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Biomechanische Aspekte des Volleyballspiels – Sprung, Schlag und ...

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MARKUS TILP<br />

<strong>Biomechanische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Volleyballspiels</strong> <strong>–</strong><br />

<strong>Sprung</strong>, <strong>Schlag</strong> <strong>und</strong> Ballflugbahn<br />

1. <strong>Sprung</strong><br />

1.1 Physikalisch-biologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> Spielkonzeptes ist ein vorrangiges Ziel im Volleyball, eine möglichst<br />

große Handlungshöhe zu erreichen. Für die Realisierung der Handlungshöhe muss<br />

der Athlet seinen Körperschwerpunkt erhöhen. Der Einsatz seiner Muskulatur erlaubt<br />

es ihm, Bodenreaktionskräfte zu entwickeln, die ihn beschleunigen. Stünde<br />

dem Spieler keine Unterlage, von der er sich abstoßen kann, zur Verfügung (wie<br />

z.B. dem Raumfahrer im All), könnte er die Lage seines Körperschwerpunkts durch<br />

Muskelkräfte nicht verändern (Satz der (Dreh)Impulserhaltung: Der Gesamt(dreh)impuls<br />

eines abgeschlossenen Systems kann durch innere Kräfte, z.B.<br />

Muskelkräfte, nicht verändert werden.). Im ruhigen Stand spiegelt die Bodenreaktionskraft<br />

(BRK) jene Kraft wider, die der Erdbeschleunigung aufgr<strong>und</strong> der Masse<br />

<strong>des</strong> Athleten entgegenwirkt. Sie hat keine beschleunigende, sondern nur verformende<br />

Wirkung (z.B. Kompression der Fußsohlen). Erst wenn es zu einer Veränderung<br />

dieser BRK kommt, kann der Körperschwerpunkt beschleunigt werden. Dabei<br />

werden Änderungen der BRK nicht nur durch die Beinmuskulatur, sondern<br />

durch alle Körperbewegungen (z.B. Armschwung) hervorgerufen.<br />

Bodenreaktionskräfte beim Strecksprung<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

Kraft [N] Bodenreaktionskraft beim Strecksprung<br />

500<br />

0<br />

Zeitachse<br />

Abb. 1: Bodenreaktionskraft (BRK) eines Strecksprungs: Die horizontale Linie beschreibt die Gewichtskraft<br />

( m ⋅ g ~ 700 N), die grau unterlegte Fläche über der Horizontalen entspricht der positiv beschleunigenden<br />

BRK, die schraffierte Fläche unter der Horizontalen entspricht der negativ beschleunigenden BRK bis zum<br />

Zeitpunkt <strong>des</strong> Absprungs t0.<br />

t0<br />

m ⋅ g


Weitere Einflussgrößen der BRK sind die Materialeigenschaften <strong>des</strong> Schuhwerks<br />

sowie die Bodenbeschaffenheit. Eine gute Dämpfung durch den Boden (Nigg,<br />

1979) <strong>und</strong>/oder das Schuhwerk verringert zwar die Belastung für den Athleten, aber<br />

ebenso die <strong>Sprung</strong>höhe, da mechanische Energie umgewandelt wird. Beim Beach-<br />

Volleyball etwa hat der Sand als Untergr<strong>und</strong> eine gelenkschonende Wirkung, die<br />

aber auf Kosten der <strong>Sprung</strong>höhe geht.<br />

Um eine große <strong>Sprung</strong>höhe zu erreichen, muss der Athlet versuchen, die beschleunigende<br />

BRK zu maximieren. Diese beschleunigende BRK hat beim <strong>Sprung</strong><br />

ein Ansteigen der Vertikalgeschwindigkeit <strong>des</strong> Körperschwerpunkts zur Folge, die<br />

kurz vor dem Absprung ihr Maximum erreicht. Dabei gilt: Je höher die vertikale Absprunggeschwindigkeit,<br />

<strong>des</strong>to höher springt der Athlet. Nach dem Absprung wirkt<br />

nur mehr die konstante Erdbeschleunigung, die den weiteren vertikalen Verlauf der<br />

Körperschwerpunktskurve bestimmt.<br />

Durch den physikalischen Zusammenhang von Kraft, Beschleunigung, Geschwindigkeit<br />

<strong>und</strong> Weg kann aus einer gemessenen Kraftkurve die Schwerpunktserhöhung<br />

berechnet werden.<br />

F [N]<br />

v [m/s]<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Kraftkurve<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6<br />

3<br />

2.5<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

t [s]<br />

Geschwindigkeitskurve<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6<br />

t [s]<br />

a [m/s²]<br />

s [m]<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

Beschleunigungskurve<br />

0 0.2 0.4 0.6<br />

t [s]<br />

Wegverlauf<br />

0<br />

0 0.5 1<br />

Abb. 2: Kraftkurve eines Strecksprungs <strong>und</strong> die daraus berechneten Beschleunigungs-, Geschwindigkeits-<br />

