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Festigkeit und Schadensanalyse - ETH Zürich

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<strong>Festigkeit</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Schadensanalyse</strong><br />

Kapitel 5


Inhaltsverzeichnis<br />

FASERVERSTÄRKTE KUNSTSTOFFE<br />

5 <strong>Festigkeit</strong> von FVK <strong>und</strong> <strong>Schadensanalyse</strong> 5-4<br />

5.1 <strong>Festigkeit</strong>sparameter von Faserverb<strong>und</strong>werkstoffen 5-4<br />

5.2 <strong>Festigkeit</strong>snachweis bei isotropen <strong>und</strong> bei anisotropen Materialien 5-4<br />

5.3 <strong>Festigkeit</strong>skriterien für unidirektional verstärkte Faserverb<strong>und</strong>werkstoffe 5-5<br />

5.3.1 Kriterium der maximalen Spannungen 5-5<br />

5.3.2 Tsai-Hill Pauschalkriterium 5-7<br />

5.3.3 Tsai-Wu Pauschalkriterium in Tensorform 5-9<br />

5.3.4 Kriterien nach Hashin 5-10<br />

5.4 <strong>Festigkeit</strong> von multidirektionalen Laminaten 5-16<br />

5.4.1 Schichtweise Spannungsanalyse 5-16<br />

5.4.2 Versagensindex <strong>und</strong> Eigenspannungen 5-17<br />

5.4.3 Sicherheitsfaktor <strong>und</strong> Sicherheitsreserve 5-18<br />

5.4.4 Fortschreitende <strong>Schadensanalyse</strong> <strong>und</strong> Tragfähigkeit 5-18<br />

5.5 Literaturhinweise 5-21<br />

5-3 Version 1.0 (September 2010)


FESTIGKEIT VON FVK UND SCHADENSANALYSE<br />

5 <strong>Festigkeit</strong> von FVK <strong>und</strong> <strong>Schadensanalyse</strong><br />

5.1 <strong>Festigkeit</strong>sparameter von Faserverb<strong>und</strong>werkstoffen<br />

Bei den nachfolgend erläuterten <strong>Festigkeit</strong>skriterien für Faserverb<strong>und</strong>werkstoffe wird von einem<br />

transversal isotropen Material ausgegangen. Dann müssen gemäss Abb. 5.1 sechs verschiedene<br />

<strong>Festigkeit</strong>swerte beachtet werden. Die Faserrichtung wird in lokalen Koordinaten mit 1 bezeichnet.<br />

Die Werte der sechs <strong>Festigkeit</strong>en sind stets positiv. <strong>Festigkeit</strong> unter Zugspannung ist mit t, die<br />

unter Druckspannung mit c bezeichnet.<br />

Y c<br />

S L<br />

Y t<br />

S L<br />

S L<br />

Xc SQ S L<br />

Spannungen: � 1, � 2, � 12<br />

X t, X c, Y t, Y c, S L, S Q: positive Zahlen<br />

Abbildung 5.1: Vereinbarungen für die ebenen Spannungen <strong>und</strong> die <strong>Festigkeit</strong>swerte<br />

5.2 <strong>Festigkeit</strong>snachweis bei isotropen <strong>und</strong> bei anisotropen Materialien<br />

Y t<br />

Die Versagenskriterien für isotrope Werkstoffe reduzieren den am Bauteil auftretenden mehrachsigen<br />

Spannungszustand auf eine so genannte Vergleichsspannung. Diese vergleicht man mit dem<br />

<strong>Festigkeit</strong>swert aus einer einachsigen Belastung wie etwa einem Zugversuch.<br />

Die Definition dieser Vergleichsspannung enthält auch eine physikalische Vorstellung über die<br />

Versagensart, wie zum Beispiel Fliessen oder Trennbruch, die ihrerseits nicht nur vom Charakter<br />

des Werkstoffs, sondern auch dem Spannungszustand abhängt. Man kann sowohl die Bedingungen<br />

für sprödes Brechen als auch diejenigen für Fliessversagen relativ einfach durch die Hauptspannungen<br />

ausdrücken. Diese Eleganz <strong>und</strong> Einfachheit setzen jedoch ein isotropes <strong>und</strong><br />

makroskopisch homogenes Kontinuum mit ebenfalls richtungsunabhängigem Bruchverhalten voraus.<br />

Faserverb<strong>und</strong>werkstoffe besitzen diese Eigenschaften nicht. Ihre Anisotropie muss sogar in<br />

dreierlei Hinsicht beachtet werden:<br />

� elastische Anisotropie<br />

� Anisotropie der <strong>Festigkeit</strong>swerte<br />

� Anisotropie des Bruchverhaltens<br />

Während beim isotropen Werkstoff ein beliebiger Spannungszustand in seinen Hauptspannungen<br />

ausgedrückt werden darf <strong>und</strong> diese ohne Verlust an physikalischen Informationen über die Werk-<br />

� <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>, IMES-ST 5-4<br />

Y c<br />

S Q<br />

X t


FASERVERSTÄRKTE KUNSTSTOFFE<br />

stoffanstrengung in einfache physikalisch begründete Bruchkriterien eingehen, entfällt diese Eleganz<br />

bei den anisotropen Werkstoffen. Hier muss man stets mit den Normal- <strong>und</strong> Schubspannungen<br />

in den Materialhauptachsen rechnen.<br />

5.3 <strong>Festigkeit</strong>skriterien für unidirektional verstärkte Faserverb<strong>und</strong>werkstoffe<br />

Einen ersten Ansatz von etwa 1980 [1] aufgreifend, existiert erst seit Mitte der neunziger Jahre ein<br />

Bruchkriterium mit ernstzunehmendem physikalischen Hintergr<strong>und</strong> [2]. Dabei wird sowohl das<br />

Zusammenwirken verschiedener Spannungskomponenten zu einer Werkstoffbeanspruchung betrachtet<br />

als auch vorausgesagt, ob Versagen der Faser oder der Matrix zuerst auftritt. Wegen ihrer<br />

Bedeutung in der Praxis werden die älteren Kriterien ebenfalls behandelt. Man kann diese entsprechend<br />

ihren Fähigkeiten gemäss Abb. 6.2 einteilen. Das Kriterium der maximalen Spannung<br />

sagt die Versagensart voraus ohne Spannungsinteraktionen zu berücksichtigen. Umgekehrt verhält<br />

es sich mit der Mehrzahl aller bekannten Kriterien, den sogenannten Pauschalkriterien. Die<br />

Kriterien von Hashin kombinieren beide Vorteile <strong>und</strong> die Theorie von Puck ist physikalisch f<strong>und</strong>iert.<br />

Spannungsinteraktionen<br />

Voraussage der Versagensart<br />

physikalisch gut begründet<br />

Abbildung 5.2: Merkmale von <strong>Festigkeit</strong>skriterien für Faserverb<strong>und</strong>werkstoffe<br />

5.3.1 Kriterium der maximalen Spannungen<br />

Kriterium der maximalen Spannungen<br />

Mises-Verwandte <strong>und</strong> Tensorpolynome<br />

Kriterien von Hashin<br />

Theorie <strong>und</strong> Kriterium von Puck<br />

Bei diesem Kriterium werden die wirkenden Spannungen einfach mit den <strong>Festigkeit</strong>swerten<br />

