Logbuch2011 02 - bei der Reservistenkameradschaft Marine Berlin
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LOGBUCH 2/2011<br />
8. JAHRGANG - AUSGABE 33 - HEFT 2/2011<br />
LOGBUCH<br />
ZEITSCHRIFT DER RESERVISTENKAMERADSCHAFT MARINE BERLIN E.V.<br />
DER FREUNDESKREIS DES EINSATZGRUPPENVERSORGERS BERLIN<br />
10. JAHRESTAG DER INDIENSTSTELLUNG VOM<br />
PATENSCHIFF DER STATDT BERLIN<br />
JUBILÄUMSFEIERLICHKEITEN DES EGV BERLIN<br />
IM JUNI NACH DER RÜCKKEHR VOM<br />
EINSATZ-AUSBILDUNGS-VERBAND<br />
41
IN EIN PAAR MONATEN SIEHT ES SO<br />
WIEDER VOR EURER HAUSTÜR AUS<br />
ALSO GENIESST DEN SOMMER<br />
GEFÄLLIGST<br />
42 LOGBUCH 2/2011
DER AUFBRUCH ZUR<br />
VERÄNDERUNG<br />
von Reinhardt Müller-Technau<br />
Liebe Mitglie<strong>der</strong>,<br />
liebe Freunde und För<strong>der</strong>er in aller Welt!<br />
Der Aufbruch zu Verän<strong>der</strong>ungen international<br />
ist überall in <strong>der</strong> Welt spürbar.<br />
Ob wir den Blick nach den Län<strong>der</strong>n Nordafrikas<br />
richten, ob wir in die Län<strong>der</strong> des Mittleren<br />
Osten sehen o<strong>der</strong> ob wir nach Syrien blicken.<br />
Wir stellen fest, dass die Menschen nach einer<br />
Verän<strong>der</strong>ungen in den politischen Strukturen<br />
rufen. Auffallen<strong>der</strong>weise entwickelt sich <strong>der</strong><br />
Wunsch nach Verän<strong>der</strong>ung in Russland nicht im<br />
politischen, son<strong>der</strong>n in an<strong>der</strong>en Bereichen<br />
enorm.<br />
Beispielshalber kann hier angezeigt werden, dass<br />
einerseits die Siegesfeier in Moskau wie in an<strong>der</strong>en<br />
Städten, St. Petersburg und Jekaterinburg<br />
anlässlich dem Tag des Sieges, am 9. Mai auffallend<br />
feierlich durchgeführt wurden.<br />
– Die Bevölkerung nimmt auch nach 66 Jahren<br />
Kriegsende enorm Anteil. –<br />
An<strong>der</strong>erseits besteht ein enormer Reformwillen,<br />
auch in den Strukturen <strong>der</strong> Regierung in<br />
Russland. Dies bezieht sich auf viele Bereiche;<br />
Wirtschaft, Investitionspolitik, technologische<br />
Entwicklungen aller Art, aber auch in Bereichen<br />
<strong>der</strong> deutsch-russischen Versöhnung.<br />
Noch vor einem Jahr, zum 65. Jahrestag des<br />
Kriegsendes, sprach <strong>der</strong> Russische Präsident<br />
Medwedew eine historische Einladung aus, zum<br />
ersten Mal Militäreinheiten aus Polen, Frankreich,<br />
Großbritannien und aus den USA teilzunehmen,<br />
um <strong>bei</strong> <strong>der</strong> russischen Militärparade auf<br />
dem Roten Platz , am Tag des Sieges mitzumarschieren.<br />
Dies entsprach nur <strong>der</strong> historisch<br />
korrekten Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg.<br />
Nun hat eine Umfrage durch die Deutsche Welle<br />
im April 2011 ergeben, dass eine Mehrheit<br />
<strong>der</strong> russischen Bevölkerung (57%) eine Teilnahme<br />
<strong>der</strong> Bundeswehr an <strong>der</strong> Militärparade am<br />
12. Mai in Moskau ablehnte.<br />
LOGBUCH 2/2011<br />
AUS US MEINER MEINER SICHT<br />
SICHT<br />
