RDT 1/2009 - Bund gegen Missbrauch der Tiere ev
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Das Recht <strong>der</strong> <strong>Tiere</strong> 1/<strong>2009</strong><br />
30<br />
TH ELISABETHENHOF<br />
Alles im Gleichgewicht ....<br />
... auf 3 Beinen<br />
Wie Sie auf den vorherigen Seiten gelesen haben, arrangieren<br />
sich dreibeinige Hunde gut mit ihrem Handicap.<br />
Mike Ruckelshaus, Geschäftsstellenleiter des Landesverbandes<br />
Hessen, hat im TH Elisabethenhof auch<br />
schon für Dreibeiner ein neues Zuhause gesucht.<br />
Er sprach mit <strong>der</strong> Hunde-Physiotherapeutin und Tierheilpraktikerin<br />
Christina Metzger über Regeln im Umgang<br />
mit dreibeinigen Hunden.<br />
RdT: Frau Metzger, gibt es Grundregeln, an die man sich im<br />
Zusammenleben mit einem dreibeinigen Hund halten sollte?<br />
C. Metzger: Wie gut sich Hunde mit ihrer Dreibeinigkeit arrangieren,<br />
hängt wesentlich von folgenden Faktoren ab: Welche<br />
Gliedmaße (Vor<strong>der</strong>- o<strong>der</strong> Hinterlauf) wurde entfernt, wie<br />
groß und schwer ist<br />
<strong>der</strong> Hund, wie alt?<br />
Grundsätzlich sollte<br />
man Belastungsspitzen<br />
vermeiden<br />
und dafür lieber<br />
mehrere kurze, als<br />
ein o<strong>der</strong> zwei ausgedehnte,Spaziergänge<br />
machen.<br />
RdT: Kann die Be-<br />
Luna & Negrutza (siehe S. 29)<br />
hin<strong>der</strong>ung weitere<br />
Auswirkungen auf<br />
die Gesundheit des Hundes haben?<br />
C. Metzger: Da die verbleibende Vor<strong>der</strong>- o<strong>der</strong> Hintergliedmaße<br />
weiter unter die Körpermitte gestellt wird, kann es zu<br />
Muskelverspannungen und Arthrosen an dem Bein und dem<br />
Rücken kommen. Stellt man bei seinem dreibeinigen Freund<br />
fest, dass er Probleme des Bewegungsapparates bekommt,<br />
weniger Freude bei den gemeinsamen Spaziergängen zeigt<br />
und sich beim Bewältigen des Tagesablaufs schwerer tut, sollte<br />
man sich umgehend an seinen Tierarzt wenden und einen<br />
Tier-/Hundephysiotherapeuten zu Rate ziehen.<br />
Mit Massagen, Dehnungen und gelenkmobilisierenden Techniken<br />
lassen sich Überlastungserscheinungen <strong>der</strong> erhaltenen<br />
Gliedmaße ent<strong>gegen</strong> wirken. Durch gezieltes Training, wie<br />
z.B. Bodenarbeit, Schwimmen o<strong>der</strong> Laufen im Aquatrainer,<br />
kann man für eine Stärkung <strong>der</strong> Muskulatur sorgen. Gerade<br />
wenn festgestellt wurde, dass in den noch vorhandenen Extremitäten<br />
Gelenkfehlstellungen und/o<strong>der</strong> schon Arthrosen<br />
bestehen, ist die therapeutische Unterstützung durch Tierarzt<br />
und Tier-/Hundephysiotherapeut sehr sinnvoll. Je früher man<br />
unterstützend eingreifen kann, umso effektiver ist <strong>der</strong> Erfolg!<br />
Christina Metzger mit Asteri<br />
RdT: Welche Hilfsmittel stehen Hundehaltern<br />
zur Verfügung, um dem gehandicapten<br />
Hund den Alltag zu erleichtern?<br />
C. Metzger: Hilfsmittel wie Brustgeschirr o<strong>der</strong> Tragehilfe für<br />
Vor<strong>der</strong>- o<strong>der</strong> Hinterbeine aus weichem Neopren mit Gurtung,<br />
mit denen man einem Hund über kleinere Hin<strong>der</strong>nisse helfen<br />
kann, sowie eine Einstiegshilfe für das Auto sind bei größeren<br />
Hunden unverzichtbar. Kleineren Hunden, die gerne auf<br />
dem Sofa o<strong>der</strong> Sessel liegen, erleichtert man das Rauf- und<br />
Runtersteigen mit einer Hundetreppe o<strong>der</strong> einem Hocker.<br />
Futter und Wasser sollten in einem erhöhten Napf bereitgestellt<br />
werden. Der Grund: Durch das fehlende Bein hält <strong>der</strong><br />
Hund, gerade bei abgesenktem Kopf beim Fressen, viel<br />
schlechter sein Gleichgewicht als vierbeinige Artgenossen.<br />
Großes Augenmerk muss auch auf das Gewicht <strong>der</strong> Hunde<br />
gelegt werden. Um die verbliebenen Gliedmaße und <strong>der</strong>en<br />
Gelenke vor Verschleiß zu schützen, ist die Zufütterung von<br />
speziellen Nahrungsergänzungsmitteln ratsam.<br />
RdT: Gibt es noch weitere Möglichkeiten negative Auswirkungen<br />
<strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung zu mil<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> zu kompensieren?<br />
C. Metzger: Eine weitere Hilfe ist <strong>der</strong> Einsatz von Orthesen,<br />
die das erhaltene Bein stützen und so <strong>der</strong> Doppelbelastung<br />
ent<strong>gegen</strong>wirken. Bei Teilamputationen besteht auch die Möglichkeit,<br />
Teilprothesen anpassen zu lassen.<br />
RdT: Worauf sollte man beim Gassi-Gehen achten?<br />
C. Metzger: Die Beschaffenheit des Untergrundes bei den<br />
Gassigängen sollte abwechslungsreich sein. So vermeidet<br />
man Probleme (wie z.B. Arthrosen), die durch ständiges Laufen<br />
auf zu festem Boden (Asphalt etc.) entstehen können.<br />
Selbstverständlich benötigen auch Hunde mit einem Handicap<br />
Sozialkontakte mit ihren Artgenossen. Aber bei <strong>der</strong> ersten<br />
Begegnung sollte man schon Vorsicht walten lassen. Denn in<br />
Konfliktsituationen mit einem vierbeinigen "Rowdy" ist ein<br />
Dreibeiner doch eingeschränkter, ja sogar hilfloser, als seine<br />
nichtbehin<strong>der</strong>ten Artgenossen.<br />
Christina Metzger, Hundekrankengymnastin und Tierheilpraktikerin,<br />
www.Hundekrankengymnastik-Butzbach.gmxhome.de<br />
Interview: Mike Ruckelshaus