Teil3 - Arbeits- und berufsbezogene Orientierung in der medizinischen
Teil3 - Arbeits- und berufsbezogene Orientierung in der medizinischen
Teil3 - Arbeits- und berufsbezogene Orientierung in der medizinischen
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Rehabilitation<br />
<strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> <strong>berufsbezogene</strong><br />
<strong>Orientierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen<br />
Rehabilitation<br />
> Praxishandbuch (3. erweiterte Auflage)<br />
Teil 3 von 3
6.5 Praxisbeispiele zur Kernmaßnahme “Zusammenarbeit mit externen Institutionen”<br />
Berufsorientierung<br />
Schwarzwaldkl<strong>in</strong>ik – Orthopädie, Park-Kl<strong>in</strong>ikum, Bad Kroz<strong>in</strong>gen ……………………………………………………. 260<br />
Mediz<strong>in</strong>isch-Berufliche Rehabilitation (MB-Reha) Südbaden<br />
Zentrum Beruf + Ges<strong>und</strong>heit Bad Kroz<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> Reha-Kl<strong>in</strong>ik Glotterbad <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Rhe<strong>in</strong>talkl<strong>in</strong>ik Bad Kroz<strong>in</strong>gen …………………………………………………………………………………………………………. 264<br />
„Beruflich orientiertes Assessment im Rahmen <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Rehabilitation (BOA)“<br />
Drei Burgen Kl<strong>in</strong>ik, Bad Münster am Ste<strong>in</strong> …………………………………………………………………………………….. 273<br />
Betriebsgespräch<br />
Kl<strong>in</strong>ik Schloss Falkenhof, Bensheim ……………………………………………………………………………………………….. 278<br />
Schnuppertag im BFW<br />
Fachkl<strong>in</strong>ik Herzogenaurach, Herzogenaurach ……………………………………………………………………………….. 281<br />
259
Berufsorientierung<br />
Schwarzwaldkl<strong>in</strong>ik – Orthopädie, Park-Kl<strong>in</strong>ikum, Bad Kroz<strong>in</strong>gen<br />
Orthopädie, Neurologie<br />
Ziele. Ziel <strong>der</strong> Maßnahme ist e<strong>in</strong>e umfassende Abklärung <strong>der</strong> vorhandenen beruflichen Möglichkei-<br />
ten bereits während <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Rehabilitation, um e<strong>in</strong>e Verkürzung <strong>der</strong> Wartezeit auf Leis-<br />
tungen zur Teilhabe am <strong>Arbeits</strong>leben sowie das Auff<strong>in</strong>den flexibler <strong>und</strong> <strong>in</strong>dividueller Lösungen für<br />
den raschen beruflichen Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>stieg zu ermöglichen. Im E<strong>in</strong>zelnen werden je nach Bedarf e<strong>in</strong>e<br />
Berufsf<strong>in</strong>dungs- <strong>und</strong> Neigungsuntersuchung, sowie e<strong>in</strong>e Berufseignungsanalyse durchgeführt. Es wird<br />
e<strong>in</strong>e Bedarfsanalyse für das weitere Vorgehen entwickelt.<br />
Inhalte <strong>und</strong> Ablauf. Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Maßnahme stehen die Erstellung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividuell auf die Reha-<br />
bilitanden zugeschnittenen För<strong>der</strong>plans mit konkreten Inhalten, e<strong>in</strong>e ausführliche berufspädagogi-<br />
sche, psychologische <strong>und</strong> mediz<strong>in</strong>ische Diagnostik sowie mannigfaltige berufliche Selbsterfahrungs-<br />
möglichkeiten für die Teilnehmenden. Die Inhalte <strong>der</strong> Maßnahme umfassen die folgenden Elemente:<br />
� Berufliche Information <strong>und</strong> Beratung<br />
� Abklärung <strong>der</strong> Motivation <strong>und</strong> beruflicher Interessen<br />
� Anleitung<br />
� Information über Berufsbil<strong>der</strong>/Qualifizierungen/Ausbildungsstätten mittels schriftlicher<br />
Unterlagen <strong>und</strong> Videomaterial sowie Kurs-Onl<strong>in</strong>e-Datenbank<br />
� Klärung von Neigung <strong>und</strong> Interessen<br />
� berufspädagogische Anamnese<br />
� Psychologische (Eignungs-)Diagnostik<br />
� diagnostisches Anamnesegespräch<br />
� Eignungs- <strong>und</strong> Leistungsuntersuchung<br />
� Klärung <strong>der</strong> vorhandenen Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten<br />
� Erprobung mittels standardisierter <strong>Arbeits</strong>proben auf unterschiedlichen Niveaus <strong>in</strong> den<br />
Anfor<strong>der</strong>ungsschwerpunkten Wirtschaft, Verwaltung, EDV, Handwerk/Technik <strong>und</strong> sozi-<br />
ale Kompetenz<br />
� Berufliche Erprobung – Hospitation<br />
� Hospitation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Übungsfirma <strong>in</strong> Form des Bildungszentrums Beruf + Ges<strong>und</strong>heit <strong>in</strong><br />
Bad Kroz<strong>in</strong>gen<br />
� Hospitationen <strong>in</strong> Betrieben <strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Region Südbaden<br />
260
Ergibt die Belastungserprobung während <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Rehabilitation, dass e<strong>in</strong>e Rückkehr <strong>in</strong> den<br />
Beruf nicht mehr möglich ist, erfolgen berufsorientierende Maßnahmen. Kl<strong>in</strong>ik<strong>in</strong>tern wird e<strong>in</strong>e Moti-<br />
vations- sowie Eignungsabklärung (z. B. über Fragebögen wie IST 2000, d2, MTVT, NST, BIT, BET)<br />
durchgeführt, zusätzlich – je nach Neigungen – erste Vorerprobungen im gewerblich-handwerklichen<br />
o<strong>der</strong> kaufmännischen Bereich bzw. spezifische Erprobungen, berufspädagogische Beratungen <strong>und</strong><br />
ausführliche berufliche Information <strong>und</strong> Beratung extern im Bildungszentrum Beruf + Ges<strong>und</strong>heit Bad<br />
Kroz<strong>in</strong>gen. Mit den Rehabilitanden werden Belastbarkeit, berufliche Interessen <strong>und</strong> Fähigkeiten so-<br />
wie <strong>in</strong> Frage kommende konkrete berufliche Alternativen <strong>und</strong> Qualifizierungsmöglichkeiten ausführ-<br />
lich besprochen. Zum Abschluss <strong>der</strong> Maßnahme erfolgt e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Gespräch mit dem Berufs-<br />
helfer <strong>der</strong> Berufsgenossenschaft bzw. dem Rehafachberater <strong>der</strong> Rentenversicherung, um die Warte-<br />
zeit auf nachfolgende Leistungen zur Teilhabe am <strong>Arbeits</strong>leben (z. B. Qualifizierungsmaßnahme)<br />
möglichst kurz zu halten.<br />
Die Dauer <strong>der</strong> Maßnahme umfasst zwei bis fünf Tage mit je vier bis sechs St<strong>und</strong>en (kl<strong>in</strong>ik<strong>in</strong>tern) bzw.<br />
fünf bis zehn Tage mit je vier bis acht St<strong>und</strong>en (extern).<br />
Der Ablauf <strong>der</strong> Maßnahme ist <strong>in</strong> Abbildung 6.71 zusammenfassend dargestellt.<br />
261
Abb. 6.71: Maßnahme „Berufsorientierung“ <strong>der</strong> Schwarzwaldkl<strong>in</strong>ik (Orthopädie),<br />
Park-Kl<strong>in</strong>ikum Bad Kroz<strong>in</strong>gen<br />
262
Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Rehabilitanden mit stationären neurologischen <strong>und</strong> or-<br />
thopädischen Verletzungen bzw. psychischen Unfallfolgen. Sie wird nicht durchgeführt bei Rehabili-<br />
tanden ab e<strong>in</strong>em Alter von 50 Jahren, bei bestehen<strong>der</strong> Rente bzw. voraussichtlicher Rente sowie bei<br />
fehlen<strong>der</strong> Motivation auf Seiten des Rehabilitanden.<br />
Beteiligte Berufsgruppen <strong>und</strong> Ausstattung. Arzt, Psychologe, Sozialarbeiter/Sozialpädagoge,<br />
<strong>Arbeits</strong>therapeut, Berufstherapeut. Benötigte Ausstattung: Modellarbeitsplätze (auch Übungsfirma),<br />
Netzwerkpartner mit realen <strong>Arbeits</strong>plätzen, Testausstattung.<br />
Ansprechpartner Markus Härle (Dipl.-Psych.)<br />
Park-Kl<strong>in</strong>ikum Bad Kroz<strong>in</strong>gen<br />
Herbert Hellmann Allee 38<br />
79189 Bad Kroz<strong>in</strong>gen<br />
m.haerle@park-kl<strong>in</strong>ikum.de<br />
www.park-kl<strong>in</strong>ikum.de<br />
263
Mediz<strong>in</strong>isch-Berufliche Rehabilitation (MB-Reha) Südbaden<br />
Zentrum Beruf + Ges<strong>und</strong>heit Bad Kroz<strong>in</strong>gen<br />
<strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> Reha-Kl<strong>in</strong>ik Glotterbad <strong>und</strong> <strong>der</strong> Rhe<strong>in</strong>talkl<strong>in</strong>ik Bad Kroz<strong>in</strong>gen<br />
Psychosomatik, Orthopädie<br />
Ziele. Seit Februar 2006 wird Rehabilitanden <strong>in</strong> kooperierenden Reha-Kl<strong>in</strong>iken des südbadischen<br />
Raumes im Rahmen des Konzeptes MB-Reha Südbaden e<strong>in</strong> „Berufscoach“ an die Seite gestellt. Im<br />
Mittelpunkt <strong>der</strong> Arbeit des Berufscoaches steht die Unterstützung <strong>der</strong> Rehabilitanden beim Erhalt<br />
bestehen<strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>plätze bzw. beim F<strong>in</strong>den neuer (ges<strong>und</strong>heitserhalten<strong>der</strong>) Beschäftigungsverhält-<br />
nisse. Ziel ist es, die berufliche Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung frühzeitig, effektiv <strong>und</strong> nachhaltig zu planen <strong>und</strong><br />
zu begleiten. Damit wird krankheitsbed<strong>in</strong>gten beruflichen Ausglie<strong>der</strong>ungen, unnötigen Verzögerun-<br />
gen im Rehabilitationsprozess, jahrelanger <strong>Arbeits</strong>losigkeit sowie Frühberentung aktiv entgegenge-<br />
wirkt.<br />
Als Modellprojekt wurde die Konzeption „MB-Reha Südbaden“ durch die Deutsche Rentenversiche-<br />
rung Baden-Württemberg geför<strong>der</strong>t <strong>und</strong> konnte im Frühjahr 2009 <strong>in</strong> den Regelbetrieb übernommen<br />
werden. Allen Versicherten wird damit e<strong>in</strong>e frühzeitige selbstverantwortliche Klärung beruflicher Fra-<br />
gestellungen <strong>in</strong>nerhalb des Rehabilitationsprozesses ermöglicht.<br />
Das Berufscoach<strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong>e Dienstleistung, die vom Zentrum Beruf + Ges<strong>und</strong>heit Bad Kroz<strong>in</strong>gen an-<br />
geboten <strong>und</strong> <strong>in</strong> enger Kooperation mit <strong>der</strong> Reha-Kl<strong>in</strong>ik Glotterbad (Psychosomatik) sowie <strong>der</strong> Rhe<strong>in</strong>-<br />
talkl<strong>in</strong>ik Bad Kroz<strong>in</strong>gen (Orthopädie) umgesetzt <strong>und</strong> weiterentwickelt wurde. Weitere Kooperationen<br />
s<strong>in</strong>d z. B. mit <strong>der</strong> Theresienkl<strong>in</strong>ik Bad Kroz<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> dem Zentrum für ambulante Rehabilitation REHA<br />
SÜD Freiburg geplant.<br />
Der Berufscoach erfasst bereits zu Beg<strong>in</strong>n des Kl<strong>in</strong>ikaufenthaltes den beruflichen Hilfebedarf <strong>der</strong> Re-<br />
habilitanden, entwickelt zeitnahe berufliche För<strong>der</strong>pläne <strong>und</strong> steht im Anschluss an den Kl<strong>in</strong>ikauf-<br />
enthalt bis zu e<strong>in</strong> Jahr lang als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung. Er leistet geme<strong>in</strong>sam<br />
mit den Rehabilitanden Hilfe zur Selbsthilfe für e<strong>in</strong>en beruflichen Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>stieg, begleitet <strong>und</strong> berät<br />
unterstützend <strong>in</strong> allen beruflichen Fragen. Wichtig ist, dass <strong>der</strong> Berufscoach bereits während des<br />
Kl<strong>in</strong>ikaufenthalts von den Rehabilitanden als e<strong>in</strong> Experte beruflicher Integration wahrgenommen<br />
wird, <strong>der</strong> bewusst we<strong>der</strong> Mitarbeiter <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik noch des Kostenträgers ist. Damit übernimmt er die<br />
Rolle, die Beteiligten dabei zu unterstützen, ihren Blick aktiv auf die Zukunft „nach <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik“ zu rich-<br />
ten - ihren Alltag - <strong>in</strong> dem sie eigenständig entscheiden <strong>und</strong> handeln müssen, um die nächsten Schrit-<br />
te zu e<strong>in</strong>er erfolgreichen Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung gehen zu können.<br />
264
Die Stellungnahmen des Berufscoaches, welche den Entlassberichten <strong>der</strong> Reha-Kl<strong>in</strong>ik h<strong>in</strong>zugefügt<br />
werden, unterstützen zügige Folgeentscheidungen <strong>der</strong> Rehafachberater im Rehaprozess.<br />
Inhalte <strong>und</strong> Ablauf. Die Berufscoaches des Zentrum Beruf + Ges<strong>und</strong>heit erbr<strong>in</strong>gen je nach <strong>in</strong>dividu-<br />
ellem Bedarf <strong>der</strong> Rehabilitanden sowie <strong>der</strong> verschiedenen Reha-Kl<strong>in</strong>iken Leistungen aus folgenden<br />
vier Bereichen:<br />
1. Erfassen des <strong>in</strong>dividuellen beruflichen För<strong>der</strong>bedarfs aller Rehabilitanden <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik zu Rehabe-<br />
g<strong>in</strong>n<br />
� CTA-Checkliste (Checkliste zur Teilhabe am <strong>Arbeits</strong>leben, vgl. Abbildung 6.72) – Fragebogen, <strong>der</strong><br />
den subjektiven beruflichen Klärungs- <strong>und</strong> Unterstützungsbedarf <strong>der</strong> Rehabilitanden erhebt<br />
� Durchführung von wöchentlichen Informationsveranstaltungen für die Rehabilitanden<br />
� Regelmäßige Fallbesprechungen mit den bzw. Zuweisungen von den Stationsärzten <strong>und</strong> Sozial-<br />
diensten <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>iken<br />
Abb. 6.72: Checkliste Teilhabe am <strong>Arbeits</strong>leben des Zentrums Beruf + Ges<strong>und</strong>heit<br />
Bad Kroz<strong>in</strong>gen<br />
265
2. Individuelles Berufscoach<strong>in</strong>g mit den Rehabilitanden<br />
E<strong>in</strong>zelgespräche/ Interventionsbauste<strong>in</strong>e mit folgenden Inhalten:<br />
� Motivierung des Rehabilitanden zur Stärkung <strong>der</strong> Eigenverantwortung sowie zur eigenständi-<br />
gen Initiierung s<strong>in</strong>nvoller berufsför<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Maßnahmen<br />
� Erarbeitung von Handlungsplänen & Entwicklungsfel<strong>der</strong>n mit den Rehabilitanden sowie Initi-<br />
ierung <strong>und</strong> Begleitung <strong>der</strong> <strong>in</strong>tegrationsför<strong>der</strong>nden Entwicklungsschritte<br />
� Information <strong>und</strong> Beratung des Rehabilitanden <strong>in</strong> allen beruflichen Fragen (Berufsalternativen,<br />
<strong>Arbeits</strong>markt, erfolgreiche Bewerbungsstrategien, Re<strong>in</strong>tegrationswege, Möglichkeiten <strong>der</strong><br />
beruflichen Rehabilitation)<br />
� Vermittlungen zu <strong>und</strong> zwischen relevanten E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungspartnern (z. B. Arbeitgeber, Agen-<br />
tur für Arbeit, Integrationsfachdienste, Deutsche Rentenversicherung, Praktikumsbetrieb, ...)<br />
� Begleitung des Rehabilitanden zum Arbeitgeber<br />
� Psychologische Krisen<strong>in</strong>terventionen beim Rehabilitanden nach <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik<br />
� Durchführung von berufsorientierten Kurzassessments zu beruflich relevanten Interessen<br />
<strong>und</strong> Fähigkeiten (Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs, Tests)<br />
3. Information des Reha-Trägers<br />
� Dokumentation <strong>der</strong> weiteren Handlungsschritte sowie Empfehlung weiterer Maßnahmen <strong>der</strong><br />
beruflichen Rehabilitation im Rahmen e<strong>in</strong>es Berichtes an den Reha-Träger<br />
� Rückmeldegespräche mit dem Reha-Träger bei akutem beruflichem Handlungsbedarf<br />
4. Mo<strong>der</strong>ation von „Gesprächsgruppen“ <strong>in</strong> den Reha-Kl<strong>in</strong>iken<br />
Der Berufscoach bietet je nach Bedarf vor Ort Gesprächsgruppen für Rehabilitanden mit folgenden<br />
Inhalten an:<br />
� Informationsgruppe „Berufliche Rehabilitation“<br />
� Gesprächsgruppe „Klärung beruflicher Fragen“<br />
� Gesprächsgruppe „Eigen<strong>in</strong>itiative <strong>Arbeits</strong>platzsuche“<br />
� Gesprächsgruppe „Umgang mit <strong>Arbeits</strong>platzkonflikten“<br />
� Gesprächsgruppe „Nach <strong>der</strong> Reha zurück am <strong>Arbeits</strong>platz“<br />
266
5. Verzahnungsleistungen<br />
Nach Genehmigung durch den Reha-Fachberater können bei Bedarf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Verlängerung des Heil-<br />
verfahrens folgende Verzahnungsmaßnahmen im Zentrum Beruf + Ges<strong>und</strong>heit stattf<strong>in</strong>den:<br />
5.1 Psychologische Eignungsfeststellung (1 Tag)<br />
Indikation:<br />
Inhalte:<br />
Ziel:<br />
� Der Rehabilitand muss sich beruflich neu orientieren.<br />
Abklärung <strong>der</strong> <strong>in</strong>tellektuellen Leistungsfähigkeit sowie des Vor-<br />
för<strong>der</strong>ungsbedarfs für e<strong>in</strong>e konkrete berufliche Zielrichtung.<br />
� Der Rehabilitand hat sich für e<strong>in</strong>en konkreten Beruf, e<strong>in</strong>e entsprechende Qualifizierung ent-<br />
schieden.<br />
� Es ist noch unklar, ob die <strong>in</strong>tellektuelle Leistungsfähigkeit für den angestrebten Beruf/die an-<br />
gestrebte Qualifizierung ausreicht.<br />
� Erhebung des <strong>in</strong>tellektuellen Leistungsvermögens für den angestrebten Beruf<br />
� Standardisierte Fach-Kurzerprobung<br />
� Erhebung vorhandener Schulkenntnisse sowie weiterer beruflich relevanter Vorkenntnisse<br />
� Erfassung beruflicher Interessen <strong>und</strong> Motivation<br />
� Fazit <strong>und</strong> Empfehlungen für weitere Maßnahmen<br />
� Ergebnisbericht an Kl<strong>in</strong>ik <strong>und</strong> Kostenträger<br />
267
5.2 Erweiterte Psychologische Eignungsfeststellung (2 Tage)<br />
Indikation:<br />
Inhalte:<br />
Ziel:<br />
� Der Rehabilitand muss sich beruflich neu orientieren.<br />
Abklärung <strong>der</strong> <strong>in</strong>tellektuellen Leistungsfähigkeit sowie des Vor-<br />
för<strong>der</strong>ungsbedarfs für e<strong>in</strong>e konkrete berufliche Zielrichtung so-<br />
wie Eignungsh<strong>in</strong>weise zu alternativen Berufszielen.<br />
� Der Rehabilitand favorisiert e<strong>in</strong>en konkreten Beruf, kann sich aber auch weitere Alternativen<br />
vorstellen<br />
� Es ist noch unklar, ob die <strong>in</strong>tellektuelle Leistungsfähigkeit für den angestrebten Beruf/ die an-<br />
gestrebte Qualifizierung ausreicht.<br />
� Erhebung des <strong>in</strong>tellektuellen Leistungsvermögens für den angestrebten Beruf<br />
� Berufliche Information <strong>und</strong> Beratung im erweiterten Berufsfeld <strong>in</strong>cl. Optionen zu Bildungs-<br />
<strong>und</strong> <strong>Arbeits</strong>markt<br />
� Standardisierte Fach-Kurzerprobung<br />
� Erhebung vorhandener Schulkenntnisse sowie weiterer beruflich relevanter Vorkenntnisse<br />
� Erfassung beruflicher Interessen <strong>und</strong> Motivation<br />
� Fazit <strong>und</strong> Empfehlungen für weitere Maßnahmen<br />
� Ergebnisbericht an Kl<strong>in</strong>ik <strong>und</strong> Kostenträger<br />
268
5.3 Berufliche Erstorientierung (2 Tage)<br />
Indikation:<br />
Inhalte:<br />
Ziel:<br />
� Der Rehabilitand muss sich beruflich neu orientieren<br />
Erste Abklärung <strong>der</strong> beruflichen <strong>Orientierung</strong> <strong>und</strong> Belastbarkeit<br />
des Rehabilitanden sowie Anregungen für e<strong>in</strong>e realistische Ausei-<br />
nan<strong>der</strong>setzung des Rehabilitanden mit den wesentlichen Fakto-<br />
ren <strong>und</strong> Möglichkeiten für die weitere berufliche Planung<br />
� Der Rehabilitand hat noch ke<strong>in</strong>e klare Vorstellung von den nächsten beruflichen Schritten<br />
bzw. von den für die weitere berufliche Planung wesentlichen Faktoren<br />
� Der Rehabilitand braucht Unterstützung bei <strong>der</strong> aktiven beruflichen Neuorientierung, z. B. bei<br />
<strong>der</strong> Klärung <strong>und</strong> Handlungsplanung zu Qualifizierungs- <strong>und</strong> <strong>Arbeits</strong>marktoptionen, bei <strong>der</strong><br />
besseren Realisierung von berufsrelevanten Verän<strong>der</strong>ungsnotwendigkeiten o<strong>der</strong> bei (noch)<br />
e<strong>in</strong>geschränkter emotionaler Befähigung, sich mit beruflichen Alternativen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu<br />
setzen.<br />
� begleitete Kurzerprobungen / Hospitationen <strong>in</strong> den Anfor<strong>der</strong>ungsbereichen Wirtschaft, Ver-<br />
waltung, EDV, Handwerk <strong>und</strong> Technik<br />
� berufliche Information <strong>und</strong> Beratung<br />
� Berufs<strong>in</strong>teressenabklärung<br />
� Erfassung von Neigung, Motivation, Bef<strong>in</strong>den, Beschwerden, kurzfristiger Belastbarkeit <strong>und</strong><br />
<strong>Arbeits</strong>verhalten<br />
� Fazit <strong>und</strong> Empfehlungen für weitere Maßnahmen<br />
� Ergebnisbericht an Kl<strong>in</strong>ik <strong>und</strong> Kostenträger<br />
269
5.4 Ambulante Belastungserprobung (5 Tage)<br />
Indikation:<br />
Inhalte:<br />
Ziel:<br />
Klärung <strong>der</strong> Belastbarkeit des Rehabilitanden bei berufstypischen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen sowie <strong>in</strong>tensive realistische Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />
des Rehabilitanden mit den wesentlichen Faktoren <strong>und</strong> Möglich-<br />
keiten für die weitere berufliche Planung<br />
� Es ist unklar, ob <strong>der</strong> Rehabilitand für se<strong>in</strong>en bisherigen bzw. e<strong>in</strong>en zukünftigen Beruf ausrei-<br />
chend (qualitativ <strong>und</strong> quantitativ) belastbar ist.<br />
� Der Rehabilitand muss sich unter Umständen beruflich neu orientieren<br />
� Innerbetriebliche Umsetzungsoptionen s<strong>in</strong>d noch zu klären.<br />
� standardisierte <strong>Arbeits</strong>proben<br />
� Hospitation(en) <strong>in</strong> Partnerunternehmen im angestrebten Berufsfeld<br />
� Erhebung des <strong>in</strong>tellektuellen Leistungsvermögens für den angestrebten Beruf<br />
� arbeitsmediz<strong>in</strong>ische Begutachtung bei Bedarf<br />
� Ermittlung relevanter beruflicher Fähigkeiten, kognitiver Leistungsfähigkeit, sozialer Kompe-<br />
tenzen <strong>und</strong> Dauer <strong>der</strong> Belastbarkeit<br />
� berufliche Beratungsgespräche mit Informationen <strong>und</strong> Empfehlungen für den beruflichen<br />
Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>stieg<br />
� Beratungen zur beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsgerechten Gestaltung des Berufsalltags<br />
� Erfassung von Neigung, Motivation, Bef<strong>in</strong>den, Beschwerden, kurzfristiger Belastbarkeit, Lern-<br />
fähigkeit <strong>und</strong> <strong>Arbeits</strong>verhalten<br />
� Fazit <strong>und</strong> Empfehlungen für weitere Maßnahmen<br />
� Ergebnisbericht an Kl<strong>in</strong>ik <strong>und</strong> Kostenträger<br />
Während des Kl<strong>in</strong>ikaufenthaltes wird mit jedem Rehabilitanden e<strong>in</strong> klientenorientiertes Erstgespräch<br />
durchgeführt, <strong>in</strong> manchen Fällen auch e<strong>in</strong> Folgegespräch. Nach dem Kl<strong>in</strong>ikaufenthalt kommt es im<br />
Durchschnitt zu drei bis fünf Kontakten mit den Klienten <strong>und</strong> Klient<strong>in</strong>nen, die je nach Inhalt unter-<br />
schiedliche Längen haben. Insgesamt kann von e<strong>in</strong>em durchschnittlichen Betreuungsaufwand pro<br />
270
Rehabilitand von vier bis fünf St<strong>und</strong>en ausgegangen werden (die o. g. Verzahnungsleistungen s<strong>in</strong>d<br />
hier nicht e<strong>in</strong>gerechnet).<br />
Der Ablauf <strong>der</strong> Maßnahme ist <strong>in</strong> Abbildung 6.73 zusammenfassend dargestellt.<br />
Abb. 6.73: Maßnahme „Mediz<strong>in</strong>isch-berufliche Rehabilitation (MB-Reha) Südbaden“<br />
des Zentrums Beruf + Ges<strong>und</strong>heit Bad Kroz<strong>in</strong>gen<br />
271
Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an alle Rehabilitanden im erwerbsfähigen Alter,<br />
� die ihre bisherige Tätigkeit nicht mehr verrichten können (bzw. zu ihrem alten <strong>Arbeits</strong>platz nicht<br />
mehr zurückkehren können) <strong>und</strong> noch ke<strong>in</strong>e klare Vorstellung davon haben, wie es mit ihnen be-<br />
ruflich weitergeht<br />
� die unrealistische berufliche Vorstellungen haben<br />
� die ihre berufliche Leistungsfähigkeit nicht ausreichend e<strong>in</strong>schätzen können<br />
� bei denen vorangegangene Bemühungen um e<strong>in</strong>en alternativen <strong>Arbeits</strong>platz erfolglos blieben<br />
� denen <strong>der</strong> <strong>berufsbezogene</strong> Umgang mit Ämtern Probleme bereitet<br />
� die e<strong>in</strong>e klare Vorstellung von ihrer beruflichen Zukunft haben, aber nicht wissen, wie sie diese<br />
am besten umsetzen können<br />
� bei denen Risikofaktoren bzw. Stress auslösende <strong>Arbeits</strong>bed<strong>in</strong>gungen (z. B. bei Mobb<strong>in</strong>g, <strong>in</strong>ner-<br />
betrieblicher Umsetzung, absehbaren Problemen bei stufenweiser Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung) vor-<br />
handen s<strong>in</strong>d, die vom Rehabilitanden voraussichtlich nicht während des Kl<strong>in</strong>ikaufenthaltes aus-<br />
reichend gelöst werden können<br />
� bei denen E<strong>in</strong>schränkungen des Antriebs, <strong>der</strong> selbständigen Entscheidungsfähigkeit sowie <strong>der</strong><br />
Handlungsstrukturierung erkennbar s<strong>in</strong>d (bei ausreichen<strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>fähigkeit <strong>und</strong> signalisiertem<br />
Interesse an beruflicher Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung)<br />
Beteiligte Berufsgruppen <strong>und</strong> Ausstattung. Qualifizierte Berufscoaches des Zentrums Beruf +<br />
Ges<strong>und</strong>heit <strong>in</strong> enger Zusammenarbeit mit den Stationsärzten <strong>und</strong> Sozialdiensten <strong>der</strong> Reha-Kl<strong>in</strong>iken<br />
(geme<strong>in</strong>same Fallbesprechungen <strong>in</strong> sozialmediz<strong>in</strong>ischen Visiten). Nach dem Kl<strong>in</strong>ikaufenthalt betreuen<br />
die Berufscoaches die Rehabilitanden weiter. Durchführung <strong>der</strong> Verzahnungsleistungen: Berufspäda-<br />
gogen <strong>und</strong> Psychologen des Zentrums Beruf + Ges<strong>und</strong>heit.<br />
� 2 Räume zur praktischen Erprobung mit Modellarbeitsplätzen <strong>in</strong> kaufmännisch-verwalten-<br />
den, handwerklich-technischen sowie EDV-Bereichen + 2 Testräume sowie 1 Gruppenraum<br />
<strong>und</strong> 4 Werkstätten <strong>in</strong> den Bereichen Metall, Holz, Elektro, Malerei<br />
� 1 Übungsfirma im kaufmännisch-verwaltenden Bereich<br />
Ansprechpartner Andrea Nordmann (Dipl.- Psychologe, Leiter<strong>in</strong> Zentrum Beruf + Ges<strong>und</strong>heit,<br />
Berufsorientierung & Personalför<strong>der</strong>ung)<br />
Zentrum Beruf + Ges<strong>und</strong>heit<br />
Am Kurpark 1<br />
79189 Bad Kroz<strong>in</strong>gen<br />
<strong>in</strong>fo@beruf-ges<strong>und</strong>.de<br />
www.beruf-ges<strong>und</strong>.de/mb-reha.php<br />
272
„Beruflich orientiertes Assessment im Rahmen <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen<br />
Rehabilitation (BOA)“<br />
Drei Burgen Kl<strong>in</strong>ik, Bad Münster am Ste<strong>in</strong><br />
Orthopädie, Kardiologie<br />
Ziele. Bei <strong>der</strong> Maßnahme handelt es sich um e<strong>in</strong> Modellprojekt <strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> DRV Rhe<strong>in</strong>-<br />
land-Pfalz (RLP) <strong>und</strong> dem BFW Koblenz. Dabei werden Rehabilitanden, <strong>der</strong>en Rückkehr an den bishe-<br />
rigen <strong>Arbeits</strong>platz aufgr<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlicher E<strong>in</strong>schränkungen nicht wahrsche<strong>in</strong>lich ist, <strong>in</strong> <strong>der</strong> letzten<br />
Woche <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Rehabilitation e<strong>in</strong>en Tag lang <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik h<strong>in</strong>sichtlich gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong> As-<br />
pekte ihrer Eignung für Leistungen zur Teilhabe am <strong>Arbeits</strong>leben (LTA) getestet. Im Anschluss werden<br />
die Ergebnisse mit den Teilnehmern besprochen <strong>und</strong> an den Rentenversicherungsträger weitergelei-<br />
tet.<br />
Ziel ist die frühzeitige Sensibilisierung <strong>der</strong> Teilnehmer zur Entwicklung e<strong>in</strong>er beruflichen Perspektive<br />
im Anschluss an die mediz<strong>in</strong>ische Rehabilitation.<br />
Ziel ist es ferner, die Deutsche Rentenversicherung dar<strong>in</strong> zu unterstützen, die Versicherten bei <strong>der</strong><br />
Perspektivenbildung f<strong>und</strong>iert zu beraten <strong>und</strong> <strong>in</strong> diesem Zusammenhang die Erfor<strong>der</strong>lichkeit von<br />
Maßnahmen zur Teilhabe am <strong>Arbeits</strong>leben e<strong>in</strong>schätzen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>leiten zu können.<br />
Zielsetzung des Angebotes:<br />
Schnittstellen überbrücken<br />
mediz<strong>in</strong>ische <strong>und</strong> berufliche Rehabilitation stärker verzahnen <strong>und</strong> Wartezeiten verkürzen<br />
datenbasierte Fallsteuerung<br />
Schritte zur Teilhabe am <strong>Arbeits</strong>leben des Versicherten auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage kompetenzdiagnostischer<br />
Daten frühzeitig planen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>leiten<br />
Übernahme von Eigenverantwortung<br />
die Versicherten frühzeitig an e<strong>in</strong>e berufsbiographische Neuausrichtung heranführen (Aktivierung),<br />
sie mit den berufsbiographischen Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen vertraut machen (Akzeptanz) <strong>und</strong> da-<br />
mit den Gr<strong>und</strong>ste<strong>in</strong> für e<strong>in</strong>e konstruktive Zusammenarbeit für die weiteren Planungs- <strong>und</strong> Umset-<br />
zungsschritte legen (Gestaltungswille).<br />
273
Inhalte <strong>und</strong> Ablauf. Während <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Rehabilitation werden die Voraussetzungen für<br />
e<strong>in</strong>e qualifizierende Leistung zur Teilhabe am <strong>Arbeits</strong>leben (LTA) abgeklärt. Dies be<strong>in</strong>haltet:<br />
� die Prüfung <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Notwendigkeit,<br />
� die Abklärung <strong>der</strong> beruflichen Notwendigkeit <strong>und</strong> Motivation des Rehabilitanden,<br />
� die Abklärung <strong>der</strong> potentiellen Bereitschaft des Leistungsträgers (Phase 1)<br />
� die Abklärung <strong>der</strong> persönlichen Eignung des Rehabilitanden (Phase 2)<br />
� die Bereitstellung <strong>der</strong> gewonnenen Daten im Rahmen des LTA-Verfahrens (Phase 3)<br />
Die Vorgehensweise bietet den Vorteil, dass die Notwendigkeit von qualifizierenden Leistungen zur<br />
Teilhabe am <strong>Arbeits</strong>leben frühzeitig identifiziert, Informationen für entsprechende Maßnahmen um-<br />
gehend vorbereitet werden <strong>und</strong> somit Wartezeiten zwischen mediz<strong>in</strong>ischer <strong>und</strong> beruflicher Reha-<br />
bilitation m<strong>in</strong>imiert werden können. Hierbei werden die mediz<strong>in</strong>ische Fachkompetenz <strong>der</strong> Reha-Kli-<br />
nik, die Expertise <strong>der</strong> Reha-Fachberatung des Leistungsträgers für die LTA <strong>und</strong> die beruflich-/ diag-<br />
nostische Fachkompetenz des Berufsför<strong>der</strong>ungswerks rehabilitandenbezogen <strong>und</strong> teilhabeorientiert<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em engen Zeitrahmen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en.<br />
Phase 1: Bedarfsklärung <strong>und</strong> Vorbereitung<br />
a) Die Mitarbeiter des Bereichs Kl<strong>in</strong>iksozialarbeit führen im ersten Drittel <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Reha-<br />
bilitation e<strong>in</strong> Perspektive-Gespräch mit dem Versicherten.<br />
b) Nach Auswertung des SIBAR (Screen<strong>in</strong>g-Instrument zur Messung des Bedarfs an berufsbezoge-<br />
nen Behandlungsangeboten <strong>in</strong> <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Rehabilitation) <strong>und</strong> <strong>in</strong> Absprache mit dem be-<br />
handelnden Arzt <strong>und</strong> Psychologen <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik wird <strong>der</strong> Versicherte über die Möglichkeit e<strong>in</strong>er<br />
BOA-Testung <strong>in</strong>formiert, se<strong>in</strong> gr<strong>und</strong>sätzliches E<strong>in</strong>verständnis e<strong>in</strong>geholt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e kl<strong>in</strong>ik<strong>in</strong>terne<br />
Vorstellung beim Reha-Fachberater <strong>der</strong> DRV Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz vorbereitet.<br />
c) Die Mitarbeiter des Bereichs Kl<strong>in</strong>iksozialarbeit <strong>in</strong>formieren den Reha-Fachberater <strong>der</strong> DRV <strong>und</strong><br />
organisieren die kl<strong>in</strong>ik<strong>in</strong>terne Reha-Fachberatung; hierfür wird e<strong>in</strong> vorläufiges ärztliches Gutach-<br />
ten durch die Rehabilitationskl<strong>in</strong>ik erstellt.<br />
d) Der Reha-Fachberater <strong>der</strong> DRV RLP prüft <strong>und</strong> erteilt – <strong>in</strong> Abstimmung mit <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik - den Auftrag<br />
für die BOA-Maßnahme beim BFW Koblenz.<br />
e) Die Kl<strong>in</strong>ik leitet die Rehabilitanden-Unterlagen möglichst fünf Tage vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> BOA-Maß-<br />
nahme an das BFW Koblenz weiter (<strong>in</strong>klusive HADS, SIBAR, G 130, ärztliches Gutachten für die<br />
Rehafachberatung).<br />
Informationen zum schulischen <strong>und</strong> beruflichen Werdegang s<strong>in</strong>d regelhaft <strong>in</strong> dem Formular G 130<br />
enthalten.<br />
Sollten bei <strong>der</strong> Sichtung <strong>und</strong> Aufbereitung <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Unterlagen Zweifel an <strong>der</strong> Eignung für<br />
die vorgesehene Testung bestehen, wird dieser Sachverhalt zwischen Kl<strong>in</strong>ik <strong>und</strong> BFW geklärt.<br />
Phase 2: Durchführung<br />
Ort: Drei-Burgen-Kl<strong>in</strong>ik; Zeitraum: 8:00-17:00 Uhr.<br />
274
Anzahl <strong>der</strong> Testkandidaten: m<strong>in</strong>destens 2<br />
Mitarbeiter des BFW Koblenz: 1 Mitarbeiter des psychologischen Fachdienstes (vor Ort); 1 Mitarbei-<br />
ter des mediz<strong>in</strong>ischen Fachdienstes (Auswertung <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik-Unterlagen).<br />
Die Testungen, die im Rahmen des BOA durchgeführt werden, be<strong>in</strong>halten folgende Instrumente:<br />
d-2C Aufmerksamkeits-Belastungs-Test (Brickenkamp, 2002)<br />
WIT-2 Wilde Intelligenz Test (Kerst<strong>in</strong>g, Althoff, Jäger, 2008)<br />
FRT Figure Reason<strong>in</strong>g Test (Daniels & Booth, 2004)<br />
MTVT Mechanisch-technisches Verständnis (Lienert, 1958)<br />
B-T Bürotest (Marschner, 1981)<br />
Reha-Motivationstest zur Exploration <strong>der</strong> Bereitschaft beim Versicherten, berufsbiographischer Per-<br />
spektiven zu entwickeln <strong>und</strong> zu verfolgen (BFW Koblenz )<br />
Phase 3: Aufbereitung <strong>und</strong> Bereitstellung <strong>der</strong> Testergebnisse / Gutachten<br />
Die mediz<strong>in</strong>ische Rehabilitationse<strong>in</strong>richtung erhält spätestens am Tag nach <strong>der</strong> Durchführung die<br />
wesentlichen Ergebnisse des Assessments, damit diese im Entlassungsbericht <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik berücksich-<br />
tigt werden können.<br />
Das Gutachten wird <strong>der</strong> DRV Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz spätestens drei <strong>Arbeits</strong>tage nach dem durchgeführten<br />
Assessment zur Verfügung gestellt.<br />
275
Der Ablauf <strong>der</strong> Maßnahme ist <strong>in</strong> Abbildung 6.74 zusammenfassend dargestellt.<br />
Abb. 6.74: Maßnahme „Beruflich orientiertes Assessment im Rahmen <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen<br />
Rehabilitation (BOA)“<br />
276
Zielgruppe. Versicherte <strong>der</strong> Deutschen Rentenversicherung Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, die an e<strong>in</strong>er Leistung<br />
zur mediz<strong>in</strong>ischen Rehabilitation teilnehmen, <strong>der</strong>en Rückkehr an den bisherigen <strong>Arbeits</strong>platz auf-<br />
gr<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlicher E<strong>in</strong>schränkungen nicht wahrsche<strong>in</strong>lich ist <strong>und</strong> bei denen qualifizierende Leis-<br />
tungen <strong>der</strong> Teilhabe am <strong>Arbeits</strong>leben (LTA) <strong>in</strong> Betracht kommen.<br />
Die Maßnahme wird nicht durchgeführt bei fehlen<strong>der</strong> Motivation <strong>und</strong> wenn ke<strong>in</strong>e ausreichende kog-<br />
nitive, psychische o<strong>der</strong> körperliche Belastbarkeit vorhanden ist.<br />
Beteiligte Berufsgruppen. Arzt, Psychologe des BFW, Sozialarbeiter/Sozialpädagoge, Therapie-<br />
steuerung, Rehafachberater <strong>der</strong> DRV. Benötigte Ausstattung: PC-<strong>Arbeits</strong>platz mit Internetzugang zur<br />
Durchführung <strong>der</strong> testpsychologischen Untersuchungen.<br />
Ansprechpartner<br />
Michael Wiegert (Dipl. Sozialpädagoge FH, MBOR Beauftragter)<br />
Drei Burgen Kl<strong>in</strong>ik<br />
Zum Wachol<strong>der</strong><br />
55583 Bad Münster am Ste<strong>in</strong><br />
michael.wiegert@drv-rlp.de<br />
www.drei-burgen-kl<strong>in</strong>ik.de<br />
277
Betriebsgespräch<br />
Kl<strong>in</strong>ik Schloss Falkenhof, Bensheim<br />
Abhängigkeitserkrankungen<br />
Ziele. Ziele <strong>der</strong> Maßnahme s<strong>in</strong>d die Sicherung des <strong>Arbeits</strong>platzes, die Vorbereitung <strong>der</strong> Rehabilitan-<br />
den auf die Rückkehr an ihren <strong>Arbeits</strong>platz sowie <strong>der</strong> Abbau von Belastungen am <strong>Arbeits</strong>platz.<br />
Inhalte <strong>und</strong> Ablauf. Im Rahmen <strong>der</strong> gruppen- <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zeltherapeutischen Gespräche <strong>und</strong> <strong>der</strong> weite-<br />
ren arbeitsbezogenen Maßnahmen <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik werden spezifische Risikofaktoren am <strong>Arbeits</strong>platz er-<br />
kannt <strong>und</strong> alternative Verhaltensstrategien erarbeitet. Gespräche mit <strong>Arbeits</strong>kollegen, Vorgesetzten,<br />
aber auch Betriebsräten <strong>und</strong> betrieblichen Sozialdiensten während <strong>der</strong> stationären Therapie dienen<br />
<strong>der</strong> Thematisierung wechselseitiger Ängste vor <strong>der</strong> Rückkehr, <strong>der</strong> Vermittlung wesentlicher Informa-<br />
tionen über die Suchterkrankung sowie <strong>der</strong> Abklärung von Fragen zur beruflichen Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>gliede-<br />
rung <strong>und</strong> sozialmediz<strong>in</strong>ischen Beson<strong>der</strong>heiten <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Auswirkungen auf die zukünftige <strong>Arbeits</strong>ge-<br />
staltung. Zum Betriebsgespräch werden sowohl Betriebsangehörige e<strong>in</strong>geladen, die unmittelbar mit<br />
dem Rehabilitanden zu tun haben wie <strong>Arbeits</strong>kollegen, unmittelbare Vorgesetzte, Mitglie<strong>der</strong> des<br />
Betriebs- o<strong>der</strong> Personalrats <strong>und</strong> betriebliche Suchtberater als auch übergeordnete Funktionsträger<br />
