobilité) erstellt. Die Empfehlungen <strong>des</strong><br />

Gutachtens wurden allerdings nicht umgesetzt. Einzelne Vorschläge werden jedoch<br />

seitdem Schritt für Schritt eingeführt.<br />

Akteure waren und sind neben den unterschiedlichen Beteiligten der Stadtverwaltung<br />

und MoBiel auch einige Verbände und Initiativen (ADFC)


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Kooperationspartner Verkehrsunternehmen MoBiel (Jobticket, Mobilitätsberatung für Beschäftigte)<br />

Reisebüro (Organisation von Dienstreisen)<br />

Ergebnisse Stetig steigende Abnahmezahlen für das Jobticket (1993: 13%; 2005: 31%)<br />

Eine Analyse der Wirkungen fand nicht statt, so dass zu den potenziellen Einsparungen<br />

keine Aussagen gemacht werden können. Es wird jedoch davon ausgegangen,<br />

dass sich der Stellplatzbedarf seit Einführung der Parkraumbewirtschaftung<br />

reduziert hat.<br />

Kontakt Stadtverwaltung Bielefeld, Ingeborg Grau, 33602 Bielefeld, 0521/ 51 2820,<br />

inge.grau@bielefeld.de<br />

7.3.1 Initiierung <strong>des</strong> BMM und der Entwicklungsprozess<br />

Die ersten Aktivitäten im Bereich <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements gehen auf das Jahr<br />

1993 zurück, als das Jobticket für die Beschäftigten der Stadtverwaltung eingeführt wurde.<br />

Erste Überlegungen, ein umfassen<strong>des</strong> Mobilitätskonzept für die Stadtverwaltung Bielefeld zu<br />

erstellen, begannen im Jahr 1995. Ein Jahr zuvor wurde im Kernbereich der Stadt Bielefeld<br />

damit begonnen, Parkraumbewirtschaftung im öffentlichen Raum einzuführen. In den folgenden<br />

Jahren wurde der Bereich sukzessive über den Kernbereich der Innenstadt hinaus in die<br />

angrenzenden Bezirke, die erweiterte Innenstadt ausgedehnt. Vor diesem Hintergrund wuchs<br />

der Druck aus der Öffentlichkeit stark an: Die Beschäftigten der Stadtverwaltung konnten<br />

weiterhin im Innenstadtbereich kostenlos parken, da der Parkraum für die Beschäftigten von der<br />

Bewirtschaftung ausgenommen war. Insbesondere der Fachbereich Verkehr bekam diesen<br />

Druck damals zu spüren. (vgl. Lometsch 2001:29)<br />

Als Initiatoren <strong>des</strong> Mobilitätskonzeptes können der Fachbereich Verkehr und der damals<br />

zuständige Dezernent angesehen werden. Nachdem das Thema nach und nach in die<br />

verschiedenen Bereiche der Stadtverwaltung hineingetragen wurde, wurde im Jahr 1997 das<br />

Büro Mobilité aus Köln beauftragt, einen Betriebsverkehrsplan zur ökologischen und<br />

ökonomischen Optimierung der gesamten Mitarbeiterverkehre (sowohl Berufsverkehr als auch<br />

Dienstreiseverkehr) der Stadtverwaltung zu erstellen. Damit war Bielefeld die erste Kommune in<br />

Deutschland, die Schritte zur Erstellung eines Betriebsverkehrsplans in die Wege geleitet hat.<br />

Finanziert wurde das Gutachten durch die Stadt Bielefeld. Als Ziele <strong>des</strong> Gutachtens wurden<br />

damals formuliert:<br />

− Geringere Kosten der öffentlichen Hand im Bereich Verkehr.<br />

− Verbesserungen und Erleichterungen für die Beschäftigten im Berufs- und<br />

Dienstreiseverkehr,<br />

− Reduzierung der Nachfrage nach Parkplätzen,<br />

− Mehr Gerechtigkeit bei der Vergabe von Stellplätzen, Dienstfahrzeugen, Jobtickets<br />

und anderen Sozialleistungen der Stadtverwaltung,<br />

− Ökologische Verbesserungen im Bereich Verkehr,<br />

− Verbesserung der Rahmenbedingungen für ein ökologisches Engagement,<br />

− Verbesserte Außendarstellung und Vorbildfunktion der Verwaltung (vgl. Mobilité-<br />

Gutachten 1998: 2).<br />

Für das Jahr 1996 ermittelte Mobilité Gesamtverkehrskosten in Höhe von ca. 3,5 Mio. € Neben<br />

den Personalkosten (ca. 1 Mio. €) belasteten Sachkosten (für Stellplätze, Fahrzeuge, Dienstreisen/<br />

-fahrten, Kfz-Versicherungen) in Höhe von 2,5 Mio. € den kommunalen Haushalt. Das<br />

Gutachten ging nach einer Bestandsaufnahme und der Analyse der Prozessabläufe von<br />

17


18<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

möglichen Einsparungen bei den Verwaltungskosten in Höhe von bis einer halben Millionen<br />

Euro sowie einer Reduzierung der Dienstwagenflotte um 20 % aus.<br />

Diese Einsparungen konnten jedoch nicht erreicht werden, da das Mobilitätskonzept aufgrund<br />

von Differenzen zwischen den verschiedenen Verantwortlichen nicht in der vorgeschlagenen<br />

Form umgesetzt wurde. Die Stadt war seinerzeit vorrangig mit der Verwaltungsreform<br />

beschäftigt. Außerdem stand eine Kommunalwahl an, die einen politischen Wechsel mit sich<br />

brachte. Infolge<strong>des</strong>sen wurde das gesamte Vorhaben nicht weiter verfolgt.<br />

Ein wesentlicher Baustein der Empfehlungen <strong>des</strong> Gutachtens war die Einführung der Parkraumbewirtschaftung,<br />

die 300.000 € mehr in die Kasse der Stadtverwaltung bringen sollte.<br />

Diese scheiterte jedoch am Veto <strong>des</strong> Personalrates, der zwar die Ziele <strong>des</strong> Betriebsverkehrsplanes<br />

befürwortet hatte, nicht aber die Kriterien für die Stellplatzvergabe.<br />

Die Umstrukturierungen im Rahmen der Verwaltungsmodernisierung führten in Bielefeld zur<br />

Gründung <strong>des</strong> Immobilienservicebetriebes (ISB), der als Eigenbetrieb der Stadt Bielefeld sämtliche<br />

Liegenschaften der Stadt verwaltet. Im Jahr 2001 wurde durch den ISB ein Strategiepapier<br />

erstellt, in dem die Absicht bekundet wurde, für die – durch den ISB verwalteten Stellplätze –<br />

Gebühren zu erheben. Damit wurde das Thema Parkraumbewirtschaftung, wenn auch unter<br />

anderen Vorzeichen und ohne Einbindung in ein Gesamtkonzept, wieder auf die Agenda<br />

gebracht. Die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit bei der Stellplatzvergabe sorgte bei den<br />

Beschäftigten und ihrer Vertretung für Zündstoff. Zur Entwicklung einer geeigneten Strategie<br />

wurde eine Parkplatzkommission einberufen, der neben dem Dezernenten für Planen und<br />

Bauen Vertreterinnen und Vertreter aus folgenden Bereichen angehörten: Immobilien-Servicebetrieb,<br />

Personalamt, Personalrat, Gleichstellungsstelle und Schwerbehindertenvertretung.<br />

Darüber hinaus waren an der Konzepterstellung zeitweise die Kämmerei und das Verkehrsunternehmen<br />

MoBiel beteiligt.<br />

Entscheidend für die endgültige Akzeptanz <strong>des</strong> Parkraumkonzeptes war die Einbeziehung <strong>des</strong><br />

Personalrates mit seinen Mitbestimmungsrechten. Er vertrat den Standpunkt, dass eine Parkraumbewirtschaftung<br />

sinnvoll ist, die Verteilung der Stellplätze aber gerecht erfolgen muss und<br />

die Beschäftigten finanziell nicht zu sehr belasten darf. Nach einer langen Diskussion über<br />

mögliche soziale Kriterien, die über eine Stellplatzvergabe entscheiden könnten, hat sich nach<br />

einer Abfrage bei den Beschäftigten herausgestellt, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />

die einen Stellplatz haben wollten, auch einen bekommen konnten. Die dadurch möglich<br />

gewordene Vermeidung von Sozialkriterien und die letztendlich doch moderaten Gebühren, die<br />

heute immer noch gelten, haben dazu geführt, dass die Parkraumbewirtschaftung inzwischen<br />

von allen akzeptiert und auch nicht mehr diskutiert wird.<br />

Von der ersten Diskussion der Parkraumbewirtschaftung bis zur Beschlussvorlage waren<br />

jedoch mehr als vier Jahre vergangen.<br />

7.3.2 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen<br />

Die Maßnahmen <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements, die von Seiten der Stadtverwaltung<br />

durchgeführt werden, lassen sich den drei Motivationen Haushaltssicherung (Parkraumbewirtschaftung),<br />

Ökologie (Jobticket, Verbesserung <strong>des</strong> ÖPNV) und Gesundheit (Dienstfahrräder)<br />

zuordnen.<br />

Das Jobticket kann als erste Maßnahme <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements bei der<br />

Stadtverwaltung Bielefeld angesehen werden. Seit der Einführung im Jahr 1993 ist der Anteil<br />

der Jobticketinhaber von 13 % auf heute 31 % gestiegen. Im Gegensatz zu einigen anderen


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Städten, die die Stellplatzbewirtschaftung an das Jobticket koppeln und damit Inhabern von<br />

Jobtickets ermäßigtes Parken ermöglichen, sind in Bielefeld nur ÖV-Nutzer Inhaber eine<br />

Jobtickets; das Jobticket ist jeweils 10 % günstiger als ein „normales“ ÖV-Ticket der<br />

entsprechenden Preisstufe. Die Beschäftigten können wählen zwischen einem übertragbaren<br />

„6er Abo“, das für das Stadtgebiet Bielefeld beispielsweise 40,50 € pro Monat kostet, und einem<br />

noch einmal ca. 25 % günstigeren „Firmenticket“, das nicht übertragbar ist und auch am<br />

Wochenende und am Abend keine Möglichkeit der Mitnahme einer weiteren Person bietet.<br />

Die Parkraumbewirtschaftung, die – wie dargestellt – lange Zeit in der Diskussion war, zunächst<br />

scheiterte und im zweiten Anlauf dann in modifizierter Form umgesetzt wurde, ist das zweite<br />

Standbein <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements. Wesentliche Motivation der Stadt für die<br />

Einführung war, Kosten einzusparen (Haushaltssicherung). Betroffen sind von der Parkraumbewirtschaftung<br />

alle Beschäftigten der Stadtverwaltung an sämtlichen Innenstadtstandorten.<br />

Für ihre Stellplätze müssen auch die Beschäftigten der Museen, der Musik- und Kunstschule,<br />

der städtischen Bühnen und Orchester sowie die Ratsmitglieder zahlen. Die Kosten für die<br />

Stellplätze im Innenstadtbereich betragen pro Monat derzeit 15 € für nicht überdachte Stellplätze<br />

und 25 € für überdachte Stellplätze und Stellplätze in Tiefgaragen. Damit sind die<br />

Gebühren für die Parkraumbewirtschaftung im Vergleich zu den Betriebskosten eines<br />

Tiefgaragenstellplatzes äußerst gering. Kritisiert wurde von einigen Interviewpartnern daher<br />

auch, dass ein Stellplatz im Monat immer noch deutlich günstiger ist als ein Jobticket. Für<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderung sind die Stellplätze kostenlos.<br />

Insgesamt wird das Projekt „Parkraumbewirtschaftung“ als abgeschlossen angesehen.<br />

Allerdings wird derzeit jedoch wieder (nachdem der Personalrat dies bei der Einführung der<br />

Parkraumbewirtschaftung verhindert hatte) darüber nachgedacht, die Parkraumbewirtschaftung<br />

auf die Außenbereiche und die Schulen auszudehnen. Dies wird jedoch von verschiedenen<br />

Stellen als problematisch gesehen, da es in den Außenbereichen genügend Ausweichmöglichkeiten<br />

gibt und das Parken in die umliegenden Wohnbereiche verlagert würde.<br />

Auch wenn es Dienstfahrräder in einigen Bereichen der Stadtverwaltung schon lange gibt, so<br />

kann man doch sagen, dass sich der damalige Radverkehrsbeauftragte Ende der 1990er Jahre<br />

für den Neuerwerb der Diensträder und Fahrradboxen stark gemacht hat. Er hat den Weg<br />

vorgeschlagen: Die Fahrräder sollten qualitativ hochwertig und auch optisch ansprechend sein.<br />

Insgesamt muss man jedoch feststellen, dass die Radverkehrsförderung (und auch die<br />

Förderung von Dienstfahrrädern) kein eindeutiges Ziel der Stadtverwaltung Bielefeld ist; vor<br />

allem seit es in Bielefeld keinen Radverkehrsbeauftragten mehr gibt, wird dies auch nicht<br />

stringent gefördert. Während der Interviews wurden mehrfach die – insbesondere im Sommer –<br />

unzureichenden Abstellmöglichkeiten angesprochen. Die Kosten für die Inspektion der Dienstfahrräder<br />

stellen für das Amt für Verkehr mitunter ein Problem dar. Genutzt werden die Diensträder<br />

nur von wenigen Beschäftigten; nach Einschätzung <strong>des</strong> Amtes für Verkehr, rechnen sich<br />

die Dienstfahrräder nicht.<br />

Für private Fahrräder, die für die dienstliche Nutzung angemeldet sind, bekommen die<br />

Beschäftigungen einen Ausgleich in Höhe von 10 € pro Quartal.<br />

Bislang besteht seitens der Ämter kein Interesse, CarSharing einzuführen. Als Gründe werden<br />

die schlechte Einsatzmöglichkeit bei kurzfristigen Fahrten und insbesondere die ungünstige<br />

Kostensituation genannt. Die Ausgleichzahlungen für die dienstliche Nutzung <strong>des</strong> privaten Pkw<br />

sind in der Regel günstiger als die Abrechung einer CarSharing-Nutzung, da bei den privaten<br />

Pkw nur die gefahrenen Kilometer in Rechnung gestellt werden, beim CarSharing aber relativ<br />

19


20<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

hohe Zeitkosten anfallen. Das Ziel, CarSharing für Dienstfahrten einzuführen wird jedoch<br />

weiterverfolgt.<br />

Eine explizite Förderung von Fahrgemeinschaften gibt es seitens der Stadtverwaltung nicht;<br />

dem Bürgerservice Pendlernetz ist das Verkehrsunternehmen MoBiel beigetreten, über <strong>des</strong>sen<br />

Homepage auch der Zugriff auf das Internetportal möglich ist.<br />

Im Bereich <strong>des</strong> Dienstreisemanagements kooperiert die Stadt mit einem Bielefelder Reisebüro,<br />

das die Buchung der Dienstreisen übernimmt.<br />

Beschäftigten, die mehr als 1.700 km pro Jahr fahren, wird eine kostenlose BahnCard zur<br />

Verfügung gestellt; Beschäftigte, die Dienstreisen in diesem Umfang unternehmen, gibt es<br />

jedoch nur sehr wenige.<br />

7.3.3 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb<br />

Zu konzeptionellen Überlegungen für das betrieblichen Mobilitätsmanagements sieht sich seit<br />

Anfang 2001 das Dezernat für Planen und Bauen zuständig.<br />

Auf der Organisations- und Entscheidungsebene gibt es bislang jedoch keine zentrale<br />

Zuständigkeit bei einer Person. So erfolgt die Abwicklung von Dienstreisen über das/die<br />

jeweilige Amt/Abteilung und die Personalabteilung.<br />

Die Einführung der Dienstfahrräder geht auf die Initiative <strong>des</strong> damaligen Radverkehrsbeauftragten<br />

zurück. Seit es in Bielefeld keinen Radverkehrsbeauftragten mehr gibt, liegt die<br />

Zuständigkeit für den Radverkehr ausschließlich im Bereich <strong>des</strong> Amts für Verkehr. Dieses ist<br />

auch für die Dienstfahrräder im „Ankergebäude“ verantwortlich, ansonsten sind es die<br />

jeweiligen Ämter. Eine Stelle, die sich für eine weitere Förderung <strong>des</strong> betrieblichen Radverkehrs<br />

ganz konkret einsetzt, gibt es derzeit nicht. Dies führt auch beispielsweise dazu, dass keine<br />

Stelle benennen kann, wie viele Dienstfahrräder es bei der Stadtverwaltung gibt.<br />

Der Immobilien-Servicebetrieb, <strong>des</strong>sen Aufgabe die Bewirtschaftung der städtischen Gebäude<br />

und Liegenschaften ist, ist zuständig für die Parkraumbewirtschaftung. Er übernimmt die<br />

Vermietung der Stellplätze, schließt die Mietverträge ab, übernimmt den Geldeinzug und regelt<br />

weitere operative Angelegenheiten. Zur Erstellung und Umsetzung <strong>des</strong> Parkraumkonzeptes<br />

wurde im Jahr 2002 eine Arbeitsgruppe eingesetzt, der neben dem Dezernenten für Planen und<br />

Bauen, Vertreterinnen und Vertreter aus folgenden Bereichen angehören: Immobilien-Servicebetrieb,<br />

Personalamt, Personalrat, Gleichstellungsstelle und Schwerbehindertenvertretung.<br />

Über die Vergabe der Stellplätze entscheidet die Parkplatzkommission, der ebenfalls Mitglieder<br />

aus o.g. Bereichen angehören. In Sonderfällen oder bei kritischen Entscheidungen schaltet sich<br />

zudem eine Mitarbeiterin <strong>des</strong> Baudezernates als Vermittlerin ein.<br />

7.3.4 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes<br />

Einziger direkter und enger Kooperationspartner im Berufsverkehr außerhalb der Stadtverwaltung<br />

ist – schon seit vielen Jahren – das kommunale Verkehrsunternehmen MoBiel. Die<br />

Stadtverwaltung war eine der ersten Großkundinnen (Einführung <strong>des</strong> Jobtickes im Jahr 1993)<br />

von MoBiel. Das Hauptaugenmerk der Aktivitäten gilt dem ÖPNV und MoBiel als Verkehrsunternehmen<br />

ist mit seinem Mobilitätskoordinator immer zentraler Ansprechpartner. Nach<br />

Ansicht von MoBiel sollte das betriebliche Mobilitätsmanagement mehr umfassen als Jobtickets<br />

und verkehrsmittelübergreifend durchgeführt werden – auch wenn der Vertrieb von Jobtickets<br />

eine zentrale Aufgabe <strong>des</strong> Verkehrsunternehmens ist. Nach Auffassung <strong>des</strong> Mobilitätskoordinators<br />

liegt kein Widerspruch vor, wenn ein Verkehrsunternehmen Mobilitätsberatung


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

betreibt. So werden neben einer ausführlichen Ticket- und Tarifberatung, der Erstellung von<br />

persönlichen Fahrplänen auch regelmäßig Informationsveranstaltungen zu unterschiedlichen<br />

Themen wie z. B. CarSharing, Mobilitätsmanagement für Betriebe, Schnupperkurse Mobilität<br />

oder Radrouten im Bielefelder Umland angeboten.<br />

Die Angebote von MoBiel, auch spezielle Informationsveranstaltungen für die Beschäftigten der<br />

Stadtverwaltung durchzuführen, wurden von der Stadtverwaltung abgelehnt mit der<br />

Begründung, dass die Beschäftigten ja Bescheid wissen und diese Informationen auch im<br />

MoBiel-Haus (Mobilitätszentrale) zu bekommen sind.<br />

7.3.5 Erfolgsfaktoren und Hemmnisse<br />

Ein Verankerung und zentrale Organisationsstelle, etwa einen Mobilitätsmanager für das<br />

Betriebliche Mobilitätsmanagement, gibt es bislang in Bielefeld nicht. Dies hat sicherlich auch<br />

damit zu tun, dass der Betriebsverkehrsplan nicht in der vorgeschlagenen geplanten Form und<br />

somit nicht als Gesamtkonzept umgesetzt wurde. Dass dennoch eine Reihe von Maßnahmen,<br />

erfolgreich umgesetzt wurde, hängt mit dem Engagement von Einzelnen zusammen. Die<br />

Anschaffung von Dienstfahrrädern im Amt für Verkehr ist klar auf die Initiative <strong>des</strong> damaligen<br />

Radverkehrsbeauftragten und das Engagement einzelner Beschäftigter aus dem Amt für<br />

Verkehr, die sich auch heute noch um die Wartung etc, der Diensträder kümmern, zurückzuführen.<br />

Auch wenn das Mobilité-Gutachten nicht umgesetzt wurde, so wird es doch als Meilenstein<br />

angesehen, der den Diskussionsprozess über das Thema angeregt hat und eine Wende im<br />

Verhalten der Stadtverwaltung ausgelöst hat.<br />

Auch das fahrradfreundliche Klima und der insgesamt als gut zu bezeichnende ÖPNV werden<br />

von den Interviewten als fördernde Rahmenbedingungen gesehen, die die Umsetzung einzelner<br />

Maßnahmen deutlich einfacher macht.<br />

Von einigen Interviewpartnerinnen und -partnern wird als Erfolgsfaktor das Vermeiden <strong>des</strong><br />

Begriffes „Betriebliches Mobilitätsmanagement“ genannt. Dieser ist ihrer Meinung nach<br />

entweder negativ behaftet oder wird von den Beteiligten und Adressaten erst gar nicht<br />

verstanden. Viel wichtiger ist es, die geplanten Maßnahmen deutlich zu machen und positiv „zu<br />

verkaufen“.<br />

Als Erfolgsfaktor – oder besser als guten möglichen Ansatz für weitere Maßnahmen – sieht das<br />

Amt für Verkehr die Vorschriften <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>reisekostengesetzes, das eine Nutzung öffentlicher<br />

Verkehrsmittel vorsieht.<br />

Zentraler Erfolgsfaktor für die – allerdings erst im zweiten Schritt – erfolgreiche Einführung der<br />

Parkraumbewirtschaftung ist die Einbeziehung der verschiedenen betrieblichen Ebenen.<br />

Entscheidend für die endgültige Akzeptanz <strong>des</strong> Parkraumkonzeptes war die Einbeziehung <strong>des</strong><br />

Personalrates, trotz der Schwierigkeiten und der Zeitverzögerung, die dadurch entstanden sind.<br />

Als weitere Erfolgsfaktoren für die Umsetzung werden der Kostendruck gesehen und dass für<br />

die Vergabe der Stellplätze keine Sozialkriterien angewandt werden mussten, da die Nachfrage<br />

nach Stellplätzen insgesamt abgedeckt werden konnte.<br />

Als weiterer Erfolgsfaktor – auch für das positive Klima in Bielefeld insgesamt – wird das<br />

Engagement der Verkehrsbetriebe angesehen. Durch eine direkte Ansprache und Information<br />

anderer Betriebe kann auch dort ein Interesse geweckt werden. Die Einführung <strong>des</strong> Jobtickets<br />

kann Anknüpfungspunkt und Grundlage für weitere Maßnahmen sein.<br />

21


22<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Das Scheitern <strong>des</strong> Betriebsverkehrsplanes als Ganzes ist auf die Differenzen zwischen den<br />

verschiedenen Verantwortlichen und die damals anstehende Kommunalwahl zurückzuführen.<br />

Letztendlich brachte der Widerstand <strong>des</strong> Personalrates am Parkraumkonzept das gesamte<br />

Vorhaben zum Scheitern. Mitverantwortlich dafür sind sicherlich Mängel in der Kommunikation.<br />

Da es keinen zentralen zuständigen Bereich für sämtliche Maßnahmen im Bereich <strong>des</strong> Dienstreise-<br />

und Berufsverkehrs gibt, sondern viele verschiedene Zuständigkeiten, die nach außen<br />

nicht immer deutlich sind und auch nicht klar vertreten werden, kommt es häufig zu<br />

Verzögerungen bzw. zu Blockierungen bei der Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen,<br />

weil zu viele Interessen aufeinander stoßen. Die Parkraumbewirtschaftung wird durch den<br />

Immobilienservicebetrieb gemanagt; um die Jobtickets kümmert sich die Personalabteilung etc.<br />

Auch politische Rahmenbedingungen, die von der Verwaltung nicht direkt beeinflusst werden<br />

können, werden als Hemmnis genannt, das beispielsweise die Umsetzung <strong>des</strong> Mobilitätsgutachtens<br />

hat scheitern lassen und damit das Thema insgesamt auch für fast drei Jahre hat<br />

ruhen lassen.<br />

Nach Einschätzung der befragten wird ist der Bergriff „Betriebliches Mobilitätsmanagement“<br />

negativ behaftet und wird als zu sperrig für eine Verwendung im täglichen Sprachgebrauch<br />

angesehen.<br />

Mangeln<strong>des</strong> Wissen und eine fehlende Transparenz der Kosten der betrieblichen Mobilität der<br />

Beschäftigten (z. B. Kosten der Stellplätze, Einsparpotenziale durch die Einführung von<br />

Jobtickets usw.) erschweren die Einführung von Maßnahmen <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements.<br />

Ein weiteres Problem ist die unzureichende Kenntnis hinsichtlich <strong>des</strong> Mobilitätsverhaltens<br />

der Beschäftigten oder der Auslastung der Dienstwagen. Die im Mobilitätsgutachten<br />

vorgeschlagene Erhebung der Mitarbeitermobilität wurde nie durchgeführt, so dass die Grundlage<br />

für weitere gezielte individuelle Maßnahmen fehlt.<br />

Insgesamt sieht die Bauverwaltung noch großes Potenzial im Bereich <strong>des</strong> betrieblichen<br />

Mobilitätsmanagements und eine Vielzahl von Optimierungsmöglichkeiten in der allgemeinen<br />

Verwaltung.<br />

7.3.6 Fazit<br />

Erste Erfolge im Bereich <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements konnte die Stadtverwaltung<br />

Bielefeld mit der Einführung <strong>des</strong> Jobtickets im Jahr 1993 verzeichnen. Die Fortführung bis in die<br />

Gegenwart mit stetig steigenden Abnahmezahlen bei den Beschäftigten bestätigt das.<br />

Durch die Einführung der Parkraumbewirtschaftung in der Bielefelder Innenstadt auf der einen<br />

Seite und dem weiterhin kostenfreien Parken für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung<br />

auf der anderen Seite ergab sich ein dringender Handlungsbedarf. Diesem wurde<br />

durch die Beauftragung von Mobilité mit einem Mobilitätskonzepts zur ökologischen und<br />

ökonomischen Optimierung Rechnung getragen. Leider verschwand der Betriebsverkehrsplan<br />

„in der Schublade“, da die Stadtverwaltung zu sehr mit internen Umstrukturierungen beschäftigt<br />

war. Das Scheitern ist vermutlich auch auf das Fehlen eines „Kümmerers“ zurückzuführen, der<br />

bei späteren Maßnahmen der Stadtverwaltung (Dienstfahrräder, Parkraumbewirtschaftung)<br />

vorhanden war. Das Scheitern <strong>des</strong> Mobilitätskonzepts bedeutet sowohl einen Bruch in der<br />

Entwicklung <strong>des</strong> Betrieblichen Mobilitätsmanagements als auch (zumin<strong>des</strong>t vorläufig) das Aus<br />

einer umfassenden Mobilitätsstrategie in Bielefeld: Das Vorhandensein von Diensträdern geht<br />

nicht auf das Mobilité-Gutachten zurück; die Parkraumbewirtschaftung wurde eingeführt, damit<br />

der für die Stellplätze zuständige Immobilien-Servicebetrieb wirtschaftlich arbeiten kann.


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Trotzdem ist die Einführung der Parkraumbewirtschaftung als Erfolg zu bezeichnen. Die lange<br />

Einführungsphase mit den damit in Zusammenhang stehenden Problemen zeigt äußerst<br />

anschaulich die Faktoren, die eine solche Maßnahme beeinflussen: Die Verteilung der<br />

Zuständigkeiten verzögerte das Voranschreiten der Entwicklung – und ohne den Verzicht auf<br />

Sozialkriterien bei der Vergabe der Stellplätze wäre das Projekt gänzlich gescheitert. Letztlich<br />

geht ein nicht unerheblicher Teil <strong>des</strong> Erfolgs auf das Konto einer Mitarbeiterin <strong>des</strong> Baudezernat<br />

und ihren unermüdlichen Einsatz als „Kümmerer“. Die Einbeziehung <strong>des</strong> Personalrats brachte<br />

darüber hinaus eine höhere Akzeptanz bei den Beschäftigten.<br />

Es bleibt abschließend zu sagen, dass die Fallstudie Stadtverwaltung Bielefeld mögliche<br />

fördernde und hemmende Faktoren recht anschaulich aufzeigt. Der eben nicht durchgehende<br />

Erfolg sollte anderen Betrieben, deren erste Versuche ein Mobilitätskonzept umzusetzen ebenfalls<br />

gescheitert sind, dazu ermutigen, weitere Anstrengungen zur die Implementierung <strong>des</strong><br />

betrieblichen Mobilitätsmanagements zu unternehmen.<br />

23


7.4 Qualitative Fallstudie Infineon/Qimonda Dresden<br />

24<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Steckbrief: Betriebliches Mobilitätsmanagement Infineon Technologies/ Qimonda<br />

Dresden<br />

Allgemeines<br />

Branche: Niederlassung von<br />

Infineon<br />

Technologies und<br />

Qimonda<br />

Größe: 6.200 Mitarbeiter<br />

Arbeitszeiten: Zwei-Schicht-Betrieb<br />

an sieben Tagen/<br />

Woche<br />

Lage <strong>des</strong> Betriebs<br />

Abbildung 4: Lageplan von Infineon/Qimonda in Dresden<br />

(Quelle: http://themenfahrplan.de;<br />

Bearbeitung PGN)<br />

Lage <strong>des</strong> Betriebes<br />

Abbildung 3: Detailplan von Infineon/Qimonda in Dresden<br />

(Quelle: Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden, Luftbild )<br />

Abbildung 5: Übersichtskarte von Dresden mit dem<br />

Standort Infineon/Qimonda (Quelle:<br />

http://themenfahrplan.de;<br />

PGN)<br />

Bearbeitung<br />

Der Betrieb liegt am nördlichen Rand der Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden im<br />

Stadtteil Klotzsche und am südlichen Siedlungsrand dieses Stadtteils (rund<br />

19.000 EW) und grenzt im Osten unmittelbar an die Dresdner Heide, eine<br />

geschützte Naturlandschaft. Der Standort kann infrastrukturell für den Nah- und<br />

Fernverkehr mit MIV oder ÖPNV als gut erschlossen bezeichnet werden. Die<br />

Nähe zur BAB und zum Flughafen war ein wesentliches Kriterium für die


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Standortentscheidung. Der Makrostandort ist städtebaulich durch die isolierte<br />

Randlage nur eingeschränkt integriert, auch wenn die Bautätigkeit im<br />

angrenzenden Bereich von Klotzsche die infrastrukturelle Ausstattung mit<br />

Einzelhandel, Ortsamt der Stadtverwaltung und Dienstleistungen sowie das<br />

Wohnungsangebot sich seit Betriebsgründung 1996 deutlich verbessert hat.<br />

Struktur <strong>des</strong> Betriebes Infineon Technologies/ Qimonda Dresden bilden einen zusammenhängenden<br />

Betriebsstandort und sind im Bereich der Entwicklung und Produktion von<br />

Speicherchips und Logikbausteinen tätig.<br />

Beschäftigte<br />

Organisation <strong>des</strong><br />

ruhenden Verkehrs<br />

Anbindung an das<br />

ÖPNV-Netz<br />

Anbindung an das<br />

Radverkehrsnetz<br />

Mobilitätsstruktur<br />

Mobilitätskonzept<br />

Im Betrieb sind Ende 2005 rund 6.200 Mitarbeiter beschäftigt gewesen. Jeweils<br />

die Hälfte der Beschäftigten arbeitet im Schichtbetrieb (bis Ende 2005<br />

kontinuierlicher Drei-Schicht-Betrieb, seitdem Zwei-Schicht-Betrieb an sieben<br />

Tagen/Woche). Rund 2/3 der Beschäftigten wohnen in Dresden, 1/3 außerhalb<br />

<strong>des</strong> Stadtgebietes mit einem sehr großen Einzugsbereich.<br />

Sowohl das Betriebsgelände als auch die Betriebsgebäude befinden sich im<br />

Besitz der Unternehmen. Auf dem Betriebsareal befinden sich insgesamt rund<br />

2.400 Pkw-Stellplätze und rund 700 Einstellmöglichkeiten für Fahrräder. Die<br />

Pkw-Stellplätze werden gemanagt, aber nicht mittels Gebührenerhebung<br />

bewirtschaftet. Bis Ende 2005 wurden rund 400 Stellplätze für den mittäglichen<br />

Schichtbeginn reserviert, um eine lange Parkplatzsuche zu vermeiden, da sich<br />

hier Früh- und Mittagsschichtbeschäftigte überschneiden. Ein weiterer Teil der<br />

Stellplätze ist für Besucher und Kunden reserviert. Sonderstellplätze gibt es<br />

zudem für Behinderte, für Mietwagen (Dienstwagen sind nicht vorhanden) und<br />

für Frauen. Durch die räumliche Lage besteht faktisch keine Möglichkeit zum<br />

Parken in umliegenden öffentlichen Straßen, es sei denn, es werden Fußwege<br />

über min<strong>des</strong>tens 5 Minuten in Kauf genommen.<br />

Die parallel zur B 97 verlaufende Straßenbahnstrecke nach Weixdorf und eine<br />

zweite Strecke, die aus der Innenstadt kommend südlich <strong>des</strong> Standorts nach<br />

Hellerau abbiegt, übernehmen die Hauptlast im ÖPNV. Hinzu kommt die S-<br />

Bahn-Verbindung zwischen Dresden Hbf und Flughafen sowie die SPNV-<br />

Strecke zwischen Dresden und Görlitz (beide Schienenverkehrsmittel sind über<br />

den Haltepunkt Bahnhof Klotzsche in ca. 1,5 km Entfernung zugänglich).<br />

Die Radwegeverbindungen entlang der Hauptverkehrsachsen werden<br />

sukzessive ausgebaut. Es bestehen derzeit jedoch noch Lücken. Für den<br />

Fahrradverkehr werden im Betriebsgelände rund 700 Abstellmöglichkeiten,<br />

überwiegend mit Wetterschutz, angeboten. Außerhalb <strong>des</strong> Betriebsareals<br />

stehen keine weiteren Abstellmöglichkeiten in Fahrradabstellanlagen zur<br />

Verfügung.<br />

Aufgrund <strong>des</strong> großen räumlichen Einzugsbereichs, der städtebaulichen Lage<br />

<strong>des</strong> Betriebes und der Schichtarbeitszeiten dominiert die Nutzung <strong>des</strong> MIV auf<br />

den Arbeitswegen deutlich, besonders zum Arbeitsbeginn bzw. Arbeitsende am<br />

Abend oder am Wochenende. Überdurchschnittlich nutzen Umlandbewohner,<br />

die nur über schlechte ÖPNV-Angebote verfügen, den eigenen Pkw oder<br />

Fahrgemeinschaften. Die MIV-Nutzung liegt dabei bei den in der Produktion<br />

tätigen Personen signifikant höher als bei den Beschäftigten in Entwicklung und<br />

Verwaltung.<br />

Struktur der Mobilitätskonzeption, praktische Umsetzung der Strategien,<br />

Durchführung und Finanzierung der Maßnahmen<br />

Die BMM-Konzeption umfasst ausschließlich die Mobilität der Beschäftigten auf<br />

dem Arbeitsweg. Startaktivität war eine erste Analyse und ein Maßnahmenvorschlag<br />

in 1996, die Neukonzeption folgte in 2000. Das betriebliche<br />

Mobilitätsmanagement ist überwiegend als umfassend konzeptorientiert zu<br />

charakterisieren, weist jedoch im Laufe der neun Jahre Praxis auch Phasen auf,<br />

die eher punktuell maßnahmenbezogen beschrieben werden können. Diese<br />

Konzeption umfasste Handlungsstränge auf organisatorischer und<br />

infrastruktureller Ebene und zahlreiche mittlerweile bereits umgesetzte Einzelmaßnahmen.<br />

Wichtige Maßnahmen sind:<br />

Übergreifende Mobilitätsberatung und -Information durch: Mobilitätstage,<br />

Workshops, Ausstellungen und Flyer, Einbeziehung in Betriebsversammlungen,<br />

Managementgespräche, Etablierung Mobilitätsteam, ÖPNV- und Radverkehrsberatung<br />

im Betrieb, Öffentlichkeitsarbeit, Teilnahme an Forschung und<br />

25


Koppelung an andere<br />

Managementstrategien<br />

Anlass & Motivation<br />

Zielgruppe & Ziele<br />

Organisation und<br />

Akteure/ Beteiligte<br />

Maßnahmen<br />

Für die Zukunft<br />

geplante Maßnahmen<br />

Kooperationspartner<br />

Belastbare Ergebnisse<br />

und nachgewiesene<br />

positive Wirkungen<br />

26<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Wissenstransfer am Standort Dresden und überregional, Wohnstandortberatung<br />

mit Einbezug von Mobilitätsaspekten, Aufstellung einer Online-Info-<br />

Säule <strong>des</strong> Verkehrsverbun<strong>des</strong> im Foyer, Auslage von Fahrplänen, zahlreiche<br />

umfassende und spezifische Mitarbeiterbefragungen (Fragebögen, Intranet)<br />

Fahrradverkehr: Fahrradabstellanlagen, Verbesserung der äußeren<br />

Erschließung, Duschen, Schließfächer, Trockenräume, Fahrradcodierung zum<br />

Diebstahlschutz<br />

ÖPNV: Einrichtung Bushaltestelle am Werkseingang, Jobticket (2005 für die<br />

Beschäftigten aus Dresden, 2006 für die Umlandbewohner), Fahrtkostenzuschuss<br />

für ÖPNV-Zeitkartennutzer<br />

MIV: Parkraummanagement, Fahrgemeinschaftsförderung (CarPool),<br />

Verbesserung der Verkehrssicherheit an den Zufahrten für alle<br />

Verkehrsteilnehmer, Schließfächer für Motorradhelme.<br />

Die Unternehmen sind umwelt- 3 und qualitätszertifiziert. Die geschäftliche<br />

Mobilität (Travelmanagement) wird effizient und überwiegend extern organisiert,<br />

es wird ein aktives Gesundheitsmanagement betrieben. Eine organisatorische<br />

Koppelung dieser Methoden mit dem auf die Arbeitswege bezogenen<br />

Mobilitätsmanagement besteht nicht.<br />

Zunehmender Parkdruck auf dem Betriebsareal und Prognose wachsender<br />

Verkehrsprobleme durch Betriebsvergrößerung und Schaffung weiterer neuer<br />

Arbeitsplätze in anderen Betrieben am Standort Dresden Klotzsche.<br />

Die wichtigste Zielgruppe <strong>des</strong> BMM sind die Beschäftigten <strong>des</strong> Unternehmens<br />

Infineon sowie der weiteren, mit Infineon in verschiedener Weise direkt<br />

verbundenen Betriebe auf dem Infineon Areal. Zweitwichtigste Zielgruppe sind<br />

die Beschäftigten von Betrieben, die im Auftrag von Infineon auf dem Areal tätig<br />

sind (externe Dienstleister), die zumin<strong>des</strong>t alle „offenen Angebote“ (z. B.<br />

Fahrradabstellanlagen) gleichermaßen nutzen können.<br />

Es sind alle betrieblichen Ebenen involviert, tragende Struktur ist das<br />

Mobilitätsteam.<br />

Maßnahmen: Übergreifend: Information auf Betriebsversammlungen, in<br />

Workshops und über Intranet, Auslage Printinformationen, Fahrplanaushänge,<br />

Mobilitätsteam mit eigenem Intranetportal, Mobilitätsberatung an<br />

Mobilitätstagen im Unternehmen und bei der Wohnstandortberatung für Neueinstellungen,<br />

Kampagnenteilnahme, Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Information über Zusammenhang Gesundheit/Fitness und Mobilität. ÖPNV:<br />

Engagement für bessere Fahrpläne, Verlegung einer Bushaltestelle an den<br />

Werkszugang, Einrichtung Straßenbahnhaltestelle Infineon Nord,<br />

Umbenennung einer Straßenbahnhaltestelle in Infineon Süd, Jobticket,<br />

Zuschüsse für ÖPNV-Nutzer bzw. Rabattsystem, Fahrrad: Zusätzliche und<br />

bessere Fahrradabstellanlagen, Fahrradcodierung, Duschen,<br />

Umkleidemöglichkeiten und Trockenschränke, Engagement für bessere<br />

Fahrradwege zum Werk, Parkraumorganisation und Einsparung von Stellplätzen,<br />

Förderung von Fahrgemeinschaften (Infineon CarPool im Intranet).<br />

Planungen umfassen Maßnahmen <strong>des</strong> Parkraummanagements, die<br />

Durchführung weiterer Mobilitätstage und Detailverbesserungen in<br />

verschiedenen Bereichen <strong>des</strong> BMM.<br />

Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden, Dresdner Verkehrsbetriebe DVB AG, Verkehrsverbund<br />

Oberelbe VVO, Planungsbüro und TU Dresden, benachbarte Betriebe<br />

Das betriebliche Mobilitätsmanagement ist eine etablierte Handlungsstrategie<br />

<strong>des</strong> Unternehmens, die kontinuierlich weiterentwickelt wird. Es konnten<br />

signifikante Verhaltensänderungen der Beschäftigten nachgewiesen werden.<br />

Entscheidend ist der Wechsel von der MIV-Nutzung als Selbstfahrer auf den<br />

3 Infineon Dresden nutzt neben dem Umweltmanagement und der Umweltberichterstattung z. B.: Qualitätsmanagement,<br />

Sicherheits- und Arbeitsschutzmanagement, Betriebliches Gesundheitsmanagement sowie Corporate Responsibility;<br />

soziale und kulturelle Initiativen am Standort werden unterstützt.


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Projektprozess Infineon<br />

Dresden, Meilensteine:<br />

ÖPNV, Fahrradverkehr oder auf Fahrgemeinschaften und die grundsätzlich<br />

eher auf alternative Verkehrsmittel ausgerichtete Entscheidung für das genutzte<br />

Verkehrsmittel bei den neu eingestellten Beschäftigten im Vergleich zu den in<br />

1996 bereits dem Betrieb angehörenden Mitarbeitern. Zwar gab es auch<br />

Wechsler zum MIV, allerdings überwog der positive Effekt deutlich. Insgesamt<br />

nimmt die Tendenz zur Nutzung eines Verkehrsmittel-Mix (Multimobilität) im<br />

Jahresverlauf zu, die Beschäftigten sind weniger auf ein Verkehrsmittel fixiert<br />

und reagieren flexibel bei ihrer Verkehrsmittelwahl auf die jeweiligen<br />

Bedürfnisse und Rahmenbedingungen. Die durchschnittliche Entfernung vom<br />

Wohnstandort zum Arbeitsplatz verringerte sich, was überwiegend auf Umzüge<br />

in eine größere Nähe zum Arbeitsplatz zurückzuführen ist.<br />

Seit Gründung im Jahr 1996 bis zum aktuell verfügbaren Analysezeitpunkt 2005<br />

verringerte sich der Anteil der MIV-Selbstfahrer von 68 % auf 55 % um 20 %.<br />

Hingegen stieg der Anteil <strong>des</strong> Fahrradverkehrs von 13 % auf 16 %, der Anteil<br />

<strong>des</strong> ÖPNV von 13 % auf 19 % und der Anteil der MIV-Mitfahrer (besonders<br />

durch im Betrieb organisierte Fahrgemeinschaften) von 5 % auf 7% im Jahresmittel<br />

an. Im Sommer steigt die Fahrradnutzung auf über 20 %, in der Gruppe<br />

der Dresdner Beschäftigten mit Gleitzeit sogar auf fast 34 %. Der Fußwegeverkehr<br />

hat mit rund 3 % eine nur geringe Bedeutung (vgl. PGN 2005).<br />

Dass die neu eingestellten Beschäftigen häufiger umweltverträgliche Verkehrsmittel<br />

nutzen, wird auch als ein Effekt gesehen, der auf die stärkere Beratungsintensität<br />

in der Ausbauphase ab 2000 zurückzuführen ist. Zwar nahm die Zahl<br />

der Beschäftigten im Untersuchungszeitraum deutlich zu, womit auch die<br />

absolute Zahl der Kraftfahrzeuge im Berufsverkehr anstieg. Deren Zuwachs<br />

konnte jedoch durch die Effekte <strong>des</strong> Projektes gebremst werden, wodurch eine<br />

Entlastung <strong>des</strong> den Standort erschließenden Straßennetzes eintrat. Der durchschnittliche<br />

MIV-Kilometeraufwand je Beschäftigtem sank deutlich, hieraus<br />

resultieren Energieeinsparung und Umweltentlastung. Die Zufriedenheit der<br />

Beschäftigten stieg durch das aktive Engagement <strong>des</strong> Betriebes für eine<br />

Entlastung im Berufsverkehr an. Gegenüber der ursprünglichen Planung in den<br />

90er Jahren konnte durch die realisierten Effekte auf den Bau von 400-500<br />

neuen Pkw-Stellplätzen verzichtet werden.<br />

1996 Initiierung durch Betrieb und Stadtverwaltung, Mobilitätsanalyse,<br />

Gründung eines Mobilitätsteams im Betrieb, erstes BMM-Konzept<br />

(Maßnahmenprogramm zusammen mit Stadtverwaltung und Consulter<br />

entwickelt)<br />

1997-1999 Erste Maßnahmen umgesetzt: Straßenbahnstrecken-<br />

Modernisierung, erste Radabstellanlage, Verzicht auf<br />

Parkhauserweiterung trotz starkem Wachstum <strong>des</strong> Standorts<br />

1999-2000 Neues umfassen<strong>des</strong> BMM-Konzept als Pilotprojekt im<br />

Rahmen <strong>des</strong> Forschungsprojektes „intermobil Region Dresden“<br />

Umsetzung der Maßnahmen bedarfsorientiert, situationsangepasst<br />

flexibel, Erweiterung der Kooperationen, zweite Mobilitätsanalyse<br />

(1999)<br />

2000-2003 Umsetzung weiterer Maßnahmen, teilweise Abbruch der<br />

Durchführung, Beginn der Beteiligung an Erfahrungsaustausch in<br />

Dresden, externe Begleitforschung und Evaluation (intermobil,<br />

ExWoSt), Analyse Wohnstandorte der Fahrradnutzer (Mobilitätsteam)<br />

2003 Erste Nachheruntersuchung (Mitarbeiter-Mobilitätsbefragung und<br />

weitere empirische Untersuchungen)2004-2005 Umsetzung<br />

weiterer Maßnahmen (punktuelle Beratung durch Planungsbüro)<br />

Vertiefung der Kooperationen, Beteiligung an stadtweitem und<br />

überregionalen Wissenstransfer, Auszeichnung mit „Award Wirtschaft in<br />

Bewegung 2004“ 4 , Ende 2005 zweite Wirkungsuntersuchung durch<br />

Mitarbeiter-Mobilitätsbefragung<br />

4 gestiftet durch B.A.U.M. e.V., BjU und ACE, verliehen auf dem Bun<strong>des</strong>kongress der Initiative Wirtschaft in Bewegung<br />

in Neustadt a. d. Weinstraße<br />

27


Kontakt<br />

28<br />

2005 Jobticket für Beschäftigte mit Wohnstandort Dresden<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

2006 Ausweitung <strong>des</strong> Jobtickets auf Beschäftigte, die im Dresdner Umland<br />

wohnen<br />

Infineon Technologies/Qimonda Dresden; Dr. Gernot Loibnegger, Abteilungsleiter<br />

Produktion, Sprecher <strong>des</strong> Mobilitätsteams, Königsbrücker Straße 180,<br />

01099 Dresden, Tel. 0351 / 886-2350.<br />

Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden, Geschäftsbereich Stadtentwicklung, Hauptabteilung<br />

Mobilität; Gerhard Ritscher, Dr. Kerstin Burggraf, Postfach 120020,<br />

01001 Dresden, Tel. 0351 / 488-3270, HA-Mobilitaet@dresden.de<br />

7.4.1 Initiierung <strong>des</strong> BMM und der Entwicklungsprozess<br />

Auslösen<strong>des</strong> Moment für die Befassung mit BMM als Lösungsansatz war bei Infineon bzw.<br />

vormals SIMEC ein Mix aus bereits vorhandenem Problemdruck (wachsender Parkplatzbedarf<br />

durch die ursprünglich so kurzfristig nicht vorgesehene Vergrößerung <strong>des</strong> Betriebes – allein in<br />

1996 wurden erfolgten 400 Neueinstellungen über Plan – und eine unzureichende Erreichbarkeit<br />

<strong>des</strong> Betriebes mit Straßenbahn und Bus). Durch die weitere Ausbauplanung <strong>des</strong> Werks und<br />

die insgesamt sehr dynamische Entwicklung <strong>des</strong> Standorts Klotzsche (Neu- und Ausbau von<br />

Flughafen, weiteren Industriebetrieben usw. auf derzeit annähernd 15.000 Arbeitsplätze)<br />

wurden perspektivisch größere Konflikte im Bereich der Erschließung gesehen, die sich auch<br />

störend auf den Betriebsablauf auswirken können und für die Beschäftigten zu einer Belastung<br />

werden könnten. Als Drittes wurde erkannt, dass für die angestrebte Verhaltensänderung der<br />

Beschäftigten infrastrukturelle Angebote nicht ausreichen, sondern intensive Beratung und<br />

Information erforderlich sei.<br />

Der inhaltliche Zugang zum Projekt wurde bereits in der Frühphase durch wirtschaftliche<br />

Gesichtspunkte <strong>des</strong> mit dem Werksaufbau betrauten Managements geprägt, welches errechnet<br />

hatte, welche Kosten allein für die Herstellung zusätzlicher Parkplätze bei einer Orientierung auf<br />

ein unbegrenztes Wachstum der Pkw-Nutzung der neu einzustellenden Mitarbeiter<br />

aufzubringen wären. Diese Effizienzbetrachtung war für viele Beteiligte eine ungewohnte<br />

Erfahrung.<br />

Auf städtischer Seite unterstützte die Vorstellung eines Projektes <strong>des</strong> Deutschen Verkehrssicherheitsrates<br />

(DVR) 1996 eine verstärkte Auseinandersetzung mit der Möglichkeit, auf die<br />

Verkehrsmittelwahl der Beschäftigten zugunsten <strong>des</strong> ÖPNV einzuwirken. Dieses Projekt<br />

(„Mobilitätsberatung für Unternehmen“) zielte zentral auf eine Erhöhung der Verkehrssicherheit<br />

auf dem Arbeitsweg durch Reduzierung der Nutzung <strong>des</strong> MIV. Die Stadtverwaltung griff diesen<br />

Ansatz auf und entwickelte ihn mit Infineon als Praxispartner u. a. mit Förderung mehrerer<br />

Forschungsprojekte weiter. Aus Sicht der Stadtverwaltung waren zwei Aspekte entscheidend<br />

für die Ansprache von Infineon: Die Stadt suchte einen Projektpartner, der innovative Produkte<br />

herstellt und damit auch Anknüpfungspunkte für innovative Problemlösungen in der Verkehrsplanung<br />

schafft und es sollte der Gedanke aufgegriffen werden, sich direkt mit einem großen<br />

Verkehrserzeuger planerisch und kooperativ zu befassen.<br />

Für das Gelingen der Startphase war relevant, dass durch Unterstützung Dritter zusätzliche<br />

Entscheidungsgrundlagen bei den einzelnen Handlungsträgern geschaffen bzw. diese<br />

Entscheidungen positiv beeinflusst wurden. Auf der Seite <strong>des</strong> Wirtschaftsunternehmens<br />

engagierte sich die IHK Dresden. Sie wurde durch das Unternehmen im Hinblick auf die<br />

Mobilitätssituation am Standort angesprochen und unterstützte die ersten Arbeitsschritte auch<br />

vor dem Hintergrund der besonderen Bedeutung, die der Ausbau <strong>des</strong> Infineon-Standortes<br />

Dresden für die Region als Wirtschafts-, aber auch als Forschungs- und Entwicklungsstandorts


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

hat, auch mit konkreten Dienstleistungen. Durch die zunächst ausschließlich auf die Stärkung<br />

<strong>des</strong> ÖPNV ausgerichtete Programmatik wurden die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB AG) sehr<br />

früh einbezogen. 5<br />

Das Management von Infineon bewertet die Tatsache, dass bereits in der aus verkehrlicher<br />

Sicht besonders problematischen Bauphase eine gute Kooperation mit Stadtverwaltung und<br />

Verkehrsbetrieb gelang, als wesentlich.<br />

In der Startphase spielt die erst im Aufbau befindliche Verkehrsinfrastruktur eine stärkere Rolle<br />

als die direkte Ansprache der Beschäftigten. Ziel war allerdings schon, insbesondere die neu<br />

eingestellten Mitarbeiter so früh wie möglich über Alternativen zur Pkw-Nutzung zu informieren<br />

(Mobilitätsberatung zum ÖPNV, ergänzend sollte die Fahrgemeinschaftsförderung<br />

hinzukommen). Hintergrund war die Erkenntnis aller am Prozess Beteiligten, dass eine kurzfristige<br />

Fertigstellung ambitionierter Bauvorhaben (Modernisierung der Straßenbahnstrecke,<br />

Ausbau B 97) nicht zeitnah zu realisieren sein würde. Hierdurch wurde der neue Handlungsansatz<br />

BMM begünstigt. Da entsprechende Standardlösungen wie Mobilitätsberatungen oder<br />

Fahrgemeinschaftsbörsen in Dresden noch nicht entwickelt worden waren, gestaltete sich die<br />

weitere Umsetzung zunächst schwierig. Eine spezifische Mobilitätsberatung der Beschäftigten<br />

im Betrieb wurde durch die Stadtverwaltung oder die Verkehrsunternehmen zunächst noch<br />

nicht realisiert.<br />

Der Start <strong>des</strong> Projektes gelang aufgrund der Zusammenführung verschiedener Sachverhalte<br />

durch ein geschicktes Management in der Partnerschaft der städtischen Verkehrsplanung zu<br />

einer gemeinsamen Lösungsstrategie. Innovative Denkweisen und strategische Ausrichtungen<br />

von Verwaltung und Unternehmen lösten die Initiative aus, die zunächst als klassische „topdown“-<br />

Strategie begann, die weder von den (späteren) Nutzern (Beschäftigte) noch deren<br />

Vertretung angeregt bzw. eingefordert worden war. Übergeordnete Strategien, wie sie seit 2002<br />

in Dresden als Angebot der Stadtverwaltung an alle Betriebe etabliert wurden, gab es in dieser<br />

Zeit noch nicht. Erst im weiteren Verlauf wandelte sich das Projekt zu einer maßgebend durch<br />

die Beschäftigten weiterentwickelten und getragenen Initiative, allerdings unter Protegé der<br />

Geschäftsleitung.<br />

Als Initialzündung für die Entwicklung konzeptioneller Strategien, die Erreichbarkeit <strong>des</strong> Standorts<br />

in Dresden Klotzsche nicht nur durch einen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur (Straße,<br />

ÖPNV) sicherzustellen, kann das Zusammentreffen von vertiefter Problemanalyse durch die<br />

städtische Verkehrsplanung, die Offenheit <strong>des</strong> Managements von Infineon für innovative<br />

Problemlösungsstrategien, die Kompetenz der handelnden Personen sowie die fruchtbare<br />

Kommunikation und Kooperation zwischen den handelnden Personen gelten.<br />

7.4.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb<br />

In der Anfangsphase lief die Kommunikation ausschließlich zwischen der Geschäftsleitung und<br />

den externen Beteiligten; das Projekt war im Management personell verankert. Parallel mit den<br />

weiterführenden Diskussionen um das erstmals vorgelegte Planungskonzept entwickelte sich<br />

aus einer Gruppe engagierter Mitarbeiter, in der auch Beschäftigte, die überwiegend das<br />

Fahrrad als Verkehrsmittel für den Arbeitsweg präferierten, vertreten waren, eine neue Struktur,<br />

die noch in 1996 zur Gründung <strong>des</strong> Mobilitätsteams führte. Mit diesem Team, welches<br />

sukzessive stärkere Verantwortung für das Projekt übernahm, wurden alle Ebenen <strong>des</strong> Unter-<br />

5 Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) wurde erst später gegründet.<br />

29


30<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

nehmens einbezogen: Geschäftsleitung, mittleres Management, Betriebsrat und einzelne<br />

engagierte Beschäftigte aus unterschiedlichen Bereichen <strong>des</strong> Betriebes (Entwicklung,<br />

Verwaltung, Produktion).<br />

Im Mobilitätsteam sind seither 10-12 Personen aktiv. Kontinuität der einzelnen Aufgabenwahrnehmungen<br />

wird durch die Verteilung von Zuständigkeiten hergestellt. Als Erfolgsfaktor<br />

wird auch die konstante Einbindung von bis zu drei Mitarbeitern <strong>des</strong> Betriebsrats angesehen,<br />

die schon frühzeitig diese Belange einbringen können und andererseits die Beschäftigten<br />

wiederum kompetent informieren können. Vorteilhaft war auch eine große personelle Kontinuität<br />

der Gruppe. Mit dieser neuen Struktur hat sich das Mobilitätsteam als feste und zuverlässige<br />

Institution etabliert. Nach Einschätzung der Befragten ist auch nach einzelnen gescheiterten<br />

Projekten keine Entmutigung eingetreten.<br />

Im Zuge der stärkeren Übernahme von Aufgaben durch dieses Team Ende der 90er Jahre<br />

wurde es zum ersten Ansprechpartner für Beschäftigte und externe Projektpartner. Die Rückkoppelung<br />

mit der Geschäftsleitung erfolgt seither durch eine personell fest fixierte „Patenschaft“,<br />

die ein Manager für dieses Team übernommen hat. Über diesen „Paten“ laufen die<br />

Anfragen an die Geschäftsleitung, z. B. bei größerem Investitionsbedarf wie für Fahrradabstellanlagen<br />

oder bei Leistungsverträgen mit Dritten (z. B. Jobticket). Die inhaltliche Ausgestaltung<br />

und die Organisation <strong>des</strong> Projektes werden durch die Beschäftigten weitgehend selbständig<br />

aktiv entwickelt und getragen. Durch diese Reorganisation konnte die zwischenzeitlich etwas<br />

nachlassende Aktivität <strong>des</strong> Teams in den Jahren 1997 und 1998 wieder belebt werden.<br />

Im Rückblick auf neun Jahre Arbeit <strong>des</strong> Mobilitätsteams wird die erfolgreiche Implementation<br />

<strong>des</strong> BMM seitens <strong>des</strong> Betriebes charakterisiert als das Zusammenspiel einer Interessengruppe,<br />

die die Maßnahmenentwicklung initiiert und steuert und den drei Säulen <strong>des</strong> Erfolgs:<br />

Mitarbeiter, Führungskräfte und Vertreter der Geschäftsleitung, die diese Ideen übernehmen<br />

und dann im Zusammenspiel für die Umsetzung sorgen.<br />

7.4.3 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes<br />

In der Stadtverwaltung hatte die Verkehrsplanungsabteilung (heute Hauptabteilung Mobilität)<br />

die Federführung. Weitere Fachämter wurden nach Bedarf hinzugezogen. Die IHK übernahm<br />

nur zu Beginn die Moderation und einzelne Arbeiten, die arbeitsteilig zwischen den Beteiligten<br />

organisiert wurden. Die Dresdner Verkehrsbetriebe AG (DVB AG) waren wesentlicher Infrastrukturträger,<br />

die mit ihren Ausbauplänen für die Straßenbahn und die Neugestaltung <strong>des</strong><br />

gesamten Busnetzes im Dresdner Norden, aber auch mit der Entwicklung eines ersten Pilotversuchs<br />

für ein Firmenticket (2000/2001) engagiert waren. Mit der Gründung <strong>des</strong> Verkehrsverbunds<br />

