Gedächtnismanagement in Kurzform â Die Zusammenfassung
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Denken unterliegt. <strong>Die</strong>s ist wichtig, da häufig e<strong>in</strong>e ganz unrealistische Vorstellung von dem<br />
besteht, was unser Gehirn leisten könnte, wenn man es nur richtig tra<strong>in</strong>ieren würde.<br />
So genannte „Superhirne“ s<strong>in</strong>d schlechte Vorbilder, da sie ihre Gedächtnisleistungen häufig<br />
sehr e<strong>in</strong>seitig entwickelt haben, was uns im Alltag mit se<strong>in</strong>en sehr verschiedenen<br />
Anforderungen selten wirklich weiterhelfen würde.<br />
<strong>Die</strong> immer wieder vorgebrachte Behauptung, dass wir nur 5% unserer Gehirnzellen nutzen<br />
und der Rest <strong>in</strong>aktiv sei, be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>en schwerwiegenden Irrtum. <strong>Die</strong>ser ist die Idee, dass<br />
wir die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns um mehrere hundert Prozent steigern könnten,<br />
wenn wir nur genug Gehirnzellen aktivieren.<br />
Das Gehirn ist aber ke<strong>in</strong> Muskel, den man beliebig auftra<strong>in</strong>ieren kann!<br />
Tatsächlich zeigen moderne Funktionsuntersuchungen unseres Gehirns 1 , die e<strong>in</strong>e bildliche<br />
Darstellung aktiver Hirnregionen ermöglichen, dass bei jeder noch so kle<strong>in</strong>en Aufgabe, die<br />
es zu lösen gilt, große Teile unseres Gehirns gleichzeitig aktiv s<strong>in</strong>d und im Verbund<br />
mite<strong>in</strong>ander die Aufgabe lösen. Unser Gehirn hat also schon bei kle<strong>in</strong>en Aufgaben jede<br />
Menge zu tun! So leistet unser Arbeitsspeicher Schwerstarbeit, und das nicht mit 5%,<br />
sondern mit 100% se<strong>in</strong>er Kapazität. <strong>Die</strong> Leistungsfähigkeit unseres Gehirns lässt sich also<br />
nicht unbegrenzt steigern.<br />
<strong>Die</strong> Arbeitsteilung <strong>in</strong> unserem Gehirn<br />
<strong>Die</strong> Gehirnforschung hat die Vorstellung, man könne e<strong>in</strong>en bestimmten W<strong>in</strong>kel des Gehirns<br />
bestimmen, wo z.B. e<strong>in</strong>fache Rechenaufgaben gelöst werden, aufgegeben. Es werden viel<br />
mehr Systeme entdeckt, die aus vielen spezialisierten Untere<strong>in</strong>heiten bestehen. Wie <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Unternehmen gibt es Spezialisten, die Teil-Aufgaben übernehmen und das Ergebnis<br />
dann weiterleiten. So laufen die unterschiedlichen Teilergebnisse <strong>in</strong> bestimmten Bereichen,<br />
die wir Konvergenzzonen 2 nennen, zusammen und werden zu e<strong>in</strong>em Endergebnis<br />
zusammengesetzt. Hieraus ergibt sich, dass unser Gehirn schon für kle<strong>in</strong>e Aufgaben e<strong>in</strong>en<br />
großen Aufwand betreibt. <strong>Die</strong>sen erheblichen Aufwand kann es sich leisten, weil viele Teil-<br />
Aufgaben (Prozesse) nahezu parallel ablaufen. Das schafft Geschw<strong>in</strong>digkeit.<br />
Dabei gibt es aber e<strong>in</strong> Problem. Dort, wo Informationen zusammengeführt werden, nimmt<br />
die Parallelverarbeitung ab. Damit s<strong>in</strong>kt auch die Geschw<strong>in</strong>digkeit und die Kapazität der<br />
Informationsverarbeitung. Wir nennen diese Bereiche auch bottle-necks (Flaschenhälse)<br />
und me<strong>in</strong>en damit Engpässe mit verm<strong>in</strong>derter Kapazität. Unser Arbeitsgedächtnis stellt<br />
e<strong>in</strong>en solchen Engpass dar. <strong>Die</strong> Kapazität unseres Arbeitsgedächtnisses beträgt lediglich<br />
fünf bis neun Items, d.h. es verfügt kurzfristig lediglich über e<strong>in</strong> paar Byte und ist deshalb mit<br />
dem Arbeitsspeicher e<strong>in</strong>es PCs nicht vergleichbar.<br />
In der Computersprache könnte man es folgendermaßen beschreiben: Das Gehirn nur hat<br />
e<strong>in</strong>en m<strong>in</strong>imalen Arbeitsspeicher, der viel kle<strong>in</strong>er als der von e<strong>in</strong>em Computer und leider<br />
nicht erweiterbar ist. Wenn der Prozessor nur etwas zu langsam wird, ist dieser Arbeitsspeicher<br />
sofort überlastet. Bereits bei ger<strong>in</strong>gem Sauerstoffmangel, leichten Unterzuckerungen<br />
oder durch kle<strong>in</strong>e Mengen von Alkohol kommt es zunächst zu e<strong>in</strong>er Verm<strong>in</strong>derung<br />
1<br />
Funktionelle Kernsp<strong>in</strong>tomografie (fMRI), Positronen-Emissionstomografie (PET) und S<strong>in</strong>gle-Photon-<br />
Emissionstomografie (SPECT) s<strong>in</strong>d moderne Verfahren, <strong>in</strong> denen sich Aktivierungsmuster unseres Gehirns<br />
darstellen lassen. Sie funktionieren entweder über Änderung magnetischer Eigenschaften aktiver Gehirnbereiche<br />
(fMRI) oder über die <strong>in</strong>direkte Messung der Hirndurchblutung durch den Glucoseverbrauch bestimmter<br />
Hirnregionen (PET, SPECT).<br />
2<br />
Konvergenzzonen: Ich sage e<strong>in</strong>fach Baustellen dazu. Hier werden verschieden Informationsspuren<br />
zusammengeführt und deshalb läuft der Informationsfluss hier auch langsamer (wie der Verkehr an der<br />
Autobahnbaustelle). Wenn sehr viele Informationsspuren zusammengeführt werden, haben wir e<strong>in</strong> Zentrum.<br />
Solche Zentren gibt es viele <strong>in</strong> unserem Gehirn, Sprachzentren, Sehzentren etc. Es gibt auch verschiedene<br />
Gedächtniszentren, e<strong>in</strong>es davon ist das Arbeitsgedächtnis im Frontallappen unseres Gehirns.<br />
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