Download des Anhangs: Fallstudien
Download des Anhangs: Fallstudien
Download des Anhangs: Fallstudien
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Fachbereich Mobilität und Siedlungsentwicklung<br />
FOPS-Projekt FE 70.748/04<br />
Universität Dortmund Fakultät Raumplanung<br />
FG Verkehrswesen und Verkehrsplanung<br />
PGN Planungsgruppe Nord<br />
Gesellschaft für Stadt - und Verkehrsplanung<br />
Weiterentwicklung von Produkten,<br />
Prozessen und Rahmenbedingungen <strong>des</strong><br />
betrieblichen Mobilitätsmanagements<br />
Abschlussbericht<br />
Anhang 1: <strong>Fallstudien</strong><br />
Juni 2007
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Weiterentwicklung von Produkten, Prozessen und Rahmenbedingungen<br />
<strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements durch eine stärkere<br />
Systematisierung, Differenzierung und Standardisierung<br />
Projektleitung:<br />
Forschungs- und Entwicklungsvorhaben im Auftrag <strong>des</strong><br />
Bun<strong>des</strong>ministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen<br />
Dr. Herbert Kemming ILS NRW, Dortmund<br />
Bearbeitung:<br />
Dipl.-Geogr. Guido Müller ILS NRW, Dortmund<br />
Dipl.-Ing. Mechtild Stiewe ILS NRW, Dortmund<br />
Prof. Dr. Christian Holz-Rau Universität Dortmund<br />
Dipl.-Ing. Gernot Steinberg Universität Dortmund<br />
Dipl.-Ing. Till Happel PGN, Kassel<br />
Dipl.-Ing. Wolfgang Nickel PGN, Kassel<br />
Dortmund, im Juni 2007<br />
3
4<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
7. <strong>Fallstudien</strong> ......................................................................................................................11<br />
7.1 Auswahl der <strong>Fallstudien</strong> ..................................................................................................11<br />
7.2 Methodisches Vorgehen ..................................................................................................13<br />
7.3 Fallstudie Stadtverwaltung Bielefeld ...............................................................................15<br />
7.3.1 Initiierung <strong>des</strong> BMM und der Entwicklungsprozess .........................................................17<br />
7.3.2 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen .................................................18<br />
7.3.3 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb ...............................20<br />
7.3.4 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes...................................................20<br />
7.3.5 Erfolgsfaktoren und Hemmnisse .....................................................................................21<br />
7.3.6 Fazit .................................................................................................................................22<br />
7.4 Qualitative Fallstudie Infineon/Qimonda Dresden ...........................................................24<br />
7.4.1 Initiierung <strong>des</strong> BMM und der Entwicklungsprozess .........................................................28<br />
7.4.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb ...............................29<br />
7.4.3 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes...................................................30<br />
7.4.4 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen .................................................31<br />
7.4.5 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen ..........................................................33<br />
7.4.6 Politik der Stadtverwaltung ..............................................................................................39<br />
7.5 Fallstudie Diakonie- und Sozialstation Hamburg St. Pauli ..............................................41<br />
7.5.1 Initiierung <strong>des</strong> BMM und Entwicklungsprozess ...............................................................43<br />
7.5.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> Projektes und Beteiligte im Betrieb ........................45<br />
7.5.3 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes...................................................45<br />
7.5.4 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen ..........................................................45<br />
7.5.5 Politik der Stadtverwaltung ..............................................................................................46<br />
7.5.6 Einschätzungen zum Stand .............................................................................................47<br />
7.6 <strong>Fallstudien</strong> Freiburg i. Breisgau - AG Umweltfreundlich zum Betrieb .............................48<br />
7.6.1 Vorbemerkungen zur „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ .............................................49<br />
7.6.2 Initiierung <strong>des</strong> BMM und Entwicklungsprozesses ...........................................................50<br />
7.6.3 Organisation und Beteiligte der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ .............................51<br />
7.6.4 Beteiligte außerhalb der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“.........................................53<br />
7.6.5 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen in den einzelnen Betrieben .....53<br />
7.6.6 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen ..........................................................55<br />
7.6.7 Politik der Stadtverwaltung ..............................................................................................57<br />
7.6.8 Einschätzung zum Stand .................................................................................................58<br />
7.7 <strong>Fallstudien</strong> Freiburg im Breisgau - Micronas GmbH .......................................................59<br />
7.7.1 Initiierung und Entwicklungsprozess ...............................................................................61<br />
7.7.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb ...............................64<br />
7.7.3 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes...................................................64<br />
7.7.4 Erste Schritte zur Implementierung der BMM-Strategie ..................................................65<br />
7.7.5 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen .................................................65<br />
7.7.6 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen ..........................................................67<br />
5
6<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
7.7.7 Einschätzungen zum Stand ............................................................................................ 68<br />
7.8 <strong>Fallstudien</strong> Freiburg im Breisgau - Universitätsklinikum ................................................. 70<br />
7.8.1 Initiierung und Entwicklungsprozess .............................................................................. 72<br />
7.8.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb .............................. 74<br />
7.8.3 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen ................................................ 75<br />
7.8.4 Finanzielle Förderung von Planung und Maßnahmen durch Dritte ................................ 78<br />
7.8.5 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen ......................................................... 78<br />
7.8.6 Einschätzungen zum Stand ............................................................................................ 79<br />
7.9 Qualitative <strong>Fallstudien</strong> Freiburg im Breisgau - LITEF GmbH ......................................... 80<br />
7.9.1 Initiierung und Entwicklungsprozess .............................................................................. 82<br />
7.9.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb .............................. 83<br />
7.9.3 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes .................................................. 83<br />
7.9.4 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen ................................................ 83<br />
7.9.5 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen ......................................................... 84<br />
7.9.6 Einschätzungen zum Stand ............................................................................................ 85<br />
7.10 Fazit ................................................................................................................................ 86<br />
7.10.1 Besonderheiten der <strong>Fallstudien</strong> ...................................................................................... 86<br />
7.10.2 Erfolgsfaktoren ................................................................................................................ 87<br />
7.10.3 Empfehlungen für die Betriebe ....................................................................................... 90<br />
7.11 Fazit ................................................................................................................................ 93<br />
7.11.1 Besonderheiten der <strong>Fallstudien</strong> ...................................................................................... 93<br />
7.11.2 Erfolgsfaktoren ................................................................................................................ 94<br />
7.11.3 Empfehlungen für die Betriebe ....................................................................................... 97<br />
7.12 <strong>Fallstudien</strong> Freiburg im Breisgau - Universitätsklinikum ............................................... 100<br />
7.12.1 Initiierung und Entwicklungsprozess ............................................................................ 102<br />
7.12.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb ............................ 104<br />
7.12.3 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen .............................................. 105<br />
7.12.4 Finanzielle Förderung von Planung und Maßnahmen durch Dritte .............................. 108<br />
7.12.5 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen ....................................................... 108<br />
7.12.6 Einschätzungen zum Stand .......................................................................................... 109<br />
7.13 Qualitative <strong>Fallstudien</strong> Freiburg im Breisgau - LITEF GmbH ....................................... 110<br />
7.13.1 Initiierung und Entwicklungsprozess ............................................................................ 112<br />
7.13.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb ............................ 113<br />
7.13.3 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes ................................................ 113<br />
7.13.4 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen .............................................. 113<br />
7.13.5 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen ....................................................... 114<br />
7.13.6 Einschätzungen zum Stand .......................................................................................... 115<br />
7.14 Fazit .............................................................................................................................. 116<br />
7.14.1 Besonderheiten der <strong>Fallstudien</strong> .................................................................................... 116<br />
7.14.2 Erfolgsfaktoren .............................................................................................................. 117<br />
7.14.3 Empfehlungen für die Betriebe ..................................................................................... 120<br />
8. Literatur ....................................................................................................................... 123
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
7
Abbildungen<br />
8<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Abbildung 17: Altes Rathaus der Stadt Bielefeld ...................................................................................15<br />
Abbildung 18: Lage der Standorte der Stadtverwaltung in der Innenstadt ............................................15<br />
Abbildung 19: Detailplan von Infineon/Qimonda in Dresden..................................................................24<br />
Abbildung 23: Übersichtsplan zur Lage der Diakonie St. Pauli im Stadtgebiet Hamburg ......................41<br />
Abbildung 24: Lage der Diakonie- und Sozialstation im Stadtteil St. Pauli ............................................41<br />
Abbildung 25: Detail-Luftbild der Diakonie- und Sozialstation St. Pauli .................................................41<br />
Abbildung 26: Erschließung der Diakonie- und Sozialstation St. Pauli mit ÖPNV-Verbindungen .........42<br />
Abbildung 22: Logo „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ ......................................................................48<br />
Abbildung 23: Teilansicht <strong>des</strong> Betriebes Micronas GmbH Freiburg ......................................................59<br />
Abbildung 24: Lageplan von Micronas Freiburg .....................................................................................59<br />
Abbildung 25: Luftbild <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg .....................................................................70<br />
Abbildung 26: Lage <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg ........................................................................70<br />
Abbildung 27: Gebäude der LITEF GmbH Freiburg i. Br. ......................................................................80<br />
Abbildung 28: Lage der LITEF GmbH Freiburg i. Br. .............................................................................80<br />
Abbildung 29: Luftbild <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg i. Br. ..........................................................100<br />
Abbildung 30: Lage <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg i. Br. ..............................................................100<br />
Abbildung 31: Gebäude der LITEF GmbH Freiburg .............................................................................110<br />
Abbildung 32: Lage der LITEF GmbH Freiburg....................................................................................110<br />
Tabellen<br />
Tabelle 31: Morphologischer Kasten zur Auswahl der <strong>Fallstudien</strong> ..................................................12<br />
Tabelle 32: Freiburger Betriebe mit dem Öko-Verkehrs-Siegel 2002 bzw. 2004. ...........................51<br />
Tabelle 33: Wichtigste Meilensteine der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ ................................53<br />
Tabelle 34: Modal-Split-Anteile im Berufsverkehr <strong>des</strong> Universitätsklinikums (2002) ......................78<br />
Tabelle 34: Modal-Split-Anteile im Berufsverkehr <strong>des</strong> Universitätsklinikums (2002) ....................108
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
ACE Auto Club Europa<br />
ADAC Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e.V.<br />
ADEME Pan de déplacements enterprise – un nouveau défi pour l’enterprise<br />
ADFC Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V.<br />
ALD AutoLeasing D GmbH<br />
AOK Allgemeine Ortskrankenkasse<br />
B.A.U.M. Bun<strong>des</strong>deutscher Arbeitskreis für umweltbewusstes Management e.V.<br />
BAB Bun<strong>des</strong>autobahn<br />
BAV Bun<strong>des</strong>verband der Autovermieter e.V.<br />
BBR Bun<strong>des</strong>amt für Bauwesen und Raumordnung<br />
BCS Bun<strong>des</strong>verband CarSharing e.V.<br />
BDA Bun<strong>des</strong>vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände e.V.<br />
BDF Bun<strong>des</strong>verband der Fahrradkurierdienste<br />
BGW Berufsgenossenschaft für Gesundheits- und Wohlfahrtspflege<br />
BME Bun<strong>des</strong>verband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V.<br />
BMM Betriebliches Mobilitätsmanagement<br />
BMVBW Bun<strong>des</strong>ministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen<br />
BUK Bun<strong>des</strong>verband der Unfallkassen e.V.<br />
BWVBS Bun<strong>des</strong>ministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />
BZP Deutscher Taxi- und Mietwagenverband e.V.<br />
CGB Christlicher Gewerkschaftsbund Deutschlands<br />
CSO Dachverband der deutschen CarSharing-Organisationen<br />
CPM Car Professional Fuhrparkmanagement und Beratungsgesellschaft<br />
CO2 Kohlenstoffdioxid<br />
DB AG Deutsche Bahn AG<br />
DBB Gewerkschaft <strong>des</strong> öffentlichen Dienstes und <strong>des</strong> privaten Dienstleistungssektors<br />
DGB Deutscher Gewerkschaftsbund<br />
DIHT Deutscher Industrie- und Handwerkskammertag<br />
DVB Dresdner Verkehrsbetriebe AG<br />
DVR Deutscher Verkehrssicherheitsrat<br />
EW Einwohner<br />
ExWoSt Experimenteller Wohnungs- und Städtebau<br />
FOPS Forschungsprogramm Stadtverkehr<br />
GEFMA Deutscher Verband für Facility Management e.V.<br />
GVFG Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (Gesetz über Finanzhilfen <strong>des</strong><br />
Bun<strong>des</strong> zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse der Gemeinden)<br />
HVV Hamburger Verkehrsverbund GmbH<br />
IHK Industrie- und Handelskammer<br />
9
10<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
ILS NRW Institut für Lan<strong>des</strong>- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen <strong>des</strong><br />
Lan<strong>des</strong> NRW<br />
ISB Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr<br />
IVV Ingenieurgruppe für Verkehrswesen und Verfahrensentwicklung<br />
LIFE Financial Instrument for the Environment<br />
MA Mitarbeiter<br />
MIV motorisierter Individualverkehr<br />
MOMENTUM Mobility Management for the Urban Environment<br />
MOSAIC Museums Over States and virtual Culture<br />
MOST Mobility Management Strategies for the next Deca<strong>des</strong><br />
MzM Förderkreis für Mobilitätszentren<br />
NABU Naturschutzbund Deutschland e.V.<br />
NMV nicht motorisierter Verkehr<br />
ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr<br />
ÖV Öffentlicher Verkehr<br />
PGN Planungsgruppe Nord<br />
PSP Procurement Service Provider<br />
Pkw Personenkraftwagen<br />
S.T.E.R.N Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung<br />
UBA Umweltbun<strong>des</strong>amt<br />
UK Bund Unfallkasse <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> KdöR<br />
VAG Freiburger Verkehrs AG<br />
VCD Verkehrsclub Deutschland<br />
VDR Verband Deutsches Reisemanagement e.V.<br />
VDV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen<br />
VVO Verkehrsverbund Oberelbe<br />
WSW Wuppertaler Stadtwerke AG<br />
ZDH Zentralverband <strong>des</strong> deutschen Handwerks<br />
ZRF Zweckverband Regio-Nahverkehr Freiburg
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
7. <strong>Fallstudien</strong><br />
Neben der qualitativen Befragung der Betriebe wurden im Rahmen der qualitativen <strong>Fallstudien</strong><br />
drei Betriebe sowie das Netzwerk „Umweltfreundlich zum Betrieb“ aus Freiburg sowie mit<br />
diesem Netzwerk kooperierende Betriebe vertiefend untersucht. Anhand dieser <strong>Fallstudien</strong><br />
sollten zum einen Erkenntnisse aus der Betriebsbefragung, u. a. zu Motivlagen, Kooperationen<br />
oder Rahmenbedingungen vertieft werden und zum andern innerbetriebliche Strukturen<br />
und/oder externe Kooperationsformen identifiziert werden, die gute Vorraussetzungen für die<br />
Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements bilden. Darüber hinaus sollte die Frage<br />
beantwortet werden, welche Erfolgsfaktoren eine dauerhafte Implementierung in den Betrieben<br />
sichern.<br />
Die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen dienen im wesentlichen dazu, den Gebietskörperschaften,<br />
also Bund, Ländern und Gemeinden aufzuzeigen, wo sich für, aber auch mit<br />
den Betrieben gemeinsam Handlungsansätze bieten, um betriebliches Mobilitätsmanagement<br />
zu fördern und weiter zu verbreiten (vgl. Kapitel 8). Auch wenn Handlungsempfehlungen für die<br />
Einzelbetriebe nicht im Fokus der Entwicklung von Empfehlungen standen, haben sich im<br />
Rahmen der <strong>Fallstudien</strong>, der Betriebsbefragung, aber auch der Marktanalyse Hinweise auf<br />
Erfolgsfaktoren <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements in Betrieben ergeben.<br />
Nach einer Kurzdarstellung der ausgewählten <strong>Fallstudien</strong> und der Methodik zur Analyse werden<br />
die <strong>Fallstudien</strong> detailliert beschrieben und vor dem Hintergrund der Forschungsfragen<br />
analysiert. Den Fokus in den einzelnen <strong>Fallstudien</strong> bilden die Prozesse zur Initiierung,<br />
Umsetzung und Verstetigung <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements. Abschließend werden<br />
die Erfolgsfaktoren zusammenfassend dargestellt, die dann in die Empfehlungen für Gebietskörperschaften<br />
(vgl. Kapitel 8) einfließen. Das Fazit schließt mit Empfehlungen an die Betriebe,<br />
die zusammenfassend die Erkenntnisse aus den Kapiteln 5, 6 und 7 berücksichtigen.<br />
7.1 Auswahl der <strong>Fallstudien</strong><br />
Basis für die Auswahl der <strong>Fallstudien</strong> waren alle bekannten Unternehmen und öffentlichen<br />
Einrichtungen, die bereits BMM betreiben oder betrieben haben. Diese waren auch Grundlage<br />
für die Betriebsbefragung, bei der bereits bekannte Unternehmen und Betriebe – unabhängig<br />
von der Regionsauswahl – mit in die Unternehmensbefragung einbezogen wurden.<br />
Zur Überprüfung, ob überhaupt noch Mobilitätsmanagement betrieben wird, wurde bei allen<br />
Unternehmen und Verwaltungen telefonisch nachgefragt. Dabei wurde festgestellt, dass ein Teil<br />
der Betriebe nicht mehr existierte bzw. im Rahmen von Umstrukturierungsmaßnahmen in<br />
andere Organisationseinheiten eingegliedert wurde. In anderen Fällen waren die ehemaligen<br />
Zuständigen nicht mehr im Betrieb und Maßnahmen <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements<br />
demnach nicht mehr bekannt; bei anderen Betrieben waren die Maßnahmen bereits abgeschlossen.<br />
Insgesamt konnten bis November 2005 (Zeitpunkt, an dem die Betriebsbefragung<br />
startete) 99 Betriebe aus Deutschland, die bereits Maßnahmen <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements<br />
durchführen, identifiziert werden. Diese Sammlung von Betrieben wurde in der<br />
weiteren Projektarbeit laufend ergänzt – die aktuelle Liste ist diesem Bericht als Anhang 1<br />
beigefügt. Aus diesen wurden vier <strong>Fallstudien</strong> ausgewählt.<br />
11
Morphologischer Kasten<br />
Merkmal Ausprägung<br />
Größe <strong>des</strong> Betriebs unter 100<br />
Räuml. Verteilung<br />
im Bun<strong>des</strong>gebiet<br />
Lage im Siedlungsgefüge<br />
Organisation Unternehmen<br />
Maßnahmen<br />
(Inhalt)<br />
Maßnahmen<br />
(Umfang)<br />
Dauer der Durchführung<br />
Einbindung in<br />
„Kampagnen“<br />
12<br />
100 bis unter<br />
200<br />
200 bis unter<br />
500<br />
500 bis unter<br />
1000<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
1000 bis<br />
unter 2500<br />
„Nord“ “Ost” “Süd” “West“<br />
Innenstadt Stadtrand Gewerbegebiet<br />
kommunale<br />
Verwaltung<br />
andere öffentliche<br />
Einrichtung<br />
2500 und<br />
mehr<br />
Andere (z. B. kirch-<br />
liche) Einrichtung<br />
Berufsverkehr Geschäfts- & Dienstreiseverkehr<br />
ÖV MIV Parken Fuß-/Radverkehr<br />
Umfassen<strong>des</strong> Mobilitäts-<br />
konzept<br />
langjährig etablierte<br />
Maßnahme<br />
etablierte<br />
Maßnahme<br />
Mehrere Einzelmaßnahmen Eine Einzelmaßnahme<br />
Pilotprojekt Testphase<br />
Umwelt Energie Gesundheit keine Integration<br />
Tabelle 1: Morphologischer Kasten zur Auswahl der <strong>Fallstudien</strong><br />
Zur Auswahl der <strong>Fallstudien</strong> wurde ein morphologischer Kasten entwickelt, der dazu diente, die<br />
Auswahl der <strong>Fallstudien</strong> zu strukturieren und eine inhaltliche Breite sicherzustellen: inhaltlichthematische<br />
Elemente (z. B. Art der Maßnahmen), räumliche Ebene (Räumliche Verteilung im<br />
Bun<strong>des</strong>gebiet, Lage im Siedlungsgefüge), Größe <strong>des</strong> Betriebs, Einbindung in „Kampagnen“.<br />
Die morphologischen Kästen für die ausgewählten <strong>Fallstudien</strong> finden sich im Anhang 9 <strong>des</strong><br />
Berichtes. In Abstimmung mit dem Auftraggeber wurden letztendlich die folgenden <strong>Fallstudien</strong><br />
zur näheren Untersuchung ausgewählt:<br />
Stadtverwaltung Bielefeld<br />
Im Jahr 1997 wurde speziell für die Stadtverwaltung Bielefeld ein Betriebsverkehrsplan erstellt.<br />
Dieser konnte zwar nicht umgesetzt werden; dennoch griff die Stadtverwaltung Bielefeld den<br />
Ansatz <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements auf und setzte bereits eine ganze Reihe von<br />
Maßnahmen um. Es handelt sich also um Konzeption und Umsetzung von Maßnahmen <strong>des</strong><br />
betrieblichen Mobilitätsmanagements, die auch Brüche aufweisen, so dass die Erwartung<br />
bestand, sowohl fördernde als auch hemmende Bedingungen herausarbeiten zu können. Des<br />
Weiteren sprach für Bielefeld, dass es mit dem Verkehrsdienstleister MoBiel einen engagierten<br />
Kooperationspartner gibt und die Region noch einige weitere aktive Unternehmen (Miele, Von-<br />
Bodelschwinghsche Anstalten Bethel) mit vielfältigen Aktivitäten im Bereich <strong>des</strong> betrieblichen<br />
Mobilitätsmanagements verfügt.<br />
Infineon Technologies/Qimonda Dresden<br />
Infineon steht als großes Unternehmen der Produktion und Entwicklung für langjährige<br />
Erfahrung in der Umsetzung von Maßnahmen <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements. Hier
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
wurde aber nicht vom Startzeitpunkt im Jahr 1996 ein umfassen<strong>des</strong> Mobilitätskonzept zugrunde<br />
gelegt und kontinuierlich umgesetzt, sondern die Entwicklung verlief flexibel und auf den<br />
Ausbau <strong>des</strong> Standorts abgestimmt. In Dresden sind die gemeinhin als BMM-förderlich<br />
angesehenen Rahmenbedingungen bzgl. Verkehrsinfrastruktur, Fläche oder hoher Dichte nur<br />
abgeschwächt vorfindbar. Für die Projektarbeit war es daher interessant, die hier tragenden<br />
Erfolgsfaktoren zu identifizieren. Darüber hinaus ist das Mobilitätskonzept der Firma Infineon<br />
eingebettet in einen von der Stadt Dresden aufgestellten Mobilitätsplan.<br />
Diakonie und Sozialstation St. Pauli<br />
Wichtig für die Auswahl der Diakonie und Sozialstation Pauli war zum einen die Lage: die<br />
Einrichtung im Hamburger Stadtteil St. Pauli deckt den Bereich Norddeutschland ab und bietet<br />
eine gute Ergänzung zu den anderen <strong>Fallstudien</strong> in Bielefeld, Freiburg und Dresden. Zum<br />
anderen ist sie mit nur 70 hauptamtlichen Beschäftigten als relativ kleine Einrichtung<br />
einzustufen. Durch diese Fallstudie sollte also auch überprüft werden, ob sich die<br />
Implementierung von Maßnahmen betrieblichen Mobilitätsmanagements in kleineren Unternehmen<br />
schwieriger gestaltet als in großen.<br />
AG Umweltfreundlich zum Betrieb / Freiburg<br />
Das Netzwerk Umweltfreundlich zum Betrieb wurde 1991 gegründet und stellt eine ganz<br />
besondere Form der Förderung betrieblichen Mobilitätsmanagements dar. Ziel ist die Schaffung<br />
eines umweltfreundlichen Klimas bei Unternehmen in Freiburg und Umgebung. In Zusammenarbeit<br />
mit der Stadt Freiburg, den Freiburger Verkehrsunternehmen und der IG Metall bietet die<br />
AG dazu Hilfestellungen bzgl. Informationsaustausch und Konzeptentwicklung an. Die durchgeführten<br />
Maßnahmen sind sehr vielseitig. Zu ihnen gehört u. a. die jährliche Verleihung <strong>des</strong><br />
Öko-Verkehrssiegels, mit dem Unternehmen ausgezeichnet werden, die sich für eine umweltverträgliche<br />
Abwicklung der Betriebsverkehre eingesetzt haben. Darüber hinaus wurden<br />
exemplarisch drei Betriebe <strong>des</strong> Netzwerks in Freiburg untersucht: die Micronas GmbH, das<br />
Universitätsklinikum Freiburg und die LITEF GmbH.<br />
7.2 Methodisches Vorgehen<br />
Bei der Untersuchung der <strong>Fallstudien</strong> stand die Prozessebene im Mittelpunkt <strong>des</strong> Interesses. Zu<br />
beantworten waren u. a. folgende Fragen: Wie gelingt es, ein Mobilitätsmanagement erfolgreich<br />
im Betrieb einzuführen und vor allem langfristig zu verankern? Welche Akteure innerhalb und<br />
außerhalb <strong>des</strong> Betriebes sind beteiligt? Welche Akteure gestalten den Prozess und wie<br />
verändert sich die Akteurskonstellation im Verlauf <strong>des</strong> Prozesses? Ziel war es, Erkenntnisse zu<br />
Erfolgsfaktoren und Hemmnissen einer organisatorischen Umsetzung und Verankerung<br />
betrieblichen Mobilitätsmanagements zu gewinnen, die das vorhandene Wissen (vgl. Kapitel<br />
3.1) bestätigen oder modifizieren.<br />
Alle vier <strong>Fallstudien</strong>, so unterschiedlich sie auch sind, wurden in der gleichen Art und Weise<br />
analysiert. Die Durchführung der Prozessanalyse orientierte sich dabei an folgenden<br />
methodischen Instrumenten:<br />
Dokumentenanalyse: Projektbeschreibungen, Presseartikel, Sitzungsprotokolle,<br />
Ratsbeschlüsse, Verträge, Schriftwechsel<br />
Leitfadeninterviews: mit verschiedenen Akteuren aus Geschäfts-/ Institutionsleitung,<br />
Personalabteilung, Facility Management, Verkehrsunternehmen etc.<br />
13
14<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Die Analyse der verschiedenen Dokumente diente dazu, in einem ersten Schritt einen Überblick<br />
über die Projekte, die jeweils durchgeführten Maßnahmen und zum Teil auch über die<br />
beteiligten Akteure zu bekommen. Auch der Prozessverlauf sollte damit so weit wie möglich<br />
rekonstruiert werden. Die Dokumentenanalyse war Voraussetzung für die strukturierten<br />
Leitfadeninterviews, die als wesentliches methodisches Instrument eingesetzt wurden.<br />
Akteursinterviews<br />
Zentraler Baustein der <strong>Fallstudien</strong> waren die Experteninterviews mit verschiedenen Akteurinnen<br />
und Akteuren. Die Auswahl der Interviewpartnerinnen und Interviewpartner erfolgte einzelfallbezogen<br />
und bezog Expertinnen und Experten mit internen Erfahrungen aus dem Betrieb sowie<br />
mit externen Erfahrungen aus Sicht von Kooperationspartnern ein. Zur ersten Gruppe gehörten<br />
Personen aus der Geschäfts- / Institutionsleitung, Personalabteilung, dem Facility Management,<br />
dem Personalrat und der Öffentlichkeitsarbeit. Zur zweiten Gruppe zählten die Stadtverwaltung,<br />
Verkehrsunternehmen, die IHK und Wirtschaftsverbände. Grundlage für die Auswahl der<br />
jeweiligen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner waren die Dokumentenanalyse sowie<br />
Empfehlungen uns bereits „bekannter“ Kontaktperson. Zu jeder Fallstudie wurden zwischen drei<br />
und sechs Akteure interviewt 1 .<br />
Die Experteninterviews wurden anhand eines Leitfadens 2 geführt. Durch die Verwendung<br />
<strong>des</strong>selben Leitfadens für alle Interviews wurde garantiert, dass alle Themenfelder in gleicher<br />
Weise abgehandelt wurden und somit grundsätzlich eine Vergleichbarkeit der Interviews<br />
gegeben ist. Gleichzeitig wurde dadurch ausgeschlossen, dass Themenfelder zu stark<br />
behandelt werden, die mit dem eigentlichen Sachverhalt gar nichts zu tun haben.<br />
Neben den personenbezogenen Angaben und allgemeinen betriebsbezogenen Aspekten<br />
umfasste der Leitfaden Art und Anlass <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements sowie den<br />
Status <strong>des</strong> praktizierten betrieblichen Mobilitätsmanagements und Bausteine bei der Planung,<br />
Umsetzung und Finanzierung. Von besonderer Bedeutung waren darüber hinaus die persönlichen<br />
Einschätzungen der Interviewpartnerinnen und -partner zu fördernden und hemmenden<br />
Rahmenbedingungen.<br />
1 Eine Liste der Interviewpartnerinnen und Interviewpartner befindet sich im Anhang 10.<br />
2 Der Leitfaden findet sich im Anhang 11 <strong>des</strong> Berichts.
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
7.3 Fallstudie Stadtverwaltung Bielefeld<br />
Steckbrief: Stadtverwaltung Bielefeld<br />
Allgemeines<br />
Branche:<br />
Größe:<br />
Arbeitszeiten:<br />
Betriebsstruktur:<br />
Lage <strong>des</strong> Betriebs:<br />
Lage der Standorte<br />
Verwaltung / Behörde<br />
Ca. 5.450 Beschäftigte<br />
flexible Arbeitszeiten mit Kernarbeitszeit,<br />
feste Arbeitszeiten, Schichtbetrieb<br />
Verwaltung mit mehreren Standorten<br />
Verschiedene Standorte in der Innenstadt<br />
Abbildung 1: Altes Rathaus der Stadt<br />
Bielefeld (Quelle: Eigenes Foto)<br />
Abbildung 2: Lage der Standorte der Stadtverwaltung in der Innenstadt (Quelle: www.klicktel.de, eigene Bearbeitung)<br />
Mobilitätskonzept<br />
Innenstadtstandorte der<br />
Stadtverwaltung:<br />
Stadthaus (Altes und Neues<br />
Rathaus; Hauptstelle der<br />
Stadtverwaltung)<br />
Volkshochschule<br />
Ordnungsamt<br />
Bauamt<br />
Gesundheitsamt<br />
Städt. Bühnen und Orchester<br />
Ankergebäude (Amt für<br />
Verkehr, Sportamt,<br />
Umweltamt, Amt für Schule)<br />
Musik- und Kunstschule<br />
Aufeinander abgestimmte Einzelmaßnahmen, die jedoch innerhalb der Stadtverwaltung<br />
nicht unter dem Begriff Betriebliches Mobilitätsmanagement gefasst<br />
werden.<br />
15
Anlass & Motivation drei Schwerpunkte:<br />
16<br />
Schwierige Haushaltslage (Parkraumbewirtschaftung)<br />
Ökologie (Jobticket, ÖPNV-Verbesserung)<br />
Gesundheitsaspekte (Fahrradförderung, Dienstfahrräder)<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Zielgruppe & Ziele Das Mobilitätskonzept zielt auf den Berufs- und Dienstreiseverkehr der Beschäftigten<br />
der Stadtverwaltung.<br />
Beginn <strong>des</strong> Mobilitätsmanagements<br />
Ziele<br />
- Kosteneinsparung und Haushaltssicherung<br />
- Schaffung von Grundlagen zur Reduzierung und Verlagerung <strong>des</strong><br />
Berufspendlerverkehrs<br />
- Reduktion der Kosten für dienstliche Mobilität<br />
- Sicherung der dienstlichen Mobilität<br />
- Kooperation mit weiteren Unternehmen und Behörden<br />
1993<br />
Maßnahmen Das Jobticket wurde im Jahr 1993 eingeführt und ist die erste Maßnahme der Stadtverwaltung<br />
zum betrieblichen Mobilitätsmanagement.<br />
weitere in der Zukunft<br />
geplante Maßnahmen<br />
Organisation und<br />
Akteure/ Beteiligte<br />
Die Parkraumbewirtschaftung umfasst alle Innenstadtstandorte der Stadtverwaltung<br />
(einschl. kommunaler öffentlicher Einrichtungen wie z. B. Theater). Einbezogen sind<br />
auch die Stellplätze für Ratsmitglieder. Die monatlichen Entgelte betragen 25 € für<br />
überdachte und 15 € für nicht überdachte Stellplätze. Derzeit sind von den Beschäftigten<br />
550 Stellplätze im Innenstadtbereich angemietet. Für Beschäftigte, die auf<br />
ihren Privat-Pkw für dienstliche Zwecke angewiesen sind, kann das jeweilige Amt<br />
den Stellplatz anmieten (derzeit sind es 360 Stellplätze) und die entsprechende<br />
Gebühr zahlen.<br />
Es besteht eine Kooperation mit einem Reisebüro mit Vergünstigungen z. B. beim<br />
Kauf von Zugtickets.<br />
Das Amt für Verkehr (Ankergebäude) verfügt über fünf Dienstfahrräder, die 1999<br />
vom damaligen Fahrradbeauftragten angeschafft wurden. Auch das Bauamt verfügt<br />
über Fahrräder, die jedoch deutlich älter sind. Drei weitere Diensträder werden von<br />
Beschäftigten der Strecken- und Parkuhrenkontrolle genutzt.<br />
Für die dienstliche Nutzung von privaten Fahrrädern erhalten die Beschäftigten <strong>des</strong><br />
Amtes für Verkehr einen Zuschuss von 10 € pro Quartal.<br />
Im Jahr 2005 nahm die Stadtverwaltung an der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ (27<br />
Teams, 90 TN) teil; eine erneute Teilnahme fand im Jahr 2006 statt.<br />
Im Februar 2006 ist das Bielefelder Verkehrsunternehmen MoBiel (nicht die Stadtverwaltung)<br />
dem Pendlernetzwerk NRW beigetreten, ein Zugriff auf das Internetportal<br />
ist über die Seiten von MoBiel möglich.<br />
Mit Unterstützung <strong>des</strong> Ministeriums für Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und<br />
Verbraucherschutz (MUNLV) startete die Stadt Bielefeld im Herbst 2006 eine Initiative,<br />
Betriebe für die Einführung <strong>des</strong> Betrieblichen Mobilitätsmanagements zu<br />
gewinnen. Es fand eine Informationsveranstaltung „Clever und fit zur Arbeit – Kosten<br />
sparen und gesund bleiben“ statt. Darüber hinaus wurden kostenlose Erstberatungen<br />
für Betriebe angeboten.<br />
Über eine Einführung <strong>des</strong> CarSharings für Ämter wird in Bielefeld schon lange nachgedacht,<br />
bisher scheiterte dies aber an verschiedenen Gründen, darunter Kostenaspekte<br />
und mangelnde Bereitschaft der einzelnen Ämter. Es sollen jedoch weitere<br />
Anstrengungen in dieser Richtung unternommen werden. Derzeit wird über eine<br />
Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung auf städtische Schulen und Kindergärten<br />
sowie die Standorte im Außenbereich nachgedacht.<br />
Im Jahr 1997 wurde eine Analyse der Möglichkeiten, Mobilitätsmanagement zu<br />
betreiben, durch einen externen Gutachter (Mobilité) erstellt. Die Empfehlungen <strong>des</strong><br />
Gutachtens wurden allerdings nicht umgesetzt. Einzelne Vorschläge werden jedoch<br />
seitdem Schritt für Schritt eingeführt.<br />
Akteure waren und sind neben den unterschiedlichen Beteiligten der Stadtverwaltung<br />
und MoBiel auch einige Verbände und Initiativen (ADFC)
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Kooperationspartner Verkehrsunternehmen MoBiel (Jobticket, Mobilitätsberatung für Beschäftigte)<br />
Reisebüro (Organisation von Dienstreisen)<br />
Ergebnisse Stetig steigende Abnahmezahlen für das Jobticket (1993: 13%; 2005: 31%)<br />
Eine Analyse der Wirkungen fand nicht statt, so dass zu den potenziellen Einsparungen<br />
keine Aussagen gemacht werden können. Es wird jedoch davon ausgegangen,<br />
dass sich der Stellplatzbedarf seit Einführung der Parkraumbewirtschaftung<br />
reduziert hat.<br />
Kontakt Stadtverwaltung Bielefeld, Ingeborg Grau, 33602 Bielefeld, 0521/ 51 2820,<br />
inge.grau@bielefeld.de<br />
7.3.1 Initiierung <strong>des</strong> BMM und der Entwicklungsprozess<br />
Die ersten Aktivitäten im Bereich <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements gehen auf das Jahr<br />
1993 zurück, als das Jobticket für die Beschäftigten der Stadtverwaltung eingeführt wurde.<br />
Erste Überlegungen, ein umfassen<strong>des</strong> Mobilitätskonzept für die Stadtverwaltung Bielefeld zu<br />
erstellen, begannen im Jahr 1995. Ein Jahr zuvor wurde im Kernbereich der Stadt Bielefeld<br />
damit begonnen, Parkraumbewirtschaftung im öffentlichen Raum einzuführen. In den folgenden<br />
Jahren wurde der Bereich sukzessive über den Kernbereich der Innenstadt hinaus in die<br />
angrenzenden Bezirke, die erweiterte Innenstadt ausgedehnt. Vor diesem Hintergrund wuchs<br />
der Druck aus der Öffentlichkeit stark an: Die Beschäftigten der Stadtverwaltung konnten<br />
weiterhin im Innenstadtbereich kostenlos parken, da der Parkraum für die Beschäftigten von der<br />
Bewirtschaftung ausgenommen war. Insbesondere der Fachbereich Verkehr bekam diesen<br />
Druck damals zu spüren. (vgl. Lometsch 2001:29)<br />
Als Initiatoren <strong>des</strong> Mobilitätskonzeptes können der Fachbereich Verkehr und der damals<br />
zuständige Dezernent angesehen werden. Nachdem das Thema nach und nach in die<br />
verschiedenen Bereiche der Stadtverwaltung hineingetragen wurde, wurde im Jahr 1997 das<br />
Büro Mobilité aus Köln beauftragt, einen Betriebsverkehrsplan zur ökologischen und<br />
ökonomischen Optimierung der gesamten Mitarbeiterverkehre (sowohl Berufsverkehr als auch<br />
Dienstreiseverkehr) der Stadtverwaltung zu erstellen. Damit war Bielefeld die erste Kommune in<br />
Deutschland, die Schritte zur Erstellung eines Betriebsverkehrsplans in die Wege geleitet hat.<br />
Finanziert wurde das Gutachten durch die Stadt Bielefeld. Als Ziele <strong>des</strong> Gutachtens wurden<br />
damals formuliert:<br />
− Geringere Kosten der öffentlichen Hand im Bereich Verkehr.<br />
− Verbesserungen und Erleichterungen für die Beschäftigten im Berufs- und<br />
Dienstreiseverkehr,<br />
− Reduzierung der Nachfrage nach Parkplätzen,<br />
− Mehr Gerechtigkeit bei der Vergabe von Stellplätzen, Dienstfahrzeugen, Jobtickets<br />
und anderen Sozialleistungen der Stadtverwaltung,<br />
− Ökologische Verbesserungen im Bereich Verkehr,<br />
− Verbesserung der Rahmenbedingungen für ein ökologisches Engagement,<br />
− Verbesserte Außendarstellung und Vorbildfunktion der Verwaltung (vgl. Mobilité-<br />
Gutachten 1998: 2).<br />
Für das Jahr 1996 ermittelte Mobilité Gesamtverkehrskosten in Höhe von ca. 3,5 Mio. € Neben<br />
den Personalkosten (ca. 1 Mio. €) belasteten Sachkosten (für Stellplätze, Fahrzeuge, Dienstreisen/<br />
-fahrten, Kfz-Versicherungen) in Höhe von 2,5 Mio. € den kommunalen Haushalt. Das<br />
Gutachten ging nach einer Bestandsaufnahme und der Analyse der Prozessabläufe von<br />
17
18<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
möglichen Einsparungen bei den Verwaltungskosten in Höhe von bis einer halben Millionen<br />
Euro sowie einer Reduzierung der Dienstwagenflotte um 20 % aus.<br />
Diese Einsparungen konnten jedoch nicht erreicht werden, da das Mobilitätskonzept aufgrund<br />
von Differenzen zwischen den verschiedenen Verantwortlichen nicht in der vorgeschlagenen<br />
Form umgesetzt wurde. Die Stadt war seinerzeit vorrangig mit der Verwaltungsreform<br />
beschäftigt. Außerdem stand eine Kommunalwahl an, die einen politischen Wechsel mit sich<br />
brachte. Infolge<strong>des</strong>sen wurde das gesamte Vorhaben nicht weiter verfolgt.<br />
Ein wesentlicher Baustein der Empfehlungen <strong>des</strong> Gutachtens war die Einführung der Parkraumbewirtschaftung,<br />
die 300.000 € mehr in die Kasse der Stadtverwaltung bringen sollte.<br />
Diese scheiterte jedoch am Veto <strong>des</strong> Personalrates, der zwar die Ziele <strong>des</strong> Betriebsverkehrsplanes<br />
befürwortet hatte, nicht aber die Kriterien für die Stellplatzvergabe.<br />
Die Umstrukturierungen im Rahmen der Verwaltungsmodernisierung führten in Bielefeld zur<br />
Gründung <strong>des</strong> Immobilienservicebetriebes (ISB), der als Eigenbetrieb der Stadt Bielefeld sämtliche<br />
Liegenschaften der Stadt verwaltet. Im Jahr 2001 wurde durch den ISB ein Strategiepapier<br />
erstellt, in dem die Absicht bekundet wurde, für die – durch den ISB verwalteten Stellplätze –<br />
Gebühren zu erheben. Damit wurde das Thema Parkraumbewirtschaftung, wenn auch unter<br />
anderen Vorzeichen und ohne Einbindung in ein Gesamtkonzept, wieder auf die Agenda<br />
gebracht. Die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit bei der Stellplatzvergabe sorgte bei den<br />
Beschäftigten und ihrer Vertretung für Zündstoff. Zur Entwicklung einer geeigneten Strategie<br />
wurde eine Parkplatzkommission einberufen, der neben dem Dezernenten für Planen und<br />
Bauen Vertreterinnen und Vertreter aus folgenden Bereichen angehörten: Immobilien-Servicebetrieb,<br />
Personalamt, Personalrat, Gleichstellungsstelle und Schwerbehindertenvertretung.<br />
Darüber hinaus waren an der Konzepterstellung zeitweise die Kämmerei und das Verkehrsunternehmen<br />
MoBiel beteiligt.<br />
Entscheidend für die endgültige Akzeptanz <strong>des</strong> Parkraumkonzeptes war die Einbeziehung <strong>des</strong><br />
Personalrates mit seinen Mitbestimmungsrechten. Er vertrat den Standpunkt, dass eine Parkraumbewirtschaftung<br />
sinnvoll ist, die Verteilung der Stellplätze aber gerecht erfolgen muss und<br />
die Beschäftigten finanziell nicht zu sehr belasten darf. Nach einer langen Diskussion über<br />
mögliche soziale Kriterien, die über eine Stellplatzvergabe entscheiden könnten, hat sich nach<br />
einer Abfrage bei den Beschäftigten herausgestellt, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />
die einen Stellplatz haben wollten, auch einen bekommen konnten. Die dadurch möglich<br />
gewordene Vermeidung von Sozialkriterien und die letztendlich doch moderaten Gebühren, die<br />
heute immer noch gelten, haben dazu geführt, dass die Parkraumbewirtschaftung inzwischen<br />
von allen akzeptiert und auch nicht mehr diskutiert wird.<br />
Von der ersten Diskussion der Parkraumbewirtschaftung bis zur Beschlussvorlage waren<br />
jedoch mehr als vier Jahre vergangen.<br />
7.3.2 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen<br />
Die Maßnahmen <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements, die von Seiten der Stadtverwaltung<br />
durchgeführt werden, lassen sich den drei Motivationen Haushaltssicherung (Parkraumbewirtschaftung),<br />
Ökologie (Jobticket, Verbesserung <strong>des</strong> ÖPNV) und Gesundheit (Dienstfahrräder)<br />
zuordnen.<br />
Das Jobticket kann als erste Maßnahme <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements bei der<br />
Stadtverwaltung Bielefeld angesehen werden. Seit der Einführung im Jahr 1993 ist der Anteil<br />
der Jobticketinhaber von 13 % auf heute 31 % gestiegen. Im Gegensatz zu einigen anderen
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Städten, die die Stellplatzbewirtschaftung an das Jobticket koppeln und damit Inhabern von<br />
Jobtickets ermäßigtes Parken ermöglichen, sind in Bielefeld nur ÖV-Nutzer Inhaber eine<br />
Jobtickets; das Jobticket ist jeweils 10 % günstiger als ein „normales“ ÖV-Ticket der<br />
entsprechenden Preisstufe. Die Beschäftigten können wählen zwischen einem übertragbaren<br />
„6er Abo“, das für das Stadtgebiet Bielefeld beispielsweise 40,50 € pro Monat kostet, und einem<br />
noch einmal ca. 25 % günstigeren „Firmenticket“, das nicht übertragbar ist und auch am<br />
Wochenende und am Abend keine Möglichkeit der Mitnahme einer weiteren Person bietet.<br />
Die Parkraumbewirtschaftung, die – wie dargestellt – lange Zeit in der Diskussion war, zunächst<br />
scheiterte und im zweiten Anlauf dann in modifizierter Form umgesetzt wurde, ist das zweite<br />
Standbein <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements. Wesentliche Motivation der Stadt für die<br />
Einführung war, Kosten einzusparen (Haushaltssicherung). Betroffen sind von der Parkraumbewirtschaftung<br />
alle Beschäftigten der Stadtverwaltung an sämtlichen Innenstadtstandorten.<br />
Für ihre Stellplätze müssen auch die Beschäftigten der Museen, der Musik- und Kunstschule,<br />
der städtischen Bühnen und Orchester sowie die Ratsmitglieder zahlen. Die Kosten für die<br />
Stellplätze im Innenstadtbereich betragen pro Monat derzeit 15 € für nicht überdachte Stellplätze<br />
und 25 € für überdachte Stellplätze und Stellplätze in Tiefgaragen. Damit sind die<br />
Gebühren für die Parkraumbewirtschaftung im Vergleich zu den Betriebskosten eines<br />
Tiefgaragenstellplatzes äußerst gering. Kritisiert wurde von einigen Interviewpartnern daher<br />
auch, dass ein Stellplatz im Monat immer noch deutlich günstiger ist als ein Jobticket. Für<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderung sind die Stellplätze kostenlos.<br />
Insgesamt wird das Projekt „Parkraumbewirtschaftung“ als abgeschlossen angesehen.<br />
Allerdings wird derzeit jedoch wieder (nachdem der Personalrat dies bei der Einführung der<br />
Parkraumbewirtschaftung verhindert hatte) darüber nachgedacht, die Parkraumbewirtschaftung<br />
auf die Außenbereiche und die Schulen auszudehnen. Dies wird jedoch von verschiedenen<br />
Stellen als problematisch gesehen, da es in den Außenbereichen genügend Ausweichmöglichkeiten<br />
gibt und das Parken in die umliegenden Wohnbereiche verlagert würde.<br />
Auch wenn es Dienstfahrräder in einigen Bereichen der Stadtverwaltung schon lange gibt, so<br />
kann man doch sagen, dass sich der damalige Radverkehrsbeauftragte Ende der 1990er Jahre<br />
für den Neuerwerb der Diensträder und Fahrradboxen stark gemacht hat. Er hat den Weg<br />
vorgeschlagen: Die Fahrräder sollten qualitativ hochwertig und auch optisch ansprechend sein.<br />
Insgesamt muss man jedoch feststellen, dass die Radverkehrsförderung (und auch die<br />
Förderung von Dienstfahrrädern) kein eindeutiges Ziel der Stadtverwaltung Bielefeld ist; vor<br />
allem seit es in Bielefeld keinen Radverkehrsbeauftragten mehr gibt, wird dies auch nicht<br />
stringent gefördert. Während der Interviews wurden mehrfach die – insbesondere im Sommer –<br />
unzureichenden Abstellmöglichkeiten angesprochen. Die Kosten für die Inspektion der Dienstfahrräder<br />
stellen für das Amt für Verkehr mitunter ein Problem dar. Genutzt werden die Diensträder<br />
nur von wenigen Beschäftigten; nach Einschätzung <strong>des</strong> Amtes für Verkehr, rechnen sich<br />
die Dienstfahrräder nicht.<br />
Für private Fahrräder, die für die dienstliche Nutzung angemeldet sind, bekommen die<br />
Beschäftigungen einen Ausgleich in Höhe von 10 € pro Quartal.<br />
Bislang besteht seitens der Ämter kein Interesse, CarSharing einzuführen. Als Gründe werden<br />
die schlechte Einsatzmöglichkeit bei kurzfristigen Fahrten und insbesondere die ungünstige<br />
Kostensituation genannt. Die Ausgleichzahlungen für die dienstliche Nutzung <strong>des</strong> privaten Pkw<br />
sind in der Regel günstiger als die Abrechung einer CarSharing-Nutzung, da bei den privaten<br />
Pkw nur die gefahrenen Kilometer in Rechnung gestellt werden, beim CarSharing aber relativ<br />
19
20<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
hohe Zeitkosten anfallen. Das Ziel, CarSharing für Dienstfahrten einzuführen wird jedoch<br />
weiterverfolgt.<br />
Eine explizite Förderung von Fahrgemeinschaften gibt es seitens der Stadtverwaltung nicht;<br />
dem Bürgerservice Pendlernetz ist das Verkehrsunternehmen MoBiel beigetreten, über <strong>des</strong>sen<br />
Homepage auch der Zugriff auf das Internetportal möglich ist.<br />
Im Bereich <strong>des</strong> Dienstreisemanagements kooperiert die Stadt mit einem Bielefelder Reisebüro,<br />
das die Buchung der Dienstreisen übernimmt.<br />
Beschäftigten, die mehr als 1.700 km pro Jahr fahren, wird eine kostenlose BahnCard zur<br />
Verfügung gestellt; Beschäftigte, die Dienstreisen in diesem Umfang unternehmen, gibt es<br />
jedoch nur sehr wenige.<br />
7.3.3 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb<br />
Zu konzeptionellen Überlegungen für das betrieblichen Mobilitätsmanagements sieht sich seit<br />
Anfang 2001 das Dezernat für Planen und Bauen zuständig.<br />
Auf der Organisations- und Entscheidungsebene gibt es bislang jedoch keine zentrale<br />
Zuständigkeit bei einer Person. So erfolgt die Abwicklung von Dienstreisen über das/die<br />
jeweilige Amt/Abteilung und die Personalabteilung.<br />
Die Einführung der Dienstfahrräder geht auf die Initiative <strong>des</strong> damaligen Radverkehrsbeauftragten<br />
zurück. Seit es in Bielefeld keinen Radverkehrsbeauftragten mehr gibt, liegt die<br />
Zuständigkeit für den Radverkehr ausschließlich im Bereich <strong>des</strong> Amts für Verkehr. Dieses ist<br />
auch für die Dienstfahrräder im „Ankergebäude“ verantwortlich, ansonsten sind es die<br />
jeweiligen Ämter. Eine Stelle, die sich für eine weitere Förderung <strong>des</strong> betrieblichen Radverkehrs<br />
ganz konkret einsetzt, gibt es derzeit nicht. Dies führt auch beispielsweise dazu, dass keine<br />
Stelle benennen kann, wie viele Dienstfahrräder es bei der Stadtverwaltung gibt.<br />
Der Immobilien-Servicebetrieb, <strong>des</strong>sen Aufgabe die Bewirtschaftung der städtischen Gebäude<br />
und Liegenschaften ist, ist zuständig für die Parkraumbewirtschaftung. Er übernimmt die<br />
Vermietung der Stellplätze, schließt die Mietverträge ab, übernimmt den Geldeinzug und regelt<br />
weitere operative Angelegenheiten. Zur Erstellung und Umsetzung <strong>des</strong> Parkraumkonzeptes<br />
wurde im Jahr 2002 eine Arbeitsgruppe eingesetzt, der neben dem Dezernenten für Planen und<br />
Bauen, Vertreterinnen und Vertreter aus folgenden Bereichen angehören: Immobilien-Servicebetrieb,<br />
Personalamt, Personalrat, Gleichstellungsstelle und Schwerbehindertenvertretung.<br />
Über die Vergabe der Stellplätze entscheidet die Parkplatzkommission, der ebenfalls Mitglieder<br />
aus o.g. Bereichen angehören. In Sonderfällen oder bei kritischen Entscheidungen schaltet sich<br />
zudem eine Mitarbeiterin <strong>des</strong> Baudezernates als Vermittlerin ein.<br />
7.3.4 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes<br />
Einziger direkter und enger Kooperationspartner im Berufsverkehr außerhalb der Stadtverwaltung<br />
ist – schon seit vielen Jahren – das kommunale Verkehrsunternehmen MoBiel. Die<br />
Stadtverwaltung war eine der ersten Großkundinnen (Einführung <strong>des</strong> Jobtickes im Jahr 1993)<br />
von MoBiel. Das Hauptaugenmerk der Aktivitäten gilt dem ÖPNV und MoBiel als Verkehrsunternehmen<br />
ist mit seinem Mobilitätskoordinator immer zentraler Ansprechpartner. Nach<br />
Ansicht von MoBiel sollte das betriebliche Mobilitätsmanagement mehr umfassen als Jobtickets<br />
und verkehrsmittelübergreifend durchgeführt werden – auch wenn der Vertrieb von Jobtickets<br />
eine zentrale Aufgabe <strong>des</strong> Verkehrsunternehmens ist. Nach Auffassung <strong>des</strong> Mobilitätskoordinators<br />
liegt kein Widerspruch vor, wenn ein Verkehrsunternehmen Mobilitätsberatung
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
betreibt. So werden neben einer ausführlichen Ticket- und Tarifberatung, der Erstellung von<br />
persönlichen Fahrplänen auch regelmäßig Informationsveranstaltungen zu unterschiedlichen<br />
Themen wie z. B. CarSharing, Mobilitätsmanagement für Betriebe, Schnupperkurse Mobilität<br />
oder Radrouten im Bielefelder Umland angeboten.<br />
Die Angebote von MoBiel, auch spezielle Informationsveranstaltungen für die Beschäftigten der<br />
Stadtverwaltung durchzuführen, wurden von der Stadtverwaltung abgelehnt mit der<br />
Begründung, dass die Beschäftigten ja Bescheid wissen und diese Informationen auch im<br />
MoBiel-Haus (Mobilitätszentrale) zu bekommen sind.<br />
7.3.5 Erfolgsfaktoren und Hemmnisse<br />
Ein Verankerung und zentrale Organisationsstelle, etwa einen Mobilitätsmanager für das<br />
Betriebliche Mobilitätsmanagement, gibt es bislang in Bielefeld nicht. Dies hat sicherlich auch<br />
damit zu tun, dass der Betriebsverkehrsplan nicht in der vorgeschlagenen geplanten Form und<br />
somit nicht als Gesamtkonzept umgesetzt wurde. Dass dennoch eine Reihe von Maßnahmen,<br />
erfolgreich umgesetzt wurde, hängt mit dem Engagement von Einzelnen zusammen. Die<br />
Anschaffung von Dienstfahrrädern im Amt für Verkehr ist klar auf die Initiative <strong>des</strong> damaligen<br />
Radverkehrsbeauftragten und das Engagement einzelner Beschäftigter aus dem Amt für<br />
Verkehr, die sich auch heute noch um die Wartung etc, der Diensträder kümmern, zurückzuführen.<br />
Auch wenn das Mobilité-Gutachten nicht umgesetzt wurde, so wird es doch als Meilenstein<br />
angesehen, der den Diskussionsprozess über das Thema angeregt hat und eine Wende im<br />
Verhalten der Stadtverwaltung ausgelöst hat.<br />
Auch das fahrradfreundliche Klima und der insgesamt als gut zu bezeichnende ÖPNV werden<br />
von den Interviewten als fördernde Rahmenbedingungen gesehen, die die Umsetzung einzelner<br />
Maßnahmen deutlich einfacher macht.<br />
Von einigen Interviewpartnerinnen und -partnern wird als Erfolgsfaktor das Vermeiden <strong>des</strong><br />
Begriffes „Betriebliches Mobilitätsmanagement“ genannt. Dieser ist ihrer Meinung nach<br />
entweder negativ behaftet oder wird von den Beteiligten und Adressaten erst gar nicht<br />
verstanden. Viel wichtiger ist es, die geplanten Maßnahmen deutlich zu machen und positiv „zu<br />
verkaufen“.<br />
Als Erfolgsfaktor – oder besser als guten möglichen Ansatz für weitere Maßnahmen – sieht das<br />
Amt für Verkehr die Vorschriften <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>reisekostengesetzes, das eine Nutzung öffentlicher<br />
Verkehrsmittel vorsieht.<br />
Zentraler Erfolgsfaktor für die – allerdings erst im zweiten Schritt – erfolgreiche Einführung der<br />
Parkraumbewirtschaftung ist die Einbeziehung der verschiedenen betrieblichen Ebenen.<br />
Entscheidend für die endgültige Akzeptanz <strong>des</strong> Parkraumkonzeptes war die Einbeziehung <strong>des</strong><br />
Personalrates, trotz der Schwierigkeiten und der Zeitverzögerung, die dadurch entstanden sind.<br />
Als weitere Erfolgsfaktoren für die Umsetzung werden der Kostendruck gesehen und dass für<br />
die Vergabe der Stellplätze keine Sozialkriterien angewandt werden mussten, da die Nachfrage<br />
nach Stellplätzen insgesamt abgedeckt werden konnte.<br />
Als weiterer Erfolgsfaktor – auch für das positive Klima in Bielefeld insgesamt – wird das<br />
Engagement der Verkehrsbetriebe angesehen. Durch eine direkte Ansprache und Information<br />
anderer Betriebe kann auch dort ein Interesse geweckt werden. Die Einführung <strong>des</strong> Jobtickets<br />
kann Anknüpfungspunkt und Grundlage für weitere Maßnahmen sein.<br />
21
22<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Das Scheitern <strong>des</strong> Betriebsverkehrsplanes als Ganzes ist auf die Differenzen zwischen den<br />
verschiedenen Verantwortlichen und die damals anstehende Kommunalwahl zurückzuführen.<br />
Letztendlich brachte der Widerstand <strong>des</strong> Personalrates am Parkraumkonzept das gesamte<br />
Vorhaben zum Scheitern. Mitverantwortlich dafür sind sicherlich Mängel in der Kommunikation.<br />
Da es keinen zentralen zuständigen Bereich für sämtliche Maßnahmen im Bereich <strong>des</strong> Dienstreise-<br />
und Berufsverkehrs gibt, sondern viele verschiedene Zuständigkeiten, die nach außen<br />
nicht immer deutlich sind und auch nicht klar vertreten werden, kommt es häufig zu<br />
Verzögerungen bzw. zu Blockierungen bei der Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen,<br />
weil zu viele Interessen aufeinander stoßen. Die Parkraumbewirtschaftung wird durch den<br />
Immobilienservicebetrieb gemanagt; um die Jobtickets kümmert sich die Personalabteilung etc.<br />
Auch politische Rahmenbedingungen, die von der Verwaltung nicht direkt beeinflusst werden<br />
können, werden als Hemmnis genannt, das beispielsweise die Umsetzung <strong>des</strong> Mobilitätsgutachtens<br />
hat scheitern lassen und damit das Thema insgesamt auch für fast drei Jahre hat<br />
ruhen lassen.<br />
Nach Einschätzung der befragten wird ist der Bergriff „Betriebliches Mobilitätsmanagement“<br />
negativ behaftet und wird als zu sperrig für eine Verwendung im täglichen Sprachgebrauch<br />
angesehen.<br />
Mangeln<strong>des</strong> Wissen und eine fehlende Transparenz der Kosten der betrieblichen Mobilität der<br />
Beschäftigten (z. B. Kosten der Stellplätze, Einsparpotenziale durch die Einführung von<br />
Jobtickets usw.) erschweren die Einführung von Maßnahmen <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements.<br />
Ein weiteres Problem ist die unzureichende Kenntnis hinsichtlich <strong>des</strong> Mobilitätsverhaltens<br />
der Beschäftigten oder der Auslastung der Dienstwagen. Die im Mobilitätsgutachten<br />
vorgeschlagene Erhebung der Mitarbeitermobilität wurde nie durchgeführt, so dass die Grundlage<br />
für weitere gezielte individuelle Maßnahmen fehlt.<br />
Insgesamt sieht die Bauverwaltung noch großes Potenzial im Bereich <strong>des</strong> betrieblichen<br />
Mobilitätsmanagements und eine Vielzahl von Optimierungsmöglichkeiten in der allgemeinen<br />
Verwaltung.<br />
7.3.6 Fazit<br />
Erste Erfolge im Bereich <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements konnte die Stadtverwaltung<br />
Bielefeld mit der Einführung <strong>des</strong> Jobtickets im Jahr 1993 verzeichnen. Die Fortführung bis in die<br />
Gegenwart mit stetig steigenden Abnahmezahlen bei den Beschäftigten bestätigt das.<br />
Durch die Einführung der Parkraumbewirtschaftung in der Bielefelder Innenstadt auf der einen<br />
Seite und dem weiterhin kostenfreien Parken für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung<br />
auf der anderen Seite ergab sich ein dringender Handlungsbedarf. Diesem wurde<br />
durch die Beauftragung von Mobilité mit einem Mobilitätskonzepts zur ökologischen und<br />
ökonomischen Optimierung Rechnung getragen. Leider verschwand der Betriebsverkehrsplan<br />
„in der Schublade“, da die Stadtverwaltung zu sehr mit internen Umstrukturierungen beschäftigt<br />
war. Das Scheitern ist vermutlich auch auf das Fehlen eines „Kümmerers“ zurückzuführen, der<br />
bei späteren Maßnahmen der Stadtverwaltung (Dienstfahrräder, Parkraumbewirtschaftung)<br />
vorhanden war. Das Scheitern <strong>des</strong> Mobilitätskonzepts bedeutet sowohl einen Bruch in der<br />
Entwicklung <strong>des</strong> Betrieblichen Mobilitätsmanagements als auch (zumin<strong>des</strong>t vorläufig) das Aus<br />
einer umfassenden Mobilitätsstrategie in Bielefeld: Das Vorhandensein von Diensträdern geht<br />
nicht auf das Mobilité-Gutachten zurück; die Parkraumbewirtschaftung wurde eingeführt, damit<br />
der für die Stellplätze zuständige Immobilien-Servicebetrieb wirtschaftlich arbeiten kann.
