S K R I P T U M Recht - DAVID eV
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F48. F 45 enthält somatoforme Störungen, die ihrerseits aufgeteilt werden in die Diagnosen F<br />
45.0–F.45.9, u. a.: ICD-10: F45.0 (Somatisierungsstörung).<br />
Im Folgenden werde ich intensiver auf das Problem der posttraumatischen Belastungsstörung<br />
(englisch: Posttraumatic Stress Disorder = PTSD) eingehen. Diese ist klassifiziert nach ICD-10:<br />
F 43.1. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch noch die akute Belastungsreaktion ICD-10: F<br />
43.0) und die Anpassungsstörung (ICD-10: F 43.2).<br />
Ein Tipp: Wer sich mit psychologischen oder psychiatrischen Gutachten auseinander setzen<br />
muss, bei denen die genannten Krankheitsbilder eine Rolle spielen, sollte hierzu die<br />
entsprechenden Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen<br />
Fachgesellschaften lesen. Hier gibt es z. B. „Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für<br />
psychotherapeutische Medizin (DGPM) in Abstimmung mit der Deutschen Gesellschaft für<br />
Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (DGPT) zur ärztlichen Begutachtung der<br />
Psychosomatik und psychotherapeutischen Medizin – Sozialrechtsfragen sowie zur<br />
posttraumatischen Belastungsstörung“ 74 .<br />
Nun aber zu der eingangs von Kissel gestellten und von ihm gleich beantworteten Frage: Ist nun<br />
die Beantwortung der Kissel’schen Frage nach der Existenz rein psychischer Folgen eines<br />
„Whiplash-Unfalls“ wirklich so eindeutig? Im Prinzip, ja. Diese Frage könnte den Eindruck<br />
erwecken, als wäre sie – die Frage – neueren Datums. Irrtum! Dieses Problem ist nicht nur als<br />
solches schon älter. Es ist auch schon seit längerem als Problem bekannt und erforscht worden.<br />
Die Zusammenhänge von Trauma und psychischen Folgen haben bereits Sigmund Freud – und<br />
vor ihm schon andere – erkannt und beschrieben. Gegenstand früherer Untersuchungen war die<br />
sog. Kriegsneurose (intensiv erforscht und beschrieben nach dem 1. Weltkrieg) und die von<br />
Freud so genannte Angstneurose, eine (ebenfalls nach Freud) traumatische Neurose 75 . Der<br />
Begriff der „traumatischen Neurose“ geht auf den deutschen Nervenarzt Hermann Oppenheim<br />
zurück, der diesen Ausdruck 1889 zum ersten Mal gebraucht hat. 76<br />
Das Phänomen, um das es hier geht, wurde schon 1895 von einem Kollegen Freuds, Josef<br />
Breuer, anschaulich wie folgt beschrieben: „In den Tagen nach einem Eisenbahnunglück z. B.<br />
wird im Schlafe und im Wachen die Schreckensszene wieder durchlebt, immer mit der<br />
Erneuerung des Schreckaffektes, bis endlich nach dieser Zeit „psychischer Ausarbeitung“ oder<br />
Inkubation die Konvertierung in ein somatisches Phänomen zustande gekommen ist.“ 77<br />
Außer an psychischen Folgen kriegerischer Ereignisse wurde dieses Phänomen nämlich (zuerst?)<br />
bei Opfern von Eisenbahnunglücken untersucht. Daher die Ausdrücke wie railway-spine,<br />
railway-brain, die auch schon von Freud 78 gebraucht wurden, deren Ursprung aber erheblich<br />
älter ist, u. a. schon von Erichsen (1818-1889) 79 verwandt wurde.<br />
Das Problem liegt nun darin, dass viele Sachverständige (nach meiner persönlichen Meinung viel<br />
zu viel Sachverständige) mit der Erklärung für rein psychologische aber auch für somatische<br />
(körperliche) Unfallfolgen viel zu schnell mit der Erklärung bei der Hand sind, es handle sich um<br />
eine unfallunabhängige, neurotische Fehlverarbeitung des Unfallgeschehens. Eine Bemerkung<br />
am Rande. Hierin liegt bereits ein Widerspruch in sich. Wenn es eine Reaktion auf den Unfall<br />
ist, kann es schon per se nicht unfallunabhängig sein. Diesen Widerspruch haben mir bisher<br />
Sachverständige, die mit dieser „Diagnose“ arbeiten, noch nicht erklären können.<br />
Oft taucht auch als Erklärung auf, es handle sich um bereits vor dem Unfall vorhandene<br />
neurotische Störungen, die jetzt erst aktiviert worden seien. Auch hier eine persönliche<br />
Anmerkung: Wodurch sollen sie aktiviert worden sein, wenn nicht durch den Unfall, wenn die<br />
Auswirkungen erst seit dem Unfall bestehen? Welcher Art können nun psychische Unfallfolgen,