Dieses Ergebnis stellt in keiner weise jedoch die<br />
historische Aussöhnung zwischen Russland und<br />
Deutschland in Frage. Im Gegenteil, <strong>bei</strong> genauerer<br />
Betrachtung sind die Umfrageergebnisse in<br />
Deutschland mit Freude zur Kenntnis zu nehmen,<br />
denn fast die Hälfte <strong>der</strong> Befragten Russen<br />
lehnt die Teilnahme <strong>der</strong> deutschen Soldaten nur<br />
mit <strong>der</strong> Begründung ab, dass dies aus historischer<br />
Sicht einfach nicht richtig sei. Dahinter<br />
steckt also ein ganz nüchterner und gelassener<br />
Blick auf diese Frage. Aus dieser Umfrage ergab<br />
sich, dass nur 8% <strong>der</strong> Befragten Bürger<br />
Russlands ihre Ablehnung damit begründen,<br />
dass ihnen die Deutschen noch immer suspekt<br />
seien. Dies ist angesichts <strong>der</strong> von deutschen<br />
Soldaten begangenen Verbrechen im Zweiten<br />
Weltkrieg eine erstaunlich geringe zahl. Fast<br />
überraschen klingt daher die Tatsache, dass sogar<br />
29% <strong>der</strong> Befragten eine Beteiligung <strong>der</strong><br />
Bundeswehr an <strong>der</strong> Militärparade befürworten<br />
würden. Unter den jüngsten Befragten, <strong>der</strong> 18-<br />
29 Jährigen, würden sogar 37% eine Teilnahme<br />
<strong>der</strong> Bundeswehr an <strong>der</strong> Militärparade befürworten.<br />
Die Umfrage zeigt in dieser Frage, wie tiefgreifend<br />
sich das Verhältnis zu den Deutschen gewandelt<br />
hat und wie stark die historische Aussöhnung<br />
mit den Deutschen in <strong>der</strong> russischen<br />
Gesellschaft verwurzelt ist. Man darf auch diese<br />
schrecklichen Jahre des Zweiten Weltkrieges<br />
zwischen den Sowjets und den Deutschen nur<br />
in <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> deutsch-russischen Beziehung<br />
von 1000 Jahren betrachten.<br />
RA Reinhardt Müller-Technau ist <strong>der</strong> 1. Vorsitzende <strong>der</strong><br />
<strong>Reservistenkameradschaft</strong> <strong>Marine</strong> <strong>Berlin</strong> e.V.<br />
Der Freundeskreis des Einsatzgruppenversorgers <strong>Berlin</strong><br />
1
INHAL INHALT INHAL<br />
TITELBILD<br />
Ersttagsbrief des EGV <strong>Berlin</strong><br />
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus!<br />
Der Ersttagsbrief auf <strong>der</strong> Titelseite zeigt auf, dass<br />
das Patenschiff <strong>der</strong> Bundeshauptsstadt <strong>Berlin</strong> am<br />
11. April 2001 in Dienst gestellt wurde. Der Einsatzgruppenversorger<br />
<strong>Berlin</strong> feiert also seinen 10.<br />
Jahrestag <strong>der</strong> Indienststellung<br />
Bild: DTP-Repro J. Meyer<br />
AUS MEINER SICHT<br />
Der Aufbruch zur Verän<strong>der</strong>ung<br />
Ein Kommentar<br />
von Reinhardt Müller-Technau Seite 1<br />
TERMINE-TERMINE-TERMINE<br />
Der Termin-Kalen<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Reservistenkameradschaft</strong><br />
<strong>Marine</strong> <strong>Berlin</strong> e.V. Der Freundeskreis<br />
des Einsatzgruppenversorgers <strong>Berlin</strong><br />
Und soweit bekannt von befreudeten Verbände und<br />