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Trotzdem ist die Einführung der Parkraumbewirtschaftung als Erfolg zu bezeichnen. Die lange<br />
Einführungsphase mit den damit in Zusammenhang stehenden Problemen zeigt äußerst<br />
anschaulich die Faktoren, die eine solche Maßnahme beeinflussen: Die Verteilung der<br />
Zuständigkeiten verzögerte das Voranschreiten der Entwicklung – und ohne den Verzicht auf<br />
Sozialkriterien bei der Vergabe der Stellplätze wäre das Projekt gänzlich gescheitert. Letztlich<br />
geht ein nicht unerheblicher Teil <strong>des</strong> Erfolgs auf das Konto einer Mitarbeiterin <strong>des</strong> Baudezernat<br />
und ihren unermüdlichen Einsatz als „Kümmerer“. Die Einbeziehung <strong>des</strong> Personalrats brachte<br />
darüber hinaus eine höhere Akzeptanz bei den Beschäftigten.<br />
Es bleibt abschließend zu sagen, dass die Fallstudie Stadtverwaltung Bielefeld mögliche<br />
fördernde und hemmende Faktoren recht anschaulich aufzeigt. Der eben nicht durchgehende<br />
Erfolg sollte anderen Betrieben, deren erste Versuche ein Mobilitätskonzept umzusetzen ebenfalls<br />
gescheitert sind, dazu ermutigen, weitere Anstrengungen zur die Implementierung <strong>des</strong><br />
betrieblichen Mobilitätsmanagements zu unternehmen.<br />
23
7.4 Qualitative Fallstudie Infineon/Qimonda Dresden<br />
24<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Steckbrief: Betriebliches Mobilitätsmanagement Infineon Technologies/ Qimonda<br />
Dresden<br />
Allgemeines<br />
Branche: Niederlassung von<br />
Infineon<br />
Technologies und<br />
Qimonda<br />
Größe: 6.200 Mitarbeiter<br />
Arbeitszeiten: Zwei-Schicht-Betrieb<br />
an sieben Tagen/<br />
Woche<br />
Lage <strong>des</strong> Betriebs<br />
Abbildung 4: Lageplan von Infineon/Qimonda in Dresden<br />
(Quelle: http://themenfahrplan.de;<br />
Bearbeitung PGN)<br />
Lage <strong>des</strong> Betriebes<br />
Abbildung 3: Detailplan von Infineon/Qimonda in Dresden<br />
(Quelle: Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden, Luftbild )<br />
Abbildung 5: Übersichtskarte von Dresden mit dem<br />
Standort Infineon/Qimonda (Quelle:<br />
http://themenfahrplan.de;<br />
PGN)<br />
Bearbeitung<br />
Der Betrieb liegt am nördlichen Rand der Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden im<br />
Stadtteil Klotzsche und am südlichen Siedlungsrand dieses Stadtteils (rund<br />
19.000 EW) und grenzt im Osten unmittelbar an die Dresdner Heide, eine<br />
geschützte Naturlandschaft. Der Standort kann infrastrukturell für den Nah- und<br />
Fernverkehr mit MIV oder ÖPNV als gut erschlossen bezeichnet werden. Die<br />
Nähe zur BAB und zum Flughafen war ein wesentliches Kriterium für die
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Standortentscheidung. Der Makrostandort ist städtebaulich durch die isolierte<br />
Randlage nur eingeschränkt integriert, auch wenn die Bautätigkeit im<br />
angrenzenden Bereich von Klotzsche die infrastrukturelle Ausstattung mit<br />
Einzelhandel, Ortsamt der Stadtverwaltung und Dienstleistungen sowie das<br />
Wohnungsangebot sich seit Betriebsgründung 1996 deutlich verbessert hat.<br />
Struktur <strong>des</strong> Betriebes Infineon Technologies/ Qimonda Dresden bilden einen zusammenhängenden<br />
Betriebsstandort und sind im Bereich der Entwicklung und Produktion von<br />
Speicherchips und Logikbausteinen tätig.<br />
Beschäftigte<br />
Organisation <strong>des</strong><br />
ruhenden Verkehrs<br />
Anbindung an das<br />
ÖPNV-Netz<br />
Anbindung an das<br />
Radverkehrsnetz<br />
Mobilitätsstruktur<br />
Mobilitätskonzept<br />
Im Betrieb sind Ende 2005 rund 6.200 Mitarbeiter beschäftigt gewesen. Jeweils<br />
die Hälfte der Beschäftigten arbeitet im Schichtbetrieb (bis Ende 2005<br />
kontinuierlicher Drei-Schicht-Betrieb, seitdem Zwei-Schicht-Betrieb an sieben<br />
Tagen/Woche). Rund 2/3 der Beschäftigten wohnen in Dresden, 1/3 außerhalb<br />
<strong>des</strong> Stadtgebietes mit einem sehr großen Einzugsbereich.<br />
Sowohl das Betriebsgelände als auch die Betriebsgebäude befinden sich im<br />
Besitz der Unternehmen. Auf dem Betriebsareal befinden sich insgesamt rund<br />
2.400 Pkw-Stellplätze und rund 700 Einstellmöglichkeiten für Fahrräder. Die<br />
Pkw-Stellplätze werden gemanagt, aber nicht mittels Gebührenerhebung<br />
bewirtschaftet. Bis Ende 2005 wurden rund 400 Stellplätze für den mittäglichen<br />
Schichtbeginn reserviert, um eine lange Parkplatzsuche zu vermeiden, da sich<br />
hier Früh- und Mittagsschichtbeschäftigte überschneiden. Ein weiterer Teil der<br />
Stellplätze ist für Besucher und Kunden reserviert. Sonderstellplätze gibt es<br />
zudem für Behinderte, für Mietwagen (Dienstwagen sind nicht vorhanden) und<br />
für Frauen. Durch die räumliche Lage besteht faktisch keine Möglichkeit zum<br />
Parken in umliegenden öffentlichen Straßen, es sei denn, es werden Fußwege<br />
über min<strong>des</strong>tens 5 Minuten in Kauf genommen.<br />
Die parallel zur B 97 verlaufende Straßenbahnstrecke nach Weixdorf und eine<br />
zweite Strecke, die aus der Innenstadt kommend südlich <strong>des</strong> Standorts nach<br />
Hellerau abbiegt, übernehmen die Hauptlast im ÖPNV. Hinzu kommt die S-<br />
Bahn-Verbindung zwischen Dresden Hbf und Flughafen sowie die SPNV-<br />
Strecke zwischen Dresden und Görlitz (beide Schienenverkehrsmittel sind über<br />
den Haltepunkt Bahnhof Klotzsche in ca. 1,5 km Entfernung zugänglich).<br />
Die Radwegeverbindungen entlang der Hauptverkehrsachsen werden<br />
sukzessive ausgebaut. Es bestehen derzeit jedoch noch Lücken. Für den<br />
Fahrradverkehr werden im Betriebsgelände rund 700 Abstellmöglichkeiten,<br />
überwiegend mit Wetterschutz, angeboten. Außerhalb <strong>des</strong> Betriebsareals<br />
stehen keine weiteren Abstellmöglichkeiten in Fahrradabstellanlagen zur<br />
Verfügung.<br />
Aufgrund <strong>des</strong> großen räumlichen Einzugsbereichs, der städtebaulichen Lage<br />
<strong>des</strong> Betriebes und der Schichtarbeitszeiten dominiert die Nutzung <strong>des</strong> MIV auf<br />
den Arbeitswegen deutlich, besonders zum Arbeitsbeginn bzw. Arbeitsende am<br />
Abend oder am Wochenende. Überdurchschnittlich nutzen Umlandbewohner,<br />
die nur über schlechte ÖPNV-Angebote verfügen, den eigenen Pkw oder<br />
Fahrgemeinschaften. Die MIV-Nutzung liegt dabei bei den in der Produktion<br />
tätigen Personen signifikant höher als bei den Beschäftigten in Entwicklung und<br />
Verwaltung.<br />
Struktur der Mobilitätskonzeption, praktische Umsetzung der Strategien,<br />
Durchführung und Finanzierung der Maßnahmen<br />
Die BMM-Konzeption umfasst ausschließlich die Mobilität der Beschäftigten auf<br />
dem Arbeitsweg. Startaktivität war eine erste Analyse und ein Maßnahmenvorschlag<br />
in 1996, die Neukonzeption folgte in 2000. Das betriebliche<br />
Mobilitätsmanagement ist überwiegend als umfassend konzeptorientiert zu<br />
charakterisieren, weist jedoch im Laufe der neun Jahre Praxis auch Phasen auf,<br />
die eher punktuell maßnahmenbezogen beschrieben werden können. Diese<br />
Konzeption umfasste Handlungsstränge auf organisatorischer und<br />
infrastruktureller Ebene und zahlreiche mittlerweile bereits umgesetzte Einzelmaßnahmen.<br />
Wichtige Maßnahmen sind:<br />
Übergreifende Mobilitätsberatung und -Information durch: Mobilitätstage,<br />
Workshops, Ausstellungen und Flyer, Einbeziehung in Betriebsversammlungen,<br />
Managementgespräche, Etablierung Mobilitätsteam, ÖPNV- und Radverkehrsberatung<br />
im Betrieb, Öffentlichkeitsarbeit, Teilnahme an Forschung und<br />
25
Koppelung an andere<br />
Managementstrategien<br />
Anlass & Motivation<br />
Zielgruppe & Ziele<br />
Organisation und<br />
Akteure/ Beteiligte<br />
Maßnahmen<br />
Für die Zukunft<br />
geplante Maßnahmen<br />
Kooperationspartner<br />
Belastbare Ergebnisse<br />
und nachgewiesene<br />
positive Wirkungen<br />
26<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Wissenstransfer am Standort Dresden und überregional, Wohnstandortberatung<br />
mit Einbezug von Mobilitätsaspekten, Aufstellung einer Online-Info-<br />
Säule <strong>des</strong> Verkehrsverbun<strong>des</strong> im Foyer, Auslage von Fahrplänen, zahlreiche<br />
umfassende und spezifische Mitarbeiterbefragungen (Fragebögen, Intranet)<br />
Fahrradverkehr: Fahrradabstellanlagen, Verbesserung der äußeren<br />
Erschließung, Duschen, Schließfächer, Trockenräume, Fahrradcodierung zum<br />
Diebstahlschutz<br />
ÖPNV: Einrichtung Bushaltestelle am Werkseingang, Jobticket (2005 für die<br />
Beschäftigten aus Dresden, 2006 für die Umlandbewohner), Fahrtkostenzuschuss<br />
für ÖPNV-Zeitkartennutzer<br />
MIV: Parkraummanagement, Fahrgemeinschaftsförderung (CarPool),<br />
Verbesserung der Verkehrssicherheit an den Zufahrten für alle<br />
Verkehrsteilnehmer, Schließfächer für Motorradhelme.<br />
Die Unternehmen sind umwelt- 3 und qualitätszertifiziert. Die geschäftliche<br />
Mobilität (Travelmanagement) wird effizient und überwiegend extern organisiert,<br />
es wird ein aktives Gesundheitsmanagement betrieben. Eine organisatorische<br />
Koppelung dieser Methoden mit dem auf die Arbeitswege bezogenen<br />
Mobilitätsmanagement besteht nicht.<br />
Zunehmender Parkdruck auf dem Betriebsareal und Prognose wachsender<br />
Verkehrsprobleme durch Betriebsvergrößerung und Schaffung weiterer neuer<br />
Arbeitsplätze in anderen Betrieben am Standort Dresden Klotzsche.<br />
Die wichtigste Zielgruppe <strong>des</strong> BMM sind die Beschäftigten <strong>des</strong> Unternehmens<br />
Infineon sowie der weiteren, mit Infineon in verschiedener Weise direkt<br />
verbundenen Betriebe auf dem Infineon Areal. Zweitwichtigste Zielgruppe sind<br />
die Beschäftigten von Betrieben, die im Auftrag von Infineon auf dem Areal tätig<br />
sind (externe Dienstleister), die zumin<strong>des</strong>t alle „offenen Angebote“ (z. B.<br />
Fahrradabstellanlagen) gleichermaßen nutzen können.<br />
Es sind alle betrieblichen Ebenen involviert, tragende Struktur ist das<br />
Mobilitätsteam.<br />
Maßnahmen: Übergreifend: Information auf Betriebsversammlungen, in<br />
Workshops und über Intranet, Auslage Printinformationen, Fahrplanaushänge,<br />
Mobilitätsteam mit eigenem Intranetportal, Mobilitätsberatung an<br />
Mobilitätstagen im Unternehmen und bei der Wohnstandortberatung für Neueinstellungen,<br />
Kampagnenteilnahme, Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Information über Zusammenhang Gesundheit/Fitness und Mobilität. ÖPNV:<br />
Engagement für bessere Fahrpläne, Verlegung einer Bushaltestelle an den<br />
Werkszugang, Einrichtung Straßenbahnhaltestelle Infineon Nord,<br />
Umbenennung einer Straßenbahnhaltestelle in Infineon Süd, Jobticket,<br />
Zuschüsse für ÖPNV-Nutzer bzw. Rabattsystem, Fahrrad: Zusätzliche und<br />
bessere Fahrradabstellanlagen, Fahrradcodierung, Duschen,<br />
Umkleidemöglichkeiten und Trockenschränke, Engagement für bessere<br />
Fahrradwege zum Werk, Parkraumorganisation und Einsparung von Stellplätzen,<br />
Förderung von Fahrgemeinschaften (Infineon CarPool im Intranet).<br />
Planungen umfassen Maßnahmen <strong>des</strong> Parkraummanagements, die<br />
Durchführung weiterer Mobilitätstage und Detailverbesserungen in<br />
verschiedenen Bereichen <strong>des</strong> BMM.<br />
Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden, Dresdner Verkehrsbetriebe DVB AG, Verkehrsverbund<br />
Oberelbe VVO, Planungsbüro und TU Dresden, benachbarte Betriebe<br />
Das betriebliche Mobilitätsmanagement ist eine etablierte Handlungsstrategie<br />
<strong>des</strong> Unternehmens, die kontinuierlich weiterentwickelt wird. Es konnten<br />
signifikante Verhaltensänderungen der Beschäftigten nachgewiesen werden.<br />
Entscheidend ist der Wechsel von der MIV-Nutzung als Selbstfahrer auf den<br />
3 Infineon Dresden nutzt neben dem Umweltmanagement und der Umweltberichterstattung z. B.: Qualitätsmanagement,<br />
Sicherheits- und Arbeitsschutzmanagement, Betriebliches Gesundheitsmanagement sowie Corporate Responsibility;<br />
soziale und kulturelle Initiativen am Standort werden unterstützt.
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Projektprozess Infineon<br />
Dresden, Meilensteine:<br />
ÖPNV, Fahrradverkehr oder auf Fahrgemeinschaften und die grundsätzlich<br />
eher auf alternative Verkehrsmittel ausgerichtete Entscheidung für das genutzte<br />
Verkehrsmittel bei den neu eingestellten Beschäftigten im Vergleich zu den in<br />
1996 bereits dem Betrieb angehörenden Mitarbeitern. Zwar gab es auch<br />
Wechsler zum MIV, allerdings überwog der positive Effekt deutlich. Insgesamt<br />
nimmt die Tendenz zur Nutzung eines Verkehrsmittel-Mix (Multimobilität) im<br />
Jahresverlauf zu, die Beschäftigten sind weniger auf ein Verkehrsmittel fixiert<br />
und reagieren flexibel bei ihrer Verkehrsmittelwahl auf die jeweiligen<br />
Bedürfnisse und Rahmenbedingungen. Die durchschnittliche Entfernung vom<br />
Wohnstandort zum Arbeitsplatz verringerte sich, was überwiegend auf Umzüge<br />
in eine größere Nähe zum Arbeitsplatz zurückzuführen ist.<br />
Seit Gründung im Jahr 1996 bis zum aktuell verfügbaren Analysezeitpunkt 2005<br />
verringerte sich der Anteil der MIV-Selbstfahrer von 68 % auf 55 % um 20 %.<br />
Hingegen stieg der Anteil <strong>des</strong> Fahrradverkehrs von 13 % auf 16 %, der Anteil<br />
<strong>des</strong> ÖPNV von 13 % auf 19 % und der Anteil der MIV-Mitfahrer (besonders<br />
durch im Betrieb organisierte Fahrgemeinschaften) von 5 % auf 7% im Jahresmittel<br />
an. Im Sommer steigt die Fahrradnutzung auf über 20 %, in der Gruppe<br />
der Dresdner Beschäftigten mit Gleitzeit sogar auf fast 34 %. Der Fußwegeverkehr<br />
hat mit rund 3 % eine nur geringe Bedeutung (vgl. PGN 2005).<br />
Dass die neu eingestellten Beschäftigen häufiger umweltverträgliche Verkehrsmittel<br />
nutzen, wird auch als ein Effekt gesehen, der auf die stärkere Beratungsintensität<br />
in der Ausbauphase ab 2000 zurückzuführen ist. Zwar nahm die Zahl<br />
der Beschäftigten im Untersuchungszeitraum deutlich zu, womit auch die<br />
absolute Zahl der Kraftfahrzeuge im Berufsverkehr anstieg. Deren Zuwachs<br />
konnte jedoch durch die Effekte <strong>des</strong> Projektes gebremst werden, wodurch eine<br />
Entlastung <strong>des</strong> den Standort erschließenden Straßennetzes eintrat. Der durchschnittliche<br />
MIV-Kilometeraufwand je Beschäftigtem sank deutlich, hieraus<br />
resultieren Energieeinsparung und Umweltentlastung. Die Zufriedenheit der<br />
Beschäftigten stieg durch das aktive Engagement <strong>des</strong> Betriebes für eine<br />
Entlastung im Berufsverkehr an. Gegenüber der ursprünglichen Planung in den<br />
90er Jahren konnte durch die realisierten Effekte auf den Bau von 400-500<br />
neuen Pkw-Stellplätzen verzichtet werden.<br />
1996 Initiierung durch Betrieb und Stadtverwaltung, Mobilitätsanalyse,<br />
Gründung eines Mobilitätsteams im Betrieb, erstes BMM-Konzept<br />
(Maßnahmenprogramm zusammen mit Stadtverwaltung und Consulter<br />
entwickelt)<br />
1997-1999 Erste Maßnahmen umgesetzt: Straßenbahnstrecken-<br />
Modernisierung, erste Radabstellanlage, Verzicht auf<br />
Parkhauserweiterung trotz starkem Wachstum <strong>des</strong> Standorts<br />
1999-2000 Neues umfassen<strong>des</strong> BMM-Konzept als Pilotprojekt im<br />
Rahmen <strong>des</strong> Forschungsprojektes „intermobil Region Dresden“<br />
Umsetzung der Maßnahmen bedarfsorientiert, situationsangepasst<br />
flexibel, Erweiterung der Kooperationen, zweite Mobilitätsanalyse<br />
(1999)<br />
2000-2003 Umsetzung weiterer Maßnahmen, teilweise Abbruch der<br />
Durchführung, Beginn der Beteiligung an Erfahrungsaustausch in<br />
Dresden, externe Begleitforschung und Evaluation (intermobil,<br />
ExWoSt), Analyse Wohnstandorte der Fahrradnutzer (Mobilitätsteam)<br />
2003 Erste Nachheruntersuchung (Mitarbeiter-Mobilitätsbefragung und<br />
weitere empirische Untersuchungen)2004-2005 Umsetzung<br />
weiterer Maßnahmen (punktuelle Beratung durch Planungsbüro)<br />
Vertiefung der Kooperationen, Beteiligung an stadtweitem und<br />
überregionalen Wissenstransfer, Auszeichnung mit „Award Wirtschaft in<br />
Bewegung 2004“ 4 , Ende 2005 zweite Wirkungsuntersuchung durch<br />
Mitarbeiter-Mobilitätsbefragung<br />
4 gestiftet durch B.A.U.M. e.V., BjU und ACE, verliehen auf dem Bun<strong>des</strong>kongress der Initiative Wirtschaft in Bewegung<br />
in Neustadt a. d. Weinstraße<br />
27
Kontakt<br />
28<br />
2005 Jobticket für Beschäftigte mit Wohnstandort Dresden<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
2006 Ausweitung <strong>des</strong> Jobtickets auf Beschäftigte, die im Dresdner Umland<br />
wohnen<br />
Infineon Technologies/Qimonda Dresden; Dr. Gernot Loibnegger, Abteilungsleiter<br />
Produktion, Sprecher <strong>des</strong> Mobilitätsteams, Königsbrücker Straße 180,<br />
01099 Dresden, Tel. 0351 / 886-2350.<br />
Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden, Geschäftsbereich Stadtentwicklung, Hauptabteilung<br />
Mobilität; Gerhard Ritscher, Dr. Kerstin Burggraf, Postfach 120020,<br />
01001 Dresden, Tel. 0351 / 488-3270, HA-Mobilitaet@dresden.de<br />
7.4.1 Initiierung <strong>des</strong> BMM und der Entwicklungsprozess<br />
Auslösen<strong>des</strong> Moment für die Befassung mit BMM als Lösungsansatz war bei Infineon bzw.<br />
vormals SIMEC ein Mix aus bereits vorhandenem Problemdruck (wachsender Parkplatzbedarf<br />
durch die ursprünglich so kurzfristig nicht vorgesehene Vergrößerung <strong>des</strong> Betriebes – allein in<br />
1996 wurden erfolgten 400 Neueinstellungen über Plan – und eine unzureichende Erreichbarkeit<br />
<strong>des</strong> Betriebes mit Straßenbahn und Bus). Durch die weitere Ausbauplanung <strong>des</strong> Werks und<br />
die insgesamt sehr dynamische Entwicklung <strong>des</strong> Standorts Klotzsche (Neu- und Ausbau von<br />
Flughafen, weiteren Industriebetrieben usw. auf derzeit annähernd 15.000 Arbeitsplätze)<br />
wurden perspektivisch größere Konflikte im Bereich der Erschließung gesehen, die sich auch<br />
störend auf den Betriebsablauf auswirken können und für die Beschäftigten zu einer Belastung<br />
werden könnten. Als Drittes wurde erkannt, dass für die angestrebte Verhaltensänderung der<br />
Beschäftigten infrastrukturelle Angebote nicht ausreichen, sondern intensive Beratung und<br />
Information erforderlich sei.<br />
Der inhaltliche Zugang zum Projekt wurde bereits in der Frühphase durch wirtschaftliche<br />
Gesichtspunkte <strong>des</strong> mit dem Werksaufbau betrauten Managements geprägt, welches errechnet<br />
hatte, welche Kosten allein für die Herstellung zusätzlicher Parkplätze bei einer Orientierung auf<br />
ein unbegrenztes Wachstum der Pkw-Nutzung der neu einzustellenden Mitarbeiter<br />
aufzubringen wären. Diese Effizienzbetrachtung war für viele Beteiligte eine ungewohnte<br />
Erfahrung.<br />
Auf städtischer Seite unterstützte die Vorstellung eines Projektes <strong>des</strong> Deutschen Verkehrssicherheitsrates<br />
(DVR) 1996 eine verstärkte Auseinandersetzung mit der Möglichkeit, auf die<br />
Verkehrsmittelwahl der Beschäftigten zugunsten <strong>des</strong> ÖPNV einzuwirken. Dieses Projekt<br />
(„Mobilitätsberatung für Unternehmen“) zielte zentral auf eine Erhöhung der Verkehrssicherheit<br />
auf dem Arbeitsweg durch Reduzierung der Nutzung <strong>des</strong> MIV. Die Stadtverwaltung griff diesen<br />
Ansatz auf und entwickelte ihn mit Infineon als Praxispartner u. a. mit Förderung mehrerer<br />
Forschungsprojekte weiter. Aus Sicht der Stadtverwaltung waren zwei Aspekte entscheidend<br />
für die Ansprache von Infineon: Die Stadt suchte einen Projektpartner, der innovative Produkte<br />
herstellt und damit auch Anknüpfungspunkte für innovative Problemlösungen in der Verkehrsplanung<br />
schafft und es sollte der Gedanke aufgegriffen werden, sich direkt mit einem großen<br />
Verkehrserzeuger planerisch und kooperativ zu befassen.<br />
Für das Gelingen der Startphase war relevant, dass durch Unterstützung Dritter zusätzliche<br />
Entscheidungsgrundlagen bei den einzelnen Handlungsträgern geschaffen bzw. diese<br />
Entscheidungen positiv beeinflusst wurden. Auf der Seite <strong>des</strong> Wirtschaftsunternehmens<br />
engagierte sich die IHK Dresden. Sie wurde durch das Unternehmen im Hinblick auf die<br />
Mobilitätssituation am Standort angesprochen und unterstützte die ersten Arbeitsschritte auch<br />
vor dem Hintergrund der besonderen Bedeutung, die der Ausbau <strong>des</strong> Infineon-Standortes<br />
Dresden für die Region als Wirtschafts-, aber auch als Forschungs- und Entwicklungsstandorts
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
hat, auch mit konkreten Dienstleistungen. Durch die zunächst ausschließlich auf die Stärkung<br />
<strong>des</strong> ÖPNV ausgerichtete Programmatik wurden die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB AG) sehr<br />
früh einbezogen. 5<br />
Das Management von Infineon bewertet die Tatsache, dass bereits in der aus verkehrlicher<br />
Sicht besonders problematischen Bauphase eine gute Kooperation mit Stadtverwaltung und<br />
Verkehrsbetrieb gelang, als wesentlich.<br />
In der Startphase spielt die erst im Aufbau befindliche Verkehrsinfrastruktur eine stärkere Rolle<br />
als die direkte Ansprache der Beschäftigten. Ziel war allerdings schon, insbesondere die neu<br />
eingestellten Mitarbeiter so früh wie möglich über Alternativen zur Pkw-Nutzung zu informieren<br />
(Mobilitätsberatung zum ÖPNV, ergänzend sollte die Fahrgemeinschaftsförderung<br />
hinzukommen). Hintergrund war die Erkenntnis aller am Prozess Beteiligten, dass eine kurzfristige<br />
Fertigstellung ambitionierter Bauvorhaben (Modernisierung der Straßenbahnstrecke,<br />
Ausbau B 97) nicht zeitnah zu realisieren sein würde. Hierdurch wurde der neue Handlungsansatz<br />
BMM begünstigt. Da entsprechende Standardlösungen wie Mobilitätsberatungen oder<br />
Fahrgemeinschaftsbörsen in Dresden noch nicht entwickelt worden waren, gestaltete sich die<br />
weitere Umsetzung zunächst schwierig. Eine spezifische Mobilitätsberatung der Beschäftigten<br />
im Betrieb wurde durch die Stadtverwaltung oder die Verkehrsunternehmen zunächst noch<br />
nicht realisiert.<br />
Der Start <strong>des</strong> Projektes gelang aufgrund der Zusammenführung verschiedener Sachverhalte<br />
durch ein geschicktes Management in der Partnerschaft der städtischen Verkehrsplanung zu<br />
einer gemeinsamen Lösungsstrategie. Innovative Denkweisen und strategische Ausrichtungen<br />
von Verwaltung und Unternehmen lösten die Initiative aus, die zunächst als klassische „topdown“-<br />
Strategie begann, die weder von den (späteren) Nutzern (Beschäftigte) noch deren<br />
Vertretung angeregt bzw. eingefordert worden war. Übergeordnete Strategien, wie sie seit 2002<br />
in Dresden als Angebot der Stadtverwaltung an alle Betriebe etabliert wurden, gab es in dieser<br />
Zeit noch nicht. Erst im weiteren Verlauf wandelte sich das Projekt zu einer maßgebend durch<br />
die Beschäftigten weiterentwickelten und getragenen Initiative, allerdings unter Protegé der<br />
Geschäftsleitung.<br />
Als Initialzündung für die Entwicklung konzeptioneller Strategien, die Erreichbarkeit <strong>des</strong> Standorts<br />
in Dresden Klotzsche nicht nur durch einen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur (Straße,<br />
ÖPNV) sicherzustellen, kann das Zusammentreffen von vertiefter Problemanalyse durch die<br />
städtische Verkehrsplanung, die Offenheit <strong>des</strong> Managements von Infineon für innovative<br />
Problemlösungsstrategien, die Kompetenz der handelnden Personen sowie die fruchtbare<br />
Kommunikation und Kooperation zwischen den handelnden Personen gelten.<br />
7.4.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb<br />
In der Anfangsphase lief die Kommunikation ausschließlich zwischen der Geschäftsleitung und<br />
den externen Beteiligten; das Projekt war im Management personell verankert. Parallel mit den<br />
weiterführenden Diskussionen um das erstmals vorgelegte Planungskonzept entwickelte sich<br />
aus einer Gruppe engagierter Mitarbeiter, in der auch Beschäftigte, die überwiegend das<br />
Fahrrad als Verkehrsmittel für den Arbeitsweg präferierten, vertreten waren, eine neue Struktur,<br />
die noch in 1996 zur Gründung <strong>des</strong> Mobilitätsteams führte. Mit diesem Team, welches<br />
sukzessive stärkere Verantwortung für das Projekt übernahm, wurden alle Ebenen <strong>des</strong> Unter-<br />
5 Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) wurde erst später gegründet.<br />
29
30<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
nehmens einbezogen: Geschäftsleitung, mittleres Management, Betriebsrat und einzelne<br />
engagierte Beschäftigte aus unterschiedlichen Bereichen <strong>des</strong> Betriebes (Entwicklung,<br />
Verwaltung, Produktion).<br />
Im Mobilitätsteam sind seither 10-12 Personen aktiv. Kontinuität der einzelnen Aufgabenwahrnehmungen<br />
wird durch die Verteilung von Zuständigkeiten hergestellt. Als Erfolgsfaktor<br />
wird auch die konstante Einbindung von bis zu drei Mitarbeitern <strong>des</strong> Betriebsrats angesehen,<br />
die schon frühzeitig diese Belange einbringen können und andererseits die Beschäftigten<br />
wiederum kompetent informieren können. Vorteilhaft war auch eine große personelle Kontinuität<br />
der Gruppe. Mit dieser neuen Struktur hat sich das Mobilitätsteam als feste und zuverlässige<br />
Institution etabliert. Nach Einschätzung der Befragten ist auch nach einzelnen gescheiterten<br />
Projekten keine Entmutigung eingetreten.<br />
Im Zuge der stärkeren Übernahme von Aufgaben durch dieses Team Ende der 90er Jahre<br />
wurde es zum ersten Ansprechpartner für Beschäftigte und externe Projektpartner. Die Rückkoppelung<br />
mit der Geschäftsleitung erfolgt seither durch eine personell fest fixierte „Patenschaft“,<br />
die ein Manager für dieses Team übernommen hat. Über diesen „Paten“ laufen die<br />
Anfragen an die Geschäftsleitung, z. B. bei größerem Investitionsbedarf wie für Fahrradabstellanlagen<br />
oder bei Leistungsverträgen mit Dritten (z. B. Jobticket). Die inhaltliche Ausgestaltung<br />
und die Organisation <strong>des</strong> Projektes werden durch die Beschäftigten weitgehend selbständig<br />
aktiv entwickelt und getragen. Durch diese Reorganisation konnte die zwischenzeitlich etwas<br />
nachlassende Aktivität <strong>des</strong> Teams in den Jahren 1997 und 1998 wieder belebt werden.<br />
Im Rückblick auf neun Jahre Arbeit <strong>des</strong> Mobilitätsteams wird die erfolgreiche Implementation<br />
<strong>des</strong> BMM seitens <strong>des</strong> Betriebes charakterisiert als das Zusammenspiel einer Interessengruppe,<br />
die die Maßnahmenentwicklung initiiert und steuert und den drei Säulen <strong>des</strong> Erfolgs:<br />
Mitarbeiter, Führungskräfte und Vertreter der Geschäftsleitung, die diese Ideen übernehmen<br />
und dann im Zusammenspiel für die Umsetzung sorgen.<br />
7.4.3 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes<br />
In der Stadtverwaltung hatte die Verkehrsplanungsabteilung (heute Hauptabteilung Mobilität)<br />
die Federführung. Weitere Fachämter wurden nach Bedarf hinzugezogen. Die IHK übernahm<br />
nur zu Beginn die Moderation und einzelne Arbeiten, die arbeitsteilig zwischen den Beteiligten<br />
organisiert wurden. Die Dresdner Verkehrsbetriebe AG (DVB AG) waren wesentlicher Infrastrukturträger,<br />
die mit ihren Ausbauplänen für die Straßenbahn und die Neugestaltung <strong>des</strong><br />
gesamten Busnetzes im Dresdner Norden, aber auch mit der Entwicklung eines ersten Pilotversuchs<br />
für ein Firmenticket (2000/2001) engagiert waren. Mit der Gründung <strong>des</strong> Verkehrsverbunds<br />
VVO übernahm auch dieser Aufgaben, insbesondere bei der Durchführung und<br />
Auswertung der zweiten Mitarbeiterbefragung zur Mobilität in 1999 und der Grundsatzentscheidung<br />
für die Entwicklung von Jobtickets durch die Mitgliedsunternehmen. Somit waren<br />
Unternehmen <strong>des</strong> ÖPNV insgesamt stark und phasenweise (insbesondere während der<br />
Laufzeit von „intermobil“) auch personell durch verschiedene Abteilungen <strong>des</strong> VVO und der<br />
DVB AG intensiv am Projekt beteiligt.<br />
Nach der wegen zunächst noch nicht realisierter Vorschläge noch unbefriedigend verlaufenden<br />
Anschlussphase zwischen 1997 und 1999 erweiterte sich der Kreis der Beteiligten in der Phase<br />
<strong>des</strong> Pilotprojektes „Betriebliches Mobilitätsmanagement Infineon Dresden.“ 6 Mitarbeiter der<br />
6 Dieses Projekt war Bestandteil <strong>des</strong> Forschungsvorhabens „intermobil Region Dresden“, welches mit Förderung <strong>des</strong><br />
BMBF im Forschungsprogramm ‚Mobilität in Ballungsräumen’ zwischen 1999 und 2004 (Teilprojekte bis 2005)
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Forschergruppe wurden in die Beratungen <strong>des</strong> Mobilitätsteams direkt einbezogen. Die<br />
Moderation wurde themenbezogen auch durch die Stadtverwaltung oder bei größeren<br />
Mobilitätsveranstaltungen durch die Forschergruppe übernommen. Vertreter verschiedener<br />
städtischer Verwaltungen, der DVB AG, <strong>des</strong> VVO sowie <strong>des</strong> ADFC wurden je nach Themenschwerpunkt<br />
hinzugezogen. In die Vorbereitung von Mobilitätstagen waren zudem Mitarbeiter<br />
einer Werbeagentur, einer Krankenkasse und zusätzlicher externer Partner einbezogen.<br />
Zur Umsetzung einzelner Projekte bediente sich das Unternehmen weiterer externer<br />
Dienstleister und Lieferanten, die im Auftrag tätig wurden (z. B. ein Einzelhändler für onlineshopping,<br />
ein Fahrradhersteller usw.). Die Entscheidungsvorbereitung für einzelne Produkte<br />
erfolgte zunächst im Rahmen der Arbeit <strong>des</strong> Mobilitätsteams.<br />
7.4.4 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen<br />
Durch die Arbeit der Forschergruppe, die ein neues, maßnahmenbezogenes Mobilitätskonzept<br />
entwickelte und hierbei Informations- und Beratungsdienstleistungen (unter Einbeziehung <strong>des</strong><br />
Fahrradverkehrs) sowie den ÖPNV-Tarif in den Vordergrund stellte, wurde Anfang <strong>des</strong> Jahres<br />
2000 ein neuer Impuls ausgelöst. Die Forschergruppe entwickelte zunächst nach Analyse der<br />
Gesamtsituation einen umfangreichen Maßnahmenkatalog, der zunächst mit dem Mobilitätsteam<br />
und dem Management intensiv diskutiert wurde. Ergebnis war eine Filterung von kurzfristig<br />
und mittelfristig weiterzuverfolgenden Handlungslinien und angestrebten Maßnahmen, die<br />
Streichung oder Rückstellung von als nicht zielführend oder nicht finanzierbaren Vorschlägen<br />
und eine Koppelung <strong>des</strong> Mobilitätskonzeptes während seiner Laufzeit an das Forschungsprojekt<br />
(Büro für integrierte Planung). Die Forschergruppe befand sich prinzipiell nur in der Rolle<br />
<strong>des</strong> Ideengebers, deren Vorschläge bei Akzeptanz durch den Betrieb weiterverfolgt wurden.<br />
Alle Kooperationspartner aus dem Vorläuferprojekt 1996 (Stadt, DVB AG) und der neu hinzugekommene<br />
Verkehrsverbund VVO intensivierten ihre Zusammenarbeit.<br />
Der ÖPNV-Tarif wurde im Zuge <strong>des</strong> massiven Betriebsausbaus verstärkt in den Fokus gestellt.<br />
Sowohl in der Mobilitätsbefragung 1996 als auch in einer weiteren im Jahr 1999, erreichte das<br />
Kriterium „Fahrpreis“ bei allen Nennungen, die sich auf Hemmnisgründe in Bezug auf die<br />
Nutzung <strong>des</strong> ÖPNV bezogen, den höchsten Wert. 7 Das im Konzept vorgeschlagene Jobticket<br />
zur Ansprache der preissensiblen Zielgruppe konnte jedoch in der Startphase nicht realisiert<br />
werden 8 , auch direkte Zuschüsse zum Fahrgeld durch den Betrieb werden nicht gezahlt.<br />
Mit dem Ausbau <strong>des</strong> Standorts ändert sich eine wesentliche Situation: Der Parkraum wird<br />
deutlich knapper. Waren zum Zeitpunkt der ersten Mobilitätsbefragung 1.850 Personen<br />
beschäftigt, stieg deren Zahl bis Ende 2000 auf über 3.000 Beschäftigte, für die Produktion<br />
waren die ersten zwei Werksmodule fertiggestellt. Hinzu kamen noch bis zu 2.000 Mitarbeiter<br />
von Fremdfirmen, die täglich auf dem Betriebsareal zur Erweiterung und Ausrüstung <strong>des</strong> Werks<br />
tätig waren. Zeitgleich mit dem Aufbau <strong>des</strong> dritten Produktionsmoduls ab dem Jahr 2000<br />
beginnt die konkrete Arbeit am Pilotprojekt Betriebliches Mobilitätsmanagement Infineon. Wie<br />
durchgeführt wurde (intermobil-dresden.de), das Pilotprojekt wurde durch die Planungsgruppe Nord im Auftrag <strong>des</strong><br />
Betriebs und der Stadtverwaltung weiterentwickelt.<br />
7 Durchführung in Kooperation von Infineon und VVO<br />
8 Im Unterschied zu vielen deutschen Verkehrsverbünden bzw. einzelnen Verkehrsunternehmen war ein<br />
(standardisiertes) Jobticket oder Firmenticket kein Bestandteil der Tarifangebote <strong>des</strong> Verkehrsverbunds Oberelbe<br />
(VVO), der die Tarifhoheit im Verbundgebiet wahrnimmt. In Folge <strong>des</strong> Projektes „intermobil“ und der Planungen für<br />
Infineon wurde ein Grundsatzbeschluss in der Zweckverbandsversammlung <strong>des</strong> VVO gefasst, der die Entwicklung<br />
von Jobtickets ermöglichte und so die formale Basis für die spätere Realisierung darstellt.<br />
31
32<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
bereits in 1996 vermittelte die Stadtverwaltung der Forschergruppe Infineon als möglichen<br />
Praxispartner für das Projekt. Der Zeitpunkt war günstig, der zunehmende Verkehrsdruck stellte<br />
den Betrieb vor die Frage, wie die Nutzung <strong>des</strong> Pkw reduziert und auch weiterhin auf den<br />
Neubau eines ursprünglich geplanten weiteren Parkdecks für 400-500 Stellplätze verzichtet<br />
werden könnte.<br />
Der Entwicklungsprozess im Betrieb gewann auch für die Beschäftigten eine deutlich sichtbare<br />
Dynamik. Zunächst wurde ein konkretes Produkt entwickelt, um die Aufmerksamkeit auf die<br />
gesamte Mobilitätsstrategie zu lenken und den aktuell durch die Baumaßnahmen auf dem Areal<br />
bestehenden massiven Parkdruck zu verringern. Für diese Bauphase wurde eine Art<br />
Schnupperticket für den ÖPNV entwickelt, eine Zeitkarte (Infineon-Ticket), die für kurze Zeiträume<br />
erhältlich war (2-3 Monate Laufzeit, danach musste neues Ticket beantragt werden,<br />
insgesamt ein Jahr Laufzeit). Der Arbeitstitel <strong>des</strong> Produktes „Baustellenticket“ weist bereits auf<br />
die Bedingungen hin. Gleichzeitig wurde allen Beschäftigten, die eine normaltarifliche Zeitkarte<br />
nutzten, ein Zuschuss in Höhe von 10% durch den Betrieb gewährt.<br />
Vorgestellt wurde das Ticket im Rahmen <strong>des</strong> ersten Mobilitätstags im Unternehmen mit einem<br />
größeren Rahmenprogramm, erster Käufer war der Geschäftsführer, rund 500 Beschäftigte<br />
nahmen an den Veranstaltungen teil. Das Ticket wurde durch den Betrieb selbst vertrieben. Die<br />
Zahl der Nutzer <strong>des</strong> Tickets blieb insgesamt unter den Erwartungen, wenngleich eine weitaus<br />
größere Zahl lediglich den Zuschuss in Anspruch nahm und nachvollziehbar keinen Anlass sah,<br />
auf ein nur temporär angebotenes Firmenticket umzusatteln. Allerdings wurde das Ziel<br />
Verkehrsentlastung anteilig neben anderen Maßnahmen auch durch dieses Ticket und dem<br />
gezahlten Zuschuss erreicht. Eine Fortsetzung <strong>des</strong> Tickets konnte nach der Pilotphase nicht<br />
erreicht werden, es hätte deutlich anders gestaltet werden müssen, wozu die Verkehrsunternehmen<br />
zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht bereit waren. Auch wenn dieses Produkt zunächst für<br />
die Nutzer nicht ausreichend attraktiv (zu teuer, zu umständlich) war, dass es auf Dauer<br />
implementiert werden konnte, es stellte jedoch eine konkrete, auch stadtweit beachtete<br />
Maßnahme dar, die zusammen mit dem Mobilitätstag im Oktober 2000 und dem neuen<br />
Schwung in der Arbeit <strong>des</strong> Mobilitätsteams als wesentlicher Erfolgsfaktor für das Gesamtkonzept<br />
gelten kann.<br />
Meilensteine der weiteren Projektentwicklung waren auch die aktive Einbeziehung in das<br />
Forschungsvorhaben „intermobil Region Dresden“ 9 1999-2003 und in das ExWoSt-Forschungsvorhaben<br />
„Betriebliches Mobilitätsmanagement und Stadtentwicklung Dresden“ 2002-2003.<br />
Letzteres löste entscheidende Impulse für zusätzliche Kooperationen am Wirtschaftsstandort<br />
Dresden aus, wirkte sich jedoch auch fördernd nach innen aus, da die Präsentation <strong>des</strong><br />
eigenen Projektes gegenüber anderen Unternehmen und öffentlichen Betrieben zusätzliche<br />
Bestätigung für die Relevanz und den Erfolg dieser Innovation brachte.<br />
Zwischen 2000 und 2005 wurden zahlreiche weitere Maßnahmen durchgeführt. Einige wenige<br />
scheiterten vor allem daran, dass es keine ausreichend leistungsfähigen Anbieter für die<br />
gewünschten Produkte gab, was auch zur vorzeitigen Beendigung von Maßnahmen führte (vgl.<br />
Ritscher 2004). Die neben der baulichen Infrastruktur für den Fahrradverkehr bedeutendste<br />
Maßnahme stellt das Jobticket dar. Es wurde zum 01.01.2005 zunächst für die Tarifzone<br />
Dresden eingeführt und brachte innerhalb weniger Monate rund 400 neue Stammkunden, die<br />
9 Intermobil Region Dresden, Projekt im Rahmen <strong>des</strong> Forschungsprogramms „Mobilität in Ballungsräumen mit<br />
Förderung <strong>des</strong> BMBF, Teilprojekt Raum- und verhaltensstrukturelle Voraussetzungen der nachhaltigen<br />
Mobilitätssicherung, Bearbeitung durch das BiP Büro für integrierte Planung und die PGN Planungsgruppe Nord im<br />
Unterauftrag der TU Hamburg Harburg
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
nachweislich vorher noch nicht über eine Monats- oder Jahreszeitkarte verfügten. Das Modell<br />
der „InfineonCard“ wurde spezifisch durch ein Planungsbüro entwickelt und beinhaltet ein<br />
Anreizsystem, von dem sowohl die Nutzer als auch der Betrieb als Zuschussgeber und die<br />
Verkehrsunternehmen profitieren können. Aufgrund dieses Erfolges wurde im Folgejahr ab<br />
01.01.2006 eine Ausweitung auf das Umland umgesetzt. Hierbei wird jedoch eingeschätzt, dass<br />
die meisten Personen dieser Zielgruppe aufgrund unzureichender Fahrplanangebote ohnehin<br />
nicht allein über diese Tarifstrategie angesprochen werden können. Dennoch wurde diese<br />
Maßnahme umgesetzt, um einen gerechten Ausgleich zwischen ÖPNV-Stammkunden aus<br />
Dresden und dem Umland herzustellen.<br />
Die meisten Produkte <strong>des</strong> BMM bewährten sich in der Praxis und wurden durch die Gesamtheit<br />
der Beschäftigten durchschnittlich positiv eingeschätzt. Sie können als etabliert angesehen<br />
werden. Insbesondere die baulichen Maßnahmen zur Förderung <strong>des</strong> Fahrradverkehrs sind<br />
naturgemäß langfristig angelegt, organisatorische Maßnahmen wie Jobtickets, Parkraummanagement,<br />
Information, Mobilitätsberatung unterliegen bewusst einer integrierten,<br />
kurzfristigen Erfolgskontrolle, auch zur Nachjustierung. Hierbei werden arbeitsteilig Beiträge<br />
sowohl der Verkehrsunternehmen, als auch der Stadtverwaltung und auf Ebene <strong>des</strong><br />
Managements und <strong>des</strong> Mobilitätsteams im Betrieb geleistet. Auffällig ist, dass auch Nichtnutzer<br />
die Maßnahmen oft gut bewerten; dies wird darauf zurückgeführt, dass die Wirkung auch im<br />
Zusammenhang erkannt und folglich als Verbesserung der eigenen Situation beurteilt wird. So<br />
wird durch die MIV-Nutzer durchaus anerkannt, dass eine verstärkte Nutzung von ÖPNV und<br />
Fahrrad die Stauanfälligkeit auf den Zufahrtstraßen mindert und die Parkplatzsuche erleichtert.<br />
7.4.5 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen<br />
Die fördernden Rahmenbedingungen sind hinsichtlich Komplexität, Struktur und insbesondere<br />
hinsichtlich Kooperation und Kommunikation sehr ausgeprägt.<br />
Die Voraussetzungen für eine umweltverträgliche Verkehrsabwicklung treffen am Standort<br />
Klotzsche auch auf hemmende Faktoren, die in der peripheren Lage <strong>des</strong> Unternehmens<br />
begründet sind. Es wurde ursprünglich ein Standort gesucht, der verschiedenen betrieblichen<br />
Anforderungen gerecht werden musste. Ein sogenannter „integrierter“ Standort in enger<br />
räumlicher Beziehung zu Wohngebieten und wohnungsnaher Infrastruktur kam aufgrund dieser<br />
Anforderungen und der vom Werk ausgehenden Emissionen nicht in Betracht.<br />
Anbieterstruktur Mobilitätsdienstleistungen<br />
Im Verlauf der weiteren Projektentwicklung wurde immer deutlicher, wie schwach ausgeprägt<br />
lokal und bun<strong>des</strong>weit die Anbieterseite aufgestellt war, dass selbst für ein großes Unternehmen<br />
kaum standardisierte Produkte auf dem Markt waren 10 und praktisch jede größere Maßnahme<br />
zu großen Teilen die Eigenentwicklung von Modulen durch den Betrieb umfasste. Offensichtlich<br />
waren die Mobilitätsdienstleister besonders im Bereich von Beratung, Information,<br />
Zielgruppenmarketing, Tarif sowie Organisation <strong>des</strong> BMM noch nicht auf einen großen<br />
Industriebetrieb als Nachfrager eingestellt, sondern bedienten ausschließlich den diffusen Markt<br />
der Endnutzer. Diese Rahmenbedingung wurde von allen Akteuren als hemmend empfunden.<br />
10 Beispiele sind: Eigenentwicklung von Software für Fahrgemeinschaftsbörse im Intranet „Infineon CarPool“,<br />
Entwicklung Jobticket „InfineonTicket“ 2000/2001 durch DVB AG und Infineon, Jobticket „InfineonCard“ ab 2005 auf<br />
Basis einer Entwicklung eines externen Consulters. Das „Drive-In-Kaufhaus“ mit automatischen Abhollager zur<br />
Einsparung von Wegen scheiterte am Konkurs <strong>des</strong> Anbieters und dem Fehlen von Wettbewerbern, für ein „high-tech“-<br />
Infineon-Fahrrad fand sich kein Produzent, der diese relativ kleine Serie zu akzeptablen Kosten herstellen konnte.<br />
33
34<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Beispiel ist auch, dass angeforderte Angebote erst mit großer Verzögerung erstellt wurden oder<br />
ein standardisiertes Produkt noch nicht entwickelt war.<br />
Siedlungsräumliche Bedingungen und Verkehrsinfrastruktur<br />
Als hemmende Rahmenbedingungen werden insbesondere die Lage am Stadtrand mit teilweise<br />
sehr großen Entfernungen (für 2003 wurde eine durchschnittliche Länge <strong>des</strong> Arbeitsweges –<br />
ein Weg – von 21 km ermittelt) und der häufig im Verhältnis zum MIV als zu langen Reisezeit<br />
mit öffentlichen Verkehrsmitteln angesehen. Zu vielen Wohnstandorten im Umland gebe es<br />
keine oder nur unzumutbare ÖPNV-Verbindungen. Auch das starre Fahrplansystem, welches<br />
durch die Ausdünnung nachts und am Wochenende für einen Produktionsbetrieb über 24<br />
Stunden nachteilig ist, wird bemängelt. Die langen Verhandlungen zur Einführung eines<br />
Jobtickets haben letztlich ein auf Anhieb erfolgreiches Modell zum Resultat gehabt.<br />
Das Fehlen eines S-Bahn-Haltepunktes am Werk wurde schon früh als Problem erkannt.<br />
Jedoch wird aufgrund der langen Zuwegung durch ein steiles, unbewohntes Gelände kein Sinn<br />
in diesen Überlegungen gesehen, da von einem ungünstigen Nutzen-Kostenverhältnis<br />
auszugehen ist. Weitere potentielle Nutzer außer zum benachbarten Technologiepark und der<br />
Akademie der Berufsgenossenschaften können zudem nicht erschlossen werden. Wichtiger ist<br />
für Stadtverwaltung, Verkehrsunternehmen und Betrieb die gute Verknüpfung <strong>des</strong> S-Bahn-<br />
Haltepunktes Dresden Klotzsche mit dem Busverkehr.<br />
Die Fertigstellung <strong>des</strong> vierstreifigen Ausbaus der Königsbrücker Straße im Zuge der B 97, die<br />
mit Ausnahme <strong>des</strong> Teilstücks in der Dresdner Neustadt bis 2005 erfolgte, führte zu einer<br />
höheren Zuverlässigkeit der Straßenbahn durch eigene Gleiskörper und Vorrangschaltung und<br />
kann insofern auch als fördernd für die ÖPNV-Nutzung betrachtet werden. Nicht übersehen<br />
werden darf jedoch der den Straßenverkehr beschleunigenden Effekt <strong>des</strong> vierstreifigen<br />
Ausbaus der Königsbrücker Straße und der Modernisierung der Knotenpunkte für den MIV;<br />
auch hier nahmen Stauanfälligkeit und sonstige Behinderungen ab. Die gleichzeitige Anlage<br />
baulich getrennter Fahrradwege außerhalb der Ortslagen von Klotzsche führte zu einer<br />
Erhöhung der Verkehrssicherheit und Attraktivität dieses Verkehrsmittels, wobei der fehlende<br />
Ausbau im Bereich der Dresdner Neustadt (teilweise keine, teilweise nur geschotterte und zu<br />
schmale Wege) als hemmen<strong>des</strong> Moment weiterbesteht.<br />
Die im Verhältnis zu Innenstadtlagen relativ geringe Fahrplandichte <strong>des</strong> ÖPNV sowie fehlende<br />
Verbindungen werden auch von der Stadtverwaltung als hemmend angesehen. Am Standort<br />
sind in akzeptabler Fußwegeentfernung nur wenige Wohnquartiere erreichbar, eine Versorgung<br />
mit Einzelhandel und Dienstleistungen steht in unmittelbarer Umgebung <strong>des</strong> Werks nur sehr<br />
eingeschränkt zu Verfügung. Zu Fuß erreichbar sind lediglich die Zugangsstellen zum Bus- und<br />
Straßenbahnverkehr. Diese städtebauliche Randlage <strong>des</strong> Werksstandorts wirkt sich unmittelbar<br />
auf das alltägliche Mobilitätsverhalten der Mitarbeiter aus.<br />
Zudem stellt die äußere Erschließung <strong>des</strong> Werks durch Fuß- und Radwege durch Steigungsstrecken<br />
und den noch erheblichen verbesserungsbedürftigen baulichen Zustand (Breite, Oberfläche,<br />
Führung in Knotenpunkten, Beleuchtung usw.) der Wege – auch auf der Verbindung<br />
zwischen dem S-Bahn-Haltepunkt Klotzsche und dem Werk – ein weiteres Hemmnis für diese<br />
Verkehrsmittel dar. Zu Beginn <strong>des</strong> Projektes waren zudem noch lange Fußwege zu den Haltestellen<br />
der Straßenbahn und der Buslinien in der Königsbrücker Straße zurückzulegen.<br />
Zwischenzeitlich wurden Bushaltestellen dichter an den Haupteingang <strong>des</strong> Werks verlegt, die
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Fußwegeverbindung zur Straßenbahn durch den neuen nördlich gelegenen Hauptzugang<br />
verkürzt.<br />
Begleitforschung<br />
Beide Forschungsprojekte, die in Dresden zur Thematik durchgeführt wurden, werden sowohl<br />
vom Unternehmen als auch von der Stadtverwaltung als positiv eingeschätzt. Der Betrieb<br />
betont, dass ihm auch die ausführliche Evaluation und die vertiefende Datenbeschaffung und –<br />
Analyse von Vorteil gewesen ist, zumal sich die Ergebnisse so auch gut nach innen<br />
kommunizieren ließen. Die Stadtverwaltung stuft beide Projekte als bedeutend ein.<br />
Die Beteiligung an zwei Forschungsvorhaben („intermobil“ und „ExWoSt“) wird auch durch den<br />
Betrieb in verschiedener Hinsicht als fördernd bewertet. Insbesondere die Einbindung in ein<br />
konkretes Programm, in dem Ziele gesetzt werden und in dem auf Ergebnisse hin orientiert wird<br />
erzeugt einen positiven Druck. Zudem wird die Beteiligung an diesen bun<strong>des</strong>weit beachteten<br />
Forschungsvorhaben auch als imagefördernd für den Betrieb und seine BMM-Maßnahmen<br />
angesehen. Mit diesen Projekten sei man auch in anderen Städten und Betrieben bekannt<br />
geworden; es gebe eine wachsende Nachfrage nach Informationen.<br />
Die Arbeit der Forschergruppen und im Anschluss die professionelle Beratung durch ein<br />
Planungsbüro ermöglichte einen nützlichen Marktüberblick über qualitativ angemessene<br />
Produkte von Tarifsystemen über Software bis zu Fahrradabstellanlagen, der vom Betrieb<br />
selbst nicht leistbar gewesen wäre. Diese Arbeiten umfassten auch eine bun<strong>des</strong>weite Ad-hoc-<br />
Befragung bei Verkehrsunternehmen zu den verschiedenen Jobticket-Modellen und eine<br />
Befragung der Mitgliedsstädte im Verkehrsausschuss <strong>des</strong> Deutschen Städtetages zu<br />
Erfahrungen mit von Wirtschaft und Kommune kooperativ organisierten und finanzierten<br />
Mobilitätsmanagement-Maßnahmen (vgl. PGN 2003). Insbesondere die Übersicht über<br />
herausragende positive Beispiele praktizierter BMM-Projekte in Deutschland und Österreich, die<br />
im Forschungsprojekt „ExWoSt“ geleistet werden konnte, gab hilfreiche Anregungen für die<br />
betrieblichen Akteure und die beteiligten Fachämter der Stadtverwaltung (vgl. PGN 2003). Die<br />
Forschergruppen vermittelten auch konkrete Kontakte zwischen Infineon und überregionalen<br />
Leistungsanbietern.<br />
Qualifikation der Akteure<br />
Die Qualifikation und das Engagement der im Betrieb und im Unternehmen mit dem Projekt<br />
befassten Personen kann als sehr hoch eingeschätzt werden. Neben der konkreten Befassung<br />
mit der Entwicklung der Mobilitätsinfrastruktur für den Standort Infineon lag in der Stadtverwaltung<br />
auch frühzeitig ein grundsätzliches Erkenntnisinteresse vor: das Potenzial für<br />
geändertes Mobilitätsverhalten sollte ermittelt werden und welche Möglichkeiten bei Verkehrserzeugern<br />
bestehen den Verkehr verträglicher zu gestalten.<br />
Einzelne Mitarbeiter von Infineon haben sich allerdings über privates Engagement, z. B. in<br />
Verkehrsinitiativen oder Verbänden, über die Jahre ein großes Maß an Fachwissen angeeignet<br />
(insbesondere im Bereich Fahrradverkehr), wodurch das Mobilitätsteam und externe Beteiligte<br />
im Einzelfall auch sehr kompetente Ansprechpartner im Betrieb hatte. Nicht gering zu bewerten<br />
ist zudem der Erfahrungswert der Beschäftigten aus der regelmäßigen Nutzung von ÖPNV,<br />
Fahrrad, Carsharing usw.. Dieser dokumentiert sich auch in allen Mitarbeiterbefragungen, in<br />
denen jeweils mehrere hundert sehr konkrete Verbesserungsvorschläge eingereicht wurden.<br />
Innovationspotential im Unternehmen<br />
35
36<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Bedingt durch die Innovationskraft der Halbleiterbranche und <strong>des</strong> durchschnittlich sehr hohen<br />
Ausbildungsniveaus in diesem Betrieb ist das Innovationspotential auch für das BMM-Konzept<br />
als fördernde Rahmenbedingung zu sehen.<br />
Umweltmanagement und Umweltbewusstsein<br />
Während das vorhandene innovative Potential der Beschäftigten als für das BMM fördernd<br />
gelten kann, konnten in anderen zunächst zu vermutenden Aspekten derlei Kausalitäten nicht<br />
festgestellt werden. Mit der Gründung von Infineon wurde das Umweltmanagement originärer<br />
Bestandteil der Unternehmensphilosophie und -strategie. Infineon Dresden ist seit 1999<br />
umweltzertifiziert. Mobilitätsaspekte sind hier formal nicht integriert. Allerdings werden<br />
Aussagen zur Mitarbeitermobilität in der Umwelterklärung 1999 getroffen, in der ein Kapitel<br />
„Verkehr, Transport und Lagerung“ enthalten ist.<br />
Die so artikulierte grundsätzliche Bereitschaft, sich mit dem Thema Mobilität zu befassen, war<br />
eine günstige Ausgangsvoraussetzung für die Entwicklung <strong>des</strong> BMM und <strong>des</strong> Pilotvorhabens im<br />
Rahmen von intermobil. Es konnte nicht nur ein Grundverständnis für verkehrliche Wirkungszusammenhänge<br />
vorausgesetzt werden, sondern auch davon ausgegangen werden, dass im<br />
Unternehmen kompetente Ansprechpartner zu Verfügung stehen.<br />
Dennoch wird seitens der Befragten eingeschätzt, dass das Thema Mobilität“ vordergründig nur<br />
gering mit dem Thema Umwelt in Verbindung gebracht wird, obwohl das Umweltbewusstsein<br />
der Beschäftigten, die sich aktuell z. B. auch intensiv mit dem Aspekt regenerativer Energiegewinnung<br />
auseinandersetzen als durchaus sehr ausgeprägt eingeschätzt wird. Als Indiz für die<br />
Annahme einer relativ geringen direkten Bedeutung <strong>des</strong> Umweltaspektes bei der Wahl <strong>des</strong><br />
Verkehrsmittels bei einem Verkehrsmittelwechsel kann die Mobilitätsbefragung 2003 herangezogen<br />
werden. Rund jeder sechste Beschäftigte hatte während seiner Tätigkeit für Infineon<br />
das Verkehrsmittel min<strong>des</strong>tens einmal gewechselt. Bei der Angabe von Gründen nannten<br />
lediglich 1% der Wechsler das Kriterium „Umwelt“, häufigster Grund war hingegen ein Umzug,<br />
gefolgt von Qualitätsaspekten der einzelnen Verkehrsmittel (vgl. Büro für integrierte Planung<br />
2004a).<br />
Als Hinweis auf die wachsende Bedeutung der Umweltaspekte als ein positiv stimulierender<br />
Aspekt für das persönliche Engagement in diesem Projekt kann angesehen werden, dass<br />
sowohl beim Mobilitätstag 2000 als auch 2004 Ausstellungen durch Beschäftigte organisiert<br />
wurden, die den Zusammenhang von Mobilität und Umwelt thematisierten. Der Mobilitätstag<br />
2004 wurde bewusst in die „Europäische Woche der Mobilität“, einer durch das Klimabündnis<br />
organisierte Kampagne, gelegt.<br />
Kooperation Stadtverwaltung – Unternehmen – Verkehrsunternehmen<br />
Wichtige fördernde Rahmenbedingungen werden hingegen in der Struktur und Qualität der<br />
Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung gesehen. Im Gegensatz zu den Anfängen habe sich<br />
mittlerweile mit der Hauptabteilung Mobilität eine zentrale Anlaufstelle entwickelt, die die<br />
Ansprache vieler einzelner Ämter erübrigt. Hier gebe es feste Ansprechpartner, die alle<br />
Anfragen und Wünsche kompetent bearbeiten oder an zuständige Stellen weiterleiten, sich aber<br />
auch dann koordinierend selbst weiter kümmern.<br />
Als wesentlichen Erfolgsfaktor schätzen alle beteiligten Akteure die langjährige Kontinuität der<br />
Arbeit der Stadtverwaltung ein, die somit ein zuverlässiger Partner der aktiven Betriebe ist und<br />
das Thema am Leben hält. Diese Konstante wird insbesondere vor dem Hintergrund der<br />
teilweise sehr kurzfristig wirksamen Veränderungen in der Wirtschaftssituation und dem damit
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
zusammenhängenden tagespolitischem Geschäft <strong>des</strong> Managements, bei dem langfristige<br />
Perspektiven der Mobilitätsentwicklung eher in den Hintergrund rücken können, positiv<br />
bewertet. Dr. Kerstin Burggraf, die in der Hauptabteilung Mobilität die zentrale Funktion der<br />
langjährigen Betreuung der BMM-Projekte innehat, zieht folgen<strong>des</strong> Fazit: „Zum gegenwärtigen<br />
Zeitpunkt kann resümierend festgestellt werden, dass kommunale Aktivitäten längerfristig<br />
wirkungsvoll und deutlich spürbar sind. Kurzzeitiges Engagement hat wenig Aussicht auf Erfolg;<br />
die Arbeit muss kontinuierlich und dauerhaft erfolgen“ (Burggraf 2006).<br />
Eine weitere Grundlage für die erfolgreichen Aktivitäten war und ist die enge Kooperation mit<br />
der Dresdner Verkehrsbetriebe AG, die ihrerseits federführend und partnerschaftlich,<br />
insbesondere auch unter Einbindung der jeweiligen Kooperationspartner im Verkehrsverbund<br />
Oberelbe, bei der Großkundenakquisition handelt. Eine der Erkenntnisse in der Zusammenarbeit<br />
war, dass eine einfache Übertragung <strong>des</strong> 100% Modells zum Beispiel aus dem Rhein-<br />
Ruhr-Raum bei der schwierigen Wirtschaftslage und der finanziell problematischen Situation<br />
vieler Unternehmen in der Region Sachsen nicht einfach übertragbar war. Verantwortlich dafür<br />
war auch, dass viele Firmen im Osten nur als „verlängerte Werkbänke“ tätig sind und<br />
entsprechend keine entscheidungsbefugten Firmenzentralen vor Ort zur Verfügung standen<br />
und stehen.<br />
Deshalb wurde als erstes versucht, ein neues Modell für Infineon (InfineonCard) zu entwickeln.<br />
Der Erfolg der InfineonCard und die durch die wissenschaftliche Evaluation nachgewiesenen<br />
Fahrgaststeigerungen durch das BMM-Konzept führten zu einer Weiterentwicklung der Tarif-<br />
Strategie <strong>des</strong> Verkehrsunternehmens. Nachdem die DVB AG bereits lange Jahre in eine<br />
intensive Kommunikation und Kooperation (Mobilitätsberatung usw.) mit in das Projekt<br />
eingebunden war, wurde in 2005 erstmals auch mit weiteren Betrieben ein vergleichbares<br />
Jobticket vereinbart. Gemeinsam mit der Stadtverwaltung und einem Planungsbüro wurde eine<br />
standardisierte und effektive betriebsbezogene online-Mobilitätsdatenerhebung erarbeitet, um<br />
weitere Betriebe, insbesondere auch kleinere und mittlere Betriebe, für diese Handlungsstrategie<br />
gewinnen zu können.<br />
Koppelung an Wohnstandortberatung<br />
Synergieeffekte zur Förderung einer umweltverträglicheren und effektiveren Mobilität auf dem<br />
Arbeitsweg werden durch die von Anbeginn durchgeführten Maßnahmen <strong>des</strong> Relocation-<br />
Service und Wohnstandortberatung erzielt, die durch einen externen Dienstleister durchgeführt<br />
wird.<br />
Überregionaler Best Practise Wettbewerb<br />
Die im Lauf <strong>des</strong> Projektes sich entwickelnden und vertiefenden Kooperationen mit anderen<br />
Betrieben am Standort werden ebenfalls als fördernd angesehen. Konkretes Beispiel ist die<br />
Zusammenarbeit zwischen AMD und Infineon im Hinblick auf den Infineon CarPool zur<br />
Fahrgemeinschaftsförderung. Der Durchbruch mit dem Jobticket InfineonCard in 2004 hat eine<br />
starke Nachfrage von Betrieben in Dresden und auch in der unmittelbaren Nachbarschaft von<br />
Infineon entstehen lassen, aktuell wird sogar über ein „Standortticket“ nachgedacht. Einzelne<br />
Betriebe in Dresden haben im Anschluss an Infineon bereits Jobticket-Verträge mit den<br />
Verkehrsbetrieben abgeschlossen.<br />
Das dynamische Wachstum <strong>des</strong> Betriebes kann in mehrfacher Hinsicht als positive Rahmenbedingung<br />
gewertet werden. Hierzu zählen nicht nur der steigende Verkehrsdruck, sondern<br />
auch die Vorteile, die die Ansprache neuer Mitarbeiter in den Phasen unmittelbar vor und nach<br />
37
38<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Arbeitsaufnahme bietet (Orientierungsphase auch hinsichtlich der Organisation <strong>des</strong> Arbeitsweges,<br />
für viele Mitarbeiter auch Suchphase im Hinblick auf einen neuen Wohnstandort und<br />
damit zusammenhängend die durch das Unternehmen angebotene kostenlose Wohnstandortberatung<br />
(Relocation-Service) für alle Neueingestellten, die zunächst im Ansatz und später<br />
verstärkt auch Mobilitätsinformationen vermittelte. 11<br />
Wohnstandortwechsel der Beschäftigten<br />
Eine wichtige Stimulation zum Verkehrsmittelwechsel vom MIV zum Fahrrad oder ÖPNV ergab<br />
sich im Verlauf <strong>des</strong> Projektes durch den Umzug vieler Mitarbeiter in eine größere Nähe zum<br />
Arbeitsplatz. Dies wurde auch durch die zwischenzeitliche Fertigstellung ausreichend attraktiver<br />
Wohnquartiere in den nördlichen Stadtteilen Dresdens, insbesondere auch in Klotzsche,<br />
möglich, die in der Nachwendezeit zunächst die Nachfrage nach adäquatem quantitativ und<br />
qualitativ ausreichendem Wohnungsangebot für die Beschäftigten an diesem Standort nicht<br />
bieten konnten. Die Ergebnisse der Mobilitätsanalysen im Längsschnitt der Jahre 1996 bis 2003<br />
bestätigen den Trend zu kürzeren Distanzen Wohnen - Arbeiten. Dass dieser Trend keine<br />
stabile Größe darstellt, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, ist seit 2003 bereits aus<br />
dem Betrieb heraus berichtet worden.<br />
Stellplatzmanagement<br />
Von den aktiv am Projekt beteiligten Partnern wird eingeschätzt, dass eine Bewirtschaftung der<br />
Stellplätze bereits früher deutliche Zuwächse bei ÖPNV und Fahrradverkehr bewirkt hätte,<br />
insbesondere angesichts der noch starken MIV-Nutzung der Beschäftigten aus Dresden. Alle<br />
bisherigen Pläne hierzu wurden jedoch zunächst wieder verworfen. Entscheiden<strong>des</strong> Argument<br />
hierfür war, dass rund 2/3 der Beschäftigten sich 2003 generell gegen Parkplatzgebühren<br />
ausgesprochen hatten und selbst die potenziell Begünstigten Nutzer anderer Verkehrsmittel<br />
diese Maßnahme überwiegend ablehnten. Strukturell war eine Koppelung der Parkgebühren an<br />
die individuellen Bedingungen der Beschäftigten ebenso im Gespräch wie eine Re-Investition<br />
der Erlöse in ÖPNV und Fahrradverkehr. Im Unterschied zu anderen Maßnahmen (Beratung,<br />
Information, Fahrradförderung, Jobticket usw.) wurde bisher zum Aspekt Parkraumbewirtschaftung<br />
noch keine Fachplanung durch externe Experten erstellt.<br />
Relevant ist als hemmende Rahmenbedingung für einen weiter wachsenden Erfolg <strong>des</strong> BMM<br />
die aktuell deutliche Entspannung der (konkurrierenden) Parkplatznachfrage von Mitarbeitern<br />
zu werten. Zwar wurde auf den Neubau eines ursprünglich geplanten Parkdecks mit 400-500<br />
zusätzlichen Stellplätzen trotz der massiven Zunahme der Arbeitsplätze verzichtet. Aber nach<br />
der Fertigstellung <strong>des</strong> nunmehr vierten Ausbauabschnittes <strong>des</strong> Betriebes in den Jahren<br />
2004/2005 hat sich die Situation auf dem Areal durch das Fehlen eines Großteils der zwischenzeitlich<br />
bis zu 2.000 mit dem Ausbau Beschäftigten entspannt. Hinzu kommen neue<br />
Regelungen der Parkplatznutzung (z. B. Zufahrt nur noch für Beschäftigte, vorher durften auch<br />
Mitarbeiter von Fremdfirmen fast ohne Einschränkung parken). Dennoch kann im Resultat das<br />
zwar kostenfreie aber „knappe Gut“ Stellplatz als bisher deutlich stimulierend für eine stärkere<br />
Nachfrage nach Alternativen zur Nutzung <strong>des</strong> eigenen Pkw bewertet werden.<br />
11 Mit dem Ende der beschriebenen Erweiterungsphase folgte eine neue Einstellungswelle. Die Produktionsaufnahme<br />
im 3. Werksmodul erfolgte im April 2001. Die Zahl der Beschäftigten wurde im Laufe <strong>des</strong> Jahres 2002 auf 4.300<br />
erhöht, bis Ende 2003 stieg sie auf 4.800, Ende 2005 existieren rund 6.200 Arbeitsplätze an diesem Standort.