VVO übernahm auch dieser Aufgaben, insbesondere bei der Durchführung und<br />

Auswertung der zweiten Mitarbeiterbefragung zur Mobilität in 1999 und der Grundsatzentscheidung<br />

für die Entwicklung von Jobtickets durch die Mitgliedsunternehmen. Somit waren<br />

Unternehmen <strong>des</strong> ÖPNV insgesamt stark und phasenweise (insbesondere während der<br />

Laufzeit von „intermobil“) auch personell durch verschiedene Abteilungen <strong>des</strong> VVO und der<br />

DVB AG intensiv am Projekt beteiligt.<br />

Nach der wegen zunächst noch nicht realisierter Vorschläge noch unbefriedigend verlaufenden<br />

Anschlussphase zwischen 1997 und 1999 erweiterte sich der Kreis der Beteiligten in der Phase<br />

<strong>des</strong> Pilotprojektes „Betriebliches Mobilitätsmanagement Infineon Dresden.“ 6 Mitarbeiter der<br />

6 Dieses Projekt war Bestandteil <strong>des</strong> Forschungsvorhabens „intermobil Region Dresden“, welches mit Förderung <strong>des</strong><br />

BMBF im Forschungsprogramm ‚Mobilität in Ballungsräumen’ zwischen 1999 und 2004 (Teilprojekte bis 2005)


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Forschergruppe wurden in die Beratungen <strong>des</strong> Mobilitätsteams direkt einbezogen. Die<br />

Moderation wurde themenbezogen auch durch die Stadtverwaltung oder bei größeren<br />

Mobilitätsveranstaltungen durch die Forschergruppe übernommen. Vertreter verschiedener<br />

städtischer Verwaltungen, der DVB AG, <strong>des</strong> VVO sowie <strong>des</strong> ADFC wurden je nach Themenschwerpunkt<br />

hinzugezogen. In die Vorbereitung von Mobilitätstagen waren zudem Mitarbeiter<br />

einer Werbeagentur, einer Krankenkasse und zusätzlicher externer Partner einbezogen.<br />

Zur Umsetzung einzelner Projekte bediente sich das Unternehmen weiterer externer<br />

Dienstleister und Lieferanten, die im Auftrag tätig wurden (z. B. ein Einzelhändler für onlineshopping,<br />

ein Fahrradhersteller usw.). Die Entscheidungsvorbereitung für einzelne Produkte<br />

erfolgte zunächst im Rahmen der Arbeit <strong>des</strong> Mobilitätsteams.<br />

7.4.4 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen<br />

Durch die Arbeit der Forschergruppe, die ein neues, maßnahmenbezogenes Mobilitätskonzept<br />

entwickelte und hierbei Informations- und Beratungsdienstleistungen (unter Einbeziehung <strong>des</strong><br />

Fahrradverkehrs) sowie den ÖPNV-Tarif in den Vordergrund stellte, wurde Anfang <strong>des</strong> Jahres<br />

2000 ein neuer Impuls ausgelöst. Die Forschergruppe entwickelte zunächst nach Analyse der<br />

Gesamtsituation einen umfangreichen Maßnahmenkatalog, der zunächst mit dem Mobilitätsteam<br />

und dem Management intensiv diskutiert wurde. Ergebnis war eine Filterung von kurzfristig<br />

und mittelfristig weiterzuverfolgenden Handlungslinien und angestrebten Maßnahmen, die<br />

Streichung oder Rückstellung von als nicht zielführend oder nicht finanzierbaren Vorschlägen<br />

und eine Koppelung <strong>des</strong> Mobilitätskonzeptes während seiner Laufzeit an das Forschungsprojekt<br />

(Büro für integrierte Planung). Die Forschergruppe befand sich prinzipiell nur in der Rolle<br />

<strong>des</strong> Ideengebers, deren Vorschläge bei Akzeptanz durch den Betrieb weiterverfolgt wurden.<br />

Alle Kooperationspartner aus dem Vorläuferprojekt 1996 (Stadt, DVB AG) und der neu hinzugekommene<br />

Verkehrsverbund VVO intensivierten ihre Zusammenarbeit.<br />

Der ÖPNV-Tarif wurde im Zuge <strong>des</strong> massiven Betriebsausbaus verstärkt in den Fokus gestellt.<br />

Sowohl in der Mobilitätsbefragung 1996 als auch in einer weiteren im Jahr 1999, erreichte das<br />

Kriterium „Fahrpreis“ bei allen Nennungen, die sich auf Hemmnisgründe in Bezug auf die<br />

Nutzung <strong>des</strong> ÖPNV bezogen, den höchsten Wert. 7 Das im Konzept vorgeschlagene Jobticket<br />

zur Ansprache der preissensiblen Zielgruppe konnte jedoch in der Startphase nicht realisiert<br />

werden 8 , auch direkte Zuschüsse zum Fahrgeld durch den Betrieb werden nicht gezahlt.<br />

Mit dem Ausbau <strong>des</strong> Standorts ändert sich eine wesentliche Situation: Der Parkraum wird<br />

deutlich knapper. Waren zum Zeitpunkt der ersten Mobilitätsbefragung 1.850 Personen<br />

beschäftigt, stieg deren Zahl bis Ende 2000 auf über 3.000 Beschäftigte, für die Produktion<br />

waren die ersten zwei Werksmodule fertiggestellt. Hinzu kamen noch bis zu 2.000 Mitarbeiter<br />

von Fremdfirmen, die täglich auf dem Betriebsareal zur Erweiterung und Ausrüstung <strong>des</strong> Werks<br />

tätig waren. Zeitgleich mit dem Aufbau <strong>des</strong> dritten Produktionsmoduls ab dem Jahr 2000<br />

beginnt die konkrete Arbeit am Pilotprojekt Betriebliches Mobilitätsmanagement Infineon. Wie<br />

durchgeführt wurde (intermobil-dresden.de), das Pilotprojekt wurde durch die Planungsgruppe Nord im Auftrag <strong>des</strong><br />

Betriebs und der Stadtverwaltung weiterentwickelt.<br />

7 Durchführung in Kooperation von Infineon und VVO<br />

8 Im Unterschied zu vielen deutschen Verkehrsverbünden bzw. einzelnen Verkehrsunternehmen war ein<br />

(standardisiertes) Jobticket oder Firmenticket kein Bestandteil der Tarifangebote <strong>des</strong> Verkehrsverbunds Oberelbe<br />

(VVO), der die Tarifhoheit im Verbundgebiet wahrnimmt. In Folge <strong>des</strong> Projektes „intermobil“ und der Planungen für<br />

Infineon wurde ein Grundsatzbeschluss in der Zweckverbandsversammlung <strong>des</strong> VVO gefasst, der die Entwicklung<br />

von Jobtickets ermöglichte und so die formale Basis für die spätere Realisierung darstellt.<br />

31


32<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

bereits in 1996 vermittelte die Stadtverwaltung der Forschergruppe Infineon als möglichen<br />

Praxispartner für das Projekt. Der Zeitpunkt war günstig, der zunehmende Verkehrsdruck stellte<br />

den Betrieb vor die Frage, wie die Nutzung <strong>des</strong> Pkw reduziert und auch weiterhin auf den<br />

Neubau eines ursprünglich geplanten weiteren Parkdecks für 400-500 Stellplätze verzichtet<br />

werden könnte.<br />

Der Entwicklungsprozess im Betrieb gewann auch für die Beschäftigten eine deutlich sichtbare<br />

Dynamik. Zunächst wurde ein konkretes Produkt entwickelt, um die Aufmerksamkeit auf die<br />

gesamte Mobilitätsstrategie zu lenken und den aktuell durch die Baumaßnahmen auf dem Areal<br />

bestehenden massiven Parkdruck zu verringern. Für diese Bauphase wurde eine Art<br />

Schnupperticket für den ÖPNV entwickelt, eine Zeitkarte (Infineon-Ticket), die für kurze Zeiträume<br />

erhältlich war (2-3 Monate Laufzeit, danach musste neues Ticket beantragt werden,<br />

insgesamt ein Jahr Laufzeit). Der Arbeitstitel <strong>des</strong> Produktes „Baustellenticket“ weist bereits auf<br />

die Bedingungen hin. Gleichzeitig wurde allen Beschäftigten, die eine normaltarifliche Zeitkarte<br />

nutzten, ein Zuschuss in Höhe von 10% durch den Betrieb gewährt.<br />

Vorgestellt wurde das Ticket im Rahmen <strong>des</strong> ersten Mobilitätstags im Unternehmen mit einem<br />

größeren Rahmenprogramm, erster Käufer war der Geschäftsführer, rund 500 Beschäftigte<br />

nahmen an den Veranstaltungen teil. Das Ticket wurde durch den Betrieb selbst vertrieben. Die<br />

Zahl der Nutzer <strong>des</strong> Tickets blieb insgesamt unter den Erwartungen, wenngleich eine weitaus<br />

größere Zahl lediglich den Zuschuss in Anspruch nahm und nachvollziehbar keinen Anlass sah,<br />

auf ein nur temporär angebotenes Firmenticket umzusatteln. Allerdings wurde das Ziel<br />

Verkehrsentlastung anteilig neben anderen Maßnahmen auch durch dieses Ticket und dem<br />

gezahlten Zuschuss erreicht. Eine Fortsetzung <strong>des</strong> Tickets konnte nach der Pilotphase nicht<br />

erreicht werden, es hätte deutlich anders gestaltet werden müssen, wozu die Verkehrsunternehmen<br />

zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht bereit waren. Auch wenn dieses Produkt zunächst für<br />

die Nutzer nicht ausreichend attraktiv (zu teuer, zu umständlich) war, dass es auf Dauer<br />

implementiert werden konnte, es stellte jedoch eine konkrete, auch stadtweit beachtete<br />

Maßnahme dar, die zusammen mit dem Mobilitätstag im Oktober 2000 und dem neuen<br />

Schwung in der Arbeit <strong>des</strong> Mobilitätsteams als wesentlicher Erfolgsfaktor für das Gesamtkonzept<br />

gelten kann.<br />

Meilensteine der weiteren Projektentwicklung waren auch die aktive Einbeziehung in das<br />

Forschungsvorhaben „intermobil Region Dresden“ 9 1999-2003 und in das ExWoSt-Forschungsvorhaben<br />

„Betriebliches Mobilitätsmanagement und Stadtentwicklung Dresden“ 2002-2003.<br />

Letzteres löste entscheidende Impulse für zusätzliche Kooperationen am Wirtschaftsstandort<br />

Dresden aus, wirkte sich jedoch auch fördernd nach innen aus, da die Präsentation <strong>des</strong><br />

eigenen Projektes gegenüber anderen Unternehmen und öffentlichen Betrieben zusätzliche<br />

Bestätigung für die Relevanz und den Erfolg dieser Innovation brachte.<br />

Zwischen 2000 und 2005 wurden zahlreiche weitere Maßnahmen durchgeführt. Einige wenige<br />

scheiterten vor allem daran, dass es keine ausreichend leistungsfähigen Anbieter für die<br />

gewünschten Produkte gab, was auch zur vorzeitigen Beendigung von Maßnahmen führte (vgl.<br />

Ritscher 2004). Die neben der baulichen Infrastruktur für den Fahrradverkehr bedeutendste<br />

Maßnahme stellt das Jobticket dar. Es wurde zum 01.01.2005 zunächst für die Tarifzone<br />

Dresden eingeführt und brachte innerhalb weniger Monate rund 400 neue Stammkunden, die<br />

9 Intermobil Region Dresden, Projekt im Rahmen <strong>des</strong> Forschungsprogramms „Mobilität in Ballungsräumen mit<br />

Förderung <strong>des</strong> BMBF, Teilprojekt Raum- und verhaltensstrukturelle Voraussetzungen der nachhaltigen<br />

Mobilitätssicherung, Bearbeitung durch das BiP Büro für integrierte Planung und die PGN Planungsgruppe Nord im<br />

Unterauftrag der TU Hamburg Harburg


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

nachweislich vorher noch nicht über eine Monats- oder Jahreszeitkarte verfügten. Das Modell<br />

der „InfineonCard“ wurde spezifisch durch ein Planungsbüro entwickelt und beinhaltet ein<br />

Anreizsystem, von dem sowohl die Nutzer als auch der Betrieb als Zuschussgeber und die<br />

Verkehrsunternehmen profitieren können. Aufgrund dieses Erfolges wurde im Folgejahr ab<br />

01.01.2006 eine Ausweitung auf das Umland umgesetzt. Hierbei wird jedoch eingeschätzt, dass<br />

die meisten Personen dieser Zielgruppe aufgrund unzureichender Fahrplanangebote ohnehin<br />

nicht allein über diese Tarifstrategie angesprochen werden können. Dennoch wurde diese<br />

Maßnahme umgesetzt, um einen gerechten Ausgleich zwischen ÖPNV-Stammkunden aus<br />

Dresden und dem Umland herzustellen.<br />

Die meisten Produkte <strong>des</strong> BMM bewährten sich in der Praxis und wurden durch die Gesamtheit<br />

der Beschäftigten durchschnittlich positiv eingeschätzt. Sie können als etabliert angesehen<br />

werden. Insbesondere die baulichen Maßnahmen zur Förderung <strong>des</strong> Fahrradverkehrs sind<br />

naturgemäß langfristig angelegt, organisatorische Maßnahmen wie Jobtickets, Parkraummanagement,<br />

Information, Mobilitätsberatung unterliegen bewusst einer integrierten,<br />

kurzfristigen Erfolgskontrolle, auch zur Nachjustierung. Hierbei werden arbeitsteilig Beiträge<br />

sowohl der Verkehrsunternehmen, als auch der Stadtverwaltung und auf Ebene <strong>des</strong><br />

Managements und <strong>des</strong> Mobilitätsteams im Betrieb geleistet. Auffällig ist, dass auch Nichtnutzer<br />

die Maßnahmen oft gut bewerten; dies wird darauf zurückgeführt, dass die Wirkung auch im<br />

Zusammenhang erkannt und folglich als Verbesserung der eigenen Situation beurteilt wird. So<br />

wird durch die MIV-Nutzer durchaus anerkannt, dass eine verstärkte Nutzung von ÖPNV und<br />

Fahrrad die Stauanfälligkeit auf den Zufahrtstraßen mindert und die Parkplatzsuche erleichtert.<br />

7.4.5 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen<br />

Die fördernden Rahmenbedingungen sind hinsichtlich Komplexität, Struktur und insbesondere<br />

hinsichtlich Kooperation und Kommunikation sehr ausgeprägt.<br />

Die Voraussetzungen für eine umweltverträgliche Verkehrsabwicklung treffen am Standort<br />

Klotzsche auch auf hemmende Faktoren, die in der peripheren Lage <strong>des</strong> Unternehmens<br />

begründet sind. Es wurde ursprünglich ein Standort gesucht, der verschiedenen betrieblichen<br />

Anforderungen gerecht werden musste. Ein sogenannter „integrierter“ Standort in enger<br />

räumlicher Beziehung zu Wohngebieten und wohnungsnaher Infrastruktur kam aufgrund dieser<br />

Anforderungen und der vom Werk ausgehenden Emissionen nicht in Betracht.<br />

Anbieterstruktur Mobilitätsdienstleistungen<br />

Im Verlauf der weiteren Projektentwicklung wurde immer deutlicher, wie schwach ausgeprägt<br />

lokal und bun<strong>des</strong>weit die Anbieterseite aufgestellt war, dass selbst für ein großes Unternehmen<br />

kaum standardisierte Produkte auf dem Markt waren 10 und praktisch jede größere Maßnahme<br />

zu großen Teilen die Eigenentwicklung von Modulen durch den Betrieb umfasste. Offensichtlich<br />

waren die Mobilitätsdienstleister besonders im Bereich von Beratung, Information,<br />

Zielgruppenmarketing, Tarif sowie Organisation <strong>des</strong> BMM noch nicht auf einen großen<br />

Industriebetrieb als Nachfrager eingestellt, sondern bedienten ausschließlich den diffusen Markt<br />

der Endnutzer. Diese Rahmenbedingung wurde von allen Akteuren als hemmend empfunden.<br />

10 Beispiele sind: Eigenentwicklung von Software für Fahrgemeinschaftsbörse im Intranet „Infineon CarPool“,<br />

Entwicklung Jobticket „InfineonTicket“ 2000/2001 durch DVB AG und Infineon, Jobticket „InfineonCard“ ab 2005 auf<br />

Basis einer Entwicklung eines externen Consulters. Das „Drive-In-Kaufhaus“ mit automatischen Abhollager zur<br />

Einsparung von Wegen scheiterte am Konkurs <strong>des</strong> Anbieters und dem Fehlen von Wettbewerbern, für ein „high-tech“-<br />

Infineon-Fahrrad fand sich kein Produzent, der diese relativ kleine Serie zu akzeptablen Kosten herstellen konnte.<br />

33


34<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Beispiel ist auch, dass angeforderte Angebote erst mit großer Verzögerung erstellt wurden oder<br />

ein standardisiertes Produkt noch nicht entwickelt war.<br />

Siedlungsräumliche Bedingungen und Verkehrsinfrastruktur<br />

Als hemmende Rahmenbedingungen werden insbesondere die Lage am Stadtrand mit teilweise<br />

sehr großen Entfernungen (für 2003 wurde eine durchschnittliche Länge <strong>des</strong> Arbeitsweges –<br />

ein Weg – von 21 km ermittelt) und der häufig im Verhältnis zum MIV als zu langen Reisezeit<br />

mit öffentlichen Verkehrsmitteln angesehen. Zu vielen Wohnstandorten im Umland gebe es<br />

keine oder nur unzumutbare ÖPNV-Verbindungen. Auch das starre Fahrplansystem, welches<br />

durch die Ausdünnung nachts und am Wochenende für einen Produktionsbetrieb über 24<br />

Stunden nachteilig ist, wird bemängelt. Die langen Verhandlungen zur Einführung eines<br />

Jobtickets haben letztlich ein auf Anhieb erfolgreiches Modell zum Resultat gehabt.<br />

Das Fehlen eines S-Bahn-Haltepunktes am Werk wurde schon früh als Problem erkannt.<br />

Jedoch wird aufgrund der langen Zuwegung durch ein steiles, unbewohntes Gelände kein Sinn<br />

in diesen Überlegungen gesehen, da von einem ungünstigen Nutzen-Kostenverhältnis<br />

auszugehen ist. Weitere potentielle Nutzer außer zum benachbarten Technologiepark und der<br />

Akademie der Berufsgenossenschaften können zudem nicht erschlossen werden. Wichtiger ist<br />

für Stadtverwaltung, Verkehrsunternehmen und Betrieb die gute Verknüpfung <strong>des</strong> S-Bahn-<br />

Haltepunktes Dresden Klotzsche mit dem Busverkehr.<br />

Die Fertigstellung <strong>des</strong> vierstreifigen Ausbaus der Königsbrücker Straße im Zuge der B 97, die<br />

mit Ausnahme <strong>des</strong> Teilstücks in der Dresdner Neustadt bis 2005 erfolgte, führte zu einer<br />

höheren Zuverlässigkeit der Straßenbahn durch eigene Gleiskörper und Vorrangschaltung und<br />

kann insofern auch als fördernd für die ÖPNV-Nutzung betrachtet werden. Nicht übersehen<br />

werden darf jedoch der den Straßenverkehr beschleunigenden Effekt <strong>des</strong> vierstreifigen<br />

Ausbaus der Königsbrücker Straße und der Modernisierung der Knotenpunkte für den MIV;<br />

auch hier nahmen Stauanfälligkeit und sonstige Behinderungen ab. Die gleichzeitige Anlage<br />

baulich getrennter Fahrradwege außerhalb der Ortslagen von Klotzsche führte zu einer<br />

Erhöhung der Verkehrssicherheit und Attraktivität dieses Verkehrsmittels, wobei der fehlende<br />

Ausbau im Bereich der Dresdner Neustadt (teilweise keine, teilweise nur geschotterte und zu<br />

schmale Wege) als hemmen<strong>des</strong> Moment weiterbesteht.<br />

Die im Verhältnis zu Innenstadtlagen relativ geringe Fahrplandichte <strong>des</strong> ÖPNV sowie fehlende<br />

Verbindungen werden auch von der Stadtverwaltung als hemmend angesehen. Am Standort<br />

sind in akzeptabler Fußwegeentfernung nur wenige Wohnquartiere erreichbar, eine Versorgung<br />

mit Einzelhandel und Dienstleistungen steht in unmittelbarer Umgebung <strong>des</strong> Werks nur sehr<br />

eingeschränkt zu Verfügung. Zu Fuß erreichbar sind lediglich die Zugangsstellen zum Bus- und<br />

Straßenbahnverkehr. Diese städtebauliche Randlage <strong>des</strong> Werksstandorts wirkt sich unmittelbar<br />

auf das alltägliche Mobilitätsverhalten der Mitarbeiter aus.<br />

Zudem stellt die äußere Erschließung <strong>des</strong> Werks durch Fuß- und Radwege durch Steigungsstrecken<br />

und den noch erheblichen verbesserungsbedürftigen baulichen Zustand (Breite, Oberfläche,<br />

Führung in Knotenpunkten, Beleuchtung usw.) der Wege – auch auf der Verbindung<br />

zwischen dem S-Bahn-Haltepunkt Klotzsche und dem Werk – ein weiteres Hemmnis für diese<br />

Verkehrsmittel dar. Zu Beginn <strong>des</strong> Projektes waren zudem noch lange Fußwege zu den Haltestellen<br />

der Straßenbahn und der Buslinien in der Königsbrücker Straße zurückzulegen.<br />

Zwischenzeitlich wurden Bushaltestellen dichter an den Haupteingang <strong>des</strong> Werks verlegt, die


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Fußwegeverbindung zur Straßenbahn durch den neuen nördlich gelegenen Hauptzugang<br />

verkürzt.<br />

Begleitforschung<br />

Beide Forschungsprojekte, die in Dresden zur Thematik durchgeführt wurden, werden sowohl<br />

vom Unternehmen als auch von der Stadtverwaltung als positiv eingeschätzt. Der Betrieb<br />

betont, dass ihm auch die ausführliche Evaluation und die vertiefende Datenbeschaffung und –<br />

Analyse von Vorteil gewesen ist, zumal sich die Ergebnisse so auch gut nach innen<br />

kommunizieren ließen. Die Stadtverwaltung stuft beide Projekte als bedeutend ein.<br />

Die Beteiligung an zwei Forschungsvorhaben („intermobil“ und „ExWoSt“) wird auch durch den<br />

Betrieb in verschiedener Hinsicht als fördernd bewertet. Insbesondere die Einbindung in ein<br />

konkretes Programm, in dem Ziele gesetzt werden und in dem auf Ergebnisse hin orientiert wird<br />

erzeugt einen positiven Druck. Zudem wird die Beteiligung an diesen bun<strong>des</strong>weit beachteten<br />

Forschungsvorhaben auch als imagefördernd für den Betrieb und seine BMM-Maßnahmen<br />

angesehen. Mit diesen Projekten sei man auch in anderen Städten und Betrieben bekannt<br />

geworden; es gebe eine wachsende Nachfrage nach Informationen.<br />

Die Arbeit der Forschergruppen und im Anschluss die professionelle Beratung durch ein<br />

Planungsbüro ermöglichte einen nützlichen Marktüberblick über qualitativ angemessene<br />

Produkte von Tarifsystemen über Software bis zu Fahrradabstellanlagen, der vom Betrieb<br />

selbst nicht leistbar gewesen wäre. Diese Arbeiten umfassten auch eine bun<strong>des</strong>weite Ad-hoc-<br />

Befragung bei Verkehrsunternehmen zu den verschiedenen Jobticket-Modellen und eine<br />

Befragung der Mitgliedsstädte im Verkehrsausschuss <strong>des</strong> Deutschen Städtetages zu<br />

Erfahrungen mit von Wirtschaft und Kommune kooperativ organisierten und finanzierten<br />

Mobilitätsmanagement-Maßnahmen (vgl. PGN 2003). Insbesondere die Übersicht über<br />

herausragende positive Beispiele praktizierter BMM-Projekte in Deutschland und Österreich, die<br />

im Forschungsprojekt „ExWoSt“ geleistet werden konnte, gab hilfreiche Anregungen für die<br />

betrieblichen Akteure und die beteiligten Fachämter der Stadtverwaltung (vgl. PGN 2003). Die<br />

Forschergruppen vermittelten auch konkrete Kontakte zwischen Infineon und überregionalen<br />

Leistungsanbietern.<br />

Qualifikation der Akteure<br />

Die Qualifikation und das Engagement der im Betrieb und im Unternehmen mit dem Projekt<br />

befassten Personen kann als sehr hoch eingeschätzt werden. Neben der konkreten Befassung<br />

mit der Entwicklung der Mobilitätsinfrastruktur für den Standort Infineon lag in der Stadtverwaltung<br />

auch frühzeitig ein grundsätzliches Erkenntnisinteresse vor: das Potenzial für<br />

geändertes Mobilitätsverhalten sollte ermittelt werden und welche Möglichkeiten bei Verkehrserzeugern<br />

bestehen den Verkehr verträglicher zu gestalten.<br />

Einzelne Mitarbeiter von Infineon haben sich allerdings über privates Engagement, z. B. in<br />

Verkehrsinitiativen oder Verbänden, über die Jahre ein großes Maß an Fachwissen angeeignet<br />

(insbesondere im Bereich Fahrradverkehr), wodurch das Mobilitätsteam und externe Beteiligte<br />

im Einzelfall auch sehr kompetente Ansprechpartner im Betrieb hatte. Nicht gering zu bewerten<br />

ist zudem der Erfahrungswert der Beschäftigten aus der regelmäßigen Nutzung von ÖPNV,<br />

Fahrrad, Carsharing usw.. Dieser dokumentiert sich auch in allen Mitarbeiterbefragungen, in<br />

denen jeweils mehrere hundert sehr konkrete Verbesserungsvorschläge eingereicht wurden.<br />

Innovationspotential im Unternehmen<br />

35


36<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Bedingt durch die Innovationskraft der Halbleiterbranche und <strong>des</strong> durchschnittlich sehr hohen<br />

Ausbildungsniveaus in diesem Betrieb ist das Innovationspotential auch für das BMM-Konzept<br />

als fördernde Rahmenbedingung zu sehen.<br />

Umweltmanagement und Umweltbewusstsein<br />

Während das vorhandene innovative Potential der Beschäftigten als für das BMM fördernd<br />

gelten kann, konnten in anderen zunächst zu vermutenden Aspekten derlei Kausalitäten nicht<br />

festgestellt werden. Mit der Gründung von Infineon wurde das Umweltmanagement originärer<br />

Bestandteil der Unternehmensphilosophie und -strategie. Infineon Dresden ist seit 1999<br />

umweltzertifiziert. Mobilitätsaspekte sind hier formal nicht integriert. Allerdings werden<br />

Aussagen zur Mitarbeitermobilität in der Umwelterklärung 1999 getroffen, in der ein Kapitel<br />

„Verkehr, Transport und Lagerung“ enthalten ist.<br />

Die so artikulierte grundsätzliche Bereitschaft, sich mit dem Thema Mobilität zu befassen, war<br />

eine günstige Ausgangsvoraussetzung für die Entwicklung <strong>des</strong> BMM und <strong>des</strong> Pilotvorhabens im<br />

Rahmen von intermobil. Es konnte nicht nur ein Grundverständnis für verkehrliche Wirkungszusammenhänge<br />

vorausgesetzt werden, sondern auch davon ausgegangen werden, dass im<br />

Unternehmen kompetente Ansprechpartner zu Verfügung stehen.<br />

Dennoch wird seitens der Befragten eingeschätzt, dass das Thema Mobilität“ vordergründig nur<br />

gering mit dem Thema Umwelt in Verbindung gebracht wird, obwohl das Umweltbewusstsein<br />

der Beschäftigten, die sich aktuell z. B. auch intensiv mit dem Aspekt regenerativer Energiegewinnung<br />

auseinandersetzen als durchaus sehr ausgeprägt eingeschätzt wird. Als Indiz für die<br />

Annahme einer relativ geringen direkten Bedeutung <strong>des</strong> Umweltaspektes bei der Wahl <strong>des</strong><br />

Verkehrsmittels bei einem Verkehrsmittelwechsel kann die Mobilitätsbefragung 2003 herangezogen<br />

werden. Rund jeder sechste Beschäftigte hatte während seiner Tätigkeit für Infineon<br />

das Verkehrsmittel min<strong>des</strong>tens einmal gewechselt. Bei der Angabe von Gründen nannten<br />

lediglich 1% der Wechsler das Kriterium „Umwelt“, häufigster Grund war hingegen ein Umzug,<br />

gefolgt von Qualitätsaspekten der einzelnen Verkehrsmittel (vgl. Büro für integrierte Planung<br />

2004a).<br />

Als Hinweis auf die wachsende Bedeutung der Umweltaspekte als ein positiv stimulierender<br />

Aspekt für das persönliche Engagement in diesem Projekt kann angesehen werden, dass<br />

sowohl beim Mobilitätstag 2000 als auch 2004 Ausstellungen durch Beschäftigte organisiert<br />

wurden, die den Zusammenhang von Mobilität und Umwelt thematisierten. Der Mobilitätstag<br />

2004 wurde bewusst in die „Europäische Woche der Mobilität“, einer durch das Klimabündnis<br />

organisierte Kampagne, gelegt.<br />

Kooperation Stadtverwaltung – Unternehmen – Verkehrsunternehmen<br />

Wichtige fördernde Rahmenbedingungen werden hingegen in der Struktur und Qualität der<br />

Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung gesehen. Im Gegensatz zu den Anfängen habe sich<br />

mittlerweile mit der Hauptabteilung Mobilität eine zentrale Anlaufstelle entwickelt, die die<br />

Ansprache vieler einzelner Ämter erübrigt. Hier gebe es feste Ansprechpartner, die alle<br />

Anfragen und Wünsche kompetent bearbeiten oder an zuständige Stellen weiterleiten, sich aber<br />

auch dann koordinierend selbst weiter kümmern.<br />

Als wesentlichen Erfolgsfaktor schätzen alle beteiligten Akteure die langjährige Kontinuität der<br />

Arbeit der Stadtverwaltung ein, die somit ein zuverlässiger Partner der aktiven Betriebe ist und<br />

das Thema am Leben hält. Diese Konstante wird insbesondere vor dem Hintergrund der<br />

teilweise sehr kurzfristig wirksamen Veränderungen in der Wirtschaftssituation und dem damit


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

zusammenhängenden tagespolitischem Geschäft <strong>des</strong> Managements, bei dem langfristige<br />

Perspektiven der Mobilitätsentwicklung eher in den Hintergrund rücken können, positiv<br />

bewertet. Dr. Kerstin Burggraf, die in der Hauptabteilung Mobilität die zentrale Funktion der<br />

langjährigen Betreuung der BMM-Projekte innehat, zieht folgen<strong>des</strong> Fazit: „Zum gegenwärtigen<br />

Zeitpunkt kann resümierend festgestellt werden, dass kommunale Aktivitäten längerfristig<br />

wirkungsvoll und deutlich spürbar sind. Kurzzeitiges Engagement hat wenig Aussicht auf Erfolg;<br />

die Arbeit muss kontinuierlich und dauerhaft erfolgen“ (Burggraf 2006).<br />

Eine weitere Grundlage für die erfolgreichen Aktivitäten war und ist die enge Kooperation mit<br />

der Dresdner Verkehrsbetriebe AG, die ihrerseits federführend und partnerschaftlich,<br />

insbesondere auch unter Einbindung der jeweiligen Kooperationspartner im Verkehrsverbund<br />

Oberelbe, bei der Großkundenakquisition handelt. Eine der Erkenntnisse in der Zusammenarbeit<br />

war, dass eine einfache Übertragung <strong>des</strong> 100% Modells zum Beispiel aus dem Rhein-<br />

Ruhr-Raum bei der schwierigen Wirtschaftslage und der finanziell problematischen Situation<br />

vieler Unternehmen in der Region Sachsen nicht einfach übertragbar war. Verantwortlich dafür<br />

war auch, dass viele Firmen im Osten nur als „verlängerte Werkbänke“ tätig sind und<br />

entsprechend keine entscheidungsbefugten Firmenzentralen vor Ort zur Verfügung standen<br />

und stehen.<br />

Deshalb wurde als erstes versucht, ein neues Modell für Infineon (InfineonCard) zu entwickeln.<br />

Der Erfolg der InfineonCard und die durch die wissenschaftliche Evaluation nachgewiesenen<br />

Fahrgaststeigerungen durch das BMM-Konzept führten zu einer Weiterentwicklung der Tarif-<br />

Strategie <strong>des</strong> Verkehrsunternehmens. Nachdem die DVB AG bereits lange Jahre in eine<br />

intensive Kommunikation und Kooperation (Mobilitätsberatung usw.) mit in das Projekt<br />

eingebunden war, wurde in 2005 erstmals auch mit weiteren Betrieben ein vergleichbares<br />

Jobticket vereinbart. Gemeinsam mit der Stadtverwaltung und einem Planungsbüro wurde eine<br />

standardisierte und effektive betriebsbezogene online-Mobilitätsdatenerhebung erarbeitet, um<br />

weitere Betriebe, insbesondere auch kleinere und mittlere Betriebe, für diese Handlungsstrategie<br />

gewinnen zu können.<br />

Koppelung an Wohnstandortberatung<br />

Synergieeffekte zur Förderung einer umweltverträglicheren und effektiveren Mobilität auf dem<br />

Arbeitsweg werden durch die von Anbeginn durchgeführten Maßnahmen <strong>des</strong> Relocation-<br />

Service und Wohnstandortberatung erzielt, die durch einen externen Dienstleister durchgeführt<br />

wird.<br />

Überregionaler Best Practise Wettbewerb<br />

Die im Lauf <strong>des</strong> Projektes sich entwickelnden und vertiefenden Kooperationen mit anderen<br />

Betrieben am Standort werden ebenfalls als fördernd angesehen. Konkretes Beispiel ist die<br />

Zusammenarbeit zwischen AMD und Infineon im Hinblick auf den Infineon CarPool zur<br />

Fahrgemeinschaftsförderung. Der Durchbruch mit dem Jobticket InfineonCard in 2004 hat eine<br />

starke Nachfrage von Betrieben in Dresden und auch in der unmittelbaren Nachbarschaft von<br />

Infineon entstehen lassen, aktuell wird sogar über ein „Standortticket“ nachgedacht. Einzelne<br />

Betriebe in Dresden haben im Anschluss an Infineon bereits Jobticket-Verträge mit den<br />

Verkehrsbetrieben abgeschlossen.<br />

Das dynamische Wachstum <strong>des</strong> Betriebes kann in mehrfacher Hinsicht als positive Rahmenbedingung<br />

gewertet werden. Hierzu zählen nicht nur der steigende Verkehrsdruck, sondern<br />

auch die Vorteile, die die Ansprache neuer Mitarbeiter in den Phasen unmittelbar vor und nach<br />

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38<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Arbeitsaufnahme bietet (Orientierungsphase auch hinsichtlich der Organisation <strong>des</strong> Arbeitsweges,<br />

für viele Mitarbeiter auch Suchphase im Hinblick auf einen neuen Wohnstandort und<br />

damit zusammenhängend die durch das Unternehmen angebotene kostenlose Wohnstandortberatung<br />

(Relocation-Service) für alle Neueingestellten, die zunächst im Ansatz und später<br />

verstärkt auch Mobilitätsinformationen vermittelte. 11<br />

Wohnstandortwechsel der Beschäftigten<br />

Eine wichtige Stimulation zum Verkehrsmittelwechsel vom MIV zum Fahrrad oder ÖPNV ergab<br />

sich im Verlauf <strong>des</strong> Projektes durch den Umzug vieler Mitarbeiter in eine größere Nähe zum<br />

Arbeitsplatz. Dies wurde auch durch die zwischenzeitliche Fertigstellung ausreichend attraktiver<br />

Wohnquartiere in den nördlichen Stadtteilen Dresdens, insbesondere auch in Klotzsche,<br />

möglich, die in der Nachwendezeit zunächst die Nachfrage nach adäquatem quantitativ und<br />

qualitativ ausreichendem Wohnungsangebot für die Beschäftigten an diesem Standort nicht<br />

bieten konnten. Die Ergebnisse der Mobilitätsanalysen im Längsschnitt der Jahre 1996 bis 2003<br />

bestätigen den Trend zu kürzeren Distanzen Wohnen - Arbeiten. Dass dieser Trend keine<br />

stabile Größe darstellt, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, ist seit 2003 bereits aus<br />

dem Betrieb heraus berichtet worden.<br />

Stellplatzmanagement<br />

Von den aktiv am Projekt beteiligten Partnern wird eingeschätzt, dass eine Bewirtschaftung der<br />

Stellplätze bereits früher deutliche Zuwächse bei ÖPNV und Fahrradverkehr bewirkt hätte,<br />

insbesondere angesichts der noch starken MIV-Nutzung der Beschäftigten aus Dresden. Alle<br />

bisherigen Pläne hierzu wurden jedoch zunächst wieder verworfen. Entscheiden<strong>des</strong> Argument<br />

hierfür war, dass rund 2/3 der Beschäftigten sich 2003 generell gegen Parkplatzgebühren<br />

ausgesprochen hatten und selbst die potenziell Begünstigten Nutzer anderer Verkehrsmittel<br />

diese Maßnahme überwiegend ablehnten. Strukturell war eine Koppelung der Parkgebühren an<br />

die individuellen Bedingungen der Beschäftigten ebenso im Gespräch wie eine Re-Investition<br />

der Erlöse in ÖPNV und Fahrradverkehr. Im Unterschied zu anderen Maßnahmen (Beratung,<br />

Information, Fahrradförderung, Jobticket usw.) wurde bisher zum Aspekt Parkraumbewirtschaftung<br />

noch keine Fachplanung durch externe Experten erstellt.<br />

Relevant ist als hemmende Rahmenbedingung für einen weiter wachsenden Erfolg <strong>des</strong> BMM<br />

die aktuell deutliche Entspannung der (konkurrierenden) Parkplatznachfrage von Mitarbeitern<br />

zu werten. Zwar wurde auf den Neubau eines ursprünglich geplanten Parkdecks mit 400-500<br />

zusätzlichen Stellplätzen trotz der massiven Zunahme der Arbeitsplätze verzichtet. Aber nach<br />

der Fertigstellung <strong>des</strong> nunmehr vierten Ausbauabschnittes <strong>des</strong> Betriebes in den Jahren<br />

2004/2005 hat sich die Situation auf dem Areal durch das Fehlen eines Großteils der zwischenzeitlich<br />

bis zu 2.000 mit dem Ausbau Beschäftigten entspannt. Hinzu kommen neue<br />

Regelungen der Parkplatznutzung (z. B. Zufahrt nur noch für Beschäftigte, vorher durften auch<br />

Mitarbeiter von Fremdfirmen fast ohne Einschränkung parken). Dennoch kann im Resultat das<br />

zwar kostenfreie aber „knappe Gut“ Stellplatz als bisher deutlich stimulierend für eine stärkere<br />

Nachfrage nach Alternativen zur Nutzung <strong>des</strong> eigenen Pkw bewertet werden.<br />

11 Mit dem Ende der beschriebenen Erweiterungsphase folgte eine neue Einstellungswelle. Die Produktionsaufnahme<br />

im 3. Werksmodul erfolgte im April 2001. Die Zahl der Beschäftigten wurde im Laufe <strong>des</strong> Jahres 2002 auf 4.300<br />

erhöht, bis Ende 2003 stieg sie auf 4.800, Ende 2005 existieren rund 6.200 Arbeitsplätze an diesem Standort.


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Das Thema ist jedoch nach wie vor interessant und wird weiter beraten. Wichtiges Ziel <strong>des</strong><br />

Unternehmens ist, eine möglichst gerechte Verteilung der Ressource Parkplatz sicherzustellen,<br />

falls weitere Zugangsbeschränkungen eingeführt und/oder Parkgebühren erhoben würden.<br />

Kooperationen mit anderen Betrieben am Standort<br />

Infineon kooperiert im BMM mit anderen Betrieben am Standort, insbesondere im Rahmen der<br />

gemeinsamen Entwicklung eines Stadtteilmobilitätskonzeptes. Zwei Meilensteine dieser<br />

Kooperationen waren die Zusammenarbeit mit dem Dresdner Werk von AMD (Austausch von<br />

Wissen und Erfahrungen zur Entwicklung eines CarPools zur Fahrgemeinschaftsförderung) und<br />

im Rahmen der Konzeption eines Quartiersmobilitätsplans für den gesamten Gewerbestandort<br />

Klotzsche im Rahmen <strong>des</strong> Entwicklungsvorhabens „ExWoSt“ (2002-2003). Infineon ist auf<br />

vielfältige Weise für diese Kooperationen offen und gilt als einer der Motoren der Weiterentwicklung<br />

der IT-Branche in Dresden, z. B. im Netzwerk „Silicon Saxony“. Diese Kontakte<br />

werden wiederum genutzt, um auch Mobilitätsaspekte bilateral oder im größeren Rahmen<br />

koordiniert zu bearbeiten.<br />

7.4.6 Politik der Stadtverwaltung<br />

Die Stadtverwaltung hat im Ergebnis der positiven Wirkungen der Pilotprojekte <strong>des</strong> BMM die<br />

Förderung dieser Strategie als eine tragende Säule ihrer Verkehrsentwicklungsplanung<br />

etabliert. Bereits im 2002 erstellten Integrierten Stadtentwicklungskonzept (INSEK) wird die<br />

Bedeutung <strong>des</strong> Mobilitätsmanagements und speziell <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements<br />

zur Sicherung einer nachhaltigen Mobilität für die Bürger und die Wirtschaft in der Stadt berücksichtigt.<br />

Im Rahmen der seit 2004 durch die Stadtverwaltung, Hauptabteilung Mobilität, bereits viermal<br />

veranstalteten „Seminare Mobilitätsmanagement für Unternehmen“ wurden die Grundzüge der<br />

aktuellen Mobilitätspolitik der Stadtverwaltung erläutert (vgl. Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden,<br />

Mobilität 2005):<br />

„Managementgrundsätze auf Mobilität anwenden heißt, bestehende Infrastrukturen intelligent<br />

nutzen und innovative, integrierte Mobilitätsangebote entwickeln, den Modal Split zugunsten<br />

<strong>des</strong> Umweltverbun<strong>des</strong> / der nachhaltigen Verkehrsarten verbessern, Synergieeffekte bei allen<br />

Beteiligten erzielen, „sanfte“ oder „weiche“ Infrastrukturmaßnahmen will die Stadt mit Partnern –<br />

Verkehrsunternehmen und großen Verkehrserzeugern, Verbänden entwickeln und umsetzen.“<br />

Die Mobilitätsentwicklung soll beeinflusst werden durch: „Infrastruktur, ordnungsrechtliche<br />

Instrumente und Mobilitätsmanagement“. Diese Strategie ist eingebettet in drei übergeordnete<br />

Leitlinien der Stadtentwicklung: „Nachhaltige Entwicklung von Dresden als europäischer Standort<br />

ist zu fördern, Mobilitätsbedürfnisse der Bevölkerung und Mobilitätsansprüche der Wirtschaft<br />

sind zu sichern, die unerwünschten Folgen von Verkehr sind zu reduzieren.“<br />

Das durch die Hauptabteilung entwickelte „Leitbild Nachhaltigkeit im Verkehr“ „erfordere“ eine<br />

„Verzahnung“ mit anderen Politikfeldern und orientiert sich an den folgenden Zielen:<br />

„ökonomisches Ziel – Sicherung und Entwicklung <strong>des</strong> Wirtschaftsstandortes, ökologisches Ziel<br />

– Verbesserung der Umweltsituation: weniger Lärm, saubere Luft, besseres Klima, soziales Ziel<br />

– gleiche Mobilitätschancen für alle Bevölkerungsschichten bei Beachtung finanzieller<br />

Ressourcen. Mobilitätsentwicklung basiert auf vier Säulen: Siedlungsstruktur, Verkehrsinfrastruktur,<br />

Verkehrsmanagement und Mobilitätsmanagement“<br />

Die erste umfassende gesamtstädtische Verkehrskonzeption der Lan<strong>des</strong>hauptstadt nach der<br />

Wende wurde erstmals mit dem Verkehrskonzept aus 1994 festgelegt. Zu diesem frühen Zeit-<br />

39


40<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

punkt sind betrieblich orientierte Maßnahmen <strong>des</strong> Mobilitätsmanagements noch kein Baustein<br />

der Planung. Die prozesshaft auf verschiedenen Ebenen und interdisziplinär angelegte<br />

Aktualisierung dieses Konzeptes, in die auch die Ansätze <strong>des</strong> Mobilitätsmanagements<br />

einbezogen werden, beschreibt die Lan<strong>des</strong>hauptstadt:<br />

Die Stadtverwaltung ist sich darüber bewusst, dass sie auch eine Vorbildfunktion für die<br />

anderen Betriebe hat. Sie beteiligte sich daher mit im Forschungsprojekt „intermobil Region<br />

Dresden“ mit einem eigenen Pilotprojekt „Betriebliches Mobilitätsmanagement in der Stadtverwaltung<br />

Dresden“. Dieses startete mit einer umfassenden Ämterbefragung sowie einer<br />

Mitarbeiterbefragung zur Mobilität im Jahr 2000, an der sich 16 Verwaltungsstandorte mit<br />

insgesamt 3.400 Beschäftigten beteiligten, die Rücklaufquote betrug 35%. Seither wurden<br />

verschiedene Maßnahmen umgesetzt, hierzu gehört der Einsatz betrieblichen Carsharings für<br />

neun Ämter, die Nutzung von Dienstfahrrädern, die Durchführung von Workshops und<br />

insgesamt bisher sechs Mobilitätstagen in den drei größten Standorten (vgl. Büro für integrierte<br />

Planung 2004).<br />

In der Stadtverwaltung und hier insbesondere in der Hauptabteilung Mobilität wird betriebliches<br />

Mobilitätsmanagement bei Standortentscheidung von Unternehmen und der Frage, wie viel<br />

Stellplätze nach der Stellplatzsatzung angeboten werden müssten und wenn dies nicht realisiert<br />

werden können, welche Maßnahmen als Ausgleich umgesetzt werden regelmäßig diskutiert.<br />

Eine Umsetzung von Maßnahmen bleibt jedoch schwierig, weil Satzungen hierzu nicht<br />

vorliegen. Eine Aufnahme in die Regelwerke der Bauordnungen wäre nach Aussage der Stadtverwaltung<br />

sehr hilfreich für eine erfolgreiche Umsetzung.


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

7.5 Fallstudie Diakonie- und Sozialstation Hamburg St. Pauli<br />

Steckbrief: Betriebliches Mobilitätsmanagement Diakonie- und Sozialstation HH-St. Pauli<br />

Allgemeines<br />

Branche: Diakonie- und Sozialstation<br />

Größe: 70 hauptamtliche Mitarbeiter,<br />

35 Zivildienstleistende,<br />

ca. 40 ehrenamtliche Mitarbeiter<br />

Arbeitszeiten: überwiegend flexible Arbeitszeiten<br />

Lage der Diakonie St. Pauli<br />

Abbildung 7: Übersichtsplan zur Lage der Diakonie- und<br />

Sozialstation St. Pauli im Stadtgebiet Hamburg<br />

Abbildung 9: Detail-Luftbild der Diakonie- und Sozialstation St. Pauli<br />

(Quelle: Homepage der Stadt Hamburg; Bearbeitung PGN)<br />

Abbildung 6: Logo der<br />

Diakonie- und Sozialstation Innenstadt<br />

St. Pauli<br />

(Quelle: Homepage Diakonie und<br />

Sozialstation Innenstadt St. Pauli)<br />

Abbildung 8: Lage der Diakonie- und Sozialstation im<br />

Stadtteil St. Pauli<br />

(Quelle: www.stadtplan.hamburg.de)<br />

Struktur <strong>des</strong> Betriebes Der Betrieb ist einer von rund 300 Pflegediensten in der Stadt Hamburg. Der<br />

Aufgabenbereich der Station umfasst Häusliche Krankenpflege, Häusliche<br />

Pflege und Betreuung, Hilfe bei der Haushaltsführung, Betreuung von<br />

Schwerstbehinderten (Individuelle Schwerstbehindertenbetreuung), Mobiler<br />

41


42<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Sozialer Hilfsdienst mit Zivildienstleistenden, Tages- und Kurzzeitpflege. Die<br />

Diakonie- und Sozialstation ist eine gemeinnützige GmbH, die<br />

Geschäftsführung leitet zusätzlich zwei weitere Diakonieeinrichtungen in<br />

Hamburg.<br />

Beschäftigte Die Station beschäftigt derzeit 70 hauptamtliche Mitarbeiter und zusätzlich 35<br />

Zivildienstleistende. Weitere rund 40 Personen sind, insbesondere in der<br />

Hospizarbeit, ehrenamtlich tätig.<br />

Anbindung an die<br />

Verkehrsnetze<br />

Abbildung 10: Erschließung der Diakonie- und Sozialstation St. Pauli mit leistungsfähigen<br />

ÖPNV-Verbindungen (U-Bahn, S-Bahn und Metrobus) (Quelle: Homepage HVV,<br />

Bearbeitung PGN)<br />

Die Station ist direkt an das Hauptverkehrsstraßennetz (Budapester Straße)<br />

angeschlossen. Mit dem ÖPNV ist sie nach kurzem Fußweg (laut<br />

Fahrplanauskunft <strong>des</strong> HVV 7 Minuten) von der U-Bahn-Station „Feldstraße<br />

(Heiliggeistfeld)“ aus erreichbar, wo die U-Bahn-Linie 3 werktags in der<br />

Normalverkehrszeit alle 5 Minuten verkehrt, die Fahrtzeit zwischen<br />

Hauptbahnhof und der Station Feldstraße beträgt 10 Minuten. Der Stadtteil wird<br />

außerdem durch die Metrolinie 3 und die Schnellbuslinien 36/37 bedient<br />

(Haltestelle „Neuer Pferdemarkt, ca. 8 Gehminuten von der Station entfernt).<br />

Das Fahrradwegenetz ist noch lückenhaft, die Verkehrssituation für<br />

Fahrradfahrer wird vom Verband ADFC sehr kritisch bewertet. 12<br />

Mobilitätsstruktur Über die Verkehrsmittelwahl der Beschäftigten für den Arbeitsweg liegen keine<br />

Zähldaten oder durch Befragung generierte Analysen vor. Nach Einschätzung<br />

der Geschäftsleitung erreicht der überwiegende Teil der Beschäftigten den<br />

Arbeitsplatz ohne Nutzung eigener Kraftfahrzeuge. Betriebseigene Stellplätze<br />

stehen für die Beschäftigten nicht zur Verfügung. Für die dienstlich erforderliche<br />

Mobilität stehen wenige eigene Kraftfahrzeuge zur Verfügung. Der Fuhrpark<br />

umfasst zwei Kleinwagen sowie einen Kleinbus, der auch für andere Aufgaben<br />

der Kirchengemeinde eingesetzt wird. Die Station verfügt über 10<br />

Dienstfahrräder. Fast alle Dienstwege der im Außendienst tätigen fest<br />

angestellten Mitarbeiter (ohne Zivildienstleistende) werden mit dem Fahrrad<br />

bewältigt, eine geringe Zahl auch zu Fuß oder mit dem ÖPNV.<br />

Mobilitätskonzept Das Mobilitätskonzept umfasst die Organisation der Dienstwege mit Fahrrad, zu<br />

Fuß und ÖPNV. Diese ausschließlich auf die dienstliche Mobilität ausgerichtete<br />

Mobilitätskonzeption zielt auf einen möglichst effizienten Betriebsablauf, der<br />

12 Im aktuellsten bun<strong>des</strong>weit von ADFC und BUND durchgeführten „Fahrradklimatest“ (2005) landete Hamburg auf dem<br />

letzten Platz der 28 untersuchten Großstädte ab 200.000 EW. In Hamburg beteiligten sich 950 Personen an dieser<br />

Umfrage (bun<strong>des</strong>weit 26.000), Quelle: www.hamburg.adfc.de/pm-20050915


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Koppelung an andere<br />

Managementstrategien<br />

auch durch die Beschäftigten in akzeptabler Weise bewältigt werden kann. Der<br />

Zeitaufwand für die Wege zu den Patienten soll minimiert werden, um die<br />

verfügbare Zeit für die Betreuung zu verlängern. Dabei wurde das Fahrrad als<br />

das ideale Verkehrsmittel für den Großteil der Wege erkannt und durch die<br />

Anschaffung von Dienstfahrrädern und die entsprechende Dienstplangestaltung<br />

die erforderliche Rahmenbedingung geschaffen.<br />

Eine unmittelbare Koppelung an andere Managementstrategien (z. B.<br />

Qualitätsmanagement, Umweltmanagement) besteht nicht.<br />

Anlass & Motivation Das Konzept war eine Konsequenz aus der Beurteilung der dienstlichen<br />

Erfordernisse und der siedlungsstrukturell und verkehrsorganisatorisch<br />

erschwerten Möglichkeit, die Patienten in vertretbarem Zeitaufwand mit dem Kfz<br />

zu erreichen.<br />

Organisation und<br />

Akteure/ Beteiligte<br />

Das Mobilitätskonzept ist Bestandteil der Diensteinsatzplanung, Beteiligte sind<br />

die Einrichtungsleitung und die Beschäftigten<br />

Maßnahmen Einsatz von Dienstfahrrädern, auf die Nutzung <strong>des</strong> Fahrra<strong>des</strong> und <strong>des</strong> ÖPNV<br />

abgestimmte Dienstplanung, pauschaler Zuschuss zu den Fahrtkosten der<br />

Beschäftigten für den Arbeitsweg. Die weitgehende betriebliche Autonomie<br />

ermöglicht die effektive und zeitnahe Umsetzung erforderlicher Maßnahmen.<br />

Für die Zukunft<br />

geplante Maßnahmen Es bestehen keine konkreten Planungen<br />

Kooperationspartner<br />

Belastbare Ergebnisse<br />

und nachgewiesene<br />

positive Wirkungen<br />

Kontakt<br />

Es sind keine weiteren Kooperationspartner beteiligt.<br />

Eine spezifisch auf die Mobilitätskonzeption ausgerichtete Evaluation <strong>des</strong><br />

überwiegenden Verzichts auf die Nutzung von Kraftfahrzeugen für die<br />

dienstliche Mobilität wurde bislang nicht durchgeführt. Die Geschäftsführung<br />

beurteilt das Ergebnis sehr positiv und berichtet von großer Zufriedenheit der<br />

Mitarbeiter mit diesen Maßnahmen.<br />

Diakonie St. Pauli; Gerd Schneider, Einrichtungsleiter; Antonistr. 12; 20358<br />

Hamburg; Tel 040/4318540; Fax 040/43524204; info@diakonie-stpauli.de<br />

7.5.1 Initiierung <strong>des</strong> BMM und Entwicklungsprozess<br />

Das schwerpunktmäßig auf die betrieblichen Belange ausgerichtete Mobilitätsmanagement der<br />

Station hatte seinen Ursprung Ende der 1990er Jahre. Seinerzeit arbeiteten rund 130<br />

Beschäftigte in diesem Betrieb. Überregional bekannt wurden diese Aktivitäten durch eine<br />

Veröffentlichung der BGW aus dem Jahr 2000 (vgl. BGW 2000: 2). Die BGW hatte sich bereits<br />

vorher seit einigen Jahren mit dieser Thematik befasst und war nach eigenem Bekunden durch<br />

eine Veröffentlichung <strong>des</strong> Verkehrsclubs Deutschland e.V. (VCD 1996a) auf weitere<br />

Fallbeispiele gestoßen. Dies wurde zum Anlass genommen, Aktivitäten in Betrieben zu<br />

recherchieren, die in den Zuständigkeitsbereich der BGW fallen und durch diese unterstützt<br />

werden. Diese Recherche wurde bei einer Fachautorin der VCD-Broschüre, Frau Winkler, in<br />

Auftrag gegeben. Zur Station wird in der Veröffentlichung der BGW unter anderem ausgeführt:<br />

„Ein weiteres Beispiel für erfolgreiches Verkehrs-Management bietet die Diakonie- und<br />

Sozialstation in Hamburg St. Pauli. Rund 130 Mitarbeiter arbeiten hier im Außendienst. Mit<br />

Unterstützung der BGW wurde ein Verkehrsplan entwickelt, der die Nutzung von öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln und Fahrrädern kombiniert. Ermäßigte Fahrkarten für die Mitarbeiter, die<br />

flexible Anmietung eines Lasttaxis und der Kauf von Dienstfahrrädern führte dazu, dass<br />

mittlerweile 80 Prozent aller Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigt werden.“ (BGW 2000:<br />

2)<br />

Dieser „Verkehrsplan“ ist entsprechend der spezifisch auf dienstliche Belange ausgerichteten<br />

Strategie und der Überschaubarkeit der zu bewältigenden Situation keine umfassende, z. B. mit<br />

Großbetrieben <strong>des</strong> Gesundheitswesens (wie den Bodelschwinghschen Anstalten in Bielefeld-<br />

43


44<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Bethel) zu vergleichende Planung, sondern eher als Abfolge von verschiedenen kleineren<br />

Handlungen der Betriebsleitung in Abstimmung mit den Beschäftigten zu verstehen.<br />

Diese umfassen den Erwerb von Dienstfahrrädern, das Management einer eigenen kleinen<br />

Fahrzeugflotte, die auf die verkehrliche Erreichbarkeit abgestimmte Gestaltung der<br />

Dienstplanung sowie der pauschale Zuschuss in Höhe von 50 % <strong>des</strong> Zeitkartentarifes <strong>des</strong><br />

Hamburger Verkehrsverbunds für das Stadtgebiet Hamburg (Zonen A, B, C) für alle<br />

Beschäftigten. Die Beschäftigten müssen diesen Zuschuss nicht zum Erwerb einer ÖPNV-<br />

Zeitkarte nutzen, ein großer Teil realisiert dies jedoch und viele Beschäftigte nutzen den ÖPNV<br />

auch für den Arbeitsweg. Insoweit ergibt sich auch ein direkter Fördereffekt für diese<br />

Verkehrsmittelwahl im Berufsverkehr. Allerdings stehen weder in diesem eng bebauten Quartier<br />

in unmittelbarer Nähe <strong>des</strong> Arbeitsplatzes kostenfreie Stellplätze für die Beschäftigten zur<br />

Verfügung, noch verfügt der Betrieb selbst über Stellplätze für die Mitarbeiter. Daher ist die<br />

Nutzung <strong>des</strong> Pkw für den Arbeitsweg eher eine zu vernachlässigende Größe, da sie mit<br />

erheblichen Umständen (weite Fußwege) oder größeren Kosten für das Parken verbunden ist.<br />

„Der hauptsächliche Einsatz von Fahrrädern für die Wege zu den Patienten stellt eine optimale<br />

Lösung dar. Parkplätze sind in unmittelbarer Nähe praktisch nicht zu finden, weshalb längere<br />

Fußwege zwischen dem jeweiligen Stellplatz und dem Einsatzort zurückgelegt werden<br />

müssten. Andererseits sind die meisten Distanzen zu weit, um ausschließlich zu Fuß<br />

zurückgelegt werden zu können. Das System der Einsatzplanung ist so austariert, dass für die<br />

Tagesdienste kein Pkw erforderlich ist. Unter anderen räumlichen Bedingungen wäre dies nicht<br />

so einfach machbar. In den Bereichen der beiden Stationen Bergedorf und Ottensen müssen<br />

allein aufgrund der langen Wege zwischen den einzelnen Patienten viele Kraftfahrzeuge<br />

eingesetzt werden. In Bergedorf allein rund zehn Fahrzeuge, die jeweils bis zu 150 Kilometer<br />

Strecke an einem Tag zurücklegen müssen. Andererseits besteht hier keine vergleichbare<br />

Knappheit an Parkplätzen, so dass meistens von Haustür zu Haustür gefahren werden kann.<br />

Allerdings entsteht hier auch ein höherer Kostenaufwand, der wiederum die Kostenträger<br />

zusätzlich belastet.“ (Interview Hr. Schneider)<br />

Ein bestimmen<strong>des</strong> Ziel war für diese Form der Mobilitätsorganisation auch die Überlegung,<br />

dass die Mitarbeiter einerseits möglichst stressarm den Weg zu den Patienten zurücklegen<br />

können und auch die möglichen Zeitersparnisse bei Nutzung <strong>des</strong> Fahrra<strong>des</strong> den Patienten zu<br />

Gute kommen können. In der pauschalierten Aufwandsberechnung der Krankenkassen wurde<br />

zum Zeitpunkt der Projektetablierung nur fünf Minuten abrechnungsfähige Wegezeit<br />

zugelassen, womit sich ein zusätzlicher Anlass ergab, den Wegeaufwand nicht durch<br />

umständliche Anfahrten, Parkplatzsuche und lange Fußwege vom Parkplatz zu den Patienten<br />

unnötig zu verlängern (vgl. ACE, DGB 2005).<br />

Sollte, was selten der Fall ist, ein Beschäftigter den eigenen Pkw für dienstliche Wege nutzen,<br />

erhält er hierfür keine Kostenerstattung. Das gleiche gilt auch für Nutzung privater Fahrräder,<br />

was häufiger der Fall ist. Für Dienstwege, für die der ÖPNV genutzt wird, steht in der Station<br />

eine Anzahl übertragbare Zeitkarten zur Verfügung.<br />

Die Dienstpläne für die Tagesschichten werden so gestaltet, dass sie ohne Einsatz von Pkw<br />

geleistet werden können. Ein Pkw wird hauptsächlich für die Spätschicht <strong>des</strong><br />

Krankenpflegedienstes eingesetzt. Hauptgrund hierfür ist, dass zu dieser Schichtzeit ein<br />

weitaus größeres Gebiet als am Tag bedient wird (St. Pauli, Innenstadt und Altona), was ohne<br />

Pkw nicht leistbar wäre. Dieser Dienst wird durch einen einzelnen Mitarbeiter geleistet.


