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Logbuch2011 02 - bei der Reservistenkameradschaft Marine Berlin

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SICHERHEITSPOLITIK<br />

SICHERHEITSPOLITIK<br />

tionen. Theozentrismus und<br />

Anthropozentrismus schließen<br />

sich aus.<br />

Neben vielen an<strong>der</strong>en Beispielen<br />

hat die Fatwa (isl. Rechtsgutachten)<br />

Khomeinis gegen den<br />

Schriftsteller Salman Rushdi<br />

und die Zwangsscheidung des<br />

ägyptischen liberalen Islamwissenschaftlers<br />

Abu Zaid wegen<br />

angeblicher Apostasie für<br />

internationales Aufsehen gesorgt.<br />

Konflikte können sich auch in<br />

Europa ergeben, wenn hier lebende<br />

muslimische Einwan<strong>der</strong>er<br />

dazu aufgefor<strong>der</strong>t werden sollten,<br />

nicht <strong>der</strong> Rechtsordnung ihres<br />

Gastlandes (<strong>bei</strong> uns also dem<br />

GG), son<strong>der</strong>n unter Berufung<br />

auf die Religionsfreiheit den islamischen<br />

Gesetzen <strong>der</strong> Sharia<br />

zu gehorchen. Die inkorporation<br />

von Elementen <strong>der</strong> Sharia in<br />

unser Rechtssystem wäre eine<br />

offene Herausfor<strong>der</strong>ung für die<br />

Autorität und die Rechtsgeltung<br />

des betroffenen Staates. Ich denke<br />

in diesem Zusammenhang an<br />

den Fall Kaplan, den sog. „Kalifen<br />

von Köln“. Er bekannte:<br />

„Islam und Demokratie werden<br />

niemals miteinan<strong>der</strong> vereinbar<br />

sein. Wenn wir an die Macht<br />

kommen, werden wir das Parlament<br />

zerstören und nie<strong>der</strong>brennen<br />

und die Asche im Meer vers<br />

t r e u e n “ .<br />

Wirtschaftliche und sogar soziale<br />

Probleme sind nicht Ursache<br />

des Islamismus, wie immer<br />

im Westen behauptet wird<br />

(<strong>der</strong> alles Übel in <strong>der</strong> Welt auf<br />

die soziale Frage reduziert),<br />

wohl aber instrumentalisiert er<br />

sie. Die wahren Ursachen sind<br />

nicht materiell, son<strong>der</strong>n zutiefst<br />

religiös, Kulturell, politisch,<br />

ideologisch.<br />

Adressaten <strong>der</strong> Botschaft <strong>der</strong><br />

Islamisten sind sowohl Muslime<br />

als auch Nichtmuslime. „Da’wa“<br />

(Aufruf zum Islam) heißt <strong>der</strong><br />

Missionsauftrag. Auf den<br />

Spruchbän<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Islamisten<br />

lesen wir: „Der Islam ist die Lösung“<br />

(all-hall al-Islami). „Mir<br />

ist geboten die Menschen zu bekämpfen<br />

bis sie sagen: Es gibt<br />

keinen Gott außer Allah“, so lautet<br />

das zentrale Credo Mohammeds,<br />

<strong>der</strong> nicht nur Begrün<strong>der</strong><br />

des Islam son<strong>der</strong>n auch dessen<br />

erster Glaubenskämpfer war.<br />

Heute geht es vor allem um einen<br />

Aufstand gegen die westlichrationale<br />

Welt (so Hedly Bull in<br />

seinem klassisch gewordenen<br />

Aufsatz „the revolt against the<br />

West“ 1984) und um die Eroberung<br />

<strong>der</strong> politischen Macht mittels<br />

<strong>der</strong> permanenten islamischen<br />

Revolution. den „Gottesstaat<br />

auf Erden“ zu begründen.<br />

Für dieses Ziel wird die „Gemeinschaft<br />

<strong>der</strong> Gläubigen“ mobilisiert.<br />

Taktisch soll sich <strong>der</strong><br />

Machtwechsel für die große<br />

Mehrheit <strong>der</strong> eher gemäßigt evolutionär<br />

orientierten Islamisten<br />

durch einen „langen Marsch<br />

durch die Institutionen“ und für<br />

eine kleine radikal-revolutionäre<br />

gewaltbereite Min<strong>der</strong>heit<br />

durch den bewaffneten Kampf<br />

bis hin zum Terrorismus vollziehen.<br />

Diese extremistische Min<strong>der</strong>heit<br />

innerhalb des islamistischen<br />

Spektrums ist gleichwohl<br />

eine hoch motivierte und<br />

gut organisierte, die mit enormen<br />

finanziellen Mitteln ausgestattet<br />

ist.<br />

Die Bewegung <strong>der</strong> Islamisten<br />

geht keineswegs von den „Verdammten<br />

dieser Erde“ in <strong>der</strong> Tradition<br />

von Frantz Fanon aus,<br />

son<strong>der</strong>n von Bildungseliten und<br />

zum Teil von vermögenden<br />

Leuten wie dem Milliardär<br />

Bin Laden o<strong>der</strong> seinem Vertreter,<br />

dem Ägypter Ayman al-<br />

Zawahiri o<strong>der</strong> Dr. Abdullah<br />

Azzam, seinem Ziehvater und<br />

führenden Vertreter des<br />

Djihadismus wie des Märtyrer-kults.<br />

Mit den Selbstmordattentaten<br />

gegen das World<br />

Trade Center in New York und<br />

das Pentagon in Washington am<br />

11. September 2001 hat <strong>der</strong><br />

mutmaßliche Drahtzieher dieser<br />

Verbrechen, Osama Bin Laden,<br />

den Islamismus wie<strong>der</strong> ganz<br />

oben auf die Tagesordnung <strong>der</strong><br />

internationalen Politik gesetzt<br />

und damit diejenigen in Verlegenheit<br />

gebracht, die den<br />

Islamismus für tot erklärt hatten.<br />

Erinnern wir uns an den<br />

Harvard-Professor Samuel<br />

Huntington, <strong>der</strong> in seinem Buch<br />

von 1997 „The Clash of<br />

Civilisations“ - wenngleich auch<br />

in überspitzer Form - vor dem<br />

Islamismus gewarnt hatte. Seine<br />

Thesen waren vielen schon<br />

aus gesinnungsethischen Motiven<br />

unsympatisch. Er wurde von<br />

einigen Intellektuellen und Politikern<br />

geradezu mit Hass verfolgt.<br />

Sie warfen ihm „Panikmache“<br />

und die Schaffung eines<br />

neuen „Feindbildes“ vor.<br />

Nach dem 11. September sieht<br />

manches an<strong>der</strong>s aus.<br />

Die selbstmör<strong>der</strong>ische Energie<br />

<strong>der</strong> Islamisten lässt auf einen<br />

Hass schließen, <strong>der</strong> sich auch<br />

nicht mit dem ungelösten Palästina-Problem<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> eskalierten<br />

Konfliktsituation im Nahen<br />

Osten allein erklären lässt.<br />

Den Islamismus gab es schon,<br />

als es Israel noch gar nicht gab.<br />

Eine Lösung des Nahostkonflikts<br />

würde den Islamisten<br />

zwar Argumente aus <strong>der</strong> Hand<br />

schlagen, aber Ruhe würde keinesfalls<br />

einkehren, da <strong>der</strong> Furor<br />

24 LOGBUCH 2/2011

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