Manual KIKS-UP Fit - Besser essen. Mehr bewegen.
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Gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong><br />
Das ganzheitliche Präventionsprogramm<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> steht für das evaluierte und erfolgreich<br />
erprobte Präventionsprogramm, das synergistisch<br />
die Präventionsbereiche psychosoziale Gesundheit,<br />
Bewegungsförderung, Ernährungsbildung und<br />
Genusstraining miteinander verbindet.<br />
»<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong>« steht für Kinder in Kindertagesstätten,<br />
Schulen und Vereinen. »Up« bedeutet »nach<br />
oben« und verweist auf die positiven Ziele: Die<br />
Lebenskompetenz von Kindern zu fördern und sie<br />
in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu stärken.<br />
Auszeichnungen:<br />
Initiatoren von <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong>:<br />
Fachdienst Soziales und Sport<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong>-Akademie ist die Plattform zur überregi-<br />
onalen Fortbildung. Die Angebote richten sich an<br />
• Experten der Fachrichtung Pädagogik,<br />
Bewegung, Ernährung und Vergleichbare<br />
• Praktiker aus Kindertagesstätten, Schulen ,<br />
Vereinen und ähnlichen Institutionen<br />
• Entscheider aus Kommunen, Trägern der<br />
Jugendhilfe usw.<br />
Träger: Förderverein SV Schwalheim Jugend & Kultur e.V. / Erster Vorsitzender: Prof.Dr. med. Bernd Wüsten<br />
Kontakt zu <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong>:<br />
Fachstelle Suchtprävention<br />
ZJS für den Wetteraukreis<br />
Am Goldstein 9 · 61231 Bad Nauheim · www.kiksup.de · info@kiksup.de · www.kiksup-familie.net<br />
Förderverein SV Schwalheim<br />
Jugend und Kultur e.V.<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong>-familie.net ist ein Netzwerk von Anbietern<br />
im Bereich der Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbildung.<br />
Die Internetplattform www.kiksup-familie.net<br />
bietet einen umfangreichen Überblick über Kurse<br />
der Region und erleichtert die Suche nach Qualitätsgesicherten<br />
Angeboten.
1. <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong><br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> ist mit der Förderung der Lebenskompetenz auf<br />
den Kern jeder erfolgreichen Präventionsarbeit ausgerichtet<br />
und betont in diesem Rahmen zum Zweck der Gesund -<br />
heitsförderung speziell die Bereiche Ernährung und<br />
Bewegung sowie Sucht- und Gewaltprävention. Kinder und<br />
Jugendliche, die in dieser Weise gefördert werden, haben<br />
die beste Voraussetzung, ein selbstbestimmtes, genussvolles,<br />
gesundes sowie sucht- und gewaltfreies Leben zu<br />
führen, wie wissenschaftliche Vergleiche verschiedener<br />
Präventionsansätze belegen.<br />
1.1 Die Ziele<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> richtet sich mit seinen Maßnahmen zum einen an<br />
alle in der Erziehung Tätigen, wie Eltern, Erzieherinnen 1 ,<br />
Lehrer oder Jugendleiter aus Vereinen. Darüber hinaus wurden<br />
aber auch spezielle Maßnahmen für Kinder entwickelt. Ziel<br />
der kindorientierten Maßnahmen ist es, Kindern auf ihrem<br />
Weg zu einer ausgeglichenen Persönlichkeit zu unterstützen,<br />
damit sie gestärkt sind gegenüber gesund heits schä -<br />
digendem Verhalten wie Fehlernährung, Bewegungsmangel<br />
oder Suchtmittelmissbrauch. So verspüren sie zum Beispiel<br />
nicht das Bedürfnis, mit übermäßigem Essen oder<br />
aggressivem Verhalten Mangelzustände wie Unsicherheit<br />
und Unzufriedenheit auszugleichen. Sie lernen sich mit<br />
ihrem Körper, ihren eigenen Gefühlen sowie den Gefühlen<br />
anderer auseinanderzusetzen, so dass sie Gesundheit und<br />
Wohlbefinden zunehmend als einen Zustand erleben, den<br />
sie selbst beeinflussen können. Darüber hinaus werden<br />
sie darin unterstützt, Genussfähigkeit und Lebensfreude<br />
zu entfalten, Bewegungskompetenz zu erhalten bzw. zu<br />
steigern sowie soziale Kompetenz aufzubauen, d.h. ihre<br />
Lebenskompetenz wird gestärkt. Alle in der Erziehung<br />
tätigen Personen - ob Fachkräfte oder Laien - möchten wir<br />
in ihrer Erziehungskompetenz stärken bzw. unterstützen.<br />
1 Zur besseren Lesbarkeit wird jeweils entweder die männliche oder die weibliche<br />
Schreibweise verwendet.<br />
Hierzu gehören ein entwicklungsförderndes Erziehungs -<br />
verhalten sowie die Vermittlung von Möglichkeiten,<br />
Bewegung zu fördern und ein ausgewogenes Ernährungsverhalten<br />
einzuführen bzw. aufrechtzuerhalten. Mit<br />
Blick auf die Stadtentwicklung Bad Nauheims strebt <strong>KIKS</strong><br />
<strong>UP</strong> eine Veränderung des Stadtbildes hin zu einer bewegungsanimierenden<br />
und -stimulierenden Infrastruktur an.<br />
Zusätzlich werden Kindereinrichtungen (Kindertagesstätten<br />
und Schulen) darin unterstützt, ihre Außenanlagen zu<br />
Naturerlebnisräumen umzugestalten und somit in sportund<br />
bewegungsfreundlichere Orte zu verwandeln.<br />
1.2 Die Bausteine<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> besteht inhaltlich aus drei Säulen:<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> Leben: Sucht- und Gewaltprävention sowie<br />
Erziehungskompetenz<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> <strong>Fit</strong>: Bewegungsförderung<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> Genuss: Förderung der Genussfähigkeit<br />
