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32 Exklusiv in der <strong>Neue</strong>n – Am Dienstag, den 20. 3. 2007, hatte ich die Gele - genheit, Günter Grass zu interviewen. Günter Grass wurde am 16. Oktober 1927 in Danzig geboren, feiert in diesem Jahr seinen achtzigsten Geburtstag. Bekannt geworden ist er mit seinem im Jahr 1960 erschienenen ersten Roman „Die Blechtrommel“, mit dem er den Durchbruch schaffte und auch international wahrgenommen und gefeiert wurde. Als Intention seiner Werke ist das „Schreiben gegen das Vergessen“ auszumachen. Seine Werke thematisieren den Nationalsozialismus bzw. handeln vor dessen Hintergrund. Auch die Werke, die in der Nachkriegszeit spielen, behandeln die Thematik des Vergessens und die der Schuld. 1999 erhielt Günter Grass den Nobelpreis für Literatur für sein Lebenswerk. Das Interview führte ich im Günter-Grass-Haus. Das Günter-Grass-Haus ist ein Gebäude in der Lübecker Altstadt, das dem literarischen, malerischen und plastischen Schaffen des bei Lübeck lebenden Künstlers gewidmet ist. ALEXANDER Hatten Sie in der Schule einen Spitznamen? GRASS Nein. Ich hatte weder in der Schule noch danach einen „Spitznamen“. ALEXANDER Was waren Ihre Lieblingsfächer in der Schule? GRASS Meine Lieblingsfächer in der Schule waren Deutsch, Geschichte und Kunst. Damit konnte ich bis in die 7. Klasse meine schlechten Noten in anderen Fächern ausgleichen. Doch als dann auch noch Latein dazukam, konnten meine guten Noten die schlechten Noten nicht mehr ausgleichen, so dass ich die Schule verlassen musste. Eines meiner weiteren „schlechten“ Fächer war Mathe. ALEXANDER Was fällt Ihnen noch zum Thema Schule ein? Ich galt als „Störenfried“ und „Träumer“. Ich konnte mich nicht wirklich auf die Schule konzentrieren, musste sie nach der siebten Klasse verlassen. Mein Schulwechsel hatte jedoch für mich auch etwas Gutes, da ich so aus dem Danziger Vorort in die Innenstadt gelangte. Außerdem war meine DIE NEUE Interview mit Günther Grass – Literaturnobelpreisträger Schulzeit nicht sehr lang, da ich aufgrund des Krieges mit 15 Jahren zur Wehrmacht als Luftwaffenhelfer eingezogen wurde. ALEXANDER Warum haben Sie nach dem Krieg die Schule nicht wieder aufgenommen? GRASS Nach dem Krieg traf ich einen Schulkameraden, der mich mit zu einer Schule nahm, die jungen Soldaten die Möglichkeit gab, ihren Schulabschluss nachzuholen. Die erste Stunde im Latein - untericht lief ganz gut, aber als ich im Geschichts unter - richt zu einer Frage keine Antwort geben konnte, habe ich mein Schulbuch zugeklappt und den Unterrichts - raum verlassen. Danach habe ich nie wieder versucht, meinen Schulabschluss nachzuholen. ALEXANDER Haben Sie ein Lebensmotto? GRASS Ich habe kein Lebens - motto. Ich finde jedoch das Werk von Albert Camus „Mythos von Sisyphos“ gut, weil es den Lauf des Lebens widerspiegelt. Wie Sisyphos immer wieder vergeblich versucht, den Stein den Berg hoch zu rollen, versucht auch der Mensch etwas mit großer
2 2007 33 Mühe, aber ganz oben kommt er – der Mensch als auch Sisyphos – nicht an. Das einzige was er erreicht, ist der Weg, aber nie das Ziel. ALEXANDER Was ist Ihr Lieblingsurlaubsort? GRASS Ich fahre jedes Jahr für zwei Monate auf die Ostsee-Insel Mön, weil ich mich dort zum einen gut erholen kann, zum anderen aber auch ungestört arbeiten kann. ALEXANDER Sind Sie manchmal genervt von dem Rummel um Ihre Person? GRASS Manchmal nervt es mich schon, aber durch meine verschiedenen Tätigkeiten als Schriftsteller, Bildhauer und Maler kann ich mich dem Rummel gut entziehen. Wenn ich beispielsweise ein Buchprojekt beendet habe, fange ich nicht sofort ein neues Buchprojekt an, sondern mache etwas anderes, z.B. male ich ein Bild. ALEXANDER Wenn Sie die Möglichkeit hätten, die Welt zu ändern: Was würden Sie ändern? GRASS Dieses ist leider ein unerfüllbarer Wunsch. Ich würde sämtliche Waffen ab - schaffen, weil sie das größte Übel auf dieser Welt sind. ALEXANDER Nach dem Mauerfall haben Sie vor einer voreiligen Wiedervereinigung gewarnt. Wie sehen Sie es heute? GRASS Ich bin immer noch der Auffassung, dass die Wieder - vereinigung voreilig war. Nach meiner Meinung ist Artikel 146 des Grundge - setzes nicht ausreichend beachtet worden. GRASS Wie kommen Sie auf die Motive für Ihre Bilder? GRASS In erster Linie ergeben sich die Motive für meine Bilder aus dem Buch, dass ich gerade beendet habe. Nachdem ich das Buch „Die Rättin“ geschrieben hatte, waren meine Bildmotive von Ratten geprägt. ALEXANDER Was war ihr peinlichstes Erlebnis? GRASS Die Bildhauerei, in der
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