wie Betriebs- <strong>und</strong> Personalleiter.<br />
Die Rehabilitanden werden durch den Bezugstherapeuten über das Angebot <strong>in</strong>formiert. Wenn sie<br />
teilnehmen möchten, koord<strong>in</strong>iert <strong>der</strong> Bezugstherapeut den Gesprächsterm<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sam mit den<br />
Rehabilitanden <strong>und</strong> den betrieblichen Mitarbeitern (via Telefon, Fax, E-Mail). Bei e<strong>in</strong>er Absage des<br />
Betriebs werden weitere Maßnahmen vom Bezugstherapeuten mit den Rehabilitanden besprochen.<br />
Bei e<strong>in</strong>er Zusage wird zunächst <strong>der</strong> Rehabilitand <strong>in</strong>formiert; <strong>der</strong> durchführende Mitarbeiter bereitet<br />
das Betriebsgespräch vor <strong>und</strong> führt e<strong>in</strong> Vorgespräch mit dem Rehabilitanden durch. S<strong>in</strong>d noch be-<br />
son<strong>der</strong>e sozialmediz<strong>in</strong>ische Fragen offen, führt <strong>der</strong> Bezugstherapeut e<strong>in</strong> Vorgespräch mit dem Arzt <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik durch. Das Betriebsgespräch wird dokumentiert. Gab es e<strong>in</strong> Vorgespräch mit dem Arzt, so<br />
wird dem mediz<strong>in</strong>ischen Dienst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik <strong>der</strong> Verlauf <strong>und</strong> das Ergebnis des Betriebsgespräches<br />
mitgeteilt.<br />
Die Maßnahme wird bei Bedarf e<strong>in</strong>mal pro Rehabilitationsmaßnahme angeboten; e<strong>in</strong> Betriebsge-<br />
spräch dauert etwa zwei St<strong>und</strong>en.<br />
Der Ablauf <strong>der</strong> Maßnahme ist <strong>in</strong> Abbildung 6.75 zusammenfassend dargestellt.<br />
278
Abb. 6.75: Maßnahme „Betriebsgespräch“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik Schloss Falkenhof, Bensheim<br />
279
Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an erwerbstätige Rehabilitanden <strong>in</strong> Arbeit. Sie wird nicht<br />
durchgeführt bei berenteten Rehabilitanden sowie bei Rehabilitanden mit deutlichem Rentenbegeh-<br />
ren bzw. laufendem Rentenverfahren <strong>und</strong> bei fehlen<strong>der</strong> Motivation auf Seiten des Rehabilitanden.<br />
Beteiligte Berufsgruppen. Arzt, Psychologe, Sozialarbeiter/Sozialpädagoge, Pädagoge.<br />
Ansprechpartner M. Reichel (Leiten<strong>der</strong> Psychologe)<br />
Kl<strong>in</strong>ik Schloss Falkenhof, Fachkl<strong>in</strong>ik für Abhängigkeitserkrankungen<br />
Nibelungenstraße 109<br />
64625 Bensheim<br />
falkenhof@caritas-bergstrasse.de<br />
280
Schnuppertag im BFW<br />
Fachkl<strong>in</strong>ik Herzogenaurach, Herzogenaurach<br />
Orthopädie, Neurologie, Kardiologie<br />
Ziele. Vorbereitung auf berufsför<strong>der</strong>nde Maßnahmen, Kennenlernen des Leistungsangebots des<br />
BFW.<br />
Inhalte <strong>und</strong> Ablauf. Die Rehabilitanden nutzen e<strong>in</strong>e vom Berufsför<strong>der</strong>ungswerk (BFW) Nürnberg für<br />
Interessenten angebotene Veranstaltung („Infotag“), die regelmäßig freitags stattf<strong>in</strong>det. Vormittags<br />
werden zunächst allgeme<strong>in</strong>e Informationen zum Leistungsangebot des Berufsför<strong>der</strong>ungswerkes ver-<br />
mittelt, danach erfolgt e<strong>in</strong>e Führung durch die Fachabteilungen zum Kennenlernen des Berufs- <strong>und</strong><br />
Ausbildungsangebots. Nachmittags besteht Gelegenheit zu e<strong>in</strong>em persönlichen Beratungskontakt mit<br />
e<strong>in</strong>er Fachkraft des Berufsför<strong>der</strong>ungswerks. Die Maßnahme ist kostenfrei. Sie wird e<strong>in</strong>mal pro Reha-<br />
bilitationsmaßnahme durchgeführt.<br />
Zielgruppe. Die Maßnahme ist für Rehabilitanden aller mediz<strong>in</strong>ischen Indikationsgebiete <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik<br />
(Orthopädie, Neurologie, Kardiologie) <strong>und</strong> aller Kostenträger möglich, wenn berufsför<strong>der</strong>nde Maß-<br />
nahmen <strong>in</strong> Betracht kommen. Sie wird nicht durchgeführt bei e<strong>in</strong>em Alter ab 60 Jahren, bei gestell-<br />
tem Rentenantrag o<strong>der</strong> bei bereits berenteten Rehabilitanden <strong>und</strong> bei fehlen<strong>der</strong> Motivation auf Sei-<br />
ten des Rehabilitanden.<br />
Beteiligte Berufsgruppen. Arzt, Psychologe, Sozialarbeiter/Sozialpädagoge.<br />
Ansprechpartner Dr. Hartwig Kulke (Dipl.-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut)<br />
m&i Fachkl<strong>in</strong>ik Herzogenaurach<br />
Abt. Neuropsychologie<br />
In <strong>der</strong> Reuth 1<br />
91074 Herzogenaurach<br />
hartwig.kulke@fachkl<strong>in</strong>ik-herzogenaurach.de<br />
www.fachkl<strong>in</strong>ik-herzogenaurach.de<br />
281
282
6.6 Praxisbeispiele, die ke<strong>in</strong>er Kernmaßnahme e<strong>in</strong>deutig zugeordnet werden können<br />
(„Mischmodelle“)<br />
Neurologische Berufstherapie<br />
Kl<strong>in</strong>iken Schmie<strong>der</strong> Allensbach, Gail<strong>in</strong>gen, Konstanz, Stuttgart, Heidelberg ………………………………….. 284<br />
Reha-Bau<br />
Kl<strong>in</strong>ik für Orthopädische Rehabilitation, Kl<strong>in</strong>ikum Bad Bramstedt <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e ……………………………. 292<br />
Reha-Office<br />
Kl<strong>in</strong>ik für Orthopädische Rehabilitation, Kl<strong>in</strong>ikum Bad Bramstedt …………………………………………………. 297<br />
MBO®–Kompakt Neurologie<br />
Rehabilitationszentren Kl<strong>in</strong>ik Bavaria Bad Kiss<strong>in</strong>gen, Freyung, Kreischa ………………………………………… 300<br />
MBO®–Kompakt Orthopädie<br />
Rehabilitationszentren Kl<strong>in</strong>ik Bavaria Bad Kiss<strong>in</strong>gen, Freyung, Kreischa ………………………………………… 308<br />
Mediz<strong>in</strong>isch-berufsorientierte Rehabilitation – MBO®Ortho/MBOR, Mediz<strong>in</strong>isches Zentrum für Arbeit<br />
<strong>und</strong> Beruf (MedZAB)<br />
Rehabilitationszentren Kl<strong>in</strong>ik Bavaria Kreischa, Freyung, Bad Kiss<strong>in</strong>gen ………………………………………… 315<br />
Mediz<strong>in</strong>isch-berufsorientierte Rehabilitation – MBO®Neuro/MBOR, Mediz<strong>in</strong>isches Zentrum für Arbeit<br />
<strong>und</strong> Beruf (MedZAB)<br />
Rehabilitationszentren Kl<strong>in</strong>ik Bavaria Kreischa, Bad Kiss<strong>in</strong>gen, Freyung ………………………………………… 323<br />
Integrierte Mediz<strong>in</strong>isch-Berufsorientierte Orthopädische Rehabilitation (IMBO-Rehabilitation)<br />
Paracelsus-Kl<strong>in</strong>ik an <strong>der</strong> Gande, Bad Gan<strong>der</strong>sheim, Orthopädische Fachkl<strong>in</strong>ik mit dem Institut für<br />
<strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Sozialmediz<strong>in</strong> ……………………………………………………………………………………………………………. 332<br />
Re-Integrations-Management („Re-I-Ma“)<br />
Schwarzwaldkl<strong>in</strong>ik – Orthopädie, Park-Kl<strong>in</strong>ikum Bad Kroz<strong>in</strong>gen ……………………………………………………. 338<br />
Mediz<strong>in</strong>isch-beruflich orientierte Rehabilitation (MBO)<br />
Kl<strong>in</strong>ik Nie<strong>der</strong>sachsen, Bad Nenndorf ……………………………………………………………………………………….……. 342<br />
Intensivierte mediz<strong>in</strong>isch-beruflich orientierte Rehabilitation (MBOR)<br />
RehaKl<strong>in</strong>ikum Bad Säck<strong>in</strong>gen GmbH, Bad Säck<strong>in</strong>gen …………………………………………………………………….. 350<br />
Realitätstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
Asklepios Fachkl<strong>in</strong>ikum Wiesen, Wildenfels ………………………………………………………………………………….. 356<br />
283
Neurologische Berufstherapie<br />
Kl<strong>in</strong>iken Schmie<strong>der</strong> Allensbach, Gail<strong>in</strong>gen, Konstanz, Stuttgart, Heidelberg<br />
Neurologie<br />
Ziele. Mit dem Konzept „Neurologische Berufstherapie“ wird <strong>in</strong> den Kl<strong>in</strong>iken Schmie<strong>der</strong> die berufli-<br />
che Teilhabe von Rehabilitanden nach Schädigungen des zentralen <strong>und</strong> peripheren Nervensystems<br />
ergänzend zur Standardrehabilitation gezielt geför<strong>der</strong>t. Unterschieden werden die folgenden über-<br />
geordneten Therapieziele, die wichtige E<strong>in</strong>fluss- bzw. Kontextfaktoren beruflicher Rehabilitation wie<br />
Verfügbarkeit e<strong>in</strong>es <strong>Arbeits</strong>platzes o<strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>unfähigkeit berücksichtigen <strong>und</strong> die je nach<br />
<strong>in</strong>dividuellem Fall weiter differenziert werden.<br />
Therapieziel „Zügige berufliche Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung an den bisherigen <strong>Arbeits</strong>platz“. E<strong>in</strong>e möglichst<br />
zügige berufliche Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung an den bisherigen <strong>Arbeits</strong>platz wird für Rehabilitanden ange-<br />
strebt, bei denen <strong>der</strong> Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Erkrankung bzw. <strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>unfähigkeit eher kurze Zeit (<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />
weniger als 18 Monate) zurückliegt <strong>und</strong> <strong>der</strong>en <strong>Arbeits</strong>platz noch erhalten ist. Um e<strong>in</strong>e solche Re<strong>in</strong>-<br />
tegration für Rehabilitanden, die meist unter multiplen Leistungsdefiziten leiden, chancenreich zu<br />
gestalten, ist häufig e<strong>in</strong>e gestufte Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung (nach §28 SGB IX) angezeigt. Berufstherapeu-<br />
tisch wird diese Maßnahme, die sich zeitnah an die kl<strong>in</strong>ische Rehabilitation anschließt, <strong>in</strong>dividuell<br />
vorbereitet. Anhand <strong>der</strong> therapeutischen Ergebnisse werden <strong>in</strong> Abstimmung mit den Rehabilitanden<br />
detaillierte Empfehlungen zu zeitlichen wie aufgabenbezogenen Belastungssteigerungen <strong>und</strong> zur<br />
Gestaltung günstiger <strong>Arbeits</strong>bed<strong>in</strong>gungen erarbeitet. Die schriftlich nie<strong>der</strong>gelegten Empfehlungen<br />
dienen den Rehabilitanden als persönlicher Leitfaden bei ihrem beruflichen Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>stieg <strong>und</strong> kön-<br />
nen auch frühzeitig an Arbeitgeber <strong>und</strong> Betriebsarzt übermittelt werden, um weitere Unterstützung<br />
für die schrittweise berufliche Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung zu sichern.<br />
Therapieziel “Langfristiger Erhalt <strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>fähigkeit“. Mit dem Ziel des langfristigen Erhalts <strong>der</strong> Ar-<br />
beitsfähigkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> möglichst umfassenden Teilhabe am <strong>Arbeits</strong>leben werden Rehabilitanden be-<br />
handelt, die beruflich re<strong>in</strong>tegriert s<strong>in</strong>d, aber unter hirnschädigungsbed<strong>in</strong>gten <strong>Arbeits</strong>platzproblemen<br />
leiden <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Verbleib im Berufsleben nicht selten gefährdet ist. <strong>Arbeits</strong>verhalten <strong>und</strong> -abläufe<br />
werden analysiert <strong>und</strong> durch Erprobung kompensatorischer <strong>und</strong> adaptiver Mittel optimiert. Durch<br />
e<strong>in</strong> ressourcenorientiertes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g wird e<strong>in</strong>e berufliche (Re-)Motivierung dieser Rehabilitanden an-<br />
gestrebt.<br />
284
Therapieziel „Re<strong>in</strong>tegration <strong>in</strong> den allgeme<strong>in</strong>en <strong>Arbeits</strong>markt/Beurteilung des beruflichen (Rest-)Leis-<br />
tungsvermögens“. Mit <strong>der</strong> Zielsetzung e<strong>in</strong>er Re<strong>in</strong>tegration <strong>in</strong> den allgeme<strong>in</strong>en <strong>Arbeits</strong>markt werden<br />
Rehabilitanden behandelt, die nicht über e<strong>in</strong>en <strong>Arbeits</strong>platz verfügen. Diese werden unter berufs-<br />
ähnlichen Anfor<strong>der</strong>ungen an <strong>Arbeits</strong>qualität <strong>und</strong> -tempo schrittweise belastet, um die Chancen e<strong>in</strong>er<br />
beruflichen Re<strong>in</strong>tegration zu klären <strong>und</strong>, wenn möglich, e<strong>in</strong>e Leistungsfähigkeit zu erreichen, die für<br />
e<strong>in</strong>en beruflichen (Wie<strong>der</strong>-)E<strong>in</strong>stieg ausreichend ist. E<strong>in</strong>e weitere Rehabilitandengruppe, <strong>der</strong>en Ver-<br />
mittlungsmöglichkeiten <strong>in</strong> den allgeme<strong>in</strong>en <strong>Arbeits</strong>markt zu beurteilen s<strong>in</strong>d, bilden diejenigen Reha-<br />
bilitanden, die aufgr<strong>und</strong> ihrer Leistungsdefizite nicht mehr an ihren bisherigen <strong>Arbeits</strong>platz zurück-<br />
kehren können. Zu prüfen ist bei diesen die Möglichkeit e<strong>in</strong>er beruflichen Neuorientierung. Dabei<br />
steht häufig die Beurteilung <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung von Gr<strong>und</strong>arbeitsfähigkeiten im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Die allge-<br />
me<strong>in</strong>e Ausdauerleistung, die als Gr<strong>und</strong>voraussetzung für e<strong>in</strong>e berufliche Re<strong>in</strong>tegration <strong>in</strong> e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es<br />
Berufsfeld gilt, wird mit sich steigernden, kompakten Belastungse<strong>in</strong>heiten erprobt. Für diese Maß-<br />
nahmen stehen mo<strong>der</strong>n ausgestattete Therapieplätze <strong>in</strong> unterschiedlichen Berufsfel<strong>der</strong>n des hand-<br />
werklich-technischen wie kaufmännisch-verwaltenden Bereichs zur Verfügung. Neben kl<strong>in</strong>ik<strong>in</strong>ternen<br />
Belastungserprobungen werden auch externe Belastungserprobungen angeboten; <strong>in</strong> flexibler Koope-<br />
ration mit außerkl<strong>in</strong>ischen Betrieben lassen sich <strong>Arbeits</strong>leistungen <strong>und</strong> -verhalten e<strong>in</strong>es Rehabilitan-<br />
den, z. B. <strong>in</strong> sozialen Berufen wie Pflege <strong>und</strong> Erziehung, unter realitätsnahen <strong>Arbeits</strong>bed<strong>in</strong>gungen<br />
prüfen <strong>und</strong> tra<strong>in</strong>ieren.<br />
Therapieziel: berufliche Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung neurologischer Rehabilitanden mit zusätzlichem neuro-<br />
psychiatrisch-psychotherapeutischem Behandlungsbedarf. Rehabilitanden, <strong>der</strong>en spezifische Prob-<br />
leme bei Krankheitsbewältigung <strong>und</strong> Verhaltensanpassung die berufliche Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung ent-<br />
scheidend beh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, werden durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte neuropsychiatrisch-psychotherapeutische <strong>und</strong><br />
berufstherapeutische Behandlung unterstützt. Dabei ist das berufstherapeutische Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, das sich<br />
auf die Re<strong>in</strong>tegration an den bisherigen <strong>Arbeits</strong>platz, den Erhalt <strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>fähigkeit ebenso wie auf<br />
die Unterstützung bei beruflicher Neuorientierung richten kann, komb<strong>in</strong>iert mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven psy-<br />
chotherapeutischen Betreuung.<br />
Inhalte <strong>und</strong> Ablauf. Ausgangspunkt <strong>der</strong> Neurologischen Berufstherapie ist, das aktuelle Leistungs-<br />
profil des e<strong>in</strong>zelnen Rehabilitanden zu beurteilen <strong>und</strong> entscheidende E<strong>in</strong>flussfaktoren für die berufli-<br />
che Re<strong>in</strong>tegration zu erkennen. In e<strong>in</strong>em speziellen berufstherapeutischen Assessment werden die<br />
neurokognitiven Leistungsmöglichkeiten <strong>der</strong> Bereiche Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Sprache <strong>und</strong><br />
Exekutivfunktionen ebenso wie die körperliche Funktionsfähigkeit ermittelt.<br />
Dem aktuellen Leistungsprofil von Rehabilitanden wird das Anfor<strong>der</strong>ungsprofil gegenübergestellt,<br />
wie es am <strong>in</strong>dividuellen <strong>Arbeits</strong>platz bzw. <strong>in</strong>nerhalb des Berufsfelds besteht. Neben hauseigenen Fra-<br />
gebögen, die wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungsrelevante Daten zur <strong>Arbeits</strong>biographie <strong>und</strong> Kontextfaktoren (z. B.<br />
E<strong>in</strong>zel- o<strong>der</strong> Teamarbeit, E<strong>in</strong>zelbüro o<strong>der</strong> Großraumbüro) erheben, wird PAL (Profilabgleich von Ar-<br />
beits(platz)anfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Leistungsvermögen) e<strong>in</strong>gesetzt. Dieses Verfahren wurde nach eigenen<br />
Vorarbeiten (vgl. Claros-Sal<strong>in</strong>as, 2004) <strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> Tageskl<strong>in</strong>ik Kognitive Neurologie, Leip-<br />
zig entwickelt (Claros-Sal<strong>in</strong>as & Guthke, 2009). PAL erhebt berufliche Anfor<strong>der</strong>ungen anhand neu-<br />
ropsychologischer Operationalisierungen für die Bereiche Sehen, Raumkognition, Aufmerksamkeit,<br />
285
Gedächtnis, Sprache, Umgang mit Zahlen, exekutive Funktionen sowie <strong>Arbeits</strong>verhalten <strong>und</strong> berück-<br />
sichtigt außerdem körperlich-motorische Funktionsbereiche. Die Rehabilitanden werden für jede<br />
Teilanfor<strong>der</strong>ung um e<strong>in</strong>e Bewertung <strong>der</strong> Relevanz für den jeweiligen <strong>Arbeits</strong>platz o<strong>der</strong> das beson<strong>der</strong>e<br />
Berufsfeld gebeten sowie um e<strong>in</strong>e Selbste<strong>in</strong>schätzung ihrer aktuellen Leistungsfähigkeit. Aus dem<br />
Abgleich von aktuellem Leistungs- <strong>und</strong> beruflichem Anfor<strong>der</strong>ungsprofil wird, <strong>in</strong>tegriert <strong>in</strong> die medizi-<br />
nische Gesamttherapie, die <strong>berufsbezogene</strong> Rehabilitationsbehandlung entwickelt. Berufliche Belas-<br />
tungserprobung <strong>und</strong> <strong>Arbeits</strong>therapie werden <strong>in</strong> den Berufsfel<strong>der</strong>n Metall- <strong>und</strong> Holzverarbeitung,<br />
Elektrotechnik/Elektronik (e<strong>in</strong>schließlich EDV-<strong>Arbeits</strong>plätzen im CNC- <strong>und</strong> CAD-Bereich) <strong>und</strong> Bü-<br />
ro/Verwaltung durchgeführt.<br />
Da für den Erfolg e<strong>in</strong>er beruflichen Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung häufig kognitive Leistungsm<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen ent-<br />
scheiden<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d als körperliche Funktionsstörungen, wurde für Rehabilitanden mit kognitiven Leis-<br />
tungsdefiziten e<strong>in</strong>e berufsorientierte Behandlung entwickelt, die folgende Therapieebenen umfasst:<br />
� e<strong>in</strong> <strong>berufsbezogene</strong>s Spezialtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g kognitiver Fähigkeiten, das auf <strong>in</strong>dividuelle Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
am <strong>Arbeits</strong>platz abgestimmt ist (z. B. sprachliche Leistungen wie Textverstehen <strong>und</strong> -produzieren,<br />
Umgang mit Zahlen, Planen <strong>und</strong> Problemlösen)<br />
� e<strong>in</strong> ressourcenorientiertes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, das erhaltene Leistungsmöglichkeiten von Rehabilitanden<br />
erprobt <strong>und</strong> für den beruflichen Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>stieg för<strong>der</strong>t (häufig im Bereich fachlichen Wissens,<br />
etwa <strong>der</strong> Bedienung von Computerprogrammen o<strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>en)<br />
� die Erarbeitung <strong>und</strong> Erprobung <strong>in</strong>dividueller Kompensations- <strong>und</strong> Adaptationsmittel für den E<strong>in</strong>-<br />
satz am <strong>Arbeits</strong>platz (z. B. E<strong>in</strong>übung e<strong>in</strong>es pausenstrukturierten <strong>Arbeits</strong>stils zur verbesserten Auf-<br />
rechterhaltung <strong>der</strong> Daueraufmerksamkeit, E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er externen Gedächtnishilfe o<strong>der</strong> Erar-<br />
beitung arbeitsplatzbezogener Telefonprotokolle, die z. B. aphasische Rehabilitanden bei <strong>der</strong> In-<br />
formationsaufnahme <strong>und</strong> -weiterverarbeitung durch Anstreichformulare unterstützen)<br />
1. Ärztliche E<strong>in</strong>gangsuntersuchung/Zuweisung zur Neurologischen Berufstherapie<br />
� Berufsanamnese <strong>und</strong> Leistungsprüfung im Rahmen <strong>der</strong> Aufnahmeuntersuchung<br />
� unmittelbare Zuweisung zur Neurologischen Berufstherapie, wenn die weitere Teilhabe am<br />
<strong>Arbeits</strong>leben gefährdet, aber nicht ausgeschlossen ersche<strong>in</strong>t<br />
� Zuweisung abhängig von Ergebnissen <strong>der</strong> Basisdiagnostik<br />
2. Berufstherapeutisches Assessment<br />
Das berufstherapeutische Assessment umfasst die Erhebung neurokognitiver <strong>und</strong> körperlicher Leis-<br />
tungsfähigkeit ebenso wie e<strong>in</strong>e detaillierte Recherche beruflicher Anfor<strong>der</strong>ungen:<br />
� Erhebung neurokognitiver Leistungsdaten<br />
� 2,5-stündige neuropsychologische Gruppentestung, die über die E<strong>in</strong>zeltestergebnisse h<strong>in</strong>aus<br />
erste H<strong>in</strong>weise auf mögliche M<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> kognitiven Ausdauerleistung liefert<br />
286
� zusätzlich <strong>in</strong>dividuelle Testungen berufsrelevanter Fähigkeiten <strong>der</strong> komplexeren Sprachleis-<br />
tung, <strong>der</strong> Zahlenverarbeitung <strong>und</strong> des Rechnens sowie des problemlösenden Denkens<br />
� je nach Fragestellung e<strong>in</strong>e computergestützte Belastungstestung, die an zwei aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>fol-<br />
genden Tagen Aufmerksamkeits- <strong>und</strong> Konzentrationsleistungen im tageszeitlichen Verlauf<br />
(morgens, mittags, nachmittags) prüft (vgl. dazu Claros-Sal<strong>in</strong>as et al., 2008, 2010)<br />
� Erhebung des körperlichen Leistungsvermögens, vor allem h<strong>in</strong>sichtlich motorischer Ausdauer-<br />
<strong>und</strong> Kraftleistung sowie manuell-technischer Fertigkeiten (Grob- <strong>und</strong> Fe<strong>in</strong>motorik)<br />
� Berufsanamnese/Erhebung von <strong>Arbeits</strong>platzanfor<strong>der</strong>ungen<br />
� Fragebogen PAL, bei dem <strong>in</strong>dividuelle berufliche Anfor<strong>der</strong>ungen anhand neuropsycholo-<br />
gischer Operationalisierungen erhoben <strong>und</strong> die Rehabilitanden für jede Teilanfor<strong>der</strong>ung<br />
um e<strong>in</strong>e Bewertung <strong>der</strong> beruflichen bzw. arbeitsplatzbezogenen Relevanz sowie e<strong>in</strong>e<br />
Selbste<strong>in</strong>schätzung ihrer Leistungsfähigkeit gebeten werden<br />
� schriftliche Beschreibung von <strong>Arbeits</strong>anfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> <strong>Arbeits</strong>abläufen durch die Re-<br />
habilitanden selbst<br />
3. Berufstherapeutische Interventionsmaßnahmen<br />
� Belastungserprobung <strong>und</strong> <strong>Arbeits</strong>therapie<br />
� Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>und</strong> Beratung<br />
� Komb<strong>in</strong>ation von E<strong>in</strong>zel- <strong>und</strong> Gruppentherapie; das gruppentherapeutische Angebot umfasst:<br />
� Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g komplexer Sprach- <strong>und</strong> Kommunikationsleistungen (z. B. Verstehen <strong>und</strong> Diskutieren<br />
längerer Sachtexte, Halten von Vorträgen zu beruflichen Themen)<br />
� „Expertenr<strong>und</strong>e“ (Austausch von Rehabilitanden, die e<strong>in</strong>e berufliche Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung<br />
bereits erreicht haben mit Rehabilitanden, <strong>der</strong>en berufliche Re<strong>in</strong>tegration <strong>in</strong> Vorbereitung<br />
ist)<br />
� „Kompensationsgruppe“ (Anleitung zu Anpassung des <strong>Arbeits</strong>verhaltens, Vermittlung von<br />
Problemlösestrategien bei Konflikten am <strong>Arbeits</strong>platz, Vermittlung von Bewerbungsstrate-<br />
gien <strong>und</strong> an<strong>der</strong>es mehr)<br />
4. Berufstherapeutische Rehabilitationskonferenz<br />
Abschließende Konferenz ca. 1 Woche vor Entlassung des Rehabilitanden, bei <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e Prob-<br />
lemlagen <strong>der</strong> zukünftigen beruflichen Teilhabe sozialmediz<strong>in</strong>isch im Rehabilitationsteam (ärztliche<br />
Leiter, Stationsarzt, Berufstherapeuten, Psychologen, je nach Fall wichtige an<strong>der</strong>e Funktionsthera-<br />
peuten sowie Sozialdienstmitarbeiter) geklärt <strong>und</strong> Empfehlungen zur Entlassung <strong>und</strong> weiterem Vor-<br />
gehen, z. B. zu Leistungen zur Teilhabe am <strong>Arbeits</strong>leben, festgelegt werden.<br />
Die Therapieangebote <strong>der</strong> Neurologischen Berufstherapie erfolgen zielorientiert. Je nach Ausmaß <strong>der</strong><br />
Leistungsm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung, Dauer <strong>der</strong> Erkrankung, <strong>Arbeits</strong>unfähigkeit, beruflicher Biographie <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ver-<br />
fügbarkeit e<strong>in</strong>es <strong>Arbeits</strong>platzes werden die Rehabilitanden an den sechs Kl<strong>in</strong>ikstandorten, die e<strong>in</strong><br />
287
erufstherapeutisches Netzwerk bilden, behandelt. Der Kl<strong>in</strong>ikstandort Gail<strong>in</strong>gen bietet mit Werk-<br />
statt- <strong>und</strong> Übungsbüroe<strong>in</strong>richtung die Möglichkeit des Wechsels zwischen unterschiedlichen berufli-<br />
chen Bereichen <strong>und</strong> damit Behandlungsangebote bis h<strong>in</strong> zu Berufsf<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> Eignungsanalyse. Die<br />
Kl<strong>in</strong>ikstandorte Konstanz, Stuttgart <strong>und</strong> Heidelberg s<strong>in</strong>d spezialisiert auf die berufsorientierte Reha-<br />
bilitation mit neurokognitivem Schwerpunkt. Durch Behandlungsmöglichkeiten im teilstationären<br />
Rahmen werden die räumliche Nähe zum <strong>Arbeits</strong>platz e<strong>in</strong>es Rehabilitanden genutzt <strong>und</strong> Belastungs-<br />
erprobungen am bisherigen <strong>Arbeits</strong>platz angeboten, die <strong>in</strong>tern vorbereitet <strong>und</strong> e<strong>in</strong>schließlich des<br />
Kontakts zur Arbeitgeberseite (Betriebsarzt, Vorgesetzte o<strong>der</strong> Kollegen) therapeutisch begleitet wer-<br />
den. Gerade <strong>in</strong> den großstädtischen Ballungsräumen Stuttgart/Heidelberg ist auch e<strong>in</strong>e berufsthera-<br />
peutische Nachsorge möglich, die sich an alle Rehabilitanden richtet, die mit <strong>der</strong> Empfehlung e<strong>in</strong>er<br />
Stufenweisen Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung entlassen wurden. Diese werden zu gruppentherapeutischen<br />
Begleitterm<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>geladen, <strong>in</strong> denen <strong>der</strong> Austausch über den Verlauf <strong>der</strong> Stufenweisen Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>-<br />
glie<strong>der</strong>ung Schwerpunktthema ist.<br />
Die Dauer <strong>der</strong> Maßnahme umfasst – abhängig vom Therapieziel <strong>und</strong> <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Intervention (s. o.) –<br />
e<strong>in</strong>en Zeitraum zwischen e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>mal wöchentlich stattf<strong>in</strong>denden Beratung ohne Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsbedarf bis<br />
h<strong>in</strong> zu fünf Therapiee<strong>in</strong>heiten täglich über den Zeitraum <strong>der</strong> Aufenthaltsdauer.<br />
288
Der Ablauf <strong>der</strong> Maßnahme ist <strong>in</strong> Abbildung 6.76 zusammenfassend dargestellt.<br />
Abb. 6.76: Maßnahme „Neurologische Berufstherapie“ <strong>in</strong> den Kl<strong>in</strong>iken Schmie<strong>der</strong><br />
289
Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Rehabilitanden mit neurologisch bed<strong>in</strong>gten kognitiven<br />
<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> motorisch-sensorischen Leistungsdefiziten, <strong>der</strong>en Ausmaß e<strong>in</strong>e weitere Teilhabe am Ar-<br />
beitsleben nicht von vornhere<strong>in</strong> ausschließt. Die Maßnahme ist <strong>in</strong>dikationsspezifisch konzipiert für<br />
Rehabilitanden mit neurologischen Erkrankungen, vor allem des zentralen Nervensystems.<br />
Beteiligte Berufsgruppen <strong>und</strong> Ausstattung. Arzt, Psychologe, Sozialarbeiter/Sozialpädagoge,<br />
Krankengymnast/Physiotherapeut, Ergotherapeut, Berufstherapeut. Benötigte Ausstattung: Für die<br />
Belastungserprobung im handwerklich-technischen Bereich ist e<strong>in</strong>e Ausstattung mit (CNC-)Werk-<br />
zeugmasch<strong>in</strong>en, Werk- <strong>und</strong> Hobelbank, Kreis- <strong>und</strong> Bandsäge, Hochregallager, CAD-<strong>Arbeits</strong>platz erfor-<br />
<strong>der</strong>lich. Für Belastungserprobungen im Bereich Büro/Verwaltung ist e<strong>in</strong>e EDV-Ausstattung (PC mit<br />
üblicher Software für Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Datenbankverwaltung, Präsentati-<br />
onsvorlagen-Erstellung, Internetzugang) <strong>und</strong> Videoausstattung (für Bewerbungs-, Verkaufsgespräch-<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g) erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Literatur Claros-Sal<strong>in</strong>as, D. (2004). Neurologische Berufstherapie. Dissertation, Universität<br />
Konstanz.<br />
Claros-Sal<strong>in</strong>as, D. & Greitemann, G. (2005). Zeitliche Verläufe <strong>der</strong> beruflichen<br />
Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung bei neurologischen Patienten. DRV Schriften Bd.<br />
59, 249-251.<br />
Claros-Sal<strong>in</strong>as, D. (2006). Stufenweise Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung nach berufsorientiertem<br />
neurokognitivem Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g – Verläufe <strong>und</strong> Ergebnisse. In W.<br />
Müller-Fahrnow, T. Hansmeier, M. Karoff (Hrsg.), Wissenschaftliche<br />
Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>isch-beruflich orientierten Rehabilitation (S.<br />
389-399). Lengerich: Pabst.<br />
Claros-Sal<strong>in</strong>as, D. & Greitemann, G. (2006). Berufliche Rehabilitation von<br />
Menschen mit zentralen Sprach- <strong>und</strong> Sprechstörungen. Bullet<strong>in</strong> Aphasie<br />
<strong>und</strong> verwandte Gebiete 3/2005 & 1/2006, 15-33.<br />
Claros-Sal<strong>in</strong>as, D. (2007). Ergebnisqualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>isch-beruflichen<br />
Rehabilitation neurologischer Patienten. In P. Schönle (Hrsg.), Integrierte<br />
mediz<strong>in</strong>isch-berufliche Rehabilitation (S. 91-105). Bad Honnef:<br />
Hippocampus.<br />
Claros-Sal<strong>in</strong>as, D., Greitemann, G., Ochs, L. & Bab<strong>in</strong>sky, R. (2008). Circadiane<br />
Aufmerksamkeitsbestimmungen zur Erfassung berufsrelevanter Belastungsm<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen.<br />
17. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium,<br />
Bremen, März 2008. DRV-Schriften, Bd. 77, 313-314.<br />
Claros-Sal<strong>in</strong>as, D. & Greitemann, G. (2009). Berufsorientierte Behandlung<br />
schriftlicher Textproduktion bei Patienten mit aphasischen <strong>und</strong> nichtaphasischen<br />
Sprachstörungen. 18. Rehabilitationswissenschaftliches<br />
Kolloquium, Münster, März 2009. DRV-Schriften, Bd. 83, 342-343.<br />
Claros-Sal<strong>in</strong>as, D. & Guthke, T. (2009). Neurologische Berufstherapie: Re<strong>in</strong>tegration<br />
von Menschen mit zentralen Sprach- <strong>und</strong> Sprechstörungen.<br />
9. Jahrestagung <strong>der</strong> Gesellschaft für Aphasieforschung <strong>und</strong> -behandlung,<br />
Erfurt.<br />
290
Claros-Sal<strong>in</strong>as, D., Nickisch, N., Ochs, L. & Greitemann, G. (2010). Kognitive<br />
Fatigue bei MS-Patienten <strong>und</strong> diurnaler Leistungsabfall bei Schlaganfall-Patienten.<br />
19. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium, Leipzig,<br />
März 2010. DRV-Schriften, Bd. 88, 394-396.<br />
Claros-Sal<strong>in</strong>as, D., Bratzke, D., Greitemann, G., Nickisch, N., Ochs, L. & Schröter,<br />
H. (2010). Fatigue-related diurnal variations of cognitive performance<br />
<strong>in</strong> multiple sclerosis and stroke patients. Journal of the Neurological<br />
Sciences 295, 75-81.<br />
Spranger, M., Schmiedel, B., Rüsch, B., Lehmler, L., Lebrecht, U., Allmann, J.,<br />
Claros-Sal<strong>in</strong>as, D. & Schönle, P.W. (2007). Rahmenempfehlungen zur<br />
mediz<strong>in</strong>isch-beruflichen Rehabilitation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Neurologie (Phasen D<br />
<strong>und</strong> E). Prävention & Rehabilitation 19, 81-91.<br />
Ansprechpartner Dr. Dolores Claros-Sal<strong>in</strong>as (Fachkompetenzleitung Berufstherapie)<br />
Kl<strong>in</strong>iken Schmie<strong>der</strong><br />
Eichhornstr. 68<br />
D-78464 Konstanz<br />
d.claros-sal<strong>in</strong>as@kl<strong>in</strong>iken-schmie<strong>der</strong>.de<br />
www.kl<strong>in</strong>iken-schmie<strong>der</strong>.de<br />
291
Reha-Bau<br />
verschiedene Schwerpunkt-Kl<strong>in</strong>iken für orthopädische Rehabilitation<br />
Orthopädie<br />
Ziele. Die <strong>Orientierung</strong> an Belastungsschwerpunkten <strong>der</strong> eigenen beruflichen Arbeit soll dazu beitra-<br />
gen, spezifische <strong>und</strong> für die Bewältigung <strong>der</strong> Arbeit bedeutsame Defizite <strong>der</strong> Bewegungsmuster aus-<br />
zugleichen. Wenn notwendig, werden Möglichkeiten aufgezeigt, um die Arbeit im Bausektor bei ver-<br />
bleibenden Restdefiziten <strong>der</strong> Belastbarkeit zu erleichtern <strong>und</strong> die Erwerbsfähigkeit zu erhalten.<br />
Inhalte <strong>und</strong> Ablauf. Es handelt sich bei dem Rehabilitationskonzept um e<strong>in</strong>e (<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel) dreiwö-<br />
chige Maßnahme, die spezifisch auf Beschäftigte <strong>der</strong> Bauwirtschaft abgestimmt ist, die e<strong>in</strong>em großen<br />
Anteil an körperlich belastenden Tätigkeiten ausgesetzt s<strong>in</strong>d. Sie zeichnet sich durch folgende Beson-<br />
<strong>der</strong>heiten aus:<br />
� Rekrutierung durch den Betriebsarzt des <strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>ischen <strong>und</strong> sicherheitstechnischen (ASD)<br />
Dienstes <strong>der</strong> BG BAU<br />
� Integration prof<strong>und</strong>er arbeitsmediz<strong>in</strong>ischer <strong>und</strong> ergonomischer Fachexpertise<br />
� Übungsbaustelle für die ergonomische Schulung <strong>und</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g unter arbeitsplatznahen Bed<strong>in</strong>gun-<br />
gen<br />
� Komb<strong>in</strong>ation von Gruppentherapien zum spezifischen Muskelaufbau <strong>und</strong> zur Muskelkräftigung,<br />
Sport (z. B. Morgengymnastik, Hallentra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Walk<strong>in</strong>g/Jogg<strong>in</strong>g), Ges<strong>und</strong>heitssem<strong>in</strong>are (Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs-<br />
<strong>und</strong> Bewegungsphysiologie, Stress <strong>und</strong> Schmerz, Entspannung, Ernährung <strong>und</strong> Sozialrecht) fall-<br />
weise <strong>in</strong>dividuelle Betreuung <strong>und</strong> Maßnahmen zur Nachbetreuung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gesamtkonzept.<br />
Durch die berufsnahe Gestaltung des Rehabilitationsprogramms soll die Identifikation mit den Reha-<br />
bilitationszielen erhöht werden. Das Programm be<strong>in</strong>haltet ärztliche, physiotherapeutische, psycholo-<br />
gische Elemente <strong>und</strong> Elemente <strong>der</strong> Sozialberatung.<br />
� Arztvortrag: Anatomie <strong>und</strong> Physiologie. Mit e<strong>in</strong>em Arztvortrag wird über die gr<strong>und</strong>legenden<br />
anatomischen <strong>und</strong> physiologischen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>belastung am Bau <strong>in</strong>formiert. Es<br />
werden Gr<strong>und</strong>kenntnissen zur Anatomie <strong>und</strong> Funktion <strong>der</strong> Wirbelsäule, <strong>der</strong> Bandscheiben, <strong>der</strong><br />
Bän<strong>der</strong> <strong>und</strong> Muskulatur vermittelt <strong>und</strong> über die E<strong>in</strong>flussfaktoren auf den Rückenschmerz, z. B. <strong>in</strong><br />
Form des Körpergewichts o<strong>der</strong> psychologischer Faktoren, <strong>in</strong>formiert.<br />
292
� <strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>isches Informations- <strong>und</strong> Schulungsprogramm. In e<strong>in</strong>em überdachten Außenbe-<br />
reich <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik, <strong>der</strong> als Übungsbaustelle ausgestaltet ist, wird von Therapeuten <strong>in</strong> Kooperation<br />
teilweise mit Externen <strong>der</strong> BG BAU e<strong>in</strong> Schulungsprogramm mit folgenden Inhalten durchgeführt:<br />
� ergonomische H<strong>in</strong>weise, die bereits bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung <strong>der</strong> Baustelle <strong>und</strong> sowie des eigenen<br />
<strong>Arbeits</strong>platzes (z. B. Verhältnis Standhöhe <strong>und</strong> <strong>Arbeits</strong>höhe) berücksichtigt werden können<br />
� Demonstration <strong>und</strong> Erprobung technischer <strong>und</strong> persönlicher Hilfsmittel sowie Werkzeuge auf<br />
<strong>der</strong> Übungsbaustelle<br />
� Anregungen zur Stresssenkung während <strong>der</strong> Arbeit<br />
� Auswahl körpergerechter <strong>Arbeits</strong>kleidung, Erlernen von Techniken beim Heben, Tragen <strong>und</strong><br />
Halten von schweren Lasten <strong>und</strong> <strong>der</strong>en richtige E<strong>in</strong>schätzung<br />
� Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmöglichkeiten auf <strong>der</strong> Baustelle <strong>und</strong> das <strong>in</strong>dividuelle Aufzeigen von Hilfsmitteln <strong>und</strong><br />
Belastungsnischen bei gegebenen Beschwerden<br />
� Die physiotherapeutischen Elemente unterglie<strong>der</strong>n sich <strong>in</strong> drei Sem<strong>in</strong>are<strong>in</strong>heiten:<br />
� Sem<strong>in</strong>ar I - Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs- <strong>und</strong> Bewegungsphysiologie: statische Muskelarbeit – dynamische Mus-<br />
kelarbeit, Gegenüberstellung von anaeroben <strong>und</strong> aeroben Stoffwechsel, die Erläuterung <strong>der</strong><br />
vier motorischen Hauptbeanspruchungsformen anhand praktischer Beispiele sowie die Be-<br />
rücksichtigung des Alters bei Arbeit <strong>und</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
� Sem<strong>in</strong>ar II - Biomechanik<br />
� Sem<strong>in</strong>ar III - Praktische Übungen: Morgengymnastik, Gruppengymnastik, Ergonomietra<strong>in</strong><strong>in</strong>g,<br />
Muskelaufbautra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, ergänzt durch krankengymnastische E<strong>in</strong>zeltherapie <strong>und</strong> passive The-<br />
rapien.<br />
� Psychologische Elemente werden <strong>in</strong> zwei Sem<strong>in</strong>aren zur Verhaltensän<strong>der</strong>ung mit praktischen<br />