Diese drei Säulen finden sich in allen Bereichen, in denen<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> tätig ist wieder.<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong><br />
Gewerbe<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong><br />
Eltern<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong><br />
Kita<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong><br />
Camp<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong><br />
Schule<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong><br />
Vereine<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> GENUSS I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> LEBEN I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> FIT<br />
3
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> für Eltern<br />
Angeboten werden Gesprächkreise, Workshops und Kurse<br />
zu den Themen <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> Genuss (Ernährung) und <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong><br />
Genuss (Bewegung) für Eltern mit Kindern ab den ersten<br />
Lebenswochen. Neben der reinen Wissensvermittlung<br />
wird ein Schwerpunkt auf das Erleben und Ausprobieren<br />
der vermittelten Inhalte gelegt. So erhalten die Eltern<br />
attraktive Anregungen und praxisbezogene Hilfestellungen<br />
für die Entwicklung eines ausgewogenen Ernährungsverhaltens<br />
sowie für die Entwicklung bzw. Verankerung von<br />
Bewegungsvielfalt im Alltag.<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> Leben das Programm des Deutschen Kinderschutzbundes<br />
»Starke Eltern - starke Kinder®« 2 rückt die<br />
Erziehungskompetenz der Eltern in den Fokus. Eltern werden<br />
in einer wertschätzenden Atmosphäre mit Informationen<br />
und Übungen unter stützt, ihr entwicklungsförderndes<br />
Verhalten zu entfalten.<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> für Kindertagesstätten<br />
Bei <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> Genuss vermitteln wir den Kindern in einem<br />
eigens entwickelten Programm auf vielfältige Weise, wie<br />
Lebensfreude schmeckt, sich anfühlt, aussieht, sich<br />
anhört oder riecht. Zudem entdecken sie ihren Körper<br />
durch purzeln, hangeln, wippen, springen, balancieren<br />
sowie all die anderen Bewegungsformen, zu denen <strong>KIKS</strong><br />
<strong>UP</strong> <strong>Fit</strong> anregt. So gewinnen sie Selbstsicherheit, stärken<br />
ihre Muskeln sowie Koordinationsfähigkeit und erhalten ihre<br />
natürliche Bewegungsfreude. Aufbauend darauf wird mit<br />
dem evaluierten Programm Papilio® 3 , des Augsburger<br />
beta-Instituts bei <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> Leben, das prosoziale Verhalten<br />
der Kinder gefördert, sodass späterem Suchtmittelkonsum<br />
und Gewaltverhalten vorgebeugt werden kann.<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> in Grundschulen<br />
In den Grundschulen wird mit <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> Leben die Persönlichkeit<br />
der Kinder speziell durch das Programm »Eigenständig<br />
werden®« gefördert. Das Programm des IFT-Nord 4 ,<br />
wurde nach seiner Evaluation bereits mit dem Deutschen<br />
Präventionspreis ausgezeichnet. <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> <strong>Fit</strong> und <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong><br />
Genuss setzen sich in altersgerechter Anpassung in der<br />
Grundschule fort.<br />
2 Näheres unter www.starkeeltern-starkekinder.de<br />
3 Näheres unter www.papilio.de<br />
4 Näheres unter www.ift-nord.de<br />
5 Näheres unter www.juleica.de<br />
4 <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> FIT I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> LEBEN I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> GENUSS<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> in Vereinen<br />
Auch für Vereine und Jugendorganisationen wurden die<br />
Bausteine <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> <strong>Fit</strong> und <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> Genuss entwickelt. Um<br />
ihr eigenes Vorbildverhalten zu reflektieren, nehmen<br />
Jugendleiter im Rahmen von <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> Leben an der Schulung<br />
zur Jugendleitercard 5 teil.<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> Camp<br />
Ein weiterer Baustein von <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> ist das <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> Camp.<br />
Hier werden übergewichtige Kinder unter Einbezug ihrer<br />
Eltern und dem sozialen Umfeld über ein Jahr hinweg<br />
begleitet. Ein intensives Bewegungsangebot und eine<br />
Ernährungsschulung unterstützen sie, Gewicht zu<br />
reduzieren bzw. bei fortschreitendem Längenwachstum<br />
zu halten.<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> und Gewerbe<br />
Zusätzlich arbeitet <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> mit Bad Nauheimer Gewerbetreibenden<br />
zusammen und setzt sich dort für die<br />
Einhaltung des Jugendschutzgesetztes ein. Tankstellen,<br />
Supermärkte aber auch Kneipen und Discotheken<br />
werden aufgefordert, sich offen und aktiv an der Einhaltung<br />
von Altersbeschränkungen zu beteiligen. Aktuelle Workshops<br />
und Angebote für die einzelnen Zielgruppen sind<br />
unter www.kiksup.de zu finden.