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Eine weitergehende planerische Ausarbeitung der Konzeption bzw. externe Evaluation der<br />

Maßnahmen wurde nicht berichtet. Mobilitätsbefragungen zur Verkehrsmittelwahl auf dem<br />

Arbeitsweg liegen nicht vor.<br />

Für die Beschäftigten ergibt sich durch den pauschalen Zuschuss in Höhe von 50% der Kosten<br />

einer Drei-Zonen-Zeitkarte, der zusammen mit ihrem Gehalt ausbezahlt wird, fast ausschließlich<br />

ein Effekt für die private Mobilität, da die dienstlichen Wege nur in geringem Umfang mit dem<br />

ÖPNV bewältigt werden müssen und hierfür andere Regelungen bestehen.<br />

7.5.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> Projektes und Beteiligte im<br />

Betrieb<br />

Die organisatorischen Maßnahmen werden durch die Geschäftsführung in Abstimmung mit dem<br />

Leitungsteam der Einrichtung etabliert und umgesetzt.<br />

7.5.3 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes<br />

Unmittelbar an das Projekt geknüpfte Kooperationen mit Dritten bestehen nicht. Da bislang<br />

auch kein Jobticket bezogen wird, besteht auch keine vertragliche Bindung mit dem Hamburger<br />

Verkehrsverbund (HVV) bzw. der mit der Abwicklung der Jobticket-Verträge beauftragten<br />

Unternehmen S-Bahn GmbH. Aufgrund einer schriftlichen Anfrage der Projektbearbeiter bei<br />

dem zuständigen Lan<strong>des</strong>verband der Diakonie und dem daraufhin geführten Gespräch mit dem<br />

Referenten der Lan<strong>des</strong>pastorin wurde mitgeteilt, dass der Lan<strong>des</strong>verband keinen Anteil an der<br />

Mobilitätskonzeption hat. Das Engagement in der Station sei zwar bekannt, aber bislang gebe<br />

es keine diesbezügliche Strategie, die durch den Verband initiiert oder gefördert wird. Formal<br />

untersteht die Station dem Träger (Kirchengemeinde) und nicht dem Verband, dem diese<br />

Einrichtungen als Mitglieder angehören.<br />

Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), die<br />

Herausgeber der ersten bun<strong>des</strong>weit publizierten Informationen über dieses Projekt war, ist<br />

ebenfalls nicht direkt involviert, hat aber über die von ihm herausgegebenen Materialien und<br />

Leitfäden Informationsmaterial zur Unterstützung bereitgestellt. Die BGW informiert und leistet<br />

Wissenstransfer über Methodik <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements seit vielen Jahren in<br />

herausragender Weise. 13 In diesem Rahmen wurden auch die Informationen über das Projekt<br />

der Diakonie- und Sozialstation St. Pauli erfasst und weitergegeben. Über die<br />

Projektentwicklung nach der Veröffentlichung im Jahr 2000 ist die BGW nicht informiert. Zu<br />

ihren Aufgaben gehört auch nicht die Evaluation der Projekte. Eine Kooperation mit<br />

benachbarten Betrieben am Standort zur Mobilitätsorganisation erfolgt nicht.<br />

7.5.4 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen<br />

Als unmittelbar in der Betriebsstruktur existente fördernde Rahmenbedingungen können die<br />

Managementstruktur, das persönliche Engagement <strong>des</strong> Geschäftsführers und das<br />

Vorhandensein eines Qualitätsmanagements benannt werden.<br />

Ein Qualitätsmanagement wurde im Jahr 1999 eingeführt, auch um das Ziel einer Zertifizierung<br />

zu erreichen. Das Qualitätsmanagement ist gesetzliche Pflicht, die Zertifizierung eine freiwillige<br />

Leistung. Mit auslösender Hintergrund für dieses strategische Handeln waren die durch<br />

13 Die aktuellste Veröffentlichung der BGW zum Thema ist eine umfangreiche Broschüre: Berufsgenossenschaft für<br />

Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege –BGW- (2005): Mobilitätsmanagement in der betrieblichen Praxis,<br />

Hamburg<br />

45


46<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

gesetzliche Änderungen im Gesundheitswesen hohen Anforderungen an die Betriebe im<br />

Tätigkeitsfeld der Station sowie die mit den Maßnahmen zur Kostendämpfung im<br />

Gesundheitswesen verbundene Wettbewerbssituation, der sich auch diese Station zunehmend<br />

stellen musste und wollte.<br />

Es kann davon ausgegangen werden, dass diese grundsätzliche strategische Ausrichtung und<br />

die Durchführung der Zertifizierungsprogramme nur mit dem erforderlich hohen Maß an<br />

Qualifikation <strong>des</strong> Personals und entsprechender Managementstrukturen bewältigt werden kann.<br />

Diese Strukturen werden als vorteilhaft für die Befassung mit den Mobilitätsaspekten<br />

angesehen, wobei qualitative Anforderungen und betriebliche Effizienz in ähnlicher Weise zu<br />

betrachten sind.<br />

Die weitgehende unternehmerische Autonomie der Station sowohl von den tragenden<br />

Kirchengemeinden als auch innerhalb der Strukturen <strong>des</strong> Diakonischen Werkes kann sowohl<br />

als förderlich als auch als hemmend eingestuft werden. Die unmittelbaren<br />

Handlungsmöglichkeiten der Geschäftsführung vor dem Hintergrund der täglichen betrieblichen<br />

Anforderungen und großer Nähe zu Patienten und den einzelnen Beschäftigten werden<br />

grundsätzlich als fördernd betrachtet. Dagegen stellt die Station als relativ kleiner Betrieb<br />

keinen bedeutenden Nachfrager dar, der größeren Einfluss auf die Anbieter von<br />

Mobilitätsdienstleistungen (etwa Verkehrsbetriebe aber auch die Stadtverwaltung hinsichtlich<br />

der Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastruktur) entfalten kann. Eine gemeinsame<br />

abgestimmte strategische Ausrichtung einer größeren Zahl von Einrichtungen innerhalb <strong>des</strong><br />

Diakonie-Verbands bzw. die Etablierung einer Mobilitätsstrategie im Verband selbst würde eine<br />

erheblich günstigere Ausgangsposition darstellen.<br />

7.5.5 Politik der Stadtverwaltung<br />

Eine direkte Beteiligung der Stadt Hamburg an dem Projekt liegt nicht vor, ebenso wenig war<br />

das Projekt in eine spezifisch auf Betriebe dieser Art und Lage ausgerichtete<br />

Planungskonzeption der Stadtverwaltung eingebettet. Die Stadtverwaltung der Stadt Hamburg<br />

hat das Mobilitätsmanagement für Betriebe bislang noch nicht auf die Agenda ihrer<br />

strategischen Verkehrsentwicklungsplanung gesetzt. 14 Auf Anfrage vom Januar 2006 bei der<br />

Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Bereich Verkehrsentwicklungsplanung, wurde<br />

mitgeteilt, dass das betriebliche Mobilitätsmanagement nicht verfolgt werde, da hierzu keine<br />

Vorgaben existieren, wenngleich die Thematik insbesondere aus Sicht der<br />

Fahrradverkehrsförderung von Interesse sei. Das Projekt der Sozialstation sei daher in der<br />

Abteilung nicht bekannt und habe sich autonom entwickelt ohne einen spezifischen Beitrag der<br />

Stadtverwaltung.<br />

Im insgesamt sehr schlank verfassten Verkehrsentwicklungsplan 2004 wird in der<br />

Maßnahmenübersicht im Kapitel „preis-/ordnungspolitische und organisatorische<br />

Rahmenbedingungen“ als einzige spezifisch auf betriebliche Belange ausgerichteter Aspekt<br />

ausgeführt: „Jobticket (Großkundenabonnement) für die Hamburg Berufstätigen<br />

weiterentwickeln.“ (Senat der Freien und Hansestadt Hamburg 2004: 38)<br />

14 Aktuelle Planungsgrundlage ist der am 10.02.2004 vom Senat der Freien und Hansestadt Hamburg beschlossene<br />

Verkehrsentwicklungsplan 2004 (www.ffh.hamburg.de/stadt, 20.12.2005)


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

7.5.6 Einschätzungen zum Stand<br />

Veränderungen am bisherigen Projekt sind nicht beabsichtigt; es ist etabliert und funktioniert für<br />

alle Seiten zufrieden stellend. Die Geschäftsführung der Station plant für das Jahr 2006 eine<br />

Prüfung, inwieweit es vorteilhaft sein kann, für die Beschäftigten einen Jobticketvertrag<br />

abzuschließen. Sollte diese Maßnahme eingeführt werden, können in gewissem Umfang<br />

zusätzliche Effekte im Bereich der Mobilität der Beschäftigten (Arbeitswege, aber auch<br />

individuell veranlasste Mobilität) erwartet werden.<br />

47


48<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

7.6 <strong>Fallstudien</strong> Freiburg i. Breisgau - AG Umweltfreundlich zum Betrieb<br />

Steckbrief: „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />

Allgemeines<br />

In der Zeitspanne der Aktivität der AG beteiligten sich<br />

insgesamt über 20, überwiegend größere Betriebe<br />

verschiedener Branchen und Strukturen<br />

Räumliche Lage und<br />

großräumige<br />

Erschließung<br />

Konzept<br />

Komplexität und Dichte<br />

Anlass & Motivation<br />

Zielgruppe & Ziele<br />

Abbildung 11: Logo „AG Umweltfreundlich<br />

zum Betrieb“<br />

(Quelle: AG Umweltfreundlich zum Betrieb 2000)<br />

Freiburg i. Br. liegt im Südwesten Deutschlands zwischen Schwarzwald,<br />

Schweiz und Elsass und gehört dem Bun<strong>des</strong>land Baden-Württemberg an. Eine<br />

Autobahn und die Bun<strong>des</strong>straßen B3 und B31 erschließen die Region für den<br />

Fernverkehr. Die Rheintalbahn mit ICE-Halt in Freiburg i. Br. ist eine der<br />

wichtigsten europäischen Nord-Süd-Verbindungen (vgl. Homepage Stadt<br />

Freiburg a).<br />

Die überbetriebliche „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ wurde 1991 gegründet<br />

und bietet gemeinsam mit der Stadt Freiburg i. Br. und der Freiburger Verkehrs<br />

AG den Rahmen für die Entwicklung umweltfreundlicher betrieblicher Verkehrskonzepte.<br />

Die AG bietet Hilfestellungen und Informationsaustausch zur<br />

Entwicklung von Konzepten für engagierte und interessierte Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter, die ein Umwelt-Verkehrsprogramm in ihrem Betrieb etablieren<br />

möchten, an. Die AG stellt einen losen Zusammenschluss von Betriebs- und<br />

Personalräten, betrieblichen Umweltgruppen und Institutionen im Raum<br />

Freiburg i. Br. dar. Sie ist eine informelle Einrichtung, an der jeder teilnehmen<br />

kann. Bei der AG handelt es sich nicht um eine fest organisierte oder formal<br />

eingetragene Arbeitsgruppe bzw. einen Verein, sondern um einen freiwilligen<br />

Zusammenschluss interessierter Betriebsangehöriger, die sich ehrenamtlich<br />

engagieren. Durch die Unterstützung der IG Metall Freiburg i. Br. konnte eine<br />

Zusammenarbeit und ein kontinuierlicher Austausch über neue Ideen und<br />

innerbetriebliche Erfahrungen zu Umwelt-Verkehrsprogrammen im<br />

Berufsverkehr in Gang gesetzt werden. Innerhalb der Arbeitsgruppe werden<br />

überbetriebliche Informationsmaterialien erarbeitet, Aktionen und<br />

Veranstaltungen koordiniert (vgl. Homepage Stadt Freiburg a).<br />

Die Konzeption umfasst ausschließlich die Arbeitswege der Beschäftigten der<br />

jeweiligen Betriebe. Aufgrund <strong>des</strong> Charakters einer überbetrieblichen AG liegt<br />

eine große Vielfalt an Themen vor.<br />

Der Anlass bzw. die Motivation, sich mit dem Thema „Umweltfreundlich zum<br />

Betrieb“ zu beschäftigen und in Freiburger Betrieben Umwelt-Verkehrsprogramme<br />

zu entwickeln, wurde durch die Diskussion über steigende<br />

Ozonwerte aufgrund <strong>des</strong> ansteigenden MIV Anfang der 1990er Jahre<br />

ausgelöst.<br />

Zielgruppe sind die Betriebe in der Stadt und im Umland. Das Kernziel der „AG<br />

Umweltfreundlich zum Betrieb“ ist die Verbreitung der Inhalte und Hintergründe<br />

zu den bestehenden Umwelt-Verkehrsprogrammen der engagierten Betriebe in<br />

Freiburg i. Br. Zudem soll ein positives Image für das BMM bei den Betrieben<br />

geschaffen werden, damit diese auch hiermit ihrer umweltpolitischen Verantwortung<br />

gerecht werden. Weitere Betriebe sollen aktiviert werden, die


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Beginn <strong>des</strong> Mobilitätsmanagements<br />

Maßnahmen<br />

Für die Zukunft<br />

geplante Maßnahmen<br />

Organisation und<br />

Akteure/ Beteiligte<br />

Kooperationspartner<br />

Ergebnisse<br />

umgesetzten Programme nachhaltig in den Betrieben etabliert werden.<br />

Begonnen haben die Maßnahmen zum Umwelt-Verkehrsprogramm in Freiburg<br />

i. Br. Anfang der 1990er Jahre mit dem ersten Umwelt-Verkehrsprogramm,<br />

welches bei der Firma Micronas (damals noch Intermetall) initiiert wurde..<br />

Das Spektrum der wichtigsten durch die AG initiierten bzw. geförderten<br />

Maßnahmen umfasst:<br />

Übergreifende Maßnahmen: Information in den Betrieben und überbetrieblich<br />

für mehrere Betriebe am Standort sowie Öffentlichkeitsarbeit, Aktionen und<br />

Wettbewerbe, Initiierung der Vergabe eines „Öko-Verkehrssiegels“ durch Stadt<br />

Freiburg. Die einzelnen Betriebe setzen unterschiedliche Maßnahmen um.<br />

Schwerpunkte sind die Fahrradverkehrsförderung (Wegweisung, Abstellanlagen<br />

usw.) und der ÖPNV (Einrichtung eines neuen S-Bahn-Haltepunktes,<br />

Jobtickets, Fahrplaninformation usw.). Vereinzelt werden Parkraumbewirtschaftung<br />

und weitere Maßnahmen durchgeführt.<br />

In der näheren Zukunft geht es um die Etablierung und den Ausbau der<br />

vorhandenen Maßnahmenbausteine. Die Priorität liegt darauf, auf dem<br />

vorhandenen Spektrum aufzubauen und mit dem Bestehenden weiter zu<br />

arbeiten. Nachdem im Frühjahr 2006 ein Beratungs- und Informationsnachmittag<br />

für Betriebe gemeinsam mit dem seinerzeitigen Verkehrsbürgermeister<br />

Dr. Matthias Schmelas durchgeführt wurde, ist für September 07<br />

ein Anschreiben <strong>des</strong> jetzt für den Verkehr zuständigen 1. Bürgermeister Otto<br />

Neideck an alle größeren Freiburger Betriebe geplant, um weitere Betriebe für<br />

das Öko-Verkehrs-Siegel zu gewinnen und damit die Arbeit der Arbeitsgemeinschaft<br />

zu unterstützen.<br />

Beteiligte an der Entwicklung und Umsetzung der Maßnahmen der betrieblichen<br />

Umwelt-Verkehrsprogramme sind neben dem Vertreter der IG Metall<br />

Verwaltungsstelle Freiburg i. Br., Herrn Wember, weitere engagierte Personal-<br />

und Betriebsräte sowie sonstige Mitarbeiter in der überbetrieblichen „AG<br />

Umweltfreundlich zum Betrieb“. Hinzu kommen einzelne innerbetriebliche<br />

Arbeitsgruppen in Zusammenarbeit mit der jeweiligen Geschäftsleitung der<br />

Betriebe und externe Akteure.<br />

Die Umsetzung der Maßnahmen findet insbesondere in Kooperation mit der<br />

Freiburger Verkehrs AG (VAG) und der Stadtverwaltung Freiburg i. Br. statt.<br />

Eine weitere Kooperation besteht mit dem BUND-Lan<strong>des</strong>verband Baden-<br />

Württemberg e.V.<br />

Es konnte eine größere Zahl von Betrieben für eine Beteiligung gewonnen<br />

werden. Die Maßnahmen haben zu einer Verlagerung von Kraftfahrzeugverkehr<br />

auf umweltverträglichere Verkehrsmittel geführt. Das Bewusstsein um die<br />

Zusammenhänge von Umwelt und Mobilität wurde gefördert. Zu den<br />

Ergebnissen der Zusammenarbeit innerhalb der überbetrieblichen AG kann in<br />

erster Linie die Entwicklung verschiedener Umwelt-Verkehrsprogramme mit der<br />

Etablierung verschiedener Einzelmaßnahmen in unterschiedlichen Betrieben<br />

gewertet werden. Des Weiteren gehört die Einführung <strong>des</strong> Öko-Verkehrs-<br />

Siegels zu den wichtigen Ergebnissen im Freiburger Umsetzungsprozess zu<br />

umweltfreundlichen Verkehrsmaßnahmen.<br />

Kontakt AG Umweltfreundlich zum Betrieb<br />

Victor Wember (Umweltreferent der IG Metall Freiburg i. Br.)<br />

IG Metall, Verwaltungsstelle Freiburg i. Br; Fahnenbergplatz 6, 79098 Freiburg;<br />

Tel.: 0761/207380; E-Mail: viktor.wember@igmetall.de<br />

7.6.1 Vorbemerkungen zur „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />

Die „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ wurde im September 1991 gegründet und ist ein<br />

Zusammenschluss von Betriebs- und Personalräten, betrieblichen Umweltgruppen und<br />

Institutionen im Raum Freiburg i. Br. Die AG ist eine rein informelle Einrichtung an der jeder, der<br />

interessiert ist, teilnehmen kann. Es gibt keine formalen Mitgliedschaften oder einen<br />

eingetragenen Verein. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der AG treffen sich in ihrer Freizeit<br />

und engagieren sich auch in den Betrieben überwiegend ehrenamtlich. Durch die Unterstützung<br />

49


50<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

der IG Metall Freiburg konnte eine Zusammenarbeit und ein kontinuierlicher Austausch über<br />

neue Ideen und innerbetriebliche Erfahrungen zur Gestaltung <strong>des</strong> Berufsverkehrs in Gang<br />

gebracht werden. „Die Gründung der AG ist das Ergebnis einer zielorientierten regionalen<br />

Gewerkschaftspolitik.“ (vgl. Bier, Zimmermann: 155). Innerhalb der Arbeitsgruppe werden<br />

Informationsmaterialien erarbeitet, Maßnahmen zum Thema „Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />

entwickelt sowie entsprechende Veranstaltungen koordiniert. Durch diese Arbeit konnten<br />

verschiedene Umwelt-Verkehrsprogramme entwickelt werden. Am Anfang stand das Umwelt-<br />

Verkehrsprogramm bei der Firma Micronas (vgl. Kapitel 7.7). Durch diese Initiative konnten in<br />

vielen weiteren Betrieben einzelne Bausteine oder umfangreiche Programme umgesetzt<br />

werden (vgl. AG Umweltfreundlich zum Betrieb 2000).<br />

Um einen zusätzlichen Anreiz zu schaffen, Maßnahmen <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms in<br />

Freiburger Betrieben nachhaltig zu etablieren, wurde 2002 in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung<br />

Freiburg i. Br. die Verleihung eines Öko-Verkehrs-Siegels ins Leben gerufen (AG<br />

Umweltfreundlich zum Betrieb 2002b). Diese Auszeichnung wird allen Betrieben verliehen, die<br />

Maßnahmen <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms umsetzen.<br />

7.6.2 Initiierung <strong>des</strong> BMM und Entwicklungsprozesses<br />

Grund für die Initiierung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms in Freiburg i. Br. war seitens der<br />

Initiatoren das wachsende Kfz-Verkehrsaufkommen in den vergangenen Jahrzehnten und die<br />

damit verbundenen negativen Auswirkungen.<br />

Die Begründung für die Erarbeitung eines ersten Umwelt-Verkehrsprogramms war demnach in<br />

erster Linie ein umweltstrategischer Anlass. Gemeinsam mit der IG Metall haben die Betriebsräte<br />

der Firma Micronas (damals Intermetall) auf das Thema „Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />

aufmerksam gemacht. In umweltstrategischer Hinsicht wurden besonders bei den Initiatoren<br />

<strong>des</strong> stadtweiten Netzwerkes der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ Lösungsansätze im<br />

Bereich <strong>des</strong> Berufsverkehrs gesucht. In den einzelnen Betrieben standen Mobilitätsprobleme<br />

gleichermaßen oder vorrangig im Fokus. Beispielsweise wurden beim Universitätsklinikum<br />

durch eine größere Baumaßnahme die Pkw-Stellplätze verringert, was z. B. durch Parkraumbewirtschaftung<br />

kompensiert werden sollte.<br />

Der tragende Grund für die Kooperation der AG mit den einzelnen Betrieben war, dass die AG<br />

die Beschäftigten und die Geschäftsleitungen der Betriebe motivieren wollte, aktiv Verantwortung<br />

für die Umwelt im Bereich Berufsverkehr zu nehmen.<br />

Von Anfang an wurde die Initiative von Intermetall (Micronas) durch den Umweltreferenten der<br />

IG Metall Freiburg, Viktor Wember, organisatorisch und mit Sachmitteln unterstützt.<br />

Durch das Umwelt-Verkehrsprogramm der Firma Micronas entstanden die Kontakte zu den<br />

Nachbarfirmen im Industriegebiet Nord, dem größten Industriegebiet Freiburgs. In einem direkt<br />

benachbarten Unternehmen gab es bereits eine weitere Umweltgruppe, die sich speziell dafür<br />

einsetzte, dass möglichst viele Beschäftigte mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen. Weitere<br />

Aktivitäten in anderen Betrieben wurden durch die Informationen in der Presse und die<br />

Kommunikation zwischen den Beschäftigten verschiedener Betriebe ausgelöst. In den<br />

einzelnen Betrieben waren die Geschäftsleitungen in unterschiedlicher Intensität bereits zu<br />

Beginn einbezogen. Das gemeinsame Interesse führte zur Gründung der „AG Umweltfreundlich<br />

zum Betrieb“.<br />

Die drei wichtigsten Gründe, die zur Gründung der AG führten waren:<br />

1. In Weiteren Betrieben sollte ein Umwelt-Verkehrsprogramm vergleichbar mit Micronas


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

starten (Hauptzweck der AG: gegenseitiger Informationsaustausch).<br />

2. Bei mehreren Betrieben aus dem gleichen Gebiet ist der Einfluss auf die Verkehrsträger<br />

größer. Schlechte Verbindungen z. B. <strong>des</strong> ÖPNV können so schneller und effizienter<br />

verbessert werden.<br />

3. Es sollten sich noch mehr Betriebe zum Umwelt-Verkehrsprogramm engagieren, um die<br />

begonnenen Maßnahmen zu stützen.<br />

Ähnliche Programme wie bei Micronas wurden auch in anderen Firmen ins Leben gerufen, und<br />

die Arbeitsgemeinschaft übernahm den Ideenaustausch, die Koordination von Informationen<br />

und auch die Kleinarbeit, wie die Herstellung von betrieblichen Fahrplänen, die Entwicklung von<br />

praktikablen Methoden für Fahrgemeinschaftsbörsen – auch überbetrieblich – und die<br />

Organisation von Anreizsystemen zur aktiven Beteiligung.<br />

Die Herangehensweise der verschiedenen Betriebe und öffentlichen Einrichtungen zum Thema<br />

„Umweltfreundlich zum Betrieb“ ging meistens von den Arbeitnehmern aus, die dann mit der<br />

Geschäftsführung über mögliche Maßnahmen verhandelten. In Betrieben, wo die Mitarbeiter auf<br />

offene Ohren der Geschäftsführung stießen, wurden in Zusammenarbeit mit der „AG Umweltfreundlich<br />

zum Betrieb“ auf den Betrieb ausgerichtete Maßnahmenprogramme oder Bausteine<br />

entwickelt. Die AG bietet Hilfestellungen bei der Bestandsaufnahme und zu Betriebsvereinbarungen.<br />

Die AG geht aber auch selbst auf Betriebe zu, um sie über das Umwelt-Verkehrsprogramm zu<br />

informieren. Folgende Themen waren für die AG besonders wichtig: Verbesserung der Erreichbarkeit<br />

<strong>des</strong> Betriebes speziell für Fußgänger und Radfahrer, Kooperation mit Verkehrsunternehmen<br />

für verbesserte Anbindung an den ÖV, Einführung und Unterstützung betrieblicher<br />

Radgruppen. Folgende Maßnahmen wurden außerdem für erforderlich erachtet: Herausgabe<br />

von Radwegbroschüren, Förderung von Dienstfahrrädern, Einführung von Job-Tickets,<br />

Einrichtung von Fahrgemeinschaftsbörsen, Erweiterung <strong>des</strong> ÖPNV-Angebotes (Homepage<br />

Clever Pendeln).<br />

Durch die überbetriebliche AG konnten in den letzten 15 Jahren vielfältige öffentlichkeitswirksame<br />

Aktionen durchgeführt werden und grundlegende Verbesserungen in der Erschließung<br />

durch den ÖPNV erreicht haben.<br />

7.6.3 Organisation und Beteiligte der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />

Die AG weist keine feste Organisationsstruktur auf.<br />

Innerhalb der einzelnen Betriebe läuft die Kommunikation zu Fragen und Anregungen <strong>des</strong><br />

Umwelt-Verkehrsprogramms in den meisten Fällen über den Betriebs-/Personalrat oder über<br />

eine interne Verkehrs-Arbeitsgruppe. Grundlegende Informationen und neue Maßnahmen<br />

werden von den Beteiligten vorab meist in internen Arbeitsgruppen diskutiert.<br />

21 Betriebe, Verwaltungseinrichtungen und Institutionen im Raum Freiburg i. Br. engagieren<br />

sich in der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ und wurden für ihre Aktionen und Maßnahmen<br />

Träger <strong>des</strong> Öko-Verkehrs-Siegels.<br />

Tabelle 2: Freiburger Betriebe, die im Jahr 2002 bzw. 2004 mit dem Öko-Verkehrs-Siegel der Stadt Freiburg i. Br.<br />

ausgezeichnet wurden und deren Maßnahmen. (Stadt Freiburg im Breisgau, AG Umweltfreundlich zum<br />

Betrieb 2004)<br />

51


52<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Betrieb Maßnahmen<br />

Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV<br />

Albert-Ludwigs-Universität durch das Angebot von Job-Tickets für die Beschäftigten und von Studi-<br />

Tickets für die Studierenden<br />

Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV<br />

badenova AG & Co. KG<br />

durch Zuschuss zum Mitarbeiter-Job-Ticket<br />

Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV<br />

Coats GmbH<br />

durch Vorfinanzierung der Regio-Jahreskarte<br />

Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV<br />

EFD Induction GmbH<br />

durch Bezuschussung der Regio-Karte<br />

Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV<br />

Lohnhärterei Fritz Düsseldorf<br />

durch Bezuschussung der Regio-Karte<br />

Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV<br />

Essilor GmbH<br />

durch Vorfinanzierung der Regio-Jahreskarte<br />

Fabrik für Handwerk, Kultur Anreize zur Benutzung von ÖPNV, Car-Sharing, Fahrgemeinschaften und<br />

und Ökologie e. V.<br />

ein Parkraumkonzept nach ökologischen Kriterien<br />

Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV<br />

Fortschritt GmbH<br />

durch Vorfinanzierung der Regio-Jahreskarte<br />

Fraunhofer Institut für Praktische Hilfsmittel zur Nutzung <strong>des</strong> Fahrrads durch Bereitstellung von<br />

angewandte Festkörperphysik Shuttle-Rädern<br />

Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV<br />

GE Medical Systems IT<br />

durch Vorfinanzierung der Regio-Jahreskarte<br />

• Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV durch Parkraumbewirtschaftung,<br />

Angebot eines Job-Tickets und Verbesserung der vom Universitätsklinikum<br />

initiierten und finanzierten Bahnstation „Freiburg Klinikum“<br />

Universitätsklinikum Freiburg<br />

• Praktische Hilfsmittel zur Nutzung <strong>des</strong> Fahrrads durch ein<br />

Fahrradabstellkonzept für das gesamte Areal <strong>des</strong> Klinikums<br />

• Bonusregelung für Fußgänger und Radfahrer<br />

• Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV durch Vorfinanzierung der Regio-<br />

Jahreskarte und Erstellung von Fahrplänen für die Fahrt zum Betrieb<br />

• Praktische Hilfsmittel zur Nutzung <strong>des</strong> Fahrrads durch Fahrradabstell-<br />

LITEF GmbH<br />

service<br />

• Angebote zur Bildung von Fahrgemeinschaften durch reservierte Parkplätze<br />

• Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV durch Vorfinanzierung und<br />

Bezuschussung der Regio-Jahreskarte und die kontinuierliche Heraus-<br />

Micronas GmbH<br />

gabe von Verbundfahrplänen zum Betriebsstandort<br />

(vormals Intermetall)<br />

• Praktische Hilfsmittel zur Nutzung <strong>des</strong> Fahrrads durch Fahrradabstellservice<br />

Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV durch Vorfinanzierung der Regio-<br />

Nylstar GmbH<br />

Jahreskarte<br />

• Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV durch Vorfinanzierung der Regio-<br />

Jahreskarte<br />

Pfizer GmbH<br />

• Praktische Hilfsmittel zur Nutzung <strong>des</strong> Fahrrads durch Herausgabe<br />

Arzneimittelwerk Gödecke einer Broschüre für die Radwege zum Betrieb und durch Fahrradabstellservice<br />

• Angebote zur Bildung von Fahrgemeinschaften durch „Flexi-Drive“<br />

Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV durch Bezuschussung der Regio-<br />

Pyramid Computer GmbH<br />

Karte<br />

Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV durch Vorfinanzierung der Regio-<br />

Rhodia Acetow GmbH<br />

Jahreskarte<br />

Stadtverwaltung der Stadt Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV durch Parkraumbewirtschaftung und<br />

Freiburg i. Br.<br />

Bezuschussung der Regio-Karte<br />

• Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV durch Vorfinanzierung der Regio-<br />

Jahreskarte<br />

Stryker Leibinger<br />

• Praktische Hilfsmittel zur Nutzung <strong>des</strong> Fahrrads durch Erweiterung und<br />

GmbH&CoKG<br />

Verbesserung der Fahrradabstellanlagen<br />

• Reservierte Parkplätze für Fahrgemeinschaften<br />

Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV durch Parkraumbewirtschaftung und<br />

Viktoria Versicherung AG<br />

Bezuschussung der Regio-Karte<br />

VISHAY General<br />

Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV durch Vorfinanzierung und Bezu-<br />

Semiconductor GmbH schussung der Regio-Jahreskarte


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

7.6.4 Beteiligte außerhalb der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />

Neben den oben genannten Beteiligten gehören zu den weiteren wichtigen Kooperationspartnern<br />

die Stadtverwaltung Freiburg i. Br. mit dem seinerzeitigen Verkehrsbürgermeister und<br />

die Freiburger Verkehrs AG (VAG) mit dem Leiter der Verkehrsplanung.<br />

Gemeinsam mit der AG wird die von der Stadt durchgeführte Verleihung <strong>des</strong> Öko-Verkehrs-<br />

Siegels an die Betriebe, die sich umweltfreundlich zum Verkehr engagieren, vorbereitet und<br />

gestaltet. Mit der Einführung dieser Auszeichnung für Betriebe leistet die Stadtverwaltung einen<br />

Beitrag zur Umsetzung ihrer eigenen Verkehrspolitik.<br />

Ein weiterer wichtiger Projektpartner außerhalb der überbetrieblichen AG ist die VAG. Die<br />

Abteilung Verkehrsplanung setzt sich auf Wunsch für eine Optimierung der ÖPNV-<br />

Verbindungen zu den einzelnen Betrieben ein und motiviert die Beschäftigten dadurch, umweltfreundliche<br />

Verkehrsmittel dem MIV vorzuziehen. Der Leiter der Verkehrsplanung bei der VAG<br />

steht sowohl der überbetrieblichen AG als auch auf Anfrage einzelnen Betrieben als Referent<br />

oder Berater zum ÖPNV zur Verfügung.<br />

Durch den Anreiz <strong>des</strong> Öko-Verkehrs-Siegels einerseits und die Bereitschaft der VAG zur<br />

Kooperation mit den Betroffenen andererseits, ist eine gute Rahmenbedingung für eine erfolgreiche<br />

Weiterführung der Freiburger Umwelt-Verkehrsprogramme gegeben.<br />

7.6.5 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen in den<br />

einzelnen Betrieben<br />

Für die Startphase der Aktivität der AG (die ersten fünf Jahre) können wichtige Meilensteine <strong>des</strong><br />

betriebsübergreifenden Entwicklungsprozesses zitiert werden.<br />

Jahr Meilensteine<br />

1989/90 Erste Aktivitäten in Betrieben<br />

1990/91 Erstes Umwelt-Verkehrsprogramm bei Micronas (ehemals Intermetall), Gründung<br />

einer AG im Betrieb<br />

1991 Gründung der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />

Nov. 1991 Die AG führt eine Fahrplan und Wohnortanalyse für das Industriegebiet Nord<br />

durch (2211 erfasste Personen)<br />

Dez. 1991 Gespräche mit Verkehrsbetrieben<br />

Jan. 1992 Erweiterung der Datenbasis zur Fahrplan und Wohnortanalyse (5927 erfasste<br />

Personen)<br />

April 1992 Aktionstag der AG bei Intermetall (heute Micronas)<br />

Mai 1992 Erweiterung der Datenbasis zur Fahrplan und Wohnortanalyse (6098 erfasste<br />

Personen)<br />

Nov. 1992 Neuer S-Bahn-Haltepunkt am Universitätsklinikum (Initiative <strong>des</strong> Universitätsklinikums)<br />

Nov. 1993 Forderung S-Bahn als Sofortprojekt für das Industriegebiet Nord<br />

Juni 1994 Antrag an die IG Metall Verwaltungsstelle Freiburg, einen Bestandteil „Fahrgeld“<br />

in die Tarifforderungen 94/95 aufzunehmen.<br />

Okt. 1994 Fahrplanverbesserung VAG (schichtarbeitergerechter)<br />

Mai 1995 Aktionstag der AG: Personenzug der SWEG auf der Güterstrecke und<br />

Fahrraddemo<br />

1. Hj. 1995 Bildung <strong>des</strong> Regio-Verkehrsverbun<strong>des</strong> Freiburg i. Br. GmbH (RVF)<br />

Tabelle 3: Wichtigste Meilensteine im Projektprozess der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ (Bier, Zimmermann: 163)<br />

53


54<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Die AG arbeitet nach eigenen Angaben mit drei Schwerpunkten (AG Umweltfreundlich zum<br />

Betrieb 2000):<br />

Systematischer und kontinuierlicher Erfahrungsaustausch über die jeweiligen innerbetrieblichen<br />

Planungen, Umsetzungen und Erfolge:<br />

Ideenfindung durch Zusammenarbeit mit verschiedenen Betrieben, konkrete Vorstellung <strong>des</strong><br />

Begriffs „Umwelt-Verkehrsprogramm“, Öffentlichkeitsarbeit und Werbung für die AG durch<br />

Veranstaltungen, Feste, Demonstrationen, Aktionstage), regelmäßige Treffen der AG einmal im<br />

Monat sowie zusätzlich nach Bedarf, Herausgabe einer Broschüre als Handlungsanleitung für<br />

die Erstellung von betrieblichen Umwelt-Verkehrsprogrammen in Zusammenarbeit mit der IG<br />

Metall, dem BUND und dem DGB (1995).<br />

Fahrplaninformation und Durchsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsverbindungen:<br />

Diskussion mit den Verkehrsträgern über Fahrplanoptimierungen für die Beschäftigten der Freiburger<br />

Betriebe, Durchsetzung einer neuen Buslinie (Micronas) und eines neuen Haltepunktes<br />

(Universitätsklinikum), Anpassung der ÖPNV-Fahrpläne an die Arbeitszeiten der ansässigen<br />

Schichtbetriebe.<br />

Aufbau neuer Infrastruktur:<br />

Forderung nach Einrichtung einer S-Bahn-Linie auf den Gleisen einer Güterbahnstrecke<br />

Für die Entwicklung der Umwelt-Verkehrsprogramme für einzelne Betriebe hat die AG drei<br />

Säulen für die Systematik der Maßnahmen konstruiert, die den Betrieben als Handlungsoptionen<br />

offeriert werden (AG Umweltfreundlich zum Betrieb 2000: 23):<br />

„1. Praktische Hilfsmittel:<br />

Betriebliche Fahrpläne, Radwege-Infos, Fahrgemeinschafts-Börse, Fahrkartenservice, Fahrradabstellservice,<br />

Reservierte Parkplätze für Fahrgemeinschaften<br />

2. Finanzen:<br />

Vorfinanzierung der Jahreskarten, Öko-Fahrgeld, Parkraumbewirtschaftung<br />

3. Image:<br />

Thema auf Betriebsversammlungen, Aushänge zum Thema, Betriebszeitung mit Artikeln zum<br />

Thema, Firmeneigenes Symbol oder das der AG, Verlosungen, Wettbewerbe, Aktionstage“.<br />

Eine aktuelle Maßnahme der Stadt Freiburg ist das Öko-Verkehrs-Siegel, um die aktiven<br />

Betriebe auszuzeichnen und um weitere Betriebe zu motivieren, sich im Sinne der Aktion<br />

„Umweltfreundlich zum Betrieb“ zu verhalten. Das Öko-Verkehrs-Siegel ist eine Urkunde für<br />

Betriebe, die mit einem Umwelt-Verkehrsprogramm die möglichst umweltfreundliche Fahrt der<br />

Beschäftigten zum Betrieb fördern. Diese Auszeichnung wurde erstmals im März 2002 und zum<br />

zweiten Mal im Jahr 2004 an mittlerweile 21 Betriebe verliehen. Ziel dieser Auszeichnungen soll<br />

es sein, einerseits die Anstrengungen dieser Betriebe zu würdigen und andererseits die Ausbreitung<br />

von Umwelt-Verkehrsprogrammen auf weitere Betriebe zu fördern. Alle bis zu diesem<br />

Zeitpunkt umgesetzten Maßnahmen der einzelnen Betriebe werden in den Urkunden benannt.<br />

Die Grundsätze dieser Umwelt-Verkehrsprogramme sind bereits in der Broschüre: „Umwelt-<br />

Verkehrsprogramme in Betrieben – Ein Beitrag zur Verkehrspolitik der Stadt Freiburg i. Br.<br />

(Hrsg. „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ in Zusammenarbeit mit der Stadt Freiburg i. Br. –<br />

Verkehrsdezernat“) detailliert beschrieben.<br />

Eine weitere Maßnahme, die seit 1991 im Gespräch ist und zu der es bereits verschiedene<br />

Aktionen gab, ist die Einführung der Breisgau S-Bahn im Industriegebiet Nord, die voraus-


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

sichtlich in den Jahren 2009 – 2010 in Betrieb genommen wird. Eine besonders nennenswerte<br />

Aktion ist die Demonstrationsfahrt mit einem Personenzug auf den Gleisen der Güterbahn. Mit<br />

der Einführung der Breisgau S-Bahn soll eine weitere Verkehrsentlastung im Industriegebiet<br />

Nord durch die Nutzung der vorhandenen Güterbahngleise erreicht werden.<br />

Insgesamt zeichnet sich die Arbeit der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ durch ihre aktive und<br />

vielfältige Öffentlichkeitsarbeit aus. Um nur einige signifikante Aktionen der AG zu nennen:<br />

neben zahlreichen Presseerklärungen, Flugblättern und einigen Broschüren, wurden mehrere<br />

Aktionstage durchgeführt, Stauinformationen herausgegeben, ein Radlerfrühstück sowie ein<br />

Buslinien-Sektfrühstück organisiert.<br />

Soweit die vorliegenden Informationen diese Einschätzung zulassen, kann von einer weitgehenden<br />

Etablierung der Strategie gesprochen werden. Inwieweit alle begonnenen Maßnahmen<br />

in den einzelnen Betrieben Bestand haben, ist weder bei der AG noch bei der Stadtverwaltung<br />

dokumentiert und kann hier nicht erhoben werden.<br />

Nach Aussagen von Herr Wember sind folgende Erfolge der überbetrieblichen AG besonders<br />

nennenswert:<br />

• Einführung von Umwelt-Verkehrsprogrammen in sechs Betrieben bzw. Verwaltungen<br />

(Micronas GmbH, Gödecke, Universitätsklinikum, LITEF GmbH, IAF, Dienststellen der<br />

Stadt Freiburg)<br />

• Eine neue Buslinie zum Bahnhof Gundelfingen<br />

• Eine neue S-Bahn-Station am Universitätsklinikum<br />

Weitere positive Entwicklungen aus der Arbeit in der AG sieht er dadurch, dass:<br />

• Umwelt- und Verkehrsthemen zu selbstverständlichen Bestandteilen der Betriebsratsarbeit<br />

werden,<br />

• die an der AG beteiligten Betriebe sich regelmäßig austauschen,<br />

• Ein regelmäßiger Kontakt zwischen der AG und den Verkehrsträgern stattfindet und<br />

• Kontakte zu Umweltorganisationen gepflegt werden (vgl. Bier, Zimmermann: 156).<br />

7.6.6 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen<br />

Trotz der in Kapitel 3.2.11 dokumentierten Situation kann die Verkehrspolitik der Stadtverwaltung<br />

Freiburg i. Br. als wichtigste fördernde Rahmenbedingung für die Arbeit der AG und für<br />

einzelne BMM-Maßnahmen der Betriebe angesehen werden.<br />

Die Stadtverwaltung legt ihre verkehrspolitischen Prioritäten seit vielen Jahren auf die Entwicklung<br />

eines Gesamtkonzeptes, das umweltfreundliche Verkehrsträger wie den Fuß- und Radverkehr<br />

sowie den ÖPNV attraktiver gestaltet und damit attraktive Alternativen zur Nutzung <strong>des</strong><br />

eigenen Kraftfahrzeugs bietet.<br />

Seit 2002 unterstützt die Stadt die Freiburger Betriebe in ihrem Ziel, die Beschäftigten zur<br />

Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmethoden zu animieren. Im Frühjahr 2002 hat die Stadt<br />

Freiburg i. Br. zum ersten Mal ein Öko-Verkehrs-Siegel an Betriebe verliehen, die ein Umwelt-<br />

Verkehrsprogramm praktizieren. Durch diese Verleihung würdigt die Stadt das bisherige<br />

Engagement aller engagierten Betriebe und Verwaltungen. Gleichzeitig will sie weitere Betriebe<br />

motivieren, ebenfalls Maßnahmen zum Mobilitätsmanagement einzuführen (vgl. AG Umweltfreundlich<br />

zum Betrieb 2002b).<br />

55


56<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Umgesetzte Bausteine der ökologisch ausgerichteten Verkehrspolitik sind beispielsweise der<br />

Ausbau <strong>des</strong> Stadtbahnnetzes, die Einführung der Regio-Karte (in Zusammenarbeit mit den<br />

Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen), die Anlage von Park- und Ride-<br />

Plätzen, die Ausweitung <strong>des</strong> Radwegenetzes und die Fahrradstation am Hauptbahnhof. Durch<br />

diese und noch viele weitere Maßnahmen konnten die Anteile von ÖPNV und Fahrrad erheblich<br />

gesteigert werden. Die Fahrgastzahlen der VAG konnten seit 1984 von 29 Mio. auf 64 Mio.<br />

Personen pro Jahr im Jahr 2000 mehr als verdoppelt werden (vgl. Schmelas 2000). Auch im<br />

Regio-Verkehrsverbund ist ein kontinuierlicher Anstieg der Fahrgastzahlen von 83,1 Mio. im<br />

Jahr 1993 auf 105,3 Mio. im Jahr 2003 zu verzeichnen (vgl. Dezernat I und Kämmerei der Stadt<br />

Freiburg im Breisgau 2005: 46).<br />

Im Gesamtverkehrskonzept von 1989 wurden die Grundzüge eines Verkehrskonzeptes<br />

entwickelt, das heute in vielen Bereichen umgesetzt ist und in seinen Zielen weiter verfolgt wird.<br />

Maßnahmenschwerpunkte <strong>des</strong> Konzeptes sind der Ausbau <strong>des</strong> ÖPNV-Netzes, der Ausbau <strong>des</strong><br />

Radverkehrsnetzes, Verbesserungen für Fußgänger, Verkehrsberuhigungsmaßnahmen, der<br />

Rückbau von Hauptverkehrsstraßen und Parkraumbewirtschaftung. Mit diesem relativ früh auf<br />

eine umweltverträglichere Mobilitätsgestaltung zielenden Konzept wurde die Verkehrsplanung<br />

Freiburgs auch bun<strong>des</strong>weit bekannt. Hier sind insbesondere das Breisgau-S-Bahn-Konzept<br />

(u.a. Neuanlage von Haltepunkten im Industriegebiet Nord, Haslach und Vauban), die<br />

Radverkehrsförderung und die integrierte Planung bei realisierten städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen<br />

(Rieselfeld, Vauban) zu nennen. Die bisher verfolgten Ziele zur Förderung<br />

von ÖPNV, Fahrrad und Fußgängerverkehr sollen auch in Zukunft Priorität in der Verkehrsentwicklungsplanung<br />

der Stadt Freiburg i. Br. haben (vgl. Topp et al. 2002).<br />

Um weitere Perspektiven für ein nachhaltiges umweltfreundliches Verkehrskonzept zu<br />

entwickeln und künftige Verkehrsprojekte entsprechend aufeinander abzustimmen, erarbeitet<br />

die Verwaltung derzeit einen neuen Verkehrsentwicklungsplan (VEP). Mit diesem Plan sollen<br />

die Ziele und Maßnahmen <strong>des</strong> in 1989 verabschiedeten Gesamtkonzeptes mit einem Zielhorizont<br />

bis 2020 fortgeschrieben werden. Die Verantwortung für den VEP liegt bei dem Baudezernat,<br />

die Projektleitung beim Tiefbauamt. Die strategischen Planungen der Stadt verbinden<br />

die städtische Flächennutzungsplanung und die Verkehrsentwicklungsplanung bereits im<br />

Aufstellungsprozess. So sollen die Umwelt-, Flächennutzungs- und Verkehrsentwicklungsplanung<br />

strategisch verknüpft und damit der Aspekt der Verkehrsvermeidung verstärkt Berücksichtigung<br />

finden. Nach einer Entscheidung für die zukünftige Siedlungsentwicklung im FNP-<br />

Verfahren soll darauf aufbauend im Rahmen <strong>des</strong> VEP ein Maßnahmenprogramm für das<br />

zukünftige Verkehrsgeschehen entwickelt und damit die Arbeit am VEP abgeschlossen werden.<br />

In 2002 wurde zunächst die Bestandsanalyse abgeschlossen und mittels Stadtratsbeschluss<br />

zur Grundlage für die Planung festgelegt.<br />

Nach Auskunft der Stadtverwaltung ist bisher jedoch keine eigenständige BMM-Strategie als<br />

Bestandteil <strong>des</strong> VEP beabsichtigt.<br />

Ein weiteres Projekt, das zur Verbesserung der regionalen Verbindung beitragen soll, ist das<br />

Projekt Breisgau-S-Bahn 2005. Die Nahverkehrsmittel der Regionen sollen zu einem dichten<br />

aufeinander abgestimmten Netz verknüpft werden, wobei S-Bahn und Stadtbahn das Rückrat<br />

<strong>des</strong> Systems bilden und die Buslinien die Bereiche erschließen, die nicht im unmittelbaren<br />

Einzugsbereich der Schiene liegen. Durch die S-Bahn soll – zusätzlich zu der regionalen<br />

Verbindung – langfristig das Netz innerhalb der Stadt weiter verdichtet werden.


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Für viele einzelne Betriebe, die sich im BMM engagieren, ist die Existenz einer übergeordneten<br />

Struktur durch die „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ eine der wesentlichen fördernden<br />

Rahmenbedingungen, oft sogar der oder einer der Auslöser der Maßnahmen.<br />

Die „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ bietet einen Rahmen, in dem sich Interessierte aktiv<br />

beteiligen können und ein Wissens- und Interessensaustausch stattfindet. Innerhalb dieser AG<br />

werden Aktivitäten gebündelt und das Verhandlungsgewicht gegenüber den Verkehrsträgern<br />

und der Stadt verstärkt.<br />

Zusammenfassend lässt sich zu den fördernden Rahmenbedingungen festhalten, dass die<br />

Stadt Freiburg i. Br. durch ihre umweltfreundlich orientierte Verkehrspolitik das Anliegen der<br />

„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ unterstützt. Aus diesem Grund sind die externen Rahmenbedingungen<br />

aus Sicht der Betriebe als gut zu bewerten, da ein Rahmen geschaffen wurde, in<br />

dem die Maßnahmen zu diesem Thema gefördert werden. Innerhalb dieses Rahmens leistet die<br />

„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ praktische Hilfestellungen für die Betriebe und ist direkter<br />

Ansprechpartner, während die Stadt durch Maßnahmen, wie die Schwerpunktsetzung <strong>des</strong><br />

umweltfreundlichen Verkehrs in der Verkehrsplanung und der Verleihung <strong>des</strong> Öko-Verkehrs-<br />

Siegels, an der Umsetzung der Inhalte <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms mitwirkt.<br />

Eine grundsätzlich hemmende Rahmenbedingung und damit ein Problem in der Umsetzung von<br />

umweltfreundlichen Verkehrskonzepten liegt nach Aussage von Viktor Wember in der<br />

schwierigen Aufgabe, das Verkehrsverhalten der Menschen zu ändern und gleichzeitig zu<br />

erreichen, dass die Betriebe – von der Arbeitgeberseite aus – zu einer Unterstützung gewonnen<br />

werden können. Er benennt zwei Probleme:<br />

1. „Keiner will sein persönliches Verhalten ohne weiteres ändern (der Mensch ist ein<br />

Gewohnheitstier)<br />

2. Die meisten Betriebe scheuen jede finanzielle Ausgabe, die nicht unbedingt notwendig ist.<br />

Sie bleiben ausschließlich beim Kerngeschäft und scheuen jegliche Verwaltungsarbeit, die<br />

sie nicht unbedingt machen müssen. Das heißt, wir haben das Ziel, etwas in die Betriebe<br />

zu tragen, was diese skeptisch betrachten.“<br />

7.6.7 Politik der Stadtverwaltung<br />

Die Stadtverwaltung Freiburg i. Br. hat sich auf zwei Ebenen für die Thematik und die Initiative<br />

der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ engagiert. Einerseits hat sie diesen Aspekt frühzeitig in<br />

das eigenverantwortliche Handeln als Betrieb und damit großem Arbeitgeber aufgenommen.<br />

Einzelne Maßnahmen wurden für die eigenen Beschäftigten entwickelt und umgesetzt; die<br />

Stadtverwaltung arbeitet in der AG mit. Darüber hinaus unterstützte die Stadtverwaltung<br />

einzelne Maßnahmen, die in den Betrieben bzw. durch die AG angestoßen wurden, so auch die<br />

Öffentlichkeitsarbeit der AG. Im Sinne einer eigenen strategischen Ausrichtung als rahmensetzende,<br />

planende und aktiv handelnde Kommunalverwaltung, die dieses Thema zu einem<br />

integrierten Bestandteil ihrer verkehrspolitischen Programmatik und Handlungsprogramme<br />

entwickelt, um möglichst viele Betriebe in der Stadt zu entsprechendem Handeln zu motivieren,<br />

sind erst in jüngster Zeit Ansätze erkennbar. Bislang steht die Unterstützung der Aktivitäten der<br />

AG und der einzelnen Betriebe im Vordergrund, was insbesondere durch die Beteiligung an der<br />

Verleihung <strong>des</strong> „Öko-Verkehrs-Siegels“ deutlich wird. Ein eigenständiges Förderprogramm für<br />

Aktivitäten der AG bzw. Beratungsleistungen oder konkrete BMM-Maßnahmen der Betriebe<br />

existiert bislang nicht.<br />

57


7.6.8 Einschätzung zum Stand<br />

58<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Die Arbeit der AG seit rund 15 Jahren und die Erfolge dieser Arbeit werden von Herrn Wember<br />

als Sprecher der AG insgesamt erfolgreich eingeschätzt. Er geht aber davon aus, dass noch<br />

weitaus mehr Effekte möglich gewesen wären, wenn die veränderbaren Rahmenbedingungen<br />

entsprechend ausgerichtet worden wären. Als limitierend werden außerdem die knappen<br />

personellen Ressourcen der aktiven Mitarbeiter eingeschätzt.