Übungen berücksichtigt. In den Sem<strong>in</strong>aren werden <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Problembereiche Schmerz<br />
<strong>und</strong> Stress thematisiert. Den Rehabilitanden wird e<strong>in</strong> plausibles Schmerzmodell vermittelt <strong>und</strong> es<br />
werden Methoden zur Schmerzbewältigung geübt. Stressauslöser <strong>und</strong> Stressreaktionen werden<br />
erarbeitet <strong>und</strong> e<strong>in</strong> wirksames Stressmanagement wird vermittelt. Im Mittelpunkt steht <strong>in</strong>sbeson-<br />
<strong>der</strong>e <strong>der</strong> wechselseitige Zusammenhang von Stress <strong>und</strong> Schmerz. Ausführlich wird e<strong>in</strong> Entspan-<br />
nungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (Progressive Muskelrelaxation) praktisch e<strong>in</strong>geübt.<br />
� Sozialberatung. Es werden zwei Patientensem<strong>in</strong>are, „Beratungsgruppe Arbeit“ (Patientensem<strong>in</strong>ar<br />
I) <strong>und</strong> „<strong>Arbeits</strong>platzsicherung durch Kündigungsschutz“ (Patientensem<strong>in</strong>ar II) durchgeführt. Bei<br />
Bedarf erfolgt e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Sozialberatung zur <strong>Arbeits</strong>platzsicherung durch Hilfen im Beruf<br />
o<strong>der</strong> durch die E<strong>in</strong>leitung <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ation nachfolgen<strong>der</strong> berufsför<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Maßnahmen.<br />
Die Maßnahme ist <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es dreiwöchigen Gruppenprogramms (Peer-Effekt) konzipiert, bei dem<br />
die Teilnehmer die Therapie geme<strong>in</strong>sam beg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> durchlaufen; e<strong>in</strong> standardisiertes Basispro-<br />
gramm (therapeutisches Sockelprogramm) wird ergänzt bzw. modifiziert durch e<strong>in</strong>e spezifische, <strong>in</strong>di-<br />
viduelle Therapie.<br />
293
Der Ablauf <strong>der</strong> Maßnahme ist <strong>in</strong> Abbildung 6.77 zusammenfassend dargestellt.<br />
Abb. 6.77: Maßnahme „Reha-Bau“ <strong>in</strong> regionalen orthopädischen Schwerpunktkl<strong>in</strong>iken<br />
<strong>der</strong> DRV<br />
294
Zielgruppe. Die Maßnahme ist spezifisch auf Bauhandwerker (Bauhaupt- <strong>und</strong> Baunebengewerbe,<br />
Tiefbau) mit e<strong>in</strong>em großen Anteil an körperlich belastenden Tätigkeiten abgestimmt. Zu den wich-<br />
tigsten Indikationsgruppen zählen chronische Wirbelsäulenleiden <strong>und</strong> tendomyotische Syndrome,<br />
vor allem des Schultergürtels <strong>und</strong> <strong>der</strong> oberen Extremitäten. Die Maßnahme wird nicht durchgeführt<br />
bei fehlen<strong>der</strong> Motivation auf Seiten des Rehabilitanden sowie bei bestehen<strong>der</strong> Rente bzw. Rentenan-<br />
trag.<br />
Beteiligte Berufsgruppen <strong>und</strong> Ausstattung. Arzt, Psychologe, Sozialarbeiter/Sozialpädagoge,<br />
Krankengymnast/Physiotherapeut, Ergotherapeut, Stationsschwester, Ergonom/<strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>er<br />
(BG BAU), Sportlehrer. Benötigte Ausstattung: Übungsbaustelle (s. o.).<br />
Literatur BG BAU (2009). RehaBau – Rehabilitationsprogramm für ältere Beschäftigte <strong>in</strong><br />
Berufen <strong>der</strong> Bauwirtschaft. Schriftenreihe <strong>Arbeits</strong>sicherheit <strong>und</strong> <strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Bauwirtschaft.<br />
Ansprechpartner<br />
Kl<strong>in</strong>iken<br />
Hartmann, B., Hanse, J., Hauck, A., Josenhans J. , Bodman, J. & Weh, L. (2003).<br />
RehaBau – e<strong>in</strong>e Maßnahme zur Sicherung <strong>der</strong> Erwerbsfähigkeit altern<strong>der</strong><br />
Bauarbeiter. Die BG, 04/2003, 134-140.<br />
Josenhans, J., von Bodman, J., Hartmann, B., Hauck, A., Weiler, S. & Arlt, A.C.<br />
(2003). RehaBau - Schwierigkeiten <strong>und</strong> Lösungswege bei <strong>der</strong> Rehabilitation<br />
berufshomogener Gruppen. DRV-Schriften , 40 , 44-46.<br />
www.iga-<strong>in</strong>fo.de/fileadm<strong>in</strong>/texte/Koll_naechster_beruf/9-Hauck.pdf<br />
DRV-Kl<strong>in</strong>iken (DRV Nord, Braunschweig-Hannover, Oldenburg-Bremen, Hessen,<br />
Rhe<strong>in</strong>land, Westfalen, Baden-Württemberg, Nordbayern, Bayern Süd, Schwaben)<br />
<strong>und</strong> KBS<br />
Dr. Johannes von Bodman (Leiten<strong>der</strong> Arzt)<br />
Kl<strong>in</strong>ik für Orthopädische Rehabilitation, Kl<strong>in</strong>ikum Bad Bramstedt GmbH<br />
Oskar-Alexan<strong>der</strong>-Straße 26, 24576 Bad Bramstedt<br />
www.kl<strong>in</strong>ikumbadbramstedt.de<br />
Salzetalkl<strong>in</strong>ik<br />
Dr. Jürgen Philipp (Leiten<strong>der</strong> Arzt)<br />
Alte Vlothoer Straße 1, 32105 Bad Salzuflen<br />
www.salzetalkl<strong>in</strong>ik.de<br />
Rheumakl<strong>in</strong>ik Bad Wildungen<br />
Dr. Bernhard Krohn-Grimberghe<br />
Am Katzenste<strong>in</strong> 2, 34537 Bad Wildungen<br />
<strong>in</strong>fo.rheumakl<strong>in</strong>ik-bw@drv-oldenburg-bremen.de<br />
www.rheumakl<strong>in</strong>ik-bw.de<br />
295
Ansprechpartner<br />
BG BAU<br />
Aggertalkl<strong>in</strong>ik<br />
Dr. Jürgen Hekler<br />
Am Son<strong>der</strong>siefen 18, 51766 Engelskirchen<br />
www.aggertalkl<strong>in</strong>ik.de<br />
Reha-Kl<strong>in</strong>ik Am Kurpark Bad Kiss<strong>in</strong>gen<br />
Prof. Monika Reuss-Borst<br />
Kurhausstraße 9, 97688 Bad Kiss<strong>in</strong>gen<br />
www.rehakl<strong>in</strong>ik-am-kurpark.de<br />
Orthopädische Kl<strong>in</strong>ik Tegernsee<br />
Dr. Markus Zimmer (Leiten<strong>der</strong> Arzt)<br />
Seestraße 90, 83684 Tegernsee<br />
www.ok-tegernsee.de<br />
<strong>in</strong> konkreter Planung (Stand 12/2011, DRV Mitteldeutschland, Berl<strong>in</strong>-Brandenburg)<br />
Andrea Hauck<br />
Referent<strong>in</strong> Prävention<br />
BG BAU - Berufsgenossenschaft <strong>der</strong> Bauwirtschaft<br />
<strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>ischer <strong>und</strong> sicherheitstechnischer Dienst ASD<br />
Holstenwall 8-9<br />
20355 Hamburg<br />
andrea.hauck@bgbau.de<br />
www.bgbau.de<br />
296
Reha-Office<br />
Kl<strong>in</strong>ik für Orthopädische Rehabilitation, Kl<strong>in</strong>ikum Bad Bramstedt<br />
Orthopädie<br />
Ziele. Das Programm ist spezifisch auf im Büro tätige Rehabilitanden mit e<strong>in</strong>em großen Anteil an<br />
Bildschirmtätigkeit abgestimmt. Die stationäre Rehabilitation ist <strong>in</strong>diziert bei ambulant erfolglos The-<br />
rapierten mit Schmerzsyndromen, bei welchen e<strong>in</strong> berufsbed<strong>in</strong>gter E<strong>in</strong>fluss wahrsche<strong>in</strong>lich ist <strong>und</strong><br />
bei welchen zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong> beruflichen Leistungsfähigkeit e<strong>in</strong>e spezifische Schulung <strong>und</strong><br />
Rehabilitation s<strong>in</strong>nvoll ersche<strong>in</strong>t. Erreicht werden sollen die Aufrechterhaltung <strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>fähigkeit,<br />
berufliche Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung, stabile Schmerzreduzierung, Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität, e<strong>in</strong>e<br />
somatische, psychische <strong>und</strong> soziale Rehabilitation bzw. Re<strong>in</strong>tegration.<br />
Inhalte <strong>und</strong> Ablauf. Die Maßnahme ist durch die folgenden Elemente gekennzeichnet:<br />
� Geme<strong>in</strong>samkeit: Es werden Rehabilitandengruppen gebildet mit ähnlichen beruflichen Erfahrun-<br />
gen, ähnlichen Bed<strong>in</strong>gungen am <strong>Arbeits</strong>platz „Bildschirm“ <strong>und</strong> ähnlichen Ges<strong>und</strong>heitsproblemen.<br />
Das Behandlungsprogramm ist auf die jeweiligen Ges<strong>und</strong>heitsprobleme dieser Gruppe zuge-<br />
schnitten.<br />
� Aktive Therapie: <strong>der</strong> Kern des Programms besteht aus aktiven Therapien, schwerpunktmäßig aus<br />
Gymnastik, Sport, Muskelaufbau <strong>und</strong> Fitnesstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g sowie dem Erlernen ergonomischer <strong>Arbeits</strong>-<br />
haltungen. Hierfür müssen die Rehabilitanden motiviert werden, da dadurch e<strong>in</strong>e bessere Leis-<br />
tungsfähigkeit <strong>in</strong> Alltag <strong>und</strong> Beruf erreicht werden kann. Das Programm wird <strong>in</strong>dividuell ange-<br />
passt <strong>und</strong> kann durch e<strong>in</strong> Entspannungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>und</strong> Angebote <strong>der</strong> physikalischen Therapie er-<br />
gänzt werden.<br />
� Beratung <strong>und</strong> Information zu mediz<strong>in</strong>ischen, physiotherapeutischen ergotherapeutischen, psy-<br />
chologischen <strong>und</strong> sozialen Fragen.<br />
� Impulse für zuhause. Um e<strong>in</strong>en Transfer des gesün<strong>der</strong>en Lebens <strong>in</strong> den Alltag zu erreichen, wer-<br />
den geme<strong>in</strong>sam Alltagsverbesserungen erarbeitet; außerdem werden den Rehabilitanden <strong>und</strong><br />
dem weiterbehandelnden Arzt gezielte H<strong>in</strong>weise für zuhause gegeben.<br />
Die Betroffenen werden durch e<strong>in</strong>en im Vorfeld versandten Anamnesebogen für das Programm iden-<br />
tifiziert. Bei Aufnahme erfolgen e<strong>in</strong>e ausführliche Berufsanamnese sowie Schil<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Proble-<br />
matiken am <strong>Arbeits</strong>platz, die Durchführung von Assessments <strong>und</strong> die Verordnung <strong>der</strong> entsprechen-<br />
den Therapien.<br />
297
Es handelt sich bei <strong>der</strong> Maßnahme um e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegriertes Konzept, das den Zeitraum <strong>der</strong> gesamten Re-<br />
habilitationsmaßnahme umfasst.<br />
Der Ablauf <strong>der</strong> Maßnahme ist <strong>in</strong> Abbildung 6.78 zusammenfassend dargestellt.<br />
Abb. 6.78: Maßnahme „Reha-Office“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik für Orthopädische Rehabilitation,<br />
Kl<strong>in</strong>ikum Bad Bramstedt<br />
298
Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an im Büro tätige Arbeitnehmer mit e<strong>in</strong>em großen Anteil an<br />
Bildschirmarbeit. Die stationäre <strong>berufsbezogene</strong> Rehabilitation ist <strong>in</strong>diziert bei ambulant erfolglos<br />
Therapierten mit Schmerzsyndromen, bei denen e<strong>in</strong> berufsbed<strong>in</strong>gter E<strong>in</strong>fluss wahrsche<strong>in</strong>lich ist <strong>und</strong><br />
bei denen zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong> beruflichen Leistungsfähigkeit e<strong>in</strong>e spezifische Schulung <strong>und</strong><br />
Rehabilitation s<strong>in</strong>nvoll ersche<strong>in</strong>t; wichtigste Indikationsgruppen s<strong>in</strong>d chronische Wirbelsäulenleiden<br />
<strong>der</strong> HWS-, BWS- <strong>und</strong> LWS-Region <strong>und</strong> tendomyotische Syndrome vor allem des Schultergürtels <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> oberen Extremitäten. Die Maßnahme wird nicht durchgeführt bei fehlen<strong>der</strong> Motivation auf Sei-<br />
ten des Rehabilitanden sowie bei bestehen<strong>der</strong> Rente bzw. Rentenantrag.<br />
Beteiligte Berufsgruppen <strong>und</strong> Ausstattung. Arzt, Psychologe, Sozialarbeiter/Sozialpädagoge,<br />
Krankengymnast/Physiotherapeut, Ergotherapeut, Sportlehrer.<br />
Benötigte Ausstattung: Musterbüroarbeitsplatz.<br />
Ansprechpartner Dr. Johannes von Bodman (Leiten<strong>der</strong> Arzt)<br />
Kl<strong>in</strong>ik für Orthopädische Rehabilitation, Kl<strong>in</strong>ikum Bad Bramstedt GmbH<br />
Oskar-Alexan<strong>der</strong>-Straße 26<br />
24576 Bad Bramstedt<br />
<strong>in</strong>fo@kl<strong>in</strong>ikumbb.de<br />
www.kl<strong>in</strong>ikumbadbramstedt.de<br />
299
MBO ® –Kompakt Neurologie<br />
Rehabilitationszentren Kl<strong>in</strong>ik Bavaria Bad Kiss<strong>in</strong>gen, Freyung, Kreischa<br />
Neurologie<br />
Ziele.<br />
� Erhalt <strong>der</strong> beruflichen Leistungsfähigkeit<br />
� Erhalt des <strong>Arbeits</strong>platzes/<strong>Arbeits</strong>verhältnisses<br />
� Konkretisierung bestehen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> zu erwarten<strong>der</strong> Probleme am <strong>Arbeits</strong>platz<br />
� Vermittlung praxistauglicher Strategien zur Kompensation dieser <strong>Arbeits</strong>platzprobleme<br />
� Motivierung für die berufliche Re<strong>in</strong>tegration <strong>und</strong> den Verbleib im Beruf<br />
� Abbau von Schonungs- <strong>und</strong> Vermeidungsverhalten im Beruf<br />
Inhalte <strong>und</strong> Ablauf.<br />
Nach e<strong>in</strong>er regulären dreiwöchigen neurologischen Rehabilitation folgt die e<strong>in</strong>wöchige MBO®-Kom-<br />
pakt-Maßnahme. Die therapeutischen Interventionen werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe von üblicherweise 6<br />
bis 8 Teilnehmern durchgeführt. Die Maßnahme erstreckt sich über sieben <strong>Arbeits</strong>tage. Dabei wer-<br />
den ca. 30 berufsorientierte Therapiest<strong>und</strong>en angeboten. Das Programm umfasst die folgenden In-<br />
halte:<br />
� motivierende E<strong>in</strong>gangs-MBO ® Kompakt-Info-Veranstaltung<br />
� arbeitsmediz<strong>in</strong>ische Aufnahme-Untersuchung<br />
� arbeitsmediz<strong>in</strong>ische <strong>Arbeits</strong>platz-/Tätigkeitsbeschreibung, Kennzeichnung beruflicher Belastun-<br />
gen <strong>und</strong> Ressourcen, Ausweisung beruflicher Defizite<br />
� physiotherapeutische, sozialpädagogische, neuropsychologische berufsorientierte Aufnahme<br />
� selektive Evaluation <strong>der</strong> funktionellen Leistungsfähigkeit mittels Bavaria Screen<strong>in</strong>g <strong>der</strong> funktio-<br />
nell-motorischen Leistungsfähigkeit (BSL)<br />
� MBO ® Kompakt Aufnahme-Teambesprechung (Festlegung <strong>der</strong> Behandlungsschwerpunkte)<br />
� E<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Durchführung <strong>der</strong> berufsorientierten Mediz<strong>in</strong>ischen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gstherapie (MTT)<br />
/Muskelaufbautra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (MAT)<br />
� E<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Durchführung e<strong>in</strong>es berufsspezifischen Funktionstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs mit Elementen des Work<br />
Harden<strong>in</strong>g<br />
� MBO ® Kompakt Sem<strong>in</strong>ar (<strong>Arbeits</strong>platz-/Verhaltensergonomie-E<strong>in</strong>führung)<br />
� Ergonomietra<strong>in</strong><strong>in</strong>g an Modellarbeitsplätzen (<strong>in</strong>klusive <strong>Arbeits</strong>schutz, Schlafergonomie)<br />
� <strong>berufsbezogene</strong> Ausgleichs- <strong>und</strong> Funktionsgymnastik (BAF)<br />
� <strong>in</strong>dividualisiertes <strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g an Modellarbeitsplätzen<br />
300
� psychosoziales berufsorientiertes Verhaltenstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (<strong>berufsbezogene</strong> Stressbewältigung, Kurz-<br />
entspannung, Motivationsför<strong>der</strong>ung, soziales Kompetenztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g)<br />
� kognitives Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g am PC (Bra<strong>in</strong> Fit)<br />
� <strong>in</strong>dividuelle beruflich engpass-orientierte E<strong>in</strong>zeltherapie (kl<strong>in</strong>isch psychologische Gespräche,<br />
Logopädie, Ergo-/Physiotherapie)<br />
� MBO ® Kompakt Abschluss-Teambesprechung<br />
� Nachsorge/Re<strong>in</strong>tegration über Fallmanagement<br />
Das diagnostische <strong>und</strong> therapeutische Vorgehen <strong>der</strong> MBO ® Kompakt-Maßnahme Neurologie wird<br />
nachfolgend an e<strong>in</strong>em Fallbeispiel illustriert.<br />
Rehabilitand<strong>in</strong>: Frau B. L., 35 Jahre alt<br />
Diagnose: Multiple Sklerose, schubförmiger Verlauf, letzter Schub vor zwei Monaten; Z. n. Exzision<br />
e<strong>in</strong>es malignen Melanoms am Rücken vor sechs Monaten<br />
Aktuelle E<strong>in</strong>schränkungen: Kraftlosigkeit, Hyp- <strong>und</strong> Dysästhesien <strong>der</strong> rechten Körperhälfte mit Arm-<br />
betonung, Fatigue-Syndrom mit Schlafstörungen<br />
Selbste<strong>in</strong>schätzung: Vom Lohn als alle<strong>in</strong>erziehende Mutter abhängig, müsse daher weiter arbeiten.<br />
<strong>Arbeits</strong>anamnese:<br />
� <strong>Arbeits</strong>organisation: Unregelmäßige Dreier-Wechselschicht mit Nachtschicht jede 3. Woche.<br />
Täglich 8 St<strong>und</strong>en Montag bis Freitag, wöchentlich 40 St<strong>und</strong>en mit bis zu 7 Überst<strong>und</strong>en. Ständi-<br />
ger Gruppenakkord. <strong>Arbeits</strong>weg 8 km, überwiegend mit Bus, gelegentlich, sofern ges<strong>und</strong>heitlich<br />
möglich, mit Fahrrad.<br />
� <strong>Arbeits</strong><strong>in</strong>halte/Tätigkeitsschwerpunkte: Hilfsarbeiter<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb mit 300 Mitarbeitern,<br />
<strong>der</strong> Sitzpolster <strong>und</strong> Kfz-Sitze herstellt. Arbeitet im Wechsel an verschiedenen Kaschiermasch<strong>in</strong>en<br />
mit e<strong>in</strong>em Ofen, e<strong>in</strong>em Kontrolltisch <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Verpackungsplatz. Beklebt (kaschiert) Autositz-<br />
teile aus Kunststoff mit Gewichten zwischen 13 <strong>und</strong> 16 kg mit Stoffbezügen. Hierzu wird das be-<br />
reits angelieferte Kunststoffteil im Ofen e<strong>in</strong>gelegt <strong>und</strong> erwärmt, anschließend manuell mit Kle-<br />
ber bestrichen <strong>und</strong> zur Kaschiermasch<strong>in</strong>e getragen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sie zuvor die passende, meist schwere<br />
Stoffbahn mit 15-20 kg von Europalette (am Boden) angehoben <strong>und</strong> <strong>in</strong> 1,20 m Höhe e<strong>in</strong>gelegt<br />
hat. Nach Schließen <strong>und</strong> Starten <strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>e begibt sie sich zwischenzeitlich zum Kontrolltisch,<br />
um e<strong>in</strong> bereits kaschiertes an<strong>der</strong>es Teil zu kontrollieren, schnell zum Verpackungsplatz zu tragen<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> 10 cm Höhe auf Europalette abzulegen. Mittlerweile ist das vorher e<strong>in</strong>gelegte Teil bereits<br />
masch<strong>in</strong>ell kaschiert, muss entnommen <strong>und</strong> weiter bearbeitet werden. Pro St<strong>und</strong>e s<strong>in</strong>d 50 sol-<br />
cher <strong>Arbeits</strong>gänge im Gruppenakkord zu bewältigen. Ist die Paletten voll, zieht sie diese mit dem<br />
unmotorisierten Transportwagen über e<strong>in</strong>e flache Rampe <strong>in</strong>s Lager.<br />
� <strong>Arbeits</strong>haltungen: Ständiges Gehen/Stehen, zeitweise bis überwiegend vorgebeugt o<strong>der</strong> tief<br />
gebückt <strong>und</strong> zeitweise rechts rotiert, gelegentlich Hockhaltungen.<br />
� <strong>Arbeits</strong>schwere: Zeitweise bis überwiegend körperlich mittelschweres Heben von Boden- bis<br />
Taillenhöhe <strong>und</strong> Tragen, zeitweise schweres Ziehen.<br />
301
� Zusätzliche Belastungen: Ständiger Zeitdruck durch Gruppenakkord. Bei <strong>Arbeits</strong>unfähigkeit<br />
psychosoziale Belastung durch Vorwürfe <strong>und</strong> Streit mit <strong>der</strong> Gruppe <strong>und</strong> Vorgesetztem.<br />
MBO-Diagnostik:<br />
� <strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>ische, neuropsychologische, physiotherapeutische <strong>und</strong> sozialpädagogische<br />
Aufnahmeuntersuchung, <strong>Arbeits</strong>platz- <strong>und</strong> Tätigkeitsbeschreibung<br />
� Motorische (EFL-Screen<strong>in</strong>g) <strong>und</strong> neuropsychologische (kognitive) Testung<br />
� Expliziter Vergleich <strong>der</strong> Fähigkeiten mit den beruflichen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong><br />
beruflichen Defizite<br />
� Festlegen <strong>der</strong> Behandlungsschwerpunkte<br />
MBO-Therapie:<br />
� Ergonomie an verschiedenen relevanten <strong>in</strong>dustrietypischen Modellarbeitsplätzen, Schlafergo-<br />
nomie<br />
� berufsspezifische Ausgleichsgymnastik<br />
� berufsspezifisches Funktionstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (Heben/Tragen, Schieben, Anheben/Ablegen <strong>in</strong> tiefer Posi-<br />
tion)<br />
� <strong>in</strong>dividuelles <strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (Montage, Transport, Verpackung. Ergonomische Verbesse-<br />
rungen bei Transport <strong>und</strong> Ablegen <strong>der</strong> Polsterteile)<br />
� berufsorientierte mediz<strong>in</strong>ische Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gstherapie (allgeme<strong>in</strong>e Kräftigung, speziell rechtes Schul-<br />
ter-Hand-Arm-System)<br />
� psychosoziales berufsorientiertes Verhaltenstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (Entspannung, Stressbewältigung, soziale<br />
Kompetenz)<br />
� kl<strong>in</strong>isch-psychologisches Gespräch (Krankheitsverarbeitung)<br />
� <strong>in</strong>dividuelle Fallbetreuung<br />
Abschlussteam: Andeutungsweise psychophysische Stabilisierung <strong>der</strong> MS-Patient<strong>in</strong> erreicht. Dennoch<br />
kont<strong>in</strong>uierliche Überfor<strong>der</strong>ung durch <strong>Arbeits</strong>schwere, Wechsel- <strong>und</strong> Nachtschichtsystem, Überstun-<br />
den sowie Gruppenakkord erkennbar. Arbeitet zu Lasten <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit.<br />
Aktuelles Leistungsbild: Körperlich leichte bis mittelschwere Tätigkeiten, zeitweise bis überwiegend<br />
im Gehen <strong>und</strong> Stehen bzw. ständig im Sitzen, auf durchschnittlichem kognitiven Niveau, <strong>in</strong> regelmä-<br />
ßiger Früh-, Normal- o<strong>der</strong> Spätschicht, sechs St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> mehr täglich. Ke<strong>in</strong> überwiegendes mittel-<br />
schweres Heben <strong>und</strong> Tragen, ke<strong>in</strong>e Wechsel- o<strong>der</strong> Nachtschichten, ke<strong>in</strong>e Akkordarbeit.<br />
Empfehlungen: Entlassung noch arbeitsunfähig für bisherige Tätigkeit. Leistungen zur Teilhabe am<br />
<strong>Arbeits</strong>leben <strong>in</strong>diziert. Innerbetriebliche Umsetzung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e leistungsbildgerechte Tätigkeit (nach 15<br />
Jahren Betriebsangehörigkeit) ist kurz- bis mittelfristig anzustreben. Hierfür E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>er Fallbetreue-<br />
r<strong>in</strong> beim Arbeitgeber.<br />
Ergebnis: Die Rehabilitand<strong>in</strong> wurde <strong>in</strong>nerbetrieblich umgesetzt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e körperlich leichtere, sitzende<br />
Verpackungstätigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Versandabteilung des Betriebes, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sie sich nach e<strong>in</strong>em Jahr relativ<br />
stabil <strong>und</strong> ausreichend leistungsfähig fühlte.<br />
302
Der Ablauf <strong>der</strong> MBO ® Kompakt-Maßnahme ist <strong>in</strong> den Abbildungen 6.79 <strong>und</strong> 6.80 dargestellt.<br />
Abb. 6.79: Ablauf „MBO ® Kompakt Neuro“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik Bavaria (Tag 1 <strong>und</strong> 2)<br />
303
Abb. 6.80: Ablauf „MBO ® Kompakt Neuro“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik Bavaria (Tag 3 bis 7)<br />
304
BSL-Testung Ergonomietra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an neurologische Rehabilitanden <strong>der</strong> DRV Nordbayern un-<br />
abhängig vom Berufs- o<strong>der</strong> Beschwerdebild. E<strong>in</strong> <strong>Arbeits</strong>verhältnis soll bestehen. Ausreichende Moti-<br />
vierbarkeit für MBO ® <strong>und</strong> berufliche Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung muss gegeben se<strong>in</strong>. Sie wird nicht durchge-<br />
führt bei Rehabilitanden, die bereits berentet s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Rentenantrag gestellt haben, ferner<br />
bei Erkrankungen, die die <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Erwerbsfähigkeit ausschließen sowie bei noch mangeln<strong>der</strong><br />
körperlicher Belastbarkeit.<br />
Beteiligte Berufsgruppen <strong>und</strong> Ausstattung. Neurologe, <strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>er, Neuropsychologe, So-<br />
zialarbeiter/Sozialpädagoge, Krankengymnast/Physiotherapeut*, Ergotherapeut*, Sporttherapeut*,<br />
Fallmanager.<br />
*) mit Zusatzqualifikation Ergonomietra<strong>in</strong>er<br />
Ausstattung:<br />
Es liegen Modell-<strong>Arbeits</strong>plätze vor <strong>in</strong> den Bereichen:<br />
Holzbearbeitung/Schre<strong>in</strong>erei, Elektrotechnik, Montage, Fahrzeughaltung, Bau- <strong>und</strong> Baunebenge-<br />
werbe, Garten- <strong>und</strong> Landschaftsbau, Wirtschaft/Handel, kaufmännischer/verwalten<strong>der</strong> Bereich, Er-<br />
nährung/hauswirtschaftlicher Bereich, Sozial- Heil- <strong>und</strong> Pflegebereich.<br />
EFL-Gerätschaften <strong>und</strong> Räumlichkeiten (zweifach):<br />
� viele Werkzeuge, <strong>Arbeits</strong>geräte, <strong>Arbeits</strong>material<br />
� räumliche Struktur ca. 800 qm<br />
� Gruppenraum für Gesprächsr<strong>und</strong>en<br />
� Videoausstattung für Videoanalyse<br />
305
Literatur Knörzer, J. & Presl, M. (2011). Ergebnisse e<strong>in</strong>er MBO-Kompakt Patienten-Fragebogenaktion<br />
<strong>und</strong> -Telefonkatamnese. Interne Veröffentlichung. Kl<strong>in</strong>ik<br />
Bavaria.<br />
Landau, K., Brauchler, R., Meschke, H., Weßert-Horn,. M., Kiesel, J., Knörzer,<br />
J. & Rascher, M. (2007). <strong>Arbeits</strong>analyse <strong>in</strong> <strong>der</strong> berufsorientierten Rehabilitation.<br />
In E. Schäfer, M. Buch, I. Pahls, J. Pfitzmann (Hrsg.). <strong>Arbeits</strong>leben!<br />
<strong>Arbeits</strong>analyse-<strong>Arbeits</strong>gestaltung-Kompetenzentwicklung. Kasseler<br />
Personalschriften, 6, (S. 59-81). Kassel University Press.<br />
Lukasczik, M., Löffler, S., Schuler, M., Weilbach, F., Laterveer, H., Knörzer, J.,<br />
Presl, M. & Neu<strong>der</strong>th, S. (2012). Intensivierte beruflich orientierte mediz<strong>in</strong>ische<br />
Rehabilitation bei neurologischen Erkrankungen: Formative<br />
Evaluation <strong>der</strong> MBO®Kompakt-Neurowoche. 21. Rehabilitationswissenschaftliches<br />
Kolloquium, Hamburg, März 2012. DRV-Schriften, 98,<br />
172-173.<br />
Müller-Fahrnow, W., Knörzer, J., Muraitis, A., Möllmann, C., Streibelt, M. &<br />
Hansmeier, T. (2005). Ergebnisevaluation <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>isch-beruflich orientierten<br />
Rehabilitation von MSK-Patienten. 14. Rehabilitationswissenschaftliches<br />
Kolloquium, Hannover, März 2005. DRV-Schriften, 59,<br />
262-263.<br />
Ansprechpartner Kl<strong>in</strong>ik Bavaria Bad Kiss<strong>in</strong>gen<br />
Margarete Presl (Geschäftsleitung)<br />
presl.ma@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.com<br />
Dr. med. Franz Xaver Weilbach (Facharzt für Neurologie, Zusatzbezeichnung<br />
Neurologische Intensivmediz<strong>in</strong>)<br />
weilbach.f@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.com<br />
Dr. Dr. med. Jürgen Knörzer (Facharzt für <strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>, Facharzt für Physikalische<br />
Mediz<strong>in</strong> <strong>und</strong> Rehabilitation, Zusatzbezeichnung: Sportmediz<strong>in</strong>, Rehabilitationswesen,<br />
Sozialmediz<strong>in</strong>, Rettungsdienst, EFL User, Ergonomietra<strong>in</strong>er)<br />
knoerzer.j@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.com<br />
Hans Laterveer (Leitung Therapie, Physiotherapeut, OMT, Ergonomietra<strong>in</strong>er,<br />
EFL User)<br />
laterveer.h@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.com<br />
Von-<strong>der</strong>-Tann-Straße 18–22<br />
97688 Bad Kiss<strong>in</strong>gen<br />
www.kl<strong>in</strong>ik-bavaria.com<br />
Kl<strong>in</strong>ik Bavaria Kreischa<br />
Ansprechpartner:<br />
Angelika Presl (Geschäftsleitung, EFL Instructor, MBO®Ergonomietra<strong>in</strong>er<br />
Instructor)<br />
angelika.presl@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.de<br />
Dr. med. Johannes Kiesel (Facharzt für <strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>, Sozialmediz<strong>in</strong>,<br />
Umweltmediz<strong>in</strong>, Rehabilitationswesen, Zertifizierter Disability Manager<br />
(CDMP), EFL User, MBO®Ergonomietra<strong>in</strong>er)<br />
johannes.kiesel@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.de<br />
306
Cornelia Hipler (Fachärzt<strong>in</strong> für Neurologie, Sozialmediz<strong>in</strong>, Rehabilitationswesen,<br />
EFL User)<br />
cornelia.hipler@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.de<br />
An <strong>der</strong> Wolfsschlucht 1-2<br />
01731 Kreischa<br />
www.kl<strong>in</strong>ik-bavaria.com<br />
307
MBO ® –Kompakt Orthopädie<br />
Rehabilitationszentren Kl<strong>in</strong>ik Bavaria Bad Kiss<strong>in</strong>gen, Freyung, Kreischa<br />
Orthopädie<br />
Ziele.<br />
� Erhalt <strong>der</strong> beruflichen Leistungsfähigkeit<br />
� Erhalt des <strong>Arbeits</strong>platzes/<strong>Arbeits</strong>verhältnisses<br />
� Konkretisierung bestehen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> zu erwarten<strong>der</strong> Probleme am <strong>Arbeits</strong>platz<br />
� Vermittlung praxistauglicher Strategien zur Kompensation dieser <strong>Arbeits</strong>platzprobleme<br />
� Motivierung für die berufliche Re<strong>in</strong>tegration <strong>und</strong> den Verbleib im Beruf<br />
� Abbau von Schonungs- <strong>und</strong> Vermeidungsverhalten im Beruf<br />
Inhalte <strong>und</strong> Ablauf.<br />
Nach e<strong>in</strong>er dreiwöchigen konventionellen orthopädischen Rehabilitation folgt die e<strong>in</strong>wöchige MBO®-<br />
Kompakt-Maßnahme. Die therapeutischen Interventionen werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe von üblicherweise<br />
6 bis 8 Teilnehmern durchgeführt. Die Maßnahme erstreckt sich über sieben <strong>Arbeits</strong>tage. Dabei wer-<br />
den 34 berufsorientierte Therapiest<strong>und</strong>en angeboten. Das Programm umfasst die folgenden Inhalte:<br />
� motivierende E<strong>in</strong>gangs-MBO ® Kompakt-Info-Veranstaltung<br />
� arbeitsmediz<strong>in</strong>ische Aufnahme-Untersuchung<br />
� arbeitsmediz<strong>in</strong>ische <strong>Arbeits</strong>platz-/Tätigkeitsbeschreibung <strong>und</strong> erster Anfor<strong>der</strong>ungs-/ Fähigkeits-<br />
abgleich (Kennzeichnung <strong>der</strong> vermuteten beruflichen Defizite)<br />
� physiotherapeutische, sozialpädagogische, psychologische berufsorientierte Aufnahme<br />
� selektive Evaluation <strong>der</strong> funktionellen Leistungsfähigkeit mittels Bavaria Screen<strong>in</strong>g <strong>der</strong> funktio-<br />
nell-motorischen Leistungsfähigkeit (BSL)<br />
� MBO ® Kompakt Aufnahme-Teambesprechung (Festlegung <strong>der</strong> Behandlungsschwerpunkte)<br />
� E<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Durchführung berufsorientierte Mediz<strong>in</strong>ische Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gstherapie<br />
(MTT)/Muskelaufbautra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (MAT)<br />
� E<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Durchführung berufsspezifisches Funktionstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g mit Elementen des Work Harden<strong>in</strong>g<br />
� MBO ® Kompakt Sem<strong>in</strong>ar (<strong>Arbeits</strong>platz-/Verhaltensergonomie-E<strong>in</strong>führung)<br />
� Ergonomietra<strong>in</strong><strong>in</strong>g an Modellarbeitsplätzen (<strong>in</strong>klusive <strong>Arbeits</strong>schutz, Ergonomie „R<strong>und</strong> ums<br />
Auto“, Schlafergonomie)<br />
� <strong>berufsbezogene</strong> Ausgleichs- <strong>und</strong> Funktionsgymnastik (BAF)<br />
� berufsspezifisches Funktionstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
� <strong>in</strong>dividualisiertes <strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g an Modellarbeitsplätzen<br />
308
� berufsorientierte mediz<strong>in</strong>ische Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gstherapie<br />
� psychosoziales Ges<strong>und</strong>heitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g im Beruf (<strong>berufsbezogene</strong> Stressbewältigung, Kurzentspan-<br />
nung, Motivationsför<strong>der</strong>ung, soziales Kompetenztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g)<br />
� Freizeitsport zum beruflichen Ausgleich<br />
� MBO ® Kompakt Abschluss-Teambesprechung<br />
Das diagnostische <strong>und</strong> therapeutische Vorgehen <strong>der</strong> MBO ® Kompakt-Maßnahme Orthopädie wird<br />
nachfolgend an e<strong>in</strong>em Fallbeispiel illustriert.<br />
Rehabilitand: Herr T. M., 41 Jahre alt.<br />
Diagnosen: Rezidivierende Lumboischialgie <strong>in</strong>s rechte Be<strong>in</strong> ausstrahlend bei Diskusprolapsen L4-S1,<br />
konservativ behandelt; psychovegetatives Erschöpfungssyndrom<br />
Aktuelle E<strong>in</strong>schränkungen: Schmerzhafte Beweglichkeitse<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> LWS <strong>in</strong> allen Ebenen, All-<br />
geme<strong>in</strong>e Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Erschöpfung<br />
Selbste<strong>in</strong>schätzung: Möchte se<strong>in</strong>e Tätigkeit weiter ausführen <strong>und</strong> traut sie sich nach Besserung <strong>der</strong><br />
Lumboischialgien <strong>und</strong> nach allgeme<strong>in</strong>er Erholung auch wie<strong>der</strong> zu.<br />
<strong>Arbeits</strong>anamnese:<br />
� <strong>Arbeits</strong>organisation: Früh-/Spätschicht im Wechsel, acht St<strong>und</strong>en täglich, 40 St<strong>und</strong>en wöchent-<br />
lich, meist mit fünf bis sechs Überst<strong>und</strong>en samstags, <strong>Arbeits</strong>weg 30 km mit dem Pkw.<br />
� <strong>Arbeits</strong><strong>in</strong>halte/Tätigkeitsschwerpunkte: Als gelernter Kfz-Meister jetzt bei e<strong>in</strong>er Son<strong>der</strong>-<br />
gerätebaufirma mit 30 Mitarbeitern für die Kfz-Industrie vollschichtig tätig. Aufgaben: Zu <strong>Arbeits</strong>-<br />
beg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Werkshalle <strong>Arbeits</strong>verteilung an die Mitarbeiter, anschließend im Büro am PC-<br />
<strong>Arbeits</strong>platz, K<strong>und</strong>enkontakt bei Auftragsannahme, Materialbeschaffung am PC mit nicht ver-<br />
stellbarem, ungepolstertem Holzstuhl. Außerdem Beteiligung an <strong>der</strong> praktischen Auftragsausfüh-<br />
rung, stehend an <strong>der</strong> Autogenbrennanlage, die er programmiert, zu <strong>der</strong> er aus dem Hof mit dem<br />
Stapler schwere Rohl<strong>in</strong>ge (25-35 kg) fährt, die er <strong>in</strong> stark vorgebeugter Haltung auf den tiefen<br />
Masch<strong>in</strong>entisch schiebt <strong>und</strong> justiert. Nach dem Brennvorgang Ablegen <strong>der</strong> schweren Teile auf<br />
niedriger Europalette auf Elektroameise, ebenfalls <strong>in</strong> gebückter Haltung. Zeitweise, nach eigenem<br />
Beladen des Lkw mit bis zu 30 kg schweren Teilen, Ausfahren <strong>der</strong> Lieferungen <strong>und</strong> externe E<strong>in</strong>-<br />
baue<strong>in</strong>bauten beim K<strong>und</strong>en <strong>in</strong> Zwangshaltungen vom Knien <strong>und</strong> Hocken bis über Kopf.<br />
� <strong>Arbeits</strong>haltungen: Überwiegendes Gehen <strong>und</strong> Stehen, häufig vorgebeugte <strong>und</strong> rotierte Zwangs-<br />
haltungen, zeitweise Sitzen im Lkw<br />
� <strong>Arbeits</strong>schwere: Körperlich mittelschwere bis zeitweise schwere Tätigkeiten mit Heben <strong>und</strong><br />
Tragen bis 30 kg, schweres Schieben <strong>und</strong> Ziehen <strong>in</strong> Hüfthöhe.<br />
� Exposition: Lärm, Hitzee<strong>in</strong>wirkung am Brennofen, häufig Zeitdruck.<br />
MBO-Diagnostik:<br />
� <strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>ische, physiotherapeutische, sozialpädagogische <strong>und</strong> arbeitspsychologische Auf-<br />
nahmeuntersuchung, ausführliche <strong>Arbeits</strong>platz- <strong>und</strong> Tätigkeitsbeschreibung<br />
� berufsorientierte motorische Testung (BSL)<br />
309
� expliziter Vergleich <strong>der</strong> Rehabilitandenfähigkeiten mit den beruflichen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Defi-<br />
nition <strong>der</strong> beruflichen Engpässe<br />
� Festlegen <strong>der</strong> Behandlungsschwerpunkte<br />
MBO-Therapie:<br />
� Ergonomie am Masch<strong>in</strong>enarbeitsplatz, am PC-<strong>Arbeits</strong>platz <strong>und</strong> am Fahrerarbeitsplatz<br />
� <strong>in</strong>dividuelles <strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g an simulierter Autogenbrennmasch<strong>in</strong>e<br />
� berufsspezifisches Funktionstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (Heben, Tragen, Schieben, Ziehen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>spannen)<br />
� <strong>berufsbezogene</strong> Ausgleichs- <strong>und</strong> Funktionsgymnastik (JobFit)<br />
� psychosoziales berufsorientiertes Verhaltenstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (Entspannung <strong>und</strong> Stressbewältigung, sozi-<br />
ale Kompetenz)<br />
� berufsorientierte mediz<strong>in</strong>ische Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gstherapie (allgeme<strong>in</strong>e körperliche Kräftigung, spezielles<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>der</strong> beruflich beson<strong>der</strong>s gefor<strong>der</strong>ten Muskelgruppen)<br />
� Freizeitsport zum beruflichen Ausgleich (Nordic Walk<strong>in</strong>g, Schwimmen, Radfahren)<br />
Abschlussteam: Deutliche psychophysische Stabilisierung erreicht.<br />
Aktuelles Leistungsbild: Körperlich mittelschwere Tätigkeiten, überwiegend im Gehen/Stehen o<strong>der</strong><br />
Sitzen, auf gut durchschnittlichem kognitiven Niveau, <strong>in</strong> regelmäßiger Früh-, Normal- o<strong>der</strong> Spät-<br />
schicht, sechs St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> mehr täglich. Meiden schweren Hebens <strong>und</strong> Tragens, überwiegend<br />
gebückter Haltungen.<br />
Empfehlungen: Entlassung noch arbeitsunfähig; stufenweise Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung beg<strong>in</strong>nend <strong>in</strong> zwei<br />
Wochen zu Lasten <strong>der</strong> Deutschen Rentenversicherung.<br />
Verhaltensergonomische Verbesserungsvorschläge: Vorgeneigtes Arbeiten <strong>in</strong> Schrittstellung mit Ab-<br />
stützung an <strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>e bei gestreckter LWS, Heben körpernah <strong>in</strong> breiter Schrittstellung mit Knie-<br />
beugung e<strong>in</strong>leiten, anstatt tiefem Bücken offener E<strong>in</strong>be<strong>in</strong>-Kniestand, regelmäßige Ausgleichsgymnas-<br />
tik sowie Stützübungen zur Entlastung <strong>der</strong> Lumbalregion.<br />
Zur Verbesserung <strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>platzergonomie: Bereitstellung e<strong>in</strong>es verstellbaren Bürostuhles mit be-<br />
weglicher Rückenlehne zum dynamischen Sitzen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es höhenverstellbaren <strong>Arbeits</strong>tisches als<br />