2. <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> <strong>Fit</strong><br />
2.1 Warum Bewegung im Kindergarten<br />
so wichtig ist<br />
Die Handlungsempfehlungen aus dem 1. Kinder- und Jugendsportbericht<br />
(Universität Duisburg-Essen) haben es<br />
noch einmal verdeutlicht: Qualifizierte Sport-, Spiel-, und<br />
Bewegungsangebote haben für die Entwicklung von Kindern<br />
eine zentrale Bedeutung. Angesichts einer Umwelt,<br />
die immer weniger Bewegungsanreize und -räume bietet,<br />
ist die Notwendigkeit größer geworden, mit angeleiteten<br />
Angeboten in Kindergarten, Schule und Sportverein gezielt<br />
Bewegungsanreize zu setzen.<br />
Eine ganz besondere Rolle kommt dabei den Kindergärten zu.<br />
In der sensiblen Phase zwischen dem dritten und sechsten<br />
Lebensjahr werden die Weichen für die Entwicklung<br />
motorischer Kompetenz gestellt. Die Expertinnen und<br />
Experten gehen von acht bis neun Stunden angeleiteter<br />
Bewegung und Sport in der Woche aus, um wirksame<br />
gesundheitliche Effekte zu erzielen. Eine ausreichende<br />
Bewegung hilft, Konzentrations- und Lernschwierigkeiten<br />
zu mindern und insgesamt eine aktivere und zufriedenere<br />
Lebensgestaltung bei Kindern zu fördern. Eine weitere<br />
wichtige Aufgabe liegt im Beitrag zu einer größeren Chancengleichheit<br />
in unserer Gesellschaft. Der Gesundheitszustand<br />
korreliert mit dem sozialen Status sowie der<br />
Integration in Bildungsangebote. Hier kommt dem Kindergarten<br />
die wichtige Rolle zu, mit gezielten Bewegungs-,<br />
Spiel- und Sportangeboten auch diejenigen zu erreichen,<br />
deren Familien aus eigener Kraft diese Angebote nicht<br />
ermöglichen können oder wollen. So können dieser Zielgruppe<br />
Anregungen für eine gesunde Lebensweise und<br />
konkrete Erfahrungen von Sport, Spiel und Bewegung als<br />
Elemente sinnvoller Freizeitgestaltung vermittelt werden.<br />
Beide Aspekte, Kompensation von zurückgehenden Alltagsbewegungserfahrungen<br />
und Förderung von Kindern aus<br />
bildungsfernen Schichten, unterstreichen die Notwendigkeit,<br />
in den Kindergartenbereich zu investieren. Zu investieren<br />
in Räumlichkeiten, die die entsprechende Ausstattung vorweisen,<br />
um Kinder in Bewegung zu bringen. Zu investieren<br />
aber auch in die Aus- und Fortbildung von Erzieherinnen<br />
und Erziehern, die die vorhandenen Konzepte und<br />
6 Sport- und Bewegungskindergärten; Zukunftsorientierte Sportstättenentwicklung<br />
Band 11; Landessportbund H<strong>essen</strong> e.V.; Frankfurt 2006<br />
Programme umsetzen und in der Praxis anwenden sollen.<br />
Auf der Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten können<br />
die Einrichtungen Unterstützung von kompetenten Partnern<br />
erhalten. 6<br />
Das vorliegende Handbuch ist neben einer Schulung der<br />
Erzieher ein Baustein, den <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> <strong>Fit</strong> dazu beitragen<br />
möchte, Kinder zu <strong>bewegen</strong>. Durch Bewegung erfahren<br />
Kinder etwas über ihre Körperlichkeit. Bewegung wird im<br />
Alltag, im sozialen Umgang mit anderen, im Spiel, Sport<br />
und bei der Arbeit funktional und instrumentell benutzt.<br />
Kinder erkennen schon früh, dass die Bewegung hilft,<br />
bestimmte Dinge zu erreichen, durchzusetzen oder herzustellen,<br />
gleich ob es ums Klettern, Laufen, Tragen, Radfahren,<br />
Basteln, Klavierspielen oder Beobachten von<br />
Vorgängen geht. Alles hat mehr oder weniger auffällig<br />
etwas mit Bewegung zu tun. Bei Bewegungsspielen tritt<br />
das Kind mit anderen in Kontakt. Es muss sich mit anderen<br />
absprechen, nachgeben oder durchsetzen. Bewegung<br />
bedeutet immer, selber etwas mit dem eigenen Körper<br />
hervorzubringen oder herzustellen. Dabei werden Empfindungen<br />
und Gefühle wie Lust und Freude in Bewegung<br />
ausgedrückt und bis zur Erschöpfung körperlich ausgelebt.<br />
Bewegung bedeutet für Kinder auch stets das Kennenlernen<br />
und Erschließen der räumlichen Umwelt und das Erfassen<br />
von Objekten, Medien und Materialien, mit denen<br />
sie spielen. Die Kinder ertragen Belastungen und lernen<br />
körperliche Grenzen kennen. Sie wetteifern im Spiel, vergleichen<br />
sich mit anderen und lernen dabei sowohl Siege<br />
als auch Niederlagen zu verarbeiten.« 7 »Spiel und Bewegung<br />
sind ganz elementare kindliche Bewegungs- und<br />
Ausdrucksformen. Spielen zu lernen und zu können,<br />
ist eine Notwendigkeit für die ganzheitliche optimale Entwicklung<br />
im Kindesalter, und langfristig für die Verwirklichung<br />
eines freien Lebens und sozialen Zusammenlebens<br />
im Erwachsenenalter.« 7 Kinder erobern sich ihre Welt<br />
über Bewegung und Wahrnehmung und entwickeln dabei<br />
ihre Persönlichkeit und Handlungsfähigkeit.<br />
7 Spiele im Kindergarten; Peter Thiesen; Belz; Weinheim 2004<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> GENUSS I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> LEBEN I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> FIT<br />
5
Kindliche Persönlichkeitsentwicklung wird immer als<br />
ganzheitlicher Prozess gesehen, der das Zusammenwirken<br />
sozialer, kognitiver, psychischer und motorischer Fähigkeiten<br />
beinhaltet. Es existiert also eine Wechselbeziehung<br />
zwischen der Motorik und allen anderen Entwicklungs -<br />
bereichen:<br />
Wahrnehmungsentwicklung<br />
Sprachentwicklung<br />
biologische<br />
Entwicklung<br />
2.2 Kinder haben einen natürlichen<br />
Bewegungsdrang,<br />