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Das Thema ist jedoch nach wie vor interessant und wird weiter beraten. Wichtiges Ziel <strong>des</strong><br />
Unternehmens ist, eine möglichst gerechte Verteilung der Ressource Parkplatz sicherzustellen,<br />
falls weitere Zugangsbeschränkungen eingeführt und/oder Parkgebühren erhoben würden.<br />
Kooperationen mit anderen Betrieben am Standort<br />
Infineon kooperiert im BMM mit anderen Betrieben am Standort, insbesondere im Rahmen der<br />
gemeinsamen Entwicklung eines Stadtteilmobilitätskonzeptes. Zwei Meilensteine dieser<br />
Kooperationen waren die Zusammenarbeit mit dem Dresdner Werk von AMD (Austausch von<br />
Wissen und Erfahrungen zur Entwicklung eines CarPools zur Fahrgemeinschaftsförderung) und<br />
im Rahmen der Konzeption eines Quartiersmobilitätsplans für den gesamten Gewerbestandort<br />
Klotzsche im Rahmen <strong>des</strong> Entwicklungsvorhabens „ExWoSt“ (2002-2003). Infineon ist auf<br />
vielfältige Weise für diese Kooperationen offen und gilt als einer der Motoren der Weiterentwicklung<br />
der IT-Branche in Dresden, z. B. im Netzwerk „Silicon Saxony“. Diese Kontakte<br />
werden wiederum genutzt, um auch Mobilitätsaspekte bilateral oder im größeren Rahmen<br />
koordiniert zu bearbeiten.<br />
7.4.6 Politik der Stadtverwaltung<br />
Die Stadtverwaltung hat im Ergebnis der positiven Wirkungen der Pilotprojekte <strong>des</strong> BMM die<br />
Förderung dieser Strategie als eine tragende Säule ihrer Verkehrsentwicklungsplanung<br />
etabliert. Bereits im 2002 erstellten Integrierten Stadtentwicklungskonzept (INSEK) wird die<br />
Bedeutung <strong>des</strong> Mobilitätsmanagements und speziell <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements<br />
zur Sicherung einer nachhaltigen Mobilität für die Bürger und die Wirtschaft in der Stadt berücksichtigt.<br />
Im Rahmen der seit 2004 durch die Stadtverwaltung, Hauptabteilung Mobilität, bereits viermal<br />
veranstalteten „Seminare Mobilitätsmanagement für Unternehmen“ wurden die Grundzüge der<br />
aktuellen Mobilitätspolitik der Stadtverwaltung erläutert (vgl. Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden,<br />
Mobilität 2005):<br />
„Managementgrundsätze auf Mobilität anwenden heißt, bestehende Infrastrukturen intelligent<br />
nutzen und innovative, integrierte Mobilitätsangebote entwickeln, den Modal Split zugunsten<br />
<strong>des</strong> Umweltverbun<strong>des</strong> / der nachhaltigen Verkehrsarten verbessern, Synergieeffekte bei allen<br />
Beteiligten erzielen, „sanfte“ oder „weiche“ Infrastrukturmaßnahmen will die Stadt mit Partnern –<br />
Verkehrsunternehmen und großen Verkehrserzeugern, Verbänden entwickeln und umsetzen.“<br />
Die Mobilitätsentwicklung soll beeinflusst werden durch: „Infrastruktur, ordnungsrechtliche<br />
Instrumente und Mobilitätsmanagement“. Diese Strategie ist eingebettet in drei übergeordnete<br />
Leitlinien der Stadtentwicklung: „Nachhaltige Entwicklung von Dresden als europäischer Standort<br />
ist zu fördern, Mobilitätsbedürfnisse der Bevölkerung und Mobilitätsansprüche der Wirtschaft<br />
sind zu sichern, die unerwünschten Folgen von Verkehr sind zu reduzieren.“<br />
Das durch die Hauptabteilung entwickelte „Leitbild Nachhaltigkeit im Verkehr“ „erfordere“ eine<br />
„Verzahnung“ mit anderen Politikfeldern und orientiert sich an den folgenden Zielen:<br />
„ökonomisches Ziel – Sicherung und Entwicklung <strong>des</strong> Wirtschaftsstandortes, ökologisches Ziel<br />
– Verbesserung der Umweltsituation: weniger Lärm, saubere Luft, besseres Klima, soziales Ziel<br />
– gleiche Mobilitätschancen für alle Bevölkerungsschichten bei Beachtung finanzieller<br />
Ressourcen. Mobilitätsentwicklung basiert auf vier Säulen: Siedlungsstruktur, Verkehrsinfrastruktur,<br />
Verkehrsmanagement und Mobilitätsmanagement“<br />
Die erste umfassende gesamtstädtische Verkehrskonzeption der Lan<strong>des</strong>hauptstadt nach der<br />
Wende wurde erstmals mit dem Verkehrskonzept aus 1994 festgelegt. Zu diesem frühen Zeit-<br />
39
40<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
punkt sind betrieblich orientierte Maßnahmen <strong>des</strong> Mobilitätsmanagements noch kein Baustein<br />
der Planung. Die prozesshaft auf verschiedenen Ebenen und interdisziplinär angelegte<br />
Aktualisierung dieses Konzeptes, in die auch die Ansätze <strong>des</strong> Mobilitätsmanagements<br />
einbezogen werden, beschreibt die Lan<strong>des</strong>hauptstadt:<br />
Die Stadtverwaltung ist sich darüber bewusst, dass sie auch eine Vorbildfunktion für die<br />
anderen Betriebe hat. Sie beteiligte sich daher mit im Forschungsprojekt „intermobil Region<br />
Dresden“ mit einem eigenen Pilotprojekt „Betriebliches Mobilitätsmanagement in der Stadtverwaltung<br />
Dresden“. Dieses startete mit einer umfassenden Ämterbefragung sowie einer<br />
Mitarbeiterbefragung zur Mobilität im Jahr 2000, an der sich 16 Verwaltungsstandorte mit<br />
insgesamt 3.400 Beschäftigten beteiligten, die Rücklaufquote betrug 35%. Seither wurden<br />
verschiedene Maßnahmen umgesetzt, hierzu gehört der Einsatz betrieblichen Carsharings für<br />
neun Ämter, die Nutzung von Dienstfahrrädern, die Durchführung von Workshops und<br />
insgesamt bisher sechs Mobilitätstagen in den drei größten Standorten (vgl. Büro für integrierte<br />
Planung 2004).<br />
In der Stadtverwaltung und hier insbesondere in der Hauptabteilung Mobilität wird betriebliches<br />
Mobilitätsmanagement bei Standortentscheidung von Unternehmen und der Frage, wie viel<br />
Stellplätze nach der Stellplatzsatzung angeboten werden müssten und wenn dies nicht realisiert<br />
werden können, welche Maßnahmen als Ausgleich umgesetzt werden regelmäßig diskutiert.<br />
Eine Umsetzung von Maßnahmen bleibt jedoch schwierig, weil Satzungen hierzu nicht<br />
vorliegen. Eine Aufnahme in die Regelwerke der Bauordnungen wäre nach Aussage der Stadtverwaltung<br />
sehr hilfreich für eine erfolgreiche Umsetzung.
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
7.5 Fallstudie Diakonie- und Sozialstation Hamburg St. Pauli<br />
Steckbrief: Betriebliches Mobilitätsmanagement Diakonie- und Sozialstation HH-St. Pauli<br />
Allgemeines<br />
Branche: Diakonie- und Sozialstation<br />
Größe: 70 hauptamtliche Mitarbeiter,<br />
35 Zivildienstleistende,<br />
ca. 40 ehrenamtliche Mitarbeiter<br />
Arbeitszeiten: überwiegend flexible Arbeitszeiten<br />
Lage der Diakonie St. Pauli<br />
Abbildung 7: Übersichtsplan zur Lage der Diakonie- und<br />
Sozialstation St. Pauli im Stadtgebiet Hamburg<br />
Abbildung 9: Detail-Luftbild der Diakonie- und Sozialstation St. Pauli<br />
(Quelle: Homepage der Stadt Hamburg; Bearbeitung PGN)<br />
Abbildung 6: Logo der<br />
Diakonie- und Sozialstation Innenstadt<br />
St. Pauli<br />
(Quelle: Homepage Diakonie und<br />
Sozialstation Innenstadt St. Pauli)<br />
Abbildung 8: Lage der Diakonie- und Sozialstation im<br />
Stadtteil St. Pauli<br />
(Quelle: www.stadtplan.hamburg.de)<br />
Struktur <strong>des</strong> Betriebes Der Betrieb ist einer von rund 300 Pflegediensten in der Stadt Hamburg. Der<br />
Aufgabenbereich der Station umfasst Häusliche Krankenpflege, Häusliche<br />
Pflege und Betreuung, Hilfe bei der Haushaltsführung, Betreuung von<br />
Schwerstbehinderten (Individuelle Schwerstbehindertenbetreuung), Mobiler<br />
41
42<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Sozialer Hilfsdienst mit Zivildienstleistenden, Tages- und Kurzzeitpflege. Die<br />
Diakonie- und Sozialstation ist eine gemeinnützige GmbH, die<br />
Geschäftsführung leitet zusätzlich zwei weitere Diakonieeinrichtungen in<br />
Hamburg.<br />
Beschäftigte Die Station beschäftigt derzeit 70 hauptamtliche Mitarbeiter und zusätzlich 35<br />
Zivildienstleistende. Weitere rund 40 Personen sind, insbesondere in der<br />
Hospizarbeit, ehrenamtlich tätig.<br />
Anbindung an die<br />
Verkehrsnetze<br />
Abbildung 10: Erschließung der Diakonie- und Sozialstation St. Pauli mit leistungsfähigen<br />
ÖPNV-Verbindungen (U-Bahn, S-Bahn und Metrobus) (Quelle: Homepage HVV,<br />
Bearbeitung PGN)<br />
Die Station ist direkt an das Hauptverkehrsstraßennetz (Budapester Straße)<br />
angeschlossen. Mit dem ÖPNV ist sie nach kurzem Fußweg (laut<br />
Fahrplanauskunft <strong>des</strong> HVV 7 Minuten) von der U-Bahn-Station „Feldstraße<br />
(Heiliggeistfeld)“ aus erreichbar, wo die U-Bahn-Linie 3 werktags in der<br />
Normalverkehrszeit alle 5 Minuten verkehrt, die Fahrtzeit zwischen<br />
Hauptbahnhof und der Station Feldstraße beträgt 10 Minuten. Der Stadtteil wird<br />
außerdem durch die Metrolinie 3 und die Schnellbuslinien 36/37 bedient<br />
(Haltestelle „Neuer Pferdemarkt, ca. 8 Gehminuten von der Station entfernt).<br />
Das Fahrradwegenetz ist noch lückenhaft, die Verkehrssituation für<br />
Fahrradfahrer wird vom Verband ADFC sehr kritisch bewertet. 12<br />
Mobilitätsstruktur Über die Verkehrsmittelwahl der Beschäftigten für den Arbeitsweg liegen keine<br />
Zähldaten oder durch Befragung generierte Analysen vor. Nach Einschätzung<br />
der Geschäftsleitung erreicht der überwiegende Teil der Beschäftigten den<br />
Arbeitsplatz ohne Nutzung eigener Kraftfahrzeuge. Betriebseigene Stellplätze<br />
stehen für die Beschäftigten nicht zur Verfügung. Für die dienstlich erforderliche<br />
Mobilität stehen wenige eigene Kraftfahrzeuge zur Verfügung. Der Fuhrpark<br />
umfasst zwei Kleinwagen sowie einen Kleinbus, der auch für andere Aufgaben<br />
der Kirchengemeinde eingesetzt wird. Die Station verfügt über 10<br />
Dienstfahrräder. Fast alle Dienstwege der im Außendienst tätigen fest<br />
angestellten Mitarbeiter (ohne Zivildienstleistende) werden mit dem Fahrrad<br />
bewältigt, eine geringe Zahl auch zu Fuß oder mit dem ÖPNV.<br />
Mobilitätskonzept Das Mobilitätskonzept umfasst die Organisation der Dienstwege mit Fahrrad, zu<br />
Fuß und ÖPNV. Diese ausschließlich auf die dienstliche Mobilität ausgerichtete<br />
Mobilitätskonzeption zielt auf einen möglichst effizienten Betriebsablauf, der<br />
12 Im aktuellsten bun<strong>des</strong>weit von ADFC und BUND durchgeführten „Fahrradklimatest“ (2005) landete Hamburg auf dem<br />
letzten Platz der 28 untersuchten Großstädte ab 200.000 EW. In Hamburg beteiligten sich 950 Personen an dieser<br />
Umfrage (bun<strong>des</strong>weit 26.000), Quelle: www.hamburg.adfc.de/pm-20050915
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Koppelung an andere<br />
Managementstrategien<br />
auch durch die Beschäftigten in akzeptabler Weise bewältigt werden kann. Der<br />
Zeitaufwand für die Wege zu den Patienten soll minimiert werden, um die<br />
verfügbare Zeit für die Betreuung zu verlängern. Dabei wurde das Fahrrad als<br />
das ideale Verkehrsmittel für den Großteil der Wege erkannt und durch die<br />
Anschaffung von Dienstfahrrädern und die entsprechende Dienstplangestaltung<br />
die erforderliche Rahmenbedingung geschaffen.<br />
Eine unmittelbare Koppelung an andere Managementstrategien (z. B.<br />
Qualitätsmanagement, Umweltmanagement) besteht nicht.<br />
Anlass & Motivation Das Konzept war eine Konsequenz aus der Beurteilung der dienstlichen<br />
Erfordernisse und der siedlungsstrukturell und verkehrsorganisatorisch<br />
erschwerten Möglichkeit, die Patienten in vertretbarem Zeitaufwand mit dem Kfz<br />
zu erreichen.<br />
Organisation und<br />
Akteure/ Beteiligte<br />
Das Mobilitätskonzept ist Bestandteil der Diensteinsatzplanung, Beteiligte sind<br />
die Einrichtungsleitung und die Beschäftigten<br />
Maßnahmen Einsatz von Dienstfahrrädern, auf die Nutzung <strong>des</strong> Fahrra<strong>des</strong> und <strong>des</strong> ÖPNV<br />
abgestimmte Dienstplanung, pauschaler Zuschuss zu den Fahrtkosten der<br />
Beschäftigten für den Arbeitsweg. Die weitgehende betriebliche Autonomie<br />
ermöglicht die effektive und zeitnahe Umsetzung erforderlicher Maßnahmen.<br />
Für die Zukunft<br />
geplante Maßnahmen Es bestehen keine konkreten Planungen<br />
Kooperationspartner<br />
Belastbare Ergebnisse<br />
und nachgewiesene<br />
positive Wirkungen<br />
Kontakt<br />
Es sind keine weiteren Kooperationspartner beteiligt.<br />
Eine spezifisch auf die Mobilitätskonzeption ausgerichtete Evaluation <strong>des</strong><br />
überwiegenden Verzichts auf die Nutzung von Kraftfahrzeugen für die<br />
dienstliche Mobilität wurde bislang nicht durchgeführt. Die Geschäftsführung<br />
beurteilt das Ergebnis sehr positiv und berichtet von großer Zufriedenheit der<br />
Mitarbeiter mit diesen Maßnahmen.<br />
Diakonie St. Pauli; Gerd Schneider, Einrichtungsleiter; Antonistr. 12; 20358<br />
Hamburg; Tel 040/4318540; Fax 040/43524204; info@diakonie-stpauli.de<br />
7.5.1 Initiierung <strong>des</strong> BMM und Entwicklungsprozess<br />
Das schwerpunktmäßig auf die betrieblichen Belange ausgerichtete Mobilitätsmanagement der<br />
Station hatte seinen Ursprung Ende der 1990er Jahre. Seinerzeit arbeiteten rund 130<br />
Beschäftigte in diesem Betrieb. Überregional bekannt wurden diese Aktivitäten durch eine<br />
Veröffentlichung der BGW aus dem Jahr 2000 (vgl. BGW 2000: 2). Die BGW hatte sich bereits<br />
vorher seit einigen Jahren mit dieser Thematik befasst und war nach eigenem Bekunden durch<br />
eine Veröffentlichung <strong>des</strong> Verkehrsclubs Deutschland e.V. (VCD 1996a) auf weitere<br />
Fallbeispiele gestoßen. Dies wurde zum Anlass genommen, Aktivitäten in Betrieben zu<br />
recherchieren, die in den Zuständigkeitsbereich der BGW fallen und durch diese unterstützt<br />
werden. Diese Recherche wurde bei einer Fachautorin der VCD-Broschüre, Frau Winkler, in<br />
Auftrag gegeben. Zur Station wird in der Veröffentlichung der BGW unter anderem ausgeführt:<br />
„Ein weiteres Beispiel für erfolgreiches Verkehrs-Management bietet die Diakonie- und<br />
Sozialstation in Hamburg St. Pauli. Rund 130 Mitarbeiter arbeiten hier im Außendienst. Mit<br />
Unterstützung der BGW wurde ein Verkehrsplan entwickelt, der die Nutzung von öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln und Fahrrädern kombiniert. Ermäßigte Fahrkarten für die Mitarbeiter, die<br />
flexible Anmietung eines Lasttaxis und der Kauf von Dienstfahrrädern führte dazu, dass<br />
mittlerweile 80 Prozent aller Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigt werden.“ (BGW 2000:<br />
2)<br />
Dieser „Verkehrsplan“ ist entsprechend der spezifisch auf dienstliche Belange ausgerichteten<br />
Strategie und der Überschaubarkeit der zu bewältigenden Situation keine umfassende, z. B. mit<br />
Großbetrieben <strong>des</strong> Gesundheitswesens (wie den Bodelschwinghschen Anstalten in Bielefeld-<br />
43
44<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Bethel) zu vergleichende Planung, sondern eher als Abfolge von verschiedenen kleineren<br />
Handlungen der Betriebsleitung in Abstimmung mit den Beschäftigten zu verstehen.<br />
Diese umfassen den Erwerb von Dienstfahrrädern, das Management einer eigenen kleinen<br />
Fahrzeugflotte, die auf die verkehrliche Erreichbarkeit abgestimmte Gestaltung der<br />
Dienstplanung sowie der pauschale Zuschuss in Höhe von 50 % <strong>des</strong> Zeitkartentarifes <strong>des</strong><br />
Hamburger Verkehrsverbunds für das Stadtgebiet Hamburg (Zonen A, B, C) für alle<br />
Beschäftigten. Die Beschäftigten müssen diesen Zuschuss nicht zum Erwerb einer ÖPNV-<br />
Zeitkarte nutzen, ein großer Teil realisiert dies jedoch und viele Beschäftigte nutzen den ÖPNV<br />
auch für den Arbeitsweg. Insoweit ergibt sich auch ein direkter Fördereffekt für diese<br />
Verkehrsmittelwahl im Berufsverkehr. Allerdings stehen weder in diesem eng bebauten Quartier<br />
in unmittelbarer Nähe <strong>des</strong> Arbeitsplatzes kostenfreie Stellplätze für die Beschäftigten zur<br />
Verfügung, noch verfügt der Betrieb selbst über Stellplätze für die Mitarbeiter. Daher ist die<br />
Nutzung <strong>des</strong> Pkw für den Arbeitsweg eher eine zu vernachlässigende Größe, da sie mit<br />
erheblichen Umständen (weite Fußwege) oder größeren Kosten für das Parken verbunden ist.<br />
„Der hauptsächliche Einsatz von Fahrrädern für die Wege zu den Patienten stellt eine optimale<br />
Lösung dar. Parkplätze sind in unmittelbarer Nähe praktisch nicht zu finden, weshalb längere<br />
Fußwege zwischen dem jeweiligen Stellplatz und dem Einsatzort zurückgelegt werden<br />
müssten. Andererseits sind die meisten Distanzen zu weit, um ausschließlich zu Fuß<br />
zurückgelegt werden zu können. Das System der Einsatzplanung ist so austariert, dass für die<br />
Tagesdienste kein Pkw erforderlich ist. Unter anderen räumlichen Bedingungen wäre dies nicht<br />
so einfach machbar. In den Bereichen der beiden Stationen Bergedorf und Ottensen müssen<br />
allein aufgrund der langen Wege zwischen den einzelnen Patienten viele Kraftfahrzeuge<br />
eingesetzt werden. In Bergedorf allein rund zehn Fahrzeuge, die jeweils bis zu 150 Kilometer<br />
Strecke an einem Tag zurücklegen müssen. Andererseits besteht hier keine vergleichbare<br />
Knappheit an Parkplätzen, so dass meistens von Haustür zu Haustür gefahren werden kann.<br />
Allerdings entsteht hier auch ein höherer Kostenaufwand, der wiederum die Kostenträger<br />
zusätzlich belastet.“ (Interview Hr. Schneider)<br />
Ein bestimmen<strong>des</strong> Ziel war für diese Form der Mobilitätsorganisation auch die Überlegung,<br />
dass die Mitarbeiter einerseits möglichst stressarm den Weg zu den Patienten zurücklegen<br />
können und auch die möglichen Zeitersparnisse bei Nutzung <strong>des</strong> Fahrra<strong>des</strong> den Patienten zu<br />
Gute kommen können. In der pauschalierten Aufwandsberechnung der Krankenkassen wurde<br />
zum Zeitpunkt der Projektetablierung nur fünf Minuten abrechnungsfähige Wegezeit<br />
zugelassen, womit sich ein zusätzlicher Anlass ergab, den Wegeaufwand nicht durch<br />
umständliche Anfahrten, Parkplatzsuche und lange Fußwege vom Parkplatz zu den Patienten<br />
unnötig zu verlängern (vgl. ACE, DGB 2005).<br />
Sollte, was selten der Fall ist, ein Beschäftigter den eigenen Pkw für dienstliche Wege nutzen,<br />
erhält er hierfür keine Kostenerstattung. Das gleiche gilt auch für Nutzung privater Fahrräder,<br />
was häufiger der Fall ist. Für Dienstwege, für die der ÖPNV genutzt wird, steht in der Station<br />
eine Anzahl übertragbare Zeitkarten zur Verfügung.<br />
Die Dienstpläne für die Tagesschichten werden so gestaltet, dass sie ohne Einsatz von Pkw<br />
geleistet werden können. Ein Pkw wird hauptsächlich für die Spätschicht <strong>des</strong><br />
Krankenpflegedienstes eingesetzt. Hauptgrund hierfür ist, dass zu dieser Schichtzeit ein<br />
weitaus größeres Gebiet als am Tag bedient wird (St. Pauli, Innenstadt und Altona), was ohne<br />
Pkw nicht leistbar wäre. Dieser Dienst wird durch einen einzelnen Mitarbeiter geleistet.
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Eine weitergehende planerische Ausarbeitung der Konzeption bzw. externe Evaluation der<br />
Maßnahmen wurde nicht berichtet. Mobilitätsbefragungen zur Verkehrsmittelwahl auf dem<br />
Arbeitsweg liegen nicht vor.<br />
Für die Beschäftigten ergibt sich durch den pauschalen Zuschuss in Höhe von 50% der Kosten<br />
einer Drei-Zonen-Zeitkarte, der zusammen mit ihrem Gehalt ausbezahlt wird, fast ausschließlich<br />
ein Effekt für die private Mobilität, da die dienstlichen Wege nur in geringem Umfang mit dem<br />
ÖPNV bewältigt werden müssen und hierfür andere Regelungen bestehen.<br />
7.5.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> Projektes und Beteiligte im<br />
Betrieb<br />
Die organisatorischen Maßnahmen werden durch die Geschäftsführung in Abstimmung mit dem<br />
Leitungsteam der Einrichtung etabliert und umgesetzt.<br />
7.5.3 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes<br />
Unmittelbar an das Projekt geknüpfte Kooperationen mit Dritten bestehen nicht. Da bislang<br />
auch kein Jobticket bezogen wird, besteht auch keine vertragliche Bindung mit dem Hamburger<br />
Verkehrsverbund (HVV) bzw. der mit der Abwicklung der Jobticket-Verträge beauftragten<br />
Unternehmen S-Bahn GmbH. Aufgrund einer schriftlichen Anfrage der Projektbearbeiter bei<br />
dem zuständigen Lan<strong>des</strong>verband der Diakonie und dem daraufhin geführten Gespräch mit dem<br />
Referenten der Lan<strong>des</strong>pastorin wurde mitgeteilt, dass der Lan<strong>des</strong>verband keinen Anteil an der<br />
Mobilitätskonzeption hat. Das Engagement in der Station sei zwar bekannt, aber bislang gebe<br />
es keine diesbezügliche Strategie, die durch den Verband initiiert oder gefördert wird. Formal<br />
untersteht die Station dem Träger (Kirchengemeinde) und nicht dem Verband, dem diese<br />
Einrichtungen als Mitglieder angehören.<br />
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), die<br />
Herausgeber der ersten bun<strong>des</strong>weit publizierten Informationen über dieses Projekt war, ist<br />
ebenfalls nicht direkt involviert, hat aber über die von ihm herausgegebenen Materialien und<br />
Leitfäden Informationsmaterial zur Unterstützung bereitgestellt. Die BGW informiert und leistet<br />
Wissenstransfer über Methodik <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements seit vielen Jahren in<br />
herausragender Weise. 13 In diesem Rahmen wurden auch die Informationen über das Projekt<br />
der Diakonie- und Sozialstation St. Pauli erfasst und weitergegeben. Über die<br />
Projektentwicklung nach der Veröffentlichung im Jahr 2000 ist die BGW nicht informiert. Zu<br />
ihren Aufgaben gehört auch nicht die Evaluation der Projekte. Eine Kooperation mit<br />
benachbarten Betrieben am Standort zur Mobilitätsorganisation erfolgt nicht.<br />
7.5.4 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen<br />
Als unmittelbar in der Betriebsstruktur existente fördernde Rahmenbedingungen können die<br />
Managementstruktur, das persönliche Engagement <strong>des</strong> Geschäftsführers und das<br />
Vorhandensein eines Qualitätsmanagements benannt werden.<br />
Ein Qualitätsmanagement wurde im Jahr 1999 eingeführt, auch um das Ziel einer Zertifizierung<br />
zu erreichen. Das Qualitätsmanagement ist gesetzliche Pflicht, die Zertifizierung eine freiwillige<br />
Leistung. Mit auslösender Hintergrund für dieses strategische Handeln waren die durch<br />
13 Die aktuellste Veröffentlichung der BGW zum Thema ist eine umfangreiche Broschüre: Berufsgenossenschaft für<br />
Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege –BGW- (2005): Mobilitätsmanagement in der betrieblichen Praxis,<br />
Hamburg<br />
45
46<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
gesetzliche Änderungen im Gesundheitswesen hohen Anforderungen an die Betriebe im<br />
Tätigkeitsfeld der Station sowie die mit den Maßnahmen zur Kostendämpfung im<br />
Gesundheitswesen verbundene Wettbewerbssituation, der sich auch diese Station zunehmend<br />
stellen musste und wollte.<br />
Es kann davon ausgegangen werden, dass diese grundsätzliche strategische Ausrichtung und<br />
die Durchführung der Zertifizierungsprogramme nur mit dem erforderlich hohen Maß an<br />
Qualifikation <strong>des</strong> Personals und entsprechender Managementstrukturen bewältigt werden kann.<br />
Diese Strukturen werden als vorteilhaft für die Befassung mit den Mobilitätsaspekten<br />
angesehen, wobei qualitative Anforderungen und betriebliche Effizienz in ähnlicher Weise zu<br />
betrachten sind.<br />
Die weitgehende unternehmerische Autonomie der Station sowohl von den tragenden<br />
Kirchengemeinden als auch innerhalb der Strukturen <strong>des</strong> Diakonischen Werkes kann sowohl<br />
als förderlich als auch als hemmend eingestuft werden. Die unmittelbaren<br />
Handlungsmöglichkeiten der Geschäftsführung vor dem Hintergrund der täglichen betrieblichen<br />
Anforderungen und großer Nähe zu Patienten und den einzelnen Beschäftigten werden<br />
grundsätzlich als fördernd betrachtet. Dagegen stellt die Station als relativ kleiner Betrieb<br />
keinen bedeutenden Nachfrager dar, der größeren Einfluss auf die Anbieter von<br />
Mobilitätsdienstleistungen (etwa Verkehrsbetriebe aber auch die Stadtverwaltung hinsichtlich<br />
der Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastruktur) entfalten kann. Eine gemeinsame<br />
abgestimmte strategische Ausrichtung einer größeren Zahl von Einrichtungen innerhalb <strong>des</strong><br />
Diakonie-Verbands bzw. die Etablierung einer Mobilitätsstrategie im Verband selbst würde eine<br />
erheblich günstigere Ausgangsposition darstellen.<br />
7.5.5 Politik der Stadtverwaltung<br />
Eine direkte Beteiligung der Stadt Hamburg an dem Projekt liegt nicht vor, ebenso wenig war<br />
das Projekt in eine spezifisch auf Betriebe dieser Art und Lage ausgerichtete<br />
Planungskonzeption der Stadtverwaltung eingebettet. Die Stadtverwaltung der Stadt Hamburg<br />
hat das Mobilitätsmanagement für Betriebe bislang noch nicht auf die Agenda ihrer<br />
strategischen Verkehrsentwicklungsplanung gesetzt. 14 Auf Anfrage vom Januar 2006 bei der<br />
Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Bereich Verkehrsentwicklungsplanung, wurde<br />
mitgeteilt, dass das betriebliche Mobilitätsmanagement nicht verfolgt werde, da hierzu keine<br />
Vorgaben existieren, wenngleich die Thematik insbesondere aus Sicht der<br />
Fahrradverkehrsförderung von Interesse sei. Das Projekt der Sozialstation sei daher in der<br />
Abteilung nicht bekannt und habe sich autonom entwickelt ohne einen spezifischen Beitrag der<br />
Stadtverwaltung.<br />
Im insgesamt sehr schlank verfassten Verkehrsentwicklungsplan 2004 wird in der<br />
Maßnahmenübersicht im Kapitel „preis-/ordnungspolitische und organisatorische<br />
Rahmenbedingungen“ als einzige spezifisch auf betriebliche Belange ausgerichteter Aspekt<br />
ausgeführt: „Jobticket (Großkundenabonnement) für die Hamburg Berufstätigen<br />
weiterentwickeln.“ (Senat der Freien und Hansestadt Hamburg 2004: 38)<br />
14 Aktuelle Planungsgrundlage ist der am 10.02.2004 vom Senat der Freien und Hansestadt Hamburg beschlossene<br />
Verkehrsentwicklungsplan 2004 (www.ffh.hamburg.de/stadt, 20.12.2005)
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
7.5.6 Einschätzungen zum Stand<br />
Veränderungen am bisherigen Projekt sind nicht beabsichtigt; es ist etabliert und funktioniert für<br />
alle Seiten zufrieden stellend. Die Geschäftsführung der Station plant für das Jahr 2006 eine<br />
Prüfung, inwieweit es vorteilhaft sein kann, für die Beschäftigten einen Jobticketvertrag<br />
abzuschließen. Sollte diese Maßnahme eingeführt werden, können in gewissem Umfang<br />
zusätzliche Effekte im Bereich der Mobilität der Beschäftigten (Arbeitswege, aber auch<br />
individuell veranlasste Mobilität) erwartet werden.<br />
47
48<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
7.6 <strong>Fallstudien</strong> Freiburg i. Breisgau - AG Umweltfreundlich zum Betrieb<br />
Steckbrief: „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />
Allgemeines<br />
In der Zeitspanne der Aktivität der AG beteiligten sich<br />
insgesamt über 20, überwiegend größere Betriebe<br />
verschiedener Branchen und Strukturen<br />
Räumliche Lage und<br />
großräumige<br />
Erschließung<br />
Konzept<br />
Komplexität und Dichte<br />
Anlass & Motivation<br />
Zielgruppe & Ziele<br />
Abbildung 11: Logo „AG Umweltfreundlich<br />
zum Betrieb“<br />
(Quelle: AG Umweltfreundlich zum Betrieb 2000)<br />
Freiburg i. Br. liegt im Südwesten Deutschlands zwischen Schwarzwald,<br />
Schweiz und Elsass und gehört dem Bun<strong>des</strong>land Baden-Württemberg an. Eine<br />
Autobahn und die Bun<strong>des</strong>straßen B3 und B31 erschließen die Region für den<br />
Fernverkehr. Die Rheintalbahn mit ICE-Halt in Freiburg i. Br. ist eine der<br />
wichtigsten europäischen Nord-Süd-Verbindungen (vgl. Homepage Stadt<br />
Freiburg a).<br />
Die überbetriebliche „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ wurde 1991 gegründet<br />
und bietet gemeinsam mit der Stadt Freiburg i. Br. und der Freiburger Verkehrs<br />
AG den Rahmen für die Entwicklung umweltfreundlicher betrieblicher Verkehrskonzepte.<br />
Die AG bietet Hilfestellungen und Informationsaustausch zur<br />
Entwicklung von Konzepten für engagierte und interessierte Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter, die ein Umwelt-Verkehrsprogramm in ihrem Betrieb etablieren<br />
möchten, an. Die AG stellt einen losen Zusammenschluss von Betriebs- und<br />
Personalräten, betrieblichen Umweltgruppen und Institutionen im Raum<br />
Freiburg i. Br. dar. Sie ist eine informelle Einrichtung, an der jeder teilnehmen<br />
kann. Bei der AG handelt es sich nicht um eine fest organisierte oder formal<br />
eingetragene Arbeitsgruppe bzw. einen Verein, sondern um einen freiwilligen<br />
Zusammenschluss interessierter Betriebsangehöriger, die sich ehrenamtlich<br />
engagieren. Durch die Unterstützung der IG Metall Freiburg i. Br. konnte eine<br />
Zusammenarbeit und ein kontinuierlicher Austausch über neue Ideen und<br />
innerbetriebliche Erfahrungen zu Umwelt-Verkehrsprogrammen im<br />
Berufsverkehr in Gang gesetzt werden. Innerhalb der Arbeitsgruppe werden<br />
überbetriebliche Informationsmaterialien erarbeitet, Aktionen und<br />
Veranstaltungen koordiniert (vgl. Homepage Stadt Freiburg a).<br />
Die Konzeption umfasst ausschließlich die Arbeitswege der Beschäftigten der<br />
jeweiligen Betriebe. Aufgrund <strong>des</strong> Charakters einer überbetrieblichen AG liegt<br />
eine große Vielfalt an Themen vor.<br />
Der Anlass bzw. die Motivation, sich mit dem Thema „Umweltfreundlich zum<br />
Betrieb“ zu beschäftigen und in Freiburger Betrieben Umwelt-Verkehrsprogramme<br />
zu entwickeln, wurde durch die Diskussion über steigende<br />
Ozonwerte aufgrund <strong>des</strong> ansteigenden MIV Anfang der 1990er Jahre<br />
ausgelöst.<br />
Zielgruppe sind die Betriebe in der Stadt und im Umland. Das Kernziel der „AG<br />
Umweltfreundlich zum Betrieb“ ist die Verbreitung der Inhalte und Hintergründe<br />
zu den bestehenden Umwelt-Verkehrsprogrammen der engagierten Betriebe in<br />
Freiburg i. Br. Zudem soll ein positives Image für das BMM bei den Betrieben<br />
geschaffen werden, damit diese auch hiermit ihrer umweltpolitischen Verantwortung<br />
gerecht werden. Weitere Betriebe sollen aktiviert werden, die
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Beginn <strong>des</strong> Mobilitätsmanagements<br />
Maßnahmen<br />
Für die Zukunft<br />
geplante Maßnahmen<br />
Organisation und<br />
Akteure/ Beteiligte<br />
Kooperationspartner<br />
Ergebnisse<br />
umgesetzten Programme nachhaltig in den Betrieben etabliert werden.<br />
Begonnen haben die Maßnahmen zum Umwelt-Verkehrsprogramm in Freiburg<br />
i. Br. Anfang der 1990er Jahre mit dem ersten Umwelt-Verkehrsprogramm,<br />
welches bei der Firma Micronas (damals noch Intermetall) initiiert wurde..<br />
Das Spektrum der wichtigsten durch die AG initiierten bzw. geförderten<br />
Maßnahmen umfasst:<br />
Übergreifende Maßnahmen: Information in den Betrieben und überbetrieblich<br />
für mehrere Betriebe am Standort sowie Öffentlichkeitsarbeit, Aktionen und<br />
Wettbewerbe, Initiierung der Vergabe eines „Öko-Verkehrssiegels“ durch Stadt<br />
Freiburg. Die einzelnen Betriebe setzen unterschiedliche Maßnahmen um.<br />
Schwerpunkte sind die Fahrradverkehrsförderung (Wegweisung, Abstellanlagen<br />
usw.) und der ÖPNV (Einrichtung eines neuen S-Bahn-Haltepunktes,<br />
Jobtickets, Fahrplaninformation usw.). Vereinzelt werden Parkraumbewirtschaftung<br />
und weitere Maßnahmen durchgeführt.<br />
In der näheren Zukunft geht es um die Etablierung und den Ausbau der<br />
vorhandenen Maßnahmenbausteine. Die Priorität liegt darauf, auf dem<br />
vorhandenen Spektrum aufzubauen und mit dem Bestehenden weiter zu<br />
arbeiten. Nachdem im Frühjahr 2006 ein Beratungs- und Informationsnachmittag<br />
für Betriebe gemeinsam mit dem seinerzeitigen Verkehrsbürgermeister<br />
Dr. Matthias Schmelas durchgeführt wurde, ist für September 07<br />
ein Anschreiben <strong>des</strong> jetzt für den Verkehr zuständigen 1. Bürgermeister Otto<br />
Neideck an alle größeren Freiburger Betriebe geplant, um weitere Betriebe für<br />
das Öko-Verkehrs-Siegel zu gewinnen und damit die Arbeit der Arbeitsgemeinschaft<br />
zu unterstützen.<br />
Beteiligte an der Entwicklung und Umsetzung der Maßnahmen der betrieblichen<br />
Umwelt-Verkehrsprogramme sind neben dem Vertreter der IG Metall<br />
Verwaltungsstelle Freiburg i. Br., Herrn Wember, weitere engagierte Personal-<br />
und Betriebsräte sowie sonstige Mitarbeiter in der überbetrieblichen „AG<br />
Umweltfreundlich zum Betrieb“. Hinzu kommen einzelne innerbetriebliche<br />
Arbeitsgruppen in Zusammenarbeit mit der jeweiligen Geschäftsleitung der<br />
Betriebe und externe Akteure.<br />
Die Umsetzung der Maßnahmen findet insbesondere in Kooperation mit der<br />
Freiburger Verkehrs AG (VAG) und der Stadtverwaltung Freiburg i. Br. statt.<br />
Eine weitere Kooperation besteht mit dem BUND-Lan<strong>des</strong>verband Baden-<br />
Württemberg e.V.<br />
Es konnte eine größere Zahl von Betrieben für eine Beteiligung gewonnen<br />
werden. Die Maßnahmen haben zu einer Verlagerung von Kraftfahrzeugverkehr<br />
auf umweltverträglichere Verkehrsmittel geführt. Das Bewusstsein um die<br />
Zusammenhänge von Umwelt und Mobilität wurde gefördert. Zu den<br />
Ergebnissen der Zusammenarbeit innerhalb der überbetrieblichen AG kann in<br />
erster Linie die Entwicklung verschiedener Umwelt-Verkehrsprogramme mit der<br />
Etablierung verschiedener Einzelmaßnahmen in unterschiedlichen Betrieben<br />
gewertet werden. Des Weiteren gehört die Einführung <strong>des</strong> Öko-Verkehrs-<br />
Siegels zu den wichtigen Ergebnissen im Freiburger Umsetzungsprozess zu<br />
umweltfreundlichen Verkehrsmaßnahmen.<br />
Kontakt AG Umweltfreundlich zum Betrieb<br />
Victor Wember (Umweltreferent der IG Metall Freiburg i. Br.)<br />
IG Metall, Verwaltungsstelle Freiburg i. Br; Fahnenbergplatz 6, 79098 Freiburg;<br />
Tel.: 0761/207380; E-Mail: viktor.wember@igmetall.de<br />
7.6.1 Vorbemerkungen zur „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />
Die „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ wurde im September 1991 gegründet und ist ein<br />
Zusammenschluss von Betriebs- und Personalräten, betrieblichen Umweltgruppen und<br />
Institutionen im Raum Freiburg i. Br. Die AG ist eine rein informelle Einrichtung an der jeder, der<br />
interessiert ist, teilnehmen kann. Es gibt keine formalen Mitgliedschaften oder einen<br />
eingetragenen Verein. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der AG treffen sich in ihrer Freizeit<br />
und engagieren sich auch in den Betrieben überwiegend ehrenamtlich. Durch die Unterstützung<br />
49
50<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
der IG Metall Freiburg konnte eine Zusammenarbeit und ein kontinuierlicher Austausch über<br />
neue Ideen und innerbetriebliche Erfahrungen zur Gestaltung <strong>des</strong> Berufsverkehrs in Gang<br />
gebracht werden. „Die Gründung der AG ist das Ergebnis einer zielorientierten regionalen<br />
Gewerkschaftspolitik.“ (vgl. Bier, Zimmermann: 155). Innerhalb der Arbeitsgruppe werden<br />
Informationsmaterialien erarbeitet, Maßnahmen zum Thema „Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />
entwickelt sowie entsprechende Veranstaltungen koordiniert. Durch diese Arbeit konnten<br />
verschiedene Umwelt-Verkehrsprogramme entwickelt werden. Am Anfang stand das Umwelt-<br />
Verkehrsprogramm bei der Firma Micronas (vgl. Kapitel 7.7). Durch diese Initiative konnten in<br />
vielen weiteren Betrieben einzelne Bausteine oder umfangreiche Programme umgesetzt<br />
werden (vgl. AG Umweltfreundlich zum Betrieb 2000).<br />
Um einen zusätzlichen Anreiz zu schaffen, Maßnahmen <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms in<br />
Freiburger Betrieben nachhaltig zu etablieren, wurde 2002 in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung<br />
Freiburg i. Br. die Verleihung eines Öko-Verkehrs-Siegels ins Leben gerufen (AG<br />
Umweltfreundlich zum Betrieb 2002b). Diese Auszeichnung wird allen Betrieben verliehen, die<br />
Maßnahmen <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms umsetzen.<br />
7.6.2 Initiierung <strong>des</strong> BMM und Entwicklungsprozesses<br />
Grund für die Initiierung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms in Freiburg i. Br. war seitens der<br />
Initiatoren das wachsende Kfz-Verkehrsaufkommen in den vergangenen Jahrzehnten und die<br />
damit verbundenen negativen Auswirkungen.<br />
Die Begründung für die Erarbeitung eines ersten Umwelt-Verkehrsprogramms war demnach in<br />
erster Linie ein umweltstrategischer Anlass. Gemeinsam mit der IG Metall haben die Betriebsräte<br />
der Firma Micronas (damals Intermetall) auf das Thema „Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />
aufmerksam gemacht. In umweltstrategischer Hinsicht wurden besonders bei den Initiatoren<br />
<strong>des</strong> stadtweiten Netzwerkes der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ Lösungsansätze im<br />
Bereich <strong>des</strong> Berufsverkehrs gesucht. In den einzelnen Betrieben standen Mobilitätsprobleme<br />
gleichermaßen oder vorrangig im Fokus. Beispielsweise wurden beim Universitätsklinikum<br />
durch eine größere Baumaßnahme die Pkw-Stellplätze verringert, was z. B. durch Parkraumbewirtschaftung<br />
kompensiert werden sollte.<br />
Der tragende Grund für die Kooperation der AG mit den einzelnen Betrieben war, dass die AG<br />
die Beschäftigten und die Geschäftsleitungen der Betriebe motivieren wollte, aktiv Verantwortung<br />
für die Umwelt im Bereich Berufsverkehr zu nehmen.<br />
Von Anfang an wurde die Initiative von Intermetall (Micronas) durch den Umweltreferenten der<br />
IG Metall Freiburg, Viktor Wember, organisatorisch und mit Sachmitteln unterstützt.<br />
Durch das Umwelt-Verkehrsprogramm der Firma Micronas entstanden die Kontakte zu den<br />
Nachbarfirmen im Industriegebiet Nord, dem größten Industriegebiet Freiburgs. In einem direkt<br />
benachbarten Unternehmen gab es bereits eine weitere Umweltgruppe, die sich speziell dafür<br />
einsetzte, dass möglichst viele Beschäftigte mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen. Weitere<br />
Aktivitäten in anderen Betrieben wurden durch die Informationen in der Presse und die<br />
Kommunikation zwischen den Beschäftigten verschiedener Betriebe ausgelöst. In den<br />
einzelnen Betrieben waren die Geschäftsleitungen in unterschiedlicher Intensität bereits zu<br />
Beginn einbezogen. Das gemeinsame Interesse führte zur Gründung der „AG Umweltfreundlich<br />
zum Betrieb“.<br />
Die drei wichtigsten Gründe, die zur Gründung der AG führten waren:<br />
1. In Weiteren Betrieben sollte ein Umwelt-Verkehrsprogramm vergleichbar mit Micronas
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
starten (Hauptzweck der AG: gegenseitiger Informationsaustausch).<br />
2. Bei mehreren Betrieben aus dem gleichen Gebiet ist der Einfluss auf die Verkehrsträger<br />
größer. Schlechte Verbindungen z. B. <strong>des</strong> ÖPNV können so schneller und effizienter<br />
verbessert werden.<br />
3. Es sollten sich noch mehr Betriebe zum Umwelt-Verkehrsprogramm engagieren, um die<br />
begonnenen Maßnahmen zu stützen.<br />
Ähnliche Programme wie bei Micronas wurden auch in anderen Firmen ins Leben gerufen, und<br />
die Arbeitsgemeinschaft übernahm den Ideenaustausch, die Koordination von Informationen<br />
und auch die Kleinarbeit, wie die Herstellung von betrieblichen Fahrplänen, die Entwicklung von<br />
praktikablen Methoden für Fahrgemeinschaftsbörsen – auch überbetrieblich – und die<br />
Organisation von Anreizsystemen zur aktiven Beteiligung.<br />
Die Herangehensweise der verschiedenen Betriebe und öffentlichen Einrichtungen zum Thema<br />
„Umweltfreundlich zum Betrieb“ ging meistens von den Arbeitnehmern aus, die dann mit der<br />
Geschäftsführung über mögliche Maßnahmen verhandelten. In Betrieben, wo die Mitarbeiter auf<br />
offene Ohren der Geschäftsführung stießen, wurden in Zusammenarbeit mit der „AG Umweltfreundlich<br />
zum Betrieb“ auf den Betrieb ausgerichtete Maßnahmenprogramme oder Bausteine<br />
entwickelt. Die AG bietet Hilfestellungen bei der Bestandsaufnahme und zu Betriebsvereinbarungen.<br />
Die AG geht aber auch selbst auf Betriebe zu, um sie über das Umwelt-Verkehrsprogramm zu<br />
informieren. Folgende Themen waren für die AG besonders wichtig: Verbesserung der Erreichbarkeit<br />
<strong>des</strong> Betriebes speziell für Fußgänger und Radfahrer, Kooperation mit Verkehrsunternehmen<br />
für verbesserte Anbindung an den ÖV, Einführung und Unterstützung betrieblicher<br />
Radgruppen. Folgende Maßnahmen wurden außerdem für erforderlich erachtet: Herausgabe<br />
von Radwegbroschüren, Förderung von Dienstfahrrädern, Einführung von Job-Tickets,<br />
Einrichtung von Fahrgemeinschaftsbörsen, Erweiterung <strong>des</strong> ÖPNV-Angebotes (Homepage<br />
Clever Pendeln).<br />
Durch die überbetriebliche AG konnten in den letzten 15 Jahren vielfältige öffentlichkeitswirksame<br />
Aktionen durchgeführt werden und grundlegende Verbesserungen in der Erschließung<br />
durch den ÖPNV erreicht haben.<br />
7.6.3 Organisation und Beteiligte der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />
Die AG weist keine feste Organisationsstruktur auf.<br />
Innerhalb der einzelnen Betriebe läuft die Kommunikation zu Fragen und Anregungen <strong>des</strong><br />
Umwelt-Verkehrsprogramms in den meisten Fällen über den Betriebs-/Personalrat oder über<br />
eine interne Verkehrs-Arbeitsgruppe. Grundlegende Informationen und neue Maßnahmen<br />
werden von den Beteiligten vorab meist in internen Arbeitsgruppen diskutiert.<br />
21 Betriebe, Verwaltungseinrichtungen und Institutionen im Raum Freiburg i. Br. engagieren<br />
sich in der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ und wurden für ihre Aktionen und Maßnahmen<br />
Träger <strong>des</strong> Öko-Verkehrs-Siegels.<br />
Tabelle 2: Freiburger Betriebe, die im Jahr 2002 bzw. 2004 mit dem Öko-Verkehrs-Siegel der Stadt Freiburg i. Br.<br />
ausgezeichnet wurden und deren Maßnahmen. (Stadt Freiburg im Breisgau, AG Umweltfreundlich zum<br />
Betrieb 2004)<br />
51
52<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Betrieb Maßnahmen<br />
Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV<br />
Albert-Ludwigs-Universität durch das Angebot von Job-Tickets für die Beschäftigten und von Studi-<br />
Tickets für die Studierenden<br />
Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV<br />
badenova AG & Co. KG<br />
durch Zuschuss zum Mitarbeiter-Job-Ticket<br />
Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV<br />
Coats GmbH<br />
durch Vorfinanzierung der Regio-Jahreskarte<br />
Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV<br />
EFD Induction GmbH<br />
durch Bezuschussung der Regio-Karte<br />
Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV<br />
Lohnhärterei Fritz Düsseldorf<br />
durch Bezuschussung der Regio-Karte<br />
Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV<br />
Essilor GmbH<br />
durch Vorfinanzierung der Regio-Jahreskarte<br />
Fabrik für Handwerk, Kultur Anreize zur Benutzung von ÖPNV, Car-Sharing, Fahrgemeinschaften und<br />
und Ökologie e. V.<br />
ein Parkraumkonzept nach ökologischen Kriterien<br />
Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV<br />
Fortschritt GmbH<br />
durch Vorfinanzierung der Regio-Jahreskarte<br />
Fraunhofer Institut für Praktische Hilfsmittel zur Nutzung <strong>des</strong> Fahrrads durch Bereitstellung von<br />
angewandte Festkörperphysik Shuttle-Rädern<br />
Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV<br />
GE Medical Systems IT<br />
durch Vorfinanzierung der Regio-Jahreskarte<br />
• Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV durch Parkraumbewirtschaftung,<br />
Angebot eines Job-Tickets und Verbesserung der vom Universitätsklinikum<br />
initiierten und finanzierten Bahnstation „Freiburg Klinikum“<br />
Universitätsklinikum Freiburg<br />
• Praktische Hilfsmittel zur Nutzung <strong>des</strong> Fahrrads durch ein<br />
Fahrradabstellkonzept für das gesamte Areal <strong>des</strong> Klinikums<br />
• Bonusregelung für Fußgänger und Radfahrer<br />
• Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV durch Vorfinanzierung der Regio-<br />
Jahreskarte und Erstellung von Fahrplänen für die Fahrt zum Betrieb<br />
• Praktische Hilfsmittel zur Nutzung <strong>des</strong> Fahrrads durch Fahrradabstell-<br />
LITEF GmbH<br />
service<br />
• Angebote zur Bildung von Fahrgemeinschaften durch reservierte Parkplätze<br />
• Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV durch Vorfinanzierung und<br />
Bezuschussung der Regio-Jahreskarte und die kontinuierliche Heraus-<br />
Micronas GmbH<br />
gabe von Verbundfahrplänen zum Betriebsstandort<br />
(vormals Intermetall)<br />
• Praktische Hilfsmittel zur Nutzung <strong>des</strong> Fahrrads durch Fahrradabstellservice<br />
Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV durch Vorfinanzierung der Regio-<br />
Nylstar GmbH<br />
Jahreskarte<br />
• Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV durch Vorfinanzierung der Regio-<br />
Jahreskarte<br />
Pfizer GmbH<br />
• Praktische Hilfsmittel zur Nutzung <strong>des</strong> Fahrrads durch Herausgabe<br />
Arzneimittelwerk Gödecke einer Broschüre für die Radwege zum Betrieb und durch Fahrradabstellservice<br />
• Angebote zur Bildung von Fahrgemeinschaften durch „Flexi-Drive“<br />
Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV durch Bezuschussung der Regio-<br />
Pyramid Computer GmbH<br />
Karte<br />
Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV durch Vorfinanzierung der Regio-<br />
Rhodia Acetow GmbH<br />
Jahreskarte<br />
Stadtverwaltung der Stadt Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV durch Parkraumbewirtschaftung und<br />
Freiburg i. Br.<br />
Bezuschussung der Regio-Karte<br />
• Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV durch Vorfinanzierung der Regio-<br />
Jahreskarte<br />
Stryker Leibinger<br />
• Praktische Hilfsmittel zur Nutzung <strong>des</strong> Fahrrads durch Erweiterung und<br />
GmbH&CoKG<br />
Verbesserung der Fahrradabstellanlagen<br />
• Reservierte Parkplätze für Fahrgemeinschaften<br />
Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV durch Parkraumbewirtschaftung und<br />
Viktoria Versicherung AG<br />
Bezuschussung der Regio-Karte<br />
VISHAY General<br />
Förderung der Fahrt mit dem ÖPNV durch Vorfinanzierung und Bezu-<br />
Semiconductor GmbH schussung der Regio-Jahreskarte
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
7.6.4 Beteiligte außerhalb der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />
Neben den oben genannten Beteiligten gehören zu den weiteren wichtigen Kooperationspartnern<br />
die Stadtverwaltung Freiburg i. Br. mit dem seinerzeitigen Verkehrsbürgermeister und<br />
die Freiburger Verkehrs AG (VAG) mit dem Leiter der Verkehrsplanung.<br />
Gemeinsam mit der AG wird die von der Stadt durchgeführte Verleihung <strong>des</strong> Öko-Verkehrs-<br />
Siegels an die Betriebe, die sich umweltfreundlich zum Verkehr engagieren, vorbereitet und<br />
gestaltet. Mit der Einführung dieser Auszeichnung für Betriebe leistet die Stadtverwaltung einen<br />
Beitrag zur Umsetzung ihrer eigenen Verkehrspolitik.<br />
Ein weiterer wichtiger Projektpartner außerhalb der überbetrieblichen AG ist die VAG. Die<br />
Abteilung Verkehrsplanung setzt sich auf Wunsch für eine Optimierung der ÖPNV-<br />
Verbindungen zu den einzelnen Betrieben ein und motiviert die Beschäftigten dadurch, umweltfreundliche<br />
Verkehrsmittel dem MIV vorzuziehen. Der Leiter der Verkehrsplanung bei der VAG<br />
steht sowohl der überbetrieblichen AG als auch auf Anfrage einzelnen Betrieben als Referent<br />
oder Berater zum ÖPNV zur Verfügung.<br />
Durch den Anreiz <strong>des</strong> Öko-Verkehrs-Siegels einerseits und die Bereitschaft der VAG zur<br />
Kooperation mit den Betroffenen andererseits, ist eine gute Rahmenbedingung für eine erfolgreiche<br />
Weiterführung der Freiburger Umwelt-Verkehrsprogramme gegeben.<br />
7.6.5 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen in den<br />
einzelnen Betrieben<br />
Für die Startphase der Aktivität der AG (die ersten fünf Jahre) können wichtige Meilensteine <strong>des</strong><br />
betriebsübergreifenden Entwicklungsprozesses zitiert werden.<br />
Jahr Meilensteine<br />
1989/90 Erste Aktivitäten in Betrieben<br />
1990/91 Erstes Umwelt-Verkehrsprogramm bei Micronas (ehemals Intermetall), Gründung<br />
einer AG im Betrieb<br />
1991 Gründung der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />
Nov. 1991 Die AG führt eine Fahrplan und Wohnortanalyse für das Industriegebiet Nord<br />
durch (2211 erfasste Personen)<br />
Dez. 1991 Gespräche mit Verkehrsbetrieben<br />
Jan. 1992 Erweiterung der Datenbasis zur Fahrplan und Wohnortanalyse (5927 erfasste<br />
Personen)<br />
April 1992 Aktionstag der AG bei Intermetall (heute Micronas)<br />
Mai 1992 Erweiterung der Datenbasis zur Fahrplan und Wohnortanalyse (6098 erfasste<br />
Personen)<br />
Nov. 1992 Neuer S-Bahn-Haltepunkt am Universitätsklinikum (Initiative <strong>des</strong> Universitätsklinikums)<br />
Nov. 1993 Forderung S-Bahn als Sofortprojekt für das Industriegebiet Nord<br />
Juni 1994 Antrag an die IG Metall Verwaltungsstelle Freiburg, einen Bestandteil „Fahrgeld“<br />
in die Tarifforderungen 94/95 aufzunehmen.<br />
Okt. 1994 Fahrplanverbesserung VAG (schichtarbeitergerechter)<br />
Mai 1995 Aktionstag der AG: Personenzug der SWEG auf der Güterstrecke und<br />
Fahrraddemo<br />
1. Hj. 1995 Bildung <strong>des</strong> Regio-Verkehrsverbun<strong>des</strong> Freiburg i. Br. GmbH (RVF)<br />
Tabelle 3: Wichtigste Meilensteine im Projektprozess der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ (Bier, Zimmermann: 163)<br />
53
54<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Die AG arbeitet nach eigenen Angaben mit drei Schwerpunkten (AG Umweltfreundlich zum<br />
Betrieb 2000):<br />
Systematischer und kontinuierlicher Erfahrungsaustausch über die jeweiligen innerbetrieblichen<br />
Planungen, Umsetzungen und Erfolge:<br />
Ideenfindung durch Zusammenarbeit mit verschiedenen Betrieben, konkrete Vorstellung <strong>des</strong><br />
Begriffs „Umwelt-Verkehrsprogramm“, Öffentlichkeitsarbeit und Werbung für die AG durch<br />
Veranstaltungen, Feste, Demonstrationen, Aktionstage), regelmäßige Treffen der AG einmal im<br />
Monat sowie zusätzlich nach Bedarf, Herausgabe einer Broschüre als Handlungsanleitung für<br />
die Erstellung von betrieblichen Umwelt-Verkehrsprogrammen in Zusammenarbeit mit der IG<br />
Metall, dem BUND und dem DGB (1995).<br />
Fahrplaninformation und Durchsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsverbindungen:<br />
Diskussion mit den Verkehrsträgern über Fahrplanoptimierungen für die Beschäftigten der Freiburger<br />
Betriebe, Durchsetzung einer neuen Buslinie (Micronas) und eines neuen Haltepunktes<br />
(Universitätsklinikum), Anpassung der ÖPNV-Fahrpläne an die Arbeitszeiten der ansässigen<br />
Schichtbetriebe.<br />
Aufbau neuer Infrastruktur:<br />
Forderung nach Einrichtung einer S-Bahn-Linie auf den Gleisen einer Güterbahnstrecke<br />
Für die Entwicklung der Umwelt-Verkehrsprogramme für einzelne Betriebe hat die AG drei<br />
Säulen für die Systematik der Maßnahmen konstruiert, die den Betrieben als Handlungsoptionen<br />
offeriert werden (AG Umweltfreundlich zum Betrieb 2000: 23):<br />
„1. Praktische Hilfsmittel:<br />
Betriebliche Fahrpläne, Radwege-Infos, Fahrgemeinschafts-Börse, Fahrkartenservice, Fahrradabstellservice,<br />
Reservierte Parkplätze für Fahrgemeinschaften<br />
2. Finanzen:<br />
Vorfinanzierung der Jahreskarten, Öko-Fahrgeld, Parkraumbewirtschaftung<br />
3. Image:<br />
Thema auf Betriebsversammlungen, Aushänge zum Thema, Betriebszeitung mit Artikeln zum<br />
Thema, Firmeneigenes Symbol oder das der AG, Verlosungen, Wettbewerbe, Aktionstage“.<br />
Eine aktuelle Maßnahme der Stadt Freiburg ist das Öko-Verkehrs-Siegel, um die aktiven<br />
Betriebe auszuzeichnen und um weitere Betriebe zu motivieren, sich im Sinne der Aktion<br />
„Umweltfreundlich zum Betrieb“ zu verhalten. Das Öko-Verkehrs-Siegel ist eine Urkunde für<br />
Betriebe, die mit einem Umwelt-Verkehrsprogramm die möglichst umweltfreundliche Fahrt der<br />
Beschäftigten zum Betrieb fördern. Diese Auszeichnung wurde erstmals im März 2002 und zum<br />
zweiten Mal im Jahr 2004 an mittlerweile 21 Betriebe verliehen. Ziel dieser Auszeichnungen soll<br />
es sein, einerseits die Anstrengungen dieser Betriebe zu würdigen und andererseits die Ausbreitung<br />
von Umwelt-Verkehrsprogrammen auf weitere Betriebe zu fördern. Alle bis zu diesem<br />
Zeitpunkt umgesetzten Maßnahmen der einzelnen Betriebe werden in den Urkunden benannt.<br />
Die Grundsätze dieser Umwelt-Verkehrsprogramme sind bereits in der Broschüre: „Umwelt-<br />
Verkehrsprogramme in Betrieben – Ein Beitrag zur Verkehrspolitik der Stadt Freiburg i. Br.<br />
(Hrsg. „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ in Zusammenarbeit mit der Stadt Freiburg i. Br. –<br />
Verkehrsdezernat“) detailliert beschrieben.<br />
Eine weitere Maßnahme, die seit 1991 im Gespräch ist und zu der es bereits verschiedene<br />
Aktionen gab, ist die Einführung der Breisgau S-Bahn im Industriegebiet Nord, die voraus-
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
sichtlich in den Jahren 2009 – 2010 in Betrieb genommen wird. Eine besonders nennenswerte<br />
Aktion ist die Demonstrationsfahrt mit einem Personenzug auf den Gleisen der Güterbahn. Mit<br />
der Einführung der Breisgau S-Bahn soll eine weitere Verkehrsentlastung im Industriegebiet<br />
Nord durch die Nutzung der vorhandenen Güterbahngleise erreicht werden.<br />
Insgesamt zeichnet sich die Arbeit der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ durch ihre aktive und<br />
vielfältige Öffentlichkeitsarbeit aus. Um nur einige signifikante Aktionen der AG zu nennen:<br />
neben zahlreichen Presseerklärungen, Flugblättern und einigen Broschüren, wurden mehrere<br />
Aktionstage durchgeführt, Stauinformationen herausgegeben, ein Radlerfrühstück sowie ein<br />
Buslinien-Sektfrühstück organisiert.<br />
Soweit die vorliegenden Informationen diese Einschätzung zulassen, kann von einer weitgehenden<br />
Etablierung der Strategie gesprochen werden. Inwieweit alle begonnenen Maßnahmen<br />
in den einzelnen Betrieben Bestand haben, ist weder bei der AG noch bei der Stadtverwaltung<br />
dokumentiert und kann hier nicht erhoben werden.<br />
Nach Aussagen von Herr Wember sind folgende Erfolge der überbetrieblichen AG besonders<br />
nennenswert:<br />
• Einführung von Umwelt-Verkehrsprogrammen in sechs Betrieben bzw. Verwaltungen<br />
(Micronas GmbH, Gödecke, Universitätsklinikum, LITEF GmbH, IAF, Dienststellen der<br />
Stadt Freiburg)<br />
• Eine neue Buslinie zum Bahnhof Gundelfingen<br />
• Eine neue S-Bahn-Station am Universitätsklinikum<br />
Weitere positive Entwicklungen aus der Arbeit in der AG sieht er dadurch, dass:<br />
• Umwelt- und Verkehrsthemen zu selbstverständlichen Bestandteilen der Betriebsratsarbeit<br />
werden,<br />
• die an der AG beteiligten Betriebe sich regelmäßig austauschen,<br />
• Ein regelmäßiger Kontakt zwischen der AG und den Verkehrsträgern stattfindet und<br />
• Kontakte zu Umweltorganisationen gepflegt werden (vgl. Bier, Zimmermann: 156).<br />
7.6.6 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen<br />
Trotz der in Kapitel 3.2.11 dokumentierten Situation kann die Verkehrspolitik der Stadtverwaltung<br />
Freiburg i. Br. als wichtigste fördernde Rahmenbedingung für die Arbeit der AG und für<br />
einzelne BMM-Maßnahmen der Betriebe angesehen werden.<br />
Die Stadtverwaltung legt ihre verkehrspolitischen Prioritäten seit vielen Jahren auf die Entwicklung<br />
eines Gesamtkonzeptes, das umweltfreundliche Verkehrsträger wie den Fuß- und Radverkehr<br />
sowie den ÖPNV attraktiver gestaltet und damit attraktive Alternativen zur Nutzung <strong>des</strong><br />
eigenen Kraftfahrzeugs bietet.<br />
Seit 2002 unterstützt die Stadt die Freiburger Betriebe in ihrem Ziel, die Beschäftigten zur<br />
Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmethoden zu animieren. Im Frühjahr 2002 hat die Stadt<br />
Freiburg i. Br. zum ersten Mal ein Öko-Verkehrs-Siegel an Betriebe verliehen, die ein Umwelt-<br />
Verkehrsprogramm praktizieren. Durch diese Verleihung würdigt die Stadt das bisherige<br />
Engagement aller engagierten Betriebe und Verwaltungen. Gleichzeitig will sie weitere Betriebe<br />
motivieren, ebenfalls Maßnahmen zum Mobilitätsmanagement einzuführen (vgl. AG Umweltfreundlich<br />
zum Betrieb 2002b).<br />
55
56<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Umgesetzte Bausteine der ökologisch ausgerichteten Verkehrspolitik sind beispielsweise der<br />
Ausbau <strong>des</strong> Stadtbahnnetzes, die Einführung der Regio-Karte (in Zusammenarbeit mit den<br />
Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen), die Anlage von Park- und Ride-<br />
Plätzen, die Ausweitung <strong>des</strong> Radwegenetzes und die Fahrradstation am Hauptbahnhof. Durch<br />
diese und noch viele weitere Maßnahmen konnten die Anteile von ÖPNV und Fahrrad erheblich<br />
gesteigert werden. Die Fahrgastzahlen der VAG konnten seit 1984 von 29 Mio. auf 64 Mio.<br />
Personen pro Jahr im Jahr 2000 mehr als verdoppelt werden (vgl. Schmelas 2000). Auch im<br />
Regio-Verkehrsverbund ist ein kontinuierlicher Anstieg der Fahrgastzahlen von 83,1 Mio. im<br />
Jahr 1993 auf 105,3 Mio. im Jahr 2003 zu verzeichnen (vgl. Dezernat I und Kämmerei der Stadt<br />
Freiburg im Breisgau 2005: 46).<br />
Im Gesamtverkehrskonzept von 1989 wurden die Grundzüge eines Verkehrskonzeptes<br />
entwickelt, das heute in vielen Bereichen umgesetzt ist und in seinen Zielen weiter verfolgt wird.<br />
Maßnahmenschwerpunkte <strong>des</strong> Konzeptes sind der Ausbau <strong>des</strong> ÖPNV-Netzes, der Ausbau <strong>des</strong><br />
Radverkehrsnetzes, Verbesserungen für Fußgänger, Verkehrsberuhigungsmaßnahmen, der<br />
Rückbau von Hauptverkehrsstraßen und Parkraumbewirtschaftung. Mit diesem relativ früh auf<br />
eine umweltverträglichere Mobilitätsgestaltung zielenden Konzept wurde die Verkehrsplanung<br />
Freiburgs auch bun<strong>des</strong>weit bekannt. Hier sind insbesondere das Breisgau-S-Bahn-Konzept<br />
(u.a. Neuanlage von Haltepunkten im Industriegebiet Nord, Haslach und Vauban), die<br />
Radverkehrsförderung und die integrierte Planung bei realisierten städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen<br />
(Rieselfeld, Vauban) zu nennen. Die bisher verfolgten Ziele zur Förderung<br />
von ÖPNV, Fahrrad und Fußgängerverkehr sollen auch in Zukunft Priorität in der Verkehrsentwicklungsplanung<br />
der Stadt Freiburg i. Br. haben (vgl. Topp et al. 2002).<br />
Um weitere Perspektiven für ein nachhaltiges umweltfreundliches Verkehrskonzept zu<br />
entwickeln und künftige Verkehrsprojekte entsprechend aufeinander abzustimmen, erarbeitet<br />
die Verwaltung derzeit einen neuen Verkehrsentwicklungsplan (VEP). Mit diesem Plan sollen<br />
die Ziele und Maßnahmen <strong>des</strong> in 1989 verabschiedeten Gesamtkonzeptes mit einem Zielhorizont<br />
bis 2020 fortgeschrieben werden. Die Verantwortung für den VEP liegt bei dem Baudezernat,<br />
die Projektleitung beim Tiefbauamt. Die strategischen Planungen der Stadt verbinden<br />
die städtische Flächennutzungsplanung und die Verkehrsentwicklungsplanung bereits im<br />
Aufstellungsprozess. So sollen die Umwelt-, Flächennutzungs- und Verkehrsentwicklungsplanung<br />
strategisch verknüpft und damit der Aspekt der Verkehrsvermeidung verstärkt Berücksichtigung<br />
finden. Nach einer Entscheidung für die zukünftige Siedlungsentwicklung im FNP-<br />
Verfahren soll darauf aufbauend im Rahmen <strong>des</strong> VEP ein Maßnahmenprogramm für das<br />
zukünftige Verkehrsgeschehen entwickelt und damit die Arbeit am VEP abgeschlossen werden.<br />
In 2002 wurde zunächst die Bestandsanalyse abgeschlossen und mittels Stadtratsbeschluss<br />
zur Grundlage für die Planung festgelegt.<br />
Nach Auskunft der Stadtverwaltung ist bisher jedoch keine eigenständige BMM-Strategie als<br />
Bestandteil <strong>des</strong> VEP beabsichtigt.<br />
Ein weiteres Projekt, das zur Verbesserung der regionalen Verbindung beitragen soll, ist das<br />
Projekt Breisgau-S-Bahn 2005. Die Nahverkehrsmittel der Regionen sollen zu einem dichten<br />
aufeinander abgestimmten Netz verknüpft werden, wobei S-Bahn und Stadtbahn das Rückrat<br />
<strong>des</strong> Systems bilden und die Buslinien die Bereiche erschließen, die nicht im unmittelbaren<br />
Einzugsbereich der Schiene liegen. Durch die S-Bahn soll – zusätzlich zu der regionalen<br />
Verbindung – langfristig das Netz innerhalb der Stadt weiter verdichtet werden.