Steh-Sitz-<strong>Arbeits</strong>platz durch den Arbeitgeber. Schließlich viskoelastische E<strong>in</strong>legsohle l<strong>in</strong>ks zum Aus-<br />
gleich <strong>der</strong> Be<strong>in</strong>längendifferenz <strong>und</strong> Verwendung e<strong>in</strong>er elastischen Lumbalorthese.<br />
In <strong>der</strong> Freizeit Entspannung durch progressive Muskelrelaxation, Wan<strong>der</strong>n, Schwimmen <strong>und</strong> Radfah-<br />
ren.<br />
Der Ablauf <strong>der</strong> MBO ® Kompakt-Maßnahme ist <strong>in</strong> den Abbildungen 6.81 <strong>und</strong> 6.82 dargestellt.<br />
310
Abb. 6.81: Ablauf „MBO ® Kompakt Ortho“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik Bavaria (Tag 1 <strong>und</strong> 2)<br />
311
Abb. 6.82: Ablauf „MBO ® Kompakt Ortho“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik Bavaria (Tag 3 bis 7)<br />
Beispiele für das <strong>in</strong>dividuelle <strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
312
Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an orthopädische <strong>und</strong> Rheuma-Patienten ohne aktuelle Ent-<br />
zündungszeichen unabhängig vom Berufs- o<strong>der</strong> Beschwerdebild. E<strong>in</strong> <strong>Arbeits</strong>verhältnis soll bestehen.<br />
Ausreichende Motivierbarkeit für MBO ® <strong>und</strong> berufliche Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung muss gegeben se<strong>in</strong>. Sie<br />
wird nicht durchgeführt bei Rehabilitanden, die bereits berentet s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Rentenantrag ge-<br />
stellt haben, ferner bei Erkrankungen, die die <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Erwerbsfähigkeit ausschließen sowie bei<br />
noch mangeln<strong>der</strong> körperlicher Belastbarkeit (z. B. postoperativer Status, aktueller Wurzelreizzu-<br />
stand).<br />
Beteiligte Berufsgruppen <strong>und</strong> Ausstattung. Orthopäde, <strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>er, Psychologe, Sozialar-<br />
beiter/Sozialpädagoge, Krankengymnast/Physiotherapeut*, Ergotherapeut*, Sporttherapeut*.<br />
*(mit Zusatzqualifikation Ergonomietra<strong>in</strong>er)<br />
Ausstattung:<br />
Es liegen Modell-<strong>Arbeits</strong>plätze vor <strong>in</strong> den Bereichen:<br />
Holzbearbeitung/Schre<strong>in</strong>erei, Elektrotechnik, Montage, Fahrzeughaltung, Bau- <strong>und</strong> Baunebenge-<br />
werbe, Garten- <strong>und</strong> Landschaftsbau, Wirtschaft/Handel, Kaufmännischer/verwalten<strong>der</strong> Bereich, Er-<br />
nährung/hauswirtschaftlicher Bereich, Sozial- Heil- <strong>und</strong> Pflegebereich.<br />
EFL-Gerätschaften <strong>und</strong> Räumlichkeiten (zweifach):<br />
� viele Werkzeuge, <strong>Arbeits</strong>geräte, <strong>Arbeits</strong>material<br />
� räumliche Struktur ca. 800 qm<br />
� Gruppenraum für Gesprächsr<strong>und</strong>en<br />
� Videoausstattung für Videoanalyse<br />
Literatur Knörzer, J., Müller-Fahrnow, W., Muraitis, A., Landau, K. & Presl, R. (2008).<br />
Mediz<strong>in</strong>isch-berufsorientierte Rehabilitation für orthopädische Patienten.<br />
<strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>, Sozialmediz<strong>in</strong>, Umweltmediz<strong>in</strong>, 43, 434-440.<br />
Knörzer, J. & Presl, M. (2011). Ergebnisse e<strong>in</strong>er MBO-Kompakt Patienten-Fragebogenaktion<br />
<strong>und</strong> –Telefonkatamnese. Interne Veröffentlichung. Kl<strong>in</strong>ik<br />
Bavaria.<br />
Landau, K., Brauchler, R., Meschke, H., Weißert-Horn,. M., Kiesel, J., Knörzer,<br />
J. & Rascher, M. (2007). <strong>Arbeits</strong>analyse <strong>in</strong> <strong>der</strong> berufsorientierten Rehabilitation.<br />
In E. Schäfer, M. Buch, I. Pahls, J. Pfitzmann (Hrsg.). <strong>Arbeits</strong>leben!<br />
<strong>Arbeits</strong>analyse-<strong>Arbeits</strong>gestaltung-Kompetenzentwicklung. Kasseler<br />
Personalschriften, Band 6, (S. 59-81). Kassel University Press.<br />
Ansprechpartner Kl<strong>in</strong>ik Bavaria Bad Kiss<strong>in</strong>gen<br />
Ansprechpartner:<br />
Margarete Presl (Geschäftsleitung)<br />
presl.ma@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.com<br />
Dr. med. Dirk Keßler (Facharzt Orthopädie, Zusatzbezeichnung: Sozialmediz<strong>in</strong>,<br />
Physikalische Therapie, Sportmediz<strong>in</strong>, <strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>, Akupunktur,<br />
Chirotherapie, Ergonomietra<strong>in</strong>er, EFL User)<br />
kessler.d@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.com<br />
313
Dr. Dr. med. Jürgen Knörzer (Facharzt für <strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>, Facharzt für Physikalische<br />
Mediz<strong>in</strong> <strong>und</strong> Rehabilitation, Zusatzbezeichnung: Sportmediz<strong>in</strong>, Rehabilitationswesen,<br />
Sozialmediz<strong>in</strong>, Rettungsdienst, EFL User, Ergonomietra<strong>in</strong>er)<br />
knoerzer.j@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.com<br />
Hans Laterveer (Leitung Therapie, Physiotherapeut, OMT, Ergonomietra<strong>in</strong>er,<br />
EFL User)<br />
laterveer.h@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.com<br />
Von-<strong>der</strong>-Tann-Straße 18–22<br />
97688 Bad Kiss<strong>in</strong>gen<br />
www.kl<strong>in</strong>ik-bavaria.com<br />
Kl<strong>in</strong>ik Bavaria Kreischa<br />
Ansprechpartner:<br />
Angelika Presl (Geschäftsleitung, EFL Instructor, MBO®Ergonomietra<strong>in</strong>er<br />
Instructor)<br />
angelika.presl@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.de<br />
Dr. med. Johannes Kiesel (Facharzt für <strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>, Sozialmediz<strong>in</strong>,<br />
Umweltmediz<strong>in</strong>, Rehabilitationswesen, Zertifizierter Disability Manager<br />
(CDMP), EFL User, MBO®Ergonomietra<strong>in</strong>er)<br />
johannes.kiesel@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.de<br />
Dr. med. Hans-Jörg Schubert (Facharzt für Chirurgie, Facharzt für Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie, Sozialmediz<strong>in</strong>, EFL User, MBO®Ergonomietra<strong>in</strong>er)<br />
hans-joerg.schubert@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.de<br />
An <strong>der</strong> Wolfsschlucht 1-2<br />
01731 Kreischa<br />
www.kl<strong>in</strong>ik-bavaria.com<br />
Kl<strong>in</strong>ik Bavaria Freyung<br />
Klaus Hany (Geschäftsleitung)<br />
Angelika Presl (Geschäftsleitung, EFL Instructor, MBO®Ergonomietra<strong>in</strong>er<br />
Instructor)<br />
geschaeftsleitung@bavaria-kl<strong>in</strong>ik.de<br />
Dr. med. Johannes Kiesel (Facharzt für <strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>, Sozialmediz<strong>in</strong>,<br />
Umweltmediz<strong>in</strong>, Rehabilitationswesen, Zertifizierter Disability Manager<br />
(CDMP), EFL User, MBO®Ergonomietra<strong>in</strong>er)<br />
jkiesel@bavaria-kl<strong>in</strong>ik.de<br />
Solla 19-20<br />
94078 Freyung<br />
www.kl<strong>in</strong>ik-bavaria.com<br />
314
Mediz<strong>in</strong>isch-berufsorientierte Rehabilitation – MBO ® Ortho/MBOR<br />
Mediz<strong>in</strong>isches Zentrum für Arbeit <strong>und</strong> Beruf (MedZAB)<br />
Rehabilitationszentren Kl<strong>in</strong>ik Bavaria Kreischa, Freyung, Bad Kiss<strong>in</strong>gen<br />
Orthopädie<br />
Die Mediz<strong>in</strong>ischen Zentren für Arbeit <strong>und</strong> Beruf (MedZAB) <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik Bavaria Bad Kiss<strong>in</strong>gen, Kl<strong>in</strong>ik Ba-<br />
varia Freyung sowie Kl<strong>in</strong>ik Bavaria Kreischa bieten die Möglichkeit, <strong>berufsbezogene</strong> Fragestellungen<br />
im Umfeld ges<strong>und</strong>heitlicher Bee<strong>in</strong>trächtigungen vollständig <strong>und</strong> umfassend zu beantworten. Dazu<br />
zählen die Beurteilung, ob Leistungen zur Teilhabe am <strong>Arbeits</strong>leben erfor<strong>der</strong>lich se<strong>in</strong> können, die<br />
differenzierte Bewertung <strong>der</strong> somatischen <strong>und</strong> kognitiven Leistungsfähigkeit sowie e<strong>in</strong>e sozialmedizi-<br />
nische Leistungsbeurteilung. Übergeordnetes Ziel <strong>der</strong> rehabilitativen Maßnahmen ist <strong>der</strong> dauerhafte<br />
Erhalt bzw. die dauerhafte Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Erwerbsfähigkeit.<br />
Ziele <strong>der</strong> MBO®Ortho/MBOR Maßnahme<br />
� Wie<strong>der</strong>herstellung bzw. Erhalt <strong>der</strong> Erwerbsfähigkeit beim bisherigen Arbeitgeber bzw. auf dem<br />
allgeme<strong>in</strong>en <strong>Arbeits</strong>markt durch Beseitigung bzw. M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung bestehen<strong>der</strong> Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />
auf Struktur-, Funktions- <strong>und</strong> Aktivitätsebene<br />
� Optimierung <strong>der</strong> Verfahrensabläufe durch enge Abstimmung zwischen Rehabilitand, Rentenversi-<br />
cherung, Reha-Kl<strong>in</strong>ik <strong>und</strong> Arbeitgeber<br />
� Reduzierung <strong>der</strong> vorhandenen Funktionsstörungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> daraus resultierenden Aktivitätsbee<strong>in</strong>-<br />
trächtigungen auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage des bio-psycho-sozialen Modells<br />
� Steigerung <strong>der</strong> psychischen Regulationsfähigkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> psychosozialen Belastbarkeit im berufli-<br />
chen <strong>und</strong> häuslichen Umfeld<br />
� Erwerb von <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis umsetzbaren Strategien zur Aktivierung von Ressourcen <strong>und</strong> zum Aus-<br />
gleich von arbeitsplatzbezogenen Engpässen<br />
� Steigerung <strong>der</strong> <strong>berufsbezogene</strong>n Belastungsfähigkeit durch Vermittlung von ergonomischen<br />
Kenntnissen<br />
� Sofern die bisherigen Tätigkeiten nicht mehr dem Fähigkeitsprofil entsprechen, Prüfung alternati-<br />
ver Optionen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>leitung entsprechen<strong>der</strong> Maßnahmen zur dauerhaften beruflichen Wie<strong>der</strong>-<br />
e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung, z. B. Umsetzung im Betrieb, <strong>Arbeits</strong>platzanpassung, E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungshilfen<br />
Inhalte <strong>und</strong> Ablauf<br />
� MBO®Info: Sem<strong>in</strong>ar zur Motivierung <strong>der</strong> Rehabilitanden <strong>und</strong> zur Darstellung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
MBO®Module/MBOR<br />
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� arbeitsmediz<strong>in</strong>ische Aufnahmeuntersuchung mit arbeitsmediz<strong>in</strong>ischer <strong>Arbeits</strong>platz-/Tätigkeits-<br />
beschreibung <strong>und</strong> Erhebung des Anfor<strong>der</strong>ungsprofils, bei Bedarf <strong>Arbeits</strong>platzanalyse im Rahmen<br />
e<strong>in</strong>er <strong>Arbeits</strong>platzbegehung durch den <strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>er<br />
� fachärztliche, physiotherapeutische, sozialpädagogische <strong>und</strong> psychologische Aufnahme mit<br />
Erhebung des motorischen, sensorischen, kognitiven <strong>und</strong> psychischen Fähigkeitsprofils unter<br />
E<strong>in</strong>bezug <strong>der</strong> Ergebnisse geeigneter Assessment<strong>in</strong>strumente sowie <strong>der</strong> sozialen <strong>und</strong> persönlichen<br />
Kontextfaktoren; konsiliarische E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung weiterer fachärztlicher Bereiche bei entsprechendem<br />
Krankheitsbild<br />
� selektive Evaluation <strong>der</strong> funktionellen Leistungsfähigkeit mittels Bavaria Screen<strong>in</strong>g <strong>der</strong> funktio-<br />
nell-motorischen Leistungsfähigkeit (BSL)<br />
� MBO®Orthoteam Aufnahme (<strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>er, Arzt, Physiotherapeut/Ergotherapeut, Psycho-<br />
loge, Sozialpädagoge): Profilvergleichsanalyse mittels Bavaria Rehabilitanden Assessment (BRA)<br />
sowie Festlegung <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Behandlungsschwerpunkte, <strong>der</strong> berufsorientierten Module<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Rehabilitationsziele. Die durchgeführten mediz<strong>in</strong>ischen Leistungen orientieren sich an<br />
den zugr<strong>und</strong>eliegenden Erkrankungen, den persönlichen Ressourcen sowie den vorliegenden<br />
Funktionsstörungen des Rehabilitanden, die berufsorientierten Module an den <strong>berufsbezogene</strong>n<br />
funktionellen <strong>und</strong> psycho-sozialen Engpässen.<br />
� Durchführung <strong>der</strong> berufsorientierten Mediz<strong>in</strong>ischen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gstherapie (MTT) <strong>und</strong> des<br />
Muskelaufbautra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs (MAT) nach entsprechen<strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung<br />
� Durchführung des berufsspezifischen Funktionstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs (BFT) mit Elementen des Work-<br />
Harden<strong>in</strong>g nach entsprechen<strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung<br />
� Ergonomietra<strong>in</strong><strong>in</strong>g an Modellarbeitsplätzen e<strong>in</strong>schließlich <strong>Arbeits</strong>schutz, Ergonomie „R<strong>und</strong> ums<br />
Auto“, Schlafergonomie, <strong>berufsbezogene</strong> Motivation<br />
� Berufsbezogene Ausgleichs- <strong>und</strong> Funktionsgymnastik (BAF, Job-Fit)<br />
� Individuelles <strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g an den Modellarbeitsplätzen, bei Bedarf mit<br />
Hilfsmittelversorgung <strong>und</strong> Hilfsmittelerprobung<br />
� Kl<strong>in</strong>ischer Sozialdienst mit Sozialtherapie sowie Berufs- <strong>und</strong> Sozialberatung <strong>und</strong> Betreuung.<br />
Bewerbungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Unterstützung bei <strong>der</strong> Erarbeitung e<strong>in</strong>er realisierbaren beruflichen<br />
Perspektive<br />
� Psychologie mit Durchführung des Ges<strong>und</strong>heitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs für den Beruf, Kompetenztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g,<br />
Stressbewältigungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (auch unter E<strong>in</strong>satz von Biofeedback-Verfahren), <strong>in</strong> <strong>berufsbezogene</strong>n<br />
Gruppen; psychologische Begleitung bei <strong>der</strong> Krankheitsverarbeitung, Unterstützung bezüglich<br />
psychischer Belastungen, die <strong>in</strong> Zusammenhang mit e<strong>in</strong>er beruflichen Umstellung auftreten<br />
können<br />
� MBO®Orthoteam Verlauf: Überprüfung <strong>der</strong> Erreichbarkeit <strong>der</strong> Rehabilitationsziele auf <strong>der</strong><br />
Gr<strong>und</strong>lage des Rehaplans, Besprechung <strong>der</strong> Verlaufsergebnisse <strong>und</strong> von Beson<strong>der</strong>heiten im<br />
Rehabilitationsverlauf<br />
� Bei Bedarf <strong>Arbeits</strong>therapie <strong>und</strong> Belastungserprobung <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ikeigenen Werkstätten zur Erhebung<br />
<strong>der</strong> berufsrelevanten Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> zur Beantwortung spezieller <strong>berufsbezogene</strong>r Frage-<br />
stellungen<br />
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� bei Bedarf <strong>Arbeits</strong>platzbegehung mit dem Ziel des konkreten Transfers des Rehabilitationsplans<br />
<strong>in</strong> den beruflichen Alltag<br />
� fachärztlicher, physiotherapeutischer, sozialpädagogischer <strong>und</strong> psychologischer Abschluss mit<br />
Erhebung des motorischen, sensorischen, kognitiven <strong>und</strong> psychischen BRA-Fähigkeitsprofils<br />
sowie <strong>der</strong> sozialen <strong>und</strong> persönlichen Kontextfaktoren<br />
� MBO®Ortho-Team Abschluss: Besprechung <strong>der</strong> sozialmediz<strong>in</strong>ischen Leistungsbeurteilung <strong>und</strong><br />
Festlegung <strong>der</strong> Empfehlung zur Fortsetzung des Rehaplans <strong>in</strong> Verantwortung des leitenden<br />
Arztes, Fallbetreuung bezüglich <strong>der</strong> beruflichen Re<strong>in</strong>tegration, ambulante mediz<strong>in</strong>ische o<strong>der</strong><br />
psychologische Maßnahmen, stufenweise E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung, Prüfen von Leistungen zur Teilhabe am<br />
<strong>Arbeits</strong>leben, Belastungserprobung, mediz<strong>in</strong>isch-berufliche Rehabilitation (mbR/Phase II)<br />
Die Maßnahme wird im Folgenden anhand e<strong>in</strong>es Fallbeispiels skizziert.<br />
Rehabilitand<strong>in</strong>: Frau F., 51 Jahre alt<br />
Rehadiagnose: E<strong>in</strong>geschränkte Beweglichkeit <strong>und</strong> Belastbarkeit <strong>der</strong> BWS, Z. n. BWK 7-12 Fraktur nach<br />
Sturz<br />
Berufliche Perspektive: Frau F. möchte ihre Tätigkeit nach Beendigung des Heilverfahrens wie<strong>der</strong><br />
aufnehmen. Berufsbezogene Engpässe ergaben sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e beim längeren aufrechten Sitzen,<br />
beim vorgeneigten Sitzen <strong>und</strong> bei längerer rotierter Kopfhaltung.<br />
<strong>Arbeits</strong>anamnese:<br />
<strong>Arbeits</strong>organisation: Sie arbeitet als Reiseverkehrsfrau 39 St<strong>und</strong>en/Woche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Reisebüro, vier<br />
Tage <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche 10 St<strong>und</strong>en, zwei <strong>Arbeits</strong>tage pro Woche frei. Der <strong>Arbeits</strong>weg von 8 km wird mit<br />
e<strong>in</strong>em Pkw zurückgelegt. <strong>Arbeits</strong><strong>in</strong>halte/Tätigkeitsschwerpunkte: Sie arbeitet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 150 m² gro-<br />
ßen Büro mit acht Bildschirmarbeitsplätzen, überwiegend am PC. Der rollbare <strong>Arbeits</strong>stuhl ist bezüg-<br />
lich Sitzhöhe, Rückenlehne <strong>und</strong> Armlehnen mehrfach verstellbar. Dynamisches Sitzen erlaubt <strong>der</strong><br />
Bürostuhl nicht. Ke<strong>in</strong> höhenverstellbarer Schreibtisch, ke<strong>in</strong>e Fußstütze, ke<strong>in</strong> Stehpult. Tätigkeiten fast<br />
ausschließlich im Sitzen s<strong>in</strong>d auch Beratung <strong>der</strong> K<strong>und</strong>en (ca. fünf bis zehn K<strong>und</strong>en täglich) <strong>und</strong> Bu-<br />
chungen von Reisen. Neben <strong>der</strong> PC-Tätigkeit <strong>und</strong> K<strong>und</strong>engesprächen müssen auch regelmäßig (ca.<br />
e<strong>in</strong>- bis zweimal täglich) angelieferte Kataloge <strong>und</strong> Informationsmaterial <strong>in</strong> Kartons (etwa zwei Kar-<br />
tons täglich, je ca. 10 kg schwer) mit Rollconta<strong>in</strong>ern aus dem Lager <strong>in</strong> das Reisebüro transportiert<br />
(ebenerdiger Schiebeweg ca. 100 m) <strong>und</strong> dann <strong>in</strong> die Regale (Boden- bis über Kopf-Höhe) e<strong>in</strong>sortiert<br />
werden. E<strong>in</strong>e Trittleiter ist nicht vorhanden. <strong>Arbeits</strong>haltungen: Im Sitzen aufrecht überwiegend,<br />
vorgeneigt zeitweise, Rotation im Sitzen zeitweise. Im Gehen auf ebenem Gelände zeitweise. Im<br />
Stehen aufrecht, vorgeneigt <strong>und</strong> Rotation im Stehen gelegentlich. Im Knien <strong>und</strong> Hocken ebenfalls<br />
gelegentlich, gelegentlich auch Überkopfarbeit. <strong>Arbeits</strong>schwere: Ke<strong>in</strong>e Lastenhandhabungen über 10<br />
kg. Gelegentlich leichtes Heben, Tragen, Schieben, Ziehen. Expositionen: Zugluft. Persönliche Schutz-<br />
ausrüstung: Ke<strong>in</strong>e. Beson<strong>der</strong>e psychische Belastungen am <strong>Arbeits</strong>platz: Hohe Konzentration <strong>und</strong><br />
Aufmerksamkeit. Ges<strong>und</strong>heitliche Probleme am <strong>Arbeits</strong>platz: Vor Fraktur ke<strong>in</strong>e.<br />
317
Mediz<strong>in</strong>ische Maßnahmen:<br />
Die Rehabilitand<strong>in</strong> wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Physiotherapie, Physikalischen Therapie <strong>und</strong> Sporttherapie <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
aktivierendes <strong>und</strong> kraftaufbauendes Therapie- <strong>und</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogramm <strong>in</strong>tegriert.<br />
Berufsorientierte Maßnahmen Komplextherapie MedZAB:<br />
� MBO®Sem<strong>in</strong>ar, Berufsspezifische Ausgleichsgymnastik, Berufsspezifisches Funktionstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
� Ergonomie- <strong>und</strong> <strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g am Modellarbeitsplatz. Entsprechend dem beruflichen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungsprofil wurden folgende <strong>Arbeits</strong>abläufe erprobt, tra<strong>in</strong>iert <strong>und</strong> verhaltens-<br />
ergonomisch optimiert:<br />
� Erstellen von Abschriften<br />
� Transportieren ger<strong>in</strong>ger Lasten (Kopierpapier, Hefter, Kataloge <strong>und</strong> Stehordner) im<br />
Bürobereich durch Tragen vorn <strong>und</strong> e<strong>in</strong>seitiges Tragen.<br />
� Während des <strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs am Modellarbeitsplatz „Büro“ wurden von <strong>der</strong> Rehabili-<br />
tand<strong>in</strong> ergonomische <strong>Arbeits</strong>stühle (Synchronmechanik, Sitzflächenverstellung <strong>in</strong> Tiefe <strong>und</strong><br />
Neigung, höhenverstellbare Armlehnen, Sitzhöhene<strong>in</strong>stellung), e<strong>in</strong>e Fußstütze <strong>und</strong> Handbal-<br />
lenauflagekissen für Tastatur <strong>und</strong> Maus erprobt - mit Biofeedbackanalyse (Diagnostik <strong>und</strong><br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g) für die Muskulatur im Schulter-Nacken-Bereich beidseits.<br />
� Ges<strong>und</strong>heitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für den Beruf: Stressbewältigung am <strong>Arbeits</strong>platz, Kompetenztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g,<br />
Entspannungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für den beruflichen Alltag, <strong>berufsbezogene</strong> psychologische Gruppenarbeit.<br />
� Belastungserprobung MedZAB (5 Tage je 6 St<strong>und</strong>en): Unter Supervision des Ergonomietra<strong>in</strong>ers<br />
wurden, bei Bedarf mit Biofeedbackanalyse, Computertätigkeiten <strong>in</strong> Form von Abschriften <strong>und</strong><br />
verschiedener Textverarbeitungsaufgaben zur Anwendung <strong>der</strong> Ergonomie am Bildschirm-<br />
arbeitsplatz <strong>und</strong> Erprobung unterschiedlicher ergonomischer <strong>Arbeits</strong>stühle durchgeführt.<br />
� Berufs- <strong>und</strong> Sozialberatung: Es wurde e<strong>in</strong>e stufenweise E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>geleitet. Die<br />
Rehabilitand<strong>in</strong> wurde bezüglich Leistungen zur Teilhabe am <strong>Arbeits</strong>leben beraten, sie hat e<strong>in</strong>en<br />
entsprechenden Antrag gestellt. Empfehlung: Ausstattung des <strong>Arbeits</strong>platzes mit e<strong>in</strong>em<br />
ergonomischen Bürostuhl.<br />
Abschluss <strong>und</strong> Ergebnisse:<br />
Die Rehabilitand<strong>in</strong> wurde arbeitsunfähig mit <strong>der</strong> Empfehlung e<strong>in</strong>er stufenweisen E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung über<br />
vier Wochen entlassen. Es bestand folgendes Leistungsbild:<br />
Positives Leistungsbild: körperlich leichte bis mittelschwere Tätigkeiten, für sechs St<strong>und</strong>en pro Tag<br />
<strong>und</strong> mehr, überwiegend stehend, gehend <strong>und</strong> sitzend, <strong>in</strong> Früh-, Spät-, Wechsel- <strong>und</strong> Nachtschicht,<br />
auf durchschnittlichem kognitivem Niveau.<br />
Negatives Leistungsbild: Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> schmerzhaften Funktionse<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> Brustwirbelsäule:<br />
ke<strong>in</strong>e überwiegend mittelschwere körperliche Arbeit, ke<strong>in</strong> ständiges Gehen, Stehen o<strong>der</strong> Sitzen ohne<br />
Pausen, ke<strong>in</strong>e überwiegenden Zwangshaltungen (gebückt, vorgeneigt stehend, vorgeneigt sitzend),<br />
ke<strong>in</strong>e überwiegende Exposition gegenüber Nässe, Kälte, Zugluft, Vibrationen <strong>und</strong> Erschütterungen.<br />
318
Empfehlungen zur Weiterführung des Rehabilitationsplans:<br />
� Fortsetzung des <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik Bavaria erlernten <strong>in</strong>dividuellen Übungsprogrammes zur Anwendung<br />
für zu Hause, Umsetzung <strong>der</strong> ergonomischen Verhaltens- <strong>und</strong> Handlungsweisen<br />
� Durchführung e<strong>in</strong>er IRENA-Maßnahme, um das erreichte Rehabilitationsergebnis zu sichern <strong>und</strong><br />
die weitere Kraft-/Konditionssteigerung zu unterstützen<br />
� Ausgleichsübungen für die BWS <strong>in</strong> Eigenregie am <strong>Arbeits</strong>platz<br />
� Prüfung von Leistungen zur Teilhabe am <strong>Arbeits</strong>leben seitens <strong>der</strong> DRV; Empfehlung e<strong>in</strong>es<br />
ergonomischen Bürostuhls (Synchronmechanik, Sitzflächenverstellung <strong>in</strong> Tiefe <strong>und</strong> Neigung,<br />
höhenverstellbare Armlehnen, <strong>in</strong>dividuell e<strong>in</strong>stellbare Lordosestütze, Sitzhöhene<strong>in</strong>stellung).<br />
� E<strong>in</strong>e berufliche Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er stufenweisen Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung wurde<br />
e<strong>in</strong>geleitet: 1. Woche fünf St<strong>und</strong>en täglich, 2. Woche sechs St<strong>und</strong>en täglich, 3.-4. Woche sieben<br />
St<strong>und</strong>en täglich (nur an je vier Tagen pro Woche).<br />
� Zur weiteren Vertiefung <strong>der</strong> vermittelten Strategien wird e<strong>in</strong>e Fortführung <strong>der</strong> Entspan-<br />
nungsverfahren <strong>und</strong> des Stressbewältigungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs empfohlen (ambulant <strong>und</strong> <strong>in</strong> Eigenregie).<br />
Individuelles <strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g MAP „Büro“ Berufsspezifische Ausgleichsgymnastik<br />
Biofeedback beim <strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g BSL-Testung: Handkoord<strong>in</strong>ation<br />
Biofeedback beim <strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g BSL-Testung: Handkoord<strong>in</strong>ation<br />
Der Ablauf <strong>der</strong> MBO ® Ortho-Rehabilitation (MBOR) ist <strong>in</strong> Abbildung 6.83 zusammenfassend darge-<br />
stellt.<br />
319
Abb. 6.83: Ablauf <strong>der</strong> MBO®Ortho-Rehabilitation (MBOR) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik Bavaria<br />
320
Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an orthopädische Rehabilitanden im erwerbsfähigen Alter<br />
unabhängig vom Berufs- o<strong>der</strong> Beschwerdebild. Auch Rehabilitanden ohne <strong>Arbeits</strong>verhältnis können<br />
<strong>in</strong> die Maßnahme e<strong>in</strong>bezogen werden. Ausreichende Motivation für das MBO®-Ortho-Verfahren <strong>und</strong><br />
die berufliche Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung muss gegeben se<strong>in</strong>. Sie wird nicht durchgeführt bei<br />
Erkrankungen, die die <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Erwerbsfähigkeit ausschließen sowie bei noch mangeln<strong>der</strong><br />
körperlicher Belastbarkeit (z. B. postoperativer Status, aktueller Nervenwurzelreizzustand).<br />
Beteiligte Berufsgruppen <strong>und</strong> Ausstattung. Arzt/<strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>er, Physiotherapeut/ Ergothera-<br />
peut, Psychologe, Sozialarbeiter/Sozialpädagoge, Sporttherapeut (jeweils mit Zusatzqualifikation<br />
MBO®Ergonomietra<strong>in</strong>er).<br />
Ausstattung: Modellarbeitsplätze <strong>und</strong> Werkstätten im MedZAB, Holzbearbeitung/Schre<strong>in</strong>erei,<br />
Bau/Baunebengewerbe, Elektrotechnik, Montage, Metallverarbeitung, Fahrzeughaltung, Garten- <strong>und</strong><br />
Landschaftsbau, Wirtschaft/Handel, kaufmännischer/verwalten<strong>der</strong> Bereich, hauswirtschaftlicher<br />
Bereich, Sozial-, Heil- <strong>und</strong> Pflegebereich, EFL-Gerätschaften <strong>und</strong> Räumlichkeiten mehrfach, Werk-<br />
zeuge, <strong>Arbeits</strong>geräte, <strong>Arbeits</strong>materialien, Gruppenräume für Gesprächsr<strong>und</strong>en, Video-Ausstattung<br />
mit Video-Analyse, Biofeedback unter an<strong>der</strong>em für spezielle <strong>Arbeits</strong>plätze.<br />
Literatur Kiesel, J. (2004). Fallgruppenspezifische <strong>Orientierung</strong> mediz<strong>in</strong>ischer Reha-<br />
Maßnahmen unter Berücksichtigung <strong>berufsbezogene</strong>r E<strong>in</strong>flussfaktoren<br />
(MBO). Schriftenreihe <strong>der</strong> GVG, 47.<br />
Ansprechpartner Kl<strong>in</strong>ik Bavaria Kreischa<br />
Kiesel, J.(2003). Patientenkategorien <strong>in</strong> <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>isch-beruflich orientierten<br />
Rehabilitation (MBO), Symposium Rehabilitationswissenschaftliche Ergebnisse<br />
im Praxistransfer des Reha-Forschungsverb<strong>und</strong>es Berl<strong>in</strong>-<br />
Brandenburg-Sachsen (BBS). Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften<br />
e. V. (GfR).<br />
Landau, K., Brauchler, R., Diaz-Meyer, M., Gnauck, M. & Hirthammer, H.<br />
(2011). Validierung des Bavaria Rehabilitanden Assessments für die<br />
mediz<strong>in</strong>isch-berufsorientierte Rehabilitation. 20. Rehabilitationswissenschaftliches<br />
Kolloquium, Bochum, März 2011. DRV-Schriften, 65,<br />
72-73.<br />
Ansprechpartner:<br />
Angelika Presl (Geschäftsleitung, EFL Instructor, MBO®Ergonomietra<strong>in</strong>er<br />
Instructor)<br />
angelika.presl@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.de<br />
Dr. med. Johannes Kiesel (Facharzt für <strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>, Sozialmediz<strong>in</strong>, Umweltmediz<strong>in</strong>,<br />
Rehabilitationswesen, Zertifizierter Disability Manager (CDMP),<br />
EFL User, MBO®Ergonomietra<strong>in</strong>er)<br />
johannes.kiesel@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.de<br />
Dr. med. Hans-Jörg Schubert (Facharzt für Chirurgie, Facharzt für Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie, Sozialmediz<strong>in</strong>, EFL User, MBO®Ergonomietra<strong>in</strong>er)<br />
hans-joerg.schubert@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.de<br />
321
An <strong>der</strong> Wolfsschlucht 1-2<br />
01731 Kreischa<br />
www.kl<strong>in</strong>ik-bavaria.com<br />
Kl<strong>in</strong>ik Bavaria Freyung<br />
Klaus Hany (Geschäftsleitung)<br />
Angelika Presl (Geschäftsleitung, EFL Instructor, MBO®Ergonomietra<strong>in</strong>er<br />
Instructor)<br />
geschaeftsleitung@bavaria-kl<strong>in</strong>ik.de<br />
Dr. med. Johannes Kiesel (Facharzt für <strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>, Sozialmediz<strong>in</strong>, Umweltmediz<strong>in</strong>,<br />
Rehabilitationswesen, Zertifizierter Disability Manager (CDMP),<br />
EFL User, MBO®Ergonomietra<strong>in</strong>er)<br />
jkiesel@bavaria-kl<strong>in</strong>ik.de<br />
Solla 19-20<br />
94078 Freyung<br />
www.kl<strong>in</strong>ik-bavaria.com<br />
Kl<strong>in</strong>ik Bavaria Bad Kiss<strong>in</strong>gen<br />
Margarete Presl (Geschäftsleitung)<br />
presl.ma@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.com<br />
Dr. Dr. med. Jürgen Knörzer (Facharzt für <strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>, Facharzt für Physikalische<br />
Mediz<strong>in</strong> <strong>und</strong> Rehabilitation, Sportmediz<strong>in</strong>, Rehabilitationswesen,<br />
Sozialmediz<strong>in</strong>, Rettungsdienst, EFL User, MBO®Ergonomietra<strong>in</strong>er)<br />
knoerzer.j@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.com<br />
Von-<strong>der</strong>-Tann-Straße 18-22<br />
97688 Bad Kiss<strong>in</strong>gen<br />
www.kl<strong>in</strong>ik-bavaria.com<br />
322
Mediz<strong>in</strong>isch-berufsorientierte Rehabilitation – MBO®Neuro/MBOR<br />
Mediz<strong>in</strong>isches Zentrum für Arbeit <strong>und</strong> Beruf (MedZAB)<br />
Rehabilitationszentren Kl<strong>in</strong>ik Bavaria Kreischa, Bad Kiss<strong>in</strong>gen, Freyung<br />
Neurologie<br />
Die Mediz<strong>in</strong>ischen Zentren für Arbeit <strong>und</strong> Beruf (MedZAB) <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik Bavaria Bad Kiss<strong>in</strong>gen, Kl<strong>in</strong>ik<br />
Bavaria Freyung sowie Kl<strong>in</strong>ik Bavaria Kreischa bieten die Möglichkeit, <strong>berufsbezogene</strong> Fragestellun-<br />
gen im Umfeld ges<strong>und</strong>heitlicher Bee<strong>in</strong>trächtigungen vollständig <strong>und</strong> umfassend zu beantworten.<br />
Dazu zählen die Beurteilung, ob Leistungen zur Teilhabe am <strong>Arbeits</strong>leben erfor<strong>der</strong>lich se<strong>in</strong> können,<br />
die differenzierte Bewertung <strong>der</strong> somatischen <strong>und</strong> kognitiven Leistungsfähigkeit sowie e<strong>in</strong>e sozial-<br />
mediz<strong>in</strong>ische Leistungsbeurteilung. Übergeordnetes Ziel <strong>der</strong> rehabilitativen Maßnahmen ist <strong>der</strong> dau-<br />
erhafte Erhalt bzw. die dauerhafte Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Erwerbsfähigkeit.<br />
Ziele. Das MBO®-Neuro-Konzept/MBOR dient vorrangig dazu, die Re<strong>in</strong>tegration des Rehabilitanden<br />
beim bisherigen Arbeitgeber zu unterstützen, entwe<strong>der</strong> am bisherigen <strong>Arbeits</strong>platz o<strong>der</strong>, falls das<br />
nicht möglich ist, an e<strong>in</strong>em leistungsangepassten <strong>Arbeits</strong>platz. Sofern die bisherigen Tätigkeiten nicht<br />
mehr dem Fähigkeitsprofil entsprechen, erfolgt die Prüfung alternativer Optionen <strong>und</strong> es werden<br />
entsprechende Maßnahmen zur dauerhaften beruflichen Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung, z. B. Umsetzung im<br />
Betrieb, <strong>Arbeits</strong>platzanpassung o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungshilfen <strong>in</strong> die Wege geleitet.<br />
Um dies umsetzen zu können, wird auch die Optimierung <strong>der</strong> Verfahrensabläufe durch enge Ab-<br />
stimmung zwischen Rehabilitanden, Rentenversicherung, Reha-Kl<strong>in</strong>ik <strong>und</strong> Arbeitgeber angestrebt.<br />
Die hierzu erfor<strong>der</strong>lichen Kontakte werden durch e<strong>in</strong>en Fallbetreuer, <strong>der</strong> dem MBO®Neuroteam an-<br />
gehört, koord<strong>in</strong>iert <strong>und</strong> wahrgenommen.<br />
Für den Rehabilitanden stehen die Reduzierung <strong>der</strong> vorhandenen Funktionsstörungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> da-<br />
raus resultierenden Aktivitätsbee<strong>in</strong>trächtigung sowie <strong>der</strong> Erwerb von <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis umsetzbaren Stra-<br />
tegien zur Aktivierung von Ressourcen <strong>und</strong> zum Ausgleich von arbeitsplatzbezogenen Engpässen im<br />
Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Die psychische Regulationsfähigkeit <strong>und</strong> die psychophysische Belastbarkeit im berufli-<br />
chen <strong>und</strong> häuslichen Umfeld soll gesteigert werden. Außerdem soll die <strong>berufsbezogene</strong> Belastungs-<br />
fähigkeit durch Vermittlung von ergonomischen Kenntnissen verbessert werden.<br />
Inhalte <strong>und</strong> Ablauf. Zunächst erfolgen die Abklärung <strong>der</strong> Voraussetzungen zur Teilnahme am<br />
MBO®-Neuro-Verfahren/MBOR <strong>und</strong> die Information an die Deutsche Rentenversicherung. Neben<br />
e<strong>in</strong>em ersten Kontaktgespräch zwischen dem Fallbetreuer <strong>und</strong> dem Rehabilitand zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Re-<br />
habilitationsmaßnahme wird e<strong>in</strong>e erweiterte fachärztliche <strong>und</strong> arbeitsbezogene Diagnostik e<strong>in</strong>-<br />
323
schließlich des Bavaria Rehabilitanden Assessment (BRA) vorgenommen. Diese Module dienen dem<br />
MBO®Neuroteam als Gr<strong>und</strong>lage zur Festlegung <strong>der</strong> notwendigen Maßnahmen<strong>in</strong>halte.<br />
Zur Durchführung <strong>der</strong> stationären Reha-Maßnahme gehören neben den mediz<strong>in</strong>ischen <strong>und</strong> berufs-<br />
orientierten Maßnahmen die regelmäßige Überprüfung <strong>der</strong> Maßnahmen<strong>in</strong>halte, das Controll<strong>in</strong>g <strong>der</strong><br />
Ergebnisse sowie Abstimmung mit <strong>der</strong> Deutschen Rentenversicherung <strong>und</strong> dem Arbeitgeber. We-<br />
sentlicher Bestandteil des MBO®-Neuro-Verfahrens ist die Kontaktaufnahme des Fallbetreuers zum<br />
Arbeitgeber zur Abstimmung <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>tegrationsmöglichkeiten.<br />
Mit Beendigung <strong>der</strong> stationären Reha-Maßnahme werden die Ergebnisse <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Behand-<br />
lungsbauste<strong>in</strong>e zusammengetragen <strong>und</strong> Vorschläge zum weiteren Reha-Verfahren (ambulante Wie-<br />
<strong>der</strong>vorstellung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik, stationäre Belastungserprobung MedZAB, Belastungserprobung im Be-<br />
trieb <strong>und</strong> an<strong>der</strong>es mehr) erarbeitet.<br />
Die Fallbetreuung dient <strong>der</strong> Kontrolle <strong>und</strong> Optimierung des Verfahrensablaufs <strong>und</strong> stellt somit den<br />
Mittler zwischen Rehabilitand, MBO®Neuroteam, Arbeitgeber, Rehabilitationsträger, Angehörigen<br />
sowie gegebenenfalls weiteren beteiligten Personen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungen dar. Die Fallbetreuung endet<br />
nach Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung des Rehabilitanden <strong>in</strong> den Beruf o<strong>der</strong> spätestens nach e<strong>in</strong>em Jahr.<br />
E<strong>in</strong>ige wichtige Kernmaßnahmen aus dem MBO®-Neuro-Verfahren werden anhand e<strong>in</strong>es Fallbeispiels<br />
dargestellt.<br />
Rehabilitand: Herr H., 27 Jahre; vier Wochen Aufenthalt im Akutkrankenhaus, anschließend An-<br />
schlussheilbehandlung (AHB)<br />
Diagnosen:<br />
� Handkraftverm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung beidseitig, Doppelbil<strong>der</strong>sehen, kognitive E<strong>in</strong>schränkungen <strong>und</strong> redu-<br />
zierte psychophysische Belastbarkeit bei Zustand nach Polytrauma mit Subarachnoidalblutung<br />
hochparietal <strong>und</strong> okzipital beidseitig, Kontusionsblutung l<strong>in</strong>ks temporal, Optikusläsion <strong>und</strong> Oku-<br />
lomotoriusparese l<strong>in</strong>ks<br />
� E<strong>in</strong>geschränkte Handbeweglichkeit beidseitig bei Zustand nach distaler Radiusfraktur rechts <strong>und</strong><br />
distaler UA-Fraktur l<strong>in</strong>ks<br />
� Ruhe- <strong>und</strong> Belastungsschmerzen am l<strong>in</strong>ken Be<strong>in</strong> bei Zustand nach Verbrennung III. Grades (ca. 3%<br />
l<strong>in</strong>ker Unterschenkel)<br />
� grenzwertige arterielle Hypertonie<br />
Berufliche Perspektive: Der Rehabilitand strebt die Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong> letzten Tätigkeit an<br />
<strong>Arbeits</strong>anamnese:<br />