� Xt, Xc: Zug- bzw. Druckfestigkeit in Faserrichtung<br />

� Yt, Yc: Zug- bzw. Druckfestigkeit in Querrichtung<br />

� S : Schubfestigkeit in der 1 - 2-Ebene<br />

des Werkstoffs verglichen:<br />

Zugspannungen<br />

Druckspannungen<br />

Schubspannungen<br />

:<br />

:<br />

:<br />

�<br />

�<br />

�<br />

1<br />

1<br />

12<br />

�<br />

�<br />

�<br />

X ,<br />

X<br />

t<br />

c<br />

S<br />

,<br />

�<br />

�<br />

2<br />

2<br />

�<br />

�<br />

Y<br />

Y<br />

t<br />

c<br />

(5.1)<br />

5-5 Version 1.0 (September 2010)


FESTIGKEIT VON FVK UND SCHADENSANALYSE<br />

Versagen tritt ein, sobald eine der fünf Ungleichungen verletzt ist. Ist die örtliche <strong>Festigkeit</strong> durch<br />

eine der vier ersten Bedingungen begrenzt, ist (im Rahmen dieser Hypothese) auch die<br />

Versagensart gegeben. Bei kritischer Schubbeanspruchung sind hingegen Bruchformen mit oder<br />

ohne Faserbruch denkbar. Die Vorhersagegenauigkeit unter mehrachsiger Belastung kann mit<br />

einachsigen Belastungsversuchen [3] an unidirektional verstärkten Proben, deren Faserrichtung im<br />

Winkel � von der Belastungsrichtung abweicht, untersucht werden. Wegen der einachsigen Belastung<br />

liegt in den globalen Koordinaten nur die Spannung �x vor <strong>und</strong> die Spannungen entlang<br />

der lokalen Materialkoordinaten folgen aus der Transformation<br />

�<br />

�<br />

�<br />

1<br />

2<br />

12<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� cos<br />

x<br />

� sin<br />

x<br />

�<br />

�<br />

� sin �cos�<br />

Wenn man die Gleichungen (5.2) nach der globalen Spannung in Referenzkoordinaten auflöst <strong>und</strong><br />

für die lokalen Spannungen die <strong>Festigkeit</strong>sbedingungen nach dem Kriterium der maximalen Spannungen<br />

einsetzt, erhält man als Voraussage der <strong>Festigkeit</strong> der off-axis-Proben den kleinsten Wert<br />

von<br />

�<br />

�<br />

�<br />

x<br />

x<br />

x<br />

�<br />

�<br />

�<br />

x<br />

2<br />

2<br />

X<br />

2<br />

cos �<br />

Y<br />

2<br />

sin �<br />

S<br />

sin �cos�<br />

Gemäss Abb. 5.3 liefert das Kriterium der maximalen Spannungen über weite Bereiche, aber vor<br />

allem bei � = 25º unter Zugbelastung, zu optimistische <strong>Festigkeit</strong>svoraussagen (man beachte die<br />

logarithmisch eingeteilte Spannungsachse). Die Spannung ist in der Einheit kpsi (1000 po<strong>und</strong> per<br />

square inch) eingetragen.<br />

2<br />

1<br />

�<br />

� x<br />

� [kpsi]<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

� x �<br />

�<br />

Druck<br />

Zug<br />

� �� �� �� �� �� ��<br />

Abbildung 5.3: Kriterium der maximalen Spannungen: Voraussagen <strong>und</strong> Messungen<br />

� <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>, IMES-ST 5-6<br />

x<br />

�[deg]<br />

(5.2)<br />

(5.3)


5.3.2 Tsai-Hill Pauschalkriterium<br />

FASERVERSTÄRKTE KUNSTSTOFFE<br />

Das recht bekannte <strong>und</strong> in der Praxis etablierte Tsai-Hill Kriterium [3] geht auf das von Mises'sche<br />

Fliesskriterium zurück. Hill [4] stellte 1950 ein Fliesskriterium für gewalzte <strong>und</strong> daher leicht anisotrope<br />

Metalle vor,<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2 2 2<br />

����� � G�����<br />

� H ����� � 2�L��M��N�<br />

1 � F y z<br />

x z<br />

x y<br />

yz xz � xy (5.4)<br />

Welches für den Sonderfall der Isotropie mit dem Kriterium von von Mises zusammenfällt:<br />

v<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2 2 2<br />

������ � ����� � ����� � � ������ � � �<br />

(5.5)<br />

1<br />

2 y z x z x y 3 yz xz xy<br />

Für orthotrope Materialien hat das Tsai-Hill Kriterium sechs unabhängige <strong>und</strong> durch <strong>Festigkeit</strong>stests<br />

zu ermittelnde Koeffizienten. Es wird auch nicht mehr für die Berechnung einer Vergleichsspannung<br />

verwendet, sondern so umgestaltet, dass es bei kritischer Belastung den Wert Eins erreicht<br />

<strong>und</strong> lautet deswegen:<br />

�<br />

�<br />

2<br />

2<br />

�G�H����F�H�� � �F � G�<br />

2H�<br />

�<br />

1<br />

2<br />

2L�<br />

23<br />

2<br />

1<br />

�<br />

�<br />

2G�<br />

�<br />

1<br />

2<br />

2M�<br />

23<br />

3<br />

2<br />

�<br />

�<br />

2F�<br />

�<br />

2<br />

2<br />

2N�<br />

Steven Tsai [3] subsituierte die <strong>Festigkeit</strong>en von Faserverb<strong>und</strong>werkstoffen für die anisotropen<br />

Fliessgrenzen des Hill'schen Kriteriums. Dabei kann der ursprüngliche physikalische Hintergr<strong>und</strong><br />

des Fliessversagens nicht auf spröde brechende Faserverb<strong>und</strong>werkstoffe zutreffen. Die formale<br />

Interaktion zwischen den verschiedenen Spannungskomponenten ist daher, wie auch bei allen<br />

anderen älteren Kriterien, weder physikalisch noch experimentell abgesichert. Bei jeweils alleiniger<br />

Aufbringung der uniaxialen Versagenslasten X, Y <strong>und</strong> Z folgt<br />

�<br />

23<br />

3<br />

2<br />

3<br />

�<br />

1<br />

(5.6)<br />

1<br />

1<br />

1<br />

G � H � , F � H � , F � G �<br />

(5.7)<br />

2<br />

2<br />

2<br />

X<br />

Y<br />

Z<br />

Die Kombination dieser Gleichungen liefert die Auflösung nach den Parametern<br />

1 1 1 1 1 1<br />

1 1 1<br />

2H<br />

� � � , 2F<br />

� � � , 2G<br />

� � � (5.8)<br />

2 2 2<br />

2 2 2<br />

2 2 2<br />

X Y Z Y Z X Z X Y<br />

Bezeichnet man die Schubfestigkeiten mit Q, R <strong>und</strong> S, so erhält man<br />

1<br />

1<br />

1<br />

2L<br />

� , 2M<br />

� , 2N<br />

�<br />

(5.9)<br />

2<br />

2<br />

2<br />

Q<br />

R S<br />

5-7 Version 1.0 (September 2010)


