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18<br />
die Zechner gesagt, mach halt<br />
noch eine Staffel, und jetzt<br />
schreib ich die siebente, und<br />
dann ist wirklich Schluss, weil<br />
dann ist alles schon passiert.‘<br />
Hier nun - leicht gekürzte - Auszüge<br />
Aus Ernst Hinterberger: Kaisermühlen-Blues.<br />
Ein Wiener Roman.<br />
© Deuticke im Paul Zsolnay<br />
Verlag Wien 1994.<br />
Abdruck mit freundlicher Genehmigung<br />
des Verlags:<br />
‚Gitti Schimek wachte auf und<br />
spürte sofort, dass sie den Blues<br />
hatte…, nichts freute einen,<br />
und eine Wolke von Melancholie<br />
lag über allem. Erinnerungen<br />
kamen und gingen, und meist<br />
waren es keine guten… Das war<br />
eben der Blues.‘<br />
‚… da waren schon die zwei Bezirksräte…<br />
Die siamesischen<br />
Zwillinge wurden sie hinterrücks<br />
genannt, weil sie meist gemeinsam<br />
auftauchten. Tatsächlich<br />
hießen sie Gneisser und<br />
Schoitl… Gneisser war Bezirksrat<br />
der SPÖ… Schoitl war Gneissers<br />
Pendant in der ÖVP, ebenfalls<br />
verheiratet und aus erster<br />
Ehe Vater eines Sohnes, der ihm<br />
zum Trotz kein Geheimnis daraus<br />
machte, dass er die Grünen<br />
wählte… Beide bemühten sich,<br />
gute Bezirksräte zu sein, was<br />
aber wegen ihrer Gschaftlhuberei<br />
und Inferiorität meist nicht<br />
gelang. Bei einer Olympiade für<br />
Gehirnathleten hätten beide<br />
keine Medaillenchancen gehabt...‘<br />
‚Die Geschichte mit dem Skelett<br />
hatte ganz Kaisermühlen in Aufruhr<br />
versetzt‘:<br />
‚… Plötzlich stellte sich der Türke<br />
auf die aus dem Erdreich<br />
kommenden Greifer und schrie<br />
zum Caterpillarfahrer: „Nix<br />
mehr mach weiter! Da liegt totes<br />
Mensch!“… Eine halbe Stunde<br />
danach spielte es sich in der<br />
Baugrube und auch rundherum<br />
unglaublich ab… zahlreiche Uniformierte<br />
liefen in der Baugrube<br />
aufgeregt umher. Natürlich waren<br />
auch die Bezirksräte Gneisser<br />
und Schoitl und kurze Zeit<br />
nach ihnen der Bezirksrat der<br />
FPÖ namens Vysloczil…, dann<br />
noch Leute vom Fernsehen, von<br />
Radio Wien und von diversen<br />
Zeitungen gekommen. Sie<br />
machten erste Interviews, filmten<br />
und fotografierten in Ermangelung<br />
des bereits abtransportierten<br />
Skeletts die Politiker<br />
und Polizisten… Der große und<br />
dicke Gneisser postierte sich dabei<br />
so vor dem kleineren und<br />
schlanken Schoitl, dass von dem<br />
fast nichts auf die Filme kam.<br />
Vysloczil weigerte sich, mit den<br />
Vertretern der verrotteten Altparteien<br />
aufs gleiche Bild zu<br />
kommen und wollte unbedingt<br />
allein aufgenommen werden…<br />
Donaustädter Bezirkszeitung Nr. 7/2012 2/2011<br />
Kuriose Ideen, G´schicht´ln und Geschichte<br />
Ein echter Wiener in Kaisermühlen Teil 2<br />
Zunächst Teile eines Interviews<br />
mit Ernst Hinterberger von Martin<br />
Betz, 1998 (www.martinbetz.at/diplom):<br />
‚Gehen wir noch einmal zum<br />
Anfang des "Blues". Wie sind<br />