� Berufliche Vorgeschichte: Herr H. arbeitete seit 2006 zuletzt als Werkzeugschleifer bei e<strong>in</strong>em<br />
Produzenten für Präzisionswerkzeuge, ca. 90 Mitarbeiter. <strong>Arbeits</strong>organisation: vollschichtig, 40<br />
St<strong>und</strong>en/Woche im 2-Schichtsystem (Frühschicht 5:00-13:15 Uhr, Spätschicht 13:00-21:45 Uhr),<br />
324
Montag bis Freitag, gelegentlich nach Auftragslage auch am Samstag; Pausen (Frühstücks- <strong>und</strong><br />
Mittagspause) können e<strong>in</strong>gehalten werden. Fährt mit Pkw 36 km zur Arbeit (ca. 45 M<strong>in</strong>.).<br />
� <strong>Arbeits</strong><strong>in</strong>halte/Tätigkeitsschwerpunkte: Der Rehabilitand ist als Werkzeugschleifer e<strong>in</strong>gestellt,<br />
arbeitete aber überwiegend als Werkzeugmacher (Bohr- <strong>und</strong> Fräswerkzeuge).<br />
� Er lötete verschiedene Werkzeuge mit unterschiedlichen Hartlötverfahren. Überwiegend arbeite-<br />
te er im Sitzen, musste sich das Werkzeug vorbereiten, e<strong>in</strong>spannen <strong>und</strong> nach dem Löten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Kiste ablegen. Gelegentlich musste er auch sandstrahlen o<strong>der</strong> die Werkzeuge säubern. Die Werk-<br />
zeuge wogen ca. 1 bis 1,5 kg. Pro Schicht wurden je nach Auftrag bis zu 10 bis 15 Stück fertig ge-<br />
stellt. Selten war Heben von Strahlsandsäcken mit 10 bis 15 kg Gewicht erfor<strong>der</strong>lich, max. e<strong>in</strong>mal<br />
pro Woche.<br />
� <strong>Arbeits</strong>haltungen: überwiegend im Sitzen, zeitweise im Gehen, Stehen, gelegentlich im Sitzen<br />
nach vorn gebeugt <strong>und</strong> Rotation im Sitzen. <strong>Arbeits</strong>schwere: gelegentlich mittelschweres Heben<br />
<strong>und</strong> Tragen. Expositionen: Hartlotdämpfe (Absaugung ist <strong>in</strong>stalliert), gelegentlich Lärm. Persönli-<br />
che Schutzausrüstung: Schutzbrille, <strong>Arbeits</strong>sicherheitsschuhe, Handschuhe. Beson<strong>der</strong>e psychische<br />
Belastungen am <strong>Arbeits</strong>platz: gelegentlich Zeitdruck, bei kurzfristigen Aufträgen.<br />
Mediz<strong>in</strong>ische Maßnahmen: Physiotherapie, Ergotherapie, physikalische Therapie, augenärztliche <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong>matologische Mitbetreuung, berufsorientierte Mediz<strong>in</strong>ische Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gstherapie (MTT)/Muskelauf-<br />
bautra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (MAT), Sporttherapie.<br />
Kernmaßnahmen während des MBO®-Neuro-Verfahrens:<br />
� Neuropsychologische Diagnostik: Zur Feststellung <strong>der</strong> kognitiven Leistungsfähigkeit bezüglich<br />
Aufmerksamkeit, Konzentration, Gedächtnis, räumlich-konstruktiver Fähigkeiten, Planen, prob-<br />
lemlösendem Denken, Intelligenz. Es wurden diesbezüglich ke<strong>in</strong>e wesentlichen E<strong>in</strong>schränkungen<br />
mehr gef<strong>und</strong>en. Aus neuropsychologischer Sicht erschien die berufliche Re<strong>in</strong>tegration realistisch.<br />
� Bavaria Screen<strong>in</strong>g <strong>der</strong> funktionell-motorischen Leistungsfähigkeit (BSL): Engpassorientierte selek-<br />
tive Testung <strong>der</strong> tätigkeitsbezogenen funktionell-motorischen Bee<strong>in</strong>trächtigungen auf Gr<strong>und</strong>lage<br />
<strong>der</strong> vom <strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>er erhobenen <strong>Arbeits</strong>platz-/Tätigkeitsbeschreibung <strong>und</strong> <strong>der</strong> BRA Profil-<br />
vergleichsanalyse.<br />
� Berufsspezifisches Funktionstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>und</strong> berufsspezifische Ausgleichsgymnastik: Individuell<br />
angepasstes Muskelaufbautra<strong>in</strong><strong>in</strong>g von häufig vorkommenden Tätigkeiten <strong>und</strong> Haltungen am Ar-<br />
beitsplatz, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e vorkommen<strong>der</strong> Zwangshaltungen, stereotypischer <strong>Arbeits</strong>abläufe sowie<br />
erfor<strong>der</strong>licher Lastenhandhabung o<strong>der</strong> auch von Tätigkeiten, bei denen im BRA e<strong>in</strong> Engpass aus-<br />
gewiesen wurde.<br />
� Ergonomie- <strong>und</strong> <strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g am Modellarbeitsplatz (MAP): Kenntnisvermittlung durch<br />
Übungen am MAP „Montage“ zu ergonomischen Gestaltungsregeln <strong>und</strong> Verhaltensweisen am<br />
<strong>Arbeits</strong>platz bei Dauerhaltungen, Zwangshaltungen, Heben/Tragen, Schieben/Ziehen. Ziel: Schu-<br />
lung, Vermittlung, Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g verhaltens- <strong>und</strong> verhältnisergonomischer Techniken <strong>in</strong> beruflichen<br />
Standardsituationen. <strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g am MAP „Montage“ unter Supervision des Physiothe-<br />
rapeuten/MBO®Ergonomietra<strong>in</strong>ers <strong>in</strong> Anlehnung an die <strong>in</strong>dividuellen <strong>Arbeits</strong>platzverhältnisse<br />
des Rehabilitanden durch Vermittlung konkreter berufstypischer <strong>Arbeits</strong>aufträge. Ziel: Übertra-<br />
325
gung <strong>der</strong> im Ergonomietra<strong>in</strong><strong>in</strong>g erlernten ergonomischen Empfehlungen an die spezifische Situa-<br />
tion des <strong>Arbeits</strong>platzes zur Steigerung <strong>der</strong> <strong>berufsbezogene</strong>n Belastbarkeit. Heranführung an die<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen des <strong>Arbeits</strong>platzes.<br />
� Ges<strong>und</strong>heitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für den Beruf: Schmerzbewältigung, <strong>berufsbezogene</strong>s Kompetenz- <strong>und</strong><br />
Stressbewältigungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Entspannung im beruflichen Alltag, <strong>berufsbezogene</strong> psychologische<br />
Gruppenarbeit.<br />
� Biofeedback: Visualisierte durch Hautelektroden abgeleitete Rückmeldung <strong>der</strong> muskulären<br />
Anspannung <strong>in</strong> sitzen<strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>position als Werkzeugmacher <strong>und</strong> Möglichkeiten <strong>der</strong> bewussten<br />
Bee<strong>in</strong>flussung des Muskeltonus durch Optimierung <strong>der</strong> Verhaltens- <strong>und</strong> Verhältnisergonomie.<br />
Ambulante Wie<strong>der</strong>vorstellungen zwei Monate nach Reha-Ende: Leichte Kraftm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung im Bereich<br />
<strong>der</strong> rechten Hand. Der Rehabilitand berichtete über weiter bestehende Gedächtnisprobleme, die<br />
allgeme<strong>in</strong>e psychophysische Belastbarkeit habe sich deutlich verbessert. Die weitere vierwöchige<br />
ambulant durchgeführte Therapie <strong>und</strong> die Inhalte <strong>der</strong> erweiterten stationären Belastungserprobung<br />
wurden besprochen.<br />
<strong>Arbeits</strong>therapie <strong>und</strong> Belastungserprobung im MedZAB (vier Wochen): Als Werkzeugmacher erfolgten<br />
die <strong>Arbeits</strong>therapie <strong>und</strong> Belastungserprobung im kl<strong>in</strong>ikeigenen Werkstattbereich Metall. Tätigkeiten<br />
waren unter an<strong>der</strong>em Gew<strong>in</strong>de schneiden, Biegen von Flacheisen <strong>und</strong> Verschleifen, Schweißarbeiten,<br />
Arbeiten an <strong>der</strong> Dreh- <strong>und</strong> Fräsmasch<strong>in</strong>e. Herr H. nahm H<strong>in</strong>weise zur Steigerung se<strong>in</strong>es Leistungs-<br />
vermögens <strong>in</strong>teressiert auf. E<strong>in</strong>schränkungen an beiden Händen sowohl bei <strong>der</strong> Kraft als auch bei <strong>der</strong><br />
Fe<strong>in</strong>motorik waren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Belastungserprobung nicht zu erkennen. Er arbeitete mit guter bis sehr<br />
guter Qualität <strong>und</strong> Quantität. Die <strong>Arbeits</strong>zeit im Rahmen <strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>therapie konnte auf über sechs<br />
St<strong>und</strong>en pro Tag erhöht werden. Es ist davon auszugehen, dass er die Anfor<strong>der</strong>ungen an se<strong>in</strong>em Ar-<br />
beitsplatz bewältigen kann.<br />
Belastungserprobung im Beschäftigungsbetrieb (vier Wochen): <strong>Arbeits</strong>zeit während <strong>der</strong> Belastungs-<br />
erprobung: 38,5 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> 5-Tage-Woche; betriebsübliche <strong>Arbeits</strong>zeiten: 40 St<strong>und</strong>en pro Woche;<br />
Tätigkeit: E<strong>in</strong>satz als Hartlöter, Werkzeugschleifer entsprechend dem Tätigkeitsprofil am bisherigen<br />
<strong>Arbeits</strong>platz; körperlich leichte Tätigkeit mit hoher Anfor<strong>der</strong>ung an Handkraft <strong>und</strong> Handkoord<strong>in</strong>ation<br />
beidseits; <strong>Arbeits</strong>haltung: Überwiegend sitzende Tätigkeit, gelegentlich stehend, gehend beim Trans-<br />
port von zu schleifenden <strong>und</strong> lötenden Werkzeugteilen; Fachwissen: Der Prüfarbeitsplatz setzte an-<br />
wendungsbezogene Kenntnisse aus dem Metallbereich voraus; Mobilität: Herr H. erreicht den Ar-<br />
beitsplatz mit dem eigenen Pkw.<br />
Verlauf <strong>und</strong> Beurteilung: Es erfolgte e<strong>in</strong>e regelmäßige Rücksprache zwischen dem Praktikumsbetrieb<br />
<strong>und</strong> dem Fallbetreuer MBO®Neuro mit Festlegung bezüglich <strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong><strong>in</strong>halte <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>zei-<br />
ten. Im Praktikumsbetrieb hat sich Herr H. gut <strong>in</strong>tegriert <strong>und</strong> hat am Ende <strong>der</strong> Belastungserprobung<br />
im Betrieb wettbewerbsfähige Leistungen gezeigt. Se<strong>in</strong> Verhalten gegenüber Kollegen <strong>und</strong> Vorge-<br />
setzten war stets e<strong>in</strong>wandfrei <strong>und</strong> kooperativ. Zusammenarbeit, Auffassungsgabe, Fachwissen, Ar-<br />
beitstempo <strong>und</strong> Leistungsniveau wurden mit gut bewertet, d. h. Herr H. erfüllte die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
gut. H<strong>in</strong>sichtlich Ordnung <strong>und</strong> Pünktlichkeit am <strong>Arbeits</strong>platz, Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Pflichtgefühl bei <strong>der</strong><br />
Ausführung <strong>der</strong> gestellten Aufgaben, Lern- <strong>und</strong> <strong>Arbeits</strong>bereitschaft,<br />
326
Konzentration <strong>und</strong> Ausdauer <strong>und</strong> die Fähigkeit sich e<strong>in</strong>er Aufgabe über die erfor<strong>der</strong>liche Zeitspanne<br />
<strong>in</strong>tensiv zuzuwenden, <strong>in</strong>klusive <strong>Arbeits</strong>güte erfolgte die Bewertung mit „gut“.<br />
Ergebnisse: Im Rahmen <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen, neuropsychologischen <strong>und</strong> berufspädagogischen Betreu-<br />
ung konnte Herr S. se<strong>in</strong>e berufsrelevante Leistungsfähigkeit bis zur Vollschichtigkeit stabilisieren. Am<br />
Ende <strong>der</strong> MBO®Neuro/MBOR bestand folgendes Leistungsbild:<br />
Positives Leistungsbild<br />
Körperlich mittelschwere Tätigkeiten, die überwiegend im Sitzen, im Stehen o<strong>der</strong> Gehen ausgeführt<br />
werden können, auf mittlerem kognitivem Niveau, <strong>in</strong> allen üblichen Schichtdienstformen.<br />
Negatives Leistungsbild<br />
Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Funktionsbee<strong>in</strong>trächtigungen <strong>der</strong> Handkraft beidseits ke<strong>in</strong>e ständigen Arbeiten, die mit<br />
entsprechenden Anfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>hergehen. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Ruhe- <strong>und</strong> Belastungsschmerzen am<br />
l<strong>in</strong>ken Be<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e ständig stehenden o<strong>der</strong> gehenden Tätigkeiten <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e überwiegenden Arbeiten<br />
<strong>in</strong> be<strong>in</strong>belasten<strong>der</strong> Haltung (z. B. Hocken, Knien).<br />
Zeitliches Leistungsvermögen: 6 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> mehr<br />
Ambulante Wie<strong>der</strong>vorstellungen nach Belastungserprobung: Als Ergebnis des MBO®-Neuro-<br />
Verfahrens/MBOR mit <strong>in</strong>tegrierter <strong>in</strong>terner Belastungserprobung im MedZAB <strong>und</strong> externen Belas-<br />
tungserprobung im Betrieb wurde festgestellt, dass Herr H. se<strong>in</strong>e zuletzt ausgeführte berufliche<br />
Tätigkeit am gleichen <strong>Arbeits</strong>platz wie<strong>der</strong> ausführen kann. E<strong>in</strong>e Indikation für LTA-Maßnahmen ergab<br />
sich nicht, da im Rahmen des MBO®-Neuro-Verfahrens die Erwerbsfähigkeit für die bisherige Tätig-<br />
keit wie<strong>der</strong> hergestellt werden konnte. Die arbeitsfähige Aufnahme <strong>der</strong> Tätigkeit am alten <strong>Arbeits</strong>-<br />
platz beim bisherigen Arbeitgeber erfolgte am nächsten Tag.<br />
Bavaria Screen<strong>in</strong>g <strong>der</strong> funktionellen<br />
Leistungsfähigkeit (BSL) im MedZAB<br />
327<br />
Berufsspezifisches Funktionstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (BFT)<br />
im MedZAB
Neuropsychologische Testung <strong>und</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g Individuelle <strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g MAP „Montage“<br />
MBO®Neuroteam Fallbetreuer<strong>in</strong>, Rehabilitand, Arbeitgeber<br />
Der Ablauf <strong>der</strong> MBO®Neuro-Rehabilitation (MBOR) ist <strong>in</strong> Abbildung 6.84 zusammenfassend darge-<br />
stellt.<br />
328
Abb. 6.84: Ablauf <strong>der</strong> MBO®Neuro-Rehabilitation (MBOR) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik Bavaria<br />
329
Zielgruppe. Das Konzept wendet sich an Rehabilitanden mit neurologischer Indikation, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Beschäftigungsverhältnis stehen. Es wird nicht durchgeführt bei fehlen<strong>der</strong> Motivation, Ren-<br />
te/Rentenantrag <strong>und</strong> wenn nicht m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e halbschichtige psychophysische Belastbarkeit für<br />
die Maßnahme <strong>und</strong> für die berufliche Re<strong>in</strong>tegration gegeben ist.<br />
Beteiligte Berufsgruppen <strong>und</strong> Ausstattung. Arzt/<strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>er; Psychologe/Neuropsycho-<br />
loge; Sozialarbeiter/Sozialpädagoge; Physiotherapeut/Ergotherapeut (jeweils mit Zusatzqualifikation<br />
MBO®Ergonomietra<strong>in</strong>er); Logopäde.<br />
Ausstattung: Modellarbeitsplätze <strong>und</strong> Werkstätten im MedZAB, Holzbearbeitung/Schre<strong>in</strong>erei,<br />
Bau/Baunebengewerbe, Elektrotechnik, Montage, Metallverarbeitung, Fahrzeughaltung, Garten- <strong>und</strong><br />
Landschaftsbau, Wirtschaft/Handel, kaufmännischer/verwalten<strong>der</strong> Bereich, hauswirtschaftlicher<br />
Bereich, Sozial-, Heil- <strong>und</strong> Pflegebereich <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e, EFL-Gerätschaften <strong>und</strong> Räumlichkeiten mehr-<br />
fach, Werkzeuge, <strong>Arbeits</strong>geräte, <strong>Arbeits</strong>materialien, Gruppenräume für Gesprächsr<strong>und</strong>en, Video-<br />
Ausstattung mit Video-Analyse, Biofeedback für spezielle <strong>Arbeits</strong>plätze.<br />
Literatur Brauchler, R., Landau, K., Presl, A. & Kiesel, J. (2010). Belastungskataster <strong>der</strong><br />
mediz<strong>in</strong>isch-berufsorientierten Rehabilitation im Vergleich mit dem<br />
DGB-Index. Neue <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Lebenswelten gestalten – Proceed<strong>in</strong>gs<br />
<strong>der</strong> 56. Frühjahrstagung <strong>der</strong> Gesellschaft für <strong>Arbeits</strong>wissenschaft März<br />
2010, Darmstadt. GfA-Press.<br />
Ansprechpartner Kl<strong>in</strong>ik Bavaria Kreischa<br />
Ansprechpartner:<br />
Landau, K., Brauchler, R., Diaz-Meyer, M., Gnauck, M. & Hirthammer, H.<br />
(2011). Validierung des Bavaria Rehabilitanden Assessments für die mediz<strong>in</strong>isch-berufsorientierte<br />
Rehabilitation. 20. Rehabilitationswissenschaftliches<br />
Kolloqium, Bochum, März 2012. DRV-Schriften, 65, 72-73.<br />
Pohl, M., Hipler, C. & Presl, A. (2009). Die berufliche Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung<br />
nach neurologischen Erkrankungen: Ergebnisse aus dem MBO®-Neurologie-Konzept.<br />
18. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium, Münster,<br />
März 2009. DRV-Schriften, 83, 340-342.<br />
Angelika Presl (Geschäftsleitung, EFL Instructor, MBO®Ergonomietra<strong>in</strong>er<br />
Instructor)<br />
angelika.presl@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.de<br />
Dr. med. Johannes Kiesel (Facharzt für <strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>, Sozialmediz<strong>in</strong>, Umweltmediz<strong>in</strong>,<br />
Rehabilitationswesen, Zertifizierter Disability Manager (CDMP),<br />
EFL User, MBO®Ergonomietra<strong>in</strong>er)<br />
johannes.kiesel@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.de<br />
Cornelia Hipler (Fachärzt<strong>in</strong> für Neurologie, Sozialmediz<strong>in</strong>, Rehabilitationswesen,<br />
EFL User)<br />
cornelia.hipler@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.de<br />
An <strong>der</strong> Wolfsschlucht 1-2<br />
01731 Kreischa<br />
www.kl<strong>in</strong>ik-bavaria.com<br />
330
Kl<strong>in</strong>ik Bavaria Bad Kiss<strong>in</strong>gen<br />
Ansprechpartner:<br />
Margarete Presl (Geschäftsleitung)<br />
presl.ma@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.com<br />
Dr. Dr. med. Jürgen Knörzer (Facharzt für <strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>, Facharzt für Physikalische<br />
Mediz<strong>in</strong> <strong>und</strong> Rehabilitation, Sportmediz<strong>in</strong>, Rehabilitationswesen,<br />
Sozialmediz<strong>in</strong>, Rettungsdienst, EFL User, MBO®Ergonomietra<strong>in</strong>er)<br />
knoerzer.j@kl<strong>in</strong>ik-bavaria.com<br />
Von-<strong>der</strong>-Tann-Straße 18-22<br />
97688 Bad Kiss<strong>in</strong>gen<br />
www.kl<strong>in</strong>ik-bavaria.com<br />
331
Integrierte Mediz<strong>in</strong>isch-Berufsorientierte Orthopädische Rehabilitation<br />
(IMBO-Rehabilitation)<br />
Paracelsus-Kl<strong>in</strong>ik an <strong>der</strong> Gande, Bad Gan<strong>der</strong>sheim,<br />
Orthopädische Fachkl<strong>in</strong>ik mit dem Institut für <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Sozialmediz<strong>in</strong><br />
Orthopädie<br />
Ziele. Die Maßnahme hat die folgenden Punkte zum Ziel:<br />
� Erfassen von Rehabilitanden mit beson<strong>der</strong>en beruflichen Problemlagen (BBPL) über e<strong>in</strong> prä-<br />
stationäres Screen<strong>in</strong>g<br />
� Umsetzung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>tensivierten multimodalen berufsorientierten Rehabilitationsgruppenpro-<br />
gramms mit kognitiv-behavioralem Ansatz<br />
� Verbesserte Bewältigung ges<strong>und</strong>heitsbed<strong>in</strong>gter E<strong>in</strong>schränkungen <strong>der</strong> Berufsausübung <strong>und</strong> be-<br />
rufsbezogener Anfor<strong>der</strong>ungen durch Stärkung <strong>der</strong> psychosozialen <strong>und</strong> körperlichen Kompe-<br />
tenzen<br />
� Bei Bedarf zusätzliche sozial- <strong>und</strong> arbeitsmediz<strong>in</strong>ische Begutachtung <strong>und</strong> Beratung im Institut für<br />
<strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Sozialmediz<strong>in</strong> sowie Berufsklärung unter Beteiligung des Reha-Fachberaters<br />
Inhalte <strong>und</strong> Ablauf. Die Integrierte Mediz<strong>in</strong>isch-Berufsorientierte Orthopädische Rehabilitation<br />
(IMBO-Rehabilitation) ist e<strong>in</strong> berufsorientiertes Gruppenprogramm für geschlossene Gruppen mit<br />
jeweils sechs bis zehn Teilnehmenden. Rehabilitanden mit e<strong>in</strong>er beson<strong>der</strong>en beruflichen Problemlage<br />
werden dazu bereits prästationär mit e<strong>in</strong>em Screen<strong>in</strong>g identifiziert <strong>und</strong> <strong>in</strong> 14-tägigem Rhythmus <strong>in</strong><br />
die Kl<strong>in</strong>ik e<strong>in</strong>geladen. Die IMBO-Rehabilitation umfasst sechs zentrale Module: e<strong>in</strong> Modul, das zur<br />
Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong> beruflichen Tätigkeit motivieren soll <strong>und</strong> sozialrechtliche Beratung bietet („Be-<br />
ruf <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit“), e<strong>in</strong> Modul zur Verän<strong>der</strong>ung arbeitsbezogener E<strong>in</strong>stellungen <strong>und</strong> zur Verbesse-<br />
rung des beruflichen Bewältigungsverhaltens („Berufliche Kompetenzgruppe“), zwei tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsthera-<br />
peutische Module („Bewegungskompetenzgruppe“, „Aquatra<strong>in</strong><strong>in</strong>g“), e<strong>in</strong> funktionelles Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, das<br />
an die EFL von Isernhagen angelehnt ist („Berufsbezogene funktionelle Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsgruppe“) <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />
Modul, das die Progressive Muskelrelaxation vermittelt („Entspannungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g“). Die e<strong>in</strong>zelnen Mo-<br />
dule wurden, um e<strong>in</strong>e standardisierte Durchführung zu gewährleisten, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kl<strong>in</strong>ikmanual zu-<br />
sammengefasst. Der Ablauf des Programms ist <strong>in</strong> Abbildung 6.85 dargestellt.<br />
332
Abb. 6.85: Ablauf <strong>der</strong> IMBO-Rehabilitation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Paracelsus-Kl<strong>in</strong>ik an <strong>der</strong> Gande, Bad Gan-<br />
<strong>der</strong>sheim<br />
Die Strukturmerkmale <strong>der</strong> IMBO-Rehabilitation zeigt Tabelle 6.86.<br />
Tab. 6.86: Zentrale Module <strong>der</strong> IMBO-Rehabilitation<br />
Modul Frequenz <strong>und</strong><br />
Dauer<br />
Beruf <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit 2 x 90 M<strong>in</strong>. D051 N 02<br />
333<br />
KTL Durchführende<br />
Diplom-Sozialpädagoge <strong>und</strong><br />
Chefarzt/Oberarzt<br />
Berufliche Kompetenzgruppe 6 x 90 M<strong>in</strong>. D052 N 06 Diplom-Psychologe<br />
Bewegungskompetenzgruppe 10 x 30 M<strong>in</strong>. A069 F 10<br />
Aquatra<strong>in</strong><strong>in</strong>g 12 x 30 M<strong>in</strong>. A024 F 12<br />
Berufsbezogene funktionelle<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsgruppe<br />
5 x 60 M<strong>in</strong>.<br />
1 x 30 M<strong>in</strong>.<br />
E050 L 05<br />
E050 F 01<br />
Diplom-Sportlehrer o<strong>der</strong><br />
Sportwissenschaftler<br />
Diplom-Sportlehrer o<strong>der</strong><br />
Sportwissenschaftler<br />
Physiotherapeut mit<br />
EFL-Qualifikation<br />
Progressive Muskelrelaxation 5 x 45 M<strong>in</strong>. F082 I 05 Diplom-Psychologe
E<strong>in</strong> verstärkter <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Berufsbezug wird <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> den folgenden Modulen realisiert:<br />
• Beruf <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit: Das Modul „Beruf <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit“ führt die Teilnehmer <strong>in</strong> das Pro-<br />
gramm e<strong>in</strong> <strong>und</strong> stellt ihnen den multimodalen kognitiv-behavioralen Ansatz des Programms vor.<br />
Ziel <strong>der</strong> ersten Sitzung ist es, den Teilnehmenden zu vermitteln, dass die Bewältigung <strong>der</strong> von ih-<br />
nen erlebten beruflichen Schwierigkeiten erlernbar ist <strong>und</strong> die Programmmodule <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne<br />
Hilfe zur Selbsthilfe leisten sollen. Zunächst werden die Bedeutung von Arbeit <strong>und</strong> mögliche Fol-<br />
gen längerer <strong>Arbeits</strong>losigkeit bzw. <strong>Arbeits</strong>unfähigkeit erarbeitet. Mögliche negative Beanspru-<br />
chungsreaktionen werden am Beispiel des Gratifikationskrisenmodells erläutert. In <strong>der</strong> zweiten<br />
Sitzung erhalten die Teilnehmer e<strong>in</strong>en Überblick über die sozialrechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
von Rehabilitation <strong>und</strong> beruflicher Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung, um realistische Verän<strong>der</strong>ungsziele zu<br />
entwickeln.<br />
• Berufliche Kompetenzgruppe: Das Modul „Berufliche Kompetenzgruppe“ soll den Teilnehmen-<br />
den durch e<strong>in</strong>e Neubewertung ihrer <strong>Arbeits</strong>platzsituation <strong>und</strong> möglicher Konflikte am <strong>Arbeits</strong>-<br />
platz sowie e<strong>in</strong>e Erweiterung ihrer sozialen Kompetenzen e<strong>in</strong>e verbesserte Bewältigung berufli-<br />
cher Belastungssituationen ermöglichen. Ausgangspunkt <strong>der</strong> ersten Sitzung ist e<strong>in</strong>e von den Teil-<br />
nehmenden vorbereitete Beschreibung ihrer <strong>Arbeits</strong>platzsituation <strong>und</strong> ihrer Verän<strong>der</strong>ungsziele.<br />
Anschließend wird mit den Teilnehmern e<strong>in</strong> Erklärungsmodell für die Entstehung von berufli-<br />
chem Stress <strong>und</strong> negativen Beanspruchungsreaktionen erarbeitet. Die zweite Sitzung soll die<br />
Teilnehmenden für die Bedeutung eigener Überzeugungen <strong>und</strong> Bewertungen im Umgang mit<br />
Kollegen <strong>und</strong> Vorgesetzten sensibilisieren. E<strong>in</strong> wesentliches Ziel ist es dabei, die Teilnehmenden<br />
davon zu überzeugen, dass bestimmte E<strong>in</strong>stellungen, z. B. immer perfekt se<strong>in</strong> zu müssen, irratio-<br />
nal s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> damit zu Auslösern von Konfliktsituationen werden können. Zur Analyse solcher<br />
Konfliktsituationen wird den Teilnehmern das ABC-Modell <strong>der</strong> Rational-emotiven Verhaltensthe-<br />
rapie vermittelt. Die dritte Sitzung erweitert das ABC-Modell um den Aspekt kognitiver Verände-<br />
rungsmöglichkeiten. Die von den Teilnehmenden identifizierten Denkmuster werden auf ihre Re-<br />
alitätsangemessenheit überprüft <strong>und</strong> idealerweise <strong>in</strong> angemessene <strong>und</strong> zielorientierte Bewer-<br />
tungen überführt. Die vierte Sitzung thematisiert Verhaltensstrategien im Umgang mit berufli-<br />
chen Belastungen. Dazu werden erlebte Belastungssituationen <strong>in</strong> Verhaltensübungen nachge-<br />
stellt. Oftmals werden Konflikte mit Kollegen im Laufe dieses Prozesses so umgedeutet, dass ei-<br />
gene Verhaltensmuster als e<strong>in</strong>e wesentliche Ursache des Konflikts erkannt werden. Die fünfte<br />
Sitzung thematisiert erneut die berufliche Anspruchshaltung. Ziel ist e<strong>in</strong>e realistische Anpassung<br />
dieser Haltung, so dass Zufriedenheitserlebnisse sich häufen <strong>und</strong> eigene Ressourcen besser ge-<br />
nutzt werden können. In <strong>der</strong> abschließenden sechsten Sitzung kommen die Teilnehmer zu e<strong>in</strong>em<br />
Fazit ihrer eigenen Konflikt- <strong>und</strong> Stressbewältigungsmöglichkeiten. Die Teilnehmenden arbeiten<br />
ihre persönlichen beruflichen Stärken heraus <strong>und</strong> stellen diese vor.<br />
• Berufsbezogene funktionelle Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsgruppe: Das zentrale Element <strong>der</strong> „Berufsbezogenen<br />
funktionellen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsgruppe“ ist e<strong>in</strong> Parcourstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, <strong>in</strong> dem an sieben <strong>Arbeits</strong>stationen (He-<br />
ben Boden/Taille, Heben Taille/Kopf, Schieben/Ziehen, Tragen Horizontal, Schrauben über Kopf,<br />
334
Modell-PC-<strong>Arbeits</strong>platz, Rehabilitandentransfer), die an die EFL von Isernhagen angelehnt s<strong>in</strong>d,<br />
sichere Bewegungsabläufe tra<strong>in</strong>iert <strong>und</strong> die relevanten Muskelgruppen gekräftigt werden.<br />
Die beschriebenen Inhalte <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Module s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle 6.87 überblicksartig zusammenge-<br />
fasst.<br />
Tab. 6.87: Überblick zu Inhalten <strong>der</strong> IMBO-Rehabilitation<br />
Themen <strong>und</strong> Sitzungen des Moduls „Beruf <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit“<br />
1. Arbeit als Ressource für soziale Bedürfnisse <strong>und</strong> die persönliche Entwicklung<br />
2. Sozialrechtlicher Rahmen von Rehabilitation <strong>und</strong> beruflicher Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung<br />
Themen <strong>und</strong> Sitzungen <strong>der</strong> „Beruflichen Kompetenzgruppe“<br />
1. <strong>Arbeits</strong>platzsituation <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ungsziele<br />
2. Überzeugungen <strong>und</strong> Bewertungen<br />
3. Kognitive Verän<strong>der</strong>ungsmöglichkeiten<br />
4. Verhaltensstrategien für den Umgang mit beruflichen Belastungen<br />
5. Berufliche Anspruchhaltungen <strong>und</strong> Zufriedenheitserlebnisse<br />
6. Persönliche berufliche Stärken<br />
Themen <strong>und</strong> Sitzungen <strong>der</strong> „Berufsbezogenen funktionellen Kompetenzgruppe“<br />
1. Erfassung <strong>der</strong> beruflichen Belastung <strong>und</strong> Selbste<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit<br />
2. Körperhaltung <strong>und</strong> Bewegungsabläufe<br />
3.-5. Parcourstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
� Heben Boden/Taille<br />
� Heben Taille/Kopf<br />
� Schieben/Ziehen<br />
� Tragen Horizontal<br />
� Schrauben<br />
� Modell-PC-<strong>Arbeits</strong>platz<br />
� Pflegetätigkeiten <strong>und</strong> Rehabilitandentransfer<br />
6. Lerntransfer <strong>in</strong> den Alltag<br />
Ergänzung f<strong>in</strong>den die sechs Programmmodule durch weitere, vor allem tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gstherapeutische Leis-<br />
tungen <strong>und</strong> Schulungsangebote, wie sie durch die Therapiestandards für die Rehabilitation bei chro-<br />
nischem Rückenschmerz beschrieben werden. Der gesamte Leistungsumfang während des dreiwö-<br />
chigen Rehabilitationsaufenthalts beträgt r<strong>und</strong> 80 St<strong>und</strong>en. Um e<strong>in</strong>en ganzheitlichen Rehabilitations-<br />
prozess zu gewährleisten, wird die Arbeit <strong>in</strong> wöchentlichen Fallbesprechungen aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abge-<br />
stimmt. Bei stark bee<strong>in</strong>trächtigten Rehabilitanden besteht zudem die Möglichkeit e<strong>in</strong>er zusätzlichen<br />
arbeitsmediz<strong>in</strong>ischen Begutachtung <strong>und</strong> Beratung im Institut für <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Sozialmediz<strong>in</strong>. Bei Be-<br />
335
darf kann diese Beratung um e<strong>in</strong>e erweiterte Verhaltensbeobachtung zur Leistungsbeurteilung<br />
<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Berufsklärung unter Beteiligung des Reha-Fachberaters ergänzt werden.<br />
Die Wirksamkeit <strong>der</strong> IMBO-Rehabilitation wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er clusterrandomisierten Studie überprüft <strong>und</strong><br />
bestätigt. Teilnehmende <strong>der</strong> IMBO-Rehabilitation hatten nach 6 Monaten e<strong>in</strong>e 2,4mal <strong>und</strong> nach 12<br />
Monaten e<strong>in</strong>e 1,9mal höhere Chance e<strong>in</strong>er erfolgreichen beruflichen Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung als Teil-<br />
nehmer <strong>der</strong> herkömmlichen orthopädischen Rehabilitation. IMBO-Teilnehmer hatten zudem günsti-<br />
gere Verläufe h<strong>in</strong>sichtlich Depression <strong>und</strong> Angst, psychischer <strong>und</strong> physischer Lebensqualität sowie<br />
<strong>der</strong> Schmerzbewältigung.<br />
Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Rehabilitanden mit muskuloskelettalen Erkrankungen<br />
<strong>und</strong> beson<strong>der</strong>er beruflicher Problemlage. E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e berufliche Problemlage wird beim Vorlie-<br />
gen e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> drei folgenden Kriterien festgestellt: <strong>Arbeits</strong>unfähigkeit von m<strong>in</strong>destens drei Monaten<br />
im Jahr vor <strong>der</strong> Rehabilitation, längerfristige Erwartung starker ges<strong>und</strong>heitsbed<strong>in</strong>gter E<strong>in</strong>schränkun-<br />
gen <strong>der</strong> Berufsausübung o<strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>losigkeit.<br />
Beteiligte Berufsgruppen <strong>und</strong> Ausstattung. Arzt, Diplom-Psychologe, Diplom-Sozialarbeiter bzw.<br />
Sozialpädagoge, Physiotherapeut mit EFL-Fortbildung, Diplom-Sportlehrer bzw. Sportwissenschaftler.<br />
Benötigte Ausstattung: Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmodule des EFL-Systems. Bestehende Kooperationen mit e<strong>in</strong>em<br />
Berufsför<strong>der</strong>ungswerk o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Berufsbildungse<strong>in</strong>richtung s<strong>in</strong>d s<strong>in</strong>nvoll.<br />
Literatur Bethge, M., Herbold, D., Trowitzsch, L. & Jacobi, C. (2010). Berufliche Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung<br />
nach e<strong>in</strong>er mediz<strong>in</strong>isch-beruflich orientierten orthopädischen<br />
Rehabilitation: E<strong>in</strong>e clusterrandomisierte Studie. Die Rehabilitation,<br />
49, 2-12.<br />
Bethge M. & Trowitzsch L. (2009). Berufsbezogenes funktionelles Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Rehabilitation bei muskuloskelettalen Erkankungen. In A. Hillert, W. Müller-Fahrnow<br />
& F.M. Radoschewski (Hrsg.), Mediz<strong>in</strong>isch-beruflich orientierte<br />
Rehabilitation. Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> kl<strong>in</strong>ische Praxis (S. 163-168).<br />
Köln: Deutscher Ärzte-Verlag.<br />
Bethge M., Herbold D., Trowitzsch L. & Jacobi C. (2010). Berufliche Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung<br />
nach e<strong>in</strong>er mediz<strong>in</strong>isch-beruflich orientierten orthopädischen<br />
Rehabilitation: E<strong>in</strong>e clusterrandomisierte Studie. In: Deutsche Rentenversicherung<br />
B<strong>und</strong> (Hrsg.). Tagungsband, 19. Rehabilitationswissenschaftliches<br />
Kolloquium. DRV Schriften 88: 261-262<br />
Bethge, M. (2009). Die „Integrierte Mediz<strong>in</strong>isch-Berufsorientierte Orthopädische<br />
Rehabilitation“ (IMBO-Rehabilitation) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Paracelsus-Kl<strong>in</strong>ik an <strong>der</strong><br />
Gande. Abschlussbericht, Abteilung für Versorgungssystemforschung <strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Qualitätssicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rehabilitation, Charité - Universitätsmediz<strong>in</strong><br />
Berl<strong>in</strong>.<br />
Trowitzsch, L., Schiller, W., L<strong>in</strong>dner, S. & Thiele, D.A. (2006). „Who returns to<br />
work?“. 2-Jahresergebnisse nach berufsorientierenden Maßnahmen im<br />
BFW Goslar (1998-2001). Neue Konzeption von MBOR <strong>in</strong> den drei Paracelsus-Kl<strong>in</strong>ken<br />
Bad Gan<strong>der</strong>sheim. In W. Müller-Fahrnow, T. Hansmeier &<br />
M. Karoff (Hrsg.), Wissenschaftliche Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Rehabilitation<br />
(S. 428-436). Lengrich: Pabst.<br />
336
Ansprechpartner Dr. med. Désirée Herbold<br />
dr.desiree.herbold@pk-mx.de<br />
Paracelsus-Kl<strong>in</strong>ik an <strong>der</strong> Gande<br />
Dr.-He<strong>in</strong>rich-Jasper-Str. 2a<br />
37581 Bad Gan<strong>der</strong>sheim<br />
Dr.med. Claus Jacobi<br />
claus.jacobi@pk-mx.de<br />
Paracelsus-Roswitha-Kl<strong>in</strong>ik<br />
Hildesheimer Str.6<br />
37581 Bad Gan<strong>der</strong>sheim<br />
Dr. med. Lutz Trowitzsch<br />
lutz.trowitzsch@pk-mx.de<br />
Institut für <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Sozialmediz<strong>in</strong> <strong>der</strong> Paracelsus Kl<strong>in</strong>ik an <strong>der</strong> Gande<br />
Dr. He<strong>in</strong>rich Jasper-Straße 2a<br />
37581 Bad Gan<strong>der</strong>sheim<br />
Dipl.-Päd. (Rehab.) Matthias Bethge<br />
matthias.bethge@charite.de<br />
Charité - Universitätsmediz<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
Versorgungssystemforschung <strong>und</strong> Qualitätssicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rehabilitation<br />
Luisenstraße 13a<br />
10117 Berl<strong>in</strong><br />
337
Re-Integrations-Management („Re-I-Ma“)<br />
Schwarzwaldkl<strong>in</strong>ik – Orthopädie, Park-Kl<strong>in</strong>ikum Bad Kroz<strong>in</strong>gen<br />
Orthopädie<br />
Ziele. Ziel <strong>der</strong> Maßnahme ist die <strong>in</strong>dividuelle Anpassung von <strong>in</strong>dikationsspezifischen Rehabilitations-<br />
abläufen sowie die Entwicklung tragfähiger beruflicher Perspektiven <strong>und</strong> damit die Konkretisierung<br />
<strong>der</strong> sozialmediz<strong>in</strong>ischen Empfehlungen sowie die Verbesserung <strong>der</strong> Motivationslage. Beson<strong>der</strong>en<br />
Wert wird auf die <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Sichtweise gelegt. Die mediz<strong>in</strong>ische Rehabilitation wird verstärkt<br />
auf <strong>berufsbezogene</strong> Probleme ausgerichtet <strong>und</strong> bezieht Leistungen mit e<strong>in</strong>, die über die reguläre<br />
stationäre Versorgung h<strong>in</strong>ausgehen. Durch das Fallmanagement <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geson<strong>der</strong>ten Abteilung kann<br />
die Verzahnung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Rehabilitationsprozesse, die Optimierung von Schnittstellen <strong>und</strong> die<br />
konkrete Weitervermittlung an Bildungspartner gewährleistet werden.<br />
Inhalte <strong>und</strong> Ablauf. Die Maßnahme umfasst vier Module, die jedoch nicht schematisch e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden, son<strong>der</strong>n je nach den <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnissen des Betroffenen sowie nach den Erfor<strong>der</strong>-<br />
nissen des Kostenträgers e<strong>in</strong>zeln o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation zur Anwendung kommen:<br />
� Belastungserprobung <strong>und</strong> berufsorientierte Maßnahmen (BBM)<br />
� Individuelles Fallmanagement (IFM)<br />
� Integrative Unfallnachsorge (IUS)<br />
� Evaluation <strong>der</strong> arbeitsbezogenen funktionellen Leistungsfähigkeit (EFL)<br />
Belastungserprobung <strong>und</strong> berufsorientierte Maßnahmen (BBM)<br />
� Zielgruppe s<strong>in</strong>d Betroffenen mit Bedarf für:<br />
� Belastungserprobung<br />
� Eignungsuntersuchung<br />
� Berufsorientierung<br />
� Intensivierte <strong>Arbeits</strong>therapie<br />
� die <strong>in</strong>terne Belastungserprobung erfolgt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>ikeigenen <strong>Arbeits</strong>therapie <strong>in</strong> den Bereichen<br />
„Handwerk“ <strong>und</strong> „Büro“; e<strong>in</strong>e externe alltagsnahe berufliche Belastungserprobung wird bei<br />
Netzwerkpartnern durchgeführt<br />
� Möglichkeit <strong>der</strong> externen Berufsorientierung mit <strong>in</strong>tegrierter Kurzerprobung<br />
� wenn möglich, werden Belastungserprobungen unter psychologischer <strong>und</strong> ergotherapeutischer<br />