<strong>und</strong> Wegverläufe <strong>des</strong> Körperschwerpunkts<br />

t [s]


Die Kräfte, die ein Athlet während <strong>des</strong> <strong>Sprung</strong>s entwickeln kann, hängen unter anderem<br />

auch von der Arbeitsweise der Muskulatur ab. Bei <strong>Sprung</strong>bewegungen geht<br />

der konzentrischen Bewegung eine exzentrische voraus. Diese Abfolge ist als Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus<br />

(DVZ) bekannt.<br />

In der Literatur (z.B. Gollhofer, 2003) wird in langsame (> 200 ms) <strong>und</strong> schnelle<br />

(< 200 ms) DVZ unterschieden. Dabei können unterschiedliche Effekte beobachtet<br />

werden. Beiden gemeinsam ist die Voraktivierung der Muskulatur. Diese Voraktivierung<br />

dient dazu, den Muskel auf die exzentrische Belastung vorzubereiten <strong>und</strong> eine<br />

kontrollierte Bewegung zu ermöglichen.<br />

Beim schnellen DVZ kommt es darüber hinaus noch zu einer reflexgesteuerten Aktivierung<br />

der Muskulatur, die über Muskel- <strong>und</strong> Gelenksrezeptoren gesteuert wird<br />

<strong>und</strong> zu einer erhöhten Steifigkeit <strong>des</strong> Muskel- <strong>und</strong> Gelenksapparates führt. Die<br />

durch die erhöhte Aktivierung erreichte höhere Muskelkraft kann zu größeren<br />

<strong>Sprung</strong>höhen führen.<br />

Der kurze Übergang (< 200 ms) von der exzentrischen auf die konzentrische Kontraktion<br />

ermöglicht außerdem, Energie in den elastischen Anteilen <strong>des</strong> Muskel-<br />

Sehnen-Apparates zu speichern.<br />

Tabelle 1: Effekte beim Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus (DVZ)<br />

Kurzer DVZ (< 200 ms) Langer DVZ (> 200 ms)<br />

Voraktivierung der Muskulatur Voraktivierung der Muskulatur<br />

Reflexaktivität (short latency reflex contribution,<br />

SLC)<br />

Energiespeicherung in den elastischen Anteilen<br />

<strong>des</strong> Muskel-Sehnen Apparates<br />

Laut Untersuchungen von Gollhofer (2003) kommt es beim Volleyball nur bei der<br />

Trainingsform „Tiefsprung“ zu kurzen Dehnungs-Verkürzungs-Zyklen. Es wäre vorstellbar,<br />

dass kurze DVZ auch bei der schnellen Aneinanderreihung von Blocksprüngen<br />

(z.B. Mittelblocker blockiert einen Schnellangriff <strong>und</strong> anschließend einen<br />

Meterball auf Position 3) aufgr<strong>und</strong> der kurzen Kontaktzeiten vorkommen. Eine derartige<br />

Untersuchung ist dem Autor aber nicht bekannt.<br />

Bei Tiefsprüngen ist die Kontaktzeit <strong>und</strong> Aktivierung (gemessen durch EMG) von<br />

der Absprunghöhe gesteuert. Bis zu einer individuellen optimalen Absprunghöhe<br />

steigt die Reflexaktivierung an <strong>und</strong> fällt anschließend aufgr<strong>und</strong> der erzwungenen<br />

verlängerten Kontaktzeit. Diese optimale Absprunghöhe kann in der Praxis mit einer<br />

einfachen Methode überprüft werden: Sie ist in dem Moment überschritten, in<br />

dem der Athlet beim Tiefsprung mit der Ferse den Boden berührt.<br />

Eine weitere Charakteristik der Muskulatur gibt Aufschluss darüber, warum exzentrisch<strong>–</strong>konzentrische<br />

Bewegungen zu hohen Kräften <strong>und</strong> somit zu großen <strong>Sprung</strong>höhen<br />

führen. Die Kraft-Geschwindigkeits-Beziehung der Muskulatur wird durch die<br />

so genannte Hill-Kurve repräsentiert. Hill (1938) zeigte, dass die Beziehung zwischen<br />

der konzentrischen Kontraktionsgeschwindigkeit <strong>und</strong> der erzeugten Muskel-


kraft hyperbolisch ist (siehe Abb. 3). Die Hill´sche Beziehung kann für exzentrische<br />

Arbeitsbedingungen erweitert werden (z.B. van Soest, 1992). Bei Dehnungs-<br />

Verkürzungs-Zyklen arbeitet die Muskulatur in einem Geschwindigkeitsbereich, in<br />

dem hohe Kräfte erreicht werden können.<br />

Kraft [N]<br />

Individuelle Hill-Kurve<br />

Individuelle Hill-Kurve<br />

Geschwindigkeit [m/s]<br />

Abb. 3: Individuelle Kraft-Geschwindigkeits-Beziehung (Hill Kurve, exzentrisch erweitert)<br />