FESTIGKEIT VON FVK UND SCHADENSANALYSE<br />

Nach Einsetzen der Ergebnisse in das Tsai-Hill Kriterium (5.6) verw<strong>und</strong>ert bei ebenem Spannungszustand,<br />

nämlich �3 = �13 = �13 = 0, die verbleibende Abhängigkeit von der <strong>Festigkeit</strong> Z senkrecht<br />

zur Belastungsebene:<br />

��<br />

�<br />

� X �<br />

2<br />

2<br />

2<br />

1 � ��<br />

2 �<br />

12 �<br />

� � � �<br />

�<br />

2<br />

�<br />

� 1 1 1 � ��<br />

��<br />

1�<br />

2�<br />

� � �<br />

2 2 � �<br />

� Y � � X Y Z � � S �<br />

1<br />

(5.10)<br />

Diese Eigenschaft des Hill'schen Kriteriums ist natürlich physikalisch unhaltbar, fällt allerdings bei<br />

transversal istropen Materialien (Z = Y) wie den unidirektionalen Faserverb<strong>und</strong>werkstoffen nicht ins<br />

Auge. Damit lautet das Tsai-Hill Kriterium für transversal isotrope Materialien unter ebener Beanspruchung<br />

��<br />

�<br />

� X �<br />

2<br />

2<br />

2<br />

1 � �1�<br />

2 ��<br />

2 � ��<br />

12 �<br />

� � � � �<br />

2 � � � �<br />

X<br />

� Y<br />

�<br />

�<br />

S<br />

�<br />

1<br />

(5.11)<br />

Man beachte die gegenseitige Beeinflussung der Terme mit den verschiedenen Spannungskomponenten,<br />

die im dreidimensionalen Spannungsraum (�1, �2, �12) einen Bruchkörper mit stetigen<br />

Oberflächen bildet, siehe Abb. 5.4. Der Quader entspricht dem Kriterium der maximalen Spannungen<br />

<strong>und</strong> der einbeschriebene Ellipsoid dem Tsai-Hill Kriterium, welches eben deswegen konservativer<br />

ist.<br />

� �<br />

-Y c<br />

X t<br />

� ��<br />

Abbildung 5.4: Bruchkörper nach Tsai-Hill einbeschrieben im Quader, der dem Kriterium der maximalen Spannungen<br />

entspricht<br />

Das Vorzeichen der auftretenden Spannungen �1 <strong>und</strong> �2 muss in der Wahl von Zug- oder Druckfestigkeiten<br />

für X oder Y berücksichtigt werden. Diese Werte sind, wie auch bei allen anderen<br />

<strong>Festigkeit</strong>skriterien, als positive Zahlen einzusetzen. Das Tsai-Hill Kriterium liefert bei unidirektionalen<br />

FVW-Proben mit von der Belastungsrichtung abweichenden Faserrichtungen wesentlich<br />

bessere Voraussagen (Abb. 5.5) als die Kriterien der maximalen Spannungen oder der maximalen<br />

Dehnungen. Jedoch liefert es keine Auskunft über das Bruchphänomen. Faser- oder Zwischenfaserbruch<br />

wird nicht identifiziert. Damit fehlt eine wesentliche Voraussetzung für eine fortschreitende<br />

<strong>Schadensanalyse</strong>.<br />

� <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>, IMES-ST 5-8<br />

S<br />

-S<br />

Y t<br />

-X c<br />

� �


� [kpsi]<br />

x<br />

���<br />

���<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

�<br />

�<br />

Druck<br />

Zug<br />

� �� �� �� �� �� ��<br />

Abbildung 5.5: Tsai-Hill Kriterium: Voraussagen <strong>und</strong> Messungen<br />

5.3.3 Tsai-Wu Pauschalkriterium in Tensorform<br />

�[deg]<br />

FASERVERSTÄRKTE KUNSTSTOFFE<br />

Ansätze mit einer grösseren Anzahl von Parametern bieten die Möglichkeit einer Formulierung, die<br />

unabhängig von dem Vorzeichen der wirkenden Spannungen gültig ist. Am bekanntesten ist das<br />

Bruchkriterium in Tensorschreibweise [5,6]<br />

a<br />

b<br />

�F � � �F � � � �1<br />

i<br />

� (5.12)<br />

i<br />

das für a = b = 1 in der westlichen Literatur vor allem als Tsai-Wu-Kriterium [7] geläufig ist. In Beschränkung<br />

auf ebenen Spannungszustand lautet das quadratische Tensorpolynom ausgeschrieben:<br />

�<br />

�<br />

F�<br />

F<br />

1 1<br />

2<br />

11�<br />

1<br />

�<br />

�<br />

F �<br />

F<br />

2<br />

22<br />

�<br />

2F12� 1�<br />

2 � 2F16�<br />

1�<br />

12 � 2F26�<br />

2�<br />

12<br />

ij<br />

2<br />

2<br />

2<br />

i<br />

j<br />

�<br />

�<br />

F �<br />

F<br />

6 12<br />

2<br />

66�<br />

12<br />

�<br />

1<br />

(5.12)<br />

Da ein Wechsel des Vorzeichens der Schubspannung �12 die <strong>Festigkeit</strong>sparameter nicht beeinflussen<br />

darf, müssen F6, F16 <strong>und</strong> F26 verschwinden. Damit verbleiben zunächst sechs unabhängige<br />

Parameter im Vergleich zu dreien beim Tsai-Hill-Kriterium:<br />

Einachsige <strong>Festigkeit</strong>stests liefern:<br />

2<br />

2 2<br />

F�<br />

� F � � F � � 2F<br />

� � � F � � F � �1<br />

1<br />

1<br />

2<br />

2<br />

11<br />

1<br />

12<br />

1<br />

2<br />

22<br />

2<br />

66<br />

12<br />

(5.13)<br />

1 1 1 1 1<br />

1 1<br />

F1<br />

� � , F2<br />

� � , F11<br />

� , F22<br />

� , F66<br />

� (5.14)<br />

2<br />

X X Y Y X X Y Y S<br />

t<br />

c<br />

t<br />

c<br />

Darin bedeuten der untere Index t Zugfestigkeit <strong>und</strong> c Druckfestigkeit. Die Frage der Bestimmung<br />

von F12 ist schwierig zu beantworten. Definiert man etwa nach der Bestimmung der anderen fünf<br />

t<br />

c<br />

t<br />

c<br />

5-9 Version 1.0 (September 2010)


FESTIGKEIT VON FVK UND SCHADENSANALYSE<br />

Parameter einen zweiachsigen Test �1 = �2 = s, ergibt sich F12 als Funktion dieser zweiachsigen<br />

Beanspruchung <strong>und</strong> der <strong>Festigkeit</strong>en Xt, Xc, Yt <strong>und</strong> Yc:<br />

1 � � 1 1 1 1 � � 1 1 � � 2<br />

F � � � �<br />

� � � �<br />

�<br />

� � �<br />

� �<br />

�<br />

�<br />

12 1<br />

�<br />

�<br />

2<br />

� (5.15)<br />

2�<br />

� � X t X c Yt<br />

Yc<br />

� � X t X c YtYc<br />

� �<br />

Dass aber die Zugfestigkeit unter zweiachsiger Beanspruchung von den Druckfestigkeiten Xc <strong>und</strong><br />

Yc abhängen soll, ist physikalisch unannehmbar. Nach Narayanaswami <strong>und</strong> Adelmann [8] kann<br />

man F12 = 0 setzen. Dadurch kann eine Abweichung von 10 % entstehen. Jedoch liefert auch das<br />