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

7.7 <strong>Fallstudien</strong> Freiburg im Breisgau - Micronas GmbH<br />

Steckbrief: Betriebliches Mobilitätsmanagement Micronas GmbH<br />

Allgemeines<br />

Branche:<br />

Größe:<br />

Arbeitszeiten:<br />

Betriebsstruktur:<br />

Lage <strong>des</strong> Betriebs:<br />

Lage <strong>des</strong> Betriebes<br />

Entwicklung, Produktion und Vertrieb<br />

von integrierten Schaltkreisen<br />

ca. 1.900 Beschäftigte<br />

Feste Arbeitszeiten, flexible Arbeitszeiten,<br />

Schichtbetrieb, Nacht- und<br />

Wochenendarbeit<br />

Hauptsitz eines Mehrbetriebsunternehmens<br />

Industriegebiet Nord, Freiburg i. Br.<br />

Abbildung 13: Lageplan von Micronas Freiburg (Quelle: Darstellung PGN)<br />

Micronas liegt im Industriegebiet Nord<br />

Abbildung 12: Teilansicht <strong>des</strong> Betriebes<br />

Micronas GmbH Freiburg i. Br.<br />

(Quelle: Micronas 2000)<br />

Struktur <strong>des</strong> Betriebes Die Micronas GmbH ist der Hauptbetrieb <strong>des</strong> weltweit operierenden<br />

Mehrbetriebsunternehmens Micronas Semiconductor Holding AG mit Sitz in der<br />

Schweiz. Micronas in Freiburg ist im Bereich Entwicklung, Produktion und<br />

Vertrieb von integrierten Schaltkreisen (ICs) und Sensoren für die Unterhaltungselektronik<br />

und die Automobil-Elektronik im Multimediasektor tätig. Der<br />

Standort in Freiburg i. Br. ist der größte Standort der Micronas-Gruppe, dort<br />

wird der Großteil der Micronas-Produkte entwickelt und in Reinraum-Technik<br />

gefertigt.<br />

Beschäftigte Im Betrieb sind ca. 1.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Der<br />

Anteil der Frauen beträgt ca. 40 %. Bei Micronas werden verschiedene Arbeitszeitregelungen<br />

angeboten, von festen, über flexible Arbeitszeiten bis zum<br />

Schichtbetrieb sowie Nacht- und Wochenendarbeit. Von allen Beschäftigten<br />

sind ca. 60 % im Schichtbetrieb tätig. 30% sind teilzeitbeschäftigt.<br />

Anbindung an das<br />

ÖPNV-Netz<br />

Das peripher gelegene Industriegebiet Nord ist durch Busse an das Netz <strong>des</strong><br />

ÖPNV angeschlossen. Die ÖPNV-Haltestelle befindet sich direkt vor dem<br />

Betriebsgebäude von Micronas. Die Busse der VAG und der SBG<br />

59


Anbindung an das MIV-<br />

Netz<br />

Organisation <strong>des</strong><br />

ruhenden Verkehrs<br />

Anbindung an das<br />

Radverkehrsnetz<br />

60<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

SüdbadenBus GmbH binden das Industriegebiet Nord zu unterschiedlichen<br />

Tageszeiten recht unterschiedlich an den Hauptbahnhof an. Die Fahrzeit bis<br />

zum Hauptbahnhof beträgt 25 Minuten. Das Industriegebiet wird durch die VAG<br />

mit vier Buslinien bedient, die hauptsächlich zu den Arbeitsanfangs und -<br />

endzeiten im Einsatz sind. Von der SBG wird das Gebiet mit fünf Buslinien<br />

bedient.<br />

Die Anbindung für den MIV erfolgt für Micronas durch die in Nord-Süd-Richtung<br />

verlaufende Bun<strong>des</strong>straße B3. Der Anschluss an die Bun<strong>des</strong>autobahn A 5<br />

befindet sich in ca. 6 km Entfernung vom Standort.<br />

Auf dem Gelände befinden sich insgesamt 600 zum Teil angemietete als auch<br />

betriebseigene Stellplätze. Diese stehen den Beschäftigten von Micronas<br />

kostenfrei zur Verfügung. Bedingt durch die nahtlosen Schichtübergänge<br />

stehen insbesondere in der Schicht ab 14 Uhr kaum freie Parkplätze zur<br />

Verfügung. Die Nutzung <strong>des</strong> öffentlichen Straßenraums als Parkmöglichkeit<br />

kann vonseiten <strong>des</strong> Betriebes nicht bestätigt werden. Ein Teil der vorhandenen<br />

Stellplätze ist für Kunden und Besucher sowie für Dienstwagen reserviert.<br />

Es liegt keine aktuelle Radwegekarte von Freiburg vor, aus diesem Grund ist<br />

eine detaillierte Aussage zu der Anbindung an das Radverkehrsnetz nicht<br />

möglich. Aus dem Radroutennetzplan (2001) <strong>des</strong> Tiefbauamtes Freiburg i. Br.<br />

geht jedoch hervor, dass das Industriegebiet Nord durch Haupt- und Nebenrouten<br />

an das Radroutennetz der Stadt Freiburg angeschlossen ist. 15<br />

Mobilitätsstruktur Aufgrund der peripheren Lage <strong>des</strong> Industriegebiets und der Schichtarbeitszeiten<br />

überwiegt die Nutzung <strong>des</strong> eigenen Pkw auf den Arbeitswegen. Die<br />

prozentualen Anteile <strong>des</strong> Modal-Split für den Arbeitswegverkehr von Micronas<br />

wurden wie folgt angegeben: rund 40 % der Beschäftigten nutzen das eigene<br />

Auto auf dem Weg zur Arbeit, 10 % sind Mitfahrer bei Arbeitskollegen, 30 %<br />

nutzen den ÖPNV und 20 % nutzen das Fahrrad.<br />

Mobilitätskonzept Die Micronas GmbH am Standort in Freiburg i. Br. hat als erster Betrieb in<br />

Freiburg i. Br. die Initiative zur Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms<br />

ergriffen. Dabei ging es um die Etablierung einzelner Maßnahmen, die dazu<br />

beitragen, umweltfreundliche Verkehrsmittel auf dem Arbeitsweg zu benutzen.<br />

Das Mobilitätskonzept umfasst dabei ausschließlich die Arbeitswege der<br />

Beschäftigten. Maßnahmen wurden dabei für den ÖPNV, den Radverkehr, den<br />

MIV als auch allgemein zum Thema umweltfreundlicher Verkehr entwickelt.<br />

Koppelung an andere<br />

Managementstrategien<br />

Das Unternehmen ist umwelt- und qualitätszertifiziert. 16 Eine organisatorische<br />

Koppelung dieser Methoden mit dem auf die Arbeitswege bezogenen<br />

Mobilitätsmanagement besteht nicht. Allerdings wird ein strategischer<br />

Zusammenhang mit dem Umweltmanagement <strong>des</strong> Unternehmens gesehen, die<br />

Aktivitäten im Zusammenhang mit der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />

wurden im jährlich erscheinenden Umweltbericht erwähnt.<br />

Anlass & Motivation Die Motivation zur Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms war bei<br />

Micronas sowohl umweltstrategisch als auch problembezogen begründet. Der<br />

erste Grund für die Beschäftigung mit dem Thema „umweltfreundlicher<br />

Verkehr“, war die öffentliche politische Diskussion im Sommer 1990 zum<br />

Thema Luftverschmutzung und der seinerzeitige Anstieg der Ozonwerte durch<br />

die Zunahme <strong>des</strong> MIV. Hinzu kam ein problembezogener Anlass. Da sehr viel<br />

Beschäftigte den eigenen Pkw als Verkehrsmittel zum Arbeitsweg nutzten, war<br />

die Parksituation auf dem Betriebsareal sehr angespannt.<br />

Komplexität und Dichte Die BMM-Konzeption ist vergleichsweise dicht geknüpft, was auf die lange<br />

Praxis zurückzuführen ist.<br />

Zielgruppe & Ziele Die BMM-Konzeption umfasst ausschließlich die Arbeitswege der<br />

Beschäftigten. Die Strategie ist dauerhaft etabliert und umfasst eine relativ<br />

große Bandbreite von Maßnahmen für die Verkehrsmittel ÖPNV, Fahrrad und<br />

15 Die Radwegekarte von Freiburg i. Br. wird zur Zeit überarbeitet und steht nach Angaben von Bernhard Gutzmer<br />

einem Mitarbeiter <strong>des</strong> Tiefbauamtes Freiburg, erst in den nächsten Monaten zur Verfügung.<br />

16 Umweltzertifizierung nach DIN/EN/ISO 14001, EMAS; Qualitätszertifizierung nach ISO 9001


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Beginn <strong>des</strong> Mobilitätsmanagements<br />

MIV. Das Kernziel <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms der Micronas GmbH ist die<br />

Etablierung und Ausweitung von Maßnahmen, um noch mehr Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter von der Wichtigkeit eines umweltfreundlichen Verkehrsverhaltens<br />

zu überzeugen.<br />

Begonnen hat die Initiative zum Umwelt-Verkehrsprogramm der Micronas<br />

GmbH 1990/1991 durch die Initiative von Vertrauensleuten der IG Metall<br />

Freiburg i. Br. und dem Betriebsrat der Firma Intermetall (heute Micronas). Es<br />

wurde eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt, bei der eine Vielzahl an<br />

Vorschlägen zu Maßnahmen für ein Umwelt-Verkehrsprogramm gesammelt<br />

werden konnten. Alle Vorschläge wurden von einer betriebsinternen<br />

Kommission ausgewertet und es wurde mit der Entwicklung konkreter<br />

Umsetzungsmaßnahmen begonnen.<br />

Maßnahmen Übergeordnet: Betriebsinterne Information, Öffentlichkeitsarbeit, individuelle<br />

Arbeitszeitmodelle und Telearbeit<br />

Weitere für die Zukunft<br />

geplante Maßnahmen<br />

Organisation und<br />

Akteure/ Beteiligte<br />

ÖPNV: Aushang betrieblicher Fahrpläne für den ÖPNV in Infokästen für fast<br />

das gesamte Freiburger Stadtgebiet und die wichtigsten Umlandgemeinden<br />

(rund 30 verschiedene Fahrpläne), Einführung einer neuen Buslinie vom<br />

Industriegebiet Nord zum Bahnhof Gundelfingen, vom Betrieb vorfinanzierte<br />

und bezuschusste Regio-Jahreskarte, Werksbusse, Abstimmung Arbeitszeiten/ÖPNV-Fahrpläne<br />

Fahrradverkehr: Überdachte, beleuchtete und vom Pförtner einsehbare<br />

Fahrradabstellplätze, Radwegbroschüre (federführend von der Nachbar-Firma<br />

Gödecke erstellt), Umkleideräume und Duschen;<br />

MIV: Parkraummanagement, Firmenfahrzeuge mit privater Nutzung<br />

Es sind keine grundlegenden neuen Maßnahmen und Veränderungen <strong>des</strong><br />

innerbetrieblichen Umwelt-Verkehrsprogramms geplant. Die Arbeit konzentriert<br />

sich auf die Pflege und Festigung <strong>des</strong> vorhandenen. Eine zukünftig geplante<br />

Maßnahme ist ein Einführungsprogramm für neue Mitarbeiter. Hiermit soll über<br />

die Aktivitäten, Aktionen und Maßnahmen zum BMM informiert werden.<br />

Die innerbetriebliche Organisation liegt in erster Linie bei dem derzeitigen<br />

Betriebsratsvorsitzenden Herrn Baireuther. In alle Aktionen und Maßnahmen<br />

zum Thema „Umweltfreundlich zum Betrieb“ sind der Betriebsrat, die<br />

Geschäftsleitung und die Umweltabteilung involviert.<br />

Kooperationspartner Direkte außerbetriebliche Kooperationspartner sind die Mitglieder der überbetrieblichen<br />

„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ und die Freiburger Verkehrs<br />

AG (VAG). Durch diese Zusammenarbeit konnte in den letzten Jahren die<br />

Anbindung an das ÖPNV-Netz im Industriegebiet Nord erheblich verbessert<br />

werden. Ein direkter Kooperationspartner ist der Nachbarbetrieb Gödecke, mit<br />

dem die betrieblichen Fahrpläne von Micronas mit der Radwegbroschüre von<br />

Gödecke ausgetauscht werden.<br />

Ergebnisse Durch die Vorreiterrolle von Micronas ist eine konstruktive und produktive<br />

Grundlage geschaffen worden, auf der mittlerweile über 20 Betriebe in der<br />

überbetrieblichen AG zusammenarbeiten. Es konnte eine erhebliche<br />

Verbesserung der ÖPNV-Anbindung und -Nutzung erreicht werden. Das<br />

Fahrradkonzept und die Modernisierung der Fahrradabstellplätze hat zu einem<br />

deutlichen Anstieg der Fahrradnutzung besonders in den letzten Jahren geführt.<br />

Die Einschätzungen zu den Ergebnissen im Hinblick auf eine Verlagerung von<br />

individuellen Kfz-Verkehr auf andere Verkehrsmittel beruhen auf den Berichten<br />

der befragten Akteure. Begleituntersuchungen liegen nicht vor.<br />

Kontakt<br />

Micronas GmbH, Walter Baireuther, Betriebsratsvorsitzender,<br />

Hans-Bunte-Str. 19, 79108 Freiburg i. Br.,Tel.: 0761/517-2918<br />

E-Mail: walter.baireuther@micronas.com<br />

7.7.1 Initiierung und Entwicklungsprozess<br />

Von Micronas ging die Initialzündung für die Entwicklung eines betriebsbezogenen Umwelt-<br />

Verkehrsprogramms in Freiburg i. Br. aus. Gemeinsam mit der IG Metall haben die Betriebsräte<br />

der Micronas GmbH 1989/90 auf das Thema „Umweltfreundlich zum Betrieb“ aufmerksam<br />

61


62<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

gemacht. Aus dieser Initiative heraus sind in Freiburg i. Br. verschiedene firmenspezifische<br />

Umwelt-Verkehrsprogramme und eine überbetriebliche Arbeitsgemeinschaft entstanden.<br />

Anlass für die Einführung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms der Firma Micronas war die aktuelle<br />

politische Diskussion zum Thema Luftverschmutzung und der Anstieg der Ozonwerte durch die<br />

Zunahme <strong>des</strong> MIV. Die umweltpolitische Diskussion und das Engagement der Belegschaft<br />

waren somit der Ausgangspunkt für die Entwicklung <strong>des</strong> ersten Umwelt-Verkehrsprogramms in<br />

Freiburg i. Br.<br />

Neben dem strategischen Ansatz, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, kam bei der<br />

Micronas GmbH auch ein problembezogener Anlass hinzu. Mit ca. 1.900 Beschäftigten trägt<br />

Micronas erheblich zu dem starken Verkehrsaufkommen im Industriegebiet Nord bei, was zu<br />

täglichen Staus zu den Hauptarbeitszeiten führte. Auch diese nicht unerhebliche Tatsache war<br />

ein Anlass, das tägliche Verkehrsverhalten der Belegschaft in Frage zu stellen. Zusätzlich kam<br />

es zu Parkplatzengpässen auf dem Betriebsgelände. Für 1.900 Beschäftigte stehen heute ca.<br />

370 Stellplätze (früher ca. 600 Stellplätze) auf dem Betriebsgelände zur Verfügung.<br />

Die Anbindung bzw. fortlaufende Verbindung durch den ÖPNV an das Industriegebiet Nord war<br />

unzureichend, so dass es für die meisten Mitarbeiter einen erheblichen Zeitaufwand bedeutet<br />

hätte, auf den ÖPNV umzusteigen. Zu einigen Zeiten waren gar keine Busverbindungen im<br />

Industriegebiet vorhanden. Ebenso unzureichend waren die Möglichkeiten für die Fahrradfahrer<br />

<strong>des</strong> Betriebes. Es gab keine adäquaten Fahrradabstellplätze und die vorhandenen reichten bei<br />

weitem für die Nachfrage nicht aus.<br />

Die Initiative zur Thematisierung einer umweltfreundlichen Verkehrsmittelnutzung ergriff der<br />

Betriebsrat 1989/90. Durch eine Mitarbeiterbefragung und Informationen über die Möglichkeiten,<br />

auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umzusteigen, wurden zunächst Daten ermittelt und<br />

eine erste Ansprache der Beschäftigten durchgeführt.<br />

Diese Befragung erfolgte Ende 1990. Dabei wurden über 450 Ideen zusammengetragen, die<br />

den Grundstein für das bis heute existente und weiter entwickelte Umwelt-Verkehrsprogramm<br />

legten. Schwerpunkte dieser Ideensammlung waren (vgl. Intermall 1996: 1):<br />

• Die Schaffung einer Fahrgemeinschaftsbörse,<br />

• die Erstellung von betriebsbezogenen Fahrplänen für den ÖPNV,<br />

• einen Bus-Pendelverkehr zum Bahnhof Gundelfingen,<br />

• finanzielle Anreize für Benutzer <strong>des</strong> ÖPNV,<br />

• Forderungen nach besseren Fahrplanzeiten <strong>des</strong> öffentlichen Personennahverkehrs,<br />

• Werbung für den umweltfreundlichen Verkehr mit Aktionstagen,<br />

• die Koordination dieser Themen mit den Nachbarbetrieben.<br />

Die oben aufgeführten Kernpunkte wurden zwischenzeitlich überwiegend umgesetzt.<br />

Eine der Ideen, die bis heute nicht vollständig umgesetzt wurde, ist die Erschließung <strong>des</strong><br />

Industriegebiets Nord durch die S- Bahn auf der vorhandenen Güterbahnstrecke für den ÖPNV.<br />

Das Industriegebiet Nord, das größte der Region, verfügt aber über keine Schienenverbindung<br />

für den Personenverkehr. Ziel dieser Anbindung ist eine schnelle Verbindung zwischen dem<br />

Industriegebiet Nord und allen Stadtteilen neben der Güterbahntrasse zu schaffen. Aus dieser<br />

Idee heraus sind verschiede Aktionen entstanden, die dazu geführt haben, das die S-Bahn auf


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

der Güterbahnstrecke 1998 vom ZRF (Zweckverband Regio-Nahverkehr Freiburg) 17 in das<br />

Konzept „Breisgau-S-Bahn 2005“ aufgenommen wurde. Der Anschluss an das Industriegebiet<br />

Nord wurde in diesem ersten Schritt nicht realisiert, aber die insgesamt bessere Anbindung von<br />

wichtigen Wohngebieten und Knotenpunkten an die S-Bahn wurde zu einem attraktiven<br />

Angebot (AG Umweltfreundlich zum Betrieb 1996). Nach Angaben von Herrn Schade vom<br />

Zweckverband Regio-Nahverkehr Freiburg (ZRF), ist der Baubeginn der Schienentrassen für<br />

2008 angesetzt, die Inbetriebnahme der S-Bahnanbindung an das Industriegebiet Nord ist für<br />

die Jahre 2009 - 2010 vorgesehen. (vgl. Interview Hr. Schade am 21.04.2006). In diesem<br />

Zusammenhang wird, in Zusammenarbeit mit der Freiburger Verkehrs AG, auch ein Ausbau<br />

<strong>des</strong> vorhandenen Bussystems eingeplant, um die Erschließung an die Breisgau S-Bahn sicher<br />

zu stellen. Damit wäre die Idee der Mobilitäts- AG im Betrieb der Micronas letztendlich erfolgreich<br />

geblieben.<br />

Aus der Mobilitätsbefragung 1990 heraus hatte sich eine Kommission gebildet, die aus den<br />

zusammengetragenen Ideen ein Konzept entwickelte, welches mit der Geschäftsleitung<br />

verhandelt wurde. Das Ergebnis dieser Verhandlungen war eine Betriebsvereinbarung<br />

zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat der Firma Intermetall, in der unter anderem<br />

festgeschrieben wurde (vgl. Presseberichte 1999-2001b):<br />

1. Die Firma Intermetall startet eine Initiative mit dem Ziel, die Mitarbeiter zur intensiveren<br />

Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu bewegen.<br />

2. Die Benutzer <strong>des</strong> ÖPNV erhalten eine finanzielle Unterstützung.<br />

3. Die Durchführungsbestimmungen werden in einem gesonderten Anhang zu dieser<br />

Betriebsvereinbarung geregelt.<br />

4. Die Betriebsvereinbarung tritt am 01. September 1991 für zunächst ein Jahr in Kraft. Eine<br />

Fortführung der Betriebsvereinbarung wird von der Finanzlage <strong>des</strong> Unternehmens<br />

abhängig gemacht.<br />

Der offizielle Start <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms war im Juni 1991. Auf einer Betriebsversammlung<br />

wurde die Realisierung <strong>des</strong> Konzeptes mit folgenden Bestandteilen bekannt<br />

gegeben: Finanzielle Zuschüsse für den ÖPNV durch den Betrieb, Verlosungs-System<br />

(finanziert durch den Betrieb, während solcher Aktionen wurden bereits ein Mountainbike und<br />

eine Regio-Jahreskarte als Highlight verlost), Herausgabe Intermetall-Fahrpläne, Tipps für<br />

Park+Ride, Fahrgemeinschaftsbörse. Bis auf die zeitweise durchgeführten Verlosungen und die<br />

nur zu Beginn angebotene, wenig genutzte Fahrgemeinschaftsbörse werden die hier<br />

aufgeführten Bausteine <strong>des</strong> Konzeptes bis heute praktiziert. Durch die Presse kam das Thema<br />

„umweltfreundlicher Verkehr auf dem Arbeitsweg“ an die Öffentlichkeit und das Umwelt-<br />

Verkehrsprogramm der Firma Intermetall regte verschiedene weitere Betriebe an, sich ebenfalls<br />

zu engagieren.<br />

17 „Der Zweckverband Regio-Nahverkehr Freiburg (ZRF) entstand am 31. August 1994 aus dem Zusammenschluss der<br />

Stadt Freiburg im Breisgau sowie der beiden Landkreise Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald.<br />

Der Zweckverband vertritt die Gebietskörperschaften in der Region und entwickelt die verkehrspolitischen Leitlinien<br />

für den ÖPNV - er ist also für die politische Ebene <strong>des</strong> Nahverkehrs zuständig. Zudem ist er an der Entscheidung über<br />

die Gemeinschaftstarife für den ÖPNV im Verbandsgebiet und deren Finanzierung beteiligt.<br />

Der ZRF ist Träger <strong>des</strong> "Integrierten regionalen Nahverkehrskonzeptes Breisgau-S-Bahn 2005". Seine zentrale<br />

Aufgabe ist, den regionalen Nahverkehrsplan zu erstellen und regelmäßig fortzuschreiben und damit den<br />

Nahverkehrsentwicklungsplan im Verbandsgebiet schrittweise umzusetzen.“ (Quelle: Regio-Verbund, Homepage:<br />

http://www.regio-verbund.de/cms/Regioverbund/de/nav/zrf/1,300408,9328.html 19.04.06)<br />

63


64<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Der Anstoß durch Intermetall war die Initialzündung für eine breitgefächerte Zusammenarbeit in<br />

der überregionalen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ die durch die IG Metall maßgeblich<br />

unterstützt wurde und bis heute wird.<br />

7.7.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb<br />

Seit 1991 wird das Umwelt-Verkehrsprogramm der Micronas GmbH gemeinsam von Betriebsrat<br />

und Geschäftsleitung <strong>des</strong> Unternehmens getragen und weiterentwickelt. Die Hauptinitiative<br />

innerhalb <strong>des</strong> Betriebes liegt derzeit bei Herr Baireuther (Betriebsratsvorsitzender). Alle<br />

anderen Beteiligten sind dem Thema gegenüber aufgeschlossen und engagieren sich hauptsächlich<br />

bei offiziellen und öffentlichen Anlässen. Nach Angaben von Herrn Baireuther wird die<br />

Organisation <strong>des</strong> Berufsverkehrs von Micronas folgendermaßen geregelt:<br />

Organisation der Arbeitswege<br />

Die Organisation der Arbeitswege wird nicht direkt reglementiert, aber jede Mitarbeiterin und<br />

jeder Mitarbeiter hat die Möglichkeit, sich über die vielfältigen Angebote zum umweltfreundlichen<br />

Verkehr zu informieren und diese zu nutzen. Informationen werden insbesondere durch<br />

den Betriebsratsvorsitzenden angeboten. Weitere detaillierte Informationen können über<br />

Infokästen an zentralen Standorten im Betriebsgebäude und über das Intranet erlangt werden.<br />

Des Weiteren gibt es Steckkästen mit über 28 verschiedenen Fahrplänen, die für Beschäftigte<br />

zugänglich sind und die genaue Auskunft über die ÖPNV-Verbindungen und Umsteigemöglichkeiten<br />

geben und kostenlos mitgenommen werden können.<br />

Es gibt direkte finanzielle Anreize durch die Bezuschussung und Vorfinanzierung der Regio-<br />

Jahreskarte, einmalige Zuschüsse sowie das Sponsoring <strong>des</strong> Betriebs für öffentliche<br />

Veranstaltungen zum Thema.<br />

Geschäftsreisen<br />

Von der Geschäftsleitung wird das Verkehrsmittel gefördert, das für den Betrieb jeweils am<br />

sinnvollsten erscheint. Dabei geht es um die Effizienz der Arbeitszeiteinteilung und nur in<br />

zweiter Linie um die Art <strong>des</strong> Verkehrsmittels. Für die Organisation und Abwicklung der<br />

Geschäftsreisen sind das Sekretariat und die Assistenz bzw. die Personalabteilung <strong>des</strong><br />

Betriebes zuständig.<br />

Spezielle Regelungen für den Besucherverkehr existieren nicht.<br />

7.7.3 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes<br />

Direkte Projektpartner von Micronas sind in erster Linie die Mitglieder der überbetrieblichen „AG<br />

Umweltfreundlich zum Betrieb“ (www.umweltfreundlich-zum-betrieb.de) und besonders Herr<br />

Wember von der IG Metall Verwaltungsstelle Freiburg i. Br., der auch Ansprechpartner für Herrn<br />

Baireuther in allen Fragen zum Umwelt-Verkehrsprogramm der Micronas GmbH ist. Ohne die<br />

überbetriebliche AG hätten die Maßnahmen zum Umwelt-Verkehrsprogramm nicht einen<br />

solchen Bekanntheitsgrad und ein derartiges Image in Freiburg i. Br. erlangt.<br />

Im direkten Umfeld der Beteiligten ist die benachbarte Firma Gödecke ein wichtiger<br />

Kooperationspartner, die durch die Bereitstellung ihrer Radwegbroschüre attraktive Radwegverbindungen<br />

von den wichtigsten Wohnstandorten ins Industriegebiet Nord beschreibt.<br />

Durch die Erstellung der Betriebsfahrpläne bei Micronas und die damit verbundene Erkennung<br />

von Schwachstellen der ÖPNV-Anbindung ist eine gute Zusammenarbeit mit der Freiburger


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Verkehrs AG (VAG) entstanden, woraus eine erhebliche Verbesserung der ÖPNV-Anbindung<br />

resultierte.<br />

Eine weitere, wenn auch nicht direkte Beteiligung, an dem Umwelt-Verkehrsprogramm von<br />

Micronas, hat die Stadtverwaltung Freiburg i. Br. Durch die Verkehrspolitik der Stadt Freiburg i.<br />

Br., mit dem Schwerpunkt auf umweltfreundliche Ziele ausgerichtet, trägt sie einen erheblichen<br />

Teil zur Förderung <strong>des</strong> ÖPNV bei. Mit dem 1984 eingeführten „Umweltticket“, heute Regio-<br />

Karte, gilt Freiburg i. Br. als Vorreiter für den ÖPNV in Deutschland.<br />

7.7.4 Erste Schritte zur Implementierung der BMM-Strategie<br />

Das Projekt zum Umwelt-Verkehrsprogramm begann bei Micronas durch die Initiative der<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Ziel, konstruktiv und nachhaltig einen Beitrag zum<br />

Umweltschutz zu leisten und den Staus im Berufsverkehr entgegenzuwirken. Begonnen hat die<br />

Implementierung <strong>des</strong> Projektes 1989/90 durch eine Mitarbeiterbefragung, bei der die<br />

Beschäftigten Fragen zu ihrem Wohnort, der Verkehrsmittelwahl für den Arbeitsweg und ihren<br />

Arbeitszeiten beantworten sollten. Außerdem wurde nach Ideen und Handlungsmöglichkeiten<br />

zum Umwelt-Verkehrsprogramm gefragt. Die Resonanz zu diesem Thema war hoch, wie die<br />

Beteiligung von ca. 1/3 der Belegschaft zeigte.<br />

Die weiteren Aktivitäten für die Entwicklung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms, wurden durch<br />

das persönliche Engagement einzelner Aktiver vorangetrieben. Die notwendige Zeit hierfür,<br />

wurde durchweg ehrenamtlich in der Freizeit aufgebracht.<br />

7.7.5 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen<br />

Die Maßnahmen zum Umwelt-Verkehrsprogramm von Micronas sind kein umfassen<strong>des</strong><br />

Gesamtkonzept. Es handelt sich um einzelne Maßnahmenbausteine, die nutzerorientiert dort<br />

ansetzen, wo der Betriebsrat einen besonderen Bedarf erkennt. Die gesamte Arbeit zum<br />

Umwelt-Verkehrsprogramm der Firma Micronas wird ehrenamtlich geleistet, wobei im Gegensatz<br />

zu den Anfangszeiten der Maßnahmenumsetzung der betriebene Zeitaufwand zum<br />

Umwelt-Verkehrsprogramm heute wesentlich geringer ist.<br />

Durch das Umwelt-Verkehrsprogramm konnte erreicht werden, dass im ersten Jahr nach der<br />

Einführung rund 100 Beschäftigte bereit waren, vom Pkw auf umweltfreundliche Verkehrsmittel<br />

umzusteigen.<br />

Folgende Maßnahmen im Umwelt-Verkehrsprogramm der Micronas GmbH sind umgesetzt und<br />

etabliert:<br />

Auslage spezifischer Betriebsfahrpläne <strong>des</strong> ÖPNV<br />

Seit 1991 gibt es bei Intermetall (heute Micronas) Betriebsfahrpläne, inzwischen in der 45.<br />

Auflage. Die Betriebsfahrpläne der Firma Micronas erscheinen dreimal pro Jahr und es gibt sie<br />

für fast alle Freiburger Stadtteile und die wichtigsten Umlandgemeinden. Es sind mittlerweile ca.<br />

33 verschiedene Verbindungen vom Wohnort zum Betrieb und umgekehrt auf einem Handzettel<br />

zusammengefasst und zusätzlich im Intranet für alle einsehbar. Alle notwendigen Linien der<br />

öffentlichen und privaten Verkehrsanbieter sind miteinander verbunden und durch verschiedene<br />

Routen und Umsteigemöglichkeiten übersichtlich aufgelistet. Dabei sind auch die<br />

verschiedenen Schichtzeiten berücksichtigt. Durch die zielbezogene Auflistung, konnten schon<br />

in der Anfangszeit Lücken und Mängel bei den Umsteigeverbindungen nachgewiesen werden.<br />

Diese konnten mittlerweile überwiegend durch kleine Fahrplanverbesserungen der VAG<br />

korrigiert werden.<br />

65


66<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Die ausgearbeiteten Fahrpläne sind für die Beschäftigten von Micronas, die den ÖPNV nutzen<br />

eine große Erleichterung. Auch die Beschäftigten der Nachbarfirmen im Industriegebiet Nord<br />

haben die Möglichkeit diese Fahrpläne von Micronas zu nutzen.<br />

Die Regio-Jahreskarte als Firmenticket<br />

Die Micronas GmbH übernimmt die Vorfinanzierung der Regio-Jahreskarte (440 €), wobei die<br />

Verkehrsunternehmen einen Rabatt von zwei Monatskarten einräumen. Der Nutzer bezieht die<br />

Karte direkt über den Arbeitgeber und zahlt den monatlichen Betrag, abzüglich der<br />

Bezuschussung durch den Arbeitgeber und der Vergünstigung durch die Verkehrsgesellschaft.<br />

Die Bezuschussung durch den Betrieb beträgt z.Zt. 55 € pro Jahr.<br />

Zusätzliche Busverbindungen, AST-Verkehre und Werksbus<br />

1992 wurde die in der Ideen-Sammlung gewünschte Buslinie als Verbindung vom Bahnhof<br />

Gundelfingen zum Industriegebiet Nord durch die Freiburger Verkehrs AG eingerichtet. Dadurch<br />

konnte eine wesentliche Verbesserung der Situation für Beschäftigte, die aus den nördlichen<br />

Gebieten (Gundelfingen, Denzlingen, Emmendingen, Kenzingen und Waldkirch) nach Freiburg<br />

i. Br. kommen, erreicht werden. Diese Orte liegen an der Bahnstrecke mit guten Zugverbindungen<br />

nach Freiburg i. Br. Die Linie 24 stellt seit 1992 den „Transfer-Bus“ vom Bahnhof<br />

Gundelfingen ins Industriegebiet Nord dar. Der Fahrplan dieser Buslinie ist auf die An- und<br />

Abfahrtszeiten der Züge am Bahnhof Gundelfingen abgestimmt.<br />

Für die Schichtmitarbeiter gab es bis zur Etablierung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms fast<br />

keine adäquate Möglichkeit, den ÖPNV zu nutzen. Auch in diesem Bereich konnten durch<br />

relativ geringfügige Fahrplanoptimierungen seitens der VAG die Fahrzeiten der Busse<br />

zugunsten der Schichtzeiten der Betriebe im Industriegebiet Nord verschoben werden. Seit<br />

1994 gab es zudem ein Anruf-Sammeltaxi für Spätschichtbeschäftigte. Die Nachfrage nach<br />

diesem Angebot war so groß, das schon 1996 ein Bus eingesetzt werden musste (Werksbus).<br />

Bei dem Werksbus von Micronas handelt es sich um einen vom Betrieb bezuschussten Buszubringerverkehr<br />

für die Beschäftigten aus dem ländlichen Elsass. Die Werkbusse werden zu<br />

50 % vom Betrieb bezuschusst; die andere Hälfte muss von den Benutzern aufgebracht<br />

werden, wobei die Nutzer der Werksbusse unterschiedliche Preise je nach Entfernung bezahlen<br />

müssen. Über die aktuelle Auslastung <strong>des</strong> Werksbusverkehrs wurden keine Angaben gemacht.<br />

Anfang 2007 sind die Werksbusse aus wirtschaftlichen Gründen allerdings eingestellt worden.<br />

Die Mitarbeiter aus Colmar und Umgebung fahren jetzt mit der SBG, welche seit einigen Jahren<br />

auch Teile <strong>des</strong> Elsaß andient. Mitarbeiter aus anderen Gebieten schlossen sich zu Fahrgemeinschaften<br />

zusammen.<br />

Radwegbroschüre (erstellt von der Firma Gödecke)<br />

Die Radlergruppe der Firma Gödecke hat eine Radwegbroschüre für die Darstellung der<br />

Erreichbarkeit <strong>des</strong> Industriegebiets Nord erstellt, in der viele Beispiele für attraktive Radwege<br />

aufgeführt werden. Zustande gekommen ist diese Broschüre durch das Engagement der Radler<br />

der Firma Gödecke, die ihren individuellen Radweg zum Arbeitsplatz beschreiben. Diese<br />

Broschüre steht ebenso für die Beschäftigten von Micronas zur Verfügung. Im Gegenzug dazu<br />

stellt Micronas den Beschäftigten von Gödecke die Betriebsfahrpläne zur Verfügung.<br />

Fahrradabstellplätze<br />

Um die infrastrukturellen Voraussetzungen für die Fahrradfahrer zu verbessern, wurden im<br />

Laufe der letzten Jahre die Anzahl und die Qualität der Fahrradabstellanlagen optimiert.


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Mittlerweile gibt es überdachte, beleuchtete und vom Pförtner einsehbare Fahrradabstellplätze.<br />

Die Radfahrer genießen als einzige das Privileg, direkt am Eingang <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> parken zu<br />

dürfen.<br />

Duschen und Umkleideräume für die Radfahrer sind ebenfalls vorhanden.<br />

Öffentlichkeitsarbeit und innerbetriebliche Werbung<br />

Um das Thema „Umweltfreundlich zum Betrieb“ im Unternehmen immer aktuell zu bewerben,<br />

werden verschiedene innerbetriebliche Aktionen durchgeführt. Dazu gehören:<br />

� die Auslage einer Broschüre zum umweltfreundlichen Verkehr mit Informationen zu den<br />

Themen Park+Ride, Train+Bike, Park+Bike. In dieser Broschüre werden verschiedene<br />

Kombinationen dargestellt, wie man trotz weiter Arbeitswege und ungünstiger ÖPNV-<br />

Anbindungen umweltfreundlich zum Betrieb fahren kann.(vgl. Intermetall 1996)<br />

� Die Thematisierung <strong>des</strong> Themas auf Betriebsversammlungen.<br />

� Unregelmäßig durchgeführte Aktionstage, die in Zusammenarbeit mit der überbetrieblichen<br />

„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ durchgeführt werden.<br />

� Informationen zum Umwelt-Verkehrsprogramm sind auch über das Intranet einsehbar.<br />

Ebenfalls gibt es hier eine Verlinkung zu den betriebsinternen Fahrplänen von Micronas.<br />

� Die Auslage von Infomaterial beim Betriebsarzt.<br />

� Es wird regelmäßig ein Umweltbericht der Firma Micronas herausgegeben, in dem die<br />

Arbeit zum Thema Umwelt-Verkehrsprogramm positiv dargestellt wird, da die Firma in<br />

Bezug auf ihre Fertigung, auf Kosteneinsparungen und Umwelt ihre Schwerpunkte gelegt<br />

hat. (Micronas 2000 und 2004).<br />

Durch das Engagement seitens der Geschäftsführung und <strong>des</strong> Betriebsrates von Micronas<br />

konnten sukzessive Fortschritte bei der Umsetzung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms erreicht<br />

werden. Auch der Status bei den Beschäftigten kann laut Aussage von Herrn Baireuther als<br />

positiv bewertet werden. Er begründet diese Bewertung damit, dass die angebotenen<br />

Maßnahmen gut genutzt werden. Die Einstellung zu diesem Thema hat sich im Laufe der Jahre<br />

positiv entwickelt.<br />

Das Umwelt-Verkehrsprogramm der Firma Micronas lässt sich aufgrund der dadurch initiierten<br />

überbetrieblich wirkenden Initiative nicht alleine betrachten. Aus dem anfänglichen Wunsch der<br />

Beschäftigten von Micronas, Maßnahmen für die Förderung umweltfreundlicher Mobilität zu<br />

unterstützen und im Betrieb zu etablieren, haben zu einem Konzept geführt, das mittlerweile für<br />

die gesamte Stadt relevant ist und bun<strong>des</strong>weit Bekanntheit erlangt hat. Resultierend aus der<br />

Mitarbeiterbefragung bei Micronas und den ersten durchgeführten Maßnahmen, wurde die<br />

Wohnortanalyse auf das gesamte Industriegebiet Nord ausgeweitet und erlangte dadurch<br />

zusehends mehr Anerkennung und Bekanntheit im Stadtgebiet. Durch diese Aktion wurden<br />

immer mehr Betriebe und Verwaltungen animiert und motiviert sich in der überbetrieblichen „AG<br />

Umweltfreundlich zum Betrieb“ zu engagieren.<br />

7.7.6 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen<br />

Grundsätzlich wurde als fördernde Rahmenbedingung berichtet, dass es eine umweltstrategische<br />

Ausrichtung in der Unternehmenspolitik gibt.<br />

67


68<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Die Grundlage für Umweltschutzaktivitäten bei Micronas wurde durch die Eigentümerin von<br />

Micronas vorgegeben. Nach Angaben aus der Literatur werden die Schnittstellen zwischen den<br />

Maßnahmen zu „Umweltfreundlich zum Betrieb“ und den Instrumenten <strong>des</strong> betrieblichen<br />

Umweltschutzes ausschließlich über die Betriebsräte sichergestellt, die sich in ihrer Freizeit<br />

aktiv im Umweltschutz engagieren (vgl. Bier, Zimmermann: 152).<br />

Bei Micronas wird in Abständen von zwei bis drei Jahren ein Umweltbericht veröffentlicht. In<br />

diesem Bericht wird auch auf das Projekt „Umweltfreundlich zum Betrieb“ der AG verwiesen<br />

und die damit verbundenen Maßnahmen von Micronas werden aufgezeigt.<br />

Eine Grundvoraussetzung, die zum Gelingen <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms beigetragen hat,<br />

ist die gute Zusammenarbeit mit der Freiburger Verkehrs AG, durch die das peripher gelegene<br />

Industriegebiet Nord eine Verbesserung der ÖPNV-Anbindung erhalten hat.<br />

Die internen Voraussetzungen bei Micronas wurden durch das ehrenamtliche Engagement <strong>des</strong><br />

Betriebsrates und die gute Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung und deren finanzieller<br />

Unterstützung geschaffen.<br />

Externe fördernde Rahmenbedingungen sind durch die Zusammenarbeit in der überbetrieblichen<br />

„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ gegeben. Die offiziellen Kontakte mit der Stadt<br />

und der VAG laufen hauptsächlich über die AG. Bei speziellen Fragestellungen wird aber auch<br />

direkt mit den Ansprechpartnern von VAG oder der Stadt verhandelt. Generell ist aber Herr<br />

Wember der Mittelpunkt <strong>des</strong> Geschehens und aus diesem Grund auch immer der erste<br />

Ansprechpartner für die Beschäftigten.<br />

Eine mittlerweile sehr positive Rahmenbedingung für das Gelingen <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms<br />

bei Micronas ist nach Einschätzung der Verantwortlichen auch das gestiegene<br />

Image <strong>des</strong> Radfahrers und <strong>des</strong> ÖPNV, wobei dieses eher mit einem allgemeinen Trend zu tun<br />

hat, als mit aktiven Umweltschutz.<br />

Es gibt auch Misserfolge und hemmende Faktoren im Umsetzungsprozess <strong>des</strong> Umwelt-<br />

Verkehrsprogramms zu verzeichnen. Zu den wesentlichen hemmenden Faktoren gehört das<br />

Fehlen einer internen Arbeitsgruppe, die das Thema innerbetrieblich noch weiter vorantreibt.<br />

Zu den Misserfolgen können die Fahrgemeinschaftsbörse und die dazugehörigen reservierten<br />

Stellplätze gewertet werden. Die Einrichtung der organisierten Fahrgemeinschaftsbörse konnte<br />

nicht umgesetzt werden, da die Resonanz der Beschäftigten sehr schlecht war. Diese zuerst als<br />

internes Angebot geplante Maßnahme wurde auf benachbarte Betriebe (ca. 3-4) ausgeweitet,<br />

um den Personenkreis potentieller Interessenten zu vergrößern. Doch auch dieses Angebot<br />

wurde nicht ausreichend genutzt. Die vorgesehene Reservierung von Parkplätzen für Fahrgemeinschaften<br />

konnte aufgrund der hohen Anzahl von Pkw-Selbstfahrern nicht eingehalten<br />

werden. Es konnten zwar in Abstimmung mit der Geschäftsführung Stellplätze für Fahrgemeinschaften<br />

reserviert werden, aufgrund der geringen Stellplatzanzahl auf dem Gelände waren die<br />

Reservierungen für Fahrgemeinschaften seitens <strong>des</strong> Betriebs nicht aufrechtzuerhalten.<br />

Die Nutzung der Angebote <strong>des</strong> BMM bei Micronas werden durch vielfältige Anreize gefördert<br />

und den Beschäftigten schmackhaft gemacht, es fehlt jedoch nach Aussagen <strong>des</strong> Betriebsratsvorsitzenden<br />

an mehr engagierten „Helfern“, die das Projekt im Betrieb durch praktische Mithilfe<br />

unterstützen.<br />

7.7.7 Einschätzungen zum Stand<br />

Trotz dieser hemmenden Bedingungen und der beiden Misserfolge schätzt Herr Baireuther die<br />

Perspektiven <strong>des</strong> BMM als durchaus zukunftsträchtig ein. Auf der Grundlage der dauerhaft


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

ansteigenden Benzinpreise und der eher gleich bleibenden Einkommen der Beschäftigten, sieht<br />

er noch mehr Zuwächse besonders für den ÖPNV. Der Umweltgedanke spielt dabei in seinen<br />

Augen eine untergeordnete Rolle. Er schätzt die Lage so ein, dass sich die Bemühungen<br />

innerhalb der Firma Micronas mit den steigenden Benzinpreisen sehr gut ergänzen.<br />

Bei Micronas soll es weitere Maßnahmen zum Umwelt-Verkehrsprogramm geben. Dazu gehört<br />

ein Einführungsprogramm für neue Mitarbeiter, durch das sie über die Aktivitäten, Aktionen und<br />

Maßnahmen zum BMM informiert werden. Es sind keine grundlegenden Veränderungen<br />

geplant, der Schwerpunkt liegt in der Zukunft vorwiegend auf dem Erhalt und der Festigung <strong>des</strong><br />

Erreichten.<br />

69


7.8 <strong>Fallstudien</strong> Freiburg im Breisgau - Universitätsklinikum<br />

Steckbrief: Betriebliches Universitätsklinikum Freiburg i. Br.<br />

Allgemeines<br />

Branche:<br />

Größe:<br />

Arbeitszeiten:<br />

Betriebsstruktur:<br />

70<br />

Öffentliche Gesundheitsversorgung<br />

ca. 8.000 Beschäftigte<br />

feste Arbeitszeiten,<br />

Schichtbetrieb<br />

Krankenhaus mit mehreren<br />

Standorten in Freiburg i. Br.<br />

Lage <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg i. Br.<br />

Abbildung 15: Lage <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg i. Br. (Quelle: Darstellung PGN)<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Abbildung 14: Luftbild <strong>des</strong> Universitätsklinikums<br />

Freiburg i. Br. (Quelle: Homepage Universitätsklinikum<br />

Freiburg im Breisgau)<br />

Das Zentralklinikum liegt eingebettet in einem Wohngebiet nahe der Innenstadt, die Außenkliniken<br />

Psychiatrie und Hautklinik befinden sich an der Hauptstraße im Westen der Stadt, die medizinischtheoretischen<br />

Institute sind im Institutsgebiet der Universität Freiburg i. Br. untergebracht.<br />

Anbindung an das<br />

ÖV-Netz<br />

Anbindung an das<br />

MIV-Netz<br />

Das Zentralklinikum ist durch eine Straßenbahnlinie mit zwei Haltestellen sowie<br />

zwei Buslinien der VAG und zwei Buslinien der SBG mit drei Haltestellen an<br />

den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Die Straßenbahn bindet das<br />

Universitätsklinikum im 10-Minuten-Takt an den Hauptbahnhof an, während die<br />

Busse im 30-Minuten-Takt verkehren. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist<br />

die Verbindung zum Hauptbahnhof in 7 Minuten bzw. in die Innenstadt in 10<br />

Minuten gesichert.<br />

Die verkehrliche Anbindung für den MIV für alle Standorte ist als gut zu<br />

bewerten. Für das Zentralklinikum befindet sich ein Anschluss an die Bun<strong>des</strong>autobahn<br />

A 5 in ca. 5 km Entfernung. In Nord-Süd-Richtung verlaufen die<br />

Bun<strong>des</strong>straßen B 3 und B 31 jeweils östlich und westlich <strong>des</strong> Klinikums in ca. 1-


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Organisation <strong>des</strong><br />

ruhenden Verkehrs<br />

Anbindung an das<br />

Radverkehrsnetz<br />

Struktur <strong>des</strong> Betriebes<br />

Beschäftigte<br />

Mobilitätsstruktur<br />

Mobilitätskonzept<br />

Koppelung an andere<br />

Managementstrategien<br />

Anlass & Motivation<br />

Zielgruppe & Ziele<br />

3 km Entfernung.<br />

Insgesamt stehen auf dem Gelände <strong>des</strong> Universitätsklinikums 852 Pkw-Stellplätze<br />

zur Verfügung, sowohl ebenerdig als auch in Parkhäusern. Da die<br />

Stellplätze für die Zahl der potentiellen Nutzer nicht ausreichen, werden die<br />

Parkplätze <strong>des</strong> Universitätsklinikums bewirtschaftet. Dabei ist jeder zur<br />

Verfügung stehende Parkplatz für Beschäftigte, Besucher oder Patienten<br />

gebührenpflichtig. Beschäftigte zahlen pro Tag 50 Cent, Besucher und<br />

Patienten je Stunde 50 Cent. Mit den Einnahmen wird das Jobticket der im<br />

Klinikum Beschäftigten bezuschusst. Außerdem gibt es für Frauen, Behinderte<br />

und Lieferanten reservierte Stellplätze. Zahlreiche Mitarbeiter stellen ihre Kraftfahrzeuge<br />

im öffentlichen Straßenraum ab.<br />

Die Radwegeverbindungen zum Universitätsklinikum sind im Rahmen der Fahrradverkehrsplanung<br />

der Stadt sukzessive verbessert worden (neue Radwege<br />

und Wegweisungen).<br />

Das Universitätsklinikum Freiburg ist eine rechtsfähige Einrichtung der<br />

Universität Freiburg. Alle medizinischen Fachrichtungen sind durch eigene<br />

Fachkliniken, Institute und zentrale Einrichtungen in Freiburg vertreten. Das<br />

Freiburger Universitätsklinikum gehört bun<strong>des</strong>weit zu den größten<br />

medizinischen Einrichtungen.<br />

Insgesamt sind im Universitätsklinikum Freiburg z.Z. ca. 8.000 Personen<br />

beschäftigt, davon rund 1.000 Ärzte und 2.800 Pflegekräfte. Aufgeteilt auf die<br />

verschiedenen Arbeitszeitmodelle lässt sich ein Anteil von ungefähr 40 % Teilzeitbeschäftigten<br />

und 40 % Schicht feststellen.<br />

Aus einer Erhebung durch das Universitätsklinikum aus 2002 geht hervor, dass<br />

22 % der Befragten ihren eigenen Pkw nutzen und 14 % das Angebot <strong>des</strong><br />

ÖPNV wahrnehmen, 16 % mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren und 3 % zu Fuß<br />

gehen. Die restlichen 37 % nutzen eine Kombination verschiedener Verkehrsmittel.<br />

Das Mobilitätskonzept <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg i. Br. bezieht sich<br />

ausschließlich auf die Arbeitswege der Beschäftigten. Das Umwelt-Verkehrsprogramm<br />

beinhaltet Maßnahmenbausteine für den ÖPNV, den Radverkehr,<br />

den MIV und auch allgemeine Maßnahmen zur Förderung <strong>des</strong> umweltfreundlichen<br />

Verkehrs. Im Vordergrund <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms <strong>des</strong><br />

Universitätsklinikums standen das Parkraumbewirtschaftungskonzept in<br />

Verbindung mit einer Bezuschussung <strong>des</strong> Jobtickets sowie das Fahrradkonzept<br />

Die BMM-Konzeption umfasst überwiegend die Arbeitswege der Beschäftigten,<br />

teilweise sind Maßnahmen im Bereich Dienstreiseverkehr bzw. Besucherverkehr<br />

direkt einbezogen (insbesondere im Aspekt Parkraumbewirtschaftung).<br />

Das Unternehmen ist qualitätszertifiziert. Zudem gibt es eine Umweltberichterstattung<br />

und eine Umweltkostenberechnung. Eine organisatorische<br />

Koppelung dieser Methoden mit dem auf die Arbeitswege bezogenen<br />

Mobilitätsmanagement besteht nicht. Allerdings wird ein strategischer<br />

Zusammenhang mit dem Umweltmanagement <strong>des</strong> Unternehmens gesehen; die<br />

Aktivitäten im Zusammenhang mit der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />

wurden im jährlich erscheinenden Umweltbericht erwähnt.<br />

Der Anlass bzw. die Motivation zur Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms<br />

war sowohl umweltstrategisch, als auch problembezogen. Der erste<br />

Anlass für die Beschäftigung mit dem Thema „umweltfreundlich zum Betrieb“,<br />

war die politische Diskussion im Sommer 1990 zum Thema Luftverschmutzung<br />

und Anstieg der Ozonwerte durch die Zunahme <strong>des</strong> MIV. Zusätzlich gab es<br />

noch einen problembezogenen Anlass. Durch vermehrte Umbau- und Neubaumaßnahmen<br />

kam es zu einer Parkplatzknappheit auf dem Areal <strong>des</strong><br />

Universitätsklinikums, da trotz Abbaus von Pkw-Stellplätzen weiterhin die<br />

gleiche Anzahl der Beschäftigten mit dem eigenen Pkw zur Arbeit kamen.<br />

Aufgrund dieser beiden Handlungsanlässe, wurde vonseiten <strong>des</strong> Personalrates<br />

die Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms angeregt.<br />

Das Kernziel <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms <strong>des</strong> Universitätsklinikums ist die<br />

Etablierung und Ausweitung der vorhandenen Maßnahmen, um weitere<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Bedeutung umweltfreundlichen<br />

Verkehrsverhaltens zu überzeugen.<br />

71


Beginn <strong>des</strong> Mobilitätsmanagements<br />

Organisation und<br />

Akteure/ Beteiligte<br />

Kooperationspartner<br />

Organisation und<br />

Akteure/ Beteiligte<br />

72<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Begonnen hat die Initiative zum Umwelt-Verkehrsprogramm <strong>des</strong> Universitätsklinikums<br />

1990 durch die Initiative <strong>des</strong> Personalrats <strong>des</strong> Klinikums.<br />

Die innerbetriebliche Organisation liegt in erster Linie bei der innerbetrieblichen<br />

Arbeitsgruppe „Umwelt und Verkehr“ und dem Betriebsrat <strong>des</strong> Klinikums. In der<br />

internen Arbeitsgruppe arbeiten Beschäftigte <strong>des</strong> Klinikums aus den Bereichen<br />

Verwaltung (Abteilung Haus und Grundstücksverwaltung, in dieser Abteilung ist<br />

der Verkehrsdienst angesiedelt), Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene,<br />

Arbeitssicherheit, Technischer Betrieb und zusammen.<br />

Außerbetriebliche Kooperationspartner sind die Mitglieder der überbetrieblichen<br />

„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ und die Freiburger Verkehrs AG (VAG).<br />

Des weiteren kooperiert das Universitätsklinikum zum Thema Mobilität mit dem<br />

Verkehrsplanungsamt und dem Bauamt der Stadt Freiburg i. Br. sowie den<br />

Verkehrsverbänden ADAC, ADFC und VCD.<br />

Die innerbetriebliche Organisation liegt in erster Linie bei der innerbetrieblichen<br />

Mobilitäts-Arbeitsgruppe. In alle Aktionen und Maßnahmen zum Thema<br />

„Umweltfreundlich zum Betrieb“ sind der Betriebsrat, die Geschäftsleitung und<br />

anlassbezogen verschiedene Fachabteilungen involviert.<br />

Kooperationspartner Direkte außerbetriebliche Kooperationspartner sind die Mitglieder der überbetrieblichen<br />

„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ und die Freiburger Verkehrs<br />

AG (VAG).<br />

Maßnahmen<br />

Für die Zukunft<br />

geplante Maßnahmen<br />

Ergebnisse<br />

Übergreifend: Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, Mobilitätsinformation bei<br />

Neueinstellung durch Personalrat, Individuelle Arbeitszeitmodelle und<br />

Abstimmung Arbeitszeiten/ÖPNV Fahrpläne<br />

ÖPNV: bezuschusste Regio-Umwelt-Karten (Job-Tickets) in Verbindung mit<br />

gestaffelten Parkgebühren, Verbesserung der ÖPNV-Verbindungen, Bau eines<br />

S-Bahn-Haltepunktes<br />

Fahrradverkehr: Konzept für Fahrradabstellplätze, neue Abstellanlagen mit<br />

Wetterschutz und Erstellung einer Fahrradbroschüre, Umkleideräume/Duschen<br />

MIV: Parkraumbewirtschaftung<br />

Es sind keine grundlegenden Veränderungen <strong>des</strong> innerbetrieblichen Umweltverkehrskonzeptes<br />

geplant. Die Priorität liegt weiterhin auf der Optimierung von<br />

Fahrradabstellplätzen. Eine zukünftig geplante Maßnahme ist die Einbindung<br />

der Außenstelle in der Hauptstraße (Psychiatrie und Hautklinik) in den Verkauf<br />

der Jobtickets, ein verstärkter Focus soll zukünftig auf die Patienten und<br />

Besucher <strong>des</strong> Klinikums gerichtet sein, um eine Verbesserung <strong>des</strong> Mobilitätsverhaltens<br />

herbeizuführen.<br />

Die wichtigsten Ergebnisse der Mobilitätsmaßnahmen <strong>des</strong> Universitätsklinikums<br />

sind die Einführung <strong>des</strong> Job-Tickets und <strong>des</strong> S-Bahn-Haltepunktes. Seit der<br />

Etablierung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms konnten auf dem gesamten<br />

Klinikgelände insgesamt 300 Parkplätze dauerhaft abgebaut werden. Etwa 400<br />

Beschäftigte sind nach Angaben <strong>des</strong> Klinikums auf alternative Verkehrsmittel<br />

umgestiegen. Durch die Einführung <strong>des</strong> neuen S-Bahn-Haltepunkts hat sich die<br />

Fahrzeit für die Nutzer im Durchschnitt um insgesamt 20 Minuten verringert.<br />

Der Haltepunkt wird gut angenommen (vgl. Homepage Clever Pendeln). Auch<br />

die Zahl der Radfahrer wurde deutlich gesteigert.<br />

Kontakt Universitätsklinikum Freiburg i. Br.:<br />

Herr Jung (Geschäftsbereichsleiter); Hugstetter Straße 49; 79095 Freiburg i.<br />

Br.; E-Mail: Kalle.Jung@uniklinikum-freiburg.de; Tel.: 0761/270-2160,<br />

Herr Mössner und Herr Vögtle (Personalräte)<br />

Breisacher Straße 62, Haus 4; 79106 Freiburg i. Br.<br />

E-mail: personalrat@persrat.ukl.uni-freiburg.de; Tel.: 0761/270 6087 (Herr<br />

Mössner); Tel.: 0761/270 6077 (Herr Vögtle)<br />

7.8.1 Initiierung und Entwicklungsprozess<br />

Die Initiative zur Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms für das Universitätsklinikum<br />

ergriff der Personalrat 1990. Für die Initiierung eines solchen Programms gab es zwei übergeordnete<br />

Handlungsansätze:


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Neben dem generellen Anliegen <strong>des</strong> Universitätsklinikums, einen Beitrag zum Umweltschutz zu<br />

leisten, stand das Problem <strong>des</strong> Parkraummangels auf dem Klinikgelände im Vordergrund. Die<br />

anfangs 1.700 Parkplätze wurden durch die Errichtung von Neubauten immer weiter reduziert,<br />

so dass es zu einem spürbaren Parkplatzmangel kam. Eine Schwachstelle lag dabei in der<br />

schlechten Anbindung <strong>des</strong> Universitätsklinikums an das regionale Schienennetz (Bahnstrecke<br />

Breisach - Hauptbahnhof Freiburg). Die Beschäftigten aus Richtung Breisach fuhren morgens<br />

zuerst am Klinikum vorbei, bevor sie das Klinkgelände durch eine Rückfahrt vom Hauptbahnhof<br />

mit Bus und Straßenbahn erreichen konnten.<br />

Für die wachsende Zahl der Fahrradnutzer standen keine ausreichenden Abstellmöglichkeiten<br />

zur Verfügung.<br />

Der Impuls für ein Umwelt-Verkehrsprogramm ging vom Personalrat <strong>des</strong> Universitätsklinikums<br />

aus, zu dem bis 1999 auch noch der heutige Geschäftsbereichsleiter <strong>des</strong> Bereichs Wirtschaft<br />

gehörte. Mit seinem Wechsel in die Verwaltung hat er das Thema „Umweltfreundlich zum<br />

Betrieb“ 2001 mit der Parkraumbewirtschaftung verknüpft.<br />

Anfang der 1990er Jahre forderte der Personalrat zum Umweltverkehrsprogramm<br />

insbesondere:<br />

� Ausbaustopp von Parkplätzen; angrenzende öffentliche Parkplätze sollen zu Anwohner-<br />

Parkplätzen werden,<br />

� Zuschuss zur Regio-Karte im Tausch für Parkplaketten,<br />

� Verbesserung der ÖPNV-Anbindung,<br />

� Schaffung einer ausreichenden Anzahl von überdachten Fahrradabstellplätzen mit<br />

Diebstahlsicherung.<br />

Nach ersten Verhandlungen mit der Klinikleitung hat sich eine interne Arbeitsgruppe „Umwelt<br />

und Verkehr“ gebildet, über die auch der Kontakt mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich<br />

zum Betrieb“ hergestellt wurde. Ziel dieser Arbeitsgruppe war die schrittweise<br />

Umsetzung konkreter Konzeptbausteine.<br />

Die erste Maßnahme im Umsetzungsprozess <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms war die Analyse<br />

<strong>des</strong> Verkehrsverhaltens sowie der Bedingungen für einen Umstieg auf umweltfreundliche<br />

Verkehrsmittel. Dazu wurde eine Mitarbeiterbefragung zum Thema Mobilität durchgeführt.<br />

Die Befragung ergab, dass die meisten Mitarbeiter aus der Stadt Freiburg i. Br. oder dem<br />

direkten Umkreis (ca. 15 km) stammen und daher die Möglichkeit haben, auf die Autonutzung<br />

zum Arbeitsplatz zu verzichten.<br />

Aus der Umfrage ging hervor, dass ca. 36 % der Beschäftigten das Auto auf dem Weg zur<br />

Arbeit nutzten (inkl. Fahrgemeinschaften), während bereits 24 % den ÖPNV und 31 % das<br />

Fahrrad nutzten sowie 5 % zu Fuß zur Arbeit kamen (vgl. Universitätsklinikum 2002: 30). Damit<br />

war zwar die deutliche Mehrheit der Beschäftigten Nutzer umweltfreundlicher Verkehrsmittel.<br />

Trotzdem wurden v.a. vor dem Hintergrund der Parkplatzproblematik Maßnahmen für eine<br />

Verbesserung der Verkehrssituation geplant.<br />

In einem nächsten Schritt wurden einzelne Ideen entwickelt. Dazu gehörten Fahrplanänderungen<br />

zur Angleichung an die Arbeitszeiten und das Konzept zur Einrichtung eines neuen<br />

Haltepunktes der Breisgau S-Bahn am Universitätsklinikum sowie die Bezuschussung <strong>des</strong><br />

ÖPNV und <strong>des</strong> Fahrra<strong>des</strong> auf dem Arbeitsweg. Die Einrichtung <strong>des</strong> Haltepunktes am<br />

Universitätsklinikums hatte eine besondere Priorität, da es einen größeren Pendlerstrom aus<br />

73


74<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Richtung Westen gab, der durch diese Anbindung besser bedient werden könnte. Auch für<br />

Mitarbeiter der benachbarten Behörden (z. B. Finanzamt) sowie für Besucher und Patienten der<br />

Ambulanz sollte die Einrichtung dieses Haltepunktes deutliche Vorteile bringen.<br />

In Zusammenarbeit mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ wurden in der<br />

Folge konkrete Konzeptbausteine entwickelt, die nach und nach umgesetzt werden sollten.<br />

Die innerbetriebliche Arbeitsgruppe Umwelt und Verkehr <strong>des</strong> Universitätsklinikums hat den<br />

Umsetzungsprozess <strong>des</strong> BMM intern organisiert. Daran war auch maßgeblich die Verwaltung<br />

beteiligt, von der ein Mitglied der innerbetrieblichen AG angehört. Dadurch konnten die<br />

Vorschläge zur Verbesserung der baulichen Infrastruktur effektiver an die Bauverwaltung<br />

herangetragen werden.<br />

7.8.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb<br />

Seit 1990 wird das Umwelt-Verkehrsprogramm <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg in<br />

Zusammenarbeit mit Personen aus Klinikverwaltung, Personalrat sowie interessierten<br />

Beschäftigten getragen und weiterentwickelt. In der internen „Arbeitsgruppe Umwelt und<br />

Verkehr“ arbeiten Beschäftigte <strong>des</strong> Klinikums aus den Bereichen Verwaltung (Abteilung Haus<br />

und Grundstücksverwaltung), Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene, Arbeitssicherheit,<br />

