Große Spendenaktion zugunsten des Café Bunt - Kreuznacher ...
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titel Dezentralisierung / Ambulantisierung<br />
Dezentralisierung auch in Diakonie Werkstätten ein großes Thema<br />
Wohnen und Arbeiten im Fokus<br />
D<br />
ie freie Wahl eines Werkstattplatzes unabhängig vom Wohnort wünschen sich die Werkstattbeschäftigten. Welche<br />
Fragen müssen geklärt werden, wenn aufgrund einer dezentralen Wohnmöglichkeit ein anderer Arbeitsplatz benötigt wird?<br />
(su) Was bestimmt, wo man künftig<br />
wohnt? Die Nähe zu Verwandten und<br />
Freunden? Die Stadt oder das Dorf, dem<br />
man sich verbunden fühlt? Die Attraktivität<br />
<strong>des</strong> Wohnraums? Oder ist es die<br />
Frage: Wo kann ich arbeiten und meinen<br />
Lebensunterhalt bestreiten? Gibt es dort<br />
einen erreichbaren und meiner Qualifikation<br />
entsprechenden Arbeitsplatz? In<br />
unserer „normalen“ Gesellschaft ist die<br />
Antwort meist klar: Ich lebe in der Regel<br />
dort, wo ich arbeiten kann. Auch im<br />
Dezentralisierungsprozess der Wohneinrichtungen<br />
für Menschen mit Behinderungen<br />
gewinnt diese Frage an Bedeutung.<br />
Die Zeiten, in denen Werkstätten<br />
primär als den „regionalen Versorgungsanspruch“<br />
sicherstellende Einrichtungen<br />
wahrgenommen werden, sind vorbei. Im<br />
Rahmen der Dezentralisierung wird in<br />
den Diakonie Werkstätten kreuznacher<br />
diakonie (DW) an Checklisten zur Teilhabe<br />
an Arbeit gefeilt. Der sehr rege Gesamt-Werkstattrat,Selbstvertretungsorgan<br />
der Beschäftigten, hat seine Position<br />
10 offene tür 4 / 2011<br />
www.kreuznacherdiakonie.de<br />
hierzu deutlich gemacht: „Die freie Wahl<br />
eines Werkstattplatzes sollte Grundvoraussetzung<br />
sein und unabhängig vom<br />
Wohnort. Dies muss von politischer Seite<br />
ermöglicht werden“.<br />
Bei der Wahl <strong>des</strong> Werkstattplatzes sind<br />
die gleichen Fragen entscheidend wie bei<br />
jedem Arbeitnehmer: Was bedeutet eine<br />
längere Anfahrt zur Arbeitsstelle und<br />
wie wird diese Anfahrt finanziert? Gibt<br />
es Einbußen beim Entgelt? Muss man bei<br />
einem Umzug in eine andere Werkstatt<br />
wechseln – und falls ja: Was heißt das für<br />
die persönliche Karriere? Einige Beschäftigte<br />
haben sich im Laufe ihres Berufslebens<br />
durch zusätzliche Qualifikation eine<br />
besondere Stellung erarbeitet, sie arbeiten<br />
in der Endkontrolle oder übernehmen<br />
höherwertige Tätigkeiten im Bereich Lager<br />
und Logistik. Manche haben durch<br />
Orientierungs- und Qualifizierungspraktika<br />
Aussicht auf einen ausgelagerten<br />
Arbeitsplatz in einem Betrieb <strong>des</strong> allgemeinen<br />
Arbeitsmarktes. Würde eine<br />
andere Werkstatt den Wunsch nach einem<br />
solchen Arbeitsplatz unterstützen?<br />
Martina Pohl, Leiterin der Abteilung Pädagogik<br />
der DW, fordert die Einrichtung<br />
einer unabhängigen Beratungsstelle.<br />
Hier könnten alle Fragen gemeinsam mit<br />
denen, die einen Umzug in die „Dezentrale“<br />
erwägen, beleuchtet werden. Dass<br />
Menschen mit Behinderungen Unterstützung<br />
von einer Stelle bekommen,<br />
die sich ausschließlich um ihren Blickwinkel<br />
kümmert, ist in ihren Augen sehr<br />
wichtig. Damit wird vermieden, dass sie<br />
zwischen den Interessen der Einrichtungen<br />
(Wohneinrichtung, Werkstatt), der<br />
Leistungsträger und der Politik zerrieben<br />
werden. Denn auch die begleitende<br />
Rehabilitationsdienstleistung ist ein entscheidender<br />
Aspekt.<br />
„Für viele Menschen in den Diakonie<br />
Werkstätten war die Aufnahme bisher<br />
nur möglich, weil Wohnen und Arbeiten<br />
in unmittelbarer Nähe liegen“, schildert<br />
Pohl. In enger Zusammenarbeit konnte<br />
auf individuelle Bedarfe reagiert werden<br />
– eine unabdingbare Voraussetzung<br />
dafür, in der Werkstatt zu bestehen. DW<br />
und Integrationsbetriebe punkten mit<br />
ihrer hohen Integrations- und Rehabilitations-Kompetenz.<br />
Durch einen überdurchschnittlich<br />
hohen Anteil an Menschen<br />
mit sehr hohem Assistenzbedarf<br />
und spezifischen Anforderungen an die<br />
Rahmenbedingungen der Werkstatt haben<br />
sie sich ein Alleinstellungsmerkmal<br />
in Rheinland-Pfalz erworben.<br />
Der Dezentralisierungs-<br />
prozess in der Behindertenhilfe<br />
wirft neue Fragen auf