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Für viele einzelne Betriebe, die sich im BMM engagieren, ist die Existenz einer übergeordneten<br />
Struktur durch die „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ eine der wesentlichen fördernden<br />
Rahmenbedingungen, oft sogar der oder einer der Auslöser der Maßnahmen.<br />
Die „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ bietet einen Rahmen, in dem sich Interessierte aktiv<br />
beteiligen können und ein Wissens- und Interessensaustausch stattfindet. Innerhalb dieser AG<br />
werden Aktivitäten gebündelt und das Verhandlungsgewicht gegenüber den Verkehrsträgern<br />
und der Stadt verstärkt.<br />
Zusammenfassend lässt sich zu den fördernden Rahmenbedingungen festhalten, dass die<br />
Stadt Freiburg i. Br. durch ihre umweltfreundlich orientierte Verkehrspolitik das Anliegen der<br />
„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ unterstützt. Aus diesem Grund sind die externen Rahmenbedingungen<br />
aus Sicht der Betriebe als gut zu bewerten, da ein Rahmen geschaffen wurde, in<br />
dem die Maßnahmen zu diesem Thema gefördert werden. Innerhalb dieses Rahmens leistet die<br />
„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ praktische Hilfestellungen für die Betriebe und ist direkter<br />
Ansprechpartner, während die Stadt durch Maßnahmen, wie die Schwerpunktsetzung <strong>des</strong><br />
umweltfreundlichen Verkehrs in der Verkehrsplanung und der Verleihung <strong>des</strong> Öko-Verkehrs-<br />
Siegels, an der Umsetzung der Inhalte <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms mitwirkt.<br />
Eine grundsätzlich hemmende Rahmenbedingung und damit ein Problem in der Umsetzung von<br />
umweltfreundlichen Verkehrskonzepten liegt nach Aussage von Viktor Wember in der<br />
schwierigen Aufgabe, das Verkehrsverhalten der Menschen zu ändern und gleichzeitig zu<br />
erreichen, dass die Betriebe – von der Arbeitgeberseite aus – zu einer Unterstützung gewonnen<br />
werden können. Er benennt zwei Probleme:<br />
1. „Keiner will sein persönliches Verhalten ohne weiteres ändern (der Mensch ist ein<br />
Gewohnheitstier)<br />
2. Die meisten Betriebe scheuen jede finanzielle Ausgabe, die nicht unbedingt notwendig ist.<br />
Sie bleiben ausschließlich beim Kerngeschäft und scheuen jegliche Verwaltungsarbeit, die<br />
sie nicht unbedingt machen müssen. Das heißt, wir haben das Ziel, etwas in die Betriebe<br />
zu tragen, was diese skeptisch betrachten.“<br />
7.6.7 Politik der Stadtverwaltung<br />
Die Stadtverwaltung Freiburg i. Br. hat sich auf zwei Ebenen für die Thematik und die Initiative<br />
der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ engagiert. Einerseits hat sie diesen Aspekt frühzeitig in<br />
das eigenverantwortliche Handeln als Betrieb und damit großem Arbeitgeber aufgenommen.<br />
Einzelne Maßnahmen wurden für die eigenen Beschäftigten entwickelt und umgesetzt; die<br />
Stadtverwaltung arbeitet in der AG mit. Darüber hinaus unterstützte die Stadtverwaltung<br />
einzelne Maßnahmen, die in den Betrieben bzw. durch die AG angestoßen wurden, so auch die<br />
Öffentlichkeitsarbeit der AG. Im Sinne einer eigenen strategischen Ausrichtung als rahmensetzende,<br />
planende und aktiv handelnde Kommunalverwaltung, die dieses Thema zu einem<br />
integrierten Bestandteil ihrer verkehrspolitischen Programmatik und Handlungsprogramme<br />
entwickelt, um möglichst viele Betriebe in der Stadt zu entsprechendem Handeln zu motivieren,<br />
sind erst in jüngster Zeit Ansätze erkennbar. Bislang steht die Unterstützung der Aktivitäten der<br />
AG und der einzelnen Betriebe im Vordergrund, was insbesondere durch die Beteiligung an der<br />
Verleihung <strong>des</strong> „Öko-Verkehrs-Siegels“ deutlich wird. Ein eigenständiges Förderprogramm für<br />
Aktivitäten der AG bzw. Beratungsleistungen oder konkrete BMM-Maßnahmen der Betriebe<br />
existiert bislang nicht.<br />
57
7.6.8 Einschätzung zum Stand<br />
58<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Die Arbeit der AG seit rund 15 Jahren und die Erfolge dieser Arbeit werden von Herrn Wember<br />
als Sprecher der AG insgesamt erfolgreich eingeschätzt. Er geht aber davon aus, dass noch<br />
weitaus mehr Effekte möglich gewesen wären, wenn die veränderbaren Rahmenbedingungen<br />
entsprechend ausgerichtet worden wären. Als limitierend werden außerdem die knappen<br />
personellen Ressourcen der aktiven Mitarbeiter eingeschätzt.
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
7.7 <strong>Fallstudien</strong> Freiburg im Breisgau - Micronas GmbH<br />
Steckbrief: Betriebliches Mobilitätsmanagement Micronas GmbH<br />
Allgemeines<br />
Branche:<br />
Größe:<br />
Arbeitszeiten:<br />
Betriebsstruktur:<br />
Lage <strong>des</strong> Betriebs:<br />
Lage <strong>des</strong> Betriebes<br />
Entwicklung, Produktion und Vertrieb<br />
von integrierten Schaltkreisen<br />
ca. 1.900 Beschäftigte<br />
Feste Arbeitszeiten, flexible Arbeitszeiten,<br />
Schichtbetrieb, Nacht- und<br />
Wochenendarbeit<br />
Hauptsitz eines Mehrbetriebsunternehmens<br />
Industriegebiet Nord, Freiburg i. Br.<br />
Abbildung 13: Lageplan von Micronas Freiburg (Quelle: Darstellung PGN)<br />
Micronas liegt im Industriegebiet Nord<br />
Abbildung 12: Teilansicht <strong>des</strong> Betriebes<br />
Micronas GmbH Freiburg i. Br.<br />
(Quelle: Micronas 2000)<br />
Struktur <strong>des</strong> Betriebes Die Micronas GmbH ist der Hauptbetrieb <strong>des</strong> weltweit operierenden<br />
Mehrbetriebsunternehmens Micronas Semiconductor Holding AG mit Sitz in der<br />
Schweiz. Micronas in Freiburg ist im Bereich Entwicklung, Produktion und<br />
Vertrieb von integrierten Schaltkreisen (ICs) und Sensoren für die Unterhaltungselektronik<br />
und die Automobil-Elektronik im Multimediasektor tätig. Der<br />
Standort in Freiburg i. Br. ist der größte Standort der Micronas-Gruppe, dort<br />
wird der Großteil der Micronas-Produkte entwickelt und in Reinraum-Technik<br />
gefertigt.<br />
Beschäftigte Im Betrieb sind ca. 1.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Der<br />
Anteil der Frauen beträgt ca. 40 %. Bei Micronas werden verschiedene Arbeitszeitregelungen<br />
angeboten, von festen, über flexible Arbeitszeiten bis zum<br />
Schichtbetrieb sowie Nacht- und Wochenendarbeit. Von allen Beschäftigten<br />
sind ca. 60 % im Schichtbetrieb tätig. 30% sind teilzeitbeschäftigt.<br />
Anbindung an das<br />
ÖPNV-Netz<br />
Das peripher gelegene Industriegebiet Nord ist durch Busse an das Netz <strong>des</strong><br />
ÖPNV angeschlossen. Die ÖPNV-Haltestelle befindet sich direkt vor dem<br />
Betriebsgebäude von Micronas. Die Busse der VAG und der SBG<br />
59
Anbindung an das MIV-<br />
Netz<br />
Organisation <strong>des</strong><br />
ruhenden Verkehrs<br />
Anbindung an das<br />
Radverkehrsnetz<br />
60<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
SüdbadenBus GmbH binden das Industriegebiet Nord zu unterschiedlichen<br />
Tageszeiten recht unterschiedlich an den Hauptbahnhof an. Die Fahrzeit bis<br />
zum Hauptbahnhof beträgt 25 Minuten. Das Industriegebiet wird durch die VAG<br />
mit vier Buslinien bedient, die hauptsächlich zu den Arbeitsanfangs und -<br />
endzeiten im Einsatz sind. Von der SBG wird das Gebiet mit fünf Buslinien<br />
bedient.<br />
Die Anbindung für den MIV erfolgt für Micronas durch die in Nord-Süd-Richtung<br />
verlaufende Bun<strong>des</strong>straße B3. Der Anschluss an die Bun<strong>des</strong>autobahn A 5<br />
befindet sich in ca. 6 km Entfernung vom Standort.<br />
Auf dem Gelände befinden sich insgesamt 600 zum Teil angemietete als auch<br />
betriebseigene Stellplätze. Diese stehen den Beschäftigten von Micronas<br />
kostenfrei zur Verfügung. Bedingt durch die nahtlosen Schichtübergänge<br />
stehen insbesondere in der Schicht ab 14 Uhr kaum freie Parkplätze zur<br />
Verfügung. Die Nutzung <strong>des</strong> öffentlichen Straßenraums als Parkmöglichkeit<br />
kann vonseiten <strong>des</strong> Betriebes nicht bestätigt werden. Ein Teil der vorhandenen<br />
Stellplätze ist für Kunden und Besucher sowie für Dienstwagen reserviert.<br />
Es liegt keine aktuelle Radwegekarte von Freiburg vor, aus diesem Grund ist<br />
eine detaillierte Aussage zu der Anbindung an das Radverkehrsnetz nicht<br />
möglich. Aus dem Radroutennetzplan (2001) <strong>des</strong> Tiefbauamtes Freiburg i. Br.<br />
geht jedoch hervor, dass das Industriegebiet Nord durch Haupt- und Nebenrouten<br />
an das Radroutennetz der Stadt Freiburg angeschlossen ist. 15<br />
Mobilitätsstruktur Aufgrund der peripheren Lage <strong>des</strong> Industriegebiets und der Schichtarbeitszeiten<br />
überwiegt die Nutzung <strong>des</strong> eigenen Pkw auf den Arbeitswegen. Die<br />
prozentualen Anteile <strong>des</strong> Modal-Split für den Arbeitswegverkehr von Micronas<br />
wurden wie folgt angegeben: rund 40 % der Beschäftigten nutzen das eigene<br />
Auto auf dem Weg zur Arbeit, 10 % sind Mitfahrer bei Arbeitskollegen, 30 %<br />
nutzen den ÖPNV und 20 % nutzen das Fahrrad.<br />
Mobilitätskonzept Die Micronas GmbH am Standort in Freiburg i. Br. hat als erster Betrieb in<br />
Freiburg i. Br. die Initiative zur Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms<br />
ergriffen. Dabei ging es um die Etablierung einzelner Maßnahmen, die dazu<br />
beitragen, umweltfreundliche Verkehrsmittel auf dem Arbeitsweg zu benutzen.<br />
Das Mobilitätskonzept umfasst dabei ausschließlich die Arbeitswege der<br />
Beschäftigten. Maßnahmen wurden dabei für den ÖPNV, den Radverkehr, den<br />
MIV als auch allgemein zum Thema umweltfreundlicher Verkehr entwickelt.<br />
Koppelung an andere<br />
Managementstrategien<br />
Das Unternehmen ist umwelt- und qualitätszertifiziert. 16 Eine organisatorische<br />
Koppelung dieser Methoden mit dem auf die Arbeitswege bezogenen<br />
Mobilitätsmanagement besteht nicht. Allerdings wird ein strategischer<br />
Zusammenhang mit dem Umweltmanagement <strong>des</strong> Unternehmens gesehen, die<br />
Aktivitäten im Zusammenhang mit der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />
wurden im jährlich erscheinenden Umweltbericht erwähnt.<br />
Anlass & Motivation Die Motivation zur Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms war bei<br />
Micronas sowohl umweltstrategisch als auch problembezogen begründet. Der<br />
erste Grund für die Beschäftigung mit dem Thema „umweltfreundlicher<br />
Verkehr“, war die öffentliche politische Diskussion im Sommer 1990 zum<br />
Thema Luftverschmutzung und der seinerzeitige Anstieg der Ozonwerte durch<br />
die Zunahme <strong>des</strong> MIV. Hinzu kam ein problembezogener Anlass. Da sehr viel<br />
Beschäftigte den eigenen Pkw als Verkehrsmittel zum Arbeitsweg nutzten, war<br />
die Parksituation auf dem Betriebsareal sehr angespannt.<br />
Komplexität und Dichte Die BMM-Konzeption ist vergleichsweise dicht geknüpft, was auf die lange<br />
Praxis zurückzuführen ist.<br />
Zielgruppe & Ziele Die BMM-Konzeption umfasst ausschließlich die Arbeitswege der<br />
Beschäftigten. Die Strategie ist dauerhaft etabliert und umfasst eine relativ<br />
große Bandbreite von Maßnahmen für die Verkehrsmittel ÖPNV, Fahrrad und<br />
15 Die Radwegekarte von Freiburg i. Br. wird zur Zeit überarbeitet und steht nach Angaben von Bernhard Gutzmer<br />
einem Mitarbeiter <strong>des</strong> Tiefbauamtes Freiburg, erst in den nächsten Monaten zur Verfügung.<br />
16 Umweltzertifizierung nach DIN/EN/ISO 14001, EMAS; Qualitätszertifizierung nach ISO 9001
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Beginn <strong>des</strong> Mobilitätsmanagements<br />
MIV. Das Kernziel <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms der Micronas GmbH ist die<br />
Etablierung und Ausweitung von Maßnahmen, um noch mehr Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter von der Wichtigkeit eines umweltfreundlichen Verkehrsverhaltens<br />
zu überzeugen.<br />
Begonnen hat die Initiative zum Umwelt-Verkehrsprogramm der Micronas<br />
GmbH 1990/1991 durch die Initiative von Vertrauensleuten der IG Metall<br />
Freiburg i. Br. und dem Betriebsrat der Firma Intermetall (heute Micronas). Es<br />
wurde eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt, bei der eine Vielzahl an<br />
Vorschlägen zu Maßnahmen für ein Umwelt-Verkehrsprogramm gesammelt<br />
werden konnten. Alle Vorschläge wurden von einer betriebsinternen<br />
Kommission ausgewertet und es wurde mit der Entwicklung konkreter<br />
Umsetzungsmaßnahmen begonnen.<br />
Maßnahmen Übergeordnet: Betriebsinterne Information, Öffentlichkeitsarbeit, individuelle<br />
Arbeitszeitmodelle und Telearbeit<br />
Weitere für die Zukunft<br />
geplante Maßnahmen<br />
Organisation und<br />
Akteure/ Beteiligte<br />
ÖPNV: Aushang betrieblicher Fahrpläne für den ÖPNV in Infokästen für fast<br />
das gesamte Freiburger Stadtgebiet und die wichtigsten Umlandgemeinden<br />
(rund 30 verschiedene Fahrpläne), Einführung einer neuen Buslinie vom<br />
Industriegebiet Nord zum Bahnhof Gundelfingen, vom Betrieb vorfinanzierte<br />
und bezuschusste Regio-Jahreskarte, Werksbusse, Abstimmung Arbeitszeiten/ÖPNV-Fahrpläne<br />
Fahrradverkehr: Überdachte, beleuchtete und vom Pförtner einsehbare<br />
Fahrradabstellplätze, Radwegbroschüre (federführend von der Nachbar-Firma<br />
Gödecke erstellt), Umkleideräume und Duschen;<br />
MIV: Parkraummanagement, Firmenfahrzeuge mit privater Nutzung<br />
Es sind keine grundlegenden neuen Maßnahmen und Veränderungen <strong>des</strong><br />
innerbetrieblichen Umwelt-Verkehrsprogramms geplant. Die Arbeit konzentriert<br />
sich auf die Pflege und Festigung <strong>des</strong> vorhandenen. Eine zukünftig geplante<br />
Maßnahme ist ein Einführungsprogramm für neue Mitarbeiter. Hiermit soll über<br />
die Aktivitäten, Aktionen und Maßnahmen zum BMM informiert werden.<br />
Die innerbetriebliche Organisation liegt in erster Linie bei dem derzeitigen<br />
Betriebsratsvorsitzenden Herrn Baireuther. In alle Aktionen und Maßnahmen<br />
zum Thema „Umweltfreundlich zum Betrieb“ sind der Betriebsrat, die<br />
Geschäftsleitung und die Umweltabteilung involviert.<br />
Kooperationspartner Direkte außerbetriebliche Kooperationspartner sind die Mitglieder der überbetrieblichen<br />
„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ und die Freiburger Verkehrs<br />
AG (VAG). Durch diese Zusammenarbeit konnte in den letzten Jahren die<br />
Anbindung an das ÖPNV-Netz im Industriegebiet Nord erheblich verbessert<br />
werden. Ein direkter Kooperationspartner ist der Nachbarbetrieb Gödecke, mit<br />
dem die betrieblichen Fahrpläne von Micronas mit der Radwegbroschüre von<br />
Gödecke ausgetauscht werden.<br />
Ergebnisse Durch die Vorreiterrolle von Micronas ist eine konstruktive und produktive<br />
Grundlage geschaffen worden, auf der mittlerweile über 20 Betriebe in der<br />
überbetrieblichen AG zusammenarbeiten. Es konnte eine erhebliche<br />
Verbesserung der ÖPNV-Anbindung und -Nutzung erreicht werden. Das<br />
Fahrradkonzept und die Modernisierung der Fahrradabstellplätze hat zu einem<br />
deutlichen Anstieg der Fahrradnutzung besonders in den letzten Jahren geführt.<br />
Die Einschätzungen zu den Ergebnissen im Hinblick auf eine Verlagerung von<br />
individuellen Kfz-Verkehr auf andere Verkehrsmittel beruhen auf den Berichten<br />
der befragten Akteure. Begleituntersuchungen liegen nicht vor.<br />
Kontakt<br />
Micronas GmbH, Walter Baireuther, Betriebsratsvorsitzender,<br />
Hans-Bunte-Str. 19, 79108 Freiburg i. Br.,Tel.: 0761/517-2918<br />
E-Mail: walter.baireuther@micronas.com<br />
7.7.1 Initiierung und Entwicklungsprozess<br />
Von Micronas ging die Initialzündung für die Entwicklung eines betriebsbezogenen Umwelt-<br />
Verkehrsprogramms in Freiburg i. Br. aus. Gemeinsam mit der IG Metall haben die Betriebsräte<br />
der Micronas GmbH 1989/90 auf das Thema „Umweltfreundlich zum Betrieb“ aufmerksam<br />
61
62<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
gemacht. Aus dieser Initiative heraus sind in Freiburg i. Br. verschiedene firmenspezifische<br />
Umwelt-Verkehrsprogramme und eine überbetriebliche Arbeitsgemeinschaft entstanden.<br />
Anlass für die Einführung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms der Firma Micronas war die aktuelle<br />
politische Diskussion zum Thema Luftverschmutzung und der Anstieg der Ozonwerte durch die<br />
Zunahme <strong>des</strong> MIV. Die umweltpolitische Diskussion und das Engagement der Belegschaft<br />
waren somit der Ausgangspunkt für die Entwicklung <strong>des</strong> ersten Umwelt-Verkehrsprogramms in<br />
Freiburg i. Br.<br />
Neben dem strategischen Ansatz, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, kam bei der<br />
Micronas GmbH auch ein problembezogener Anlass hinzu. Mit ca. 1.900 Beschäftigten trägt<br />
Micronas erheblich zu dem starken Verkehrsaufkommen im Industriegebiet Nord bei, was zu<br />
täglichen Staus zu den Hauptarbeitszeiten führte. Auch diese nicht unerhebliche Tatsache war<br />
ein Anlass, das tägliche Verkehrsverhalten der Belegschaft in Frage zu stellen. Zusätzlich kam<br />
es zu Parkplatzengpässen auf dem Betriebsgelände. Für 1.900 Beschäftigte stehen heute ca.<br />
370 Stellplätze (früher ca. 600 Stellplätze) auf dem Betriebsgelände zur Verfügung.<br />
Die Anbindung bzw. fortlaufende Verbindung durch den ÖPNV an das Industriegebiet Nord war<br />
unzureichend, so dass es für die meisten Mitarbeiter einen erheblichen Zeitaufwand bedeutet<br />
hätte, auf den ÖPNV umzusteigen. Zu einigen Zeiten waren gar keine Busverbindungen im<br />
Industriegebiet vorhanden. Ebenso unzureichend waren die Möglichkeiten für die Fahrradfahrer<br />
<strong>des</strong> Betriebes. Es gab keine adäquaten Fahrradabstellplätze und die vorhandenen reichten bei<br />
weitem für die Nachfrage nicht aus.<br />
Die Initiative zur Thematisierung einer umweltfreundlichen Verkehrsmittelnutzung ergriff der<br />
Betriebsrat 1989/90. Durch eine Mitarbeiterbefragung und Informationen über die Möglichkeiten,<br />
auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umzusteigen, wurden zunächst Daten ermittelt und<br />
eine erste Ansprache der Beschäftigten durchgeführt.<br />
Diese Befragung erfolgte Ende 1990. Dabei wurden über 450 Ideen zusammengetragen, die<br />
den Grundstein für das bis heute existente und weiter entwickelte Umwelt-Verkehrsprogramm<br />
legten. Schwerpunkte dieser Ideensammlung waren (vgl. Intermall 1996: 1):<br />
• Die Schaffung einer Fahrgemeinschaftsbörse,<br />
• die Erstellung von betriebsbezogenen Fahrplänen für den ÖPNV,<br />
• einen Bus-Pendelverkehr zum Bahnhof Gundelfingen,<br />
• finanzielle Anreize für Benutzer <strong>des</strong> ÖPNV,<br />
• Forderungen nach besseren Fahrplanzeiten <strong>des</strong> öffentlichen Personennahverkehrs,<br />
• Werbung für den umweltfreundlichen Verkehr mit Aktionstagen,<br />
• die Koordination dieser Themen mit den Nachbarbetrieben.<br />
Die oben aufgeführten Kernpunkte wurden zwischenzeitlich überwiegend umgesetzt.<br />
Eine der Ideen, die bis heute nicht vollständig umgesetzt wurde, ist die Erschließung <strong>des</strong><br />
Industriegebiets Nord durch die S- Bahn auf der vorhandenen Güterbahnstrecke für den ÖPNV.<br />
Das Industriegebiet Nord, das größte der Region, verfügt aber über keine Schienenverbindung<br />
für den Personenverkehr. Ziel dieser Anbindung ist eine schnelle Verbindung zwischen dem<br />
Industriegebiet Nord und allen Stadtteilen neben der Güterbahntrasse zu schaffen. Aus dieser<br />
Idee heraus sind verschiede Aktionen entstanden, die dazu geführt haben, das die S-Bahn auf
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
der Güterbahnstrecke 1998 vom ZRF (Zweckverband Regio-Nahverkehr Freiburg) 17 in das<br />
Konzept „Breisgau-S-Bahn 2005“ aufgenommen wurde. Der Anschluss an das Industriegebiet<br />
Nord wurde in diesem ersten Schritt nicht realisiert, aber die insgesamt bessere Anbindung von<br />
wichtigen Wohngebieten und Knotenpunkten an die S-Bahn wurde zu einem attraktiven<br />
Angebot (AG Umweltfreundlich zum Betrieb 1996). Nach Angaben von Herrn Schade vom<br />
Zweckverband Regio-Nahverkehr Freiburg (ZRF), ist der Baubeginn der Schienentrassen für<br />
2008 angesetzt, die Inbetriebnahme der S-Bahnanbindung an das Industriegebiet Nord ist für<br />
die Jahre 2009 - 2010 vorgesehen. (vgl. Interview Hr. Schade am 21.04.2006). In diesem<br />
Zusammenhang wird, in Zusammenarbeit mit der Freiburger Verkehrs AG, auch ein Ausbau<br />
<strong>des</strong> vorhandenen Bussystems eingeplant, um die Erschließung an die Breisgau S-Bahn sicher<br />
zu stellen. Damit wäre die Idee der Mobilitäts- AG im Betrieb der Micronas letztendlich erfolgreich<br />
geblieben.<br />
Aus der Mobilitätsbefragung 1990 heraus hatte sich eine Kommission gebildet, die aus den<br />
zusammengetragenen Ideen ein Konzept entwickelte, welches mit der Geschäftsleitung<br />
verhandelt wurde. Das Ergebnis dieser Verhandlungen war eine Betriebsvereinbarung<br />
zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat der Firma Intermetall, in der unter anderem<br />
festgeschrieben wurde (vgl. Presseberichte 1999-2001b):<br />
1. Die Firma Intermetall startet eine Initiative mit dem Ziel, die Mitarbeiter zur intensiveren<br />
Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu bewegen.<br />
2. Die Benutzer <strong>des</strong> ÖPNV erhalten eine finanzielle Unterstützung.<br />
3. Die Durchführungsbestimmungen werden in einem gesonderten Anhang zu dieser<br />
Betriebsvereinbarung geregelt.<br />
4. Die Betriebsvereinbarung tritt am 01. September 1991 für zunächst ein Jahr in Kraft. Eine<br />
Fortführung der Betriebsvereinbarung wird von der Finanzlage <strong>des</strong> Unternehmens<br />
abhängig gemacht.<br />
Der offizielle Start <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms war im Juni 1991. Auf einer Betriebsversammlung<br />
wurde die Realisierung <strong>des</strong> Konzeptes mit folgenden Bestandteilen bekannt<br />
gegeben: Finanzielle Zuschüsse für den ÖPNV durch den Betrieb, Verlosungs-System<br />
(finanziert durch den Betrieb, während solcher Aktionen wurden bereits ein Mountainbike und<br />
eine Regio-Jahreskarte als Highlight verlost), Herausgabe Intermetall-Fahrpläne, Tipps für<br />
Park+Ride, Fahrgemeinschaftsbörse. Bis auf die zeitweise durchgeführten Verlosungen und die<br />
nur zu Beginn angebotene, wenig genutzte Fahrgemeinschaftsbörse werden die hier<br />
aufgeführten Bausteine <strong>des</strong> Konzeptes bis heute praktiziert. Durch die Presse kam das Thema<br />
„umweltfreundlicher Verkehr auf dem Arbeitsweg“ an die Öffentlichkeit und das Umwelt-<br />
Verkehrsprogramm der Firma Intermetall regte verschiedene weitere Betriebe an, sich ebenfalls<br />
zu engagieren.<br />
17 „Der Zweckverband Regio-Nahverkehr Freiburg (ZRF) entstand am 31. August 1994 aus dem Zusammenschluss der<br />
Stadt Freiburg im Breisgau sowie der beiden Landkreise Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald.<br />
Der Zweckverband vertritt die Gebietskörperschaften in der Region und entwickelt die verkehrspolitischen Leitlinien<br />
für den ÖPNV - er ist also für die politische Ebene <strong>des</strong> Nahverkehrs zuständig. Zudem ist er an der Entscheidung über<br />
die Gemeinschaftstarife für den ÖPNV im Verbandsgebiet und deren Finanzierung beteiligt.<br />
Der ZRF ist Träger <strong>des</strong> "Integrierten regionalen Nahverkehrskonzeptes Breisgau-S-Bahn 2005". Seine zentrale<br />
Aufgabe ist, den regionalen Nahverkehrsplan zu erstellen und regelmäßig fortzuschreiben und damit den<br />
Nahverkehrsentwicklungsplan im Verbandsgebiet schrittweise umzusetzen.“ (Quelle: Regio-Verbund, Homepage:<br />
http://www.regio-verbund.de/cms/Regioverbund/de/nav/zrf/1,300408,9328.html 19.04.06)<br />
63
64<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Der Anstoß durch Intermetall war die Initialzündung für eine breitgefächerte Zusammenarbeit in<br />
der überregionalen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ die durch die IG Metall maßgeblich<br />
unterstützt wurde und bis heute wird.<br />
7.7.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb<br />
Seit 1991 wird das Umwelt-Verkehrsprogramm der Micronas GmbH gemeinsam von Betriebsrat<br />
und Geschäftsleitung <strong>des</strong> Unternehmens getragen und weiterentwickelt. Die Hauptinitiative<br />
innerhalb <strong>des</strong> Betriebes liegt derzeit bei Herr Baireuther (Betriebsratsvorsitzender). Alle<br />
anderen Beteiligten sind dem Thema gegenüber aufgeschlossen und engagieren sich hauptsächlich<br />
bei offiziellen und öffentlichen Anlässen. Nach Angaben von Herrn Baireuther wird die<br />
Organisation <strong>des</strong> Berufsverkehrs von Micronas folgendermaßen geregelt:<br />
Organisation der Arbeitswege<br />
Die Organisation der Arbeitswege wird nicht direkt reglementiert, aber jede Mitarbeiterin und<br />
jeder Mitarbeiter hat die Möglichkeit, sich über die vielfältigen Angebote zum umweltfreundlichen<br />
Verkehr zu informieren und diese zu nutzen. Informationen werden insbesondere durch<br />
den Betriebsratsvorsitzenden angeboten. Weitere detaillierte Informationen können über<br />
Infokästen an zentralen Standorten im Betriebsgebäude und über das Intranet erlangt werden.<br />
Des Weiteren gibt es Steckkästen mit über 28 verschiedenen Fahrplänen, die für Beschäftigte<br />
zugänglich sind und die genaue Auskunft über die ÖPNV-Verbindungen und Umsteigemöglichkeiten<br />
geben und kostenlos mitgenommen werden können.<br />
Es gibt direkte finanzielle Anreize durch die Bezuschussung und Vorfinanzierung der Regio-<br />
Jahreskarte, einmalige Zuschüsse sowie das Sponsoring <strong>des</strong> Betriebs für öffentliche<br />
Veranstaltungen zum Thema.<br />
Geschäftsreisen<br />
Von der Geschäftsleitung wird das Verkehrsmittel gefördert, das für den Betrieb jeweils am<br />
sinnvollsten erscheint. Dabei geht es um die Effizienz der Arbeitszeiteinteilung und nur in<br />
zweiter Linie um die Art <strong>des</strong> Verkehrsmittels. Für die Organisation und Abwicklung der<br />
Geschäftsreisen sind das Sekretariat und die Assistenz bzw. die Personalabteilung <strong>des</strong><br />
Betriebes zuständig.<br />
Spezielle Regelungen für den Besucherverkehr existieren nicht.<br />
7.7.3 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes<br />
Direkte Projektpartner von Micronas sind in erster Linie die Mitglieder der überbetrieblichen „AG<br />
Umweltfreundlich zum Betrieb“ (www.umweltfreundlich-zum-betrieb.de) und besonders Herr<br />
Wember von der IG Metall Verwaltungsstelle Freiburg i. Br., der auch Ansprechpartner für Herrn<br />
Baireuther in allen Fragen zum Umwelt-Verkehrsprogramm der Micronas GmbH ist. Ohne die<br />
überbetriebliche AG hätten die Maßnahmen zum Umwelt-Verkehrsprogramm nicht einen<br />
solchen Bekanntheitsgrad und ein derartiges Image in Freiburg i. Br. erlangt.<br />
Im direkten Umfeld der Beteiligten ist die benachbarte Firma Gödecke ein wichtiger<br />
Kooperationspartner, die durch die Bereitstellung ihrer Radwegbroschüre attraktive Radwegverbindungen<br />
von den wichtigsten Wohnstandorten ins Industriegebiet Nord beschreibt.<br />
Durch die Erstellung der Betriebsfahrpläne bei Micronas und die damit verbundene Erkennung<br />
von Schwachstellen der ÖPNV-Anbindung ist eine gute Zusammenarbeit mit der Freiburger
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Verkehrs AG (VAG) entstanden, woraus eine erhebliche Verbesserung der ÖPNV-Anbindung<br />
resultierte.<br />
Eine weitere, wenn auch nicht direkte Beteiligung, an dem Umwelt-Verkehrsprogramm von<br />
Micronas, hat die Stadtverwaltung Freiburg i. Br. Durch die Verkehrspolitik der Stadt Freiburg i.<br />
Br., mit dem Schwerpunkt auf umweltfreundliche Ziele ausgerichtet, trägt sie einen erheblichen<br />
Teil zur Förderung <strong>des</strong> ÖPNV bei. Mit dem 1984 eingeführten „Umweltticket“, heute Regio-<br />
Karte, gilt Freiburg i. Br. als Vorreiter für den ÖPNV in Deutschland.<br />
7.7.4 Erste Schritte zur Implementierung der BMM-Strategie<br />
Das Projekt zum Umwelt-Verkehrsprogramm begann bei Micronas durch die Initiative der<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Ziel, konstruktiv und nachhaltig einen Beitrag zum<br />
Umweltschutz zu leisten und den Staus im Berufsverkehr entgegenzuwirken. Begonnen hat die<br />
Implementierung <strong>des</strong> Projektes 1989/90 durch eine Mitarbeiterbefragung, bei der die<br />
Beschäftigten Fragen zu ihrem Wohnort, der Verkehrsmittelwahl für den Arbeitsweg und ihren<br />
Arbeitszeiten beantworten sollten. Außerdem wurde nach Ideen und Handlungsmöglichkeiten<br />
zum Umwelt-Verkehrsprogramm gefragt. Die Resonanz zu diesem Thema war hoch, wie die<br />
Beteiligung von ca. 1/3 der Belegschaft zeigte.<br />
Die weiteren Aktivitäten für die Entwicklung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms, wurden durch<br />
das persönliche Engagement einzelner Aktiver vorangetrieben. Die notwendige Zeit hierfür,<br />
wurde durchweg ehrenamtlich in der Freizeit aufgebracht.<br />
7.7.5 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen<br />
Die Maßnahmen zum Umwelt-Verkehrsprogramm von Micronas sind kein umfassen<strong>des</strong><br />
Gesamtkonzept. Es handelt sich um einzelne Maßnahmenbausteine, die nutzerorientiert dort<br />
ansetzen, wo der Betriebsrat einen besonderen Bedarf erkennt. Die gesamte Arbeit zum<br />
Umwelt-Verkehrsprogramm der Firma Micronas wird ehrenamtlich geleistet, wobei im Gegensatz<br />
zu den Anfangszeiten der Maßnahmenumsetzung der betriebene Zeitaufwand zum<br />
Umwelt-Verkehrsprogramm heute wesentlich geringer ist.<br />
Durch das Umwelt-Verkehrsprogramm konnte erreicht werden, dass im ersten Jahr nach der<br />
Einführung rund 100 Beschäftigte bereit waren, vom Pkw auf umweltfreundliche Verkehrsmittel<br />
umzusteigen.<br />
Folgende Maßnahmen im Umwelt-Verkehrsprogramm der Micronas GmbH sind umgesetzt und<br />
etabliert:<br />
Auslage spezifischer Betriebsfahrpläne <strong>des</strong> ÖPNV<br />
Seit 1991 gibt es bei Intermetall (heute Micronas) Betriebsfahrpläne, inzwischen in der 45.<br />
Auflage. Die Betriebsfahrpläne der Firma Micronas erscheinen dreimal pro Jahr und es gibt sie<br />
für fast alle Freiburger Stadtteile und die wichtigsten Umlandgemeinden. Es sind mittlerweile ca.<br />
33 verschiedene Verbindungen vom Wohnort zum Betrieb und umgekehrt auf einem Handzettel<br />
zusammengefasst und zusätzlich im Intranet für alle einsehbar. Alle notwendigen Linien der<br />
öffentlichen und privaten Verkehrsanbieter sind miteinander verbunden und durch verschiedene<br />
Routen und Umsteigemöglichkeiten übersichtlich aufgelistet. Dabei sind auch die<br />
verschiedenen Schichtzeiten berücksichtigt. Durch die zielbezogene Auflistung, konnten schon<br />
in der Anfangszeit Lücken und Mängel bei den Umsteigeverbindungen nachgewiesen werden.<br />
Diese konnten mittlerweile überwiegend durch kleine Fahrplanverbesserungen der VAG<br />
korrigiert werden.<br />
65
66<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Die ausgearbeiteten Fahrpläne sind für die Beschäftigten von Micronas, die den ÖPNV nutzen<br />
eine große Erleichterung. Auch die Beschäftigten der Nachbarfirmen im Industriegebiet Nord<br />
haben die Möglichkeit diese Fahrpläne von Micronas zu nutzen.<br />
Die Regio-Jahreskarte als Firmenticket<br />
Die Micronas GmbH übernimmt die Vorfinanzierung der Regio-Jahreskarte (440 €), wobei die<br />
Verkehrsunternehmen einen Rabatt von zwei Monatskarten einräumen. Der Nutzer bezieht die<br />
Karte direkt über den Arbeitgeber und zahlt den monatlichen Betrag, abzüglich der<br />
Bezuschussung durch den Arbeitgeber und der Vergünstigung durch die Verkehrsgesellschaft.<br />
Die Bezuschussung durch den Betrieb beträgt z.Zt. 55 € pro Jahr.<br />
Zusätzliche Busverbindungen, AST-Verkehre und Werksbus<br />
1992 wurde die in der Ideen-Sammlung gewünschte Buslinie als Verbindung vom Bahnhof<br />
Gundelfingen zum Industriegebiet Nord durch die Freiburger Verkehrs AG eingerichtet. Dadurch<br />
konnte eine wesentliche Verbesserung der Situation für Beschäftigte, die aus den nördlichen<br />
Gebieten (Gundelfingen, Denzlingen, Emmendingen, Kenzingen und Waldkirch) nach Freiburg<br />
i. Br. kommen, erreicht werden. Diese Orte liegen an der Bahnstrecke mit guten Zugverbindungen<br />
nach Freiburg i. Br. Die Linie 24 stellt seit 1992 den „Transfer-Bus“ vom Bahnhof<br />
Gundelfingen ins Industriegebiet Nord dar. Der Fahrplan dieser Buslinie ist auf die An- und<br />
Abfahrtszeiten der Züge am Bahnhof Gundelfingen abgestimmt.<br />
Für die Schichtmitarbeiter gab es bis zur Etablierung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms fast<br />
keine adäquate Möglichkeit, den ÖPNV zu nutzen. Auch in diesem Bereich konnten durch<br />
relativ geringfügige Fahrplanoptimierungen seitens der VAG die Fahrzeiten der Busse<br />
zugunsten der Schichtzeiten der Betriebe im Industriegebiet Nord verschoben werden. Seit<br />
1994 gab es zudem ein Anruf-Sammeltaxi für Spätschichtbeschäftigte. Die Nachfrage nach<br />
diesem Angebot war so groß, das schon 1996 ein Bus eingesetzt werden musste (Werksbus).<br />
Bei dem Werksbus von Micronas handelt es sich um einen vom Betrieb bezuschussten Buszubringerverkehr<br />
für die Beschäftigten aus dem ländlichen Elsass. Die Werkbusse werden zu<br />
50 % vom Betrieb bezuschusst; die andere Hälfte muss von den Benutzern aufgebracht<br />
werden, wobei die Nutzer der Werksbusse unterschiedliche Preise je nach Entfernung bezahlen<br />
müssen. Über die aktuelle Auslastung <strong>des</strong> Werksbusverkehrs wurden keine Angaben gemacht.<br />
Anfang 2007 sind die Werksbusse aus wirtschaftlichen Gründen allerdings eingestellt worden.<br />
Die Mitarbeiter aus Colmar und Umgebung fahren jetzt mit der SBG, welche seit einigen Jahren<br />
auch Teile <strong>des</strong> Elsaß andient. Mitarbeiter aus anderen Gebieten schlossen sich zu Fahrgemeinschaften<br />
zusammen.<br />
Radwegbroschüre (erstellt von der Firma Gödecke)<br />
Die Radlergruppe der Firma Gödecke hat eine Radwegbroschüre für die Darstellung der<br />
Erreichbarkeit <strong>des</strong> Industriegebiets Nord erstellt, in der viele Beispiele für attraktive Radwege<br />
aufgeführt werden. Zustande gekommen ist diese Broschüre durch das Engagement der Radler<br />
der Firma Gödecke, die ihren individuellen Radweg zum Arbeitsplatz beschreiben. Diese<br />
Broschüre steht ebenso für die Beschäftigten von Micronas zur Verfügung. Im Gegenzug dazu<br />
stellt Micronas den Beschäftigten von Gödecke die Betriebsfahrpläne zur Verfügung.<br />
Fahrradabstellplätze<br />
Um die infrastrukturellen Voraussetzungen für die Fahrradfahrer zu verbessern, wurden im<br />
Laufe der letzten Jahre die Anzahl und die Qualität der Fahrradabstellanlagen optimiert.