...sie wollen Hüpfen, Springen, Laufen....<br />
Dieser natürliche Bewegungsdrang sollte im Kindergarten<br />
aufgegriffen werden, um so die Entwicklung der Kinder in<br />
den verschiedensten Bereichen (siehe Schaubild) zu unterstützen.<br />
Bei der Gestaltung von Bewegungsangeboten<br />
ist es wichtig, eine breite Palette anbieten zu können,<br />
damit möglichst alle Kinder von den Angeboten profitieren.<br />
Daher sollten in unterschiedlichen Räumen Bewegungsangebote<br />
gemacht werden. Im Kindergarten bieten<br />
sich dafür viele Bereiche an:<br />
➜ Flur<br />
➜ Bewegungsraum<br />
➜ Gruppenraum<br />
➜ Außengelände<br />
MOTORIK<br />
soziale<br />
Entwicklung<br />
emotionalpsychische<br />
Entwicklung<br />
Kognitive<br />
Entwicklung<br />
6 <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> FIT I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> LEBEN I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> GENUSS<br />
Grundsätzlich wird bei der Ausgestaltung von Bewegungsangeboten<br />
zwischen zwei verschiedenen Ausprägungen<br />
unterschieden:<br />
A. Angeleitete Bewegungsangebote<br />
(regelmäßig, fester Zeitrahmen)<br />
➜ Bewegungsstunde<br />
➜ Bewegungsgeschichte<br />
➜ Bewegungslandschaft<br />
➜ Entspannung<br />
B. Offene Bewegungsangebote<br />
(beliebig wahrnehmbar)<br />
➜ Bewegungsbaustelle<br />
Neben der Raumfrage und der Art der Ausgestaltung sollten<br />
auch die Inhalte der Bewegungsangebote so gestaltet<br />
werden, dass möglichst viele unterschiedliche Fertigkeiten<br />
und Fähigkeiten, die Kinder im Rahmen ihrer Entwicklung<br />
lernen müssen, angesprochen werden. Zu berücksichtigen<br />
sind:<br />
A. Schulung, Festigung und Förderung elementarer Grundfertigkeiten:<br />
Balancieren, Hängen, Schwingen, Hüpfen,<br />
Springen, Laufen, Klettern, Rollen, Stützen, Werfen,<br />
Fangen, Kriechen und Krabbeln<br />
B. Förderung und Verbesserung konditioneller Fähigkeiten:<br />
Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit<br />
C. Schulung koordinativer Fähigkeiten: räumliche<br />
Orientierung, Reaktion, Gleichgewicht, Rhythmus,<br />
Differenzierung, Koordination, Körperspannung,<br />
Geschicklichkeit<br />
D. Unterstützung der Wahrnehmung: taktil, visuell, auditiv,<br />
Kinästethik<br />
E. Kognitive Entwicklung: Phantasieanregung, Kreativität,<br />
Konzentration
F. Förderung sozialer Kompetenzen: Gemeinsam lernen,<br />
miteinander erleben, aufeinander achten, Umgang mit<br />
Material, Regeln lernen, miteinander spielen, Integration<br />
in eine Gruppe, gegenseitig helfen, miteinander<br />
entspannen, experimentieren<br />
2.3 Bewegung im Kindergarten<br />
Im Rahmen von <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> wurde ein spezielles Konzept zur<br />
Bewegungsförderung im Kindergarten entwickelt. Den<br />
Erzieherinnen werden zielgerichtete, spannende und fachgerechte<br />
Bewegungsideen an die Hand gegeben, damit ein<br />
vielfältiges Bewegungsangebot im Kindergarten stattfinden<br />
kann. Eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür, dass<br />
Kinder Spaß an Bewegung haben, sind folgende Maximen:<br />
Offenheit:<br />
Alle interessierten Kinder können das Angebot wahrnehmen<br />
Freiwilligkeit:<br />
Die Teilnahme an den Aktivitäten ist grundsätzlich freiwillig<br />
Erlebnisorientierung:<br />
Viele Aktionen werden in Geschichten eingebunden<br />
Selbsttätigkeit:<br />
Die Kinder können die Aufbauten weitestgehend eigenständig<br />
ausprobieren.<br />
Bei <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> <strong>Fit</strong> stehen Spiel und Freude im Vordergrund der<br />
Aktivitäten. Dieses Angebot gilt für alle Kinder, damit ein<br />
Bewegungsmangel und somit motorischen Defiziten oder<br />
Übergewicht vorgebeugt werden kann.<br />
Folgendes unterstützt die Erzieherin in der Bewegungsstunde:<br />
➜ eine bildhafte Sprache verwenden,<br />
➜ spielbetonte und kindgerechte Bewegungsangebote<br />
auswählen,<br />
➜ Bewegungsaufgaben (»Probiert einmal aus...«, »Wer<br />
kann...«?) und Problemlöseaufgaben (»Welche Möglichkeit<br />
gibt es...? »Wie schaffen wir das...?«) anbieten,<br />
➜ Kinder nicht überfordern,<br />
➜ mitagieren und sich trotzdem zurückhalten, d.h. Spielpartner<br />
sein und die Kinder selbst aktiv werden lassen,<br />
➜ Impulse geben durch neue Bewegungs- und Spielideen<br />
(neue Materialien),<br />
➜ Ideen der Kinder aufgreifen und in ihre Angebote<br />
integrieren,<br />
➜ wiederholen, variieren und auf Bekanntem aufbauen<br />
➜ einen Wechsel von Anspannung und Entspannung<br />
anbieten,<br />
➜ erkennen, wenn Kinder Hilfe brauchen, aber nicht<br />
»überbehüten«<br />
Kinder orientieren sich an Ritualen; dies wird auch in der<br />
Bewegung im Kindergarten aufgegriffen. Daher ist der<br />
Ablauf einer <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> <strong>Fit</strong> - Bewegungseinheit klar strukturiert:<br />
A. Einleitung bzw. Aufwärmung:<br />
aufwärmen und lockern der Muskulatur durch<br />
verschiedene Spielformen<br />
B. Hauptteil:<br />
gezielte erlebnisorientierte Förderung bestimmter<br />
Fertigkeiten und Fähigkeiten<br />
C. Ausklang:<br />
entlassen der Kinder in den »Alltag«<br />
Das Einhalten von Regeln ist eine zentrale soziale Kompetenz,<br />
die Kinder im Laufe ihrer Sozialisation erlernen<br />
müssen. Wichtig hierbei ist jedoch, dass das Einhalten von<br />
Regeln nicht vorrangig negativ besetzt ist, d.h. es müssen<br />
Räume und Möglichkeiten geschaffen werden, in denen es<br />
Spaß macht, sich an Regeln zu halten. Einfache Spielsequenzen<br />