Betreuung direkt am realen <strong>Arbeits</strong>platz des Rehabilitanden durchgeführt<br />
338
Individuelles Fallmanagement (IFM)<br />
� Zielgruppe s<strong>in</strong>d Betroffene mit schwierigen <strong>und</strong> komplexen Rehabilitationsverläufen, die aktiv<br />
e<strong>in</strong>bezogen werden<br />
� e<strong>in</strong> Fall-Management-Team aus Arzt <strong>und</strong> Psychologe erstellt e<strong>in</strong>e genaue Situationsanalyse <strong>und</strong><br />
ermittelt Restleistungsvermögen <strong>und</strong> Rehabilitationspotenzial anhand von ärztlichen <strong>und</strong> psy-<br />
chologischen <strong>und</strong> <strong>berufsbezogene</strong>n Untersuchungen.<br />
� nach Auswertung aller Bef<strong>und</strong>e erfolgt die Festlegung e<strong>in</strong>es zielführenden, konkreten Handlungs-<br />
plans durch das Fall-Management-Team mit dem Versicherten <strong>und</strong> <strong>in</strong> Abstimmung mit dem Auf-<br />
traggeber. Hierbei werden alle notwendigen mediz<strong>in</strong>ischen, sozialen <strong>und</strong> beruflichen Maßnah-<br />
men konkretisiert<br />
Integrative Unfallnachsorge (IUS)<br />
� Zielgruppe s<strong>in</strong>d Unfallopfer mit psychischen Begleitreaktionen (z. B. posttraumatische Belas-<br />
tungsstörungen)<br />
� <strong>in</strong>tensive psychotherapeutische Betreuung, die mediz<strong>in</strong>ische <strong>und</strong> neuropsychologische Behand-<br />
lungsaspekte <strong>in</strong>tegriert<br />
� <strong>in</strong>dividuell angepasste, dem wissenschaftlichen Standard entsprechende, umfassende <strong>und</strong> zeit-<br />
nahe Behandlung, die dazu beitragen soll, e<strong>in</strong>e positive Lebens- <strong>und</strong> <strong>Arbeits</strong>perspektive zu entwi-<br />
ckeln <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e möglichst weitreichende Teilhabe am <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Sozialleben zu ermöglichen, die<br />
für alle Beteiligten wirtschaftlich vertretbar ist<br />
� begleitend Durchführung können alle weiteren notwendigen therapeutischen Maßnahmen<br />
durchgeführt werden (z. B. Schmerztherapie)<br />
Evaluation <strong>der</strong> arbeitsbezogenen funktionellen Leistungsfähigkeit (EFL)<br />
� Zielgruppe s<strong>in</strong>d Betroffene mit organisch bed<strong>in</strong>gten funktionellen E<strong>in</strong>schränkungen<br />
� anhand von 29 standardisierten Leistungstests Evaluation <strong>der</strong> funktionellen Leistungsfähigkeit<br />
� Aufschluss über Fähigkeiten <strong>und</strong> Defizite bezüglich arbeitsplatzbezogenen physischen Fähigkei-<br />
ten<br />
Dauer <strong>und</strong> Häufigkeit <strong>der</strong> Gesamtmaßnahme werden dem spezifischen Bedarf <strong>der</strong> Rehabilitanden<br />
angepasst.<br />
339
Der Ablauf <strong>der</strong> Maßnahme ist <strong>in</strong> Abbildung 6.88 dargestellt<br />
Abb. 6.88: Ablauf <strong>der</strong> Maßnahme „Re-Integrations-Management (Re-I-Ma)“ <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Schwarzwaldkl<strong>in</strong>ik – Orthopädie, Park-Kl<strong>in</strong>ikum Bad Kroz<strong>in</strong>gen<br />
340
Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Rehabilitanden mit neurologischen <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> orthopädi-<br />
schen Verletzungen sowie psychischen Unfallfolgen. Ferner richtet sich die Maßnahme an Rehabili-<br />
tanden mit problematischem Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungsprozess sowie Rehabilitanden mit unklarem Re-<br />
habilitationsbedarf. Sie ist pr<strong>in</strong>zipiell für alle Berufsgruppen geeignet.<br />
Beteiligte Berufsgruppen <strong>und</strong> Ausstattung. Arzt, Psychologie, Sozialarbeiter/Sozialpädagoge,<br />
Krankengymnast/Physiotherapeut, Ergotherapeut/<strong>Arbeits</strong>therapeut, Neuropsychologe, Sozialbera-<br />
ter. Benötigte Ausstattung: vollständig ausgerüstete <strong>Arbeits</strong>plätze im gewerblichen <strong>und</strong> kaufmänni-<br />
schen Bereich, EFL-Ausstattung <strong>und</strong> -Räume.<br />
Ansprechpartner Markus Härle (Dipl.-Psych.)<br />
Park-Kl<strong>in</strong>ikum Bad Kroz<strong>in</strong>gen<br />
Herbert Hellmann Allee 3879189 Bad Kroz<strong>in</strong>gen<br />
m.haerle@park-kl<strong>in</strong>ikum.de<br />
www.park-kl<strong>in</strong>ikum.de<br />
341
Mediz<strong>in</strong>isch-beruflich orientierte Rehabilitation (MBO)<br />
Kl<strong>in</strong>ik Nie<strong>der</strong>sachsen, Bad Nenndorf<br />
Orthopädie<br />
Ziele. Übergreifendes Ziel des MBO-Ansatzes ist die stärkere Verzahnung von mediz<strong>in</strong>ischer <strong>und</strong><br />
beruflicher Rehabilitation, um e<strong>in</strong>e schnellere <strong>und</strong> bessere berufliche (Wie<strong>der</strong>-)E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung zu er-<br />
reichen. Mit dem MBO-Ansatz wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik Nie<strong>der</strong>sachsen e<strong>in</strong> Behandlungskonzept umgesetzt,<br />
welches die stärkere Fokussierung auf die <strong>in</strong>dividuelle sozialmediz<strong>in</strong>ische Leistungsbeurteilung <strong>der</strong><br />
Rehabilitanden <strong>in</strong> Relation zu ihren <strong>in</strong>dividuellen <strong>berufsbezogene</strong>n Anfor<strong>der</strong>ungen im Erwerbsleben<br />
stellt.<br />
Inhalte <strong>und</strong> Ablauf. Unter E<strong>in</strong>beziehung von EFL (Evaluation funktioneller Leistungsfähigkeit nach<br />
Isernhagen), sozialmediz<strong>in</strong>ischer <strong>und</strong> psychologischer Exploration wird das <strong>in</strong>dividuelle Fähigkeits-<br />
profil mit dem Anfor<strong>der</strong>ungsprofil <strong>der</strong> letzten Tätigkeit o<strong>der</strong> des freien <strong>Arbeits</strong>marktes verglichen.<br />
Werden bei MBO-Teilnehmenden funktionelle Defizite erkannt, erfolgt die Durchführung e<strong>in</strong>es<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs funktioneller Leistungsfähigkeit (TFL). <strong>Arbeits</strong>fähige Rehabilitanden mit chronischen funkti-<br />
onellen arbeitsbezogenen Problemen werden mit „Work Harden<strong>in</strong>g“ stabilisiert, hier modifiziert un-<br />
ter Berücksichtigung von Symmetrie <strong>in</strong> Statik <strong>und</strong> Dynamik <strong>und</strong> <strong>der</strong> Nutzung von Kompensations-<br />
möglichkeiten während <strong>der</strong> arbeitsspezifischen Belastung (z. B. E<strong>in</strong>satz des Nichtgebrauchsarmes,<br />
beidseitige Standbe<strong>in</strong>belastung). In E<strong>in</strong>zelfällen ist e<strong>in</strong>e externe Belastungserprobung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>schlägi-<br />
gen Betrieben möglich – betrifft vor allem Patienten <strong>der</strong> gesetzlichen Unfallversicherung („BG-<br />
Patienten“).<br />
Bei <strong>der</strong> Aufnahmeuntersuchung erhalten die Rehabilitanden den IRES-Kurzfragebogen. Diskrepanzen<br />
zwischen dem objektiven Belastungs- <strong>und</strong> dem subjektiven Fähigkeitsprofil werden eruiert <strong>und</strong> Daten<br />
zu <strong>Arbeits</strong>unfähigkeit, <strong>Arbeits</strong>losigkeit <strong>und</strong> Rentenantrag erhoben. Bei vorhandenem E<strong>in</strong>schlusskrite-<br />
rium (Anhaltspunkte für Diskrepanzen zwischen objektivem Anfor<strong>der</strong>ungs- <strong>und</strong> subjektivem Fähig-<br />
keitsprofil <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> aktuelle <strong>Arbeits</strong>unfähigkeit, <strong>Arbeits</strong>losigkeit, <strong>Arbeits</strong>unfähigkeit > 3 Monate <strong>in</strong><br />
den letzten 12 Monaten aufgr<strong>und</strong> des Antragsleidens) wird die MBO-Maßnahme mit EFL-Testung<br />
durchgeführt.<br />
342
Ist ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>schlusskriterium gegeben, erfolgt e<strong>in</strong>e reguläre mediz<strong>in</strong>ische Rehabilitation mit <strong>der</strong> Option<br />
e<strong>in</strong>es modifizierten „Work Harden<strong>in</strong>g“ o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e berufsspezifische Belastungserprobung im Betrieb<br />
(Begleitung <strong>und</strong> Begutachtung durch Ergotherapie, vor allem bei Patienten <strong>der</strong> gesetzlichen Unfall-<br />
versicherung).<br />
Der Ablauf im Vorfeld <strong>der</strong> eigentlichen MBO-Maßnahme ist <strong>in</strong> Abbildung 6.89 dargestellt.<br />
Abb. 6.89: Ablauf im Vorfeld <strong>der</strong> MBO (Auswahl von Rehabilitanden), Kl<strong>in</strong>ik Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
343
Kommt e<strong>in</strong> Rehabilitand für die MBO <strong>in</strong> Frage, so erfolgt e<strong>in</strong>e erste <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Teambespre-<br />
chung. Auf die darauf folgende EFL-Testung werden die Rehabilitanden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Motivationsge-<br />
spräch (vor dem ersten EFL-Tag) vorbereitet. Dieses Informationsgespräch f<strong>in</strong>det möglichst <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Woche vor dem eigentlichen EFL-Test statt <strong>und</strong> wird durch e<strong>in</strong>en Arzt mit EFL-Ausbildung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en<br />
EFL-Therapeuten geführt. In diesem Vorgespräch werden <strong>der</strong> Ablauf <strong>der</strong> Testung <strong>und</strong> das Ziel <strong>der</strong><br />
Maßnahme erklärt. Rehabilitanden, die noch e<strong>in</strong>er <strong>Arbeits</strong>tätigkeit nachgehen, füllen e<strong>in</strong>en dreiseiti-<br />
gen Fragebogen aus, <strong>in</strong> dem sie möglichst genau ihre <strong>Arbeits</strong>abläufe beschreiben. Dies unterstützt<br />
den EFL-Therapeuten bei <strong>der</strong> Erstellung e<strong>in</strong>er <strong>Arbeits</strong>platzbeschreibung. Des Weiteren haben die<br />
Rehabilitanden so die Gelegenheit, sich schon im Vorfeld <strong>der</strong> eigentlichen Testung mit ihrer Tätigkeit<br />
<strong>und</strong> den vorhandenen Belastungen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu setzen.<br />
Die EFL-Testung dient <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> beruflichen physischen Belastbarkeit. Die Testung wird von<br />
e<strong>in</strong>em ausgebildeten EFL-Therapeuten an zwei aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> folgenden Tagen durchgeführt (Tabelle<br />
6.90). Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Testung füllen die Rehabilitanden den PACT-Fragebogen zur Selbstbeurteilung<br />
ihrer körperlichen Fähigkeiten aus. Die EFL-Testung umfasst 29 standardisierte Übungen sowie e<strong>in</strong>e<br />
ausführliche <strong>Arbeits</strong>platzanamnese. Die Tests unterteilen sich <strong>in</strong> be<strong>in</strong>betonte <strong>und</strong> armbetonte Tätig-<br />
keiten sowie Haltungen <strong>in</strong> Zwangspositionen.<br />
Tab. 6.90: Testreihenfolge <strong>der</strong> EFL-Testung an zwei Tagen<br />
� Anamnese, PACT-Test<br />
1. Tag 2. Tag<br />
� längeres Sitzen (max. 30 M<strong>in</strong>)<br />
� Kl<strong>in</strong>ische Untersuchung<br />
� Heben Boden zu Taillenhöhe<br />
� Heben Taille- zu Kopfhöhe<br />
� Heben horizontal<br />
� Ziehen/Drücken<br />
� Tragen beidhändig<br />
� Tragen e<strong>in</strong>händig rechts/l<strong>in</strong>ks<br />
� Arbeiten über Kopf (max. 5 M<strong>in</strong>.)<br />
� Sitzen vorgeneigt (max. 5 M<strong>in</strong>.)<br />
� Stehen vorgeneigt (max. 5 M<strong>in</strong>.)<br />
� Rotation im Stehen <strong>und</strong> im Sitzen<br />
344<br />
� Kl<strong>in</strong>ische Untersuchung<br />
� Heben Boden zu Taillenhöhe<br />
� Heben Taille- zu Kopfhöhe<br />
� Heben horizontal<br />
� Kriechen<br />
� Knien<br />
� Hocke<br />
� wie<strong>der</strong>holte Kniebeugen (max. 20x)<br />
� Handkoord<strong>in</strong>ation<br />
� Handkraft<br />
� längeres Sitzen (max. 30 M<strong>in</strong>.)<br />
� Gehen<br />
� Treppe steigen<br />
� Leiter steigen<br />
� Gleichgewicht<br />
� längeres Stehen (max. 30 M<strong>in</strong>.)
Die Ausführung erfolgt bis zu e<strong>in</strong>er objektivierbaren Belastungsgrenze. Die Beobachtungen zu je<strong>der</strong><br />
Übung werden schriftlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Protokoll festgehalten. Die Ergebnisse werden den berufsspezifi-<br />
schen Belastungen gegenübergestellt <strong>und</strong> ergänzen die Beurteilung <strong>der</strong> momentanen beruflichen<br />
physischen Belastbarkeit. Im Anschluss an den praktischen Teil erfolgt e<strong>in</strong> Abschlussgespräch mit<br />
Besprechung <strong>der</strong> Ergebnisse. Der Therapeut erstellt e<strong>in</strong>en Bericht <strong>und</strong> leitet diesen an den behan-<br />
delnden Arzt weiter.<br />
Evaluation <strong>der</strong> Funktionellen Leistungsfähigkeit (EFL)<br />
Die EFL-Testung wird durch e<strong>in</strong>e sozialpädagogische sowie e<strong>in</strong>e psychologische Exploration <strong>in</strong>cl. psy-<br />
chologischer Assessments ergänzt. Gegebenenfalls erfolgt e<strong>in</strong>e Sozialberatung durch den Sozialdienst<br />
<strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik.<br />
In <strong>der</strong> sich anschließenden zweiten <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Teambesprechung werden die E<strong>in</strong>schätzungen<br />
<strong>der</strong> verschiedenen Berufsgruppen zusammengeführt. Das weitere Vorgehen wird festgelegt.<br />
345
Die diagnostische Phase ist <strong>in</strong> Abbildung 6.91 dargestellt.<br />
Abb. 6.91: EFL-Testung <strong>und</strong> flankierende diagnostische Maßnahmen, Kl<strong>in</strong>ik Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
Beim weiteren Vorgehen s<strong>in</strong>d verschiedene Varianten denkbar. Zum e<strong>in</strong>en können Berufsför<strong>der</strong>nde<br />
Maßnahmen e<strong>in</strong>geleitet werden. Dies betrifft beispielsweise bei schon geplanter Umschulung die<br />
Kontaktaufnahme mit dem Reha-Berater des Rentenversicherungsträgers, Umgestaltung des Ar-<br />
beitsplatzes, E<strong>in</strong>satz technischer Hilfen am <strong>Arbeits</strong>platz, <strong>in</strong>nerbetriebliche Umsetzung, Qualifizie-<br />
rungsmaßnahmen o<strong>der</strong> Stufenweise Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung.<br />
Zum an<strong>der</strong>en kann im Rahmen <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Rehabilitationsbehandlung über <strong>berufsbezogene</strong><br />
Maßnahmen wie Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>der</strong> funktionellen Leistungsfähigkeit (TFL), berufsspezifische Stressbewälti-<br />
gung o<strong>der</strong> Hilfen zur Kompensation beruflicher Belastungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em multimodalen, aktivitätsstei-<br />
gernden Behandlungsansatz die berufliche Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> Rehabilitanden tra<strong>in</strong>iert werden.<br />
Die TFL-E<strong>in</strong>zelanwendung erfolgt bei e<strong>in</strong>er Bee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong> körperlichen Funktionsfähigkeit. Für<br />
das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>der</strong> funktionellen Leistungsfähigkeit liegen aus <strong>der</strong> vorangegangenen EFL-Testung be-<br />
reits Informationen über kritische Belastungen bei <strong>Arbeits</strong>tätigkeiten sowie das das aktuelle Leis-<br />
tungsprofil vor.<br />
Nach Abgleich <strong>der</strong> Funktionsdefizite mit den <strong>Arbeits</strong>anfor<strong>der</strong>ungen werden vom Therapeuten im<br />
Rahmen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zel-Krankengymnastik Defizite behoben, Hilfe zur Selbsthilfe geleistet <strong>und</strong> s<strong>in</strong>nvolle<br />
346
Kompensationsmöglichkeiten tra<strong>in</strong>iert. Bei Bedarf können die Rehabilitanden im TFL-Raum arbeits-<br />
spezifisch belastet <strong>und</strong> punktuell tra<strong>in</strong>iert werden.<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>der</strong> Funktionellen Leistungsfähigkeit (TFL)<br />
Die TFL-Maßnahme wird zwei- bis dreimal wöchentlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umfang von 20 bis 30 M<strong>in</strong>uten im<br />
Rahmen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zel-KG durch EFL-Therapeuten durchgeführt. Das Behandlungsprogramm wird durch<br />
sozialmediz<strong>in</strong>ische/rehabilitationsmediz<strong>in</strong>isch-orthopädische Visiten im Team (Arzt, Therapeut, Sozi-<br />
alarbeiter, Psychologe) ergänzt. Die geschil<strong>der</strong>ten therapeutischen Maßnahmen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung<br />
6.92 dargestellt.<br />
Abb. 6.92: Therapeutische Maßnahmen bei „MBO-Rehabilitanden“, Kl<strong>in</strong>ik Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
347
Die EFL erfolgt <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Woche <strong>der</strong> Rehabilitation; TFL dreimal pro Woche; Work Harden<strong>in</strong>g<br />
(modifiziert) bei Bedarf (arbeitsfähige Rehabilitanden mit chronischen Beschwerden) zweimal pro<br />
Woche.<br />
Das Ergebnis <strong>der</strong> MBO (EFL-, psychologischer <strong>und</strong> sozialpädagogischer Bericht) wird durch die ärztli-<br />
che Entlassungsuntersuchung ergänzt <strong>und</strong> fließt <strong>in</strong> den Reha-Entlassungsbericht e<strong>in</strong>, <strong>der</strong> <strong>in</strong>nerhalb<br />
von vier Wochentagen erstellt wird, um e<strong>in</strong>en direkten Übergang zur ambulanten Nachsorge zu er-<br />
möglichen.<br />
Das skizzierte Vorgehen wird im Folgenden anhand von zwei Fallkonstellationen illustriert.<br />
Beispiel 1 (MBO)<br />
� 46-jähriger Schlosser, seit 3 Monaten arbeitsunfähig, klagt über Schulterbeschwerden<br />
� Bildgebende Diagnostik ohne Bef<strong>und</strong>; kl<strong>in</strong>isch: Abduktionsschmerz gegen Wi<strong>der</strong>stand, schmerz-<br />
hafter Bogen, Druckschmerz subacromial<br />
� Diagnose: Imp<strong>in</strong>gementsyndrom<br />
� Therapie: Lokale Infiltration<br />
� Beschwerdefreiheit am nächsten Tag ermöglicht EFL<br />
� Defizit: Schwäche <strong>der</strong> Rotatorenmanschette durch Langzeitschonung, auffällig bei Überkopfar-<br />
beiten; <strong>der</strong> gleiche Therapeut behandelt im Rahmen des TFL <strong>und</strong> tra<strong>in</strong>iert gerätegestützt die Ro-<br />
tatorenmanschette – multimodaler Therapieansatz.<br />
Beispiel 2 (Work Harden<strong>in</strong>g – modifiziert)<br />
� 35-jähriger Maurer, arbeitsfähig, chronisch rezidivierende LWS-Beschwerden bei leichten dege-<br />
nerativen Verän<strong>der</strong>ungen<br />
� Work Harden<strong>in</strong>g (modifiziert) mit Befüllen des Mischers o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schubkarre von l<strong>in</strong>ks <strong>und</strong><br />
rechts; Belastungstest („wie bisher“ versus kompensatorisch); gleiche Aktion beim Mörtelauftra-<br />
gen <strong>und</strong> beim Fugen.<br />
Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Rehabilitanden <strong>der</strong> Rentenversicherungsträger, bei de-<br />
nen die Erwerbsfähigkeit gefährdet ist. Die Klientel ist im Beruf körperlich stark belastet <strong>und</strong> hat zum<br />
größten Teil Rücken- <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Gelenkprobleme. Die Maßnahme wird nicht durchgeführt bei e<strong>in</strong>em<br />
Alter über 60 Jahren, bei fehlen<strong>der</strong> Motivation auf Seiten des Rehabilitanden, bei Vorliegen von<br />
Sprachproblemen sowie bei Vorhandense<strong>in</strong> von akuten Schmerzen <strong>und</strong> bis drei Monate nach e<strong>in</strong>er<br />
Operation.<br />
Beteiligte Berufsgruppen <strong>und</strong> Ausstattung. Arzt, Psychologe, Sozialarbeiter/Sozialpädagoge,<br />
Ergotherapeut, Krankengymnast/Physiotherapeut. Benötigte Ausstattung: Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmodule des EFL-<br />
Equipments, <strong>berufsbezogene</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsarbeitsplätze<br />
348
Für die EFL-Testung sollte e<strong>in</strong> Raum mit ausreichen<strong>der</strong> Größe vorhanden se<strong>in</strong> (m<strong>in</strong>d. 20m²), abge-<br />
messene Gehstrecke von 400m <strong>und</strong> 9m, Zugang zu Treppen, angemessene Raumtemperatur, PC-<br />
<strong>Arbeits</strong>platz. Geräte/Instrumente: Geräte s<strong>in</strong>d durch EFL-Akademie vorgegeben. Dazu gehören Blut-<br />
druckmessgerät, Stoppuhr, Pulsuhr, höhenverstellbarer Tisch, höhenverstellbarer Stuhl, Kisten für<br />
beidhändiges <strong>und</strong> e<strong>in</strong>händiges Tragen (gemäß EFL Standard), Gewichtssäcke (m<strong>in</strong>d. 50-60kg), Wand-<br />
dynamometer, Schlitten, Handykraftdynamometer, Metallkette für Überkopfarbeit, Schrauben, Mut-<br />
tern, Sortierbox, Bodenmatte, Bockleiter, Holzbalken (300/600x10x5), Testbretter für Handkoord<strong>in</strong>a-<br />
tion, PACT-Test, kle<strong>in</strong>ere Spiele, PC. Im TFL-/Work Harden<strong>in</strong>g-Raum s<strong>in</strong>d arbeitsplatzähnliche Ver-<br />
hältnisse zu schaffen – „Modellarbeitsplätze“.<br />
Literatur Streibelt, M., Thren, K. & Müller-Fahrnow, W. (2009). Effektivität FCE-basierter<br />
mediz<strong>in</strong>ischer Rehabilitation bei Patienten mit chronischen Muskel-Skelett-Erkrankungen<br />
- Ergebnisse e<strong>in</strong>er randomisierten kontrollierten Studie.<br />
Phys Rehab Kur Med, 19(1), 34-41.<br />
Streibelt, M., Blume, C., Thren, K. & Müller-Fahrnow, W. (2008). Ökonomische<br />
Evaluation e<strong>in</strong>er mediz<strong>in</strong>isch-beruflich orientierten Maßnahme bei Patienten<br />
mit muskuloskelettalen Erkrankungen – E<strong>in</strong>e Kosten-Nutzen-Analyse<br />
aus Rentenversicherungsperspektive. Die Rehabilitation, 47(3), 150-<br />
157.<br />
Bethge, M., Thren, K. & Müller-Fahrnow, W. (2007). <strong>Arbeits</strong>bezogene E<strong>in</strong>stellungen<br />
<strong>und</strong> subjektive Erwerbsprognose bei Rehabilitanden mit muskuloskelettalen<br />
Erkrankungen. Praxis Verhaltenstherapie, Kl<strong>in</strong>ische Verhaltensmediz<strong>in</strong><br />
<strong>und</strong> Rehabilitation, 77.<br />
Ansprechpartner Dr. med. Jochen Irmscher<br />
Kl<strong>in</strong>ik Nie<strong>der</strong>sachsen, Erw<strong>in</strong> Röver GmbH <strong>und</strong> Co. KG<br />
Hauptstraße 59<br />
31542 Bad Nenndorf<br />
Jochen.Irmscher@kl<strong>in</strong>iknie<strong>der</strong>sachsen.de<br />
www.kl<strong>in</strong>iknie<strong>der</strong>sachsen.de<br />
349
Intensivierte mediz<strong>in</strong>isch-beruflich orientierte Rehabilitation (MBOR)<br />
RehaKl<strong>in</strong>ikum Bad Säck<strong>in</strong>gen GmbH, Bad Säck<strong>in</strong>gen<br />
Orthopädie, Rheumatologie<br />
Ziele. Für Rehabilitanden mit beson<strong>der</strong>er beruflicher Problemlage (BBPL) wird am RehaKl<strong>in</strong>ikum Bad<br />
Säck<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivierte mediz<strong>in</strong>isch-beruflich orientierte Rehabilitation angeboten. Als BBPL<br />
gelten <strong>in</strong> diesem Kontext sowohl lange o<strong>der</strong> häufige <strong>Arbeits</strong>unfähigkeitszeiten als auch e<strong>in</strong>e negative<br />
subjektive berufliche Prognose, die mit <strong>der</strong> Sorge e<strong>in</strong>hergeht, den <strong>Arbeits</strong>platzanfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Zukunft nicht mehr gerecht werden zu können. Auch die Absicht, e<strong>in</strong>en Rentenantrag zu stellen, ist<br />
als H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>e BBPL zu werten. Wesentlicher Bestandteil des Konzepts ist die Verbesserung <strong>der</strong><br />
beruflichen Integration durch den E<strong>in</strong>bezug des Arbeitgebers (z. B. telefonische Kontakte) <strong>in</strong> Verän-<br />
<strong>der</strong>ungsprozesse, denn häufig s<strong>in</strong>d ger<strong>in</strong>gfügige Modifikationen am <strong>Arbeits</strong>platz (z. B. Verwendung<br />
von Hilfsmitteln) wesentlich, um die Teilhabe des Versicherten zu verbessern. Die Kontaktaufnahme<br />
zum Arbeitgeber wird nur mit Zustimmung des Versicherten umgesetzt. Im Rahmen e<strong>in</strong>es telefonisch<br />
durchgeführten Case Managements im Anschluss an die Rehamaßnahme wird geprüft, ob weitere<br />
Unterstützungs- o<strong>der</strong> Informationsangebote notwendig s<strong>in</strong>d. Die <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är durchgeführte<br />
Maßnahme f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er halb-offenen Gruppe statt. Aufbauend auf e<strong>in</strong>er berufsspezifischen Diag-<br />
nostik s<strong>in</strong>d alle Behandlungsbauste<strong>in</strong>e auf die spezifische, <strong>in</strong>dividuelle berufliche Problemlage des<br />
Rehabilitanden ausgerichtet, z. B. berufsspezifische Physio-, Ergo <strong>und</strong> Sporttherapie (Belastungser-<br />
probung mittels EFL, <strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, <strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>ische Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gstherapie) o<strong>der</strong> berufsbezo-<br />
gene psychoedukative Patientenschulungen.<br />
Inhalte <strong>und</strong> Ablauf.<br />
Berufsbezogene Diagnostik<br />
Neben <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen E<strong>in</strong>gangsdiagnostik <strong>und</strong> <strong>der</strong> vertiefenden Psychodiagnostik bei <strong>in</strong>dividuel-<br />
lem Bedarf mittels Beck-Depressions-Inventar (BDI), Bef<strong>in</strong>dlichkeitsskala (BfS), Freiburger Persönlich-<br />
keits<strong>in</strong>ventar (FPI) <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Symptom Check List (SCL 90-R) f<strong>in</strong>det auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> unter E<strong>in</strong>-<br />
bezug <strong>der</strong> Screen<strong>in</strong>g-Ergebnisse aus dem IRES, dem Würzburger Screen<strong>in</strong>g <strong>und</strong> <strong>der</strong> SPE-Skala (Subjek-<br />
tive Erwerbsprognose) e<strong>in</strong>e ausführliche <strong>berufsbezogene</strong> Diagnostik statt.<br />
Als Verfahren zur E<strong>in</strong>schätzung beruflicher Leistungsfähigkeit wird die „Evaluation funktioneller Leis-<br />
tungsfähigkeit“ (EFL) durchgeführt. Diese Form <strong>der</strong> Belastungserprobung wird von e<strong>in</strong>em EFL-ge-<br />
schulten Physio-/Ergotherapeuten als E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>tervention durchgeführt <strong>und</strong> f<strong>in</strong>det am Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Re-<br />
habilitation statt. Es werden 3-4 EFL-Tests durchgeführt, die sich auf die berufsspezifischen Belastun-<br />
350
gen des Rehabilitanden beziehen. Die Testauswahl wird aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Arbeits</strong>platzbeschreibung<br />
durchgeführt. Bei bestehen<strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>losigkeit o<strong>der</strong> nach längeren <strong>Arbeits</strong>unfähigkeitszeiten werden<br />
solche EFL-Tests für die Belastungserprobung gewählt, die sich an <strong>der</strong> letzten beruflichen Tätigkeit<br />
orientieren <strong>und</strong> e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es Bild <strong>der</strong> aktuellen Belastungsfähigkeit geben. Das Ergebnis dieser<br />
Belastungserprobung bildet die Gr<strong>und</strong>lage für die Planung des <strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs <strong>und</strong> ist eng mit<br />
<strong>der</strong> arbeitsmediz<strong>in</strong>ischen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gstherapie verzahnt. Die Verän<strong>der</strong>ung wird durch die Wie<strong>der</strong>holung<br />
<strong>der</strong> EFL-Testung am Ende <strong>der</strong> Rehabilitation gemessen.<br />
Um kognitive <strong>und</strong> behaviorale Bee<strong>in</strong>trächtigungen im Zusammenhang mit <strong>der</strong> beruflichen Situation<br />
zu diagnostizieren, wird außerdem <strong>der</strong> Fragebogen „<strong>Arbeits</strong>bezogene Verhaltens- <strong>und</strong> Erlebensmus-<br />
ter“ (AVEM) e<strong>in</strong>gesetzt. Im vorliegenden Konzept <strong>der</strong> <strong>in</strong>tensivierten mediz<strong>in</strong>isch beruflichen Rehabili-<br />
tation wird für jeden Teilnehmer <strong>der</strong> Maßnahme e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelles AVEM-Profil erstellt <strong>und</strong> im Rah-<br />
men <strong>der</strong> Patientenschulung „Fit für den Beruf“ (Heitzmann, Helfert & Schaarschmidt, 2008) bespro-<br />
chen. So stellt <strong>der</strong> AVEM im vorliegenden Konzept neben <strong>der</strong> berufsspezifischen Diagnostik e<strong>in</strong>e<br />
Überleitung zum Modul <strong>der</strong> berufsspezifischen Psychoedukation her.<br />
<strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
Das <strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g soll durch gezielte Maßnahmen dazu beitragen, die körperliche Leistungs-<br />
<strong>und</strong> Funktionsfähigkeit im Beruf wie<strong>der</strong> herzustellen. Auf Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Ergebnisse aus <strong>der</strong> Belas-<br />
tungserprobung, aus <strong>der</strong> die <strong>in</strong>dividuellen körperlichen Funktionse<strong>in</strong>schränkungen bekannt s<strong>in</strong>d,<br />
werden im <strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g berufsspezifische Bewegungsabläufe durchgeführt <strong>und</strong> nach trai-<br />
n<strong>in</strong>gswissenschaftlichen Gesichtspunkten gesteigert. Der Rehabilitand erhält die Möglichkeit, tätig-<br />
keitsnahe Bewegungsabläufe zu tra<strong>in</strong>ieren.<br />
Das <strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>gruppe von EFL-geschulten Physio- o<strong>der</strong> Ergotherapeuten<br />
durchgeführt. Für jeden Rehabilitanden wird e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividueller Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsplan mit Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gszielen er-<br />
stellt. Die Zielerreichung wird m<strong>in</strong>destens wöchentlich überprüft. Dies ist die Gr<strong>und</strong>lage zur Anpas-<br />
sung des Plans gegebenenfalls mit neuer Zieldef<strong>in</strong>ition. Das <strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g setzt <strong>in</strong>haltlich auf<br />
drei verschiedenen Ebenen an, um die berufliche Leistungs- <strong>und</strong> Funktionsfähigkeit des Rehabilitan-<br />
den positiv zu bee<strong>in</strong>flussen: Edukation (z. B. Demonstration <strong>der</strong> korrekten Bewegungsabläufe durch<br />
den Therapeut im S<strong>in</strong>ne von „Lernen am Modell“, Informationen zur <strong>Arbeits</strong>platzgestaltung), Trai-<br />
n<strong>in</strong>g (z. B. Erlernen <strong>und</strong> Übung rückengerechter Bewegungsabläufe) <strong>und</strong> E<strong>in</strong>stellungsän<strong>der</strong>ung (z. B.<br />
Selbstwirksamkeitsempf<strong>in</strong>den des Rehabilitanden stärken).<br />
Am Beispiel e<strong>in</strong>es Rehabilitanden, <strong>der</strong> am Fließband arbeitet, könnten auf <strong>der</strong> edukativen Ebene In-<br />
formationen zur Bedeutung des Haltungswechsels (z. B. Wechsel zwischen sitzen<strong>der</strong> <strong>und</strong> stehen<strong>der</strong><br />
Tätigkeit, Wechsel von Bewegungsabläufen/<strong>Arbeits</strong>positionen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Fertigungsstraße)<br />
wichtig se<strong>in</strong>. Im Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g wird <strong>der</strong> rückengerechte Bewegungsablauf konkret geübt. Im Bereich <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>stellungsän<strong>der</strong>ung könnte geme<strong>in</strong>sam mit dem Rehabilitanden überlegt werden, wie er Hilfsmittel<br />
(z. B. e<strong>in</strong>e Fußbank), die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsphase e<strong>in</strong>gesetzt werden, am <strong>Arbeits</strong>platz etablieren könnte<br />
(z. B. Initiative zum Gespräch mit dem Vorgesetzten). Die Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gse<strong>in</strong>heiten s<strong>in</strong>d zudem eng mit den<br />
Interventionen <strong>der</strong> arbeitsmediz<strong>in</strong>ischen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gstherapie verb<strong>und</strong>en, <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong>er die für die<br />
berufliche Anfor<strong>der</strong>ung relevanten Muskelgruppen unter Berücksichtigung <strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>platzsituation<br />
351
an Krafttra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsgeräten tra<strong>in</strong>iert werden (z. B. körperliche Ausgangsposition <strong>und</strong> E<strong>in</strong>stellung des<br />
Seilzugs werden so gewählt, dass <strong>der</strong> Bewegungsablauf am <strong>Arbeits</strong>platz simuliert wird).<br />
Für Rehabilitanden mit lang andauern<strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>losigkeit o<strong>der</strong> langen AU-Zeiten s<strong>in</strong>d im vorliegen-<br />
den Konzept zur mediz<strong>in</strong>isch-beruflichen Rehabilitation ergänzende Maßnahmen vorgesehen, falls<br />
absehbar ist, dass die kl<strong>in</strong>ik<strong>in</strong>terne Belastungserprobung nicht zu e<strong>in</strong>deutigen Ergebnissen h<strong>in</strong>sicht-<br />
lich <strong>der</strong> sozialmediz<strong>in</strong>ischen Leistungsbeurteilung führt. Dieses Modul <strong>der</strong> Intervention kommt dem-<br />
nach nur <strong>in</strong> wenigen E<strong>in</strong>zelfällen zum E<strong>in</strong>satz. Zur Durchführung e<strong>in</strong>er psychologischen Eignungsfest-<br />
stellung <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> externen Belastungserprobung besteht e<strong>in</strong>e Kooperation mit dem Zentrum Beruf +<br />
Ges<strong>und</strong>heit <strong>in</strong> Bad Kroz<strong>in</strong>gen (ZBG).<br />
Reha- <strong>und</strong> Sozialberatung<br />
<strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
Der Reha- <strong>und</strong> Sozialberater <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik ist für die Beratung <strong>der</strong> Rehabilitanden <strong>in</strong> Fragen <strong>der</strong> berufli-<br />
chen Teilhabe, <strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>platzgestaltung <strong>und</strong> <strong>in</strong> versicherungsrechtlichen Fragen zuständig. Wäh-<br />
rend <strong>der</strong> stationären Rehabilitation wird für den Rehabilitanden e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelles Nachsorgekonzept<br />
erarbeitet. Hierzu gehören neben Empfehlungen zur medikamentösen Therapie auch e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuel-<br />
les Heimtra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogramm <strong>und</strong> die E<strong>in</strong>leitung e<strong>in</strong>es Funktionstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs. Auch <strong>der</strong> Kontakt zu Selbst-<br />
hilfegruppen wird im E<strong>in</strong>zelfall bereits während <strong>der</strong> stationären Maßnahme vermittelt bzw. herge-<br />
stellt. Teil des Nachsorgekonzepts ist es zudem, den Rehabilitanden zur selbstständigen Infor-<br />
mationssuche zu befähigen.<br />
Die Planung e<strong>in</strong>er Maßnahme zur beruflichen Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung gehört ebenso zur Nachsorgepla-<br />
nung wie die Überleitung des Rehabilitanden <strong>in</strong> die Nachsorgeprogramme <strong>der</strong> Deutschen Rentenver-<br />
sicherung (z. B. IRENA, MERENA). Die Initiierung von Nachsorgeprogrammen orientiert sich an den<br />
Vorgaben <strong>der</strong> Deutschen Rentenversicherung.<br />
352
Sozialmediz<strong>in</strong>isches Sem<strong>in</strong>ar<br />
Das Konzept orientiert sich am „Modul 4: Sozialmediz<strong>in</strong>“ aus dem Projekt „Stationäre psychosomati-<br />
sche Rehabilitation bei chronischen Schmerzpatienten“ (Schultze, 2005), das an <strong>der</strong> Psychosomati-<br />
schen Fachkl<strong>in</strong>ik Bad Dürkheim durchgeführt wurde.<br />
Das sozialmediz<strong>in</strong>ische Sem<strong>in</strong>ar wird durch e<strong>in</strong>en Arzt durchgeführt. Die zwei E<strong>in</strong>heiten dauern je-<br />
weils 90 M<strong>in</strong>uten. Ziel des Sem<strong>in</strong>ars ist die Wissensvermittlung z. B. <strong>in</strong> Bezug auf sozialmediz<strong>in</strong>ische<br />
Begriffe (<strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit, Mitwirkungspflicht) o<strong>der</strong> die Zuweisungspraxis zur Re-<br />
habilitation. Interessenskonflikte, die zwischen verschiedenen Akteuren (z. B. Rehabilitand, Behand-<br />
ler, Rentenversicherung) entstehen können, werden diskutiert. Im Sem<strong>in</strong>ar kommen Fallvignetten,<br />
die von den Rehabilitanden bearbeitet werden, zum E<strong>in</strong>satz.<br />
Berufsbezogene psycho-edukative Gruppe<br />
Das AVEM-gestützte Patientenschulungsprogramm zur beruflichen <strong>Orientierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rehabilitation<br />
„Fit für den Beruf“ wurde von Heitzmann et al. (2008) für den spezifischen Bedarf <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rehabilita-<br />
tion konzipiert. Ziel des Programms ist die „Wie<strong>der</strong>herstellung o<strong>der</strong> Stabilisierung <strong>der</strong> Erwerbsfähig-<br />
keit des Rehabilitanden“.<br />
Das Schulungsprogramm f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> fünf Sitzungen von jeweils 60 bis 90 M<strong>in</strong>uten statt. In je<strong>der</strong> Sitzung<br />
wird mit multimodalen Methoden gearbeitet (z. B. Folien, Diskussionen, Kle<strong>in</strong>gruppenarbeit). Im Fo-<br />
kus steht die Reflexion <strong>der</strong> eigenen <strong>berufsbezogene</strong>n Themen, die durch die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit<br />
den Erfahrungen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>schätzungen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gruppenteilnehmer unterstützt wird. Die Ergeb-<br />
nisse <strong>der</strong> abschließenden Gruppensitzung mit dem Thema „Zielsetzungen“ dienen als Gr<strong>und</strong>lage für<br />
das telefonische Case Management nach <strong>der</strong> Rehabilitation.<br />
Bei Bedarf f<strong>in</strong>den zusätzliche psychologische E<strong>in</strong>zelgespräche statt.<br />
Case Management<br />
Das Ziel des Case Managements ist e<strong>in</strong>e strukturierte <strong>und</strong> bedarfsgerechte auf den e<strong>in</strong>zelnen Fall<br />
zugeschnittene Hilfeleistung zur beruflichen (Re-)Integration, die schon während <strong>der</strong> stationären<br />
Maßnahme vorbereitet wird. Im RehaKl<strong>in</strong>ikum Bad Säck<strong>in</strong>gen führen die Mitarbeiter des Reha- <strong>und</strong><br />
Sozialdienstes das Case Management durch, welches aus organisatorischen Gründen (große Wohn-<br />
ortferne <strong>der</strong> Rehabilitanden) im telefonischen Kontakt stattf<strong>in</strong>det. Der zuständige Therapeut ruft den<br />
Rehabilitanden zur vorher vere<strong>in</strong>barten Zeit an (bei Bedarf werden die Rehabilitanden telefonisch an<br />
den Term<strong>in</strong> er<strong>in</strong>nert). Die Telefonate sollen ca. sechs Wochen, fünf bzw. neun Monate nach Reha-<br />
Ende stattf<strong>in</strong>den.<br />
Gr<strong>und</strong>lage für das Case Management ist die schriftliche Dokumentation <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen beruflichen<br />
Ziele am Ende <strong>der</strong> stationären Reha-Maßnahme. Wichtig ist dabei die Differenzierung zwischen kurz-,<br />