Behörden Seite 4<br />
GRATULATIONEN<br />
Der RK-Vorstand und die Redation gratulieren.<br />
Zu Geburtstagen im Mai und Juni,<br />
sowie zu sonstigen Anlässen Seite 5<br />
MARITIME VERBÄNDE<br />
Landesverbandstag <strong>Berlin</strong>-Brandenburg 2011<br />
des DMB in <strong>Berlin</strong>-Köpenick<br />
Der LV-Tag fand mit vielen Themen und Wahlen<br />
statt. Zu Gast waren nicht nur DMB-Mitglie<strong>der</strong>,<br />
son<strong>der</strong>t <strong>der</strong> <strong>Marine</strong>attaché <strong>der</strong> Russischen För<strong>der</strong>ation<br />
von Horst W. Janßen Seite 6<br />
3. Schiffsmodellschau in Rathenow<br />
Ein Ereignis, das bis weit über die Stadtgrenzen<br />
immer größeren Anklang findet<br />
von Rolf Schramm Seite 8<br />
„Hiev Up“ 1. Dresdner Stammtisch ehemaliger<br />
Hochseefischer<br />
Geschichten aus <strong>der</strong> Geschichte<br />
aus dem Buch<br />
von Jürgen Hassler Seite 9<br />
Maritime Tage im Optikpark Rathenow<br />
Etwas positiv wirksames im besten Sinne hat die<br />
MK Rathenow mitgestaltet. Maritime Tage im<br />
Optikpark! ... etwas für „Seeleute“ - Optikpark!<br />
... etwas für „Sehleute“. Na - eigentlich für alle!<br />
von Rolf Schramm Seite 10<br />
LV-TAG MIT GÄSTEN IN KÖPENICK<br />
Die Macher vor dem Modell vom<br />
schwimm- und tauchfähigen U-Boot U177<br />
Deutsches Fischrei Kombinat<br />
Seite 9<br />
Seite 6<br />
Seite 8<br />
2 LOGBUCH 2/2011
LOGBUCH 2/2011<br />
MARINEJUGEND AKTUELL<br />
Seite 16<br />
Seite 12<br />
EIN SICHERHEITSPOLITISCHER<br />
VORTRAG VON BOTSCHAFTER A.D.<br />
DR. FIEDLER IN DER MOM BERLIN<br />
Seite 33<br />
GORCH FOCK WIEDER ZU HAUSE IN<br />
WILHELMSHAVEN<br />
FAMILIENANGEHÖRIGE UND FREUNDE<br />
EMPFANGEN SIE AN DER PIER<br />
MARITIME VERBÄNDE<br />
INHAL INHAL INHALT INHAL<br />
<strong>Marine</strong>kameradschaft <strong>Berlin</strong> 1886 e.V.<br />
Die <strong>Marine</strong>kameradschaft <strong>Berlin</strong> 1886 e.V. feier<br />
ihr 125-jähriges Bestehen in <strong>Berlin</strong>-Tempelhof.<br />
Hierzu lädt sie, wie auf Seite 11 angekkündigt<br />
herzlich ein.<br />
von Hartmut Behrendt Seite 11<br />
MARINEJUGEND IM DMB<br />
Ansegeln auf dem Untreusee<br />
Jugendar<strong>bei</strong>t die man nur loben kann - weiter so!<br />
von Alexan<strong>der</strong> Spoerl Seite 12<br />
UNSER PATENSCHIFF<br />
Der EGV <strong>Berlin</strong> wie<strong>der</strong> zu Hause<br />
Unser Patenschiff ist wie<strong>der</strong> im Heimathafen<br />
von Horst W. Janßen Seite 13<br />
SICHERHEITSPOLITIK<br />
„Der gegenwärtige Aufstand in <strong>der</strong> arabischen<br />
Welt - Der Islam und <strong>der</strong> Islamismus als politische<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung“<br />
Ein Vortrag <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Marine</strong> Offizier Messe <strong>Berlin</strong><br />
von Dr. Heinz Fiedler Seite 16<br />
SOZIALES<br />
Run<strong>der</strong> Tisch<br />
„Solidarität mit Soldaten“<br />
Ein Bericht über die 1. Veranstaltung 2011 in <strong>der</strong><br />
Bayerischen Landesvertretung in <strong>Berlin</strong><br />
