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Soziale Sicherung in Entwicklungs - Deutsche Gesellschaft für ...

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<strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong> <strong>in</strong> <strong>Entwicklungs</strong>-<br />

und Schwellenländern<br />

Grundlage e<strong>in</strong>er gerechten Gestaltung der Globalisierung<br />

Internationaler Policy-Workshop<br />

19. Juni 2008, Berl<strong>in</strong><br />

– Tagungsband –<br />

Im Auftrag des


Inhalt<br />

Vorwort<br />

Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> <strong>für</strong> wirtschaftliche 5<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung, Deutschland<br />

Grundsatzreferate<br />

Kar<strong>in</strong> Kortmann, Parlamentarische Staatssekretär<strong>in</strong>, Bundesm<strong>in</strong>isterium 7<br />

<strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Deutschland<br />

Walter Riester, Mitglied des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages (MdB), Deutschland 13<br />

Bience Philom<strong>in</strong>a Gawanas, Kommissar<strong>in</strong> <strong>für</strong> <strong>Soziale</strong> Angelegenheiten, 18<br />

Afrikanische Union (AU), Addis Abeba<br />

Zusammenfassung der Ergebnisse des Workshops und der Podiumsdiskussion 27<br />

Best Practice-Beispiele deutscher <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit 35<br />

The Way Ahead – Ausblick 41<br />

Anhang<br />

Programm 49<br />

Teilnehmendenliste des Workshops 55<br />

Teilnehmendenliste der Podiumsdiskussion: 65<br />

„Sozial <strong>in</strong>vestieren, Armut bekämpfen: <strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong> ist ke<strong>in</strong> Luxus!“<br />

Entschließung des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages zum zukünftigen Stellenwert 71<br />

der sozialen <strong>Sicherung</strong> <strong>in</strong>nerhalb der deutschen <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit<br />

Publikationen des <strong>Entwicklungs</strong>politischen Forums 79


Vorwort<br />

� Mehr als die Hälfte der Menschheit hat ke<strong>in</strong>en Zugang zu sozialer <strong>Sicherung</strong> und<br />

ist damit Risiken wie Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Altersarmut schutzlos ausge-<br />

liefert. Jahr <strong>für</strong> Jahr sterben Millionen Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der an Krankheiten, die vermeidbar<br />

s<strong>in</strong>d – Krankheiten, an denen sie <strong>in</strong> Ländern mit ausreichender Basisgesundheitsversorgung<br />

nicht sterben würden. In Ruanda etwa hat sich die Gesundheitssituation<br />

gerade der Ärmsten deutlich verbessert, seitdem Geme<strong>in</strong>den Krankenversicherungen<br />

mit deutscher Unterstützung aufgebaut haben. Vorher musste die große Mehrheit der<br />

Bevölkerung die Kosten bei Krankheit selbst tragen; viele Familie hatten da<strong>für</strong> nicht<br />

das Geld. Niedrige Jahresbeiträge von 1,40 Euro stellen sicher, dass jetzt auch die<br />

Ärmsten der Armen Zugang zu effektiven Gesundheitsdienstleistungen haben. Sie<br />

tragen dazu bei, das Risiko weiterer Verarmung durch Krankheit zu m<strong>in</strong>dern. Innerhalb<br />

weniger Jahre ist es gelungen, den Anteil der krankenversicherten Bevölkerung<br />

von 25 auf derzeit 85 Prozent zu steigern.<br />

Systeme der sozialen Sicherheit verr<strong>in</strong>gern die Armut und tragen langfristig zur<br />

sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung bei. Die Bundesregierung wird deshalb <strong>in</strong><br />

den kommenden Jahren ihr entwicklungspolitisches Engagement <strong>in</strong> diesem Bereich<br />

ausweiten. Damit trägt sie auch e<strong>in</strong>em Beschluss des Bundestages vom März 2008<br />

Rechnung. Er betont den hohen Stellenwert, den Aufbau und Reform sozialer <strong>Sicherung</strong>ssysteme<br />

<strong>in</strong> <strong>Entwicklungs</strong>- und Schwellenländern bei der Bekämpfung der weltweiten<br />

Armut haben.<br />

Deutschland verfügt über e<strong>in</strong>es der ältesten sozialen <strong>Sicherung</strong>ssysteme weltweit.<br />

Viele Partnerländer schreiben uns daher e<strong>in</strong>e hohe Kompetenz <strong>in</strong> diesem Bereich zu<br />

und fragen nach unseren Erfahrungen. Dass wir auch unsere eigenen sozialen <strong>Sicherung</strong>ssysteme<br />

ständig an sich verändernde Gegebenheiten anpassen müssen, macht<br />

den Austausch und die Beratung <strong>für</strong> unsere Partner noch <strong>in</strong>teressanter.<br />

Viele Regierungen sehen <strong>in</strong> sozialen <strong>Sicherung</strong>ssystemen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>en<br />

Kostenfaktor. Tatsächlich aber ist soziale <strong>Sicherung</strong>, wie uns auch die deutsche Erfahrung<br />

zeigt, e<strong>in</strong>e Investition <strong>in</strong> die wirtschaftliche und soziale Zukunft e<strong>in</strong>es Landes.<br />

Für diese Sicht werben wir. Selbst <strong>für</strong> Länder mit niedrigeren E<strong>in</strong>kommen ist e<strong>in</strong>e<br />

Absicherung gegen Verarmung durch Krankheit oder im Alter f<strong>in</strong>anzierbar und der<br />

Aufbau notwendiger Strukturen adm<strong>in</strong>istrativ zu bewältigen. Entscheidend <strong>für</strong> den<br />

Erfolg s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e umfassende Beratung und der politische Wille der Regierungen.<br />

5


6<br />

Heidemarie Wieczorek-Zeul<br />

Wichtig ist, soziale <strong>Sicherung</strong>ssysteme so zu gestalten, dass sie alle Armen erfassen.<br />

In manchen <strong>Entwicklungs</strong>ländern arbeiten bis zu 85 Prozent der Erwerbstätigen<br />

im <strong>in</strong>formellen Sektor. <strong>Sicherung</strong>ssysteme, die e<strong>in</strong>e formelle Beschäftigung voraussetzen,<br />

grenzen diese Menschen aus. Kreative und <strong>in</strong>novative Ansätze s<strong>in</strong>d gefragt. Sie<br />

müssen an den spezifischen Bed<strong>in</strong>gungen des jeweiligen Landes ansetzen.<br />

Dialog und Erfahrungssaustausch standen im Mittelpunkt von Fachtagung und<br />

öffentlicher Podiumsdiskussion „<strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong> <strong>in</strong> <strong>Entwicklungs</strong>- und Schwellenländern“,<br />

die das <strong>Entwicklungs</strong>politische Forum der InWEnt gGmbH im Auftrag des<br />

Bundesm<strong>in</strong>isteriums <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)<br />

am 19. Juni 2008 durchführte. Die Veranstaltung mit Vertreter<strong>in</strong>nen und Vertretern<br />

aus Partnerländern und Nichtregierungsorganisationen setzte e<strong>in</strong> Zeichen <strong>für</strong> die entwicklungspolitische<br />

Debatte <strong>in</strong> Deutschland und unterstrich die Bedeutung der sozialen<br />

<strong>Sicherung</strong> <strong>für</strong> die Armutsbekämpfung.<br />

Der vorliegende Tagungsband liefert e<strong>in</strong>e wichtige Grundlage <strong>für</strong> die Fortentwicklung<br />

des Aufgabenfeldes soziale <strong>Sicherung</strong> <strong>in</strong> der deutschen <strong>Entwicklungs</strong>politik. Er<br />

fasst die Debatten des e<strong>in</strong>tägigen Internationalen Policy-Workshops zusammen und<br />

dokumentiert die Positionen der Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer. Gleichzeitig<br />

präsentiert er konkrete Beispiele aus der deutschen <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit<br />

im Bereich sozialer <strong>Sicherung</strong> und gibt e<strong>in</strong>en Ausblick, wie das Engagement künftig<br />

ausgeweitet werden kann.<br />

Heidemarie Wieczorek-Zeul<br />

Bundesm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung


Grundsatzreferat<br />

Kar<strong>in</strong> Kortmann<br />

Parlamentarische Staatssekretär<strong>in</strong><br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)<br />

Deutschland<br />

� Im Namen der Bundesm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung,<br />

Heidemarie Wieczorek-Zeul, und des gesamten Hauses heiße ich Sie sehr<br />

herzlich willkommen. Dass es diesen Politikdialog gibt, ist an sich schon e<strong>in</strong> guter<br />

Grund, hier zusammenzukommen; ihn auszugestalten und da<strong>für</strong> ganz wichtige Gäste<br />

am Tisch zu versammeln. Ich darf mich deswegen als Erstes ganz herzlich bedanken<br />

bei unseren beiden am weitesten angereisten Gästen, Bience Philom<strong>in</strong>a Gawanas<br />

und Prasetijono Widjojo, die respektive die Afrikanische Union und BAPPENAS, die<br />

Nationale <strong>Entwicklungs</strong>planungsbehörde <strong>in</strong> Indonesien, vertreten. Wir wissen, dass,<br />

wenn wir über soziale <strong>Sicherung</strong>ssysteme reden, wir Counterparts brauchen – Organisationen,<br />

Mitstreiter, Mitstreiter<strong>in</strong>nen, die diese Systeme implementieren und mit<br />

uns diskutieren, welche Anpassungen dort vorgenommen werden können. Denn es<br />

geht nicht darum, e<strong>in</strong> deutsches Sozialversicherungssystem – das sich bewährt hat –<br />

zu transferieren, sondern es geht darum, aus unseren Erfahrungen zu schöpfen und<br />

angepasste Optionen <strong>für</strong> andere Länder anzubieten.<br />

Ich möchte mich ganz besonders bei den Durchführungsorganisationen bedanken:<br />

bei InWEnt <strong>für</strong> die Organisation der Veranstaltung, aber vor allen D<strong>in</strong>gen auch<br />

bei der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit (GTZ) und der Kreditanstalt<br />

<strong>für</strong> Wiederaufbau (KfW), die uns seit Jahren dabei unterstützen, stärker <strong>in</strong><br />

diesen Bereich e<strong>in</strong>zusteigen. E<strong>in</strong>e Veranstaltung wie die heutige bietet die Chance,<br />

hier e<strong>in</strong>en entscheidenden Schritt zu tun. Und deswegen allen, die heute hier mit am<br />

Tisch sitzen und mit uns diskutieren, herzlichen Dank <strong>für</strong> Ihre Bereitschaft, und ich<br />

glaube, dass wir bis heute Abend zu guten Ergebnissen kommen werden.<br />

Wenn wir <strong>in</strong> Deutschland fragen, was die wichtigsten Reformen, die wichtigsten<br />

Gesetze s<strong>in</strong>d, die die Bundesrepublik Deutschland e<strong>in</strong>mal verabschiedet hat, dann<br />

kommt man relativ schnell auf die Sozialversicherungsgesetze. Sie s<strong>in</strong>d jedoch nicht<br />

statisch, sondern werden immer wieder neu angepasst. Sie machen unseren Sozialstaat<br />

aus und sorgen da<strong>für</strong>, dass soziale Gerechtigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Gesellschaft</strong> Fuß fassen<br />

kann.<br />

7


Lassen Sie mich e<strong>in</strong>gangs e<strong>in</strong>ige D<strong>in</strong>ge benennen, die <strong>für</strong> uns bei diesem Thema<br />

den Rahmen beschreiben. In der Allgeme<strong>in</strong>en Erklärung der Menschenrechte ist festgeschrieben:<br />

„Jeder hat als Mitglied der <strong>Gesellschaft</strong> das Recht auf soziale Sicherheit“.<br />

Was soziale Sicherheit heißt, ist auszudef<strong>in</strong>ieren und zu beschreiben. Wir wissen heute,<br />

dass der Begriff der menschlichen Sicherheit weit umfassender ist als der traditionelle<br />

Sicherheitsbegriff. Zu dieser menschlichen Sicherheit, wie sie die Vere<strong>in</strong>ten Nationen<br />

def<strong>in</strong>iert haben, gehört auch soziale Sicherheit. Fast 60 Jahre nach der Verabschiedung<br />

der Erklärung der Menschenrechte müssen wir feststellen, dass das, was dort <strong>in</strong> Artikel<br />

22 manifestiert worden ist und eigentlich e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit se<strong>in</strong> sollte,<br />

noch längst nicht umgesetzt ist. Drei von vier Menschen auf dieser Welt müssen ohne<br />

soziale Absicherung leben. Diese Menschen s<strong>in</strong>d den großen Lebensrisiken schutzlos<br />

ausgesetzt – sei es Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Armut im Alter. Die Folgen, die sich<br />

daraus ableiten, s<strong>in</strong>d dramatisch. Jahr <strong>für</strong> Jahr sterben zehn Millionen Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der an<br />

Krankheiten, die vermeidbar wären – Krankheiten, an denen sie <strong>in</strong> reichen Ländern mit<br />

sozialen Krankenversicherungen, nicht gestorben wären. Jahr <strong>für</strong> Jahr fallen 100 Millionen<br />

Menschen neu <strong>in</strong> Armut, weil sie nicht gegen Kosten abgesichert s<strong>in</strong>d, die durch<br />

Krankheit entstehen. Und <strong>in</strong>sgesamt haben mehr als 1,3 Milliarden Menschen ke<strong>in</strong>en<br />

Zugang zu e<strong>in</strong>er ausreichenden oder bezahlbaren Gesundheitsversorgung. Weltweit<br />

s<strong>in</strong>d 650 Millionen Menschen von körperlichen und geistigen Beh<strong>in</strong>derungen betroffen.<br />

80 Prozent davon leben <strong>in</strong> den <strong>Entwicklungs</strong>ländern und nur ca. 1 bis 2 Prozent<br />

haben überhaupt Zugang zu mediz<strong>in</strong>ischer Rehabilitation. Und soziale <strong>Sicherung</strong>ssysteme,<br />

das kennen wir aus unserem deutschen System, könnten dies enorm l<strong>in</strong>dern<br />

und <strong>für</strong> mehr Teilhabemöglichkeiten am mediz<strong>in</strong>ischen Fortschritt sorgen.<br />

Das ist die Situation am Anfang des 21. Jahrhunderts – schlichtweg beschämend.<br />

Wenn wir uns anschauen, welche Möglichkeiten vorhanden s<strong>in</strong>d, aber nicht e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden. Und deswegen müssen wir etwas tun und wir können auch etwas tun.<br />

Wir s<strong>in</strong>d hier zusammengekommen, weil der Zugang zu Gesundheitsversorgung,<br />

zur Absicherung im Alter oder bei Arbeitslosigkeit ke<strong>in</strong>e Frage des Geburtsortes und<br />

des Geldes bleiben darf. Nicht ohne Grund ist die Förderung von sozialer <strong>Sicherung</strong><br />

e<strong>in</strong> ganz zentrales Ziel der Agenda <strong>für</strong> menschenwürdige Arbeit der Internationalen<br />

Arbeitsorganisation (ILO). Das Thema Decent Work hat uns gerade im letzten Jahr<br />

während der EU-Ratspräsidentschaft und des G8-Gipfels sehr stark motiviert, mehr<br />

Grundlagen <strong>in</strong> diesem Bereich zu schaffen. Wir s<strong>in</strong>d hier, weil wir Wege aus dieser<br />

Misere kennen. Ohne soziale <strong>Sicherung</strong> müssen die Menschen ärztliche Versorgung<br />

aus der eigenen Tasche bezahlen. Krankheit und lange, zeitraubende Anfahrtswege<br />

zu den Gesundheitsdiensten führen zu Verdienstausfällen. Nicht selten verkaufen<br />

Betroffene daher sogar ihr Vieh und damit e<strong>in</strong>e wichtige E<strong>in</strong>kommensgrundlage. Oder<br />

aber sie gehen gar nicht erst zum Arzt, weil sie genau wissen, dass sie diese Kosten<br />

8<br />

Kar<strong>in</strong> Kortmann


Grundsatzreferate<br />

nicht bürden können. Die Krankheit verschlimmert sich, sie werden arbeitsunfähig<br />

und rutschen <strong>in</strong> der Folge <strong>in</strong> Armutsbereiche ab, aus denen sie selber nicht mehr herauskommen.<br />

Wir wissen: <strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong> schützt Menschen vor ru<strong>in</strong>ösen Gesundheitsausgaben<br />

und vor E<strong>in</strong>kommensverlust. <strong>Soziale</strong> Entwicklung und Wirtschaftswachstum<br />

gehen mite<strong>in</strong>ander e<strong>in</strong>her. Studien stellen fest: Wenn sich die Lebenserwartung um<br />

10 Prozent erhöht, führt dies zu e<strong>in</strong>em höheren Pro-Kopf-Wachstum von 0,9 Prozent.<br />

Und umgekehrt: Wenn das Pro-Kopf-E<strong>in</strong>kommen e<strong>in</strong>es <strong>Entwicklungs</strong>landes um 10<br />

Prozent zunimmt, nimmt die K<strong>in</strong>dersterblichkeit um über 3 Prozent ab. Das s<strong>in</strong>d Zahlen,<br />

die sich e<strong>in</strong>prägen und die auch <strong>für</strong> uns Motivationsschub s<strong>in</strong>d, mehr <strong>in</strong> diesen<br />

Bereich zu <strong>in</strong>vestieren.<br />

Wir wissen: <strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong>ssysteme steigern die betriebliche Produktivität und<br />

stärken das wirtschaftliche Wachstum. Die Zeiten, <strong>in</strong> denen wir an e<strong>in</strong>en Trickle-Down-<br />

Effekt glaubten, dass also Wirtschaftswachstum direkt Armut bekämpft, s<strong>in</strong>d vorbei.<br />

Wir wissen: <strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong>ssysteme s<strong>in</strong>d Voraussetzung da<strong>für</strong>, dass Wirtschaftswachstum<br />

tatsächlich zur Armutsm<strong>in</strong>derung beiträgt und nicht Ungleichheiten<br />

verschärft, sondern Ressourcen fair verteilt. <strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong>ssysteme s<strong>in</strong>d also<br />

nicht primär e<strong>in</strong> Kostenfaktor. <strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong>ssysteme s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Königsweg bei<br />

der Armutsbekämpfung: sie fördern Entwicklung. Der deutsche Armutsbericht, der<br />

dem <strong>Deutsche</strong>n Bundestag vorgelegt worden ist, belegt: Das Risiko, arm zu werden,<br />

halbiert sich <strong>in</strong> Deutschland durch Sozialtransfers von 26 auf 13 Prozent. Dabei geht<br />

es nicht nur ums Geld, sondern es geht vor allem darum, soziale und politische Teilhabe<br />

zu ermöglichen.<br />

<strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong>ssysteme s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong> Luxus. Studien der Internationalen Arbeitsorganisation<br />

weisen nach, dass sie auch <strong>in</strong> Niedrige<strong>in</strong>kommensländern f<strong>in</strong>anzierbar<br />

s<strong>in</strong>d. Die ILO sagt: „Die Investition <strong>in</strong> e<strong>in</strong> grundlegendes Set sozialer <strong>Sicherung</strong> kostet<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich gar nichts, da bescheidene Systeme sich durch Produktivitätswachstum<br />

wieder auszahlen.“ Uns e<strong>in</strong>t damit das Wissen, dass wir nur mit sozialen <strong>Sicherung</strong>ssystemen<br />

die Globalisierung wirtschaftlich und sozial erfolgreich gestalten können.<br />

Wie sieht das deutsche Engagement im Bereich der sozialen <strong>Sicherung</strong>ssysteme<br />

aus?<br />

E<strong>in</strong> gutes Zeichen ist, dass viele <strong>Entwicklungs</strong>- und Schwellenländer die Bedeutung<br />

sozialer <strong>Sicherung</strong>ssysteme erkannt haben. Denn Wirtschaftswachstum alle<strong>in</strong><br />

ist ohne breitenwirksame Umverteilung und sozialen Ausgleich durch soziale <strong>Sicherung</strong>ssysteme<br />

nicht nachhaltig. Viele Länder suchen dabei Unterstützung und Beratung,<br />

um optimale Systeme <strong>für</strong> ihre Bedürfnisse entwickeln zu können. Und hier setzt<br />

die deutsche <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit an. Die Zusagen <strong>für</strong> soziale <strong>Sicherung</strong><br />

beliefen sich 2007 auf rund 65 Millionen Euro. Wir implementieren aktuell mehr<br />

9


als 50 Vorhaben zu sozialer <strong>Sicherung</strong> bzw. mit Komponenten sozialer <strong>Sicherung</strong> <strong>in</strong><br />

rund 30 Ländern. Dazu e<strong>in</strong> paar Beispiele: Wir fördern soziale und geme<strong>in</strong>debasierte<br />

Krankenversicherungen und Grundsicherung <strong>in</strong> Subsahara-Afrika, wir unterstützen<br />

Fonds <strong>für</strong> <strong>Soziale</strong>ntwicklung und Grundsicherung <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika oder auch Mikroversicherungsprojekte<br />

<strong>in</strong> asiatischen Ländern. Dieses Engagement wollen wir weiter<br />

ausbauen. In diesem Jahr haben wir dem <strong>Deutsche</strong>n Bundestag unser neues Asienkonzept<br />

vorgelegt. Dar<strong>in</strong> haben wir soziale <strong>Sicherung</strong> als Querschnittsthema fest verankert.<br />

Das ist e<strong>in</strong> Beleg da<strong>für</strong>, dass das Thema angekommen ist.<br />

Zwei Bereiche unseres Engagements möchte ich besonders herausstellen: Das ist<br />

zum e<strong>in</strong>en der Gesundheitsbereich und zum anderen der Bereich der Grundsicherung.<br />

Zum Gesundheitsbereich: Deutschland hat sich zusammen mit Frankreich <strong>für</strong> die<br />

Gründung der Provid<strong>in</strong>g for Health Initiative e<strong>in</strong>gesetzt, die die G8 <strong>in</strong> Heiligendamm<br />

im vergangenen Jahr offiziell begrüßt haben. Diese Initiative ist e<strong>in</strong> Zusammenschluss<br />

von bi- und multilateralen Gebern, die geme<strong>in</strong>sam die Partnerländer dar<strong>in</strong> unterstützen,<br />

soziale <strong>Sicherung</strong> im Gesundheitswesen auszubauen und nachhaltig zu f<strong>in</strong>anzieren.<br />

Ziel ist es, die Basis <strong>für</strong> Gesundheitsdienste zu schaffen, die <strong>für</strong> alle erreichbar<br />

s<strong>in</strong>d und eben besonders <strong>für</strong> die armen Menschen. Die Partnerländer werden<br />

dabei beraten, wie sie nachhaltige Krankenversicherungssysteme auf- bzw. ausbauen<br />

können und wie sie die F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten bereits existierender Fonds und<br />

F<strong>in</strong>anzierungs<strong>in</strong>strumente da<strong>für</strong> nutzen können, zum Beispiel den Global Fund <strong>für</strong><br />

HIV/Aids, Tuberkulose und Malaria oder GAVI (Globale Allianz <strong>für</strong> Impfstoffe und<br />

Immunisierung). Es geht also nicht darum, weitere E<strong>in</strong>zelfonds aufzulegen, sondern<br />

darum, die Möglichkeiten der bestehenden besser auch <strong>für</strong> Vorhaben sozialer <strong>Sicherung</strong><br />

auszuschöpfen. Die Provid<strong>in</strong>g for Health Initiative bietet e<strong>in</strong> Forum, <strong>in</strong> dem sich<br />

die bi- und mult<strong>in</strong>ationalen Geber und Akteure austauschen und koord<strong>in</strong>ieren. Damit<br />

trägt sie zur Verbesserung der Effektivität der Gebermaßnahmen im Gesundheitsbereich<br />

und so auch zur Umsetzung der Paris-Agenda bei.<br />

Das zweite Thema ist die Grundsicherung: In den Grundsicherungsprogrammen<br />

stehen überwiegend extrem arme Haushalte im Fokus unserer Zusammenarbeit – das<br />

schließt besonders gefährdete Gruppen mit e<strong>in</strong> wie Frauen, K<strong>in</strong>der, Menschen im<br />

Alter oder auch Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung. Zum Beispiel unterstützen wir <strong>in</strong> El<br />

Salvador e<strong>in</strong>en Ansatz konditionierter Sozialtransfers. Das heißt: Bed<strong>in</strong>gung <strong>für</strong> die<br />

Auszahlung der Transfers ist etwa der Schulbesuch der Mädchen <strong>in</strong> dem Haushalt.<br />

Diese Transfers stärken die Selbsthilfefähigkeit der Menschen und tragen nachhaltig<br />

zu breitenwirksamem Wachstum bei. Sie verh<strong>in</strong>dern, dass Armut von e<strong>in</strong>er Generation<br />

zur nächsten „vererbt“ wird und helfen Familien, aus diesem Teufelskreis auszubrechen.<br />

10<br />

Kar<strong>in</strong> Kortmann


Grundsatzreferate<br />

Der Auf- und Ausbau sozialer <strong>Sicherung</strong>ssysteme wird <strong>für</strong> uns e<strong>in</strong> immer wichtigeres<br />

Politikfeld. Und deshalb freuen wir uns über die starke parlamentarische Unterstützung,<br />

die die Bundesregierung an dieser Stelle erhält. Der Bundestag hat dazu am<br />

13. März dieses Jahres e<strong>in</strong>en Antrag der Koalitionsfraktionen von SPD und CDU/CSU<br />

verabschiedet, der explizit fordert, die <strong>Entwicklungs</strong>- und Schwellenländer verstärkt<br />

beim Aufbau und bei Reformen von sozialen <strong>Sicherung</strong>ssystemen zu unterstützen<br />

sowie soziale <strong>Sicherung</strong> als Schwerpunkt der deutschen <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit<br />

zu implementieren. Me<strong>in</strong> ganz besonderer Dank gilt an dieser Stelle dem Haupt<strong>in</strong>itiator<br />

dieses Anliegens, Walter Riester, unserem früheren Arbeits- und Sozialm<strong>in</strong>ister.<br />

Er hat nämlich deutlich gemacht, dass es im deutschen System gute Ansätze<br />

gibt und Möglichkeiten, diese <strong>in</strong> <strong>Entwicklungs</strong>ländern e<strong>in</strong>zusetzen. Für diesen Pro-<br />

tagonisten s<strong>in</strong>d wir mehr als dankbar. Ich sage manchmal scherzhaft, wir wollen deswegen<br />

nicht die Riester-Rente <strong>in</strong> alle <strong>Entwicklungs</strong>- und Schwellenländer exportieren,<br />

aber die Grundphilosophie, die h<strong>in</strong>ter unserem sozialen <strong>Sicherung</strong>ssystem steht, darauf<br />

können wir stolz se<strong>in</strong> und die können wir weitergeben. Dass das Anliegen so prom<strong>in</strong>ent<br />

mit e<strong>in</strong>em ehemaligen M<strong>in</strong>ister an dieser Stelle verbunden ist, das ist alle<strong>in</strong><br />

