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Soziale Sicherung in Entwicklungs - Deutsche Gesellschaft für ...

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zuführen. Gegen diesen immensen Betrag von 600 Milliarden Euro, den ich Ihnen<br />

eben genannt habe, den unser reiches, entwickeltes Industrieland e<strong>in</strong>setzt, hat mich<br />

e<strong>in</strong>e Mikro-Untersuchung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) fasz<strong>in</strong>iert, die<br />

Folgendes untersucht hat: Was muss im Senegal und <strong>in</strong> Tansania <strong>in</strong>vestiert werden, um<br />

die Armut bei Alten und Waisen um 40 Prozent abzusenken? Sie kam zu dem Ergebnis,<br />

es seien 3 Prozent des Brutto<strong>in</strong>landsprodukts. Mal unterstellt, die Rechnung ist<br />

richtig, ich kann sie nicht nachprüfen – dabei ist <strong>für</strong> mich gar nicht so erheblich, s<strong>in</strong>d<br />

es nun 3, 4 oder 5 Prozent – dann ist dies e<strong>in</strong>e Investition <strong>in</strong> die <strong>Entwicklungs</strong>möglichkeiten<br />

der Menschen, die eigentlich gar ke<strong>in</strong>e höhere Rendite haben könnte. Wenn ich<br />

mir dann gleichzeitig noch vorstelle, dass viele Länder ihren Haushalt zu 40 oder 50<br />

Prozent mit Gebermitteln stützen, dann wird sichtbar, dass e<strong>in</strong>e solche Investition <strong>in</strong><br />

die soziale <strong>Sicherung</strong> der Menschen leistbar ist und auch getätigt werden muss, wenn<br />

man es denn politisch will.<br />

Ich will an dieser Stelle gar nicht den Blick darauf lenken, welche Summen <strong>in</strong><br />

manchen Ländern durch Korruption veruntreut werden. Aber ich möchte den ersten<br />

Punkt damit abschließen, herauszustellen, dass die Frage des WIE nicht e<strong>in</strong>e Frage ist,<br />

ob man solche Systeme e<strong>in</strong>führen kann. Entscheidend ist vielmehr, welchen Denkansatz<br />

man wählt, um beispielsweise Altersarmut zu verr<strong>in</strong>gern und die Versorgung von<br />

Aids-Waisen zu verbessern. Und hier s<strong>in</strong>d wir dann beim Thema Grundsicherung. Ich<br />

fühle mich sehr bestärkt <strong>in</strong> diesem Ansatz, nachdem me<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong> im letzten<br />

Jahr e<strong>in</strong>en Teil ihres Urlaubs da<strong>für</strong> genutzt hat, sich <strong>in</strong> Sambia das Projekt Social Cash<br />

Transfer Scheme anzuschauen, das – mit Unterstützung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Technische Zusammenarbeit (GTZ) – zu sehr bee<strong>in</strong>druckenden Wirkungen kommt.<br />

In diesem Projekt ist es mit e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen Mittele<strong>in</strong>satz gelungen, die Armut der<br />

ausgewählten Zielgruppe signifikant zu verr<strong>in</strong>gern. Darüber h<strong>in</strong>aus wird den Menschen<br />

die Möglichkeit eröffnet, durch die s<strong>in</strong>nvolle Investition des Geldes, z.B. <strong>in</strong> die<br />

Bildung ihrer K<strong>in</strong>der oder <strong>in</strong> Produktionsmittel, ihre Situation eigenständig zu verbessern.<br />

Dies s<strong>in</strong>d hoffnungsvolle Ansätze im Bereich der Grundsicherung. Natürlich<br />

wäre die sambische Regierung mit e<strong>in</strong>em Maßnahmenpaket von 600 Milliarden Euro<br />

wie bei uns <strong>in</strong> Deutschland völlig überfordert. Aber durch das Ansetzen an den unmittelbaren<br />

Bed<strong>in</strong>gungen und Voraussetzungen sowie den bereits im Land vorhandenen<br />

Strukturen werden diese Investitionen s<strong>in</strong>nvoll und möglich.<br />

Das er<strong>in</strong>nert mich – und ich denke das ist e<strong>in</strong> sehr guter Ansatz – an die fantastischen<br />

Erfahrungen, die wir mit der Vergabe von Mikrokrediten machen. Dort, wo<br />

große Banken und Geld<strong>in</strong>stitute sich weigern, aufgrund von fehlenden Sicherheiten<br />

Kredite zu vergeben, wie im Übrigen <strong>in</strong> Deutschland auch, werden durch Projekte im<br />

Mikrof<strong>in</strong>anzbereich, die von der Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau (KfW) und von der<br />

GTZ unterstützt werden, beachtliche <strong>Entwicklungs</strong>prozesse <strong>in</strong> Gang gesetzt, die über<br />

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Walter Riester

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