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Mittlerweile gibt es überdachte, beleuchtete und vom Pförtner einsehbare Fahrradabstellplätze.<br />
Die Radfahrer genießen als einzige das Privileg, direkt am Eingang <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> parken zu<br />
dürfen.<br />
Duschen und Umkleideräume für die Radfahrer sind ebenfalls vorhanden.<br />
Öffentlichkeitsarbeit und innerbetriebliche Werbung<br />
Um das Thema „Umweltfreundlich zum Betrieb“ im Unternehmen immer aktuell zu bewerben,<br />
werden verschiedene innerbetriebliche Aktionen durchgeführt. Dazu gehören:<br />
� die Auslage einer Broschüre zum umweltfreundlichen Verkehr mit Informationen zu den<br />
Themen Park+Ride, Train+Bike, Park+Bike. In dieser Broschüre werden verschiedene<br />
Kombinationen dargestellt, wie man trotz weiter Arbeitswege und ungünstiger ÖPNV-<br />
Anbindungen umweltfreundlich zum Betrieb fahren kann.(vgl. Intermetall 1996)<br />
� Die Thematisierung <strong>des</strong> Themas auf Betriebsversammlungen.<br />
� Unregelmäßig durchgeführte Aktionstage, die in Zusammenarbeit mit der überbetrieblichen<br />
„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ durchgeführt werden.<br />
� Informationen zum Umwelt-Verkehrsprogramm sind auch über das Intranet einsehbar.<br />
Ebenfalls gibt es hier eine Verlinkung zu den betriebsinternen Fahrplänen von Micronas.<br />
� Die Auslage von Infomaterial beim Betriebsarzt.<br />
� Es wird regelmäßig ein Umweltbericht der Firma Micronas herausgegeben, in dem die<br />
Arbeit zum Thema Umwelt-Verkehrsprogramm positiv dargestellt wird, da die Firma in<br />
Bezug auf ihre Fertigung, auf Kosteneinsparungen und Umwelt ihre Schwerpunkte gelegt<br />
hat. (Micronas 2000 und 2004).<br />
Durch das Engagement seitens der Geschäftsführung und <strong>des</strong> Betriebsrates von Micronas<br />
konnten sukzessive Fortschritte bei der Umsetzung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms erreicht<br />
werden. Auch der Status bei den Beschäftigten kann laut Aussage von Herrn Baireuther als<br />
positiv bewertet werden. Er begründet diese Bewertung damit, dass die angebotenen<br />
Maßnahmen gut genutzt werden. Die Einstellung zu diesem Thema hat sich im Laufe der Jahre<br />
positiv entwickelt.<br />
Das Umwelt-Verkehrsprogramm der Firma Micronas lässt sich aufgrund der dadurch initiierten<br />
überbetrieblich wirkenden Initiative nicht alleine betrachten. Aus dem anfänglichen Wunsch der<br />
Beschäftigten von Micronas, Maßnahmen für die Förderung umweltfreundlicher Mobilität zu<br />
unterstützen und im Betrieb zu etablieren, haben zu einem Konzept geführt, das mittlerweile für<br />
die gesamte Stadt relevant ist und bun<strong>des</strong>weit Bekanntheit erlangt hat. Resultierend aus der<br />
Mitarbeiterbefragung bei Micronas und den ersten durchgeführten Maßnahmen, wurde die<br />
Wohnortanalyse auf das gesamte Industriegebiet Nord ausgeweitet und erlangte dadurch<br />
zusehends mehr Anerkennung und Bekanntheit im Stadtgebiet. Durch diese Aktion wurden<br />
immer mehr Betriebe und Verwaltungen animiert und motiviert sich in der überbetrieblichen „AG<br />
Umweltfreundlich zum Betrieb“ zu engagieren.<br />
7.7.6 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen<br />
Grundsätzlich wurde als fördernde Rahmenbedingung berichtet, dass es eine umweltstrategische<br />
Ausrichtung in der Unternehmenspolitik gibt.<br />
67
68<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Die Grundlage für Umweltschutzaktivitäten bei Micronas wurde durch die Eigentümerin von<br />
Micronas vorgegeben. Nach Angaben aus der Literatur werden die Schnittstellen zwischen den<br />
Maßnahmen zu „Umweltfreundlich zum Betrieb“ und den Instrumenten <strong>des</strong> betrieblichen<br />
Umweltschutzes ausschließlich über die Betriebsräte sichergestellt, die sich in ihrer Freizeit<br />
aktiv im Umweltschutz engagieren (vgl. Bier, Zimmermann: 152).<br />
Bei Micronas wird in Abständen von zwei bis drei Jahren ein Umweltbericht veröffentlicht. In<br />
diesem Bericht wird auch auf das Projekt „Umweltfreundlich zum Betrieb“ der AG verwiesen<br />
und die damit verbundenen Maßnahmen von Micronas werden aufgezeigt.<br />
Eine Grundvoraussetzung, die zum Gelingen <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms beigetragen hat,<br />
ist die gute Zusammenarbeit mit der Freiburger Verkehrs AG, durch die das peripher gelegene<br />
Industriegebiet Nord eine Verbesserung der ÖPNV-Anbindung erhalten hat.<br />
Die internen Voraussetzungen bei Micronas wurden durch das ehrenamtliche Engagement <strong>des</strong><br />
Betriebsrates und die gute Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung und deren finanzieller<br />
Unterstützung geschaffen.<br />
Externe fördernde Rahmenbedingungen sind durch die Zusammenarbeit in der überbetrieblichen<br />
„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ gegeben. Die offiziellen Kontakte mit der Stadt<br />
und der VAG laufen hauptsächlich über die AG. Bei speziellen Fragestellungen wird aber auch<br />
direkt mit den Ansprechpartnern von VAG oder der Stadt verhandelt. Generell ist aber Herr<br />
Wember der Mittelpunkt <strong>des</strong> Geschehens und aus diesem Grund auch immer der erste<br />
Ansprechpartner für die Beschäftigten.<br />
Eine mittlerweile sehr positive Rahmenbedingung für das Gelingen <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms<br />
bei Micronas ist nach Einschätzung der Verantwortlichen auch das gestiegene<br />
Image <strong>des</strong> Radfahrers und <strong>des</strong> ÖPNV, wobei dieses eher mit einem allgemeinen Trend zu tun<br />
hat, als mit aktiven Umweltschutz.<br />
Es gibt auch Misserfolge und hemmende Faktoren im Umsetzungsprozess <strong>des</strong> Umwelt-<br />
Verkehrsprogramms zu verzeichnen. Zu den wesentlichen hemmenden Faktoren gehört das<br />
Fehlen einer internen Arbeitsgruppe, die das Thema innerbetrieblich noch weiter vorantreibt.<br />
Zu den Misserfolgen können die Fahrgemeinschaftsbörse und die dazugehörigen reservierten<br />
Stellplätze gewertet werden. Die Einrichtung der organisierten Fahrgemeinschaftsbörse konnte<br />
nicht umgesetzt werden, da die Resonanz der Beschäftigten sehr schlecht war. Diese zuerst als<br />
internes Angebot geplante Maßnahme wurde auf benachbarte Betriebe (ca. 3-4) ausgeweitet,<br />
um den Personenkreis potentieller Interessenten zu vergrößern. Doch auch dieses Angebot<br />
wurde nicht ausreichend genutzt. Die vorgesehene Reservierung von Parkplätzen für Fahrgemeinschaften<br />
konnte aufgrund der hohen Anzahl von Pkw-Selbstfahrern nicht eingehalten<br />
werden. Es konnten zwar in Abstimmung mit der Geschäftsführung Stellplätze für Fahrgemeinschaften<br />
reserviert werden, aufgrund der geringen Stellplatzanzahl auf dem Gelände waren die<br />
Reservierungen für Fahrgemeinschaften seitens <strong>des</strong> Betriebs nicht aufrechtzuerhalten.<br />
Die Nutzung der Angebote <strong>des</strong> BMM bei Micronas werden durch vielfältige Anreize gefördert<br />
und den Beschäftigten schmackhaft gemacht, es fehlt jedoch nach Aussagen <strong>des</strong> Betriebsratsvorsitzenden<br />
an mehr engagierten „Helfern“, die das Projekt im Betrieb durch praktische Mithilfe<br />
unterstützen.<br />
7.7.7 Einschätzungen zum Stand<br />
Trotz dieser hemmenden Bedingungen und der beiden Misserfolge schätzt Herr Baireuther die<br />
Perspektiven <strong>des</strong> BMM als durchaus zukunftsträchtig ein. Auf der Grundlage der dauerhaft
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
ansteigenden Benzinpreise und der eher gleich bleibenden Einkommen der Beschäftigten, sieht<br />
er noch mehr Zuwächse besonders für den ÖPNV. Der Umweltgedanke spielt dabei in seinen<br />
Augen eine untergeordnete Rolle. Er schätzt die Lage so ein, dass sich die Bemühungen<br />
innerhalb der Firma Micronas mit den steigenden Benzinpreisen sehr gut ergänzen.<br />
Bei Micronas soll es weitere Maßnahmen zum Umwelt-Verkehrsprogramm geben. Dazu gehört<br />
ein Einführungsprogramm für neue Mitarbeiter, durch das sie über die Aktivitäten, Aktionen und<br />
Maßnahmen zum BMM informiert werden. Es sind keine grundlegenden Veränderungen<br />
geplant, der Schwerpunkt liegt in der Zukunft vorwiegend auf dem Erhalt und der Festigung <strong>des</strong><br />
Erreichten.<br />
69
7.8 <strong>Fallstudien</strong> Freiburg im Breisgau - Universitätsklinikum<br />
Steckbrief: Betriebliches Universitätsklinikum Freiburg i. Br.<br />
Allgemeines<br />
Branche:<br />
Größe:<br />
Arbeitszeiten:<br />
Betriebsstruktur:<br />
70<br />
Öffentliche Gesundheitsversorgung<br />
ca. 8.000 Beschäftigte<br />
feste Arbeitszeiten,<br />
Schichtbetrieb<br />
Krankenhaus mit mehreren<br />
Standorten in Freiburg i. Br.<br />
Lage <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg i. Br.<br />
Abbildung 15: Lage <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg i. Br. (Quelle: Darstellung PGN)<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Abbildung 14: Luftbild <strong>des</strong> Universitätsklinikums<br />
Freiburg i. Br. (Quelle: Homepage Universitätsklinikum<br />
Freiburg im Breisgau)<br />
Das Zentralklinikum liegt eingebettet in einem Wohngebiet nahe der Innenstadt, die Außenkliniken<br />
Psychiatrie und Hautklinik befinden sich an der Hauptstraße im Westen der Stadt, die medizinischtheoretischen<br />
Institute sind im Institutsgebiet der Universität Freiburg i. Br. untergebracht.<br />
Anbindung an das<br />
ÖV-Netz<br />
Anbindung an das<br />
MIV-Netz<br />
Das Zentralklinikum ist durch eine Straßenbahnlinie mit zwei Haltestellen sowie<br />
zwei Buslinien der VAG und zwei Buslinien der SBG mit drei Haltestellen an<br />
den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Die Straßenbahn bindet das<br />
Universitätsklinikum im 10-Minuten-Takt an den Hauptbahnhof an, während die<br />
Busse im 30-Minuten-Takt verkehren. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist<br />
die Verbindung zum Hauptbahnhof in 7 Minuten bzw. in die Innenstadt in 10<br />
Minuten gesichert.<br />
Die verkehrliche Anbindung für den MIV für alle Standorte ist als gut zu<br />
bewerten. Für das Zentralklinikum befindet sich ein Anschluss an die Bun<strong>des</strong>autobahn<br />
A 5 in ca. 5 km Entfernung. In Nord-Süd-Richtung verlaufen die<br />
Bun<strong>des</strong>straßen B 3 und B 31 jeweils östlich und westlich <strong>des</strong> Klinikums in ca. 1-
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Organisation <strong>des</strong><br />
ruhenden Verkehrs<br />
Anbindung an das<br />
Radverkehrsnetz<br />
Struktur <strong>des</strong> Betriebes<br />
Beschäftigte<br />
Mobilitätsstruktur<br />
Mobilitätskonzept<br />
Koppelung an andere<br />
Managementstrategien<br />
Anlass & Motivation<br />
Zielgruppe & Ziele<br />
3 km Entfernung.<br />
Insgesamt stehen auf dem Gelände <strong>des</strong> Universitätsklinikums 852 Pkw-Stellplätze<br />
zur Verfügung, sowohl ebenerdig als auch in Parkhäusern. Da die<br />
Stellplätze für die Zahl der potentiellen Nutzer nicht ausreichen, werden die<br />
Parkplätze <strong>des</strong> Universitätsklinikums bewirtschaftet. Dabei ist jeder zur<br />
Verfügung stehende Parkplatz für Beschäftigte, Besucher oder Patienten<br />
gebührenpflichtig. Beschäftigte zahlen pro Tag 50 Cent, Besucher und<br />
Patienten je Stunde 50 Cent. Mit den Einnahmen wird das Jobticket der im<br />
Klinikum Beschäftigten bezuschusst. Außerdem gibt es für Frauen, Behinderte<br />
und Lieferanten reservierte Stellplätze. Zahlreiche Mitarbeiter stellen ihre Kraftfahrzeuge<br />
im öffentlichen Straßenraum ab.<br />
Die Radwegeverbindungen zum Universitätsklinikum sind im Rahmen der Fahrradverkehrsplanung<br />
der Stadt sukzessive verbessert worden (neue Radwege<br />
und Wegweisungen).<br />
Das Universitätsklinikum Freiburg ist eine rechtsfähige Einrichtung der<br />
Universität Freiburg. Alle medizinischen Fachrichtungen sind durch eigene<br />
Fachkliniken, Institute und zentrale Einrichtungen in Freiburg vertreten. Das<br />
Freiburger Universitätsklinikum gehört bun<strong>des</strong>weit zu den größten<br />
medizinischen Einrichtungen.<br />
Insgesamt sind im Universitätsklinikum Freiburg z.Z. ca. 8.000 Personen<br />
beschäftigt, davon rund 1.000 Ärzte und 2.800 Pflegekräfte. Aufgeteilt auf die<br />
verschiedenen Arbeitszeitmodelle lässt sich ein Anteil von ungefähr 40 % Teilzeitbeschäftigten<br />
und 40 % Schicht feststellen.<br />
Aus einer Erhebung durch das Universitätsklinikum aus 2002 geht hervor, dass<br />
22 % der Befragten ihren eigenen Pkw nutzen und 14 % das Angebot <strong>des</strong><br />
ÖPNV wahrnehmen, 16 % mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren und 3 % zu Fuß<br />
gehen. Die restlichen 37 % nutzen eine Kombination verschiedener Verkehrsmittel.<br />
Das Mobilitätskonzept <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg i. Br. bezieht sich<br />
ausschließlich auf die Arbeitswege der Beschäftigten. Das Umwelt-Verkehrsprogramm<br />
beinhaltet Maßnahmenbausteine für den ÖPNV, den Radverkehr,<br />
den MIV und auch allgemeine Maßnahmen zur Förderung <strong>des</strong> umweltfreundlichen<br />
Verkehrs. Im Vordergrund <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms <strong>des</strong><br />
Universitätsklinikums standen das Parkraumbewirtschaftungskonzept in<br />
Verbindung mit einer Bezuschussung <strong>des</strong> Jobtickets sowie das Fahrradkonzept<br />
Die BMM-Konzeption umfasst überwiegend die Arbeitswege der Beschäftigten,<br />
teilweise sind Maßnahmen im Bereich Dienstreiseverkehr bzw. Besucherverkehr<br />
direkt einbezogen (insbesondere im Aspekt Parkraumbewirtschaftung).<br />
Das Unternehmen ist qualitätszertifiziert. Zudem gibt es eine Umweltberichterstattung<br />
und eine Umweltkostenberechnung. Eine organisatorische<br />
Koppelung dieser Methoden mit dem auf die Arbeitswege bezogenen<br />
Mobilitätsmanagement besteht nicht. Allerdings wird ein strategischer<br />
Zusammenhang mit dem Umweltmanagement <strong>des</strong> Unternehmens gesehen; die<br />
Aktivitäten im Zusammenhang mit der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />
wurden im jährlich erscheinenden Umweltbericht erwähnt.<br />
Der Anlass bzw. die Motivation zur Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms<br />
war sowohl umweltstrategisch, als auch problembezogen. Der erste<br />
Anlass für die Beschäftigung mit dem Thema „umweltfreundlich zum Betrieb“,<br />
war die politische Diskussion im Sommer 1990 zum Thema Luftverschmutzung<br />
und Anstieg der Ozonwerte durch die Zunahme <strong>des</strong> MIV. Zusätzlich gab es<br />
noch einen problembezogenen Anlass. Durch vermehrte Umbau- und Neubaumaßnahmen<br />
kam es zu einer Parkplatzknappheit auf dem Areal <strong>des</strong><br />
Universitätsklinikums, da trotz Abbaus von Pkw-Stellplätzen weiterhin die<br />
gleiche Anzahl der Beschäftigten mit dem eigenen Pkw zur Arbeit kamen.<br />
Aufgrund dieser beiden Handlungsanlässe, wurde vonseiten <strong>des</strong> Personalrates<br />
die Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms angeregt.<br />
Das Kernziel <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms <strong>des</strong> Universitätsklinikums ist die<br />
Etablierung und Ausweitung der vorhandenen Maßnahmen, um weitere<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Bedeutung umweltfreundlichen<br />
Verkehrsverhaltens zu überzeugen.<br />
71
Beginn <strong>des</strong> Mobilitätsmanagements<br />
Organisation und<br />
Akteure/ Beteiligte<br />
Kooperationspartner<br />
Organisation und<br />
Akteure/ Beteiligte<br />
72<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Begonnen hat die Initiative zum Umwelt-Verkehrsprogramm <strong>des</strong> Universitätsklinikums<br />
1990 durch die Initiative <strong>des</strong> Personalrats <strong>des</strong> Klinikums.<br />
Die innerbetriebliche Organisation liegt in erster Linie bei der innerbetrieblichen<br />
Arbeitsgruppe „Umwelt und Verkehr“ und dem Betriebsrat <strong>des</strong> Klinikums. In der<br />
internen Arbeitsgruppe arbeiten Beschäftigte <strong>des</strong> Klinikums aus den Bereichen<br />
Verwaltung (Abteilung Haus und Grundstücksverwaltung, in dieser Abteilung ist<br />
der Verkehrsdienst angesiedelt), Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene,<br />
Arbeitssicherheit, Technischer Betrieb und zusammen.<br />
Außerbetriebliche Kooperationspartner sind die Mitglieder der überbetrieblichen<br />
„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ und die Freiburger Verkehrs AG (VAG).<br />
Des weiteren kooperiert das Universitätsklinikum zum Thema Mobilität mit dem<br />
Verkehrsplanungsamt und dem Bauamt der Stadt Freiburg i. Br. sowie den<br />
Verkehrsverbänden ADAC, ADFC und VCD.<br />
Die innerbetriebliche Organisation liegt in erster Linie bei der innerbetrieblichen<br />
Mobilitäts-Arbeitsgruppe. In alle Aktionen und Maßnahmen zum Thema<br />
„Umweltfreundlich zum Betrieb“ sind der Betriebsrat, die Geschäftsleitung und<br />
anlassbezogen verschiedene Fachabteilungen involviert.<br />
Kooperationspartner Direkte außerbetriebliche Kooperationspartner sind die Mitglieder der überbetrieblichen<br />
„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ und die Freiburger Verkehrs<br />
AG (VAG).<br />
Maßnahmen<br />
Für die Zukunft<br />
geplante Maßnahmen<br />
Ergebnisse<br />
Übergreifend: Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, Mobilitätsinformation bei<br />
Neueinstellung durch Personalrat, Individuelle Arbeitszeitmodelle und<br />
Abstimmung Arbeitszeiten/ÖPNV Fahrpläne<br />
ÖPNV: bezuschusste Regio-Umwelt-Karten (Job-Tickets) in Verbindung mit<br />
gestaffelten Parkgebühren, Verbesserung der ÖPNV-Verbindungen, Bau eines<br />
S-Bahn-Haltepunktes<br />
Fahrradverkehr: Konzept für Fahrradabstellplätze, neue Abstellanlagen mit<br />
Wetterschutz und Erstellung einer Fahrradbroschüre, Umkleideräume/Duschen<br />
MIV: Parkraumbewirtschaftung<br />
Es sind keine grundlegenden Veränderungen <strong>des</strong> innerbetrieblichen Umweltverkehrskonzeptes<br />
geplant. Die Priorität liegt weiterhin auf der Optimierung von<br />
Fahrradabstellplätzen. Eine zukünftig geplante Maßnahme ist die Einbindung<br />
der Außenstelle in der Hauptstraße (Psychiatrie und Hautklinik) in den Verkauf<br />
der Jobtickets, ein verstärkter Focus soll zukünftig auf die Patienten und<br />
Besucher <strong>des</strong> Klinikums gerichtet sein, um eine Verbesserung <strong>des</strong> Mobilitätsverhaltens<br />
herbeizuführen.<br />
Die wichtigsten Ergebnisse der Mobilitätsmaßnahmen <strong>des</strong> Universitätsklinikums<br />
sind die Einführung <strong>des</strong> Job-Tickets und <strong>des</strong> S-Bahn-Haltepunktes. Seit der<br />
Etablierung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms konnten auf dem gesamten<br />
Klinikgelände insgesamt 300 Parkplätze dauerhaft abgebaut werden. Etwa 400<br />
Beschäftigte sind nach Angaben <strong>des</strong> Klinikums auf alternative Verkehrsmittel<br />
umgestiegen. Durch die Einführung <strong>des</strong> neuen S-Bahn-Haltepunkts hat sich die<br />
Fahrzeit für die Nutzer im Durchschnitt um insgesamt 20 Minuten verringert.<br />
Der Haltepunkt wird gut angenommen (vgl. Homepage Clever Pendeln). Auch<br />
die Zahl der Radfahrer wurde deutlich gesteigert.<br />
Kontakt Universitätsklinikum Freiburg i. Br.:<br />
Herr Jung (Geschäftsbereichsleiter); Hugstetter Straße 49; 79095 Freiburg i.<br />
Br.; E-Mail: Kalle.Jung@uniklinikum-freiburg.de; Tel.: 0761/270-2160,<br />
Herr Mössner und Herr Vögtle (Personalräte)<br />
Breisacher Straße 62, Haus 4; 79106 Freiburg i. Br.<br />
E-mail: personalrat@persrat.ukl.uni-freiburg.de; Tel.: 0761/270 6087 (Herr<br />
Mössner); Tel.: 0761/270 6077 (Herr Vögtle)<br />
7.8.1 Initiierung und Entwicklungsprozess<br />
Die Initiative zur Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms für das Universitätsklinikum<br />
ergriff der Personalrat 1990. Für die Initiierung eines solchen Programms gab es zwei übergeordnete<br />
Handlungsansätze:
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Neben dem generellen Anliegen <strong>des</strong> Universitätsklinikums, einen Beitrag zum Umweltschutz zu<br />
leisten, stand das Problem <strong>des</strong> Parkraummangels auf dem Klinikgelände im Vordergrund. Die<br />
anfangs 1.700 Parkplätze wurden durch die Errichtung von Neubauten immer weiter reduziert,<br />
so dass es zu einem spürbaren Parkplatzmangel kam. Eine Schwachstelle lag dabei in der<br />
schlechten Anbindung <strong>des</strong> Universitätsklinikums an das regionale Schienennetz (Bahnstrecke<br />
Breisach - Hauptbahnhof Freiburg). Die Beschäftigten aus Richtung Breisach fuhren morgens<br />
zuerst am Klinikum vorbei, bevor sie das Klinkgelände durch eine Rückfahrt vom Hauptbahnhof<br />
mit Bus und Straßenbahn erreichen konnten.<br />
Für die wachsende Zahl der Fahrradnutzer standen keine ausreichenden Abstellmöglichkeiten<br />
zur Verfügung.<br />
Der Impuls für ein Umwelt-Verkehrsprogramm ging vom Personalrat <strong>des</strong> Universitätsklinikums<br />
aus, zu dem bis 1999 auch noch der heutige Geschäftsbereichsleiter <strong>des</strong> Bereichs Wirtschaft<br />
gehörte. Mit seinem Wechsel in die Verwaltung hat er das Thema „Umweltfreundlich zum<br />
Betrieb“ 2001 mit der Parkraumbewirtschaftung verknüpft.<br />
Anfang der 1990er Jahre forderte der Personalrat zum Umweltverkehrsprogramm<br />
insbesondere:<br />
� Ausbaustopp von Parkplätzen; angrenzende öffentliche Parkplätze sollen zu Anwohner-<br />
Parkplätzen werden,<br />
� Zuschuss zur Regio-Karte im Tausch für Parkplaketten,<br />
� Verbesserung der ÖPNV-Anbindung,<br />
� Schaffung einer ausreichenden Anzahl von überdachten Fahrradabstellplätzen mit<br />
Diebstahlsicherung.<br />
Nach ersten Verhandlungen mit der Klinikleitung hat sich eine interne Arbeitsgruppe „Umwelt<br />
und Verkehr“ gebildet, über die auch der Kontakt mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich<br />
zum Betrieb“ hergestellt wurde. Ziel dieser Arbeitsgruppe war die schrittweise<br />
Umsetzung konkreter Konzeptbausteine.<br />
Die erste Maßnahme im Umsetzungsprozess <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms war die Analyse<br />
<strong>des</strong> Verkehrsverhaltens sowie der Bedingungen für einen Umstieg auf umweltfreundliche<br />
Verkehrsmittel. Dazu wurde eine Mitarbeiterbefragung zum Thema Mobilität durchgeführt.<br />
Die Befragung ergab, dass die meisten Mitarbeiter aus der Stadt Freiburg i. Br. oder dem<br />
direkten Umkreis (ca. 15 km) stammen und daher die Möglichkeit haben, auf die Autonutzung<br />
zum Arbeitsplatz zu verzichten.<br />
Aus der Umfrage ging hervor, dass ca. 36 % der Beschäftigten das Auto auf dem Weg zur<br />
Arbeit nutzten (inkl. Fahrgemeinschaften), während bereits 24 % den ÖPNV und 31 % das<br />
Fahrrad nutzten sowie 5 % zu Fuß zur Arbeit kamen (vgl. Universitätsklinikum 2002: 30). Damit<br />
war zwar die deutliche Mehrheit der Beschäftigten Nutzer umweltfreundlicher Verkehrsmittel.<br />
Trotzdem wurden v.a. vor dem Hintergrund der Parkplatzproblematik Maßnahmen für eine<br />
Verbesserung der Verkehrssituation geplant.<br />
In einem nächsten Schritt wurden einzelne Ideen entwickelt. Dazu gehörten Fahrplanänderungen<br />
zur Angleichung an die Arbeitszeiten und das Konzept zur Einrichtung eines neuen<br />
Haltepunktes der Breisgau S-Bahn am Universitätsklinikum sowie die Bezuschussung <strong>des</strong><br />
ÖPNV und <strong>des</strong> Fahrra<strong>des</strong> auf dem Arbeitsweg. Die Einrichtung <strong>des</strong> Haltepunktes am<br />
Universitätsklinikums hatte eine besondere Priorität, da es einen größeren Pendlerstrom aus<br />
73
74<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Richtung Westen gab, der durch diese Anbindung besser bedient werden könnte. Auch für<br />
Mitarbeiter der benachbarten Behörden (z. B. Finanzamt) sowie für Besucher und Patienten der<br />
Ambulanz sollte die Einrichtung dieses Haltepunktes deutliche Vorteile bringen.<br />
In Zusammenarbeit mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ wurden in der<br />
Folge konkrete Konzeptbausteine entwickelt, die nach und nach umgesetzt werden sollten.<br />
Die innerbetriebliche Arbeitsgruppe Umwelt und Verkehr <strong>des</strong> Universitätsklinikums hat den<br />
Umsetzungsprozess <strong>des</strong> BMM intern organisiert. Daran war auch maßgeblich die Verwaltung<br />
beteiligt, von der ein Mitglied der innerbetrieblichen AG angehört. Dadurch konnten die<br />
Vorschläge zur Verbesserung der baulichen Infrastruktur effektiver an die Bauverwaltung<br />
herangetragen werden.<br />
7.8.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb<br />
Seit 1990 wird das Umwelt-Verkehrsprogramm <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg in<br />
Zusammenarbeit mit Personen aus Klinikverwaltung, Personalrat sowie interessierten<br />
Beschäftigten getragen und weiterentwickelt. In der internen „Arbeitsgruppe Umwelt und<br />
Verkehr“ arbeiten Beschäftigte <strong>des</strong> Klinikums aus den Bereichen Verwaltung (Abteilung Haus<br />
und Grundstücksverwaltung), Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene, Arbeitssicherheit,<br />
Technischer Betrieb und Personalrat zusammen. Durch das bereits etablierte<br />
Umwelt-Verkehrsprogramm von Micronas wurde man auf Herrn Wember von der IG Metall<br />
aufmerksam. Die interne Arbeitsgruppe hat den Kontakt zu ihm hergestellt und mit ihm<br />
gemeinsam an der Ausarbeitung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms <strong>des</strong> Universitätsklinikums<br />
gearbeitet.<br />
1994 wurde die Leitungsgruppe Umweltschutz im Universitätsklinikum gegründet. In dieser<br />
Leitungsgruppe werden alle Umweltthemen <strong>des</strong> Klinikums bearbeitet und neue Ansätze für<br />
Umweltschutzthemen diskutiert. In diesem Zusammenhang liegt auch die Zuständigkeit für die<br />
Umweltberichterstattung der Leitungsgruppe beim Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene.<br />
Durch die Mitarbeit <strong>des</strong> Geschäftsbereichsleiters Wirtschaft in dieser Leitungsgruppe<br />
und der Verkehrsarbeitsgruppe ist eine enge Verzahnung gegeben, wodurch das<br />
Verkehrsprogramm gut in der Verwaltung verankert ist. Das Universitätsklinikum Freiburg war<br />
eines der ersten Krankenhäuser, das zur Entwicklung umweltfreundlicher Produkte, zur<br />
Verbesserung von Methoden und zu innovativen, umweltschonenden Verfahren beigetragen<br />
hat. Dieses Engagement wurde im Jahr 2000 mit der Auszeichnung durch den Umweltpreis der<br />
Deutschen Bun<strong>des</strong>stiftung Umwelt belohnt.<br />
Die Zuständigkeiten im Betrieb für den Dienst- und Geschäftsreiseverkehr sowie für die<br />
Organisation der Arbeitswege und <strong>des</strong> Kunden- und Besucherverkehrs sind entsprechend der<br />
Größe und vielfältigen Struktur <strong>des</strong> Betriebs auf verschiedene Abteilungen verteilt. Ein Teil der<br />
Organisation der Arbeitswege ist durch die Dienstvereinbarung geregelt, in der das Konzept für<br />
die Parkraumbewirtschaftung festgeschrieben wurde. Die Verantwortung für die Parkraumbewirtschaftung<br />
liegt allein bei der Verwaltung.<br />
Die Zuständigkeiten für den Berufsverkehr liegen im weitesten Sinne bei den Personalabteilung,<br />
Betriebstechnik, Bau- und Liegenschaften, Fuhrparkmanagement, der Stabsstelle Bau, dem<br />
Personalrat und im Geschäftsbereich Wirtschaft (Leiter <strong>des</strong> Geschäftsbereichs Wirtschaft). Alle<br />
genannten Abteilungen sind in diesen Prozess durch bauliche Maßnahmen, Genehmigungsvorgänge<br />
oder Vertrieb und Koordination der Jobtickets und Bonusanträge involviert. Die<br />
Zuständigkeit für den Geschäfts- und Dienstreiseverkehr liegt bei der Personalabteilung. Das<br />
dort eingerichtete Reisezentrum ist ausschließlich für die Buchung und Abrechnung von
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Geschäfts- und Dienstreisen der Mitarbeiter <strong>des</strong> Klinikums zuständig. Für den Besucherverkehr<br />
ist der Geschäftsbereich Wirtschaft zuständig.<br />
Der Personalrat in Zusammenarbeit mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum<br />
Betrieb“, die interne Arbeitsgruppe „Umwelt und Verkehr“ und der Geschäftsbereichsleiter<br />
waren im Umsetzungsprozess <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms <strong>des</strong> Universitätsklinikums die<br />
treibenden Kräfte.<br />
Projektpartner und Beteiligte die außerhalb <strong>des</strong> Universitätsklinikums zum Gelingen <strong>des</strong><br />
Umwelt-Verkehrsprogramms beitragen, sind in erster Linie die Mitglieder der überbetrieblichen<br />
„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ und Herr Wember von der IG Metall Freiburg als direkter<br />
Ansprechpartner für alle Fragen zum Umwelt-Verkehrsprogramm. Durch die zumin<strong>des</strong>t<br />
anfänglich sehr intensive Zusammenarbeit mit der AG konnten viele Konzeptbausteine <strong>des</strong><br />
Umweltverkehrskonzeptes in relativ kurzer Zeit umgesetzt werden.<br />
Weitere Ansprechpartner außerhalb <strong>des</strong> Klinikums sind Mitarbeiter <strong>des</strong> Planungs- und<br />
Bauamtes, die Verkehrsunternehmen, sowie Verbände (ADAC, ADFC, VCD).<br />
Die Stadtverwaltung Freiburg i. Br. unterstützt die Umwelt-Verkehrsprogramme in den Betrieben<br />
nicht nur durch ihre Verkehrspolitik. In Bezug auf das Universitätsklinikum konnten durch die<br />
gute Zusammenarbeit besonders infrastrukturelle Probleme auf dem Klinikgelände gelöst<br />
werden. Ein Beispiel dafür ist die Verlegung einer öffentlichen Radwegeverbindung über das<br />
Klinikgelände, um eine direkte Routenführung zu ermöglichen.<br />
Ein wichtiger Kontakt wird gemeinsam vom Personalrat <strong>des</strong> Universitätsklinikums, der überbetrieblichen<br />
„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ und der Freiburger Verkehrs AG, zu einem<br />
Fahrgastbeirat 18 <strong>des</strong> Regio Verkehrsverbun<strong>des</strong> Freiburg gehalten.<br />
Zusätzlich besteht auch ein Kontakt mit der DB AG. Dieser ist durch das Anliegen eines Haltepunkts<br />
entstanden, jedoch gestaltete sich die Zusammenarbeit langwierig.<br />
Alles in allem sind die externen Projektpartner und Kontakte als förderlich für die Umsetzung<br />
<strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms <strong>des</strong> Universitätsklinikums zu bewerten. Vor allem in der<br />
Anfangszeit war die Verbindung mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />
sehr intensiv; sie hat den Umsetzungsprozess konstruktiv vorangetrieben. Aktuell ist die<br />
Zusammenarbeit seitens <strong>des</strong> Klinikums weniger intensiv, da eine regelmäßige Teilnahme an<br />
den Treffen der AG aus Kapazitätsgründen nicht mehr zu vereinbaren ist. Bei wichtigen<br />
Themen, die das Klinikum betreffen, wird aber weiterhin ein Vertreter der Personalabteilung <strong>des</strong><br />
Klinikums den Treffen der AG beiwohnen, um weitere wichtige Informationen und Möglichkeiten<br />
zu erfahren und zu diskutieren.<br />
7.8.3 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen<br />
Nach der erfolgreich abgeschlossenen Mitarbeiterbefragung am Universitätsklinikum konnte in<br />
Zusammenarbeit mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ ein dauerhaftes<br />
Konzept entwickelt werden, das die Beschäftigten zur stärkeren Nutzung der öffentlichen<br />
Verkehrsmittel und <strong>des</strong> Fahrrads motiviert. Dieses Konzept wurde durch eine Dienstvereinbarung<br />
verankert.<br />
18 Im Bereich <strong>des</strong> Regio-Verkehrsverbun<strong>des</strong> Freiburg (RVF) gibt es vier regionale Fahrgastbeiräte, die sich um die<br />
Belange <strong>des</strong> öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) kümmern. Sie bestehen aus jeweils 15-20 Mitgliedern, die<br />
sich freiwillig für diese Aufgabe gemeldet haben und unabhängig von den Verkehrsunternehmen arbeiten; diese<br />
übernehmen lediglich Betreuungsfunktionen.<br />
75
Fahrradverkehr<br />
76<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Die interne „Arbeitsgruppe Umwelt und Verkehr“ <strong>des</strong> Universitätsklinikums entwickelte 1992<br />
eine Radwegbroschüre, die 26 verschiedene Routen, mit zum Teil verschiedenen Varianten,<br />
zur Klinik beinhaltet (vgl. Bier, Zimmermann: 152). Das Fahrradkonzept basiert auf einer<br />
Befragung zu den genutzten Routen zum Universitätsklinikum. In Zusammenarbeit mit der Stadt<br />
Freiburg wurden neue Radwege inklusive neuer Beschilderungen festgelegt. Zusätzlich wurde<br />
ein umfangreiches Konzept zur Neueinrichtung und Restaurierung von Radabstellanlagen<br />
entwickelt. Mittlerweile gibt es mehr als 500 diebstahlsichere und zum größten Teil überdachte<br />
Abstellplätze.<br />
Die Schwerpunkte bei der Umsetzung <strong>des</strong> Fahrradkonzeptes waren: Die Fahrradabstellplätze<br />
möglichst nahe am Eingang, Anlehnbügel (anstelle sog. „Felgenkiller“), Wetterschutz sowie<br />
neue, zeitgemäße Abstellplätze in ausreichender Anzahl (vgl. AG Umweltfreundlich zum Betrieb<br />
2000: 14).<br />
Das Fahrradkonzept der Universitätsklinik beinhaltet zudem die Trennung von Pkw-, Rad- und<br />
Fußverkehr, um Konflikte zu vermeiden. So ist der Innenbereich <strong>des</strong> Zentralklinikums nur zu<br />
Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen.<br />
ÖPNV<br />
In Zusammenarbeit mit der Verkehrs AG Freiburg (VAG) und dem Regionalverbund konnten die<br />
Fahrpläne <strong>des</strong> ÖPNV an die Arbeitszeiten angepasst werden, um die späten Abendstunden mit<br />
einzuschließen. Sogar Bereiche <strong>des</strong> Hochschwarzwal<strong>des</strong> sind mittlerweile halbstündlich an das<br />
Regionalnetz nach Freiburg angebunden. Der Versuch, vergleichbare Betriebsfahrpläne wie<br />
Micronas zu erstellen, konnte aufgrund der vielen Arbeitszeitmodelle und Schichten nicht<br />
realisiert werden.<br />
Zur Motivation und Unterstützung der Beschäftigten, den ÖPNV zu nutzen (einschließlich<br />
Park+Ride, Train+Bike oder Park+Bike), dienen Flugblätter, die vom Personalrat bereitgestellt<br />
werden.<br />
Die Initialzündung, den öffentlichen Verkehr für die Betriebsangehörigen attraktiver zu<br />
gestalten, kam von den Beschäftigten <strong>des</strong> Heizwerks <strong>des</strong> Klinikums. Viele hatten das Problem,<br />
morgens auf der Bahnstrecke von Breisach zum Hauptbahnhof an der Klinik vorbeizufahren,<br />
bevor sie das Klinkgelände durch eine Rückfahrt vom Hauptbahnhof mit dem ÖPNV erreichen<br />
konnten. Dadurch entstand ein Zeitverlust von mehr als 15 Minuten. Durch den Einsatz <strong>des</strong><br />
Klinikumsvorstan<strong>des</strong>, der Arbeitsgruppe Umwelt und Verkehr und <strong>des</strong> Personalrates konnte der<br />
zusätzliche Haltepunkt „Uni-Klinikum“ innerhalb weniger Monate errichtet werden. Die damalige<br />
Bun<strong>des</strong>bahndirektion Karlsruhe erklärte von Anfang an ihr prinzipielles Interesse, konnte aber<br />
keine ausreichenden Finanzmittel zur Verfügung stellen. Daher stattete das Universitätsklinikum<br />
den Haltepunkt auf eigene Kosten aus und investierte 70.000 DM für den Bau <strong>des</strong> Bahnsteigs.<br />
Durch den im September 1992 errichteten Haltepunkt können Beschäftigte, Patienten und<br />
Besucher aus Richtung Breisach bzw. Hauptbahnhof direkt mit der Breisgau S-Bahn zum<br />
Klinikum gelangen. Mittlerweile gehört der Haltepunkt zu dem am meisten frequentierten auf der<br />
Strecke zwischen Breisach und Freiburg.<br />
Parkraumbewirtschaftung und Jobticket<br />
Der Parkraum auf dem Gelände <strong>des</strong> Universitätsklinikums wird seit 2001 bewirtschaftet und ist<br />
für Beschäftigte, Besucher und Patienten gebührenpflichtig. 30% der Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaftung<br />
<strong>des</strong> Universitätsklinikums werden für ein Anreizsystem zur Verfügung
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
gestellt, um Mitarbeiter zum Verzicht auf die Pkw-Nutzung für den Arbeitsweg zu bewegen. 30<br />
% der Einnahmen dienen zur Mit- und Vorfinanzierung der Regio-Jahreskarte bzw. der Regio-<br />
Monatskarte für Beschäftigte, die auf das Auto als Transportmittel zur Arbeit verzichten.<br />
Beschäftigte, die der Verwaltung in einem schriftlichen Antrag mitteilen, dass sie auf die<br />
Inanspruchnahme von Parkplätzen verzichten, können zwischen drei Möglichkeiten wählen<br />
(Dienstvereinbarung Universitätsklinikum Freiburg):<br />
Bonusregelung: Die Bonusregelung betrifft diejenigen, die mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur<br />
Arbeit kommen. Je nach Entfernung <strong>des</strong> Wohnortes bekommen sie einen jährlichen Gehaltsbonus<br />
für ihr umweltfreundliches Verhalten: 50 € in Tarifzone A, 55 € in Tarifzone B, 60 € in<br />
Tarifzone C oder darüber hinaus.<br />
Regio-Monatskarte: Es wird eine vom Universitätsklinikum bezuschusste Regio-Monatskarte für<br />
33,50 € statt für 41,50 € angeboten. (Diese ist übertragbar, d. h. sie kann auch privat von zwei<br />
Erwachsenen mit bis zu vier Kindern genutzt werden).<br />
Regio-Jahreskarte: Bei dieser Variante bekommen die Beschäftigten einen Zuschuss vom<br />
Arbeitgeber für die Jahreskarte <strong>des</strong> Freiburger Verkehrsverbun<strong>des</strong> in Höhe von 80 €. Der<br />
Jahresbetrag kann von den Mitarbeitern in zwei Raten von jeweils 157,50 € beglichen werden.<br />
Die übertragbare Regio-Jahreskarte kann so für 335 € statt für 415 € erworben werden.<br />
Für die Monate, in denen ein Beschäftigter keine Regio-Karte in Anspruch nimmt und auch auf<br />
das Auto verzichtet, bekommt er als Bonus das Geld ausbezahlt (vgl. Bonusregelung).<br />
Kontrolliert wird dieses System über eine codierte Mitarbeiter-Cash-Card mit Zahlfunktion. Wird<br />
dennoch mit dem Auto zur Arbeit gefahren, ist die Karte so programmiert, dass diese Person<br />
höhere Parkgebühren zahlen (3,00 €/Tag statt 0,50 €/Tag). Dadurch zahlen diejenigen mit einer<br />
bezuschussten Regio-Karte die anfallenden Kosten der Nichtnutzung an das Klinikum zurück<br />
(vgl. Universitätsklinikum Freiburg 2002: 31).<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Eine weitere wichtige Maßnahme zur Etablierung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms ist die<br />
innerbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit. Durch gezielte Aktionen und Berichte in der Betriebszeitung<br />
und auf Betriebsversammlungen macht der Personalrat auf die Alternativen zum Pkw<br />
aufmerksam. Auch über die Nutzung von Park+Ride, Train+Bike, Park+Bike wird informiert, um<br />
die ungünstiger gelegenen Wohnorte in das umweltschonende Verkehrkonzept der Klinik<br />
einzubeziehen. Des Weiteren gibt es einen Flyer und eine Broschüre zum praktizierten Umweltschutz<br />
im Universitätsklinikum, in denen auf die Maßnahmen zum umweltfreundlichen Verkehr<br />
hingewiesen wird. Weitere Informationen zu diesem Thema sind regelmäßig am Schwarzen<br />
Brett zu finden. Die überbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit läuft hingegen über die „AG Umweltfreundlich<br />
zum Betrieb; interne Umsetzungen werden nicht durch die überbetriebliche AG<br />
beworben.<br />
Insgesamt ist die Akzeptanz der Maßnahmen <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms unter den<br />
Beschäftigten sehr groß. Ca. 1.500 - 1.800 Mitarbeiter nutzen die Regio-Jahreskarte, hinzu<br />
kommen noch die „Springer“, die nur zeitweise (überwiegend in den Wintermonaten) eine<br />
Regio-Monatskarte und ansonsten das Fahrrad nutzen. Inzwischen konnten auf dem Klinikgelände<br />
insgesamt 300 Parkplätze dauerhaft abgebaut werden. Etwa 400 Beschäftigte haben<br />
auf das Auto verzichtet.<br />
Die Modal-Split-Anteile der befragten Beschäftigten im Berufsverkehr zum Universitätsklinikum<br />
werden wie folgt angegeben:<br />
77
78<br />
Pkw ÖPNV Radfahrer Fußgänger<br />
21,5 % 14,4% 15,6% 3,2%<br />
Tabelle 4: Modal-Split-Anteile im Berufsverkehr <strong>des</strong> Universitätsklinikums (2002)<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Aktuell steht für das Universitätsklinikum die Weiterführung der etablierten Maßnahmen im<br />
Vordergrund, vor allem in Bezug auf die Optimierung <strong>des</strong> Fahrradabstellkonzeptes.<br />
Wissensimplementation, Consulting, Begleitforschung<br />
Das Hintergrundwissen zum Thema BMM wurde durch persönliches Engagement, Literatur<br />
zum Thema und eigenes Ausprobieren erlangt. Im Bereich Logistik gibt es interne Spezialisten,<br />
die für den Lieferverkehr und die Patientenströme verantwortlich sind und die Umsetzung <strong>des</strong><br />
BMM unterstützen. Weiteres Fachwissen zum Thema wird durch die überbetriebliche „AG<br />
Umweltfreundlich zum Betrieb“ transferiert.<br />
7.8.4 Finanzielle Förderung von Planung und Maßnahmen durch Dritte<br />
Es gibt keine externe finanzielle Förderung von Planungen oder Maßnahmen. Die Finanzierung<br />
der Maßnahmen übernimmt das Klinikum. Der Haltepunkt am Universitätsklinikum wurde<br />
ebenso wie das Fahrradkonzept aus dem Etat <strong>des</strong> Klinikums finanziert: Für den Haltepunkt<br />
Uniklinik 70.000 DM, für das Fahrradkonzept wurden bis 1997 bereits über 1 Mio. DM aus dem<br />
Bau-Etat investiert. Es gibt ein Budget aus dem Haushalt der Bauverwaltung für die interne AG<br />
Umwelt und Verkehr, mit dem Maßnahmen umgesetzt werden können. Der Betrag lag 2006 bei<br />
ca. 20.000 €. Vorgesehen ist das Geld für die Optimierung und den Neubau von Fahrradabstellplätzen.<br />
Verbleibt aus den 30 % Einnahmen der Parkraumbewirtschaftung am Ende <strong>des</strong> Jahres ein<br />
Überschuss, entwickelt die interne AG Umwelt und Verkehr einen Vorschlag, was mit diesem<br />
Betrag geschehen soll. Die Gelder sind ausschließlich für Zwecke <strong>des</strong> Anreizsystems<br />
verwendbar, d. h. entweder für Investitionen in entsprechende Maßnahmen oder als Beträge,<br />
die in geeigneter Weise an die Beschäftigten weitergegeben werden. Der endgültige<br />
Verwendungszweck muss mit dem Personalrat und der Verwaltung abgestimmt werden.<br />
Die Budgetverantwortlichkeit bei baulichen Maßnahmen liegt bei der Bauabteilung in<br />
Abstimmung mit der Arbeitsgruppe. Bei nicht-baulichen Maßnahmen liegt die Verantwortlichkeit<br />
bei der Verwaltung.<br />
Überbetriebliche Aktionen wie beispielsweise Aktionstage und eine Demonstrationsfahrt mit<br />
einem Personenzug auf den Gleisen der Güterbahn wurden sowohl vom Universitätsklinikum<br />
als auch von der IG Metall Freiburg unterstützt.<br />
7.8.5 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen<br />
Einen wesentlichen Beitrag zum Umwelt-Verkehrsprogramms hat die überbetriebliche „AG<br />
Umweltfreundlich zum Betrieb“ geleistet. Mit ihrer Hilfe konnten viele Maßnahmen umgesetzt<br />
werden. Sie war auch die treibende Kraft in der Umsetzung der Jobtickets in Verbindung mit<br />
dem Bonussystem für die Mitarbeiter. Nach den ersten Erfolgen, wie der Einführung <strong>des</strong><br />
Jobtickets und der Einrichtung <strong>des</strong> S-Bahn-Haltepunktes, der mittlerweile auch überregional<br />
sehr bekannt ist und mit dem auch geworben wird konnten weitere Maßnahmen relativ einfach<br />
entwickelt werden.<br />
Eine wichtige äußere Rahmenbedingung ist die gute Anbindung an das ÖV-Netz.
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Wie in allen Betrieben gab es auch im Universitätsklinikum einige hemmende Faktoren, die hier<br />
sogar zu Konflikten in der Planung und zur Erschwerung der Umsetzung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms<br />
geführt haben. Das Universitätsklinikum hat die Stadtverwaltung als Vorbild für die<br />
eigene Umsetzung gesehen. Zunächst gab es große Widerstände bei der Umsetzung der Parkraumbewirtschaftung<br />
von Seiten der Pkw-Nutzer unter den Beschäftigten, da Parklätze auf dem<br />
Gelände <strong>des</strong> Universitätsklinikums für die Beschäftigten zugunsten der Patienten und<br />
Besucherparkplätze, entfernt wurden. In der Folge müssen nun Fußwege von 300 - 500 m in<br />
Kauf genommen werden.<br />
7.8.6 Einschätzungen zum Stand<br />
Das Thema Mobilität und Mobilitätsmanagement ist in der Organisation und im Alltag <strong>des</strong><br />
Universitätsklinikums mittlerweile fest verankert. Aufgrund der Arbeitsintensität der Umsetzung<br />
von Maßnahmen wird seitens der Handlungsträger die Pflege der bestehenden Bausteine, in<br />
erster Linie die Ausweitung und Optimierung von Fahrradabstellplätzen, als prioritäres Ziel<br />
gesehen.<br />
79
80<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
7.9 Qualitative <strong>Fallstudien</strong> Freiburg im Breisgau - LITEF GmbH<br />
Steckbrief: Betriebliches Mobilitätsmanagement LITEF GmbH<br />
Allgemeines<br />
Branche:<br />
Größe:<br />
Arbeitszeiten:<br />
Betriebsstruktur:<br />
Lage <strong>des</strong> Betriebs:<br />
Lage <strong>des</strong> Betriebes<br />
Entwicklung, Produktion und Vertrieb<br />
von Navigationsgeräten für Flugzeuge,<br />
Schiffe und Landfahrzeuge<br />
ca. 630 Beschäftigte<br />
Feste Arbeitszeiten, flexible Arbeitszeiten<br />
mit und ohne Kernarbeitszeit,<br />
Schichtbetrieb, Nachtarbeit<br />
Niederlassung <strong>des</strong> amerikanischen<br />
Konzerns Northrop Grumman<br />
Industriegebiet Süd, Freiburg i. Br.<br />
Abbildung 17: Lage der LITEF GmbH Freiburg i. Br. (Quelle: Darstellung PGN)<br />
Abbildung 16: Gebäude der LITEF<br />
GmbH Freiburg i. Br.<br />
(Quelle: Homepage LITEF)<br />
Die LITEF GmbH befindet sich im Industriegebiet Süd, im Süden der Stadt Freiburg i. Br.<br />
Struktur <strong>des</strong> Betriebes<br />
Beschäftigte<br />
Anbindung an das<br />
ÖV-Netz<br />
Anbindung an das<br />
MIV-Netz<br />
Die LITEF GmbH Freiburg i. Br. ist eine Niederlassung <strong>des</strong> amerikanischen<br />
Konzerns Northrop Grumman.<br />
In der LITEF GmbH in Freiburg i. Br. sind zZ. ca. 630 Personen beschäftigt<br />
(rd. 25 % in Schichtarbeit). .<br />
Die LITEF GmbH ist durch zwei Buslinien der VAG mit einer Haltestelle direkt<br />
am Firmeneingang an den öffentlichen Nahverkehr der Stadt Freiburg i. Br.<br />
angebunden. Die Busse binden den Betrieb im 30-Minuten-Takt an den Hauptbahnhof<br />
an.<br />
Die verkehrliche Anbindung für den MIV erfolgt für die LITEF GmbH durch die<br />
Lörracher Straße direkt mit der ost-westlich verlaufenden Bun<strong>des</strong>straßen B 3<br />
und B 31 (ca. 500 m). Der Anschluss an die Bun<strong>des</strong>autobahn A 5 befindet sich<br />
in ca. 7 km Entfernung vom Standort.
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Organisation <strong>des</strong><br />
ruhenden Verkehrs<br />
Anbindung an das<br />
Radverkehrsnetz<br />
Mobilitätsstruktur<br />
Mobilitätskonzept<br />
Koppelung an andere<br />
Managementstrategien<br />
Anlass & Motivation<br />
Zielgruppe & Ziele<br />
Beginn <strong>des</strong> Mobilitätsmanagements<br />
Maßnahmen<br />
Für die Zukunft<br />
geplante Maßnahmen<br />
Insgesamt stehen auf dem Gelände der LITEF GmbH 325 Pkw-Stellplätze zur<br />
Verfügung, zu denen sowohl betriebseigene Stellplätze, als auch angemietete<br />
Stellplätze gehören. Da die Stellplätze für die Anzahl der Nutzer nicht<br />
ausreichen, ist die Stellplatzsituation auf dem Gelände von LITEF angespannt.<br />
Auch der öffentliche Straßenraum wird zum Abstellen der Fahrzeuge in<br />
Anspruch genommen. Es gibt auf dem Firmengelände reservierte Stellplätze für<br />
Kunden und Besucher, Dienstwagen, Frauen, Behinderte und Lieferanten sowie<br />
Fahrgemeinschaften; diese befinden sich an zentralen Stellen <strong>des</strong> Betriebsgelän<strong>des</strong>.<br />
Das Industriegebiet Süd ist durch Hauptrouten und Nebenrouten an das<br />
Radverkehrsnetz der Stadt Freiburg i. Br. angeschlossen.<br />
Nach Angaben aus dem Betrieb nutzen heute rund 50 % - 60 % ihren eigenen<br />
Pkw, ca. 3 % sind Mitfahrer und 1 % - 3% fahren mit dem Motorrad. 15 % - 20<br />
% nutzten den ÖPNV, 10 % - 20 % das Fahrrad (je nach Jahreszeit bzw.<br />
Wetterlage), 2 % gehen zu Fuß.<br />
Das Mobilitätskonzept der LITEF GmbH bezieht sich ausschließlich auf die<br />
Arbeitswege der Beschäftigten. Die Schwerpunkte <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms<br />
liegen auf dem ÖPNV, dem Radverkehr und dem MIV.<br />
Das Unternehmen ist umwelt- und qualitätszertifiziert. Zudem gibt es eine<br />
Umweltberichterstattung und eine Umweltkostenberechnung. Eine<br />
organisatorische Koppelung dieser Methoden mit dem auf die Arbeitswege<br />
bezogenen Mobilitätsmanagement besteht nicht. Allerdings wird ein<br />
strategischer Zusammenhang mit dem Umweltmanagement <strong>des</strong> Unternehmens<br />
gesehen, die Aktivitäten im Zusammenhang mit der „AG Umweltfreundlich zum<br />
Betrieb“ wurden im jährlich erscheinenden Umweltbericht erwähnt.<br />
Der Anlass bzw. die Motivation zur Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms<br />
war bei LITEF umweltstrategisch. Der erste Grund für die<br />
Beschäftigung mit dem Thema „Umweltfreundlicher Verkehr“, war die seit 1990<br />
anhaltende politische Diskussion zum Thema Luftverschmutzung und der<br />
Anstieg der Ozonwerte durch die Zunahme <strong>des</strong> MIV. Diese Diskussion und das<br />
bereits bestehende Umwelt-Verkehrsprogramm der Micronas GmbH waren die<br />
Initialzündung für die Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms der LITEF<br />
GmbH.<br />
Das Kernziel <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms der LITEF GmbH verfolgt die<br />
Etablierung und Ausweitung von Maßnahmen, um mehr Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter von der Bedeutung eines umweltfreundlichen Verkehrsverhaltens zu<br />
überzeugen.<br />
Begonnen hat die Arbeit zum Umwelt-Verkehrsprogramm der LITEF GmbH<br />
1996 mit der Gründung einer internen Arbeitsgruppe von 10 interessierten und<br />
engagierten Beschäftigten zum Thema „Umweltfreundlich zum Betrieb“. Durch<br />
eine Mitarbeiterbefragung, die 1996 vor Beginn der Maßnahmen zum Umwelt-<br />
Verkehrsprogramm durchgeführt wurde, sollte die Verkehrsmittelnutzung zum<br />
Arbeitsplatz erfasst werden.<br />
Übergreifend: Information, Individuelle Arbeitszeitmodelle<br />
ÖPNV: Jobticket, Vorfinanzierung der übertragbaren Regio-Jahreskarte, Bereitstellung<br />
von Taschenfahrplänen, regelmäßige Treffen mit der VAG zwecks<br />
Fahrplanbesprechung<br />
Fahrrad: Bessere Abstellanlagen, Umkleideräume und Duschen<br />
MIV: Fahrgemeinschaftsförderung durch reservierte Parkplätze, Parkraummanagement<br />
Es sind keine grundlegenden neuen Maßnahmen und Veränderungen <strong>des</strong><br />
innerbetrieblichen Umwelt-Verkehrsprogramms geplant. Die Wichtigkeit besteht<br />
in der Pflege und Festigung <strong>des</strong> Vorhandenen. Die Priorität liegt auf der<br />
Optimierung <strong>des</strong> Angebotes für Radfahrer, um weitere Beschäftigte zu<br />
motivieren, auf Fahrradnutzung umzusteigen. Dazu gehören: Die Anschaffung<br />
eines Shuttle-Fahrrads für Beschäftigte, denen ihr Rad auf dem Weg zur Arbeit<br />
kaputt gegangen ist, die Deponierung von Regensachen und Reparaturmaterial<br />
beim Pförtner, die Erstellung einer Radwegebroschüre mit Fahrradrouten zum<br />
Betrieb, die Erstellung von Informations-Faltblättern, auf denen die Möglichkeiten<br />
aufgezeigt werden, den Betrieb mit dem Fahrrad, zu Fuß, mit dem ÖPNV<br />
81
Organisation und<br />
Akteure/ Beteiligte<br />
Kooperationspartner<br />
Ergebnisse<br />
Kontakt<br />
82<br />
oder mit Fahrgemeinschaften zu erreichen.<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Die Organisation liegt in erster Linie bei der innerbetrieblichen Arbeitsgruppe<br />
„Umwelt und Verkehr“ und Herr Schiemann, ihrem Sprecher. Weitere Beteiligte<br />
zum Thema sind die Abteilungen Travel Management, die Personalabteilung,<br />
der Personalrat und die Geschäftsführung.<br />
Externe Kooperationspartner sind die Mitglieder der überbetrieblichen „AG<br />
Umweltfreundlich zum Betrieb“ und die Freiburger Verkehrs AG (VAG). Durch<br />
diese Zusammenarbeit konnte in den letzten Jahren die Anbindung an das<br />
ÖPNV-Netz erheblich verbessert werden.<br />
Verbesserung der ÖPNV-Anbindung und –Nutzung, starker Anstieg <strong>des</strong><br />
Radfahranteils in den letzten Jahren (ca. 16 im Jahr 1980, heute ca. 120<br />
Radfahrer), intensivere Nutzung von Fahrgemeinschaften.<br />
LITEF GmbH, Herr Helmut Schiemann, Sprecher Initiative „Umweltfreundlich<br />
zum Betrieb“; Lörracher Str. 18; 79115 Freiburg i. Br.<br />
Tel.: 0761/4901352; E-Mail: Schiemann.Helmut@litef.de<br />
7.9.1 Initiierung und Entwicklungsprozess<br />
Das Motiv von Mitarbeitern der LITEF GmbH, sich aktiv am Umweltschutz zu beteiligen und zu<br />
diesem Zweck eine interne Arbeitsgruppe zu bilden, lag in der zunehmenden Luftverschmutzung,<br />
den steigenden Ozonwerten und der langsam voranschreitenden Klimaveränderung,<br />
mitverursacht durch den stark gewachsenen Kraftfahrzeugverkehr. Für einige<br />
Mitarbeiter <strong>des</strong> Betriebes stellte sich die Frage, wie der betriebliche Beitrag aussehen könnte,<br />
um die Fahrt zur Arbeit umweltfreundlicher zu gestalten. Als Grundvoraussetzung für die erfolgreiche<br />
Entwicklung eines betrieblichen Umwelt-Verkehrsprogramms wurden die Beteiligung<br />
möglichst vieler Beschäftigter sowie die Unterstützung durch die Geschäftsleitung angesehen.<br />
Begonnen hatte die Initiative zum Umwelt-Verkehrsprogramm der LITEF GmbH in 1996 mit<br />
einem Treffen von 10 Beschäftigten, die mit dem Fahrrad zum Betrieb fuhren. Aus diesem<br />
Treffen bildete sich eine Gruppe von vier Personen, die sich zu der innerbetrieblichen „Arbeitsgruppe<br />
Umweltfreundlich zum Betrieb“ zusammenschlossen, um aktiv am Thema zu arbeiten.<br />
Diese AG besteht seither aus drei Mitarbeitern der Entwicklungsabteilung und einem Mitarbeiter<br />
aus der Fertigungsabteilung. Die Arbeitsgruppe arbeitet ehrenamtlich und unabhängig vom<br />
Betriebsrat. Ein Vorteil für die innerbetriebliche Arbeitsgruppe war, dass sie auf die Erfahrungen<br />
von Arbeitnehmerinitiativen aus anderen Betrieben aufbauen konnte. Es finden regelmäßige<br />
monatliche Treffen mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ statt. Aufgrund<br />
der zum Teil bereits fünf- bis sechsjährigen Mitarbeit einiger Betriebe in der überbetrieblichen<br />
AG, konnte LITEF aus den Erfahrungen dieser Betriebe profitieren.<br />
Besonders groß war der Wunsch aus der Belegschaft nach einer besseren Anbindung an den<br />
ÖPNV und eine Verbesserung der Fahrradabstellmöglichkeiten.<br />
Die Maßnahmen zum Umwelt-Verkehrsprogramm begannen in 1996 mit einer Mitarbeiterbefragung<br />
zur Mobilität auf dem Arbeitsweg. Bei dieser schriftlichen Befragung sollte in<br />
Erfahrung gebracht werden, wie und von wo die Beschäftigten zur Arbeit kommen und ob und<br />
unter welchen Umständen die Bereitschaft besteht, vom Pkw auf umweltfreundliche Verkehrsmittel<br />
umzusteigen. Ein weiteres Ziel bestand darin, Ideen und Anregungen zur Umsetzung von<br />
Maßnahmen zum Thema "Umweltfreundlich zum Betrieb" zusammen zu tragen. Trotz einer<br />
relativ geringen Beteiligung von nur ca. 100 der rund 600 Beschäftigten konnten wichtige<br />
Aussagen und gute Ansätze abgeleitet werden, die für das weitere Vorgehen und die<br />
Kooperation mit außerbetrieblichen Ansprechpartnern, z. B. der VAG, eine Grundlage bildeten.
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
7.9.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb<br />
Die Organisation und Zuständigkeit für die Umsetzung und Etablierung <strong>des</strong> BMM liegt zum<br />
größten Teil bei der innerbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“. Diese muss bei der<br />
Planung und Durchführung von Maßnahmen die Vorgehensweise und das benötigte Budget mit<br />
der Abteilung Travel Management, der Personalabteilung, dem Betriebsrat und der Geschäftsführung<br />
abstimmen.<br />
Die Arbeit der innerbetrieblichen AG findet außerhalb der Arbeitszeiten statt. Das Meiste wird in<br />
Mittagspausen besprochen. Größere Sitzungen, auf denen über neue Ziele oder Vorgehensweisen<br />
gesprochen wird, finden ca. zwei- bis dreimal pro Jahr statt.<br />
Das BMM ist mittlerweile gut etabliert und wird durch die Geschäftsleitung unterstützt.<br />
7.9.3 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes<br />
Projektpartner von LITEF sind in erster Linie die Mitglieder der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich<br />
zum Betrieb“. In Zusammenarbeit mit der überbetrieblichen AG wurden in der<br />
Vergangenheit bereits einige Aktionen durchgeführt und grundlegenden Inhalte <strong>des</strong> Umwelt-<br />
Verkehrsprogramms umgesetzt. Kooperationen mit Nachbarbetrieben sind bei LITEF nicht<br />
bekannt.<br />
Aufgrund der Mitarbeiterbefragung konnten Mängel an der ÖPNV-Anbindung der LITEF GmbH<br />
festgestellt werden. Der Druck seitens der Beschäftigten beschleunigte die Kontaktaufnahme<br />
mit der VAG, um eine bessere Anbindungen durch den ÖPNV zu erwirken. Ähnlich wie bei<br />
Micronas wurde auch bei LITEF damit begonnen, eigene Betriebsfahrpläne in Zusammenarbeit<br />
mit der Freiburger Verkehrs AG (VAG) zu erstellen. In Zusammenarbeit mit Herrn Wember,<br />
Mitarbeitern der VAG und der internen AG von LITEF konnten Fahrplanverbesserungen<br />
herausgearbeitet und weitgehend auch umgesetzt werden. Herr Schiemann bewertet die<br />
Zusammenarbeit mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ als sehr gut und<br />
produktiv. Er nimmt an jeder der monatlichen Sitzungen der überbetrieblichen AG teil. Aus<br />
dieser Zusammenarbeit können die meisten Impulse und Hilfestellungen gezogen werden. Es<br />
findet ein regelmäßiger Informationsaustausch statt, wobei auch viele interne Probleme<br />
besprochen und gelöst werden.<br />
7.9.4 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen<br />
Nach der Mitarbeiterbefragung folgte im ersten Schritt <strong>des</strong> Umsetzungsprozesses die Kontaktaufnahme<br />
mit der VAG. Dadurch konnten sowohl eine Fahrplanoptimierung, als auch eine<br />
Teilzurückverlegung der Buslinie 11 vom Theaterplatz zum Hauptbahnhof erwirkt werden,<br />
wodurch die Verbindung für die Beschäftigten zur LITEF GmbH wieder verbessert wurde.<br />
Neben dem Anliegen von LITEF, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, kamen andere<br />
Themen in den Fokus. Im Verlauf <strong>des</strong> Projektes wurde der Gesundheitsaspekt immer wichtiger.<br />
Die Betriebsärztin konnte dafür gewonnen werden, Vorträge auf Betriebsversammlungen über<br />
Gesundheit und Bewegung zu halten, so dass die Nutzung <strong>des</strong> Fahrrads als Verkehrsmittel<br />
zum Betrieb auch von einer zweiten Seite positiv dargestellt wurde. Nachdem bei der Firma<br />
LITEF über relativ einfache Bausteine (Fahrplanänderung und Fahrradförderung über<br />
Informationsarbeit) die ersten Umsetzungsschritte <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms gelungen<br />
waren, wurde das Programm erheblich erweitert:<br />
83
Fahrradkonzept<br />
84<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Zu dem Fahrradkonzept gehören neue und überdachte Fahrradabstellanlagen mit Anlehnbügeln<br />
auf dem Betriebsgelände. Außerdem gibt es für die Radfahrer Duschmöglichkeiten im<br />
Betriebsgebäude.<br />
ÖPNV<br />
Ein weiterer Baustein ist die Vorfinanzierung der Regio-Jahreskarte für Mitarbeiter, die mit<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit kommen. Die Rückzahlung <strong>des</strong> Vorschusses beginnt mit<br />
dem ersten Gültigkeitsmonat der Regio-Karte für die Dauer von 12 Monaten, durch<br />
Einbehaltung bei der Gehaltsabrechnung (vgl. Protokoll der Betriebsversammlung am<br />
30.11.2005). Außerdem gibt es für die Nutzer <strong>des</strong> Öffentlichen Verkehrs Betriebs-Taschen-<br />
Fahrpläne zum Mitnehmen. Auf diesen sind die Ankunfts- und Abfahrtszeiten der öffentlichen<br />
Verkehrsmittel zum und vom Betrieb aufgelistet sowie die Anbindung an die Züge vom Hauptbahnhof<br />
in die Region. Regelmäßige Treffen mit der VAG zwecks Fahrplanbesprechungen<br />
gehören zum Tätigkeitsbereich der innerbetrieblichen AG.<br />
Fahrgemeinschaftsbörse<br />
Der Schwerpunkt der internen AG lag nicht nur auf der Entwicklung <strong>des</strong> Fahrrad- und ÖPNV-<br />
Konzeptes, sondern auch auf der Suche nach Möglichkeiten für Pkw-Nutzer. Es wurde eine<br />
Fahrgemeinschaftsbörse eingerichtet, in der sich Fahrgemeinschaftswillige zusammenschließen<br />
konnten. Ein Anreiz wurde durch reservierte Stellplätze für Fahrgemeinschaften<br />
geschaffen. Ein Privileg der Fahrgemeinschaften ist es, reservierte Stellplätze am<br />
Betriebseingang nutzen zu können, während sonst zum Teil weite Wege vom Stellplatz zum<br />
Firmeneingang zurückgelegt werden müssen.<br />
Innerbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit zum Umwelt-Verkehrsprogramm<br />
Eine weitere wichtige Rolle zur Etablierung der Maßnahmen zum Umwelt-Verkehrsprogramm<br />
spielt die innerbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit. Durch gezielte Aktionen und Berichte in der<br />
Betriebszeitung „Kaleidoskop“ macht die interne AG immer wieder auf die Alternativen zur<br />
Nutzung <strong>des</strong> eigenen Pkw aufmerksam. Um das Thema immer aktuell zu behandeln, wird bei<br />
jeder Betriebsversammlung mit aktuellen Informationen zum Thema „Umweltfreundlich zum<br />
Betrieb“ auf die Bedeutung <strong>des</strong> Themas aufmerksam gemacht.<br />
Wissensimplementation, Consulting, Begleitforschung<br />
Das Fachwissen der Beschäftigten von LITEF wird durch die Eigeninitiative und den<br />
Informationsaustausch der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ erlangt.<br />
7.9.5 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen<br />
Zu den fördernden Rahmenbedingungen gehören aus Sicht <strong>des</strong> Betriebes nach Aussagen von<br />
Herrn Schiemann insbesondere die Zusammenarbeit mit den externen Kooperationspartnern<br />
wie und die „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ sowie die Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung<br />
und der Personalabteilung. Sie unterstützt die Arbeit der innerbetrieblichen AG und<br />
fördert die Umsetzung der Maßnahmen. Beispiele sind der Kauf neuer Fahrradständer sowie<br />
eine finanzielle Beteiligung an einer Broschüre über Umwelt-Verkehrsprogramme in Freiburger<br />
Firmen sowie die Finanzierung von drei Tagungen zum Thema. Erst durch die gute<br />
Zusammenarbeit zwischen der internen AG und der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
zum Betrieb“, konnten nach Angaben der Interviewpartner einzelne Bausteine zum Umwelt-<br />
Verkehrsprogramm erfolgreich umgesetzt werden.<br />
Zur erfolgreichen Zusammenarbeit mit der VAG führt er aus, dass es nicht selbstverständlich<br />
sei, dass ein Verkehrsbetrieb bei der Fahrplangestaltung einzelne Firmen berücksichtigt. In<br />
vielen Städten geht es seiner Meinung nach nur darum, die Leute möglichst bequem von zu<br />
Hause in die Innenstadt zum Einkaufen zu bringen, aber nicht zur Arbeit. Bei einem Fahrplanwechsel<br />
wurde versäumt auf die neuen Anschluss- und Abfahrtszeiten der Busse zu achten,<br />
wodurch nach Einführung <strong>des</strong> neuen Fahrplans eine unzureichende Bedienung der Firmenhaltestelle<br />
entstanden ist. Durch die enge Zusammenarbeit mit der VAG konnte aber auch<br />
nachträglich noch eine Änderung der Fahrzeiten erfolgen.<br />
Ein hemmender Faktor in der Umsetzung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms von LITEF war in<br />
erster Linie das geringe Interesse der Beschäftigten. Dieses mangelnde Interesse wurde zuerst<br />
an der durchgeführten Betriebsbefragung zum Thema „Umweltfreundlich zum Betrieb“ deutlich.<br />
Von 600 Mitarbeitern haben sich nur ca. 100 beteiligt, aufgrund <strong>des</strong>sen die Ergebnisse<br />
zugunsten der Radfahrer und ÖPNV- Nutzer ausfielen.<br />
Ein weiteres Hemmnis im Umsetzungsprozess stellt die mangelnde Teilnahme der Jugendlichen<br />
(Auszubildenden) am Projekt „Umweltfreundlich zum Betrieb“ dar. An beiden<br />
Veranstaltungen zur Verleihung <strong>des</strong> Öko-Verkehrs-Siegels (2002 und 2004) haben auch die<br />
Jugendlichen der Firma teilgenommen. Die Auszubildenden sollten über ein Projekt offiziell mit<br />
in die Umweltarbeit <strong>des</strong> Betriebs einbezogen werden. In diesem Projekt sollten sie eigenständig<br />
ein Solarmobil mit Solarstation entwickeln, bauen und betreiben. Diese Planung konnte bisher<br />
nicht umgesetzt werden, da es dazu an Personal mangelt.<br />
Nicht durchsetzten konnte sich die innerbetriebliche AG mit ihrer Forderung, der Betrieb solle<br />
die Regio-Jahreskarte bezuschussen, das Vorhaben einer Parkraumbewirtschaftung konnte<br />
nicht realisiert werden, die Erstellung einer Radfahrbroschüre mit Streckenverläufen der Radwege<br />
konnte aufgrund mangelnder Beteiligung nicht realisiert werden, die Erstellung von<br />
Informations-Faltblättern über die Möglichkeiten LITEF mit dem Fahrrad, zu Fuß, mit dem<br />
ÖPNV oder mit Fahrgemeinschaften zu erreichen konnte bisher nicht umgesetzt werden, bleibt<br />
aber ein Ziel für die Zukunft.<br />
Die Anmietung von Plätzen in der Fahrradstation am Hauptbahnhof misslang ebenfalls. Die<br />
Geschäftsleitung hatte zugesagt, dieses Vorhaben finanziell zu unterstützen, wenn min<strong>des</strong>tens<br />
10 Beschäftigte eine Jahreskarte kaufen. Diese Maßnahme konnte aufgrund mangelnder<br />
Beteiligung der Beschäftigten nicht umgesetzt werden.<br />
Im Überblick betrachtet stellt das Zeitproblem ein großes Hemmnis in der Vertiefung <strong>des</strong><br />
Themas dar, da die Arbeit ehrenamtlich ist und in der Freizeit gemacht werden muss.<br />
7.9.6 Einschätzungen zum Stand<br />
Die Einschätzung seitens der zentralen Beteiligten zum bisherigen Stand <strong>des</strong> Umwelt-<br />
Verkehrsprogramms ist positiv. Alle umgesetzten Maßnahmen werden gut angenommen und<br />
gehören zum Alltag. Die Zahl der Fahrradnutzer hat sich von anfänglichen 60 auf heute ca.120<br />
gesteigert. Für die Mitarbeiter kann die Arbeit der AG als große Hilfe zur besseren Planung <strong>des</strong><br />
Mobilitätskonzeptes gewertet werden. Die durchgeführten Maßnahmen finden bei vielen der<br />
Beschäftigten positiven Anklang.<br />
Insgesamt kann der Entwicklungsprozess <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms von LITEF als eher<br />
diskontinuierlich bewertet werden. Es gab zwar eine dauerhafte Verbindung und Diskussion<br />
85
86<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
innerhalb der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“, aber der Entwicklungsprozess<br />
innerhalb <strong>des</strong> Betriebes ist durch die ehrenamtliche Arbeit der Beschäftigten nicht<br />
kontinuierlich weiterzuführen.<br />
Eine dauerhafte und erfolgreiche Etablierung von umweltfreundlichen Verkehrsmaßnahmen<br />
kann nach Einschätzung der zentralen Beteiligten nur gelingen, wenn die Kosten für die Kfz-<br />
Nutzung weiter steigen (Spritpreise, Parkgebühren).<br />
Planungen für die Zukunft: Anschaffung eines Shuttle-Fahrrads für Beschäftigte, denen ihr<br />
Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit kaputt gegangen ist, Deponierung von Regensachen und<br />
Reparaturmaterial beim Pförtner, Erstellung einer Radwegebroschüre mit Fahrradrouten zum<br />
Betrieb, Erstellung von Informations-Faltblättern mit Möglichkeiten, wie man die Firma LITEF<br />
mit dem Fahrrad, zu Fuß, mit dem ÖPNV oder mit Fahrgemeinschaften erreichen kann.<br />
7.10 Fazit<br />
Zentrale Fragestellung der qualitativen <strong>Fallstudien</strong> war herauszuarbeiten, wie es gelingt, ein<br />
betriebliches Mobilitätsmanagement im Betrieb erfolgreich einzuführen und langfristig zu<br />
verankern. In Ergänzung zur Betriebsbefragung standen hier die Prozesse und die Akteure in<br />
den Betrieben im Vordergrund, um Erkenntnisse zu Erfolgsfaktoren und Hemmnissen einer<br />
organisatorischen Umsetzung und Verankerung zu gewinnen. Während die nachfolgend<br />
zusammengefassten Erfolgsfaktoren in die Empfehlungen für die Gebietskörperschaften<br />
einfließen, werden abschließend in diesem Fazit Empfehlungen für Betriebe benannt, die sich<br />
aus den <strong>Fallstudien</strong> sowie einigen Ergebnissen aus der Marktanalyse und der Betriebsbefragung<br />
ableiten lassen.<br />
Begründet durch die Auswahlsystematik, eine inhaltliche Breite an <strong>Fallstudien</strong> darzustellen,<br />
weisen die untersuchten <strong>Fallstudien</strong> in Bielefeld, Hamburg und Dresden sowie das Netzwerk<br />
„Umweltfreundlich zum Betrieb“ aus Freiburg insgesamt große Unterschiede hinsichtlich ihrer<br />
innerbetrieblichen Strukturen sowie internen und externen Kooperationsformen auf, wobei sich<br />
die im betrieblichen Mobilitätsmanagement engagierten Beispielbetriebe in der Stadt Freiburg<br />
untereinander weniger differenzieren.<br />
7.10.1 Besonderheiten der <strong>Fallstudien</strong><br />
Die einzelnen <strong>Fallstudien</strong> zeigen die Bandbreite der Möglichkeiten auf, betriebliches Mobilitätsmanagement<br />
unter ganz unterschiedlichen inner- und außerbetrieblichen Akteurskonstellationen<br />
und Rahmenbedingungen zu etablieren. Gleichzeitig erlaubt die Gesamtbetrachtung<br />
über alle <strong>Fallstudien</strong>, verallgemeinerbare Erfolgsfaktoren zu identifizieren.<br />
Das Mobilitätsmanagement der Diakonie- und Sozialstation steht zunächst als einziger Fall dar,<br />
der sich ausschließlich auf die Dienstwege der Beschäftigten bezieht. Dieses Projekt hat sich<br />
solitär entwickelt. Es ist weder in ein kommunales BMM-Programm eingebunden, noch ging<br />
eine Initiative oder Unterstützung aus dem Betriebsverbund im Rahmen der Dachorganisation<br />
<strong>des</strong> Diakonischen Werks Hamburg aus. Das Projekt startete nicht mit einer Initiative der<br />
Beschäftigten, sondern ist Ergebnis einer Überprüfung verschiedener Handlungsoptionen durch<br />
die Geschäftsführung. Die Verantwortung lag und liegt weiterhin ausschließlich bei der<br />
Geschäftsführung. Die Effekte sind aus Sicht <strong>des</strong> Betriebs sehr positiv und das Beispiel ist<br />
geeignet, insbesondere auf kleinere, in dicht bebauten Quartieren befindliche Dienstleistungsbetriebe<br />
übertragen zu werden, die einen räumlich begrenzten Aktionsradius aufweisen.
