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Realisierbarkeit und Beurteilung ästhetischer Klangkonzepte bei ...

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Andere Kritiker beschreiben den Klang, ohne da<strong>bei</strong> die tonmeisterliche Seite zu erwähnen,<br />

weil sie davon ausgehen, dass der Klang einer Aufnahme vor allem auf die musikalische<br />

Interpretation des Künstlers zurückzuführen sei. So werden zum Beispiel die<br />

positiven Anmerkungen über Klangfarben <strong>und</strong> das Timbre in der Zeitschrift Rondo <strong>und</strong><br />

auf der Seite von Klassik.com allein dem Können der Künstler zugeschrieben, wie man z.<br />

B. in der Beschreibung der Klassik-CD des Monats 06/2006 <strong>bei</strong>m Magazin Rondo nachvollziehen<br />

kann: Vor allem die Farben der originalen Blasinstrumente sind so aufregend<br />

”<br />

anders als die heute vertrauten, dass man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt.<br />

[...] Die rauchigen, warmen Farben der historischen Instrumente hüllen Ravels harmonisch<br />

verfremdete <strong>und</strong> verzerrte Walzerklänge in jene geisterhaften Nebel. [...] Und der<br />

Erard-Flügel von 1905 als Soloinstrument im ,Konzert für die linke Hand’: Wie gut<br />

tut die Abwesenheit Steinway’scher Turbo-Brillanz dieser eigentlich doch so ungeheuer<br />

wehmütigen, verhangenen Musik“, [37]. Auch in der Rezension der Klassik-CD des<br />

Monats 05/2006 wird der Klang nur in Zusammenhang mit der Künstlerin geschildert:<br />

” Carolyn Sampsons in allen Lagen gleichermaßen gut ansprechender, angenehm warm<br />

timbrierter Sopran ermöglicht einen jederzeit vollständig von der Ausdrucksintention her<br />

bestimmten Vortrag – ,schlackenfrei’ pflegte die ältere Vokalmusik-Kritik solch begnadeten<br />

Gesang zu nennen“, [36]. Das gleiche gilt auch für negative Bemerkungen zum<br />

Klang. Auch diese werden <strong>bei</strong> manchen Magazinen, die den Schwerpunkt eher auf den<br />

künstlerischen Inhalt legen, den Musikern angelastet. So schreibt z. B. Daniel Krause<br />

[14] in einer Kritik auf Klassik.com: Um die klangliche Seite ist es nicht besser bestellt:<br />

”<br />

Franz Vorraber spielt einen Bösendorfer wie aus dem Himmel der Klaviere – exakt intoniert,<br />

mit glockenhellem, fokussiertem Timbre. Umso bestürzender das Ergebnis: Akkorde<br />

reißen unvermittelt ab – als wäre Pedalgebrauch Sünde.“ Hier<strong>bei</strong> kommt nicht<br />

zum Ausdruck, dass sich die musikalische Qualität <strong>und</strong> die Güte des Klanges gegenseitig<br />

beeinflussen, wie in der Untersuchung von Boss15 zu erkennen war.<br />

Eine weitere Gruppe von Kritikern ist dagegen der Ansicht, dass der Klang einer Aufnahme<br />

deren Interpretation durchaus unterstützen könne. Vor allem <strong>bei</strong> positiven Kritiken<br />

wird hier explizit erwähnt, dass die Wirkung der musikalischen Interpretation wohl auch<br />

einiges einem gelungenen Klang zu verdanken habe. Beispielsweise ist in solchen Kritiken<br />

die Rede davon, dass ” die CD W<strong>und</strong>er an Bruckners ständig vorhandenen Blechbläsern<br />

tut“ oder ” es der brilliant-perfekten Aufnahmetechnik gelungen ist, das äußerst farbige,<br />

lebendige <strong>und</strong> temperamentvoll sprudelnde Spiel [...] adäquat auf Silberscheibe zu brennen.“<br />

16 Detaillierter wird über den Klang nur noch in wenigen Kritiken auf Klassik.com,<br />

des American Record Guide <strong>bei</strong> HiFi News & Record Review <strong>und</strong> einzelnen Kritiken der<br />

anderen genannten Seiten geschrieben. Hier findet man ein ähnliches Vokabular wieder,<br />

wie es bereits in Kapitel 3.2.2 beschrieben wurde. Zum Beispiel werden ” Unmittelbarkeit<br />

<strong>und</strong> Biss ohne Schärfe <strong>und</strong> Grellheit, [...] Sanftheit, ohne die Höhen wegzunehmen“ [31]<br />

oder ” ein erfreulich klares, aufgeräumtes Klangbild, das nicht in erster Linie auf den<br />

Effekt des Raumes setzt, sondern sich am Ideal kammermusikalischer Durchhörbarkeit<br />

15 Boss (1994), Untersuchung ” Das Medium ist die Botschaft“, in der durch unterschiedliche Aufnahmetechniken<br />

unterschiedliche musikalische Urteile hervorgerufen werden [2]<br />

16 Siehe [31], [32], vgl. auch [21]<br />

17

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