6. Jahrgang, Heft 1 (Mai 1976) - CatholicaPedia
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- 25 - VI<br />
daß wir im vollen Sinne des Wortes die Worte des hl. Paulus wiederholen<br />
können: "Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir !"(Gal.2,2o) Dazu ist<br />
ja die reale Gegenwart Christi hier, um Seine mystische in uns aufleuchten<br />
zu lassen! Dies war auch der leitende Gedanke bei den Gesprächen<br />
über die Epiklesis, so wie er bein Konzil von Florenz zum Ausdruck kam.<br />
(1) Wie ernst diese Tatsache zu nehmen ist, sollen uns zwei Beispiele<br />
aus unserer Zeit zeigen. Im Dorf X ist soeben Fronleichnam. Die Prozession<br />
geht an einer Gruppe vor Gefangenen, Zivilisten vorbei. Im nu ist<br />
diese in Gegenwart des sakramentalen aber realen Herrn von Kopf bis Fuß<br />
bespuckt! Ist das aktive Teilnahme? - Fronleichnam an einem anderen<br />
Ort. Im Geiste der neuen Liturgie führt der Herr Administrator die Landessprache<br />
in eine fremdsprachige Gemeinde ein. Beim ersten Altar ist<br />
alles lateinisch, und somit auch alles in Ordnung. Beim zweiten Altar,<br />
alles in der Landessprache, was den heißblütigen Schäflein nicht paßt.<br />
Zum dritten Altar will niemand mehr dem Hirten folgen. Als keine Aufforderungen<br />
mehr helfen und niemand sich rührt, benützt Hochwürden die<br />
Monstranz mit dem Allerheiligsten als Rammbock so lange, bis eine der<br />
spitzen Strahlen der Monstranz den Hals eines Schafleins verletzt, und<br />
es blutet. Nun ist es endgültig mit der "eucharistischen" Feier zu<br />
Ende! Ist das aktive Teilnahme??<br />
Wir haben den Kund voll vor lauter "Liebe", vergessen aber dabei,<br />
daß diese sich tatkräftig erweisen muß, wenn sie wirklich Liebe<br />
sein soll. Bereits beim Offertotium sollten wir in Christo eine Einheit<br />
aller Herzen bilden. Muß da nicht jeder von uns sich die Frage stellen:<br />
Bin ich zur organischen Einheit geworden oder ein Fremdkörper, der nicht<br />
konsekriert werden kann und es auch nicht wird? Brot allein kann konsekriert<br />
werden, nicht aber getrennte, wenn auch angehäufte Mehlkörner!!<br />
"Wenn du also deine Opfergabe zum Altare bringst und dich erinnerst,<br />
daß dein Brudor etwas gegen dich hat, so laß deine Gabe dort vor<br />
dem Altare, geh zuvu- hin und versöhne dich mit deinem Bruder; dann<br />
komm und opfere deine Gabe!" (2) Es wurde vor kurzem darauf hingewieser.„<br />
daß die unwahre Intention das ganze Opfer infiziert, und daß in diesem<br />
Falle wir subjektiv selbst keine gültige Materie mehr sind. Da nun die<br />
Hl. Messe die Teilnahme an den Genugtuungen und Verdiensten Christi ermöglichen<br />
soll, nicht aber bedingungslos, sollte es allen klar sein,<br />
daß dies nur bei~~denen zustande kommen kann, die aktiv an dem Opfer<br />
teilnehmen und in dem Ausmaße~ in dem sie es tun, nicht was die wesentliche<br />
Aufpferung des 'Ich' betrifft, denn da gibt es kein mehr oder<br />
weniger, sondern die Art und Weise, wie es geschieht 1 Es gibt viele<br />
Grade der Opferwilligkeit! Der Bund lautet: "Gib mir dein 'Ich', ich<br />
gebe dir mein 'Ich'! Das Bundesblut, \ienn auch für alle ausreichend,<br />
darf nur an die ausgeteilt werden, die den Bund einhalten!<br />
Die Transsubstantiation unseres Anteils am Op fer, welche bei<br />
uns allerdings hier auf Erden nur symbolisch erfolgen kann und annähernd<br />
verwirklicht wird, muß ob der imnerfort eintretenden Rückfälle<br />
stets erneuert werden. Denn wir sind nicht immer subjektiv eine gültige<br />
Materie, da es an der wahren Intention so oft mangelt.<br />
Infolgedessen ist die Vergegenwärtigung und Erneuerung des blutigen<br />
Opfers Christi auf eine unblutige Weise in dem Sinne aufzufassen,<br />
daß nicht ES zu uns koirmt, sondern wir zu IHM, indem wir uns IHM angliedern,<br />
unser 'ich' rückwirkend mit IHM eins werden lassen. Da gibt<br />
es keine Vergangenheit mehr, sondern eine unaufhörliche Gegenwart, welche<br />
selbst die Zukunft auf eine gewisse Weise bereits beinhaltet, und<br />
als ïïwiges Opfer der göttlichen Majestät angeboten wird. So gibt es keine<br />
Schwierigkeiten mit der mystischen löcung unseres 'Ich 1 , der 'nystica mictatio 1 , da<br />
das unwiederholbare blutipe Opfer in voller Wesentlichkeit dennoch erneut dargeboten<br />
wird, und in Ihm auch unser Opfer darpebrächt v/ird, wras ja Grund der Aufopferunp<br />
Christi ist. (Fortsetzung von: I/urzel, Stamm, Krone, XXXI.)<br />
Anmerkungen: (1) Bessarionis De Sacramento Eucharistiae, pp. 161, col.495; Jo.Bapt.<br />
FRanzelm, Tractatus de ss. Eucharistie sacramento et sacrificio, ed.IV. Romae 1887<br />
pg. 75 ff. (2) Mfitth.5,23-24.