Die Städte Indiens Entwicklung und Probleme - TomBlog
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Erst einige Jahrh<strong>und</strong>erte nach dem Verfall entstanden durch die vedische Besiedlung (1200 –<br />
600 v. Chr.) wieder große <strong>Städte</strong>. Sie waren mit Stadtwällen- <strong>und</strong> Gräben befestigt, im Inneren<br />
lagen nach STANG (2002) eine Königsresidenz, die Ratshalle, der Basar sowie Wohnbereiche.<br />
Mit der politischen Sicherheit <strong>und</strong> Stabilität der Mauryas-Herrschaft, das um 300 v. Chr. zum<br />
ersten indischen Großreich avancierte, erlebten <strong>Städte</strong> wie Mathura, Ujjain oder Pataliputra<br />
einen Aufschwung. Pataliputra beispielsweise war laut dem Bericht des Griechen Megasthenes<br />
schon 26 km² groß, mit einem 200 m breiten Graben umgeben <strong>und</strong> mit einer hölzernen<br />
Befestigung versehen, durch die 64 Tore führten. Laut STANG (2002) gehörte Pataliputra<br />
womöglich damals zu einer der größten <strong>Städte</strong> weltweit. In <strong>Städte</strong>bauplänen um 300 v. Chr.<br />
fanden sich auch Hinweise auf eine Unterteilung der rechteckigen Stadtviertel nach dem<br />
Kastensystem der Hindus. Unklar ist, inwieweit solche Pläne umgesetzt wurden. Es folgte eine<br />
Zeit des Auf <strong>und</strong> Ab, insbesondere für die nördlichen <strong>Städte</strong>, die immer wieder in Kriege<br />
verwickelt waren. Der Süden lag geschützter, so dass sich die Hauptstädte der Deccan-Reiche,<br />
der Ostküste <strong>und</strong> der Tamilen im 9. Jhd. n. Chr. Hervorragend entwickeln konnten. (STANG<br />
2002, S. 108)<br />
Zu dieser Zeit gewannen in den <strong>Städte</strong>n im Norden, besonders in der Hauptstadt Delhi, die<br />
Muslime an Einfluss. Sie brachten Moscheen, Paläste <strong>und</strong> Festungen in das Stadtbild, ebenso<br />
wie für Hindus <strong>und</strong> Muslime getrennte Stadtviertel <strong>und</strong> Konflikte. In kleineren <strong>Städte</strong>n <strong>und</strong> auf<br />
dem Land hatte die islamische Religion während dieser gesamten Zeit jedoch kaum Einfluss. An<br />
den sich etablierenden, nach Kasten aufgeteilten Vierteln änderte der muslimische Einfluss mit<br />
seinem groß angelegten, zentralen Tempelanlagen <strong>und</strong> den umgebenden Handwerkervierteln<br />
wenig. Allein die Einmauerung einiger <strong>Städte</strong> führte zu einer zunehmenden Bevölkerungsdichte,<br />
die widrige Wohnverhältnissen mit sich brachte. (STANG 2002, S. 109f)<br />
„Der Gegensatz zwischen Arm <strong>und</strong> Reich war extrem – was bis heute das Bild der<br />
indischen <strong>Städte</strong> bestimmt.“ (STANG 2002, S. 110)<br />
Im südlichen B<strong>und</strong>esstaat <strong>Indiens</strong>, Tamil Nadu, entstanden vom 14.-16. Jhd. große Tempelstädte,<br />
unabhängig vom islamischen Einfluss. <strong>Die</strong> Expansion der Tempel <strong>und</strong> Unterordnung der <strong>Städte</strong><br />
setzte sich bis in das 17. Jhd. fort. <strong>Die</strong> Rolle des Tempels im Stadtleben wurde zunehmend<br />
dominanter, so dass sie nicht länger nur ein Teil der Stadt waren, sondern die Stadt sich ihnen<br />
formal, funktional <strong>und</strong> rituell unterordnete. Zum Erliegen kam die Bautätigkeit an den großen<br />
Tempeln erst durch die politische, wirtschaftliche <strong>und</strong> auch militärische Auseinandersetzung mit<br />
Europa, welches imperialistische Interessen verfolgte. Hinzu kamen die Kriege mit dem Marathen<strong>und</strong><br />
dem Moghul-Reich. Mit dem Abfluss des wirtschaftlichen Wohlstandes im Rahmen der<br />
britischen Besatzung zerfielen die Tempelstädte zusehends. Insgesamt gibt es über 30<br />
Tempelstädte, einige befinden sich auch in den angrenzenden B<strong>und</strong>esstaaten. (KULTUR-IN-ASIEN.DE)<br />
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