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Soziale Sicherung in Entwicklungs - Deutsche Gesellschaft für ...

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Lassen Sie mich e<strong>in</strong>gangs e<strong>in</strong>ige D<strong>in</strong>ge benennen, die <strong>für</strong> uns bei diesem Thema<br />

den Rahmen beschreiben. In der Allgeme<strong>in</strong>en Erklärung der Menschenrechte ist festgeschrieben:<br />

„Jeder hat als Mitglied der <strong>Gesellschaft</strong> das Recht auf soziale Sicherheit“.<br />

Was soziale Sicherheit heißt, ist auszudef<strong>in</strong>ieren und zu beschreiben. Wir wissen heute,<br />

dass der Begriff der menschlichen Sicherheit weit umfassender ist als der traditionelle<br />

Sicherheitsbegriff. Zu dieser menschlichen Sicherheit, wie sie die Vere<strong>in</strong>ten Nationen<br />

def<strong>in</strong>iert haben, gehört auch soziale Sicherheit. Fast 60 Jahre nach der Verabschiedung<br />

der Erklärung der Menschenrechte müssen wir feststellen, dass das, was dort <strong>in</strong> Artikel<br />

22 manifestiert worden ist und eigentlich e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit se<strong>in</strong> sollte,<br />

noch längst nicht umgesetzt ist. Drei von vier Menschen auf dieser Welt müssen ohne<br />

soziale Absicherung leben. Diese Menschen s<strong>in</strong>d den großen Lebensrisiken schutzlos<br />

ausgesetzt – sei es Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Armut im Alter. Die Folgen, die sich<br />

daraus ableiten, s<strong>in</strong>d dramatisch. Jahr <strong>für</strong> Jahr sterben zehn Millionen Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der an<br />

Krankheiten, die vermeidbar wären – Krankheiten, an denen sie <strong>in</strong> reichen Ländern mit<br />

sozialen Krankenversicherungen, nicht gestorben wären. Jahr <strong>für</strong> Jahr fallen 100 Millionen<br />

Menschen neu <strong>in</strong> Armut, weil sie nicht gegen Kosten abgesichert s<strong>in</strong>d, die durch<br />

Krankheit entstehen. Und <strong>in</strong>sgesamt haben mehr als 1,3 Milliarden Menschen ke<strong>in</strong>en<br />

Zugang zu e<strong>in</strong>er ausreichenden oder bezahlbaren Gesundheitsversorgung. Weltweit<br />

s<strong>in</strong>d 650 Millionen Menschen von körperlichen und geistigen Beh<strong>in</strong>derungen betroffen.<br />

80 Prozent davon leben <strong>in</strong> den <strong>Entwicklungs</strong>ländern und nur ca. 1 bis 2 Prozent<br />

haben überhaupt Zugang zu mediz<strong>in</strong>ischer Rehabilitation. Und soziale <strong>Sicherung</strong>ssysteme,<br />

das kennen wir aus unserem deutschen System, könnten dies enorm l<strong>in</strong>dern<br />

und <strong>für</strong> mehr Teilhabemöglichkeiten am mediz<strong>in</strong>ischen Fortschritt sorgen.<br />

Das ist die Situation am Anfang des 21. Jahrhunderts – schlichtweg beschämend.<br />

Wenn wir uns anschauen, welche Möglichkeiten vorhanden s<strong>in</strong>d, aber nicht e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden. Und deswegen müssen wir etwas tun und wir können auch etwas tun.<br />

Wir s<strong>in</strong>d hier zusammengekommen, weil der Zugang zu Gesundheitsversorgung,<br />

zur Absicherung im Alter oder bei Arbeitslosigkeit ke<strong>in</strong>e Frage des Geburtsortes und<br />

des Geldes bleiben darf. Nicht ohne Grund ist die Förderung von sozialer <strong>Sicherung</strong><br />

e<strong>in</strong> ganz zentrales Ziel der Agenda <strong>für</strong> menschenwürdige Arbeit der Internationalen<br />

Arbeitsorganisation (ILO). Das Thema Decent Work hat uns gerade im letzten Jahr<br />

während der EU-Ratspräsidentschaft und des G8-Gipfels sehr stark motiviert, mehr<br />

Grundlagen <strong>in</strong> diesem Bereich zu schaffen. Wir s<strong>in</strong>d hier, weil wir Wege aus dieser<br />

Misere kennen. Ohne soziale <strong>Sicherung</strong> müssen die Menschen ärztliche Versorgung<br />

aus der eigenen Tasche bezahlen. Krankheit und lange, zeitraubende Anfahrtswege<br />

zu den Gesundheitsdiensten führen zu Verdienstausfällen. Nicht selten verkaufen<br />

Betroffene daher sogar ihr Vieh und damit e<strong>in</strong>e wichtige E<strong>in</strong>kommensgrundlage. Oder<br />

aber sie gehen gar nicht erst zum Arzt, weil sie genau wissen, dass sie diese Kosten<br />

8<br />

Kar<strong>in</strong> Kortmann

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