wie z.B.:<br />
➜ »Wer schafft es heute, während der Entspannungsübung<br />
ruhig liegen zu bleiben?«<br />
➜ »Welche Kinder arbeiten beim Aufräumen mit?« usw.<br />
helfen Erzieherinnen und Kindern dabei, das Einhalten von<br />
Regeln lustbetont zu üben.<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> GENUSS I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> LEBEN I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> FIT<br />
7
Unterstützt bzw. verstärkt wird die Wirkung dieser Übungen<br />
durch einfache Belohnungen bzw. Anerkennungen<br />
wie:<br />
➜ Auf die Hand gemalter Smiley, Blume, usw.<br />
➜ Händeschütteln, Lob, usw. u.ä.<br />
Wichtig hierbei ist, auf materielle Belohnungen zu verzichten.<br />
Für Bewegungsangebote sollten folgende Regeln zum<br />
Schutz der Kinder vor Verletzungen generell eingehalten<br />
und auch strikt angewandt werden:<br />
➜ Mithilfe beim Geräteaufbau nur unter Anleitung<br />
der Erzieherin nach bestimmten Schemata.<br />
➜ Schmuck, Uhren, Gürtel, Halstücher, usw. werden vor<br />
der Bewegungseinheit abgelegt. Kinder mit langen<br />
Haaren sollten Ihre Haare nach hinten binden.<br />
➜ Während der Bewegungsstunden werden generell<br />
Turnschuhe oder Turnschläppchen getragen oder<br />
barfuß geturnt.<br />
➜ Alle stellen sich hinten an, schubsen und drängeln<br />
sind nicht erlaubt (Rücksichtnahme).<br />
➜ Rollbretter werden bei Nichtgebrauch umgedreht.<br />
Generell ist die Erzieherin aufgefordert, auf bestehende<br />
Gefahren (Laufwege, Sicherheitsabstände) hinzuweisen<br />
und diese soweit wie möglich abzusichern. Darüber hinaus<br />
gilt, Geräteaufbauten lieber einmal zuviel zu überprüfen.<br />
Wichtige Punkte sind:<br />
➜ Geräteaufbauten mit Matten sichern<br />
➜ Rutschfestigkeit der Matten beachten<br />
➜ Karabiner auf fachgerechte Handhabung prüfen<br />
(geschlossen, keine Querbelastungen)<br />
➜ Kasten-Sicherung<br />
➜ Stolpersicherung bei Mattenkanten<br />
➜ Bei Sprüngen großen Radius absichern<br />
➜ Knoten fachgerecht anbringen<br />
8 <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> FIT I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> LEBEN I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> GENUSS<br />
Auch Bewegungsangebote im Kindergarten sollten reflektiert<br />
werden. Folgende Überlegungen sollen dabei helfen:<br />
➜ Wo <strong>bewegen</strong> sich die Kinder am liebsten?<br />
➜ Welche Angebote übernehme ich in die nächste Stunde?<br />
➜ Welche Veränderungen sind notwendig<br />
(Schwierigkeitsgrad, Motivation und Innovation)?<br />
➜ Ist ein gemeinsames Spiel möglich?<br />
➜ Gab es Konfliktsituationen?<br />
2.4. Elementare Grundfertigkeiten im<br />
Rahmen der Bewegung<br />
Das Konzept »Der bewegte Kindergarten« ist so angelegt,<br />
dass die Erzieherin gezielt verschiedene Bewegungsformen,<br />
die Kinder innerhalb der frühkindlichen Entwicklung<br />
erlernen sollten, schulen kann. Zum besseren Verständnis<br />
sind im Folgenden die verschiedenen elementaren<br />
Grundfertigkeiten genauer beschrieben.<br />
A. Balancieren<br />
Balancieren ist eine elementare Bewegungsform, welche<br />
eine große Wirkung auf den Menschen hat, da es den<br />
Gleichgewichtsinn stärkt. Das Gleichgewichtsorgan befindet<br />
sich im Innenohr und besteht aus drei Bogengängen,<br />
welche auf Drehungen reagieren. Die beiden Vorhofsäckchen<br />
reagieren auf lineare Beschleunigung, wie z.B. Lift<br />
fahren und schaukeln. Der Gleichgewichtssinn dient demnach<br />
der Feststellung der Körperhaltung und der Orientierung<br />
im Raum.<br />
Zum Gleichgewichtssinn gehören:<br />
➜ Empfinden von oben und unten<br />
➜ Drehungen<br />
➜ Neigungen<br />
➜ Rhythmus<br />
➜ Beschleunigung in alle Richtungen<br />
Die Gleichgewichtsfunktion erlaubt den Menschen den aufrechten<br />
Gang gegen die Schwerkraft. Damit sich der Mensch<br />
mit der Schwerkraft auseinandersetzen kann, bedarf es<br />
einer bestimmten Muskelspannung (Muskeltonus).
B. Hängen/Schwingen<br />
Für das Hängen sind das Halten der Körperspannung und<br />
die Kraftausdauer, insbesondere im Arm-Schulter und<br />
Rumpfbereich von besonderer Bedeutung.<br />
Durch das Hängen werden Körperspannung und Grifffestigkeit<br />
trainiert. Beim Hangeln werden außerdem die Hand-<br />
Hand- und die Hand-Augen-Koordination angesprochen.<br />
Die Anforderung für das Schwingen liegt insbesondere in<br />
der Fähigkeit, die auftretenden und wirksamen Fliehkräfte<br />
richtig einzuschätzen und das eigene Körpergewicht<br />
länger halten zu können. Geschult werden Kraft (siehe<br />
oben), Grifffestigkeit und Koordination. Das Schwingen<br />
regt zusätzlich den Gleichgewichtsinn an.<br />
C. Hüpfen/Springen<br />
Durch das Hüpfen und Springen werden Kraft, Schnellkraft,<br />
Ausdauer, Koordination, Körperspannung und die räumliche<br />
Orientierung trainiert. Auch hier wird der Gleichgewichtssinn<br />
angeregt. Das Hüpfen unterscheidet sich vom Springen<br />
durch eine geringe Flugphase.<br />
D. Laufen (Rennen)<br />
Laufen schult die Ausdauer, Schnelligkeit, Koordination,<br />
räumliche Orientierung, Rhythmusfähigkeit und die<br />
Körperspannung. Gekennzeichnet ist das Laufen durch<br />
den ständigen Wechsel von kurzen Stütz- und längeren<br />
Flugphasen.<br />
Folgende Grundformen des Laufens werden<br />
unterschieden:<br />
➜ Laufen vorwärts<br />
➜ Laufen rückwärts<br />
➜ Laufen seitwärts<br />
➜ Kurviges Laufen<br />
Diese Grundformen können auf folgende Art und Weise geschult<br />
werden:<br />
➜ Raumgreifendes Laufen (vor-, rück-, seitwärts, große<br />
