Neue - Gymnasium Eppendorf

22
Venezuelas, eine Einbindung
des Volkes in die Politik, zum
Beispiel durch
Volksentscheide, sowie eine
moralische Stärkung des
Staatsdienstes. Damit dürfte
er sich relativ stark am
Beispiel Che Guevaras orientieren,
der die Teilnahme an
der Revolution immer als
moralisch erhebend ansah.
Chavez ist die Hoffnung vieler
Armen und ein Gräuel für die
kleine Oberschicht Venezu -
elas, die ihr Geld mit dem Öl
verdient. Chavez ist für viele
Menschen in Lateinamerika
ein Modernisierer, der linke
Ideen undogmatisch verfolgt.
Damit hat er sich auch die
Zustimmung einiger Teile der
westlichen Linken gesichert.
Sein Ziel, einen „Sozialismus
des 21. Jahrhunderts“, will er
auch mit einer noch unmöglichen
dritten Präsidentschaft,
erreichen. Seit Beginn des
Jahres 2007 hat Chavez die
ersten, von einer Reihe angekündigten
Verstaatlichungen
durchgeführt, vor allem im
Bereich der Stromver sor -
gung, sowie der Telekom -
munikation. Die amerikanischen
Konzerne, deren Aktien
dabei in staatliche Hand
übergingen, zeigten sich mit
den Verkaufspreisen zufrieden.
Chavez hat mit einer breiten
Opposition zu kämpfen, die
aus den ehemaligen Eliten
des Landes, der Kirche, dem
Mittelstand und auch einiger
linkspolitischer Lager kommt.
2002 kam es sogar zum
Putsch gegen ihn, der erst
sogar erfolgreich war, dann
aber von Chavez Garde und
Massenprotesten der Armen
gestürzt wurde. Chavez selber
wehrt sich unter anderem
mit einem Gesetz, dass die
überwiegend konservativen
Medien zu „Wahrheitsge mäßi -
g keit“ verpflichtet. Zudem
hat Chavez eine tägliche Ra -
dio sendung „Hallo Präsident“
mit ihm selbst lanciert.
Oppositionelle konnten schon
mehrere Referenden gegen
ihn anstrengen, die er aber
immer gewonnen hat, da sein
Rückhalt bei den Armen
unvermindert groß ist.
Ausländische Beobachter der
zahlreichen Wahlen sagen,
dass diese Wahlen, so unkonventionell
Chavez Politik
sonst oft ist, sehr fair ablaufen.
Ich finde es schade, dass man in der
Schule so wenig über die ethischen
und moralischen Ideen lernt, die dem
Sozialismus / Kom munismus zugrunde
liegen.
Das Einzige, was ich bis
jetzt in der Schule über
dieses ganze Thema
gelernt habe, sind die deutschen
Räte nach dem 1.
Weltkrieg und über die
sowjetische Land wirtschaft in
Geographie.
Kuba als bekanntester verbliebener
sozialistischer Staat
wird oft als Negativbeispiel
gegen linke Ideen benutzt,
trotz eines nach wie vor
populärem Che Guevara.
Dabei ist Kuba, wie es
heute ist, in der
Hauptsache gar nicht
sozialistisch, sondern das
Werk einer fast fünfzig-jährigen
Diktatur.
Wenn Fidel tot ist, er -
öffnen sich für Kuba
ganz neue Möglich -
keiten. Wird sich Fidels ebenfalls
alter, unbeliebter Bruder
Raul, langjähriger Verteidi -
gungs minister mit seiner
Armee halten können, übernehmen
Konservative mit
den USA im Rücken die
DIE NEUE
Macht oder gibt es nicht doch
ein Chance für eine linksgerichtete,
faire Regierung, die
Kuba zu dem macht, was sich
vor fünfzig Jahren alle von
Fidel, Raul und Co. erwartet
haben?
Rauol Gassner, 10 c