Wert und Dank genug, lieber Walter.<br />

E<strong>in</strong> soziales <strong>Sicherung</strong>ssystem ist wichtige Voraussetzung <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />

und gerechte Entwicklung <strong>in</strong> den Industrie- wie auch <strong>in</strong> den <strong>Entwicklungs</strong>ländern.<br />

Die deutschen und die europäischen Erfahrungen mit sozialer <strong>Sicherung</strong> helfen beim<br />

Aufbau sozialer <strong>Sicherung</strong>ssysteme <strong>in</strong> Afrika, <strong>in</strong> Asien und <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika. Immerh<strong>in</strong><br />

ist Deutschland ja das Land mit dem ältesten sozialen <strong>Sicherung</strong>ssystem. Die letzten<br />

zwei Tage hatten wir den Präsidenten der Interamerikanischen <strong>Entwicklungs</strong>bank,<br />

Luis Alberto Moreno, bei uns zu Gast und wir haben mit ihm, wie wir es genauso mit<br />

den Präsidenten der afrikanischen und der asiatischen <strong>Entwicklungs</strong>bank getan haben,<br />

e<strong>in</strong>en verstärkten Politikdialog zu dem Thema angemahnt. Da die Banken über viel<br />

mehr F<strong>in</strong>anzvolum<strong>in</strong>a verfügen, viel stärker im Dialog zwischen regionalen und nicht<br />

regionalen Anteilseignern stehen und daher über große Möglichkeiten verfügen, Breitenwirksamkeit<br />

zu erzielen, sollten sie sich stärker <strong>in</strong> dem Thema engagieren.<br />

Mit unseren eigenen Ansätzen im Rahmen der <strong>Entwicklungs</strong>politik br<strong>in</strong>gen wir<br />

unsere politische Überzeugung zum Ausdruck: <strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong> ist e<strong>in</strong> Menschenrecht.<br />

Was dabei manchmal technisch kl<strong>in</strong>gen mag, ist <strong>für</strong> uns e<strong>in</strong> wichtiger Schlüssel<br />

zur Erreichung der Millenniumsentwicklungsziele. Es stellt sich heute hier an diesem<br />

Tisch nicht mehr die Frage des OB, sondern nur noch des WIE – wie wir die sozialen<br />

<strong>Sicherung</strong>ssysteme <strong>in</strong> unseren Partnerländern und mit unseren Partnern auf- und<br />

ausbauen können.<br />

Und deswegen freue ich mich ganz besonders, heute diesen wunderbaren Dialogprozess<br />

hier eröffnen zu können. Danke noch e<strong>in</strong>mal allen <strong>für</strong> das Mittun, <strong>für</strong> das<br />

11


Mitdenken. Und ich darf Sie auch sehr herzlich dazu auffordern, uns ordentlich zu<br />

treiben <strong>in</strong> dieser Thematik. Manchmal brauchen auch Behörden, brauchen auch M<strong>in</strong>isterien<br />

nicht nur Rückenstärke, sondern auch die Herausforderungen, und die sollten<br />

Sie uns mit Worten und mit Anforderungen auch mitgeben, dass wir da nicht Ruhe<br />

geben. Ich habe Ihnen gesagt, welchen f<strong>in</strong>anziellen Beitrag wir im vergangenen Jahr<br />

zur Verfügung gestellt haben. Und ich sage, der ist mehr als steigerungsfähig. Wir<br />

wissen, mit Geld alle<strong>in</strong> können wir die <strong>Entwicklungs</strong>prozesse nicht gestalten, aber es<br />

ist e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung da<strong>für</strong>, dass wir überhaupt Instrumente <strong>in</strong> die Hand<br />

nehmen können. Herzlichen Dank, dass Sie hier s<strong>in</strong>d.<br />

12<br />

Kar<strong>in</strong> Kortmann


Grundsatzreferat<br />

Walter Riester<br />

Mitglied des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages (MdB)<br />

Deutschland<br />

� Ja, me<strong>in</strong>e Damen und Herren, ich greife gerade mal auf, was Kar<strong>in</strong> Kortmann<br />

sagte. Es geht nicht mehr nur um die Frage des OB, sondern vor allem um die Frage<br />

des WIE. Nun wissen wir alle, dass die Frage des WIE manchmal schwerer zu beantworten<br />

ist als die Frage des OB. Ich möchte Ihnen aber vorab e<strong>in</strong>ige Überlegungen<br />

aufzeigen, die das Parlament bewegt hat, sich <strong>in</strong> dieser Frage stark zu engagieren. Bei<br />

den Schwerpunkten, die wir <strong>in</strong> der <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit haben, beispielsweise<br />

dem Schwerpunkt Wassermanagement oder auch dem Schwerpunkt Demokratie<br />

und Zivilgesellschaft ist völlig unstrittig, dass Erfolge ohne den Aufbau von Strukturen<br />

hier nicht zu erreichen s<strong>in</strong>d. Aber manchmal tun wir uns schwer, bei den großen<br />

Lebensrisiken Gesundheit, Alter sowie Erwerbslosigkeit mit gleichem Denken<br />

vorzugehen. Und dort, wo wir das nicht tun, verbleiben wir häufig <strong>in</strong> der Nothilfe und<br />

entmündigen so auch e<strong>in</strong> Stück die Hilfeempfänger<strong>in</strong>nen und -empfänger. Aber die<br />

Frage des WIE ist hier die entscheidende. Das ist die große Herausforderung, vor der<br />

wir stehen, und deswegen begrüße ich es sehr, dass das Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geme<strong>in</strong>sam mit InWEnt e<strong>in</strong>en<br />

solchen Workshop organisiert hat.<br />

Ich beg<strong>in</strong>ne zuerst e<strong>in</strong>mal bei der Frage des WIE und bei e<strong>in</strong>er Betrachtung der<br />

Erfahrungen, die wir hier <strong>in</strong> Deutschland gemacht haben. Ich möchte skizzieren, dass<br />

dieses WIE zu Fehlschlüssen führen kann, aber auch zu richtigen Entscheidungen.<br />

Die nichtdeutschen Teilnehmer dieses Workshops werden vielleicht überrascht<br />

se<strong>in</strong>, wenn ich ihnen sage, dass <strong>in</strong> Deutschland rund 250 Milliarden Euro jährlich <strong>für</strong><br />

den Gesundheitsbereich ausgegeben wird und weitere 243 Milliarden <strong>für</strong> Altersvorsorge.<br />

Dazu kommen nochmals etwa 100 Milliarden <strong>für</strong> den Arbeitsmarkt. Betrachten<br />

wir diese Zahlen und versuchen dies auf notwendige Hilfestellungen <strong>in</strong> <strong>Entwicklungs</strong>-<br />

und Schwellenländern zu übertragen, so stoßen wir schnell an unsere Grenzen. Zu<br />

Recht, denn der Versuch diese Überlegung zu übertragen, würde uns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e völlig<br />

falsche Denkweise here<strong>in</strong>führen.<br />

Ich möchte mich bemühen, an den drei Beispielen Grundsicherung, Gesundheitssicherung<br />

und Altersvorsorge andere – uns eigentlich bekannte – Denkstrukturen e<strong>in</strong>-<br />

13


zuführen. Gegen diesen immensen Betrag von 600 Milliarden Euro, den ich Ihnen<br />

eben genannt habe, den unser reiches, entwickeltes Industrieland e<strong>in</strong>setzt, hat mich<br />

e<strong>in</strong>e Mikro-Untersuchung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) fasz<strong>in</strong>iert, die<br />

Folgendes untersucht hat: Was muss im Senegal und <strong>in</strong> Tansania <strong>in</strong>vestiert werden, um<br />

die Armut bei Alten und Waisen um 40 Prozent abzusenken? Sie kam zu dem Ergebnis,<br />

es seien 3 Prozent des Brutto<strong>in</strong>landsprodukts. Mal unterstellt, die Rechnung ist<br />

richtig, ich kann sie nicht nachprüfen – dabei ist <strong>für</strong> mich gar nicht so erheblich, s<strong>in</strong>d<br />

es nun 3, 4 oder 5 Prozent – dann ist dies e<strong>in</strong>e Investition <strong>in</strong> die <strong>Entwicklungs</strong>möglichkeiten<br />

der Menschen, die eigentlich gar ke<strong>in</strong>e höhere Rendite haben könnte. Wenn ich<br />

mir dann gleichzeitig noch vorstelle, dass viele Länder ihren Haushalt zu 40 oder 50<br />

Prozent mit Gebermitteln stützen, dann wird sichtbar, dass e<strong>in</strong>e solche Investition <strong>in</strong><br />

die soziale <strong>Sicherung</strong> der Menschen leistbar ist und auch getätigt werden muss, wenn<br />

man es denn politisch will.<br />

Ich will an dieser Stelle gar nicht den Blick darauf lenken, welche Summen <strong>in</strong><br />

manchen Ländern durch Korruption veruntreut werden. Aber ich möchte den ersten<br />

Punkt damit abschließen, herauszustellen, dass die Frage des WIE nicht e<strong>in</strong>e Frage ist,<br />

ob man solche Systeme e<strong>in</strong>führen kann. Entscheidend ist vielmehr, welchen Denkansatz<br />

man wählt, um beispielsweise Altersarmut zu verr<strong>in</strong>gern und die Versorgung von<br />

Aids-Waisen zu verbessern. Und hier s<strong>in</strong>d wir dann beim Thema Grundsicherung. Ich<br />

fühle mich sehr bestärkt <strong>in</strong> diesem Ansatz, nachdem me<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong> im letzten<br />

Jahr e<strong>in</strong>en Teil ihres Urlaubs da<strong>für</strong> genutzt hat, sich <strong>in</strong> Sambia das Projekt Social Cash<br />

Transfer Scheme anzuschauen, das – mit Unterstützung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Technische Zusammenarbeit (GTZ) – zu sehr bee<strong>in</strong>druckenden Wirkungen kommt.<br />

In diesem Projekt ist es mit e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen Mittele<strong>in</strong>satz gelungen, die Armut der<br />

ausgewählten Zielgruppe signifikant zu verr<strong>in</strong>gern. Darüber h<strong>in</strong>aus wird den Menschen<br />

die Möglichkeit eröffnet, durch die s<strong>in</strong>nvolle Investition des Geldes, z.B. <strong>in</strong> die<br />

Bildung ihrer K<strong>in</strong>der oder <strong>in</strong> Produktionsmittel, ihre Situation eigenständig zu verbessern.<br />

Dies s<strong>in</strong>d hoffnungsvolle Ansätze im Bereich der Grundsicherung. Natürlich<br />

wäre die sambische Regierung mit e<strong>in</strong>em Maßnahmenpaket von 600 Milliarden Euro<br />

wie bei uns <strong>in</strong> Deutschland völlig überfordert. Aber durch das Ansetzen an den unmittelbaren<br />

Bed<strong>in</strong>gungen und Voraussetzungen sowie den bereits im Land vorhandenen<br />

Strukturen werden diese Investitionen s<strong>in</strong>nvoll und möglich.<br />

Das er<strong>in</strong>nert mich – und ich denke das ist e<strong>in</strong> sehr guter Ansatz – an die fantastischen<br />

Erfahrungen, die wir mit der Vergabe von Mikrokrediten machen. Dort, wo<br />

große Banken und Geld<strong>in</strong>stitute sich weigern, aufgrund von fehlenden Sicherheiten<br />

Kredite zu vergeben, wie im Übrigen <strong>in</strong> Deutschland auch, werden durch Projekte im<br />

Mikrof<strong>in</strong>anzbereich, die von der Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau (KfW) und von der<br />

GTZ unterstützt werden, beachtliche <strong>Entwicklungs</strong>prozesse <strong>in</strong> Gang gesetzt, die über<br />

14<br />

Walter Riester


Grundsatzreferate<br />

den Zugang zu Krediten weit h<strong>in</strong>ausreichen. Ich habe dies selbst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dorf im<br />

Norden Namibias erlebt, als ich Empfänger<strong>in</strong>nen und Empfänger von Mikrokrediten<br />

getroffen habe und an e<strong>in</strong>em ihrer wöchentlichen Treffen teilnehmen durfte, bei dem<br />

sie ihr wirtschaftliches Handeln absprechen und über die Art und Weise der Rückzahlung<br />

verhandeln. Dabei habe ich gelernt, dass durch die Vergabe von Mikrokrediten<br />

Sozialprozesse <strong>in</strong> Gang gesetzt werden, die möglicherweise noch wichtiger s<strong>in</strong>d als der<br />

F<strong>in</strong>anzprozess alle<strong>in</strong>. Wenn dies aber e<strong>in</strong> erfolgreicher Ansatz ist, dann wäre e<strong>in</strong>e Weiterführung<br />

dieses Ansatzes die Überlegung, wie <strong>in</strong> solchen Bereichen, <strong>in</strong> denen sich<br />

langsam aus <strong>in</strong>formeller Tätigkeit heraus Strukturen entwickeln, Fragen des sozialen<br />

Zusammenhalts und der sozialen Absicherung weiterentwickelt werden können.<br />

Ich mache mal e<strong>in</strong>en Sprung zum Thema Gesundheitsversorgung. Ich habe mir,<br />

als ich e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> Südafrika war, den Gedanken durch den Kopf gehen lassen, wie wir<br />

es schaffen können <strong>in</strong> diesem Land Strukturen aufzubauen, die die Gesundheitsversorgung<br />

breiter Bevölkerungsschichten sichern. Und dies <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Land <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>erseits<br />

die erste Herztransplantation der Welt durchgeführt wurde und der Zugang zu<br />

hoch qualifizierter Gesundheitsversorgung nur den Wohlhabenden möglich ist, andererseits<br />

aber große Teile der Bevölkerung mit e<strong>in</strong>er mediz<strong>in</strong>ischen Unterversorgung<br />

zu kämpfen haben.<br />

Jetzt mache ich e<strong>in</strong>en weiteren Sprung zu e<strong>in</strong>em Erlebnis, das ich vor wenigen<br />

Wochen <strong>in</strong> Afrika hatte. Wir s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>er Delegation des Ausschusses <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung (AWZ) über Ruanda <strong>in</strong> den Kongo und<br />

dann nach Uganda gereist. E<strong>in</strong>e sehr bee<strong>in</strong>druckende Erfahrung habe ich <strong>in</strong> Ruanda<br />

gemacht, als mir die Vertreter<strong>in</strong> der GTZ erzählt hat, dass nach längeren <strong>in</strong>tensiven,<br />

teilweise auch strittigen Diskussionen <strong>in</strong> Ruanda entschieden worden ist, dass <strong>für</strong><br />

e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Gesundheitsversorgung jede Bürger<strong>in</strong> und jeder Bürger umgerechnet<br />

etwa e<strong>in</strong>en Beitrag von 1,30 Euro im Jahr leisten muss. Das Spannende hierbei ist, dass<br />

dadurch bei den Menschen das Bewusstse<strong>in</strong> da<strong>für</strong> geschaffen wurde, dass sie e<strong>in</strong>en<br />

Anspruch auf Gesundheitsversorgung haben, den sie jetzt auch stärker e<strong>in</strong>fordern.<br />

Und dann reiste ich über den Kongo nach Uganda. Ich hatte e<strong>in</strong>e Diskussion mit<br />

Vertretern des Evangelischen <strong>Entwicklungs</strong>dienstes über e<strong>in</strong> Gesundheitsprojekt und<br />

kam beiläufig auf die Frage – nachdem mir die fehlenden Strukturen im Gesundheitswesen<br />

<strong>in</strong> Uganda aufgefallen waren – ob denn e<strong>in</strong> solcher Ansatz wie <strong>in</strong> Ruanda auch<br />

<strong>in</strong> Uganda möglich wäre. Und die <strong>für</strong> mich bezeichnende Aussage der GTZ-Vertreter<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> Uganda war: Höchstwahrsche<strong>in</strong>lich nicht, weil die Regierung im Jahre 2000<br />

den kostenfreien Zugang zur Gesundheitsversorgung <strong>für</strong> jede Bürger<strong>in</strong> und jeden<br />

Bürger erklärt hat, der allerd<strong>in</strong>gs bei genauer Betrachtung nicht <strong>in</strong> Anspruch genommen<br />

werden kann, weil ke<strong>in</strong>e entsprechenden Strukturen vorhanden s<strong>in</strong>d. Würde die<br />

Regierung nun e<strong>in</strong> beitragsf<strong>in</strong>anziertes Gesundheitssystem e<strong>in</strong>führen, so wäre dies<br />

15


e<strong>in</strong> Zugeständnis, dass das jetzige Gesundheitssystem nicht funktioniert. Die Frage<br />

ist, wie wir unter solchen Voraussetzungen Prozesse unterstützen können, die zu e<strong>in</strong>er<br />

verbesserten Gesundheitsversorgung der Menschen führen.<br />

Nun zum Thema Altersvorsorge. Dieses Thema sche<strong>in</strong>t erst e<strong>in</strong>mal bei e<strong>in</strong>er Bevölkerungsstruktur<br />

<strong>in</strong> <strong>Entwicklungs</strong>ländern, die durch e<strong>in</strong>en extrem hohen Anteil an<br />

Menschen unter 15 Jahren gekennzeichnet ist, abwegig zu se<strong>in</strong>. Wenn man aber e<strong>in</strong><br />

wenig Erfahrung hat und weiß, welche Problemstellungen durch extrem ungleiche<br />

Gewichtungen im demographischen Aufbau entstehen, dann wird klar, vor welchen<br />

Herausforderungen die <strong>Entwicklungs</strong>länder stehen werden, wenn der heute überwiegend<br />

sehr junge Bevölkerungsanteil <strong>in</strong> den nächsten 30 Jahren die Alterspyramide<br />

nach oben wandert und bei gleichzeitiger Wohlstandsmehrung e<strong>in</strong> Geburtenrückgang<br />

erfolgt. Dann sehen sich diese Länder mit der Problematik e<strong>in</strong>er alternden<br />

Bevölkerung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em armen Land konfrontiert. E<strong>in</strong> bisschen kenne ich mich <strong>in</strong> der<br />

Altervorsorge aus und weiß, wie langfristig politische Entscheidungen gesetzt werden<br />

müssen – gerade bei der Rücklagenbildung <strong>für</strong> die Altersvorsorge –, um auf solche<br />

Problemstellungen e<strong>in</strong>zugehen. Deswegen halte ich es <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e der zentralen Herausforderungen,<br />

sich auf diese Entwicklungen frühzeitig e<strong>in</strong>zustellen. Und ich war sehr<br />

erfreut, als ich vor zwei Jahren e<strong>in</strong>geladen wurde, e<strong>in</strong>e Delegation nach Ch<strong>in</strong>a zu dem<br />

Thema Altern <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a zu leiten. Dort überraschte mich folgende Herausforderung:<br />

In Ch<strong>in</strong>a war traditionell die Frage der Absicherung des Alters e<strong>in</strong>e Frage der Familie.<br />

Nun kann man sich vorstellen, was es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em solchen Fall bedeutet, wenn nun seit<br />

20 Jahren e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>-K<strong>in</strong>d-Politik durchgeführt wird. Verschärfend kommt noch h<strong>in</strong>zu,<br />

dass rund 200 Millionen junge und leistungsfähige Wanderarbeiter<strong>in</strong>nen und Wanderarbeiter<br />

von Zentralch<strong>in</strong>a und Westch<strong>in</strong>a <strong>in</strong> den boomenden Osten gehen. Und<br />

jetzt überlegen Sie sich mal, wer zurückbleibt – e<strong>in</strong>e riesige Herausforderung <strong>für</strong> dieses<br />

Land gerade vor dem H<strong>in</strong>tergrund, dass ke<strong>in</strong>e ausreichenden sozialen <strong>Sicherung</strong>ssysteme<br />

vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />

Was tun?<br />

Ich werde ja häufiger beiläufig gefragt – heute kam es ja auch e<strong>in</strong> bisschen <strong>in</strong> der<br />

Anmoderation heraus – wie stellst du dich denn dazu, dass überall de<strong>in</strong> Name benutzt<br />

wird, ja jetzt schon im Tätigkeitswort des „Riesterns“? Bist du denn da stolz drauf? Und<br />

ich sage im Regelfall und das dürfen Sie mir abnehmen, dass ich darauf nicht stolz<br />

b<strong>in</strong>. Ich freue mich aber darüber und will Sie auf etwas h<strong>in</strong>weisen, was mich schon e<strong>in</strong><br />

Stück weit stolz macht und über das wir nachdenken müssen. Seit 2002 werden jährlich<br />

etwa 70 bis 80 Milliarden Euro Steuermittel des Bundes <strong>in</strong> die Rentenversicherung<br />

gegeben. Bis heute s<strong>in</strong>d dies 384 Milliarden Euro. Dies ist notwendig und richtig, da<br />

möchte ich nicht falsch verstanden werden. In dem gleichen Zeitraum haben wir aus<br />

Steuermitteln f<strong>in</strong>anzierte 3,2 Milliarden – also weniger als 1 Prozent dieser Mittel –<br />

16<br />

Walter Riester


Grundsatzreferate<br />

<strong>in</strong>vestiert, um e<strong>in</strong>e ergänzende, zusätzliche Altersvorsorge aufzubauen. Mittlerweile<br />

haben über 11 Millionen Menschen diese private Altersvorsorge abgeschlossen und<br />

zusätzlich 18,5 Millionen im Rahmen e<strong>in</strong>er betrieblichen Altersvorsorge. Wenn man<br />

also über e<strong>in</strong>en relativ kle<strong>in</strong>en Mittele<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>e solche ergänzende politische Bewegung<br />

auslösen kann, dann s<strong>in</strong>d das erneut H<strong>in</strong>weise, wie über e<strong>in</strong>en anderen Denkansatz<br />

und e<strong>in</strong>en anderen Mittele<strong>in</strong>satz Bewegung h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>kommen kann.<br />

Ich habe mich, wie Sie alle glaube ich, gefreut, als Muhammad Yunus den Friedensnobelpreis<br />

bekommen hat. Ich sage mal etwas provozierend, ich hätte mich noch<br />

mehr gefreut, wenn er den Wirtschaftsnobelpreis bekommen hätte, weil dadurch e<strong>in</strong><br />

Umdenken <strong>in</strong> der Betrachtung von Wirtschaftsprozessen deutlich geworden wäre, <strong>in</strong><br />

der Strukturbildung das eigentlich Innovative ist.<br />

Abschließend: Gefreut habe ich mich, dass das Thema soziale <strong>Sicherung</strong> im Parlament<br />

auf so breite Zustimmung gestoßen ist. Wir haben e<strong>in</strong>e Anhörung zu dieser Frage<br />

durchgeführt und darauf aufbauend e<strong>in</strong>en Bundestagsbeschluss e<strong>in</strong>gebracht, der fraktionsübergreifend,<br />

auch von der Opposition, im Parlament verabschiedet worden ist.<br />

Diese Ansätze werden nun aufgegriffen, sowohl von unseren großen Durchführungsorganisationen<br />

GTZ und KfW, die ja bereits sehr gute Vorhaben <strong>in</strong> diesem Bereich<br />

durchführen, aber auch von den vielen Nichtregierungsorganisationen und kirchlichen<br />

Organisationen. Wichtig ist nun, dass wir über e<strong>in</strong>e Verbreiterung dieser Ansätze e<strong>in</strong>e<br />

Entwicklung h<strong>in</strong>bekommen. Diese breite Zustimmung zu e<strong>in</strong>em Antrag und die vielversprechenden<br />

Ansätze, die sich daraus zu entwickeln sche<strong>in</strong>en, lassen sich bei weitem<br />

nicht bei jedem verabschiedeten Antrag erkennen, und das freut mich.<br />

Und das noch zu dem Punkt des WIE. Ich glaube, wir haben e<strong>in</strong>e ganz große<br />

Chance, hier über e<strong>in</strong>en anderen Denkansatz, der sich <strong>in</strong> Teilprojekten ja schon toll<br />

vollzieht, über Strukturbildung zu e<strong>in</strong>er nachhaltigen Entwicklung zu kommen. Und<br />

ich kann mir gut vorstellen, dass wir hier e<strong>in</strong>e Qualität von Entwicklung erzielen<br />

können, die sich eben nicht durch das Übertragen von Blaupausen, sondern durch<br />

e<strong>in</strong>en Lernprozess vollzieht. So könnten wir die Herausforderungen Grundsicherung,<br />

Gesundheitssicherung und Altersvorsorge nachhaltig angehen und gleichzeitig der<br />

deutschen <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit zu e<strong>in</strong>em prägenden Merkmal verhelfen.<br />

Herzlichen Dank!<br />

17


Grundsatzreferat<br />

Die Bedeutung der sozialen <strong>Sicherung</strong>ssysteme <strong>für</strong> die<br />

Armutsbekämpfung und die nachhaltige Entwicklung<br />

Bience Philom<strong>in</strong>a Gawanas<br />

Kommissar<strong>in</strong> <strong>für</strong> <strong>Soziale</strong> Angelegenheiten<br />

Afrikanische Union (AU)<br />

Addis Abeba<br />

� Dieser Workshop f<strong>in</strong>det zu e<strong>in</strong>em Zeitpunkt statt, da Afrika vermehrte Anstrengungen<br />

zur Schaffung umfassender und <strong>in</strong>tegrierter sozialer <strong>Sicherung</strong>ssysteme unternimmt.<br />

Er bietet uns allen die Gelegenheit zum Austausch von Ideen und Erfahrungen<br />

mit dem Ziel, die Bemühungen um die L<strong>in</strong>derung von Armut und Ungleichheit<br />

und die Gewährleistung der menschlichen und sozialen Entwicklung zu fördern und<br />

zu <strong>in</strong>tensivieren. Gerade <strong>für</strong> Afrika ist es unabd<strong>in</strong>gbar, dass die soziale und menschliche<br />

Entwicklung weiterh<strong>in</strong> auf der Prioritätenliste ganz oben rangiert und dass sich<br />

e<strong>in</strong> Wandel <strong>in</strong> der politischen Programmatik und <strong>in</strong> der Ressourcenverteilung vollzieht,<br />

damit durch s<strong>in</strong>nvoll gestaltete soziale <strong>Sicherung</strong>ssysteme den Bedürfnissen<br />

der besonders schutzbedürftigen und an den Rand gedrängten Bevölkerungsteile Vorrang<br />

e<strong>in</strong>geräumt wird.<br />

Afrika ist im letzten Jahrzehnt auf bestimmten Gebieten der sozialen und wirtschaftlichen<br />