von Horst W. Janßen Seite 27<br />
BUNDESWEHR<br />
Luftwaffenmuseum <strong>der</strong> Bundeswehr<br />
Eine Son<strong>der</strong>ausstellung im Habgar 3 mit dem<br />
Thema: Ende|Neuanfang - Die deutschen Luftstreitkräfte<br />
in <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung<br />
von Hptm Jan Behrendt Seite 29<br />
DEUTSCHE MARINE<br />
Gorch Fock wie<strong>der</strong> zu Hause - Bundesminister<br />
Verteidigung besucht <strong>Marine</strong> - Baubeginn F125<br />
- EGV Bonn schwimmt aus - Minentaucher<br />
machen Abschluss-Prüfung<br />
Berichte vom PIZ <strong>Marine</strong>/HWJ Seite 33<br />
DIE SEENOT-RETTER<br />
John T. Essberger letzte Reise - Wehwechsel<br />
<strong>bei</strong> den Seenotrettern - Bei Suchfahrt gestürzt<br />
- Seenotretter vergeben Medaillen - Seenotretter<br />
im Sturmeinsatz<br />
Berichte vom P+Ö DGzRS/HWJ Seite 37<br />
IMPRESSUM<br />
Seite 39<br />
3
TERMINE- TERMINE-TERMINE-<br />
TERMINE- TERMINE- TERMINE-TERMINE<br />
TERMINE- TERMINE<br />
TERMIN-KALENDER ACHTUNG!<br />
Die Monats-Versammlungen <strong>der</strong> <strong>Reservistenkameradschaft</strong> <strong>Marine</strong> <strong>Berlin</strong> e.V. Der<br />
Freundeskreis des Einsatzgruppenversorgers <strong>Berlin</strong> finden fortan am 3. Mittwoch<br />
im Monat statt. Gäste sind natürlich weiterhin herzlich Willkommen<br />
MAI 2011<br />
am _ 18. um 19:00 Uhr ! Mittwoch !<br />
Veranstaltungsthema: RK-Versammlung<br />
Veranstaltungsort: Potsdamer Yacht Club<br />
14109 <strong>Berlin</strong>-Wannsee, Königstraße 3 a<br />
JUNI 2011<br />
am _ 15. um 19:00 Uhr ! Mittwoch !<br />
Veranstaltungsthema: RK-Versammlung<br />
Veranstaltungsort: Potsdamer Yacht Club<br />
14109 <strong>Berlin</strong>-Wannsee, Königstraße 3 a<br />
am _ 17.-19. ! Freitag - Sonntag !<br />
Veranstaltungsthema: 10. Jahrestag <strong>der</strong> Indienststellung<br />
des Einsatzgruppenversorgers <strong>Berlin</strong><br />
Veranstaltungsort: An Bord + Gorch Fock Haus<br />
26384 Wilhelmshaven<br />
-- ACHTUNG nur geladene Gäste --<br />
am _ 18./19. ! Samstag/Sonntag !<br />
Veranstaltungsthema: Hafenfest <strong>der</strong> <strong>Marine</strong>kameradschaft<br />
199 <strong>Berlin</strong>-Köpenick e.V.<br />
Veranstaltungsort: MK-Gelände an <strong>der</strong> Dahme<br />
12557 <strong>Berlin</strong>-Köpnick, Grünauer Straße 3<br />
am _ 25. um 18:00 Uhr ! Samstag !<br />
Veranstaltungsthema: 125. Stiftungsfest <strong>der</strong><br />
<strong>Marine</strong>kameradschaft <strong>Berlin</strong> 1886 e.V.<br />
Veranstaltungsort: Casino Flughfen Tempelhof<br />
12101 <strong>Berlin</strong>, Platz <strong>der</strong> Luftbrücke<br />
-- ACHTUNG ANMELDUNG erfor<strong>der</strong>lich --<br />
JULI 2011<br />
am _ 20. um 19:00 Uhr ! Mittwoch !<br />
Veranstaltungsthema: RK-Versammlung<br />
Veranstaltungsort: Potsdamer Yacht Club<br />
14109 <strong>Berlin</strong>-Wannsee, Königstraße 3 a<br />
AUGUST 2011<br />
am _ 17. um 19:00 Uhr ! Mittwoch !<br />
Veranstaltungsthema: RK-Versammlung<br />
Veranstaltungsort: Potsdamer Yacht Club<br />
14109 <strong>Berlin</strong>-Wannsee, Königstraße 3 a<br />