oder kleine Schritte, auf dem Ballen, auf der Hacke)<br />
➜ Laufen frei mit und ohne Partner oder wechselnde<br />
Gruppierungen<br />
➜ Laufen frei mit geschlossenen Augen mit Hilfe eines<br />
Partners<br />
➜ Kurviges Laufen um Reifen, Pylonen, Seile, Bierdeckel etc.<br />
➜ Laufspiele, welche die verschiedenen konditionellen<br />
Fähigkeiten (Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und<br />
Reaktionsfähigkeit) schulen<br />
E. Klettern<br />
Klettern ist ein Grundbedürfnis innerhalb der kindlichen<br />
Entwicklung. Der Handlungssinn des Kletterns liegt darin,<br />
»sich vom Erdboden weg in verschiedene Bewegungsrichtungen,<br />
meist in die Vertikale, zu <strong>bewegen</strong> und gegen<br />
die Einwirkung der Schwerkraft seinen Körper im Gleichgewicht<br />
zu halten« (WITZEL 1998, 133). Für das Klettern<br />
ist ein gut ausgeprägtes Körperschema wichtig. Darunter<br />
verstehen wir, eine Vorstellung vom eigenen Körper zu<br />
haben, d.h. von seiner Größe, seinem Gewicht und seiner<br />
Grenzen. Auch das Gedächtnis von allen Bewegungen, die<br />
schon einmal ausgeführt wurden, gehört dazu. Im<br />
Klettern wird die Zugkraft, die Festigkeit des Griffes und<br />
die Trittsicherheit geschult, unter anderem auch die Raumorientierung.<br />
Die Kinder sollen lernen, ihr eigenes Körpergewicht<br />
zu halten, damit umzugehen und die Bewegung<br />
von Händen und Füßen zu koordinieren. Für die koordinierte<br />
Bewegung der Körperextremitäten beider Körperhälften<br />
ist es wichtig, eine Vorstellung und das Wissen von<br />
jeweils zwei Armen und Beinen zu besitzen. Der gleichzeitige<br />
Gebrauch zweier Hände ist für viele Bewegungshandlungen<br />
im Alltag und Sport wichtig.<br />
F. Rollen/Stützen<br />
Das Rollen übt für viele Kinder eine große Faszination aus,<br />
da sie einem ausgeprägten vestibulären Reiz ausgesetzt<br />
werden. Während des Rollens verändert sich die Lage im<br />
Raum, sie wird quasi »umgedreht«. Das Rollen umfasst<br />
den Erlebnisbereich von Drehungen in alle Richtungen<br />
sowie um die eigene Körperachse.<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> GENUSS I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> LEBEN I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> FIT<br />
9
Für Rollbewegungen benötigen Kinder verschiedene<br />
Voraussetzungen:<br />
➜ Körperspannung<br />
➜ ausreichende Fähigkeiten zum Rundmachen der<br />
Wirbelsäule<br />
➜ genügend Stützkraft (um Verletzungen der Halswirbelsäule<br />
zu vermeiden)<br />
➜ Schwung für die Rollgeschwindigkeit und das<br />
Aufstehen<br />
➜ eine gute Fähigkeit, die Bewegungen der verschiedenen<br />
Körperteile zu koordinieren<br />
Für das Stützen benötigt man ebenfalls ausreichend<br />
Stützkraft. Das heißt nach der Definition: »Die Kraft, sich<br />
auf gestreckten Armen halten zu können«.<br />
Dazu gibt es zwei Varianten:<br />
➜ Das Halten des Körpergewichtes mit den Armen und<br />
Beinen<br />
➜ Das Halten des Körpergewichtes nur mit den Armen<br />
(z.B. beim Handstand).<br />
G. Werfen/Fangen<br />
Werfen und fangen ist für Kinder keine leichte Aufgabe. Sie<br />
benötigen viele Fähigkeiten, bevor ein geprellter oder<br />
zugeworfener Ball gefangen wird. Leichter fällt es ihnen<br />
mit so genannten »Zeitlupenbällen« oder Luftballons.<br />
Fangen können Kinder, indem sie den Gegenstand mit den<br />
Augen verfolgen (Blickregulation) und den Zeitpunkt (Zeitwahrnehmung)<br />
erfassen, an dem sie mit beiden Händen<br />
gleichzeitig (Augen-Hand- und Hand-Hand-Koordination,<br />
Symmetrie) zupacken müssen.<br />
Für den Zielwurf benötigen sie zunächst die Fähigkeit, ihren<br />
Körper in eine stabile Position zu bringen (Körperspannung)<br />
und gleichzeitig mit beiden oder einer Hand einen Gegenstand<br />
zu werfen (Gesamtkörperkoordination). Zusätzlich müssen<br />
sie wissen (Bewegungsplanung), wie ein Ball z.B. durch einen<br />
Reifen geworfen wird, d.h. das Ziel anvisieren, den Ball mit den<br />
Augen verfolgen und auf der gedachten Linie werfen (Augen-<br />
Hand-Koordination).<br />
10 <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> FIT I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> LEBEN I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> GENUSS<br />
H. Kriechen/Krabbeln<br />
Babys fangen an, sich zwischen dem 7. bis 10. Lebensmonat<br />
fortzu<strong>bewegen</strong>. Anfangs versuchen sie auf dem<br />
Bauch »voranzukriechen«. Zuerst mit den Händen, später<br />
schieben die Beine den Körper. In der weiteren motorischen<br />
Entwicklung versuchen die Babys, den Po hin und<br />
her zu »wippen«, indem sie sich auf Hände und Füße stützen,<br />
bis sie soweit sind, sich krabbelnd fortzu<strong>bewegen</strong>. In<br />
dem Vierfüßlerstand muss der Kopf hochgehalten werden,<br />
damit das Baby etwas sehen kann und trainiert über das<br />
Krabbeln die gesamte Kopf-, Arm-, Bein- und Rumpfmuskulatur.<br />
Durch die kreuzkoordinierte (rechter Arm/linkes<br />
Bein, linker Arm/rechtes Bein) Fortbewegung wird seine<br />
gesamte Bewegungskoordination, wie aber auch die<br />
Vernetzung beider Gehirnhälften gefördert. Im Wahrnehmungsbereich<br />
lernt das Baby mit seinem ganzen<br />
Körper Geschwindigkeiten einzuschätzen, indem es<br />
schnell oder langsam krabbelt, es lernt die Variationen von<br />
Höhen kennen (wichtig für die räumliche Orientierung),<br />
indem es unterschiedliche Untergründe (Treppen, Hügel<br />
oder Teppiche etc.) ausprobiert, wie auch viele taktile<br />
Erfahrungen.