Entwicklung deutlich vorangekommen. Das ist beispielsweise am gestiegenen<br />

Alphabetisierungsgrad <strong>in</strong> vielen Ländern abzulesen, aber auch an der höheren<br />

E<strong>in</strong>schulungsquote, dem Rückgang der K<strong>in</strong>dersterblichkeit, dem Aufwärtstrend beim<br />

Wirtschaftswachstum, der zunehmenden Demokratisierung und dem verm<strong>in</strong>derten<br />

Auftreten <strong>in</strong>nerer Unruhen. So willkommen diese Fortschritte s<strong>in</strong>d, f<strong>in</strong>den sich die<br />

afrikanischen Länder trotz des Rohstoffreichtums ihres Kont<strong>in</strong>ents am Ende jeder<br />

Rangliste der sozialen Entwicklung oder Wirtschaftstätigkeit wieder. Damit sieht sich<br />

Afrika weiterh<strong>in</strong> mit zahlreichen Problemen der sozialen Entwicklung konfrontiert, die<br />

sich auf die Bevölkerung auswirken, <strong>in</strong>sbesondere auf die Armen und Schwachen.<br />

Zu diesen Problemfeldern gehören grassierende Armut, Arbeitslosigkeit, Gewalt,<br />

Krankheiten, Konflikte, Naturkatastrophen, Umweltzerstörung, schlechter Zugang zur<br />

Basis<strong>in</strong>frastruktur und zu Angeboten der Dase<strong>in</strong>svorsorge wie Tr<strong>in</strong>kwasser und Abwasserentsorgung;<br />

e<strong>in</strong> mangelhaftes Straßennetz; unsichere Wohnverhältnisse; die mangelnde<br />

allgeme<strong>in</strong>e und berufliche Grundbildung sowie die Defizite im Gesundheitswe-<br />

18


Grundsatzreferate<br />

sen. Diese Faktoren bewirken ihrerseits e<strong>in</strong>e hohe Säugl<strong>in</strong>gs- und K<strong>in</strong>dersterblichkeit,<br />

e<strong>in</strong>e hohe Müttersterblichkeit, e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Lebenserwartung, Invalidität, Gesundheitsprobleme,<br />

und damit vermeidbares Leid. Afrika weist auch die weltweit höchsten<br />

Analphabetenquoten, Sterbeziffern und Bestände an HIV-Infizierten/Aids-Kranken<br />

auf. Die Mehrzahl der Afrikaner, die außerhalb der Landwirtschaft arbeiten, ist <strong>in</strong> der<br />

<strong>in</strong>offiziellen Wirtschaft tätig. Dort müssen sie sich oft mit unsicheren Arbeitsplätzen<br />

begnügen, erhalten nur e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges und unregelmäßiges E<strong>in</strong>kommen und genießen<br />

ke<strong>in</strong>erlei soziale Absicherung. Da die afrikanischen <strong>Gesellschaft</strong>en e<strong>in</strong>e geschlechtshierarchische<br />

Struktur aufweisen, <strong>in</strong> der Frauen und Mädchen e<strong>in</strong>e niedrige Stellung<br />

<strong>in</strong>nehaben, leiden diese auf dem ganzen Kont<strong>in</strong>ent besonders stark unter der Geißel<br />

der Armut und anderen sozialen Missständen.<br />

Zahlreiche Regierungen verfolgten zur Bewältigung der sozialen Herausforderungen<br />

verschiedene Strategien, darunter Konzepte zur Armutsbekämpfung (PRSP), soziale<br />

<strong>Sicherung</strong>smaßnahmen oder Ähnliches. Wie immer auch diese Strategien aussahen,<br />

beruhten die politischen Rezepte <strong>für</strong> die Strukturanpassungspakete jedoch auf<br />

e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>seitig quantitativen Ausrichtung auf wirtschaftliches Wachstum und gesamtwirtschaftliche<br />

Stabilität. Fragen der Sozialverträglichkeit, Existenzsicherung und<br />

menschlichen Sicherheit fanden nur ger<strong>in</strong>ge oder gar ke<strong>in</strong>e Beachtung. Wo sie überhaupt<br />

auf der Tagesordnung standen, sollten sie durch Trickle-Down-Effekte des Wachstums<br />

und nicht durch gezielte E<strong>in</strong>griffe des Staates gelöst werden. Bei diesem Ansatz<br />

galt der soziale Sektor als re<strong>in</strong> konsumtiv und erhielt deshalb ke<strong>in</strong>e Investitionen. In<br />

der Regel wurde die soziale Entwicklung als Hemmschuh der wirtschaftlichen Entwicklung<br />

betrachtet, deren Zielen sie völlig untergeordnet se<strong>in</strong> sollte. Anders verfuhr<br />

man allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen erfolgreichen Ländern, z. B. den nordischen Ländern und<br />

den asiatischen <strong>Entwicklungs</strong>ländern, <strong>in</strong> denen die gesamtwirtschaftliche Politik von<br />

Zielen der sozialen Entwicklung bestimmt wurde.<br />

Zu den wichtigsten Folgewirkungen der Politik der 80er Jahre gehört die Schaffung<br />

e<strong>in</strong>es falschen Gegensatzes zwischen sozialer Entwicklung und Sozialpolitik auf der<br />

e<strong>in</strong>en Seite und wirtschaftlicher Entwicklung und Wirtschaftspolitik auf der anderen.<br />

Bei diesem herrschenden <strong>Entwicklungs</strong>paradigma wird die Sozialpolitik geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong><br />

auf die Armutsbekämpfung reduziert und lediglich als Instrument zur L<strong>in</strong>derung der<br />

negativen Auswirkungen der wirtschaftlichen Stabilisierung angesehen.<br />

Die Kommission der Afrikanischen Union bekennt sich mit Nachdruck zu e<strong>in</strong>er<br />

Agenda der sozialen Entwicklung, <strong>in</strong> deren Mittelpunkt der Mensch, die Förderung<br />

der Menschenrechte und die Entwicklung stehen. Daher gehört es zu den wichtigsten<br />

Aufgaben der Abteilung <strong>Soziale</strong> Angelegenheiten, bei der Harmonisierung und Koord<strong>in</strong>ierung<br />

der Bemühungen Afrikas um e<strong>in</strong>e spürbare Verbesserung der Lebensverhältnisse<br />

<strong>in</strong> Afrika e<strong>in</strong>e politische Führungsrolle zu übernehmen. Sie beruft sich dabei auf<br />

19


das Recht auf Entwicklung, wie es <strong>in</strong> der Afrikanischen Charta der Menschenrechte<br />

und Rechte der Völker, <strong>in</strong> der Gründungsakte der AU und im Zukunftskonzept und<br />

Auftrag der Kommission der Afrikanischen Union verankert ist. Bei der Umsetzung<br />

ihres Zukunftskonzepts arbeitet die AU-Kommission eng mit <strong>Entwicklungs</strong>partnern<br />

und verschiedenen Regierungsbehörden zusammen.<br />

Zur Bewältigung der sozialen Herausforderungen auf kont<strong>in</strong>entaler Ebene hat die<br />

Kommission der Afrikanischen Union seit den 90er Jahren unter anderem folgende<br />

konkreten Maßnahmen ergriffen:<br />

� Als afrikanischen Beitrag zum Weltgipfel <strong>für</strong> soziale Entwicklung beschlossen die<br />

afrikanischen Staats- und Regierungschefs im Juni 1994 e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>same Position<br />

zur menschlichen und sozialen Entwicklung. Sie bekannten sich zu e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>klagbaren<br />

Agenda <strong>für</strong> menschliche und soziale Entwicklung <strong>für</strong> die 90er Jahre und die Zeit<br />

danach und brachten damit zum Ausdruck, wie dr<strong>in</strong>gend die Aufgabe ist, die ungünstigen<br />

menschlichen und sozialen Verhältnisse <strong>in</strong> Afrika durch e<strong>in</strong>e Neuausrichtung der<br />

gesamten Grundlagen <strong>für</strong> die Entwicklung der Region grundlegend zu verändern.<br />

� Der Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs zur Beschäftigung und L<strong>in</strong>derung<br />

der Armut, der im September 2004 <strong>in</strong> Ouagadougou stattfand, verabschiedete<br />

e<strong>in</strong>e Erklärung und e<strong>in</strong>en Aktionsplan mit Schwerpunktmaßnahmen auf verschiedenen<br />

Ebenen. Die Staats- und Regierungschefs sprachen auch das Problem e<strong>in</strong>er nachhaltigen<br />

Existenzsicherung der afrikanischen Bevölkerung im Allgeme<strong>in</strong>en und der<br />

hilfsbedürftigen Gruppen im Besonderen an und forderten Chancengleichheit <strong>für</strong> alle.<br />

Sie verpflichteten sich dazu, den schwächsten Bevölkerungsgruppen Hilfe zur Selbsthilfe<br />

zu gewähren, sie <strong>in</strong> Programme und Konzepte zur Armutsbekämpfung e<strong>in</strong>zubeziehen<br />

und ihre Beteiligung an der Umsetzung dieser Programme zu gewährleisten.<br />

� Im Zusammenhang mit der sozialen Entwicklung stehen weitere politische Dokumente,<br />

darunter:<br />

– die Afrikanische Charta über die Rechte und das Wohlergehen des K<strong>in</strong>des;<br />

– die Afrikanische Jugendcharta;<br />

– das Protokoll zur Afrikanischen Charta der Menschenrechte und der Rechte der<br />

Völker über die Rechte der Frauen <strong>in</strong> Afrika;<br />

– der Aktionsplan zur Familie <strong>in</strong> Afrika;<br />

– der politische Rahmen und Aktionsplan zum Altern;<br />

– die Erklärung und der Aktionsplan zur Afrikanischen Dekade der beh<strong>in</strong>derten Menschen;<br />

20<br />

Bience Philom<strong>in</strong>a Gawanas


Grundsatzreferate<br />

– die Erklärung von Abuja und der Rahmenaktionsplan zu HIV/Aids, Tuberkulose<br />

und anderen Infektionskrankheiten.<br />

Die Aufgabe besteht jetzt dar<strong>in</strong> sicherzustellen, dass diese Dokumente auf nationaler<br />

Ebene umgesetzt werden und sich wirklich auf die sozioökonomische Entwicklung und<br />

die Lebensverhältnisse der Menschen auswirken, und <strong>für</strong> angemessene Kontroll- und<br />

Evaluierungsmechanismen zu sorgen. Die AU-Kommission wird weiterh<strong>in</strong> als Sachwalter<br />

der afrikanischen Bevölkerung das Geschehen verfolgen und überwachen.<br />

<strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong><br />

<strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong>sprogramme können e<strong>in</strong>e wichtige Rolle bei der Bewältigung dieser<br />

Aufgaben der sozialen Entwicklung spielen, nicht zuletzt durch die E<strong>in</strong>beziehung der<br />

sozial und wirtschaftlich ausgegrenzten Bevölkerungsschichten.<br />

In diesem Zusammenhang entwickelt die AU-Kommission im Auftrag der Staats-<br />

und Regierungschefs der AU e<strong>in</strong>en kont<strong>in</strong>entalen Rahmen <strong>für</strong> die Sozialpolitik. Der<br />

politische Rahmen beruht auf dem Grundsatz der sozialen Gerechtigkeit und umfasst<br />

den Schutz und die Förderung der Rechte und des sozialen Wohlbef<strong>in</strong>dens, <strong>in</strong>sbesondere<br />

von Waisen, hilfsbedürftigen K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen, Menschen mit Beh<strong>in</strong>derungen,<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gen und Vertriebenen, älteren Menschen und HIV-Infizierten/Aids-<br />

Kranken. Zugleich wird allgeme<strong>in</strong> anerkannt, dass viele Länder e<strong>in</strong>e sehr lückenhafte<br />

Sozialpolitik betreiben und dass ke<strong>in</strong>e Abstimmung der Sozial- und Wirtschaftspolitik<br />

erfolgt. Wenn der Rahmen <strong>für</strong> die Sozialpolitik angenommen wird, bildet er e<strong>in</strong>en<br />

übergreifenden Rahmen <strong>für</strong> die Harmonisierung und Koord<strong>in</strong>ierung der sozialpolitischen<br />

Maßnahmen und Instrumente, die sich auf das menschliche Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

den Mitgliedstaaten auswirken. Von den Mitgliedstaaten wird erwartet, dass sie diesen<br />

Rahmen bei der Gestaltung und Verabschiedung von Maßnahmen verwenden,<br />

mit denen die Rechte und das Wohlergehen der marg<strong>in</strong>alisierten und ausgegrenzten<br />

Gruppen gefördert werden sollen. Der endgültige Entwurf des Rahmens <strong>für</strong> die Sozialpolitik<br />

wird der ersten AU-Konferenz der M<strong>in</strong>ister <strong>für</strong> soziale Entwicklung vorgelegt,<br />

die im Oktober 2008 stattf<strong>in</strong>den soll.<br />

Die soziale <strong>Sicherung</strong> als wesentlicher Bestandteil der Sozialpolitik und der sozialen<br />

Entwicklung be<strong>in</strong>haltet staatliche und gesellschaftliche Initiativen zum Schutz der<br />

Bürger vor Risiken und Gefahren und fördert Programme und Strategien, die <strong>für</strong> alle<br />

Bürger e<strong>in</strong>en M<strong>in</strong>deststandard an Lebensqualität gewährleisten sollen. Deshalb müssen<br />

die Regierungen den hilfsbedürftigen Gruppen besondere Aufmerksamkeit widmen<br />

und dazu Konzepte und Programme beschließen, die den menschlichen Grundbedarf<br />

nachhaltig befriedigen; die <strong>Gesellschaft</strong> vor e<strong>in</strong>er Verschlechterung der Lebensverhält-<br />

21


nisse bewahren; Vorkehrungen gegen unvorhersehbare Umstände treffen; Ungleichgewichte<br />

korrigieren und die soziale Integration erleichtern. Im Kontext der sozialen<br />

Entwicklung s<strong>in</strong>d soziale Sicherheit oder sozialer Schutz e<strong>in</strong> wichtiges Element bei<br />

der Erfüllung dieser Aufgabe. Es kommt aber darauf an, die Menschen aktiv <strong>in</strong> diese<br />

Programme e<strong>in</strong>zubeziehen, auch bei der Ermittlung hilfsbedürftiger Gruppen und<br />

ihrer Bedürfnisse vor Ort, bevor e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>greifen möglich ist. Die genannten Maßnahmen<br />

sollten traditionelle (geme<strong>in</strong>deorientierte) Maßnahmen mit modernen sozialen<br />

<strong>Sicherung</strong>ssystemen komb<strong>in</strong>ieren.<br />

Die soziale <strong>Sicherung</strong> ist zu e<strong>in</strong>em Schlüsselbegriff bei der Anwendung von Konzepten<br />

und Programmen zur sozialen Entwicklung auf arme, marg<strong>in</strong>alisierte und<br />

hilfsbedürftige Gruppen geworden. Es hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die<br />

Regierungen <strong>für</strong> soziale <strong>Sicherung</strong> im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Bündels grundlegender sozialer<br />

Dienstleistungen <strong>für</strong> ihre Bürger sorgen sollten.<br />

In Afrika ist e<strong>in</strong> wachsendes politisches Engagement <strong>für</strong> die Gewährleistung<br />

grundlegender sozialer Sicherheit festzustellen, wie dies die Konferenzen <strong>in</strong> Sambia<br />

(März 2006) und Kamerun (September 2006) belegen, auf denen etliche Regierungen<br />

weitere soziale <strong>Sicherung</strong>smaßnahmen zugunsten ihrer am stärksten benachteiligten<br />

Bürger zusagten. Diese Verpflichtungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> zwei Appellen verankert, <strong>in</strong> denen die<br />

Regierungen unter anderem dazu aufgerufen werden,<br />

– b<strong>in</strong>nen drei Jahren präzise kalkulierte Pläne zur sozialen <strong>Sicherung</strong> zu erarbeiten<br />

und dazu Kapazitäten aufzubauen und Erfahrungen auszutauschen;<br />

– nach Berührungspunkten zu afrikaweiten Programmen und Konzepten <strong>für</strong> soziale<br />

Entwicklung der AU-Kommission zu suchen;<br />

– umfassende soziale <strong>Sicherung</strong>ssysteme <strong>für</strong> ältere Menschen e<strong>in</strong>zuführen und dabei<br />

besondere Betonung auf Sozialrenten <strong>für</strong> alle zu legen;<br />

– die über verschiedene M<strong>in</strong>isterien umgesetzten sozialen <strong>Sicherung</strong>smaßnahmen<br />

durch e<strong>in</strong>en umfassenden nationalen Koord<strong>in</strong>ierungsrahmen aufe<strong>in</strong>ander abzustimmen;<br />

– halbjährliche Konferenzen unter der Regie der Afrikanischen Union durchzuführen,<br />

damit e<strong>in</strong> weiterführender Dialog stattf<strong>in</strong>den kann.<br />

Als Folgemaßnahmen zu diesen beiden Konferenzen hat die AU-Kommission verschiedene<br />

Initiativen ergriffen.<br />

Im Oktober veranstaltet die AU-Kommission <strong>in</strong> W<strong>in</strong>dhoek (Namibia) die erste AU-<br />

Konferenz der M<strong>in</strong>ister <strong>für</strong> soziale Entwicklung. Die M<strong>in</strong>ister werden verschiedene<br />

Themen beraten und dazu Beschlüsse fassen, nämlich zum Rahmen <strong>für</strong> die Sozialpolitik,<br />

e<strong>in</strong>em Lenkungsausschuss zur E<strong>in</strong>richtung des Beirats <strong>für</strong> ältere/hochbetagte<br />

Menschen; zum Aktionsplan <strong>für</strong> die Familie; zum Lagebericht über die Dekade der<br />

22<br />

Bience Philom<strong>in</strong>a Gawanas


Grundsatzreferate<br />

Beh<strong>in</strong>derten und zu den Empfehlungen der zwischenstaatlichen Dialogforen zu den<br />

sozialen <strong>Sicherung</strong>ssystemen <strong>in</strong> ganz Afrika.<br />

Sie hat e<strong>in</strong>e Studie zur sozialen <strong>Sicherung</strong> <strong>in</strong> Afrika <strong>in</strong> Auftrag gegeben, die auch<br />

Erkenntnisse über nachahmenswerte Beispiele und die Entwicklung der Sozialpolitik<br />

liefern dürfte. Überdies hat die AU-Kommission e<strong>in</strong>e Studie über den <strong>in</strong>formellen<br />

Sektor <strong>in</strong> Afrika durchgeführt, die im April dieses Jahres der AU-Kommission <strong>für</strong><br />

Arbeitnehmerfragen und soziale Angelegenheiten zur Erörterung vorgelegt wurde.<br />

Im Verlauf dieses Jahres soll noch e<strong>in</strong> Workshop stattf<strong>in</strong>den, auf dem die <strong>in</strong> der Studie<br />

enthaltenen Empfehlungen geprüft und konkrete Strategien und Aktionen konzipiert<br />

werden sollen.<br />

Zusammen mit HelpAge International und anderen Partnern hat die AU-Kommission<br />

nationale Konsultationen <strong>in</strong> sechs ausgewählten Ländern und drei Regionaltreffen<br />

durchgeführt, um der Konferenz der M<strong>in</strong>ister <strong>für</strong> soziale Entwicklung (im Oktober<br />

2008) e<strong>in</strong>e Reihe e<strong>in</strong>deutiger Empfehlungen unterbreiten zu können.<br />

Zwischenberichte über diese Aktivitäten lassen e<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>en Konsens darüber<br />

erkennen, dass e<strong>in</strong>e soziale Absicherung <strong>in</strong> den afrikanischen Ländern <strong>für</strong> notwendig<br />

befunden und als Menschenrecht angesehen wird.<br />

Wie aus den Ergebnissen der Konsultationen hervorgeht, werden ke<strong>in</strong>e bestimmten<br />

Systeme oder Modelle favorisiert, aber e<strong>in</strong>ige Kernelemente als maßgeblich <strong>für</strong> den<br />

Erfolg der sozialen <strong>Sicherung</strong> angesehen:<br />

a) Politische Konsensbildung<br />

– Schaffung e<strong>in</strong>es nationalen Rahmens <strong>für</strong> die Gesetzgebung und Politik, der<br />

durch Strategien und Aktionen untersetzt ist<br />

– Gestaltung e<strong>in</strong>er Sozialpolitik, die zu e<strong>in</strong>em höheren Lebensstandard der Bevölkerung<br />

führt<br />

– E<strong>in</strong>beziehung der sozialen <strong>Sicherung</strong> <strong>in</strong> Strategien zur Armutsbekämpfung,<br />

um die hilfsbedürftigen und an den Rand gedrängten Gruppen zu berücksichtigen<br />

b) Programmgestaltung und Zielsetzungen der Sozialpolitik<br />

– Umfassender Rahmen <strong>für</strong> die soziale <strong>Sicherung</strong><br />

(nach Vorschlägen der UNICEF, des K<strong>in</strong>derhilfswerks der Vere<strong>in</strong>ten Nationen,<br />

sollte e<strong>in</strong> derartiger Rahmen verschiedene Strategien umfassen:<br />

Helfen – L<strong>in</strong>derung der Not<br />

Vorbeugen – Vorsorge gegen Notsituationen, z. B. durch Krankenversicherung,<br />

Fördern – Steigerung der E<strong>in</strong>kommen und des Leistungspotentials<br />

23


24<br />

Umsteuern – Veränderung der Sozialpolitik und der E<strong>in</strong>stellungen (Überw<strong>in</strong>dung<br />

e<strong>in</strong>seitiger Machtverhältnisse, die Benachteilungen verursachen oder aufrechterhalten)<br />

– Rundumversorgung kontra gezielte Maßnahmen<br />

– Genau kalkulierte nationale Pläne auf der Basis e<strong>in</strong>es M<strong>in</strong>destpakets von sozialen<br />

<strong>Sicherung</strong>smaßnahmen<br />

– Maßstäblich vergrößertes geme<strong>in</strong>deorientiertes Modell der sozialen <strong>Sicherung</strong><br />

c) Gewährleistung e<strong>in</strong>er nachhaltigen F<strong>in</strong>anzierung<br />

– E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es nationalen Sozialfonds<br />

– Zielorientierte Haushaltsführung<br />

d) Ausbau der <strong>in</strong>stitutionellen und personellen Kapazitäten<br />

– Süd-Süd-Kooperation<br />

– Stärkung der Handlungskompetenz von Familien und Geme<strong>in</strong>den<br />

– Das Sozialkapital ist e<strong>in</strong> weiteres Konzept, das dazu beiträgt, die Qualität und<br />

Quantität des sozialen Wirkungsgefüges der <strong>Gesellschaft</strong> zu steigern. Von<br />

maßgeblicher Bedeutung ist es <strong>für</strong> die wirtschaftliche Gestaltungsfähigkeit der<br />

<strong>Gesellschaft</strong> und die Herbeiführung e<strong>in</strong>er nachhaltigen Entwicklung. Es ermutigt<br />

die Geme<strong>in</strong>den dazu, zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse zusammenzuarbeiten,<br />

sorgt <strong>für</strong> Transparenz und Rechenschaftspflicht und fördert die E<strong>in</strong>beziehung<br />

hilfsbedürftiger und marg<strong>in</strong>alisierter Gruppen.<br />

– Aufbau e<strong>in</strong>es Fundus an afrikanischem Fachwissen<br />

e) Koord<strong>in</strong>ierung und Harmonisierung<br />

– E<strong>in</strong> ganzheitlicher und sektorenübergreifender Ansatz, mit dem die Rechte der<br />

hilfsbedürftigsten und am stärksten marg<strong>in</strong>alisierten Gruppen gefördert und<br />

geschützt werden können. Ohne Harmonisierung und Koord<strong>in</strong>ierung werden<br />

sich viele Maßnahmen kaum auf das Leben der Menschen auswirken. Es gilt<br />

auch darauf zu achten, dass sich die Maßnahmen an Plänen orientieren, die <strong>in</strong><br />

der Verantwortung des Landes liegen.<br />

– Interm<strong>in</strong>isterielle Abstimmung durch e<strong>in</strong>en umfassenden nationalen Koord<strong>in</strong>ierungsrahmen<br />

f) Kommunikation (Strategien des Sozialmarket<strong>in</strong>gs)<br />

Bience Philom<strong>in</strong>a Gawanas<br />

g) Kontrolle und Evaluierung zur Bewertung/Abschätzung der Folgen der Sozial-<br />

politik


Grundsatzreferate<br />

Abschließend gilt es festzustellen, dass es den Menschen nicht um Almosen geht,<br />

sondern um Chancen, die eigenen Lebensverhältnisse zu verbessern. Zur Gewährleistung<br />

e<strong>in</strong>er nachhaltigen sozialen und menschlichen Entwicklung ist es daher erforderlich,<br />

– die Belastbarkeit und Widerstandskraft der Geme<strong>in</strong>den und privaten Haushalte zu<br />

erhöhen;<br />

– da<strong>für</strong> zu sorgen, dass soziale <strong>Sicherung</strong>snetze <strong>für</strong> jene existieren, die mit Schocks<br />

nicht fertig werden;<br />

– die Ungleichheiten abzubauen und die soziale Gerechtigkeit zu fördern;<br />

– sektorenübergreifende und <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Ansätze mite<strong>in</strong>ander zu verb<strong>in</strong>den;<br />

– die Rechte der hilfsbedürftigsten und am stärksten marg<strong>in</strong>alisierten Gruppen zu<br />

fördern und zu schützen und sie <strong>in</strong> die nachhaltige menschliche Entwicklung e<strong>in</strong>zubeziehen;<br />

– den Zugang zur sozialen Grundversorgung <strong>für</strong> die Bevölkerung <strong>in</strong>sgesamt und <strong>für</strong><br />

hilfsbedürftige Gruppen <strong>in</strong>sbesondere zu verbessern;<br />

– die Rolle des <strong>in</strong>formellen Sektors aufzuwerten;<br />

– soziale <strong>Sicherung</strong>sprogramme e<strong>in</strong>zuführen, die auf e<strong>in</strong>em maßstäblich vergrößerten<br />

geme<strong>in</strong>deorientierten Modell basieren;<br />

– das Wirtschaftswachstum durch soziale <strong>Sicherung</strong>ssysteme zu steigern;<br />

– gesellschaftliche Normen zu verändern, <strong>in</strong>dem schädliche traditionelle Praktiken<br />

und geschlechtsbed<strong>in</strong>gte Ungleichheiten überwunden werden;<br />

– die soziale <strong>Sicherung</strong> <strong>in</strong> der <strong>Entwicklungs</strong>agenda zu <strong>in</strong>stitutionalisieren, sie auf alle<br />