1.2 <strong>Sprung</strong>formen: Angriffsprung <strong>–</strong> <strong>Sprung</strong>service - Blocksprung<br />

1.2.1 Angriffsprung<br />

Für die biomechanische Analyse wird der Angriffsprung in 3 Bewegungsanteile zerlegt:<br />

• Anlauf<br />

• Absprung<br />

• <strong>Sprung</strong>phase<br />

Anlauf:<br />

Der Anlauf dient zur Vorbereitung auf den Absprung. Die Bodenreaktionskraft kann<br />

durch eine geeignete Armbewegung positiv beeinflusst werden. Der Athlet versucht<br />

daher, mit einer weit ausholenden Bewegung den Beschleunigungsweg der Arme<br />

zu maximieren. Dabei bewegt er die Arme so weit wie möglich nach hinten oben<br />

(siehe Abb. 4). Da diese Bewegung eine ungünstig starke Vorwärtsrotation <strong>des</strong><br />

Oberkörpers erzeugen würde, wird dies durch das Vorführen der Beine ausgeglichen.<br />

Damit wird außerdem die Vorwärtsbewegung <strong>des</strong> Anlaufs geeignet gestoppt.


Abb. 4: Anlaufbewegung<br />

(Spieler Nr. 7) zum Angriffschlag (Quelle: www.fivb.org, Nov. 2003)<br />

Absprung:<br />

Wie schon im ersten Teil erwähnt, muss der Athlet danach trachten, eine möglichst<br />

große Fläche unter der Bodenreaktionskraftkurve<br />

zu erzeugen. Aufgr<strong>und</strong> der Ana-<br />

tomie <strong>des</strong> Menschen mit seiner teilweise zweigelenkigen Muskulatur kommt es dabei<br />

nicht zu einer gleichzeitigen Aktivierung der Streckmuskulatur. Vielmehr werden<br />

zuerst die großen proximalen (köpernahen) Muskeln (Gesäßmuskulatur) <strong>und</strong> in<br />

zeitlicher Reihenfolge die kleineren distalen (körperfernen) Muskeln (Oberschenkel<strong>und</strong><br />

Wadenmuskulatur) aktiviert (Bobbert, van Ingen Schenau, 1988). Die maximalen<br />

Winkelgeschwindigkeiten der einzelnen Gelenke werden ebenfalls in der Reihenfolge<br />

von proximal nach distal erreicht (siehe Tab. 2).<br />

Tab 2.: Zeitfolge der Maximalgeschwindigkeiten nach Coleman (1993)<br />

Zeitpunkt <strong>des</strong> Erreichens<br />

der maximalen Winkelgeschwindigkeit<br />

vor dem Absprung<br />

(t=0) [s]<br />

Hüfte Knie <strong>Sprung</strong>gelenk<br />

-0.075 -0.044<br />

-0.031<br />

<strong>Sprung</strong>phase:<br />

In der <strong>Sprung</strong>phase (Athlet hat keinen Bodenkontakt) kommt es zur Vorbereitung<br />

auf den Schmetterschlag<br />

<strong>und</strong> zur <strong>Schlag</strong>bewegung. In Vorbereitung auf den An-<br />

griffsschlag versucht der Athlet wieder, einen langen Beschleunigungsweg <strong>des</strong><br />

Arms zu erreichen, um hart zu schlagen. Eine günstige Ausgangsposition für den<br />

Angriffschlag erreicht der Athlet, indem er in der Hüfte überstreckt, den Oberkörper<br />

rotiert sowie den Arm zurück nimmt (Abb. 5). Da der Angreifer in der <strong>Sprung</strong>phase<br />

keinen Kontakt zur Spielfläche hat, gilt der Drehimpulserhaltungssatz. Dies bedeu-


tet, dass der Drehimpuls, solange keine äußeren Kräfte wirken, konstant bleiben<br />

muss. Die Bewegung <strong>des</strong> Oberkörpers <strong>und</strong> <strong>des</strong> <strong>Schlag</strong>armes erzeugen aber einen<br />

Teildrehimpuls. Dieser muss vom Athleten ausgeglichen werden. Im Allgemeinen<br />

geschieht dies durch eine Hüftstreckung <strong>und</strong> Beugung der Beine im Kniegelenk<br />

(siehe Abb. 5).<br />

Abb. 5: Ausholbewegung zum Angriffsschlag<br />

(Quelle: www.fivb.org, Nov. 2003)<br />

Bei der <strong>Schlag</strong>durchführung wird diese „Bogenspannung“ wieder aufgelöst. Es<br />

kommt zu einer Hüftbeugung, der Oberkörper wird wieder vorrotiert <strong>und</strong> der Arm<br />

vollführt eine <strong>Schlag</strong>bewegung. Da in dieser Phase der Drehimpulserhaltungssatz<br />

immer noch gilt, muss diese Bewegung ebenfalls wieder kompensiert werden. Die<br />

Kompensation geschieht durch das Vorführen der Beine (siehe Abb. 6). Spitzenspieler<br />

zeigen im Vergleich zu Amateuren laut Gülke (1979) eine ausgeprägte<br />

Rumpfbewegung.