Tsai-Wu-Kriterium keine Information über das Bruchphänomen.<br />

5.3.4 Kriterien nach Hashin<br />

Im Jahre 1980 entwickelte Hashin [1] verbesserte <strong>Festigkeit</strong>skriterien, deren Interpolationspolynome<br />

mit Invarianten der Schichtspannungen ausgedrückt werden. Seine Kriterien stellen einen<br />

erheblichen Fortschritt gegenüber den bis dahin existierenden Pauschalkriterien [3,7] dar, weil sie<br />

klar zwischen Faser- <strong>und</strong> Zwischenfaserbruch <strong>und</strong> auch zwischen Versagen unter Zug- <strong>und</strong><br />

Druckspannungen unterscheiden. Die Invarianten vereinfachen sich durch die von Hashin angenommene<br />

transversale Isotropie der unidirektional verstärkten Faserverb<strong>und</strong>werkstoffe. Deren<br />

<strong>Festigkeit</strong>svoraussage darf natürlich nicht von einer Drehung des Koordinatensystems um die Faserrichtung<br />

x1 beeinflusst werden. Zum besseren Verständnis seines Ansatzes werden an dieser<br />

Stelle die Spannungsinvarianten des räumlichen Spannungszustands betrachtet.<br />

5.3.4.1 Spannungsinvarianten<br />

Der Spannungszustand in einem bestimmten Punkt eines elastischen Körpers ohne Beachtung<br />

verteilter Momente ist im x-y-z-Bezugssystem durch die sechs Spannungskomponenten �xx, �yy,<br />

�zz, �yz, �xz <strong>und</strong> �xy festgelegt. Damit kann der Spannungsvektor � T = {�x �y �z} ausgedrückt werden,<br />

welcher zu einem beliebig orientierten Flächenelement gehört. Dazu wird ein in Abb. 5.6<br />

dargestelltes differentielles Tetraeder betrachtet.<br />

z<br />

dz<br />

C<br />

A<br />

dx<br />

x<br />

B<br />

n<br />

dy<br />

Abbildung 5.7: Differentielles Tetraeder zur Visualisierung des Spannungsgleichgewichts<br />

� <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>, IMES-ST 5-10<br />

� yy<br />

� yx<br />

� yz<br />

� �<br />

y


FASERVERSTÄRKTE KUNSTSTOFFE<br />

Es lassen sich nun Schnittebenen so ausrichten, dass die Richtung des auf sie wirkenden Spannungsvektors<br />

� zu ihrem Normaleneinheitsvektor n parallel wird. Man spricht dann von Hauptrichtungen<br />

bzw. von Hauptspannungen. Der Normaleneinheitsvektor n hat die Komponenten nx, ny<br />

<strong>und</strong> nz. Damit sind die Projektionen der von den drei Punkten A, B <strong>und</strong> C aufgespannten Dreiecksfläche<br />

dF auf die yx-, die xz- <strong>und</strong> die xy-Ebenen gegeben mit dFnx, dFny <strong>und</strong> dFnz. Im Folgenden<br />

werden die Komponenten des Spannungstensors <strong>und</strong> diejenigen des Spannungsvektors auseinander<br />

gehalten, indem konsequent die ersten zweifach <strong>und</strong> die letzten einfach indiziert werden. So<br />

lautet das Gleichgewicht in x-Richtung:<br />

� � � n dF ��<br />

n dF ��<br />

n dF<br />

(5.16)<br />

xdF<br />

xx x xy y xz z<br />

Nach Kürzung durch das Flächenelement dF schreibt man alle Gleichgewichtsbedingungen<br />

oder kurz:<br />

�<br />

�<br />

�<br />

x<br />

y<br />

z<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� n<br />

xx<br />

� n<br />

xy<br />

xz<br />

x<br />

x<br />

� n<br />

x<br />

i<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� n<br />

yx<br />

yy<br />

� n<br />

yz<br />

y<br />

� n<br />

ij<br />

j<br />

y<br />

y<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� n<br />

zx<br />

zy<br />

zz<br />

z<br />

� n<br />

z<br />

� n<br />

z<br />

, (5.17)<br />

� � � n . (5.18)<br />

Nun betrachte man einen auf dem Flächenelement dF senkrecht stehenden Spannungsvektor �.<br />

In diesem Fall ist die Schnittfläche schubspannungsfrei <strong>und</strong> wegen der Parallelität von Spannungsvektor<br />

<strong>und</strong> Normaleneinheitsvektor gilt der Zusammenhang mit dem Betrag � des Spannungsvektors:<br />

� � �n<br />

. (5.19)<br />

i<br />

Der Skalar � wird Hauptspannung genannt <strong>und</strong> die durch (5.19) definierten Normaleneinheitsvektoren<br />

weisen in die Richtungen des Spannungshauptachsensystems. Die Bestimmung der drei<br />

Hauptspannungen aus einem gegebenen Spannungstensor erfolgt durch Kombination der Gleichungen<br />

(5.18) <strong>und</strong> (5.19):<br />

i<br />

� ij n j �� ni<br />

� 0 � � ijn<br />

j ��<br />

n j�ij<br />

� 0 � � ij ��<br />

�ij<br />

� 0 . (5.20)<br />

Das homogene Gleichungssystem (5.20) definiert ein Eigenwertproblem, dessen nichttriviale Lösungen<br />

das Verschwinden der Determinante voraussetzen:<br />

��<br />

xx ��<br />

�<br />

��<br />

xy<br />

�<br />

��<br />

xz<br />

�<br />

�<br />

�<br />

yx<br />

yy<br />

yz<br />

��<br />

� zx �<br />

�<br />

� xy � � 0 . (5.21)<br />

� ��<br />

�<br />

zz �<br />

5-11 Version 1.0 (September 2010)


FESTIGKEIT VON FVK UND SCHADENSANALYSE<br />

Dies liefert die kubische Bestimmungsgleichung für die Hauptspannungen �:<br />

mit den Konstanten<br />

I<br />

�<br />

3 2<br />

� I1� � I2�<br />

� I3<br />

2<br />

1 � ii I2<br />

� ii jj � ij , I3<br />

�<br />

0 . (5.22)<br />

�<br />

�<br />

xx<br />

� , � � � � � � � . (5.23)<br />

Insbesondere gilt für die im Hauptachsensystem beschriebenen Spannungen �I , �II <strong>und</strong> �III :<br />

I � , � � � � . (5.24)<br />

1 � I ��<br />

II ��<br />

III I 2 � � II�<br />

III ��<br />

III�<br />

I ��<br />

I�<br />

II , I3<br />

Diese Konstanten sind bei einem gegebenen Spannungszustand unabhängig von der Lage des<br />

Koordinatensystems, in dem dieser Spannungszustand beschrieben wird. Sie werden deswegen<br />

Spannungsinvarianten genannt. Bei der Charakterisierung von Spannungszuständen mittels<br />

Hauptspannungen werden diese ihren Werten nach so nummeriert, dass gilt:<br />

5.3.4.2 Vorgehensweise von Hashin<br />

I<br />

II<br />

III<br />

xy<br />

xz<br />

�<br />

�<br />

yx<br />

yy<br />

yz<br />

� � � � � . (5.25)<br />

Das <strong>Festigkeit</strong>skriterium Hashin [1] weist nur einen bereichsweise glatten Bruchkörper auf, wobei<br />

jeder Bereich für einen bestimmten Versagensmodus gilt. Wegen der transversalen Isotropie der<br />