Gruppen auszudehnen und die notwendigen Haushaltsmittel bereitzustellen;<br />

– dass die Regierungen den politischen Willen aufbr<strong>in</strong>gen, soziale <strong>Sicherung</strong>ssysteme<br />

zu f<strong>in</strong>anzieren und auszuweiten, und sie als tragende Säule der nachhaltigen<br />

Entwicklung betrachten;<br />

– dass die Regierungen präzise kalkulierte nationale Pläne auf der Basis e<strong>in</strong>es M<strong>in</strong>destpakets<br />

von sozialen <strong>Sicherung</strong>smaßnahmen aufstellen, um die Armut e<strong>in</strong>zudämmen;<br />

– dass die Regierungen Mechanismen zur Koord<strong>in</strong>ierung, Evaluierung und weiteren<br />

Ausgestaltung sozialer <strong>Sicherung</strong>sprogramme schaffen.<br />

25


Zusammenfassung der Ergebnisse des<br />

Workshops und der Podiumsdiskussion<br />

Sitzung I:<br />

Herausforderungen <strong>in</strong> Schwellen- und<br />

<strong>Entwicklungs</strong>ländern <strong>für</strong> den Aufbau gerechter<br />

und umfassender sozialer <strong>Sicherung</strong>ssysteme<br />

� Carol<strong>in</strong>a Ávalos de Trigueros, Exekutivdirektor<strong>in</strong> von<br />

Red Solidaria, stellte das Grundsicherungsprogramm<br />

der salvadorianischen Regierung vor. Mit konditionierten<br />

Sozialtransfers unterstütze dieses Programm die<br />

ärmsten Bevölkerungsgruppen und ermögliche ihnen<br />

den Zugang zu sozialen Dienstleistungen. Frank Hoffer<br />

(ILO) zeigte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Redebeitrag e<strong>in</strong>e Reihe von Pr<strong>in</strong>zipien<br />

auf, die <strong>für</strong> die nationale Umsetzung von sozialer<br />

<strong>Sicherung</strong> handlungsleitend se<strong>in</strong> können. Rüdiger Krech<br />

(GTZ) erläuterte im Anschluss erfolgreiche Beispiele<br />

bilateraler Zusammenarbeit Deutschlands im Bereich<br />

soziale <strong>Sicherung</strong> mit Indonesien, den Philipp<strong>in</strong>en und<br />

Kenia. Prasetijono Widjojo, stellvertretender M<strong>in</strong>ister <strong>in</strong><br />

der <strong>in</strong>donesischen Nationalen <strong>Entwicklungs</strong>planungsbehörde<br />

(BAPPENAS), berichtete von den Herausforderungen,<br />

denen sich die <strong>in</strong>donesische Regierung aktuell beim<br />

Aufbau e<strong>in</strong>es umfassenden sozialen <strong>Sicherung</strong>ssystems<br />

gegenübersieht.<br />

In der anschließenden Diskussion wurden <strong>in</strong>sbesondere<br />

die Voraussetzungen erörtert, die <strong>für</strong> die Nachhaltigkeit<br />

sozialer <strong>Sicherung</strong>ssysteme von Bedeutung s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong>igkeit bestand über die folgenden Punkte: Beim<br />

Aufbau von sozialen <strong>Sicherung</strong>ssystemen <strong>in</strong> <strong>Entwicklungs</strong>-<br />

und Schwellenländern gebe es ke<strong>in</strong>e Blaupausen.<br />

Modelle und Instrumente müssten an die spezifischen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen des Länderkontextes angepasst werden,<br />

wenn sie nachhaltig funktionieren und angenommen<br />

werden sollen. Für die Entwicklung solcher Modelle sei<br />

„<strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong> ist e<strong>in</strong><br />

universelles Grundrecht.“<br />

Frank Hoffer, Internationale<br />

Arbeitsorganisation (ILO)<br />

27


„<strong>Soziale</strong> Sicherheit ist e<strong>in</strong><br />

Instrument gegen Armut.<br />

Es muss <strong>in</strong> die Armutsbekämpfungsstrategie<br />

e<strong>in</strong>bezogen werden.“<br />

Heidemarie Wieczorek-Zeul,<br />

Bundesm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

28<br />

Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

e<strong>in</strong> Austausch unterschiedlicher Ländererfahrungen<br />

s<strong>in</strong>nvoll. Bei der Verbreitung von Best Practices sollten<br />

<strong>in</strong>ternationale Organisationen wie die ILO e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Rolle spielen. Es ließen sich e<strong>in</strong>ige Pr<strong>in</strong>zipien identifizieren,<br />

die handlungsleitend <strong>für</strong> die nationale Umsetzung<br />

se<strong>in</strong> könnten. So stelle das Pr<strong>in</strong>zip der Solidarität zum<br />

Beispiel die Grundlage sozialer <strong>Sicherung</strong>ssysteme dar.<br />

Diese sollten daher e<strong>in</strong>e Umverteilungskomponente enthalten.<br />

Wesentlich <strong>für</strong> die Nachhaltigkeit sei zudem die<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung zivilgesellschaftlicher Organisationen bei<br />

der Gestaltung der Systeme. Denn letztlich müssten sich<br />

die betroffenen Menschen mit dem System identifizieren<br />

können. Auf lange Sicht sei es unerlässlich, dass die<br />

Systeme mit den eigenen Ressourcen des Landes f<strong>in</strong>anziert<br />

würden. E<strong>in</strong>e externe F<strong>in</strong>anzierung könne nur zum<br />

Anschub dienen. Zur Nachhaltigkeit trüge ferner bei,<br />

die Systeme sowohl aus Steuermitteln als auch aus Beiträgen<br />

zu f<strong>in</strong>anzieren. Darüber h<strong>in</strong>aus müsse es gel<strong>in</strong>gen,<br />

die F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>isterien von der Bedeutung sozialer<br />

<strong>Sicherung</strong> zu überzeugen und die Kooperation mit den<br />

zuständigen Fachm<strong>in</strong>isterien zu verbessern.<br />

Unterschiedliche Me<strong>in</strong>ungen herrschten im Bezug<br />

darauf, ob konditionierte Sozialtransfers unkonditionierten<br />

Zahlungen vorzuziehen seien. E<strong>in</strong>erseits könne die<br />

Konditionierung der Sozialtransfers, also die Knüpfung<br />

der Auszahlung an bestimmte Bed<strong>in</strong>gungen wie den<br />

Schulbesuch der K<strong>in</strong>der, dazu führen, dass die Ärmsten<br />

der Armen von der Unterstützung ausgeschlossen würden.<br />

Studien belegten außerdem, dass der Missbrauch<br />

von unkonditionierten Transfers sehr ger<strong>in</strong>g sei. Andererseits<br />

zeigten die Erfahrungen <strong>in</strong> Indonesien, dass konditionierte<br />

Zahlungen auch dazu beitrügen, die Bevölkerung<br />

von der Bedeutung von Bildung und Gesundheit<br />

zu überzeugen. Die Rolle der <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit<br />

werde vor allem im Capacity Development gesehen.<br />

Auch dem Süd-Süd-Lernen werde dabei hohe Bedeutung<br />

beigemessen.


Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

Sitzung II:<br />

Verarmungsrisiken und deren soziale Absicherung:<br />

Alter und Krankheit<br />

Wolfgang Bichmann (KfW) stellte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Redebeitrag<br />

die Arbeit der KfW im Bereich soziale <strong>Sicherung</strong><br />

beispielhaft anhand e<strong>in</strong>es Gutsche<strong>in</strong>-Vorhabens dar, das<br />

armen Frauen <strong>in</strong> Kenia die mediz<strong>in</strong>ische Betreuung von<br />

Schwangerschaft und Entb<strong>in</strong>dung ermögliche. Er plädiere<br />

da<strong>für</strong>, dass <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit immer<br />

auf den Aufbau nachhaltiger Systeme ausgerichtet se<strong>in</strong><br />

müsse und dabei die Eigenf<strong>in</strong>anzierungskapazitäten<br />

der Partnerländer berücksichtigt würden. Stephen Kidd<br />

(HelpAge International) wies <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Statement <strong>in</strong>sbesondere<br />

auf die drohenden negativen Auswirkungen des<br />

demographischen Wandels h<strong>in</strong>. Auch <strong>in</strong> <strong>Entwicklungs</strong>-<br />

und Schwellenländern würden die Menschen immer<br />

älter und das Risiko im Alter zu verarmen sei besonders<br />

hoch. Das Beispiel Südafrika zeige, dass beitragsfreie<br />

soziale Renten e<strong>in</strong> wirksames Mittel zur Armutsbekämpfung<br />

seien. Sie trügen zum Wirtschaftswachstum<br />

e<strong>in</strong>es Landes bei, denn sie kämen <strong>in</strong>direkt auch der jungen<br />

Generation zugute. Die Enkel, die <strong>in</strong> vielen Fällen<br />

mit ihren Großeltern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Haushalt lebten, erhielten<br />

bessere Ernährung und Ausbildung. Ihre Produktivität<br />

werde so auf lange Sicht gesteigert. Weitere positive<br />

Effekte: Der soziale Zusammenhalt werde gestärkt und<br />

lokale Märkte würden belebt. Durch die steigende Produktivität<br />

der <strong>Gesellschaft</strong> trügen sich die Systeme der<br />

Alterssicherung langfristig selbst. Lediglich <strong>für</strong> die erste<br />

Phase von fünf bis zehn Jahren sei e<strong>in</strong>e Geberunterstützung<br />

notwendig.<br />

Gustavo Márquez Mosconi (IADB) gab zunächst<br />

e<strong>in</strong>en historischen Rückblick über die Entwicklung<br />

sozialer <strong>Sicherung</strong>ssysteme <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika und kam<br />

zu dem Schluss, dass es heute vor allem um die Frage<br />

gehen müsse, wie man diejenigen Bevölkerungsteile, die<br />

selber nicht zur F<strong>in</strong>anzierung beitragen können, <strong>in</strong> die<br />

„Das Beispiel Südafrika zeigt,<br />

dass die Altersabsicherung auch<br />

<strong>in</strong>direkte Empfänger betrifft wie<br />

z. B. Enkelk<strong>in</strong>der, die bei ihren<br />

Großeltern aufwachsen.“<br />

Stephen Kidd,<br />

HelpAge International<br />

29


„Um die Millenniumsentwicklungsziele<br />

zu erreichen<br />

s<strong>in</strong>d Innovationen gefordert.<br />

Es reicht nicht mehr aus,<br />

<strong>in</strong> existierenden Strukturen<br />

zu denken und zu handeln.“<br />

Ute Koczy, Mitglied<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages<br />

30<br />

Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

Systeme e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den könne. Dabei komme der Schaffung<br />

von Arbeitsplätzen e<strong>in</strong>e besondere Bedeutung zu, um auf<br />

diese Weise mehr Menschen <strong>in</strong> die Lage zu versetzen,<br />

zum <strong>Sicherung</strong>ssystem beizutragen. Bei der Gestaltung<br />

von Ansätzen e<strong>in</strong>er sozialen <strong>Sicherung</strong> zur Abdeckung<br />

des <strong>in</strong>formellen Sektors müsse auch darauf geachtet werden,<br />

dass <strong>für</strong> die Menschen der E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> den formellen<br />

Sektor nicht gänzlich unattraktiv werde.<br />

In der anschließenden Diskussion wurden entsprechend<br />

als zwei wichtige Ansatzpunkte beim Ausbau<br />

sozialer <strong>Sicherung</strong> die Themen Arbeitsmarkt und<br />

Steuersystem hervorgehoben. Um soziale <strong>Sicherung</strong>ssysteme<br />

f<strong>in</strong>anzieren zu können und Umverteilung erst<br />

zu ermöglichen, müssten mehr Beschäftigung und E<strong>in</strong>kommen<br />

geschaffen werden. Dabei komme der Umsetzung<br />

der Decent Work-Agenda e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle zu.<br />

Das bedeute unter anderem Förderung von Sozialdialog<br />

und Umsetzung von Sozialstandards. Wichtig sei überdies<br />

e<strong>in</strong>e stärkere Integration von Frauen <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt<br />

sowie die Ausweitung des formellen Sektors. Letzteres<br />

würde zu mehr Beitragszahlern <strong>für</strong> formelle soziale<br />

<strong>Sicherung</strong>ssysteme sowie zu mehr Steuerzahlern führen<br />

und e<strong>in</strong>e Ausweitung sozialer <strong>Sicherung</strong> ermöglichen.<br />

Kontrovers diskutiert wurde die Frage, ob sich<br />

bei der Umsetzung sozialer <strong>Sicherung</strong>sprogramme e<strong>in</strong><br />

Target<strong>in</strong>g, also die Auswahl bestimmter Bevölkerungsgruppen,<br />

lohne oder ob e<strong>in</strong> universeller Zugang <strong>für</strong> alle<br />

Bürger angestrebt werden sollte. E<strong>in</strong> Nachteil der universellen<br />

Transfers sei, dass auch Menschen Zuwendungen<br />

erhielten, die sie eigentlich gar nicht bräuchten. Vielfach<br />

seien die fiskalischen Spielräume so eng, dass e<strong>in</strong> Target<strong>in</strong>g<br />

notwendig werde. E<strong>in</strong> Nachteil des Target<strong>in</strong>g-Verfahrens<br />

sei jedoch, dass tatsächlich Bedürftige aufgrund<br />

der relativ hohen Fehlerquote häufig nicht erreicht würden.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus sei das Verfahren selbst mit hohen<br />

Kosten verbunden.


Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

Podiumsdiskussion:<br />

Sozial <strong>in</strong>vestieren, Armut bekämpfen –<br />

<strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong> ist ke<strong>in</strong> Luxus!<br />

Auf dem Podium diskutierten Bundesentwicklungsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />

Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bience Philom<strong>in</strong>a<br />

Gawanas, Kommissar<strong>in</strong> <strong>für</strong> <strong>Soziale</strong> Angelegenheiten der<br />

Afrikanischen Union (AU), Prasetijono Widjojo, stellvertretender<br />

M<strong>in</strong>ister der <strong>in</strong>donesischen Nationalen <strong>Entwicklungs</strong>planungsbehörde<br />

(BAPPENAS) sowie Walter<br />

Riester, Mitglied des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages und ehemaliger<br />

Bundesarbeitsm<strong>in</strong>ister.<br />

Heidemarie Wieczorek-Zeul betonte <strong>in</strong> ihrem Statement<br />

die Bedeutung von sozialer <strong>Sicherung</strong> <strong>für</strong> die Erreichung<br />

der Millenniumsentwicklungsziele. Sie unterstrich,<br />

dass der Auf- und Ausbau von sozialen <strong>Sicherung</strong>ssystemen<br />

eng mit der Vermittlung von Werten wie<br />

Solidarität verbunden sei. Dies sei e<strong>in</strong> Wert, der <strong>in</strong> der<br />

europäischen <strong>Gesellschaft</strong> tief verwurzelt und durchaus<br />

exportfähig sei. Bei der Entwicklung von angepassten<br />

Lösungen könnten europäische Konzepte jedoch nicht<br />

1:1 übertragen werden, sondern die jeweiligen länderspezifischen<br />

Voraussetzungen müssten Berücksichtigung<br />

f<strong>in</strong>den.<br />

Es sei wichtig, dass Maßnahmen sozialer <strong>Sicherung</strong><br />

<strong>in</strong> die nationalen Armutsbekämpfungsstrategien wie<br />

PRSP (Strategiepapiere zur Armutsm<strong>in</strong>derung) aufgenommen<br />

würden. Die Partnerländer zeigten sich sehr<br />

<strong>in</strong>teressiert an deutscher Beratung im Bereich soziale<br />

<strong>Sicherung</strong>. Über die meiste Erfahrung verfüge die deutsche<br />

<strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit bisher beim Auf-<br />

und Ausbau von Krankenversicherungen. In den Partnerländern,<br />

wo eigene, ausbaufähige Ansätze sozialer<br />

<strong>Sicherung</strong> existierten, werde die Bundesregierung die<br />

Zusammenarbeit verstärken und f<strong>in</strong>anzielle Impulse<br />

geben. Darüber h<strong>in</strong>aus werde sie persönlich das Thema<br />

auch auf <strong>in</strong>ternationaler Ebene aktiv vertreten und vorantreiben.<br />

„E<strong>in</strong>e Altersabsicherung<br />

auch <strong>in</strong> den Schwellen- und<br />

<strong>Entwicklungs</strong>ländern ist<br />

dr<strong>in</strong>gend nötig. Sie muss heute<br />

entschieden werden, damit sie <strong>in</strong><br />

25 Jahren greifen kann.“<br />

Walter Riester, Mitglied<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages<br />

31


„Wirtschaftsförderung alle<strong>in</strong><br />

reicht nicht aus, um die<br />

Millenniumsentwicklungsziele<br />

tatsächlich zu erreichen<br />

– <strong>in</strong>sbesondere die absolute<br />

Armut bis 2015 zu halbieren.“<br />

Kar<strong>in</strong> Kortmann, Parlamentarische<br />

Staatssekretär<strong>in</strong>, Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />

<strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (BMZ)<br />

32<br />

Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

Bience Philom<strong>in</strong>a Gawanas hob <strong>in</strong> ihrem Redebeitrag<br />

die menschliche Dimension von sozialer <strong>Sicherung</strong><br />

hervor. Sie wies zunächst darauf h<strong>in</strong>, dass soziale <strong>Sicherung</strong><br />

<strong>in</strong> der Vergangenheit <strong>in</strong> afrikanischen <strong>Gesellschaft</strong>en<br />

von den Familien und anderen <strong>in</strong>formellen Geme<strong>in</strong>schaften<br />

gewährleistet wurde. Diese sozialen Netze seien<br />

jedoch <strong>in</strong> den letzten Jahren aufgrund e<strong>in</strong>er Reihe von<br />

Faktoren wie etwa der HIV/Aids-Epidemie zusammengebrochen.<br />

Die soziale Sicherheit der Bevölkerung liege nun<br />

<strong>in</strong> der Verantwortung der Regierungen. Bei diesen sei<br />

jedoch der politische Wille zur F<strong>in</strong>anzierung von sozialen<br />

<strong>Sicherung</strong>ssystemen vielfach nicht ausreichend vorhanden.<br />

Prasetijono Widjojo berichtete über die Erfahrungen<br />

Indonesiens mit der E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es neuen umfassenden<br />

sozialen <strong>Sicherung</strong>ssystems nach der Verabschiedung<br />

des Comprehensive Social Act <strong>in</strong> 2004. Dabei sei es<br />

weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e große Herausforderung, gezielt die Ärmsten<br />

der Armen zu erreichen, <strong>in</strong>sbesondere deshalb, weil<br />

der <strong>in</strong>formelle Sektor <strong>in</strong> Indonesien sehr groß sei. In der<br />

Anfangsphase e<strong>in</strong>es Systems sozialer <strong>Sicherung</strong> solle der<br />

Staat alle<strong>in</strong> verantwortlich und mit eigener F<strong>in</strong>anzierung<br />

agieren, dann aber nach und nach Beiträge der Nutznießenden<br />

e<strong>in</strong>fordern.<br />

Neben der gezielten Implementierung der sozialen<br />

<strong>Sicherung</strong>sprogramme und dem Ausbau des Sozialwesens<br />

stünden der besondere Schutz der K<strong>in</strong>der und e<strong>in</strong>e<br />

weite Verbreitung von Mikroversicherungen ganz oben<br />

auf der Liste der Maßnahmen. Von der Schaffung von<br />

Wirtschaftswachstum und Stabilität erwarte sich Indonesien<br />

positive Auswirkungen <strong>für</strong> die sozial Schwachen<br />

und Armen.<br />

Walter Riester betonte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Beitrag vor allem<br />

die Notwendigkeit zum Umdenken. Es gelte nicht nur<br />

kurzfristig auf Notsituationen zu reagieren, sondern es<br />

müssten jetzt die Voraussetzungen geschaffen werden,<br />

damit Not nicht dauerhaft bleibe. Aufgrund der aktuellen


Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

demographischen Entwicklungen auch <strong>in</strong> <strong>Entwicklungs</strong>-<br />

und Schwellenländern sei es unerlässlich, heute die Weichen<br />

<strong>für</strong> die notwendigen Systeme der Alterssicherung<br />

zu stellen, damit sie <strong>in</strong> 25 Jahren greifen können.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus müssten bei der Ausgestaltung von<br />

Systemen sozialer <strong>Sicherung</strong> <strong>in</strong>sbesondere die Bedürfnisse<br />

der Menschen im <strong>in</strong>formellen Sektor berücksichtigt<br />

werden. Dabei nannte er das Modell der Mikrof<strong>in</strong>anzierung,<br />

das <strong>in</strong> den vergangenen Jahren sichtbare <strong>Entwicklungs</strong>impulse<br />

ausgelöst habe. Mögliche Lösungen<br />

zur Absicherung im Alter, im Krankheitsfall und bei<br />

Arbeitslosigkeit könnten <strong>in</strong> Anlehnung an dieses Modell<br />

gesucht werden.<br />

Walter Riester hob hervor, wie wichtig die Werteorientierung<br />

<strong>in</strong> der Zusammenarbeit sei und die Notwendigkeit<br />

e<strong>in</strong>er Kooperation mit den Partnerländern auf<br />

gleicher Augenhöhe. Dies erfordere auch bei uns e<strong>in</strong>en<br />

entsprechenden Lernprozess.<br />

„Die Menschen wollen ke<strong>in</strong>e<br />

Almosen: sie brauchen Unter-<br />

stützung dabei, ihre Lebensumstände<br />

eigenverantwortlich<br />

zu verbessern.“<br />

Bience Gawanas,<br />

Kommissar<strong>in</strong> <strong>für</strong> <strong>Soziale</strong><br />

Angelegenheiten,<br />

Afrikanische Union<br />

33


Best Practice-Beispiele<br />

deutscher <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit<br />

1. Projekt: SWAp Kirgisistan<br />

Unterstützung des nationalen<br />

Gesundheitsreformprogramms<br />

In Kirgisistan hat die deutsche Unterstützung des nationalen<br />

Gesundheitsreformprogramms – die Bundesregierung<br />

ist größter F<strong>in</strong>anzier – durch e<strong>in</strong>en sektorweiten<br />

Ansatz (SWAp) zum besseren Zugang aller Bevölkerungsteile<br />

zur gesundheitlichen Versorgung sowie zur<br />

Verbesserung von Qualität, Effizienz und Transparenz<br />

des Gesundheitssystems beigetragen.<br />

Kirgisistan führt e<strong>in</strong> leistungsbezogenes F<strong>in</strong>anzierungssystem<br />

e<strong>in</strong> und reformiert die Struktur des<br />

Gesundheitswesens. Die Pflichtkrankenversicherung<br />

Mandatory Health Insurance Fund (MHIF) wird ausgeweitet<br />

und f<strong>in</strong>anziell abgesichert. Dadurch wird die Qualität<br />

der angebotenen Gesundheitsdienstleistungen deutlich<br />

gesteigert. Das neue S<strong>in</strong>gle Payer System fasst alle Budgetmittel<br />

zusammen und bündelt die Versicherungsbeiträge<br />

und Sozialfondsüberweisungen im MHIF.<br />

Das neue Gesundheitssystem garantiert e<strong>in</strong>e kostenfreie<br />

Basisversorgung sowie e<strong>in</strong>e stationäre und ambulante<br />

Krankenhausbehandlung gegen festgelegte Kostenbeteiligung.<br />

E<strong>in</strong> besonderes Augenmerk des Projektes<br />

ist es, den sozial schwachen und schutzbedürftigen<br />

Gruppen der Bevölkerung – etwa drei Millionen Menschen<br />

– Zugang zur Gesundheitsversorgung zu verschaffen.<br />

Zwei von drei Versicherten gehören sozial schwachen<br />

Gruppen an. Deren f<strong>in</strong>anzielle Belastung bei der<br />

Gesundheitsversorgung hat sich fast halbiert, obwohl sie<br />

ambulante und stationäre Dienstleistungen – <strong>in</strong>sbesondere<br />

die Basisgesundheitsversorgung – heute mehr nutzen<br />

als früher.<br />

„Die E<strong>in</strong>führung von sozialen<br />

<strong>Sicherung</strong>ssystemen muss von<br />

den Partnerländern mitgetragen<br />

werden: ihre Regierungen<br />

müssen davon überzeugt se<strong>in</strong><br />

und ihren politischen Willen an<br />

die Bevölkerung transportieren.“<br />

Manfred Konukiewitz,<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong><br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (BMZ)<br />

35


„Sozialtransfers s<strong>in</strong>d das<br />

Rückgrat der Grundsicherung.<br />

Sie dienen als elementares<br />

Instrument der Umsetzung.“<br />

Rolf Künnemann, FoodFirst<br />

Informations- und Aktions-<br />

Netzwerk (FIAN International)<br />

36<br />

Best Practice-Beispiele deutscher <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit<br />

Welche Schlussfolgerungen lassen sich aus dem Projekt<br />

ziehen? Die Kernelemente des Reformprogramms<br />

bewähren sich. Die Gebergeme<strong>in</strong>schaft unterstützt aktiv<br />

den Aufbau und die Expansion des sozialen <strong>Sicherung</strong>ssystems<br />

im Rahmen ihres sektorweiten Ansatzes. Für<br />

die arme Bevölkerung bedeutet die Absicherung im<br />

Krankheitsfall e<strong>in</strong>en signifikanten Fortschritt. Das Projekt<br />

kann beispielgebend se<strong>in</strong> <strong>für</strong> Staaten mit ähnlichen<br />

Problemen.<br />

2. Projekt: Gutsche<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Kenia<br />

Gutsche<strong>in</strong>e <strong>für</strong> den Arztbesuch<br />

Damit auch arme Bevölkerungsgruppen Gesundheitsleistungen<br />

<strong>in</strong> Anspruch nehmen können, geht die KfW<br />

<strong>Entwicklungs</strong>bank im Auftrag des Bundesm<strong>in</strong>isteriums<br />

<strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

(BMZ) <strong>in</strong> Kenia neue Wege: Sie verkauft Gutsche<strong>in</strong>e. Die<br />

zu subventionierten Preisen angebotenen Voucher werden<br />

vor allem an bedürftige Frauen verkauft und können<br />

wie Krankensche<strong>in</strong>e bei zertifizierten staatlichen<br />

und privaten Gesundheitsdiensten e<strong>in</strong>gelöst werden.<br />

Auf diese Weise erhalten die Frauen während Schwangerschaft<br />

und Geburt Zugang zu professioneller mediz<strong>in</strong>ischer<br />

Betreuung.<br />

Beratung im Bereich Familienplanung und die<br />

Behandlung von Folgen sexueller Gewalt können über<br />

die Gutsche<strong>in</strong>e ebenfalls <strong>in</strong> Anspruch genommen werden.<br />