Abb. 6: Vorführen der Beine während der <strong>Schlag</strong>bewegung (Quelle: www.fivb.org, Nov. 2003)<br />

Die Bewegung <strong>des</strong> <strong>Schlag</strong>armes wird dabei durch das kontralaterale Bein kompensiert<br />

(siehe Abb.7).<br />

Abb. 7: Kompensation der <strong>Schlag</strong>bewegung durch das kontralaterale Bein (Quelle: www.fivb.org, Nov. 2003)<br />

Mögliche Fehler:<br />

• Rückwärtsrotation schon im Absprung<br />

� resultiert in Rücklage, kaum Korrekturmöglichkeit<br />

• Zu geringer Ausgleich durch Beine<br />

� Verringerter Aushol- <strong>und</strong> damit Beschleunigungsweg bzw. keine<br />

dynamische <strong>Schlag</strong>bewegung


1.2.2 <strong>Sprung</strong>service<br />

Die Bewegung beim <strong>Sprung</strong>service ist der <strong>des</strong> Angriffschlages sehr ähnlich. Coleman<br />

(2003) konnte bei kinematischen Analysen nur eine größere Horizontalverschiebung<br />

<strong>des</strong> Athleten feststellen.<br />

1.2.3 Block<br />

Ähnlich dem Tormann, der im Fußball den Schusswinkel <strong>des</strong> Stürmers durch Herauslaufen<br />

verringert, versucht der Blockspieler beim Volleyball den möglichen<br />

<strong>Schlag</strong>winkel <strong>des</strong> Angreifers durch ein Übergreifen der Arme über das Netz zu minimieren<br />

(siehe Abb. 8). Der Blockspieler erzeugt so einen Bereich, in den der Angreifer<br />

nicht hart schlagen kann (Blockschatten). Dieser Bereich wird durch den<br />

vom Netz verdeckten Spielfeldbereich (Netzschatten) ergänzt (Abb. 9).<br />

Abb. 8.: Übergreifen der Arme beim Block (Quelle: www.fivb.org, Nov. 2003)


A2<br />

Netzschatten<br />

A1<br />

Block<br />

(übergreifend)<br />

Blockschatten<br />

Angreifer<br />

Abb. 9: Schematische Darstellung <strong>des</strong> Block- <strong>und</strong> Netzschattens, der Angreifer kann nur in die Bereiche A1,<br />

A2 <strong>und</strong> A3 hart schlagen (nach Christmann & Krispin, 1987)<br />

Das Übergreifen der Arme über die Netzkante kann erst in der Flugphase erfolgen.<br />

Während der Flugphase bleibt der Gesamtdrehimpuls <strong>des</strong> Spielers konstant. Die<br />

Bewegung der Arme erzeugt einen Teildrehimpuls, der durch andere Körperteile<br />

kompensiert werden muss. Die Kompensation erfolgt durch eine Beugung im Hüftgelenk<br />

<strong>und</strong> ein Vorführen der Beine. Für die Landephase muss dieser Hüftknick<br />

wieder aufgelöst werden, um eine Netzberührung der Arme zu vermeiden. Da die<br />

Beine über eine größere Masse als die Arme verfügen, genügt eine geringere Bewegungsweite<br />

zur Kompensation (siehe Abb. 10).<br />

Es ist physikalisch nicht möglich, die Arme in der Flugphase über die Netzkante zu<br />

bewegen, ohne eine Ausgleichbewegung mit einem anderen Körperteil durchzuführen.<br />

Geschieht diese Ausgleichsbewegung nicht aktiv durch die Beine, wird der<br />

Oberkörper diese Ausgleichsfunktion übernehmen. Als Folge <strong>des</strong>sen kommt es zu<br />

einer Rücklage <strong>des</strong> Oberkörpers, die eine unerwünschte Lücke zwischen Netz <strong>und</strong><br />

Blockspieler öffnet <strong>und</strong> zu Fehlern führen kann.<br />

A3<br />

Netz


Abb. 10: Kompensation <strong>des</strong> Teildrehimpulses der Armbewegung durch aktives Vorführen der Beine (Quelle:<br />

www.fivb.org, Nov. 2003)<br />

Versucht ein Spieler, schon im Absprung eine Vorwärtsrotation zu erzeugen, um<br />

ein Übergreifen der Arme zu ermöglichen, wird er diese Vorwärtsbewegung<br />

(Drehimpuls bleibt in der Flugphase konstant) kaum ausgleichen können <strong>und</strong> somit<br />

fast zwangsläufig einen Netzfehler verursachen. Für eine kontrollierte <strong>und</strong> effiziente<br />

Blockbewegung ist es notwendig, senkrecht abzuspringen (Drehimpuls null) <strong>und</strong><br />

gegenläufige Teildrehimpulse durch Arme <strong>und</strong> Beine erzeugen.<br />

Versucht ein Blockspieler, die Blockrichtung während der Flugphase durch Armbewegungen<br />

zu verändern, müssen auch diese Bewegungen kompensiert werden.<br />

Der Gr<strong>und</strong> dafür ist, dass die Drehimpulserhaltung für Rotationsbewegungen um alle<br />

beliebigen Achsen (in diesem Fall um die Tiefenachse) gilt (siehe Abb. 11).