FV-Werkstoffe kann Zwischenfaserbruch im allgemeinsten Fall nur eine Funktion der Spannungsinvarianten<br />

bezüglich der Rotation um die Faserrichtung sein. Insbesondere ist die Spannung �1<br />

in Faserrichtung invariant, <strong>und</strong> wegen der allgemeinen Invarianten I1 gilt:<br />

� konst � � � konst . (5.26)<br />

11 � , 22 � 33<br />

2 2<br />

Die resultierende Schubspannung � � � ��<br />

in der Ebene senkrecht zur Faserrichtung 1 darf<br />

12<br />

13<br />

sich bei der Drehung um diese ebenfalls nicht ändern. Verwendet man dies zusammen mit (5.26)<br />

in der zweiten allgemeinen Invarianten I2, erhält man die weiteren speziellen Invarianten<br />

2 2<br />

2<br />

�12<br />

��<br />

13 � konst, � 22�<br />

33 ��<br />

12 � konst . (5.27)<br />

Aus der dritten allgemeinen Invarianten I3 gewinnt man noch die fünfte spezielle Invariante IV, in<br />

(5.28), die jedoch von Hashin nicht in seine <strong>Festigkeit</strong>skriterien aufgenommen wird.<br />

� <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>, IMES-ST 5-12<br />

�<br />

�<br />

zx<br />

zy<br />

zz<br />

I<br />

II<br />

III


I<br />

I<br />

I<br />

I<br />

I<br />

I<br />

II<br />

III<br />

IV<br />

V<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

23<br />

1<br />

2<br />

2<br />

23<br />

2<br />

12<br />

13<br />

12<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

3<br />

� �<br />

2 3<br />

2<br />

13<br />

2<br />

22�13<br />

2� � � � � � � �<br />

�<br />

FASERVERSTÄRKTE KUNSTSTOFFE<br />

2<br />

33 12<br />

. (5.28)<br />

Er verwendet nur die ersten vier Invarianten <strong>und</strong> erstellt daraus als allgemeinste Form für ein <strong>Festigkeit</strong>skriterium:<br />

A<br />

2<br />

2<br />

1I<br />

I � B1I<br />

I � A2I<br />

II � B2I<br />

II � C12I<br />

I III<br />

� A3I<br />

III � A4I<br />

IV<br />

�1<br />

. (5.29)<br />

Hashin's Gedanken zum physikalischen Zusammenhang zwischen Spannungen, Bruchebene <strong>und</strong><br />

Bruch werden hier wegen ihrer Klarheit zitiert:<br />

“It may be argued that in the event that a failure plane can be identified, the failure is produced by<br />

the normal and shear stresses on that plane. For the fiber mode (FF) the failure plane is approximately<br />

the x2x3 plane. Therefore, the stresses producing this failure are �11, �12 and �13; Fig.<br />

5.8(a).”<br />

“The matrix mode (IFF) is a planar fracture in fiber direction; Fig. 5.8(b). The stresses on this plane<br />

are �nn, �nt and �1n. The first two are expressed in terms of the stresses �22, �33 and �23, while the<br />

last is expressed in terms of �12 and �13. Therefore, �11 does not enter into this failure mode.”<br />

� 12<br />

�11 �13 � 1n<br />

Abbildung 5.8: Failure modes and failure planes (after [1])<br />

x 2<br />

x 1<br />

“Matrix mode modeling is more complicated (compared to fiber mode modeling) since the failure<br />

plane is not a priori identified. One possible procedure would be to formulate a surface failure criterion<br />

which would depend on �nn, �nt and �1n.”<br />

“For example, a simple choice is<br />

2<br />

x 3<br />

2<br />

��<br />

� � � � �<br />

nn � nt �1n<br />

f ( � , , 1 ) � �<br />

�<br />

�<br />

� � �<br />

�<br />

�<br />

� � �<br />

�<br />

�<br />

�<br />

nn � nt � n<br />

� 1.<br />

(5.30)<br />

�<br />

� �T<br />

� � �T<br />

� � � A �<br />

2<br />

5-13 Version 1.0 (September 2010)


FESTIGKEIT VON FVK UND SCHADENSANALYSE<br />

for the case of tensile normal stress. A different failure criterion should be used for compressive<br />

�n. If �n, �nt and �n1 are expressed by tensor transformation in terms of the stresses �22, �33, �23,<br />

�12, �13 and the angle (x2; n) = �, then (5.30) will be of the general form<br />

g � , � , � , � , � , � ) �1<br />

. (5.31)<br />

( 22 33 23 12 13<br />

and failure will occur on the plane defined by �0 (fp: failure plane) which makes the left side of<br />

(5.31) a maximum. The failure criterion would then be given by (6.31) with � = �0.”<br />

“This procedure is somewhat reminiscent of Mohr's failure theory as used in soil mechanics. While<br />

it may appear attractive because of its so<strong>und</strong> physical basis, it is unfortunately difficult to use.<br />

Even with the simple surface failure criterion (5.31) the extremum problem is quite complicated, the<br />

angle �0 must be fo<strong>und</strong> by solution of a quartic equation in sin2��0. The resulting failure criterion<br />

(5.31) is complicated.”<br />

“Finally, the extremum problem which must be solved is even more complicated than the one previously<br />

mentioned, since it must take into account the difference of failure criteria for tensile and<br />

compressive �nn. Consequently, the approach outlined will not be pursued at the present time.”<br />

Wie er selbst sagt, nutzt Hashin seine wegweisenden Einsichten über die Bedeutung der Bruchebene,<br />

deren Ausrichtung zu bestimmen wäre, nicht aus <strong>und</strong> bestimmt die Koeffizienten von (5.31)<br />

gemäss folgenden Argumenten.<br />

Die Koeffizienten A, B <strong>und</strong> C werden wieder aus gedanklichen Tests bestimmt. Zunächst stelle<br />

man sich vor, dass nur die Spannungskomponente �23 wirkt. Steigerung ihres Wertes bis hin zur<br />

Schubfestigkeit in Faserquerrichtung, SQ, erfüllt (5.29) <strong>und</strong> bestimmt A3:<br />

1<br />

A3 � . (5.32)<br />

S<br />

Lässt man nur die Schubspannungen �12 <strong>und</strong> �13 wirken, liefert eine analoge Überlegung<br />

Nach Hashin hängt Faserbruch nur von �1, �12 <strong>und</strong> �13 ab:<br />

2<br />

Q<br />

1<br />

A4 � . (5.33)<br />

S<br />

2<br />

L<br />

2 2<br />

2 �12<br />

��<br />

13<br />

Af�<br />

1 � Bf<br />

�1<br />

� �1<br />

. (5.34)<br />

2<br />

S<br />

Zwischenfaserbruch hingegen ist nur durch �2, �3, �23, �13 <strong>und</strong> �12 bedingt:<br />