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Das ausschließlich auf die Arbeitswege der Beschäftigten ausgerichtete Projekt <strong>des</strong> betrieblichen<br />
Mobilitätsmanagements von Infineon Dresden (auf die parallel existenten Managementsysteme<br />
im Bereich Geschäftswege ist hinzuweisen) weist von allen Projekten die größte<br />
Dichte und, nach einer Neukonzeption im Jahr 1999, Kontinuität der Maßnahmen auf.<br />
Entwickelt hat es sich als klassisches „top-down“-Projekt aus einer Initiative der Stadtverwaltung,<br />
die vom Management <strong>des</strong> Unternehmens aufgegriffen und in der Folge gemeinsam<br />
von Stadtverwaltung, Unternehmen und IHK weiterentwickelt wurde. Insgesamt zeigt Infineon<br />
strukturell am ehesten einen systematischen Ablauf: Idee – Konzept – Maßnahmenimplementation<br />
– Evaluation – Nachjustierung.<br />
In Dresden wurden im Verhältnis zur Größe und Bedeutung der Stadt – auch als Wirtschaftsstandort<br />
– mit geringem Einsatz von Personal und öffentlichen Haushaltsmitteln tragende<br />
Strukturen geschaffen und viele Einzelprojekte erfolgreich begonnen. Letztlich entscheidend<br />
war in der Initialisierungsphase das Zusammentreffen von kompetenten und engagierten<br />
Entscheidungsträgern und Akteuren in Verwaltung und im Unternehmen und im weiteren<br />
Verlauf <strong>des</strong> Projektes der Zugriff auf professionelle Fachplanung sowie die Ausbildung eines<br />
informellen Betriebsnetzwerks unter Federführung der Stadtverwaltung und unter Vorsitz durch<br />
den Oberbürgermeister, der diesen strategischen Handlungsansatz zur Entwicklung und<br />
Sicherung einer nachhaltigen Mobilität als eine zentrale Managementaufgabe eingestuft hat.<br />
Von Anbeginn wurden in Dresden alle Aufgaben „hauptamtlich“ erfüllt.<br />
Sowohl Handlungsanlässe als auch strategische Ausrichtung und Organisationsstruktur <strong>des</strong><br />
Projektes in Freiburg folgen anderen Handlungsmustern. In einer in bun<strong>des</strong>weitem Vergleich<br />
durchaus in dieser Bedeutung nur selten zu findenden Verbindung von Arbeitnehmerinteressen<br />
(finanzielle und qualitative Erleichterungen bei der Bewältigung der Arbeitswege) und allgemein<br />
umweltschutzpolitischem Engagement entstand ein Handlungsansatz, der das BMM als<br />
Angebot für möglichst viele Betriebe initiierte und weiterentwickelte.<br />
Dabei wurde in Freiburg keine professionelle Dienstleistung im Bereich Planung bzw.<br />
Wirkungskontrolle in Anspruch genommen und dort, wo Aufgaben in diesem Kontext in<br />
einzelnen Betrieben nicht durch die Geschäftsleitung oder das Management selbst übernommen<br />
wurden, hat das Projekt auch nach über 15 Jahren noch den Charakter einer<br />
politischen Initiative beibehalten, die von ehrenamtlichem Engagement der aktiven<br />
Beschäftigten in den Betrieben lebt.<br />
Das Projekt Bielefeld ist geprägt durch eine Vielzahl von aufeinander abgestimmten Einzelmaßnahmen,<br />
die innerhalb der durchführenden Stadtverwaltung nicht als betriebliches<br />
Mobilitätsmanagement gefasst werden. Berücksichtigt werden hier sowohl der Berufs- als auch<br />
der Dienstreiseverkehr. Die gescheiterte Umsetzung <strong>des</strong> Betriebsverkehrsplans aufgrund von<br />
Differenzen zwischen den Verantwortlichen zeigt sehr gut die Umsetzungshemmnisse, aber<br />
auch die daraus genutzten Möglichkeiten zur Etablierung zumin<strong>des</strong>t von Einzelmaßnahmen<br />
durch Engagement der Verantwortlichen und die Einbeziehung verschiedener Akteure auf.<br />
7.10.2 Erfolgsfaktoren<br />
Im Folgenden werden die aus der Analyse der <strong>Fallstudien</strong> allgemeingültig abzuleitenden<br />
Erfolgsfaktoren genannt, die zu einer erfolgreichen Einführung und dauerhaft etablierten Fortführung<br />
eines betrieblichen Mobilitätsmanagement in Betrieben beitragen.<br />
Problemdruck oder thematisch-strategische Ausrichtung im Betrieb<br />
87
88<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Die untersuchten Beispiele zeigen, dass in allen Betrieben ein bestimmter Problemdruck (Parkdruck,<br />
angespannte Haushaltslage, Kapazitätsprobleme im Netz) oder eine strategische Ausrichtung<br />
in den Betrieben (Umwelt, Gesundheitsförderung) die Ausgangssituation für die<br />
Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements bzw. die Durchführung einzelner<br />
Maßnahmen bildete. Zwar ist dies nicht als Erfolgsfaktor zu bezeichnen, aber als der wesentliche<br />
Grund anzusehen, sich überhaupt mit dem Thema auseinander zu setzen.<br />
Innerbetriebliche Kooperation<br />
Im Rahmen der Maßnahmenentwicklung und Umsetzung erwies sich bei den untersuchten<br />
<strong>Fallstudien</strong> eine intensive Kommunikation und Kooperation unter Beteiligung aller relevanten<br />
Gruppen im Betrieb (Beschäftigte, Betriebs/Personalrat, mittleres Management, Geschäftsführung)<br />
als besonders erfolgreich. Im Einzelfall wurde berichtet, dass es innerhalb eines<br />
Betriebes Vorbehalte auf Seiten von Entscheidungsträgern gegeben habe, weil die Initiative von<br />
der Arbeitnehmervertretung bzw. von der Gewerkschaft ausging. Es zeigte sich, dass erst nach<br />
gemeinsamen Gesprächen Vorbehalte gegen Maßnahmen sowohl von der Geschäftsführung<br />
als auch von den Beschäftigten – je nachdem wer die initiierende Seite war – abgebaut werden<br />
konnten. In der Stadt Bielefeld beispielsweise wurde erst nach Einbeziehung <strong>des</strong> Personalrats<br />
und der Vermeidung von Sozialkriterien bei der Vergabe der Stellplätze die Parkraumbewirtschaftung<br />
erfolgreich eingeführt.<br />
Das Hamburger Beispiel zeigt auf, dass eine Initiative, die allein durch die Geschäftsführung als<br />
Top-Down-Ansatz etabliert wurde ebenfalls sehr erfolgreich sein kann. Dort aber, wo der Erfolg<br />
der Maßnahmen nur von Verhaltensänderungen der Beschäftigten abhängt und nicht durch<br />
Zwänge (Parkgebühren usw.) determiniert wird, ist Überzeugungsarbeit in hohem Maß<br />
erforderlich, die durch Einbindung der Beschäftigten eher geleistet und zum Erfolg geführt<br />
werden kann, als wenn diese Initiative von der Geschäftsführung der Betriebe ausgeht.<br />
Zumin<strong>des</strong>t, dass zeigt das Beispiel Dresden, ist eine weitgehende Einbindung der Beschäftigten<br />
bzw. deren Vertretungen erforderlich. Grundlage bildet in allen Fällen eine gemeinsame<br />
Schnittmenge der Interessen der Beschäftigten und <strong>des</strong> Betriebes.<br />
Engagement, Kontinuität und Kompetenz der handelnden Personen in den Betrieben<br />
Ein kontinuierliches betriebliches Mobilitätsmanagement setzt interessierte und engagierte<br />
Beschäftigte sowie eine feste Verankerung und Verstetigung im Management voraus. Die<br />
tragende Säule in Dresden war das herausgebildete Mobilitätsteam, welches als innerbetriebliche<br />
Arbeitsgruppe ohne formale Strukturen organisiert ist und deren entwickelte Strategien<br />
und Einzelmaßnahmen von der Geschäftsführung unterstützt werden.<br />
In den Freiburger Beispielen lebt – zumin<strong>des</strong>t dort, wo Aufgaben nicht durch die Geschäftsführung<br />
übernommen wurden – das Mobilitätsmanagement überwiegend vom ehrenamtlichen<br />
Engagement der Beschäftigten. Hier leistet die AG „Umweltfreundlich zum Betrieb“ ehrenamtlich<br />
eine betriebsübergreifende Wissenstransfer- und letztlich Netzwerkarbeit, die wesentlich<br />
zum positiven Image der Programmatik und der Maßnahmen in Freiburg beitragen konnte.<br />
Die befragten Akteure in AG und Betrieben stimmen weitgehend darin überein, dass für eine<br />
Sicherung <strong>des</strong> erreichten Stan<strong>des</strong> und eine mögliche Weiterentwicklung die personellen und<br />
materiellen Ressourcen der AG und der innenbetrieblichen Arbeitsgruppen nicht ausreichend<br />
sind und eine Übertragbarkeit auf andere Städte allein schon <strong>des</strong>halb nicht gelingen kann, weil<br />
nicht ausreichend Personen gefunden werden können, die bereit sind, eine solche Arbeit<br />
ehrenamtlich zu übernehmen.
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Die überwiegend ehrenamtlichen Arbeit und die dadurch häufig stark auf Einzelpersonen –<br />
sowohl auf Ebene der Geschäftsleitungen als auch der Arbeitnehmer – fixierte Struktur,<br />
beinhaltet darüber hinaus ein hohes Potenzial möglichen Scheiterns, sobald diese Personen die<br />
Betriebe oder die überbetriebliche Initiative verlassen.<br />
Letztendlich können professionelle Strukturen unter Beteiligung aller betrieblichen Gruppen<br />
zwar als Erfolgsfaktoren gewertet werden, gleichzeitig können ehrenamtliche Strukturen nicht<br />
per se als hemmender Faktor genannt werden. Sie setzen zur dauerhaften Etablierung und<br />
Unterstützung <strong>des</strong> Engagements allerdings mehr externe Unterstützung und Anerkennung von<br />
außen voraus.<br />
Externe und interne Öffentlichkeitsarbeit<br />
Für die Kontinuität <strong>des</strong> Engagements der innerbetrieblichen Akteure war sowohl in Freiburg als<br />
auch in Dresden entscheidend, dass die Thematik und die Wirkungen der eigenen Leistungen<br />
zunächst auf Ebene der Stadt und auch überregional Aufmerksamkeit und Anerkennung<br />
gefunden haben. Dieser Effekt wurde in Freiburg durch die überbetriebliche „AG Umweltfreundlich<br />
zum Betrieb“ und die Einführung <strong>des</strong> Öko-Verkehrs-Siegels verstärkt, da hier nicht nur<br />
innerbetriebliche Gruppen angesprochen werden, sondern durch den Bekanntheitsgrad in der<br />
Öffentlichkeit auch die Bevölkerung in Stadt und Umland in den Prozess integriert werde.<br />
Die Wirkung der erstmals in 2002 verliehenen Auszeichnung mit dem „Öko-Verkehrs-Siegel“<br />
durch die Stadtverwaltung zeigt bereits im Ansatz, welchen Nutzen diese letztlich als<br />
Marketingstrategie aufzufassende Aktion bereits stiften kann. In Dresden wurde das<br />
Engagement durch zwei Forschungsprojekte anerkannt, die zusätzlich neue Impulse für das<br />
betriebliche Mobilitätsmanagement gaben.<br />
Die <strong>Fallstudien</strong> zeigen, dass die die interne Öffentlichkeitsarbeit ein entscheidender Erfolgsfaktor<br />
ist. Die Nutzer der Angebote (min<strong>des</strong>tens die Beschäftigten, nach Einzelfall auch<br />
Besucher und Kunden) werden regelmäßig und umfassend über alle Maßnahmen und<br />
optionalen Angebote informiert. Die Geschäftsleitung kann durch die Beteiligung an Angeboten<br />
oder Maßnahmen darüber hinaus nach außen und innen eine Vorbildrolle einnehmen.<br />
Kommunikation und Kooperation mit Verkehrsunternehmen und Stadtverwaltungen<br />
Die <strong>Fallstudien</strong> zeigen, dass die Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements immer<br />
erfolgreich war, wenn Dritte Leistungen anboten, die von den Betrieben genutzt werden<br />
konnten. Hier sind insbesondere die örtlichen Verkehrsunternehmen zu nennen. In allen<br />
untersuchten <strong>Fallstudien</strong> bieten sie ein Jobticket an, welches von allen Betrieben genutzt wird.<br />
In Dresden und Freiburg wurden darüber hinaus von den Verkehrsbetrieben Maßnahmen<br />
ergriffen, wie die Anlage neuer Haltestellen oder die Abstimmung von Abfahrts- und Arbeitszeiten.<br />
Um den Prozess der Entwicklung und Implementierung von betrieblichem Mobilitätsmanagement<br />
zu fördern und zu verstetigen, kommt der städtischen Verwaltung als Ansprech-<br />
und Kooperationspartner sowie als Vorbild eine Schlüsselfunktion zu. Die Beispiele Dresden,<br />
Freiburg und zum Teil Bielefeld zeigen auf unterschiedliche Weise, welche Rolle die städtischen<br />
Verwaltungen in diesem Zusammenhang übernehmen können.<br />
Die Übernahme von Aufgaben und Verantwortung für die Etablierung <strong>des</strong> betrieblichen<br />
Mobilitätsmanagements durch die Stadtverwaltung für die Betriebe in der Kommune ist als ganz<br />
wesentlicher Erfolgsfaktor zu nennen. Für diese Erfolgsstrategie ist nicht unerheblich, dass die<br />
Stadtverwaltung auch im Hinblick auf kommunale Planungsprojekte eine Verantwortung für die<br />
89
90<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Abstimmung mit den BMM-Projekten trägt und nicht nur für die Durchsetzung von Partialinteressen<br />
einzelner Nachfrager (Betriebe) oder Anbieter (z. B. Verkehrsunternehmen) agiert.<br />
Zu dieser unabhängigen Position kommt die Chance hinzu, sich auch mit eigenen Vorbildprojekten<br />
als Arbeitgeber und Träger bedeutender verkehrswirksamer Strukturen zu beteiligen,<br />
was in Dresden beispielsweise wahrgenommen wurde. Auch die Stadt Bielefeld nutzt ihre<br />
eigene Vorbildfunktion, um weitere Betriebe für das betriebliche Mobilitätsmanagement zu<br />
gewinnen.<br />
Wesentliche Erfolgsfaktoren bilden die eingespielten und verlässlichen Kommunikationsstrukturen<br />
zwischen Betrieben, Stadtverwaltung, Verkehrsunternehmen und sonstigen Akteuren<br />
in den untersuchten <strong>Fallstudien</strong>. In Freiburg sind die Grundlagen für eine Ausweitung der<br />
Umwelt-Verkehrsprogramme durch die interessierten und engagierten Betriebsangehörigen, die<br />
überbetriebliche AG und die verkehrspolitischen Grundsätze der Stadtverwaltung ebenso gelegt<br />
worden wie in Dresden. Die verkehrspolitischen, siedlungsstrukturellen und weiteren<br />
verhaltensbeeinflussenden Faktoren sind in Freiburg wie nur in wenigen vergleichbaren<br />
deutschen Städten als sehr positiv für die Etablierung von BMM-Projekten einzuschätzen. In<br />
dieser Hinsicht ist eine Übertragung <strong>des</strong> Handlungsansatzes und der Wirkungen der Arbeit der<br />
AG „Umweltfreundlich zum Betrieb“ auf andere Städte eher skeptisch zu betrachten.<br />
7.10.3 Empfehlungen für die Betriebe<br />
Ein erfolgreiches betriebliches Mobilitätsmanagement berücksichtigt spezifische betriebliche<br />
Zielsetzungen, Umsetzungsbedingungen sowie betriebliche und übergeordnete Rahmenbedingungen<br />
und ist daher in erheblichem Maße standortabhängig. Die <strong>Fallstudien</strong> und die<br />
Betriebsbefragung zeigten, wie unterschiedlich sich Betriebsstrukturen darstellen. Dies erfordert<br />
für betriebliches Mobilitätsmanagement optimierte Einzelfalllösungen in den Betrieben.<br />
Gleichwohl lassen sich allgemeingültige Erfolgsfaktoren anhand betrieblicher Bedingungen<br />
ableiten, die den Charakter von Empfehlungen haben.<br />
Die Ergebnisse <strong>des</strong> Projekts erlauben es, Maßnahmen <strong>des</strong> BMM unterschiedlichen Kategorien<br />
<strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements zuzuordnen. Diese sind:<br />
� BMM als eigenständige Strategie zur Erreichung von Zielen hinsichtlich der Gestaltung<br />
der personenbezogenen Mobilität der Beschäftigten<br />
� BMM als Teil einer übergeordneten Managementstrategie (Umweltschutz, Gesundheitsförderung,<br />
Kostensenkung, Standort- und Gebäudemanagement etc.)<br />
� BMM als eigenständige Strategie parallel und abgestimmt zu anderen Managementsystemen<br />
konzipiert und Synergieeffekte nutzend<br />
� Durchführung einzelner Maßnahmen <strong>des</strong> BMM oder Beteiligung an Kampagnen oder<br />
Maßnahmen Dritter<br />
In Abhängigkeit von der Ausgangslage können alle genannten Kategorien im Sinne eines<br />
betrieblichen Mobilitätsmanagements erfolgreich sein und - wie das Beispiel der Sozialstation in<br />
Hamburg zeigt - auch mit einer Einzelmaßnahme. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch<br />
kleine Betriebe ohne kommunale Unterstützung wirkungsvolle Maßnahmen dauerhaft initiieren<br />
können.<br />
Im Folgenden werden allgemeingültiger Erfolgsfaktoren und Empfehlungen dargestellt, die<br />
abgeleitet aus den Kapiteln 5, 6 und 7 die erfolgreiche Initiierung, Umsetzung und dauerhafte<br />
Implementierung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements in Unternehmen und öffentlichen<br />
Verwaltungen unterstützen:
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Betriebliche Veränderungsprozesse nutzen („Change Management“)<br />
Die <strong>Fallstudien</strong> haben gezeigt, dass sowohl top-down-Ansätze als auch bottom-up-Ansätze<br />
dazu beitragen können, erfolgreiches betriebliches Mobilitätsmanagement zu initiieren. Die<br />
Einführung wird, unabhängig davon, ob die Geschäftsleitung oder die Beschäftigten Initiatoren<br />
sind, erfolgreicher verlaufen, wenn gleichzeitig anstehende betriebliche Veränderungsprozesse<br />
genutzt werden können. Diese können durch einen besonderen Problemdruck entstehen<br />
(Flächenknappheit bei anstehenden Erweiterungen, Umstrukturierungen in Arbeitsabläufen etc.)<br />
oder aber auch durch thematisch-strategische Neuausrichtungen im Betrieb, wenn beispielsweise<br />
Themenfelder wie Umwelt, Gesundheit oder Zufriedenheit der Mitarbeiter seitens der<br />
Geschäftsführung bzw. der Beschäftigten neu besetzt werden.<br />
Besonders vorteilhaft erwies sich, wenn das betriebliche Mobilitätsmanagement als methodischstrategisches<br />
Management verstanden und im Betrieb entsprechend kommuniziert wird,<br />
unabhängig davon, ob weitere Managementstrategien (z. B. Umweltmanagement) parallel<br />
praktiziert werden. Wesentlich bei der Initiierung ist eine gemeinsame Schnittmenge der<br />
Interessen der Beschäftigten und <strong>des</strong> Betriebes. In der Betriebsbefragung zeigte sich, dass<br />
Themenfelder (Motive für die Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements) mit einer<br />
hohen Wichtigkeit sowohl für die Geschäftsleitung als auch für Beschäftigte (wie Mitarbeiterzufriedenheit,<br />
Verringerung von Wegeunfällen und auch Gesundheitsförderung) am häufigsten<br />
genannt wurden (vgl. Kapitel 6.2.3).<br />
Kontinuität der Aktivitäten und Informationsvermittlung<br />
Das betriebliche Mobilitätsmanagement sollte nach einer initiierenden Startphase in eine<br />
Kommunikation und Kooperation – unter Beteiligung aller relevanten Hierarchieebenen im<br />
Betrieb (Beschäftigte, Betriebs/Personalrat, mittleres Management, Geschäftsführung) – übergeleitet<br />
werden. Optimal ist es, wenn das betriebliche Mobilitätsmanagement als Teil der<br />
betrieblichen Normalität etabliert wird und die Umsetzung und Erfolgskontrolle sowie die<br />
Weiterentwicklung von Maßnahmen als Aufgaben in neu gegründeten Einheiten definiert wird,<br />
die einen Regelbetrieb organisieren und deren Zuständigkeiten transparent und effektiv<br />
organisiert sind. In diesem Zusammenhang ist es sinnvoll, die Nutzer (min<strong>des</strong>tens die<br />
Beschäftigten, nach Einzelfall auch Besucher und Kunden) regelmäßig und umfassend über<br />
alle Maßnahmen und optionalen Angebote <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements im<br />
Rahmen eines internen Marketings zu informieren. Die Aufmerksamkeit aller intern Beteiligten<br />
wird durch Wahrnehmung geeigneter temporärer Ereignisse (z.B. extern organisierte<br />
Kampagnen z. B. der Berufsgenossenschafen, der Krankenkassen, von Umweltverbänden<br />
etc.), aktuelle politische Debatten um Verkehr (Kosten, Klimaschutz, Veränderungen der<br />
Betriebsstruktur etc.) von Zeit zu Zeit aktiviert bzw. geschärft.<br />
Überbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit<br />
Die Einbindung der Maßnahmen bzw. der Konzepte <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagement in<br />
den Marktauftritt <strong>des</strong> Betriebs trägt wesentlich zur Imagebildung <strong>des</strong> Betriebs bei. Darüber<br />
hinaus können die Maßnahmen bzw. die Konzepte in Managementinstrumente der Betriebe<br />
eingebunden werden. Die meisten Betriebe wenden verschiedene Managementinstrumente<br />
bzw. Zertifizierungen an (vgl. Kapitel 6.2.3). Besonders geeignet sind Umweltzertifizierungen<br />
und sonstige Umweltprogramme.<br />
Über die Bildung von Netzwerken von Betrieben (Verbände, Arbeitsgruppen), Betriebs- und<br />
Personalräten, am Betriebsstandort, auf kommunaler Ebene kann ein Austausch – auch über<br />
91
92<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Themenfelder <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements – gewährleistet werden. Die Betriebsbefragung<br />
zeigt, dass sehr viele Maßnahmen, die zum betrieblichen Mobilitätsmanagement zu<br />
zählen sind, bereits in einer Vielzahl Betriebe angewandt werden und somit Erfahrungen zu<br />
Wirkungen vorliegen (vgl. Kapitel 6). In Abhängigkeit von der Funktion <strong>des</strong> Netzwerks können<br />
u. a. Erfahrungen innerhalb von Branchen, auf räumlichen Ebenen oder auf Verbandsebenen<br />
ausgetauscht werden. Dies kann auch dazu führen, dass Betriebe gemeinsam am Markt<br />
auftreten können, um sich zum Beispiel externe Mobilitätsdienstleistungen (vgl. Kapitel 5)<br />
gemeinsam nachzufragen, gegenüber der öffentlichen Hand gemeinsam aufzutreten, um<br />
Interessen, beispielsweise zu einer verbesserten Anbindung der Betriebe, wahrzunehmen.<br />
Kooperation mit Dritten und Unterstützung durch Dritte<br />
Ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor ist eine effektive Kommunikation und Kooperation mit<br />
Dritten (Leistungsersteller außerhalb <strong>des</strong> Betriebs, planende und ordnende öffentliche<br />
Verwaltung). Sowohl die <strong>Fallstudien</strong>, die Marktanalyse als auch die Betriebsbefragung verdeutlichen<br />
die Bedeutung derartiger Kooperationen. Insbesondere dort, wo Kooperationen mit<br />
verschiedenen Ämtern einer engagierten Stadtverwaltung und den örtlichen Verkehrsunternehmen<br />
stattfinden, ist betriebliches Mobilitätsmanagement besonders erfolgreich. Hier<br />
können die Betriebe die Möglichkeit nutzen, aktiv über die bestehenden Schnittstellen die<br />
Ämtern, aber auch die Verkehrsunternehmen und die sonstigen am Markt bereits etablierten<br />
Anbieter von Leistungen (vgl. Kapitel 6.2.4 und Kapitel 5) anzusprechen und ihre Wünsche an<br />
den Markt bzw. die Verwaltungen verdeutlichen. Selbstverständlich liegen – in der anderen<br />
Blickrichtung – hier Ansatzpunkte insbesondere der Kommunen, BMM zu fördern (vgl. Kapitel<br />
8).<br />
Die Marktanalyse hat gezeigt, dass sich der Markt für Mobilitätsdienstleistungen in Teilmärkten<br />
momentan sehr dynamisch, professionell und leistungsstark entwickelt. Dies gilt nicht nur für die<br />
Segmente, die sich mit Flottenmanagement und Facility Management den großen Betrieben<br />
widmen, sondern auch für Mobilitätsdienstleistungen wie Reisemanagement oder Pkw-<br />
Vermietungen für kleinere Betriebe. Die Betriebe sollten hier ihre Nachfrageposition nutzen, um<br />
durch den Einkauf von externen Mobilitätsdienstleistungen Kosten zu sparen.
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
7.11 Fazit<br />
Zentrale Fragestellung der qualitativen <strong>Fallstudien</strong> war herauszuarbeiten, wie es gelingt, ein<br />
betriebliches Mobilitätsmanagement im Betrieb erfolgreich einzuführen und langfristig zu<br />
verankern. In Ergänzung zur Betriebsbefragung standen hier die Prozesse und die Akteure in<br />
den Betrieben im Vordergrund, um Erkenntnisse zu Erfolgsfaktoren und Hemmnissen einer<br />
organisatorischen Umsetzung und Verankerung zu gewinnen. Während die nachfolgend<br />
zusammengefassten Erfolgsfaktoren in die Empfehlungen für die Gebietskörperschaften<br />
einfließen, werden abschließend in diesem Fazit Empfehlungen für Betriebe benannt, die sich<br />
aus den <strong>Fallstudien</strong> sowie einigen Ergebnissen aus der Marktanalyse und der Betriebsbefragung<br />
ableiten lassen.<br />
Begründet durch die Auswahlsystematik, eine inhaltliche Breite an <strong>Fallstudien</strong> darzustellen,<br />
weisen die untersuchten <strong>Fallstudien</strong> in Bielefeld, Hamburg und Dresden sowie das Netzwerk<br />
„Umweltfreundlich zum Betrieb“ aus Freiburg insgesamt große Unterschiede hinsichtlich ihrer<br />
innerbetrieblichen Strukturen sowie internen und externen Kooperationsformen auf, wobei sich<br />
die im betrieblichen Mobilitätsmanagement engagierten Beispielbetriebe in der Stadt Freiburg<br />
untereinander weniger differenzieren.<br />
7.11.1 Besonderheiten der <strong>Fallstudien</strong><br />
Die einzelnen <strong>Fallstudien</strong> zeigen die Bandbreite der Möglichkeiten auf, betriebliches Mobilitätsmanagement<br />
unter ganz unterschiedlichen inner- und außerbetrieblichen Akteurskonstellationen<br />
und Rahmenbedingungen zu etablieren. Gleichzeitig erlaubt die Gesamtbetrachtung<br />
über alle <strong>Fallstudien</strong>, verallgemeinerbare Erfolgsfaktoren zu identifizieren.<br />
Das Mobilitätsmanagement der Diakonie- und Sozialstation steht zunächst als einziger Fall dar,<br />
der sich ausschließlich auf die Dienstwege der Beschäftigten bezieht. Dieses Projekt hat sich<br />
solitär entwickelt. Es ist weder in ein kommunales BMM-Programm eingebunden, noch ging<br />
eine Initiative oder Unterstützung aus dem Betriebsverbund im Rahmen der Dachorganisation<br />
<strong>des</strong> Diakonischen Werks Hamburg aus. Das Projekt startete nicht mit einer Initiative der<br />
Beschäftigten, sondern ist Ergebnis einer Überprüfung verschiedener Handlungsoptionen durch<br />
die Geschäftsführung. Die Verantwortung lag und liegt weiterhin ausschließlich bei der<br />
Geschäftsführung. Die Effekte sind aus Sicht <strong>des</strong> Betriebs sehr positiv und das Beispiel ist<br />
geeignet, insbesondere auf kleinere, in dicht bebauten Quartieren befindliche Dienstleistungsbetriebe<br />
übertragen zu werden, die einen räumlich begrenzten Aktionsradius aufweisen.<br />
Das ausschließlich auf die Arbeitswege der Beschäftigten ausgerichtete Projekt <strong>des</strong> betrieblichen<br />
Mobilitätsmanagements von Infineon Dresden (auf die parallel existenten Managementsysteme<br />
im Bereich Geschäftswege ist hinzuweisen) weist von allen Projekten die größte<br />
Dichte und, nach einer Neukonzeption im Jahr 1999, Kontinuität der Maßnahmen auf.<br />
Entwickelt hat es sich als klassisches „top-down“-Projekt aus einer Initiative der Stadtverwaltung,<br />
die vom Management <strong>des</strong> Unternehmens aufgegriffen und in der Folge gemeinsam<br />
von Stadtverwaltung, Unternehmen und IHK weiterentwickelt wurde. Insgesamt zeigt Infineon<br />
strukturell am ehesten einen systematischen Ablauf: Idee-Konzept-Maßnahmenimplementation-<br />
Evaluation-Nachjustierung.<br />
In Dresden wurden im Verhältnis zur Größe und Bedeutung der Stadt – auch als Wirtschaftsstandort<br />
– mit geringem Einsatz von Personal und öffentlichen Haushaltsmitteln tragende<br />
Strukturen geschaffen und viele Einzelprojekte erfolgreich begonnen. Letztlich entscheidend<br />
93
94<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
war in der Initialisierungsphase das Zusammentreffen von kompetenten und engagierten<br />
Entscheidungsträgern und Akteuren in Verwaltung und im Unternehmen und im weiteren<br />
Verlauf <strong>des</strong> Projektes der Zugriff auf professionelle Fachplanung sowie die Ausbildung eines<br />
informellen Betriebsnetzwerks unter Federführung der Stadtverwaltung und unter Vorsitz durch<br />
den Oberbürgermeister, der diesen strategischen Handlungsansatz zur Entwicklung und<br />
Sicherung einer nachhaltigen Mobilität als eine zentrale Managementaufgabe eingestuft hat.<br />
Von Anbeginn wurden in Dresden alle Aufgaben „hauptamtlich“ erfüllt.<br />
Sowohl Handlungsanlässe als auch strategische Ausrichtung und Organisationsstruktur <strong>des</strong><br />
Projektes in Freiburg folgen anderen Handlungsmustern. In einer in bun<strong>des</strong>weitem Vergleich<br />
durchaus in dieser Bedeutung nur selten zu findenden Verbindung von Arbeitnehmerinteressen<br />
(finanzielle und qualitative Erleichterungen bei der Bewältigung der Arbeitswege) und allgemein<br />
umweltschutzpolitischem Engagement entstand ein Handlungsansatz, der das BMM als<br />
Angebot für möglichst viele Betriebe initiierte und weiterentwickelte.<br />
Dabei wurde in Freiburg keine professionelle Dienstleistung im Bereich Planung bzw.<br />
Wirkungskontrolle in Anspruch genommen und dort, wo Aufgaben in diesem Kontext in<br />
einzelnen Betrieben nicht durch die Geschäftsleitung oder das Management selbst<br />
übernommen wurden, hat das Projekt auch nach über 15 Jahren noch den Charakter einer<br />
politischen Initiative beibehalten, die von ehrenamtlichem Engagement der aktiven<br />
Beschäftigten in den Betrieben lebt.<br />
Das Projekt Bielefeld ist geprägt durch eine Vielzahl von aufeinander abgestimmten Einzelmaßnahmen,<br />
die innerhalb der durchführenden Stadtverwaltung nicht als betriebliches<br />
Mobilitätsmanagement gefasst werden. Berücksichtigt werden hier sowohl der Berufs- als auch<br />
der Dienstreiseverkehr. Die gescheiterte Umsetzung <strong>des</strong> Betriebsverkehrsplans aufgrund von<br />
Differenzen zwischen den Verantwortlichen zeigt sehr gut die Umsetzungshemmnisse, aber<br />
auch die daraus genutzten Möglichkeiten zur Etablierung zumin<strong>des</strong>t von Einzelmaßnahmen<br />
durch Engagement der Verantwortlichen und die Einbeziehung verschiedener Akteure auf.<br />
7.11.2 Erfolgsfaktoren<br />
Im Folgenden werden die aus der Analyse der <strong>Fallstudien</strong> allgemeingültig abzuleitenden<br />
Erfolgsfaktoren genannt, die zu einer erfolgreichen Einführung und dauerhaft etablierten<br />
Fortführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagement in Betrieben beitragen.<br />
Problemdruck oder thematisch-strategische Ausrichtung im Betrieb<br />
Die untersuchten Beispiele zeigen, dass in allen Betrieben ein bestimmter Problemdruck (Parkdruck,<br />
angespannte Haushaltslage, Kapazitätsprobleme im Netz) oder eine strategische<br />
Ausrichtung in den Betrieben (Umwelt, Gesundheitsförderung) die Ausgangssituation für die<br />
Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements bzw. die Durchführung einzelner<br />
Maßnahmen bildete. Zwar ist dies nicht als Erfolgsfaktor zu bezeichnen, aber als der wesentliche<br />
Grund anzusehen, sich überhaupt mit dem Thema auseinander zu setzen.<br />
Innerbetriebliche Kooperation<br />
Im Rahmen der Maßnahmenentwicklung und Umsetzung erwies sich bei den untersuchten<br />
<strong>Fallstudien</strong> eine intensive Kommunikation und Kooperation unter Beteiligung aller relevanten<br />
Gruppen im Betrieb (Beschäftigte, Betriebs/Personalrat, mittleres Management, Geschäftsführung)<br />
als besonders erfolgreich. Im Einzelfall wurde berichtet, dass es innerhalb eines<br />
Betriebes Vorbehalte auf Seiten von Entscheidungsträgern gegeben habe, weil die Initiative von<br />
der Arbeitnehmervertretung bzw. von der Gewerkschaft ausging. Es zeigte sich, dass erst nach
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
gemeinsamen Gesprächen Vorbehalte gegen Maßnahmen sowohl von der Geschäftsführung<br />
als auch von den Beschäftigten – je nachdem wer die initiierende Seite war – abgebaut werden<br />
konnten. In der Stadt Bielefeld beispielsweise wurde erst nach Einbeziehung <strong>des</strong> Personalrats<br />
und der Vermeidung von Sozialkriterien bei der Vergabe der Stellplätze die Parkraumbewirtschaftung<br />
erfolgreich eingeführt.<br />
Das Hamburger Beispiel zeigt auf, dass eine Initiative, die allein durch die Geschäftsführung als<br />
Top-Down-Ansatz etabliert wurde ebenfalls sehr erfolgreich sein kann. Dort aber, wo der Erfolg<br />
der Maßnahmen nur von Verhaltensänderungen der Beschäftigten abhängt und nicht durch<br />
Zwänge (Parkgebühren usw.) determiniert wird, ist Überzeugungsarbeit in hohem Maß<br />
erforderlich, die durch Einbindung der Beschäftigten eher geleistet und zum Erfolg geführt<br />
werden kann, als wenn diese Initiative von der Geschäftsführung der Betriebe ausgeht.<br />
Zumin<strong>des</strong>t, dass zeigt das Beispiel Dresden, ist eine weitgehende Einbindung der Beschäftigten<br />
bzw. deren Vertretungen erforderlich. Grundlage bildet in allen Fällen eine gemeinsame<br />
Schnittmenge der Interessen der Beschäftigten und <strong>des</strong> Betriebes.<br />
Engagement, Kontinuität und Kompetenz der handelnden Personen in den Betrieben<br />
Ein kontinuierliches betriebliches Mobilitätsmanagement setzt interessierte und engagierte<br />
Beschäftigte sowie eine feste Verankerung und Verstetigung im Management voraus. Die<br />
tragende Säule in Dresden war das herausgebildete Mobilitätsteam, welches als innerbetriebliche<br />
Arbeitsgruppe ohne formale Strukturen organisiert ist und deren entwickelte Strategien<br />
und Einzelmaßnahmen von der Geschäftsführung unterstützt werden.<br />
In den Freiburger Beispielen lebt – zumin<strong>des</strong>t dort, wo Aufgaben nicht durch die Geschäftsführung<br />
übernommen wurden – das Mobilitätsmanagement überwiegend vom ehrenamtlichen<br />
Engagement der Beschäftigten. Hier leistet die AG „Umweltfreundlich zum Betrieb“ ehrenamtlich<br />
eine betriebsübergreifende Wissenstransfer- und letztlich Netzwerkarbeit, die wesentlich<br />
zum positiven Image der Programmatik und der Maßnahmen in Freiburg beitragen konnte.<br />
Die befragten Akteure in AG und Betrieben stimmen weitgehend darin überein, dass für eine<br />
Sicherung <strong>des</strong> erreichten Stan<strong>des</strong> und eine mögliche Weiterentwicklung die personellen und<br />
materiellen Ressourcen der AG und der innenbetrieblichen Arbeitsgruppen nicht ausreichend<br />
sind und eine Übertragbarkeit auf andere Städte allein schon <strong>des</strong>halb nicht gelingen kann, weil<br />
nicht ausreichend Personen gefunden werden können, die bereit sind, eine solche Arbeit<br />
ehrenamtlich zu übernehmen.<br />
Die überwiegend ehrenamtlichen Arbeit und die dadurch häufig stark auf Einzelpersonen –<br />
sowohl auf Ebene der Geschäftsleitungen als auch der Arbeitnehmer – fixierte Struktur, beinhaltet<br />
darüber hinaus ein hohes Potenzial möglichen Scheiterns, sobald diese Personen die<br />
Betriebe oder die überbetriebliche Initiative verlassen.<br />
Letztendlich können professionelle Strukturen unter Beteiligung aller betrieblichen Gruppen<br />
zwar als Erfolgsfaktoren gewertet werden, gleichzeitig können ehrenamtliche Strukturen nicht<br />
per se als hemmender Faktor genannt werden. Sie setzen zur dauerhaften Etablierung und<br />
Unterstützung <strong>des</strong> Engagements allerdings mehr externe Unterstützung und Anerkennung von<br />
außen voraus.<br />
Externe und interne Öffentlichkeitsarbeit<br />
Für die Kontinuität <strong>des</strong> Engagements der innerbetrieblichen Akteure war sowohl in Freiburg als<br />
auch in Dresden entscheidend, dass die Thematik und die Wirkungen der eigenen Leistungen<br />
zunächst auf Ebene der Stadt und auch überregional Aufmerksamkeit und Anerkennung gefun-<br />
95
96<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
den haben. Dieser Effekt wurde in Freiburg durch die überbetriebliche „AG Umweltfreundlich<br />
zum Betrieb“ und die Einführung <strong>des</strong> Öko-Verkehrs-Siegels verstärkt, da hier nicht nur<br />
innerbetriebliche Gruppen angesprochen werden, sondern durch den Bekanntheitsgrad in der<br />
Öffentlichkeit auch die Bevölkerung in Stadt und Umland in den Prozess integriert werde.<br />
Die Wirkung der erstmals in 2002 verliehenen Auszeichnung mit dem „Öko-Verkehrs-Siegel“<br />
durch die Stadtverwaltung zeigt bereits im Ansatz, welchen Nutzen diese letztlich als<br />
Marketingstrategie aufzufassende Aktion bereits stiften kann. In Dresden wurde das<br />
Engagement durch zwei Forschungsprojekte anerkannt, die zusätzlich neue Impulse für das<br />
betriebliche Mobilitätsmanagement gaben.<br />
Die <strong>Fallstudien</strong> zeigen, dass die die interne Öffentlichkeitsarbeit ein entscheidender Erfolgsfaktor<br />
ist. Die Nutzer der Angebote (min<strong>des</strong>tens die Beschäftigten, nach Einzelfall auch<br />
Besucher und Kunden) werden regelmäßig und umfassend über alle Maßnahmen und<br />
optionalen Angebote informiert. Die Geschäftsleitung kann durch die Beteiligung an Angeboten<br />
oder Maßnahmen darüber hinaus nach außen und innen eine Vorbildrolle einnehmen.<br />
Kommunikation und Kooperation mit Verkehrsunternehmen und Stadtverwaltungen<br />
Die <strong>Fallstudien</strong> zeigen, dass die Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements immer<br />
erfolgreich war, wenn Dritte Leistungen anboten, die von den Betrieben genutzt werden<br />
konnten. Hier sind insbesondere die örtlichen Verkehrsunternehmen zu nennen. In allen untersuchten<br />
<strong>Fallstudien</strong> bieten sie ein Jobticket an, welches von allen Betrieben genutzt wird. In<br />
Dresden und Freiburg wurden darüber hinaus von den Verkehrsbetrieben Maßnahmen<br />
ergriffen, wie die Anlage neuer Haltestellen oder die Abstimmung von Abfahrts- und Arbeitszeiten.<br />
Um den Prozess der Entwicklung und Implementierung von betrieblichem Mobilitätsmanagement<br />
zu fördern und zu verstetigen, kommt der städtischen Verwaltung als Ansprech-<br />
und Kooperationspartner sowie als Vorbild eine Schlüsselfunktion zu. Die Beispiele Dresden,<br />
Freiburg und zum Teil Bielefeld zeigen auf unterschiedliche Weise, welche Rolle die städtischen<br />
Verwaltungen in diesem Zusammenhang übernehmen können.<br />
Die Übernahme von Aufgaben und Verantwortung für die Etablierung <strong>des</strong> betrieblichen<br />
Mobilitätsmanagements durch die Stadtverwaltung für die Betriebe in der Kommune ist als ganz<br />
wesentlicher Erfolgsfaktor zu nennen. Für diese Erfolgsstrategie ist nicht unerheblich, dass die<br />
Stadtverwaltung auch im Hinblick auf kommunale Planungsprojekte eine Verantwortung für die<br />
Abstimmung mit den BMM-Projekten trägt und nicht nur für die Durchsetzung von Partialinteressen<br />
einzelner Nachfrager (Betriebe) oder Anbieter (z. B. Verkehrsunternehmen) agiert.<br />
Zu dieser unabhängigen Position kommt die Chance hinzu, sich auch mit eigenen Vorbildprojekten<br />
als Arbeitgeber und Träger bedeutender verkehrswirksamer Strukturen zu beteiligen,<br />
was in Dresden beispielsweise wahrgenommen wurde. Auch die Stadt Bielefeld nutzt ihre<br />
eigene Vorbildfunktion, um weitere Betriebe für das betriebliche Mobilitätsmanagement zu<br />
gewinnen.<br />
Wesentliche Erfolgsfaktoren bilden die eingespielten und verlässlichen Kommunikationsstrukturen<br />
zwischen Betrieben, Stadtverwaltung, Verkehrsunternehmen und sonstigen Akteuren<br />
in den untersuchten <strong>Fallstudien</strong>. In Freiburg sind die Grundlagen für eine Ausweitung der<br />
Umwelt-Verkehrsprogramme durch die interessierten und engagierten Betriebsangehörigen, die<br />
überbetriebliche AG und die verkehrspolitischen Grundsätze der Stadtverwaltung ebenso gelegt<br />
worden wie in Dresden. Die verkehrspolitischen, siedlungsstrukturellen und weiteren<br />
verhaltensbeeinflussenden Faktoren sind in Freiburg wie nur in wenigen vergleichbaren
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
deutschen Städten als sehr positiv für die Etablierung von BMM-Projekten einzuschätzen. In<br />
dieser Hinsicht ist eine Übertragung <strong>des</strong> Handlungsansatzes und der Wirkungen der Arbeit der<br />
AG „Umweltfreundlich zum Betrieb“ auf andere Städte eher skeptisch zu betrachten.<br />
7.11.3 Empfehlungen für die Betriebe<br />
Ein erfolgreiches betriebliches Mobilitätsmanagement berücksichtigt spezifische betriebliche<br />
Zielsetzungen, Umsetzungsbedingungen sowie betriebliche und übergeordnete Rahmenbedingungen<br />
und ist daher in erheblichem Maße standortabhängig. Die <strong>Fallstudien</strong> und die<br />
Betriebsbefragung zeigten, wie unterschiedlich sich Betriebsstrukturen darstellen. Dies erfordert<br />
für betriebliches Mobilitätsmanagement optimierte Einzelfalllösungen in den Betrieben. Gleichwohl<br />
lassen sich allgemeingültige Erfolgsfaktoren anhand betrieblicher Bedingungen ableiten,<br />
die den Charakter von Empfehlungen haben.<br />
Die Ergebnisse <strong>des</strong> Projekts erlauben es, Maßnahmen <strong>des</strong> BMM unterschiedlichen Kategorien<br />
<strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements zuzuordnen. Diese sind:<br />
� BMM als eigenständige Strategie zur Erreichung von Zielen hinsichtlich der Gestaltung<br />
der personenbezogenen Mobilität der Beschäftigten<br />
� BMM als Teil einer übergeordneten Managementstrategie (Umweltschutz, Gesundheitsförderung,<br />
Kostensenkung, Standort- und Gebäudemanagement etc.)<br />
� BMM als eigenständige Strategie parallel und abgestimmt zu anderen Managementsystemen<br />
konzipiert und Synergieeffekte nutzend<br />
� Durchführung einzelner Maßnahmen <strong>des</strong> BMM oder Beteiligung an Kampagnen oder<br />
Maßnahmen Dritter<br />
In Abhängigkeit von der Ausgangslage können alle genannten Kategorien im Sinne eines<br />
betrieblichen Mobilitätsmanagements erfolgreich sein und - wie das Beispiel der Sozialstation in<br />
Hamburg zeigt - auch mit einer Einzelmaßnahme. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch<br />
kleine Betriebe ohne kommunale Unterstützung wirkungsvolle Maßnahmen dauerhaft initiieren<br />
können.<br />
Im Folgenden werden allgemeingültiger Erfolgsfaktoren und Empfehlungen dargestellt, die<br />
abgeleitet aus den Kapiteln 5, 6 und 7 die erfolgreiche Initiierung, Umsetzung und dauerhafte<br />
Implementierung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements in Unternehmen und öffentlichen<br />
Verwaltungen unterstützen:<br />
Betriebliche Veränderungsprozesse nutzen („Change Management“)<br />
Die <strong>Fallstudien</strong> haben gezeigt, dass sowohl top-down-Ansätze als auch bottom-up-Ansätze<br />
dazu beitragen können, erfolgreiches betriebliches Mobilitätsmanagement zu initiieren. Die<br />
Einführung wird, unabhängig davon, ob die Geschäftsleitung oder die Beschäftigten Initiatoren<br />
sind, erfolgreicher verlaufen, wenn gleichzeitig anstehende betriebliche Veränderungsprozesse<br />
genutzt werden können. Diese können durch einen besonderen Problemdruck entstehen<br />
(Flächenknappheit bei anstehenden Erweiterungen, Umstrukturierungen in Arbeitsabläufen und<br />
-prozessen etc.) oder aber auch durch thematisch-strategische Neuausrichtungen im Betrieb,<br />
wenn beispielsweise Themenfelder wie Umwelt, Gesundheit oder Zufriedenheit der Mitarbeiter<br />
seitens der Geschäftsführung bzw. der Beschäftigten neu besetzt werden.<br />
Besonders vorteilhaft erwies sich, wenn das betriebliche Mobilitätsmanagement als methodischstrategisches<br />
Management verstanden und im Betrieb entsprechend kommuniziert wird,<br />
unabhängig davon, ob weitere Managementstrategien (z. B. Umweltmanagement) parallel<br />
97
98<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
praktiziert werden. Wesentlich bei der Initiierung ist eine gemeinsame Schnittmenge der<br />
Interessen der Beschäftigten und <strong>des</strong> Betriebes. In der Betriebsbefragung zeigte sich, dass<br />
Themenfelder (Motive für die Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements) mit einer<br />
hohen Wichtigkeit sowohl für die Geschäftsleitung als auch für Beschäftigte (wie Mitarbeiterzufriedenheit,<br />
Verringerung von Wegeunfällen und auch Gesundheitsförderung) am häufigsten<br />
genannt wurden (vgl. Kapitel 6.2.3).<br />
Kontinuität der Aktivitäten und Informationsvermittlung<br />
Das betriebliche Mobilitätsmanagement sollte nach einer initiierenden Startphase in eine<br />
Kommunikation und Kooperation – unter Beteiligung aller relevanten Hierarchieebenen im<br />
Betrieb (Beschäftigte, Betriebs/Personalrat, mittleres Management, Geschäftsführung) – übergeleitet<br />
werden. Optimal ist es, wenn das betriebliche Mobilitätsmanagement als Teil der<br />
betrieblichen Normalität etabliert wird und die Umsetzung und Erfolgskontrolle sowie die<br />
Weiterentwicklung von Maßnahmen als Aufgaben in neu gegründeten Einheiten definiert wird,<br />
die einen Regelbetrieb organisieren und deren Zuständigkeiten transparent und effektiv<br />
organisiert sind. In diesem Zusammenhang ist es sinnvoll, die Nutzer (min<strong>des</strong>tens die<br />
Beschäftigten, nach Einzelfall auch Besucher und Kunden) regelmäßig und umfassend über<br />
alle Maßnahmen und optionalen Angebote <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements im<br />
Rahmen eines internen Marketings zu informieren. Die Aufmerksamkeit aller intern Beteiligten<br />
wird durch Wahrnehmung geeigneter temporärer Ereignisse (z.B. extern organisierte<br />
Kampagnen z. B. der Berufsgenossenschafen, der Krankenkassen, von Umweltverbänden<br />
etc.), aktuelle politische Debatten um Verkehr (Kosten, Klimaschutz, Veränderungen der<br />
Betriebsstruktur etc.) von Zeit zu Zeit aktiviert bzw. geschärft.<br />
Überbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit<br />
Die Einbindung der Maßnahmen bzw. der Konzepte <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagement in<br />
den Marktauftritt <strong>des</strong> Betriebs trägt wesentlich zur Imagebildung <strong>des</strong> Betriebs bei. Darüber<br />
hinaus können die Maßnahmen bzw. die Konzepte in Managementinstrumente der Betriebe<br />
eingebunden werden. Die meisten Betriebe wenden verschiedene Managementinstrumente<br />
bzw. Zertifizierungen an (vgl. Kapitel 6.2.3). Besonders geeignet sind Umweltzertifizierungen<br />
und sonstige Umweltprogramme.<br />
Über die Bildung von Netzwerken von Betrieben (Verbände, Arbeitsgruppen), Betriebs- und<br />
Personalräten, am Betriebsstandort, auf kommunaler Ebene kann ein Austausch – auch über<br />
Themenfelder <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements – gewährleistet werden. Die Betriebsbefragung<br />
zeigt, dass sehr viele Maßnahmen, die zum betrieblichen Mobilitätsmanagement zu<br />
zählen sind, bereits in einer Vielzahl Betriebe angewandt werden und somit Erfahrungen zu<br />
Wirkungen vorliegen (vgl. Kapitel 6). In Abhängigkeit von der Funktion <strong>des</strong> Netzwerks können<br />
u. a. Erfahrungen innerhalb von Branchen, auf räumlichen Ebenen oder auf Verbandsebenen<br />
ausgetauscht werden. Dies kann auch dazu führen, dass Betriebe gemeinsam am Markt<br />
auftreten können, um sich zum Beispiel externe Mobilitätsdienstleistungen (vgl. Kapitel 5)<br />
gemeinsam nachzufragen, gegenüber der öffentlichen Hand gemeinsam aufzutreten, um<br />
Interessen, beispielsweise zu einer verbesserten Anbindung der Betriebe, wahrzunehmen.<br />
Kooperation mit Dritten und Unterstützung durch Dritte<br />
Ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor ist eine effektive Kommunikation und Kooperation mit<br />
Dritten (Leistungsersteller außerhalb <strong>des</strong> Betriebs, planende und ordnende öffentliche<br />
Verwaltung). Sowohl die <strong>Fallstudien</strong>, die Marktanalyse als auch die Betriebsbefragung verdeut-
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
lichen die Bedeutung derartiger Kooperationen. Insbesondere dort, wo Kooperationen mit<br />
verschiedenen Ämtern einer engagierten Stadtverwaltung und den örtlichen Verkehrsunternehmen<br />
stattfinden, ist betriebliches Mobilitätsmanagement besonders erfolgreich. Hier<br />
können die Betriebe die Möglichkeit nutzen, aktiv über die bestehenden Schnittstellen die<br />
Ämtern, aber auch die Verkehrsunternehmen und die sonstigen am Markt bereits etablierten<br />
Anbieter von Leistungen (vgl. Kapitel 6.2.4 und Kapitel 5) anzusprechen und ihre Wünsche an<br />
den Markt bzw. die Verwaltungen verdeutlichen. Selbstverständlich liegen – in der anderen<br />
Blickrichtung – hier Ansatzpunkte insbesondere der Kommunen, BMM zu fördern (vgl. Kapitel<br />
8).<br />
Die Marktanalyse hat gezeigt, dass sich der Markt für Mobilitätsdienstleistungen in Teilmärkten<br />
momentan sehr dynamisch, professionell und leistungsstark entwickelt. Dies gilt nicht nur für die<br />
Segmente, die sich mit Flottenmanagement und Facility Management den großen Betrieben<br />
widmen, sondern auch für Mobilitätsdienstleistungen wie Reisemanagement oder Pkw-<br />
Vermietungen für kleinere Betriebe. Die Betriebe sollten hier ihre Nachfrageposition nutzen, um<br />
durch den Einkauf von externen Mobilitätsdienstleistungen Kosten zu sparen.<br />
99
7.12 <strong>Fallstudien</strong> Freiburg im Breisgau - Universitätsklinikum<br />
Steckbrief: Betriebliches Universitätsklinikum Freiburg i. Br.<br />
Allgemeines<br />
Branche:<br />
Größe:<br />
Arbeitszeiten:<br />
Betriebsstruktur:<br />
100<br />
Öffentliche Gesundheitsversorgung<br />
ca. 8.000 Beschäftigte<br />
feste Arbeitszeiten,<br />
Schichtbetrieb<br />
Krankenhaus mit mehreren<br />
Standorten in Freiburg i. Br.<br />
Lage <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg i. Br.<br />
Abbildung 19: Lage <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg i. Br. (Quelle: Darstellung PGN)<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Abbildung 18: Luftbild <strong>des</strong> Universitätsklinikums<br />
Freiburg i. Br. (Quelle: Homepage Universitätsklinikum<br />
Freiburg im Breisgau)<br />
Das Zentralklinikum liegt eingebettet in einem Wohngebiet nahe der Innenstadt, die Außenkliniken<br />
Psychiatrie und Hautklinik befinden sich an der Hauptstraße im Westen der Stadt, die medizinischtheoretischen<br />
Institute sind im Institutsgebiet der Universität Freiburg i. Br. untergebracht.<br />
Anbindung an das<br />
ÖV-Netz<br />
Anbindung an das<br />
MIV-Netz<br />
Das Zentralklinikum ist durch eine Straßenbahnlinie mit zwei Haltestellen sowie<br />
zwei Buslinien der VAG und zwei Buslinien der SBG mit drei Haltestellen an<br />
den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Die Straßenbahn bindet das<br />
Universitätsklinikum im 10-Minuten-Takt an den Hauptbahnhof an, während die<br />
Busse im 30-Minuten-Takt verkehren. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist<br />
die Verbindung zum Hauptbahnhof in 7 Minuten bzw. in die Innenstadt in 10<br />
Minuten gesichert.<br />
Die verkehrliche Anbindung für den MIV für alle Standorte ist als gut zu<br />
bewerten. Für das Zentralklinikum befindet sich ein Anschluss an die Bun<strong>des</strong>autobahn<br />
A 5 in ca. 5 km Entfernung. In Nord-Süd-Richtung verlaufen die<br />
Bun<strong>des</strong>straßen B 3 und B 31 jeweils östlich und westlich <strong>des</strong> Klinikums in ca. 1-
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Organisation <strong>des</strong><br />
ruhenden Verkehrs<br />
Anbindung an das<br />
Radverkehrsnetz<br />
Struktur <strong>des</strong> Betriebes<br />
Beschäftigte<br />
Mobilitätsstruktur<br />
Mobilitätskonzept<br />
Koppelung an andere<br />
Managementstrategien<br />
Anlass & Motivation<br />
Zielgruppe & Ziele<br />
3 km Entfernung.<br />
Insgesamt stehen auf dem Gelände <strong>des</strong> Universitätsklinikums 852 Pkw-Stellplätze<br />
zur Verfügung, sowohl ebenerdig als auch in Parkhäusern. Da die Stellplätze<br />
für die Zahl der potentiellen Nutzer nicht ausreichen, werden die Parkplätze<br />
<strong>des</strong> Universitätsklinikums bewirtschaftet. Dabei ist jeder zur Verfügung<br />
stehende Parkplatz für Beschäftigte, Besucher oder Patienten gebührenpflichtig.<br />
Beschäftigte zahlen pro Tag 50 Cent, Besucher und Patienten je<br />
Stunde 50 Cent. Mit den Einnahmen wird das Jobticket der im Klinikum<br />
Beschäftigten bezuschusst. Außerdem gibt es für Frauen, Behinderte und<br />
Lieferanten reservierte Stellplätze. Zahlreiche Mitarbeiter stellen ihre Kraftfahrzeuge<br />
im öffentlichen Straßenraum ab.<br />
Die Radwegeverbindungen zum Universitätsklinikum sind im Rahmen der<br />
Fahrradverkehrsplanung der Stadt sukzessive verbessert worden (neue Radwege<br />
und Wegweisungen).<br />
Das Universitätsklinikum Freiburg ist eine rechtsfähige Einrichtung der<br />
Universität Freiburg. Alle medizinischen Fachrichtungen sind durch eigene<br />
Fachkliniken, Institute und zentrale Einrichtungen in Freiburg vertreten. Das<br />
Freiburger Universitätsklinikum gehört bun<strong>des</strong>weit zu den größten<br />
medizinischen Einrichtungen.<br />
Insgesamt sind im Universitätsklinikum Freiburg z.Z. ca. 8.000 Personen<br />
beschäftigt, davon rund 1.000 Ärzte und 2.800 Pflegekräfte. Aufgeteilt auf die<br />
verschiedenen Arbeitszeitmodelle lässt sich ein Anteil von ungefähr 40 %<br />
Teilzeitbeschäftigten und 40 % Schicht feststellen.<br />
Aus einer Erhebung durch das Universitätsklinikum aus 2002 geht hervor, dass<br />
22 % der Befragten ihren eigenen Pkw nutzen und 14 % das Angebot <strong>des</strong><br />
ÖPNV wahrnehmen, 16 % mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren und 3 % zu Fuß<br />
gehen. Die restlichen 37 % nutzen eine Kombination verschiedener Verkehrsmittel.<br />
Das Mobilitätskonzept <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg i. Br. bezieht sich<br />
ausschließlich auf die Arbeitswege der Beschäftigten. Das Umwelt-Verkehrsprogramm<br />
beinhaltet Maßnahmenbausteine für den ÖPNV, den Radverkehr,<br />
den MIV und auch allgemeine Maßnahmen zur Förderung <strong>des</strong> umweltfreundlichen<br />
Verkehrs. Im Vordergrund <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms <strong>des</strong><br />
Universitätsklinikums standen das Parkraumbewirtschaftungskonzept in<br />
Verbindung mit einer Bezuschussung <strong>des</strong> Jobtickets sowie das Fahrradkonzept<br />
Die BMM-Konzeption umfasst überwiegend die Arbeitswege der Beschäftigten,<br />
teilweise sind Maßnahmen im Bereich Dienstreiseverkehr bzw. Besucherverkehr<br />
direkt einbezogen (insbesondere im Aspekt Parkraumbewirtschaftung).<br />
Das Unternehmen ist qualitätszertifiziert. Zudem gibt es eine Umweltberichterstattung<br />
und eine Umweltkostenberechnung. Eine organisatorische<br />
Koppelung dieser Methoden mit dem auf die Arbeitswege bezogenen<br />
Mobilitätsmanagement besteht nicht. Allerdings wird ein strategischer<br />
Zusammenhang mit dem Umweltmanagement <strong>des</strong> Unternehmens gesehen; die<br />
Aktivitäten im Zusammenhang mit der „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />
wurden im jährlich erscheinenden Umweltbericht erwähnt.<br />
Der Anlass bzw. die Motivation zur Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms<br />
war sowohl umweltstrategisch, als auch problembezogen. Der erste<br />
Anlass für die Beschäftigung mit dem Thema „umweltfreundlich zum Betrieb“,<br />
war die politische Diskussion im Sommer 1990 zum Thema Luftverschmutzung<br />
und Anstieg der Ozonwerte durch die Zunahme <strong>des</strong> MIV. Zusätzlich gab es<br />
noch einen problembezogenen Anlass. Durch vermehrte Umbau- und Neubaumaßnahmen<br />
kam es zu einer Parkplatzknappheit auf dem Areal <strong>des</strong><br />
Universitätsklinikums, da trotz Abbaus von Pkw-Stellplätzen weiterhin die<br />
gleiche Anzahl der Beschäftigten mit dem eigenen Pkw zur Arbeit kamen.<br />
Aufgrund dieser beiden Handlungsanlässe, wurde vonseiten <strong>des</strong> Personalrates<br />
die Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms angeregt.<br />
Das Kernziel <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms <strong>des</strong> Universitätsklinikums ist die<br />
Etablierung und Ausweitung der vorhandenen Maßnahmen, um weitere<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Bedeutung umweltfreundlichen<br />
Verkehrsverhaltens zu überzeugen.<br />
101
Beginn <strong>des</strong> Mobilitätsmanagements<br />
Organisation und<br />
Akteure/ Beteiligte<br />
Kooperationspartner<br />
Organisation und<br />
Akteure/ Beteiligte<br />
102<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Begonnen hat die Initiative zum Umwelt-Verkehrsprogramm <strong>des</strong> Universitätsklinikums<br />
1990 durch die Initiative <strong>des</strong> Personalrats <strong>des</strong> Klinikums.<br />
Die innerbetriebliche Organisation liegt in erster Linie bei der innerbetrieblichen<br />
Arbeitsgruppe „Umwelt und Verkehr“ und dem Betriebsrat <strong>des</strong> Klinikums. In der<br />
internen Arbeitsgruppe arbeiten Beschäftigte <strong>des</strong> Klinikums aus den Bereichen<br />
Verwaltung (Abteilung Haus und Grundstücksverwaltung, in dieser Abteilung ist<br />
der Verkehrsdienst angesiedelt), Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene,<br />
Arbeitssicherheit, Technischer Betrieb und zusammen.<br />
Außerbetriebliche Kooperationspartner sind die Mitglieder der überbetrieblichen<br />
„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ und die Freiburger Verkehrs AG (VAG).<br />
Des weiteren kooperiert das Universitätsklinikum zum Thema Mobilität mit dem<br />
Verkehrsplanungsamt und dem Bauamt der Stadt Freiburg i. Br. sowie den<br />
Verkehrsverbänden ADAC, ADFC und VCD.<br />
Die innerbetriebliche Organisation liegt in erster Linie bei der innerbetrieblichen<br />
Mobilitäts-Arbeitsgruppe. In alle Aktionen und Maßnahmen zum Thema<br />
„Umweltfreundlich zum Betrieb“ sind der Betriebsrat, die Geschäftsleitung und<br />
anlassbezogen verschiedene Fachabteilungen involviert.<br />
Kooperationspartner Direkte außerbetriebliche Kooperationspartner sind die Mitglieder der<br />
überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ und die Freiburger<br />
Verkehrs AG (VAG).<br />
Maßnahmen<br />
Für die Zukunft<br />
geplante Maßnahmen<br />
Ergebnisse<br />
Übergreifend: Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, Mobilitätsinformation bei<br />
Neueinstellung durch Personalrat, Individuelle Arbeitszeitmodelle und<br />
Abstimmung Arbeitszeiten/ÖPNV Fahrpläne<br />
ÖPNV: bezuschusste Regio-Umwelt-Karten (Job-Tickets) in Verbindung mit<br />
gestaffelten Parkgebühren, Verbesserung der ÖPNV-Verbindungen, Bau eines<br />
S-Bahn-Haltepunktes<br />
Fahrradverkehr: Konzept für Fahrradabstellplätze, neue Abstellanlagen mit<br />
Wetterschutz und Erstellung einer Fahrradbroschüre, Umkleideräume/Duschen<br />
MIV: Parkraumbewirtschaftung<br />
Es sind keine grundlegenden Veränderungen <strong>des</strong> innerbetrieblichen<br />
Umweltverkehrskonzeptes geplant. Die Priorität liegt weiterhin auf der<br />
Optimierung von Fahrradabstellplätzen. Eine zukünftig geplante Maßnahme ist<br />
die Einbindung der Außenstelle in der Hauptstraße (Psychiatrie und Hautklinik)<br />
in den Verkauf der Jobtickets, ein verstärkter Focus soll zukünftig auf die<br />
Patienten und Besucher <strong>des</strong> Klinikums gerichtet sein, um eine Verbesserung<br />
<strong>des</strong> Mobilitätsverhaltens herbeizuführen.<br />
Die wichtigsten Ergebnisse der Mobilitätsmaßnahmen <strong>des</strong> Universitätsklinikums<br />
sind die Einführung <strong>des</strong> Job-Tickets und <strong>des</strong> S-Bahn-Haltepunktes. Seit der<br />
Etablierung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms konnten auf dem gesamten<br />
Klinikgelände insgesamt 300 Parkplätze dauerhaft abgebaut werden. Etwa 400<br />
Beschäftigte sind nach Angaben <strong>des</strong> Klinikums auf alternative Verkehrsmittel<br />
umgestiegen. Durch die Einführung <strong>des</strong> neuen S-Bahn-Haltepunkts hat sich die<br />
Fahrzeit für die Nutzer im Durchschnitt um insgesamt 20 Minuten verringert.<br />
Der Haltepunkt wird gut angenommen (vgl. Homepage Clever Pendeln). Auch<br />
die Zahl der Radfahrer wurde deutlich gesteigert.<br />
Kontakt Universitätsklinikum Freiburg i. Br.:<br />
Herr Jung (Geschäftsbereichsleiter); Hugstetter Straße 49; 79095 Freiburg i.<br />
Br.; E-Mail: Kalle.Jung@uniklinikum-freiburg.de; Tel.: 0761/270-2160,<br />