mittel- <strong>und</strong> langfristigen Zielen.<br />
Während <strong>der</strong> Telefonterm<strong>in</strong>e werden folgende Punkte besprochen: Evaluation <strong>der</strong><br />
kurz-/mittel-/langfristigen Ziele (abhängig vom Zeitpunkt des Gesprächs), Abklärung von Informati-<br />
353
ons- <strong>und</strong> Unterstützungsbedarf, konkrete Planung von weiteren Schritten, gegebenenfalls Vere<strong>in</strong>ba-<br />
rung des nächsten Telefonterm<strong>in</strong>s.<br />
Der Ablauf <strong>der</strong> Maßnahme ist <strong>in</strong> Abbildung 6.93 zusammenfassend dargestellt.<br />
Abb. 6.93: Maßnahme „Intensivierte mediz<strong>in</strong>isch berufliche Rehabilitation im<br />
RehaKl<strong>in</strong>ikum Bad Säck<strong>in</strong>gen<br />
354
Zielgruppe. Die <strong>in</strong>tensivierte mediz<strong>in</strong>isch-berufliche Rehabilitation am RehaKl<strong>in</strong>ikum Bad Säck<strong>in</strong>gen<br />
richtet sich an Rehabilitanden, bei denen neben <strong>der</strong> chronischen Erkrankung, die den Rehabilitati-<br />
onsbedarf bestimmt, e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e berufliche Problemlage (BBPL) nach folgenden Kriterien vor-<br />
liegt: Gravierende Auffälligkeit <strong>in</strong> den Bereichen „Funktionsfähigkeit im Beruf“ <strong>und</strong> „Beanspruchung<br />
am <strong>Arbeits</strong>platz“, „Psychisches Bef<strong>in</strong>den“ (IRES) sowie Auffälligkeit im Würzburger Screen<strong>in</strong>g<br />
<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> <strong>der</strong> SPE-Skala. Sie wird nicht durchgeführt bei fehlen<strong>der</strong> Motivation auf Seiten des Rehabi-<br />
litanden sowie bei bestehen<strong>der</strong> Rente o<strong>der</strong> laufendem Rentenantragsverfahren.<br />
Beteiligte Berufsgruppen <strong>und</strong> Ausstattung. Arzt*, Psychologe, Sozialarbeiter/Sozialpädagoge,<br />
Krankengymnast/Physiotherapeut*, Ergotherapeut, Sporttherapeut/-lehrer (*mit EFL-Ausbildung).<br />
Personelle <strong>und</strong> strukturelle Ausstattung zur Durchführung von EFL-Testung <strong>und</strong> EFL-orientiertem<br />
<strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g.<br />
Literatur Bührlen, B., Gerdes, N. & Jäckel W.H. (2005). Entwicklung <strong>und</strong> psychometrische<br />
Testung e<strong>in</strong>es Patientenfragebogens für die mediz<strong>in</strong>ische Rehabilitation<br />
(IRES-3). Rehabilitation, 44, 63-74.<br />
Heitzmann, B., Helfert, S. & Schaarschmidt, U. (2008). Fit für den Beruf –<br />
AVEM-gestütztes Patientenschulungsprogramm zur beruflichen <strong>Orientierung</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Rehabilitation. Verlag<br />
Löffler, S., Wolf, H.D., Gerlich, C. & Vogel, H. (2008). Benutzermanual für das<br />
Würzburger Screen<strong>in</strong>g. Universität Würzburg, Institut für Psychotherapie<br />
<strong>und</strong> Mediz<strong>in</strong>ische Psychologie.<br />
Mittag, O., Meyer, T., Glaser-Möller, N., Matthis, C. & Raspe, H. (2006). Vorhersage<br />
<strong>der</strong> Erwerbstätigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bevölkerungsstichprobe von 4225<br />
Versicherten <strong>der</strong> LVA über e<strong>in</strong>en Prognosezeitraum von fünf Jahren<br />
mittels e<strong>in</strong>er kurzen Skala (SPE-Skala). Ges<strong>und</strong>heitswesen, 68, 294-300.<br />
Schaarschmidt, U. & Fischer, A.W. (2001). Bewältigungsmuster im Beruf. Persönlichkeitsunterschiede<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>belastung.<br />
Gött<strong>in</strong>gen: Vandenhoeck & Ruprecht.<br />
Schultze, H. (2005). Stationäre psychosomatische Rehabilitation bei chronischen<br />
Schmerzpatienten. Evaluation e<strong>in</strong>er psychoedukativen sozialmediz<strong>in</strong>ischen<br />
Gruppen<strong>in</strong>tervention. Lengerich: Pabst Science Publishers.<br />
Streibelt, M., Blume, C., Thren, K. & Müller-Fahrnow, W. (2008). Ökonomische<br />
Evaluation e<strong>in</strong>er mediz<strong>in</strong>isch-beruflich orientierten Maßnahme bei Patienten<br />
mit muskuloskeletalen Erkrankungen – E<strong>in</strong>e Kosten-Nutzen-<br />
Analyse aus Rentenversicherungsperspektive. Rehabilitation, 47, 150-<br />
157.<br />
Ansprechpartner Viktor Johannes (Geschäftsführer)<br />
RehaKl<strong>in</strong>ikum Bad Säck<strong>in</strong>gen GmbH<br />
Bergseestr. 61<br />
79713 Bad Säck<strong>in</strong>gen<br />
<strong>in</strong>fo@rkbs.de<br />
www.rkbs.de<br />
355
Realitätstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
Asklepios Fachkl<strong>in</strong>ikum Wiesen, Wildenfels<br />
Abhängigkeitserkrankungen<br />
Ziele. Die Maßnahme zielt auf die folgenden Punkte:<br />
� Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> das soziale <strong>und</strong> berufliche Umfeld<br />
� För<strong>der</strong>ung bzw. Aufbau sozialer Kompetenzen<br />
� Ausbau <strong>und</strong> Pflege des sozialen Netzwerkes<br />
� Behördentra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
� Erstellen e<strong>in</strong>er Tagesstruktur<br />
� realistische E<strong>in</strong>schätzung eigener Fähigkeiten, Stärken <strong>und</strong> Schwächen<br />
Inhalte <strong>und</strong> Ablauf. Das Realitätstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g umfasst mehrere Elemente <strong>und</strong> wird während <strong>der</strong> gesam-<br />
ten Behandlung, mit Schwerpunkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Adaptionsphase, durchgeführt:<br />
� Vermittlung von Wissen über wichtige soziale Fragen<br />
� Aufsuchen von Ämtern, Behörden, Arbeitgeber o<strong>der</strong> Ähnlichem (E<strong>in</strong>richtungen zum Klären wich-<br />
tiger sozialer Angelegenheiten)<br />
� Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g im Umgang mit f<strong>in</strong>anziellen Mitteln (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei pathologischen Glücksspielern<br />
<strong>und</strong> Rehabilitanden mit Schulden)<br />
� Analyse <strong>der</strong> beruflichen Situation<br />
� Erarbeitung bzw. Aktualisierung von Bewerbungsunterlagen<br />
� Kontaktherstellung bzw. -pflege zu Suchtberatungsstellen<br />
E<strong>in</strong>mal pro Woche werden St<strong>und</strong>en zum „Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g lebenspraktischer Fertigkeiten“ durchgeführt.<br />
Dazu werden neben den Themen des Informationsangebots „Sozialst<strong>und</strong>e“ weitere aktuell wichtige<br />
Probleme e<strong>in</strong>bezogen.<br />
Langfristig erhalten die Rehabilitanden den Auftrag, den „Realitätstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gstag“ (meist zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong><br />
Adaptionsphase) vorzubereiten. Nach <strong>der</strong> zehnten Woche wird <strong>der</strong> exakte Term<strong>in</strong> für den „Realitäts-<br />
tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gstag“ benannt <strong>und</strong> mit konkreten Term<strong>in</strong>en untersetzt vorbereitet (Beteiligte: Sozialdienst-<br />
mitarbeiter, Gruppentherapeut, Arzt). Nach Abschluss des „Realitätstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gstages“ erfolgt e<strong>in</strong>e de-<br />
taillierte Auswertung nicht nur <strong>der</strong> konkreten Ergebnisse, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Handlungsweise <strong>der</strong><br />
Rehabilitanden (Beteiligte: Sozialdienstmitarbeiter <strong>und</strong> Gruppentherapeut).<br />
356
Des Weiteren werden e<strong>in</strong>mal pro Woche St<strong>und</strong>en für Schuldenmanagement <strong>und</strong> für Geldmanage-<br />
ment (e<strong>in</strong>schl. E<strong>in</strong>nahmen-/Ausgabenprotokolle) durchgeführt, zudem je e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche e<strong>in</strong><br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g lebenspraktischer Fertigkeiten, Geldmanagement <strong>und</strong> Schuldenmanagement, wobei diese<br />
F<strong>in</strong>anztherapie vor<strong>der</strong>gründig für pathologische Glücksspieler realisiert wird.<br />
Der Ablauf <strong>der</strong> Maßnahme ist <strong>in</strong> Abbildung 6.94 zusammenfassend dargestellt.<br />
Abb. 6.94: Maßnahme „Realitätstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g“ im Asklepios Fachkl<strong>in</strong>ikum Wiesen, Wildenfels<br />
357
Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an alle Rehabilitanden mit Abhängigkeitserkrankungen, je-<br />
doch mit <strong>in</strong>dividuellen Schwerpunkten: Geldmanagement bei pathologischen Glücksspielern, Woh-<br />
nungsangelegenheiten bei Obdachlosen, Vorstellung <strong>in</strong> Adaptionse<strong>in</strong>richtung bei anschließendem<br />
Adaptionsbehandlungsbedarf.<br />
Beteiligte Berufsgruppen <strong>und</strong> Ausstattung. Arzt, Psychologe, Sozialarbeiter/Sozialpädagoge.<br />
Ansprechpartner Hendrik Moritz (Oberarzt)<br />
Fachkl<strong>in</strong>ikum Wiesen GmbH<br />
Kirchberger Strasse 2<br />
08134 Wildenfels<br />
h.moritz@asklepios.com<br />
www.asklepios.com<br />
358
7. Umsetzung arbeits- <strong>und</strong> <strong>berufsbezogene</strong>r Maßnahmen im Kl<strong>in</strong>ikalltag<br />
7.1 E<strong>in</strong>drücke aus <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> psychosomatischen Rehabilitation<br />
E<strong>in</strong>leitung<br />
(Dr. Dieter Küch, Kl<strong>in</strong>ik Werra, Reha-Zentrum Bad Sooden-Allendorf)<br />
Berufsorientierende Maßnahmen gehören eigentlich zum „Kerngeschäft“ <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Rehabili-<br />
tation, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Rentenversicherungsträger, die mit diesen Interventionen e<strong>in</strong>e<br />
vorzeitige Berentung verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n o<strong>der</strong> wenigstens aufschieben wollen <strong>und</strong> sollen <strong>und</strong> deshalb letzt-<br />
lich e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Hauptkostenträger dieser Maßnahmen s<strong>in</strong>d. Auch aus Sicht von Arbeitgebern <strong>und</strong> Ar-<br />
beitnehmern <strong>und</strong> aus <strong>der</strong> Perspektive des Gesetzgebers dürfte die zentrale Stellung arbeits- <strong>und</strong> be-<br />
rufsbezogener Maßnahmen im Rahmen <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Rehabilitation unbestritten se<strong>in</strong>. In <strong>der</strong><br />
konkreten Anwendung e<strong>in</strong>er Rehabilitationsmaßnahme, hier <strong>in</strong> <strong>der</strong> Interaktion von Beschäftigten<br />
e<strong>in</strong>er Kl<strong>in</strong>ik <strong>und</strong> ihren „K<strong>und</strong>en“ – den Versicherten <strong>in</strong> ihrer Rolle als Rehabilitanden –, ist diese Auf-<br />
fassung bisher allerd<strong>in</strong>gs nicht immer selbstverständlich. Dieses Kapitel fußt auf den Erfahrungen aus<br />
langjähriger Tätigkeit als Psychologe <strong>und</strong> Qualitätsbeauftragter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Rehabilitationskl<strong>in</strong>ik <strong>der</strong> DRV<br />
B<strong>und</strong> (Kl<strong>in</strong>ik Werra, Reha-Zentrum Bad Sooden-Allendorf).<br />
Die Sichtweise <strong>der</strong> Beschäftigten verän<strong>der</strong>n<br />
Ob <strong>der</strong> zentrale Stellenwert <strong>der</strong> Berufsorientierung <strong>in</strong> den Köpfen <strong>der</strong> Beschäftigten „vor Ort“, also <strong>in</strong><br />
den Kl<strong>in</strong>iken selbst, so gesehen wird, hängt nach E<strong>in</strong>schätzung des Autors entscheidend von <strong>der</strong><br />
Sichtweise <strong>und</strong> Schwerpunktsetzung durch die Kl<strong>in</strong>ikleitung ab. Beschäftigte aus den für die Rehabili-<br />
tation typischen Ges<strong>und</strong>heitsberufen (Mediz<strong>in</strong>, Pflege, Physiotherapie, Sport- <strong>und</strong> Bewegungsthera-<br />
pie, Psychologie <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e) werden bislang <strong>in</strong> ihren jeweiligen Ausbildungen nicht unbed<strong>in</strong>gt mit<br />
dem Thema „berufliche <strong>Orientierung</strong>“ konfrontiert. E<strong>in</strong>e Ausnahme bildet die Ergotherapie, die sich<br />
klassischerweise mit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung von Betätigungsvermögen <strong>und</strong> dem E<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>ense<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
Betätigungen, sprich Teilhabe, <strong>in</strong> den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität <strong>und</strong> Freizeit beschäf-<br />
tigt. Die übrigen Berufsgruppen haben qua Ausbildung <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong> krankheits- bzw. störungs-<br />
spezifisches <strong>und</strong> kuratives Verständnis ihrer beruflichen Rolle, im günstigen Fall noch erweitert um<br />
die Bedeutung <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en relevanten Sektoren des b<strong>und</strong>esdeutschen Ges<strong>und</strong>heitssystems, nämlich<br />
Prävention, Pflege <strong>und</strong> Rehabilitation.<br />
Der hier so genannte „günstige Fall“ soll durch Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> den Lern<strong>in</strong>halten mittel- <strong>und</strong><br />
langfristig verän<strong>der</strong>t werden (Beispiele: Mediz<strong>in</strong>studium, Initiativen <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für<br />
Rehabilitationswissenschaften, Umbenennung von Krankenpflege zu Kranken- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>-<br />
heitspflege). Die hohe Bedeutung <strong>und</strong> Notwendigkeit <strong>der</strong> beruflichen <strong>Orientierung</strong> aber stellt sich<br />
meist erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em entsprechenden <strong>Arbeits</strong>feld wie <strong>der</strong> Rehabilitation e<strong>in</strong>, also dann, wenn man<br />
unmittelbar mit <strong>der</strong> Thematik konfrontiert wird, sei es direkt durch die Betreuung arbeits-<br />
platzgeschädigter Personen (z. B. Bäcker mit erworbener Mehlstauballergie, die umgeschult werden<br />
müssen) o<strong>der</strong> <strong>in</strong>direkt, wenn es um den Wunsch nach vorzeitigem Ausscheiden aus dem<br />
Erwerbsleben <strong>und</strong> dessen sozialmediz<strong>in</strong>ische o<strong>der</strong> gutachterliche Würdigung geht. Noch konkreter<br />
359
wird die berufliche <strong>Orientierung</strong> <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Rehabilitation für die Beschäftigten<br />
dann, wenn diese Thematik durch Vorgaben <strong>der</strong> Leitung, durch bereits vorhandene Konzepte zur<br />
beruflichen <strong>Orientierung</strong> o<strong>der</strong> auch durch entsprechende spezifische Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungen <strong>der</strong><br />
Beschäftigten forciert wird.<br />
Hilfreich für die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> den Köpfen <strong>der</strong> Beschäftigten e<strong>in</strong>er Reha-Kl<strong>in</strong>ik s<strong>in</strong>d zuallererst<br />
<strong>in</strong>terne Fortbildungen, <strong>in</strong> denen <strong>der</strong> Stellenwert <strong>der</strong> beruflichen <strong>Orientierung</strong> gerade <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Rehabilitation hervorgehoben wird. Auch die explizite Aufführung <strong>berufsbezogene</strong>r Maßnahmen <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> KTL 2007 für die therapeutischen Beschäftigten o<strong>der</strong> öffentlichkeitswirksame Präsentationen zur<br />
Thematik <strong>in</strong> nicht-fachlichen, mitarbeiterorientierten Zeitschriften (z. B. DRV Intern) tragen zur<br />
Dissem<strong>in</strong>ierung bei. Ebenso leistet die explizite Behandlung <strong>in</strong> Audits o<strong>der</strong> Visitationen hier e<strong>in</strong>en<br />
Beitrag (vgl. Manual für Visitationen <strong>der</strong> DRV; Heide, Neu<strong>der</strong>th & Vogel, 2010). Weiterh<strong>in</strong> f<strong>in</strong>det die<br />
Thematik E<strong>in</strong>zug durch den Besuch externer, spezifischer Fortbildungen, wobei gewährleistet se<strong>in</strong><br />
muss, dass die Inhalte <strong>in</strong> den Kl<strong>in</strong>iken dann von den Fortgebildeten entsprechend auch multipliziert<br />
werden.<br />
Schließlich aber bleiben jene Phänomene, die man selbst sehen <strong>und</strong> erleben kann, am ehesten<br />
nachhaltig <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung <strong>und</strong> erhalten Bedeutung. Deshalb s<strong>in</strong>d konkrete Projekte mit Berufsbezug<br />
beson<strong>der</strong>s geeignet, um die Relevanz des Berufsbezugs (<strong>in</strong>) <strong>der</strong> Rehabilitation zu verdeutlichen.<br />
Beispielsweise ist das e<strong>in</strong> Modellarbeitsplatz für das E<strong>in</strong>üben von berufstypischen Bewegungen<br />
(<strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g) o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>ästhetikschulung für Pflegekräfte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Orthopädie o<strong>der</strong> die<br />
funktionierende Zusammenarbeit von Kl<strong>in</strong>iken mit Berufsför<strong>der</strong>ungswerken bzw. sogar direkt mit<br />
Betrieben <strong>und</strong> Arbeitgebern. Auch beson<strong>der</strong>e, außergewöhnliche Maßnahmen wie öffent-<br />
lichkeitswirksame kl<strong>in</strong>ikeigene Tagungen zur beruflichen <strong>Orientierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rehabilitation können<br />
fruchtbare Wege zur Dissem<strong>in</strong>ation des Wissens über sie <strong>und</strong> ihren hohen Stellenwert <strong>in</strong>nerhalb des<br />
Bereichs <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Rehabilitation se<strong>in</strong>.<br />
Häufig braucht es e<strong>in</strong>en „Motor“ für die Entwicklung neuer Projekte o<strong>der</strong> für die Implementierung<br />
von Themen, die eigentlich selbstverständlich se<strong>in</strong> sollen, es aber nicht immer s<strong>in</strong>d. Das kann <strong>und</strong><br />
sollte <strong>in</strong> jedem Fall auch die Kl<strong>in</strong>ikleitung se<strong>in</strong>. Das können aber auch Beschäftigte mit e<strong>in</strong>em<br />
beson<strong>der</strong>en Zugang zu <strong>der</strong> Thematik se<strong>in</strong>, ob ausbildungsbezogen, erfahrungsbezogen o<strong>der</strong><br />
<strong>in</strong>teressebezogen. E<strong>in</strong>e Kl<strong>in</strong>ikleitung ist gut beraten, <strong>der</strong>artige „Motoren“ <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Initiativen zu<br />
för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> ihnen entsprechende Freiheitsgrade zu gewähren.<br />
Die Sichtweise <strong>der</strong> Rehabilitanden<br />
In den Köpfen <strong>der</strong> Rehabilitanden selbst ist die <strong>berufsbezogene</strong> Thematik zumeist nicht automatisch<br />
mit Rehabilitation verb<strong>und</strong>en. Selbst wenn sie am Heimatort über gute mediz<strong>in</strong>ische Versorgung<br />
verfügen, erwarten sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rehabilitation <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie ges<strong>und</strong>heitsbezogene Interventionen, also<br />
mediz<strong>in</strong>ische <strong>und</strong> krankheitsspezifische Maßnahmen. Der Berufsbezug wird dann vor<strong>der</strong>gründig,<br />
wenn es um sozialmediz<strong>in</strong>ische Beurteilungen geht wie Beurteilung <strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>fähigkeit, vorgezo-<br />
gene Berentung o<strong>der</strong> Ähnliches.<br />
360
Nach wie vor me<strong>in</strong>en aber immer noch viele Rehabilitanden – <strong>in</strong> ihrer Ausdrucksweise – zur „Kur“ zu<br />
fahren, was automatisch Assoziationen weckt wie „fern von Arbeit <strong>und</strong> Familie“, Erholung, Pause.<br />
Der Berufsbezug dieser Personengruppe besteht allzu oft vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freude über die vorüber-<br />
gehende Abst<strong>in</strong>enz von Arbeit <strong>und</strong> Beruf bei fortlaufen<strong>der</strong> Bezahlung. Viele wollen sich <strong>in</strong> dieser Zeit<br />
auch gar nicht mit ihren <strong>Arbeits</strong>problemen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> setzen, selbst wenn sie diese haben <strong>und</strong> er-<br />
kennen. Für diese Personengruppe s<strong>in</strong>d zunächst motivationsför<strong>der</strong>nde Maßnahmen (vgl. die Kapitel<br />
3.4.2 <strong>und</strong> 4) sowie Informationen über das Wesen <strong>der</strong> Rehabilitation erfor<strong>der</strong>lich, um e<strong>in</strong>e rehabilita-<br />
tionskonforme E<strong>in</strong>stellung zu entwickeln. Erst recht gilt <strong>der</strong> letzte Satz für die Rentenantragsteller,<br />
die im Ausscheiden aus dem Erwerbsleben – zu Lasten <strong>der</strong> Rentenversicherung – zunächst die relativ<br />
günstigste Möglichkeit sehen, ihrer <strong>Arbeits</strong>weltproblematik zu entfliehen. In diesem Fall empfiehlt<br />
sich häufig e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache, aber wirkungsvolle Intervention: die Darstellung <strong>der</strong> konkreten f<strong>in</strong>anziellen<br />
Auswirkungen <strong>der</strong> Frühberentung beispielsweise durch e<strong>in</strong>en Sozialarbeiter <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik.<br />
Immerh<strong>in</strong> wächst aber <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong>jenigen Versicherten, die von vornhere<strong>in</strong> zur „Reha“ fahren. Es<br />
steigt damit auch <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong>jenigen, die verstehen, dass es hier weniger um Wellness <strong>und</strong> statt-<br />
dessen mehr um Rückkehr zu Aktivität <strong>und</strong> Teilhabe <strong>und</strong> um die Befähigung dazu geht. Es wächst<br />
allerd<strong>in</strong>gs – rückblickend auf die letzten 20 Jahre – auch <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong>jenigen, die die Ursachen ihres<br />
Reha-Bedarfs <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> <strong>der</strong> ges<strong>und</strong>heitsbee<strong>in</strong>trächtigenden Wirkung ihres <strong>Arbeits</strong>platzes se-<br />
hen, die <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung s<strong>in</strong>d, dass ihre Arbeit bzw. das Erleben an ihrem <strong>Arbeits</strong>platz krank macht o<strong>der</strong><br />
sie persönlich krank gemacht hat. In eigenen stichpunktartigen Untersuchungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> orthopädisch<br />
ausgerichteten Kl<strong>in</strong>ik Werra bewegte sich <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Rehabilitanden mit „beson<strong>der</strong>en beruflichen<br />
Problemlagen“ zwischen 45 <strong>und</strong> 60%. Mit <strong>der</strong> krankmachenden Wirkung des <strong>Arbeits</strong>platzes s<strong>in</strong>d zwar<br />
auch die Bäcker geme<strong>in</strong>t mit Mehlstauballergie, auch die Pflegekräfte mit Rückenbeschwerden, auch<br />
die Fliesenleger mit Knieproblemen. Vor allem aber s<strong>in</strong>d die vielen <strong>und</strong> zunehmend mehr werdenden<br />
Rehabilitanden geme<strong>in</strong>t, die unter beruflich bed<strong>in</strong>gten psychosozialen Belastungen leiden: Stress,<br />
Burnout, Zunahme seelischer Leiden durch <strong>Arbeits</strong>probleme s<strong>in</strong>d Stichpunkte, die allen Sozialkassen<br />
bekannt s<strong>in</strong>d.<br />
<strong>Arbeits</strong>welt <strong>und</strong> psychische Probleme<br />
<strong>Arbeits</strong>platzbed<strong>in</strong>gte psychische Probleme werden auch <strong>in</strong> den Medien regelmäßig thematisiert:<br />
„Kollege Angst“, „Psychostress im Job“, „Tatort <strong>Arbeits</strong>platz“ heißen entsprechende Artikel o<strong>der</strong><br />
Sendungen. Mit „Wenn Arbeit die Seele verbrennt“ war jüngst e<strong>in</strong> Artikel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Morgenpost<br />
überschrieben, kausalattribuierend wurden Stress im Job, fehlende Anerkennung <strong>und</strong> Angst um den<br />
<strong>Arbeits</strong>platz genannt. In e<strong>in</strong>er Welt, die ständig komplexer, schneller <strong>und</strong> <strong>und</strong>urchschaubarer wird,<br />
ist vor allem <strong>der</strong> Dienstleistungsbereich von arbeitsplatzbed<strong>in</strong>gten psychischen Problemen betroffen.<br />
Entsprechend wird mittlerweile auch über Dop<strong>in</strong>g am <strong>Arbeits</strong>platz berichtet, je nach Persönlichkeit<br />
o<strong>der</strong> Tätigkeitsprofil mit Stimmungsaufhellern, Angstlösern, Beruhigungs- o<strong>der</strong> Aufputschmitteln bis<br />
h<strong>in</strong> zu illegalen Drogen (ARTE-Themenabend im November 2009). Psychologische <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Fach-<br />
tagungen zur Thematik f<strong>in</strong>den großen Zuspruch, nicht nur wegen des Bedarfs <strong>der</strong> Klienten, son<strong>der</strong>n<br />
auch zur Reflektion <strong>der</strong> eigenen <strong>Arbeits</strong>situation <strong>der</strong> Helfer.<br />
361
Die H<strong>in</strong>tergründe dieser <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die seelische Ges<strong>und</strong>heit bee<strong>in</strong>trächtigenden Entwicklung s<strong>in</strong>d<br />
weitgehend bekannt, die wichtigsten s<strong>in</strong>d<br />
� <strong>der</strong> Wandel <strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>welt h<strong>in</strong> zu Dienstleistungsunternehmen mit <strong>der</strong> Erhöhung zwischen-<br />
menschlicher Kontakte wie auch des zwischenmenschlichen Konfliktpotentials,<br />
� die Globalisierung <strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>welt mit ihren ökonomischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Begleiterschei-<br />
nungen (Primat <strong>der</strong> Ökonomie, prekäre <strong>Arbeits</strong>verhältnisse, „hire and fire“, …),<br />
� <strong>der</strong> technische Fortschritt mit dem Druck zur Weiterbildung, zur ständigen Flexibilität <strong>und</strong> zur<br />
Anpassung des Menschen an die Masch<strong>in</strong>e („Knechte <strong>der</strong> Technik“) <strong>und</strong><br />
� die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> Politik <strong>und</strong> Gesellschaft, e<strong>in</strong>hergehend mit Verunsicherung <strong>und</strong> relativer<br />
Verarmung („Hartz IV“, Massenarbeitslosigkeit, Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> Erhöhung <strong>der</strong> wöchentlichen<br />
<strong>Arbeits</strong>zeit wie <strong>der</strong> Lebensarbeitszeit („Rente mit 70“)).<br />
Der <strong>Arbeits</strong>platz, sofern vorhanden, ist „<strong>der</strong> Ort <strong>der</strong> Globalisierungsauswirkungen“ (Unger & Kle<strong>in</strong>-<br />
schmidt, 2009): hier treffen Individuum <strong>und</strong> Umwelt geballt aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>; Beschleunigung, Technisie-<br />
rung <strong>und</strong> Rationalisierung führen zu steigendem Druck auf den E<strong>in</strong>zelnen. „Die Wirtschaft floriert, <strong>der</strong><br />
Mensch bleibt auf <strong>der</strong> Strecke“, wurde kürzlich <strong>der</strong> Bürgermeister e<strong>in</strong>er westdeutschen Kle<strong>in</strong>stadt<br />
zitiert. Die externen Anfor<strong>der</strong>ungen prägen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren Anpassungsschritt die <strong>in</strong>neren Anfor-<br />
<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Beschäftigten durch Internalisierung von Werten <strong>und</strong> Normen („K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Leis-<br />
tungsgesellschaft“). Der resultierende Druck führt zu Stresserleben: Zeit-Druck <strong>und</strong> Blut-Druck kor-<br />
respondieren. Das permanent hochtourige <strong>Arbeits</strong>verhalten führt irgendwann zum „allostatic overlo-<br />
ad“ (vgl. McEwen, 2005), mit Erschöpfungssymptomatik, chronic fatigue-Syndrom, Burnouterleben,<br />
letztlich mit allen körperlichen <strong>und</strong> psychosozialen Auswirkungen. Genauso problematisch ist aber<br />
auch das ungewollte Fehlen e<strong>in</strong>es <strong>Arbeits</strong>platzes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gesellschaft, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Teilhabe an <strong>der</strong><br />
Erwerbsarbeit zentral ist für die psychosoziale Entwicklung von Individuen.<br />
Mittlerweile gelten psychosoziale Stressoren als e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Hauptbelastungen am <strong>Arbeits</strong>platz (vgl.<br />
Berufsverband Deutscher Psychologen 2008); schwere körperliche Belastungen s<strong>in</strong>d rückläufig, psy-<br />
chische Belastungen nehmen zu (Hillert et al., 2009). <strong>Arbeits</strong>bed<strong>in</strong>gungen, aber auch das Phänomen<br />
<strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>losigkeit gelten als wichtige Faktoren für die Entstehung <strong>und</strong> den Verlauf von psychischen<br />
<strong>und</strong> psychosomatischen Erkrankungen (Schnei<strong>der</strong>, 2010). Entsprechend kommt es zu e<strong>in</strong>er Zunahme<br />
seelischer Leiden: psychische Leiden waren 2008 für knapp elf Prozent aller Fehltage verantwortlich,<br />
diese Krankschreibungen haben sich seit 1990 fast verdoppelt <strong>und</strong> verursachten überdurchschnittlich<br />
lange Fehlzeiten (B<strong>und</strong>espsychotherapeutenkammer, 2010). Psychische Beschwerden s<strong>in</strong>d mittler-<br />
weile auch e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Hauptgründe für <strong>Arbeits</strong>unfähigkeit <strong>und</strong> Frühberentungen. Damit stellen psy-<br />
chosoziale Probleme nicht nur für die Sozialversicherungen, son<strong>der</strong>n auch für die Unternehmen<br />
selbst e<strong>in</strong> Problem dar: kranke o<strong>der</strong> unmotivierte Beschäftigte haben Konsequenzen für die verblei-<br />
benden ges<strong>und</strong>en Kollegen <strong>und</strong> letztlich auch ökonomische Auswirkungen für den Arbeitgeber<br />
(Stichworte Präsentismus, Leistungsverhalten, Produktivität, K<strong>und</strong>enzufriedenheit). Gerade mit dem<br />
Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft s<strong>in</strong>d Fähigkeiten <strong>und</strong> Motivation <strong>der</strong> Beschäftigten erst recht<br />
für e<strong>in</strong> erfolgreiches Agieren am Markt erfor<strong>der</strong>lich (Poppelreuther & Mierke, 2008).<br />
362
Psychosoziale Interventionen im Rahmen von MBOR<br />
Die psychosoziale Dimension <strong>der</strong> „Krankmacher“ erfor<strong>der</strong>t auch psychosoziale Ansatzpunkte auf The-<br />
rapieseite. Verän<strong>der</strong>n lassen sich gr<strong>und</strong>sätzlich die Verhältnisse <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> das Verhalten.<br />
Bezüglich <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verhältnisse geht es um die Zusammenarbeit mit Betrieben <strong>und</strong><br />
Krankenkassen, um e<strong>in</strong> Problembewusstse<strong>in</strong> <strong>und</strong> damit Motivation zur Initiierung e<strong>in</strong>es solchen An-<br />
satzes zu för<strong>der</strong>n. Spätestens mit e<strong>in</strong>er Darstellung <strong>der</strong> f<strong>in</strong>anziellen Verluste durch psychisch belas-<br />
tete Beschäftigte bzw. <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> Gew<strong>in</strong>ne dadurch, dass kränkende <strong>und</strong> krankmachende<br />
<strong>Arbeits</strong>bed<strong>in</strong>gungen reduziert werden, dürften auch Arbeitgeber e<strong>in</strong> lohnendes Potential sehen (z. B.<br />
Reduktion von Fehlzeiten). Dazu gab <strong>und</strong> gibt es bereits viele Initiativen (Aktion ges<strong>und</strong>er <strong>Arbeits</strong>-<br />
platz, betriebliche Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung, betriebliches Ges<strong>und</strong>heitsmanagement, ges<strong>und</strong>es Kanti-<br />
nenessen), die jedoch längst nicht ausreichend <strong>und</strong> flächendeckend realisiert s<strong>in</strong>d.<br />
Bezüglich des Verhaltensansatzes bieten sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rehabilitation sehr gute Möglichkeiten, auf e<strong>in</strong>en<br />
nachhaltig verän<strong>der</strong>ten Lebensstil auch mit Blick auf Arbeit <strong>und</strong> Beruf h<strong>in</strong>zuwirken. E<strong>in</strong>erseits können<br />
<strong>in</strong> Vorträgen <strong>und</strong> Schulungen die notwendigen Informationen <strong>und</strong> Motivationen geschaffen werden<br />
(<strong>Arbeits</strong>mediz<strong>in</strong>er, Psychologen <strong>und</strong> Psychotherapeuten, Sozialarbeiter). An<strong>der</strong>erseits können durch<br />
spezifische Diagnostik (<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Rückmeldung an die Rehabilitanden) <strong>und</strong> spezifische Interventio-<br />
nen Menschen dazu ermutigt werden, selbst für sich e<strong>in</strong>en besseren Ausgleich von Arbeit <strong>und</strong> Pri-<br />
vatleben zu gestalten („work-life balance“). Interaktive Gruppen zu den Themen Stresskompetenz,<br />
selbstsicheres Auftreten, Burnout-Prävention, Kommunikation <strong>und</strong> E<strong>in</strong>stellungsän<strong>der</strong>ungen (Kaluza,<br />
2007; Koch & Hillert, 2009; Küch et al., 2009) können Rehabilitanden dah<strong>in</strong> br<strong>in</strong>gen, dass sie trotz<br />
äußerer Stressoren <strong>und</strong> überstrapazieren<strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen „gerne, gut <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>“ weiterarbeiten<br />
wollen <strong>und</strong> können.<br />
Vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, dass es an vielen <strong>Arbeits</strong>plätzen immer schwerer zu werden sche<strong>in</strong>t, engagiert<br />
zu arbeiten <strong>und</strong> dabei ges<strong>und</strong> zu bleiben, müssen Rehabilitanden daher verstärkt tra<strong>in</strong>iert werden <strong>in</strong><br />
dieser Überlebenskunst, mit <strong>und</strong> trotz Arbeit die eigene Ges<strong>und</strong>heit zu bewahren. Vernetzt mit Kran-<br />
kenkassen, Betrieben <strong>und</strong> Bildungsstätten ist diese Kunst nachhaltig zu gestalten <strong>und</strong> auszubilden.<br />
Wo die psychosozialen Probleme als psychische Erkrankung o<strong>der</strong> Komorbidität manifestiert s<strong>in</strong>d, ist<br />
e<strong>in</strong>e entsprechende psychotherapeutische Weiterbehandlung e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Nachsorgemaßnahme.<br />
Angesichts <strong>der</strong> ständigen Notwendigkeit, e<strong>in</strong>e Balance zu f<strong>in</strong>den zwischen dem Anspruch auf Selbst-<br />
verwirklichung <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche Selbstfürsorge e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> den Erwartungen <strong>und</strong> Bed<strong>in</strong>gungen<br />
globaler Ökonomie <strong>und</strong> Technologiegesellschaft an<strong>der</strong>erseits können verhaltensbezogene psychoso-<br />
ziale Interventionen wertvolle Therapiebestandteile e<strong>in</strong>er beruflich orientierten mediz<strong>in</strong>ischen Reha-<br />
bilitation se<strong>in</strong>. Ver<strong>in</strong>nerlichte Normen, Werte <strong>und</strong> Verhaltensstandards lassen sich gerade im Rah-<br />
men e<strong>in</strong>er stationären Rehabilitation <strong>und</strong> im Gruppenkontext sehr gut auf den Prüfstand stellen, um<br />
auch langfristig den immer noch komplexer werdenden externen arbeitsbezogenen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
begegnen zu können.<br />
363
Verwendete Literatur<br />
Berufsverband Deutscher Psychologen BDP (Hrsg.) (2008). Psychische Ges<strong>und</strong>heit am <strong>Arbeits</strong>platz <strong>in</strong><br />
Deutschland. Jahresbericht 2008.<br />
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.pdf (aufgerufen im April 2010)<br />
Heide, M., Neu<strong>der</strong>th, S. & Vogel, H. (2010). Internes Manual zu den Visitationen <strong>der</strong> DRV B<strong>und</strong>, Ar-<br />
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Hillert, A., Müller-Fahrnow, W. & Radoschewski, F.M. (Hrsg.) (2009). Mediz<strong>in</strong>isch-beruflich orientierte<br />
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Koch, S. & Hillert, A. (2009). Therapeutische Interventionen auf psychosozialer Ebene – Konzeption,<br />
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In A. Hillert, W. Müller-Fahrnow & F.M. Radoschewski (Hrsg.), Mediz<strong>in</strong>isch-beruflich orientierte<br />
Rehabilitation (S. 141-159). Köln: Deutscher Ärzteverlag.<br />
Küch, D., Roßband, H. & Morfeld, M. (2009). Evaluation des Stresskompetenztra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs BUSKO – erste<br />
ausgewählte Ergebnisse. Tagungsband, 18. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium,<br />
Münster. DRV-Schriften, 83, 190-191.<br />
McEwen, B.S. (2005). Stressed or stressed out: What is the difference? Journal of Psychiatry and<br />
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Poppelreuter, S. & Mierke, K. (2008). Psychische Belastungen am <strong>Arbeits</strong>platz – Ursachen, Auswirkun-<br />
gen, Handlungsmöglichkeiten. Berl<strong>in</strong>: Schmidt.<br />
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die seelische Erschöpfung treibt <strong>und</strong> was man dagegen tun kann. München: Kösel.<br />
Weiterführende Literatur<br />
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Kypta, G. (2008). Burnout – erkennen, überw<strong>in</strong>den, vermeiden. Heidelberg: Auer.<br />
Litzke, S. M. & Schuh, H. (2007). Stress, Mobb<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Burnout am <strong>Arbeits</strong>platz. Berl<strong>in</strong>: Spr<strong>in</strong>ger.<br />
364
7.2 E<strong>in</strong>drücke aus <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> somatischen Rehabilitation<br />
H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
(Dr. Inge Ehlebracht-König, Rehazentrum Bad Eilsen)<br />
Das wesentliche Ziel <strong>der</strong> Rehabilitation durch die Rentenversicherung stellt die Integration <strong>der</strong><br />
Versicherten <strong>in</strong>s Erwerbsleben dar. Dies ist von hoher Relevanz, da es zu e<strong>in</strong>er Verlängerung <strong>der</strong><br />
Lebensarbeitszeit aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Anhebung des Rentenzugangs auf 67 Jahre kommt <strong>und</strong> Vorruhe-<br />
standsregelungen kaum noch durchgeführt werden. Sowohl wissenschaftliche Ergebnisse als auch<br />
die demografische Entwicklung zeigen die zunehmende Bedeutung des Erwerbsbezuges <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
mediz<strong>in</strong>ischen Rehabilitation.<br />
Im Reha-Bericht <strong>der</strong> Deutschen Rentenversicherung von 2010 lag <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Versicherten, die<br />
e<strong>in</strong>e Rehabilitationsmaßnahme arbeitsfähig verlassen, bei 56%. Im weiteren Verlauf nach <strong>der</strong><br />
Rehabilitation steigt er auf 64% an. Langfristig haben 79% <strong>der</strong> Rehabilitanden e<strong>in</strong>en <strong>Arbeits</strong>platz.<br />
Auffällig ist jedoch e<strong>in</strong> hoher Anteil an <strong>Arbeits</strong>losen. Er steigt von 16% direkt nach <strong>der</strong> Entlassung aus<br />
<strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Rehabilitation bis auf 18% im weiteren Verlauf an. Aus diesen Zahlen wird<br />
deutlich, dass e<strong>in</strong> hoher Bedarf an <strong>der</strong> beruflichen <strong>Orientierung</strong> <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Rehabilitation<br />