A<br />

m<br />

2 23 2 3 12 13<br />

� ��<br />

��B����� � � �1<br />

� <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>, IMES-ST 5-14<br />

L<br />

2<br />

2 2<br />

� ��<br />

� � ��<br />

� 2 3 m 2 3<br />

. (5.35)<br />

S S<br />

2<br />

Q<br />

2<br />

L


FASERVERSTÄRKTE KUNSTSTOFFE<br />

Diese beiden allgemeinen Kriterien werden von Hashin weiter für Druck- <strong>und</strong> Zugversagen getrennt<br />

behandelt.<br />

Als Resultate geben wir an:<br />

� �1 � 0 � Faser-Zugversagen: Da alle Spannungskomponenten Versagen herbeiführen<br />

können, gilt die quadratische Form:<br />

2<br />

2 2<br />

� � � 1 �12<br />

��<br />

13<br />

f1<br />

� �<br />

�<br />

�<br />

� � �1.<br />

(5.36)<br />

2<br />

� X t � SL<br />

� �1 �· 0 � Faser-Druckversagen: Da Hashin ein schwächender Einfluss der Schubspannungen<br />

�12 <strong>und</strong> �13 auf die Druckfestigkeit nicht bekannt ist, wählt er hier das Höchstspannungskriterium:<br />

f<br />

2<br />

� �1<br />

�<br />

� � �<br />

� Xc �<br />

2<br />

�1.<br />

(5.37)<br />

� �2 + �3 � 0 � Zwischenfaser-Zugversagen: Wie beim Faser-Zugversagen wird die quadratische<br />

Form gewählt:<br />

f<br />

3<br />

�� 2 ��<br />

� 3 � �<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� Yt<br />

�<br />

2<br />

2<br />

� 23 ��<br />

� 3 � ��<br />

� � �1<br />

. (5.38)<br />

S<br />

2<br />

2<br />

Q<br />

2 2<br />

12 13<br />

2<br />

SL<br />

� �2 + �3 � 0 � Zwischenfaser-Druckversagen: Die komplexere Form dieses Kriteriums<br />

ergibt sich aus Überlegungen, die im Anschluss erklärt werden:<br />

f<br />

4<br />

��<br />

��<br />

Yc<br />

�<br />

��<br />

2<br />

��<br />

S<br />

Q<br />

2<br />

2<br />

� � � �<br />

2 3 2 3<br />

1�<br />

�<br />

� ��<br />

�<br />

� ��<br />

� �<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� � � 2 �<br />

� Yc<br />

� � SQ<br />

�<br />

2<br />

23<br />

��<br />

� 3 � ��<br />

� �1<br />

. (5.39)<br />

S<br />

2<br />

2<br />

Q<br />

2 2<br />

12 13<br />

2<br />

SL<br />

Zur Herleitung von f4 denke man sich zunächst einen einachsigen Druckversuch mit �2 = -Yc <strong>und</strong><br />

alle anderen Spannungskomponenten seien Null. Bruch wird dann bei dem Wert der Spannung<br />

eintreten, die auch bei den <strong>Festigkeit</strong>smessungen Materialversagen ausgelöst hat, <strong>und</strong> aus (5.35)<br />

folgt:<br />

2<br />

1<br />

� AmYc<br />

� BmYc<br />

�1<br />

� Am<br />

� BmYc<br />

� . (5.40)<br />

Y<br />

Nun denke man sich einen zweiachsigen Druckversuch mit �2 = �3 = -�. Einsetzen in (6.47) liefert<br />

2<br />

c<br />

� 1 �<br />

B � �<br />

m � . (5.41)<br />

� 2 �<br />

� SQ<br />

�<br />

5-15 Version 1.0 (September 2010)


FESTIGKEIT VON FVK UND SCHADENSANALYSE<br />

Einsetzen dieses Ergebnisses in (5.40) ergibt<br />

A<br />

��<br />

��<br />

��<br />

Y<br />

�<br />

�<br />

�<br />

2<br />

�<br />

�<br />

�<br />

1<br />

c<br />

m � �1<br />

. (5.42)<br />

��<br />

2S<br />

�<br />

Q � Yc<br />

Einsetzen der Ergebnisse in die allgemeine Form (5.35) liefert das Kriterium f4 (5.39).<br />

5.4 <strong>Festigkeit</strong> von multidirektionalen Laminaten<br />

Bei zu multidirektionalen Laminaten verarbeiteten Composites werden in der Regel viele unterschiedliche<br />

Schadensereignisse auftreten. Manche dieser Schäden mögen zunächst unkritisch<br />

erscheinen, können aber die zukünftige Ermüdungsfestigkeit beeinträchtigen. Obwohl Schäden<br />

<strong>und</strong> örtliches Versagen von Vorgängen in mikroskopischen Dimensionen ausgehen, betrachten wir<br />

an dieser Stelle vereinfachend nur die makroskopischen Schadensformen Faserbruch <strong>und</strong> Zwischenfaserbruch.<br />

Wenn auch das vollständige Versagen von multidirektionalen Laminaten unter quasistatischer Last<br />

meist mit Faserbruch verb<strong>und</strong>en ist, so treten doch bis zum Erreichen dieser Tragfähigkeitsgrenze<br />

eine Vielzahl vorhergehender Schäden, vor allem in Form von Zwischenfaserbrüchen, auf. Diese<br />

Zwischenfaserbrüche können unter Anwesenheit von Temperatur- oder Feuchteeigenspannungen<br />

bereits bei Lasten weit unterhalb der eigentlichen Versagenslast auftreten, beeinträchtigen die<br />

quasi-statische Tragfähigkeit aber wenig. Deren Voraussage erfordert daher eine Simulation der<br />

Schadensentwicklung unter steigender mechanischer Last, wobei die Auswirkung jedes auftretenden<br />

Schadens auf die Umverteilung der Spannungen im Laminat modelliert werden muss. Zwischenfaserbrüche<br />

erzeugen an den Grenzschichten der benachbarten Lagen Spannungskonzentrationen<br />

mit lokalen interlaminaren Spannungen, die bei Ermüdungsbelastung Ablösung der<br />

Schichten voneinander, die sogenannten Delaminationen, provozieren. Ab einer gewissen Grösse<br />

können diese Delaminationen die Stabilität des Laminates soweit herabsetzen, dass es bei Drucklasten<br />

zu Instabilitätsversagen mit anschliessendem Materialversagen kommt. Das Entstehen <strong>und</strong><br />

die Ausbreitung von Delaminationen unter Ermüdungslast werden als sehr komplexe Vorgänge<br />

nicht vollständig verstanden. Auch die Simulation der bereits bekannten Mechanismen ist eher<br />

Gegenstand der Forschung als Mittel der praktischen Auslegung. Deswegen bewegt man sich auf<br />

der sicheren Seite, wenn man ein betrachtetes Bauteil gegen das Auftreten des ersten Schichtversagens<br />

dimensioniert. Die im Folgenden vorgestellten Berechnungsmethoden bauen auf dem<br />

ebenen Spannungszustand auf, wie er mit der Mehrschichtentheorie berechnet werden kann. Das<br />

Entstehen <strong>und</strong> die Ausbreitung von Delaminationen werden von interlaminaren Spannungen verursacht,<br />

die nicht von der Mehrschichtentheorie erfasst werden. Es werden also nur die beiden<br />

Schadensformen des Faser <strong>und</strong> des Zwischenfaserbruchs behandelt.<br />