Herr Mössner und Herr Vögtle (Personalräte)<br />
Breisacher Straße 62, Haus 4; 79106 Freiburg i. Br.<br />
E-mail: personalrat@persrat.ukl.uni-freiburg.de; Tel.: 0761/270 6087 (Herr<br />
Mössner); Tel.: 0761/270 6077 (Herr Vögtle)<br />
7.12.1 Initiierung und Entwicklungsprozess<br />
Die Initiative zur Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms für das Universitätsklinikum<br />
ergriff der Personalrat 1990. Für die Initiierung eines solchen Programms gab es zwei übergeordnete<br />
Handlungsansätze:
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Neben dem generellen Anliegen <strong>des</strong> Universitätsklinikums, einen Beitrag zum Umweltschutz zu<br />
leisten, stand das Problem <strong>des</strong> Parkraummangels auf dem Klinikgelände im Vordergrund. Die<br />
anfangs 1.700 Parkplätze wurden durch die Errichtung von Neubauten immer weiter reduziert,<br />
so dass es zu einem spürbaren Parkplatzmangel kam. Eine Schwachstelle lag dabei in der<br />
schlechten Anbindung <strong>des</strong> Universitätsklinikums an das regionale Schienennetz (Bahnstrecke<br />
Breisach - Hauptbahnhof Freiburg). Die Beschäftigten aus Richtung Breisach fuhren morgens<br />
zuerst am Klinikum vorbei, bevor sie das Klinkgelände durch eine Rückfahrt vom Hauptbahnhof<br />
mit Bus und Straßenbahn erreichen konnten.<br />
Für die wachsende Zahl der Fahrradnutzer standen keine ausreichenden Abstellmöglichkeiten<br />
zur Verfügung.<br />
Der Impuls für ein Umwelt-Verkehrsprogramm ging vom Personalrat <strong>des</strong> Universitätsklinikums<br />
aus, zu dem bis 1999 auch noch der heutige Geschäftsbereichsleiter <strong>des</strong> Bereichs Wirtschaft<br />
gehörte. Mit seinem Wechsel in die Verwaltung hat er das Thema „Umweltfreundlich zum<br />
Betrieb“ 2001 mit der Parkraumbewirtschaftung verknüpft.<br />
Anfang der 1990er Jahre forderte der Personalrat zum Umweltverkehrsprogramm<br />
insbesondere:<br />
� Ausbaustopp von Parkplätzen; angrenzende öffentliche Parkplätze sollen zu Anwohner-<br />
Parkplätzen werden,<br />
� Zuschuss zur Regio-Karte im Tausch für Parkplaketten,<br />
� Verbesserung der ÖPNV-Anbindung,<br />
� Schaffung einer ausreichenden Anzahl von überdachten Fahrradabstellplätzen mit<br />
Diebstahlsicherung.<br />
Nach ersten Verhandlungen mit der Klinikleitung hat sich eine interne Arbeitsgruppe „Umwelt<br />
und Verkehr“ gebildet, über die auch der Kontakt mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich<br />
zum Betrieb“ hergestellt wurde. Ziel dieser Arbeitsgruppe war die schrittweise<br />
Umsetzung konkreter Konzeptbausteine.<br />
Die erste Maßnahme im Umsetzungsprozess <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms war die Analyse<br />
<strong>des</strong> Verkehrsverhaltens sowie der Bedingungen für einen Umstieg auf umweltfreundliche<br />
Verkehrsmittel. Dazu wurde eine Mitarbeiterbefragung zum Thema Mobilität durchgeführt.<br />
Die Befragung ergab, dass die meisten Mitarbeiter aus der Stadt Freiburg i. Br. oder dem<br />
direkten Umkreis (ca. 15 km) stammen und daher die Möglichkeit haben, auf die Autonutzung<br />
zum Arbeitsplatz zu verzichten.<br />
Aus der Umfrage ging hervor, dass ca. 36 % der Beschäftigten das Auto auf dem Weg zur<br />
Arbeit nutzten (inkl. Fahrgemeinschaften), während bereits 24 % den ÖPNV und 31 % das<br />
Fahrrad nutzten sowie 5 % zu Fuß zur Arbeit kamen (vgl. Universitätsklinikum 2002: 30). Damit<br />
war zwar die deutliche Mehrheit der Beschäftigten Nutzer umweltfreundlicher Verkehrsmittel.<br />
Trotzdem wurden v.a. vor dem Hintergrund der Parkplatzproblematik Maßnahmen für eine<br />
Verbesserung der Verkehrssituation geplant.<br />
In einem nächsten Schritt wurden einzelne Ideen entwickelt. Dazu gehörten Fahrplanänderungen<br />
zur Angleichung an die Arbeitszeiten und das Konzept zur Einrichtung eines neuen<br />
Haltepunktes der Breisgau S-Bahn am Universitätsklinikum sowie die Bezuschussung <strong>des</strong><br />
ÖPNV und <strong>des</strong> Fahrra<strong>des</strong> auf dem Arbeitsweg. Die Einrichtung <strong>des</strong> Haltepunktes am<br />
Universitätsklinikums hatte eine besondere Priorität, da es einen größeren Pendlerstrom aus<br />
103
104<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Richtung Westen gab, der durch diese Anbindung besser bedient werden könnte. Auch für<br />
Mitarbeiter der benachbarten Behörden (z. B. Finanzamt) sowie für Besucher und Patienten der<br />
Ambulanz sollte die Einrichtung dieses Haltepunktes deutliche Vorteile bringen.<br />
In Zusammenarbeit mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ wurden in der<br />
Folge konkrete Konzeptbausteine entwickelt, die nach und nach umgesetzt werden sollten.<br />
Die innerbetriebliche Arbeitsgruppe Umwelt und Verkehr <strong>des</strong> Universitätsklinikums hat den<br />
Umsetzungsprozess <strong>des</strong> BMM intern organisiert. Daran war auch maßgeblich die Verwaltung<br />
beteiligt, von der ein Mitglied der innerbetrieblichen AG angehört. Dadurch konnten die<br />
Vorschläge zur Verbesserung der baulichen Infrastruktur effektiver an die Bauverwaltung<br />
herangetragen werden.<br />
7.12.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb<br />
Seit 1990 wird das Umwelt-Verkehrsprogramm <strong>des</strong> Universitätsklinikums Freiburg in<br />
Zusammenarbeit mit Personen aus Klinikverwaltung, Personalrat sowie interessierten<br />
Beschäftigten getragen und weiterentwickelt. In der internen „Arbeitsgruppe Umwelt und<br />
Verkehr“ arbeiten Beschäftigte <strong>des</strong> Klinikums aus den Bereichen Verwaltung (Abteilung Haus<br />
und Grundstücksverwaltung), Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene, Arbeitssicherheit,<br />
Technischer Betrieb und Personalrat zusammen. Durch das bereits etablierte<br />
Umwelt-Verkehrsprogramm von Micronas wurde man auf Herrn Wember von der IG Metall<br />
aufmerksam. Die interne Arbeitsgruppe hat den Kontakt zu ihm hergestellt und mit ihm<br />
gemeinsam an der Ausarbeitung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms <strong>des</strong> Universitätsklinikums<br />
gearbeitet.<br />
1994 wurde die Leitungsgruppe Umweltschutz im Universitätsklinikum gegründet. In dieser<br />
Leitungsgruppe werden alle Umweltthemen <strong>des</strong> Klinikums bearbeitet und neue Ansätze für<br />
Umweltschutzthemen diskutiert. In diesem Zusammenhang liegt auch die Zuständigkeit für die<br />
Umweltberichterstattung der Leitungsgruppe beim Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene.<br />
Durch die Mitarbeit <strong>des</strong> Geschäftsbereichsleiters Wirtschaft in dieser Leitungsgruppe<br />
und der Verkehrsarbeitsgruppe ist eine enge Verzahnung gegeben, wodurch das<br />
Verkehrsprogramm gut in der Verwaltung verankert ist. Das Universitätsklinikum Freiburg war<br />
eines der ersten Krankenhäuser, das zur Entwicklung umweltfreundlicher Produkte, zur<br />
Verbesserung von Methoden und zu innovativen, umweltschonenden Verfahren beigetragen<br />
hat. Dieses Engagement wurde im Jahr 2000 mit der Auszeichnung durch den Umweltpreis der<br />
Deutschen Bun<strong>des</strong>stiftung Umwelt belohnt.<br />
Die Zuständigkeiten im Betrieb für den Dienst- und Geschäftsreiseverkehr sowie für die<br />
Organisation der Arbeitswege und <strong>des</strong> Kunden- und Besucherverkehrs sind entsprechend der<br />
Größe und vielfältigen Struktur <strong>des</strong> Betriebs auf verschiedene Abteilungen verteilt. Ein Teil der<br />
Organisation der Arbeitswege ist durch die Dienstvereinbarung geregelt, in der das Konzept für<br />
die Parkraumbewirtschaftung festgeschrieben wurde. Die Verantwortung für die Parkraumbewirtschaftung<br />
liegt allein bei der Verwaltung.<br />
Die Zuständigkeiten für den Berufsverkehr liegen im weitesten Sinne bei den Personalabteilung,<br />
Betriebstechnik, Bau- und Liegenschaften, Fuhrparkmanagement, der Stabsstelle Bau, dem<br />
Personalrat und im Geschäftsbereich Wirtschaft (Leiter <strong>des</strong> Geschäftsbereichs Wirtschaft). Alle<br />
genannten Abteilungen sind in diesen Prozess durch bauliche Maßnahmen, Genehmigungsvorgänge<br />
oder Vertrieb und Koordination der Jobtickets und Bonusanträge involviert. Die<br />
Zuständigkeit für den Geschäfts- und Dienstreiseverkehr liegt bei der Personalabteilung. Das<br />
dort eingerichtete Reisezentrum ist ausschließlich für die Buchung und Abrechnung von
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Geschäfts- und Dienstreisen der Mitarbeiter <strong>des</strong> Klinikums zuständig. Für den Besucherverkehr<br />
ist der Geschäftsbereich Wirtschaft zuständig.<br />
Der Personalrat in Zusammenarbeit mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum<br />
Betrieb“, die interne Arbeitsgruppe „Umwelt und Verkehr“ und der Geschäftsbereichsleiter<br />
waren im Umsetzungsprozess <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms <strong>des</strong> Universitätsklinikums die<br />
treibenden Kräfte.<br />
Projektpartner und Beteiligte die außerhalb <strong>des</strong> Universitätsklinikums zum Gelingen <strong>des</strong><br />
Umwelt-Verkehrsprogramms beitragen, sind in erster Linie die Mitglieder der überbetrieblichen<br />
„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ und Herr Wember von der IG Metall Freiburg als direkter<br />
Ansprechpartner für alle Fragen zum Umwelt-Verkehrsprogramm. Durch die zumin<strong>des</strong>t<br />
anfänglich sehr intensive Zusammenarbeit mit der AG konnten viele Konzeptbausteine <strong>des</strong><br />
Umweltverkehrskonzeptes in relativ kurzer Zeit umgesetzt werden.<br />
Weitere Ansprechpartner außerhalb <strong>des</strong> Klinikums sind Mitarbeiter <strong>des</strong> Planungs- und<br />
Bauamtes, die Verkehrsunternehmen, sowie Verbände (ADAC, ADFC, VCD).<br />
Die Stadtverwaltung Freiburg i. Br. unterstützt die Umwelt-Verkehrsprogramme in den Betrieben<br />
nicht nur durch ihre Verkehrspolitik. In Bezug auf das Universitätsklinikum konnten durch die<br />
gute Zusammenarbeit besonders infrastrukturelle Probleme auf dem Klinikgelände gelöst<br />
werden. Ein Beispiel dafür ist die Verlegung einer öffentlichen Radwegeverbindung über das<br />
Klinikgelände, um eine direkte Routenführung zu ermöglichen.<br />
Ein wichtiger Kontakt wird gemeinsam vom Personalrat <strong>des</strong> Universitätsklinikums, der überbetrieblichen<br />
„AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ und der Freiburger Verkehrs AG, zu einem<br />
Fahrgastbeirat 19 <strong>des</strong> Regio Verkehrsverbun<strong>des</strong> Freiburg gehalten.<br />
Zusätzlich besteht auch ein Kontakt mit der DB AG. Dieser ist durch das Anliegen eines Haltepunkts<br />
entstanden, jedoch gestaltete sich die Zusammenarbeit langwierig.<br />
Alles in allem sind die externen Projektpartner und Kontakte als förderlich für die Umsetzung<br />
<strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms <strong>des</strong> Universitätsklinikums zu bewerten. Vor allem in der<br />
Anfangszeit war die Verbindung mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“<br />
sehr intensiv; sie hat den Umsetzungsprozess konstruktiv vorangetrieben. Aktuell ist die<br />
Zusammenarbeit seitens <strong>des</strong> Klinikums weniger intensiv, da eine regelmäßige Teilnahme an<br />
den Treffen der AG aus Kapazitätsgründen nicht mehr zu vereinbaren ist. Bei wichtigen<br />
Themen, die das Klinikum betreffen, wird aber weiterhin ein Vertreter der Personalabteilung <strong>des</strong><br />
Klinikums den Treffen der AG beiwohnen, um weitere wichtige Informationen und Möglichkeiten<br />
zu erfahren und zu diskutieren.<br />
7.12.3 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen<br />
Nach der erfolgreich abgeschlossenen Mitarbeiterbefragung am Universitätsklinikum konnte in<br />
Zusammenarbeit mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ ein dauerhaftes<br />
Konzept entwickelt werden, das die Beschäftigten zur stärkeren Nutzung der öffentlichen<br />
Verkehrsmittel und <strong>des</strong> Fahrrads motiviert. Dieses Konzept wurde durch eine Dienstvereinbarung<br />
verankert.<br />
19 Im Bereich <strong>des</strong> Regio-Verkehrsverbun<strong>des</strong> Freiburg (RVF) gibt es vier regionale Fahrgastbeiräte, die sich um die<br />
Belange <strong>des</strong> öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) kümmern. Sie bestehen aus jeweils 15-20 Mitgliedern, die<br />
sich freiwillig für diese Aufgabe gemeldet haben und unabhängig von den Verkehrsunternehmen arbeiten; diese<br />
übernehmen lediglich Betreuungsfunktionen.<br />
105
Fahrradverkehr<br />
106<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Die interne „Arbeitsgruppe Umwelt und Verkehr“ <strong>des</strong> Universitätsklinikums entwickelte 1992<br />
eine Radwegbroschüre, die 26 verschiedene Routen, mit zum Teil verschiedenen Varianten,<br />
zur Klinik beinhaltet (vgl. Bier, Zimmermann: 152). Das Fahrradkonzept basiert auf einer<br />
Befragung zu den genutzten Routen zum Universitätsklinikum. In Zusammenarbeit mit der Stadt<br />
Freiburg wurden neue Radwege inklusive neuer Beschilderungen festgelegt. Zusätzlich wurde<br />
ein umfangreiches Konzept zur Neueinrichtung und Restaurierung von Radabstellanlagen<br />
entwickelt. Mittlerweile gibt es mehr als 500 diebstahlsichere und zum größten Teil überdachte<br />
Abstellplätze.<br />
Die Schwerpunkte bei der Umsetzung <strong>des</strong> Fahrradkonzeptes waren: Die Fahrradabstellplätze<br />
möglichst nahe am Eingang, Anlehnbügel (anstelle sog. „Felgenkiller“), Wetterschutz sowie<br />
neue, zeitgemäße Abstellplätze in ausreichender Anzahl (vgl. AG Umweltfreundlich zum Betrieb<br />
2000: 14).<br />
Das Fahrradkonzept der Universitätsklinik beinhaltet zudem die Trennung von Pkw-, Rad- und<br />
Fußverkehr, um Konflikte zu vermeiden. So ist der Innenbereich <strong>des</strong> Zentralklinikums nur zu<br />
Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen.<br />
ÖPNV<br />
In Zusammenarbeit mit der Verkehrs AG Freiburg (VAG) und dem Regionalverbund konnten die<br />
Fahrpläne <strong>des</strong> ÖPNV an die Arbeitszeiten angepasst werden, um die späten Abendstunden mit<br />
einzuschließen. Sogar Bereiche <strong>des</strong> Hochschwarzwal<strong>des</strong> sind mittlerweile halbstündlich an das<br />
Regionalnetz nach Freiburg angebunden. Der Versuch, vergleichbare Betriebsfahrpläne wie<br />
Micronas zu erstellen, konnte aufgrund der vielen Arbeitszeitmodelle und Schichten nicht<br />
realisiert werden.<br />
Zur Motivation und Unterstützung der Beschäftigten, den ÖPNV zu nutzen (einschließlich<br />
Park+Ride, Train+Bike oder Park+Bike), dienen Flugblätter, die vom Personalrat bereitgestellt<br />
werden.<br />
Die Initialzündung, den öffentlichen Verkehr für die Betriebsangehörigen attraktiver zu<br />
gestalten, kam von den Beschäftigten <strong>des</strong> Heizwerks <strong>des</strong> Klinikums. Viele hatten das Problem,<br />
morgens auf der Bahnstrecke von Breisach zum Hauptbahnhof an der Klinik vorbeizufahren,<br />
bevor sie das Klinkgelände durch eine Rückfahrt vom Hauptbahnhof mit dem ÖPNV erreichen<br />
konnten. Dadurch entstand ein Zeitverlust von mehr als 15 Minuten. Durch den Einsatz <strong>des</strong><br />
Klinikumsvorstan<strong>des</strong>, der Arbeitsgruppe Umwelt und Verkehr und <strong>des</strong> Personalrates konnte der<br />
zusätzliche Haltepunkt „Uni-Klinikum“ innerhalb weniger Monate errichtet werden. Die damalige<br />
Bun<strong>des</strong>bahndirektion Karlsruhe erklärte von Anfang an ihr prinzipielles Interesse, konnte aber<br />
keine ausreichenden Finanzmittel zur Verfügung stellen. Daher stattete das Universitätsklinikum<br />
den Haltepunkt auf eigene Kosten aus und investierte 70.000 DM für den Bau <strong>des</strong> Bahnsteigs.<br />
Durch den im September 1992 errichteten Haltepunkt können Beschäftigte, Patienten und<br />
Besucher aus Richtung Breisach bzw. Hauptbahnhof direkt mit der Breisgau S-Bahn zum<br />
Klinikum gelangen. Mittlerweile gehört der Haltepunkt zu dem am meisten frequentierten auf der<br />
Strecke zwischen Breisach und Freiburg.<br />
Parkraumbewirtschaftung und Jobticket<br />
Der Parkraum auf dem Gelände <strong>des</strong> Universitätsklinikums wird seit 2001 bewirtschaftet und ist<br />
für Beschäftigte, Besucher und Patienten gebührenpflichtig. 30% der Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaftung<br />
<strong>des</strong> Universitätsklinikums werden für ein Anreizsystem zur Verfügung
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
gestellt, um Mitarbeiter zum Verzicht auf die Pkw-Nutzung für den Arbeitsweg zu bewegen. 30<br />
% der Einnahmen dienen zur Mit- und Vorfinanzierung der Regio-Jahreskarte bzw. der Regio-<br />
Monatskarte für Beschäftigte, die auf das Auto als Transportmittel zur Arbeit verzichten.<br />
Beschäftigte, die der Verwaltung in einem schriftlichen Antrag mitteilen, dass sie auf die<br />
Inanspruchnahme von Parkplätzen verzichten, können zwischen drei Möglichkeiten wählen<br />
(Dienstvereinbarung Universitätsklinikum Freiburg):<br />
Bonusregelung: Die Bonusregelung betrifft diejenigen, die mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur<br />
Arbeit kommen. Je nach Entfernung <strong>des</strong> Wohnortes bekommen sie einen jährlichen Gehaltsbonus<br />
für ihr umweltfreundliches Verhalten: 50 € in Tarifzone A, 55 € in Tarifzone B, 60 € in<br />
Tarifzone C oder darüber hinaus.<br />
Regio-Monatskarte: Es wird eine vom Universitätsklinikum bezuschusste Regio-Monatskarte für<br />
33,50 € statt für 41,50 € angeboten. (Diese ist übertragbar, d. h. sie kann auch privat von zwei<br />
Erwachsenen mit bis zu vier Kindern genutzt werden).<br />
Regio-Jahreskarte: Bei dieser Variante bekommen die Beschäftigten einen Zuschuss vom<br />
Arbeitgeber für die Jahreskarte <strong>des</strong> Freiburger Verkehrsverbun<strong>des</strong> in Höhe von 80 €. Der<br />
Jahresbetrag kann von den Mitarbeitern in zwei Raten von jeweils 157,50 € beglichen werden.<br />
Die übertragbare Regio-Jahreskarte kann so für 335 € statt für 415 € erworben werden.<br />
Für die Monate, in denen ein Beschäftigter keine Regio-Karte in Anspruch nimmt und auch auf<br />
das Auto verzichtet, bekommt er als Bonus das Geld ausbezahlt (vgl. Bonusregelung).<br />
Kontrolliert wird dieses System über eine codierte Mitarbeiter-Cash-Card mit Zahlfunktion. Wird<br />
dennoch mit dem Auto zur Arbeit gefahren, ist die Karte so programmiert, dass diese Person<br />
höhere Parkgebühren zahlen (3,00 €/Tag statt 0,50 €/Tag). Dadurch zahlen diejenigen mit einer<br />
bezuschussten Regio-Karte die anfallenden Kosten der Nichtnutzung an das Klinikum zurück<br />
(vgl. Universitätsklinikum Freiburg 2002: 31).<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Eine weitere wichtige Maßnahme zur Etablierung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms ist die<br />
innerbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit. Durch gezielte Aktionen und Berichte in der Betriebszeitung<br />
und auf Betriebsversammlungen macht der Personalrat auf die Alternativen zum Pkw<br />
aufmerksam. Auch über die Nutzung von Park+Ride, Train+Bike, Park+Bike wird informiert, um<br />
die ungünstiger gelegenen Wohnorte in das umweltschonende Verkehrkonzept der Klinik<br />
einzubeziehen. Des Weiteren gibt es einen Flyer und eine Broschüre zum praktizierten Umweltschutz<br />
im Universitätsklinikum, in denen auf die Maßnahmen zum umweltfreundlichen Verkehr<br />
hingewiesen wird. Weitere Informationen zu diesem Thema sind regelmäßig am Schwarzen<br />
Brett zu finden. Die überbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit läuft hingegen über die „AG Umweltfreundlich<br />
zum Betrieb; interne Umsetzungen werden nicht durch die überbetriebliche AG<br />
beworben.<br />
Insgesamt ist die Akzeptanz der Maßnahmen <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms unter den<br />
Beschäftigten sehr groß. Ca. 1.500 - 1.800 Mitarbeiter nutzen die Regio-Jahreskarte, hinzu<br />
kommen noch die „Springer“, die nur zeitweise (überwiegend in den Wintermonaten) eine<br />
Regio-Monatskarte und ansonsten das Fahrrad nutzen. Inzwischen konnten auf dem Klinikgelände<br />
insgesamt 300 Parkplätze dauerhaft abgebaut werden. Etwa 400 Beschäftigte haben<br />
auf das Auto verzichtet.<br />
Die Modal-Split-Anteile der befragten Beschäftigten im Berufsverkehr zum Universitätsklinikum<br />
werden wie folgt angegeben:<br />
107
108<br />
Pkw ÖPNV Radfahrer Fußgänger<br />
21,5 % 14,4% 15,6% 3,2%<br />
Tabelle 5: Modal-Split-Anteile im Berufsverkehr <strong>des</strong> Universitätsklinikums (2002)<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Aktuell steht für das Universitätsklinikum die Weiterführung der etablierten Maßnahmen im<br />
Vordergrund, vor allem in Bezug auf die Optimierung <strong>des</strong> Fahrradabstellkonzeptes.<br />
Wissensimplementation, Consulting, Begleitforschung<br />
Das Hintergrundwissen zum Thema BMM wurde durch persönliches Engagement, Literatur<br />
zum Thema und eigenes Ausprobieren erlangt. Im Bereich Logistik gibt es interne Spezialisten,<br />
die für den Lieferverkehr und die Patientenströme verantwortlich sind und die Umsetzung <strong>des</strong><br />
BMM unterstützen. Weiteres Fachwissen zum Thema wird durch die überbetriebliche „AG<br />
Umweltfreundlich zum Betrieb“ transferiert.<br />
7.12.4 Finanzielle Förderung von Planung und Maßnahmen durch Dritte<br />
Es gibt keine externe finanzielle Förderung von Planungen oder Maßnahmen. Die Finanzierung<br />
der Maßnahmen übernimmt das Klinikum. Der Haltepunkt am Universitätsklinikum wurde<br />
ebenso wie das Fahrradkonzept aus dem Etat <strong>des</strong> Klinikums finanziert: Für den Haltepunkt<br />
Uniklinik 70.000 DM, für das Fahrradkonzept wurden bis 1997 bereits über 1 Mio. DM aus dem<br />
Bau-Etat investiert. Es gibt ein Budget aus dem Haushalt der Bauverwaltung für die interne AG<br />
Umwelt und Verkehr, mit dem Maßnahmen umgesetzt werden können. Der Betrag lag 2006 bei<br />
ca. 20.000 €. Vorgesehen ist das Geld für die Optimierung und den Neubau von Fahrradabstellplätzen.<br />
Verbleibt aus den 30 % Einnahmen der Parkraumbewirtschaftung am Ende <strong>des</strong> Jahres ein<br />
Überschuss, entwickelt die interne AG Umwelt und Verkehr einen Vorschlag, was mit diesem<br />
Betrag geschehen soll. Die Gelder sind ausschließlich für Zwecke <strong>des</strong> Anreizsystems<br />
verwendbar, d. h. entweder für Investitionen in entsprechende Maßnahmen oder als Beträge,<br />
die in geeigneter Weise an die Beschäftigten weitergegeben werden. Der endgültige<br />
Verwendungszweck muss mit dem Personalrat und der Verwaltung abgestimmt werden.<br />
Die Budgetverantwortlichkeit bei baulichen Maßnahmen liegt bei der Bauabteilung in<br />
Abstimmung mit der Arbeitsgruppe. Bei nicht-baulichen Maßnahmen liegt die Verantwortlichkeit<br />
bei der Verwaltung.<br />
Überbetriebliche Aktionen wie beispielsweise Aktionstage und eine Demonstrationsfahrt mit<br />
einem Personenzug auf den Gleisen der Güterbahn wurden sowohl vom Universitätsklinikum<br />
als auch von der IG Metall Freiburg unterstützt.<br />
7.12.5 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen<br />
Einen wesentlichen Beitrag zum Umwelt-Verkehrsprogramms hat die überbetriebliche „AG<br />
Umweltfreundlich zum Betrieb“ geleistet. Mit ihrer Hilfe konnten viele Maßnahmen umgesetzt<br />
werden. Sie war auch die treibende Kraft in der Umsetzung der Jobtickets in Verbindung mit<br />
dem Bonussystem für die Mitarbeiter. Nach den ersten Erfolgen, wie der Einführung <strong>des</strong><br />
Jobtickets und der Einrichtung <strong>des</strong> S-Bahn-Haltepunktes, der mittlerweile auch überregional<br />
sehr bekannt ist und mit dem auch geworben wird konnten weitere Maßnahmen relativ einfach<br />
entwickelt werden.<br />
Eine wichtige äußere Rahmenbedingung ist die gute Anbindung an das ÖV-Netz.
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Wie in allen Betrieben gab es auch im Universitätsklinikum einige hemmende Faktoren, die hier<br />
sogar zu Konflikten in der Planung und zur Erschwerung der Umsetzung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms<br />
geführt haben. Das Universitätsklinikum hat die Stadtverwaltung als Vorbild für die<br />
eigene Umsetzung gesehen. Zunächst gab es große Widerstände bei der Umsetzung der Parkraumbewirtschaftung<br />
von Seiten der Pkw-Nutzer unter den Beschäftigten, da Parklätze auf dem<br />
Gelände <strong>des</strong> Universitätsklinikums für die Beschäftigten zugunsten der Patienten und<br />
Besucherparkplätze, entfernt wurden. In der Folge müssen nun Fußwege von 300 - 500 m in<br />
Kauf genommen werden.<br />
7.12.6 Einschätzungen zum Stand<br />
Das Thema Mobilität und Mobilitätsmanagement ist in der Organisation und im Alltag <strong>des</strong><br />
Universitätsklinikums mittlerweile fest verankert. Aufgrund der Arbeitsintensität der Umsetzung<br />
von Maßnahmen wird seitens der Handlungsträger die Pflege der vorhandenen Bausteine, in<br />
erster Linie die Ausweitung und Optimierung von Fahrradabstellplätzen, als prioritäres Ziel<br />
gesehen.<br />
109
110<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
7.13 Qualitative <strong>Fallstudien</strong> Freiburg im Breisgau - LITEF GmbH<br />
Steckbrief: Betriebliches Mobilitätsmanagement LITEF GmbH<br />
Allgemeines<br />
Branche:<br />
Größe:<br />
Arbeitszeiten:<br />
Betriebsstruktur:<br />
Lage <strong>des</strong> Betriebs:<br />
Lage <strong>des</strong> Betriebes<br />
Entwicklung, Produktion und Vertrieb<br />
von Navigationsgeräten für Flugzeuge,<br />
Schiffe und Landfahrzeuge<br />
ca. 630 Beschäftigte<br />
Feste Arbeitszeiten, flexible Arbeitszeiten<br />
mit und ohne Kernarbeitszeit,<br />
Schichtbetrieb, Nachtarbeit<br />
Niederlassung <strong>des</strong> amerikanischen<br />
Konzerns Northrop Grumman<br />
Industriegebiet Süd, Freiburg i. Br.<br />
Abbildung 21: Lage der LITEF GmbH Freiburg i. Br. (Quelle: Darstellung PGN)<br />
Abbildung 20: Gebäude der LITEF<br />
GmbH Freiburg i. Br. (Quelle:<br />
Homepage LITEF)<br />
Die LITEF GmbH befindet sich im Industriegebiet Süd, im Süden der Stadt Freiburg i. Br.<br />
Struktur <strong>des</strong> Betriebes<br />
Beschäftigte<br />
Anbindung an das<br />
ÖV-Netz<br />
Anbindung an das<br />
MIV-Netz<br />
Die LITEF GmbH Freiburg i. Br. ist eine Niederlassung <strong>des</strong> amerikanischen<br />
Konzerns Northrop Grumman.<br />
In der LITEF GmbH in Freiburg i. Br. sind zZ. ca. 630 Personen beschäftigt<br />
(rd. 25 % in Schichtarbeit). .<br />
Die LITEF GmbH ist durch zwei Buslinien der VAG mit einer Haltestelle direkt<br />
am Firmeneingang an den öffentlichen Nahverkehr der Stadt Freiburg i. Br.<br />
angebunden. Die Busse binden den Betrieb im 30-Minuten-Takt an den Hauptbahnhof<br />
an.<br />
Die verkehrliche Anbindung für den MIV erfolgt für die LITEF GmbH durch die<br />
Lörracher Straße direkt mit der ost-westlich verlaufenden Bun<strong>des</strong>straßen B 3<br />
und B 31 (ca. 500 m). Der Anschluss an die Bun<strong>des</strong>autobahn A 5 befindet sich<br />
in ca. 7 km Entfernung vom Standort.
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Organisation <strong>des</strong><br />
ruhenden Verkehrs<br />
Anbindung an das<br />
Radverkehrsnetz<br />
Mobilitätsstruktur<br />
Mobilitätskonzept<br />
Koppelung an andere<br />
Managementstrategien<br />
Anlass & Motivation<br />
Zielgruppe & Ziele<br />
Beginn <strong>des</strong> Mobilitätsmanagements<br />
Maßnahmen<br />
Für die Zukunft<br />
geplante Maßnahmen<br />
Insgesamt stehen auf dem Gelände der LITEF GmbH 325 Pkw-Stellplätze zur<br />
Verfügung, zu denen sowohl betriebseigene Stellplätze, als auch angemietete<br />
Stellplätze gehören. Da die Stellplätze für die Anzahl der Nutzer nicht<br />
ausreichen, ist die Stellplatzsituation auf dem Gelände von LITEF angespannt.<br />
Auch der öffentliche Straßenraum wird zum Abstellen der Fahrzeuge in<br />
Anspruch genommen. Es gibt auf dem Firmengelände reservierte Stellplätze für<br />
Kunden und Besucher, Dienstwagen, Frauen, Behinderte und Lieferanten sowie<br />
Fahrgemeinschaften; diese befinden sich an zentralen Stellen <strong>des</strong> Betriebsgelän<strong>des</strong>.<br />
Das Industriegebiet Süd ist durch Hauptrouten und Nebenrouten an das<br />
Radverkehrsnetz der Stadt Freiburg i. Br. angeschlossen.<br />
Nach Angaben aus dem Betrieb nutzen heute rund 50 % - 60 % ihren eigenen<br />
Pkw, ca. 3 % sind Mitfahrer und 1 % - 3% fahren mit dem Motorrad. 15 % - 20<br />
% nutzten den ÖPNV, 10 % - 20 % das Fahrrad (je nach Jahreszeit bzw.<br />
Wetterlage), 2 % gehen zu Fuß.<br />
Das Mobilitätskonzept der LITEF GmbH bezieht sich ausschließlich auf die<br />
Arbeitswege der Beschäftigten. Die Schwerpunkte <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms<br />
liegen auf dem ÖPNV, dem Radverkehr und dem MIV.<br />
Das Unternehmen ist umwelt- und qualitätszertifiziert. Zudem gibt es eine<br />
Umweltberichterstattung und eine Umweltkostenberechnung. Eine<br />
organisatorische Koppelung dieser Methoden mit dem auf die Arbeitswege<br />
bezogenen Mobilitätsmanagement besteht nicht. Allerdings wird ein<br />
strategischer Zusammenhang mit dem Umweltmanagement <strong>des</strong> Unternehmens<br />
gesehen, die Aktivitäten im Zusammenhang mit der „AG Umweltfreundlich zum<br />
Betrieb“ wurden im jährlich erscheinenden Umweltbericht erwähnt.<br />
Der Anlass bzw. die Motivation zur Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms<br />
war bei LITEF umweltstrategisch. Der erste Grund für die<br />
Beschäftigung mit dem Thema „Umweltfreundlicher Verkehr“, war die seit 1990<br />
anhaltende politische Diskussion zum Thema Luftverschmutzung und der<br />
Anstieg der Ozonwerte durch die Zunahme <strong>des</strong> MIV. Diese Diskussion und das<br />
bereits bestehende Umwelt-Verkehrsprogramm der Micronas GmbH waren die<br />
Initialzündung für die Entwicklung eines Umwelt-Verkehrsprogramms der LITEF<br />
GmbH.<br />
Das Kernziel <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms der LITEF GmbH verfolgt die<br />
Etablierung und Ausweitung von Maßnahmen, um mehr Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter von der Bedeutung eines umweltfreundlichen Verkehrsverhaltens zu<br />
überzeugen.<br />
Begonnen hat die Arbeit zum Umwelt-Verkehrsprogramm der LITEF GmbH<br />
1996 mit der Gründung einer internen Arbeitsgruppe von 10 interessierten und<br />
engagierten Beschäftigten zum Thema „Umweltfreundlich zum Betrieb“. Durch<br />
eine Mitarbeiterbefragung, die 1996 vor Beginn der Maßnahmen zum Umwelt-<br />
Verkehrsprogramm durchgeführt wurde, sollte die Verkehrsmittelnutzung zum<br />
Arbeitsplatz erfasst werden.<br />
Übergreifend: Information, Individuelle Arbeitszeitmodelle<br />
ÖPNV: Jobticket, Vorfinanzierung der übertragbaren Regio-Jahreskarte, Bereitstellung<br />
von Taschenfahrplänen, regelmäßige Treffen mit der VAG zwecks<br />
Fahrplanbesprechung<br />
Fahrrad: Bessere Abstellanlagen, Umkleideräume und Duschen<br />
MIV: Fahrgemeinschaftsförderung durch reservierte Parkplätze, Parkraummanagement<br />
Es sind keine grundlegenden neuen Maßnahmen und Veränderungen <strong>des</strong><br />
innerbetrieblichen Umwelt-Verkehrsprogramms geplant. Die Wichtigkeit besteht<br />
in der Pflege und Festigung <strong>des</strong> Vorhandenen. Die Priorität liegt auf der<br />
Optimierung <strong>des</strong> Angebotes für Radfahrer, um weitere Beschäftigte zu<br />
motivieren, auf Fahrradnutzung umzusteigen. Dazu gehören: Die Anschaffung<br />
eines Shuttle-Fahrrads für Beschäftigte, denen ihr Rad auf dem Weg zur Arbeit<br />
kaputt gegangen ist, die Deponierung von Regensachen und Reparaturmaterial<br />
beim Pförtner, die Erstellung einer Radwegebroschüre mit Fahrradrouten zum<br />
Betrieb, die Erstellung von Informations-Faltblättern, auf denen die Möglichkeiten<br />
aufgezeigt werden, den Betrieb mit dem Fahrrad, zu Fuß, mit dem ÖPNV<br />
111
Organisation und<br />
Akteure/ Beteiligte<br />
Kooperationspartner<br />
Ergebnisse<br />
Kontakt<br />
112<br />
oder mit Fahrgemeinschaften zu erreichen.<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Die Organisation liegt in erster Linie bei der innerbetrieblichen Arbeitsgruppe<br />
„Umwelt und Verkehr“ und Herr Schiemann, ihrem Sprecher. Weitere Beteiligte<br />
zum Thema sind die Abteilungen Travel Management, die Personalabteilung,<br />
der Personalrat und die Geschäftsführung.<br />
Externe Kooperationspartner sind die Mitglieder der überbetrieblichen „AG<br />
Umweltfreundlich zum Betrieb“ und die Freiburger Verkehrs AG (VAG). Durch<br />
diese Zusammenarbeit konnte in den letzten Jahren die Anbindung an das<br />
ÖPNV-Netz erheblich verbessert werden.<br />
Verbesserung der ÖPNV-Anbindung und –Nutzung, starker Anstieg <strong>des</strong><br />
Radfahranteils in den letzten Jahren (ca. 16 im Jahr 1980, heute ca. 120<br />
Radfahrer), intensivere Nutzung von Fahrgemeinschaften.<br />
LITEF GmbH, Herr Helmut Schiemann, Sprecher Initiative „Umweltfreundlich<br />
zum Betrieb“; Lörracher Str. 18; 79115 Freiburg i. Br.<br />
Tel.: 0761/4901352; E-Mail: Schiemann.Helmut@litef.de<br />
7.13.1 Initiierung und Entwicklungsprozess<br />
Das Motiv von Mitarbeitern der LITEF GmbH, sich aktiv am Umweltschutz zu beteiligen und zu<br />
diesem Zweck eine interne Arbeitsgruppe zu bilden, lag in der zunehmenden Luftverschmutzung,<br />
den steigenden Ozonwerten und der langsam voranschreitenden Klimaveränderung,<br />
mitverursacht durch den stark gewachsenen Kraftfahrzeugverkehr. Für einige Mitarbeiter <strong>des</strong><br />
Betriebes stellte sich die Frage, wie der betriebliche Beitrag aussehen könnte, um die Fahrt zur<br />
Arbeit umweltfreundlicher zu gestalten. Als Grundvoraussetzung für die erfolgreiche<br />
Entwicklung eines betrieblichen Umwelt-Verkehrsprogramms wurden die Beteiligung möglichst<br />
vieler Beschäftigter sowie die Unterstützung durch die Geschäftsleitung angesehen.<br />
Begonnen hatte die Initiative zum Umwelt-Verkehrsprogramm der LITEF GmbH in 1996 mit<br />
einem Treffen von 10 Beschäftigten, die mit dem Fahrrad zum Betrieb fuhren. Aus diesem<br />
Treffen bildete sich eine Gruppe von vier Personen, die sich zu der innerbetrieblichen „Arbeitsgruppe<br />
Umweltfreundlich zum Betrieb“ zusammenschlossen, um aktiv am Thema zu arbeiten.<br />
Diese AG besteht seither aus drei Mitarbeitern der Entwicklungsabteilung und einem Mitarbeiter<br />
aus der Fertigungsabteilung. Die Arbeitsgruppe arbeitet ehrenamtlich und unabhängig vom<br />
Betriebsrat. Ein Vorteil für die innerbetriebliche Arbeitsgruppe war, dass sie auf die Erfahrungen<br />
von Arbeitnehmerinitiativen aus anderen Betrieben aufbauen konnte. Es finden regelmäßige<br />
monatliche Treffen mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ statt. Aufgrund<br />
der zum Teil bereits fünf- bis sechsjährigen Mitarbeit einiger Betriebe in der überbetrieblichen<br />
AG, konnte LITEF aus den Erfahrungen dieser Betriebe profitieren.<br />
Besonders groß war der Wunsch aus der Belegschaft nach einer besseren Anbindung an den<br />
ÖPNV und eine Verbesserung der Fahrradabstellmöglichkeiten.<br />
Die Maßnahmen zum Umwelt-Verkehrsprogramm begannen in 1996 mit einer Mitarbeiterbefragung<br />
zur Mobilität auf dem Arbeitsweg. Bei dieser schriftlichen Befragung sollte in<br />
Erfahrung gebracht werden, wie und von wo die Beschäftigten zur Arbeit kommen und ob und<br />
unter welchen Umständen die Bereitschaft besteht, vom Pkw auf umweltfreundliche Verkehrsmittel<br />
umzusteigen. Ein weiteres Ziel bestand darin, Ideen und Anregungen zur Umsetzung von<br />
Maßnahmen zum Thema "Umweltfreundlich zum Betrieb" zusammen zu tragen. Trotz einer<br />
relativ geringen Beteiligung von nur ca. 100 der rund 600 Beschäftigten konnten wichtige<br />
Aussagen und gute Ansätze abgeleitet werden, die für das weitere Vorgehen und die<br />
Kooperation mit außerbetrieblichen Ansprechpartnern, z. B. der VAG, eine Grundlage bildeten.
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
7.13.2 Organisation und Verankerung <strong>des</strong> BMM und Beteiligte im Betrieb<br />
Die Organisation und Zuständigkeit für die Umsetzung und Etablierung <strong>des</strong> BMM liegt zum<br />
größten Teil bei der innerbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“. Diese muss bei der<br />
Planung und Durchführung von Maßnahmen die Vorgehensweise und das benötigte Budget mit<br />
der Abteilung Travel Management, der Personalabteilung, dem Betriebsrat und der Geschäftsführung<br />
abstimmen.<br />
Die Arbeit der innerbetrieblichen AG findet außerhalb der Arbeitszeiten statt. Das Meiste wird in<br />
Mittagspausen besprochen. Größere Sitzungen, auf denen über neue Ziele oder Vorgehensweisen<br />
gesprochen wird, finden ca. zwei- bis dreimal pro Jahr statt.<br />
Das BMM ist mittlerweile gut etabliert und wird durch die Geschäftsleitung unterstützt.<br />
7.13.3 Projektpartner und Beteiligte außerhalb <strong>des</strong> Betriebes<br />
Projektpartner von LITEF sind in erster Linie die Mitglieder der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich<br />
zum Betrieb“. In Zusammenarbeit mit der überbetrieblichen AG wurden in der<br />
Vergangenheit bereits einige Aktionen durchgeführt und grundlegenden Inhalte <strong>des</strong> Umwelt-<br />
Verkehrsprogramms umgesetzt. Kooperationen mit Nachbarbetrieben sind bei LITEF nicht<br />
bekannt.<br />
Aufgrund der Mitarbeiterbefragung konnten Mängel an der ÖPNV-Anbindung der LITEF GmbH<br />
festgestellt werden. Der Druck seitens der Beschäftigten beschleunigte die Kontaktaufnahme<br />
mit der VAG, um eine bessere Anbindungen durch den ÖPNV zu erwirken. Ähnlich wie bei<br />
Micronas wurde auch bei LITEF damit begonnen, eigene Betriebsfahrpläne in Zusammenarbeit<br />
mit der Freiburger Verkehrs AG (VAG) zu erstellen. In Zusammenarbeit mit Herrn Wember,<br />
Mitarbeitern der VAG und der internen AG von LITEF konnten Fahrplanverbesserungen<br />
herausgearbeitet und weitgehend auch umgesetzt werden. Herr Schiemann bewertet die<br />
Zusammenarbeit mit der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ als sehr gut und<br />
produktiv. Er nimmt an jeder der monatlichen Sitzungen der überbetrieblichen AG teil. Aus<br />
dieser Zusammenarbeit können die meisten Impulse und Hilfestellungen gezogen werden. Es<br />
findet ein regelmäßiger Informationsaustausch statt, wobei auch viele interne Probleme<br />
besprochen und gelöst werden.<br />
7.13.4 Strategieentwicklung und Etablierung von Maßnahmen<br />
Nach der Mitarbeiterbefragung folgte im ersten Schritt <strong>des</strong> Umsetzungsprozesses die Kontaktaufnahme<br />
mit der VAG. Dadurch konnten sowohl eine Fahrplanoptimierung, als auch eine Teilzurückverlegung<br />
der Buslinie 11 vom Theaterplatz zum Hauptbahnhof erwirkt werden, wodurch<br />
die Verbindung für die Beschäftigten zur LITEF GmbH wieder verbessert wurde.<br />
Neben dem Anliegen von LITEF, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, kamen andere<br />
Themen in den Fokus. Im Verlauf <strong>des</strong> Projektes wurde der Gesundheitsaspekt immer wichtiger.<br />
Die Betriebsärztin konnte dafür gewonnen werden, Vorträge auf Betriebsversammlungen über<br />
Gesundheit und Bewegung zu halten, so dass die Nutzung <strong>des</strong> Fahrrads als Verkehrsmittel<br />
zum Betrieb auch von einer zweiten Seite positiv dargestellt wurde. Nachdem bei der Firma<br />
LITEF über relativ einfache Bausteine (Fahrplanänderung und Fahrradförderung über<br />
Informationsarbeit) die ersten Umsetzungsschritte <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms gelungen<br />
waren, wurde das Programm erheblich erweitert:<br />
113
Fahrradkonzept<br />
114<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Zu dem Fahrradkonzept gehören neue und überdachte Fahrradabstellanlagen mit Anlehnbügeln<br />
auf dem Betriebsgelände. Außerdem gibt es für die Radfahrer Duschmöglichkeiten im<br />
Betriebsgebäude.<br />
ÖPNV<br />
Ein weiterer Baustein ist die Vorfinanzierung der Regio-Jahreskarte für Mitarbeiter, die mit<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit kommen. Die Rückzahlung <strong>des</strong> Vorschusses beginnt mit<br />
dem ersten Gültigkeitsmonat der Regio-Karte für die Dauer von 12 Monaten, durch<br />
Einbehaltung bei der Gehaltsabrechnung (vgl. Protokoll der Betriebsversammlung am<br />
30.11.2005). Außerdem gibt es für die Nutzer <strong>des</strong> Öffentlichen Verkehrs Betriebs-Taschen-<br />
Fahrpläne zum Mitnehmen. Auf diesen sind die Ankunfts- und Abfahrtszeiten der öffentlichen<br />
Verkehrsmittel zum und vom Betrieb aufgelistet sowie die Anbindung an die Züge vom Hauptbahnhof<br />
in die Region. Regelmäßige Treffen mit der VAG zwecks Fahrplanbesprechungen<br />
gehören zum Tätigkeitsbereich der innerbetrieblichen AG.<br />
Fahrgemeinschaftsbörse<br />
Der Schwerpunkt der internen AG lag nicht nur auf der Entwicklung <strong>des</strong> Fahrrad- und ÖPNV-<br />
Konzeptes, sondern auch auf der Suche nach Möglichkeiten für Pkw-Nutzer. Es wurde eine<br />
Fahrgemeinschaftsbörse eingerichtet, in der sich Fahrgemeinschaftswillige zusammenschließen<br />
konnten. Ein Anreiz wurde durch reservierte Stellplätze für Fahrgemeinschaften<br />
geschaffen. Ein Privileg der Fahrgemeinschaften ist es, reservierte Stellplätze am Betriebseingang<br />
nutzen zu können, während sonst zum Teil weite Wege vom Stellplatz zum<br />
Firmeneingang zurückgelegt werden müssen.<br />
Innerbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit zum Umwelt-Verkehrsprogramm<br />
Eine weitere wichtige Rolle zur Etablierung der Maßnahmen zum Umwelt-Verkehrsprogramm<br />
spielt die innerbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit. Durch gezielte Aktionen und Berichte in der<br />
Betriebszeitung „Kaleidoskop“ macht die interne AG immer wieder auf die Alternativen zur<br />
Nutzung <strong>des</strong> eigenen Pkw aufmerksam. Um das Thema immer aktuell zu behandeln, wird bei<br />
jeder Betriebsversammlung mit aktuellen Informationen zum Thema „Umweltfreundlich zum<br />
Betrieb“ auf die Bedeutung <strong>des</strong> Themas aufmerksam gemacht.<br />
Wissensimplementation, Consulting, Begleitforschung<br />
Das Fachwissen der Beschäftigten von LITEF wird durch die Eigeninitiative und den<br />
Informationsaustausch der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ erlangt.<br />
7.13.5 Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen<br />
Zu den fördernden Rahmenbedingungen gehören aus Sicht <strong>des</strong> Betriebes nach Aussagen von<br />
Herrn Schiemann insbesondere die Zusammenarbeit mit den externen Kooperationspartnern<br />
wie und die „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ sowie die Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung<br />
und der Personalabteilung. Sie unterstützt die Arbeit der innerbetrieblichen AG und<br />
fördert die Umsetzung der Maßnahmen. Beispiele sind der Kauf neuer Fahrradständer sowie<br />
eine finanzielle Beteiligung an einer Broschüre über Umwelt-Verkehrsprogramme in Freiburger<br />
Firmen sowie die Finanzierung von drei Tagungen zum Thema. Erst durch die gute<br />
Zusammenarbeit zwischen der internen AG und der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
zum Betrieb“, konnten nach Angaben der Interviewpartner einzelne Bausteine zum Umwelt-<br />
Verkehrsprogramm erfolgreich umgesetzt werden.<br />
Zur erfolgreichen Zusammenarbeit mit der VAG führt er aus, dass es nicht selbstverständlich<br />
sei, dass ein Verkehrsbetrieb bei der Fahrplangestaltung einzelne Firmen berücksichtigt. In<br />
vielen Städten geht es seiner Meinung nach nur darum, die Leute möglichst bequem von zu<br />
Hause in die Innenstadt zum Einkaufen zu bringen, aber nicht zur Arbeit. Bei einem Fahrplanwechsel<br />
wurde versäumt auf die neuen Anschluss- und Abfahrtszeiten der Busse zu achten,<br />
wodurch nach Einführung <strong>des</strong> neuen Fahrplans eine unzureichende Bedienung der Firmenhaltestelle<br />
entstanden ist. Durch die enge Zusammenarbeit mit der VAG konnte aber auch<br />
nachträglich noch eine Änderung der Fahrzeiten erfolgen.<br />
Ein hemmender Faktor in der Umsetzung <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms von LITEF war in<br />
erster Linie das geringe Interesse der Beschäftigten. Dieses mangelnde Interesse wurde zuerst<br />
an der durchgeführten Betriebsbefragung zum Thema „Umweltfreundlich zum Betrieb“ deutlich.<br />
Von 600 Mitarbeitern haben sich nur ca. 100 beteiligt, aufgrund <strong>des</strong>sen die Ergebnisse<br />
zugunsten der Radfahrer und ÖPNV- Nutzer ausfielen.<br />
Ein weiteres Hemmnis im Umsetzungsprozess stellt die mangelnde Teilnahme der Jugendlichen<br />
(Auszubildenden) am Projekt „Umweltfreundlich zum Betrieb“ dar. An beiden<br />
Veranstaltungen zur Verleihung <strong>des</strong> Öko-Verkehrs-Siegels (2002 und 2004) haben auch die<br />
Jugendlichen der Firma teilgenommen. Die Auszubildenden sollten über ein Projekt offiziell mit<br />
in die Umweltarbeit <strong>des</strong> Betriebs einbezogen werden. In diesem Projekt sollten sie eigenständig<br />
ein Solarmobil mit Solarstation entwickeln, bauen und betreiben. Diese Planung konnte bisher<br />
nicht umgesetzt werden, da es dazu an Personal mangelt.<br />
Nicht durchsetzten konnte sich die innerbetriebliche AG mit ihrer Forderung, der Betrieb solle<br />
die Regio-Jahreskarte bezuschussen, das Vorhaben einer Parkraumbewirtschaftung konnte<br />
nicht realisiert werden, die Erstellung einer Radfahrbroschüre mit Streckenverläufen der Radwege<br />
konnte aufgrund mangelnder Beteiligung nicht realisiert werden, die Erstellung von<br />
Informations-Faltblättern über die Möglichkeiten LITEF mit dem Fahrrad, zu Fuß, mit dem<br />
ÖPNV oder mit Fahrgemeinschaften zu erreichen konnte bisher nicht umgesetzt werden, bleibt<br />
aber ein Ziel für die Zukunft.<br />
Die Anmietung von Plätzen in der Fahrradstation am Hauptbahnhof misslang ebenfalls. Die<br />
Geschäftsleitung hatte zugesagt, dieses Vorhaben finanziell zu unterstützen, wenn min<strong>des</strong>tens<br />
10 Beschäftigte eine Jahreskarte kaufen. Diese Maßnahme konnte aufgrund mangelnder<br />
Beteiligung der Beschäftigten nicht umgesetzt werden.<br />
Im Überblick betrachtet stellt das Zeitproblem ein großes Hemmnis in der Vertiefung <strong>des</strong><br />
Themas dar, da die Arbeit ehrenamtlich ist und in der Freizeit gemacht werden muss.<br />
7.13.6 Einschätzungen zum Stand<br />
Die Einschätzung seitens der zentralen Beteiligten zum bisherigen Stand <strong>des</strong> Umwelt-<br />
Verkehrsprogramms ist positiv. Alle umgesetzten Maßnahmen werden gut angenommen und<br />
gehören zum Alltag. Die Zahl der Fahrradnutzer hat sich von anfänglichen 60 auf heute ca.120<br />
gesteigert. Für die Mitarbeiter kann die Arbeit der AG als große Hilfe zur besseren Planung <strong>des</strong><br />
Mobilitätskonzeptes gewertet werden. Die durchgeführten Maßnahmen finden bei vielen der<br />
Beschäftigten positiven Anklang.<br />
Insgesamt kann der Entwicklungsprozess <strong>des</strong> Umwelt-Verkehrsprogramms von LITEF als eher<br />
diskontinuierlich bewertet werden. Es gab zwar eine dauerhafte Verbindung und Diskussion<br />
115
116<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
innerhalb der überbetrieblichen „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“, aber der Entwicklungsprozess<br />
innerhalb <strong>des</strong> Betriebes ist durch die ehrenamtliche Arbeit der Beschäftigten nicht<br />
kontinuierlich weiterzuführen.<br />
Eine dauerhafte und erfolgreiche Etablierung von umweltfreundlichen Verkehrsmaßnahmen<br />
kann nach Einschätzung der zentralen Beteiligten nur gelingen, wenn die Kosten für die Kfz-<br />
Nutzung weiter steigen (Spritpreise, Parkgebühren).<br />
Planungen für die Zukunft: Anschaffung eines Shuttle-Fahrrads für Beschäftigte, denen ihr<br />
Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit kaputt gegangen ist, Deponierung von Regensachen und<br />
Reparaturmaterial beim Pförtner, Erstellung einer Radwegebroschüre mit Fahrradrouten zum<br />
Betrieb, Erstellung von Informations-Faltblättern mit Möglichkeiten, wie man die Firma LITEF<br />
mit dem Fahrrad, zu Fuß, mit dem ÖPNV oder mit Fahrgemeinschaften erreichen kann.<br />
7.14 Fazit<br />
Zentrale Fragestellung der qualitativen <strong>Fallstudien</strong> war herauszuarbeiten, wie es gelingt, ein<br />
betriebliches Mobilitätsmanagement im Betrieb erfolgreich einzuführen und langfristig zu<br />
verankern. In Ergänzung zur Betriebsbefragung standen hier die Prozesse und die Akteure in<br />
den Betrieben im Vordergrund, um Erkenntnisse zu Erfolgsfaktoren und Hemmnissen einer<br />
organisatorischen Umsetzung und Verankerung zu gewinnen. Während die nachfolgend<br />
zusammengefassten Erfolgsfaktoren in die Empfehlungen für die Gebietskörperschaften<br />
einfließen, werden abschließend in diesem Fazit Empfehlungen für Betriebe benannt, die sich<br />
aus den <strong>Fallstudien</strong> sowie einigen Ergebnissen aus der Marktanalyse und der Betriebsbefragung<br />
ableiten lassen.<br />
Begründet durch die Auswahlsystematik, eine inhaltliche Breite an <strong>Fallstudien</strong> darzustellen,<br />
weisen die untersuchten <strong>Fallstudien</strong> in Bielefeld, Hamburg und Dresden sowie das Netzwerk<br />
„Umweltfreundlich zum Betrieb“ aus Freiburg insgesamt große Unterschiede hinsichtlich ihrer<br />
innerbetrieblichen Strukturen sowie internen und externen Kooperationsformen auf, wobei sich<br />
die im betrieblichen Mobilitätsmanagement engagierten Beispielbetriebe in der Stadt Freiburg<br />
untereinander weniger differenzieren.<br />
7.14.1 Besonderheiten der <strong>Fallstudien</strong><br />
Die einzelnen <strong>Fallstudien</strong> zeigen die Bandbreite der Möglichkeiten auf, betriebliches Mobilitätsmanagement<br />
unter ganz unterschiedlichen inner- und außerbetrieblichen Akteurskonstellationen<br />
und Rahmenbedingungen zu etablieren. Gleichzeitig erlaubt die Gesamtbetrachtung<br />
über alle <strong>Fallstudien</strong>, verallgemeinerbare Erfolgsfaktoren zu identifizieren.<br />
Das Mobilitätsmanagement der Diakonie- und Sozialstation steht zunächst als einziger Fall dar,<br />
der sich ausschließlich auf die Dienstwege der Beschäftigten bezieht. Dieses Projekt hat sich<br />
solitär entwickelt. Es ist weder in ein kommunales BMM-Programm eingebunden, noch ging<br />
eine Initiative oder Unterstützung aus dem Betriebsverbund im Rahmen der Dachorganisation<br />
<strong>des</strong> Diakonischen Werks Hamburg aus. Das Projekt startete nicht mit einer Initiative der<br />
Beschäftigten, sondern ist Ergebnis einer Überprüfung verschiedener Handlungsoptionen durch<br />
die Geschäftsführung. Die Verantwortung lag und liegt weiterhin ausschließlich bei der<br />
Geschäftsführung. Die Effekte sind aus Sicht <strong>des</strong> Betriebs sehr positiv und das Beispiel ist<br />
geeignet, insbesondere auf kleinere, in dicht bebauten Quartieren befindliche Dienstleistungsbetriebe<br />
übertragen zu werden, die einen räumlich begrenzten Aktionsradius aufweisen.
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Das ausschließlich auf die Arbeitswege der Beschäftigten ausgerichtete Projekt <strong>des</strong> betrieblichen<br />
Mobilitätsmanagements von Infineon Dresden (auf die parallel existenten Managementsysteme<br />
im Bereich Geschäftswege ist hinzuweisen) weist von allen Projekten die größte<br />
Dichte und, nach einer Neukonzeption im Jahr 1999, Kontinuität der Maßnahmen auf.<br />
Entwickelt hat es sich als klassisches „top-down“-Projekt aus einer Initiative der Stadtverwaltung,<br />
die vom Management <strong>des</strong> Unternehmens aufgegriffen und in der Folge gemeinsam<br />
von Stadtverwaltung, Unternehmen und IHK weiterentwickelt wurde. Insgesamt zeigt Infineon<br />
strukturell am ehesten einen systematischen Ablauf: Idee – Konzept – Maßnahmenimplementation<br />
– Evaluation – Nachjustierung.<br />
In Dresden wurden im Verhältnis zur Größe und Bedeutung der Stadt – auch als Wirtschaftsstandort<br />
– mit geringem Einsatz von Personal und öffentlichen Haushaltsmitteln tragende<br />
Strukturen geschaffen und viele Einzelprojekte erfolgreich begonnen. Letztlich entscheidend<br />
war in der Initialisierungsphase das Zusammentreffen von kompetenten und engagierten<br />
Entscheidungsträgern und Akteuren in Verwaltung und im Unternehmen und im weiteren<br />
Verlauf <strong>des</strong> Projektes der Zugriff auf professionelle Fachplanung sowie die Ausbildung eines<br />
informellen Betriebsnetzwerks unter Federführung der Stadtverwaltung und unter Vorsitz durch<br />
den Oberbürgermeister, der diesen strategischen Handlungsansatz zur Entwicklung und<br />
Sicherung einer nachhaltigen Mobilität als eine zentrale Managementaufgabe eingestuft hat.<br />
Von Anbeginn wurden in Dresden alle Aufgaben „hauptamtlich“ erfüllt.<br />
Sowohl Handlungsanlässe als auch strategische Ausrichtung und Organisationsstruktur <strong>des</strong><br />
Projektes in Freiburg folgen anderen Handlungsmustern. In einer in bun<strong>des</strong>weitem Vergleich<br />
durchaus in dieser Bedeutung nur selten zu findenden Verbindung von Arbeitnehmerinteressen<br />
(finanzielle und qualitative Erleichterungen bei der Bewältigung der Arbeitswege) und allgemein<br />
umweltschutzpolitischem Engagement entstand ein Handlungsansatz, der das BMM als<br />
Angebot für möglichst viele Betriebe initiierte und weiterentwickelte.<br />
Dabei wurde in Freiburg keine professionelle Dienstleistung im Bereich Planung bzw.<br />
Wirkungskontrolle in Anspruch genommen und dort, wo Aufgaben in diesem Kontext in<br />
einzelnen Betrieben nicht durch die Geschäftsleitung oder das Management selbst<br />
übernommen wurden, hat das Projekt auch nach über 15 Jahren noch den Charakter einer<br />
politischen Initiative beibehalten, die von ehrenamtlichem Engagement der aktiven<br />
Beschäftigten in den Betrieben lebt.<br />
Das Projekt Bielefeld ist geprägt durch eine Vielzahl von aufeinander abgestimmten Einzelmaßnahmen,<br />
die innerhalb der durchführenden Stadtverwaltung nicht als betriebliches<br />
Mobilitätsmanagement gefasst werden. Berücksichtigt werden hier sowohl der Berufs- als auch<br />
der Dienstreiseverkehr. Die gescheiterte Umsetzung <strong>des</strong> Betriebsverkehrsplans aufgrund von<br />
Differenzen zwischen den Verantwortlichen zeigt sehr gut die Umsetzungshemmnisse, aber<br />
auch die daraus genutzten Möglichkeiten zur Etablierung zumin<strong>des</strong>t von Einzelmaßnahmen<br />
durch Engagement der Verantwortlichen und die Einbeziehung verschiedener Akteure auf.<br />
7.14.2 Erfolgsfaktoren<br />
Im Folgenden werden die aus der Analyse der <strong>Fallstudien</strong> allgemeingültig abzuleitenden<br />
Erfolgsfaktoren genannt, die zu einer erfolgreichen Einführung und dauerhaft etablierten Fortführung<br />
eines betrieblichen Mobilitätsmanagement in Betrieben beitragen.<br />
Problemdruck oder thematisch-strategische Ausrichtung im Betrieb<br />
117
118<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Die untersuchten Beispiele zeigen, dass in allen Betrieben ein bestimmter Problemdruck (Parkdruck,<br />
angespannte Haushaltslage, Kapazitätsprobleme im Netz) oder eine strategische<br />
Ausrichtung in den Betrieben (Umwelt, Gesundheitsförderung) die Ausgangssituation für die<br />
Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements bzw. die Durchführung einzelner<br />
Maßnahmen bildete. Zwar ist dies nicht als Erfolgsfaktor zu bezeichnen, aber als der<br />
wesentliche Grund anzusehen, sich überhaupt mit dem Thema auseinander zu setzen.<br />
Innerbetriebliche Kooperation<br />
Im Rahmen der Maßnahmenentwicklung und Umsetzung erwies sich bei den untersuchten<br />
<strong>Fallstudien</strong> eine intensive Kommunikation und Kooperation unter Beteiligung aller relevanten<br />
Gruppen im Betrieb (Beschäftigte, Betriebs/Personalrat, mittleres Management, Geschäftsführung)<br />
als besonders erfolgreich. Im Einzelfall wurde berichtet, dass es innerhalb eines<br />
Betriebes Vorbehalte auf Seiten von Entscheidungsträgern gegeben habe, weil die Initiative von<br />
der Arbeitnehmervertretung bzw. von der Gewerkschaft ausging. Es zeigte sich, dass erst nach<br />
gemeinsamen Gesprächen Vorbehalte gegen Maßnahmen sowohl von der Geschäftsführung<br />
als auch von den Beschäftigten – je nachdem wer die initiierende Seite war – abgebaut werden<br />
konnten. In der Stadt Bielefeld beispielsweise wurde erst nach Einbeziehung <strong>des</strong> Personalrats<br />
und der Vermeidung von Sozialkriterien bei der Vergabe der Stellplätze die Parkraumbewirtschaftung<br />
erfolgreich eingeführt.<br />
Das Hamburger Beispiel zeigt auf, dass eine Initiative, die allein durch die Geschäftsführung als<br />
Top-Down-Ansatz etabliert wurde ebenfalls sehr erfolgreich sein kann. Dort aber, wo der Erfolg<br />
der Maßnahmen nur von Verhaltensänderungen der Beschäftigten abhängt und nicht durch<br />
Zwänge (Parkgebühren usw.) determiniert wird, ist Überzeugungsarbeit in hohem Maß<br />
erforderlich, die durch Einbindung der Beschäftigten eher geleistet und zum Erfolg geführt<br />
werden kann, als wenn diese Initiative von der Geschäftsführung der Betriebe ausgeht.<br />
Zumin<strong>des</strong>t, dass zeigt das Beispiel Dresden, ist eine weitgehende Einbindung der Beschäftigten<br />
bzw. deren Vertretungen erforderlich. Grundlage bildet in allen Fällen eine gemeinsame<br />
Schnittmenge der Interessen der Beschäftigten und <strong>des</strong> Betriebes.<br />
Engagement, Kontinuität und Kompetenz der handelnden Personen in den Betrieben<br />
Ein kontinuierliches betriebliches Mobilitätsmanagement setzt interessierte und engagierte<br />
Beschäftigte sowie eine feste Verankerung und Verstetigung im Management voraus. Die<br />
tragende Säule in Dresden war das herausgebildete Mobilitätsteam, welches als innerbetriebliche<br />
Arbeitsgruppe ohne formale Strukturen organisiert ist und deren entwickelte Strategien<br />
und Einzelmaßnahmen von der Geschäftsführung unterstützt werden.<br />
In den Freiburger Beispielen lebt – zumin<strong>des</strong>t dort, wo Aufgaben nicht durch die Geschäftsführung<br />
übernommen wurden – das Mobilitätsmanagement überwiegend vom ehrenamtlichen<br />
Engagement der Beschäftigten. Hier leistet die AG „Umweltfreundlich zum Betrieb“ ehrenamtlich<br />
eine betriebsübergreifende Wissenstransfer- und letztlich Netzwerkarbeit, die wesentlich<br />
zum positiven Image der Programmatik und der Maßnahmen in Freiburg beitragen konnte.<br />
Die befragten Akteure in AG und Betrieben stimmen weitgehend darin überein, dass für eine<br />
Sicherung <strong>des</strong> erreichten Stan<strong>des</strong> und eine mögliche Weiterentwicklung die personellen und<br />
materiellen Ressourcen der AG und der innenbetrieblichen Arbeitsgruppen nicht ausreichend<br />
sind und eine Übertragbarkeit auf andere Städte allein schon <strong>des</strong>halb nicht gelingen kann, weil<br />
nicht ausreichend Personen gefunden werden können, die bereit sind, eine solche Arbeit<br />
ehrenamtlich zu übernehmen.