besteht, um die Integration <strong>und</strong> Re<strong>in</strong>tegration <strong>in</strong>s Erwerbsleben voranzutreiben.<br />
Eigene Zahlen aus dem Rehazentrum Bad Eilsen belegen bei 37,5% <strong>der</strong> Rehabilitanden e<strong>in</strong>e<br />
erhebliche sozialmediz<strong>in</strong>ische Problemlage <strong>und</strong> damit auch die Notwendigkeit, die berufliche<br />
Perspektive <strong>in</strong> die Rehabilitation e<strong>in</strong>zubeziehen. Bei dieser Rehabilitandengruppe liegt zwar e<strong>in</strong>e<br />
deutliche Leistungsm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung vor, es besteht aber ke<strong>in</strong> vollständig aufgehobenes<br />
Leistungsvermögen für den allgeme<strong>in</strong>en <strong>Arbeits</strong>markt. Die Diskrepanz zwischen dem<br />
Leistungsvermögen bezogen auf den alten <strong>Arbeits</strong>platz o<strong>der</strong> Beruf <strong>und</strong> dem Leistungsvermögen<br />
bezogen auf den allgeme<strong>in</strong>en <strong>Arbeits</strong>markt ist erheblich. Aufgr<strong>und</strong> dieses hohen Anteils <strong>der</strong><br />
Rehabilitanden mit dieser Problematik haben wir uns schon vor Jahren dem Thema des<br />
Erwerbsbezugs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rehabilitation gewidmet.<br />
Aufgaben <strong>der</strong> Reha-E<strong>in</strong>richtung<br />
Dass e<strong>in</strong> Versicherter an den <strong>Arbeits</strong>platz zurückgeht bzw. neu <strong>in</strong>tegriert werden kann, ist nur<br />
teilweise von <strong>der</strong> Schwere <strong>und</strong> Dauer <strong>der</strong> Erkrankung bzw. <strong>der</strong> Stärke <strong>der</strong> resultierenden<br />
Funktionsstörung abhängig. Es gibt e<strong>in</strong>e Reihe an hemmenden <strong>und</strong> för<strong>der</strong>lichen Kontextfaktoren auf<br />
<strong>der</strong> personenbezogenen Ebene <strong>und</strong> im Bereich <strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>platzsituation.<br />
Hemmende Faktoren auf <strong>in</strong>dividueller Ebene s<strong>in</strong>d ungünstige Krankheitsbewältigungsstrategien, die<br />
z. B. e<strong>in</strong>en sek<strong>und</strong>ären Krankheitsgew<strong>in</strong>n mit sich br<strong>in</strong>gen, psychische Komorbiditäten, motivationale<br />
Defizite, hohe Versorgungswünsche <strong>und</strong> e<strong>in</strong> niedriger Bildungsstatus. Hemmende Faktoren im<br />
Bereich des <strong>Arbeits</strong>lebens s<strong>in</strong>d z. B. ungünstige <strong>Arbeits</strong>bed<strong>in</strong>gungen, schlechtes <strong>Arbeits</strong>klima,<br />
Konflikte am <strong>Arbeits</strong>platz bis h<strong>in</strong> zu Mobb<strong>in</strong>g-Situationen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e ungünstige wirtschaftliche Lage<br />
mit hoher <strong>Arbeits</strong>losigkeit. Weitere hemmende Faktoren im näheren Umfeld s<strong>in</strong>d fehlende familiäre<br />
365
B<strong>in</strong>dungen <strong>und</strong> Schulden. Darüber h<strong>in</strong>aus ist bekannt, dass bei längeren <strong>Arbeits</strong>unfähigkeitszeiten<br />
(>3-6 Monate) die Rückkehrmotivation an den <strong>Arbeits</strong>platz s<strong>in</strong>kt <strong>und</strong> die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit zur<br />
Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong> Arbeit deutlich gem<strong>in</strong><strong>der</strong>t wird. Bereits zu diesem Zeitpunkt beg<strong>in</strong>nt die<br />
Sammlung von Argumenten für e<strong>in</strong>e Rentenantragsstellung.<br />
För<strong>der</strong>liche Faktoren auf <strong>in</strong>dividueller Ebene s<strong>in</strong>d positive Krankheitsbewältigung, hohe Selbstwirk-<br />
samkeit <strong>und</strong> Eigenverantwortlichkeit, gute Schulbildung <strong>und</strong> aktiver Lebensstil. Auf <strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>-<br />
marktebene stellen <strong>Arbeits</strong>plätze nach ergonomischen ausgerichteten Kriterien, gute <strong>Arbeits</strong>-<br />
atmosphäre <strong>und</strong> e<strong>in</strong> bestehendes Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungsmanagement för<strong>der</strong>liche Faktoren dar.<br />
In <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Rehabilitation ist es notwendig, die Faktoren, die die Rückkehr an den<br />
<strong>Arbeits</strong>platz hemmen <strong>und</strong> för<strong>der</strong>n, herauszuarbeiten <strong>und</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Behandlung durch<br />
entsprechende Informationen, Schulungen, Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsangebote <strong>und</strong> Nachsorgemaßnahmen<br />
unterstützenden E<strong>in</strong>fluss auf den Re<strong>in</strong>tegrationsprozess zu nehmen. Diese Aufgabenstellung besteht<br />
unabhängig von <strong>der</strong> vorliegenden Diagnose, mit <strong>der</strong> <strong>der</strong> Versicherte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik aufgenommen wird.<br />
An dieser Stelle wird die <strong>in</strong>dikationsbezogene Therapie verlassen <strong>und</strong> es werden diagnoseüber-<br />
greifende, problembezogene Angebote zur Verfügung gestellt.<br />
Aus den oben beschriebenen för<strong>der</strong>lichen <strong>und</strong> hemmenden Faktoren ergeben sich auf <strong>der</strong><br />
therapeutischen Ebene vielfältige Ansatzmöglichkeiten. Beim Erwerbsbezug handelt es sich um e<strong>in</strong>e<br />
vielschichtige Aufgabe. Je nach Problemlage werden <strong>in</strong>haltlich unterschiedliche Maßnahmen mit<br />
abgestufter Intensität erfor<strong>der</strong>lich se<strong>in</strong>.<br />
Zunächst hat die mediz<strong>in</strong>ische Rehabilitation die Aufgabe,<br />
� die Versicherten mit <strong>berufsbezogene</strong>m Behandlungsbedarf entwe<strong>der</strong> bereits im Vorfeld o<strong>der</strong><br />
direkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik z. B. mittels Screen<strong>in</strong>gverfahren <strong>und</strong> an<strong>der</strong>er Kriterien zu erkennen,<br />
� den Behandlungsbedarf dieser ermittelten Versicherten während des Aufenthaltes zu kon-<br />
kretisieren <strong>und</strong> den Versicherten e<strong>in</strong>er passenden <strong>berufsbezogene</strong>n Maßnahme zuzuweisen,<br />
� die Vernetzung zwischen Kl<strong>in</strong>ik <strong>und</strong> nachfolgenden re<strong>in</strong>tegrierenden Aktivitäten <strong>der</strong> Renten-<br />
versicherung o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er am Prozess Beteiligter zu unterstützen.<br />
Neben <strong>der</strong> <strong>berufsbezogene</strong>n Therapie dürfen die krankheitsbezogenen Behandlungen mit z. B. Bewe-<br />
gungstherapie, Ergotherapie, edukativen Gruppen <strong>und</strong> psychosozialer Therapie nicht vernachlässigt<br />
werden. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Prioritätensetzung ist erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Wie erkennt die Reha-E<strong>in</strong>richtung Rehabilitanden mit beson<strong>der</strong>en beruflichen Problemlagen?<br />
E<strong>in</strong>ige Reha-Träger führen im Antragsverfahren e<strong>in</strong> Screen<strong>in</strong>g durch <strong>und</strong> weisen ihre Rehabilitanden<br />
gezielt abgesprochenen Interventionen zu. Im Rehazentrum Bad Eilsen wurde diese Aufgabe bisher<br />
selbstständig nach festgelegten Kriterien durchgeführt.<br />
Die Stationsärzte spielen beim Erkennen <strong>der</strong> beruflichen Problemlagen <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Auswahl<br />
<strong>berufsbezogene</strong>r Therapien e<strong>in</strong>e große Rolle.<br />
366
Erst <strong>in</strong> den letzten Jahren hat die Rehabilitationsmediz<strong>in</strong> E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die Approbationsordnung <strong>der</strong><br />
Ärzte gef<strong>und</strong>en. Die Umsetzung dieses Themenbereichs ist von Fakultät zu Fakultät sehr<br />
unterschiedlich. Nur wenige Studenten sehen <strong>in</strong> ihrer Ausbildung e<strong>in</strong>e ambulante o<strong>der</strong> stationäre<br />
Rehabilitationse<strong>in</strong>richtung <strong>und</strong> lernen die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>berufsbezogene</strong>n Problemen<br />
kennen. In den späteren Facharztausbildungen steht dieser Bereich ebenfalls im H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>,<br />
Kontakt zu sozialmediz<strong>in</strong>ischen Themen gibt es fast nur über wenige Gutachten.<br />
Wenn Ärzte Stellen <strong>in</strong> Rehabilitationskl<strong>in</strong>ken annehmen, müssen sie sich <strong>in</strong> <strong>berufsbezogene</strong> Themen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel neu e<strong>in</strong>arbeiten. Sie bedürfen e<strong>in</strong>er guten Anleitung durch Oberärzte mit den entspre-<br />
chenden Zusatzqualifikationen, dies führt mühsam <strong>und</strong> langfristig zu e<strong>in</strong>er Sensibilisierung bezüglich<br />
<strong>berufsbezogene</strong>r Probleme. Günstig für e<strong>in</strong>e Kl<strong>in</strong>ik s<strong>in</strong>d niedrige Fluktuationen im ärztlichen Bereich.<br />
Im Arzt-Patienten-Kontakt werden bei Aufnahme mediz<strong>in</strong>ische Themen zur Erkrankung <strong>und</strong><br />
Behandlung sowie psychische Belastungen besprochen, zusätzlich soll die berufliche Situation <strong>in</strong> den<br />
Focus gestellt werden. Das Zeitkont<strong>in</strong>gent des Arztes ist begrenzt. Je nachdem wie komplex die<br />
Problemsituation e<strong>in</strong>es Rehabilitanden ist, kann es passieren, dass e<strong>in</strong>ige Themen <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
rücken. Der Arzt ist jedoch für die zeitnahe Weichenstellung <strong>der</strong> therapeutischen Interventionen<br />
verantwortlich. Bestehen <strong>berufsbezogene</strong> Probleme <strong>und</strong> werden sie nicht <strong>in</strong> den ersten Tagen des<br />
Aufenthaltes erkannt <strong>und</strong> benannt, können <strong>in</strong> Anbetracht <strong>der</strong> Verweildauer kaum adäquate<br />
Therapien <strong>in</strong> diesem Bereich erfolgen. E<strong>in</strong>e Nachbesserung vor dem Entlassungsterm<strong>in</strong> ist <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Regel nicht möglich.<br />
Diese Schwachstellen können durch e<strong>in</strong> systematisches Screen<strong>in</strong>g, das Rehabilitanden mit<br />
beson<strong>der</strong>en beruflichen Problemlagen erfasst, kompensiert werden.<br />
För<strong>der</strong>liche Faktoren für e<strong>in</strong> Erkennen von Rehabilitanden mit beson<strong>der</strong>en beruflichen Problemlagen:<br />
� Sensibilisierung <strong>der</strong> Ärzte für sozialmediz<strong>in</strong>ische <strong>und</strong> <strong>berufsbezogene</strong> Themen durch <strong>in</strong>terne<br />
<strong>und</strong> externe Schulungen (Kl<strong>in</strong>ikphilosophie)<br />
� Ausreichendes Zeitkont<strong>in</strong>gent für die Aufnahmeuntersuchung (Stellenplan)<br />
� Strukturierte Aufnahmeprozedur mit Patientenbögen <strong>und</strong> Arztdokumentation<br />
� Systematisches Screen<strong>in</strong>g<br />
Wie gelangt <strong>der</strong> richtige Rehabilitand <strong>in</strong> die richtige <strong>berufsbezogene</strong> Therapie?<br />
Die <strong>berufsbezogene</strong> Problemlage stellt sich bei Aufnahme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rehabilitationse<strong>in</strong>richtung sehr<br />
heterogen dar. Bei e<strong>in</strong>igen Rehabilitanden stehen enger umschriebene Fragestellungen, die mittels<br />
Beratung <strong>und</strong> Information gelöst werden können, im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Bei an<strong>der</strong>en geht es um konkrete<br />
Testungen <strong>und</strong> auf den <strong>Arbeits</strong>platz bezogene Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs. Bei e<strong>in</strong>er dritten Gruppe bestehen<br />
vielschichtige Probleme, die im Rahmen komplexerer Bauste<strong>in</strong>e bearbeitet werden müssen. Bereits<br />
an dieser kurzen Aufzählung wird deutlich, dass es nicht nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges <strong>berufsbezogene</strong>s Programm<br />
für Rehabilitanden geben kann, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> gestuftes Vorgehen, welches an die jeweiligen<br />
Bedürfnisse <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen betroffenen Menschen angepasst ist. Die Spannbreite reicht von<br />
niedrigschwelligen Angeboten bis zu komplexen, mehrere E<strong>in</strong>heiten dauernden Programmen <strong>und</strong><br />
367
endet <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bahnung <strong>und</strong> Umsetzung von Nachsorgeaktivitäten. Die ständige Motivierungsarbeit<br />
bezüglich <strong>der</strong> beruflichen Re<strong>in</strong>tegration muss das gesamte Rehabilitationsgeschehen durchziehen.<br />
Der Berufsbezug muss Thema <strong>in</strong> allen Teamsitzungen se<strong>in</strong>.<br />
Nach <strong>der</strong> Identifikation von Rehabilitanden mit beson<strong>der</strong>en beruflichen Problagen ist es notwendig,<br />
sich im Rahmen e<strong>in</strong>er <strong>berufsbezogene</strong>n Exploration e<strong>in</strong> Bild über die <strong>in</strong>dividuelle Situation <strong>der</strong><br />
Rehabilitand<strong>in</strong> bzw. des Rehabilitanden zu verschaffen. Um die Vielschichtigkeit etwas anschaulicher<br />
zu demonstrieren, soll e<strong>in</strong> kurzes Fallbeispiel geschil<strong>der</strong>t werden.<br />
Es handelt sich um e<strong>in</strong>e 47-jährige Frau, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Drogerie 8 St<strong>und</strong>en pro Tag arbeitet. Sie muss<br />
Produktregale e<strong>in</strong>räumen, K<strong>und</strong>en beraten <strong>und</strong> wird an <strong>der</strong> Kasse e<strong>in</strong>gesetzt. Sie ist seit 10 Jahren <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong>selben Firma. Zur Aufnahme kommt sie wegen anhalten<strong>der</strong> Arthralgien <strong>in</strong> den Händen. Kl<strong>in</strong>isch<br />
<strong>und</strong> radiologisch besteht e<strong>in</strong>e Polyarthrose. E<strong>in</strong>e entzündliche Gelenkerkrankung konnte<br />
ausgeschlossen werden. Die Patient<strong>in</strong> ist seit 4 Monaten krankgeschrieben, <strong>der</strong> <strong>Arbeits</strong>platz besteht<br />
noch. Zunächst – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dem aufnehmenden Arzt gegenüber – wurde bei <strong>der</strong><br />
Krankschreibung sehr deutlich auf die Schmerzen <strong>in</strong> den Händen fokussiert. Bei weiterer<br />
vertiefen<strong>der</strong> Exploration wurde deutlich, dass vor 9 Monaten e<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Drogerieleitung<br />
stattgef<strong>und</strong>en hatte <strong>und</strong> dass sich das Klima <strong>der</strong> Leitung gegenüber <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>t hatte. Es standen die Konflikte mit dem Vorgesetzen deutlich im<br />
Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Die Patient<strong>in</strong> berichtete später, die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> den Händen schon m<strong>in</strong>destens<br />
5 Jahre beobachtet zu haben.<br />
Um die berufliche Re<strong>in</strong>tegration voranzutreiben, war es s<strong>in</strong>nvoll, diese Patient<strong>in</strong> im Umgang mit<br />
Konflikten am <strong>Arbeits</strong>platz zu för<strong>der</strong>n. Dies konnte mittels e<strong>in</strong>er psychoedukativen Gruppe <strong>und</strong> im<br />
psychologischen E<strong>in</strong>zelgespräch erfolgen. Parallel konnte von mediz<strong>in</strong>ischer Seite die Therapie zur<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Handfunktion <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ergotherapie durchgeführt werden.<br />
In diesem Falle wäre e<strong>in</strong> <strong>Arbeits</strong>tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g alle<strong>in</strong> nicht adäquat gewesen, da wesentliche<br />
Hemmfaktoren bezüglich <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>tegration auf <strong>der</strong> Beziehungsebene angesiedelt waren.<br />
Erfreulicherweise bestand noch ke<strong>in</strong> zerrüttetes <strong>Arbeits</strong>verhältnis. Die Patient<strong>in</strong> wurde stufenweise<br />
wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>geglie<strong>der</strong>t <strong>und</strong> erhielt die Adresse des Rehafachberatungsdienstes vor Ort, mit <strong>der</strong> Bitte<br />
sich dort bei auftretenden Barrieren zu melden.<br />
Die Entscheidungen bezüglich <strong>der</strong> Therapieangebote für Rehabilitanden mit beson<strong>der</strong>en beruflichen<br />
Problemlagen s<strong>in</strong>d im kl<strong>in</strong>ischen Kontext zu sehen <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d von verschiedenen <strong>in</strong>dividuell<br />
abzustimmenden Faktoren abhängig.<br />
E<strong>in</strong> <strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g ist Mittel <strong>der</strong> ersten Wahl, wenn noch e<strong>in</strong> <strong>Arbeits</strong>platz besteht <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />
gr<strong>und</strong>sätzliche mediz<strong>in</strong>ische Eignung für den alten <strong>Arbeits</strong>platz vorliegt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e positive Motiva-<br />
tionslage zu verzeichnen ist, an den alten <strong>Arbeits</strong>platz zurückzukehren.<br />
Je nach Größe des Betriebes kann bei Inkompatibilität von <strong>Arbeits</strong>platz <strong>und</strong> Leistungsvermögen e<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong>nerbetriebliche Umsetzung <strong>in</strong>itiiert werden.<br />
368
Bei kle<strong>in</strong>eren Betrieben <strong>und</strong> deutlicher E<strong>in</strong>schränkung des Leistungsvermögens ist es notwendig, mit<br />
dem Rehabilitanden e<strong>in</strong>e Neu- o<strong>der</strong> Umorientierung zu besprechen. Es gilt, Neigungen <strong>und</strong><br />
Interessen, Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten herauszuarbeiten <strong>und</strong> Informationen über Unterstützungs-<br />
möglichkeiten zu vermitteln. An dieser Stelle ist auch das Alter <strong>der</strong> Betroffenen von Relevanz. Für<br />
jüngere Versicherte kommen an<strong>der</strong>e Unterstützungsmöglichkeiten <strong>in</strong> Betracht als für ältere.<br />
Spielen Konflikte am <strong>Arbeits</strong>platz entwe<strong>der</strong> mit den Kollegen o<strong>der</strong> mit dem Vorgesetzten e<strong>in</strong>e Rolle,<br />
geht es um Umgang mit Zeitdruck o<strong>der</strong> stark empf<strong>und</strong>ene Stressbelastung, s<strong>in</strong>d psychoedukative<br />
Gruppen s<strong>in</strong>nvoll, die Elemente <strong>der</strong> Stressbewältigung <strong>und</strong> des Konfliktmanagements enthalten.<br />
E<strong>in</strong>e weitere große Gruppe von Rehabilitanden mit beruflichen Problemlagen umfasst ältere<br />
Versicherte o<strong>der</strong> arbeitslose Versicherte, die dabei s<strong>in</strong>d, sich gedanklich aus dem <strong>Arbeits</strong>leben zurück<br />
zu ziehen <strong>und</strong> bei denen die Motivation zur beruflichen Re<strong>in</strong>tegration unklar ist. Dies s<strong>in</strong>d<br />
Rehabilitand<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Rehabilitanden mit e<strong>in</strong>er schlechten Erwerbsprognose, häufig besteht e<strong>in</strong><br />
Rentenwunsch o<strong>der</strong> es wurde bereits e<strong>in</strong> Rentenantrag gestellt.<br />
Bei dieser Zielgruppe s<strong>in</strong>d motivierende Gespräche vonnöten, darüber h<strong>in</strong>aus ist e<strong>in</strong> themenbe-<br />
zogenes Gruppenprogramm zu empfehlen. Hier können die oft negativen Emotionen reflektiert <strong>und</strong><br />
Informationen bezüglich <strong>der</strong> rechtlichen Voraussetzungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> realistischen Perspektiven<br />
erarbeitet werden. Die Durchführung dieser Gruppen ist für die Gruppenleiter nicht e<strong>in</strong>fach, da dort<br />
oftmals e<strong>in</strong>e generelle gesellschaftspolitische Schelte stattf<strong>in</strong>det. Die Aufgabe des Tra<strong>in</strong>ers besteht<br />
dar<strong>in</strong>, immer wie<strong>der</strong> auf die eigenen Ressourcen zu fokussieren <strong>und</strong> realistische Perspektiven zu<br />
erarbeiten. Der Bedarf an Information <strong>in</strong> dieser Zielgruppe ist hoch, die Zufriedenheit mit <strong>der</strong><br />
gesamten Rehabilitation steigt mit e<strong>in</strong>em wie oben beschriebenen Angebot.<br />
Was passiert nach <strong>der</strong> Rehabilitation?<br />
Konnte während <strong>der</strong> Rehabilitation <strong>der</strong> Berufsbezug adäquat hergestellt werden, stellt sich die große<br />
Aufgabe, den Rehabilitanden weiter zu begleiten. Hier stehen wir <strong>in</strong>sgesamt noch am Anfang <strong>der</strong><br />
Vernetzung. Aktuell werden die Ziele für den Zeitraum nach <strong>der</strong> Entlassung mit dem Rehabilitanden<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Abschlussvisite besprochen. Besteht e<strong>in</strong> <strong>Arbeits</strong>platz, s<strong>in</strong>d die Aussichten auf Erfolg als<br />
günstiger zu bewerten. Gut e<strong>in</strong>setzbar s<strong>in</strong>d zum Beispiel stufenweise Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungen. Auch<br />
Unterstützungsangebote bei <strong>der</strong> <strong>in</strong>nerbetrieblichen Umsetzung s<strong>in</strong>d möglich. Es ist s<strong>in</strong>nvoll, dass die<br />
Kl<strong>in</strong>ik Kontakte zu den Reha-Fachberatern o<strong>der</strong> Betriebsärzten vor Ort aufnimmt. Dies ist dann<br />
erfolgreich, wenn regionale Vernetzungen bestehen. Lei<strong>der</strong> ist dies aktuell nur im Rahmen von<br />
wenigen Projekten möglich.<br />
Liegt bereits e<strong>in</strong> <strong>Arbeits</strong>platzverlust vor o<strong>der</strong> droht dieser, s<strong>in</strong>d die Empfehlungsmöglichkeiten<br />
weniger konkret. Hier ist es Aufgabe <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik, die Rehabilitand<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Rehabilitanden auf die<br />
Unterstützungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Ansprechpartner nach Entlassung vorzubereiten. Da die Kl<strong>in</strong>ik die<br />
Rehabilitand<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Rehabilitanden <strong>und</strong> die abgesprochenen Ziele sehr gut kennt, ist e<strong>in</strong>e<br />
telefonische Nachbetreuung wünschenswert. Auch hier gibt es aktuell nur wenige Projekte, e<strong>in</strong>e<br />
Überführung <strong>in</strong> die Rout<strong>in</strong>e steht noch aus.<br />
369
Verwendete Literatur<br />
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Waddell, G. (1998). The back pa<strong>in</strong> revolution. Ed<strong>in</strong>burgh: Churchill Liv<strong>in</strong>gstone.<br />
370
7.3 Die arbeits- <strong>und</strong> <strong>berufsbezogene</strong> <strong>Orientierung</strong> aus Rehabilitandensicht<br />
(unter Mitarbeit von Patrizia Driesel, Universität Würzburg)<br />
Vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er verstärkten Patientenorientierung im Ges<strong>und</strong>heitswesen wird häufig<br />
bemängelt, dass die Sichtweise <strong>der</strong> Rehabilitanden zu kurz kommt. Daher soll an dieser Stelle aus<br />
e<strong>in</strong>er Fokusgruppe � berichtet werden, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rehabilitanden die Gelegenheit hatten, sich zu arbeits-<br />
<strong>und</strong> <strong>berufsbezogene</strong>n Maßnahmen zu äußern. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Fokusgruppe erheben ke<strong>in</strong>en<br />
Anspruch auf Repräsentativität, aber sie sollen e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck davon vermitteln, wie Rehabilitanden<br />
ihre mediz<strong>in</strong>isch-beruflich orientierte Rehabilitationsmaßnahme erleben.<br />
Vorstellungen <strong>der</strong> Rehabilitanden von mediz<strong>in</strong>ischen Rehabilitationsmaßnahmen:<br />
„Ich habe mir überhaupt nicht so richtig vorstellen können, was so im E<strong>in</strong>zelnen gemacht wird,<br />
[…], wenn´s was hilft ist ja gut.“<br />
Kommen die Rehabilitanden <strong>in</strong> die mediz<strong>in</strong>ische Rehabilitation, haben sie häufig ke<strong>in</strong>e detaillierten<br />
Vorstellungen darüber, was e<strong>in</strong>e solche Maßnahme umfasst <strong>und</strong> wie sie abläuft. Direkt nach ihren<br />
Erwartungen befragt, steht häufig e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> körperlichen Symptomatik o<strong>der</strong><br />
aber das Streben nach Abstand <strong>und</strong> Erholung im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>.<br />
„..., dass <strong>der</strong> Körper wie<strong>der</strong> grade wird.“<br />
„Raus von zuhause, Abstand, sich auf sich selber bes<strong>in</strong>nen,<br />
körperlich fitter werden mit Sport.“<br />
Zudem verfügen die Rehabilitanden häufig nicht über ausreichende Informationen zur Rehabilitati-<br />
onsmaßnahme.<br />
„Das erste Mal <strong>in</strong> <strong>der</strong> Reha, da hat man überhaupt ke<strong>in</strong>e Vorstellung wie so e<strong>in</strong> Tag<br />
überhaupt abläuft, […], wie viel <strong>und</strong> was für Anwendungen man kriegt.“<br />
Subjektive Wahrnehmung von arbeits- <strong>und</strong> <strong>berufsbezogene</strong>n Maßnahmen:<br />
„Zum Beruf habe ich noch nix gemacht.“<br />
Rehabilitanden unterscheiden nicht explizit zwischen berufsorientierten <strong>und</strong> allgeme<strong>in</strong>en mediz<strong>in</strong>i-<br />
schen Elementen <strong>in</strong> Reha-Maßnahmen. Sie nehmen arbeits- <strong>und</strong> <strong>berufsbezogene</strong> Komponenten häu-<br />
fig nicht bewusst als solche wahr <strong>und</strong> erwarten diese auch nicht.<br />
„Ich wusste nicht, dass es hier Baustellend<strong>in</strong>gs (Modellarbeitsplätze) [gibt], da war ich auch überrascht<br />
[…] Wie man sich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Größe besser bücken, entspannter h<strong>in</strong>stellen [kann] <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>e<br />
Tricks […] <strong>und</strong> die Wirbelsäule, alles Drum <strong>und</strong> Dran.“<br />
Bei gezielter Nachfrage geben jedoch alle an, bereits an <strong>berufsbezogene</strong>n Therapiebauste<strong>in</strong>en (be-<br />
rufsbezogene Gruppenangebote, sozialmediz<strong>in</strong>ische E<strong>in</strong>zelberatungen, <strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g) teilge-<br />
nommen zu haben. Generell haben alle Teilnehmer erst beim Aufnahmegespräch erfahren, dass be-<br />
� Erläuterungen zur konkreten Durchführung <strong>der</strong> Fokusgruppe f<strong>in</strong>den sich am Ende des Kapitels.<br />
371
ufsbezogene Maßnahmen für sie geplant s<strong>in</strong>d. Die Reaktionen reichen von Überraschung bis h<strong>in</strong> zu<br />
freudiger Akzeptanz.<br />
„Könnte ich mir vorstellen (Neues Erlernen), das hoffe ich zum<strong>in</strong>dest.“<br />
„Da guck ich mal h<strong>in</strong>, schaden kann´s ja nicht.“<br />
„Ja super, sofort.“<br />
In diesem Zusammenhang soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Rehabilitanden zu Reha-Beg<strong>in</strong>n <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Regel <strong>in</strong> die Therapieplanung e<strong>in</strong>bezogen werden. Sie haben jedoch bei <strong>der</strong> Zuweisung zu berufs-<br />
bezogenen Maßnahmen häufig nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschränktes Mitspracherecht, was allerd<strong>in</strong>gs zumeist<br />
nicht als negativ bewertet wird.<br />
Bewertung von arbeits- <strong>und</strong> <strong>berufsbezogene</strong>n Maßnahmen während <strong>der</strong> Rehabilitation:<br />
„Ich nehme mit, dass ich mich bewusster um mich kümmere, me<strong>in</strong>e Bedürfnisse auch beim Arbeit-<br />
geber besser äußern kann.“<br />
Die Rehabilitanden s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, bei gezielter Nachfrage die e<strong>in</strong>zelnen arbeits- <strong>und</strong> berufs-<br />
bezogenen Behandlungsbauste<strong>in</strong>e zu bewerten. Die Rehabilitanden wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fokusgruppe ge-<br />
beten, ihre Me<strong>in</strong>ung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>drücke über die bereits absolvierten <strong>berufsbezogene</strong>n Maßnahmen zu<br />
äußern.<br />
„Neue Denkansätze, was für Arten von Stress es gibt <strong>und</strong> wie er sich auswirkt [….].<br />
Ich hab schon gemerkt, dass ich was än<strong>der</strong>n kann <strong>und</strong> was ich än<strong>der</strong>n kann […]<br />
zu mir selber zu stehen, auch zu me<strong>in</strong>er Erkrankung zu stehen,<br />
ich b<strong>in</strong> immer davon ausgegangen, ich muss leistungsfähig se<strong>in</strong>, ich darf nicht ausfallen.“<br />
„Das (Vermeidung von Schonhaltungen am <strong>Arbeits</strong>platz) was die (Therapeuten) gezeigt haben,<br />
das kann man machen […]“<br />
„Der von <strong>der</strong> Rentenkasse will sich nach <strong>der</strong> Reha mit mir <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung setzen,<br />
um zu sprechen, was für Möglichkeiten ich mir <strong>und</strong> was er mir anbieten könnte <strong>und</strong> zu unterstützen<br />
<strong>und</strong> auch mit dem Chef (Arbeitgeber) […] Ich glaube doch, das könnte was br<strong>in</strong>gen.“<br />
Als übere<strong>in</strong>stimmend gut wird von den Rehabilitanden das geme<strong>in</strong>same Lernen <strong>in</strong> Gruppen bewer-<br />
tet:<br />
„Man steht nicht alle<strong>in</strong>e da, untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> austauschen <strong>und</strong> so.“<br />
„Es gibt mal ´nen Tipp, auch selber mal den An<strong>der</strong>en ´nen Tipp geben.“<br />
Auch werden Verlängerungen <strong>der</strong> Maßnahmen als wertvoll <strong>und</strong> notwendig für den Reha-Erfolg e<strong>in</strong>-<br />
geschätzt.<br />
„Bevor ich fragen konnte, hat <strong>der</strong> Oberarzt schon (nach Verlängerung <strong>der</strong> Maßnahme) gefragt […]<br />
Das ist ke<strong>in</strong> Problem gewesen […]<br />
Jetzt s<strong>in</strong>d drei Wochen um, ich merke, dass ich jetzt so richtig die Erholung spüre.“<br />
372
„Jetzt b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Phase da kommt was (Erholung),<br />
wenn´s dann abgebrochen wird, das wäre schlecht.“<br />
Nach <strong>der</strong> Zusage für e<strong>in</strong>e weitere Woche berichtet e<strong>in</strong> Rehabilitand:<br />
„Jetzt b<strong>in</strong> ich fitter geworden, jetzt weiß ich, wo es überall langgeht hier,<br />
ja <strong>und</strong> werde damit besser, also jetzt geht es richtig r<strong>und</strong>.“<br />
Zusammenfassend werden die <strong>berufsbezogene</strong>n Maßnahmen von den Rehabilitanden als hilf- <strong>und</strong><br />
aufschlussreich für die Krankheitsbewältigung <strong>in</strong> Alltag <strong>und</strong> Beruf bewertet. Es zeigt sich, dass die<br />
Rehabilitanden durchaus bereit <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, die Angebote im Detail kritisch zu reflektieren.<br />
Als schwierig wird die Umsetzung <strong>der</strong> Lern<strong>in</strong>halte <strong>in</strong> den Berufsalltag angesehen <strong>und</strong> somit ebenso<br />
die Nachhaltigkeit <strong>der</strong> Maßnahme.<br />
E<strong>in</strong>flussfaktor Motivation:<br />
„Man muss dran denken, es so weiterzumachen,<br />
man kann ganz schnell <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Rhythmus re<strong>in</strong>kommen.“<br />
„… dass ich dann auch dabei bleibe“<br />
„Diese ganze Reha <strong>und</strong> sämtliche Maßnahmen br<strong>in</strong>gen gar nichts, wenn man das nicht möchte.“<br />
Allgeme<strong>in</strong> wird Motivation auch aus Sicht von Rehabilitanden als e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung für<br />
den Erfolg arbeits- <strong>und</strong> <strong>berufsbezogene</strong>r Maßnahmen angesehen.<br />
„Die nicht hierher wollten, […] hierher geschickt wurden, um arbeitsfähig zu werden,<br />
aber gar nicht arbeitsfähig werden wollen, solche Leute s<strong>in</strong>d hier falsch,<br />
das ist rausgeschmissenes Geld.“<br />
Positiv wirkt sich e<strong>in</strong>e vorhandene Gr<strong>und</strong>motivation <strong>der</strong> Rehabilitanden aus, auf die während <strong>der</strong><br />
MBOR-Maßnahme aufgebaut werden kann.<br />
„Ich b<strong>in</strong> hierhergekommen <strong>und</strong> hab gesagt, ich will alles verän<strong>der</strong>n.“<br />
„[Ich wollte] vorher schon was verän<strong>der</strong>n.“<br />
„Diese vier Wochen nutze ich voll aus.“<br />
„Ich hab doch me<strong>in</strong> Leben selbst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand.“<br />
„Das ist doch e<strong>in</strong> Geschenk hier.“<br />
Der gezielten För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Motivation für <strong>berufsbezogene</strong> Maßnahmen sowie für die Rückkehr <strong>in</strong><br />
den bzw. den Verbleib im Beruf muss vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Stellenwert <strong>in</strong> <strong>der</strong> me-<br />
diz<strong>in</strong>isch-beruflich orientierten Rehabilitation e<strong>in</strong>geräumt werden. Auch die Rehabilitanden selbst<br />
wünschen sich motivierende E<strong>in</strong>zelsitzungen.<br />
„… mehr psychologische E<strong>in</strong>zelsitzungen, Sport […] Für mich persönlich ist ganz, ganz, ganz wichtig,<br />
das br<strong>in</strong>gt gute Laune, das br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>en wie<strong>der</strong> auf Vor<strong>der</strong>mann, man merkt, wie man Tag zu Tag<br />
fitter wird <strong>und</strong> das denke ich, stärkt e<strong>in</strong>en auch im Beruf <strong>und</strong> im Alltag.“<br />
373
Fazit<br />
Die Fokusgruppe hat gezeigt, dass die befragten Rehabilitanden mehrheitlich mit <strong>der</strong> MBOR zufrie-<br />
den s<strong>in</strong>d. Im Vorfeld verfügen sie über ke<strong>in</strong>e konkreten Vorstellungen von <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Rehabi-<br />
litation <strong>und</strong> auch nicht von <strong>der</strong>en <strong>berufsbezogene</strong>n Elementen. Sie benötigen vorab mehr ver-<br />
ständliche Informationen. Die Rentenversicherungsträger, die Reha-E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> die behan-<br />
delnden Ärzte <strong>und</strong> Therapeuten sollten diesem Wunsch entsprechen. Im Gespräch mit Rehabilitan-<br />
den wurde darüber h<strong>in</strong>aus deutlich, dass die Motivierung e<strong>in</strong>en entscheidenden Erfolgsfaktor für die<br />
Rehabilitation bzw. die arbeits- <strong>und</strong> <strong>berufsbezogene</strong>n Maßnahme darstellt. Der Motivationsarbeit<br />
sollte vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Stellenwert zukommen (vgl. Kapitel 4). Der Erfolg e<strong>in</strong>er<br />
MBOR ist nicht zuletzt davon abhängig, <strong>in</strong>wieweit Rehabilitanden sich e<strong>in</strong>bezogen fühlen, wie sie die<br />
S<strong>in</strong>nhaftigkeit <strong>der</strong> Maßnahmen e<strong>in</strong>schätzen <strong>und</strong> wie zufrieden sie mit <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> berufs-<br />
bezogenen Therapien s<strong>in</strong>d. Der gezielte E<strong>in</strong>bezug <strong>der</strong> Rehabilitandensicht kann allen am Rehabilitati-<br />
onsverfahren beteiligten Personen helfen, komplexe <strong>berufsbezogene</strong> Maßnahmen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne Ele-<br />
mente wie <strong>berufsbezogene</strong> Gruppenprogramme kritisch zu beurteilen, anzupassen <strong>und</strong> h<strong>in</strong>sichtlich<br />
ihrer Wirksamkeit zu verbessern.<br />
Erläuterung: Durchführung <strong>der</strong> Rehabilitandenfokusgruppe<br />
Bei e<strong>in</strong>er Fokusgruppe handelt es sich um e<strong>in</strong>e mo<strong>der</strong>ierte Gruppendiskussion, bei <strong>der</strong> e<strong>in</strong> Mode-<br />
rator Fragen vorschlägt, somit zum Gespräch anregt <strong>und</strong> sich dabei an den von <strong>der</strong> Gruppe als re-<br />
levant empf<strong>und</strong>enen Themen orientiert. In Fokusgruppen können wertvolle subjektive Erfah-<br />
rungen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>stellungen <strong>der</strong> Teilnehmer zu Tage geför<strong>der</strong>t werden.<br />
Fünf Teilnehmer an e<strong>in</strong>er mediz<strong>in</strong>ischen Reha-Maßnahme mit beruflicher <strong>Orientierung</strong> wurden <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Reha-Kl<strong>in</strong>ik ohne Beteiligung von Kl<strong>in</strong>ikmitarbeitern zu ihren Vorstellungen <strong>und</strong> Erwartun-<br />
gen <strong>in</strong> Bezug auf <strong>berufsbezogene</strong> Maßnahmen, ihre Partizipationsmöglichkeiten, mögliches Ver-<br />
besserungspotenzial <strong>und</strong> den eigenen Nutzen befragt. Die Rehabilitanden hatten im Rahmen <strong>der</strong><br />
mediz<strong>in</strong>isch-beruflich orientierten Rehabilitation m<strong>in</strong>destens an e<strong>in</strong>er <strong>berufsbezogene</strong>n Maß-<br />
nahme teilgenommen, unter an<strong>der</strong>em an Gruppenprogrammen zu den Themen Zukunftsgestal-<br />
tung, berufliche Neuausrichtung, <strong>Arbeits</strong>platzrecherche, <strong>Arbeits</strong>platztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g sowie an sozialme-<br />
diz<strong>in</strong>ischer E<strong>in</strong>zelberatung. Das Gruppengespräch dauerte etwas mehr als e<strong>in</strong>e St<strong>und</strong>e. Die Reha-<br />
bilitanden erhielten e<strong>in</strong>e Rehabilitanden<strong>in</strong>formation <strong>und</strong> wurden vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Rehabilitanden-<br />
fokusgruppe zusätzlich mündlich über die Inhalte <strong>und</strong> Ziele <strong>in</strong>formiert. Die Teilnehmer waren zwi-<br />
schen 42 <strong>und</strong> 53 Jahren alt, darunter zwei Teilnehmer<strong>in</strong>nen. Vier von ihnen hatten orthopädische<br />
Erkrankungen, e<strong>in</strong> Rehabilitand hatte e<strong>in</strong>e rheumatische Diagnose. Das berufliche Spektrum um-<br />
fasste überwiegend Tätigkeiten mit mittlerer bis hoher körperlicher Belastung. Lediglich e<strong>in</strong> Teil-<br />
nehmer war überwiegend mit Verwaltungstätigkeiten beschäftigt. E<strong>in</strong> Rehabilitand war zum Zeit-<br />
punkt <strong>der</strong> Fokusgruppe saisonal bed<strong>in</strong>gt arbeitslos, die übrigen Teilnehmer hatten e<strong>in</strong>en festen<br />
<strong>Arbeits</strong>platz.<br />
374
Impressum<br />
Herausgeber: Deutsche Rentenversicherung B<strong>und</strong><br />
Geschäftsbereich Sozialmediz<strong>in</strong> <strong>und</strong> Rehabilitation<br />
10709 Berl<strong>in</strong>, Ruhrstraße 2<br />
Postanschrift: 10704 Berl<strong>in</strong><br />
Telefon: 030 865-39336, Telefax 030 865-28879<br />
Internet: www.deutsche-rentenversicherung.de<br />
E-Mail: reha-wissenschaften@drv-b<strong>und</strong>.de<br />
Druck: H. Heenemann GmbH & CoKG, Berl<strong>in</strong><br />
3. erweiterte Auflage (07/2012)<br />
Diese Broschüre ist Teil <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit <strong>der</strong><br />
Deutschen Rentenversicherung; sie wird gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
kostenlos abgegeben <strong>und</strong> ist nicht zum Verkauf bestimmt.