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Realisierbarkeit und Beurteilung ästhetischer Klangkonzepte bei ...

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en Sinne während eines Konzertbesuches zu kompensieren, ist es nötig, die eigentlich<br />

”<br />

physikalische Struktur des musikalischen Prozesses [...] weitgehend [zu verändern], um<br />

die übertragenen Erlebnisbedingungen dem ,originalen’ Erleben möglichst angenähert<br />

erscheinen zu lassen“, (Schlemm [27], ebd.). Den so entstandenen Klang, in dem ge-<br />

”<br />

wisse akustische Physiognomien überhöht, andere dagegen abgeschwächt oder verändert<br />

werden“ (Reinecke [24], Seite 87), kann man eher als artifizielle Natürlichkeit“ denn als<br />

”<br />

” naturgetreuen Eindruck“ bezeichnen. Vielmehr hat sich <strong>bei</strong> Aufnahmen eine eigenen<br />

Ästhetik entwickelt, <strong>bei</strong> der der Tonmeister versucht, einen als natürlich empf<strong>und</strong>enen<br />

Klang zu kreieren. 11 Unter dem Ziel des natürlichen Eindrucks“ werden durchaus tech-<br />

”<br />

nische Hilfsmittel bis hin zu künstlichen Räumen genutzt, deren Gebrauch dem Hörer<br />

aber möglichst verborgen bleiben soll.<br />

3.2.2 Firmenauftritte<br />

In viele Internetauftritten von Tonmeisterfirmen findet man einen Abschnitt, in dem es<br />

um die Klangphilosophie der Aufnahmen geht. 12 Hier<strong>bei</strong> handelt es sich vornehmlich um<br />

kleinere Firmen, die von einem oder mehreren Tonmeistern gegründet wurden. Durch<br />

die ausführliche Darstellung der Klangphilosophie soll wahrscheinlich unterstrichen werden,<br />

dass der Tonmeister <strong>bei</strong> seiner Ar<strong>bei</strong>t nicht nur dafür sorgt, dass aus physikalischen<br />

Schallwellen digitale Nullen <strong>und</strong> Einsen entstehen. Vielmehr scheint er seine Aufgabe<br />

auch darin zu sehen, dem technischen Ablauf durch klangästhetische Überlegungen etwas<br />

Lebendiges zu verleihen. Gerade in Zeiten, in denen man mit relativ geringem finanziellen<br />

Aufwand Audiotechnik erwerben kann, ist es unter Tonmeistern wichtig, sich durch<br />

individuelle Präsentationen abzusetzen. Was einen wirklichen Tonmeister auszeichnet,<br />

scheint seine genaue Klangvorstellung zu sein, die den Konsumenten ansprechen soll. Da<br />

der Inhalt der Internetseiten nicht nur informieren, sondern auch Hörer werben soll, kann<br />

man davon ausgehen, dass die präsentierte Klangvorstellung zu einem Teil auch das ist,<br />

was die Konsumenten von einer Aufnahme erwarten. Die persönliche Klangvorstellung<br />

der Tonmeister hat sich <strong>bei</strong> ihren Internetpräsenzen oft so mit der Meinung der Konsumenten<br />

vermischt, dass sich schwer ablesen läßt, was genau ihre eigene Philosophie<br />

ist.<br />

Erstaunlich oft taucht immer noch der Begriff ” Natürlichkeit“ auf. Während er in der<br />

wissenschaftlichen Betrachtung, wie in Kapitel 3.2.1 beschrieben, inzwischen als ” nicht<br />

umsetzbar“ gilt, hält er sich in der Öffentlichkeit noch beständig. Für ein paar Tonmeister<br />

ist der Verzicht auf Kompressoren, Filter <strong>und</strong> künstlichen Hall ein Weg zu mehr<br />

Natürlichkeit. Manche schreiben auch, dass es ihnen um die ” Illusion einer Wirklichkeit“<br />

13 ginge. Bei ihnen soll die verwendete Technik die vorhandene Natürlichkeit nicht<br />

zerstören, wenn diese auch im Wohnzimmer erst neu entstehen kann.<br />

11 Siehe auch Kapitel 3.2.2 ” Firmenauftritte“<br />

12 Untersucht wurden Internetauftritte der Firmen Tacet [22], MDG [19], MBM [18], Tritonus [35] <strong>und</strong><br />

Es-Dur [28].<br />

13 Zu lesen <strong>bei</strong>spielsweise <strong>bei</strong> MDG [19]<br />

15

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