Sie eigentlich auf Kaisermühlen<br />
gekommen?<br />
Ich wollte eigentlich etwas in<br />
der Donaustadt machen, und<br />
zwar rund um den Schrödingerplatz.<br />
Da gibt’s so einen Riesen-<br />
Gemeindebau, der heißt Bundesländerhof…<br />
Kaisermühlen<br />
hab ich gekannt, weil ich <strong>30</strong> Jahre<br />
eine Kabine im Gänsehäufl<br />
gehabt hab. Jetzt hab ich gesagt,<br />
machen wir das dort.<br />
Sie bereiten jetzt die siebente<br />
Staffel vom Blues vor...<br />
Ich wollte eigentlich nach der<br />
sechsten aufhören… Einige<br />
Schauspieler haben sich ebenfalls<br />
größere Anschaffungen geleistet.<br />
Da haben sie gesagt, es<br />
ist ein Jammer, wenn du aufhörst,<br />
jetzt habe ich mir ein Auto<br />
gekauft, das kostet … Was<br />
soll ich jetzt machen? Dann hat<br />
Serie von Robert Eichert<br />
Ernst Hinterberger (1931-2012), der geistige Vater legendärer Kultfiguren der österreichischen Fernsehunterhaltung, ist tot. Die Erinnerung<br />
an ihn bleibt uns durch sein Wirken und all seine Romane und deren Umsetzung im Film im Gedächtnis. In unserer Serie lade<br />
ich Sie zu einer Lesereise durch den Roman zur Fernsehserie „Kaisermühlen Blues“ ein.<br />
Kaisermühlen Blues Bezirksvorsteher mit den<br />
Bezirksräten Schoitl und Vysloczil<br />
Fotosammlung Margarete Pelikan<br />
da tauchte die Frage auf, um<br />
wessen Skelett es sich handeln<br />
könnte… Gneisser und Schoitl<br />
vertraten die These, es könnte<br />
sich um das Skelett eines Ureinwohners<br />
von Kaisermühlen handeln…<br />
Was mehr oder weniger<br />
hieß, dass der in die Gerichtsmedizin<br />
gebrachte erste Kaisermühlner<br />
ins Grätzlmuseum gehörte.<br />
Der FPÖ-Mann war nicht<br />
dieser Meinung… es müsse entweder<br />
ein Wehrmachtsangehöriger<br />
oder ein Mitglied der Waffen-SS<br />
gewesen sein. Also jemand,<br />
der hier pflichtgetreu<br />
den Heldentod gefunden hatte<br />
und nun ein Anrecht auf ein militärisches<br />
Begräbnis habe…‘<br />
‚Vor dem Cafe Gänsehäufel<br />
stand noch die Partie, wie sich<br />
diese Männer selbst nannten. Es<br />
waren Leute, die eigentlich im<br />
Cafe ihr Zuhause hatten… Sebesta<br />
war Gewohnheitstrinker, fanatischer<br />
Anhänger des Kaisermühlner<br />
Fußballclubs, Strohal<br />
ein blödgeschlagener Ex-Boxer…<br />
Rene, der jüngste, hatte<br />
eine gescheiterte Beziehung<br />
hinter sich und kam mit dem Leben<br />
nicht mehr so richtig zurecht.‘<br />
‚Sie hatten ein Stück von Nestroy<br />
im Haus der Begegnung<br />
auf dem Schrödinger Platz gespielt,<br />
und es war ziemlich spät<br />
geworden… Als Lena bei der<br />
Station Schüttauplatz ausstieg,<br />
waren nur die üblichen Tschecheranten<br />
vor dem Wirtshaus<br />
und dem Cafe zu sehen… als sie<br />
plötzlich einige Männerbeine<br />
vor sich sah. Es waren drei Burschen,<br />
die sich über sie lustig<br />
machten, in einer Weise, wie es<br />
selbst für Kaisermühlen ungewöhnlich<br />
rüde und ordinär war.<br />
Dann, als sich Lena aufrichtete,