5.4.1 Schichtweise Spannungsanalyse<br />

Auch unter globaler einachsiger Beanspruchung wird die Bruchgefährdung der einzelnen Schichten<br />

eines multidirektionalen Laminats unterschiedlich sein. Deswegen erfordert der <strong>Festigkeit</strong>snachweis<br />

eines Laminates gr<strong>und</strong>sätzlich die Anwendung des gewählten <strong>Festigkeit</strong>skriteriums auf<br />

� <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>, IMES-ST 5-16


FASERVERSTÄRKTE KUNSTSTOFFE<br />

jede einzelne Schicht. Dazu müssen zuerst die Spannungen in Materialhauptrichtungen der einzelnen<br />

Schichten berechnet werden. Die Schichtspannungen hängen von den Schichteigenschaften,<br />

dem Laminataufbau, den mechanischen Lasten sowie dem Herstellungsprozess <strong>und</strong> den<br />

Umweltbedingungen ab. Die Spannungen müssen an der Unter- <strong>und</strong> der Oberseite jeder Schicht<br />

ermittelt werden, sofern nicht die Krümmungen verschwinden. Die auf Materialhauptachsen transformierten<br />

Spannungen müssen dann in ein <strong>Festigkeit</strong>skriterium eingesetzt werden <strong>und</strong> die <strong>Festigkeit</strong><br />

des Laminats ist nachgewiesen, wenn auf der Unter- <strong>und</strong> Oberseite aller Schichten die <strong>Festigkeit</strong>sbedingungen,<br />

z. B. in der Form<br />

Erfüllt sind.<br />

5.4.2 Versagensindex <strong>und</strong> Eigenspannungen<br />

f ( � ) �1<br />

(5.43)<br />

Wenn man die Frage nach der grössten ertragbaren quasi-statischen Last bei bestimmten Umgebungsbedingungen<br />

stellt, muss man beachten, dass die Spannungen im Laminat sich aus Eigenspannungen<br />

�� R infolge Temperatur- <strong>und</strong> Feuchtelasten sowie aus Spannungen �� M infolge äusserer<br />

mechanischer Lasten zusammensetzen. Bei Steigerung der mechanischen Lasten ändern sich<br />

die Eigenspannungen nicht <strong>und</strong> müssen deswegen in der Rechnung auch als unveränderliche<br />

Grössen (fixed loads) behandelt werden. Der Versagensindex ist ein Lastfaktor �, welcher dasjenige<br />

Vielfache des eingegebenen mechanischen Lastfalls angibt, bei dem das nächstliegende<br />

Schichtversagen auftritt:<br />

M R<br />

� � �� ��<br />

. (5.44)<br />

Dieser Ansatz bedingt natürlich die getrennte Ermittlung der Spannungen infolge mechanischer<br />

<strong>und</strong> residueller Lasten <strong>und</strong> liefert in Verbindung mit einem <strong>Festigkeit</strong>skriterium der Form (5.43) im<br />

Grenzfall f = 1 eine Bestimmungsgleichung für den Lastfaktor �. Das Kriterium der maximalen<br />

Spannungen liefert lineare Bestimmungsgleichungen der Form:<br />

� L � P �1<br />

. (5.45)<br />

Dabei haben folgende Fallunterscheidungen mechanische Bedeutung:<br />

� P � 1: Schichtversagen wegen Eigenspannungen ohne äussere Krafteinwirkung<br />

� P � 1: Schichtversagen bei einem Lastvielfachen<br />

� P<br />

�<br />

L<br />

1<br />

� . (5.46)<br />

Die quadratischen Terme anderer <strong>Festigkeit</strong>shypothesen (Tsai-Hill, Tsai-Wu, Hashin) liefern Bestimmungsgleichungen<br />

der Form:<br />

2<br />

� Q � �L<br />

� P � 1.<br />

(5.47)<br />

5-17 Version 1.0 (September 2010)


FESTIGKEIT VON FVK UND SCHADENSANALYSE<br />

Hier gelten die gleichen Fallunterscheidungen <strong>und</strong> falls nicht bereits Versagen allein infolge der<br />

residuellen Spannungen auftritt, findet man einen Lastfaktor für die aufgebrachten mechanischen<br />

Lasten mit<br />

2<br />

� L � L � 4Q(<br />

1�<br />

P)<br />

� �<br />

. (5.48)<br />

2Q<br />

Natürlich kann man die Aufgabenstellung variieren, indem man z.B. fragt, bei welcher Temperaturbelastung<br />

ein Laminat unter fixer mechanischer Last den ersten Schaden erleiden wird. Dies bedeutet<br />

nur ein Vertauschen der Rollen von mechanischer <strong>und</strong> residueller Last.<br />

5.4.3 Sicherheitsfaktor <strong>und</strong> Sicherheitsreserve<br />

In der Praxis wird im Allgemeinen der Nachweis einer Sicherheit in Form eines Sicherheitsfaktors<br />

1<br />

S �<br />

(5.49)<br />

�<br />

oder, wie in der Raumfahrt üblich, einer Sicherheitsreserve (margin of safety) in Prozent<br />

vorgeschrieben.<br />

� 1 �<br />

R � �S�1� �100[%]<br />

� � �1�<br />

�100[%]<br />

. (5.50)<br />

� � �<br />

5.4.4 Fortschreitende <strong>Schadensanalyse</strong> <strong>und</strong> Tragfähigkeit<br />

Bei Strukturen von Wegwerf-Grossraketen wie z.B. ARIANE oder TITAN gelten extreme Anforderungen<br />

an die spezifische Steifigkeit <strong>und</strong> quasi-statische <strong>Festigkeit</strong>, während gleichzeitig die Ermüdungsbeanspruchung<br />

wegen der Kürze der Mission relativ gering ist. Eine Auslegung gegen<br />

den ersten Zwischenfaserbruch (Matrixbruch oder Faser-Harzablösung) würde bedeuten, dass das<br />

hohe Potential eines CFK-Laminates überhaupt nicht ausgenutzt wird. Vielmehr muss die Frage<br />

beantwortet werden, wie weit die Last jenseits des ersten Schadensereignisses gesteigert werden<br />

kann, bis das Laminat seine Lastübertragungsfunktion verliert. Bis zum Erreichen dieser Last, also<br />

der quasi-statischen Tragfähigkeit des Laminats, treten nach dem ersten Schichtversagen noch<br />

weitere Schadensereignisse auf. Jedes Schadensereignis führt zu einer Veränderung der Laminatsteifigkeit.<br />

Zur Abschätzung der Laminattragfähigkeit muss die Schadensfolge simuliert werden.<br />

Das gr<strong>und</strong>sätzliche Vorgehen ist in Abb. 5.9 angedeutet. Dabei handelt es sich um einen<br />

iterativen Zwei-Phasen-Prozess:<br />

1. Nächstes Schadensereignis finden (Wie Suche nach erstem Schichtversagen)<br />

2. Modellieren des identifizierten Schadens<br />

� <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>, IMES-ST 5-18


FASERVERSTÄRKTE KUNSTSTOFFE<br />

Die Schadensmodellierung verändert die betroffene Schicht <strong>und</strong> damit die örtlichen Laminateigenschaften,<br />

so dass die Modifikation der ABD-Matrix die Schadensmodellierung abschliesst, wenn<br />

die Mehrschichtentheorie in der Strukturanalyse herangezogen wird.<br />

Lastfall<br />

Ausgabe<br />

Schädigungsverlauf<br />

Sicherheitsreserven<br />

Laminatdefinition<br />

ABD-Matrix<br />

nächstes Versagen<br />

k, �, FB oder ZFB<br />

Stop<br />

Abbildung 5.9: Schema einer Schadensfortschrittsrechnung<br />

5.4.4.1 Einfachstes Schadensmodell<br />

Schaden<br />

modellieren<br />

Eine Zugprobe aus einem quasi-isotropen Laminat [0;±45; 90]s sei einachsig in x-Richtung belastet.<br />