Rund 350 Frauen und Männer nutzen monatlich das<br />

Angebot, sich über Familienplanung und Empfängnisverhütung<br />

<strong>in</strong>formieren zu lassen. So leistet das Projekt<br />

auch e<strong>in</strong>en Beitrag dazu, die Risiken e<strong>in</strong>er HIV-Übertragung<br />

zu m<strong>in</strong>dern.<br />

Das Vorhaben startete Mitte 2006 <strong>in</strong> drei ausgewählten<br />

ländlichen Distrikten und zwei Slumgebieten Nairobis<br />

und ist von der Bevölkerung sehr schnell angenommen<br />

worden: Fast 50.000 Frauen haben bereits die Mög-


Best Practice-Beispiele deutscher <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit<br />

lichkeit genutzt, ihre K<strong>in</strong>der unter fachlicher Betreuung<br />

zur Welt zu br<strong>in</strong>gen. Für die Entb<strong>in</strong>dung zahlt die Familie<br />

umgerechnet nur zwei Euro – vier Vorsorgeuntersuchungen<br />

und im Notfall e<strong>in</strong> Kaiserschnitt e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

Dank der Gutsche<strong>in</strong>e werden jeden Monat mehr als<br />

2.300 K<strong>in</strong>der sicher geboren.<br />

Gleichzeitig verbessert sich die E<strong>in</strong>kommenssituation<br />

zertifizierter Gesundheitsdienste, was zur Qualitätsverbesserung<br />

beitragen soll, und es werden Strukturen<br />

geschaffen bzw. gestärkt, die bei E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er<br />

flächendeckenden Krankenversicherung benötigt werden.<br />

Ziel ist e<strong>in</strong> effizientes und wettbewerbsfähiges System,<br />

das sich an den Bedürfnissen der Patient<strong>in</strong>nen und<br />

Patienten orientiert und gezielt die Ärmsten der Armen<br />

erreicht.<br />

3. Projekt: Sozialtransfers <strong>in</strong> El Salvador<br />

Konditionierte Sozialtransfers helfen beim Start<br />

<strong>in</strong>s Leben<br />

Deutlich mehr e<strong>in</strong>geschulte K<strong>in</strong>der, e<strong>in</strong>e um fast 50 Prozent<br />

gestiegene Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen<br />

von K<strong>in</strong>dern bis fünf Jahre, fast ebenso hoch die<br />

Zunahme bei den Vorsorgeuntersuchungen <strong>für</strong> Schwangere:<br />

Die Ergebnisse des salvadorianischen Grundsicherungsprogramms<br />

Red Solidaria können sich sehen lassen.<br />

Etwa 50.000 Haushalte <strong>in</strong> 47 Geme<strong>in</strong>den erreicht<br />

das Programm. Am Ende sollen es e<strong>in</strong>mal die 100 ärmsten<br />

der <strong>in</strong>sgesamt 262 Geme<strong>in</strong>den des mittelamerikanischen<br />

Landes se<strong>in</strong>. Die deutsche <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit<br />

unterstützt das Engagement der Regierung<br />

durch Beratung, Kapazitätsaufbau und Monitor<strong>in</strong>g.<br />

Das Grundsicherungsprogramm Red Solidaria ist<br />

Kernstück der nationalen <strong>Soziale</strong>ntwicklungsstrategie<br />

Oportunidades. Weibliche Haushaltsvorstände erhalten<br />

aus dem Programm alle zwei Monate 20 US-Dollar.<br />

Die Auszahlung ist an den Schulbesuch der K<strong>in</strong>der<br />

„In Südamerika geht es heute<br />

vor allem darum, das System<br />

der sozialen <strong>Sicherung</strong> auf die<br />

Bedürfnisse derer abzustimmen,<br />

die dazu ke<strong>in</strong>e Beiträge leisten<br />

können.“<br />

Gustavo Marquez Mosconi,<br />

Interamerikanische<br />

<strong>Entwicklungs</strong>bank (IADB)<br />

37


„Der Aufbau e<strong>in</strong>es sozialen<br />

<strong>Sicherung</strong>ssystems erfordert<br />

zwei wesentliche Elemente:<br />

die Erreichung des <strong>in</strong>formellen<br />

Sektors und die Neu-<br />

Def<strong>in</strong>ition von Werten, wobei<br />

der Gedanke der Solidarität im<br />

Vordergrund steht.“<br />

Rüdiger Krech, <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Technische<br />

Zusammenarbeit (GTZ)<br />

38<br />

Best Practice-Beispiele deutscher <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit<br />

und die Teilnahme an präventiven Gesundheitsdiensten<br />

geknüpft. Die konditionierten Sozialtransfers tragen<br />

dazu bei, strukturelle Armut zu bekämpfen und benachteiligten<br />

Bevölkerungsgruppen die Tür zu staatlichen<br />

Dienstleistungen zu öffnen. Sie fördern die Entstehung<br />

von menschlichen Ressourcen und tragen zur ökonomischen<br />

und sozialen Entwicklung bei.<br />

Konditionierte Sozialtransfers stellen e<strong>in</strong>en wichtigen<br />

Schritt auf dem Weg zu e<strong>in</strong>er koord<strong>in</strong>ierten Strategie<br />

sozialer <strong>Sicherung</strong> <strong>für</strong> El Salvador dar. Derzeit basiert<br />

das Programm auf e<strong>in</strong>em Dekret des Präsidenten. Wichtig<br />

ist, dass es von e<strong>in</strong>em Regierungs- <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Staatsprogramm<br />

überführt wird. Die deutsche <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit<br />

fördert diesen Prozess mit e<strong>in</strong>em politischen<br />

Dialogforum. Sie evaluiert geme<strong>in</strong>sam mit dem<br />

Partner die Qualität der Dienste und hilft den am Programm<br />

beteiligten Geme<strong>in</strong>den beim Ausbau der sozialen<br />

Infrastruktur.<br />

4. Projekt: Systemische Beratung <strong>in</strong> Indonesien<br />

Reform der sozialen <strong>Sicherung</strong>ssysteme<br />

Indonesien hat 2004 e<strong>in</strong> umfassendes Gesetz zur sozialen<br />

<strong>Sicherung</strong> verabschiedet. Es sieht die E<strong>in</strong>führung<br />

von Pflichtbeiträgen <strong>für</strong> Krankenversicherung, Arbeitsunfälle,<br />

Alterssicherung sowie Versicherung im Todesfall<br />

vor. Die Beiträge der armen Bevölkerungsschichten<br />

soll die Regierung tragen. Ergänzt wird das Vorhaben<br />

von direkten Geldtransfers an arme Haushalte. Die deutsche<br />

<strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit berät die Regierung<br />

bei der Gesetzgebung. Sie setzt dabei gleich auf mehreren<br />

Ebenen an. Sie leistet Rat <strong>in</strong> fachlichen Fragen, hilft<br />

bei der Entwicklung des notwendigen Know-hows <strong>in</strong> den<br />

Fachm<strong>in</strong>isterien und unterstützt die Entwicklung e<strong>in</strong>er<br />

Strategie <strong>für</strong> den gesamten Reformprozess <strong>in</strong> der nationalen<br />

Planungsbehörde.


Best Practice-Beispiele deutscher <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit<br />

In e<strong>in</strong>em ersten Reformschritt will das südostasiatische<br />

Land e<strong>in</strong>e gesetzliche Krankenversicherung <strong>für</strong><br />

se<strong>in</strong>e Bevölkerung (250 Millionen Menschen) etablieren.<br />

Sie soll im Jahr 2010 60 Prozent der Bevölkerung erfassen.<br />

Die Regierung will so vermeiden, dass arme Menschen<br />

im Krankheitsfall durch private Direktzahlungen<br />

noch ärmer werden. Die Größe des Landes, die traditionell<br />

dezentrale Verwaltungsstruktur und die sozioökonomischen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen (70 Prozent der Menschen<br />

arbeiten im <strong>in</strong>formellen Sektor, 17 Prozent leben unter<br />

der Armutsgrenze) machen den Aufbau e<strong>in</strong>es umfassenden<br />

Systems der sozialen <strong>Sicherung</strong> zu e<strong>in</strong>er komplexen<br />

politischen und technischen Herausforderung.<br />

Mit deutscher Unterstützung hat die Regierung <strong>in</strong><br />

Jakarta die rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen als Ausgangspunkt<br />

<strong>für</strong> weitere Reformen analysiert und e<strong>in</strong>e<br />

Roadmap <strong>für</strong> den Reformprozess erstellt. Der politische<br />

Wille, die umfassende Bestandsaufnahme der existierenden<br />

<strong>Sicherung</strong>ssysteme und die bestehende Koord<strong>in</strong>ation<br />

der am Reformprozess beteiligten Akteure bilden<br />

e<strong>in</strong>e gute Grundlage <strong>für</strong> die nachhaltige Implementierung<br />

sozialer <strong>Sicherung</strong>ssysteme und e<strong>in</strong>en stabilen und<br />

umfassenden Regulierungsrahmen.<br />

5. Projekt: <strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong> <strong>in</strong> Vietnam<br />

Institutionelle Stärkung der Vietnam Social<br />

Security<br />

Viele soziale <strong>Sicherung</strong>ssysteme s<strong>in</strong>d weder nachhaltig<br />

f<strong>in</strong>anziert, noch decken sie angemessen die Grundrisiken<br />

menschlicher Existenz ab. Zudem erreichen formelle<br />

Versicherungen <strong>in</strong> der Regel nur e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Teil<br />

der Bevölkerung und staatliche Strukturen der sozialen<br />

<strong>Sicherung</strong> arbeiten häufig nur wenig effektiv und effizient.<br />

In Vietnam sichert die Vietnam Social Security (VSS)<br />

seit der Fusion mit der Vietnam Health Insurance (VHI)<br />

2002 die Lebensrisiken Alter, Krankheit und Arbeits-<br />

„Das soziale <strong>Sicherung</strong>ssystem<br />

<strong>für</strong> Indonesien muss als e<strong>in</strong>e<br />

langfristige soziale Investition<br />

verstanden werden.“<br />

Prasetijono Widjojo,<br />

Stellvertretender M<strong>in</strong>ister,<br />

<strong>in</strong>donesische Nationale <strong>Entwicklungs</strong>planungsbehörde<br />

(BAPPENAS)<br />

39


unfälle ab. Die deutsche <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit unterstützt die <strong>in</strong>stitutionelle<br />

Stärkung der VSS durch Dialog, Fortbildungsmaßnahmen und Beratung. Wegen der<br />

zentralen gesellschaftlichen Bedeutung stehen Fragen der Gesundheitsversorgung<br />

und der Alterssicherung im Vordergrund.<br />

Unterstützt von InWEnt und der <strong>Deutsche</strong>n Rentenversicherung Bund hat die VSS<br />

e<strong>in</strong> Modell zur Projektion der mittel- und langfristigen f<strong>in</strong>anziellen Entwicklung der<br />

Rentenversicherung auf der Grundlage der gegenwärtig gültigen gesetzlichen Regelungen<br />

entwickelt. Das Modell wurde nach E<strong>in</strong>speisung von vietnamesischen Echtdaten<br />

erprobt, unterschiedliche Szenarien berechnet und unter der Beteiligung anderer<br />

Fachressorts wie Gesundheit und F<strong>in</strong>anzen diskutiert. Sozialpolitische Entscheidungen<br />

können sich nun auf e<strong>in</strong>e verlässlichere Datenbasis stützen. Die Entscheidungsträger<br />

können mithilfe der VSS die künftigen Belastungen im Bereich der sozialen<br />

<strong>Sicherung</strong> sachgerechter e<strong>in</strong>schätzen.<br />

Zusätzliche Hilfe erhalten die Mitarbeitenden der Vietnam Social Security sowie<br />

Fach- und Führungskräfte aus dem Sozial- und Arbeitsm<strong>in</strong>isterium über das Projekt<br />

International Leadership Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g Social Security. Es bildet Fach- und Führungskräfte<br />

aus Indonesien und Vietnam <strong>in</strong> der effizienten und effektiven Gestaltung und Leitung<br />

sozialer <strong>Sicherung</strong>ssysteme weiter. Teil der Fortbildung ist e<strong>in</strong> dreimonatiges Praktikum<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er deutschen Institution der sozialen <strong>Sicherung</strong> und die Erarbeitung e<strong>in</strong>es<br />

Transferprojektes zur Übermittlung der <strong>in</strong> Deutschland gewonnenen Kenntnisse an<br />

die Heimat<strong>in</strong>stitutionen.<br />

40<br />

Best Practice-Beispiele deutscher <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit


The Way Ahead – Ausblick<br />

� Die Abschlusssitzung des Workshops am 19. Juni 2008 richtete den Blick auf die<br />

Zukunft des Themas soziale <strong>Sicherung</strong> und auf die Konsequenzen <strong>für</strong> die deutsche Ent-<br />

wicklungszusammenarbeit (EZ). Die Botschaft der Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer<br />

dieser Abschlusssitzung war e<strong>in</strong>deutig: Es müssen neue Wege beschritten werden,<br />

damit die <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit im Bereich soziale <strong>Sicherung</strong> e<strong>in</strong>e größere und<br />

vor allem nachhaltigere Wirkung entfaltet. „Umdenken“ und „<strong>in</strong>novatives Vorgehen“<br />

seien notwendig, um e<strong>in</strong>en echten Beitrag zur Armutsbekämpfung und zur Erreichung<br />

der Millenniumsentwicklungsziele zu leisten.<br />

<strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong> <strong>in</strong> der <strong>Entwicklungs</strong>politik ist <strong>für</strong> die Bundesregierung bereits<br />

seit e<strong>in</strong>igen Jahren von hoher Bedeutung. So ist es unter deutscher Präsidentschaft<br />

gelungen, soziale <strong>Sicherung</strong> als wichtiges Handlungsfeld <strong>in</strong> der Zusammenarbeit<br />

mit Schwellen- und <strong>Entwicklungs</strong>ländern <strong>in</strong> der Abschlusserklärung des G8-Gipfels<br />

von Heiligendamm zu verankern. Auch der <strong>Deutsche</strong> Bundestag hat die Relevanz<br />

des Themas jüngst nochmals betont: Im März 2008 wurde e<strong>in</strong> Bundestagsbeschluss<br />

verabschiedet, der die Bundesregierung zur Verstärkung ihres Engagements speziell <strong>in</strong><br />

den Bereichen Grundsicherung, Alterssicherung und Absicherung der Beschäftigten<br />

im <strong>in</strong>formellen Sektor aufforderte.<br />

Im S<strong>in</strong>ne dieser politischen Schwerpunktsetzung baut das Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong><br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) se<strong>in</strong> Engagement im Bereich<br />

soziale <strong>Sicherung</strong> aus und wird sich <strong>in</strong> Zukunft sowohl <strong>in</strong>haltlich als auch f<strong>in</strong>anziell<br />

noch stärker engagieren. Der vorliegende Ausblick wirft e<strong>in</strong>ige Schlaglichter auf das<br />

aktuelle Engagement und die zukünftige Strategie der deutschen <strong>Entwicklungs</strong>politik<br />

im Arbeitsfeld soziale <strong>Sicherung</strong> und geht auf die Herausforderungen <strong>für</strong> die Zukunft<br />

e<strong>in</strong>.<br />

Die deutsche <strong>Entwicklungs</strong>politik unterstützt ihre Partnerländer beim Auf-<br />

und Ausbau sozialer <strong>Sicherung</strong>ssysteme <strong>in</strong> <strong>Entwicklungs</strong>ländern sowie bei der<br />

Verbesserung ihrer Effektivität, Effizienz und Nachhaltigkeit. In ihrer Arbeit orientiert<br />

sie sich an dem Leitbild e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>klusiven, kohärenten sozialen <strong>Sicherung</strong>ssystems <strong>in</strong><br />

pluralistischer Trägerschaft, das der Bevölkerung den Zugang zu unterschiedlichen<br />

Optionen sozialer Absicherung ermöglicht. Um dies zu verwirklichen, nutzt die<br />

deutsche <strong>Entwicklungs</strong>politik so unterschiedliche Förder<strong>in</strong>strumente wie:<br />

– Stärkung der Kapazitäten (Capacity Development) der unterschiedlichen Träger<br />

sozialer <strong>Sicherung</strong>ssysteme sowie maßgeblicher politischer Akteure (Stakeholder),<br />

die <strong>für</strong> die Gestaltung der Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zuständig s<strong>in</strong>d.<br />

41


42<br />

The Way Ahead – Ausblick<br />

– F<strong>in</strong>anzierungsbeiträge <strong>für</strong> verschiedene Programme sozialer <strong>Sicherung</strong>, z.B.<br />

Anschubf<strong>in</strong>anzierung <strong>für</strong> Mikroversicherungs<strong>in</strong>stitutionen und Grundsicherungsprogramme,<br />

Bereitstellung von Rücksicherungsfonds, Kreditf<strong>in</strong>anzierung von Infrastruktur<strong>in</strong>vestitionen.<br />

– Empowerment der Zivilgesellschaft und die Bewusstse<strong>in</strong>sbildung und verbesserte<br />

Teilhabe <strong>in</strong>sbesondere benachteiligter Individuen und Gruppen an den Gestaltungs-<br />

und Entscheidungsprozessen.<br />

– Internationale Best Practice-Beispiele: Auswertung, Dokumentation und<br />

Vermittlung von Evidenzen durch Sem<strong>in</strong>are, Workshops, Studien, Publikationen<br />

oder Onl<strong>in</strong>e-Angebote im Rahmen des <strong>in</strong>ternationalen Dialogs, von Süd-Süd- oder<br />

Dreieckskooperationen.<br />

Die Handlungsfelder deutscher <strong>Entwicklungs</strong>politik im Bereich soziale <strong>Sicherung</strong><br />

beschreibt das Sektorkonzept „<strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong>”, das zurzeit vom BMZ erstellt wird.<br />

Das Konzept ist die Fortentwicklung des Positionspapiers zu sozialer Sicherheit aus<br />

dem Jahr 2002. Es bietet e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Orientierungsrahmen <strong>für</strong> alle Durchführungsorganisationen<br />

und stellt e<strong>in</strong>en Bauste<strong>in</strong> der mittelfristigen Strategie <strong>für</strong><br />

den Sektor dar.<br />

Im Mittelpunkt der deutschen <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit im Sektor<br />

steht bisher die Absicherung von Gesundheitsrisiken u.a. durch soziale oder<br />

geme<strong>in</strong>debasierte Krankenversicherungen, aber auch durch <strong>in</strong>novative Instrumente wie<br />

Gesundheitsgutsche<strong>in</strong>e (Voucher) <strong>für</strong> bestimmte Gruppen. Hier verfügt Deutschland<br />

über e<strong>in</strong>e besonders große Expertise. Weitere Schwerpunkte s<strong>in</strong>d die Förderung von<br />

Mikroversicherungen, die systemische Förderung sozialer <strong>Sicherung</strong>snetze, der Bereich<br />

soziale Grundsicherung sowie die Integration von besonders benachteiligten Gruppen<br />

wie Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung. In Zukunft werden auch neue Handlungsfelder wie<br />

Alterssicherung sowie die Absicherung gegen Naturkatastrophen und Ernteausfälle<br />

durch Mikroversicherungen e<strong>in</strong>e wichtigere Rolle spielen.<br />

Im Handlungsfeld „Absicherung im Krankheitsfall” wird e<strong>in</strong>e der großen<br />

Herausforderungen se<strong>in</strong>, beitrags-, steuer- und geberf<strong>in</strong>anzierte Elemente s<strong>in</strong>nvoll<br />

zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tegrierten, leistungsfähigen und solidarischen Gesundheitssystem <strong>für</strong> die<br />

gesamte Bevölkerung zu komb<strong>in</strong>ieren.<br />

Mikroversicherungen haben sich als e<strong>in</strong> wirkungsvolles Instrument zur<br />

sozialen und ökonomischen Absicherung von armen und <strong>in</strong>formell beschäftigten<br />

Bevölkerungsgruppen gegen Naturereignisse, Diebstähle, Unfall-, Krankheits- und<br />

Todesrisiken sowie Ernteausfälle erwiesen. Sie greifen <strong>in</strong>sbesondere dort, wo öffentliche<br />

soziale <strong>Sicherung</strong>ssysteme noch nicht ausreichend entwickelt bzw. hauptsächlich auf<br />

den formellen Sektor begrenzt s<strong>in</strong>d und <strong>in</strong>formelle soziale Netzwerke schwächer


The Way Ahead – Ausblick<br />

werden. Die Förderung von Mikroversicherungen ist e<strong>in</strong> Bereich, der <strong>in</strong> Zukunft<br />

ausgeweitet werden soll. Die deutsche <strong>Entwicklungs</strong>politik kann hierbei auf ihre<br />

vielfältigen Erfahrungen beim Aufbau von Mikrof<strong>in</strong>anz<strong>in</strong>stitutionen zurückgreifen.<br />

Die Sozialstruktur <strong>in</strong> <strong>Entwicklungs</strong>ländern ist tiefgreifenden Veränderungen<br />

ausgesetzt. Die Versorgung von besonders bedürftigen Bevölkerungsgruppen über<br />

<strong>in</strong>formelle <strong>Sicherung</strong>ssysteme wie die Familie oder Dorfgeme<strong>in</strong>schaft ist immer<br />

weniger gewährleistet. Zudem tragen Entwicklungen wie die steigende Arbeitsmigration<br />

oder die Urbanisierung zur Erosion der <strong>in</strong>formellen <strong>Sicherung</strong>ssysteme bei. Die<br />

Auswirkungen von HIV/Aids führen vor allem <strong>in</strong> vielen afrikanischen Ländern<br />

dazu, dass die Elterngeneration fehlt und die Versorgung der Aids-Waisen von den<br />

Großeltern geleistet wird. Da diese Generation jedoch aufgrund ihres Alters und ihrer<br />

Gesundheitssituation selbst nur sehr e<strong>in</strong>geschränkt selbsthilfefähig ist, s<strong>in</strong>d die Folgen<br />

dieser Entwicklung Altersarmut und Armut bei K<strong>in</strong>dern. <strong>Soziale</strong> Grundsicherung als<br />

beitragsunabhängige Absicherung besonders bedürftiger gesellschaftlicher Gruppen<br />

kann hier e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag <strong>für</strong> die Verr<strong>in</strong>gerung von Altersarmut und <strong>für</strong> die<br />

Grundbedürfnissicherung der K<strong>in</strong>der leisten. Das deutsche Engagement konzentriert<br />

sich <strong>in</strong>sbesondere auf den Aufbau von Systemen, von denen Personengruppen<br />

profitieren, die nicht <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, sich aus eigener Kraft aus der Armut zu befreien.<br />

Dies s<strong>in</strong>d zum großen Teil K<strong>in</strong>der (<strong>in</strong>sbesondere Waisen), Frauen aus armen und<br />

benachteiligten Verhältnissen und Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung. Aktuelle Studien<br />

zeigen, dass Transferzahlungen dieser Art nicht nur das Selbsthilfepotential der<br />

betroffenen Menschen stärken, sondern darüber h<strong>in</strong>aus auch ökonomische Wirkungen<br />

entfalten, da die Empfänger häufig e<strong>in</strong>en Teil der Zahlungen <strong>in</strong>vestieren, um ihr<br />

E<strong>in</strong>kommen nachhaltig zu steigern. Das BMZ hat hierzu bereits wertvolle Erfahrungen<br />

<strong>in</strong> Sambia, El Salvador und Paraguay gesammelt, die es auch <strong>in</strong> die <strong>in</strong>ternationale<br />

Debatte zum Thema Grundsicherung e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gt. Wegen se<strong>in</strong>er vielfältigen positiven<br />

Wirkungen wird dieser Ansatz daher auch <strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong>e wichtige Rolle <strong>für</strong> die<br />

deutsche <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit spielen.<br />

Die demographischen Veränderungen stellen nicht nur Industrieländern <strong>für</strong> große<br />

Herausforderungen, sondern s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong> <strong>Entwicklungs</strong>ländern zunehmend spürbar.<br />

Der Anteil alter Menschen an der Weltbevölkerung wird bis zur Mitte des Jahrhunderts<br />

rasant anwachsen und der größte Anstieg wird <strong>in</strong> den <strong>Entwicklungs</strong>ländern stattf<strong>in</strong>den.<br />

Dort wird sich die Zahl der über 60-Jährigen voraussichtlich vervierfachen.<br />

Diese Entwicklung muss von den ohneh<strong>in</strong> unzureichend entwickelten sozialen<br />

<strong>Sicherung</strong>ssystemen aufgefangen werden. Dem Thema Alterssicherung, d.h. der<br />

Aufbau von Rentenversicherungssystemen oder der E<strong>in</strong>führung beitragsfreier<br />

Grundrenten, muss deshalb schon jetzt die entsprechende Aufmerksamkeit gewidmet<br />

werden. Viele der Partnerländer der deutschen <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit haben<br />

43


diese Notwendigkeit erkannt und mit dem Aufbau entsprechender Systeme begonnen.<br />

Das BMZ wird <strong>in</strong> dem Bereich <strong>in</strong> Zukunft verstärkt beratend tätig werden.<br />

Viele <strong>Entwicklungs</strong>länder benötigen Beratung <strong>für</strong> die Verbesserung der fiskalischen,<br />

gesetzlichen, regulatorischen und <strong>in</strong>stitutionellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen ihrer sozialen<br />

<strong>Sicherung</strong>ssysteme sowie <strong>für</strong> die systemische Gestaltung des Gesamtkomplexes.<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit wird <strong>Entwicklungs</strong>länder bei der Schaffung<br />

von effizienten, transparenten, sozialen und geschlechter-gerechten Strukturen<br />

unterstützen. Gleichzeitig soll durch den E<strong>in</strong>bezug relevanter Akteure auch e<strong>in</strong>e breite<br />

politische und öffentliche Unterstützung <strong>für</strong> die Relevanz sozialer <strong>Sicherung</strong> gefördert<br />

werden.<br />

Im Bereich Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung liegt der Fokus auf der aktiven Integration<br />

von Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung <strong>in</strong> die <strong>Gesellschaft</strong>. Hierzu gehören u.a. Maßnahmen<br />

zur E<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong> die Arbeitswelt (berufliche Rehabilitation) sowie Maßnahmen,<br />

die e<strong>in</strong>e möglichst umfassende soziale Teilhabe gewährleisten sollen. In der deutschen<br />

<strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit wird <strong>in</strong> diesem Bereich der sogenannte Tw<strong>in</strong>-Track<br />