Technischer Betrieb und Personalrat zusammen. Durch das bereits etablierte<br />

Umwelt-Verkehrsprogramm von Micronas wurde man auf Herrn Wember von der IG Metall<br />

aufmerksam. Die interne Arbeitsgruppe hat den Kontakt zu ihm hergestellt und mit ihm<br />

gemeinsam an der Ausarbeitung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms <strong>des</strong> Universitätsklinikums<br />

gearbeitet.<br />

1994 wurde die Leitungsgruppe Umweltschutz im Universitätsklinikum gegründet. In dieser<br />

Leitungsgruppe werden alle Umweltthemen <strong>des</strong> Klinikums bearbeitet und neue Ansätze für<br />

Umweltschutzthemen diskutiert. In diesem Zusammenhang liegt auch die Zuständigkeit für die<br />

Umweltberichterstattung der Leitungsgruppe beim Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene.<br />

Durch die Mitarbeit <strong>des</strong> Geschäftsbereichsleiters Wirtschaft in dieser Leitungsgruppe<br />

und der Verkehrsarbeitsgruppe ist eine enge Verzahnung gegeben, wodurch das<br />

Verkehrsprogramm gut in der Verwaltung verankert ist. Das Universitätsklinikum Freiburg war<br />

eines der ersten Krankenhäuser, das zur Entwicklung umweltfreundlicher Produkte, zur<br />

Verbesserung von Methoden und zu innovativen, umweltschonenden Verfahren beigetragen<br />

hat. Dieses Engagement wurde im Jahr 2000 mit der Auszeichnung durch den Umweltpreis der<br />

Deutschen Bun<strong>des</strong>stiftung Umwelt belohnt.<br />

Die Zuständigkeiten im Betrieb für den Dienst- und Geschäftsreiseverkehr sowie für die<br />

Organisation der Arbeitswege und <strong>des</strong> Kunden- und Besucherverkehrs sind entsprechend der<br />

Größe und vielfältigen Struktur <strong>des</strong> Betriebs auf verschiedene Abteilungen verteilt. Ein Teil der<br />

Organisation der Arbeitswege ist durch die Dienstvereinbarung geregelt, in der das Konzept für<br />

die Parkraumbewirtschaftung festgeschrieben wurde. Die Verantwortung für die Parkraumbewirtschaftung<br />

liegt allein bei der Verwaltung.<br />

Die Zuständigkeiten für den Berufsverkehr liegen im weitesten Sinne bei den Personalabteilung,<br />

Betriebstechnik, Bau- und Liegenschaften, Fuhrparkmanagement, der Stabsstelle Bau, dem<br />

Personalrat und im Geschäftsbereich Wirtschaft (Leiter <strong>des</strong> Geschäftsbereichs Wirtschaft). Alle<br />

genannten Abteilungen sind in diesen Prozess durch bauliche Maßnahmen, Genehmigungsvorgänge<br />

oder Vertrieb und Koordination der Jobtickets und Bonusanträge involviert. Die<br />

Zuständigkeit für den Geschäfts- und Dienstreiseverkehr liegt bei der Personalabteilung. Das<br />

dort eingerichtete Reisezentrum ist ausschließlich für die Buchung und Abrechnung von


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Geschäfts- und Dienstreisen der Mitarbeiter <strong>des</strong> Klinikums zuständig. Für den Besucherverkehr<br />

ist der Geschäftsbereich Wirtschaft zuständig.<br />

Der Personalrat in Zusammenarbeit mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum<br />

Betrieb“, die interne Arbeitsgruppe „Umwelt und Verkehr“ und der Geschäftsbereichsleiter<br />

waren im Umsetzungsprozess <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms <strong>des</strong> Universitätsklinikums die<br />

treibenden Kräfte.<br />

Projektpartner und Beteiligte die außerhalb <strong>des</strong> Universitätsklinikums zum Gelingen <strong>des</strong><br />

Umwelt-Verkehrsprogramms beitragen, sind in erster Linie die Mitglieder der überbetrieblichen<br />

„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ und Herr Wember von der IG Metall Freiburg als direkter<br />

Ansprechpartner für alle Fragen zum Umwelt-Verkehrsprogramm. Durch die zumin<strong>des</strong>t<br />

anfänglich sehr intensive Zusammenarbeit mit der AG konnten viele Konzeptbausteine <strong>des</strong><br />

Umweltverkehrskonzeptes in relativ kurzer Zeit umgesetzt werden.<br />

Weitere Ansprechpartner außerhalb <strong>des</strong> Klinikums sind Mitarbeiter <strong>des</strong> Planungs- und<br />

Bauamtes, die Verkehrsunternehmen, sowie Verbände (ADAC, ADFC, VCD).<br />

Die Stadtverwaltung Freiburg i. Br. unterstützt die Umwelt-Verkehrsprogramme in den Betrieben<br />

nicht nur durch ihre Verkehrspolitik. In Bezug auf das Universitätsklinikum konnten durch die<br />

gute Zusammenarbeit besonders infrastrukturelle Probleme auf dem Klinikgelände gelöst<br />

werden. Ein Beispiel dafür ist die Verlegung einer öffentlichen Radwegeverbindung über das<br />

Klinikgelände, um eine direkte Routenführung zu ermöglichen.<br />

Ein wichtiger Kontakt wird gemeinsam vom Personalrat <strong>des</strong> Universitätsklinikums, der überbetrieblichen<br />

„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ und der Freiburger Verkehrs AG, zu einem<br />

Fahrgastbeirat 18 <strong>des</strong> Regio Verkehrsverbun<strong>des</strong> Freiburg gehalten.<br />

Zusätzlich besteht auch ein Kontakt mit der DB AG. Dieser ist durch das Anliegen eines Haltepunkts<br />

entstanden, jedoch gestaltete sich die Zusammenarbeit langwierig.<br />

Alles in allem sind die externen Projektpartner und Kontakte als förderlich für die Umsetzung<br />

<strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms <strong>des</strong> Universitätsklinikums zu bewerten. Vor allem in der<br />

Anfangszeit war die Verbindung mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />

sehr intensiv; sie hat den Umsetzungsprozess konstruktiv vorangetrieben. Aktuell ist die<br />

Zusammenarbeit seitens <strong>des</strong> Klinikums weniger intensiv, da eine regelmäßige Teilnahme an<br />

den Treffen der AG aus Kapazitätsgründen nicht mehr zu vereinbaren ist. Bei wichtigen<br />

Themen, die das Klinikum betreffen, wird aber weiterhin ein Vertreter der Personalabteilung <strong>des</strong><br />

Klinikums den Treffen der AG beiwohnen, um weitere wichtige Informationen und Möglichkeiten<br />

zu erfahren und zu diskutieren.<br />

7.8.3 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen<br />

Nach der erfolgreich abgeschlossenen Mitarbeiterbefragung am Universitätsklinikum konnte in<br />

Zusammenarbeit mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ ein dauerhaftes<br />

Konzept entwickelt werden, das die Beschäftigten zur stärkeren Nutzung der öffentlichen<br />

Verkehrsmittel und <strong>des</strong> Fahrrads motiviert. Dieses Konzept wurde durch eine Dienstvereinbarung<br />

verankert.<br />

18 Im Bereich <strong>des</strong> Regio-Verkehrsverbun<strong>des</strong> Freiburg (RVF) gibt es vier regionale Fahrgastbeiräte, die sich um die<br />

Belange <strong>des</strong> öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) kümmern. Sie bestehen aus jeweils 15-20 Mitgliedern, die<br />

sich freiwillig für diese Aufgabe gemeldet haben und unabhängig von den Verkehrsunternehmen arbeiten; diese<br />

übernehmen lediglich Betreuungsfunktionen.<br />

75


Fahrradverkehr<br />

76<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Die interne „Arbeitsgruppe Umwelt und Verkehr“ <strong>des</strong> Universitätsklinikums entwickelte 1992<br />

eine Radwegbroschüre, die 26 verschiedene Routen, mit zum Teil verschiedenen Varianten,<br />

zur Klinik beinhaltet (vgl. Bier, Zimmermann: 152). Das Fahrradkonzept basiert auf einer<br />

Befragung zu den genutzten Routen zum Universitätsklinikum. In Zusammenarbeit mit der Stadt<br />

Freiburg wurden neue Radwege inklusive neuer Beschilderungen festgelegt. Zusätzlich wurde<br />

ein umfangreiches Konzept zur Neueinrichtung und Restaurierung von Radabstellanlagen<br />

entwickelt. Mittlerweile gibt es mehr als 500 diebstahlsichere und zum größten Teil überdachte<br />

Abstellplätze.<br />

Die Schwerpunkte bei der Umsetzung <strong>des</strong> Fahrradkonzeptes waren: Die Fahrradabstellplätze<br />

möglichst nahe am Eingang, Anlehnbügel (anstelle sog. „Felgenkiller“), Wetterschutz sowie<br />

neue, zeitgemäße Abstellplätze in ausreichender Anzahl (vgl. AG Umweltfreundlich zum Betrieb<br />

2000: 14).<br />

Das Fahrradkonzept der Universitätsklinik beinhaltet zudem die Trennung von Pkw-, Rad- und<br />

Fußverkehr, um Konflikte zu vermeiden. So ist der Innenbereich <strong>des</strong> Zentralklinikums nur zu<br />

Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen.<br />

ÖPNV<br />

In Zusammenarbeit mit der Verkehrs AG Freiburg (VAG) und dem Regionalverbund konnten die<br />

Fahrpläne <strong>des</strong> ÖPNV an die Arbeitszeiten angepasst werden, um die späten Abendstunden mit<br />

einzuschließen. Sogar Bereiche <strong>des</strong> Hochschwarzwal<strong>des</strong> sind mittlerweile halbstündlich an das<br />

Regionalnetz nach Freiburg angebunden. Der Versuch, vergleichbare Betriebsfahrpläne wie<br />

Micronas zu erstellen, konnte aufgrund der vielen Arbeitszeitmodelle und Schichten nicht<br />

realisiert werden.<br />

Zur Motivation und Unterstützung der Beschäftigten, den ÖPNV zu nutzen (einschließlich<br />

Park+Ride, Train+Bike oder Park+Bike), dienen Flugblätter, die vom Personalrat bereitgestellt<br />

werden.<br />

Die Initialzündung, den öffentlichen Verkehr für die Betriebsangehörigen attraktiver zu<br />

gestalten, kam von den Beschäftigten <strong>des</strong> Heizwerks <strong>des</strong> Klinikums. Viele hatten das Problem,<br />

morgens auf der Bahnstrecke von Breisach zum Hauptbahnhof an der Klinik vorbeizufahren,<br />

bevor sie das Klinkgelände durch eine Rückfahrt vom Hauptbahnhof mit dem ÖPNV erreichen<br />

konnten. Dadurch entstand ein Zeitverlust von mehr als 15 Minuten. Durch den Einsatz <strong>des</strong><br />

Klinikumsvorstan<strong>des</strong>, der Arbeitsgruppe Umwelt und Verkehr und <strong>des</strong> Personalrates konnte der<br />

zusätzliche Haltepunkt „Uni-Klinikum“ innerhalb weniger Monate errichtet werden. Die damalige<br />

Bun<strong>des</strong>bahndirektion Karlsruhe erklärte von Anfang an ihr prinzipielles Interesse, konnte aber<br />

keine ausreichenden Finanzmittel zur Verfügung stellen. Daher stattete das Universitätsklinikum<br />

den Haltepunkt auf eigene Kosten aus und investierte 70.000 DM für den Bau <strong>des</strong> Bahnsteigs.<br />

Durch den im September 1992 errichteten Haltepunkt können Beschäftigte, Patienten und<br />

Besucher aus Richtung Breisach bzw. Hauptbahnhof direkt mit der Breisgau S-Bahn zum<br />

Klinikum gelangen. Mittlerweile gehört der Haltepunkt zu dem am meisten frequentierten auf der<br />

Strecke zwischen Breisach und Freiburg.<br />

Parkraumbewirtschaftung und Jobticket<br />

Der Parkraum auf dem Gelände <strong>des</strong> Universitätsklinikums wird seit 2001 bewirtschaftet und ist<br />

für Beschäftigte, Besucher und Patienten gebührenpflichtig. 30% der Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaftung<br />

<strong>des</strong> Universitätsklinikums werden für ein Anreizsystem zur Verfügung


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

gestellt, um Mitarbeiter zum Verzicht auf die Pkw-Nutzung für den Arbeitsweg zu bewegen. 30<br />

% der Einnahmen dienen zur Mit- und Vorfinanzierung der Regio-Jahreskarte bzw. der Regio-<br />

Monatskarte für Beschäftigte, die auf das Auto als Transportmittel zur Arbeit verzichten.<br />

Beschäftigte, die der Verwaltung in einem schriftlichen Antrag mitteilen, dass sie auf die<br />

Inanspruchnahme von Parkplätzen verzichten, können zwischen drei Möglichkeiten wählen<br />

(Dienstvereinbarung Universitätsklinikum Freiburg):<br />

Bonusregelung: Die Bonusregelung betrifft diejenigen, die mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur<br />

Arbeit kommen. Je nach Entfernung <strong>des</strong> Wohnortes bekommen sie einen jährlichen Gehaltsbonus<br />

für ihr umweltfreundliches Verhalten: 50 € in Tarifzone A, 55 € in Tarifzone B, 60 € in<br />

Tarifzone C oder darüber hinaus.<br />

Regio-Monatskarte: Es wird eine vom Universitätsklinikum bezuschusste Regio-Monatskarte für<br />

33,50 € statt für 41,50 € angeboten. (Diese ist übertragbar, d. h. sie kann auch privat von zwei<br />

Erwachsenen mit bis zu vier Kindern genutzt werden).<br />

Regio-Jahreskarte: Bei dieser Variante bekommen die Beschäftigten einen Zuschuss vom<br />

Arbeitgeber für die Jahreskarte <strong>des</strong> Freiburger Verkehrsverbun<strong>des</strong> in Höhe von 80 €. Der<br />

Jahresbetrag kann von den Mitarbeitern in zwei Raten von jeweils 157,50 € beglichen werden.<br />

Die übertragbare Regio-Jahreskarte kann so für 335 € statt für 415 € erworben werden.<br />

Für die Monate, in denen ein Beschäftigter keine Regio-Karte in Anspruch nimmt und auch auf<br />

das Auto verzichtet, bekommt er als Bonus das Geld ausbezahlt (vgl. Bonusregelung).<br />

Kontrolliert wird dieses System über eine codierte Mitarbeiter-Cash-Card mit Zahlfunktion. Wird<br />

dennoch mit dem Auto zur Arbeit gefahren, ist die Karte so programmiert, dass diese Person<br />

höhere Parkgebühren zahlen (3,00 €/Tag statt 0,50 €/Tag). Dadurch zahlen diejenigen mit einer<br />

bezuschussten Regio-Karte die anfallenden Kosten der Nichtnutzung an das Klinikum zurück<br />

(vgl. Universitätsklinikum Freiburg 2002: 31).<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Eine weitere wichtige Maßnahme zur Etablierung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms ist die<br />

innerbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit. Durch gezielte Aktionen und Berichte in der Betriebszeitung<br />

und auf Betriebsversammlungen macht der Personalrat auf die Alternativen zum Pkw<br />

aufmerksam. Auch über die Nutzung von Park+Ride, Train+Bike, Park+Bike wird informiert, um<br />

die ungünstiger gelegenen Wohnorte in das umweltschonende Verkehrkonzept der Klinik<br />

einzubeziehen. Des Weiteren gibt es einen Flyer und eine Broschüre zum praktizierten Umweltschutz<br />

im Universitätsklinikum, in denen auf die Maßnahmen zum umweltfreundlichen Verkehr<br />

hingewiesen wird. Weitere Informationen zu diesem Thema sind regelmäßig am Schwarzen<br />

Brett zu finden. Die überbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit läuft hingegen über die „AG Umweltfreundlich<br />

zum Betrieb; interne Umsetzungen werden nicht durch die überbetriebliche AG<br />

beworben.<br />

Insgesamt ist die Akzeptanz der Maßnahmen <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms unter den<br />

Beschäftigten sehr groß. Ca. 1.500 - 1.800 Mitarbeiter nutzen die Regio-Jahreskarte, hinzu<br />

kommen noch die „Springer“, die nur zeitweise (überwiegend in den Wintermonaten) eine<br />

Regio-Monatskarte und ansonsten das Fahrrad nutzen. Inzwischen konnten auf dem Klinikgelände<br />

insgesamt 300 Parkplätze dauerhaft abgebaut werden. Etwa 400 Beschäftigte haben<br />

auf das Auto verzichtet.<br />

Die Modal-Split-Anteile der befragten Beschäftigten im Berufsverkehr zum Universitätsklinikum<br />

werden wie folgt angegeben:<br />

77


78<br />

Pkw ÖPNV Radfahrer Fußgänger<br />

21,5 % 14,4% 15,6% 3,2%<br />

Tabelle 4: Modal-Split-Anteile im Berufsverkehr <strong>des</strong> Universitätsklinikums (2002)<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Aktuell steht für das Universitätsklinikum die Weiterführung der etablierten Maßnahmen im<br />

Vordergrund, vor allem in Bezug auf die Optimierung <strong>des</strong> Fahrradabstellkonzeptes.<br />

Wissensimplementation, Consulting, Begleitforschung<br />

Das Hintergrundwissen zum Thema BMM wurde durch persönliches Engagement, Literatur<br />

zum Thema und eigenes Ausprobieren erlangt. Im Bereich Logistik gibt es interne Spezialisten,<br />

die für den Lieferverkehr und die Patientenströme verantwortlich sind und die Umsetzung <strong>des</strong><br />

BMM unterstützen. Weiteres Fachwissen zum Thema wird durch die überbetriebliche „AG<br />

Umweltfreundlich zum Betrieb“ transferiert.<br />

7.8.4 Finanzielle Förderung von Planung und Maßnahmen durch Dritte<br />

Es gibt keine externe finanzielle Förderung von Planungen oder Maßnahmen. Die Finanzierung<br />

der Maßnahmen übernimmt das Klinikum. Der Haltepunkt am Universitätsklinikum wurde<br />

ebenso wie das Fahrradkonzept aus dem Etat <strong>des</strong> Klinikums finanziert: Für den Haltepunkt<br />

Uniklinik 70.000 DM, für das Fahrradkonzept wurden bis 1997 bereits über 1 Mio. DM aus dem<br />

Bau-Etat investiert. Es gibt ein Budget aus dem Haushalt der Bauverwaltung für die interne AG<br />

Umwelt und Verkehr, mit dem Maßnahmen umgesetzt werden können. Der Betrag lag 2006 bei<br />

ca. 20.000 €. Vorgesehen ist das Geld für die Optimierung und den Neubau von Fahrradabstellplätzen.<br />

Verbleibt aus den 30 % Einnahmen der Parkraumbewirtschaftung am Ende <strong>des</strong> Jahres ein<br />

Überschuss, entwickelt die interne AG Umwelt und Verkehr einen Vorschlag, was mit diesem<br />

Betrag geschehen soll. Die Gelder sind ausschließlich für Zwecke <strong>des</strong> Anreizsystems<br />

verwendbar, d. h. entweder für Investitionen in entsprechende Maßnahmen oder als Beträge,<br />

die in geeigneter Weise an die Beschäftigten weitergegeben werden. Der endgültige<br />

Verwendungszweck muss mit dem Personalrat und der Verwaltung abgestimmt werden.<br />

Die Budgetverantwortlichkeit bei baulichen Maßnahmen liegt bei der Bauabteilung in<br />

Abstimmung mit der Arbeitsgruppe. Bei nicht-baulichen Maßnahmen liegt die Verantwortlichkeit<br />

bei der Verwaltung.<br />

Überbetriebliche Aktionen wie beispielsweise Aktionstage und eine Demonstrationsfahrt mit<br />

einem Personenzug auf den Gleisen der Güterbahn wurden sowohl vom Universitätsklinikum<br />

als auch von der IG Metall Freiburg unterstützt.<br />

7.8.5 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen<br />

Einen wesentlichen Beitrag zum Umwelt-Verkehrsprogramms hat die überbetriebliche „AG<br />

Umweltfreundlich zum Betrieb“ geleistet. Mit ihrer Hilfe konnten viele Maßnahmen umgesetzt<br />

werden. Sie war auch die treibende Kraft in der Umsetzung der Jobtickets in Verbindung mit<br />

dem Bonussystem für die Mitarbeiter. Nach den ersten Erfolgen, wie der Einführung <strong>des</strong><br />

Jobtickets und der Einrichtung <strong>des</strong> S-Bahn-Haltepunktes, der mittlerweile auch überregional<br />

sehr bekannt ist und mit dem auch geworben wird konnten weitere Maßnahmen relativ einfach<br />

entwickelt werden.<br />

Eine wichtige äußere Rahmenbedingung ist die gute Anbindung an das ÖV-Netz.


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Wie in allen Betrieben gab es auch im Universitätsklinikum einige hemmende Faktoren, die hier<br />

sogar zu Konflikten in der Planung und zur Erschwerung der Umsetzung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms<br />

geführt haben. Das Universitätsklinikum hat die Stadtverwaltung als Vorbild für die<br />

eigene Umsetzung gesehen. Zunächst gab es große Widerstände bei der Umsetzung der Parkraumbewirtschaftung<br />

von Seiten der Pkw-Nutzer unter den Beschäftigten, da Parklätze auf dem<br />

Gelände <strong>des</strong> Universitätsklinikums für die Beschäftigten zugunsten der Patienten und<br />

Besucherparkplätze, entfernt wurden. In der Folge müssen nun Fußwege von 300 - 500 m in<br />

Kauf genommen werden.<br />

7.8.6 Einschätzungen zum Stand<br />

Das Thema Mobilität und Mobilitätsmanagement ist in der Organisation und im Alltag <strong>des</strong><br />

Universitätsklinikums mittlerweile fest verankert. Aufgrund der Arbeitsintensität der Umsetzung<br />

von Maßnahmen wird seitens der Handlungsträger die Pflege der bestehenden Bausteine, in<br />

erster Linie die Ausweitung und Optimierung von Fahrradabstellplätzen, als prioritäres Ziel<br />

gesehen.<br />

79


80<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

7.9 Qualitative <strong>Fallstudien</strong> Freiburg im Breisgau - LITEF GmbH<br />

Steckbrief: Betriebliches Mobilitätsmanagement LITEF GmbH<br />

Allgemeines<br />

Branche:<br />

Größe:<br />

Arbeitszeiten:<br />

Betriebsstruktur:<br />

Lage <strong>des</strong> Betriebs:<br />

Lage <strong>des</strong> Betriebes<br />

Entwicklung, Produktion und Vertrieb<br />

von Navigationsgeräten für Flugzeuge,<br />

Schiffe und Landfahrzeuge<br />

ca. 630 Beschäftigte<br />

Feste Arbeitszeiten, flexible Arbeitszeiten<br />

mit und ohne Kernarbeitszeit,<br />

Schichtbetrieb, Nachtarbeit<br />

Niederlassung <strong>des</strong> amerikanischen<br />

Konzerns Northrop Grumman<br />

Industriegebiet Süd, Freiburg i. Br.<br />

Abbildung 17: Lage der LITEF GmbH Freiburg i. Br. (Quelle: Darstellung PGN)<br />

Abbildung 16: Gebäude der LITEF<br />

GmbH Freiburg i. Br.<br />

(Quelle: Homepage LITEF)<br />

Die LITEF GmbH befindet sich im Industriegebiet Süd, im Süden der Stadt Freiburg i. Br.<br />

Struktur <strong>des</strong> Betriebes<br />

Beschäftigte<br />

Anbindung an das<br />

ÖV-Netz<br />

Anbindung an das<br />

MIV-Netz<br />

Die LITEF GmbH Freiburg i. Br. ist eine Niederlassung <strong>des</strong> amerikanischen<br />

Konzerns Northrop Grumman.<br />

In der LITEF GmbH in Freiburg i. Br. sind zZ. ca. 630 Personen beschäftigt<br />

(rd. 25 % in Schichtarbeit). .<br />

Die LITEF GmbH ist durch zwei Buslinien der VAG mit einer Haltestelle direkt<br />

am Firmeneingang an den öffentlichen Nahverkehr der Stadt Freiburg i. Br.<br />

angebunden. Die Busse binden den Betrieb im 30-Minuten-Takt an den Hauptbahnhof<br />

an.<br />

Die verkehrliche Anbindung für den MIV erfolgt für die LITEF GmbH durch die<br />

Lörracher Straße direkt mit der ost-westlich verlaufenden Bun<strong>des</strong>straßen B 3<br />

und B 31 (ca. 500 m). Der Anschluss an die Bun<strong>des</strong>autobahn A 5 befindet sich<br />

in ca. 7 km Entfernung vom Standort.


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Organisation <strong>des</strong><br />

ruhenden Verkehrs<br />

Anbindung an das<br />

Radverkehrsnetz<br />

Mobilitätsstruktur<br />

Mobilitätskonzept<br />

Koppelung an andere<br />

Managementstrategien<br />

Anlass & Motivation<br />

Zielgruppe & Ziele<br />

Beginn <strong>des</strong> Mobilitätsmanagements<br />

Maßnahmen<br />

Für die Zukunft<br />

geplante Maßnahmen<br />

Insgesamt stehen auf dem Gelände der LITEF GmbH 325 Pkw-Stellplätze zur<br />

Verfügung, zu denen sowohl betriebseigene Stellplätze, als auch angemietete<br />

Stellplätze gehören. Da die Stellplätze für die Anzahl der Nutzer nicht<br />

ausreichen, ist die Stellplatzsituation auf dem Gelände von LITEF angespannt.<br />

Auch der öffentliche Straßenraum wird zum Abstellen der Fahrzeuge in<br />

Anspruch genommen. Es gibt auf dem Firmengelände reservierte Stellplätze für<br />

Kunden und Besucher, Dienstwagen, Frauen, Behinderte und Lieferanten sowie<br />

Fahrgemeinschaften; diese befinden sich an zentralen Stellen <strong>des</strong> Betriebsgelän<strong>des</strong>.<br />

Das Industriegebiet Süd ist durch Hauptrouten und Nebenrouten an das<br />

Radverkehrsnetz der Stadt Freiburg i. Br. angeschlossen.<br />

Nach Angaben aus dem Betrieb nutzen heute rund 50 % - 60 % ihren eigenen<br />

Pkw, ca. 3 % sind Mitfahrer und 1 % - 3% fahren mit dem Motorrad. 15 % - 20<br />

% nutzten den ÖPNV, 10 % - 20 % das Fahrrad (je nach Jahreszeit bzw.<br />

Wetterlage), 2 % gehen zu Fuß.<br />

Das Mobilitätskonzept der LITEF GmbH bezieht sich ausschließlich auf die<br />

Arbeitswege der Beschäftigten. Die Schwerpunkte <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms<br />

liegen auf dem ÖPNV, dem Radverkehr und dem MIV.<br />

Das Unternehmen ist umwelt- und qualitätszertifiziert. Zudem gibt es eine<br />

Umweltberichterstattung und eine Umweltkostenberechnung. Eine<br />

organisatorische Koppelung dieser Methoden mit dem auf die Arbeitswege<br />

bezogenen Mobilitätsmanagement besteht nicht. Allerdings wird ein<br />

strategischer Zusammenhang mit dem Umweltmanagement <strong>des</strong> Unternehmens<br />

gesehen, die Aktivitäten im Zusammenhang mit der „AG Umweltfreundlich zum<br />

Betrieb“ wurden im jährlich erscheinenden Umweltbericht erwähnt.<br />

Der Anlass bzw. die Motivation zur Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms<br />

war bei LITEF umweltstrategisch. Der erste Grund für die<br />

Beschäftigung mit dem Thema „Umweltfreundlicher Verkehr“, war die seit 1990<br />

anhaltende politische Diskussion zum Thema Luftverschmutzung und der<br />

Anstieg der Ozonwerte durch die Zunahme <strong>des</strong> MIV. Diese Diskussion und das<br />

bereits bestehende Umwelt-Verkehrsprogramm der Micronas GmbH waren die<br />

Initialzündung für die Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms der LITEF<br />

GmbH.<br />

Das Kernziel <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms der LITEF GmbH verfolgt die<br />

Etablierung und Ausweitung von Maßnahmen, um mehr Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter von der Bedeutung eines umweltfreundlichen Verkehrsverhaltens zu<br />

überzeugen.<br />

Begonnen hat die Arbeit zum Umwelt-Verkehrsprogramm der LITEF GmbH<br />

1996 mit der Gründung einer internen Arbeitsgruppe von 10 interessierten und<br />

engagierten Beschäftigten zum Thema „Umweltfreundlich zum Betrieb“. Durch<br />

eine Mitarbeiterbefragung, die 1996 vor Beginn der Maßnahmen zum Umwelt-<br />

Verkehrsprogramm durchgeführt wurde, sollte die Verkehrsmittelnutzung zum<br />

Arbeitsplatz erfasst werden.<br />

Übergreifend: Information, Individuelle Arbeitszeitmodelle<br />

ÖPNV: Jobticket, Vorfinanzierung der übertragbaren Regio-Jahreskarte, Bereitstellung<br />

von Taschenfahrplänen, regelmäßige Treffen mit der VAG zwecks<br />

Fahrplanbesprechung<br />

Fahrrad: Bessere Abstellanlagen, Umkleideräume und Duschen<br />

MIV: Fahrgemeinschaftsförderung durch reservierte Parkplätze, Parkraummanagement<br />

Es sind keine grundlegenden neuen Maßnahmen und Veränderungen <strong>des</strong><br />

innerbetrieblichen Umwelt-Verkehrsprogramms geplant. Die Wichtigkeit besteht<br />

in der Pflege und Festigung <strong>des</strong> Vorhandenen. Die Priorität liegt auf der<br />

Optimierung <strong>des</strong> Angebotes für Radfahrer, um weitere Beschäftigte zu<br />

motivieren, auf Fahrradnutzung umzusteigen. Dazu gehören: Die Anschaffung<br />

eines Shuttle-Fahrrads für Beschäftigte, denen ihr Rad auf dem Weg zur Arbeit<br />

kaputt gegangen ist, die Deponierung von Regensachen und Reparaturmaterial<br />

beim Pförtner, die Erstellung einer Radwegebroschüre mit Fahrradrouten zum<br />

Betrieb, die Erstellung von Informations-Faltblättern, auf denen die Möglichkeiten<br />

aufgezeigt werden, den Betrieb mit dem Fahrrad, zu Fuß, mit dem ÖPNV<br />

81


Organisation und<br />

Akteure/ Beteiligte<br />

Kooperationspartner<br />

Ergebnisse<br />

Kontakt<br />

82<br />

oder mit Fahrgemeinschaften zu erreichen.<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Die Organisation liegt in erster Linie bei der innerbetrieblichen Arbeitsgruppe<br />

„Umwelt und Verkehr“ und Herr Schiemann, ihrem Sprecher. Weitere Beteiligte<br />

zum Thema sind die Abteilungen Travel Management, die Personalabteilung,<br />

der Personalrat und die Geschäftsführung.<br />

Externe Kooperationspartner sind die Mitglieder der überbetrieblichen „AG<br />

Umweltfreundlich zum Betrieb“ und die Freiburger Verkehrs AG (VAG). Durch<br />

diese Zusammenarbeit konnte in den letzten Jahren die Anbindung an das<br />

ÖPNV-Netz erheblich verbessert werden.<br />

Verbesserung der ÖPNV-Anbindung und –Nutzung, starker Anstieg <strong>des</strong><br />

Radfahranteils in den letzten Jahren (ca. 16 im Jahr 1980, heute ca. 120<br />

Radfahrer), intensivere Nutzung von Fahrgemeinschaften.<br />

LITEF GmbH, Herr Helmut Schiemann, Sprecher Initiative „Umweltfreundlich<br />

zum Betrieb“; Lörracher Str. 18; 79115 Freiburg i. Br.<br />

Tel.: 0761/4901352; E-Mail: Schiemann.Helmut@litef.de<br />

7.9.1 Initiierung und Entwicklungsprozess<br />

Das Motiv von Mitarbeitern der LITEF GmbH, sich aktiv am Umweltschutz zu beteiligen und zu<br />

diesem Zweck eine interne Arbeitsgruppe zu bilden, lag in der zunehmenden Luftverschmutzung,<br />

den steigenden Ozonwerten und der langsam voranschreitenden Klimaveränderung,<br />

mitverursacht durch den stark gewachsenen Kraftfahrzeugverkehr. Für einige<br />

Mitarbeiter <strong>des</strong> Betriebes stellte sich die Frage, wie der betriebliche Beitrag aussehen könnte,<br />

um die Fahrt zur Arbeit umweltfreundlicher zu gestalten. Als Grundvoraussetzung für die erfolgreiche<br />

Entwicklung eines betrieblichen Umwelt-Verkehrsprogramms wurden die Beteiligung<br />

möglichst vieler Beschäftigter sowie die Unterstützung durch die Geschäftsleitung angesehen.<br />

Begonnen hatte die Initiative zum Umwelt-Verkehrsprogramm der LITEF GmbH in 1996 mit<br />

einem Treffen von 10 Beschäftigten, die mit dem Fahrrad zum Betrieb fuhren. Aus diesem<br />

Treffen bildete sich eine Gruppe von vier Personen, die sich zu der innerbetrieblichen „Arbeitsgruppe<br />

Umweltfreundlich zum Betrieb“ zusammenschlossen, um aktiv am Thema zu arbeiten.<br />

Diese AG besteht seither aus drei Mitarbeitern der Entwicklungsabteilung und einem Mitarbeiter<br />

aus der Fertigungsabteilung. Die Arbeitsgruppe arbeitet ehrenamtlich und unabhängig vom<br />

Betriebsrat. Ein Vorteil für die innerbetriebliche Arbeitsgruppe war, dass sie auf die Erfahrungen<br />

von Arbeitnehmerinitiativen aus anderen Betrieben aufbauen konnte. Es finden regelmäßige<br />

monatliche Treffen mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ statt. Aufgrund<br />

der zum Teil bereits fünf- bis sechsjährigen Mitarbeit einiger Betriebe in der überbetrieblichen<br />

AG, konnte LITEF aus den Erfahrungen dieser Betriebe profitieren.<br />

Besonders groß war der Wunsch aus der Belegschaft nach einer besseren Anbindung an den<br />

ÖPNV und eine Verbesserung der Fahrradabstellmöglichkeiten.<br />

Die Maßnahmen zum Umwelt-Verkehrsprogramm begannen in 1996 mit einer Mitarbeiterbefragung<br />

zur Mobilität auf dem Arbeitsweg. Bei dieser schriftlichen Befragung sollte in<br />

Erfahrung gebracht werden, wie und von wo die Beschäftigten zur Arbeit kommen und ob und<br />

unter welchen Umständen die Bereitschaft besteht, vom Pkw auf umweltfreundliche Verkehrsmittel<br />

umzusteigen. Ein weiteres Ziel bestand darin, Ideen und Anregungen zur Umsetzung von<br />

Maßnahmen zum Thema "Umweltfreundlich zum Betrieb" zusammen zu tragen. Trotz einer<br />

relativ geringen Beteiligung von nur ca. 100 der rund 600 Beschäftigten konnten wichtige<br />

Aussagen und gute Ansätze abgeleitet werden, die für das weitere Vorgehen und die<br />

Kooperation mit außerbetrieblichen Ansprechpartnern, z. B. der VAG, eine Grundlage bildeten.


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

7.9.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb<br />

Die Organisation und Zuständigkeit für die Umsetzung und Etablierung <strong>des</strong> BMM liegt zum<br />

größten Teil bei der innerbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“. Diese muss bei der<br />

Planung und Durchführung von Maßnahmen die Vorgehensweise und das benötigte Budget mit<br />

der Abteilung Travel Management, der Personalabteilung, dem Betriebsrat und der Geschäftsführung<br />

abstimmen.<br />

Die Arbeit der innerbetrieblichen AG findet außerhalb der Arbeitszeiten statt. Das Meiste wird in<br />

Mittagspausen besprochen. Größere Sitzungen, auf denen über neue Ziele oder Vorgehensweisen<br />

gesprochen wird, finden ca. zwei- bis dreimal pro Jahr statt.<br />

Das BMM ist mittlerweile gut etabliert und wird durch die Geschäftsleitung unterstützt.<br />

7.9.3 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes<br />

Projektpartner von LITEF sind in erster Linie die Mitglieder der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich<br />

zum Betrieb“. In Zusammenarbeit mit der überbetrieblichen AG wurden in der<br />

Vergangenheit bereits einige Aktionen durchgeführt und grundlegenden Inhalte <strong>des</strong> Umwelt-<br />

Verkehrsprogramms umgesetzt. Kooperationen mit Nachbarbetrieben sind bei LITEF nicht<br />

bekannt.<br />

Aufgrund der Mitarbeiterbefragung konnten Mängel an der ÖPNV-Anbindung der LITEF GmbH<br />

festgestellt werden. Der Druck seitens der Beschäftigten beschleunigte die Kontaktaufnahme<br />

mit der VAG, um eine bessere Anbindungen durch den ÖPNV zu erwirken. Ähnlich wie bei<br />

Micronas wurde auch bei LITEF damit begonnen, eigene Betriebsfahrpläne in Zusammenarbeit<br />

mit der Freiburger Verkehrs AG (VAG) zu erstellen. In Zusammenarbeit mit Herrn Wember,<br />

Mitarbeitern der VAG und der internen AG von LITEF konnten Fahrplanverbesserungen<br />

herausgearbeitet und weitgehend auch umgesetzt werden. Herr Schiemann bewertet die<br />

Zusammenarbeit mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ als sehr gut und<br />

produktiv. Er nimmt an jeder der monatlichen Sitzungen der überbetrieblichen AG teil. Aus<br />

dieser Zusammenarbeit können die meisten Impulse und Hilfestellungen gezogen werden. Es<br />

findet ein regelmäßiger Informationsaustausch statt, wobei auch viele interne Probleme<br />

besprochen und gelöst werden.<br />

7.9.4 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen<br />

Nach der Mitarbeiterbefragung folgte im ersten Schritt <strong>des</strong> Umsetzungsprozesses die Kontaktaufnahme<br />

mit der VAG. Dadurch konnten sowohl eine Fahrplanoptimierung, als auch eine<br />

Teilzurückverlegung der Buslinie 11 vom Theaterplatz zum Hauptbahnhof erwirkt werden,<br />

wodurch die Verbindung für die Beschäftigten zur LITEF GmbH wieder verbessert wurde.<br />

Neben dem Anliegen von LITEF, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, kamen andere<br />

Themen in den Fokus. Im Verlauf <strong>des</strong> Projektes wurde der Gesundheitsaspekt immer wichtiger.<br />

Die Betriebsärztin konnte dafür gewonnen werden, Vorträge auf Betriebsversammlungen über<br />

Gesundheit und Bewegung zu halten, so dass die Nutzung <strong>des</strong> Fahrrads als Verkehrsmittel<br />

zum Betrieb auch von einer zweiten Seite positiv dargestellt wurde. Nachdem bei der Firma<br />

LITEF über relativ einfache Bausteine (Fahrplanänderung und Fahrradförderung über<br />

Informationsarbeit) die ersten Umsetzungsschritte <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms gelungen<br />

waren, wurde das Programm erheblich erweitert:<br />

83


Fahrradkonzept<br />

84<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Zu dem Fahrradkonzept gehören neue und überdachte Fahrradabstellanlagen mit Anlehnbügeln<br />

auf dem Betriebsgelände. Außerdem gibt es für die Radfahrer Duschmöglichkeiten im<br />

Betriebsgebäude.<br />

ÖPNV<br />

Ein weiterer Baustein ist die Vorfinanzierung der Regio-Jahreskarte für Mitarbeiter, die mit<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit kommen. Die Rückzahlung <strong>des</strong> Vorschusses beginnt mit<br />

dem ersten Gültigkeitsmonat der Regio-Karte für die Dauer von 12 Monaten, durch<br />

Einbehaltung bei der Gehaltsabrechnung (vgl. Protokoll der Betriebsversammlung am<br />

30.11.2005). Außerdem gibt es für die Nutzer <strong>des</strong> Öffentlichen Verkehrs Betriebs-Taschen-<br />

Fahrpläne zum Mitnehmen. Auf diesen sind die Ankunfts- und Abfahrtszeiten der öffentlichen<br />

Verkehrsmittel zum und vom Betrieb aufgelistet sowie die Anbindung an die Züge vom Hauptbahnhof<br />

in die Region. Regelmäßige Treffen mit der VAG zwecks Fahrplanbesprechungen<br />

gehören zum Tätigkeitsbereich der innerbetrieblichen AG.<br />

Fahrgemeinschaftsbörse<br />

Der Schwerpunkt der internen AG lag nicht nur auf der Entwicklung <strong>des</strong> Fahrrad- und ÖPNV-<br />

Konzeptes, sondern auch auf der Suche nach Möglichkeiten für Pkw-Nutzer. Es wurde eine<br />

Fahrgemeinschaftsbörse eingerichtet, in der sich Fahrgemeinschaftswillige zusammenschließen<br />

konnten. Ein Anreiz wurde durch reservierte Stellplätze für Fahrgemeinschaften<br />

geschaffen. Ein Privileg der Fahrgemeinschaften ist es, reservierte Stellplätze am<br />

Betriebseingang nutzen zu können, während sonst zum Teil weite Wege vom Stellplatz zum<br />

Firmeneingang zurückgelegt werden müssen.<br />

Innerbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit zum Umwelt-Verkehrsprogramm<br />

Eine weitere wichtige Rolle zur Etablierung der Maßnahmen zum Umwelt-Verkehrsprogramm<br />

spielt die innerbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit. Durch gezielte Aktionen und Berichte in der<br />

Betriebszeitung „Kaleidoskop“ macht die interne AG immer wieder auf die Alternativen zur<br />

Nutzung <strong>des</strong> eigenen Pkw aufmerksam. Um das Thema immer aktuell zu behandeln, wird bei<br />

jeder Betriebsversammlung mit aktuellen Informationen zum Thema „Umweltfreundlich zum<br />

Betrieb“ auf die Bedeutung <strong>des</strong> Themas aufmerksam gemacht.<br />

Wissensimplementation, Consulting, Begleitforschung<br />

Das Fachwissen der Beschäftigten von LITEF wird durch die Eigeninitiative und den<br />

Informationsaustausch der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ erlangt.<br />

7.9.5 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen<br />

Zu den fördernden Rahmenbedingungen gehören aus Sicht <strong>des</strong> Betriebes nach Aussagen von<br />

Herrn Schiemann insbesondere die Zusammenarbeit mit den externen Kooperationspartnern<br />

wie und die „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ sowie die Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung<br />

und der Personalabteilung. Sie unterstützt die Arbeit der innerbetrieblichen AG und<br />

fördert die Umsetzung der Maßnahmen. Beispiele sind der Kauf neuer Fahrradständer sowie<br />

eine finanzielle Beteiligung an einer Broschüre über Umwelt-Verkehrsprogramme in Freiburger<br />

Firmen sowie die Finanzierung von drei Tagungen zum Thema. Erst durch die gute<br />

Zusammenarbeit zwischen der internen AG und der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

zum Betrieb“, konnten nach Angaben der Interviewpartner einzelne Bausteine zum Umwelt-<br />

Verkehrsprogramm erfolgreich umgesetzt werden.<br />

Zur erfolgreichen Zusammenarbeit mit der VAG führt er aus, dass es nicht selbstverständlich<br />

sei, dass ein Verkehrsbetrieb bei der Fahrplangestaltung einzelne Firmen berücksichtigt. In<br />

vielen Städten geht es seiner Meinung nach nur darum, die Leute möglichst bequem von zu<br />

Hause in die Innenstadt zum Einkaufen zu bringen, aber nicht zur Arbeit. Bei einem Fahrplanwechsel<br />

wurde versäumt auf die neuen Anschluss- und Abfahrtszeiten der Busse zu achten,<br />

wodurch nach Einführung <strong>des</strong> neuen Fahrplans eine unzureichende Bedienung der Firmenhaltestelle<br />

entstanden ist. Durch die enge Zusammenarbeit mit der VAG konnte aber auch<br />

nachträglich noch eine Änderung der Fahrzeiten erfolgen.<br />

Ein hemmender Faktor in der Umsetzung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms von LITEF war in<br />

erster Linie das geringe Interesse der Beschäftigten. Dieses mangelnde Interesse wurde zuerst<br />

an der durchgeführten Betriebsbefragung zum Thema „Umweltfreundlich zum Betrieb“ deutlich.<br />

Von 600 Mitarbeitern haben sich nur ca. 100 beteiligt, aufgrund <strong>des</strong>sen die Ergebnisse<br />

zugunsten der Radfahrer und ÖPNV- Nutzer ausfielen.<br />

Ein weiteres Hemmnis im Umsetzungsprozess stellt die mangelnde Teilnahme der Jugendlichen<br />

(Auszubildenden) am Projekt „Umweltfreundlich zum Betrieb“ dar. An beiden<br />

Veranstaltungen zur Verleihung <strong>des</strong> Öko-Verkehrs-Siegels (2002 und 2004) haben auch die<br />

Jugendlichen der Firma teilgenommen. Die Auszubildenden sollten über ein Projekt offiziell mit<br />

in die Umweltarbeit <strong>des</strong> Betriebs einbezogen werden. In diesem Projekt sollten sie eigenständig<br />

ein Solarmobil mit Solarstation entwickeln, bauen und betreiben. Diese Planung konnte bisher<br />

nicht umgesetzt werden, da es dazu an Personal mangelt.<br />

Nicht durchsetzten konnte sich die innerbetriebliche AG mit ihrer Forderung, der Betrieb solle<br />

die Regio-Jahreskarte bezuschussen, das Vorhaben einer Parkraumbewirtschaftung konnte<br />

nicht realisiert werden, die Erstellung einer Radfahrbroschüre mit Streckenverläufen der Radwege<br />

konnte aufgrund mangelnder Beteiligung nicht realisiert werden, die Erstellung von<br />

Informations-Faltblättern über die Möglichkeiten LITEF mit dem Fahrrad, zu Fuß, mit dem<br />

ÖPNV oder mit Fahrgemeinschaften zu erreichen konnte bisher nicht umgesetzt werden, bleibt<br />

aber ein Ziel für die Zukunft.<br />

Die Anmietung von Plätzen in der Fahrradstation am Hauptbahnhof misslang ebenfalls. Die<br />

Geschäftsleitung hatte zugesagt, dieses Vorhaben finanziell zu unterstützen, wenn min<strong>des</strong>tens<br />

10 Beschäftigte eine Jahreskarte kaufen. Diese Maßnahme konnte aufgrund mangelnder<br />

Beteiligung der Beschäftigten nicht umgesetzt werden.<br />

Im Überblick betrachtet stellt das Zeitproblem ein großes Hemmnis in der Vertiefung <strong>des</strong><br />

Themas dar, da die Arbeit ehrenamtlich ist und in der Freizeit gemacht werden muss.<br />

7.9.6 Einschätzungen zum Stand<br />

Die Einschätzung seitens der zentralen Beteiligten zum bisherigen Stand <strong>des</strong> Umwelt-<br />

Verkehrsprogramms ist positiv. Alle umgesetzten Maßnahmen werden gut angenommen und<br />

gehören zum Alltag. Die Zahl der Fahrradnutzer hat sich von anfänglichen 60 auf heute ca.120<br />

gesteigert. Für die Mitarbeiter kann die Arbeit der AG als große Hilfe zur besseren Planung <strong>des</strong><br />

Mobilitätskonzeptes gewertet werden. Die durchgeführten Maßnahmen finden bei vielen der<br />

Beschäftigten positiven Anklang.<br />

Insgesamt kann der Entwicklungsprozess <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms von LITEF als eher<br />

diskontinuierlich bewertet werden. Es gab zwar eine dauerhafte Verbindung und Diskussion<br />

85


86<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

innerhalb der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“, aber der Entwicklungsprozess<br />

innerhalb <strong>des</strong> Betriebes ist durch die ehrenamtliche Arbeit der Beschäftigten nicht<br />

kontinuierlich weiterzuführen.<br />

Eine dauerhafte und erfolgreiche Etablierung von umweltfreundlichen Verkehrsmaßnahmen<br />

kann nach Einschätzung der zentralen Beteiligten nur gelingen, wenn die Kosten für die Kfz-<br />

Nutzung weiter steigen (Spritpreise, Parkgebühren).<br />

Planungen für die Zukunft: Anschaffung eines Shuttle-Fahrrads für Beschäftigte, denen ihr<br />

Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit kaputt gegangen ist, Deponierung von Regensachen und<br />

Reparaturmaterial beim Pförtner, Erstellung einer Radwegebroschüre mit Fahrradrouten zum<br />

Betrieb, Erstellung von Informations-Faltblättern mit Möglichkeiten, wie man die Firma LITEF<br />

mit dem Fahrrad, zu Fuß, mit dem ÖPNV oder mit Fahrgemeinschaften erreichen kann.<br />

7.10 Fazit<br />

Zentrale Fragestellung der qualitativen <strong>Fallstudien</strong> war herauszuarbeiten, wie es gelingt, ein<br />

betriebliches Mobilitätsmanagement im Betrieb erfolgreich einzuführen und langfristig zu<br />

verankern. In Ergänzung zur Betriebsbefragung standen hier die Prozesse und die Akteure in<br />

den Betrieben im Vordergrund, um Erkenntnisse zu Erfolgsfaktoren und Hemmnissen einer<br />

organisatorischen Umsetzung und Verankerung zu gewinnen. Während die nachfolgend<br />

zusammengefassten Erfolgsfaktoren in die Empfehlungen für die Gebietskörperschaften<br />

einfließen, werden abschließend in diesem Fazit Empfehlungen für Betriebe benannt, die sich<br />

aus den <strong>Fallstudien</strong> sowie einigen Ergebnissen aus der Marktanalyse und der Betriebsbefragung<br />

ableiten lassen.<br />

Begründet durch die Auswahlsystematik, eine inhaltliche Breite an <strong>Fallstudien</strong> darzustellen,<br />

weisen die untersuchten <strong>Fallstudien</strong> in Bielefeld, Hamburg und Dresden sowie das Netzwerk<br />

„Umweltfreundlich zum Betrieb“ aus Freiburg insgesamt große Unterschiede hinsichtlich ihrer<br />

innerbetrieblichen Strukturen sowie internen und externen Kooperationsformen auf, wobei sich<br />

die im betrieblichen Mobilitätsmanagement engagierten Beispielbetriebe in der Stadt Freiburg<br />

untereinander weniger differenzieren.<br />

7.10.1 Besonderheiten der <strong>Fallstudien</strong><br />

Die einzelnen <strong>Fallstudien</strong> zeigen die Bandbreite der Möglichkeiten auf, betriebliches Mobilitätsmanagement<br />

unter ganz unterschiedlichen inner- und außerbetrieblichen Akteurskonstellationen<br />

und Rahmenbedingungen zu etablieren. Gleichzeitig erlaubt die Gesamtbetrachtung<br />

über alle <strong>Fallstudien</strong>, verallgemeinerbare Erfolgsfaktoren zu identifizieren.<br />

Das Mobilitätsmanagement der Diakonie- und Sozialstation steht zunächst als einziger Fall dar,<br />

der sich ausschließlich auf die Dienstwege der Beschäftigten bezieht. Dieses Projekt hat sich<br />

solitär entwickelt. Es ist weder in ein kommunales BMM-Programm eingebunden, noch ging<br />

eine Initiative oder Unterstützung aus dem Betriebsverbund im Rahmen der Dachorganisation<br />

<strong>des</strong> Diakonischen Werks Hamburg aus. Das Projekt startete nicht mit einer Initiative der<br />

Beschäftigten, sondern ist Ergebnis einer Überprüfung verschiedener Handlungsoptionen durch<br />

die Geschäftsführung. Die Verantwortung lag und liegt weiterhin ausschließlich bei der<br />

Geschäftsführung. Die Effekte sind aus Sicht <strong>des</strong> Betriebs sehr positiv und das Beispiel ist<br />

geeignet, insbesondere auf kleinere, in dicht bebauten Quartieren befindliche Dienstleistungsbetriebe<br />

übertragen zu werden, die einen räumlich begrenzten Aktionsradius aufweisen.


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Das ausschließlich auf die Arbeitswege der Beschäftigten ausgerichtete Projekt <strong>des</strong> betrieblichen<br />

Mobilitätsmanagements von Infineon Dresden (auf die parallel existenten Managementsysteme<br />

im Bereich Geschäftswege ist hinzuweisen) weist von allen Projekten die größte<br />

Dichte und, nach einer Neukonzeption im Jahr 1999, Kontinuität der Maßnahmen auf.<br />

Entwickelt hat es sich als klassisches „top-down“-Projekt aus einer Initiative der Stadtverwaltung,<br />

die vom Management <strong>des</strong> Unternehmens aufgegriffen und in der Folge gemeinsam<br />

von Stadtverwaltung, Unternehmen und IHK weiterentwickelt wurde. Insgesamt zeigt Infineon<br />

strukturell am ehesten einen systematischen Ablauf: Idee – Konzept – Maßnahmenimplementation<br />

– Evaluation – Nachjustierung.<br />

In Dresden wurden im Verhältnis zur Größe und Bedeutung der Stadt – auch als Wirtschaftsstandort<br />

– mit geringem Einsatz von Personal und öffentlichen Haushaltsmitteln tragende<br />

Strukturen geschaffen und viele Einzelprojekte erfolgreich begonnen. Letztlich entscheidend<br />

war in der Initialisierungsphase das Zusammentreffen von kompetenten und engagierten<br />

Entscheidungsträgern und Akteuren in Verwaltung und im Unternehmen und im weiteren<br />

Verlauf <strong>des</strong> Projektes der Zugriff auf professionelle Fachplanung sowie die Ausbildung eines<br />

informellen Betriebsnetzwerks unter Federführung der Stadtverwaltung und unter Vorsitz durch<br />

den Oberbürgermeister, der diesen strategischen Handlungsansatz zur Entwicklung und<br />

Sicherung einer nachhaltigen Mobilität als eine zentrale Managementaufgabe eingestuft hat.<br />

Von Anbeginn wurden in Dresden alle Aufgaben „hauptamtlich“ erfüllt.<br />

Sowohl Handlungsanlässe als auch strategische Ausrichtung und Organisationsstruktur <strong>des</strong><br />

Projektes in Freiburg folgen anderen Handlungsmustern. In einer in bun<strong>des</strong>weitem Vergleich<br />

durchaus in dieser Bedeutung nur selten zu findenden Verbindung von Arbeitnehmerinteressen<br />

(finanzielle und qualitative Erleichterungen bei der Bewältigung der Arbeitswege) und allgemein<br />

umweltschutzpolitischem Engagement entstand ein Handlungsansatz, der das BMM als<br />

Angebot für möglichst viele Betriebe initiierte und weiterentwickelte.<br />

Dabei wurde in Freiburg keine professionelle Dienstleistung im Bereich Planung bzw.<br />

Wirkungskontrolle in Anspruch genommen und dort, wo Aufgaben in diesem Kontext in<br />

einzelnen Betrieben nicht durch die Geschäftsleitung oder das Management selbst übernommen<br />

wurden, hat das Projekt auch nach über 15 Jahren noch den Charakter einer<br />

politischen Initiative beibehalten, die von ehrenamtlichem Engagement der aktiven<br />

Beschäftigten in den Betrieben lebt.<br />

Das Projekt Bielefeld ist geprägt durch eine Vielzahl von aufeinander abgestimmten Einzelmaßnahmen,<br />

die innerhalb der durchführenden Stadtverwaltung nicht als betriebliches<br />

Mobilitätsmanagement gefasst werden. Berücksichtigt werden hier sowohl der Berufs- als auch<br />

der Dienstreiseverkehr. Die gescheiterte Umsetzung <strong>des</strong> Betriebsverkehrsplans aufgrund von<br />

Differenzen zwischen den Verantwortlichen zeigt sehr gut die Umsetzungshemmnisse, aber<br />

auch die daraus genutzten Möglichkeiten zur Etablierung zumin<strong>des</strong>t von Einzelmaßnahmen<br />

durch Engagement der Verantwortlichen und die Einbeziehung verschiedener Akteure auf.<br />

7.10.2 Erfolgsfaktoren<br />

Im Folgenden werden die aus der Analyse der <strong>Fallstudien</strong> allgemeingültig abzuleitenden<br />

Erfolgsfaktoren genannt, die zu einer erfolgreichen Einführung und dauerhaft etablierten Fortführung<br />

eines betrieblichen Mobilitätsmanagement in Betrieben beitragen.<br />

Problemdruck oder thematisch-strategische Ausrichtung im Betrieb<br />

87


88<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Die untersuchten Beispiele zeigen, dass in allen Betrieben ein bestimmter Problemdruck (Parkdruck,<br />

angespannte Haushaltslage, Kapazitätsprobleme im Netz) oder eine strategische Ausrichtung<br />

in den Betrieben (Umwelt, Gesundheitsförderung) die Ausgangssituation für die<br />

Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements bzw. die Durchführung einzelner<br />

Maßnahmen bildete. Zwar ist dies nicht als Erfolgsfaktor zu bezeichnen, aber als der wesentliche<br />

Grund anzusehen, sich überhaupt mit dem Thema auseinander zu setzen.<br />

Innerbetriebliche Kooperation<br />

Im Rahmen der Maßnahmenentwicklung und Umsetzung erwies sich bei den untersuchten<br />

<strong>Fallstudien</strong> eine intensive Kommunikation und Kooperation unter Beteiligung aller relevanten<br />

Gruppen im Betrieb (Beschäftigte, Betriebs/Personalrat, mittleres Management, Geschäftsführung)<br />

als besonders erfolgreich. Im Einzelfall wurde berichtet, dass es innerhalb eines<br />

Betriebes Vorbehalte auf Seiten von Entscheidungsträgern gegeben habe, weil die Initiative von<br />

der Arbeitnehmervertretung bzw. von der Gewerkschaft ausging. Es zeigte sich, dass erst nach<br />

gemeinsamen Gesprächen Vorbehalte gegen Maßnahmen sowohl von der Geschäftsführung<br />

als auch von den Beschäftigten – je nachdem wer die initiierende Seite war – abgebaut werden<br />

konnten. In der Stadt Bielefeld beispielsweise wurde erst nach Einbeziehung <strong>des</strong> Personalrats<br />

und der Vermeidung von Sozialkriterien bei der Vergabe der Stellplätze die Parkraumbewirtschaftung<br />

erfolgreich eingeführt.<br />

Das Hamburger Beispiel zeigt auf, dass eine Initiative, die allein durch die Geschäftsführung als<br />

Top-Down-Ansatz etabliert wurde ebenfalls sehr erfolgreich sein kann. Dort aber, wo der Erfolg<br />

der Maßnahmen nur von Verhaltensänderungen der Beschäftigten abhängt und nicht durch<br />

Zwänge (Parkgebühren usw.) determiniert wird, ist Überzeugungsarbeit in hohem Maß<br />

erforderlich, die durch Einbindung der Beschäftigten eher geleistet und zum Erfolg geführt<br />

werden kann, als wenn diese Initiative von der Geschäftsführung der Betriebe ausgeht.<br />

Zumin<strong>des</strong>t, dass zeigt das Beispiel Dresden, ist eine weitgehende Einbindung der Beschäftigten<br />

bzw. deren Vertretungen erforderlich. Grundlage bildet in allen Fällen eine gemeinsame<br />

Schnittmenge der Interessen der Beschäftigten und <strong>des</strong> Betriebes.<br />

Engagement, Kontinuität und Kompetenz der handelnden Personen in den Betrieben<br />

Ein kontinuierliches betriebliches Mobilitätsmanagement setzt interessierte und engagierte<br />

Beschäftigte sowie eine feste Verankerung und Verstetigung im Management voraus. Die<br />

tragende Säule in Dresden war das herausgebildete Mobilitätsteam, welches als innerbetriebliche<br />

Arbeitsgruppe ohne formale Strukturen organisiert ist und deren entwickelte Strategien<br />

und Einzelmaßnahmen von der Geschäftsführung unterstützt werden.<br />

In den Freiburger Beispielen lebt – zumin<strong>des</strong>t dort, wo Aufgaben nicht durch die Geschäftsführung<br />

übernommen wurden – das Mobilitätsmanagement überwiegend vom ehrenamtlichen<br />

Engagement der Beschäftigten. Hier leistet die AG „Umweltfreundlich zum Betrieb“ ehrenamtlich<br />

eine betriebsübergreifende Wissenstransfer- und letztlich Netzwerkarbeit, die wesentlich<br />

zum positiven Image der Programmatik und der Maßnahmen in Freiburg beitragen konnte.<br />

Die befragten Akteure in AG und Betrieben stimmen weitgehend darin überein, dass für eine<br />

Sicherung <strong>des</strong> erreichten Stan<strong>des</strong> und eine mögliche Weiterentwicklung die personellen und<br />

materiellen Ressourcen der AG und der innenbetrieblichen Arbeitsgruppen nicht ausreichend<br />

sind und eine Übertragbarkeit auf andere Städte allein schon <strong>des</strong>halb nicht gelingen kann, weil<br />

nicht ausreichend Personen gefunden werden können, die bereit sind, eine solche Arbeit<br />

ehrenamtlich zu übernehmen.


