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Kontrovers: Ende des kostenlosen Fernsehens? | Kulturbeute ...

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„Transparenz in allen Dingen“<br />

Prof. Dr. Reinhold Viehoff über seine vierjährige Amtszeit als Dekan<br />

Von Ingrid Brück<br />

en Talar hat er jetzt abgelegt: Prof. Dr. Reinhold Viehoff,<br />

bis <strong>Ende</strong> August Dekan der Philosophischen<br />

Fakultät II. Tragen musste er ihn zwar nur selten,<br />

dann aber mit einem merkwürdigen Gefühl im Bauch.<br />

Schließlich zählt Viehoff zu den Alt-68ern, die den „Muff von<br />

tausend Jahren“ aus den Talaren schütteln wollten. Ein wirkliches<br />

Problem war dies für ihn jedoch nicht – ernsthafte Herausforderungen<br />

gab es während seiner vierjährigen Amtszeit<br />

ganz andere.<br />

„Transparenz schaffen“ und „Leistungsgedanken stärken“ sind<br />

die Stichworte, die der scheidende Dekan nennt, fragt man ihn<br />

nach den Leitlinien seiner Amtszeit. Die dünne Finanzdecke<br />

stellt ohne Zweifel eine Hürde dar für jeden Verantwortlichen<br />

an der MLU. Was macht also ein Dekan, der das knappe Budget<br />

gerecht verteilen soll? „Transparenz in allen Dingen“, war der<br />

leitende Gedanke, dem sich Viehoff gemeinsam mit den Prodekanen<br />

Prof. Dr. Wolfgang Auhagen und Prof. Dr. Edeltraut<br />

Werner verschrieb, um dadurch eine Atmosphäre zu schaffen,<br />

die rationale Diskussionen und Entscheidungen in den Gremien<br />

der Fakultät und der Universität ermöglichte.<br />

Die wichtigste Maßnahme, um dieses Ziel zu<br />

erreichen, war eine Personalentscheidung.<br />

Die Stelle eines Referenten wurde eingerichtet<br />

und mit Dr. Claus-Dieter Edlich an einen versierten<br />

Mann vergeben. Inzwischen ist mit Dr.<br />

Matthias Buck ein ebenbürtiger und dauerhafter<br />

Nachfolger gefunden. Damit war<br />

im Dekanat eine Organisationsstruktur<br />

geschaffen, die es ermöglichte,<br />

den gesamten Haushalt der Fakultät<br />

für alle ihre Mitglieder einsehbar und<br />

nachvollziehbar zu machen. Dennoch<br />

hat es drei Jahre gedauert, bis die Finanzen<br />

und die Personalstruktur in all<br />

ihren Verästelungen durchdrungen<br />

und dokumentiert waren. Vier Kommissionen<br />

erleichtern und begleiten in<br />

der Fakultät die Entscheidungsprozesse.<br />

Beispielsweise erarbeitete die Haushalts-<br />

und Strukturkommission eine<br />

Entscheidungsvorlage für den Fakultätsrat,<br />

um das Geld für Promotions- und<br />

Habilitationsstellen gerecht zu verteilen.<br />

Die Lösung war ebenso schmerzhaft wie<br />

unumgänglich: Die Verträge laufen nur<br />

Den Talar <strong>des</strong> Dekans hat er <strong>Ende</strong> August abgelegt: Prof. Dr. Reinhold Viehoff.<br />

Endlich wieder mehr Zeit zum Forschen, ganz in Zivil<br />

noch maximal drei Jahre statt vier Jahre. Und zwar für alle<br />

gleich. „Wir haben für die Fakultät die Möglichkeit geschaffen“,<br />

sagt Viehoff dazu, „sich an allen Entscheidungen zu beteiligen.“<br />

Und das ginge eben nur nach dem Motto: „Um etwas zu<br />

bewegen, muss man die Fakultät bewegen“.<br />

Der zweite wichtige Aspekt, der Leistungsgedanke, muss laut<br />

Viehoff noch stärker in den Vordergrund treten. Dies, so seine<br />

Überzeugung, wird für die Zukunft der Fakultät ausschlaggebend<br />

sein. Es müsse etwa die Auslastung der Studiengänge<br />

immer wieder geprüft werden. Sind die so genannten kleinen<br />

Fächer weiter finanzierbar? „An dieser Problematik wird die<br />

Fakultät nicht vorbei kommen.“ Ebenso müsse die leistungsbezogene<br />

Verteilung der Gelder an die einzelnen Institute noch<br />

verstärkt werden. Derzeit werden rund 30 Prozent der Mittel<br />

leistungsbezogen vergeben. Wiederbesetzungen von Promotionsstellen<br />

könnten zukünftig vom Erfolg <strong>des</strong> Promotionsvorhabens<br />

abhängig gemacht werden. Es könnte ein Bonus von<br />

500 Euro gezahlt werden, wenn ein Drittmittelantrag genehmigt<br />

wird, und Ähnliches mehr.<br />

In Zukunft sollte die Struktur der Fakultät nach Viehoffs Meinung<br />

stärker an den Forschungsschwerpunkten der MLU orientiert<br />

sein, etwa am Lan<strong>des</strong>forschungsschwerpunkt „Aufklärung<br />

– Religion – Wissen“. Solche Strategien seien entscheidend,<br />

um zusätzliche Lan<strong>des</strong>gelder zu bekommen. Die Rolle und<br />

Bedeutung der Fakultät innerhalb der MLU sei noch deutlicher<br />

herauszuarbeiten. Die Finanzen werden auch zukünftig<br />

eine Herausforderung bleiben. Schließlich wissen alle, dass der<br />

Uni-Haushalt nur zu 80 Prozent ausfinanziert ist, somit auch<br />

Kapazitäten und Betreuungsverhältnisse. „Das kann auf Dauer<br />

nicht gutgehen“, fürchtet Viehoff.<br />

Während seiner Amtszeit als Dekan hat der Medienwissenschaftler<br />

zwar weiter publiziert, das sei aber recht „stressig“ gewesen.<br />

Man laufe in so einem Amt Gefahr, von der Forschung<br />

abgekoppelt zu werden, einfach weil die Zeit fehle. Deshalb<br />

befürwortet er, die Funktion <strong>des</strong> Dekanatsreferenten zur Geschäftsführung<br />

auszubauen. Der Dekan hätte dann nur noch<br />

eine akademische Aufsichtsfunktion und könnte während seiner<br />

Amtszeit „der Forschung weiter verhaftet bleiben“. Jetzt freut<br />

sich Viehoff erst einmal auf sein Forschungsfreisemester: Einige<br />

Aufsätze sind fertig zu schreiben und Vorträge zu halten, etwa<br />

in Stuttgart und Münster. Zusammen mit Prof. Dr. Edgar Lersch<br />

wird er ein Buch über Medien und Geschichte vorbereiten. Dies<br />

in Ruhe tun zu können, sei ihm nach der anstrengenden und<br />

zeitfressenden Amtszeit von Herzen gegönnt. n<br />

Department n<br />

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