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der Praxis entstehen und wie diese gelöst werden können. Dr. Giesinger griff in seinem Vortrag auch auf den Vortrag von Michael Guttmann auf dem DAT zum Thema „Deutsch für Juristen“ zurück. Zudem sei die Kreativität des Rechtsanwaltes gerade im internationalen Erbrecht gefragt. In dem Länderbericht Deutschland, der von Walter Krug, Vorsitzender Richter am Landgericht Stuttgart, dargestellt wurde, wurden die Regelungen der gesetzlichen Erbfolge, Instrumentarien der Erbschaftsplanung, Erbanfall, nachlassbehördliche Mitwirkung, Teilungsgrundsätze und internationales Erbrecht ebenfalls anschaulich dargestellt. Bekanntes wurde gut und umfassend aufbereitet. Insbesondere die Unterschiede zwischen den einzelnen Rechtsgebieten wurden rechtsvergleichend von jedem der Referenten aufgegriffen. Dabei wurde deutlich, dass nicht nur die Begrifflichkeiten sehr unterschiedlich sind sondern auch die Herangehensweisen, während es in Einzelgebieten deutliche Überschneidungen gibt. Dies griff insbesondere der Referent aus dem Fürstentum Liechtenstein auf, lic. iur. Martin Hörnig, Rechtsanwalt aus Vaduz, der die Grundsätze des liechtensteinischen Erbrechts und Personalstatuts darstellte. Hier wurde deutlich, dass Liechtenstein Rechtsstrukturen der bereits dargestellten Länder übernommen hat, beispielsweise Erbrecht, Konkursrecht, Strafprozessrecht aus Österreich sowie aus der Schweiz Personenrecht und Gesellschaftsrecht. Angesichts der Größe des Landes und der Tatsache, dass Liechtenstein nicht über eine Universität verfügt, sind Kenntnisse der Grundzüge des IPR und anderer nationaler Rechtsordnungen unerlässlich. Es wurde aber ebenso deutlich, dass auch innerhalb von Landesgrenzen „Zersplitterungen“ existieren. Zwar ist das in der Schweiz zum Zivilrecht gehörende, materielle Erbrecht eidgenössisch, also gesamtschweizerisch geregelt, allerdings nicht das Registerwesen, das kantonal geregelt wird. Das ist anders beispielsweise in Österreich. Auf diese Besonderheiten wurde bereits in dem einführenden Länderbericht hingewiesen aber auch in dem Vortrag von Herrn Dr. Hans Nater, Rechtsanwalt, MittBl. DAV Internationaler Rechtsverkehr 2/02 II. EUROPÄISCHE UNION / INTERNATIONALES Zürich, zur internationalen Freizügigkeit nach dem schweizerischen Bundesgesetz über die Freizügigkeit der Anwältinnen und Anwälte und dem entsprechenden bilateralen Vertrag zwischen der Schweiz und der EU, der seit 1. Juni 2002 in Kraft ist. Insbesondere interessierten sich die Zuhörer für die neue Regelung, nach der EU-Anwälte mittlerweile unproblematisch in der Schweiz tätig sein können, da die Schweiz mustergültig die EU- Vorschriften, also die Dienstleistungs-, Niederlassungsund Hochschuldiplomanerkennungsrichtlinie in Landesgesetz umgesetzt hat. Deutlich wurde aber, dass die Grundzüge des Verständnisses der Freizügigkeit der Rechtsanwälte in Europa nach wie vor sehr verschieden sind, z.B. gibt es in der Schweiz - anders als in Deutschland - kein Rechtsberatungsmonopol, welches als verfassungsmäßig erachtet wird, da es eine qualitativ hochwertige Ausbildung voraussetzt. In einer anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Erbringung von grenzüberschreitenden Dienstleistungen in der Praxis, insbesondere auch die Tätigkeit der schweizerischen Anwälte und Anwältinnen in anderen EU-Staaten noch Probleme beinhaltet, da die Umsetzung in nationales Recht noch nicht erfolgt ist. Das gilt ebenfalls für Deutschland, wo das EURAG zunächst angepasst werden muß, allerdings haben die Arbeiten hierzu seitens des Bundesministeriums der Justiz bereits begonnen. Stefan Stade, Rechtsanwalt, Straßburg, verwies ferner auf seine schriftlichen Ausführungen zum internationalen Erbrecht im deutsch-französischen Kontext. Darüber hinaus erfuhren die Teilnehmer etwas zur Vereinfachung des Zugangs bei in mehr als einem Gemeinschaftsstaat belegenen Nachlässen von Herrn Hans J. Hartwig, London. Die Konferenz hielt, was sie versprach. Es wurde deutlich, dass eine anwaltliche Tätigkeit im Bereich des internationalen Erbrechts nur mit Kenntnissen der ausländischen Rechtsgrundlagen, insbesondere aber des IPR möglich ist. Hierbei muss man, wie auch bereits der Präsident der DACH-Organisation, Dr. Peter Wieland, Rechtsanwalt, München, in seiner Eröffnungsrede deutlich gemacht hat, auch die Haftungsregelungen kennen und ernst nehmen. 23