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Die überwiegend ehrenamtlichen Arbeit und die dadurch häufig stark auf Einzelpersonen –<br />

sowohl auf Ebene der Geschäftsleitungen als auch der Arbeitnehmer – fixierte Struktur,<br />

beinhaltet darüber hinaus ein hohes Potenzial möglichen Scheiterns, sobald diese Personen die<br />

Betriebe oder die überbetriebliche Initiative verlassen.<br />

Letztendlich können professionelle Strukturen unter Beteiligung aller betrieblichen Gruppen<br />

zwar als Erfolgsfaktoren gewertet werden, gleichzeitig können ehrenamtliche Strukturen nicht<br />

per se als hemmender Faktor genannt werden. Sie setzen zur dauerhaften Etablierung und<br />

Unterstützung <strong>des</strong> Engagements allerdings mehr externe Unterstützung und Anerkennung von<br />

außen voraus.<br />

Externe und interne Öffentlichkeitsarbeit<br />

Für die Kontinuität <strong>des</strong> Engagements der innerbetrieblichen Akteure war sowohl in Freiburg als<br />

auch in Dresden entscheidend, dass die Thematik und die Wirkungen der eigenen Leistungen<br />

zunächst auf Ebene der Stadt und auch überregional Aufmerksamkeit und Anerkennung<br />

gefunden haben. Dieser Effekt wurde in Freiburg durch die überbetriebliche „AG Umweltfreundlich<br />

zum Betrieb“ und die Einführung <strong>des</strong> Öko-Verkehrs-Siegels verstärkt, da hier nicht nur<br />

innerbetriebliche Gruppen angesprochen werden, sondern durch den Bekanntheitsgrad in der<br />

Öffentlichkeit auch die Bevölkerung in Stadt und Umland in den Prozess integriert werde.<br />

Die Wirkung der erstmals in 2002 verliehenen Auszeichnung mit dem „Öko-Verkehrs-Siegel“<br />

durch die Stadtverwaltung zeigt bereits im Ansatz, welchen Nutzen diese letztlich als<br />

Marketingstrategie aufzufassende Aktion bereits stiften kann. In Dresden wurde das<br />

Engagement durch zwei Forschungsprojekte anerkannt, die zusätzlich neue Impulse für das<br />

betriebliche Mobilitätsmanagement gaben.<br />

Die <strong>Fallstudien</strong> zeigen, dass die die interne Öffentlichkeitsarbeit ein entscheidender Erfolgsfaktor<br />

ist. Die Nutzer der Angebote (min<strong>des</strong>tens die Beschäftigten, nach Einzelfall auch<br />

Besucher und Kunden) werden regelmäßig und umfassend über alle Maßnahmen und<br />

optionalen Angebote informiert. Die Geschäftsleitung kann durch die Beteiligung an Angeboten<br />

oder Maßnahmen darüber hinaus nach außen und innen eine Vorbildrolle einnehmen.<br />

Kommunikation und Kooperation mit Verkehrsunternehmen und Stadtverwaltungen<br />

Die <strong>Fallstudien</strong> zeigen, dass die Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements immer<br />

erfolgreich war, wenn Dritte Leistungen anboten, die von den Betrieben genutzt werden<br />

konnten. Hier sind insbesondere die örtlichen Verkehrsunternehmen zu nennen. In allen<br />

untersuchten <strong>Fallstudien</strong> bieten sie ein Jobticket an, welches von allen Betrieben genutzt wird.<br />

In Dresden und Freiburg wurden darüber hinaus von den Verkehrsbetrieben Maßnahmen<br />

ergriffen, wie die Anlage neuer Haltestellen oder die Abstimmung von Abfahrts- und Arbeitszeiten.<br />

Um den Prozess der Entwicklung und Implementierung von betrieblichem Mobilitätsmanagement<br />

zu fördern und zu verstetigen, kommt der städtischen Verwaltung als Ansprech-<br />

und Kooperationspartner sowie als Vorbild eine Schlüsselfunktion zu. Die Beispiele Dresden,<br />

Freiburg und zum Teil Bielefeld zeigen auf unterschiedliche Weise, welche Rolle die städtischen<br />

Verwaltungen in diesem Zusammenhang übernehmen können.<br />

Die Übernahme von Aufgaben und Verantwortung für die Etablierung <strong>des</strong> betrieblichen<br />

Mobilitätsmanagements durch die Stadtverwaltung für die Betriebe in der Kommune ist als ganz<br />

wesentlicher Erfolgsfaktor zu nennen. Für diese Erfolgsstrategie ist nicht unerheblich, dass die<br />

Stadtverwaltung auch im Hinblick auf kommunale Planungsprojekte eine Verantwortung für die<br />

89


90<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Abstimmung mit den BMM-Projekten trägt und nicht nur für die Durchsetzung von Partialinteressen<br />

einzelner Nachfrager (Betriebe) oder Anbieter (z. B. Verkehrsunternehmen) agiert.<br />

Zu dieser unabhängigen Position kommt die Chance hinzu, sich auch mit eigenen Vorbildprojekten<br />

als Arbeitgeber und Träger bedeutender verkehrswirksamer Strukturen zu beteiligen,<br />

was in Dresden beispielsweise wahrgenommen wurde. Auch die Stadt Bielefeld nutzt ihre<br />

eigene Vorbildfunktion, um weitere Betriebe für das betriebliche Mobilitätsmanagement zu<br />

gewinnen.<br />

Wesentliche Erfolgsfaktoren bilden die eingespielten und verlässlichen Kommunikationsstrukturen<br />

zwischen Betrieben, Stadtverwaltung, Verkehrsunternehmen und sonstigen Akteuren<br />

in den untersuchten <strong>Fallstudien</strong>. In Freiburg sind die Grundlagen für eine Ausweitung der<br />

Umwelt-Verkehrsprogramme durch die interessierten und engagierten Betriebsangehörigen, die<br />

überbetriebliche AG und die verkehrspolitischen Grundsätze der Stadtverwaltung ebenso gelegt<br />

worden wie in Dresden. Die verkehrspolitischen, siedlungsstrukturellen und weiteren<br />

verhaltensbeeinflussenden Faktoren sind in Freiburg wie nur in wenigen vergleichbaren<br />

deutschen Städten als sehr positiv für die Etablierung von BMM-Projekten einzuschätzen. In<br />

dieser Hinsicht ist eine Übertragung <strong>des</strong> Handlungsansatzes und der Wirkungen der Arbeit der<br />

AG „Umweltfreundlich zum Betrieb“ auf andere Städte eher skeptisch zu betrachten.<br />

7.10.3 Empfehlungen für die Betriebe<br />

Ein erfolgreiches betriebliches Mobilitätsmanagement berücksichtigt spezifische betriebliche<br />

Zielsetzungen, Umsetzungsbedingungen sowie betriebliche und übergeordnete Rahmenbedingungen<br />

und ist daher in erheblichem Maße standortabhängig. Die <strong>Fallstudien</strong> und die<br />

Betriebsbefragung zeigten, wie unterschiedlich sich Betriebsstrukturen darstellen. Dies erfordert<br />

für betriebliches Mobilitätsmanagement optimierte Einzelfalllösungen in den Betrieben.<br />

Gleichwohl lassen sich allgemeingültige Erfolgsfaktoren anhand betrieblicher Bedingungen<br />

ableiten, die den Charakter von Empfehlungen haben.<br />

Die Ergebnisse <strong>des</strong> Projekts erlauben es, Maßnahmen <strong>des</strong> BMM unterschiedlichen Kategorien<br />

<strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements zuzuordnen. Diese sind:<br />

� BMM als eigenständige Strategie zur Erreichung von Zielen hinsichtlich der Gestaltung<br />

der personenbezogenen Mobilität der Beschäftigten<br />

� BMM als Teil einer übergeordneten Managementstrategie (Umweltschutz, Gesundheitsförderung,<br />

Kostensenkung, Standort- und Gebäudemanagement etc.)<br />

� BMM als eigenständige Strategie parallel und abgestimmt zu anderen Managementsystemen<br />

konzipiert und Synergieeffekte nutzend<br />

� Durchführung einzelner Maßnahmen <strong>des</strong> BMM oder Beteiligung an Kampagnen oder<br />

Maßnahmen Dritter<br />

In Abhängigkeit von der Ausgangslage können alle genannten Kategorien im Sinne eines<br />

betrieblichen Mobilitätsmanagements erfolgreich sein und - wie das Beispiel der Sozialstation in<br />

Hamburg zeigt - auch mit einer Einzelmaßnahme. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch<br />

kleine Betriebe ohne kommunale Unterstützung wirkungsvolle Maßnahmen dauerhaft initiieren<br />

können.<br />

Im Folgenden werden allgemeingültiger Erfolgsfaktoren und Empfehlungen dargestellt, die<br />

abgeleitet aus den Kapiteln 5, 6 und 7 die erfolgreiche Initiierung, Umsetzung und dauerhafte<br />

Implementierung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements in Unternehmen und öffentlichen<br />

Verwaltungen unterstützen:


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Betriebliche Veränderungsprozesse nutzen („Change Management“)<br />

Die <strong>Fallstudien</strong> haben gezeigt, dass sowohl top-down-Ansätze als auch bottom-up-Ansätze<br />

dazu beitragen können, erfolgreiches betriebliches Mobilitätsmanagement zu initiieren. Die<br />

Einführung wird, unabhängig davon, ob die Geschäftsleitung oder die Beschäftigten Initiatoren<br />

sind, erfolgreicher verlaufen, wenn gleichzeitig anstehende betriebliche Veränderungsprozesse<br />

genutzt werden können. Diese können durch einen besonderen Problemdruck entstehen<br />

(Flächenknappheit bei anstehenden Erweiterungen, Umstrukturierungen in Arbeitsabläufen etc.)<br />

oder aber auch durch thematisch-strategische Neuausrichtungen im Betrieb, wenn beispielsweise<br />

Themenfelder wie Umwelt, Gesundheit oder Zufriedenheit der Mitarbeiter seitens der<br />

Geschäftsführung bzw. der Beschäftigten neu besetzt werden.<br />

Besonders vorteilhaft erwies sich, wenn das betriebliche Mobilitätsmanagement als methodischstrategisches<br />

Management verstanden und im Betrieb entsprechend kommuniziert wird,<br />

unabhängig davon, ob weitere Managementstrategien (z. B. Umweltmanagement) parallel<br />

praktiziert werden. Wesentlich bei der Initiierung ist eine gemeinsame Schnittmenge der<br />

Interessen der Beschäftigten und <strong>des</strong> Betriebes. In der Betriebsbefragung zeigte sich, dass<br />

Themenfelder (Motive für die Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements) mit einer<br />

hohen Wichtigkeit sowohl für die Geschäftsleitung als auch für Beschäftigte (wie Mitarbeiterzufriedenheit,<br />

Verringerung von Wegeunfällen und auch Gesundheitsförderung) am häufigsten<br />

genannt wurden (vgl. Kapitel 6.2.3).<br />

Kontinuität der Aktivitäten und Informationsvermittlung<br />

Das betriebliche Mobilitätsmanagement sollte nach einer initiierenden Startphase in eine<br />

Kommunikation und Kooperation – unter Beteiligung aller relevanten Hierarchieebenen im<br />

Betrieb (Beschäftigte, Betriebs/Personalrat, mittleres Management, Geschäftsführung) – übergeleitet<br />

werden. Optimal ist es, wenn das betriebliche Mobilitätsmanagement als Teil der<br />

betrieblichen Normalität etabliert wird und die Umsetzung und Erfolgskontrolle sowie die<br />

Weiterentwicklung von Maßnahmen als Aufgaben in neu gegründeten Einheiten definiert wird,<br />

die einen Regelbetrieb organisieren und deren Zuständigkeiten transparent und effektiv<br />

organisiert sind. In diesem Zusammenhang ist es sinnvoll, die Nutzer (min<strong>des</strong>tens die<br />

Beschäftigten, nach Einzelfall auch Besucher und Kunden) regelmäßig und umfassend über<br />

alle Maßnahmen und optionalen Angebote <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements im<br />

Rahmen eines internen Marketings zu informieren. Die Aufmerksamkeit aller intern Beteiligten<br />

wird durch Wahrnehmung geeigneter temporärer Ereignisse (z.B. extern organisierte<br />

Kampagnen z. B. der Berufsgenossenschafen, der Krankenkassen, von Umweltverbänden<br />

etc.), aktuelle politische Debatten um Verkehr (Kosten, Klimaschutz, Veränderungen der<br />

Betriebsstruktur etc.) von Zeit zu Zeit aktiviert bzw. geschärft.<br />

Überbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit<br />

Die Einbindung der Maßnahmen bzw. der Konzepte <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagement in<br />

den Marktauftritt <strong>des</strong> Betriebs trägt wesentlich zur Imagebildung <strong>des</strong> Betriebs bei. Darüber<br />

hinaus können die Maßnahmen bzw. die Konzepte in Managementinstrumente der Betriebe<br />

eingebunden werden. Die meisten Betriebe wenden verschiedene Managementinstrumente<br />

bzw. Zertifizierungen an (vgl. Kapitel 6.2.3). Besonders geeignet sind Umweltzertifizierungen<br />

und sonstige Umweltprogramme.<br />

Über die Bildung von Netzwerken von Betrieben (Verbände, Arbeitsgruppen), Betriebs- und<br />

Personalräten, am Betriebsstandort, auf kommunaler Ebene kann ein Austausch – auch über<br />

91


92<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Themenfelder <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements – gewährleistet werden. Die Betriebsbefragung<br />

zeigt, dass sehr viele Maßnahmen, die zum betrieblichen Mobilitätsmanagement zu<br />

zählen sind, bereits in einer Vielzahl Betriebe angewandt werden und somit Erfahrungen zu<br />

Wirkungen vorliegen (vgl. Kapitel 6). In Abhängigkeit von der Funktion <strong>des</strong> Netzwerks können<br />

u. a. Erfahrungen innerhalb von Branchen, auf räumlichen Ebenen oder auf Verbandsebenen<br />

ausgetauscht werden. Dies kann auch dazu führen, dass Betriebe gemeinsam am Markt<br />

auftreten können, um sich zum Beispiel externe Mobilitätsdienstleistungen (vgl. Kapitel 5)<br />

gemeinsam nachzufragen, gegenüber der öffentlichen Hand gemeinsam aufzutreten, um<br />

Interessen, beispielsweise zu einer verbesserten Anbindung der Betriebe, wahrzunehmen.<br />

Kooperation mit Dritten und Unterstützung durch Dritte<br />

Ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor ist eine effektive Kommunikation und Kooperation mit<br />

Dritten (Leistungsersteller außerhalb <strong>des</strong> Betriebs, planende und ordnende öffentliche<br />

Verwaltung). Sowohl die <strong>Fallstudien</strong>, die Marktanalyse als auch die Betriebsbefragung verdeutlichen<br />

die Bedeutung derartiger Kooperationen. Insbesondere dort, wo Kooperationen mit<br />

verschiedenen Ämtern einer engagierten Stadtverwaltung und den örtlichen Verkehrsunternehmen<br />

stattfinden, ist betriebliches Mobilitätsmanagement besonders erfolgreich. Hier<br />

können die Betriebe die Möglichkeit nutzen, aktiv über die bestehenden Schnittstellen die<br />

Ämtern, aber auch die Verkehrsunternehmen und die sonstigen am Markt bereits etablierten<br />

Anbieter von Leistungen (vgl. Kapitel 6.2.4 und Kapitel 5) anzusprechen und ihre Wünsche an<br />

den Markt bzw. die Verwaltungen verdeutlichen. Selbstverständlich liegen – in der anderen<br />

Blickrichtung – hier Ansatzpunkte insbesondere der Kommunen, BMM zu fördern (vgl. Kapitel<br />

8).<br />

Die Marktanalyse hat gezeigt, dass sich der Markt für Mobilitätsdienstleistungen in Teilmärkten<br />

momentan sehr dynamisch, professionell und leistungsstark entwickelt. Dies gilt nicht nur für die<br />

Segmente, die sich mit Flottenmanagement und Facility Management den großen Betrieben<br />

widmen, sondern auch für Mobilitätsdienstleistungen wie Reisemanagement oder Pkw-<br />

Vermietungen für kleinere Betriebe. Die Betriebe sollten hier ihre Nachfrageposition nutzen, um<br />

durch den Einkauf von externen Mobilitätsdienstleistungen Kosten zu sparen.


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

7.11 Fazit<br />

Zentrale Fragestellung der qualitativen <strong>Fallstudien</strong> war herauszuarbeiten, wie es gelingt, ein<br />

betriebliches Mobilitätsmanagement im Betrieb erfolgreich einzuführen und langfristig zu<br />

verankern. In Ergänzung zur Betriebsbefragung standen hier die Prozesse und die Akteure in<br />

den Betrieben im Vordergrund, um Erkenntnisse zu Erfolgsfaktoren und Hemmnissen einer<br />

organisatorischen Umsetzung und Verankerung zu gewinnen. Während die nachfolgend<br />

zusammengefassten Erfolgsfaktoren in die Empfehlungen für die Gebietskörperschaften<br />

einfließen, werden abschließend in diesem Fazit Empfehlungen für Betriebe benannt, die sich<br />

aus den <strong>Fallstudien</strong> sowie einigen Ergebnissen aus der Marktanalyse und der Betriebsbefragung<br />

ableiten lassen.<br />

Begründet durch die Auswahlsystematik, eine inhaltliche Breite an <strong>Fallstudien</strong> darzustellen,<br />

weisen die untersuchten <strong>Fallstudien</strong> in Bielefeld, Hamburg und Dresden sowie das Netzwerk<br />

„Umweltfreundlich zum Betrieb“ aus Freiburg insgesamt große Unterschiede hinsichtlich ihrer<br />

innerbetrieblichen Strukturen sowie internen und externen Kooperationsformen auf, wobei sich<br />

die im betrieblichen Mobilitätsmanagement engagierten Beispielbetriebe in der Stadt Freiburg<br />

untereinander weniger differenzieren.<br />

7.11.1 Besonderheiten der <strong>Fallstudien</strong><br />

Die einzelnen <strong>Fallstudien</strong> zeigen die Bandbreite der Möglichkeiten auf, betriebliches Mobilitätsmanagement<br />

unter ganz unterschiedlichen inner- und außerbetrieblichen Akteurskonstellationen<br />

und Rahmenbedingungen zu etablieren. Gleichzeitig erlaubt die Gesamtbetrachtung<br />

über alle <strong>Fallstudien</strong>, verallgemeinerbare Erfolgsfaktoren zu identifizieren.<br />

Das Mobilitätsmanagement der Diakonie- und Sozialstation steht zunächst als einziger Fall dar,<br />

der sich ausschließlich auf die Dienstwege der Beschäftigten bezieht. Dieses Projekt hat sich<br />

solitär entwickelt. Es ist weder in ein kommunales BMM-Programm eingebunden, noch ging<br />

eine Initiative oder Unterstützung aus dem Betriebsverbund im Rahmen der Dachorganisation<br />

<strong>des</strong> Diakonischen Werks Hamburg aus. Das Projekt startete nicht mit einer Initiative der<br />

Beschäftigten, sondern ist Ergebnis einer Überprüfung verschiedener Handlungsoptionen durch<br />

die Geschäftsführung. Die Verantwortung lag und liegt weiterhin ausschließlich bei der<br />

Geschäftsführung. Die Effekte sind aus Sicht <strong>des</strong> Betriebs sehr positiv und das Beispiel ist<br />

geeignet, insbesondere auf kleinere, in dicht bebauten Quartieren befindliche Dienstleistungsbetriebe<br />

übertragen zu werden, die einen räumlich begrenzten Aktionsradius aufweisen.<br />

Das ausschließlich auf die Arbeitswege der Beschäftigten ausgerichtete Projekt <strong>des</strong> betrieblichen<br />

Mobilitätsmanagements von Infineon Dresden (auf die parallel existenten Managementsysteme<br />

im Bereich Geschäftswege ist hinzuweisen) weist von allen Projekten die größte<br />

Dichte und, nach einer Neukonzeption im Jahr 1999, Kontinuität der Maßnahmen auf.<br />

Entwickelt hat es sich als klassisches „top-down“-Projekt aus einer Initiative der Stadtverwaltung,<br />

die vom Management <strong>des</strong> Unternehmens aufgegriffen und in der Folge gemeinsam<br />

von Stadtverwaltung, Unternehmen und IHK weiterentwickelt wurde. Insgesamt zeigt Infineon<br />

strukturell am ehesten einen systematischen Ablauf: Idee-Konzept-Maßnahmenimplementation-<br />

Evaluation-Nachjustierung.<br />

In Dresden wurden im Verhältnis zur Größe und Bedeutung der Stadt – auch als Wirtschaftsstandort<br />

– mit geringem Einsatz von Personal und öffentlichen Haushaltsmitteln tragende<br />

Strukturen geschaffen und viele Einzelprojekte erfolgreich begonnen. Letztlich entscheidend<br />

93


94<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

war in der Initialisierungsphase das Zusammentreffen von kompetenten und engagierten<br />

Entscheidungsträgern und Akteuren in Verwaltung und im Unternehmen und im weiteren<br />

Verlauf <strong>des</strong> Projektes der Zugriff auf professionelle Fachplanung sowie die Ausbildung eines<br />

informellen Betriebsnetzwerks unter Federführung der Stadtverwaltung und unter Vorsitz durch<br />

den Oberbürgermeister, der diesen strategischen Handlungsansatz zur Entwicklung und<br />

Sicherung einer nachhaltigen Mobilität als eine zentrale Managementaufgabe eingestuft hat.<br />

Von Anbeginn wurden in Dresden alle Aufgaben „hauptamtlich“ erfüllt.<br />

Sowohl Handlungsanlässe als auch strategische Ausrichtung und Organisationsstruktur <strong>des</strong><br />

Projektes in Freiburg folgen anderen Handlungsmustern. In einer in bun<strong>des</strong>weitem Vergleich<br />

durchaus in dieser Bedeutung nur selten zu findenden Verbindung von Arbeitnehmerinteressen<br />

(finanzielle und qualitative Erleichterungen bei der Bewältigung der Arbeitswege) und allgemein<br />

umweltschutzpolitischem Engagement entstand ein Handlungsansatz, der das BMM als<br />

Angebot für möglichst viele Betriebe initiierte und weiterentwickelte.<br />

Dabei wurde in Freiburg keine professionelle Dienstleistung im Bereich Planung bzw.<br />

Wirkungskontrolle in Anspruch genommen und dort, wo Aufgaben in diesem Kontext in<br />

einzelnen Betrieben nicht durch die Geschäftsleitung oder das Management selbst<br />

übernommen wurden, hat das Projekt auch nach über 15 Jahren noch den Charakter einer<br />

politischen Initiative beibehalten, die von ehrenamtlichem Engagement der aktiven<br />

Beschäftigten in den Betrieben lebt.<br />

Das Projekt Bielefeld ist geprägt durch eine Vielzahl von aufeinander abgestimmten Einzelmaßnahmen,<br />

die innerhalb der durchführenden Stadtverwaltung nicht als betriebliches<br />

Mobilitätsmanagement gefasst werden. Berücksichtigt werden hier sowohl der Berufs- als auch<br />

der Dienstreiseverkehr. Die gescheiterte Umsetzung <strong>des</strong> Betriebsverkehrsplans aufgrund von<br />

Differenzen zwischen den Verantwortlichen zeigt sehr gut die Umsetzungshemmnisse, aber<br />

auch die daraus genutzten Möglichkeiten zur Etablierung zumin<strong>des</strong>t von Einzelmaßnahmen<br />

durch Engagement der Verantwortlichen und die Einbeziehung verschiedener Akteure auf.<br />

7.11.2 Erfolgsfaktoren<br />

Im Folgenden werden die aus der Analyse der <strong>Fallstudien</strong> allgemeingültig abzuleitenden<br />

Erfolgsfaktoren genannt, die zu einer erfolgreichen Einführung und dauerhaft etablierten<br />

Fortführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagement in Betrieben beitragen.<br />

Problemdruck oder thematisch-strategische Ausrichtung im Betrieb<br />

Die untersuchten Beispiele zeigen, dass in allen Betrieben ein bestimmter Problemdruck (Parkdruck,<br />

angespannte Haushaltslage, Kapazitätsprobleme im Netz) oder eine strategische<br />

Ausrichtung in den Betrieben (Umwelt, Gesundheitsförderung) die Ausgangssituation für die<br />

Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements bzw. die Durchführung einzelner<br />

Maßnahmen bildete. Zwar ist dies nicht als Erfolgsfaktor zu bezeichnen, aber als der wesentliche<br />

Grund anzusehen, sich überhaupt mit dem Thema auseinander zu setzen.<br />

Innerbetriebliche Kooperation<br />

Im Rahmen der Maßnahmenentwicklung und Umsetzung erwies sich bei den untersuchten<br />

<strong>Fallstudien</strong> eine intensive Kommunikation und Kooperation unter Beteiligung aller relevanten<br />

Gruppen im Betrieb (Beschäftigte, Betriebs/Personalrat, mittleres Management, Geschäftsführung)<br />

als besonders erfolgreich. Im Einzelfall wurde berichtet, dass es innerhalb eines<br />

Betriebes Vorbehalte auf Seiten von Entscheidungsträgern gegeben habe, weil die Initiative von<br />

der Arbeitnehmervertretung bzw. von der Gewerkschaft ausging. Es zeigte sich, dass erst nach


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

gemeinsamen Gesprächen Vorbehalte gegen Maßnahmen sowohl von der Geschäftsführung<br />

als auch von den Beschäftigten – je nachdem wer die initiierende Seite war – abgebaut werden<br />

konnten. In der Stadt Bielefeld beispielsweise wurde erst nach Einbeziehung <strong>des</strong> Personalrats<br />

und der Vermeidung von Sozialkriterien bei der Vergabe der Stellplätze die Parkraumbewirtschaftung<br />

erfolgreich eingeführt.<br />

Das Hamburger Beispiel zeigt auf, dass eine Initiative, die allein durch die Geschäftsführung als<br />

Top-Down-Ansatz etabliert wurde ebenfalls sehr erfolgreich sein kann. Dort aber, wo der Erfolg<br />

der Maßnahmen nur von Verhaltensänderungen der Beschäftigten abhängt und nicht durch<br />

Zwänge (Parkgebühren usw.) determiniert wird, ist Überzeugungsarbeit in hohem Maß<br />

erforderlich, die durch Einbindung der Beschäftigten eher geleistet und zum Erfolg geführt<br />

werden kann, als wenn diese Initiative von der Geschäftsführung der Betriebe ausgeht.<br />

Zumin<strong>des</strong>t, dass zeigt das Beispiel Dresden, ist eine weitgehende Einbindung der Beschäftigten<br />

bzw. deren Vertretungen erforderlich. Grundlage bildet in allen Fällen eine gemeinsame<br />

Schnittmenge der Interessen der Beschäftigten und <strong>des</strong> Betriebes.<br />

Engagement, Kontinuität und Kompetenz der handelnden Personen in den Betrieben<br />

Ein kontinuierliches betriebliches Mobilitätsmanagement setzt interessierte und engagierte<br />

Beschäftigte sowie eine feste Verankerung und Verstetigung im Management voraus. Die<br />

tragende Säule in Dresden war das herausgebildete Mobilitätsteam, welches als innerbetriebliche<br />

Arbeitsgruppe ohne formale Strukturen organisiert ist und deren entwickelte Strategien<br />

und Einzelmaßnahmen von der Geschäftsführung unterstützt werden.<br />

In den Freiburger Beispielen lebt – zumin<strong>des</strong>t dort, wo Aufgaben nicht durch die Geschäftsführung<br />

übernommen wurden – das Mobilitätsmanagement überwiegend vom ehrenamtlichen<br />

Engagement der Beschäftigten. Hier leistet die AG „Umweltfreundlich zum Betrieb“ ehrenamtlich<br />

eine betriebsübergreifende Wissenstransfer- und letztlich Netzwerkarbeit, die wesentlich<br />

zum positiven Image der Programmatik und der Maßnahmen in Freiburg beitragen konnte.<br />

Die befragten Akteure in AG und Betrieben stimmen weitgehend darin überein, dass für eine<br />

Sicherung <strong>des</strong> erreichten Stan<strong>des</strong> und eine mögliche Weiterentwicklung die personellen und<br />

materiellen Ressourcen der AG und der innenbetrieblichen Arbeitsgruppen nicht ausreichend<br />

sind und eine Übertragbarkeit auf andere Städte allein schon <strong>des</strong>halb nicht gelingen kann, weil<br />

nicht ausreichend Personen gefunden werden können, die bereit sind, eine solche Arbeit<br />

ehrenamtlich zu übernehmen.<br />

Die überwiegend ehrenamtlichen Arbeit und die dadurch häufig stark auf Einzelpersonen –<br />

sowohl auf Ebene der Geschäftsleitungen als auch der Arbeitnehmer – fixierte Struktur, beinhaltet<br />

darüber hinaus ein hohes Potenzial möglichen Scheiterns, sobald diese Personen die<br />

Betriebe oder die überbetriebliche Initiative verlassen.<br />

Letztendlich können professionelle Strukturen unter Beteiligung aller betrieblichen Gruppen<br />

zwar als Erfolgsfaktoren gewertet werden, gleichzeitig können ehrenamtliche Strukturen nicht<br />

per se als hemmender Faktor genannt werden. Sie setzen zur dauerhaften Etablierung und<br />

Unterstützung <strong>des</strong> Engagements allerdings mehr externe Unterstützung und Anerkennung von<br />

außen voraus.<br />

Externe und interne Öffentlichkeitsarbeit<br />

Für die Kontinuität <strong>des</strong> Engagements der innerbetrieblichen Akteure war sowohl in Freiburg als<br />

auch in Dresden entscheidend, dass die Thematik und die Wirkungen der eigenen Leistungen<br />

zunächst auf Ebene der Stadt und auch überregional Aufmerksamkeit und Anerkennung gefun-<br />

95


96<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

den haben. Dieser Effekt wurde in Freiburg durch die überbetriebliche „AG Umweltfreundlich<br />

zum Betrieb“ und die Einführung <strong>des</strong> Öko-Verkehrs-Siegels verstärkt, da hier nicht nur<br />

innerbetriebliche Gruppen angesprochen werden, sondern durch den Bekanntheitsgrad in der<br />

Öffentlichkeit auch die Bevölkerung in Stadt und Umland in den Prozess integriert werde.<br />

Die Wirkung der erstmals in 2002 verliehenen Auszeichnung mit dem „Öko-Verkehrs-Siegel“<br />

durch die Stadtverwaltung zeigt bereits im Ansatz, welchen Nutzen diese letztlich als<br />

Marketingstrategie aufzufassende Aktion bereits stiften kann. In Dresden wurde das<br />

Engagement durch zwei Forschungsprojekte anerkannt, die zusätzlich neue Impulse für das<br />

betriebliche Mobilitätsmanagement gaben.<br />

Die <strong>Fallstudien</strong> zeigen, dass die die interne Öffentlichkeitsarbeit ein entscheidender Erfolgsfaktor<br />

ist. Die Nutzer der Angebote (min<strong>des</strong>tens die Beschäftigten, nach Einzelfall auch<br />

Besucher und Kunden) werden regelmäßig und umfassend über alle Maßnahmen und<br />

optionalen Angebote informiert. Die Geschäftsleitung kann durch die Beteiligung an Angeboten<br />

oder Maßnahmen darüber hinaus nach außen und innen eine Vorbildrolle einnehmen.<br />

Kommunikation und Kooperation mit Verkehrsunternehmen und Stadtverwaltungen<br />

Die <strong>Fallstudien</strong> zeigen, dass die Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements immer<br />

erfolgreich war, wenn Dritte Leistungen anboten, die von den Betrieben genutzt werden<br />

konnten. Hier sind insbesondere die örtlichen Verkehrsunternehmen zu nennen. In allen untersuchten<br />

<strong>Fallstudien</strong> bieten sie ein Jobticket an, welches von allen Betrieben genutzt wird. In<br />

Dresden und Freiburg wurden darüber hinaus von den Verkehrsbetrieben Maßnahmen<br />

ergriffen, wie die Anlage neuer Haltestellen oder die Abstimmung von Abfahrts- und Arbeitszeiten.<br />

Um den Prozess der Entwicklung und Implementierung von betrieblichem Mobilitätsmanagement<br />

zu fördern und zu verstetigen, kommt der städtischen Verwaltung als Ansprech-<br />

und Kooperationspartner sowie als Vorbild eine Schlüsselfunktion zu. Die Beispiele Dresden,<br />

Freiburg und zum Teil Bielefeld zeigen auf unterschiedliche Weise, welche Rolle die städtischen<br />

Verwaltungen in diesem Zusammenhang übernehmen können.<br />

Die Übernahme von Aufgaben und Verantwortung für die Etablierung <strong>des</strong> betrieblichen<br />

Mobilitätsmanagements durch die Stadtverwaltung für die Betriebe in der Kommune ist als ganz<br />

wesentlicher Erfolgsfaktor zu nennen. Für diese Erfolgsstrategie ist nicht unerheblich, dass die<br />

Stadtverwaltung auch im Hinblick auf kommunale Planungsprojekte eine Verantwortung für die<br />

Abstimmung mit den BMM-Projekten trägt und nicht nur für die Durchsetzung von Partialinteressen<br />

einzelner Nachfrager (Betriebe) oder Anbieter (z. B. Verkehrsunternehmen) agiert.<br />

Zu dieser unabhängigen Position kommt die Chance hinzu, sich auch mit eigenen Vorbildprojekten<br />

als Arbeitgeber und Träger bedeutender verkehrswirksamer Strukturen zu beteiligen,<br />

was in Dresden beispielsweise wahrgenommen wurde. Auch die Stadt Bielefeld nutzt ihre<br />

eigene Vorbildfunktion, um weitere Betriebe für das betriebliche Mobilitätsmanagement zu<br />

gewinnen.<br />

Wesentliche Erfolgsfaktoren bilden die eingespielten und verlässlichen Kommunikationsstrukturen<br />

zwischen Betrieben, Stadtverwaltung, Verkehrsunternehmen und sonstigen Akteuren<br />

in den untersuchten <strong>Fallstudien</strong>. In Freiburg sind die Grundlagen für eine Ausweitung der<br />

Umwelt-Verkehrsprogramme durch die interessierten und engagierten Betriebsangehörigen, die<br />

überbetriebliche AG und die verkehrspolitischen Grundsätze der Stadtverwaltung ebenso gelegt<br />

worden wie in Dresden. Die verkehrspolitischen, siedlungsstrukturellen und weiteren<br />

verhaltensbeeinflussenden Faktoren sind in Freiburg wie nur in wenigen vergleichbaren


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

deutschen Städten als sehr positiv für die Etablierung von BMM-Projekten einzuschätzen. In<br />

dieser Hinsicht ist eine Übertragung <strong>des</strong> Handlungsansatzes und der Wirkungen der Arbeit der<br />

AG „Umweltfreundlich zum Betrieb“ auf andere Städte eher skeptisch zu betrachten.<br />

7.11.3 Empfehlungen für die Betriebe<br />

Ein erfolgreiches betriebliches Mobilitätsmanagement berücksichtigt spezifische betriebliche<br />

Zielsetzungen, Umsetzungsbedingungen sowie betriebliche und übergeordnete Rahmenbedingungen<br />

und ist daher in erheblichem Maße standortabhängig. Die <strong>Fallstudien</strong> und die<br />

Betriebsbefragung zeigten, wie unterschiedlich sich Betriebsstrukturen darstellen. Dies erfordert<br />

für betriebliches Mobilitätsmanagement optimierte Einzelfalllösungen in den Betrieben. Gleichwohl<br />

lassen sich allgemeingültige Erfolgsfaktoren anhand betrieblicher Bedingungen ableiten,<br />

die den Charakter von Empfehlungen haben.<br />

Die Ergebnisse <strong>des</strong> Projekts erlauben es, Maßnahmen <strong>des</strong> BMM unterschiedlichen Kategorien<br />

<strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements zuzuordnen. Diese sind:<br />

� BMM als eigenständige Strategie zur Erreichung von Zielen hinsichtlich der Gestaltung<br />

der personenbezogenen Mobilität der Beschäftigten<br />

� BMM als Teil einer übergeordneten Managementstrategie (Umweltschutz, Gesundheitsförderung,<br />

Kostensenkung, Standort- und Gebäudemanagement etc.)<br />

� BMM als eigenständige Strategie parallel und abgestimmt zu anderen Managementsystemen<br />

konzipiert und Synergieeffekte nutzend<br />

� Durchführung einzelner Maßnahmen <strong>des</strong> BMM oder Beteiligung an Kampagnen oder<br />

Maßnahmen Dritter<br />

In Abhängigkeit von der Ausgangslage können alle genannten Kategorien im Sinne eines<br />

betrieblichen Mobilitätsmanagements erfolgreich sein und - wie das Beispiel der Sozialstation in<br />

Hamburg zeigt - auch mit einer Einzelmaßnahme. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch<br />

kleine Betriebe ohne kommunale Unterstützung wirkungsvolle Maßnahmen dauerhaft initiieren<br />

können.<br />

Im Folgenden werden allgemeingültiger Erfolgsfaktoren und Empfehlungen dargestellt, die<br />

abgeleitet aus den Kapiteln 5, 6 und 7 die erfolgreiche Initiierung, Umsetzung und dauerhafte<br />

Implementierung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements in Unternehmen und öffentlichen<br />

Verwaltungen unterstützen:<br />

Betriebliche Veränderungsprozesse nutzen („Change Management“)<br />

Die <strong>Fallstudien</strong> haben gezeigt, dass sowohl top-down-Ansätze als auch bottom-up-Ansätze<br />

dazu beitragen können, erfolgreiches betriebliches Mobilitätsmanagement zu initiieren. Die<br />

Einführung wird, unabhängig davon, ob die Geschäftsleitung oder die Beschäftigten Initiatoren<br />

sind, erfolgreicher verlaufen, wenn gleichzeitig anstehende betriebliche Veränderungsprozesse<br />

genutzt werden können. Diese können durch einen besonderen Problemdruck entstehen<br />

(Flächenknappheit bei anstehenden Erweiterungen, Umstrukturierungen in Arbeitsabläufen und<br />

-prozessen etc.) oder aber auch durch thematisch-strategische Neuausrichtungen im Betrieb,<br />

wenn beispielsweise Themenfelder wie Umwelt, Gesundheit oder Zufriedenheit der Mitarbeiter<br />

seitens der Geschäftsführung bzw. der Beschäftigten neu besetzt werden.<br />

Besonders vorteilhaft erwies sich, wenn das betriebliche Mobilitätsmanagement als methodischstrategisches<br />

Management verstanden und im Betrieb entsprechend kommuniziert wird,<br />

unabhängig davon, ob weitere Managementstrategien (z. B. Umweltmanagement) parallel<br />

97


98<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

praktiziert werden. Wesentlich bei der Initiierung ist eine gemeinsame Schnittmenge der<br />

Interessen der Beschäftigten und <strong>des</strong> Betriebes. In der Betriebsbefragung zeigte sich, dass<br />

Themenfelder (Motive für die Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements) mit einer<br />

hohen Wichtigkeit sowohl für die Geschäftsleitung als auch für Beschäftigte (wie Mitarbeiterzufriedenheit,<br />

Verringerung von Wegeunfällen und auch Gesundheitsförderung) am häufigsten<br />

genannt wurden (vgl. Kapitel 6.2.3).<br />

Kontinuität der Aktivitäten und Informationsvermittlung<br />

Das betriebliche Mobilitätsmanagement sollte nach einer initiierenden Startphase in eine<br />

Kommunikation und Kooperation – unter Beteiligung aller relevanten Hierarchieebenen im<br />

Betrieb (Beschäftigte, Betriebs/Personalrat, mittleres Management, Geschäftsführung) – übergeleitet<br />

werden. Optimal ist es, wenn das betriebliche Mobilitätsmanagement als Teil der<br />

betrieblichen Normalität etabliert wird und die Umsetzung und Erfolgskontrolle sowie die<br />

Weiterentwicklung von Maßnahmen als Aufgaben in neu gegründeten Einheiten definiert wird,<br />

die einen Regelbetrieb organisieren und deren Zuständigkeiten transparent und effektiv<br />

organisiert sind. In diesem Zusammenhang ist es sinnvoll, die Nutzer (min<strong>des</strong>tens die<br />

Beschäftigten, nach Einzelfall auch Besucher und Kunden) regelmäßig und umfassend über<br />

alle Maßnahmen und optionalen Angebote <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements im<br />

Rahmen eines internen Marketings zu informieren. Die Aufmerksamkeit aller intern Beteiligten<br />

wird durch Wahrnehmung geeigneter temporärer Ereignisse (z.B. extern organisierte<br />

Kampagnen z. B. der Berufsgenossenschafen, der Krankenkassen, von Umweltverbänden<br />

etc.), aktuelle politische Debatten um Verkehr (Kosten, Klimaschutz, Veränderungen der<br />

Betriebsstruktur etc.) von Zeit zu Zeit aktiviert bzw. geschärft.<br />

Überbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit<br />

Die Einbindung der Maßnahmen bzw. der Konzepte <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagement in<br />

den Marktauftritt <strong>des</strong> Betriebs trägt wesentlich zur Imagebildung <strong>des</strong> Betriebs bei. Darüber<br />

hinaus können die Maßnahmen bzw. die Konzepte in Managementinstrumente der Betriebe<br />

eingebunden werden. Die meisten Betriebe wenden verschiedene Managementinstrumente<br />

bzw. Zertifizierungen an (vgl. Kapitel 6.2.3). Besonders geeignet sind Umweltzertifizierungen<br />

und sonstige Umweltprogramme.<br />

Über die Bildung von Netzwerken von Betrieben (Verbände, Arbeitsgruppen), Betriebs- und<br />

Personalräten, am Betriebsstandort, auf kommunaler Ebene kann ein Austausch – auch über<br />

Themenfelder <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements – gewährleistet werden. Die Betriebsbefragung<br />

zeigt, dass sehr viele Maßnahmen, die zum betrieblichen Mobilitätsmanagement zu<br />

zählen sind, bereits in einer Vielzahl Betriebe angewandt werden und somit Erfahrungen zu<br />

Wirkungen vorliegen (vgl. Kapitel 6). In Abhängigkeit von der Funktion <strong>des</strong> Netzwerks können<br />

u. a. Erfahrungen innerhalb von Branchen, auf räumlichen Ebenen oder auf Verbandsebenen<br />

ausgetauscht werden. Dies kann auch dazu führen, dass Betriebe gemeinsam am Markt<br />

auftreten können, um sich zum Beispiel externe Mobilitätsdienstleistungen (vgl. Kapitel 5)<br />

gemeinsam nachzufragen, gegenüber der öffentlichen Hand gemeinsam aufzutreten, um<br />

Interessen, beispielsweise zu einer verbesserten Anbindung der Betriebe, wahrzunehmen.<br />

Kooperation mit Dritten und Unterstützung durch Dritte<br />

Ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor ist eine effektive Kommunikation und Kooperation mit<br />

Dritten (Leistungsersteller außerhalb <strong>des</strong> Betriebs, planende und ordnende öffentliche<br />

Verwaltung). Sowohl die <strong>Fallstudien</strong>, die Marktanalyse als auch die Betriebsbefragung verdeut-


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

lichen die Bedeutung derartiger Kooperationen. Insbesondere dort, wo Kooperationen mit<br />

verschiedenen Ämtern einer engagierten Stadtverwaltung und den örtlichen Verkehrsunternehmen<br />

stattfinden, ist betriebliches Mobilitätsmanagement besonders erfolgreich. Hier<br />

können die Betriebe die Möglichkeit nutzen, aktiv über die bestehenden Schnittstellen die<br />

Ämtern, aber auch die Verkehrsunternehmen und die sonstigen am Markt bereits etablierten<br />

Anbieter von Leistungen (vgl. Kapitel 6.2.4 und Kapitel 5) anzusprechen und ihre Wünsche an<br />

den Markt bzw. die Verwaltungen verdeutlichen. Selbstverständlich liegen – in der anderen<br />

Blickrichtung – hier Ansatzpunkte insbesondere der Kommunen, BMM zu fördern (vgl. Kapitel<br />

8).<br />

Die Marktanalyse hat gezeigt, dass sich der Markt für Mobilitätsdienstleistungen in Teilmärkten<br />

momentan sehr dynamisch, professionell und leistungsstark entwickelt. Dies gilt nicht nur für die<br />

Segmente, die sich mit Flottenmanagement und Facility Management den großen Betrieben<br />

widmen, sondern auch für Mobilitätsdienstleistungen wie Reisemanagement oder Pkw-<br />

Vermietungen für kleinere Betriebe. Die Betriebe sollten hier ihre Nachfrageposition nutzen, um<br />

durch den Einkauf von externen Mobilitätsdienstleistungen Kosten zu sparen.<br />

99


7.12 <strong>Fallstudien</strong> Freiburg im Breisgau - Universitätsklinikum<br />

Steckbrief: Betriebliches Universitätsklinikum Freiburg i. Br.<br />

Allgemeines<br />

Branche:<br />

Größe:<br />

Arbeitszeiten:<br />

Betriebsstruktur:<br />

100<br />

Öffentliche Gesundheitsversorgung<br />

ca. 8.000 Beschäftigte<br />

feste Arbeitszeiten,<br />

Schichtbetrieb<br />

Krankenhaus mit mehreren<br />

Standorten in Freiburg i. Br.<br />

Lage <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg i. Br.<br />

Abbildung 19: Lage <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg i. Br. (Quelle: Darstellung PGN)<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Abbildung 18: Luftbild <strong>des</strong> Universitätsklinikums<br />

Freiburg i. Br. (Quelle: Homepage Universitätsklinikum<br />

Freiburg im Breisgau)<br />

Das Zentralklinikum liegt eingebettet in einem Wohngebiet nahe der Innenstadt, die Außenkliniken<br />

Psychiatrie und Hautklinik befinden sich an der Hauptstraße im Westen der Stadt, die medizinischtheoretischen<br />

Institute sind im Institutsgebiet der Universität Freiburg i. Br. untergebracht.<br />

Anbindung an das<br />

ÖV-Netz<br />

Anbindung an das<br />

MIV-Netz<br />

Das Zentralklinikum ist durch eine Straßenbahnlinie mit zwei Haltestellen sowie<br />

zwei Buslinien der VAG und zwei Buslinien der SBG mit drei Haltestellen an<br />

den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Die Straßenbahn bindet das<br />

Universitätsklinikum im 10-Minuten-Takt an den Hauptbahnhof an, während die<br />

Busse im 30-Minuten-Takt verkehren. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist<br />

die Verbindung zum Hauptbahnhof in 7 Minuten bzw. in die Innenstadt in 10<br />

Minuten gesichert.<br />

Die verkehrliche Anbindung für den MIV für alle Standorte ist als gut zu<br />

bewerten. Für das Zentralklinikum befindet sich ein Anschluss an die Bun<strong>des</strong>autobahn<br />

A 5 in ca. 5 km Entfernung. In Nord-Süd-Richtung verlaufen die<br />

Bun<strong>des</strong>straßen B 3 und B 31 jeweils östlich und westlich <strong>des</strong> Klinikums in ca. 1-


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Organisation <strong>des</strong><br />

ruhenden Verkehrs<br />

Anbindung an das<br />

Radverkehrsnetz<br />

Struktur <strong>des</strong> Betriebes<br />

Beschäftigte<br />

Mobilitätsstruktur<br />

Mobilitätskonzept<br />

Koppelung an andere<br />

Managementstrategien<br />

Anlass & Motivation<br />

Zielgruppe & Ziele<br />

3 km Entfernung.<br />

Insgesamt stehen auf dem Gelände <strong>des</strong> Universitätsklinikums 852 Pkw-Stellplätze<br />

zur Verfügung, sowohl ebenerdig als auch in Parkhäusern. Da die Stellplätze<br />

für die Zahl der potentiellen Nutzer nicht ausreichen, werden die Parkplätze<br />

<strong>des</strong> Universitätsklinikums bewirtschaftet. Dabei ist jeder zur Verfügung<br />

stehende Parkplatz für Beschäftigte, Besucher oder Patienten gebührenpflichtig.<br />

Beschäftigte zahlen pro Tag 50 Cent, Besucher und Patienten je<br />

Stunde 50 Cent. Mit den Einnahmen wird das Jobticket der im Klinikum<br />

Beschäftigten bezuschusst. Außerdem gibt es für Frauen, Behinderte und<br />

Lieferanten reservierte Stellplätze. Zahlreiche Mitarbeiter stellen ihre Kraftfahrzeuge<br />

im öffentlichen Straßenraum ab.<br />

Die Radwegeverbindungen zum Universitätsklinikum sind im Rahmen der<br />

Fahrradverkehrsplanung der Stadt sukzessive verbessert worden (neue Radwege<br />

und Wegweisungen).<br />

Das Universitätsklinikum Freiburg ist eine rechtsfähige Einrichtung der<br />

Universität Freiburg. Alle medizinischen Fachrichtungen sind durch eigene<br />

Fachkliniken, Institute und zentrale Einrichtungen in Freiburg vertreten. Das<br />

Freiburger Universitätsklinikum gehört bun<strong>des</strong>weit zu den größten<br />

medizinischen Einrichtungen.<br />

Insgesamt sind im Universitätsklinikum Freiburg z.Z. ca. 8.000 Personen<br />

beschäftigt, davon rund 1.000 Ärzte und 2.800 Pflegekräfte. Aufgeteilt auf die<br />

verschiedenen Arbeitszeitmodelle lässt sich ein Anteil von ungefähr 40 %<br />

Teilzeitbeschäftigten und 40 % Schicht feststellen.<br />

Aus einer Erhebung durch das Universitätsklinikum aus 2002 geht hervor, dass<br />

22 % der Befragten ihren eigenen Pkw nutzen und 14 % das Angebot <strong>des</strong><br />

ÖPNV wahrnehmen, 16 % mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren und 3 % zu Fuß<br />

gehen. Die restlichen 37 % nutzen eine Kombination verschiedener Verkehrsmittel.<br />

Das Mobilitätskonzept <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg i. Br. bezieht sich<br />

ausschließlich auf die Arbeitswege der Beschäftigten. Das Umwelt-Verkehrsprogramm<br />

beinhaltet Maßnahmenbausteine für den ÖPNV, den Radverkehr,<br />

den MIV und auch allgemeine Maßnahmen zur Förderung <strong>des</strong> umweltfreundlichen<br />

Verkehrs. Im Vordergrund <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms <strong>des</strong><br />

Universitätsklinikums standen das Parkraumbewirtschaftungskonzept in<br />

Verbindung mit einer Bezuschussung <strong>des</strong> Jobtickets sowie das Fahrradkonzept<br />

Die BMM-Konzeption umfasst überwiegend die Arbeitswege der Beschäftigten,<br />

teilweise sind Maßnahmen im Bereich Dienstreiseverkehr bzw. Besucherverkehr<br />

direkt einbezogen (insbesondere im Aspekt Parkraumbewirtschaftung).<br />

Das Unternehmen ist qualitätszertifiziert. Zudem gibt es eine Umweltberichterstattung<br />

und eine Umweltkostenberechnung. Eine organisatorische<br />

Koppelung dieser Methoden mit dem auf die Arbeitswege bezogenen<br />

Mobilitätsmanagement besteht nicht. Allerdings wird ein strategischer<br />

Zusammenhang mit dem Umweltmanagement <strong>des</strong> Unternehmens gesehen; die<br />

Aktivitäten im Zusammenhang mit der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />

wurden im jährlich erscheinenden Umweltbericht erwähnt.<br />

Der Anlass bzw. die Motivation zur Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms<br />

war sowohl umweltstrategisch, als auch problembezogen. Der erste<br />

Anlass für die Beschäftigung mit dem Thema „umweltfreundlich zum Betrieb“,<br />

war die politische Diskussion im Sommer 1990 zum Thema Luftverschmutzung<br />

und Anstieg der Ozonwerte durch die Zunahme <strong>des</strong> MIV. Zusätzlich gab es<br />

noch einen problembezogenen Anlass. Durch vermehrte Umbau- und Neubaumaßnahmen<br />

kam es zu einer Parkplatzknappheit auf dem Areal <strong>des</strong><br />

Universitätsklinikums, da trotz Abbaus von Pkw-Stellplätzen weiterhin die<br />

gleiche Anzahl der Beschäftigten mit dem eigenen Pkw zur Arbeit kamen.<br />

Aufgrund dieser beiden Handlungsanlässe, wurde vonseiten <strong>des</strong> Personalrates<br />

die Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms angeregt.<br />

Das Kernziel <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms <strong>des</strong> Universitätsklinikums ist die<br />

Etablierung und Ausweitung der vorhandenen Maßnahmen, um weitere<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Bedeutung umweltfreundlichen<br />

Verkehrsverhaltens zu überzeugen.<br />

101


Beginn <strong>des</strong> Mobilitätsmanagements<br />

Organisation und<br />

Akteure/ Beteiligte<br />

Kooperationspartner<br />

Organisation und<br />

Akteure/ Beteiligte<br />

102<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Begonnen hat die Initiative zum Umwelt-Verkehrsprogramm <strong>des</strong> Universitätsklinikums<br />

1990 durch die Initiative <strong>des</strong> Personalrats <strong>des</strong> Klinikums.<br />

Die innerbetriebliche Organisation liegt in erster Linie bei der innerbetrieblichen<br />

Arbeitsgruppe „Umwelt und Verkehr“ und dem Betriebsrat <strong>des</strong> Klinikums. In der<br />

internen Arbeitsgruppe arbeiten Beschäftigte <strong>des</strong> Klinikums aus den Bereichen<br />

Verwaltung (Abteilung Haus und Grundstücksverwaltung, in dieser Abteilung ist<br />

der Verkehrsdienst angesiedelt), Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene,<br />

Arbeitssicherheit, Technischer Betrieb und zusammen.<br />

Außerbetriebliche Kooperationspartner sind die Mitglieder der überbetrieblichen<br />

„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ und die Freiburger Verkehrs AG (VAG).<br />

Des weiteren kooperiert das Universitätsklinikum zum Thema Mobilität mit dem<br />

Verkehrsplanungsamt und dem Bauamt der Stadt Freiburg i. Br. sowie den<br />

Verkehrsverbänden ADAC, ADFC und VCD.<br />

Die innerbetriebliche Organisation liegt in erster Linie bei der innerbetrieblichen<br />

Mobilitäts-Arbeitsgruppe. In alle Aktionen und Maßnahmen zum Thema<br />

„Umweltfreundlich zum Betrieb“ sind der Betriebsrat, die Geschäftsleitung und<br />

anlassbezogen verschiedene Fachabteilungen involviert.<br />

Kooperationspartner Direkte außerbetriebliche Kooperationspartner sind die Mitglieder der<br />

überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ und die Freiburger<br />

Verkehrs AG (VAG).<br />

Maßnahmen<br />

Für die Zukunft<br />

geplante Maßnahmen<br />

Ergebnisse<br />

Übergreifend: Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, Mobilitätsinformation bei<br />

Neueinstellung durch Personalrat, Individuelle Arbeitszeitmodelle und<br />

Abstimmung Arbeitszeiten/ÖPNV Fahrpläne<br />

ÖPNV: bezuschusste Regio-Umwelt-Karten (Job-Tickets) in Verbindung mit<br />

gestaffelten Parkgebühren, Verbesserung der ÖPNV-Verbindungen, Bau eines<br />

S-Bahn-Haltepunktes<br />

Fahrradverkehr: Konzept für Fahrradabstellplätze, neue Abstellanlagen mit<br />

Wetterschutz und Erstellung einer Fahrradbroschüre, Umkleideräume/Duschen<br />

MIV: Parkraumbewirtschaftung<br />

Es sind keine grundlegenden Veränderungen <strong>des</strong> innerbetrieblichen<br />

Umweltverkehrskonzeptes geplant. Die Priorität liegt weiterhin auf der<br />

Optimierung von Fahrradabstellplätzen. Eine zukünftig geplante Maßnahme ist<br />

die Einbindung der Außenstelle in der Hauptstraße (Psychiatrie und Hautklinik)<br />

in den Verkauf der Jobtickets, ein verstärkter Focus soll zukünftig auf die<br />

Patienten und Besucher <strong>des</strong> Klinikums gerichtet sein, um eine Verbesserung<br />

<strong>des</strong> Mobilitätsverhaltens herbeizuführen.<br />

Die wichtigsten Ergebnisse der Mobilitätsmaßnahmen <strong>des</strong> Universitätsklinikums<br />

sind die Einführung <strong>des</strong> Job-Tickets und <strong>des</strong> S-Bahn-Haltepunktes. Seit der<br />

Etablierung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms konnten auf dem gesamten<br />

Klinikgelände insgesamt 300 Parkplätze dauerhaft abgebaut werden. Etwa 400<br />

Beschäftigte sind nach Angaben <strong>des</strong> Klinikums auf alternative Verkehrsmittel<br />

umgestiegen. Durch die Einführung <strong>des</strong> neuen S-Bahn-Haltepunkts hat sich die<br />

Fahrzeit für die Nutzer im Durchschnitt um insgesamt 20 Minuten verringert.<br />

Der Haltepunkt wird gut angenommen (vgl. Homepage Clever Pendeln). Auch<br />

die Zahl der Radfahrer wurde deutlich gesteigert.<br />

Kontakt Universitätsklinikum Freiburg i. Br.:<br />

Herr Jung (Geschäftsbereichsleiter); Hugstetter Straße 49; 79095 Freiburg i.<br />

Br.; E-Mail: Kalle.Jung@uniklinikum-freiburg.de; Tel.: 0761/270-2160,<br />

Herr Mössner und Herr Vögtle (Personalräte)<br />

Breisacher Straße 62, Haus 4; 79106 Freiburg i. Br.<br />

E-mail: personalrat@persrat.ukl.uni-freiburg.de; Tel.: 0761/270 6087 (Herr<br />

Mössner); Tel.: 0761/270 6077 (Herr Vögtle)<br />

7.12.1 Initiierung und Entwicklungsprozess<br />

Die Initiative zur Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms für das Universitätsklinikum<br />

ergriff der Personalrat 1990. Für die Initiierung eines solchen Programms gab es zwei übergeordnete<br />

Handlungsansätze:


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Neben dem generellen Anliegen <strong>des</strong> Universitätsklinikums, einen Beitrag zum Umweltschutz zu<br />

leisten, stand das Problem <strong>des</strong> Parkraummangels auf dem Klinikgelände im Vordergrund. Die<br />

anfangs 1.700 Parkplätze wurden durch die Errichtung von Neubauten immer weiter reduziert,<br />

so dass es zu einem spürbaren Parkplatzmangel kam. Eine Schwachstelle lag dabei in der<br />

schlechten Anbindung <strong>des</strong> Universitätsklinikums an das regionale Schienennetz (Bahnstrecke<br />