INHALT<br />
Bewegungsangebote 3.<br />
Bewegungslandschaft 3.1<br />
Bei den Zwergen hinter den sieben Bergen 3.1.1<br />
Pferderennen 3.1.2<br />
Ab die Post 3.1.3<br />
Farbspiel zum Balancieren 3.1.4<br />
Sommer, Sonne, Handtuch 3.1.5<br />
Auf der Baustelle 3.1.6<br />
Märchenroulette 3.1.7<br />
Spiel der Tiere 3.1.8<br />
Tiere im Wald 3.1.9<br />
Bewegungsgeschichte 3.2<br />
Ein Tag im Zoo 3.2.1<br />
Steffi Staubtuch 3.2.2<br />
Wanderung in den Bergen 3.2.3<br />
Willst Du mit mir fliegen 3.2.5<br />
Angeleitete Bewegungsstunden 3.3<br />
Morgengymnastik im Zoo 3.3.1<br />
Reifen 3.3.2<br />
Rund-eckig-farbig - Pappdeckelspiele 3.3.3<br />
Schwungtuch 3.3.4<br />
Sprossenwand 3.3.5<br />
Teppichfliesen 3.3.6<br />
Turnbank 3.3.7<br />
Bälle 3.3.8<br />
Ballparcours 3.3.9<br />
Zeitungspapier 3.3.10<br />
Laufspiele ohne Material 3.3.11<br />
Laufspiele mit Material 3.3.12<br />
Bewegungsbaustelle 3.4<br />
Entspannung 3.5<br />
Entspannungsübungen 3.5.1<br />
Wir bauen einen Parkplatz 3.5.2<br />
Die Rückenschnecke 3.5.3<br />
Literaturliste<br />
Impressum:<br />
Inhalte verfasst und erarbeitet von:<br />
Sylvia Rudolf, Heike Schnoor, Jochen Mörler<br />
Mitarbeit:<br />
Fotos:<br />
Michael Hauler, Sylvia Rudolf und Heike Schnoor<br />
Gestaltung, Illustration und Umsetzung:<br />
U-38-Büro-für-Grafik / Bad Nauheim<br />
Februar 2008, 1. Auflage. Keine Haftung für eventuelle Schäden bei der Durchführung<br />
der Spiele.
3. Bewegungsangebote<br />
3.1 Bewegungslandschaft<br />
Bewegungslandschaften sind Gerätelandschaften, die Kindern<br />
aufgrund ihrer Zusammenstellung vielseitige<br />
Bewegungserfahrungen ermöglichen. Eingebunden in<br />
eine Geschichte (z.B. Bänke sind Brücken, Kästen sind<br />
Berge etc.) werden Phantasie, Kreativität und Rollenspiel<br />
angeregt sowie ein selbstständiges und eigenaktives Handeln<br />
gefördert. So machen sich Kinder mit den Geräten<br />
vertraut und bauen mögliche Ängste ab. Ganz<br />
nebenbei werden motorische Fertigkeiten und konditionelle<br />
und koordinative Fähigkeiten gezielt geschult und<br />
gefördert.<br />
In den Bewegungslandschaften:<br />
➜ werden Bewegungsanreize gesetzt für eine gute<br />
körperliche Bewegungsschulung.<br />
➜ werden spielerisch die elementaren Grundfertigkeiten<br />
wie laufen, hüpfen, springen, balancieren, kriechen,<br />
hangeln, schwingen, stützen, rutschen, schlagen,<br />
greifen, halten, werfen, fangen, etc., wie auch die<br />
konditionellen und koordinativen Fähigkeiten geübt.<br />
➜ gibt es wenig Angstschwellen, da die Aufbauten gut<br />
abgesichert werden.<br />
➜ werden Phantasie, Kreativität und Rollenspiel angeregt.<br />
➜ werden unterschiedliche motorische Lösungsmöglichkeiten<br />
provoziert.<br />
➜ werden die Selbständigkeit und das Selbstbewusstsein<br />
gefördert, da sie an dem Thema mitgestalten können.<br />
➜ gilt die Hilfestellung: »Soviel wie nötig, so wenig<br />
wie möglich!«<br />
Zusätzlich zu den hier beschriebenen Bewegungslandschaften<br />
kann auch die Bewegungsgeschichte »Wanderung<br />
in den Bergen« (3.2.3) und »Sommer, Sonne,<br />
Handtuch« aus Kapitel 3.1.5 leicht umgewandelt werden.<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> GENUSS I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> LEBEN I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> FIT<br />
3.1.1
3.1.1 BEI DEN ZWERGEN HINTER DEN<br />
SIEBEN BERGEN<br />
ABLAUF<br />
Einleitung:<br />
Die Pappdeckel sind wertvolle Edelsteine, welche ganz vorsichtig<br />
behandelt werden müssen.<br />
Die Kinder laufen zur Musik um die Edelsteine herum und<br />
müssen die verschiedensten Aufgaben erfüllen.<br />
Aufwärmung:<br />
»Lauft um die Steine herum und versucht, nicht drauf zu<br />
treten, sonst gehen sie kaputt.«<br />
Musikstopp:<br />
➜ Hand auf einen roten Edelstein<br />
➜ Fuß auf einen gelben Edelstein etc.<br />
➜ Balancieren der Edelsteine auf verschiedenen Körperteilen<br />
wieKopf, einzelne Finger, Haare, Po, Knie<br />
Hauptteil:<br />
In der Bergwerkshöhle müssen die Edelsteine von den<br />
Zwergen eingesammelt und ans Tageslicht befördert werden.<br />
Hierzu müssen sie verschiedene Transportwege nehmen<br />
und Hindernisse überwinden. Die Kinder<br />
transportieren die Edelsteine dabei einzeln in der Hand<br />
oder später auf dem Rücken, der Schulter, dem Kopf etc.<br />
Zum Schluss werden sie farblich zugeordnet. Zur Motivationssteigerung<br />
können sich die Kinder eigene Transportwege<br />
oder -arten ausdenken.<br />
DAUER<br />
Vorbereitung: Aufbau einer Bewegungslandschaft<br />
Durchführung: 20 bis 40 Min.<br />
RÄUMLICHKEIT<br />
Turnraum, Außengelände<br />
BEWEGUNGSINTENSITÄT<br />
Hoch<br />
MATERIAL<br />
Entweder farbige Pappdeckel benutzen, Pappdeckel<br />
anmalen oder farbig bekleben. Bänke,<br />