Abb. 11: Drehimpulserhaltung um die Tiefenachse (Quelle: www.fivb.org, Nov. 2003)<br />

Für die Ausgleichsbewegungen der Arme ist die Rumpfbewegung im Volleyball bei<br />

allen angeführten <strong>Sprung</strong>formen von großer Bedeutung. Ein gezieltes Training der<br />

Rumpfmuskulatur ist daher zur Sicherstellung der konditionellen Voraussetzung für<br />

den Einsatz der Rumpfbewegung notwendig.<br />

2. <strong>Schlag</strong><br />

2.1 Optimaler Abschlagort<br />

In einer Simulationsstudie haben Kao, Sellens & Stevenson (1994) untersucht, wo<br />

sich der optimale Abschlagort für einen Angriffsschlag gegen einen Zweierblock befindet.<br />

Als optimaler Abschlagort wurde jener Punkt definiert, von dem aus der Angreifer<br />

aus einer Höhe von 3 m den größtmöglichen offenen Angriffswinkel gegen<br />

einen von ihm aus gesehen zentralen Doppelblock (1.20 m Breite) zu Verfügung<br />

hat. Der offene Angriffswinkel addiert sich in Abb. 12 aus den Winkeln BAC (offene<br />

Diagonale) <strong>und</strong> EAF (offene Linie). In der Studie berücksichtigten die Autoren eine


Ballgeschwindigkeit von 20 m/s <strong>und</strong> eine Rotationsgeschwindigkeit <strong>des</strong> Balls von 7<br />

Umdrehungen/s.<br />

x<br />

A<br />

0<br />

y<br />

B<br />

Blocker 1<br />

Blocker 2<br />

Abb. 12: Schematische Darstellung der offenen Angriffswinkel BAC <strong>und</strong> EAF. A = Position <strong>des</strong> Angreifers,<br />

Blockschatten grau unterlegt (modifiziert nach Kao et al., 1994)<br />

Variiert man nun die Position <strong>des</strong> Angreifers im Angriffsraum, ergeben sich verschieden<br />

große Winkelsummen als offene Angriffsbereiche. Abb. 13 zeigt als Ergebnis<br />

einen Konturgraphen, der die jeweilige Winkelsumme im Angriffsbereich<br />

darstellt. Demnach befindet sich der optimale Abschlagort mit einem offenen<br />

<strong>Schlag</strong>bereich von 30° in einem Bereich zwischen 1.6 <strong>und</strong> 2.5 m hinter der Mittellinie<br />

<strong>und</strong> 0 <strong>–</strong> 1.5 m von der Seitenlinie entfernt. Aus Symmetriegründen gilt dies sowohl<br />

auf Position II als auch auf Position IV. Kao et al. (1994) sehen dieses Ergebnis<br />

durch den zunehmenden Erfolg von Hinterangriffen in den letzten Jahren bestätigt.<br />

Bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass sich der Winkelbereich über die<br />

gesamte Breite <strong>und</strong> bis zu einer Entfernung von ca. 1.5 m von der Mittellinie nur<br />

wenig verringert (von 30° auf 28°). Diese Entfernung entspricht in etwa dem Abschlagort<br />

von Hinterangriffen im oberen Leistungsbereich.<br />

F<br />

E<br />

D<br />

C


Mittellinie<br />

Seitenlinie<br />

Abb. 13: Offener <strong>Schlag</strong>winkel als Funktion <strong>des</strong> Abschlagortes (modifiziert nach Kao et al. (1994), der<br />

schraffierte Bereich entspricht dem Ausschnitt im Volleyballfeld<br />

2.2 Der <strong>Schlag</strong> als Stoßvorgang<br />

Der <strong>Schlag</strong> ist wie alle anderen Techniken beim Volleyball vom Kontakt zwischen<br />

Spieler <strong>und</strong> Ball gekennzeichnet. Physikalisch wird ein solcher Vorgang als Stoß<br />

bezeichnet.<br />

Unterscheidet man einen Stoß nach den Eigenschaften der in Kontakt tretenden<br />

Materialien, wird in elastisch <strong>und</strong> nicht elastisch unterschieden. Bei nicht elastischen<br />