Approach angewandt, d.h., e<strong>in</strong>erseits werden spezifische Maßnahmen <strong>für</strong> Menschen<br />

mit Beh<strong>in</strong>derungen durchgeführt, andererseits wird die Bekämpfung struktureller<br />

sozialer Ungleichheiten <strong>in</strong> alle strategisch wichtigen Bereiche der <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit<br />

<strong>in</strong>tegriert. Es wird also e<strong>in</strong>e Vielzahl von Maßnahmen durchgeführt,<br />

von denen auch (aber nicht ausschließlich) Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung profitieren.<br />

Wie oben erwähnt kann die Unterstützung der Partnerländer <strong>in</strong> Beratung,<br />

Fortbildung, dem Austausch von Erfahrungen und der F<strong>in</strong>anzierung von<br />

Investitionen <strong>in</strong> die Infrastruktur, aber auch <strong>in</strong> Anschubf<strong>in</strong>anzierungen etwa <strong>für</strong><br />

Sozialtransfersysteme bestehen. Die Initiative zum Auf- und Ausbau bzw. der Reform<br />

von sozialen <strong>Sicherung</strong>ssystemen muss jedoch vom jeweiligen Partnerland ausgehen.<br />

Nur so kann sichergestellt werden, dass das Land auch mittel- bis langfristig h<strong>in</strong>ter den<br />

Reformen steht. Deutschland will ke<strong>in</strong>e europäischen Modelle der sozialen <strong>Sicherung</strong><br />

exportieren, sondern bedarfsgerechte, dem jeweiligen Länderkontext angepasste<br />

Lösungen fördern, die auf bestehenden Ansätzen aufbauen und sich kohärent <strong>in</strong> das<br />

Gesamtsystem sozialer <strong>Sicherung</strong> e<strong>in</strong>fügen.<br />

Bei der Entwicklung von neuen Handlungsansätzen arbeitet die deutsche EZ <strong>in</strong><br />

verschiedenen Bereichen mit e<strong>in</strong>er Reihe erfahrener Partner zusammen – zum<br />

Beispiel im Rahmen von Public Private Partnerships (PPP) mit der Privatwirtschaft,<br />

mit der Zivilgesellschaft und mit anderen Gebern. In Indonesien z.B. werden <strong>in</strong><br />

Zusammenarbeit mit e<strong>in</strong>em privaten Versicherungsdienstleister Mikroversicherung<br />

sprodukte zur Absicherung von Überschwemmungsrisiken erarbeitet. Mit der Nichtregierungsorganisation<br />

HelpAge International ist im Bereich Alterssicherung <strong>für</strong> 2009<br />

e<strong>in</strong> Pilotprojekt geplant. Zu e<strong>in</strong>er Zusammenarbeit mit anderen Gebern kommt es z.B.<br />

44<br />

The Way Ahead – Ausblick


The Way Ahead – Ausblick<br />

im Rahmen des Poverty Networks der Organisation <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (OECD), das <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Arbeitsprogramm 2009/2010 e<strong>in</strong>e Reihe<br />

von Workshops zur Rolle von sozialer <strong>Sicherung</strong> bei der Armutsbekämpfung und <strong>für</strong><br />

breitenwirksames Wachstum plant.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus wird die Kooperation mit anderen bilateralen und multilateralen<br />

Gebern im Bereich soziale <strong>Sicherung</strong> gesucht, zum Beispiel <strong>in</strong> Form von Kof<strong>in</strong>anzierungsmaßnahmen.<br />

E<strong>in</strong>e erfolgversprechende Zusammenarbeit hat sich mit der<br />

Provid<strong>in</strong>g for Health Initiative (P4H) entwickelt. Die von Deutschland und Frankreich<br />

erstmals 2005 <strong>in</strong> den G8 Prozess e<strong>in</strong>gebrachte P4H-Initiative ist e<strong>in</strong>e Partnerschaft<br />

von Frankreich, Deutschland, der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) und der Weltbank. Geme<strong>in</strong>sam sollen Partnerländer<br />

beim Aufbau nachhaltiger und f<strong>in</strong>anzierbarer sozialer <strong>Sicherung</strong>ssysteme im<br />

Gesundheitswesen unterstützt werden. Durch e<strong>in</strong> koord<strong>in</strong>iertes Beratungsangebot<br />

unterstützt P4H die Integration von sozialen <strong>Sicherung</strong>sansätzen <strong>in</strong> nationale<br />

Gesundheitsprogramme und <strong>in</strong> <strong>in</strong>ternational f<strong>in</strong>anzierte Programme (z.B. SWAp)<br />

und trägt somit zur Geberkoord<strong>in</strong>ierung <strong>in</strong> den Ländern bei. Nationale Ansätze sollen<br />

mit <strong>in</strong>ternationalen Beratungs- und F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten (z.B. Globaler Fonds<br />

zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria) verknüpft und Reformprozesse<br />

<strong>in</strong> den Partnerländern kont<strong>in</strong>uierlich durch die P4H-Netzwerke vor Ort begleitet<br />

werden. Damit wird auch e<strong>in</strong> wesentlicher Beitrag zur Umsetzung der Paris Agenda<br />

zur weiteren Verbesserung der Effizienz und Wirksamkeit entwicklungspolitischer<br />

Maßnahmen im Gesundheitssektor geleistet.<br />

Die deutsche <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit br<strong>in</strong>gt sich – wo immer möglich – <strong>in</strong><br />

Prozesse und Strukturen von programmbasierten Ansätzen (PBA) wie Sector-Wide<br />

Approaches (SWAps) e<strong>in</strong>. Wo es ke<strong>in</strong>e solchen Initiativen gibt, koord<strong>in</strong>iert Deutschland<br />

se<strong>in</strong>e <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit eng mit anderen Gebern. Auch treibt Deutschland<br />

die Harmonisierung im Geberkreis proaktiv voran – so beispielsweise im International<br />

Consortium on Social Health Protection, der oben genannten Provid<strong>in</strong>g for Health<br />

Initiative (P4H) und mit dem Task Team on Social Protection and Empowerment des<br />

OECD-<strong>Entwicklungs</strong>ausschusses (DAC). Dem Bereich der Wirkungsorientierung wird<br />

dabei e<strong>in</strong>e besondere Bedeutung beigemessen. Daher unterstützt Deutschland den<br />

E<strong>in</strong>satz von überregionalen Methoden der Politikfolgenabschätzung (z.B. PIA/PSIA)<br />

und sektoralen Monitor<strong>in</strong>g-Instrumenten (z.B. Social Protection Index der Asiatischen<br />

<strong>Entwicklungs</strong>bank/ADB).<br />

Während die deutsche <strong>Entwicklungs</strong>politik im Bezug auf Krankenversicherung<br />

bereits langjährige Erfahrung vorweisen kann, gilt es <strong>in</strong> den anderen Bereichen,<br />

zunächst konzeptionelle Vorarbeit zu leisten. Der Fokus der Aktivitäten wird daher<br />

vorerst auf der Förderung und Durchführung von Pilotprojekten liegen, um zusätzliche<br />

45


Erfahrungen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Handlungsfeldern sozialer <strong>Sicherung</strong> zu sammeln. Im<br />

<strong>in</strong>dischen Bundesstaat Karnataka beispielsweise wird e<strong>in</strong> neues Vorhaben gestartet,<br />

bei dem die Integration <strong>in</strong>formell Beschäftigter <strong>in</strong> soziale <strong>Sicherung</strong>ssysteme gefördert<br />

wird. In Indonesien werden die Aktivitäten zur Unterstützung der Nationalen <strong>Entwicklungs</strong>planungsbehörde<br />

(BAPPENAS) beim Auf bau e<strong>in</strong>es kohärenten und<br />

breitenwirksamen Gesamtsystems sozialer <strong>Sicherung</strong> ausgebaut. Auf den Philipp<strong>in</strong>en<br />

wird es e<strong>in</strong> neues Mikroversiche-rungsprojekt geben, das armen Haushalten, Kle<strong>in</strong>st-<br />

und Kle<strong>in</strong>unternehmen besseren Zugang zu Versicherungsprodukten und öffentlichen<br />

sozialen <strong>Sicherung</strong>sprogrammen gewähren soll, damit die Folgen von Unfall, Krankheit<br />

und Arbeitslosigkeit abgefedert werden können. In Tansania und Kenia s<strong>in</strong>d neue<br />

Gutsche<strong>in</strong>-Vorhaben <strong>in</strong> den Bereichen Müttergesundheit und Nahrungssicherung<br />

vorgesehen.<br />

<strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong> ist e<strong>in</strong>es der wichtigen Zukunftsthemen <strong>in</strong> der deutschen<br />

<strong>Entwicklungs</strong>politik. Durch den Bundestagsbeschluss vom März 2008 hat sich<br />

hier e<strong>in</strong>e besondere Dynamik entfaltet, die es zu nutzen gilt, um das Thema noch<br />

stärker als Schwerpunkt <strong>in</strong> der entwicklungspolitischen Arbeit zu verankern.<br />

Über die wichtige Rolle, die soziale <strong>Sicherung</strong> bei der Armutsbekämpfung und<br />

bei der Förderung nachhaltiger Wirtschaftentwicklung spielt, besteht e<strong>in</strong> breiter<br />

Konsens <strong>in</strong> der deutschen entwicklungspolitischen Landschaft – dies haben nicht<br />

zuletzt die engagierten Diskussionen während der Fachtagung und der öffentlichen<br />

Podiumsdiskussion gezeigt. <strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong>ssysteme s<strong>in</strong>d darüber h<strong>in</strong>aus auch von<br />

zentraler Bedeutung, um die sozialen Auswirkungen der Wirtschafts- und F<strong>in</strong>anzkrise<br />

<strong>für</strong> arme Bevölkerungsgruppen <strong>in</strong> <strong>Entwicklungs</strong>ländern abzumildern.<br />

E<strong>in</strong> Fazit aus dem Workshop fasst besonders deutlich die Herausforderung <strong>in</strong> Bezug<br />

auf soziale <strong>Sicherung</strong> <strong>in</strong> <strong>Entwicklungs</strong>- und Schwellenländern zusammen: Es geht<br />

darum, bestehende Systeme weiterzuentwickeln und dabei f<strong>in</strong>anziell nachhaltig zu<br />

gestalten, sie effizient zu verwalten und <strong>für</strong> die gesamte Bevölkerung zugänglich zu<br />

machen. Aber soziale <strong>Sicherung</strong>ssysteme s<strong>in</strong>d mehr als nur e<strong>in</strong>e technische Antwort<br />

auf komplexe gesellschaftliche Fragen. Sie s<strong>in</strong>d Ausdruck e<strong>in</strong>er Wertehaltung. Sie<br />

stehen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Werteordnung, die Geme<strong>in</strong>schaft ermöglicht, weil sie auf Solidarität<br />

aufbaut. Beim Thema soziale <strong>Sicherung</strong> geht es um e<strong>in</strong>e gerechtere Verteilung<br />

von Lebenschancen <strong>in</strong> der Globalisierung. Da<strong>für</strong> wird sich die Bundesregierung<br />

engagieren.<br />

46<br />

The Way Ahead – Ausblick


Anhang<br />

Programm 49<br />

Teilnehmendenliste des Workshops 55<br />

Teilnehmendenliste der Podiumsdiskussion: 65<br />

„Sozial <strong>in</strong>vestieren, Armut bekämpfen: <strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong> ist ke<strong>in</strong> Luxus!“<br />

Entschließung des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages zum zukünftigen Stellenwert 71<br />

der sozialen <strong>Sicherung</strong> <strong>in</strong>nerhalb der deutschen <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit<br />

Publikationen des <strong>Entwicklungs</strong>politischen Forums 79


Programm


11:00 Uhr Eröffnung<br />

Die Bedeutung <strong>Soziale</strong>r <strong>Sicherung</strong>ssysteme <strong>für</strong> Armutsbekämpfung<br />

und Nachhaltige Entwicklung – Chancen und<br />

Herausforderungen <strong>für</strong> die <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit<br />

12:00 Uhr Mittagessen<br />

50<br />

Begrüßung/ Astrid Kühl<br />

E<strong>in</strong>führung Leiter<strong>in</strong><br />

<strong>Entwicklungs</strong>politisches Forum<br />

InWEnt – Internationale Weiterbildung und<br />

Entwicklung gGmbH<br />

Berl<strong>in</strong><br />

Keynotes Kar<strong>in</strong> Kortmann<br />

Parlamentarische Staatssekretär<strong>in</strong><br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)<br />

Deutschland<br />

Walter Riester<br />

Mitglied des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages (MdB)<br />

Deutschland<br />

Bience Philom<strong>in</strong>a Gawanas<br />

Kommissar<strong>in</strong> <strong>für</strong> <strong>Soziale</strong> Angelegenheiten<br />

Afrikanische Union (AU)<br />

Addis Abeba<br />

Programm


Programm<br />

13:00 Uhr Sitzung I<br />

Herausforderungen <strong>in</strong> Schwellen- und <strong>Entwicklungs</strong>ländern <strong>für</strong> den<br />

Aufbau gerechter und umfassender sozialer <strong>Sicherung</strong>ssysteme<br />

15:00 Uhr Kaffeepause<br />

Vorsitz Jürgen Eckl<br />

<strong>Deutsche</strong>r Gewerkschaftsbund (DGB)<br />

Berl<strong>in</strong><br />

Inputs Carol<strong>in</strong>a Ávalos de Trigueros<br />

Exekutivdirektor<strong>in</strong><br />

Red Solidaria Program<br />

Technical Secretariat of the Presidency<br />

El Salvador<br />

anschließende Diskussion<br />

Frank Hoffer<br />

Senior Research Officer<br />

Büro <strong>für</strong> Arbeitnehmeraktivitäten<br />

Internationale Arbeitsorganisation (ILO)/ACTRAV<br />

Genf<br />

Rüdiger Krech<br />

Kompetenzfeldleiter<br />

Nachhaltige <strong>Soziale</strong> Sicherheit<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Technische<br />

Zusammenarbeit (GTZ) GmbH<br />

Eschborn<br />

Prasetijono Widjojo<br />

Stellvertretender M<strong>in</strong>ister<br />

Nationale <strong>Entwicklungs</strong>planungsbehörde (BAPPENAS)<br />

Indonesien<br />

51


15:30 Uhr Sitzung II<br />

Verarmungsrisiken und deren soziale Absicherung:<br />

Alter und Krankheit<br />

17:30 Uhr Kaffeepause<br />

52<br />

Vorsitz Jürgen Eckl<br />

<strong>Deutsche</strong>r Gewerkschaftsbund (DGB)<br />

Berl<strong>in</strong><br />

Inputs Wolfgang Bichmann<br />

Abteilungsdirektor<br />

Kompetenz Center Gesundheit<br />

KfW <strong>Entwicklungs</strong>bank<br />

Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />

anschließende Diskussion<br />

Stephen Kidd<br />

Direktor<br />

Policy und Kommunikation<br />

HelpAge International<br />

London<br />

Gustavo Márquez Mosconi<br />

Pr<strong>in</strong>cipal Labor Economist<br />

Forschungsabteilung<br />

Interamerikanische <strong>Entwicklungs</strong>bank (IADB)<br />

Wash<strong>in</strong>gton, D.C.<br />

Programm


Programm<br />

17:45 Uhr Abschlusssitzung<br />

„The Way Ahead“ – Konsequenzen <strong>für</strong> die deutsche <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit<br />

Vorsitz Hans Jessen<br />

Radio Bremen<br />

Deutschland<br />

Inputs Ute Koczy<br />

Mitglied des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages (MdB)<br />

Deutschland<br />

anschließende Diskussion<br />

Manfred Konukiewitz<br />

Unterabteilungsleiter<br />

Globale und sektorale Aufgaben<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)<br />

Deutschland<br />

Rolf Künnemann<br />

NRO-AK Sozialgeldtransfer<br />

FoodFirst Informations- und Aktions-Netzwerk<br />

(FIAN International)<br />

Heidelberg<br />

18:55 Uhr Verab- Astrid Kühl<br />

schiedung Leiter<strong>in</strong><br />

<strong>Entwicklungs</strong>politisches Forum<br />

InWEnt – Internationale Weiterbildung und<br />

Entwicklung gGmbH<br />

Berl<strong>in</strong><br />

19:00 Uhr Ende des Policy-Workshops<br />

53


19:30 Uhr Öffentliche Podiumsdiskussion (Marie-Schlei-Saal):<br />

Sozial Investieren, Armut bekämpfen:<br />

<strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong> ist ke<strong>in</strong> Luxus!<br />

54<br />

Moderation Hans Jessen<br />

Radio Bremen<br />

Deutschland<br />

Podiums- Heidemarie Wieczorek-Zeul<br />

teilnehmende Bundesm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

Deutschland<br />

Bience Philom<strong>in</strong>a Gawanas<br />

Kommissar<strong>in</strong> <strong>für</strong> <strong>Soziale</strong> Angelegenheiten<br />

Afrikanische Union (AU)<br />

Addis Abeba<br />

Prasetijono Widjojo<br />

Stellvertretender M<strong>in</strong>ister<br />

Nationale <strong>Entwicklungs</strong>planungsbehörde (BAPPENAS)<br />

Indonesien<br />

Walter Riester<br />

Mitglied des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages (MdB)<br />

Deutschland<br />

Bericht Stephen Kidd<br />

vom Direktor<br />

Workshop Policy und Kommunikation<br />

HelpAge International<br />

London<br />

Programm<br />

21:00 Uhr Ende der Veranstaltung und Möglichkeit des weiteren Austausches bei e<strong>in</strong>em<br />

kle<strong>in</strong>en Empfang. Im Anschluss Angebot zu „Public View<strong>in</strong>g“ des Viertelf<strong>in</strong>al-<br />

spiels der Fußball-Europameisterschaft.


Teilnehmendenliste des Workshops


Carol<strong>in</strong>a Ávalos de Trigueros<br />

Exekutivdirektor<strong>in</strong><br />

Red Solidaria Program<br />

Technical Secretariat of the Presidency<br />

Casa Presidencial Alameda<br />

Manuel Enrique Araujo 5500<br />

San Salvador<br />

El Salvador<br />

Fon: +503-2502 1248<br />

Fax: +503-2248 9270<br />

E-Mail: ctrigueros@fisdl.gob.<br />

sv; ctrigueros@cpmsp.gob.sv<br />

N<strong>in</strong>a Berg<br />

Leiter<strong>in</strong><br />

Nord-Süd-Netz<br />

DGB Bildungswerk e.V.<br />

Hans-Böckler-Straße 39<br />

40476 Düsseldorf<br />

Deutschland<br />

Fon: +49-211-4301 514<br />

Fax: +49-211-4301 500<br />

E-Mail: n<strong>in</strong>a.berg@dgb-bildungswerk.de<br />

Wolfgang Bichmann<br />

Abteilungsdirektor<br />

Kompetenz Center Gesundheit<br />

KfW <strong>Entwicklungs</strong>bank<br />

Palmengartenstraße 5-9<br />

60325 Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

Fon: +49-69-7431 3520<br />

Fax: +49-69-7431 2888<br />

E-Mail: wolfgang.bichmann@kfw.de<br />

56<br />

Teilnehmendenliste des Workshops<br />

Carola Donner-Reichle<br />

Bereichsleiter<strong>in</strong><br />

<strong>Soziale</strong> Entwicklung<br />

InWEnt – Internationale Weiterbildung<br />

und Entwicklung gGmbH<br />

Friedrich-Ebert-Allee 40<br />

53113 Bonn<br />

Deutschland<br />

Fon: +49-228-44601 932<br />

Fax: +49-228-44601 779<br />

E-Mail: carola.donnerreichle@<strong>in</strong>went.org<br />

Jürgen Eckl<br />

Leiter<br />

Referat Afrika, Asien, Late<strong>in</strong>amerika,<br />

Naher Osten<br />

<strong>Deutsche</strong>r Gewerkschaftsbund (DGB)<br />

Henriette-Herz-Platz 2<br />

10833 Berl<strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

Fon: +49-30-24 06 07 63<br />

Fax: +49-30-24 06 04 08<br />

E-Mail: juergen.eckl@dgb.de<br />

Bience Philom<strong>in</strong>a Gawanas<br />

Kommissar<strong>in</strong> <strong>für</strong> <strong>Soziale</strong><br />

Angelegenheiten<br />

Afrikanische Union (AU)<br />

African Union Headquarters<br />

P.O. Box 3243<br />

Addis Abeba<br />

Äthiopien<br />

Fon: +251-11-551 77 00 Ext 253<br />

+251-11-550 49 88<br />

Fax: +251-11- 550 49 85<br />

E-Mail: gawanasb@africa-union.org


Teilnehmendenliste des Workshops<br />

Jürgen Hambr<strong>in</strong>k<br />

Geschäftsführer<br />

Geme<strong>in</strong>same Konferenz Kirche<br />

und Entwicklung (GKKE)<br />

Charlottenstr. 53/54<br />

10117 Berl<strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

Fon: +49-30-2035 53 07<br />

Fax: +49-30-2035 52 50<br />

E-Mail: j.hambr<strong>in</strong>k@gkke.org<br />

Frank Hoffer<br />

Senior Research Officer<br />

Büro <strong>für</strong> Arbeitnehmeraktivitäten<br />

Internationale Arbeitsorganisation<br />

(ILO)/ACTRAV<br />

4, route des Morillons<br />

1211 Genf 22<br />

Schweiz<br />

Fon: +41-22-799 89 37<br />

Fax: +41-22-799 65 70<br />

E-Mail: hoffer@ilo.org<br />

Hans Jessen<br />

Journalist<br />

Radio Bremen<br />

Diepenau 10<br />

28195 Bremen<br />

Deutschland<br />

E-Mail: hans.jessen@radiobremen.de<br />

Stephen Kidd<br />

Direktor<br />

Policy und Kommunikation<br />

HelpAge International<br />

P.O. Box 32832<br />

London N1 9ZN<br />

Vere<strong>in</strong>igtes Königreich<br />

Fon: +44-20-72 78 77 78<br />

Fax: +44-20-77 13 79 93<br />

E-Mail: skidd@helpage.org<br />

Ute Koczy<br />

Mitglied des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Bundestages (MdB)<br />

Ausschuss <strong>für</strong> Wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (AWZ)<br />

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen<br />

<strong>Deutsche</strong>r Bundestag<br />

Platz der Republik 1<br />

11011 Berl<strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

Fon: +49-30-227 73150<br />

Fax: +49-30-227 76079<br />

E-Mail: ute.koczy@bundestag.de<br />

Manfred Konukiewitz<br />

Unterabteilungsleiter<br />

Globale und sektorale Aufgaben<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong><br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (BMZ)<br />

Adenauerallee 139-141<br />

53113 Bonn<br />

Deutschland<br />

Fon: +49-228-535 3783<br />

Fax: +49-228-99 10 535 3750<br />

E-Mail: manfred.<br />

konukiewitz@bmz.bund.de<br />

57


Kar<strong>in</strong> Kortmann<br />

Parlamentarische Staatssekretär<strong>in</strong><br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong><br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (BMZ)<br />

Stresemannstr. 94<br />

10963 Berl<strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

Fon: +49-30-18 535 2331<br />

Fax: +49-30-18 10 535 2331<br />

E-Mail: Kar<strong>in</strong>.Kortmann@bmz.bund.de<br />

Rüdiger Krech<br />

Kompetenzfeldleiter<br />

Nachhaltige <strong>Soziale</strong> Sicherheit<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Technische<br />

Zusammenarbeit (GTZ)<br />

Dag-Hammarskjöld-Weg 1-5<br />

65760 Eschborn<br />

Deutschland<br />

Fon: +49-6196-79 12 58<br />

Fax: +49-6196-79 80 12 58<br />

E-Mail: ruediger.krech@gtz.de<br />

Astrid Kühl<br />

Leiter<strong>in</strong><br />

<strong>Entwicklungs</strong>politisches Forum<br />

InWEnt – Internationale Weiterbildung<br />

und Entwicklung gGmbH<br />

Stresemannstr. 92<br />

10963 Berl<strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

Fon: +49-30-43 996 341<br />

Fax: +49-30-43 996 250<br />

E-Mail: astrid.kuehl@<strong>in</strong>went.org<br />

58<br />

Teilnehmendenliste des Workshops<br />

Rolf Künnemann<br />

NRO-AK Sozialgeldtransfer<br />

FoodFirst Informations- und<br />

Aktionsnetzwerk (FIAN International)<br />

Willy-Brandt-Platz 5<br />

69115 Heidelberg<br />

Deutschland<br />

Fon: +49-6221-653 0040<br />

Fax: +49-6222-830 545<br />

E-Mail: kuennemann@fian.org<br />

Markus Loewe<br />

Ökonom<br />

Wettbewerbsfähigkeit und<br />

soziale Entwicklung<br />

<strong>Deutsche</strong>s Institut <strong>für</strong><br />

<strong>Entwicklungs</strong>politik (DIE)<br />

Tulpenfeld 6<br />

53113 Bonn<br />

Deutschland<br />

Fon: +49-228- 94927 154<br />

Fax: +49-228- 94927 130<br />

E-Mail: markus.loewe@die-gdi.de<br />

Gustavo Márquez Mosconi<br />

Pr<strong>in</strong>cipal Labor Economist<br />

Forschungsabteilung<br />

Interamerikanische<br />

<strong>Entwicklungs</strong>bank (IADB)<br />

IADB Headquarters 1300<br />

New York Avenue,<br />

20567 Wash<strong>in</strong>gton, D.C.<br />

Fon: +1-202-623-2885<br />

E-Mail: GUSTAVOMA@iadb.org


Teilnehmendenliste des Workshops<br />

Jürgen Meierkord<br />

Referatsleiter<br />

Rechtsbereich Sozialversicherung<br />

Internationale und Zwischenstaatliche<br />

Zusammenarbeit<br />

<strong>Deutsche</strong> Rentenversicherung Bund<br />

Ruhrstrasse 2<br />

10704 Berl<strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

Fon: +49-30-8652 2354<br />

Fax: +49-30-8652 7472<br />

E-Mail: juergen.meierkord@drv-bund.de<br />

Ralf-Matthias Mohs<br />

Referatsleiter<br />

Armutsbekämpfung; Aktionsprogramm<br />

2015; Kohärenz; Sektorale und<br />

thematische Grundsätze<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong><br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (BMZ)<br />

Adenauerallee 139-141<br />

53113 Bonn<br />

Deutschland<br />

Fon: +49-228-99 535 3730<br />

Fax: +49-228-99 10 535 3730<br />

E-Mail: ralf-matthias.<br />

mohs@bmz.bund.de<br />

Albrecht Ott<strong>in</strong>g<br />

Referent<br />

Internationale Abteilung<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Arbeit<br />

und <strong>Soziale</strong>s (BMAS)<br />

Wilhelmstrasse 49<br />

10117 Berl<strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

Fon: +49-30-18527 6865<br />

Fax: +49-30-18527 5136<br />

E-Mail: albrecht.ott<strong>in</strong>g@bmas.bund.de<br />

Sascha Raabe<br />

Mitglied des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Bundestages (MdB)<br />

