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Konfliktregelung und Friedenssicherung im internationalen System

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2.3 Ethnopolitische Konflikte als Erscheinungsform neuer Kriege 51<br />

Tabelle 7: Prox<strong>im</strong>ate Causes of the Conflict in Bur<strong>und</strong>i<br />

Elitetriggered <br />

Masstriggered<br />

Internally-driven Externally-driven<br />

Bad leaders: Kampf der politischen<br />

Eliten um die Kontrolle<br />

des Staates <strong>und</strong> den Zugang zu<br />

Ressourcen.<br />

Bad domestic problems:<br />

Schwerwiegende wirtschaftliche<br />

Probleme, Landknappheit, gravierende<br />

Armut.<br />

Veranschaulichungsbeispiel Bur<strong>und</strong>i: Zusammengestellt von Sabine Wagner<br />

Die Rolle der Eliten bei der ethnischen Polarisierung<br />

Bad neighbors: Politische Akteure<br />

in der Demokratischen Republik<br />

Kongo, Ruanda <strong>und</strong> Uganda; bur<strong>und</strong>ische<br />

Diaspora-Gemeinschaften<br />

in Nachbarländern <strong>und</strong> Europa.<br />

Bad neighborhoods: Rebellenbewegungen,<br />

die von Nachbarländern aus<br />

agieren (die FDD beispielsweise<br />

agiert von der Demokratischen Republik<br />

Kongo aus); Flüchtlingsströme,<br />

die über Ländergrenzen diff<strong>und</strong>ieren.<br />

Dass Eliten in ethnopolitischen Konflikten bei der Polarisierung der Gesellschaft<br />

in „ethnische Lager“ eine Schlüsselrolle zukommt, scheint heute Konsens zu sein.<br />

Dennoch wurde der Frage der Rolle der Eliten bislang relativ wenig Aufmerksamkeit<br />

gewidmet (vgl. Brown 2001: 17). Auch die Beantwortung der sich in diesem<br />

Kontext aufwerfenden Frage, warum <strong>und</strong> unter welchen Voraussetzungen<br />

sich Bevölkerungsmassen von Eliten zu ethnischer Gewalt mobilisieren lassen, ist<br />

bisher nur in Ansätzen erfolgt.<br />

Norbert Ropers weist darauf hin, dass bislang unklar ist, wie es durch das Zusammenwirken<br />

von Eliten <strong>und</strong> Bevölkerung zu einer „Ethnisierung der Politik“<br />

kommen kann:<br />

„Agieren die politischen Führer vor allem als aktive Verführer, die die ethnische<br />

Karte rational <strong>und</strong> zielstrebig einsetzen, oder gibt es auch Fälle, in denen<br />

sie vielmehr auf latente Bedürfnislagen reagieren <strong>und</strong> sich der krisenbedingten<br />

Nachfrage nach ethno-politischen Identifikationsfiguren anpassen?“<br />

(Ropers 1995: 203)<br />

Fearon/Laitin werten verschiedene Forschungsarbeiten zur Frage der Rolle der<br />

Elite in ethnopolitischen Konflikten aus <strong>und</strong> zeichnen mögliche Antwortsets<br />

nach. Es gibt eine deutliche Tendenz in der Politikwissenschaft <strong>und</strong> Soziologie,<br />

ethnopolitischen Konflikt sowohl als Mittel als auch als Nebenprodukt elitärer<br />

Machtkämpfe zu betrachten. Diese Sichtweise lässt jedoch die Frage offen,<br />

warum Bevölkerungsmassen sich für die Interessen ihrer Eliten einspannen<br />

lassen:<br />

„In these arguments, ethnic violence is explained as both a means and a byproduct<br />

of political elites’ efforts to hold or acquire power. [...] The puzzle<br />

for such theoretical arguments is to explain how elites can convince their<br />

followers to adopt false beliefs and take actions that the followers would not<br />

want to take if they <strong>und</strong>erstood what the leaders were up to.” (Fearon/Laitin<br />

2000: 853)

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