Stößen treten im Gegensatz zu elastischen Stößen mechanische Energieverluste<br />

auf. (Dies hat z.B. zur Folge, dass ein zu Boden fallender Ball nicht mehr<br />

seine Ausgangshöhe erreicht. Wäre der Stoß vollkommen elastisch, würde sich die<br />

Verformung wieder vollständig in Bewegungsenergie rückführen lassen.) Stoßbewegungen<br />

im Volleyball (<strong>Schlag</strong>, Bagger, etc.) sind immer mehr oder weniger nicht<br />

elastisch. Während die Eigenschaften <strong>des</strong> Balls während der Berührung konstant<br />

bleiben (abhängig von der Temperatur, Luftdruck), kann die Eigenschaft der berührenden<br />

Körperfläche (z.B. Hand) durch den Einsatz der Muskulatur gesteuert werden.<br />

Nimmt man bei Stoßvorgängen den Angriffspunkt <strong>des</strong> Kontaktes als Einteilungskriterium,<br />

kann in zentrale <strong>und</strong> exzentrische Stöße unterschieden werden. Wirkt die<br />

beim Kontakt entstehende Kraft in Richtung <strong>des</strong> Schwerpunkts, ist dieser Stoßvor-<br />

Angriffslinie<br />

Gr<strong>und</strong>linie


gang zentral <strong>und</strong> bewirkt eine geradlinige Beschleunigung. Exzentrische Stöße bewirken<br />

Drehbeschleunigungen <strong>und</strong> somit Rotationsänderungen (Spin).<br />

a)<br />

Abb. 14: Schematische Darstellung eines zentralen (a) <strong>und</strong> exzentrischen (b) Stoßes, der innere Kreis symbolisiert<br />

jeweils den Schwerpunkt<br />

Stoßen 2 Objekte aufeinander, kommt es zur Impulsübertragung (der Impuls eines<br />

Objekts ist definiert als Produkt seiner Masse <strong>und</strong> seiner Geschwindigkeit). Stehen<br />

die Objekte nicht in Kontakt zu anderen Objekten, so gilt der Impulserhaltungssatz<br />

<strong>und</strong> der Gesamtimpuls bleibt erhalten.<br />

v<br />

v<br />

m<br />

1 2<br />

*<br />

1<br />

1 m<br />

m m<br />

2 m<br />

m<br />

1<br />

Impulsübertragung<br />

vorher nachher<br />

dabei gilt:<br />

2<br />

1<br />

b)<br />

*<br />

*<br />

m ⋅v<br />

+ m ⋅v<br />

= m ⋅v<br />

+ m ⋅v<br />

1 1 2 2 1 1 2 2<br />

Abb. 15: Impulsübertragung <strong>und</strong> <strong>–</strong>erhaltung beim zentrischen Stoß, mi = Massen, vi = Geschwindigkeiten<br />

Beim <strong>Schlag</strong>vorgang im Volleyball gilt näherungsweise die Impulserhaltung für<br />

Hand <strong>und</strong> Ball. Beim Kontakt kommt es zur Impulsübertragung von der Hand auf<br />

den Ball. Der Impuls <strong>des</strong> schlagenden Objekts (Hand) ergibt sich aus <strong>des</strong>sen Masse<br />

<strong>und</strong> Geschwindigkeit <strong>und</strong> die Impulsübertragung wird durch <strong>des</strong>sen Materialeigenschaften<br />

beeinflusst. Aus diesen Überlegungen ergeben sich folgende Einflussmöglichkeiten<br />

auf die Ballgeschwindigkeit.<br />

2<br />

Die Ballgeschwindigkeit wird erhöht durch:<br />

• eine Verringerung <strong>des</strong> Energieverlusts (Versteifung der Hand)<br />

• eine Geschwindigkeitserhöhung der Hand<br />

• eine Erhöhung der schlagenden bzw. wechselwirkenden Masse (fixieren<br />

der Gelenke zu Arm <strong>und</strong> Rumpf)<br />

(siehe auch Stucke (1989) <strong>und</strong> Iwoilow (1984))<br />

v<br />

v<br />

*<br />

2


Eine Versteifung der Hand bringt neben einer erhöhten Geschwindigkeit auch den<br />

negativen Effekt einer verringerten Steuerungsmöglichkeit mit sich. Den härtesten<br />

<strong>Schlag</strong> wird der Athlet mit der zur Faust geballten Hand realisieren können. Mit dieser<br />

Technik sind aber kaum gezielte Schläge möglich.<br />

Hohe Handgeschwindigkeiten werden durch das Aneinanderreihen von Rumpf-,<br />

Oberarm-, Unterarm- <strong>und</strong> Handbewegung erzielt. Dies ist in der Abb. 16 durch das<br />

sequenzielle Erreichen der Maximalgeschwindigkeiten von Schulter, Ellbogen <strong>und</strong><br />

Hand ersichtlich. In Sportarten mit <strong>Schlag</strong>- oder Wurfbewegungen (z. B. Baseball,<br />