Ausschuss <strong>für</strong> Wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (AWZ)<br />

<strong>Entwicklungs</strong>politischer Sprecher<br />

SPD-Fraktion<br />

<strong>Deutsche</strong>r Bundestag<br />

Platz der Republik 1<br />

11011 Berl<strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

Fon: +49-30-227 73 334<br />

Fax: +49-30-227 76 376<br />

E-Mail: sascha.raabe@bundestag.de<br />

59


Walter Riester<br />

Mitglied des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Bundestages (MdB)<br />

Ausschuss <strong>für</strong> Wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung (AWZ)<br />

SPD-Fraktion<br />

<strong>Deutsche</strong>r Bundestag<br />

Platz der Republik 1<br />

11011 Berl<strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

Fon: +49-30-227 72 041<br />

Fax: +49-30-227 76 042<br />

E-Mail: walter.riester@bundestag.de<br />

Klaus Schilder<br />

Referent <strong>Entwicklungs</strong>politik<br />

Social Watch<br />

c/o Terre des Hommes Deutschland e.V.<br />

Re<strong>in</strong>hardtstr. 18<br />

10117 Berl<strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

Fon: +49-541-710 1106<br />

Fax: +49-541-707 233<br />

E-Mail: k.schilder@tdh.de<br />

Mechthild Schirmer<br />

Referent<strong>in</strong><br />

Advocacy und Kampagnen<br />

Brot <strong>für</strong> die Welt<br />

Stafflenbergstraße 76<br />

70184 Stuttgart<br />

Deutschland<br />

Fon: +49-711-2159 284<br />

E-Mail: m.schirmer@brotfuer-die-welt.de<br />

60<br />

Teilnehmendenliste des Workshops<br />

Gerhard Theron<br />

Chargé d’Affaires<br />

Botschaft der Republik Namibia<br />

Wichmannstr. 5<br />

10787 Berl<strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

Fon: +49-30-254 095 16<br />

Fax: +49-30-254 095 55<br />

Petra Ulshöfer<br />

Regionaldirektor<strong>in</strong><br />

Regionalbüro <strong>für</strong> Europa<br />

und Zentralasien<br />

Internationale Arbeitsorganisation (ILO)<br />

4, route des Morillons<br />

1211 Genf<br />

Schweiz<br />

E-Mail: ulshoefer@ilo.org<br />

Prasetijono Widjojo<br />

Stellvertretender M<strong>in</strong>ister<br />

Poverty, Labor and SMEs (Small<br />

and Medium-seized Enterprises)<br />

Nationale <strong>Entwicklungs</strong>planungsbehörde<br />

(BAPPENAS)<br />

Madiun Build<strong>in</strong>g, 6th Floor<br />

JI.Taman Suropati No.2<br />

Jakarta 10310<br />

Indonesien<br />

Fon: +62-21- 3190 8110<br />

Fax: +62-21- 3190 8110<br />

E-Mail: prasetijo@bappenas.<br />

go.id; pwidjojomj@yahoo.co.id


Teilnehmendenliste des Workshops<br />

Weitere Teilnehmende<br />

Yvonne Deblon<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiter<strong>in</strong><br />

Büro Riester (MdB)<br />

Platz der Republik 1<br />

11011 Berl<strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

Fon: +49-30-227 72042<br />

Fax: +49-30-227 76042<br />

E-Mail: walter.riester.<br />

ma01@bundestag.de<br />

Malte Gephart<br />

Praktikant<br />

Büro Hoppe (MdB)<br />

Platz der Republik 1<br />

11011 Berl<strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

E-Mail: thilo.hoppe@bundestag.de<br />

Frieda Guios<br />

2. Sekretär<strong>in</strong><br />

Botschaft der Republik Namibia<br />

Wichmannstr. 5<br />

10787 Berl<strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

Fon: +49-30-254 0913<br />

E-Mail: guiosf@yahoo.com<br />

Alfred Hannig<br />

Programmleiter<br />

Lokale und regionale<br />

Wirtschaftsentwicklung<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Technische<br />

Zusammenarbeit (GTZ)<br />

Dag-Hammarskjöld-Weg 1-5<br />

65760 Eschborn<br />

Deutschland<br />

E-Mail: alfred.hannig@gtz.de<br />

Wolfgang Heller<br />

Direktor<br />

<strong>Deutsche</strong> Vertretung der ILO <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

Internationale Arbeitsorganisation (ILO)<br />

Karlplatz 7<br />

10117 Berl<strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

Fon: +49-30-280 926 68<br />

Fax: +49-30-280 464 40<br />

E-Mail: berl<strong>in</strong>@ilo.org<br />

Franziska Hornbogen<br />

Assistent<strong>in</strong><br />

Botschaft der Republik Namibia<br />

Wichmannstr. 5<br />

10787 Berl<strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

Fon: +49-30-263 900 11<br />

Fax: +49-30-254 095 55<br />

E-Mail: fh-namibembassy@web.de<br />

61


Dirk Jacobi<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Büro Dr. Strengmann-Kuhn (MdB)<br />

Platz der Republik 1<br />

11011 Berl<strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

Fon: +49-30-227 73568<br />

E-Mail: wolfgang.strengmannkuhn.ma01@bundestag.de<br />

Mekondjo Kaapanda-Girnus<br />

Wirtschaftsabteilung<br />

Botschaft der Republik Namibia<br />

Wichmannstr. 5<br />

10787 Berl<strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

Fon: +49-30-254 095 16<br />

Fax: +49-30-254 095 55<br />

Barbara Kloss-Quiroga<br />

Projektleiter<strong>in</strong><br />

Wirtschaftspolitik/Gute<br />

Regierungsführung<br />

InWEnt – Internationale Weiterbildung<br />

und Entwicklung gGmbH<br />

Stresemannstr. 92<br />

10963 Berl<strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

Fon: +49-30-43 996 256<br />

Fax: +49-30-43 996 336<br />

E-Mail: barbara.klossquiroga@<strong>in</strong>went.org<br />

62<br />

Teilnehmendenliste des Workshops<br />

Johannes Majewski<br />

Fachplaner<br />

Wirtschaft und Beschäftigung<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Technische<br />

Zusammenarbeit (GTZ)<br />

Dag-Hammarskjöld-Weg 1-5<br />

65760 Eschborn<br />

Deutschland<br />

Fon: +49-6196-79 75 30<br />

Fax: +49-6196-79 80 75 30<br />

E-Mail: johannes.majewski@gtz.de<br />

Cordula Müller<br />

Sektorvorhaben Aktionsprogramm 2015<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Technische<br />

Zusammenarbeit (GTZ)<br />

Adenauer Allee 139-141<br />

53113 Bonn<br />

Deutschland<br />

Fon: +49-228-535 36 83<br />

Fax: +49-228-99 10 535 36 83<br />

E-Mail: cordula.mueller@gtz.de<br />

Albert Recknagel<br />

Vorstand<br />

HelpAge Deutschland<br />

Johannisstrasse 37-38<br />

49074 Osnabrück<br />

Deutschland<br />

Fon: +49-541-470 55 11<br />

Fax: +49-541-786 21<br />

E-Mail: recknagel@helpage.de


Teilnehmendenliste des Workshops<br />

Matthias Rompel<br />

Team Leader<br />

Sector Initiative Systems<br />

of Social Protection<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Technische<br />

Zusammenarbeit (GTZ)<br />

Dag-Hammarskjöld-Weg 1-5<br />

65760 Eschborn<br />

Deutschland<br />

Fon: +49-6196-79 14 54 46<br />

Fax: +49-6196-79 80 14 46<br />

E-Mail: matthias.rompel@gtz.de<br />

Stefanie Scharf<br />

Referent<strong>in</strong><br />

Globalisierung; Handel; Investitionen<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong><br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (BMZ)<br />

Stresemannstr. 94<br />

10963 Berl<strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

Fon: +49-30-18 535 27 56<br />

E-Mail: stefanie.scharf@bmz.bund.de<br />

Judith Schwethelm<br />

Referent<strong>in</strong><br />

Armutsbekämpfung; Aktionsprogramm<br />

2015; Kohärenz; Sektorale und<br />

thematische Grundsätze (310)<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong><br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (BMZ)<br />

Adenauerallee 139-141<br />

53113 Bonn<br />

Deutschland<br />

Fon: +49-228-99535 3409<br />

E-Mail: judith.schwethelm@bmz.<br />

bund.de<br />

Patricia Silva<br />

Junior-Fachkraft<br />

Sektorvorhaben Systeme der<br />

<strong>Soziale</strong>n <strong>Sicherung</strong><br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Technische<br />

Zusammenarbeit (GTZ)<br />

Dag-Hammarskjöld-Weg 1-5<br />

65760 Eschborn<br />

Deutschland<br />

E-Mail: patricia.silva@gtz.de<br />

Astrid Walker<br />

Manager<br />

Policy and Evidence<br />

HelpAge International<br />

P.O. Box 32832<br />

London N1 9ZN<br />

Vere<strong>in</strong>igtes Königreich<br />

Fon: +44-20-872 787778<br />

Fax: +44-20-771 37993<br />

E-Mail: awalker@helpage.org<br />

63


Christ<strong>in</strong>e Weigand<br />

Sektorökonom<strong>in</strong><br />

<strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong><br />

KfW <strong>Entwicklungs</strong>bank<br />

Palmengartenstraße 5-9<br />

60325 Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

Fon: +49-69-7431 8766<br />

Fax: +49-69-7431 3559<br />

E-Mail: christ<strong>in</strong>e.weigand@kfw.de<br />

64<br />

Teilnehmendenliste des Workshops<br />

Programmkoord<strong>in</strong>ation<br />

InWEnt<br />

Internationale Weiterbildung<br />

und Entwicklung GmbH<br />

Capacity Build<strong>in</strong>g International,<br />

Germany<br />

<strong>Entwicklungs</strong>politisches Forum<br />

Stresemannstraße 92<br />

10963 Berl<strong>in</strong><br />

Fon: +49-30-43996 341<br />

Fax: +49-30-43996 250<br />

Mart<strong>in</strong> Michaelis-Seidler<br />

Projektleiter<br />

Fon: +49-30-43996 343<br />

E-Mail: mart<strong>in</strong>.michaelisseidler@<strong>in</strong>went.org<br />

Marianne Donda<br />

Sachbearbeiter<strong>in</strong><br />

Fon: +49-30-43996 342<br />

E-Mail: marianne.donda@<strong>in</strong>went.org


Teilnehmendenliste der Podiumsdiskussion:<br />

„Sozial <strong>in</strong>vestieren, Armut bekämpfen: <strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong><br />

ist ke<strong>in</strong> Luxus!“


Gabriel Aguilera, S.E.<br />

Botschaft Guatemala<br />

Julian Aguirre<br />

Abt. Arbeit und <strong>Soziale</strong>s<br />

Botschaft Spanien<br />

Zakir Ahmed<br />

Botschaft Bangladesch<br />

Faisal Al-Houli<br />

Counsellor<br />

Botschaft Kuwait<br />

Dr. N<strong>in</strong>a Althoff<br />

Laura Appeltshauser<br />

Grüne Jugend<br />

Aléky Badjili<br />

Gesandter<br />

Botschaft Togo<br />

Noralyn Baja<br />

Botschaft Philipp<strong>in</strong>en<br />

Domitille Barancira, I.E.<br />

Botschaft Burundi<br />

Karl Bartels<br />

InWEnt – Internationale Weiterbildung<br />

und Entwicklung gGmbH<br />

Johanna Baumgardt<br />

Stiftung Nord-Süd-Brücken<br />

66<br />

Teilnehmendenliste der Podiumsdiskussion<br />

Kar<strong>in</strong> Beeck<br />

Handelsattachée<br />

Botschaft Guatemala<br />

Dr. Wolfgang Bichmann<br />

Abteilungsdirektor<br />

Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau<br />

Annette Bomba<br />

Caritas Altenhilfe gGmbH<br />

Matthias Bothe<br />

Politika<br />

Klaus Brückner<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Technische<br />

Zusammenarbeit (GTZ), Berl<strong>in</strong><br />

Mirai Chatterjee<br />

Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> <strong>für</strong> <strong>Soziale</strong> Sicherheit<br />

Self-Employed Women’s<br />

Association (SEWA)<br />

Carol<strong>in</strong>e Cordeiro<br />

Botschaft Portugal<br />

Ludovic Dakossi<br />

Botschaft Ben<strong>in</strong><br />

Horst Engelhardt<br />

Senior Experten Service (SES)<br />

Christoph Ernesti<br />

CARE Deutschland-Luxemburg e.V.<br />

Stephan Fe<strong>in</strong><br />

Fe<strong>in</strong> media consult<strong>in</strong>g


Teilnehmendenliste der Podiumsdiskussion<br />

Flor<strong>in</strong> Feldmann<br />

Koord<strong>in</strong>ation weltwärts, ASA-Programm<br />

InWEnt – Internationale Weiterbildung<br />

und Entwicklung gGmbH<br />

Hans-Georg Filker<br />

Vere<strong>in</strong> <strong>für</strong> Berl<strong>in</strong>er Stadtmission<br />

Dr. Mart<strong>in</strong> Franke<br />

Caritas Altenhilfe gGmbH<br />

Bience Philom<strong>in</strong>a Gawanas<br />

Kommissar<strong>in</strong> <strong>für</strong> <strong>Soziale</strong><br />

Angelegenheiten<br />

Afrikanische Union (AU), Addis Abeba<br />

Frieda Guios<br />

Botschaft Namibia<br />

Dr. Hildegard Hagemann<br />

<strong>Deutsche</strong> Kommission Justitia et Pax<br />

Bernhard Hallermann<br />

<strong>Deutsche</strong>r Caritasverband e.V.<br />

Adam Hamad<br />

Botschaft Simbabwe<br />

Tazw<strong>in</strong> Hanif<br />

Botschaft Indonesien<br />

Gerhard Harzer<br />

Bayer Health Care<br />

Dr. Peter Hefele<br />

Konrad-Adenauer-Stiftung<br />

Anna He<strong>in</strong>en<br />

Praktikant<strong>in</strong>, Referat 303<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung (BMZ)<br />

Inna Herl<strong>in</strong>a<br />

<strong>Deutsche</strong> Welle<br />

Wolfgang Herm<br />

Kathar<strong>in</strong>a Heskamp<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung (BMZ)<br />

Birgit Hofmann<br />

Referent<strong>in</strong><br />

Division 315, Globalisation,<br />

Trade and Investment<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung (BMZ)<br />

Dietl<strong>in</strong>d Jer<strong>in</strong>g<br />

Europäische Kommission<br />

Hans Jessen<br />

Radio Bremen<br />

Stefanie Joeres<br />

Referent<strong>in</strong><br />

<strong>Deutsche</strong>r Evangelischer<br />

Krankenhausverband e.V.<br />

Libert<strong>in</strong>a Kakwali Kaustuma<br />

Botschaft Namibia<br />

67


Volker Kasch<br />

Misereor, Berl<strong>in</strong><br />

Christ<strong>in</strong> Kießl<strong>in</strong>g<br />

Praktikant<strong>in</strong><br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong><br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (BMZ)<br />

Michael Kömm<br />

Referat 315<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung (BMZ)<br />

Georg Kössler<br />

Bündnis 90/Die Grünen<br />

Elisabeth Kraft<br />

Gossner Mission<br />

Re<strong>in</strong>hart Kraft<br />

Gossner Mission<br />

Astrid Kühl<br />

InWEnt – Internationale Weiterbildung<br />

und Entwicklung gGmbH<br />

Prof. Isaac C. Lamba, S.E.<br />

Botschaft Malawi<br />

Dr. Kerst<strong>in</strong> Leitner<br />

United Nations Development<br />

Programme (UNDP)<br />

Mechthild Lens<strong>in</strong>g<br />

<strong>Deutsche</strong>r <strong>Entwicklungs</strong>dienst (DED)<br />

68<br />

Teilnehmendenliste der Podiumsdiskussion<br />

Ra<strong>in</strong>er L<strong>in</strong>gscheid<br />

Positive Aktion e.V.<br />

Leon Macioszek<br />

KfW <strong>Entwicklungs</strong>bank, Berl<strong>in</strong><br />

Ewa Majchrzak<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong><br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (BMZ)<br />

José Napoleòn Mariona<br />

Gesandter<br />

Botschaft El Salvador<br />

Gunda Meyer<br />

Menschenrechtszentrum<br />

Universität Potsdam<br />

Mart<strong>in</strong> Mühlberg<br />

Praktikant, Referat 301<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung (BMZ)<br />

Dr. Ynl Nazarudd<strong>in</strong><br />

Botschaft Indonesien<br />

Werner Niendorf<br />

Africa Positive e.V.<br />

Dom<strong>in</strong>ique Pannke<br />

Koord<strong>in</strong>ation weltwärts, ASA-Progamm<br />

InWEnt – Internationale Weiterbildung<br />

und Entwicklung gGmbH<br />

Kar<strong>in</strong> Pape<br />

Global Labour Institute


Teilnehmendenliste der Podiumsdiskussion<br />

Ursula Pattberg<br />

Terre des hommes<br />

Dr. Götz Planer-Friedrich<br />

Evangelische Kirche Deutschland<br />

Anke Pohl<br />

ethiker.com<br />

Wolf Henrik Poos<br />

Zentrum <strong>für</strong><br />

<strong>Entwicklungs</strong>forschung (ZEF)<br />

Claudia Preußer<br />

ASA-Programm<br />

InWEnt – Internationale Weiterbildung<br />

und Entwicklung gGmbH<br />

Tim Rauschan<br />

Bündnis 90/Die Grünen<br />

Dirk Reimann<br />

Silvia Richter<br />

Rural 21/media mondi<br />

Walter Riester<br />

MdB<br />

<strong>Deutsche</strong>r Bundestag<br />

Elke Rusteberg<br />

Margret Schäfer<br />

Dr. Klaus Schilder<br />

Terres des Hommes<br />

Jörg Sch<strong>in</strong>dler<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Technische<br />

Zusammenarbeit (GTZ), Berl<strong>in</strong><br />

Sab<strong>in</strong>e Schlecht<br />

Berater<strong>in</strong> Beratungs- und Dialogmaß-<br />

nahmen zur sozialen Grundsicherung,<br />

Team Advocacy und Kampagnen<br />

Brot <strong>für</strong> die Welt<br />

Alois Schmid<br />

Afrika Center<br />

Rüdiger Schröder<br />

Arlo Schwiezer<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung (BMZ)<br />

Dr. Brigitte Schwope<br />

Deutsch-Afrikanische<br />

<strong>Gesellschaft</strong> (DAFRIG) e.V.<br />

Nicole S<strong>in</strong>ger<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong><br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (BMZ)<br />

Ann Kathr<strong>in</strong> Sost<br />

Evangelischer Pressedienst<br />

Heike Spielmans<br />

VENRO e.V.<br />

Dr. Angelika Stauder<br />

Exposure- und Dialogprogramme e.V.<br />

69


Dr. Maria Tekülve<br />

Referent<strong>in</strong><br />

Referat 302/304<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong><br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (BMZ)<br />

Gerhard Theron<br />

Botschaft Namibia<br />

Marie Agnès Toure<br />

Wirtschaftsrät<strong>in</strong><br />

Botschaft Gu<strong>in</strong>ea<br />

Maren Voges<br />

Kai Walter<br />

Journalist<br />

Christ<strong>in</strong>e Weigand<br />

Sektorökonom<strong>in</strong> <strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong><br />

Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau<br />

Prasetijono Widjojo<br />

Stellvertretender M<strong>in</strong>ister<br />

Nationale <strong>Entwicklungs</strong>behörde<br />

Indonesien<br />

Heidemarie Wieczorek-Zeul<br />

Bundesm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong><br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (BMZ<br />

Thomas Wischniewski<br />

Newsletter Nachhaltigkeit<br />

70<br />

Teilnehmendenliste der Podiumsdiskussion<br />

Jörg Wisner<br />

InWEnt – Internationale Weiterbildung<br />

und Entwicklung gGmbH<br />

Katr<strong>in</strong> Witt<br />

Interel Claudia Conrad GmbH


Entschließung des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages zum zukünftigen<br />

Stellenwert der sozialen <strong>Sicherung</strong> <strong>in</strong>nerhalb der deutschen<br />

<strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit


<strong>Deutsche</strong>r Bundestag Drucksache 16/7747<br />

16. Wahlperiode 16. 01. 2008<br />

Antrag<br />

der Abgeordneten Sibylle Pfeiffer, Dr. Christian Ruck, Dr. Wolf Bauer, Hartwig Fischer<br />

(Gött<strong>in</strong>gen), Anette Hüb<strong>in</strong>ger, Jürgen Klimke, Hartmut Koschyk, Bernward Müller<br />

(Gera), Dr. Georg Nüßle<strong>in</strong>, Dr. Norbert Röttgen, Volker Kauder, Dr. Peter Ramsauer<br />

und der Fraktion der CDU/CSU<br />

sowie der Abgeordneten Walter Riester, Dr. Sascha Raabe, Gabriele Groneberg,<br />

Stephan Hilsberg, Dr. Bärbel Kofler, Christel Riemann-Hanew<strong>in</strong>ckel, Andreas Weigel,<br />

Dr. Wolfgang Wodarg, Elvira Drob<strong>in</strong>ski-Weiß, Detlef Dzembritzki, Iris Hoffmann<br />

(Wismar), Walter Kolbow, Lothar Mark, Thomas Oppermann, Frank Schwabe, Dr.<br />

Ditmar Staffelt, Jörg Vogelsänger, Hedi Wegener, Dr. Peter Struck und der Fraktion<br />

der SPD<br />

<strong>Entwicklungs</strong>- und Schwellenländer verstärkt beim Aufbau und bei Reformen von<br />

sozialen <strong>Sicherung</strong>ssystemen unterstützen und soziale <strong>Sicherung</strong> als Schwerpunkt der<br />

deutschen <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit implementieren<br />

Der Bundestag wolle beschließen:<br />

I. Der <strong>Deutsche</strong> Bundestag stellt fest:<br />

Problemdarstellung<br />

Die Halbzeitbilanz bei den Millennium Development Goals (MDGs) macht deutlich,<br />

dass verstärkte Anstrengungen notwendig se<strong>in</strong> werden, um die von der <strong>in</strong>ternationalen<br />

Staatengeme<strong>in</strong>schaft gesetzten Ziele zu erreichen. Auch wenn regional große Erfolge<br />

bei der Armutsbekämpfung erzielt worden s<strong>in</strong>d und sich aufgrund der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a und Indien die Zahl der Menschen, die <strong>in</strong> absoluter Armut leben,<br />

stark verr<strong>in</strong>gert hat, darf nicht außer Acht gelassen werden, dass <strong>in</strong> anderen Regionen<br />

– vor allem <strong>in</strong> Afrika und <strong>in</strong> Südasien – die Zahl der <strong>in</strong> Armut lebenden Menschen<br />

weiterh<strong>in</strong> stagniert.<br />

72


Entschließung des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages<br />

Und auch die positiven Entwicklungen <strong>in</strong> Ländern wie Ch<strong>in</strong>a und Indien dürfen<br />

nicht darüber h<strong>in</strong>wegtäuschen, dass dort nur e<strong>in</strong> Teil der Bevölkerung von den<br />

wirtschaftlichen Wachstumsprozessen profitiert, während nach wie vor Millionen<br />

von Menschen als Wanderarbeiter und Tagelöhner rechts- und schutzlos <strong>in</strong> absoluter<br />

Armut leben.<br />

Auch wenn das Recht auf soziale Sicherheit <strong>in</strong> Artikel 22 der allgeme<strong>in</strong>en Erklärung<br />

der Menschenrechte festgeschrieben ist, leben <strong>in</strong>sgesamt 80 Prozent der Menschheit<br />

nach wie vor <strong>in</strong> sozialer Unsicherheit. Diese Menschen leben ohne jegliche Absicherung<br />

vor den vielfältigen Lebensrisiken wie Krankheit, Erwerbslosigkeit, Altersarmut oder<br />

dem Verlust von Eigentum und Produktionsmitteln und s<strong>in</strong>d somit ständig dem<br />

Risiko weiterer Verarmung und e<strong>in</strong>er weiteren Absenkung ihrer Selbsthilfefähigkeit<br />

ausgesetzt. Durch den fehlenden Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen und<br />

E<strong>in</strong>kommenssicherheit sterben jedes Jahr mehr als fünf Millionen K<strong>in</strong>der.<br />

Die von Armut betroffene Bevölkerung <strong>in</strong> <strong>Entwicklungs</strong>- und Schwellenländern<br />

ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em regelrechten Teufelskreis, der Krankheits-Armutsfalle, gefangen.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>länder s<strong>in</strong>d besonders stark durch HIV/Aids, Tuberkulose und Malaria<br />

betroffen. Für die Bewältigung dieser gesundheitspolitischen Herausforderungen wird<br />

gesundheitsmediz<strong>in</strong>isches Fachpersonal dr<strong>in</strong>gend benötigt, das jedoch <strong>in</strong> den meisten<br />

<strong>Entwicklungs</strong>ländern fehlt. Die WHO schätzt, dass über vier Millionen zusätzliche<br />

Ärzt<strong>in</strong>nen und Ärzte sowie mediz<strong>in</strong>isches Fachpersonal <strong>in</strong> 57 Ländern fehlen. 36 dieser<br />

Länder liegen <strong>in</strong> Afrika südlich der Sahara. Diese verheerende Situation wird durch die<br />

Abwanderung von mediz<strong>in</strong>ischem Fachpersonal noch verstärkt. Viele <strong>Entwicklungs</strong>-<br />

und Schwellenländer s<strong>in</strong>d im Bereich des Gesundheitswesens mit e<strong>in</strong>er unzureichenden<br />

f<strong>in</strong>anziellen Ausstattung und e<strong>in</strong>er sich verschlechternden Infrastruktur konfrontiert.<br />

Um den Teufelskreis von Armut und Krankheit zu durchbrechen, ist der Aufbau<br />

von leistungsfähigen Gesundheitssystemen als e<strong>in</strong> Element sozialer Sicherheit e<strong>in</strong>e<br />

notwendige Voraussetzung. Denn Gesundheit und die damit verbundene Arbeits- und<br />