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Die überwiegend ehrenamtlichen Arbeit und die dadurch häufig stark auf Einzelpersonen –<br />
sowohl auf Ebene der Geschäftsleitungen als auch der Arbeitnehmer – fixierte Struktur,<br />
beinhaltet darüber hinaus ein hohes Potenzial möglichen Scheiterns, sobald diese Personen die<br />
Betriebe oder die überbetriebliche Initiative verlassen.<br />
Letztendlich können professionelle Strukturen unter Beteiligung aller betrieblichen Gruppen<br />
zwar als Erfolgsfaktoren gewertet werden, gleichzeitig können ehrenamtliche Strukturen nicht<br />
per se als hemmender Faktor genannt werden. Sie setzen zur dauerhaften Etablierung und<br />
Unterstützung <strong>des</strong> Engagements allerdings mehr externe Unterstützung und Anerkennung von<br />
außen voraus.<br />
Externe und interne Öffentlichkeitsarbeit<br />
Für die Kontinuität <strong>des</strong> Engagements der innerbetrieblichen Akteure war sowohl in Freiburg als<br />
auch in Dresden entscheidend, dass die Thematik und die Wirkungen der eigenen Leistungen<br />
zunächst auf Ebene der Stadt und auch überregional Aufmerksamkeit und Anerkennung<br />
gefunden haben. Dieser Effekt wurde in Freiburg durch die überbetriebliche „AG Umweltfreundlich<br />
zum Betrieb“ und die Einführung <strong>des</strong> Öko-Verkehrs-Siegels verstärkt, da hier nicht<br />
nur innerbetriebliche Gruppen angesprochen werden, sondern durch den Bekanntheitsgrad in<br />
der Öffentlichkeit auch die Bevölkerung in Stadt und Umland in den Prozess integriert werde.<br />
Die Wirkung der erstmals in 2002 verliehenen Auszeichnung mit dem „Öko-Verkehrs-Siegel“<br />
durch die Stadtverwaltung zeigt bereits im Ansatz, welchen Nutzen diese letztlich als<br />
Marketingstrategie aufzufassende Aktion bereits stiften kann. In Dresden wurde das<br />
Engagement durch zwei Forschungsprojekte anerkannt, die zusätzlich neue Impulse für das<br />
betriebliche Mobilitätsmanagement gaben.<br />
Die <strong>Fallstudien</strong> zeigen, dass die die interne Öffentlichkeitsarbeit ein entscheidender Erfolgsfaktor<br />
ist. Die Nutzer der Angebote (min<strong>des</strong>tens die Beschäftigten, nach Einzelfall auch<br />
Besucher und Kunden) werden regelmäßig und umfassend über alle Maßnahmen und<br />
optionalen Angebote informiert. Die Geschäftsleitung kann durch die Beteiligung an Angeboten<br />
oder Maßnahmen darüber hinaus nach außen und innen eine Vorbildrolle einnehmen.<br />
Kommunikation und Kooperation mit Verkehrsunternehmen und Stadtverwaltungen<br />
Die <strong>Fallstudien</strong> zeigen, dass die Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements immer<br />
erfolgreich war, wenn Dritte Leistungen anboten, die von den Betrieben genutzt werden<br />
konnten. Hier sind insbesondere die örtlichen Verkehrsunternehmen zu nennen. In allen untersuchten<br />
<strong>Fallstudien</strong> bieten sie ein Jobticket an, welches von allen Betrieben genutzt wird. In<br />
Dresden und Freiburg wurden darüber hinaus von den Verkehrsbetrieben Maßnahmen<br />
ergriffen, wie die Anlage neuer Haltestellen oder die Abstimmung von Abfahrts- und Arbeitszeiten.<br />
Um den Prozess der Entwicklung und Implementierung von betrieblichem Mobilitätsmanagement<br />
zu fördern und zu verstetigen, kommt der städtischen Verwaltung als Ansprech-<br />
und Kooperationspartner sowie als Vorbild eine Schlüsselfunktion zu. Die Beispiele Dresden,<br />
Freiburg und zum Teil Bielefeld zeigen auf unterschiedliche Weise, welche Rolle die städtischen<br />
Verwaltungen in diesem Zusammenhang übernehmen können.<br />
Die Übernahme von Aufgaben und Verantwortung für die Etablierung <strong>des</strong> betrieblichen<br />
Mobilitätsmanagements durch die Stadtverwaltung für die Betriebe in der Kommune ist als ganz<br />
wesentlicher Erfolgsfaktor zu nennen. Für diese Erfolgsstrategie ist nicht unerheblich, dass die<br />
Stadtverwaltung auch im Hinblick auf kommunale Planungsprojekte eine Verantwortung für die<br />
119
120<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Abstimmung mit den BMM-Projekten trägt und nicht nur für die Durchsetzung von Partialinteressen<br />
einzelner Nachfrager (Betriebe) oder Anbieter (z. B. Verkehrsunternehmen) agiert.<br />
Zu dieser unabhängigen Position kommt die Chance hinzu, sich auch mit eigenen Vorbildprojekten<br />
als Arbeitgeber und Träger bedeutender verkehrswirksamer Strukturen zu beteiligen,<br />
was in Dresden beispielsweise wahrgenommen wurde. Auch die Stadt Bielefeld nutzt ihre<br />
eigene Vorbildfunktion, um weitere Betriebe für das betriebliche Mobilitätsmanagement zu<br />
gewinnen.<br />
Wesentliche Erfolgsfaktoren bilden die eingespielten und verlässlichen Kommunikationsstrukturen<br />
zwischen Betrieben, Stadtverwaltung, Verkehrsunternehmen und sonstigen Akteuren<br />
in den untersuchten <strong>Fallstudien</strong>. In Freiburg sind die Grundlagen für eine Ausweitung der<br />
Umwelt-Verkehrsprogramme durch die interessierten und engagierten Betriebsangehörigen, die<br />
überbetriebliche AG und die verkehrspolitischen Grundsätze der Stadtverwaltung ebenso gelegt<br />
worden wie in Dresden. Die verkehrspolitischen, siedlungsstrukturellen und weiteren<br />
verhaltensbeeinflussenden Faktoren sind in Freiburg wie nur in wenigen vergleichbaren<br />
deutschen Städten als sehr positiv für die Etablierung von BMM-Projekten einzuschätzen. In<br />
dieser Hinsicht ist eine Übertragung <strong>des</strong> Handlungsansatzes und der Wirkungen der Arbeit der<br />
AG „Umweltfreundlich zum Betrieb“ auf andere Städte eher skeptisch zu betrachten.<br />
7.14.3 Empfehlungen für die Betriebe<br />
Ein erfolgreiches betriebliches Mobilitätsmanagement berücksichtigt spezifische betriebliche<br />
Zielsetzungen, Umsetzungsbedingungen sowie betriebliche und übergeordnete Rahmenbedingungen<br />
und ist daher in erheblichem Maße standortabhängig. Die <strong>Fallstudien</strong> und die<br />
Betriebsbefragung zeigten, wie unterschiedlich sich Betriebsstrukturen darstellen. Dies erfordert<br />
für betriebliches Mobilitätsmanagement optimierte Einzelfalllösungen in den Betrieben. Gleichwohl<br />
lassen sich allgemeingültige Erfolgsfaktoren anhand betrieblicher Bedingungen ableiten,<br />
die den Charakter von Empfehlungen haben.<br />
Die Ergebnisse <strong>des</strong> Projekts erlauben es, Maßnahmen <strong>des</strong> BMM unterschiedlichen Kategorien<br />
<strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements zuzuordnen. Diese sind:<br />
� BMM als eigenständige Strategie zur Erreichung von Zielen hinsichtlich der Gestaltung<br />
der personenbezogenen Mobilität der Beschäftigten<br />
� BMM als Teil einer übergeordneten Managementstrategie (Umweltschutz, Gesundheitsförderung,<br />
Kostensenkung, Standort- und Gebäudemanagement etc.)<br />
� BMM als eigenständige Strategie parallel und abgestimmt zu anderen Managementsystemen<br />
konzipiert und Synergieeffekte nutzend<br />
� Durchführung einzelner Maßnahmen <strong>des</strong> BMM oder Beteiligung an Kampagnen oder<br />
Maßnahmen Dritter<br />
In Abhängigkeit von der Ausgangslage können alle genannten Kategorien im Sinne eines<br />
betrieblichen Mobilitätsmanagements erfolgreich sein und - wie das Beispiel der Sozialstation in<br />
Hamburg zeigt - auch mit einer Einzelmaßnahme. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch<br />
kleine Betriebe ohne kommunale Unterstützung wirkungsvolle Maßnahmen dauerhaft initiieren<br />
können.<br />
Im Folgenden werden allgemeingültiger Erfolgsfaktoren und Empfehlungen dargestellt, die<br />
abgeleitet aus den Kapiteln 5, 6 und 7 die erfolgreiche Initiierung, Umsetzung und dauerhafte<br />
Implementierung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements in Unternehmen und öffentlichen<br />
Verwaltungen unterstützen:
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Anhang - <strong>Fallstudien</strong><br />
Betriebliche Veränderungsprozesse nutzen („Change Management“)<br />
Die <strong>Fallstudien</strong> haben gezeigt, dass sowohl top-down-Ansätze als auch bottom-up-Ansätze<br />
dazu beitragen können, erfolgreiches betriebliches Mobilitätsmanagement zu initiieren. Die<br />
Einführung wird, unabhängig davon, ob die Geschäftsleitung oder die Beschäftigten Initiatoren<br />
sind, erfolgreicher verlaufen, wenn gleichzeitig anstehende betriebliche Veränderungsprozesse<br />
genutzt werden können. Diese können durch einen besonderen Problemdruck entstehen<br />
(Flächenknappheit bei anstehenden Erweiterungen, Umstrukturierungen in Arbeitsabläufen etc.)<br />
oder aber auch durch thematisch-strategische Neuausrichtungen im Betrieb, wenn<br />
beispielsweise Themenfelder wie Umwelt, Gesundheit oder Zufriedenheit der Mitarbeiter<br />
seitens der Geschäftsführung bzw. der Beschäftigten neu besetzt werden.<br />
Besonders vorteilhaft erwies sich, wenn das betriebliche Mobilitätsmanagement als methodischstrategisches<br />
Management verstanden und im Betrieb entsprechend kommuniziert wird,<br />
unabhängig davon, ob weitere Managementstrategien (z. B. Umweltmanagement) parallel<br />
praktiziert werden. Wesentlich bei der Initiierung ist eine gemeinsame Schnittmenge der<br />
Interessen der Beschäftigten und <strong>des</strong> Betriebes. In der Betriebsbefragung zeigte sich, dass<br />
Themenfelder (Motive für die Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements) mit einer<br />
hohen Wichtigkeit sowohl für die Geschäftsleitung als auch für Beschäftigte (wie Mitarbeiterzufriedenheit,<br />
Verringerung von Wegeunfällen und auch Gesundheitsförderung) am häufigsten<br />
genannt wurden (vgl. Kapitel 6.2.3).<br />
Kontinuität der Aktivitäten und Informationsvermittlung<br />
Das betriebliche Mobilitätsmanagement sollte nach einer initiierenden Startphase in eine<br />
Kommunikation und Kooperation – unter Beteiligung aller relevanten Hierarchieebenen im<br />
Betrieb (Beschäftigte, Betriebs/Personalrat, mittleres Management, Geschäftsführung) – übergeleitet<br />
werden. Optimal ist es, wenn das betriebliche Mobilitätsmanagement als Teil der<br />
betrieblichen Normalität etabliert wird und die Umsetzung und Erfolgskontrolle sowie die<br />
Weiterentwicklung von Maßnahmen als Aufgaben in neu gegründeten Einheiten definiert wird,<br />
die einen Regelbetrieb organisieren und deren Zuständigkeiten transparent und effektiv<br />
organisiert sind. In diesem Zusammenhang ist es sinnvoll, die Nutzer (min<strong>des</strong>tens die<br />
Beschäftigten, nach Einzelfall auch Besucher und Kunden) regelmäßig und umfassend über<br />
alle Maßnahmen und optionalen Angebote <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements im<br />
Rahmen eines internen Marketings zu informieren. Die Aufmerksamkeit aller intern Beteiligten<br />
wird durch Wahrnehmung geeigneter temporärer Ereignisse (z.B. extern organisierte<br />
Kampagnen z. B. der Berufsgenossenschafen, der Krankenkassen, von Umweltverbänden<br />
etc.), aktuelle politische Debatten um Verkehr (Kosten, Klimaschutz, Veränderungen der<br />
Betriebsstruktur etc.) von Zeit zu Zeit aktiviert bzw. geschärft.<br />
Überbetriebliche Öffentlichkeitsarbeit<br />
Die Einbindung der Maßnahmen bzw. der Konzepte <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagement in<br />
den Marktauftritt <strong>des</strong> Betriebs trägt wesentlich zur Imagebildung <strong>des</strong> Betriebs bei. Darüber<br />
hinaus können die Maßnahmen bzw. die Konzepte in Managementinstrumente der Betriebe<br />
eingebunden werden. Die meisten Betriebe wenden verschiedene Managementinstrumente<br />
bzw. Zertifizierungen an (vgl. Kapitel 6.2.3). Besonders geeignet sind Umweltzertifizierungen<br />
und sonstige Umweltprogramme.<br />
Über die Bildung von Netzwerken von Betrieben (Verbände, Arbeitsgruppen), Betriebs- und<br />
Personalräten, am Betriebsstandort, auf kommunaler Ebene kann ein Austausch – auch über<br />
121
122<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Themenfelder <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements – gewährleistet werden. Die Betriebsbefragung<br />
zeigt, dass sehr viele Maßnahmen, die zum betrieblichen Mobilitätsmanagement zu<br />
zählen sind, bereits in einer Vielzahl Betriebe angewandt werden und somit Erfahrungen zu<br />
Wirkungen vorliegen (vgl. Kapitel 6). In Abhängigkeit von der Funktion <strong>des</strong> Netzwerks können<br />
u. a. Erfahrungen innerhalb von Branchen, auf räumlichen Ebenen oder auf Verbandsebenen<br />
ausgetauscht werden. Dies kann auch dazu führen, dass Betriebe gemeinsam am Markt<br />
auftreten können, um sich zum Beispiel externe Mobilitätsdienstleistungen (vgl. Kapitel 5)<br />
gemeinsam nachzufragen, gegenüber der öffentlichen Hand gemeinsam aufzutreten, um<br />
Interessen, beispielsweise zu einer verbesserten Anbindung der Betriebe, wahrzunehmen.<br />
Kooperation mit Dritten und Unterstützung durch Dritte<br />
Ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor ist eine effektive Kommunikation und Kooperation mit<br />
Dritten (Leistungsersteller außerhalb <strong>des</strong> Betriebs, planende und ordnende öffentliche<br />
Verwaltung). Sowohl die <strong>Fallstudien</strong>, die Marktanalyse als auch die Betriebsbefragung<br />
verdeutlichen die Bedeutung derartiger Kooperationen. Insbesondere dort, wo Kooperationen<br />
mit verschiedenen Ämtern einer engagierten Stadtverwaltung und den örtlichen Verkehrsunternehmen<br />
stattfinden, ist betriebliches Mobilitätsmanagement besonders erfolgreich. Hier<br />
können die Betriebe die Möglichkeit nutzen, aktiv über die bestehenden Schnittstellen die<br />
Ämtern, aber auch die Verkehrsunternehmen und die sonstigen am Markt bereits etablierten<br />
Anbieter von Leistungen (vgl. Kapitel 6.2.4 und Kapitel 5) anzusprechen und ihre Wünsche an<br />
den Markt bzw. die Verwaltungen verdeutlichen. Selbstverständlich liegen – in der anderen<br />
Blickrichtung – hier Ansatzpunkte insbesondere der Kommunen, BMM zu fördern (vgl. Kapitel<br />
8).<br />
Die Marktanalyse hat gezeigt, dass sich der Markt für Mobilitätsdienstleistungen in Teilmärkten<br />
momentan sehr dynamisch, professionell und leistungsstark entwickelt. Dies gilt nicht nur für die<br />
Segmente, die sich mit Flottenmanagement und Facility Management den großen Betrieben<br />
widmen, sondern auch für Mobilitätsdienstleistungen wie Reisemanagement oder Pkw-<br />
Vermietungen für kleinere Betriebe. Die Betriebe sollten hier ihre Nachfrageposition nutzen, um<br />
durch den Einkauf von externen Mobilitätsdienstleistungen Kosten zu sparen.
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Literatur<br />
8. Literatur<br />
ACE (Autoclub Europa). Online unter: www.ace-online.de<br />
ACE (Auto Club Europa) (Hrsg.) (2000): Hin & Her. Ein Ratgeber für den Weg zur Arbeit.<br />
Stuttgart<br />
ACE (Auto Club Europa) (Hrsg.) (2003): Betriebliches Mobilitätsmanagement. Dokumentation<br />
der Veranstaltungsreihe <strong>des</strong> ACE vom 16. bis 18. September 2003. Stuttgart, Berlin<br />
ACE (Autoclub Europa), DGB (deutscher Gewerkschaftsbund) (2005): Mit dem Fahrrad im<br />
Dienst, Portal Clever Pendeln (www.clever-pendeln.de),<br />
ACE (Auto Club Europa); DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) (2002): Dokumentation <strong>des</strong><br />
Workshops Betriebliches Mobilitätsmanagement vom 18.11.02 in Berlin, Workshop II Rahmenbedingungen.<br />
Verfügbar unter: www.clever-pendeln.de;<br />
www/pictures/89Dokumentation%20BMM-Workshop.pdf<br />
ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub). Online unter: www.adfc.de<br />
ADEME (Agence de l´Environment et de la Maîtrise de l´Energie) (2004): Realiser un plan<br />
de deplacements enterprise. Verfügbar unter:<br />
www.ademe.fr/htdocs/publications/catalogue<strong>des</strong>editions/ref4781.htm<br />
ADEME (Agence de l´Environment et de la Maîtrise de l´Energie). Online unter:<br />
www.ademe.fr/auto-diag/transports/rubrique/Autodiagnostic/Sensibilisation /PDE.asp<br />
AG Umweltfreundlich zum Betrieb (1996): Die neue S-Bahn-Strecke durch Freiburg, ein<br />
Projekt, für das die Gleise schon verlegt sind. Hrsg. Mit Unterstützung der IG Metall Freiburg,<br />
Juli 1996.<br />
AG Umweltfreundlich zum Betrieb (2000): Umwelt-Verkehrsprogramme in Betrieben – Ein<br />
Beitrag zur Verkehrspolitik der Stadt Freiburg i. Br. (Hrsg. „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ in<br />
Zusammenarbeit mit der Stadt Freiburg i. Br. –Verkehrsdezernat-)<br />
AG Umweltfreundlich zum Betrieb (Hrsg.) (2002a): Öko-Verkehrs-Siegel - Berufsverkehr für<br />
Betriebe, die sich für die umweltfreundliche Fahrt der Beschäftigten zum Betrieb einsetzen.<br />
Ergänzung zur Broschüre Umwelt-Verkehrsprogramme in Betrieben von 2000. Freiburg<br />
AG Umweltfreundlich zum Betrieb (2002b): Arbeitsgemeinschaft Umweltfreundlich zum<br />
Betrieb; Stadt Freiburg i. Br. Öko-Verkehrs-Siegel Berufsverkehr. Freiburg<br />
AG Umweltfreundlich zum Betrieb (Hrsg.) (2004): Öko-Verkehrs-Siegel - Berufsverkehr für<br />
Betriebe, die sich für die umweltfreundliche Fahrt der Beschäftigten zum Betrieb einsetzen.<br />
Freiburg<br />
ALD Automotive (2005). Online unter: www.ald-automotive.de<br />
APAD (Agenzia per la protezione dell´ambiente e per i servizi tecnici). Online unter:<br />
www.areemetropolitane.apat.it/site/_files/rapporto2005/trasporti.pdf<br />
AvD (Automobilclub von Deutschland) (2005). Online unter: www.avd.de<br />
AVV (Adviesdienst Verkeer en Vervoer) (Hrsg.) (2004): Mobiliteitsmanagement Internationaal<br />
<strong>des</strong>kresearch. Verfügbar unter: www.rws-avv.nl<br />
123
AVV (Adviesdienst Verkeer en Vervoer) (2005). Online unter:<br />
www.rws-avv.nl/pls/portal30/docs/12575.PDF<br />
124<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Bakker, Marien (1994): Der Verkehrsplan <strong>des</strong> Ministeriums für Verkehr und Wasserwirtschaft<br />
in Den Haag. In: Verkehrszeichen Heft 2/1994, S. 18-25<br />
Baum, Herbert; Cremer, Martina; Geißler, Torsten (1998): Auswirkungen <strong>des</strong> Job Tickets auf<br />
den Berufsverkehr. Schlussbericht. Köln<br />
B.A.U.M. (Bun<strong>des</strong>deutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management e V.) (2005).<br />
Online unter: www.baumev.de<br />
BauNetz (2005). Online unter: www.baunetz.de<br />
Beamtenbund und Tarifunion (dbb). Online unter: www.dbb.de<br />
BBR (Bun<strong>des</strong>amt für Bauwesen und Raumordnung) (Hrsg.) (2004):<br />
Verkehrsaufwandsmindernde Strukturen und Dienste zur Förderung einer nachhaltigen<br />
Stadtentwicklung. Endbericht zum ExWoSt-Forschungsfeld „Stadtentwicklung und<br />
Stadtverkehr“. Bonn. Verfügbar unter: www.bbr.bund.de/exwost/bestellservice/best_index.html<br />
Bertuccio et al. (2003): Il Mobility Management in Italia. o. O. Verfügbar unter:<br />
www.euromobility.org<br />
BGW (Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege) (2000):<br />
Mobilitätsmanagement entlastet den Berufsverkehr, Neue BGW-Verkehrsberatung für Betriebe<br />
reduziert Unfälle und Kosten, in: BGW-Presse-Info Januar 2000.<br />
BGW (Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege) (2005):<br />
Mobilitätsmanagement in der betrieblichen Praxis, Hamburg<br />
Bier, R. / Zimmermann, B.: Umwelt – Arbeit – Betrieb. Handbuch für den Betrieblichen<br />
Umweltschutz. Kapitel 4 Umweltfreundlich zum Betrieb – Arbeitnehmerinitiativen in Freiburg. S.<br />
155. In: Presseberichte 1999 – 2001 Heft 2: Fachzeitschrift- und Buchartikel. Hrsg.<br />
Arbeitsgemeinschaft „Umweltfreundlich zum Betrieb)<br />
BiP (Büro für integrierte Planung) (2003): unveröffentlichter Arbeitsbericht zur Auswertung<br />
der Mobilitätsbefragung Infineon 2003<br />
BiP (Büro für integrierte Planung) (2004a): Betriebliches Mobilitätsmanagement Infineon<br />
Technologies Dresden, unveröffentlichter Arbeitsbericht, Herdecke, Berlin, Kassel<br />
BiP (Büro für integrierte Planung) (2004b): Betriebliches Mobilitätsmanagement Infineon<br />
Technologies Dresden im Rahmen <strong>des</strong> Forschungsprojektes intermobil Region Dresden,<br />
Ergebnisbericht (unveröffentlicht), Herdecke, Berlin, Kassel<br />
BMVBW (Bun<strong>des</strong>ministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen) (Hrsg.) (2004a):<br />
Verkehr in Zahlen 2004/2005. 33. Jahrgang. Erweiterte Ausgabe. Hamburg<br />
BMVBW (Bun<strong>des</strong>ministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen) (Hrsg.) (2004b):<br />
Mobilitätsmanagement – Ziele, Konzepte und Umsetzungsstrategien. Reihe direkt 58/2004.<br />
Bonn<br />
Bruns, Hans-Ludwig; Vennefrohne, Klaus; Welk, Lars (2001): Mobilitätsmanagement in der<br />
betrieblichen Praxis. Hamburg
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Literatur<br />
BUND Lan<strong>des</strong>verband BaWü/ DGB-Bildungszentrum Bad Kreuznach / IG Metall Freiburg<br />
i. Br. / AG Umweltfreundlich zum Betrieb (Hrsg.) (1995): Broschüre: Umweltfreundlichen<br />
Verkehr organisieren. Umwelt-Verkehrsprogramme mit Beispielen aus Betrieben. Freiburg<br />
Bun<strong>des</strong>ingenieurkammer (2005). Online unter: www.bingk.de<br />
Bun<strong>des</strong>verband der Betriebskrankenkassen (2003): Geschäftsbericht 2003. Verfügbar unter:<br />
www.bbk.de<br />
Bun<strong>des</strong>verband Car-sharing (2005). Online unter: www.bcs.de<br />
Bun<strong>des</strong>verband der Autovermieter Deutschlands e.V. Online unter: www.bav.de<br />
Bun<strong>des</strong>verband der Fahrradkurierdienste (2005). Online unter: www.bdfew.de<br />
Bun<strong>des</strong>verband der Park- und Garagenhäuser e.V. (2005). Online unter:<br />
www.parkhausverband.de<br />
Bun<strong>des</strong>verband freier Tankstellen e. V. Online unter: www.bft.de<br />
Bun<strong>des</strong>verband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (Hrsg.) (2004): Beschaffungsdienstleister<br />
in Deutschland: Einblicke in einen boomenden Markt. Frankfurt am Main<br />
Bürgerservice Pendlernetz NRW (Hrsg.) (2005): Mobilisieren Sie Ihren Betrieb: Fördern Sie<br />
Fahrgemeinschaften. Rheine<br />
Burggraf, Kerstin (2006): Betriebliches Mobilitätsmanagement in Sachsen. In:<br />
Verkehrszeichen, Ausgabe 1/2006, Mühlheim an der Ruhr<br />
c+s relocation management GmbH (2005). Online unter: www.cs-relocation.de<br />
Cairns et al. (2004): Smarter Choices – Changing the Way We Travel. Final report of the<br />
research project: “The influence of soft factor interventions on travel demand”. London<br />
cambio Mobilitätsservice GmbH und Co. KG (2005). Online unter: www.cambiocar.de<br />
Car Professional Fuhrparkmanagement und Beratungsgesellschaft (2005). Online unter:<br />
www.carprofessional.de<br />
CERTU (2003): Conseil en mobilité: une nouvelle mission, un nouveau metier. Lyon<br />
Christlicher Gewerkschaftsbund Deutschlands. Online unter: www.cgb.info.de<br />
Clever Pendeln, Homepage: www.clever-pendeln.de (20.12.2005) Zitiert in: Dienstleistungen<br />
im Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald, www.frsw.de/breisgau-hochschwarzwald.htm<br />
DaimlerChrysler. Online unter: www.daimlerchryslerservices.de<br />
DB Carsharing (2005): Newsletter Nr. 15 vom 28.02.2005<br />
DBV (Deutscher Bahnkunden-Verband e. V.) (2004). Online unter: www.pro-bahn.de<br />
De Tommasi, Roberto; Oetterli, Dominik (2003): Mobilitätsmanagement in Unternehmen.<br />
1. Projektbericht Phase 1. State of the Art <strong>des</strong> betrieblichen Mobilitätsmanagements in<br />
ausgewählten Ländern Europas. Zürich<br />
De Tommasi, Roberto; Caduff, Gabriel (2004): Mobilitätsmanagement in Unternehmen.<br />
Grobe Zwischenevaluation der Pilotphase. Ittingen/Bern<br />
125
126<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Derichs, Anka (2003): Besser wohnen mit weniger Verkehr. Arbeitspapier im Rahmen <strong>des</strong><br />
Projekts RAVE – „Nachhaltige Raum- und Verkehrsplanung“. Dortmund.<br />
Desmedt, B. (2002): Les Plans de Deplacements d’Enterprise (PDE) en Belgique. In: Azevedo<br />
da Cruz, A.: Les services à la mobilité au cœr du Management de la Mobilité. RATP No. 134.<br />
Paris<br />
Deutscher Reisebüro und Reiseveranstalter Verband (2005). Online unter: www.drv.de<br />
Deutscher Taxi- und Mietwagenverband e. V. Online unter: www.bzp.org.de<br />
Deutscher Verband für Facility Management e. V. (GEFMA) (2004). Online unter:<br />
www.gefma.de<br />
Dezernat I und Kämmerei Stadt Freiburg i. Br.: In: Beteiligungsbericht 2004. Hrsg. Dezernat<br />
und Kämmerei der Stadt Freiburg i. Br. (März 2005)<br />
DfT (Department for Transport) (Hrsg.) (2002a): Using the planning process to secure travel<br />
plans. Research Report. London<br />
DfT (Department for Transport) (Hrsg.) (2002b): Using the planning process to secure travel<br />
plans. Best practice guide. London<br />
DfT (Department for Transport) (Hrsg.) (2002c): Making travel plans work. Research report.<br />
London<br />
DfT (Department for Transport) (Hrsg.) (2002d): Making travel plans work. Lessons from UK<br />
case studies. London<br />
DfT (Department for Transport) (2005a): Travel Plans. Online unter: www.dft.gov.uk (><br />
sustainable travel > travel plans)<br />
DfT (Department for Transport) (2005b): making smater choices work. Online unter:<br />
http://www.dft.gov.uk (> sustainable travel > smarter choices)<br />
DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund). Online unter: www.dgb.de<br />
Diakonie St. Pauli, Homepage: www.diakonie-stpauli.de (02.02.2006)<br />
Diakonie und Sozialstation Innenstadt St. Pauli, Homepage: www.diakonie-hh.de<br />
(01.04.2006)<br />
Diakonisches Werk Hamburg (2005): Geschäftsverteilungsplan <strong>des</strong> Diakonischen Werks<br />
Hamburg, 1/2005, o.S.<br />
Dienstvereinbarung über die Parkraumbewirtschaftung für MitarbeiterInnen <strong>des</strong><br />
Universitätsklinikums Freiburg<br />
DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung), Institut für angewandte<br />
Sozialwissenschaften GmbH (infas) (2004): Mobilität in Deutschland. Ergebnisbericht.<br />
Projekt-Nr. 70.0736/2003. Berlin. Verfügbar unter: www.kontiv2002.de<br />
Dresdner Neueste Nachrichten Online im Internet: www.dnn-online.de<br />
DVR (Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V.): Risiko Berufsverkehr. Konzentrationsmängel<br />
und Schlafprobleme als Folge. Pressenotiz vom 7. März 1998. Bonn. Verfügbar unter:<br />
www.dvr.de
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Literatur<br />
ECMT (European Conference of Ministers of Transport) (2002): Managing Commuters’<br />
Behaviour. A new role for companies. Report of Round Table 121 on Transport Economics.<br />
Paris<br />
Essert, Markus (2000): Betriebliches Mobilitätsmanagement im Berufsverkehr – eine<br />
Bestandsaufnahme von Gestaltungsmöglichkeiten für Unternehmen im Nürnberger Raum.<br />
Diplomarbeit. Erlangen-Nürnberg<br />
EuropeAliveMedien GmbH (2005). Online unter: www.ea-media.net<br />
EVAG (Essener Verkehrs-AG) (2001): Kundenzufriedenheitsmessung 2001. Marketing, Verkehrsforschung.<br />
Essen.<br />
Federale Overheidsdienst Mobiliteit en Vervoer. Online unter:<br />
http://www.mobilit.fgov.be/forens/static/onthaal/information_nl_BE.html<br />
Feigl, Ludger; Vennefrohne, Klaus (1999): Mobilitätsmanagement im Berufsverkehr. In:<br />
Internationales Verkehrswesen Heft 11/99, S. 511-515<br />
FGM (Forschungsgesellschaft Mobilität) (1993): Ausbildung zum Mobilitätsberater. Graz.<br />
Finke, Timo (2003): Bewertung von Mobilitätsmanagement-Maßnahmen. Integrationsmöglichkeiten<br />
von europäischen und amerikanischen Bewertungsansätzen. In: Institut für<br />
Stadtbauwesen und Stadtverkehr (ISB) der RWTH Aachen. Tagungsband zum 4. Kolloquium<br />
„Mobilität und Stadt“ AMUS 2003, S. 51-64. Aachen<br />
FIS (Forschungs-Informationssystem) (2005): Verkehr, Bauen, Wohnen, Aufbau Ost.<br />
Sachgebiet "Betriebliches Mobilitätsmanagement". Online unter: http://fis.server.de/<br />
Förderkreis für Mobilitätszentralen und Mobilitätsmanagement (2005). Online unter:<br />
www.mzm-online.de<br />
Freiburger Verkehrs AG, Homepage: www.vag-freiburg.de/ (09.01.06)<br />
FUSS e.V. (Fachverband Fußverkehr Deutschland e. V.). Online unter: www.fuss-ev.de<br />
Glaser, Jürgen; Menze, Axel (2003): Ansatzpunkte zur Steuerung unternehmerischer<br />
Standortentscheidungen. Ergebnisse einer Unternehmensbefragung zu Standortanforderungen<br />
und Standortqualitäten in der Region Dresden, ECTL Working Paper 22, Technische Universität<br />
Hamburg-Harburg, Hamburg<br />
Hahn, Christian (2006): Die Rolle der Kommune im Betrieblichen Mobilitätsmanagement,<br />
Diplomarbeit, Dortmund<br />
Hauptstadtregion Brüssel (2005): Bedrifsvervoerplan/Plan de déplacements d’enterprise.<br />
Online unter: http://www.bvp.irisnet.be<br />
Hessische Allgemeine vom 31.03.2005 und 06.04.2005<br />
Herry, Max; Schuster, Markus; Thaler, Robert (2000): Erfolgreiche Wege für Umwelt & Wirtschaft.<br />
Betriebliches Mobilitätsmanagement. Erfahrungen <strong>des</strong> Modellvorhabens „Sanfte<br />
Mobilitäts-Partnerschaft“. Leitfaden für Betriebe. Wien<br />
Holz-Rau, Christian, Universität Dortmund (02/2004): Nachhaltige Regional-, Städtebau- und<br />
Verkehrs-(entwicklungs)planung RAVE. Forschungs- und Entwicklungsvorhaben im Auftrag <strong>des</strong><br />
Bun<strong>des</strong>ministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, FOPS-Projekt Nr. 73.314/2001.<br />
Abschlussbericht Anhang II im Februar 2004.<br />
127
128<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Hoppe, Frank; Müller-Steinfahrt, Ulrich; Essert, Markus; Klaus, Peter; Liberda, Elisabeth<br />
(2001): Arbeitnehmerorientierte Mobilitätsgestaltung im Großraum Nürnberg. Studie <strong>des</strong><br />
Fraunhofer-Instituts im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung. Nürnberg<br />
HUR (Hovedstadens Udviklingsråd) (2005). Online unter: www.hur.dk<br />
HVV (Hamburger Verkehrsverbund), Homepage: www.hvv.de (30.03.2006)<br />
HVV (Hamburger Verkehrsverbund) (2004a): HVV-Kundenbarometer 2004. Hamburg<br />
HVV (Hamburger Verkehrsverbund) (2004b): Die ProfiCard<br />
IG Metall (2005): Arbeit & Ökologie Briefe. Ökologisch und praktisch zur Arbeit – es geht.<br />
Verfügbar unter www.igmetall.de<br />
IHK (Industrie- und Handelskammer) (2005). Online unter: www.ihk.de<br />
ILS NRW (Institut für Lan<strong>des</strong>- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen <strong>des</strong><br />
Lan<strong>des</strong> NRW) (Hrsg.) (2000): Parken und Jobticket. Eine Planungshilfe für die Praxis.<br />
Dortmund<br />
ILS NRW (Institut für Lan<strong>des</strong>- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen <strong>des</strong><br />
Lan<strong>des</strong> NRW), ISB (Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr) (2000) (Hrsg.):<br />
Mobilitätsmanagement-Handbuch. Ergebnisse der Forschungsprojekte MOSAIC und<br />
MOMENTUM. Dortmund<br />
ILS NRW (Institut für Lan<strong>des</strong>- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen <strong>des</strong><br />
Lan<strong>des</strong> NRW), Planungsgruppe Nord (PGN), Universität Dortmund (2005a):<br />
Weiterentwicklung von Produkten, Prozessen und Rahmenbedingungen <strong>des</strong> betrieblichen<br />
Mobilitätsmanagements. FOPS-Projekt FE 70.748/04. 1. Zwischenbericht. Dortmund<br />
ILS NRW (Institut für Lan<strong>des</strong>- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen <strong>des</strong><br />
Lan<strong>des</strong> NRW), Planungsgruppe Nord (PGN), Universität Dortmund (2005b):<br />
Weiterentwicklung von Produkten, Prozessen und Rahmenbedingungen <strong>des</strong> betrieblichen<br />
Mobilitätsmanagements. FOPS-Projekt FE 70.748/04. 2. Zwischenbericht. Dortmund<br />
ILS NRW (Institut für Lan<strong>des</strong>- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen <strong>des</strong><br />
Lan<strong>des</strong> NRW) (2005). Online unter: www.mobilitaetsmanagement.nrw.de<br />
ILS NRW (Institut für Lan<strong>des</strong>- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen <strong>des</strong><br />
Lan<strong>des</strong> NRW) (Hrsg.) (2005): Soziale Integration durch gleiche Mobilitätschancen, Sozialer<br />
Wohnungsbau und Öffentlicher Verkehr, Ergebnisse einer Befragung zur Mobilität der<br />
Bewohner/-innen. Dortmund<br />
Infineon AG (2006) (Hrsg.): Geschäftsbericht 2005, München<br />
Infineon AG (Hrsg.) (1999): Umwelterklärung 1999 Infineon Technologies Dresden GmbH und<br />
Co. OHG, Semiconductor300 GmbH & Co. KG, Dresden<br />
Innenministerium Baden Württemberg, Homepage: www.innenministerium.badenwuerttemberg.deInstitut<br />
für Innovationstransfer GmbH (o. J.): Mit dem Fahrrad in Bielefeld zur<br />
Arbeit – Wirkung und Ergebnisse eines halbjährigen Modellprojekts. Bielefeld<br />
Intermetall (Hrsg.) (1996): Umwelt-Verkehrskonzept Intermetall. Die Geschäftsleitung und der<br />
Betriebsrat der Firma INTERMETALL Freiburg i. Br.<br />
ISB (Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr) (2003): Verkehrsaufwandsmindernde<br />
Strukturen und Dienste zur Förderung einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Kurzbericht der
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Literatur<br />
Forschungsassistenz zum Forschungsfeld anlässlich der ExWoSt-Fachveranstaltung am<br />
27./28. Oktober 2003 in Bonn. Bonn<br />
ISB (Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr), IVV (Ingenieurgruppe für<br />
Verkehrswesen und Verfahrensentwicklung) (2004): Mobilitätsmanagement in Deutschland<br />
und im Ausland. Stand von Theorie und Praxis, Abschlussbericht <strong>des</strong> FOPS-Projektes<br />
70.657/01 im Auftrag <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>ministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen<br />
(BMVBW). Aachen<br />
Isfort, Adi (2004): Was erwartet der Fahrgast? Zufriedenheit und Nutzungshäufigkeit im ÖPNV.<br />
In: Der Nahverkehr 7-8/2004. S. 7-10<br />
Jean, M. (2004): Le management de la mobilité <strong>des</strong> lieux d’activités: état de l’art <strong>des</strong> plan de<br />
déplacements dans les collectivés locales en France. Verfügbar unter: www.uvcw.be<br />
Joksch, Gerhard (2005): Dienstliche Mobilität neu gestalten – Neuausrichtung <strong>des</strong><br />
betrieblichen Mobilitätsmanagements. Vortrag. Auftaktveranstaltung zur Europäischen Woche<br />
der Mobilität 2005 am 02.03.2005. Mülheim/Ruhr<br />
Karlsbach, Wolfgang, Chief Executive Officer (CEO) Umweltbericht 2000: ”Weitsichtig<br />
planen – nachhaltig wirtschaften”<br />
Klicktel, Homepage: www.klicktel.de<br />
klima:aktiv. Online unter: www.klimaaktiv.at/article/archive/11981<br />
Klima-Bündnis/Alianza del Clima e.V. (Hrsg.) (2003a): Clever & Mobil. Aktionen für Betriebe.<br />
Ideen und Anregungen für eine Aktionswoche „Betriebliches Mobilitätsmanagement“. Frankfurt<br />
am Main<br />
Klima-Bündnis/Alianza del Clima e.V. (Hrsg.) (2003b): Handlungsleitfaden.<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe. Frankfurt am Main<br />
Klingberg, Sonja (1997): Vortrag im Rahmen einer Veranstaltung zum Betrieblichen Mobilitätsmanagement.<br />
In: Katalyse Institut für angewandte Umweltforschung (1997): Tagungsreader<br />
Betriebliches Mobilitätsmanagement, Konzepte einer kostensparenden und umweltverträglichen<br />
Mobilität. Köln<br />
KpVV (Kennisplatform Verkeer en Vervoer). Online unter:<br />
http://www.kpvv.nl/templates/mercury.asp?page_id=1543<br />
Krag, Thomas (2005): Mobility Planning in Danmark. Vortrag im Rahmen eines<br />
Mobilitätsmanagement-Seminars am 26. September 2005. Helsinki. Verfügbar unter:<br />
www.kulku.info/seminar/sli<strong>des</strong>/MM_Denmark_Krag.pdf<br />
Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden, Stadtplanungsamt (1996) (Hrsg.): Mobilitätsberatung für<br />
Unternehmen, Beispiel SIMEC Dresden, Dresden<br />
Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden, Stadtentwicklung (2002): Integriertes Stadtentwicklungskonzept<br />
(INSEK), Kurzfassung, Dresden<br />
Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden, Stadtentwicklung (2004): Stadtentwicklungsbericht, Dresden<br />
Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden, Mobilität (2005a): Präsentation Seminar Mobilitätsmanagement<br />
für Unternehmen am 01.12.2005, Dresden<br />
Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden (2005b) (Hrsg.): Faktum Dresden. Die sächsische<br />
Lan<strong>des</strong>hauptstadt in Zahlen, Dresden<br />
129
130<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden (2005): Geschäftsbereich Stadtentwicklung, Hauptabteilung<br />
Mobilität, DVB AG, VVO (2005) (Hrsg.), Mobilität in Dresden und Umland, Ergebnisse der SrV<br />
2003, Dresden<br />
Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden, Homepage www.dresden.de/index.html?node=20206<br />
(20.03.2006), Verkehrskonzept 1994 Textteil PDF-Datei<br />
Lan<strong>des</strong>hauptstadt München, Referat für Arbeit und Wirtschaft; Ludwig-Maximilian-<br />
Universität München (Hrsg.) (2003): Neue Spielräume in der Stadtentwicklung durch<br />
Betriebliches Mobilitätsmanagement – Mappe zum Abschlussworkshop. München<br />
Lebensministerium (2005a): Mobilitätsmanagement in Betrieben. Online unter:<br />
www.mobilitaetsmanagement.at<br />
Lebensministerium (2005b). Online unter:<br />
www.mobilitaetsmanagement.at/index.php?option=com_docman&Itemid=37&task=view_catego<br />
ry&catid=35&order=dmname&asc<strong>des</strong>c=ASC<br />
letsmobile.de GmbH - Consulting für Mobilitätsmanagement und Verkehrsinformatik (2005).<br />
Online unter: www.letsmobile.de<br />
LITEF GmbH, Homepage: Company Information – Überblick: www.litef.com/P1-d.html<br />
(09.01.2006)<br />
Ljungberg, Christer (2003): Mobility Management in Sweden – creating a sustainable<br />
development. Konferenzbeitrag zur ECOMM 2003 in Karlstad. Verfügbar unter:<br />
www.karlstad.se/ecomm<br />
LOGIBALL (2000): Logistische Lösungen zur Steuerung und Optimierung beruflich bedingter<br />
Mobilität am Beispiel der Stadtverwaltung Münster. Endbericht. Herne<br />
LOGIBALL (2005). Online unter: www.logiball.de<br />
Lometsch, Claudia (2001): Mobilitätsmanagement von Betrieben. Chancen und Risiken zur<br />
Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements. Diplomarbeit. Kassel<br />
MASSKS (Ministerium für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport <strong>des</strong><br />
Lan<strong>des</strong> NRW) (Hrsg.) (1999): Baulandentwicklung an der Schiene. NRWnotiert 1325.<br />
Düsseldorf.<br />
Micronas GmbH, Homepage: www.micronas.com<br />
Micronas (2000): Umweltbericht. Weitsichtig planen – nachhaltig wirtschaften, (Online<br />
verfügbar unter www.micronas.com)<br />
Micronas GmbH (2004): Umwelterklärung nach EMAS/ISO 14001. “Gut für die Umwelt, gut<br />
für uns”. Für die Standorte Freiburg und Glenrothes.<br />
Ministerium der Flämischen Gemeinschaft (2005): Woon-werkverkeer en bedrijfsvervoer.<br />
Online unter: www.mobielvlaanderen.be/woonwerk<br />
Ministerium der Flämischen Gemeinschaft. Online unter:<br />
www.mobielvlaanderen.be/persberichten/artikel.php?id=107<br />
Ministerium für Ökologie und nachhaltige Entwicklung. Online unter:<br />
www.ecologie.gouv.fr/article.php3?id_article=2551
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Literatur<br />
Mobilité Unternehmens- und Kommunalberatung GmbH (2005). Online unter:<br />
www.mobilité.de<br />
Mobility-consult. Mobilität und Verkehrsmanagement (2005). Online unter:<br />
www.mobility-consult.de<br />
MOMENTUM/MOSAIC Konsortien (Hrsg.) (1996): State of the Art of Mobility Management.<br />
Report D 1. Rijswijk.<br />
MOST (2003a): Monitoring and Evaluation Toolkit. Verfügbar unter: http://mo.st<br />
MOST (Hrsg.) (2003b): The Framework for Mobility Management across Europe. MOST Report<br />
D 6. Graz. Verfügbar unter: mo.st/public/reports/official_reports.html<br />
Müller, Guido (2005): Mobilitätsmanagement – Handlungsansätze für eine stadtverträgliche<br />
Gestaltung der Mobilität. In: Heidi Sinning (Hrsg.) „Stadtmanagement – Strategien zur<br />
Modernisierung der Stadt(-Region)“. Dortmund<br />
Müller, Guido (2004): Mobilität organisieren. Rahmenbedingungen für ein effektives Mobilitätsmanagement.<br />
In: Internationales Verkehrswesen, Heft 9/2004, S. 371-379. Verfügbar unter:<br />
www.eurailpress.com/archiv/artikel.php?id=6522<br />
Müller, Guido (2001): Betriebliches Mobilitätsmanagement. Status quo einer Innovation in<br />
Deutschland und Europa unter besonderer Berücksichtigung der Kooperation von Unternehmen<br />
und Kommune. München. Verfügbar unter: http://213.183.19.252/publikationen/betr_mobim.pdf<br />
MVEL (Ministerium für Verkehr, Energie und Lan<strong>des</strong>planung NRW) (2004):<br />
Presseerklärung vom16.09.2004. Düsseldorf<br />
MTPW (Ministry of Transport, Public Works and Water Management) (1999):<br />
Transportation Demand Management policy document. Den Haag<br />
MTPW (Ministry of Transport, Public Works and Water Management); Chairman of the<br />
Association of Chambers of Commerce and Industry in the Netherlands (ACCI) (1993):<br />
Transportation Demand Management. Really Works. Practical examples. Rotterdam<br />
Nahverkehrsberatung Südwest (2005). Online unter: www.nahverkehrsberatung.de<br />
Nahverkehrstaschenbuch (2004), NaTaBu 2005 – Deutschland. Düsseldorf<br />
Netzwerk Fahrradkuriere NRW (2005). Online unter: www.netzwerk-fahrradkuriere.de<br />
Netzwerk für Mobilitätsmanagement Österreich (NE-MO). Online unter: http://www.ne-mo.at<br />
Nickel, Wolfgang(2004): Vortrag. Betriebsbezogenes Mobilitätsmanagement in Ballungsräumen:<br />
Umsetzung im Rahmen der Forschungsprojekte intermobil und ExWoSt in der<br />
Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden. „Verkehrs- und Mobilitätsmanagement – von der Kür zur Pflicht“.<br />
Seminar 18./19. Mai 2004 in Berlin. Deutsche Akademie für Verkehrswissenschaften e. V., Auto<br />
Club Europa (ACE), Deutscher Städtetag<br />
Nickel, Wolfgang; Holz-Rau, Christian; Bauer, Uta (2004): Pilotprojekte <strong>des</strong> Mobilitätsmanagements<br />
im Rahmen <strong>des</strong> Forschungsvorhabens intermobil Region Dresden.<br />
Unveröffentlichte Arbeitsberichte. Herdecke, Berlin, Kassel<br />
Nilas, Af Claes (2003): Mobility Management: Den fleksible transportadfærd fremmes. In:<br />
Dansk Vejtidsskrift Heft 8/2003, S. 4-8<br />
Nordischer Ministerrat (2005). Online unter: www.norden.org<br />
131
Nota Mobiliteit. Online unter: www.vananaarbeter.nl/NotaMobiliteit/<br />
132<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Novem (Hrsg.) (2002): Company (commuter) mobility management in the Netherlands.<br />
Verfügbar unter: www.managenergy.net<br />
Nya lagar. Online unter: www.nyalagar.nu<br />
OECKL (2005): Taschenbuch <strong>des</strong> Öffentlichen Lebens - Deutschland 2005<br />
Oetterli, Dominik (2004): Mobilitätsmanagement als Nachfrage-orientierter Ansatz für eine<br />
nachhaltige Verkehrspolitik. Betriebliches Mobilitätsmanagement als Instrument zur<br />
Beeinflussung <strong>des</strong> Verkehrsverhaltens. Lizentiatsarbeit. Zürich<br />
Philip, Christian; Gauthier, Nicolas (2003): Le financement <strong>des</strong> deplacements urbains.<br />
Verfügbar unter: www.ladocfrancaise.gouv.fr/brp/notices/034000723.shtml<br />
PGN (Planungsgruppe Nord) (Hrsg.) (2003a): Neue Wege in der Mobilität für Unternehmen.<br />
Chancen für Stadtverkehr und Stadtentwicklung durch Kooperation zwischen Betrieben,<br />
Verkehrsunternehmen und öffentlicher Verwaltung in Dresden. Kassel<br />
PGN (Planungsgruppe Nord) (Hrsg.) (2003b): Neue Mobilität für Unternehmen, Kassel<br />
PGN (Planungsgruppe Nord) (2003c): Forschungsprojekt Betriebliches Mobilitätsmanagement<br />
und Stadtentwicklung Dresden, unveröffentlichter Arbeitsbericht, Kassel<br />
PGN (Planungsgruppe Nord) (Hrsg.) (2005): Mobilitätsmanagement, Projekte in Dresden,<br />
Kassel<br />
Presseberichte 1991-2001 a): Heft 1: Zeitungs- und Fernsehberichte. Hrsg. „AG<br />
Umweltfreundlich zum Betrieb“ und IG Metall Verwaltungsstelle Freiburg<br />
Presseberichte 1991-2001 b): Heft 2: Fachzeitschrift und Buchartikel. Hrsg. „AG<br />
Umweltfreundlich zum Betrieb“ und IG Metall Verwaltungsstelle Freiburg<br />
Protokoll der Betriebsversammlung vom 30.11.2005: interne „AG Umweltfreundlich zum<br />
Betrieb“ der LITEF GmbH<br />
Raes, L., Hofman, P. (2002): Evaluation of municipal mobility schemes in Flanders (Municipal<br />
Mobility Covenant Policy). Beitrag zur ECOMM 2002 in Gent.<br />
Regio Verkehrsverbund Freiburg, Homepage: www.rvf.de (03.05.2006)<br />
Reutter, Oscar; Böhler, Susanne (2000): Car-Sharing für Betriebe – Geteilte Autos –<br />
gesenkte Kosten – gesteigerte Mobilität. Das Pilotprojekt in der Region Aachen. In:<br />
Verkehrszeichen 3/2000, S. 22 – 27.<br />
Ritscher, Gerhard (2004): Mobilitätsmanagement, Dresdner Ansätze und Erfahrungen. In: SRL<br />
(Hrsg.) PlanerIn, Ausgabe 1 2004, Berlin<br />
Rossi, G. (2004): Le politiche del MATT sulla mobilita sostenibile nelle aree urbane. Vortrag auf<br />
dem Nationalen Kongress für Nachaltige Mobilität am 26. November 2004 in Venedig.<br />
Verfügbar unter: www.mobilitymanager.provincia.venezia.it<br />
Routenplaner und Stadtplan online im Internet: www.stadtplan.hamburg.de<br />
Schäfer-Breede, Klaus (1996): Mobilitätsberatung für Unternehmen. Marktstudie zum<br />
Beratungs- und Servicebedarf auf dem Weg zum „Betriebsverkehrsplan“. Bremen/Bonn
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Literatur<br />
Schmelas, Matthias (2000): In: Umwelt-Verkehrsprogramme in Betrieben – Ein Beitrag zur<br />
Verkehrspolitik der Stadt Freiburg i. Br. (Hrsg. „AG Umweltfreundlich zum Betrieb“ in<br />
Zusammenarbeit mit der Stadt Freiburg i. Br. –Verkehrsdezernat-<br />
Senat der Freien und Hansestadt Hamburg (2004): Verkehrsentwicklungsplan 2004<br />
Senat der Freien und Hansestadt Hamburg, Statistisches Amt für Hamburg und<br />
Schleswig-Holstein (2005): Monitor Wachsende Stadt, Bericht 2005<br />
SNCB (Société nationale de chemins de fer belge) (2005): Gratis woon-werkverkeer: nu ook<br />
voor de privé-sector. Pressemitteilung vom 3.1.05. Verfügbar unter: www.b-rail.be<br />
Stadt Freiburg, Homepage:<br />
a) www.freiburg.de (23.12.2005)<br />
b) www.freiburg.de/5/109/10927/verkehrsentwicklungsplan/index.php (23.03.2006)<br />
Stadt Freiburg, Tiefbauamt (1999): Verkehrsentwicklungsplan (VEP)<br />
Stadt Freiburg / AG Umweltfreundlich zum Betrieb (09/2004): Öko-Verkehrs-Siegel<br />
Berufsverkehr, für Betriebe die sich für die umweltfreundliche Fahrt der Beschäftigten zum<br />
Betrieb einsetzen. Hrsg.: Stadt Freiburg i. Br. – Verkehrsdezernat – und die „AG<br />
Umweltfreundlich zum Betrieb“ c/o IG Metall Freiburg<br />
Stadt Hamburg, Homepage: http://stadtplan.hamburg.de<br />
Stadt Lund (2006). Online unter: www.lund.se/templates/Page____21718.aspx<br />
Stadt Remscheid (Hrsg.) (2003): Fachgespräch Betriebliches Mobilitätsmanagement.<br />
Remscheid<br />
Stadt Zürich (Hrsg.) (2002a): Nachhaltiges Mobilitätsmanagement. Aktivitäten <strong>des</strong><br />
Fachbereichs Verkehrsplanung, Tiefbauamt der Stadt Zürich. Zürich<br />
Stadt Zürich (Hrsg.) (2002b): Mobilitätsstrategien der Stadt Zürich. Teilstrategie Parkierung.<br />
Zürich<br />
Stadt Zürich (Hrsg.) (2002c): Mobilitätsstrategie der Stadt Zürich. Teilstrategie<br />
Mobilitätsberatung. Zürich.<br />
Stadt Zürich. Online unter: www.stadt-zuerich.ch/internet/mobil_in_zuerich/home.html<br />
Statistisches Bun<strong>des</strong>amt (2004a): Dienstleistungsstatistik 2002. Fachserie 9. Reihe 2.<br />
Wiesbaden<br />
Statistisches Bun<strong>des</strong>amt (2004b): Statistisches Jahrbuch 2004. Wiesbaden<br />
Steinmeyer, I. (2002): Betriebsbefragung zum Personenwirtschaftsverkehr - Erste<br />
Erkenntnisse aus Dresden. ECTL Working Paper Nr. 7, Technische Universität Hamburg-<br />
Harburg, Hamburg<br />
S.T.E.R.N. (Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung) (Hrsg.) (1998): Leitfaden –<br />
Betriebliche Mobilitätsberatung. Berlin<br />
Sundell, Lisa (2004): Vision Lundby – urban regeneration with an efficient transport concept.<br />
In: ILS NRW (Hrsg.): Wohnen und Mobilität: Energieeffizient planen und gestalten.<br />
Tagungsreader der Veranstaltung vom 10. November 2004 in Brüssel.<br />
133
Themenfahrpläne online: www.themenfahrplan.de<br />
Topp, Skoupil, Küchler und Partner (2002): Bericht Bestandsanalyse zum<br />
Verkehrsentwicklungsplan (2002)<br />
134<br />
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Abschlussbericht<br />
Transferzentrum für angepasste Technologie GmbH; Institut Wohnen und Umwelt IWU;<br />
Institut für Sozialforschung (IfS): Bürgerservice Pendlernetz NRW - Ergebnisse einer<br />
wissenschaftlichen Begleitung Kurzfassung. Rheine, Münster, Darmstadt<br />
TU Dresden (1999): SrV 1998, erstellt im Auftrag <strong>des</strong> Forschungsprojektes „intermobil Region<br />
Dresden“, TU Hamburg Harburg, unveröffentlichter Ergebnisbericht, Hamburg/Dresden<br />
Umkehr e. V., Informations- und Beratungsbüro für Verkehr und Umwelt. Online unter:<br />
www.umkehr.de<br />
UBA (Umweltbun<strong>des</strong>amt) (Hrsg.) (2000): Verkehr im Umweltmanagement. Anleitung zur<br />
betrieblichen Erfassung verkehrsbedingter Umwelteinwirkungen - Ein Leitfaden. Berlin<br />
UBA (Umweltbun<strong>des</strong>amt) (Hrsg.) (1996): Was Sie schon immer über Auto und Umwelt wissen<br />
wollten. 5. verbesserte Auflage. Stuttgart, Berlin, Köln<br />
Universität Bielefeld (Hrsg.) (2004): Mit dem Rad zur Arbeit – Verkehrspsychologische Begleitung<br />
eines halbjährigen Projekts in Bielefeld im Jahr 2003. Bielefeld<br />
Universität Dortmund; Planersocietät (2004): Nachhaltige Regional-, Städtebau- und Verkehrs(entwicklungs)planung.<br />
RAVE. Forschungs- und Entwicklungsvorhaben im Auftrag <strong>des</strong><br />
Bun<strong>des</strong>ministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. FOPS-Projekt NR. 73.314/2001.<br />
Abschlussbericht. Dortmund<br />
Universitätsklinikum Freiburg (2002): Dokumentation zum Praktizierten Umweltschutz im<br />
Universitätsklinikum Freiburg. Hrsg. Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene in<br />
Zusammenarbeit mit der Leitungsgruppe Umweltschutz<br />
Universitätsklinikum Freiburg, Homepage: www.uniklinik-freiburg.de (19.04.2006)<br />
UrBike, Homepage: http://www.urbike.net (31.03.2006)<br />
Utzmann, Iris (2002): Betriebliches Mobilitätsmanagement – Ausgangslage, Rahmenbedingungen<br />
und Realisierungschancen. Diplomarbeit. Dortmund<br />
UWE (Union Wallonne <strong>des</strong> Enterprises). Online unter: www.uwe.be/mobilite/<br />
Vägverket (2005). Online unter: www.vv.se/templates/page3____12869.aspx,<br />
http://www.vv.se/filer/26328/sakert_resande_2005_76.pdf<br />
(Englisch: www.vtpi.org/safetrav.pdf)<br />
VCD (Verkehrsclub Deutschland e.V.) (Hrsg.) (1996a): VCD Materialien.<br />
Mobilitätsmanagement in Betrieb und Verwaltung. Dokumentation vorbildlicher Beispiele für<br />
Berufsverkehr, Geschäfts-/ Dienstreisen und Transport in Deutschland. Bonn<br />
VCD (Verkehrsclub Deutschland e.V.) (Hrsg.) (1996b): Mobilitätsberatung für Unternehmen.<br />
Marktstudie zum Beratungs- und Servicebedarf auf dem Weg zum ”Betriebsverkehrsplan”.<br />
Bonn<br />
VDI (Verein deutscher Ingenieure e. V.) (2005). Online unter: www.vdi.de<br />
Verband der Dänischen Kommunen. Online unter: www.kl.dk/304306/
Mobilitätsmanagement für Betriebe<br />
Literatur<br />
Verband <strong>des</strong> Deutschen Zweiradhandels e. V. Online unter: www.vdz2rad.de<br />
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (2005). Online unter: www.vdv.de<br />
Verband Deutsches Reisemanagement e. V. (2005). Online unter: www.vdr-service.de<br />
Verband der privaten Krankenversicherung: Geschäftsbericht 2003/2004. Verfügbar unter:<br />
www.pkv.de<br />
Verband unabhängig beratender Ingenieure und Consultants e V. (2005). Online unter:<br />
www.vubic.de<br />
Vereinigung für Stadt-, Regional- und Lan<strong>des</strong>planung e. V. (2005). Online unter: www.slr.de<br />
Vetter, Jürgen R. (2002): Auf dem Weg nach Delphi. Eine Delphi-Expertenbefragung zu Rahmenbedingungen<br />
für Mobilitätsmanagement in Deutschland. In: Zeitschrift für<br />
Verkehrswissenschaft 73. Jahrgang, Heft 4. Verfügbar unter:<br />
www.ils.nrw.de/publik/pdf/delphi.pdf<br />
Verkehr, Infrastruktur, Assessment Beratende Ingenieure (2005). Online unter:<br />
(www.viaberlin.de)<br />
Wirtschaft in Bewegung, Homepage: www.wirtschaftinbewegung.com (04.03.2006)<br />
135