Tennis) wurden Geschwindigkeitserhöhungen der Kontaktstellen (Hand, Schläger)<br />

auch durch eine Rotationsbewegung im Handgelenk festgestellt (Marshall, 2002).<br />

Eine solche Vorgehensweise ist auch im Volleyball denkbar, obwohl dem Autor<br />

keine diesbezüglichen Untersuchungen bekannt sind.<br />

Abb. 16: Geschwindigkeitsverlauf von Schulter, Ellbogen <strong>und</strong> Hand beim Angriffsschlag (aus Kollath (1996,<br />

S 164))<br />

Über die Gelenksverbindungen kann die impulsgebende Masse durch die Muskulatur<br />

gesteuert werden. Vereinfacht betrachtet, verschmelzen Hand <strong>und</strong> Arm (Rumpf)<br />

durch geeignete Aktivierung der Muskulatur zu einem schlagenden Objekt mit nun<br />

größerer Masse. Eine Vergrößerung der Masse erhöht, bei gleich bleibender Geschwindigkeit,<br />

den Impuls. Das nun größere Massenträgheitsmoment <strong>des</strong> schlagenden<br />

Objekts (Hand + Arm) wird die Geschwindigkeit der Bewegung allerdings


verringern, <strong>und</strong> somit auch den Impuls negativ beeinflussen. Die Vergrößerung <strong>des</strong><br />

Impulses durch Erhöhung der Masse <strong>und</strong> der Geschwindigkeit stellt somit ein Optimierungsproblem<br />

dar. Einschränkend bemerkt Stucke (1989, S 409-410) richtig,<br />

kommt es über die Gelenkverbindungen immer zu einer Wechselwirkung der einzelnen<br />

Körperglieder <strong>und</strong> zusätzlich zu willkürlich steuerbaren Muskelkräften, die<br />

den Impuls noch während der Kontaktphase verändern können. Eine entsprechend<br />

trainierte Ansteuerung der Muskulatur (Entspannung - Anspannung) erlaubt es, bei<br />

der <strong>Schlag</strong>bewegung einen hohen Impuls zu erzeugen.<br />

3. Ballflugbahn<br />

Je nach Geschwindigkeit <strong>des</strong> Balls beeinflussen verschiedene Faktoren die Ballflugbahn.<br />

Bei geringen Ballgeschwindigkeiten, wie sie beim oberen Zuspiel auftreten,<br />

kommt es zu einer annähernd parabelförmigen Ballflugbahn. Diese wird nur<br />

durch Abflugort, Abflugwinkel, Ballgeschwindigkeit <strong>und</strong> die konstant wirkende Erdanziehungskraft<br />

(= m ⋅ g ) festgelegt.<br />

Bei höheren Geschwindigkeiten <strong>und</strong> einer<br />

Rotationsbewegung <strong>des</strong> Balles treten die<br />

folgenden zusätzlichen Kräfte auf, welche die Flugbahn beeinflussen: Die Luftwiderstandskraft<br />

(D) <strong>und</strong> die Magnuskraft (M) (Abb. 17).<br />

D<br />

M<br />

y<br />

ω<br />

mg<br />

Abb. 17: Die Einflussgrößen der Ballflugbahn: V = Geschwindigkeit, θ = Flugwinkel, ω = Winkelgeschwindig-<br />

keit, M = Magnuskraft, D = Luftwiderstandskraft; x, y Koordinatenachsen (nach Kao et. Al (1994))<br />

Der Formel<br />

für die Luftwiderstandskraft (1) kann man entnehmen, dass sie mit dem<br />

Quadrat der Geschwindigkeit ansteigt.<br />

θ<br />

1<br />

D =<br />

⋅C<br />

⋅ ρ ⋅ A⋅V<br />

D<br />

2<br />

²<br />

V<br />

x<br />

(1)


Die weiteren Einflussgrößen der Luftwiderstandskraft sind die Luftdichte ρ, die an-<br />

geströmte Querschnittsfläche A <strong>und</strong> der Luftwiderstandswert CD (auch CW-Wert<br />

genannt). Die Formel (1) hat nur Gültigkeit bei laminaren Luftströmungen. Die Luftwiderstandskraft<br />

ändert sich dramatisch, wenn es zu einem Übergang von einer<br />

laminaren in eine turbulente Luftströmung kommt. Ein Indikator dafür ist die Reynoldszahl<br />

(Re). Volleybälle haben im Medium Luft bei einer Geschwindigkeit von<br />

ca. 30 m/s <strong>und</strong> einer Temperatur von 20° C gerade eine kritische Reynoldszahl von<br />

5<br />

Re= 4⋅ 10 (Kao et al., 1994). In diesem Grenzbereich von laminaren zu turbulenten<br />

Luftströmungen können Luftwirbel entstehen, die die Ballflugbahn chaotisch<br />

verändern <strong>und</strong> z.B. eine Flatteraufgabe unberechenbar machen.<br />