24 II. EUROPÄISCHE UNION / INTERNATIONALES In lebhaften Diskussionen konnten die Tagungsteilnehmer insbesondere von den praktischen Erfahrungen der Einzelnen profitieren. Dabei war der Umstand, dass die Vortragenden auf die Unterlagen in der umfassenden Tagungsdokumentation verweisen konnten, besonders nutzbringend. In einer wunderschönen Umgebung konnten die Teilnehmer ferner von der bei der DACH-Tagung bekannten angenehmen Atmosphäre profitieren. Dass sich die Teilnehmer untereinander z. T. gut kannten, wurde auch bereits deutlich an dem Begrüßungsabend, der die Stimmung des Vierwaldstätter Sees aufnahm und das Tagungshotel Hotel Palace trug Weiteres bei. Lediglich das Wetter ließ etwas zu wünschen übrig, insbesondere bei der Schiffsrundfahrt am Freitagabend. Im Hotel Seeburg wurden die Teilnehmer aber beim festlichen Abendessen durch den Vorsteher des Wirtschaftsdepartments des Kantons Luzern, Herrn Regierungsrat (=Minister) Dr. Anton Schwingruber begrüßt, der insbesondere auf die finanziell problematische Lage in der Schweiz aber auch auf die Reize des Standorts hinwies. Mittags konnten die Teilnehmer zudem den Vertreter des Luzerner Anwaltsverbandes, Dr. Urs Lischer, kennen lernen, der in einem Reim unter anderem die gute Zusammenarbeit mit der Anwaltschaft in den anderen EU-Mitgliedsstaaten betonte und den Teilnehmern ein erfolgreiches Arbeiten wünschte, was auch gewährleistet wurde. Die Teilnehmer können sich bereits auf die nächste DACH-Tagung freuen, die vom 15. bis zum 17. Mai 2003 in Bregenz zum Thema „Der faire Prozess nach Art. 6 EMRK in Zivil-, Straf-, Steuer- und Verwaltungsverfahren“ stattfinden wird. Weitere Information zu diesem Programm und zur DACH selbst kann man bei der DACH Europäische Anwaltsvereinigung e.V., Kappelergasse 14, 8022 Zürich, Schweiz, Tel.: 0041 - 43 344 70 20, Fax: 0041 - 43 344 70 21 abfragen. Dr. Malaika Ahlers, LL.M., Berlin 4. JAHRESKONGRESS DER INTERNATIONAL BAR ASSOCIATION VOM 20. - 25. OKTOBER 2002 IN DURBAN a) Bericht von Rechtsanwältin Dr. Malaika Ahlers, LL.M., Berlin Die International Bar Association (IBA, im Internet unter www.ibanet.org) mit Sitz in London, setzt sich zusammen aus 18.000 Individualmitgliedern und 170 Kollektivmitgliedern aus insgesamt 180 Staaten und ist damit mit Sicherheit eine äußerst wichtige, wenn nicht die wichtigste, internationale Anwaltsorganisation weltweit. Die IBA veranstaltete einen hochinteressanten Jahreskongress Ende Oktober in Südafrika, den ersten dieser Größe auf einem afrikanischen Kontinent. Es waren ca. 2.800 Teilnehmer aus rund 120 verschiedenen Ländern anwesend. Das Programm beschäftigte sich vor allen Dingen mit den Practice Areas, also hier mit der Business Law Section, Energy & National Resources Law and Legal Practice Section. Dabei boten die verschiedenen Sektionen, z.B. im Bereich Business Law zu den Themen Aviation Law, Antitrust and Trade Law, Arbitration and ADR, Banking Law, Insurance Law, Insolvency Law, Tax Law, Technology Law, Business Crime Law, etc., Veranstaltungen, die aktuelle Themen dieser Rechtsbereiche aufgriffen. Struktur der IBA: Da u. a. für den Anwalt, der Mitglied der IBA ist, die Aufteilung der IBA bisher nicht immer transparent war, wurde nunmehr im General Meeting am 24. Oktober 2002 beschlossen, die Struktur der IBA durch die neue IBA-Constitution grundsätzlich umzugestalten (siehe hierzu auch einen Bericht von Prof. Dr. Hellwig in einer der nächsten Ausgaben des Anwaltsblattes des DAV. Neuer Präsident für die nächsten zwei Jahre ist Emilio Cardenas, argentinischer Syndikusanwalt. Er löste damit Dianna Kempe ab. MittBl. DAV Internationaler Rechtsverkehr 2/02
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