Die Last wird nun bis zum Erreichen derjenigen Materialbeanspruchung in den 90-Grad<br />

Lagen gesteigert, bei der Zwischenfaserbruch auftritt. Nimmt man an, dass dieser Zwischenfaserbruch<br />

sich durch die gesamte Probenbreite erstreckt, so ist die Lastübertragung in den 90-Grad<br />

Lagen entlang der Rissufer unterbrochen. Je nach statistischer Verteilung der <strong>Festigkeit</strong> des Materials<br />

wird dieser Schaden gleichzeitig oder bei geringfügiger weiterer Laststeigerung an mehreren<br />

Orten auftreten, wobei die Abstände zwischen den Rissen auffallend gleichmässig sind. Man<br />

spricht bei diesem Phänomen von charakteristischen Schadenszuständen [9], die sich am deutlichsten<br />

unter Ermüdung ausbilden. Die dünnen Linien in Abb. 5.10 verdeutlichen den quasiisotropen<br />

Laminataufbau während die fett gezeichneten Linien Orte sind, an denen die 90-Grad<br />

Lagen keine Kraft in der Probenlängsrichtung übertragen.<br />

Abbildung 5.10: Quasi-isotropes Laminat: Zwischenfaserbruch in 90º Lage<br />

Nun wird die Last bis zum dem für Zwischenfaserbruch in den ±45-Grad Proben kritischen Wert<br />

gesteigert. Es entstehen weitere linienförmige Orte, an denen in den jeweiligen Schichten die<br />

5-19 Version 1.0 (September 2010)


FESTIGKEIT VON FVK UND SCHADENSANALYSE<br />

Kraftübertragung unterbrochen ist. Notwendigerweise gibt es Punkte, an denen das Laminat durch<br />

die gleichzeitige Anwesenheit von zwei Rissen geschwächt ist. Punkte, an denen drei Risse sich<br />

kreuzen, treten nur zufällig auf.<br />

Abbildung 5.11: Quasi-isotropes Laminat: Zwischenfaserbruch in 90º- <strong>und</strong> ±45º-Lagen<br />

Die Rissabstände der charakteristischen Schadenszustände werden aus dem Abklingverhalten der<br />

von den Rissufern erzeugten Spannungsstörungen bestimmt <strong>und</strong> betragen einige Vielfache der<br />

Schichtdicken. In der Mitte zwischen zwei bereits vorhandenen Rissen kann ein weiterer Riss<br />

auftreten, wenn dort bei weiterer Laststeigerung diejenigen Spannungen, welche an den Rissufern<br />

verschwinden müssen, wieder einen kritischen Wert erreichen.<br />

Makroskopisch gesehen, hat ein aus kontinuierlich unidirektional verstärkten Schichten aufgebautes<br />

Laminat konstante Eigenschaften bezüglich der Position in seiner Bezugsebene. Die oben<br />

betrachteten Schadenszustände mit Rissabständen in der Grössenordnung von einigen Schichtdicken<br />

berauben das Laminat seiner makroskopischen Homogenität. Man hat es also mit einer periodischen<br />

Struktur zu tun, deren genaue Analyse die Betrachtung von räumlichen Gebieten erfordert.<br />

Dies liegt ausserhalb des Geltungsbereichs der Mehrschichtentheorie. Um nun trotzdem<br />

unter den Annahmen der Mehrschichtentheorie grobe <strong>Festigkeit</strong>sabschätzungen machen zu können,<br />

wird die Realität vereinfacht, indem man die Rissabstände gedanklich verkleinert <strong>und</strong> gegen<br />

Null streben lässt. Im Grenzübergang erhält man einen verschmierten Schadenszustand, der die<br />

ursprüngliche Homogenität des Laminats erhält. Diese Art der Schadensmodellierung mit einem<br />

konstanten Ersatzschaden ist natürlich denkbar grob, lässt aber, salopp gesagt, auf eine konservative<br />

Abschätzung der Tragfähigkeit von Laminaten hoffen, da die Stützwirkung der ungeschädigten<br />

Volumina ignoriert wird. Die Rissufer bei Faserbruch stehen senkrecht auf der Materialhauptachse<br />

1. Deswegen müssen dort die Normalspannung �1 <strong>und</strong> die Schubspannung �12 verschwinden.<br />

Man erreicht diesen Effekt durch eine Absenkung des Elastizitätsmoduls E1 <strong>und</strong> des Schubmoduls<br />

G12 auf sehr kleine Werte. In Konsequenz dürfen die dann möglichen hohen nominellen Dehnungen<br />

�1 nicht zu grossen Querdehnungen �2 führen. Deswegen muss auch die Querdehnzahl �12<br />

auf einen sehr kleinen Wert abgemindert werden. Aus numerischen Gründen müssen die abgeminderten<br />

Werte jedoch von Null verschieden sein. Nach analogen Überlegungen für Zwischenfaserbruch<br />

fassen wir die Schadensmodellierungen zusammen:<br />

Faserbruch : E1 � 0; G12 � 0; �12 � 0<br />

Zwischenfaserbruch : E2 � 0; G12 � 0; �12 � 0<br />

� <strong>ETH</strong> <strong>Zürich</strong>, IMES-ST 5-20


5.5 Literaturhinweise<br />

FASERVERSTÄRKTE KUNSTSTOFFE<br />

1 Hashin, Z. Failure Criteria for Unidirectional Fiber Composites. Journal of Composite Materials,<br />

46(6):329-334, 1980<br />

2 Puck, A. <strong>Festigkeit</strong>sanalyse von Faser-Matrix-Laminates (Modelle für die Praxis). Hauser,<br />

München, Wien, 1996<br />

3 Tsai, S.W.. F<strong>und</strong>amental Aspects of Fiber reinforced Plastic Composites. Wiley Interscience,<br />

New York, 1968<br />

4 Hill, R. The Mathematical Theory of Plasticity. Oxford University Press, London, 1950<br />

5 Zacharow, K.V. Plastische Massen (russisch). 1963<br />

6 Goldenblat, I.I. <strong>und</strong> V.A. Kobnov. Mechanica Polymerov, 2:70, 1965<br />

7 Tsai, S.W. and E.M. Wu. Journal of Composite Materials, 5:58-80, 1971<br />

8 Narayanaswami, R.H., H. Adelmann. Evaluation of the Tensor Polynomial and Hoffmann<br />

Strength Theories for Composite Materials. Journal of Composite Materials, 11:366, 1977<br />

9 Reifsnider, K.L., J.L. Masters. Investigation of Characteristic Damage States in Composite<br />

Materials. ASME Paper No. 78-Aero-4, 3, 1987<br />

5-21 Version 1.0 (September 2010)

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