So turnt der TuS So turnt der TuS - Bonewie.de
So turnt der TuS So turnt der TuS - Bonewie.de
So turnt der TuS So turnt der TuS - Bonewie.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
K I N D E R, KINDER<br />
Man sagt mir nach, ich sei mit <strong>de</strong>n<br />
Jahren sanftmütig gewor<strong>de</strong>n. Klar,<br />
was soll ich <strong>de</strong>nn machen? Meine<br />
mü<strong>de</strong>n Knochen halten mich davon<br />
ab, aufbrausend in die Höhe zu<br />
fahren. Ich bin ja schon froh, dass<br />
die Gelenke nicht knirschen. Vielleicht<br />
ist aber mein Gehör so<br />
schlecht gewor<strong>de</strong>n, dass ich es<br />
nicht einmal mitbekommen wür<strong>de</strong>,<br />
wenn etwas knirscht o<strong><strong>de</strong>r</strong> knackt.<br />
Dabei war ich in meinen besten<br />
Jahren ein echter Feger, ein Rennbahnfeger.<br />
Lange war ich die<br />
Nummer Eins. Ja, ja, das war ich,<br />
ein ganzer Kerl eben. Nach je<strong>de</strong>m<br />
Sieg schmückte man meinen Hals<br />
mit einem Lorbeerkranz und ich<br />
drehte, zwar durstig und mü<strong>de</strong><br />
aber doch voller Stolz, eine Ehrenrun<strong>de</strong><br />
im Stadion.<br />
In <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Zeit rieb mich <strong><strong>de</strong>r</strong> Stallbursche<br />
nach je<strong>de</strong>m Rennen<br />
trocken und klopfte mir anerkennend<br />
<strong>de</strong>n Hals. Später konnte mein<br />
Besitzer ein <strong>So</strong>larium für mich anschaffen,<br />
<strong>de</strong>nn ich habe ihm viel<br />
Geld eingebracht.<br />
Es ging mir gut. Stets hatte ich ausreichend<br />
Futter und man pflegte<br />
mich mit Hingabe. Das konnte ich<br />
auch erwarten, schließlich war ich<br />
das beste Pferd im Stall.<br />
Dann kam dieser blö<strong>de</strong> Unfall. Bei<br />
einem Rennen raste mir eine heißblütige<br />
junge Schimmelstute in die<br />
Seite. Was aus ihr gewor<strong>de</strong>n ist,<br />
weiß ich nicht. Ich je<strong>de</strong>nfalls war<br />
schwer verletzt. Trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> Operation<br />
erholte sich mein linkes Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>bein<br />
nicht mehr. Hätte es meine Lisa<br />
nicht gegeben, wäre ich wohl „in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Wurst“ gelan<strong>de</strong>t, wie mein da-<br />
50 | Januar 2013 · <strong>Bonewie</strong><br />
Don Danielo erzählt – Ein Pferd in Rente<br />
maliger Besitzer völlig unsensibel<br />
verkün<strong>de</strong>te.<br />
Lisa hat mich gerettet, seit<strong>de</strong>m lebe<br />
ich auf <strong>de</strong>m Bauernhof ihrer Eltern.<br />
Ich bin zufrie<strong>de</strong>n, es fehlt mir an<br />
nichts, <strong>de</strong>nn Lisa kümmert sich rührend<br />
um mich. Manchmal bringt sie<br />
mir ein Stückchen Würfelzucker,<br />
dann könnte ich sie vor Freu<strong>de</strong><br />
küssen. Das will sie aber nicht.<br />
„Igitt, du altes Ferkel!“, ruft sie<br />
dann und ich wiehere vor Lachen.<br />
Sie meint es ja nicht so, mit einem<br />
Ferkel habe ich nun wirklich keine<br />
Ähnlichkeit. Mein braunes Fell<br />
glänzt in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>So</strong>nne und meine<br />
Mähne darf ich heutzutage offen<br />
tragen.<br />
Vielleicht ist Lisa auch nur vorsichtig,<br />
weil <strong><strong>de</strong>r</strong> Jan sonst eifersüchtig<br />
wer<strong>de</strong>n könnte. Lisa ist<br />
nämlich nicht nur in mich, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
auch in <strong>de</strong>n Jan verschossen.<br />
<strong>So</strong>ll sie ruhig, ich habe mein Leben<br />
gelebt und bin dankbar für das<br />
Gna<strong>de</strong>nbrot, das man mir gewährt.<br />
Irgendwann, wenn ich im Pfer<strong>de</strong>himmel<br />
bin, wer<strong>de</strong> ich nach meiner<br />
hübschen Unfallgegnerin Ausschau<br />
hal ten. Sie ist mir noch was<br />
schuldig.<br />
© Regina Meier zu Verl