Leistungsfähigkeit ist nicht alle<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Wert an sich und <strong>für</strong> das <strong>in</strong>dividuelle E<strong>in</strong>kommen<br />

von Bedeutung, sondern auch e<strong>in</strong>e wesentliche Voraussetzung <strong>für</strong> die wirtschaftliche<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>es Landes.<br />

Nachdem die starke Fokussierung auf die Förderung des Wirtschaftswachstums<br />

nicht zu den erhofften Erfolgen bei der Armutsreduzierung führte und der erwartete<br />

Trickle-Down-Effekt ausblieb, ist nach jahrelanger Vernachlässigung sozialer<br />

Aspekte <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>e Renaissance der Sozialpolitik zu verzeichnen.<br />

Sozialpolitische Themen rücken immer mehr <strong>in</strong> den Fokus der <strong>in</strong>ternationalen<br />

<strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit und <strong>in</strong>ternationaler Konferenzen, wie beispielsweise<br />

dem Sozialgipfel <strong>in</strong> Kopenhagen sowie der Nachfolgekonferenz Kopenhagen +5. Aber<br />

auch <strong>in</strong>ternationale Konventionen wie die MDGs fokussieren sich auf sozialpolitische<br />

73


Aspekte und zeigen den Zusammenhang zwischen fehlender sozialer Absicherung<br />

und Armut auf.<br />

Auch die Regierungserklärung zum Heiligendamm-Gipfel vom Juni 2007 enthält<br />

e<strong>in</strong> Kapitel zum Thema Investitionen <strong>in</strong> soziale Schutzsysteme, <strong>in</strong> dem der soziale<br />

Schutz als Investition <strong>in</strong> die wirtschaftliche Zukunft e<strong>in</strong>es Landes und als e<strong>in</strong>e<br />

kostengünstige Möglichkeit zur Bekämpfung von Armut bezeichnet wird. Weiterh<strong>in</strong><br />

heißt es dort, dass soziale Sicherheitssysteme weiter ausgebaut und erweitert<br />

werden müssen, wobei den Fähigkeiten der e<strong>in</strong>zelnen Staaten Rechnung zu tragen<br />

ist und soziale Sicherheit im Verbund mit Wirtschaftswachstum und e<strong>in</strong>er aktiven<br />

Arbeitsmarktpolitik e<strong>in</strong> Instrument <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e nachhaltige, soziale und wirtschaftliche<br />

Entwicklung darstellt.<br />

Es herrscht Konsens darüber, dass mittel- und langfristige Erfolge bei der<br />

Armutsbekämpfung und somit bei der Erreichung der MDGs nur durch den Aufbau<br />

von nachhaltigen und tragfähigen sozialen <strong>Sicherung</strong>ssystemen erzielt werden können,<br />

die alle Bevölkerungsgruppen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Netz sozialer Absicherung e<strong>in</strong>schließen.<br />

Der Aufbau von sozialen <strong>Sicherung</strong>ssystemen sollte hierbei nicht als Kostenfaktor,<br />

sondern vielmehr als e<strong>in</strong>e Investition <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung des Landes<br />

betrachtet werden. Auch der immer wieder vorgebrachte E<strong>in</strong>wand, Systeme der<br />

sozialen Sicherheit wären <strong>für</strong> e<strong>in</strong>kommensschwache Länder nicht f<strong>in</strong>anzierbar, ist<br />

nicht zu halten. E<strong>in</strong>e Studie der International Labour Organisation (ILO), die die<br />

F<strong>in</strong>anzierbarkeit von sozialer Sicherheit <strong>in</strong> zwölf Niedrige<strong>in</strong>kommensländern <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em <strong>Entwicklungs</strong>kontext untersucht hat, kam zu dem Ergebnis, dass Pakete sozialer<br />

M<strong>in</strong>destleistungen durch e<strong>in</strong>e Mischung nationaler Ressourcen und der Unterstützung<br />

<strong>in</strong>ternationaler Geber zu f<strong>in</strong>anzieren s<strong>in</strong>d.<br />

Die Erfolge bei der Reduzierung der Armutsquoten, die alle<strong>in</strong> durch die Bereitstellung<br />

von sozialen M<strong>in</strong>destpaketen erreicht werden könnten, s<strong>in</strong>d dabei beträchtlich. E<strong>in</strong>e<br />

von der ILO durchgeführte Mikrosimulation ergibt, dass alle<strong>in</strong> die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er<br />

universellen Altersrente und e<strong>in</strong>er Leistung <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der im Schulalter und <strong>für</strong> Waisen<br />

die Armutsquoten <strong>in</strong> Senegal und Tansania um 40 Prozent reduzieren würde. Die<br />

Kosten <strong>für</strong> diese Basispakete würden bei ca. 3 Prozent des BIP liegen. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

ist zu bedenken, dass viele Länder bereits <strong>in</strong> – zumeist leider <strong>in</strong>effektive – soziale<br />

<strong>Sicherung</strong>ssysteme <strong>in</strong>vestieren. Hier wäre die Umschichtung bereits vorhandener<br />

Ausgaben möglich.<br />

Die Notwendigkeit, <strong>Entwicklungs</strong>- und Schwellenländer bei dem Aufbau von<br />

tragfähigen sozialen <strong>Sicherung</strong>ssystemen zu unterstützen, wird durch demographische<br />

Trends und die Auswirkungen von HIV/Aids noch verstärkt, da diese Entwicklungen<br />

den Anteil an besonders verwundbaren Bevölkerungsgruppen <strong>in</strong> Zukunft noch erhöhen<br />

werden.<br />

74<br />

Entschließung des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages


Entschließung des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages<br />

Der Anteil alter Menschen an der Weltbevölkerung wird bis zur Mitte des Jahrhunderts<br />

rasant anwachsen und der größte Anstieg wird <strong>in</strong> den <strong>Entwicklungs</strong>ländern stattf<strong>in</strong>den,<br />

<strong>in</strong> denen sich die Zahl der über 60-Jährigen voraussichtlich vervierfachen wird.<br />

Diese Entwicklung muss von den ohneh<strong>in</strong> unzureichend entwickelten sozialen<br />

<strong>Sicherung</strong>ssystemen aufgefangen werden.<br />

Die Auswirkungen von HIV/Aids führen vor allem <strong>in</strong> vielen afrikanischen Ländern<br />

zu e<strong>in</strong>er weiteren Zunahme von Generation-Gap-Households, <strong>in</strong> denen die produktive<br />

Elterngeneration fehlt und <strong>in</strong> denen die Versorgung der Aids-Waisen von e<strong>in</strong>er<br />

Großelterngeneration geleistet wird, die jedoch aufgrund von Alter und Krankheit<br />

selbst nur sehr e<strong>in</strong>geschränkt selbsthilfefähig ist. Weltweit gibt es zurzeit 15 Millionen<br />

Aids-Waisen. Alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Ländern südlich der Sahara haben zwölf Millionen K<strong>in</strong>der<br />

ihre Eltern durch Aids verloren. Aids-Waisen s<strong>in</strong>d häufig von Diskrim<strong>in</strong>ierung und<br />

Stigmatisierung bedroht und darüber h<strong>in</strong>aus auch besonders anfällig <strong>für</strong> Ausbeutung<br />

und Missbrauch. Diese K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d – auch wenn sie von den Großeltern oder von<br />

Pflegefamilien aufgenommen werden – <strong>in</strong> besonderem Maße von Armut und fehlenden<br />

Bildungschancen betroffen. Die Zahl der Aids-Waisen wird laut Unicef aufgrund der<br />

hohen Anzahl <strong>in</strong>fizierter Erwachsener bis zum Jahre 2025 auf rund 25 Millionen steigen.<br />

Diese Bevölkerungsgruppe wird aufgrund ihrer e<strong>in</strong>geschränkten Selbsthilfefähigkeit<br />

von den Maßnahmen der deutschen <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit bisher nur<br />

unzureichend erreicht und kann auch von den jeweiligen staatlichen Institutionen<br />

zumeist ke<strong>in</strong>e Hilfe erwarten. Die Implementierung von sozialen <strong>Sicherung</strong>ssystemen<br />

ist vor diesem H<strong>in</strong>tergrund entscheidend, um sowohl die Situation und die <strong>Entwicklungs</strong>-<br />

möglichkeiten der Aids-Waisen, aber auch die soziale Absicherung der versorgenden<br />

Großelterngeneration, zu verbessern.<br />

Dies ist umso bedeutender, da die Versorgung dieser Bevölkerungsgruppen nicht<br />

mehr <strong>in</strong> ausreichendem Maße über <strong>in</strong>formelle <strong>Sicherung</strong>ssysteme wie die Familie oder<br />

auch Dorfgeme<strong>in</strong>schaften gewährleistet werden kann. Faktoren wie die zunehmende<br />

Arbeitsmigration, aber auch die Urbanisierung, haben zu e<strong>in</strong>em Wandel der sozialen<br />

Normen und somit zu e<strong>in</strong>er Erosion dieser <strong>in</strong>formellen <strong>Sicherung</strong>ssysteme geführt,<br />

unter der <strong>in</strong>sbesondere auch Frauen leiden.<br />

Auch die prekäre Arbeitsmarktsituation <strong>in</strong> den <strong>Entwicklungs</strong>- und Schwellenländern<br />

und Verschiebungen auf dem <strong>in</strong>ternationalen Arbeitsmarkt und die damit verbundene<br />

E<strong>in</strong>kommensunsicherheit machen die Bereitstellung von sozialen <strong>Sicherung</strong>ssystemen<br />

dr<strong>in</strong>gend erforderlich. Denn der Arbeitsmarkt <strong>in</strong> <strong>Entwicklungs</strong>- und Schwellenländern<br />

ist nach wie vor durch e<strong>in</strong>en hohen Anteil von Beschäftigten im <strong>in</strong>formellen Sektor<br />

gekennzeichnet, die zwar <strong>in</strong> erheblichem Maße zum BSP ihrer Länder beitragen,<br />

jedoch von jeglicher sozialer Absicherung ausgeschlossen s<strong>in</strong>d. Nur e<strong>in</strong> sehr<br />

ger<strong>in</strong>ger Teil der Bevölkerung ist im formellen Sektor beschäftigt und profitiert somit<br />

75


zum<strong>in</strong>dest von sozialen M<strong>in</strong>destleistungen. Jedoch auch <strong>für</strong> diese Beschäftigten ist<br />

e<strong>in</strong>e Absicherung, z. B. im Alter, nicht zwangsläufig gegeben. Der formelle und der<br />

<strong>in</strong>formelle Arbeitssektor existieren nicht getrennt vone<strong>in</strong>ander, sondern sie s<strong>in</strong>d durch<br />

bestehende Strukturen mite<strong>in</strong>ander verbunden. Die Annahme, dass sich der Anteil<br />

<strong>in</strong>formeller Arbeitsverhältnisse mit steigendem Wirtschaftswachstum verr<strong>in</strong>gern<br />

würde, hat sich nicht bestätigt, sondern vielmehr ist <strong>in</strong>ternational e<strong>in</strong>e Zunahme<br />

<strong>in</strong>formeller Beschäftigungsverhältnisse – auch <strong>in</strong> Industrieländern, wie zum Beispiel <strong>in</strong><br />

Deutschland – zu beobachten. Auch die weit verbreitete Auffassung, dass der <strong>in</strong>formelle<br />

Sektor durch Homogenität gekennzeichnet ist, hat sich als falsch erwiesen. Es ist e<strong>in</strong>e<br />

der zentralen Herausforderungen, soziale Sicherheit auch <strong>für</strong> die Beschäftigten im<br />

<strong>in</strong>formellen Sektor zu gewährleisten.<br />

<strong>Soziale</strong> <strong>Sicherung</strong> muss jedoch auch mit Beschäftigungspolitik verknüpft werden,<br />

da soziale <strong>Sicherung</strong>ssysteme nicht auf lange Sicht E<strong>in</strong>kommen ersetzen können und<br />

sollen. Hierzu ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegriertes Konzept von Beschäftigungspolitik und sozialer<br />

<strong>Sicherung</strong> erforderlich, das auch die Belange von Frauen e<strong>in</strong>schließt.<br />

Diese Ausführungen machen deutlich, dass der Aufbau von sozialen <strong>Sicherung</strong>s-<br />

systemen <strong>in</strong> <strong>Entwicklungs</strong>- und Schwellenländern als Strategie e<strong>in</strong>er nachhaltigen<br />

Armutsbekämpfung zunehmend an Bedeutung gew<strong>in</strong>nt. Erfolge bei der Armutsbekämpfung<br />

werden ohne die Implementierung von sozialen <strong>Sicherung</strong>ssystemen<br />

nur kurzfristiger Natur se<strong>in</strong>.<br />

Daher ist e<strong>in</strong> verstärktes Engagement der deutschen <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit<br />

im Bereich der sozialen Sicherheit zw<strong>in</strong>gend erforderlich. Die Bedeutung dieses Themas<br />

sollte auch durch e<strong>in</strong>e entsprechende <strong>in</strong>stitutionelle Verankerung als Schwerpunkt im<br />

M<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) deutlich<br />

gemacht werden.<br />

Die bisherige Abwicklung der Projekte und Vorhaben im Bereich der sozialen<br />

Sicherheit über die sektoralen Schwerpunkte Gesundheit, nachhaltige wirtschaftliche<br />

Entwicklung und Governance ist der Bedeutung dieses Themas nicht angemessen und<br />

beh<strong>in</strong>dert die Sichtbarkeit des Themas sowie die Entwicklung kohärenter Strategien.<br />

Das Engagement der deutschen <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit im Bereich der<br />

sozialen Sicherheit konzentriert sich zurzeit auf die drei Bereiche Krankenversicherung,<br />

Grundsicherung und Alterssicherung, wobei die Vorhaben im Bereich der<br />

Krankenversicherung den weitaus größten Anteil haben.<br />

Der Aufbau von sozialen <strong>Sicherung</strong>ssystemen kann jedoch nur zu e<strong>in</strong>er breitenwirksamen<br />

und nachhaltigen Armutsreduzierung führen, wenn alle Bevölkerungsgruppen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> soziales <strong>Sicherung</strong>snetz <strong>in</strong>tegriert s<strong>in</strong>d. Die deutsche <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit<br />

sollte sich deshalb neben dem Aufbau von sozialen Krankenversicherungen vor allem auf<br />

die soziale <strong>Sicherung</strong> der besonders verwundbaren Bevölkerungsgruppen konzentrieren.<br />

76<br />

Entschließung des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages


Entschließung des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages<br />

Dies s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en die Beschäftigten im <strong>in</strong>formellen Sektor und zum anderen e<strong>in</strong>e<br />

zunehmende Zahl älterer Menschen und die von Ihnen betreuten Aids-Waisen, die über<br />

nur sehr e<strong>in</strong>geschränkte Selbsthilfekapazitäten verfügen. Auch die Mittelschicht sollte<br />

<strong>in</strong> diesem Zusammenhang nicht vernachlässigt werden.<br />

Hierzu bedarf es neuer Prioritäten und Denkansätze oder auch – wenn nötig –<br />

e<strong>in</strong>er Abkehr von alten Denkansätzen sowie der Entwicklung neuer Lösungsstrategien.<br />

Diese Strategien betreffen auch Bereiche, <strong>in</strong> denen die deutsche <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit<br />

bisher über nur sehr ger<strong>in</strong>gere Erfahrungen verfügt und selber Teil des<br />

Lernprozesses ist (z. B. <strong>in</strong>formeller Sektor). Dies ermöglicht und erfordert e<strong>in</strong>e verstärkte<br />

Zusammenarbeit zwischen Industrie- sowie <strong>Entwicklungs</strong>- und Schwellenländern, um<br />

solche Fragen geme<strong>in</strong>sam anzugehen.<br />

E<strong>in</strong>e Vielzahl von Partnerländern hat bereits soziale <strong>Sicherung</strong>ssysteme implementiert<br />

und damit Erfolge bei der Armutsbekämpfung erzielt. Andere Länder s<strong>in</strong>d dabei, ihre<br />

<strong>in</strong>effektiven Systeme zu analysieren und zu reformieren oder Ansätze im Bereich der<br />

Grundsicherung zu erproben.<br />

Insgesamt ist e<strong>in</strong>e verstärkte Bewusstse<strong>in</strong>sbildung im H<strong>in</strong>blick auf Fragen der<br />

sozialen Sicherheit bei vielen Partnerländern festzustellen. Sambia hat beispielsweise<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em aktuellen Nationalen <strong>Entwicklungs</strong>plan erstmals e<strong>in</strong> Kapitel zur sozialen<br />

Sicherheit aufgenommen und plant <strong>für</strong> 2012 e<strong>in</strong>e landesweite Ausdehnung von<br />

Sozialhilfeleistungen <strong>für</strong> besonders verwundbare Bevölkerungsgruppen mit Hilfe<br />

von Social-Cash-Transfers. Diese positiven Ansätze müssen von der deutschen <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit<br />

gefördert werden, <strong>in</strong>dem sie ihrerseits das Thema der sozialen<br />

Sicherheit entscheidend stärkt und die Länder unterstützt, die Systeme der sozialen<br />

Sicherheit e<strong>in</strong>führen oder reformieren wollen.<br />

Gerade Deutschland verfügt aufgrund se<strong>in</strong>er historischen Entwicklung und se<strong>in</strong>er<br />

Erfolge im Bereich der wohlfahrtsstaatlichen Absicherung über Erfahrungen und<br />

Kompetenzen, die verstärkt <strong>in</strong> die <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit e<strong>in</strong>gebracht werden<br />

sollten. Auch die Fähigkeit, diese Systeme notwendiger Reformen zu unterziehen und<br />

diese erfolgreich durchzuführen, stärkt die Nachfrage nach deutschen Beratungsleistungen<br />

<strong>in</strong> diesem Bereich.<br />

Letztendlich ist davon auszugehen, dass die Nachfrage nach Vorhaben im<br />

Bereich der sozialen Sicherheit von Seiten der Partnerländer ansteigen wird, wenn<br />

das BMZ diesen Bereich als neuen Schwerpunkt implementiert und verstärkt <strong>in</strong><br />

Regierungsverhandlungen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gt.<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> die Implementierung von tragfähigen sozialen <strong>Sicherung</strong>ssystemen<br />

und bedeutend im H<strong>in</strong>blick auf ihre Nachhaltigkeit s<strong>in</strong>d der politische Wille sowohl<br />

auf Seiten der Geber- als auch der Partnerländer sowie die langfristige F<strong>in</strong>anzierung<br />

der Vorhaben.<br />

77


II. Der <strong>Deutsche</strong> Bundestag begrüßt,<br />

dass die Bundesregierung dem Thema soziale <strong>Sicherung</strong>ssysteme mehr Bedeutung<br />

beimisst und soziale <strong>Sicherung</strong> als thematische Zielgröße <strong>für</strong> den Haushalt 2009<br />

aufgreifen wird.<br />

III. Der <strong>Deutsche</strong> Bundestag fordert die Bundesregierung auf,<br />

1. e<strong>in</strong>e politische Entscheidung über den zukünftigen Stellenwert der sozialen<br />

<strong>Sicherung</strong> <strong>in</strong>nerhalb der deutschen <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit zu treffen und<br />

e<strong>in</strong>e mittel- und langfristige Strategie <strong>für</strong> diesen Bereich zu entwerfen;<br />

2. ihr Engagement im Bereich der sozialen <strong>Sicherung</strong> <strong>in</strong>nerhalb der deutschen <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit<br />

weiterh<strong>in</strong> zu verstärken und das Thema als Schwerpunkt im<br />

BMZ zu implementieren;<br />

3. im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e nachhaltige und breitenwirksame Armutsbekämpfung<br />

<strong>in</strong>sbesondere die Bereiche Grundsicherung und soziale <strong>Sicherung</strong> im <strong>in</strong>formellen<br />

Sektor zu stärken;<br />

4. die Zusammenarbeit mit <strong>Entwicklungs</strong>- und Schwellenländern bei der Suche nach<br />

Lösungsansätzen – beispielsweise im <strong>in</strong>formellen Sektor – zu verstärken.<br />

Berl<strong>in</strong>, den 16. Januar 2008<br />

Volker Kauder, Dr. Peter Ramsauer und Fraktion<br />

Dr. Peter Struck und Fraktion<br />

78<br />

Entschließung des <strong>Deutsche</strong>n Bundestages


Publikationen des <strong>Entwicklungs</strong>politischen Forums<br />

From agreements to <strong>in</strong>vestments – How to put measurable value to transboundary<br />

water management <strong>in</strong> Africa. The 6th Petersberg Round Table. Berl<strong>in</strong> 2008.<br />

Des accords aux <strong>in</strong>vestissements – Comment attribuer une valeur mesurable<br />

à la coopération transfrontalière dans le secteur de l‘eau en Afrique. 6e Table ronde de<br />

Petersberg. Berl<strong>in</strong> 2008.<br />

EU-LAC Forum: Fiscal Policies for Social Cohesion and the Fight Aga<strong>in</strong>st Poverty.<br />

International Dialogue. Berl<strong>in</strong> 2008.<br />

Stay Engaged! Fragile States and Weak Governance: A Development Policy Challenge.<br />

International Policy Workshop. Berl<strong>in</strong> 2007.<br />

Global Governance <strong>in</strong> flux: Aris<strong>in</strong>g perspectives through ‘new drivers of global<br />

change’. International Academic Dialogue. Berl<strong>in</strong> 2007.<br />

Women’s Economic Empowerment as Smart Economics: A Dialogue on Policy<br />

Options. High-Level Conference. Berl<strong>in</strong> 2007.<br />

New Perspectives for Economic Cooperation <strong>in</strong> Central Asia. International Policy<br />

Dialogue. Berl<strong>in</strong> 2006.<br />

Oil for Development. Berl<strong>in</strong> 2006.<br />

The Development Dimension of Economic Partnership Agreements (EPAs) – Are We<br />

Still on Track? International Policy Dialogue. Berl<strong>in</strong> 2006.<br />

La Dimension Développement des Accords de partenariat économique (APE) – Eston<br />

toujours sur le bon chem<strong>in</strong>? Dialogue politique <strong>in</strong>ternational. Berl<strong>in</strong> 2006.<br />

Standards and Conformity Assessments <strong>in</strong> Trade: M<strong>in</strong>imis<strong>in</strong>g Barriers and<br />

Maximis<strong>in</strong>g Benefits. International Workshop and Policy Dialogue. Berl<strong>in</strong> 2006.<br />

New Sources of Development F<strong>in</strong>anc<strong>in</strong>g. International Policy Dialogue. Berl<strong>in</strong> 2005.<br />

79


Doha Development Round: Present Situation and Prospects of Success. International<br />

Policy Dialogue. Berl<strong>in</strong> 2005.<br />

Search<strong>in</strong>g for Alternatives – Beyond the Wash<strong>in</strong>gton Consensus. International Policy<br />

Dialogue. Berl<strong>in</strong> 2005.<br />

Debt Susta<strong>in</strong>ability, External Shocks and F<strong>in</strong>anc<strong>in</strong>g Instruments <strong>in</strong> LICs.<br />

International Policy Workshop. Berl<strong>in</strong> 2005.<br />

Employment Intensive Growth for Poverty Reduction. International Policy Dialogue.<br />

Berl<strong>in</strong> 2005.<br />

The Role of the Private Sector to achieve the Millennium Development Goals.<br />

International Policy Dialogue. Berl<strong>in</strong> 2005.<br />

Beschäftigungswirksames Wachstum zur Armutsreduzierung. Die Rolle<br />

der Privatwirtschaft bei der Erreichung der Millennium-<strong>Entwicklungs</strong>ziele.<br />

Internationaler Politikdialog. Berl<strong>in</strong> 2005.<br />

<strong>Entwicklungs</strong>politik und Militär. Internationaler Politikdialog. Berl<strong>in</strong> 2005.<br />

Bonne Gouvernance, un forum des parlementaires sur les politiques effectives au<br />

Nord et au Sud. Dialogue Politique International. Berl<strong>in</strong> 2005.<br />

Good Governance <strong>in</strong> Africa, a Parlamentarians’ Forum on Realistic Policies <strong>in</strong> North<br />

and South. International Policy Dialogue. Berl<strong>in</strong> 2005.<br />

Development Policy and the Armed Forces. International Policy Dialogue. Berl<strong>in</strong><br />

2004.<br />

Bildung <strong>in</strong> der arabischen Welt: Ansatzpunkte <strong>für</strong> die deutsche <strong>Entwicklungs</strong>zusammenarbeit.<br />

Internationaler Workshop. Berl<strong>in</strong> 2004.<br />

Build<strong>in</strong>g the Arab Knowledge Society, The Arab Human Development Report 2003<br />

– Consequences for International Cooperation. International Policy Dialogue. Berl<strong>in</strong><br />

2004.<br />

80<br />

Publikationen des <strong>Entwicklungs</strong>politischen Forums


Impressum<br />

Herausgeber<strong>in</strong>:<br />

InWEnt<br />

Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH<br />

Friedrich-Ebert-Allee 40<br />

53113 Bonn<br />

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Fax +49 228 4460-1766<br />

www.<strong>in</strong>went.org<br />

<strong>Entwicklungs</strong>politisches Forum<br />

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10963 Berl<strong>in</strong><br />

Fon +49 30 43996-341<br />

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Redaktion:<br />

Mart<strong>in</strong> Michaelis-Seidler und Grit Schmalisch unter Mitwirkung von:<br />

Yvonne Deblon (Wissenschaftliche Mitarbeiter<strong>in</strong>, Büro Walter Riester MdB),<br />

Judith Schwethelm (BMZ), Cordula Müller (BMZ)<br />

und Heloisa von Oldershausen (Consultant)<br />

Bildnachweis:<br />

Titelfoto: © KfW <strong>Entwicklungs</strong>bank<br />

Fotos im Innenteil: Christian Thiel<br />

Gestaltung:<br />

Andreas Hesse<br />

www.fgl-werketage.de<br />

Druck:<br />

Druckerei Bunter Hund<br />

www.druckerei-bunterhund.de<br />

ISBN: 978-3-939394-36-5


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ist e<strong>in</strong> weltweit tätiges Unternehmen <strong>für</strong> Personalentwicklung,<br />

Weiterbildung und Dialog. Unsere Capacity Build<strong>in</strong>g-Programme<br />

richten sich an Fach- und Führungskräfte aus Politik, Verwaltung,<br />

Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Wir arbeiten im Auftrag der<br />

Bundesregierung mit an der Umsetzung der <strong>Entwicklungs</strong>ziele<br />

der Vere<strong>in</strong>ten Nationen. Zudem beraten wir die deutsche Wirtschaft<br />

<strong>in</strong> Public Private Partnership Projekten. Jungen Menschen aus<br />

Deutschland geben wir die Chance, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Austausch weltweite<br />

Erfahrungen zu sammeln.<br />

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April 2009 · 2.05-0008-2009

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