Breisach - Hauptbahnhof Freiburg). Die Beschäftigten aus Richtung Breisach fuhren morgens<br />

zuerst am Klinikum vorbei, bevor sie das Klinkgelände durch eine Rückfahrt vom Hauptbahnhof<br />

mit Bus und Straßenbahn erreichen konnten.<br />

Für die wachsende Zahl der Fahrradnutzer standen keine ausreichenden Abstellmöglichkeiten<br />

zur Verfügung.<br />

Der Impuls für ein Umwelt-Verkehrsprogramm ging vom Personalrat <strong>des</strong> Universitätsklinikums<br />

aus, zu dem bis 1999 auch noch der heutige Geschäftsbereichsleiter <strong>des</strong> Bereichs Wirtschaft<br />

gehörte. Mit seinem Wechsel in die Verwaltung hat er das Thema „Umweltfreundlich zum<br />

Betrieb“ 2001 mit der Parkraumbewirtschaftung verknüpft.<br />

Anfang der 1990er Jahre forderte der Personalrat zum Umweltverkehrsprogramm<br />

insbesondere:<br />

� Ausbaustopp von Parkplätzen; angrenzende öffentliche Parkplätze sollen zu Anwohner-<br />

Parkplätzen werden,<br />

� Zuschuss zur Regio-Karte im Tausch für Parkplaketten,<br />

� Verbesserung der ÖPNV-Anbindung,<br />

� Schaffung einer ausreichenden Anzahl von überdachten Fahrradabstellplätzen mit<br />

Diebstahlsicherung.<br />

Nach ersten Verhandlungen mit der Klinikleitung hat sich eine interne Arbeitsgruppe „Umwelt<br />

und Verkehr“ gebildet, über die auch der Kontakt mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich<br />

zum Betrieb“ hergestellt wurde. Ziel dieser Arbeitsgruppe war die schrittweise<br />

Umsetzung konkreter Konzeptbausteine.<br />

Die erste Maßnahme im Umsetzungsprozess <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms war die Analyse<br />

<strong>des</strong> Verkehrsverhaltens sowie der Bedingungen für einen Umstieg auf umweltfreundliche<br />

Verkehrsmittel. Dazu wurde eine Mitarbeiterbefragung zum Thema Mobilität durchgeführt.<br />

Die Befragung ergab, dass die meisten Mitarbeiter aus der Stadt Freiburg i. Br. oder dem<br />

direkten Umkreis (ca. 15 km) stammen und daher die Möglichkeit haben, auf die Autonutzung<br />

zum Arbeitsplatz zu verzichten.<br />

Aus der Umfrage ging hervor, dass ca. 36 % der Beschäftigten das Auto auf dem Weg zur<br />

Arbeit nutzten (inkl. Fahrgemeinschaften), während bereits 24 % den ÖPNV und 31 % das<br />

Fahrrad nutzten sowie 5 % zu Fuß zur Arbeit kamen (vgl. Universitätsklinikum 2002: 30). Damit<br />

war zwar die deutliche Mehrheit der Beschäftigten Nutzer umweltfreundlicher Verkehrsmittel.<br />

Trotzdem wurden v.a. vor dem Hintergrund der Parkplatzproblematik Maßnahmen für eine<br />

Verbesserung der Verkehrssituation geplant.<br />

In einem nächsten Schritt wurden einzelne Ideen entwickelt. Dazu gehörten Fahrplanänderungen<br />

zur Angleichung an die Arbeitszeiten und das Konzept zur Einrichtung eines neuen<br />

Haltepunktes der Breisgau S-Bahn am Universitätsklinikum sowie die Bezuschussung <strong>des</strong><br />

ÖPNV und <strong>des</strong> Fahrra<strong>des</strong> auf dem Arbeitsweg. Die Einrichtung <strong>des</strong> Haltepunktes am<br />

Universitätsklinikums hatte eine besondere Priorität, da es einen größeren Pendlerstrom aus<br />

103


104<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Richtung Westen gab, der durch diese Anbindung besser bedient werden könnte. Auch für<br />

Mitarbeiter der benachbarten Behörden (z. B. Finanzamt) sowie für Besucher und Patienten der<br />

Ambulanz sollte die Einrichtung dieses Haltepunktes deutliche Vorteile bringen.<br />

In Zusammenarbeit mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ wurden in der<br />

Folge konkrete Konzeptbausteine entwickelt, die nach und nach umgesetzt werden sollten.<br />

Die innerbetriebliche Arbeitsgruppe Umwelt und Verkehr <strong>des</strong> Universitätsklinikums hat den<br />

Umsetzungsprozess <strong>des</strong> BMM intern organisiert. Daran war auch maßgeblich die Verwaltung<br />

beteiligt, von der ein Mitglied der innerbetrieblichen AG angehört. Dadurch konnten die<br />

Vorschläge zur Verbesserung der baulichen Infrastruktur effektiver an die Bauverwaltung<br />

herangetragen werden.<br />

7.12.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb<br />

Seit 1990 wird das Umwelt-Verkehrsprogramm <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg in<br />

Zusammenarbeit mit Personen aus Klinikverwaltung, Personalrat sowie interessierten<br />

Beschäftigten getragen und weiterentwickelt. In der internen „Arbeitsgruppe Umwelt und<br />

Verkehr“ arbeiten Beschäftigte <strong>des</strong> Klinikums aus den Bereichen Verwaltung (Abteilung Haus<br />

und Grundstücksverwaltung), Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene, Arbeitssicherheit,<br />

Technischer Betrieb und Personalrat zusammen. Durch das bereits etablierte<br />

Umwelt-Verkehrsprogramm von Micronas wurde man auf Herrn Wember von der IG Metall<br />

aufmerksam. Die interne Arbeitsgruppe hat den Kontakt zu ihm hergestellt und mit ihm<br />

gemeinsam an der Ausarbeitung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms <strong>des</strong> Universitätsklinikums<br />

gearbeitet.<br />

1994 wurde die Leitungsgruppe Umweltschutz im Universitätsklinikum gegründet. In dieser<br />

Leitungsgruppe werden alle Umweltthemen <strong>des</strong> Klinikums bearbeitet und neue Ansätze für<br />

Umweltschutzthemen diskutiert. In diesem Zusammenhang liegt auch die Zuständigkeit für die<br />

Umweltberichterstattung der Leitungsgruppe beim Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene.<br />

Durch die Mitarbeit <strong>des</strong> Geschäftsbereichsleiters Wirtschaft in dieser Leitungsgruppe<br />

und der Verkehrsarbeitsgruppe ist eine enge Verzahnung gegeben, wodurch das<br />

Verkehrsprogramm gut in der Verwaltung verankert ist. Das Universitätsklinikum Freiburg war<br />

eines der ersten Krankenhäuser, das zur Entwicklung umweltfreundlicher Produkte, zur<br />

Verbesserung von Methoden und zu innovativen, umweltschonenden Verfahren beigetragen<br />

hat. Dieses Engagement wurde im Jahr 2000 mit der Auszeichnung durch den Umweltpreis der<br />

Deutschen Bun<strong>des</strong>stiftung Umwelt belohnt.<br />

Die Zuständigkeiten im Betrieb für den Dienst- und Geschäftsreiseverkehr sowie für die<br />

Organisation der Arbeitswege und <strong>des</strong> Kunden- und Besucherverkehrs sind entsprechend der<br />

Größe und vielfältigen Struktur <strong>des</strong> Betriebs auf verschiedene Abteilungen verteilt. Ein Teil der<br />

Organisation der Arbeitswege ist durch die Dienstvereinbarung geregelt, in der das Konzept für<br />

die Parkraumbewirtschaftung festgeschrieben wurde. Die Verantwortung für die Parkraumbewirtschaftung<br />

liegt allein bei der Verwaltung.<br />

Die Zuständigkeiten für den Berufsverkehr liegen im weitesten Sinne bei den Personalabteilung,<br />

Betriebstechnik, Bau- und Liegenschaften, Fuhrparkmanagement, der Stabsstelle Bau, dem<br />

Personalrat und im Geschäftsbereich Wirtschaft (Leiter <strong>des</strong> Geschäftsbereichs Wirtschaft). Alle<br />

genannten Abteilungen sind in diesen Prozess durch bauliche Maßnahmen, Genehmigungsvorgänge<br />

oder Vertrieb und Koordination der Jobtickets und Bonusanträge involviert. Die<br />

Zuständigkeit für den Geschäfts- und Dienstreiseverkehr liegt bei der Personalabteilung. Das<br />

dort eingerichtete Reisezentrum ist ausschließlich für die Buchung und Abrechnung von


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Geschäfts- und Dienstreisen der Mitarbeiter <strong>des</strong> Klinikums zuständig. Für den Besucherverkehr<br />

ist der Geschäftsbereich Wirtschaft zuständig.<br />

Der Personalrat in Zusammenarbeit mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum<br />

Betrieb“, die interne Arbeitsgruppe „Umwelt und Verkehr“ und der Geschäftsbereichsleiter<br />

waren im Umsetzungsprozess <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms <strong>des</strong> Universitätsklinikums die<br />

treibenden Kräfte.<br />

Projektpartner und Beteiligte die außerhalb <strong>des</strong> Universitätsklinikums zum Gelingen <strong>des</strong><br />

Umwelt-Verkehrsprogramms beitragen, sind in erster Linie die Mitglieder der überbetrieblichen<br />

„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ und Herr Wember von der IG Metall Freiburg als direkter<br />

Ansprechpartner für alle Fragen zum Umwelt-Verkehrsprogramm. Durch die zumin<strong>des</strong>t<br />

anfänglich sehr intensive Zusammenarbeit mit der AG konnten viele Konzeptbausteine <strong>des</strong><br />

Umweltverkehrskonzeptes in relativ kurzer Zeit umgesetzt werden.<br />

Weitere Ansprechpartner außerhalb <strong>des</strong> Klinikums sind Mitarbeiter <strong>des</strong> Planungs- und<br />

Bauamtes, die Verkehrsunternehmen, sowie Verbände (ADAC, ADFC, VCD).<br />

Die Stadtverwaltung Freiburg i. Br. unterstützt die Umwelt-Verkehrsprogramme in den Betrieben<br />

nicht nur durch ihre Verkehrspolitik. In Bezug auf das Universitätsklinikum konnten durch die<br />

gute Zusammenarbeit besonders infrastrukturelle Probleme auf dem Klinikgelände gelöst<br />

werden. Ein Beispiel dafür ist die Verlegung einer öffentlichen Radwegeverbindung über das<br />

Klinikgelände, um eine direkte Routenführung zu ermöglichen.<br />

Ein wichtiger Kontakt wird gemeinsam vom Personalrat <strong>des</strong> Universitätsklinikums, der überbetrieblichen<br />

„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ und der Freiburger Verkehrs AG, zu einem<br />

Fahrgastbeirat 19 <strong>des</strong> Regio Verkehrsverbun<strong>des</strong> Freiburg gehalten.<br />

Zusätzlich besteht auch ein Kontakt mit der DB AG. Dieser ist durch das Anliegen eines Haltepunkts<br />

entstanden, jedoch gestaltete sich die Zusammenarbeit langwierig.<br />

Alles in allem sind die externen Projektpartner und Kontakte als förderlich für die Umsetzung<br />

<strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms <strong>des</strong> Universitätsklinikums zu bewerten. Vor allem in der<br />

Anfangszeit war die Verbindung mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />

sehr intensiv; sie hat den Umsetzungsprozess konstruktiv vorangetrieben. Aktuell ist die<br />

Zusammenarbeit seitens <strong>des</strong> Klinikums weniger intensiv, da eine regelmäßige Teilnahme an<br />

den Treffen der AG aus Kapazitätsgründen nicht mehr zu vereinbaren ist. Bei wichtigen<br />

Themen, die das Klinikum betreffen, wird aber weiterhin ein Vertreter der Personalabteilung <strong>des</strong><br />

Klinikums den Treffen der AG beiwohnen, um weitere wichtige Informationen und Möglichkeiten<br />

zu erfahren und zu diskutieren.<br />

7.12.3 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen<br />

Nach der erfolgreich abgeschlossenen Mitarbeiterbefragung am Universitätsklinikum konnte in<br />

Zusammenarbeit mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ ein dauerhaftes<br />

Konzept entwickelt werden, das die Beschäftigten zur stärkeren Nutzung der öffentlichen<br />

Verkehrsmittel und <strong>des</strong> Fahrrads motiviert. Dieses Konzept wurde durch eine Dienstvereinbarung<br />

verankert.<br />

19 Im Bereich <strong>des</strong> Regio-Verkehrsverbun<strong>des</strong> Freiburg (RVF) gibt es vier regionale Fahrgastbeiräte, die sich um die<br />

Belange <strong>des</strong> öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) kümmern. Sie bestehen aus jeweils 15-20 Mitgliedern, die<br />

sich freiwillig für diese Aufgabe gemeldet haben und unabhängig von den Verkehrsunternehmen arbeiten; diese<br />

übernehmen lediglich Betreuungsfunktionen.<br />

105


Fahrradverkehr<br />

106<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Die interne „Arbeitsgruppe Umwelt und Verkehr“ <strong>des</strong> Universitätsklinikums entwickelte 1992<br />

eine Radwegbroschüre, die 26 verschiedene Routen, mit zum Teil verschiedenen Varianten,<br />

zur Klinik beinhaltet (vgl. Bier, Zimmermann: 152). Das Fahrradkonzept basiert auf einer<br />

Befragung zu den genutzten Routen zum Universitätsklinikum. In Zusammenarbeit mit der Stadt<br />

Freiburg wurden neue Radwege inklusive neuer Beschilderungen festgelegt. Zusätzlich wurde<br />

ein umfangreiches Konzept zur Neueinrichtung und Restaurierung von Radabstellanlagen<br />

entwickelt. Mittlerweile gibt es mehr als 500 diebstahlsichere und zum größten Teil überdachte<br />

Abstellplätze.<br />

Die Schwerpunkte bei der Umsetzung <strong>des</strong> Fahrradkonzeptes waren: Die Fahrradabstellplätze<br />

möglichst nahe am Eingang, Anlehnbügel (anstelle sog. „Felgenkiller“), Wetterschutz sowie<br />

neue, zeitgemäße Abstellplätze in ausreichender Anzahl (vgl. AG Umweltfreundlich zum Betrieb<br />

2000: 14).<br />

Das Fahrradkonzept der Universitätsklinik beinhaltet zudem die Trennung von Pkw-, Rad- und<br />

Fußverkehr, um Konflikte zu vermeiden. So ist der Innenbereich <strong>des</strong> Zentralklinikums nur zu<br />

Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen.<br />

ÖPNV<br />

In Zusammenarbeit mit der Verkehrs AG Freiburg (VAG) und dem Regionalverbund konnten die<br />

Fahrpläne <strong>des</strong> ÖPNV an die Arbeitszeiten angepasst werden, um die späten Abendstunden mit<br />

einzuschließen. Sogar Bereiche <strong>des</strong> Hochschwarzwal<strong>des</strong> sind mittlerweile halbstündlich an das<br />

Regionalnetz nach Freiburg angebunden. Der Versuch, vergleichbare Betriebsfahrpläne wie<br />

Micronas zu erstellen, konnte aufgrund der vielen Arbeitszeitmodelle und Schichten nicht<br />

realisiert werden.<br />

Zur Motivation und Unterstützung der Beschäftigten, den ÖPNV zu nutzen (einschließlich<br />

Park+Ride, Train+Bike oder Park+Bike), dienen Flugblätter, die vom Personalrat bereitgestellt<br />

werden.<br />

Die Initialzündung, den öffentlichen Verkehr für die Betriebsangehörigen attraktiver zu<br />

gestalten, kam von den Beschäftigten <strong>des</strong> Heizwerks <strong>des</strong> Klinikums. Viele hatten das Problem,<br />

morgens auf der Bahnstrecke von Breisach zum Hauptbahnhof an der Klinik vorbeizufahren,<br />

bevor sie das Klinkgelände durch eine Rückfahrt vom Hauptbahnhof mit dem ÖPNV erreichen<br />

konnten. Dadurch entstand ein Zeitverlust von mehr als 15 Minuten. Durch den Einsatz <strong>des</strong><br />

Klinikumsvorstan<strong>des</strong>, der Arbeitsgruppe Umwelt und Verkehr und <strong>des</strong> Personalrates konnte der<br />

zusätzliche Haltepunkt „Uni-Klinikum“ innerhalb weniger Monate errichtet werden. Die damalige<br />

Bun<strong>des</strong>bahndirektion Karlsruhe erklärte von Anfang an ihr prinzipielles Interesse, konnte aber<br />

keine ausreichenden Finanzmittel zur Verfügung stellen. Daher stattete das Universitätsklinikum<br />

den Haltepunkt auf eigene Kosten aus und investierte 70.000 DM für den Bau <strong>des</strong> Bahnsteigs.<br />

Durch den im September 1992 errichteten Haltepunkt können Beschäftigte, Patienten und<br />

Besucher aus Richtung Breisach bzw. Hauptbahnhof direkt mit der Breisgau S-Bahn zum<br />

Klinikum gelangen. Mittlerweile gehört der Haltepunkt zu dem am meisten frequentierten auf der<br />

Strecke zwischen Breisach und Freiburg.<br />

Parkraumbewirtschaftung und Jobticket<br />

Der Parkraum auf dem Gelände <strong>des</strong> Universitätsklinikums wird seit 2001 bewirtschaftet und ist<br />

für Beschäftigte, Besucher und Patienten gebührenpflichtig. 30% der Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaftung<br />

<strong>des</strong> Universitätsklinikums werden für ein Anreizsystem zur Verfügung


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

gestellt, um Mitarbeiter zum Verzicht auf die Pkw-Nutzung für den Arbeitsweg zu bewegen. 30<br />

% der Einnahmen dienen zur Mit- und Vorfinanzierung der Regio-Jahreskarte bzw. der Regio-<br />

Monatskarte für Beschäftigte, die auf das Auto als Transportmittel zur Arbeit verzichten.<br />

Beschäftigte, die der Verwaltung in einem schriftlichen Antrag mitteilen, dass sie auf die<br />

Inanspruchnahme von Parkplätzen verzichten, können zwischen drei Möglichkeiten wählen<br />

(Dienstvereinbarung Universitätsklinikum Freiburg):<br />

Bonusregelung: Die Bonusregelung betrifft diejenigen, die mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur<br />

Arbeit kommen. Je nach Entfernung <strong>des</strong> Wohnortes bekommen sie einen jährlichen Gehaltsbonus<br />

für ihr umweltfreundliches Verhalten: 50 € in Tarifzone A, 55 € in Tarifzone B, 60 € in<br />

Tarifzone C oder darüber hinaus.<br />

Regio-Monatskarte: Es wird eine vom Universitätsklinikum bezuschusste Regio-Monatskarte für<br />

33,50 € statt für 41,50 € angeboten. (Diese ist übertragbar, d. h. sie kann auch privat von zwei<br />

Erwachsenen mit bis zu vier Kindern genutzt werden).<br />

Regio-Jahreskarte: Bei dieser Variante bekommen die Beschäftigten einen Zuschuss vom<br />

Arbeitgeber für die Jahreskarte <strong>des</strong> Freiburger Verkehrsverbun<strong>des</strong> in Höhe von 80 €. Der<br />

Jahresbetrag kann von den Mitarbeitern in zwei Raten von jeweils 157,50 € beglichen werden.<br />

Die übertragbare Regio-Jahreskarte kann so für 335 € statt für 415 € erworben werden.<br />

Für die Monate, in denen ein Beschäftigter keine Regio-Karte in Anspruch nimmt und auch auf<br />

das Auto verzichtet, bekommt er als Bonus das Geld ausbezahlt (vgl. Bonusregelung).<br />

Kontrolliert wird dieses System über eine codierte Mitarbeiter-Cash-Card mit Zahlfunktion. Wird<br />

dennoch mit dem Auto zur Arbeit gefahren, ist die Karte so programmiert, dass diese Person<br />

höhere Parkgebühren zahlen (3,00 €/Tag statt 0,50 €/Tag). Dadurch zahlen diejenigen mit einer<br />

bezuschussten Regio-Karte die anfallenden Kosten der Nichtnutzung an das Klinikum zurück<br />

(vgl. Universitätsklinikum Freiburg 2002: 31).<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Eine weitere wichtige Maßnahme zur Etablierung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms ist die<br />

innerbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit. Durch gezielte Aktionen und Berichte in der Betriebszeitung<br />

und auf Betriebsversammlungen macht der Personalrat auf die Alternativen zum Pkw<br />

aufmerksam. Auch über die Nutzung von Park+Ride, Train+Bike, Park+Bike wird informiert, um<br />

die ungünstiger gelegenen Wohnorte in das umweltschonende Verkehrkonzept der Klinik<br />

einzubeziehen. Des Weiteren gibt es einen Flyer und eine Broschüre zum praktizierten Umweltschutz<br />

im Universitätsklinikum, in denen auf die Maßnahmen zum umweltfreundlichen Verkehr<br />

hingewiesen wird. Weitere Informationen zu diesem Thema sind regelmäßig am Schwarzen<br />

Brett zu finden. Die überbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit läuft hingegen über die „AG Umweltfreundlich<br />

zum Betrieb; interne Umsetzungen werden nicht durch die überbetriebliche AG<br />

beworben.<br />

Insgesamt ist die Akzeptanz der Maßnahmen <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms unter den<br />

Beschäftigten sehr groß. Ca. 1.500 - 1.800 Mitarbeiter nutzen die Regio-Jahreskarte, hinzu<br />

kommen noch die „Springer“, die nur zeitweise (überwiegend in den Wintermonaten) eine<br />

Regio-Monatskarte und ansonsten das Fahrrad nutzen. Inzwischen konnten auf dem Klinikgelände<br />

insgesamt 300 Parkplätze dauerhaft abgebaut werden. Etwa 400 Beschäftigte haben<br />

auf das Auto verzichtet.<br />

Die Modal-Split-Anteile der befragten Beschäftigten im Berufsverkehr zum Universitätsklinikum<br />

werden wie folgt angegeben:<br />

107


108<br />

Pkw ÖPNV Radfahrer Fußgänger<br />

21,5 % 14,4% 15,6% 3,2%<br />

Tabelle 5: Modal-Split-Anteile im Berufsverkehr <strong>des</strong> Universitätsklinikums (2002)<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Aktuell steht für das Universitätsklinikum die Weiterführung der etablierten Maßnahmen im<br />

Vordergrund, vor allem in Bezug auf die Optimierung <strong>des</strong> Fahrradabstellkonzeptes.<br />

Wissensimplementation, Consulting, Begleitforschung<br />

Das Hintergrundwissen zum Thema BMM wurde durch persönliches Engagement, Literatur<br />

zum Thema und eigenes Ausprobieren erlangt. Im Bereich Logistik gibt es interne Spezialisten,<br />

die für den Lieferverkehr und die Patientenströme verantwortlich sind und die Umsetzung <strong>des</strong><br />

BMM unterstützen. Weiteres Fachwissen zum Thema wird durch die überbetriebliche „AG<br />

Umweltfreundlich zum Betrieb“ transferiert.<br />

7.12.4 Finanzielle Förderung von Planung und Maßnahmen durch Dritte<br />

Es gibt keine externe finanzielle Förderung von Planungen oder Maßnahmen. Die Finanzierung<br />

der Maßnahmen übernimmt das Klinikum. Der Haltepunkt am Universitätsklinikum wurde<br />

ebenso wie das Fahrradkonzept aus dem Etat <strong>des</strong> Klinikums finanziert: Für den Haltepunkt<br />

Uniklinik 70.000 DM, für das Fahrradkonzept wurden bis 1997 bereits über 1 Mio. DM aus dem<br />

Bau-Etat investiert. Es gibt ein Budget aus dem Haushalt der Bauverwaltung für die interne AG<br />

Umwelt und Verkehr, mit dem Maßnahmen umgesetzt werden können. Der Betrag lag 2006 bei<br />

ca. 20.000 €. Vorgesehen ist das Geld für die Optimierung und den Neubau von Fahrradabstellplätzen.<br />

Verbleibt aus den 30 % Einnahmen der Parkraumbewirtschaftung am Ende <strong>des</strong> Jahres ein<br />

Überschuss, entwickelt die interne AG Umwelt und Verkehr einen Vorschlag, was mit diesem<br />

Betrag geschehen soll. Die Gelder sind ausschließlich für Zwecke <strong>des</strong> Anreizsystems<br />

verwendbar, d. h. entweder für Investitionen in entsprechende Maßnahmen oder als Beträge,<br />

die in geeigneter Weise an die Beschäftigten weitergegeben werden. Der endgültige<br />

Verwendungszweck muss mit dem Personalrat und der Verwaltung abgestimmt werden.<br />

Die Budgetverantwortlichkeit bei baulichen Maßnahmen liegt bei der Bauabteilung in<br />

Abstimmung mit der Arbeitsgruppe. Bei nicht-baulichen Maßnahmen liegt die Verantwortlichkeit<br />

bei der Verwaltung.<br />

Überbetriebliche Aktionen wie beispielsweise Aktionstage und eine Demonstrationsfahrt mit<br />

einem Personenzug auf den Gleisen der Güterbahn wurden sowohl vom Universitätsklinikum<br />

als auch von der IG Metall Freiburg unterstützt.<br />

7.12.5 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen<br />

Einen wesentlichen Beitrag zum Umwelt-Verkehrsprogramms hat die überbetriebliche „AG<br />

Umweltfreundlich zum Betrieb“ geleistet. Mit ihrer Hilfe konnten viele Maßnahmen umgesetzt<br />

werden. Sie war auch die treibende Kraft in der Umsetzung der Jobtickets in Verbindung mit<br />

dem Bonussystem für die Mitarbeiter. Nach den ersten Erfolgen, wie der Einführung <strong>des</strong><br />

Jobtickets und der Einrichtung <strong>des</strong> S-Bahn-Haltepunktes, der mittlerweile auch überregional<br />

sehr bekannt ist und mit dem auch geworben wird konnten weitere Maßnahmen relativ einfach<br />

entwickelt werden.<br />

Eine wichtige äußere Rahmenbedingung ist die gute Anbindung an das ÖV-Netz.


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Wie in allen Betrieben gab es auch im Universitätsklinikum einige hemmende Faktoren, die hier<br />

sogar zu Konflikten in der Planung und zur Erschwerung der Umsetzung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms<br />

geführt haben. Das Universitätsklinikum hat die Stadtverwaltung als Vorbild für die<br />

eigene Umsetzung gesehen. Zunächst gab es große Widerstände bei der Umsetzung der Parkraumbewirtschaftung<br />

von Seiten der Pkw-Nutzer unter den Beschäftigten, da Parklätze auf dem<br />

Gelände <strong>des</strong> Universitätsklinikums für die Beschäftigten zugunsten der Patienten und<br />

Besucherparkplätze, entfernt wurden. In der Folge müssen nun Fußwege von 300 - 500 m in<br />

Kauf genommen werden.<br />

7.12.6 Einschätzungen zum Stand<br />

Das Thema Mobilität und Mobilitätsmanagement ist in der Organisation und im Alltag <strong>des</strong><br />

Universitätsklinikums mittlerweile fest verankert. Aufgrund der Arbeitsintensität der Umsetzung<br />

von Maßnahmen wird seitens der Handlungsträger die Pflege der vorhandenen Bausteine, in<br />

erster Linie die Ausweitung und Optimierung von Fahrradabstellplätzen, als prioritäres Ziel<br />

gesehen.<br />

109


110<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

7.13 Qualitative <strong>Fallstudien</strong> Freiburg im Breisgau - LITEF GmbH<br />

Steckbrief: Betriebliches Mobilitätsmanagement LITEF GmbH<br />

Allgemeines<br />

Branche:<br />

Größe:<br />

Arbeitszeiten:<br />

Betriebsstruktur:<br />

Lage <strong>des</strong> Betriebs:<br />

Lage <strong>des</strong> Betriebes<br />

Entwicklung, Produktion und Vertrieb<br />

von Navigationsgeräten für Flugzeuge,<br />

Schiffe und Landfahrzeuge<br />

ca. 630 Beschäftigte<br />

Feste Arbeitszeiten, flexible Arbeitszeiten<br />

mit und ohne Kernarbeitszeit,<br />

Schichtbetrieb, Nachtarbeit<br />

Niederlassung <strong>des</strong> amerikanischen<br />

Konzerns Northrop Grumman<br />

Industriegebiet Süd, Freiburg i. Br.<br />

Abbildung 21: Lage der LITEF GmbH Freiburg i. Br. (Quelle: Darstellung PGN)<br />

Abbildung 20: Gebäude der LITEF<br />

GmbH Freiburg i. Br. (Quelle:<br />

Homepage LITEF)<br />

Die LITEF GmbH befindet sich im Industriegebiet Süd, im Süden der Stadt Freiburg i. Br.<br />

Struktur <strong>des</strong> Betriebes<br />

Beschäftigte<br />

Anbindung an das<br />

ÖV-Netz<br />

Anbindung an das<br />

MIV-Netz<br />

Die LITEF GmbH Freiburg i. Br. ist eine Niederlassung <strong>des</strong> amerikanischen<br />

Konzerns Northrop Grumman.<br />

In der LITEF GmbH in Freiburg i. Br. sind zZ. ca. 630 Personen beschäftigt<br />

(rd. 25 % in Schichtarbeit). .<br />

Die LITEF GmbH ist durch zwei Buslinien der VAG mit einer Haltestelle direkt<br />

am Firmeneingang an den öffentlichen Nahverkehr der Stadt Freiburg i. Br.<br />

angebunden. Die Busse binden den Betrieb im 30-Minuten-Takt an den Hauptbahnhof<br />

an.<br />

Die verkehrliche Anbindung für den MIV erfolgt für die LITEF GmbH durch die<br />

Lörracher Straße direkt mit der ost-westlich verlaufenden Bun<strong>des</strong>straßen B 3<br />

und B 31 (ca. 500 m). Der Anschluss an die Bun<strong>des</strong>autobahn A 5 befindet sich<br />

in ca. 7 km Entfernung vom Standort.


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Organisation <strong>des</strong><br />

ruhenden Verkehrs<br />

Anbindung an das<br />

Radverkehrsnetz<br />

Mobilitätsstruktur<br />

Mobilitätskonzept<br />

Koppelung an andere<br />

Managementstrategien<br />

Anlass & Motivation<br />

Zielgruppe & Ziele<br />

Beginn <strong>des</strong> Mobilitätsmanagements<br />

Maßnahmen<br />

Für die Zukunft<br />

geplante Maßnahmen<br />

Insgesamt stehen auf dem Gelände der LITEF GmbH 325 Pkw-Stellplätze zur<br />

Verfügung, zu denen sowohl betriebseigene Stellplätze, als auch angemietete<br />

Stellplätze gehören. Da die Stellplätze für die Anzahl der Nutzer nicht<br />

ausreichen, ist die Stellplatzsituation auf dem Gelände von LITEF angespannt.<br />

Auch der öffentliche Straßenraum wird zum Abstellen der Fahrzeuge in<br />

Anspruch genommen. Es gibt auf dem Firmengelände reservierte Stellplätze für<br />

Kunden und Besucher, Dienstwagen, Frauen, Behinderte und Lieferanten sowie<br />

Fahrgemeinschaften; diese befinden sich an zentralen Stellen <strong>des</strong> Betriebsgelän<strong>des</strong>.<br />

Das Industriegebiet Süd ist durch Hauptrouten und Nebenrouten an das<br />

Radverkehrsnetz der Stadt Freiburg i. Br. angeschlossen.<br />

Nach Angaben aus dem Betrieb nutzen heute rund 50 % - 60 % ihren eigenen<br />

Pkw, ca. 3 % sind Mitfahrer und 1 % - 3% fahren mit dem Motorrad. 15 % - 20<br />

% nutzten den ÖPNV, 10 % - 20 % das Fahrrad (je nach Jahreszeit bzw.<br />

Wetterlage), 2 % gehen zu Fuß.<br />

Das Mobilitätskonzept der LITEF GmbH bezieht sich ausschließlich auf die<br />

Arbeitswege der Beschäftigten. Die Schwerpunkte <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms<br />

liegen auf dem ÖPNV, dem Radverkehr und dem MIV.<br />

Das Unternehmen ist umwelt- und qualitätszertifiziert. Zudem gibt es eine<br />

Umweltberichterstattung und eine Umweltkostenberechnung. Eine<br />

organisatorische Koppelung dieser Methoden mit dem auf die Arbeitswege<br />

bezogenen Mobilitätsmanagement besteht nicht. Allerdings wird ein<br />

strategischer Zusammenhang mit dem Umweltmanagement <strong>des</strong> Unternehmens<br />

gesehen, die Aktivitäten im Zusammenhang mit der „AG Umweltfreundlich zum<br />

Betrieb“ wurden im jährlich erscheinenden Umweltbericht erwähnt.<br />

Der Anlass bzw. die Motivation zur Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms<br />

war bei LITEF umweltstrategisch. Der erste Grund für die<br />

Beschäftigung mit dem Thema „Umweltfreundlicher Verkehr“, war die seit 1990<br />

anhaltende politische Diskussion zum Thema Luftverschmutzung und der<br />

Anstieg der Ozonwerte durch die Zunahme <strong>des</strong> MIV. Diese Diskussion und das<br />

bereits bestehende Umwelt-Verkehrsprogramm der Micronas GmbH waren die<br />

Initialzündung für die Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms der LITEF<br />

GmbH.<br />

Das Kernziel <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms der LITEF GmbH verfolgt die<br />

Etablierung und Ausweitung von Maßnahmen, um mehr Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter von der Bedeutung eines umweltfreundlichen Verkehrsverhaltens zu<br />

überzeugen.<br />

Begonnen hat die Arbeit zum Umwelt-Verkehrsprogramm der LITEF GmbH<br />

1996 mit der Gründung einer internen Arbeitsgruppe von 10 interessierten und<br />

engagierten Beschäftigten zum Thema „Umweltfreundlich zum Betrieb“. Durch<br />

eine Mitarbeiterbefragung, die 1996 vor Beginn der Maßnahmen zum Umwelt-<br />

Verkehrsprogramm durchgeführt wurde, sollte die Verkehrsmittelnutzung zum<br />

Arbeitsplatz erfasst werden.<br />

Übergreifend: Information, Individuelle Arbeitszeitmodelle<br />

ÖPNV: Jobticket, Vorfinanzierung der übertragbaren Regio-Jahreskarte, Bereitstellung<br />

von Taschenfahrplänen, regelmäßige Treffen mit der VAG zwecks<br />

Fahrplanbesprechung<br />

Fahrrad: Bessere Abstellanlagen, Umkleideräume und Duschen<br />

MIV: Fahrgemeinschaftsförderung durch reservierte Parkplätze, Parkraummanagement<br />

Es sind keine grundlegenden neuen Maßnahmen und Veränderungen <strong>des</strong><br />

innerbetrieblichen Umwelt-Verkehrsprogramms geplant. Die Wichtigkeit besteht<br />

in der Pflege und Festigung <strong>des</strong> Vorhandenen. Die Priorität liegt auf der<br />

Optimierung <strong>des</strong> Angebotes für Radfahrer, um weitere Beschäftigte zu<br />

motivieren, auf Fahrradnutzung umzusteigen. Dazu gehören: Die Anschaffung<br />

eines Shuttle-Fahrrads für Beschäftigte, denen ihr Rad auf dem Weg zur Arbeit<br />

kaputt gegangen ist, die Deponierung von Regensachen und Reparaturmaterial<br />

beim Pförtner, die Erstellung einer Radwegebroschüre mit Fahrradrouten zum<br />

Betrieb, die Erstellung von Informations-Faltblättern, auf denen die Möglichkeiten<br />

aufgezeigt werden, den Betrieb mit dem Fahrrad, zu Fuß, mit dem ÖPNV<br />

111


Organisation und<br />

Akteure/ Beteiligte<br />

Kooperationspartner<br />

Ergebnisse<br />

Kontakt<br />

112<br />

oder mit Fahrgemeinschaften zu erreichen.<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Die Organisation liegt in erster Linie bei der innerbetrieblichen Arbeitsgruppe<br />

„Umwelt und Verkehr“ und Herr Schiemann, ihrem Sprecher. Weitere Beteiligte<br />

zum Thema sind die Abteilungen Travel Management, die Personalabteilung,<br />

der Personalrat und die Geschäftsführung.<br />

Externe Kooperationspartner sind die Mitglieder der überbetrieblichen „AG<br />

Umweltfreundlich zum Betrieb“ und die Freiburger Verkehrs AG (VAG). Durch<br />

diese Zusammenarbeit konnte in den letzten Jahren die Anbindung an das<br />

ÖPNV-Netz erheblich verbessert werden.<br />

Verbesserung der ÖPNV-Anbindung und –Nutzung, starker Anstieg <strong>des</strong><br />

Radfahranteils in den letzten Jahren (ca. 16 im Jahr 1980, heute ca. 120<br />

Radfahrer), intensivere Nutzung von Fahrgemeinschaften.<br />

LITEF GmbH, Herr Helmut Schiemann, Sprecher Initiative „Umweltfreundlich<br />

zum Betrieb“; Lörracher Str. 18; 79115 Freiburg i. Br.<br />

Tel.: 0761/4901352; E-Mail: Schiemann.Helmut@litef.de<br />

7.13.1 Initiierung und Entwicklungsprozess<br />

Das Motiv von Mitarbeitern der LITEF GmbH, sich aktiv am Umweltschutz zu beteiligen und zu<br />

diesem Zweck eine interne Arbeitsgruppe zu bilden, lag in der zunehmenden Luftverschmutzung,<br />

den steigenden Ozonwerten und der langsam voranschreitenden Klimaveränderung,<br />

mitverursacht durch den stark gewachsenen Kraftfahrzeugverkehr. Für einige Mitarbeiter <strong>des</strong><br />

Betriebes stellte sich die Frage, wie der betriebliche Beitrag aussehen könnte, um die Fahrt zur<br />

Arbeit umweltfreundlicher zu gestalten. Als Grundvoraussetzung für die erfolgreiche<br />

Entwicklung eines betrieblichen Umwelt-Verkehrsprogramms wurden die Beteiligung möglichst<br />

vieler Beschäftigter sowie die Unterstützung durch die Geschäftsleitung angesehen.<br />

Begonnen hatte die Initiative zum Umwelt-Verkehrsprogramm der LITEF GmbH in 1996 mit<br />

einem Treffen von 10 Beschäftigten, die mit dem Fahrrad zum Betrieb fuhren. Aus diesem<br />

Treffen bildete sich eine Gruppe von vier Personen, die sich zu der innerbetrieblichen „Arbeitsgruppe<br />

Umweltfreundlich zum Betrieb“ zusammenschlossen, um aktiv am Thema zu arbeiten.<br />

Diese AG besteht seither aus drei Mitarbeitern der Entwicklungsabteilung und einem Mitarbeiter<br />

aus der Fertigungsabteilung. Die Arbeitsgruppe arbeitet ehrenamtlich und unabhängig vom<br />

Betriebsrat. Ein Vorteil für die innerbetriebliche Arbeitsgruppe war, dass sie auf die Erfahrungen<br />

von Arbeitnehmerinitiativen aus anderen Betrieben aufbauen konnte. Es finden regelmäßige<br />

monatliche Treffen mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ statt. Aufgrund<br />

der zum Teil bereits fünf- bis sechsjährigen Mitarbeit einiger Betriebe in der überbetrieblichen<br />

AG, konnte LITEF aus den Erfahrungen dieser Betriebe profitieren.<br />

Besonders groß war der Wunsch aus der Belegschaft nach einer besseren Anbindung an den<br />

ÖPNV und eine Verbesserung der Fahrradabstellmöglichkeiten.<br />

Die Maßnahmen zum Umwelt-Verkehrsprogramm begannen in 1996 mit einer Mitarbeiterbefragung<br />

zur Mobilität auf dem Arbeitsweg. Bei dieser schriftlichen Befragung sollte in<br />

Erfahrung gebracht werden, wie und von wo die Beschäftigten zur Arbeit kommen und ob und<br />

unter welchen Umständen die Bereitschaft besteht, vom Pkw auf umweltfreundliche Verkehrsmittel<br />

umzusteigen. Ein weiteres Ziel bestand darin, Ideen und Anregungen zur Umsetzung von<br />

Maßnahmen zum Thema "Umweltfreundlich zum Betrieb" zusammen zu tragen. Trotz einer<br />

relativ geringen Beteiligung von nur ca. 100 der rund 600 Beschäftigten konnten wichtige<br />

Aussagen und gute Ansätze abgeleitet werden, die für das weitere Vorgehen und die<br />

Kooperation mit außerbetrieblichen Ansprechpartnern, z. B. der VAG, eine Grundlage bildeten.


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

7.13.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb<br />

Die Organisation und Zuständigkeit für die Umsetzung und Etablierung <strong>des</strong> BMM liegt zum<br />

größten Teil bei der innerbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“. Diese muss bei der<br />

Planung und Durchführung von Maßnahmen die Vorgehensweise und das benötigte Budget mit<br />

der Abteilung Travel Management, der Personalabteilung, dem Betriebsrat und der Geschäftsführung<br />

abstimmen.<br />

Die Arbeit der innerbetrieblichen AG findet außerhalb der Arbeitszeiten statt. Das Meiste wird in<br />

Mittagspausen besprochen. Größere Sitzungen, auf denen über neue Ziele oder Vorgehensweisen<br />

gesprochen wird, finden ca. zwei- bis dreimal pro Jahr statt.<br />

Das BMM ist mittlerweile gut etabliert und wird durch die Geschäftsleitung unterstützt.<br />

7.13.3 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes<br />

Projektpartner von LITEF sind in erster Linie die Mitglieder der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich<br />

zum Betrieb“. In Zusammenarbeit mit der überbetrieblichen AG wurden in der<br />

Vergangenheit bereits einige Aktionen durchgeführt und grundlegenden Inhalte <strong>des</strong> Umwelt-<br />

Verkehrsprogramms umgesetzt. Kooperationen mit Nachbarbetrieben sind bei LITEF nicht<br />

bekannt.<br />

Aufgrund der Mitarbeiterbefragung konnten Mängel an der ÖPNV-Anbindung der LITEF GmbH<br />

festgestellt werden. Der Druck seitens der Beschäftigten beschleunigte die Kontaktaufnahme<br />

mit der VAG, um eine bessere Anbindungen durch den ÖPNV zu erwirken. Ähnlich wie bei<br />

Micronas wurde auch bei LITEF damit begonnen, eigene Betriebsfahrpläne in Zusammenarbeit<br />

mit der Freiburger Verkehrs AG (VAG) zu erstellen. In Zusammenarbeit mit Herrn Wember,<br />

Mitarbeitern der VAG und der internen AG von LITEF konnten Fahrplanverbesserungen<br />

herausgearbeitet und weitgehend auch umgesetzt werden. Herr Schiemann bewertet die<br />

Zusammenarbeit mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ als sehr gut und<br />

produktiv. Er nimmt an jeder der monatlichen Sitzungen der überbetrieblichen AG teil. Aus<br />

dieser Zusammenarbeit können die meisten Impulse und Hilfestellungen gezogen werden. Es<br />

findet ein regelmäßiger Informationsaustausch statt, wobei auch viele interne Probleme<br />

besprochen und gelöst werden.<br />

7.13.4 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen<br />

Nach der Mitarbeiterbefragung folgte im ersten Schritt <strong>des</strong> Umsetzungsprozesses die Kontaktaufnahme<br />

mit der VAG. Dadurch konnten sowohl eine Fahrplanoptimierung, als auch eine Teilzurückverlegung<br />

der Buslinie 11 vom Theaterplatz zum Hauptbahnhof erwirkt werden, wodurch<br />

die Verbindung für die Beschäftigten zur LITEF GmbH wieder verbessert wurde.<br />

Neben dem Anliegen von LITEF, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, kamen andere<br />

Themen in den Fokus. Im Verlauf <strong>des</strong> Projektes wurde der Gesundheitsaspekt immer wichtiger.<br />

Die Betriebsärztin konnte dafür gewonnen werden, Vorträge auf Betriebsversammlungen über<br />

Gesundheit und Bewegung zu halten, so dass die Nutzung <strong>des</strong> Fahrrads als Verkehrsmittel<br />

zum Betrieb auch von einer zweiten Seite positiv dargestellt wurde. Nachdem bei der Firma<br />

LITEF über relativ einfache Bausteine (Fahrplanänderung und Fahrradförderung über<br />

Informationsarbeit) die ersten Umsetzungsschritte <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms gelungen<br />

waren, wurde das Programm erheblich erweitert:<br />

113


Fahrradkonzept<br />

114<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Zu dem Fahrradkonzept gehören neue und überdachte Fahrradabstellanlagen mit Anlehnbügeln<br />

auf dem Betriebsgelände. Außerdem gibt es für die Radfahrer Duschmöglichkeiten im<br />

Betriebsgebäude.<br />

ÖPNV<br />

Ein weiterer Baustein ist die Vorfinanzierung der Regio-Jahreskarte für Mitarbeiter, die mit<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit kommen. Die Rückzahlung <strong>des</strong> Vorschusses beginnt mit<br />

dem ersten Gültigkeitsmonat der Regio-Karte für die Dauer von 12 Monaten, durch<br />

Einbehaltung bei der Gehaltsabrechnung (vgl. Protokoll der Betriebsversammlung am<br />

30.11.2005). Außerdem gibt es für die Nutzer <strong>des</strong> Öffentlichen Verkehrs Betriebs-Taschen-<br />

Fahrpläne zum Mitnehmen. Auf diesen sind die Ankunfts- und Abfahrtszeiten der öffentlichen<br />

Verkehrsmittel zum und vom Betrieb aufgelistet sowie die Anbindung an die Züge vom Hauptbahnhof<br />

in die Region. Regelmäßige Treffen mit der VAG zwecks Fahrplanbesprechungen<br />

gehören zum Tätigkeitsbereich der innerbetrieblichen AG.<br />

Fahrgemeinschaftsbörse<br />

Der Schwerpunkt der internen AG lag nicht nur auf der Entwicklung <strong>des</strong> Fahrrad- und ÖPNV-<br />

Konzeptes, sondern auch auf der Suche nach Möglichkeiten für Pkw-Nutzer. Es wurde eine<br />

Fahrgemeinschaftsbörse eingerichtet, in der sich Fahrgemeinschaftswillige zusammenschließen<br />

konnten. Ein Anreiz wurde durch reservierte Stellplätze für Fahrgemeinschaften<br />

geschaffen. Ein Privileg der Fahrgemeinschaften ist es, reservierte Stellplätze am Betriebseingang<br />

nutzen zu können, während sonst zum Teil weite Wege vom Stellplatz zum<br />

Firmeneingang zurückgelegt werden müssen.<br />

Innerbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit zum Umwelt-Verkehrsprogramm<br />

Eine weitere wichtige Rolle zur Etablierung der Maßnahmen zum Umwelt-Verkehrsprogramm<br />

spielt die innerbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit. Durch gezielte Aktionen und Berichte in der<br />

Betriebszeitung „Kaleidoskop“ macht die interne AG immer wieder auf die Alternativen zur<br />

Nutzung <strong>des</strong> eigenen Pkw aufmerksam. Um das Thema immer aktuell zu behandeln, wird bei<br />

jeder Betriebsversammlung mit aktuellen Informationen zum Thema „Umweltfreundlich zum<br />

Betrieb“ auf die Bedeutung <strong>des</strong> Themas aufmerksam gemacht.<br />

Wissensimplementation, Consulting, Begleitforschung<br />

Das Fachwissen der Beschäftigten von LITEF wird durch die Eigeninitiative und den<br />

Informationsaustausch der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ erlangt.<br />

7.13.5 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen<br />

Zu den fördernden Rahmenbedingungen gehören aus Sicht <strong>des</strong> Betriebes nach Aussagen von<br />

Herrn Schiemann insbesondere die Zusammenarbeit mit den externen Kooperationspartnern<br />

wie und die „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ sowie die Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung<br />

und der Personalabteilung. Sie unterstützt die Arbeit der innerbetrieblichen AG und<br />

fördert die Umsetzung der Maßnahmen. Beispiele sind der Kauf neuer Fahrradständer sowie<br />

eine finanzielle Beteiligung an einer Broschüre über Umwelt-Verkehrsprogramme in Freiburger<br />

Firmen sowie die Finanzierung von drei Tagungen zum Thema. Erst durch die gute<br />

Zusammenarbeit zwischen der internen AG und der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

zum Betrieb“, konnten nach Angaben der Interviewpartner einzelne Bausteine zum Umwelt-<br />

Verkehrsprogramm erfolgreich umgesetzt werden.<br />

Zur erfolgreichen Zusammenarbeit mit der VAG führt er aus, dass es nicht selbstverständlich<br />

sei, dass ein Verkehrsbetrieb bei der Fahrplangestaltung einzelne Firmen berücksichtigt. In<br />

vielen Städten geht es seiner Meinung nach nur darum, die Leute möglichst bequem von zu<br />

Hause in die Innenstadt zum Einkaufen zu bringen, aber nicht zur Arbeit. Bei einem Fahrplanwechsel<br />

wurde versäumt auf die neuen Anschluss- und Abfahrtszeiten der Busse zu achten,<br />

wodurch nach Einführung <strong>des</strong> neuen Fahrplans eine unzureichende Bedienung der Firmenhaltestelle<br />

entstanden ist. Durch die enge Zusammenarbeit mit der VAG konnte aber auch<br />

nachträglich noch eine Änderung der Fahrzeiten erfolgen.<br />

Ein hemmender Faktor in der Umsetzung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms von LITEF war in<br />

erster Linie das geringe Interesse der Beschäftigten. Dieses mangelnde Interesse wurde zuerst<br />

an der durchgeführten Betriebsbefragung zum Thema „Umweltfreundlich zum Betrieb“ deutlich.<br />

Von 600 Mitarbeitern haben sich nur ca. 100 beteiligt, aufgrund <strong>des</strong>sen die Ergebnisse<br />

zugunsten der Radfahrer und ÖPNV- Nutzer ausfielen.<br />

Ein weiteres Hemmnis im Umsetzungsprozess stellt die mangelnde Teilnahme der Jugendlichen<br />

(Auszubildenden) am Projekt „Umweltfreundlich zum Betrieb“ dar. An beiden<br />

Veranstaltungen zur Verleihung <strong>des</strong> Öko-Verkehrs-Siegels (2002 und 2004) haben auch die<br />

Jugendlichen der Firma teilgenommen. Die Auszubildenden sollten über ein Projekt offiziell mit<br />

in die Umweltarbeit <strong>des</strong> Betriebs einbezogen werden. In diesem Projekt sollten sie eigenständig<br />

ein Solarmobil mit Solarstation entwickeln, bauen und betreiben. Diese Planung konnte bisher<br />

nicht umgesetzt werden, da es dazu an Personal mangelt.<br />

Nicht durchsetzten konnte sich die innerbetriebliche AG mit ihrer Forderung, der Betrieb solle<br />

die Regio-Jahreskarte bezuschussen, das Vorhaben einer Parkraumbewirtschaftung konnte<br />

nicht realisiert werden, die Erstellung einer Radfahrbroschüre mit Streckenverläufen der Radwege<br />

konnte aufgrund mangelnder Beteiligung nicht realisiert werden, die Erstellung von<br />

Informations-Faltblättern über die Möglichkeiten LITEF mit dem Fahrrad, zu Fuß, mit dem<br />

ÖPNV oder mit Fahrgemeinschaften zu erreichen konnte bisher nicht umgesetzt werden, bleibt<br />

aber ein Ziel für die Zukunft.<br />

Die Anmietung von Plätzen in der Fahrradstation am Hauptbahnhof misslang ebenfalls. Die<br />

Geschäftsleitung hatte zugesagt, dieses Vorhaben finanziell zu unterstützen, wenn min<strong>des</strong>tens<br />

10 Beschäftigte eine Jahreskarte kaufen. Diese Maßnahme konnte aufgrund mangelnder<br />

Beteiligung der Beschäftigten nicht umgesetzt werden.<br />

Im Überblick betrachtet stellt das Zeitproblem ein großes Hemmnis in der Vertiefung <strong>des</strong><br />

Themas dar, da die Arbeit ehrenamtlich ist und in der Freizeit gemacht werden muss.<br />

7.13.6 Einschätzungen zum Stand<br />

Die Einschätzung seitens der zentralen Beteiligten zum bisherigen Stand <strong>des</strong> Umwelt-<br />

Verkehrsprogramms ist positiv. Alle umgesetzten Maßnahmen werden gut angenommen und<br />

gehören zum Alltag. Die Zahl der Fahrradnutzer hat sich von anfänglichen 60 auf heute ca.120<br />

gesteigert. Für die Mitarbeiter kann die Arbeit der AG als große Hilfe zur besseren Planung <strong>des</strong><br />

Mobilitätskonzeptes gewertet werden. Die durchgeführten Maßnahmen finden bei vielen der<br />

Beschäftigten positiven Anklang.<br />

Insgesamt kann der Entwicklungsprozess <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms von LITEF als eher<br />

diskontinuierlich bewertet werden. Es gab zwar eine dauerhafte Verbindung und Diskussion<br />

115


116<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

innerhalb der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“, aber der Entwicklungsprozess<br />

innerhalb <strong>des</strong> Betriebes ist durch die ehrenamtliche Arbeit der Beschäftigten nicht<br />

kontinuierlich weiterzuführen.<br />

Eine dauerhafte und erfolgreiche Etablierung von umweltfreundlichen Verkehrsmaßnahmen<br />

kann nach Einschätzung der zentralen Beteiligten nur gelingen, wenn die Kosten für die Kfz-<br />

Nutzung weiter steigen (Spritpreise, Parkgebühren).<br />

Planungen für die Zukunft: Anschaffung eines Shuttle-Fahrrads für Beschäftigte, denen ihr<br />

Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit kaputt gegangen ist, Deponierung von Regensachen und<br />

Reparaturmaterial beim Pförtner, Erstellung einer Radwegebroschüre mit Fahrradrouten zum<br />

Betrieb, Erstellung von Informations-Faltblättern mit Möglichkeiten, wie man die Firma LITEF<br />

mit dem Fahrrad, zu Fuß, mit dem ÖPNV oder mit Fahrgemeinschaften erreichen kann.<br />

7.14 Fazit<br />

Zentrale Fragestellung der qualitativen <strong>Fallstudien</strong> war herauszuarbeiten, wie es gelingt, ein<br />

betriebliches Mobilitätsmanagement im Betrieb erfolgreich einzuführen und langfristig zu<br />

verankern. In Ergänzung zur Betriebsbefragung standen hier die Prozesse und die Akteure in<br />

den Betrieben im Vordergrund, um Erkenntnisse zu Erfolgsfaktoren und Hemmnissen einer<br />

organisatorischen Umsetzung und Verankerung zu gewinnen. Während die nachfolgend<br />

zusammengefassten Erfolgsfaktoren in die Empfehlungen für die Gebietskörperschaften<br />

einfließen, werden abschließend in diesem Fazit Empfehlungen für Betriebe benannt, die sich<br />

aus den <strong>Fallstudien</strong> sowie einigen Ergebnissen aus der Marktanalyse und der Betriebsbefragung<br />

ableiten lassen.<br />

Begründet durch die Auswahlsystematik, eine inhaltliche Breite an <strong>Fallstudien</strong> darzustellen,<br />

weisen die untersuchten <strong>Fallstudien</strong> in Bielefeld, Hamburg und Dresden sowie das Netzwerk<br />

„Umweltfreundlich zum Betrieb“ aus Freiburg insgesamt große Unterschiede hinsichtlich ihrer<br />

innerbetrieblichen Strukturen sowie internen und externen Kooperationsformen auf, wobei sich<br />

die im betrieblichen Mobilitätsmanagement engagierten Beispielbetriebe in der Stadt Freiburg<br />

untereinander weniger differenzieren.<br />

7.14.1 Besonderheiten der <strong>Fallstudien</strong><br />

Die einzelnen <strong>Fallstudien</strong> zeigen die Bandbreite der Möglichkeiten auf, betriebliches Mobilitätsmanagement<br />

unter ganz unterschiedlichen inner- und außerbetrieblichen Akteurskonstellationen<br />

und Rahmenbedingungen zu etablieren. Gleichzeitig erlaubt die Gesamtbetrachtung<br />

über alle <strong>Fallstudien</strong>, verallgemeinerbare Erfolgsfaktoren zu identifizieren.<br />

Das Mobilitätsmanagement der Diakonie- und Sozialstation steht zunächst als einziger Fall dar,<br />

der sich ausschließlich auf die Dienstwege der Beschäftigten bezieht. Dieses Projekt hat sich<br />

solitär entwickelt. Es ist weder in ein kommunales BMM-Programm eingebunden, noch ging<br />

eine Initiative oder Unterstützung aus dem Betriebsverbund im Rahmen der Dachorganisation<br />

<strong>des</strong> Diakonischen Werks Hamburg aus. Das Projekt startete nicht mit einer Initiative der<br />

Beschäftigten, sondern ist Ergebnis einer Überprüfung verschiedener Handlungsoptionen durch<br />

die Geschäftsführung. Die Verantwortung lag und liegt weiterhin ausschließlich bei der<br />

Geschäftsführung. Die Effekte sind aus Sicht <strong>des</strong> Betriebs sehr positiv und das Beispiel ist<br />

geeignet, insbesondere auf kleinere, in dicht bebauten Quartieren befindliche Dienstleistungsbetriebe<br />

übertragen zu werden, die einen räumlich begrenzten Aktionsradius aufweisen.