Durch die Rotation <strong>des</strong> Balles kommt es zur so genannten Magnuskraft (nach<br />

dem<br />

deutschen Ingenieur G. Magnus). Bei Bällen, die mit topspin geschlagen werden,<br />

kommt es zu folgendem Mechanismus: Die von der Balloberfläche mitgerissene<br />

Luft strömt an der Balloberseite gegen die Richtung <strong>und</strong> an der Ballunterseite mit<br />

der Richtung der Luftströmung (Abb. 18). Dadurch entsteht an der Ballunterseite<br />

eine höhere Strömungsgeschwindigkeit (Dreh- <strong>und</strong> Luftströmungsgeschwindigkeit<br />

addieren sich), die mit geringerem Luftdruck verb<strong>und</strong>en ist. Die so entstehende<br />

Kraft im rechten Winkel zur Flugrichtung ist die Magnuskraft. Dieses Phänomen tritt<br />

bei Rotationen um beliebige Achsen auf <strong>und</strong> kann besonders gut im Fußball bei<br />

angeschnittenen Freistößen beobachtet werden.<br />

ω<br />

V <strong>Schlag</strong>richtung<br />

M<br />

Abb. 18: Magnuseffekt: Durch die Rotation entstehen unterschiedliche Luftströmgeschwindigkeiten an Ballober-<br />

<strong>und</strong> Ballunterseite; V = Geschwindigkeit, M = Magnuskraft


Durch Windtunneltests bestimmten Kao et. al (1994) den Zusammenhang zwischen<br />

der Ballgeschwindigkeit V <strong>und</strong> Balldrehgeschwindigkeit ω mit der Magnuskraft bei<br />

Balldrehgeschwindigkeiten von 3 <strong>–</strong> 8 Umdrehungen/s.<br />

M ⋅<br />

0.<br />

8 2.<br />

4<br />

= 0. 000041⋅ω<br />

V<br />

(2)<br />

Die Gleichung (2) zeigt, dass mit höherer Rotationsgeschwindigkeit <strong>und</strong> höherer linearer<br />

Geschwindigkeit auch die Magnuskraft ansteigt. Mit den durch die Tests<br />

gewonnen Daten wurden von Kao et. al (1994) Simulationen durchgeführt. Diese<br />

zeigten, dass ein mit 20 m/s geschlagener Ball mit einer Rotation von 10 Umdrehungen/s<br />

eine um 1.83 m kürzere Flugkurve hat als ein Ball ohne Rotation.<br />

Abb. 19.: Die simulierte Flugbahnen eines Balles mit unterschiedlichen Drehgeschwindigkeiten (0 <strong>–</strong> 10 Umdrehungen/s)<br />

bei einer Geschwindigkeit von V = 20 m/s, Abschlagwinkel = 5°, Distanz zum Netz 1 m, Abschlaghöhe<br />

3 m (aus Kao et al. (1994))<br />

Abb. 19 zeigt, dass ein mit ausreichender Rotation geschlagener Ball noch innerhalb<br />

<strong>des</strong> Fel<strong>des</strong> landet, obwohl er mit gleichen Bedingungen ohne Rotation hinter<br />

der Gr<strong>und</strong>linie landen würde. Das Ziel, über den Block zu schlagen <strong>und</strong> noch in die<br />

diagonale Ecke <strong>des</strong> Gegners zu treffen, kann durch eine Rotation <strong>des</strong> Balles also<br />

besser erreicht werden.<br />

In der Annahmesituation spielt die Rotation <strong>des</strong> Balles ebenfalls eine wichtige Rolle.<br />

Durch die Rotation <strong>des</strong> Balles wird <strong>des</strong>sen Abprallrichtung beeinflusst. Beim<br />

Ballkontakt treten Reibungskräfte auf, die die Rotation <strong>des</strong> Balles bremsen. Diese<br />

Kräfte beeinflussen die Abprallrichtung.


Abb. 20: Ein im Uhrzeigersinn rotierender Ball wird durch die beim Kontakt entstehende Reibungskraft nach<br />

rechts abgelenkt. Die vertikale BRK (FZ) <strong>und</strong> die Reibungskraft (FX) erzeugen eine resultierende Kraft (FR),<br />

die die Richtung <strong>des</strong> Abpralls bestimmt.<br />

Verglichen mit einem Ball ohne Rotation bewirkt ein Service mit Vorwärtsrotation<br />

nach der Annahme eine eher höhere, kürzere Flugbahn Richtung Aufspieler. Ein<br />

Ball mit Rückwärtsrotation ergibt demnach eine flachere, weitere Flugbahn. Seitliche<br />

Rotationen müssen bei der Annahme ebenfalls berücksichtigt werden. Das<br />

Einschätzungsvermögen über die Auswirkungen von Rotationen sollte daher von<br />

Annahme- <strong>und</strong> Verteidigungsspieler bewusst trainiert werden.<br />

FZ<br />

FR<br />

FX


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