am _ 19. um 17:00 Uhr ! Freitag !<br />
Veranstaltungsthema: Gedenk-Versammlung<br />
mit <strong>der</strong> Jenny-Böken-Stiftung am <strong>Marine</strong>-Luftschiffer-Denkmal<br />
„L2“<br />
Veranstaltungsort: 12053 <strong>Berlin</strong>-Neukölln,<br />
Columbiadamm, Bus 104, Haltestelle Friedhöfe<br />
AUGUST 2011<br />
am _ 20./21. ! Samstag/Sonntag !<br />
Veranstaltungsthema: Tag <strong>der</strong> offenen Tür<br />
Bundesministerum für Verteidigung<br />
Veranstaltungsort: 10785 <strong>Berlin</strong>-Tiergarten,<br />
Stauffenbergstraße<br />
SEPTEMBER 2011<br />
am _ 19. um 19:00 Uhr ! Mittwoch !<br />
Veranstaltungsthema: RK-Versammlung<br />
Veranstaltungsort: Potsdamer Yacht Club<br />
14109 <strong>Berlin</strong>-Wannsee, Königstraße 3 a<br />
OKTOBER 2011<br />
am _ 21. um 19:00 Uhr ! Mittwoch !<br />
Veranstaltungsthema: RK-Versammlung<br />
Veranstaltungsort: Potsdamer Yacht Club<br />
14109 <strong>Berlin</strong>-Wannsee, Königstraße 3 a<br />
NOVEMBER 2011<br />
am _ 12. um 14:30 Uhr ?? ! Samstag !<br />
Veranstaltungsthema: Gedenkfeier des DMB<br />
Veranstaltungsort: ehem. Garnisonsfriedhof am<br />
<strong>Marine</strong>-Luftschiffer-Denkmal L2<br />
Columbiadamm ( Bus 104 - Friedhöfe )<br />
am _ 12. um 16:30 Uhr ?? ! Samstag !<br />
Veranstaltungsthema: Volksbund Gedenkfeier<br />
Veranstaltungsort: Standortfriedhof<br />
Lilienthalstrasse 7-15 ( U7 - Südstern )<br />
am _ 16. um 19:00 Uhr ! Mittwoch !<br />
Veranstaltungsthema: weihnachtliches RK-<br />
Jahresabschlussessen mit Gästen<br />
Veranstaltungsort: Potsdamer Yacht Club<br />
14109 <strong>Berlin</strong>-Wannsee, Königstraße 3 a<br />
DEZEMBER 2011<br />
am _ 21. um 19:00 Uhr ! Mittwoch !<br />
Veranstaltungsthema: RK-Versammlung<br />
Veranstaltungsort: Potsdamer Yacht Club<br />
14109 <strong>Berlin</strong>-Wannsee, Königstraße 3 a<br />
JANUAR 2012<br />
am _ 18. um 19:00 Uhr ! Mittwoch !<br />
Veranstaltungsthema: RK-Versammlung<br />
Veranstaltungsort: Potsdamer Yacht Club<br />
14109 <strong>Berlin</strong>-Wannsee, Königstraße 3 a<br />
4 LOGBUCH 2/2011
LOGBUCH 2/2011<br />
GRA GRATULA<br />
GRA TULA TULATIONEN<br />
TULA TIONEN<br />
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, alles Gute, Gesundheit<br />
und ein langes Leben wünschen <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> RK <strong>Marine</strong> <strong>Berlin</strong><br />
e.V. Der Freundeskreis des Einsatzgruppenversorgers <strong>Berlin</strong><br />
und die Redaktion LOGBUCH !<br />
1. Horst Blanke MOM Strausberg<br />
Karl Heid DMB-Präsident<br />
3. Bert Krüger MK Köpenick Vors.<br />
4. Heinz Tautz MK Köpenick<br />
Percy Arnold MK Köpenick<br />
5. Renate Heid DMB-Präsident<br />
Elisabeth Fretwurst MK Köpenick<br />
7. Dieter Pudig Shantychor <strong>Berlin</strong><br />
Kay Schatkowski MK Köpenick<br />
8. Reinhold Dittel MK Cottbus<br />
9. Volkhard Ebel MK Rathenow<br />
12. Anni Kramer MK Wittmund<br />
Fritz Kienel MK Westerstede<br />
Joachim Stange Shantychor <strong>Berlin</strong><br />
Sybille Milkert DMB<br />
13. Georg Heyne MK Westerstede<br />
14. Karl-Heinz Klatt MK Westerstede<br />
