Kontrovers: Ende des kostenlosen Fernsehens? | Kulturbeute ...
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n Weit weg<br />
24<br />
Von Anna Jäger<br />
Ist hier das <strong>Ende</strong> der Welt?<br />
Raus aus dem Alltag und der gewohnten Umgebung – weit weg. Die Welt<br />
entdecken und grenzenlose Freiheit spüren. Genau das wollte ich nach zwölf<br />
Jahren eines durch die Schule bestimmten Lebens. 17 000 Kilometer liegen<br />
zwischen Deutschland und Australien. Viel weiter weg geht kaum. Tausende<br />
junge Backpacker suchen je<strong>des</strong> Jahr auf dem roten Kontinent das große<br />
Abenteuer. Ihre Geschichten mögen ähnlich sein, dies aber ist meine.<br />
uto oder Australien? Nach dem Abitur stellte mich<br />
meine Familie vor die Wahl. Meine Entscheidung<br />
war bereits gefallen. Ich wollte nicht sofort von<br />
der Schulbank in den Hörsaal und in staubige<br />
Bibliotheken. Staubige Pisten waren mir schon<br />
lieber. Ich wollte das Abenteuer in der Ferne<br />
suchen und Menschen aus der ganzen Welt<br />
kennen lernen. Der letzte kleine Bestechungsversuch stimmte<br />
mich nicht mehr um. Im September 2007 saß ich also nicht in<br />
meinem eigenen Auto, sondern in dem meiner Eltern, und zwar<br />
auf dem Weg zum Flughafen.<br />
Nach 24 Stunden in der Luft lande ich am vielbesagten anderen<br />
<strong>Ende</strong> der Welt, dem Ort, den ich schon immer sehen<br />
wollte. Ob ich aufgeregt sei, wurde ich vorher oft gefragt. Nein,<br />
überhaupt nicht, war je<strong>des</strong>mal meine Antwort. Ich freute mich<br />
einfach nur. Doch jetzt stehe ich vor dem Opernhaus in Sydney.<br />
Und jetzt bin ich es: aufgeregt! Ich fange an zu begreifen, dass<br />
Deutschland und meine Familie plötzlich wirklich weit sind.<br />
Die Eindrücke in der Millionen-Metropole Sydney überwältigen<br />
mich: Um mich herum riesige Wolkenkratzer, darüber strahlend<br />
blauer Himmel, freundlich fragende Blicke von Passanten heißen<br />
mich willkommen. Alles ist mir fremd und scheint doch vertraut.<br />
Mein Herz überschlägt sich vor Aufregung. Mit meinem<br />
schweren Gepäck auf dem Rücken fühle mich leicht und frei.<br />
Arbeiten um zu reisen<br />
Es zeigt sich schnell, dass das Leben in Sydney zu teuer ist.<br />
Gemeinsam mit drei anderen Weltenbummlerinnen will ich zunächst<br />
die Ostküste entlang reisen. Kerstin, die aussieht wie<br />
mein Spiegelbild, Kristin und Susi aus Norddeutschland werden<br />
zu meiner Familie auf Zeit. Wir kennen uns erst einige Tage,<br />
doch steht schnell fest, dass wir Australien gemeinsam entdecken<br />
werden. Da wir nicht nur reisen wollen, sondern auch<br />
arbeiten müssen, machen wir zuerst das, was fast jeder Backpacker<br />
tut, um Geld zu verdienen: Fruitpicking. Auf den Feldern<br />
steht die Hitze und unter der brennenden Sonne pflücken wir<br />
tagtäglich acht Stunden lang Eimer voll kleine Cocktailtomaten.<br />
Die Tage sind heiß, die Arbeit mühsam und die Ausbeute<br />
frustrierend. Der Lohn aber finanziert unseren nächsten Trip.<br />
Wir sehen paradiesische weiße Strände vor kristallklarem türkisblauem<br />
Meer, Surfer die meterhohe Wellen bezwingen, spüren<br />
das pulsierende Leben in Brisbane und den gemächlichen<br />
Rhythmus australischer Kleinstädte. Fasziniert beobachten wir<br />
Wale, Dingos, unzählige Kängurus und Koalas in freier Wildbahn.<br />
Wir sind in einer anderen Welt. Der hektische Alltag und<br />
das Leben in Deutschland rücken in die Ferne. Jeden Tag ein<br />
bisschen weiter. Die „no worries“-Mentalität der Australier verändert<br />
allmählich auch uns.<br />
Warten auf die perfekte Welle Versteckt im Nirgendwo liegt die Farm, die meine zweite Heimat wurde