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Das ausschließlich auf die Arbeitswege der Beschäftigten ausgerichtete Projekt <strong>des</strong> betrieblichen<br />

Mobilitätsmanagements von Infineon Dresden (auf die parallel existenten Managementsysteme<br />

im Bereich Geschäftswege ist hinzuweisen) weist von allen Projekten die größte<br />

Dichte und, nach einer Neukonzeption im Jahr 1999, Kontinuität der Maßnahmen auf.<br />

Entwickelt hat es sich als klassisches „top-down“-Projekt aus einer Initiative der Stadtverwaltung,<br />

die vom Management <strong>des</strong> Unternehmens aufgegriffen und in der Folge gemeinsam<br />

von Stadtverwaltung, Unternehmen und IHK weiterentwickelt wurde. Insgesamt zeigt Infineon<br />

strukturell am ehesten einen systematischen Ablauf: Idee – Konzept – Maßnahmenimplementation<br />

– Evaluation – Nachjustierung.<br />

In Dresden wurden im Verhältnis zur Größe und Bedeutung der Stadt – auch als Wirtschaftsstandort<br />

– mit geringem Einsatz von Personal und öffentlichen Haushaltsmitteln tragende<br />

Strukturen geschaffen und viele Einzelprojekte erfolgreich begonnen. Letztlich entscheidend<br />

war in der Initialisierungsphase das Zusammentreffen von kompetenten und engagierten<br />

Entscheidungsträgern und Akteuren in Verwaltung und im Unternehmen und im weiteren<br />

Verlauf <strong>des</strong> Projektes der Zugriff auf professionelle Fachplanung sowie die Ausbildung eines<br />

informellen Betriebsnetzwerks unter Federführung der Stadtverwaltung und unter Vorsitz durch<br />

den Oberbürgermeister, der diesen strategischen Handlungsansatz zur Entwicklung und<br />

Sicherung einer nachhaltigen Mobilität als eine zentrale Managementaufgabe eingestuft hat.<br />

Von Anbeginn wurden in Dresden alle Aufgaben „hauptamtlich“ erfüllt.<br />

Sowohl Handlungsanlässe als auch strategische Ausrichtung und Organisationsstruktur <strong>des</strong><br />

Projektes in Freiburg folgen anderen Handlungsmustern. In einer in bun<strong>des</strong>weitem Vergleich<br />

durchaus in dieser Bedeutung nur selten zu findenden Verbindung von Arbeitnehmerinteressen<br />

(finanzielle und qualitative Erleichterungen bei der Bewältigung der Arbeitswege) und allgemein<br />

umweltschutzpolitischem Engagement entstand ein Handlungsansatz, der das BMM als<br />

Angebot für möglichst viele Betriebe initiierte und weiterentwickelte.<br />

Dabei wurde in Freiburg keine professionelle Dienstleistung im Bereich Planung bzw.<br />

Wirkungskontrolle in Anspruch genommen und dort, wo Aufgaben in diesem Kontext in<br />

einzelnen Betrieben nicht durch die Geschäftsleitung oder das Management selbst<br />

übernommen wurden, hat das Projekt auch nach über 15 Jahren noch den Charakter einer<br />

politischen Initiative beibehalten, die von ehrenamtlichem Engagement der aktiven<br />

Beschäftigten in den Betrieben lebt.<br />

Das Projekt Bielefeld ist geprägt durch eine Vielzahl von aufeinander abgestimmten Einzelmaßnahmen,<br />

die innerhalb der durchführenden Stadtverwaltung nicht als betriebliches<br />

Mobilitätsmanagement gefasst werden. Berücksichtigt werden hier sowohl der Berufs- als auch<br />

der Dienstreiseverkehr. Die gescheiterte Umsetzung <strong>des</strong> Betriebsverkehrsplans aufgrund von<br />

Differenzen zwischen den Verantwortlichen zeigt sehr gut die Umsetzungshemmnisse, aber<br />

auch die daraus genutzten Möglichkeiten zur Etablierung zumin<strong>des</strong>t von Einzelmaßnahmen<br />

durch Engagement der Verantwortlichen und die Einbeziehung verschiedener Akteure auf.<br />

7.14.2 Erfolgsfaktoren<br />

Im Folgenden werden die aus der Analyse der <strong>Fallstudien</strong> allgemeingültig abzuleitenden<br />

Erfolgsfaktoren genannt, die zu einer erfolgreichen Einführung und dauerhaft etablierten Fortführung<br />

eines betrieblichen Mobilitätsmanagement in Betrieben beitragen.<br />

Problemdruck oder thematisch-strategische Ausrichtung im Betrieb<br />

117


118<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Die untersuchten Beispiele zeigen, dass in allen Betrieben ein bestimmter Problemdruck (Parkdruck,<br />

angespannte Haushaltslage, Kapazitätsprobleme im Netz) oder eine strategische<br />

Ausrichtung in den Betrieben (Umwelt, Gesundheitsförderung) die Ausgangssituation für die<br />

Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements bzw. die Durchführung einzelner<br />

Maßnahmen bildete. Zwar ist dies nicht als Erfolgsfaktor zu bezeichnen, aber als der<br />

wesentliche Grund anzusehen, sich überhaupt mit dem Thema auseinander zu setzen.<br />

Innerbetriebliche Kooperation<br />

Im Rahmen der Maßnahmenentwicklung und Umsetzung erwies sich bei den untersuchten<br />

<strong>Fallstudien</strong> eine intensive Kommunikation und Kooperation unter Beteiligung aller relevanten<br />

Gruppen im Betrieb (Beschäftigte, Betriebs/Personalrat, mittleres Management, Geschäftsführung)<br />

als besonders erfolgreich. Im Einzelfall wurde berichtet, dass es innerhalb eines<br />

Betriebes Vorbehalte auf Seiten von Entscheidungsträgern gegeben habe, weil die Initiative von<br />

der Arbeitnehmervertretung bzw. von der Gewerkschaft ausging. Es zeigte sich, dass erst nach<br />

gemeinsamen Gesprächen Vorbehalte gegen Maßnahmen sowohl von der Geschäftsführung<br />

als auch von den Beschäftigten – je nachdem wer die initiierende Seite war – abgebaut werden<br />

konnten. In der Stadt Bielefeld beispielsweise wurde erst nach Einbeziehung <strong>des</strong> Personalrats<br />

und der Vermeidung von Sozialkriterien bei der Vergabe der Stellplätze die Parkraumbewirtschaftung<br />

erfolgreich eingeführt.<br />

Das Hamburger Beispiel zeigt auf, dass eine Initiative, die allein durch die Geschäftsführung als<br />

Top-Down-Ansatz etabliert wurde ebenfalls sehr erfolgreich sein kann. Dort aber, wo der Erfolg<br />

der Maßnahmen nur von Verhaltensänderungen der Beschäftigten abhängt und nicht durch<br />

Zwänge (Parkgebühren usw.) determiniert wird, ist Überzeugungsarbeit in hohem Maß<br />

erforderlich, die durch Einbindung der Beschäftigten eher geleistet und zum Erfolg geführt<br />

werden kann, als wenn diese Initiative von der Geschäftsführung der Betriebe ausgeht.<br />

Zumin<strong>des</strong>t, dass zeigt das Beispiel Dresden, ist eine weitgehende Einbindung der Beschäftigten<br />

bzw. deren Vertretungen erforderlich. Grundlage bildet in allen Fällen eine gemeinsame<br />

Schnittmenge der Interessen der Beschäftigten und <strong>des</strong> Betriebes.<br />

Engagement, Kontinuität und Kompetenz der handelnden Personen in den Betrieben<br />

Ein kontinuierliches betriebliches Mobilitätsmanagement setzt interessierte und engagierte<br />

Beschäftigte sowie eine feste Verankerung und Verstetigung im Management voraus. Die<br />

tragende Säule in Dresden war das herausgebildete Mobilitätsteam, welches als innerbetriebliche<br />

Arbeitsgruppe ohne formale Strukturen organisiert ist und deren entwickelte Strategien<br />

und Einzelmaßnahmen von der Geschäftsführung unterstützt werden.<br />

In den Freiburger Beispielen lebt – zumin<strong>des</strong>t dort, wo Aufgaben nicht durch die Geschäftsführung<br />

übernommen wurden – das Mobilitätsmanagement überwiegend vom ehrenamtlichen<br />

Engagement der Beschäftigten. Hier leistet die AG „Umweltfreundlich zum Betrieb“ ehrenamtlich<br />

eine betriebsübergreifende Wissenstransfer- und letztlich Netzwerkarbeit, die wesentlich<br />

zum positiven Image der Programmatik und der Maßnahmen in Freiburg beitragen konnte.<br />

Die befragten Akteure in AG und Betrieben stimmen weitgehend darin überein, dass für eine<br />

Sicherung <strong>des</strong> erreichten Stan<strong>des</strong> und eine mögliche Weiterentwicklung die personellen und<br />

materiellen Ressourcen der AG und der innenbetrieblichen Arbeitsgruppen nicht ausreichend<br />

sind und eine Übertragbarkeit auf andere Städte allein schon <strong>des</strong>halb nicht gelingen kann, weil<br />

nicht ausreichend Personen gefunden werden können, die bereit sind, eine solche Arbeit<br />

ehrenamtlich zu übernehmen.


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Die überwiegend ehrenamtlichen Arbeit und die dadurch häufig stark auf Einzelpersonen –<br />

sowohl auf Ebene der Geschäftsleitungen als auch der Arbeitnehmer – fixierte Struktur,<br />

beinhaltet darüber hinaus ein hohes Potenzial möglichen Scheiterns, sobald diese Personen die<br />

Betriebe oder die überbetriebliche Initiative verlassen.<br />

Letztendlich können professionelle Strukturen unter Beteiligung aller betrieblichen Gruppen<br />

zwar als Erfolgsfaktoren gewertet werden, gleichzeitig können ehrenamtliche Strukturen nicht<br />

per se als hemmender Faktor genannt werden. Sie setzen zur dauerhaften Etablierung und<br />

Unterstützung <strong>des</strong> Engagements allerdings mehr externe Unterstützung und Anerkennung von<br />

außen voraus.<br />

Externe und interne Öffentlichkeitsarbeit<br />

Für die Kontinuität <strong>des</strong> Engagements der innerbetrieblichen Akteure war sowohl in Freiburg als<br />

auch in Dresden entscheidend, dass die Thematik und die Wirkungen der eigenen Leistungen<br />

zunächst auf Ebene der Stadt und auch überregional Aufmerksamkeit und Anerkennung<br />

gefunden haben. Dieser Effekt wurde in Freiburg durch die überbetriebliche „AG Umweltfreundlich<br />

zum Betrieb“ und die Einführung <strong>des</strong> Öko-Verkehrs-Siegels verstärkt, da hier nicht<br />

nur innerbetriebliche Gruppen angesprochen werden, sondern durch den Bekanntheitsgrad in<br />

der Öffentlichkeit auch die Bevölkerung in Stadt und Umland in den Prozess integriert werde.<br />

Die Wirkung der erstmals in 2002 verliehenen Auszeichnung mit dem „Öko-Verkehrs-Siegel“<br />

durch die Stadtverwaltung zeigt bereits im Ansatz, welchen Nutzen diese letztlich als<br />

Marketingstrategie aufzufassende Aktion bereits stiften kann. In Dresden wurde das<br />

Engagement durch zwei Forschungsprojekte anerkannt, die zusätzlich neue Impulse für das<br />

betriebliche Mobilitätsmanagement gaben.<br />

Die <strong>Fallstudien</strong> zeigen, dass die die interne Öffentlichkeitsarbeit ein entscheidender Erfolgsfaktor<br />

ist. Die Nutzer der Angebote (min<strong>des</strong>tens die Beschäftigten, nach Einzelfall auch<br />

Besucher und Kunden) werden regelmäßig und umfassend über alle Maßnahmen und<br />

optionalen Angebote informiert. Die Geschäftsleitung kann durch die Beteiligung an Angeboten<br />

oder Maßnahmen darüber hinaus nach außen und innen eine Vorbildrolle einnehmen.<br />

Kommunikation und Kooperation mit Verkehrsunternehmen und Stadtverwaltungen<br />

Die <strong>Fallstudien</strong> zeigen, dass die Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements immer<br />

erfolgreich war, wenn Dritte Leistungen anboten, die von den Betrieben genutzt werden<br />

konnten. Hier sind insbesondere die örtlichen Verkehrsunternehmen zu nennen. In allen untersuchten<br />

<strong>Fallstudien</strong> bieten sie ein Jobticket an, welches von allen Betrieben genutzt wird. In<br />

Dresden und Freiburg wurden darüber hinaus von den Verkehrsbetrieben Maßnahmen<br />

ergriffen, wie die Anlage neuer Haltestellen oder die Abstimmung von Abfahrts- und Arbeitszeiten.<br />

Um den Prozess der Entwicklung und Implementierung von betrieblichem Mobilitätsmanagement<br />

zu fördern und zu verstetigen, kommt der städtischen Verwaltung als Ansprech-<br />

und Kooperationspartner sowie als Vorbild eine Schlüsselfunktion zu. Die Beispiele Dresden,<br />

Freiburg und zum Teil Bielefeld zeigen auf unterschiedliche Weise, welche Rolle die städtischen<br />

Verwaltungen in diesem Zusammenhang übernehmen können.<br />

Die Übernahme von Aufgaben und Verantwortung für die Etablierung <strong>des</strong> betrieblichen<br />

Mobilitätsmanagements durch die Stadtverwaltung für die Betriebe in der Kommune ist als ganz<br />

wesentlicher Erfolgsfaktor zu nennen. Für diese Erfolgsstrategie ist nicht unerheblich, dass die<br />

Stadtverwaltung auch im Hinblick auf kommunale Planungsprojekte eine Verantwortung für die<br />

119


120<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Abstimmung mit den BMM-Projekten trägt und nicht nur für die Durchsetzung von Partialinteressen<br />

einzelner Nachfrager (Betriebe) oder Anbieter (z. B. Verkehrsunternehmen) agiert.<br />

Zu dieser unabhängigen Position kommt die Chance hinzu, sich auch mit eigenen Vorbildprojekten<br />

als Arbeitgeber und Träger bedeutender verkehrswirksamer Strukturen zu beteiligen,<br />

was in Dresden beispielsweise wahrgenommen wurde. Auch die Stadt Bielefeld nutzt ihre<br />

eigene Vorbildfunktion, um weitere Betriebe für das betriebliche Mobilitätsmanagement zu<br />

gewinnen.<br />

Wesentliche Erfolgsfaktoren bilden die eingespielten und verlässlichen Kommunikationsstrukturen<br />

zwischen Betrieben, Stadtverwaltung, Verkehrsunternehmen und sonstigen Akteuren<br />

in den untersuchten <strong>Fallstudien</strong>. In Freiburg sind die Grundlagen für eine Ausweitung der<br />

Umwelt-Verkehrsprogramme durch die interessierten und engagierten Betriebsangehörigen, die<br />

überbetriebliche AG und die verkehrspolitischen Grundsätze der Stadtverwaltung ebenso gelegt<br />

worden wie in Dresden. Die verkehrspolitischen, siedlungsstrukturellen und weiteren<br />

verhaltensbeeinflussenden Faktoren sind in Freiburg wie nur in wenigen vergleichbaren<br />

deutschen Städten als sehr positiv für die Etablierung von BMM-Projekten einzuschätzen. In<br />

dieser Hinsicht ist eine Übertragung <strong>des</strong> Handlungsansatzes und der Wirkungen der Arbeit der<br />

AG „Umweltfreundlich zum Betrieb“ auf andere Städte eher skeptisch zu betrachten.<br />

7.14.3 Empfehlungen für die Betriebe<br />

Ein erfolgreiches betriebliches Mobilitätsmanagement berücksichtigt spezifische betriebliche<br />

Zielsetzungen, Umsetzungsbedingungen sowie betriebliche und übergeordnete Rahmenbedingungen<br />

und ist daher in erheblichem Maße standortabhängig. Die <strong>Fallstudien</strong> und die<br />

Betriebsbefragung zeigten, wie unterschiedlich sich Betriebsstrukturen darstellen. Dies erfordert<br />

für betriebliches Mobilitätsmanagement optimierte Einzelfalllösungen in den Betrieben. Gleichwohl<br />

lassen sich allgemeingültige Erfolgsfaktoren anhand betrieblicher Bedingungen ableiten,<br />

die den Charakter von Empfehlungen haben.<br />

Die Ergebnisse <strong>des</strong> Projekts erlauben es, Maßnahmen <strong>des</strong> BMM unterschiedlichen Kategorien<br />

<strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements zuzuordnen. Diese sind:<br />

� BMM als eigenständige Strategie zur Erreichung von Zielen hinsichtlich der Gestaltung<br />

der personenbezogenen Mobilität der Beschäftigten<br />

� BMM als Teil einer übergeordneten Managementstrategie (Umweltschutz, Gesundheitsförderung,<br />

Kostensenkung, Standort- und Gebäudemanagement etc.)<br />

� BMM als eigenständige Strategie parallel und abgestimmt zu anderen Managementsystemen<br />

konzipiert und Synergieeffekte nutzend<br />

� Durchführung einzelner Maßnahmen <strong>des</strong> BMM oder Beteiligung an Kampagnen oder<br />

Maßnahmen Dritter<br />

In Abhängigkeit von der Ausgangslage können alle genannten Kategorien im Sinne eines<br />

betrieblichen Mobilitätsmanagements erfolgreich sein und - wie das Beispiel der Sozialstation in<br />

Hamburg zeigt - auch mit einer Einzelmaßnahme. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch<br />

kleine Betriebe ohne kommunale Unterstützung wirkungsvolle Maßnahmen dauerhaft initiieren<br />

können.<br />

Im Folgenden werden allgemeingültiger Erfolgsfaktoren und Empfehlungen dargestellt, die<br />

abgeleitet aus den Kapiteln 5, 6 und 7 die erfolgreiche Initiierung, Umsetzung und dauerhafte<br />

Implementierung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements in Unternehmen und öffentlichen<br />

Verwaltungen unterstützen:


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />

Betriebliche Veränderungsprozesse nutzen („Change Management“)<br />

Die <strong>Fallstudien</strong> haben gezeigt, dass sowohl top-down-Ansätze als auch bottom-up-Ansätze<br />

dazu beitragen können, erfolgreiches betriebliches Mobilitätsmanagement zu initiieren. Die<br />

Einführung wird, unabhängig davon, ob die Geschäftsleitung oder die Beschäftigten Initiatoren<br />

sind, erfolgreicher verlaufen, wenn gleichzeitig anstehende betriebliche Veränderungsprozesse<br />

genutzt werden können. Diese können durch einen besonderen Problemdruck entstehen<br />

(Flächenknappheit bei anstehenden Erweiterungen, Umstrukturierungen in Arbeitsabläufen etc.)<br />

oder aber auch durch thematisch-strategische Neuausrichtungen im Betrieb, wenn<br />

beispielsweise Themenfelder wie Umwelt, Gesundheit oder Zufriedenheit der Mitarbeiter<br />

seitens der Geschäftsführung bzw. der Beschäftigten neu besetzt werden.<br />

Besonders vorteilhaft erwies sich, wenn das betriebliche Mobilitätsmanagement als methodischstrategisches<br />

Management verstanden und im Betrieb entsprechend kommuniziert wird,<br />

unabhängig davon, ob weitere Managementstrategien (z. B. Umweltmanagement) parallel<br />

praktiziert werden. Wesentlich bei der Initiierung ist eine gemeinsame Schnittmenge der<br />

Interessen der Beschäftigten und <strong>des</strong> Betriebes. In der Betriebsbefragung zeigte sich, dass<br />

Themenfelder (Motive für die Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements) mit einer<br />

hohen Wichtigkeit sowohl für die Geschäftsleitung als auch für Beschäftigte (wie Mitarbeiterzufriedenheit,<br />

Verringerung von Wegeunfällen und auch Gesundheitsförderung) am häufigsten<br />

genannt wurden (vgl. Kapitel 6.2.3).<br />

Kontinuität der Aktivitäten und Informationsvermittlung<br />

Das betriebliche Mobilitätsmanagement sollte nach einer initiierenden Startphase in eine<br />

Kommunikation und Kooperation – unter Beteiligung aller relevanten Hierarchieebenen im<br />

Betrieb (Beschäftigte, Betriebs/Personalrat, mittleres Management, Geschäftsführung) – übergeleitet<br />

werden. Optimal ist es, wenn das betriebliche Mobilitätsmanagement als Teil der<br />

betrieblichen Normalität etabliert wird und die Umsetzung und Erfolgskontrolle sowie die<br />

Weiterentwicklung von Maßnahmen als Aufgaben in neu gegründeten Einheiten definiert wird,<br />

die einen Regelbetrieb organisieren und deren Zuständigkeiten transparent und effektiv<br />

organisiert sind. In diesem Zusammenhang ist es sinnvoll, die Nutzer (min<strong>des</strong>tens die<br />

Beschäftigten, nach Einzelfall auch Besucher und Kunden) regelmäßig und umfassend über<br />

alle Maßnahmen und optionalen Angebote <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements im<br />

Rahmen eines internen Marketings zu informieren. Die Aufmerksamkeit aller intern Beteiligten<br />

wird durch Wahrnehmung geeigneter temporärer Ereignisse (z.B. extern organisierte<br />

Kampagnen z. B. der Berufsgenossenschafen, der Krankenkassen, von Umweltverbänden<br />

etc.), aktuelle politische Debatten um Verkehr (Kosten, Klimaschutz, Veränderungen der<br />

Betriebsstruktur etc.) von Zeit zu Zeit aktiviert bzw. geschärft.<br />

Überbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit<br />

Die Einbindung der Maßnahmen bzw. der Konzepte <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagement in<br />

den Marktauftritt <strong>des</strong> Betriebs trägt wesentlich zur Imagebildung <strong>des</strong> Betriebs bei. Darüber<br />

hinaus können die Maßnahmen bzw. die Konzepte in Managementinstrumente der Betriebe<br />

eingebunden werden. Die meisten Betriebe wenden verschiedene Managementinstrumente<br />

bzw. Zertifizierungen an (vgl. Kapitel 6.2.3). Besonders geeignet sind Umweltzertifizierungen<br />

und sonstige Umweltprogramme.<br />

Über die Bildung von Netzwerken von Betrieben (Verbände, Arbeitsgruppen), Betriebs- und<br />

Personalräten, am Betriebsstandort, auf kommunaler Ebene kann ein Austausch – auch über<br />

121


122<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Themenfelder <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements – gewährleistet werden. Die Betriebsbefragung<br />

zeigt, dass sehr viele Maßnahmen, die zum betrieblichen Mobilitätsmanagement zu<br />

zählen sind, bereits in einer Vielzahl Betriebe angewandt werden und somit Erfahrungen zu<br />

Wirkungen vorliegen (vgl. Kapitel 6). In Abhängigkeit von der Funktion <strong>des</strong> Netzwerks können<br />

u. a. Erfahrungen innerhalb von Branchen, auf räumlichen Ebenen oder auf Verbandsebenen<br />

ausgetauscht werden. Dies kann auch dazu führen, dass Betriebe gemeinsam am Markt<br />

auftreten können, um sich zum Beispiel externe Mobilitätsdienstleistungen (vgl. Kapitel 5)<br />

gemeinsam nachzufragen, gegenüber der öffentlichen Hand gemeinsam aufzutreten, um<br />

Interessen, beispielsweise zu einer verbesserten Anbindung der Betriebe, wahrzunehmen.<br />

Kooperation mit Dritten und Unterstützung durch Dritte<br />

Ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor ist eine effektive Kommunikation und Kooperation mit<br />

Dritten (Leistungsersteller außerhalb <strong>des</strong> Betriebs, planende und ordnende öffentliche<br />

Verwaltung). Sowohl die <strong>Fallstudien</strong>, die Marktanalyse als auch die Betriebsbefragung<br />

verdeutlichen die Bedeutung derartiger Kooperationen. Insbesondere dort, wo Kooperationen<br />

mit verschiedenen Ämtern einer engagierten Stadtverwaltung und den örtlichen Verkehrsunternehmen<br />

stattfinden, ist betriebliches Mobilitätsmanagement besonders erfolgreich. Hier<br />

können die Betriebe die Möglichkeit nutzen, aktiv über die bestehenden Schnittstellen die<br />

Ämtern, aber auch die Verkehrsunternehmen und die sonstigen am Markt bereits etablierten<br />

Anbieter von Leistungen (vgl. Kapitel 6.2.4 und Kapitel 5) anzusprechen und ihre Wünsche an<br />

den Markt bzw. die Verwaltungen verdeutlichen. Selbstverständlich liegen – in der anderen<br />

Blickrichtung – hier Ansatzpunkte insbesondere der Kommunen, BMM zu fördern (vgl. Kapitel<br />

8).<br />

Die Marktanalyse hat gezeigt, dass sich der Markt für Mobilitätsdienstleistungen in Teilmärkten<br />

momentan sehr dynamisch, professionell und leistungsstark entwickelt. Dies gilt nicht nur für die<br />

Segmente, die sich mit Flottenmanagement und Facility Management den großen Betrieben<br />

widmen, sondern auch für Mobilitätsdienstleistungen wie Reisemanagement oder Pkw-<br />

Vermietungen für kleinere Betriebe. Die Betriebe sollten hier ihre Nachfrageposition nutzen, um<br />

durch den Einkauf von externen Mobilitätsdienstleistungen Kosten zu sparen.


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Literatur<br />

8. Literatur<br />

ACE (Autoclub Europa). Online unter: www.ace-online.de<br />

ACE (Auto Club Europa) (Hrsg.) (2000): Hin & Her. Ein Ratgeber für den Weg zur Arbeit.<br />

Stuttgart<br />

ACE (Auto Club Europa) (Hrsg.) (2003): Betriebliches Mobilitätsmanagement. Dokumentation<br />

der Veranstaltungsreihe <strong>des</strong> ACE vom 16. bis 18. September 2003. Stuttgart, Berlin<br />

ACE (Autoclub Europa), DGB (deutscher Gewerkschaftsbund) (2005): Mit dem Fahrrad im<br />

Dienst, Portal Clever Pendeln (www.clever-pendeln.de),<br />

ACE (Auto Club Europa); DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) (2002): Dokumentation <strong>des</strong><br />

Workshops Betriebliches Mobilitätsmanagement vom 18.11.02 in Berlin, Workshop II Rahmenbedingungen.<br />

Verfügbar unter: www.clever-pendeln.de;<br />

www/pictures/89Dokumentation%20BMM-Workshop.pdf<br />

ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub). Online unter: www.adfc.de<br />

ADEME (Agence de l´Environment et de la Maîtrise de l´Energie) (2004): Realiser un plan<br />

de deplacements enterprise. Verfügbar unter:<br />

www.ademe.fr/htdocs/publications/catalogue<strong>des</strong>editions/ref4781.htm<br />

ADEME (Agence de l´Environment et de la Maîtrise de l´Energie). Online unter:<br />

www.ademe.fr/auto-diag/transports/rubrique/Autodiagnostic/Sensibilisation /PDE.asp<br />

AG Umweltfreundlich zum Betrieb (1996): Die neue S-Bahn-Strecke durch Freiburg, ein<br />

Projekt, für das die Gleise schon verlegt sind. Hrsg. Mit Unterstützung der IG Metall Freiburg,<br />

Juli 1996.<br />

AG Umweltfreundlich zum Betrieb (2000): Umwelt-Verkehrsprogramme in Betrieben – Ein<br />

Beitrag zur Verkehrspolitik der Stadt Freiburg i. Br. (Hrsg. „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ in<br />

Zusammenarbeit mit der Stadt Freiburg i. Br. –Verkehrsdezernat-)<br />

AG Umweltfreundlich zum Betrieb (Hrsg.) (2002a): Öko-Verkehrs-Siegel - Berufsverkehr für<br />

Betriebe, die sich für die umweltfreundliche Fahrt der Beschäftigten zum Betrieb einsetzen.<br />

Ergänzung zur Broschüre Umwelt-Verkehrsprogramme in Betrieben von 2000. Freiburg<br />

AG Umweltfreundlich zum Betrieb (2002b): Arbeitsgemeinschaft Umweltfreundlich zum<br />

Betrieb; Stadt Freiburg i. Br. Öko-Verkehrs-Siegel Berufsverkehr. Freiburg<br />

AG Umweltfreundlich zum Betrieb (Hrsg.) (2004): Öko-Verkehrs-Siegel - Berufsverkehr für<br />

Betriebe, die sich für die umweltfreundliche Fahrt der Beschäftigten zum Betrieb einsetzen.<br />

Freiburg<br />

ALD Automotive (2005). Online unter: www.ald-automotive.de<br />

APAD (Agenzia per la protezione dell´ambiente e per i servizi tecnici). Online unter:<br />

www.areemetropolitane.apat.it/site/_files/rapporto2005/trasporti.pdf<br />

AvD (Automobilclub von Deutschland) (2005). Online unter: www.avd.de<br />

AVV (Adviesdienst Verkeer en Vervoer) (Hrsg.) (2004): Mobiliteitsmanagement Internationaal<br />

<strong>des</strong>kresearch. Verfügbar unter: www.rws-avv.nl<br />

123


AVV (Adviesdienst Verkeer en Vervoer) (2005). Online unter:<br />

www.rws-avv.nl/pls/portal30/docs/12575.PDF<br />

124<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Bakker, Marien (1994): Der Verkehrsplan <strong>des</strong> Ministeriums für Verkehr und Wasserwirtschaft<br />

in Den Haag. In: Verkehrszeichen Heft 2/1994, S. 18-25<br />

Baum, Herbert; Cremer, Martina; Geißler, Torsten (1998): Auswirkungen <strong>des</strong> Job Tickets auf<br />

den Berufsverkehr. Schlussbericht. Köln<br />

B.A.U.M. (Bun<strong>des</strong>deutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management e V.) (2005).<br />

Online unter: www.baumev.de<br />

BauNetz (2005). Online unter: www.baunetz.de<br />

Beamtenbund und Tarifunion (dbb). Online unter: www.dbb.de<br />

BBR (Bun<strong>des</strong>amt für Bauwesen und Raumordnung) (Hrsg.) (2004):<br />

Verkehrsaufwandsmindernde Strukturen und Dienste zur Förderung einer nachhaltigen<br />

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Bertuccio et al. (2003): Il Mobility Management in Italia. o. O. Verfügbar unter:<br />

www.euromobility.org<br />

BGW (Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege) (2000):<br />

Mobilitätsmanagement entlastet den Berufsverkehr, Neue BGW-Verkehrsberatung für Betriebe<br />

reduziert Unfälle und Kosten, in: BGW-Presse-Info Januar 2000.<br />

BGW (Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege) (2005):<br />

Mobilitätsmanagement in der betrieblichen Praxis, Hamburg<br />

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Umweltschutz. Kapitel 4 Umweltfreundlich zum Betrieb – Arbeitnehmerinitiativen in Freiburg. S.<br />

155. In: Presseberichte 1999 – 2001 Heft 2: Fachzeitschrift- und Buchartikel. Hrsg.<br />

Arbeitsgemeinschaft „Umweltfreundlich zum Betrieb)<br />

BiP (Büro für integrierte Planung) (2003): unveröffentlichter Arbeitsbericht zur Auswertung<br />

der Mobilitätsbefragung Infineon 2003<br />

BiP (Büro für integrierte Planung) (2004a): Betriebliches Mobilitätsmanagement Infineon<br />

Technologies Dresden, unveröffentlichter Arbeitsbericht, Herdecke, Berlin, Kassel<br />

BiP (Büro für integrierte Planung) (2004b): Betriebliches Mobilitätsmanagement Infineon<br />

Technologies Dresden im Rahmen <strong>des</strong> Forschungsprojektes intermobil Region Dresden,<br />

Ergebnisbericht (unveröffentlicht), Herdecke, Berlin, Kassel<br />

BMVBW (Bun<strong>des</strong>ministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen) (Hrsg.) (2004a):<br />

Verkehr in Zahlen 2004/2005. 33. Jahrgang. Erweiterte Ausgabe. Hamburg<br />

BMVBW (Bun<strong>des</strong>ministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen) (Hrsg.) (2004b):<br />

Mobilitätsmanagement – Ziele, Konzepte und Umsetzungsstrategien. Reihe direkt 58/2004.<br />

Bonn<br />

Bruns, Hans-Ludwig; Vennefrohne, Klaus; Welk, Lars (2001): Mobilitätsmanagement in der<br />

betrieblichen Praxis. Hamburg


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Literatur<br />

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www.bbk.de<br />

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Bun<strong>des</strong>verband der Fahrradkurierdienste (2005). Online unter: www.bdfew.de<br />

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Bun<strong>des</strong>verband freier Tankstellen e. V. Online unter: www.bft.de<br />

Bun<strong>des</strong>verband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (Hrsg.) (2004): Beschaffungsdienstleister<br />

in Deutschland: Einblicke in einen boomenden Markt. Frankfurt am Main<br />

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Fahrgemeinschaften. Rheine<br />

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DBV (Deutscher Bahnkunden-Verband e. V.) (2004). Online unter: www.pro-bahn.de<br />

De Tommasi, Roberto; Oetterli, Dominik (2003): Mobilitätsmanagement in Unternehmen.<br />

1. Projektbericht Phase 1. State of the Art <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements in<br />

ausgewählten Ländern Europas. Zürich<br />

De Tommasi, Roberto; Caduff, Gabriel (2004): Mobilitätsmanagement in Unternehmen.<br />

Grobe Zwischenevaluation der Pilotphase. Ittingen/Bern<br />

125


126<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Derichs, Anka (2003): Besser wohnen mit weniger Verkehr. Arbeitspapier im Rahmen <strong>des</strong><br />

Projekts RAVE – „Nachhaltige Raum- und Verkehrsplanung“. Dortmund.<br />

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case studies. London<br />

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DfT (Department for Transport) (2005b): making smater choices work. Online unter:<br />

http://www.dft.gov.uk (> sustainable travel > smarter choices)<br />

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Diakonisches Werk Hamburg (2005): Geschäftsverteilungsplan <strong>des</strong> Diakonischen Werks<br />

Hamburg, 1/2005, o.S.<br />

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Universitätsklinikums Freiburg<br />

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www.dvr.de


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Literatur<br />

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Paris<br />

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EuropeAliveMedien GmbH (2005). Online unter: www.ea-media.net<br />

EVAG (Essener Verkehrs-AG) (2001): Kundenzufriedenheitsmessung 2001. Marketing, Verkehrsforschung.<br />

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http://www.mobilit.fgov.be/forens/static/onthaal/information_nl_BE.html<br />

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FGM (Forschungsgesellschaft Mobilität) (1993): Ausbildung zum Mobilitätsberater. Graz.<br />

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Stadtbauwesen und Stadtverkehr (ISB) der RWTH Aachen. Tagungsband zum 4. Kolloquium<br />

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FIS (Forschungs-Informationssystem) (2005): Verkehr, Bauen, Wohnen, Aufbau Ost.<br />

Sachgebiet "Betriebliches Mobilitätsmanagement". Online unter: http://fis.server.de/<br />

Förderkreis für Mobilitätszentralen und Mobilitätsmanagement (2005). Online unter:<br />

www.mzm-online.de<br />

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FUSS e.V. (Fachverband Fußverkehr Deutschland e. V.). Online unter: www.fuss-ev.de<br />

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Standortentscheidungen. Ergebnisse einer Unternehmensbefragung zu Standortanforderungen<br />

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Hamburg-Harburg, Hamburg<br />

Hahn, Christian (2006): Die Rolle der Kommune im Betrieblichen Mobilitätsmanagement,<br />

Diplomarbeit, Dortmund<br />

Hauptstadtregion Brüssel (2005): Bedrifsvervoerplan/Plan de déplacements d’enterprise.<br />

Online unter: http://www.bvp.irisnet.be<br />

Hessische Allgemeine vom 31.03.2005 und 06.04.2005<br />

Herry, Max; Schuster, Markus; Thaler, Robert (2000): Erfolgreiche Wege für Umwelt & Wirtschaft.<br />

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Verkehrs-(entwicklungs)planung RAVE. Forschungs- und Entwicklungsvorhaben im Auftrag <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong>ministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, FOPS-Projekt Nr. 73.314/2001.<br />

Abschlussbericht Anhang II im Februar 2004.<br />

127


128<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Hoppe, Frank; Müller-Steinfahrt, Ulrich; Essert, Markus; Klaus, Peter; Liberda, Elisabeth<br />

(2001): Arbeitnehmerorientierte Mobilitätsgestaltung im Großraum Nürnberg. Studie <strong>des</strong><br />

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HUR (Hovedstadens Udviklingsråd) (2005). Online unter: www.hur.dk<br />

HVV (Hamburger Verkehrsverbund), Homepage: www.hvv.de (30.03.2006)<br />

HVV (Hamburger Verkehrsverbund) (2004a): HVV-Kundenbarometer 2004. Hamburg<br />

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Verfügbar unter www.igmetall.de<br />

IHK (Industrie- und Handelskammer) (2005). Online unter: www.ihk.de<br />

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Dortmund<br />

ILS NRW (Institut für Lan<strong>des</strong>- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong> NRW), ISB (Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr) (2000) (Hrsg.):<br />

Mobilitätsmanagement-Handbuch. Ergebnisse der Forschungsprojekte MOSAIC und<br />

MOMENTUM. Dortmund<br />

ILS NRW (Institut für Lan<strong>des</strong>- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong> NRW), Planungsgruppe Nord (PGN), Universität Dortmund (2005a):<br />

Weiterentwicklung von Produkten, Prozessen und Rahmenbedingungen <strong>des</strong> betrieblichen<br />

Mobilitätsmanagements. FOPS-Projekt FE 70.748/04. 1. Zwischenbericht. Dortmund<br />

ILS NRW (Institut für Lan<strong>des</strong>- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong> NRW), Planungsgruppe Nord (PGN), Universität Dortmund (2005b):<br />

Weiterentwicklung von Produkten, Prozessen und Rahmenbedingungen <strong>des</strong> betrieblichen<br />

Mobilitätsmanagements. FOPS-Projekt FE 70.748/04. 2. Zwischenbericht. Dortmund<br />

ILS NRW (Institut für Lan<strong>des</strong>- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong> NRW) (2005). Online unter: www.mobilitaetsmanagement.nrw.de<br />

ILS NRW (Institut für Lan<strong>des</strong>- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong> NRW) (Hrsg.) (2005): Soziale Integration durch gleiche Mobilitätschancen, Sozialer<br />

Wohnungsbau und Öffentlicher Verkehr, Ergebnisse einer Befragung zur Mobilität der<br />

Bewohner/-innen. Dortmund<br />

Infineon AG (2006) (Hrsg.): Geschäftsbericht 2005, München<br />

Infineon AG (Hrsg.) (1999): Umwelterklärung 1999 Infineon Technologies Dresden GmbH und<br />

Co. OHG, Semiconductor300 GmbH & Co. KG, Dresden<br />

Innenministerium Baden Württemberg, Homepage: www.innenministerium.badenwuerttemberg.deInstitut<br />

für Innovationstransfer GmbH (o. J.): Mit dem Fahrrad in Bielefeld zur<br />

Arbeit – Wirkung und Ergebnisse eines halbjährigen Modellprojekts. Bielefeld<br />

Intermetall (Hrsg.) (1996): Umwelt-Verkehrskonzept Intermetall. Die Geschäftsleitung und der<br />

Betriebsrat der Firma INTERMETALL Freiburg i. Br.<br />

ISB (Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr) (2003): Verkehrsaufwandsmindernde<br />

Strukturen und Dienste zur Förderung einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Kurzbericht der


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Literatur<br />

Forschungsassistenz zum Forschungsfeld anlässlich der ExWoSt-Fachveranstaltung am<br />

27./28. Oktober 2003 in Bonn. Bonn<br />

ISB (Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr), IVV (Ingenieurgruppe für<br />

Verkehrswesen und Verfahrensentwicklung) (2004): Mobilitätsmanagement in Deutschland<br />

und im Ausland. Stand von Theorie und Praxis, Abschlussbericht <strong>des</strong> FOPS-Projektes<br />

70.657/01 im Auftrag <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>ministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen<br />

(BMVBW). Aachen<br />

Isfort, Adi (2004): Was erwartet der Fahrgast? Zufriedenheit und Nutzungshäufigkeit im ÖPNV.<br />

In: Der Nahverkehr 7-8/2004. S. 7-10<br />

Jean, M. (2004): Le management de la mobilité <strong>des</strong> lieux d’activités: état de l’art <strong>des</strong> plan de<br />

déplacements dans les collectivés locales en France. Verfügbar unter: www.uvcw.be<br />

Joksch, Gerhard (2005): Dienstliche Mobilität neu gestalten – Neuausrichtung <strong>des</strong><br />

betrieblichen Mobilitätsmanagements. Vortrag. Auftaktveranstaltung zur Europäischen Woche<br />

der Mobilität 2005 am 02.03.2005. Mülheim/Ruhr<br />

Karlsbach, Wolfgang, Chief Executive Officer (CEO) Umweltbericht 2000: ”Weitsichtig<br />

planen – nachhaltig wirtschaften”<br />

Klicktel, Homepage: www.klicktel.de<br />

klima:aktiv. Online unter: www.klimaaktiv.at/article/archive/11981<br />

Klima-Bündnis/Alianza del Clima e.V. (Hrsg.) (2003a): Clever & Mobil. Aktionen für Betriebe.<br />

Ideen und Anregungen für eine Aktionswoche „Betriebliches Mobilitätsmanagement“. Frankfurt<br />

am Main<br />

Klima-Bündnis/Alianza del Clima e.V. (Hrsg.) (2003b): Handlungsleitfaden.<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe. Frankfurt am Main<br />

Klingberg, Sonja (1997): Vortrag im Rahmen einer Veranstaltung zum Betrieblichen Mobilitätsmanagement.<br />

In: Katalyse Institut für angewandte Umweltforschung (1997): Tagungsreader<br />

Betriebliches Mobilitätsmanagement, Konzepte einer kostensparenden und umweltverträglichen<br />

Mobilität. Köln<br />

KpVV (Kennisplatform Verkeer en Vervoer). Online unter:<br />

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Krag, Thomas (2005): Mobility Planning in Danmark. Vortrag im Rahmen eines<br />

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www.kulku.info/seminar/sli<strong>des</strong>/MM_Denmark_Krag.pdf<br />

Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden, Stadtplanungsamt (1996) (Hrsg.): Mobilitätsberatung für<br />

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Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden, Stadtentwicklung (2002): Integriertes Stadtentwicklungskonzept<br />

(INSEK), Kurzfassung, Dresden<br />

Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden, Stadtentwicklung (2004): Stadtentwicklungsbericht, Dresden<br />

Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden, Mobilität (2005a): Präsentation Seminar Mobilitätsmanagement<br />

für Unternehmen am 01.12.2005, Dresden<br />

Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden (2005b) (Hrsg.): Faktum Dresden. Die sächsische<br />

Lan<strong>des</strong>hauptstadt in Zahlen, Dresden<br />

129


130<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden (2005): Geschäftsbereich Stadtentwicklung, Hauptabteilung<br />

Mobilität, DVB AG, VVO (2005) (Hrsg.), Mobilität in Dresden und Umland, Ergebnisse der SrV<br />

2003, Dresden<br />

Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden, Homepage www.dresden.de/index.html?node=20206<br />

(20.03.2006), Verkehrskonzept 1994 Textteil PDF-Datei<br />

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Universität München (Hrsg.) (2003): Neue Spielräume in der Stadtentwicklung durch<br />

Betriebliches Mobilitätsmanagement – Mappe zum Abschlussworkshop. München<br />

Lebensministerium (2005a): Mobilitätsmanagement in Betrieben. Online unter:<br />

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Lebensministerium (2005b). Online unter:<br />

www.mobilitaetsmanagement.at/index.php?option=com_docman&Itemid=37&task=view_catego<br />

ry&catid=35&order=dmname&asc<strong>des</strong>c=ASC<br />

letsmobile.de GmbH - Consulting für Mobilitätsmanagement und Verkehrsinformatik (2005).<br />

Online unter: www.letsmobile.de<br />

LITEF GmbH, Homepage: Company Information – Überblick: www.litef.com/P1-d.html<br />

(09.01.2006)<br />

Ljungberg, Christer (2003): Mobility Management in Sweden – creating a sustainable<br />

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www.karlstad.se/ecomm<br />

LOGIBALL (2000): Logistische Lösungen zur Steuerung und Optimierung beruflich bedingter<br />

Mobilität am Beispiel der Stadtverwaltung Münster. Endbericht. Herne<br />

LOGIBALL (2005). Online unter: www.logiball.de<br />

Lometsch, Claudia (2001): Mobilitätsmanagement von Betrieben. Chancen und Risiken zur<br />

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MASSKS (Ministerium für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong> NRW) (Hrsg.) (1999): Baulandentwicklung an der Schiene. NRWnotiert 1325.<br />

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Micronas GmbH, Homepage: www.micronas.com<br />

Micronas (2000): Umweltbericht. Weitsichtig planen – nachhaltig wirtschaften, (Online<br />

verfügbar unter www.micronas.com)<br />

Micronas GmbH (2004): Umwelterklärung nach EMAS/ISO 14001. “Gut für die Umwelt, gut<br />

für uns”. Für die Standorte Freiburg und Glenrothes.<br />

Ministerium der Flämischen Gemeinschaft (2005): Woon-werkverkeer en bedrijfsvervoer.<br />

Online unter: www.mobielvlaanderen.be/woonwerk<br />

Ministerium der Flämischen Gemeinschaft. Online unter:<br />

www.mobielvlaanderen.be/persberichten/artikel.php?id=107<br />

Ministerium für Ökologie und nachhaltige Entwicklung. Online unter:<br />

www.ecologie.gouv.fr/article.php3?id_article=2551


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Literatur<br />

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www.mobilité.de<br />

Mobility-consult. Mobilität und Verkehrsmanagement (2005). Online unter:<br />

www.mobility-consult.de<br />

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Report D 1. Rijswijk.<br />

MOST (2003a): Monitoring and Evaluation Toolkit. Verfügbar unter: http://mo.st<br />

MOST (Hrsg.) (2003b): The Framework for Mobility Management across Europe. MOST Report<br />

D 6. Graz. Verfügbar unter: mo.st/public/reports/official_reports.html<br />

Müller, Guido (2005): Mobilitätsmanagement – Handlungsansätze für eine stadtverträgliche<br />

Gestaltung der Mobilität. In: Heidi Sinning (Hrsg.) „Stadtmanagement – Strategien zur<br />

Modernisierung der Stadt(-Region)“. Dortmund<br />

Müller, Guido (2004): Mobilität organisieren. Rahmenbedingungen für ein effektives Mobilitätsmanagement.<br />

In: Internationales Verkehrswesen, Heft 9/2004, S. 371-379. Verfügbar unter:<br />

www.eurailpress.com/archiv/artikel.php?id=6522<br />

Müller, Guido (2001): Betriebliches Mobilitätsmanagement. Status quo einer Innovation in<br />

Deutschland und Europa unter besonderer Berücksichtigung der Kooperation von Unternehmen<br />

und Kommune. München. Verfügbar unter: http://213.183.19.252/publikationen/betr_mobim.pdf<br />

MVEL (Ministerium für Verkehr, Energie und Lan<strong>des</strong>planung NRW) (2004):<br />

Presseerklärung vom16.09.2004. Düsseldorf<br />

MTPW (Ministry of Transport, Public Works and Water Management) (1999):<br />

Transportation Demand Management policy document. Den Haag<br />

MTPW (Ministry of Transport, Public Works and Water Management); Chairman of the<br />

Association of Chambers of Commerce and Industry in the Netherlands (ACCI) (1993):<br />

Transportation Demand Management. Really Works. Practical examples. Rotterdam<br />

Nahverkehrsberatung Südwest (2005). Online unter: www.nahverkehrsberatung.de<br />

Nahverkehrstaschenbuch (2004), NaTaBu 2005 – Deutschland. Düsseldorf<br />

Netzwerk Fahrradkuriere NRW (2005). Online unter: www.netzwerk-fahrradkuriere.de<br />

Netzwerk für Mobilitätsmanagement Österreich (NE-MO). Online unter: http://www.ne-mo.at<br />

Nickel, Wolfgang(2004): Vortrag. Betriebsbezogenes Mobilitätsmanagement in Ballungsräumen:<br />

Umsetzung im Rahmen der Forschungsprojekte intermobil und ExWoSt in der<br />

Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden. „Verkehrs- und Mobilitätsmanagement – von der Kür zur Pflicht“.<br />

Seminar 18./19. Mai 2004 in Berlin. Deutsche Akademie für Verkehrswissenschaften e. V., Auto<br />

Club Europa (ACE), Deutscher Städtetag<br />

Nickel, Wolfgang; Holz-Rau, Christian; Bauer, Uta (2004): Pilotprojekte <strong>des</strong> Mobilitätsmanagements<br />

im Rahmen <strong>des</strong> Forschungsvorhabens intermobil Region Dresden.<br />

Unveröffentlichte Arbeitsberichte. Herdecke, Berlin, Kassel<br />

Nilas, Af Claes (2003): Mobility Management: Den fleksible transportadfærd fremmes. In:<br />

Dansk Vejtidsskrift Heft 8/2003, S. 4-8<br />

Nordischer Ministerrat (2005). Online unter: www.norden.org<br />

131


Nota Mobiliteit. Online unter: www.vananaarbeter.nl/NotaMobiliteit/<br />

132<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Novem (Hrsg.) (2002): Company (commuter) mobility management in the Netherlands.<br />

Verfügbar unter: www.managenergy.net<br />

Nya lagar. Online unter: www.nyalagar.nu<br />

OECKL (2005): Taschenbuch <strong>des</strong> Öffentlichen Lebens - Deutschland 2005<br />

Oetterli, Dominik (2004): Mobilitätsmanagement als Nachfrage-orientierter Ansatz für eine<br />

nachhaltige Verkehrspolitik. Betriebliches Mobilitätsmanagement als Instrument zur<br />

Beeinflussung <strong>des</strong> Verkehrsverhaltens. Lizentiatsarbeit. Zürich<br />

Philip, Christian; Gauthier, Nicolas (2003): Le financement <strong>des</strong> deplacements urbains.<br />

Verfügbar unter: www.ladocfrancaise.gouv.fr/brp/notices/034000723.shtml<br />

PGN (Planungsgruppe Nord) (Hrsg.) (2003a): Neue Wege in der Mobilität für Unternehmen.<br />

Chancen für Stadtverkehr und Stadtentwicklung durch Kooperation zwischen Betrieben,<br />

Verkehrsunternehmen und öffentlicher Verwaltung in Dresden. Kassel<br />

PGN (Planungsgruppe Nord) (Hrsg.) (2003b): Neue Mobilität für Unternehmen, Kassel<br />

PGN (Planungsgruppe Nord) (2003c): Forschungsprojekt Betriebliches Mobilitätsmanagement<br />

und Stadtentwicklung Dresden, unveröffentlichter Arbeitsbericht, Kassel<br />

PGN (Planungsgruppe Nord) (Hrsg.) (2005): Mobilitätsmanagement, Projekte in Dresden,<br />

Kassel<br />

Presseberichte 1991-2001 a): Heft 1: Zeitungs- und Fernsehberichte. Hrsg. „AG<br />

Umweltfreundlich zum Betrieb“ und IG Metall Verwaltungsstelle Freiburg<br />

Presseberichte 1991-2001 b): Heft 2: Fachzeitschrift und Buchartikel. Hrsg. „AG<br />

Umweltfreundlich zum Betrieb“ und IG Metall Verwaltungsstelle Freiburg<br />

Protokoll der Betriebsversammlung vom 30.11.2005: interne „AG Umweltfreundlich zum<br />

Betrieb“ der LITEF GmbH<br />

Raes, L., Hofman, P. (2002): Evaluation of municipal mobility schemes in Flanders (Municipal<br />

Mobility Covenant Policy). Beitrag zur ECOMM 2002 in Gent.<br />

Regio Verkehrsverbund Freiburg, Homepage: www.rvf.de (03.05.2006)<br />

Reutter, Oscar; Böhler, Susanne (2000): Car-Sharing für Betriebe – Geteilte Autos –<br />

gesenkte Kosten – gesteigerte Mobilität. Das Pilotprojekt in der Region Aachen. In:<br />

Verkehrszeichen 3/2000, S. 22 – 27.<br />

Ritscher, Gerhard (2004): Mobilitätsmanagement, Dresdner Ansätze und Erfahrungen. In: SRL<br />

(Hrsg.) PlanerIn, Ausgabe 1 2004, Berlin<br />

Rossi, G. (2004): Le politiche del MATT sulla mobilita sostenibile nelle aree urbane. Vortrag auf<br />

dem Nationalen Kongress für Nachaltige Mobilität am 26. November 2004 in Venedig.<br />

Verfügbar unter: www.mobilitymanager.provincia.venezia.it<br />

Routenplaner und Stadtplan online im Internet: www.stadtplan.hamburg.de<br />

Schäfer-Breede, Klaus (1996): Mobilitätsberatung für Unternehmen. Marktstudie zum<br />

Beratungs- und Servicebedarf auf dem Weg zum „Betriebsverkehrsplan“. Bremen/Bonn


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Literatur<br />

Schmelas, Matthias (2000): In: Umwelt-Verkehrsprogramme in Betrieben – Ein Beitrag zur<br />

Verkehrspolitik der Stadt Freiburg i. Br. (Hrsg. „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ in<br />

Zusammenarbeit mit der Stadt Freiburg i. Br. –Verkehrsdezernat-<br />

Senat der Freien und Hansestadt Hamburg (2004): Verkehrsentwicklungsplan 2004<br />

Senat der Freien und Hansestadt Hamburg, Statistisches Amt für Hamburg und<br />

Schleswig-Holstein (2005): Monitor Wachsende Stadt, Bericht 2005<br />

SNCB (Société nationale de chemins de fer belge) (2005): Gratis woon-werkverkeer: nu ook<br />

voor de privé-sector. Pressemitteilung vom 3.1.05. Verfügbar unter: www.b-rail.be<br />

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a) www.freiburg.de (23.12.2005)<br />

b) www.freiburg.de/5/109/10927/verkehrsentwicklungsplan/index.php (23.03.2006)<br />

Stadt Freiburg, Tiefbauamt (1999): Verkehrsentwicklungsplan (VEP)<br />

Stadt Freiburg / AG Umweltfreundlich zum Betrieb (09/2004): Öko-Verkehrs-Siegel<br />

Berufsverkehr, für Betriebe die sich für die umweltfreundliche Fahrt der Beschäftigten zum<br />

Betrieb einsetzen. Hrsg.: Stadt Freiburg i. Br. – Verkehrsdezernat – und die „AG<br />

Umweltfreundlich zum Betrieb“ c/o IG Metall Freiburg<br />

Stadt Hamburg, Homepage: http://stadtplan.hamburg.de<br />

Stadt Lund (2006). Online unter: www.lund.se/templates/Page____21718.aspx<br />

Stadt Remscheid (Hrsg.) (2003): Fachgespräch Betriebliches Mobilitätsmanagement.<br />

Remscheid<br />

Stadt Zürich (Hrsg.) (2002a): Nachhaltiges Mobilitätsmanagement. Aktivitäten <strong>des</strong><br />

Fachbereichs Verkehrsplanung, Tiefbauamt der Stadt Zürich. Zürich<br />

Stadt Zürich (Hrsg.) (2002b): Mobilitätsstrategien der Stadt Zürich. Teilstrategie Parkierung.<br />

Zürich<br />

Stadt Zürich (Hrsg.) (2002c): Mobilitätsstrategie der Stadt Zürich. Teilstrategie<br />

Mobilitätsberatung. Zürich.<br />

Stadt Zürich. Online unter: www.stadt-zuerich.ch/internet/mobil_in_zuerich/home.html<br />

Statistisches Bun<strong>des</strong>amt (2004a): Dienstleistungsstatistik 2002. Fachserie 9. Reihe 2.<br />

Wiesbaden<br />

Statistisches Bun<strong>des</strong>amt (2004b): Statistisches Jahrbuch 2004. Wiesbaden<br />

Steinmeyer, I. (2002): Betriebsbefragung zum Personenwirtschaftsverkehr - Erste<br />

Erkenntnisse aus Dresden. ECTL Working Paper Nr. 7, Technische Universität Hamburg-<br />

Harburg, Hamburg<br />

S.T.E.R.N. (Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung) (Hrsg.) (1998): Leitfaden –<br />

Betriebliche Mobilitätsberatung. Berlin<br />

Sundell, Lisa (2004): Vision Lundby – urban regeneration with an efficient transport concept.<br />

In: ILS NRW (Hrsg.): Wohnen und Mobilität: Energieeffizient planen und gestalten.<br />

Tagungsreader der Veranstaltung vom 10. November 2004 in Brüssel.<br />

133


Themenfahrpläne online: www.themenfahrplan.de<br />

Topp, Skoupil, Küchler und Partner (2002): Bericht Bestandsanalyse zum<br />

Verkehrsentwicklungsplan (2002)<br />

134<br />

Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Abschlussbericht<br />

Transferzentrum für angepasste Technologie GmbH; Institut Wohnen und Umwelt IWU;<br />

Institut für Sozialforschung (IfS): Bürgerservice Pendlernetz NRW - Ergebnisse einer<br />

wissenschaftlichen Begleitung Kurzfassung. Rheine, Münster, Darmstadt<br />

TU Dresden (1999): SrV 1998, erstellt im Auftrag <strong>des</strong> Forschungsprojektes „intermobil Region<br />

Dresden“, TU Hamburg Harburg, unveröffentlichter Ergebnisbericht, Hamburg/Dresden<br />

Umkehr e. V., Informations- und Beratungsbüro für Verkehr und Umwelt. Online unter:<br />

www.umkehr.de<br />

UBA (Umweltbun<strong>des</strong>amt) (Hrsg.) (2000): Verkehr im Umweltmanagement. Anleitung zur<br />

betrieblichen Erfassung verkehrsbedingter Umwelteinwirkungen - Ein Leitfaden. Berlin<br />

UBA (Umweltbun<strong>des</strong>amt) (Hrsg.) (1996): Was Sie schon immer über Auto und Umwelt wissen<br />

wollten. 5. verbesserte Auflage. Stuttgart, Berlin, Köln<br />

Universität Bielefeld (Hrsg.) (2004): Mit dem Rad zur Arbeit – Verkehrspsychologische Begleitung<br />

eines halbjährigen Projekts in Bielefeld im Jahr 2003. Bielefeld<br />

Universität Dortmund; Planersocietät (2004): Nachhaltige Regional-, Städtebau- und Verkehrs(entwicklungs)planung.<br />

RAVE. Forschungs- und Entwicklungsvorhaben im Auftrag <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong>ministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. FOPS-Projekt NR. 73.314/2001.<br />

Abschlussbericht. Dortmund<br />

Universitätsklinikum Freiburg (2002): Dokumentation zum Praktizierten Umweltschutz im<br />

Universitätsklinikum Freiburg. Hrsg. Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene in<br />

Zusammenarbeit mit der Leitungsgruppe Umweltschutz<br />

Universitätsklinikum Freiburg, Homepage: www.uniklinik-freiburg.de (19.04.2006)<br />

UrBike, Homepage: http://www.urbike.net (31.03.2006)<br />

Utzmann, Iris (2002): Betriebliches Mobilitätsmanagement – Ausgangslage, Rahmenbedingungen<br />

und Realisierungschancen. Diplomarbeit. Dortmund<br />

UWE (Union Wallonne <strong>des</strong> Enterprises). Online unter: www.uwe.be/mobilite/<br />

Vägverket (2005). Online unter: www.vv.se/templates/page3____12869.aspx,<br />

http://www.vv.se/filer/26328/sakert_resande_2005_76.pdf<br />

(Englisch: www.vtpi.org/safetrav.pdf)<br />

VCD (Verkehrsclub Deutschland e.V.) (Hrsg.) (1996a): VCD Materialien.<br />

Mobilitätsmanagement in Betrieb und Verwaltung. Dokumentation vorbildlicher Beispiele für<br />

Berufsverkehr, Geschäfts-/ Dienstreisen und Transport in Deutschland. Bonn<br />

VCD (Verkehrsclub Deutschland e.V.) (Hrsg.) (1996b): Mobilitätsberatung für Unternehmen.<br />

Marktstudie zum Beratungs- und Servicebedarf auf dem Weg zum ”Betriebsverkehrsplan”.<br />

Bonn<br />

VDI (Verein deutscher Ingenieure e. V.) (2005). Online unter: www.vdi.de<br />

Verband der Dänischen Kommunen. Online unter: www.kl.dk/304306/


Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />

Literatur<br />

Verband <strong>des</strong> Deutschen Zweiradhandels e. V. Online unter: www.vdz2rad.de<br />

Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (2005). Online unter: www.vdv.de<br />

Verband Deutsches Reisemanagement e. V. (2005). Online unter: www.vdr-service.de<br />

Verband der privaten Krankenversicherung: Geschäftsbericht 2003/2004. Verfügbar unter:<br />

www.pkv.de<br />

Verband unabhängig beratender Ingenieure und Consultants e V. (2005). Online unter:<br />

www.vubic.de<br />

Vereinigung für Stadt-, Regional- und Lan<strong>des</strong>planung e. V. (2005). Online unter: www.slr.de<br />

Vetter, Jürgen R. (2002): Auf dem Weg nach Delphi. Eine Delphi-Expertenbefragung zu Rahmenbedingungen<br />

für Mobilitätsmanagement in Deutschland. In: Zeitschrift für<br />

Verkehrswissenschaft 73. Jahrgang, Heft 4. Verfügbar unter:<br />

www.ils.nrw.de/publik/pdf/delphi.pdf<br />

Verkehr, Infrastruktur, Assessment Beratende Ingenieure (2005). Online unter:<br />

(www.viaberlin.de)<br />

Wirtschaft in Bewegung, Homepage: www.wirtschaftinbewegung.com (04.03.2006)<br />

135

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