15. Karsten Schade Shantychor <strong>Berlin</strong><br />
16. Dr. Achim Rogoll MK Cottbus<br />
K.-Heinz Schirarend Shantychor Wittenberge<br />
1. Wolfgang Goers MK Westerstede<br />
2. Elfi Drossel MK <strong>Berlin</strong> 1886<br />
4. Heinrich Gottschalk Shantychor Wittenberge<br />
5. Manfred Albrecht MK Westerstede<br />
Lienhard Ludwig MK Cottbus<br />
6. Karl-Heinz Ebert MK Westerstede<br />
7. Nico Börner RK11 <strong>Marine</strong> Bln.<br />
Dorothea Weinforth Shantychor <strong>Berlin</strong><br />
9. Dieter Kästner Shantychor <strong>Berlin</strong><br />
Heiko Reiners MK Westerstede<br />
11. Anke Kannenberg MK Köpenick<br />
12. Rolf Schramm MK Rathenow<br />
15. Reiner Rüdiger MK <strong>Berlin</strong> 1886<br />
17. Frank Mater MK Köpenick<br />
GEBURTSTAGE IM MAI<br />
17. Jürgen Körner MK Westerstede<br />
18. Stephan Kowallis RK <strong>Marine</strong> <strong>Berlin</strong> e.V.<br />
Klaus Kepp Shantychor Wittenberge<br />
20. Peter Sellhorn MK Westerstede<br />
19. Manfred Wutschke MK Rathenow<br />
Barbara Kebelmann MK Köpenick<br />
21. Günter Birkmann Shantychor <strong>Berlin</strong><br />
Peter Kühnlein MK Köpenick<br />
22. Werner Dobbrick Shantychor Wittenberge<br />
23. Renate Eschenbach MK Westerstede<br />
24. Jürgen Strübing Shantychor <strong>Berlin</strong><br />
25. Peter Döllner MK Westerstede<br />
27. Nicholas Köppe RK11 <strong>Marine</strong> Bln.<br />
28. Dr. Dethlev Schampera RK11 <strong>Marine</strong> Bln.<br />
Lothar Ludwig DMB<br />
Manfred Hüniken MK Westerstede<br />
30. Margarete Bischof DMB<br />
Harry Kieper MK <strong>Berlin</strong> 1886<br />
31. Johann Heiler MK Westerstede<br />
Hans-Joachim Suckow MK <strong>Berlin</strong> 1886<br />
GEBURTSTAGE IM JUNI<br />
18. Uwe Hedrich RK <strong>Marine</strong> <strong>Berlin</strong> e.V.<br />
Gerhard Schulz Shantychor Wittenberge<br />
20. Eilert Hinrichs MK Rathenow<br />
22. Klaus Köhler MK Köpenick<br />
23. Dietrich Sonntag MK Köpenick<br />
24. Bernd-Rainer Teteberg MK <strong>Berlin</strong> 1886<br />
Heinz Rochlitz MK Köpenick<br />
26. Hans Jürgen Hinse MK Köpenick<br />
28. Udo Miotk MK Westerstede<br />
Uslar Trappe Shantychor <strong>Berlin</strong><br />
29. Bruno Daus MK Westerstede<br />
Horst Finke Shantychor <strong>Berlin</strong><br />
30. Gerda Deparada MK <strong>Berlin</strong> 1886<br />
Wir gratulieren natürlich auch allen an<strong>der</strong>en<br />
Geburtstagskin<strong>der</strong>n, die hier nicht aufgeführt sind!<br />
5
MARITIME MARITIME VERBÄNDE<br />
VERBÄNDE<br />
LANDESVERBANDSTAG 2011<br />
DES LANDESVERBANDES<br />
BERLIN-BRANDENBURG<br />
Der Deutsche <strong>Marine</strong>bund e.V. - größter maritimer Verband Deutschlands - ist<br />
in seiner Glie<strong>der</strong>ung in Landesverbände eingeteilt. In diesen sind die Kameradschaften<br />
ihrer Gegend vereint. Sie halten ihre Verbandstage ab, um sich zu koordinieren<br />
und untereinan<strong>der</strong> abzustimmen.<br />
Horst W. Janßen<br />
Auf Einladung des<br />
Landesverbandsleiters <strong>Berlin</strong>-<br />
Brandenburg, Wolfgang Müller,<br />