Klettergerüst, Matten, Seile, kleine Kästen,<br />
Balanciersteine, Sprossenwand, Tunnel, Fallschirm<br />
etc., Musik für Musik-Stop-Spiel<br />
TRAINIERT WERDEN<br />
Bewegungsgrundmuster<br />
Laufen, Hüpfen, Springen, Balancieren, Klettern<br />
Konditionelle Fähigkeiten<br />
Kraft, Beweglichkeit<br />
Koordinative Fähigkeiten<br />
Räumliche Orientierung, Gleichgewicht<br />
Wahrnehmung<br />
Visuell, Auditiv, Taktil, Körperschema<br />
Kognitive Entwicklung<br />
Farberkennung und -zuordnung<br />
Soziale Kompetenzen<br />
Aufeinander achten, Umgang mit Material<br />
ABBILDUNGEN<br />
Bilder 01, 02, 06, 13, 14, 18<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> GENUSS I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> LEBEN I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> FIT<br />
3.1.1.1
Brücken:<br />
Über eine Bank laufen, über eine umgedrehte Bank oder<br />
eine Wackelbrücke balancieren (eine umgedrehte Bank<br />
auf Stäbe legen, siehe Bild 02).<br />
Tunnel:<br />
Matten zwischen zwei Bänken klemmen oder Kriechtunnel<br />
(siehe Bild 06).<br />
Berg:<br />
Bank in Sprossenwand schräg einhängen, evtl. das eine<br />
Ende auf einen Kasten stellen. Dann ist der Berg höher.<br />
3.1.1.2 <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> FIT I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> LEBEN I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> GENUSS<br />
Ausklang:<br />
➜ Alle Zwerge dürfen mit den Edelsteinen spielen.<br />
➜ Mit den Edelsteinen den Körperumriss eines Kindes<br />
legen.<br />
➜ Welcher Zwerg passt noch dort hinein? (siehe auch<br />
Bild 13, 14). Die Edelsteine werden auf den Rücken<br />
eines Kindes gelegt, welches im Vierfüßlerstand<br />
steht. Das Kind versucht sie abzuwerfen (siehe auch<br />
angeleitete Bewegungsstunde 3.3.3 »Rund-eckigfarbig-Pappdeckelspiele)
3.5 ENTSPANNUNG<br />
Der Wechsel zwischen Anspannung auf der einen sowie<br />
Ruhe und Entspannung auf der anderen Seite gewinnt in<br />
unserer Zeit eine immer größere Bedeutung.<br />
Bei kindgerechten Körpermassagen konzentrieren sich die<br />
Kinder auf sich selbst und überlassen ihren Rücken den<br />
rücksichtsvollen und einfühlsamen Händen der Freunde,<br />
Spielgefährten oder ihrer eigenen Eltern. Zunehmende<br />
Reizüberflutung im alltäglichen Leben führen dazu, dass<br />
schon kleine Kinder Stresssituationen ausgesetzt sind.<br />
Vielfache Anforderungen stürmen auf sie ein, Zeiten der<br />
Ruhe, das Wahrnehmen isolierter Reize und des eigenen<br />
Körpers werden kaum noch erlebt. Wie schön ist es da,<br />
sich nach der Bewegungsstunde völlig entspannt auf einer<br />
warmen Unterlage auf den Bauch zu legen, sich auf die<br />
Geschichte und ihre Darstellung durch Streicheln, Klopfen,<br />
Reiben, Rubbeln und Malen einzustellen. Alternativ können<br />
die Kinder im Kreis sitzend oder stehend den Rücken des<br />
vorderen Kindes massieren.<br />
Rückengeschichten zielen auf die Förderung sozialer Kontakte<br />
und die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls ab. Weil<br />
in den Kindergruppen paarweise miteinander agiert wird,<br />
erfahren Kinder sehr schnell am eigenem Rücken, was<br />
Rücksichtslosigkeit und mangelndes Einfühlungsvermögen<br />
bedeuten, denn nur wer selbst angem<strong>essen</strong> seine<br />
Geschichten auf den Rücken des Partners schreibt, wird<br />
auch nach dem Rollentausch rücksichtsvoll behandelt.<br />
Freiwilligkeit ist die Vorraussetzung zum Gelingen dieses<br />
ruhigen Stundenteiles. Neben Rückengeschichten können<br />
auch einfache Entspannungsübungen den Kindern ein<br />
Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung<br />
sowie zwischen Aktivität und Ruhe geben. Dabei können<br />
die Kinder ihre Atem- und Kreislauffunktion wie den Muskeltonus<br />
beeinflussen. Die Kinder fühlen sich wohler und<br />
gelöster, können ihre Energien besser leiten.<br />
Äußerer Rahmen:<br />
➜ ruhige Atmosphäre<br />
➜ evtl. Musik<br />
➜ jedes Kind liegt auf einer Unterlage (Teppich, Decke<br />
oder Matte) oder im Kreis sitzend/stehend<br />
➜ angenehme Raumtemperatur<br />
➜ evtl. Reduzierung der Lichtquelle<br />
Wichtig danach:<br />
➜ Die Kinder sollten von ihren Erfahrungen und<br />
Gefühlen erzählen können.<br />
➜ Fragen Sie die Kinder, was ihnen besonders gefallen hat.<br />
➜ Wandeln Sie die Geschichte ab, wenn die Kinder<br />
Ideen haben.<br />
➜ Vielleicht auch hinterher die Kinder ein Bild malen<br />
lassen oder die Kinder anregen, Gefühle zu malen.<br />
➜ adäquates »Zurückkommen« durch tief durchatmen<br />
und strecken muß ermöglicht werden.<br />
<strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> GENUSS I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> LEBEN I <strong>KIKS</strong> <strong>UP</strong> FIT<br />
3.5.1