AHB 254_PDF24 - Stadtgemeinschaft Tilsit eV
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Zu H.B. Nern<br />
LESERBRIEFE<br />
Der Bericht über das Ehepaar Nern hat mich sehr interessiert und berührt –<br />
nach so langer Zeit etwas über die Menschen zu erfahren, die man gekannt<br />
hat. Dazu kann ich einiges Ergänzendes erzählen.<br />
Meine Eltern K. und E. Subke wohnten mit meiner Oma während der zwanziger<br />
Jahre in Allenstein, Bahnhofstraße 67, Eigentümer war Emil (?) Gutek. Vor vielen<br />
Jahren stand einmal etwas über das Haus mit dem Maschinenschuppen (?) im<br />
Hof in diesem Heft. Dort sind auch mein Bruder Horst (1923), ich, Christel<br />
(1925), und meine Schwester Ursel (1931) geboren und aufgewachsen.<br />
Unsere Oma starb 1929, mein Vater (Bankbeamter) verlor nach dem Bankenzusammenbruch<br />
seine Arbeitsstelle. Dadurch kamen wir, wie viele andere<br />
auch, in finanzielle Schwierigkeiten – z.B. konnten wir bald die Miete nicht<br />
mehr bezahlen. Die Wohnung muss wohl recht groß gewesen sein, so dass<br />
die Eltern die Möglichkeit hatten, sich um Untermieter zu bemühen. Und das<br />
waren dann Herr und Frau Nern. Das muss Anfang der dreißiger Jahre gewesen<br />
sein, denn meine Schwester konnte schon etwas sprechen. So wurden<br />
dann aus den neuen Mitbewohnern Kocki (Onkel) und Tati Nern.<br />
Irgendwann in der nächsten Zeit mussten wir dann doch die Wohnung aufgeben<br />
– wir fanden eine neue Bleibe in der Wilhelmstraße Nr. 15, unweit des<br />
Kinos und schräg gegenüber der Volksschule, zu der es mein Bruder und ich<br />
nun gar nicht mehr weit hatten. Und dort wurde auch ein weiterer Bruder,<br />
Eberhard (1934), geboren. Meine Schwester erinnert sich heute noch, dass<br />
sie anlässlich der (Haus-)Geburt etwas Süßes auf dem Kopfkissen fand, und<br />
dass die Tati sie abholte und mit ihr spazieren ging. Die Verbindung zwischen<br />
unseren Eltern und Nerns war durch den Aus- bzw. Umzug also nicht abgerissen.<br />
Aus „Kocki“ wurde mit der Zeit „Onkel Kocki“ – und so lebt heute noch<br />
Ehepaar Nern bei uns in der Erinnerung weiter und ist nicht vergessen. Meine<br />
Eltern hätten sich sicher über Ihren Artikel sehr gefreut. Dass H.B. Nern die<br />
schreckliche Zeit der Flucht nicht überlebt hat, war uns nicht bekannt.<br />
In der Wilhelmstraße blieben wir nicht lange. 1934 bekam mein Vater Arbeit in<br />
Neidenburg, wo wir von Juni 1934 bis Dezember 1938 (danach in Cranz u.<br />
Königsberg) wohnten. In diesen Jahren muss die Verbindung mit meinen Eltern<br />
eingeschlafen sein. Man war damals bei weitem nicht so beweglich wie<br />
heute. Wir haben nie wieder persönlichen Kontakt gehabt.<br />
Und zum Schluss noch ein Kuriosum: In Neidenburg in der Friedrichstraße<br />
wohnten wir Tür an Tür mit meinem Oberschullehrer Saalmann, auch Kunstmaler.<br />
Er und H.B. Nern kannten sich vom Studium her.<br />
Wie klein doch trotz allem die Welt ist....<br />
Christel Möller<br />
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