RDT 1/2009 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev
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"Bitte leinen Sie in den ersten Wochen Ihren<br />
Nach <strong>der</strong> Rettung : Frau Schütz und Frau Buse mit Henriette<br />
Hund nicht ab; er muss sich erst an Sie und sein<br />
neues Zuhause gewöhnen". Ratschläge zum Umgang<br />
mit Tierheimtieren geben die Mitarbeiter nicht umsonst, wie folgendes Beispiel zeigt. Lesen<br />
Sie, wie nervenaufreibend und aufwändig die (angstvolle) Suche nach einem entlaufenden Hund<br />
für alle Beteiligten werden kann. Henriettes Geschichte hat Claudia Bioly für Sie aufgezeichnet.<br />
Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2009</strong><br />
22<br />
Henriette trat am 22. November 2006<br />
ihre lange Reise von Kiskunhalas, Ungarn,<br />
nach Kassel an, um dort die<br />
Chance auf ein besseres Leben zu erhalten.<br />
In Ungarn hatte man sie als Gebärmaschine<br />
missbraucht und ihre<br />
Welpen für Geld an jeden verhökert,<br />
<strong>der</strong> bereit war, zu zahlen.<br />
Henriette in <strong>der</strong> “Lebendfalle”<br />
In Ungarn hätte die Hündin keine Vermittlungschance<br />
gehabt, und so versuchten<br />
wir in Deutschland ein lieb<strong>ev</strong>olles<br />
Zuhause zu finden. Kein leichtes<br />
Unterfangen, weil auch hierzulande die<br />
Bereitschaft, einem Tier wirklich zu helfen,<br />
ihm Ängste zu nehmen, Zeit zur<br />
Eingewöhnung zu geben, Vertrauen<br />
und Sicherheit zu vermitteln, kurzum zu<br />
einem Mensch-Hund-Team zusammen<br />
zu wachsen, immer geringer wird.<br />
Während <strong>der</strong> Monate im Tierheim hatten<br />
die zurückhaltende Henriette und<br />
ihr Freund Lupi das Glück, dass ein<br />
dem Tierheim sehr verbundenes Ehepaar<br />
beinahe täglich zum "Gassigehen"<br />
mit kam. Nach anfänglicher<br />
Schüchternheit baute Henriette lang-<br />
sam Vertrauen auf und freute sich auf<br />
die täglichen Ausflüge mit dem Ehepaar<br />
Luttrop aus Kassel.<br />
Doch eines Tages interessierte sich eine<br />
ältere Dame für die Hündin. Die<br />
Voraussetzungen schienen optimal:<br />
Sie lebte alleine in einem Haus mit eingezäuntem<br />
Garten in ländlicher Umgebung<br />
und hatte angeblich Erfahrung<br />
mit ängstlichen Hunden. Gute Ratschläge<br />
und die eindringliche Bitte,<br />
Henriette in <strong>der</strong> Anfangszeit nur doppelt<br />
gesichert, d.h. an Halsband und<br />
Geschirr angeleint, spazieren zu führen,<br />
wurden mit auf den Weg ins neue<br />
Zuhause in Schwalmstadt gegeben.<br />
Aber schon nach Tagen war die Freude<br />
über die vermeintlich gute Vermittlung<br />
vorbei: Unsere engagierte Ehrenamtliche,<br />
Frau Buse, die für die Wau-Mau-<br />
Insel die Nachkontrollen koordiniert,<br />
hatte Vermisstenmeldungen im Ort gesehen<br />
und war sich sicher, dass es sich<br />
hierbei um die ungarische Hündin handeln<br />
musste. Wir fragten bei <strong>der</strong> neuen<br />
Besitzerin nach und erfuhren, dass die<br />
Hündin schon am Wochenende zuvor<br />
auf einem Spaziergang entlaufen und<br />
seitdem nicht mehr gesehen worden<br />
war. Die schlimmsten Befürchtungen<br />
schossen uns durch den Kopf…<br />
Zwei Tierheim-Mitarbeiter fuhren sofort<br />
mit Henriettes Zwingerkumpel Lupi ins<br />
60 km entfernte Schwalmstadt. Die ältere<br />
Dame erzählte, sie habe Henriette<br />
auf dem Spaziergang abgeleint, weil<br />
sie dies bereits innerhalb ihres Gartens<br />
Tierheim Wau-Mau-Insel, Kassel<br />
Entlaufene Hündin 8 Monate auf<br />
Eine Odyssee mit H<br />
ohne Probleme geübt hatte. Und am<br />
Tag vorher habe es auch schon gut geklappt.<br />
Aber an diesem Tag sei Henriette<br />
plötzlich fortgelaufen, als sie in<br />
<strong>der</strong> Ferne Hundegebell vernahm.<br />
Und nun begann die Suche…. Henriette<br />
wurde in den folgenden Tagen gelegentlich<br />
kurz gesehen, aber immer an<br />
unterschiedlichen Orten und stets auf<br />
<strong>der</strong> Flucht. Immer wie<strong>der</strong> kamen Meldungen,<br />
dass Henriette gesichtet worden<br />
war, aber wenn jemand hinfuhr,<br />
war sie längst verschwunden. Einige<br />
Male war Henriette in <strong>der</strong> Nähe ihres<br />
neuen Zuhauses gesehen worden,<br />
aber einmal war das Gartentor ausgerechnet<br />
an diesem Tag geschlossen, ein<br />
an<strong>der</strong>es Mal stand sie bei Nachbarn<br />
vor <strong>der</strong> Tür, wurde aber von Handwerkern<br />
unwissentlich vertrieben.<br />
Dann gab es längere Zeit keine Meldungen<br />
mehr, und man glaubte, sie<br />
könne sich aus <strong>der</strong> Gegend weg in eine<br />
an<strong>der</strong>en Richtung verzogen haben,<br />
inserierte erneut, telefonierte nochmals<br />
mit Jagdpächtern, dieses Mal in den<br />
angrenzenden Gebieten. Dann kam<br />
aus dem Nachbarort die erleichternde<br />
Nachricht, dass die Hündin bei einem<br />
Rapsfeld gesichtet worden war. Innerhalb<br />
kurzer Zeit fanden sich Mitglie<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> örtlichen Feuerwehr und <strong>der</strong> Tiernothilfe<br />
sowie an<strong>der</strong>e bemühte Leute<br />
ein, um das Feld zu durchstreifen.<br />
Henriette entkam jedoch am Feldrand…dann<br />
tauchte sie wenig später<br />
am Hof <strong>der</strong> Familie Schütz auf, die sich<br />
Die entlaufene Helen wurde vom Auto