März - Blankeneser Segel-Club eV
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gechartertes Regattaschiff entgegennehmen und<br />
den Rest der Crew treffen sollen. Zur gefühlten<br />
Regatta-Crew-Untauglichkeit kommt noch die<br />
Sorge hinzu, ob wir uns mit dem Rest der Crew<br />
verstehen werden, mit der wir die nächsten zwei<br />
Wochen intensiv verbringen.<br />
Die Sorge ist unbegründet: die Crew-Mitglieder<br />
könnten zwar unterschiedlicher nicht sein, ergänzen<br />
sich aber hervorragend. Olli hat es geschafft,<br />
eine Truppe aus extrem motivierten Seglern<br />
zusammenzustellen, die zwar sehr unterschiedliche<br />
Regatta-Vorkenntnisse und Erfahrungen<br />
mitbringen, aber alle irgendetwas besonderes<br />
beitragen können. Während das erfahrene<br />
Regatta-Segler-Paar vom Bodensee sofort<br />
anfängt, über Polardiagramme zu fachsimpeln,<br />
sich der gelernte Bootsbauer mit der Kalibrierung<br />
der Navigations instrumente beschäftigt und der<br />
Kraftwerks ingenieur aus dem Ruhrpott zusätzliche<br />
Winschkurbeltaschen anbringt, reichen<br />
meine SKS-Kenntnisse immerhin noch aus, einen<br />
prachtvollen genähten Takling auf das neue<br />
Dyneema-Fall zu setzen. Unsere First 40.7 wird<br />
immer mehr zur perfekten Rennmaschine.<br />
Auch seglerisch legt sich die Sorge relativ schnell.<br />
Es haben zwar nicht alle Regatta-Erfahrung, aber<br />
zumindest sind alle recht erfahrene Segler. Es ist<br />
eine Woche Training vor dem Start der Regatta<br />
eingeplant, und Olli stellt sich wieder einmal als<br />
extrem guter Coach heraus, der in der Lage ist,<br />
aus jedem einzelnen Leistungen herauszuholen,<br />
an die man selber nicht geglaubt hat. So reichen<br />
Olivers spindeldürre Arme durchaus zur Arbeit<br />
als Mastmann – alles nur eine Frage der Technik.<br />
Meine Erfahrung auf Pirat und 470er macht sich<br />
als Spi-Trimmer bezahlt. Auch wenn ganz andere<br />
Kräfte wirken, so reagiert der Spi auf mein Ziehen<br />
und Fieren letzlich genauso wie auf der Jolle.<br />
Nach zwei Tagen Training und America’s Cupper<br />
Watching vor Valencia, einer spannenden nächtlichen<br />
Überfahrt nach Ibiza, und von dort weiter<br />
nach Mallorca, liegen wir am Steg des Real <strong>Club</strong><br />
Nautico de Palma (R.C.N.P.). Zwei Boote neben<br />
uns liegt die CAM, eine Farr 54 – das Boot, mit<br />
dem Prinz Felipe von Spanien an der Regatta<br />
teilnimmt. Gegenüber liegt eine italienische High<br />
Tech Rennmaschine, ganz aus Carbon und<br />
Vorreiter für die neue GP42-Klasse. Ein paar<br />
Schritte weiter liegen die Boote der TP52-Klasse.<br />
Diese Boote sind schneller als die America’s<br />
Cupper und sehen fast genauso beeindruckend<br />
aus. Gesegelt werden sie von der internationalen<br />
Seglerelite: Dean Barker, Paul Cayard, Russel<br />
Coutts, John Kostecki, Ian Walker uns so fort.<br />
Nur die BRIBON und die FRAM XVI haben noch<br />
berühmtere Skipper: S.M. Juan Carlos de Borbon<br />
König von Spanien und H.M.King Harald V von<br />
Norwegen.<br />
Wir sind mit unserer First 40.7 „Estrella Azul“ in<br />
der Klasse IMS OPEN gemeldet. Auf den 38<br />
Schiffen in dieser Klasse sind zumeist Profi-Crews,<br />
so auf der CAM oder der MOVISTAR (Skipper:<br />
Pedro Campos). Selbst die Amateur-Schiffe sind<br />
gesponsort, segeln seit acht Jahren zusammen<br />
und nehmen zum fünften Mal an der Copa del<br />
Rey teil. Als am Vortag der ersten Wettfahrt die<br />
Spi-Halse zum fünften Mal misslingt, überlegen<br />
wir fast, ob wir unsere Meldung zurückziehen<br />
sollen. Doch am nächsten Morgen sieht alles<br />
anders aus. Die Journalisten und Kameraleute<br />
müssen hinter der Absperrung vor dem <strong>Club</strong><br />
stehen – wir dürfen mitten durch und laufen<br />
dabei fast dem König in die Arme, der mit seinem<br />
Audi vorgefahren ist. Der Prinz – ganz bescheiden<br />
im Seat – kommt etwas später nach. Beim<br />
Frühstück im <strong>Club</strong> sitzen wir neben Paul Cayard.<br />
Wir müssen uns in den (inzwischen schon kräftiger<br />
gewordenen) Arm kneifen, um zu glauben,<br />
dass das kein Traum ist. Und dann ist es soweit –<br />
das 5-Minuten-Signal für die erste Wettfahrt<br />
ertönt. Obwohl ich bei der Hitze schwitze wie<br />
verrückt, muss ich vor Aufregung zur Toilette.<br />
Geht jetzt nicht mehr – ich muss meine Position<br />
als Genua-Trimmer einnehmen. Uns kommt die<br />
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