fand <strong>der</strong> diesjährige<br />
Landesverbandstag am 9. April<br />
2011 um 10:00 Uhr <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Marine</strong>kameradschaft 1990 <strong>Berlin</strong>-Köpenick<br />
e.V. statt.<br />
Das MK-Heim in <strong>der</strong><br />
Grünauer Straße 3 an <strong>der</strong><br />
Langen Brücke, gegenüber<br />
dem Köpenicker<br />
Schloß, bot den Teilnehmern<br />
<strong>der</strong> Tagung für einige<br />
Stunden eine schöne<br />
Heimstatt.<br />
Da die Deutsche Bahn<br />
wie<strong>der</strong> einmal ihre<br />
sprichwörtliche Unpünktlichkeit<br />
unter Beweis<br />
gestellt hatte, konnten<br />
einige Kameraden aus<br />
dem brandenburgischen<br />
nicht pünktlich erscheinen,<br />
so dass die Versammlung<br />
mit Verspätung<br />
begonnen werden musste.<br />
Der Landesvorstand, die Delegierten<br />
<strong>der</strong> Kameradschaften<br />
und die Gäste hatten sich auf<br />
dem Wassergrundstück an <strong>der</strong><br />
Dahme eingefunden.<br />
In Abstimmung mit dem LV-L<br />
und auf Einladung von Kamerad<br />
Janßen war auch ein Gast aus<br />
dem Diplomatischen Dienst erschienen.<br />
Der LV-L konnte den Korvettenkapitän<br />
Dmitry W. Kolesov,<br />
stellvertreten<strong>der</strong> <strong>Marine</strong>attaché<br />
<strong>der</strong> Botschaft <strong>der</strong> Russischen<br />
För<strong>der</strong>ation, begrüßen.<br />
KKpt Kolesov hatte bereits an<strong>der</strong>e<br />
maritime Verbände in Ber-<br />
LV-L Wolfgang Müller, KKpt Kolesov, Presseref.<br />
Horst Janßen (v.l.n.r) im Heim <strong>der</strong> MK Köpenick<br />
lin besucht. Dadurch hatte er<br />
Kontakt mit Kam. Janßen bekommen.<br />
Herr Kolesov berichtete,<br />
dass seine Regierung in <strong>der</strong><br />
Russischen För<strong>der</strong>ation eine<br />
Organisation für <strong>Marine</strong>reservisten-<br />
und Veteranen, ähn-<br />
lich dem Deutschen <strong>Marine</strong>bund<br />
und/o<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Marine</strong>offiziervereinigung<br />
aufbauen möchte.<br />
Dazu bedarf es Erfahrung und<br />
diese erhofft man sich durch die<br />
Deutschen maritimen Verbände<br />
durch praktisches Teilnehmen<br />
und Gespräche sowie durch Zurverfügungstellung<br />
von Unterlagen<br />
und praktische Hilfestellungen.<br />
Bevor <strong>der</strong> LV-L die Veranstaltung<br />
eröffnete, wurden<br />
die Anwesenden von den<br />
Köpenicker Kameraden<br />
mit belegten Schrippen<br />
und reichlich Kaffee verwöhnt.<br />
Dann ging es an die Ar<strong>bei</strong>t.<br />
Nach <strong>der</strong> Eröffnung und<br />
Begrüßung wurde erst einmal<br />
ein Versammlungsleiter<br />
gewählt. Hierzu hatte<br />
sich <strong>der</strong> LV-L den altbewährten<br />
1. Vorsitzenden<br />
<strong>der</strong> MK Köpenick ausge-<br />
guckt. Dieser gab Klarzeichen<br />
und wurde einstimmig<br />
gewählt.<br />
Es folgte eine Gedenkminute für<br />
die im letzten Zeitraum verstorbenen<br />
Kameradinnen und Kameraden<br />
des Verbandes und <strong>der</strong><br />
Soldaten <strong>der</strong> Bundeswehr. Anträge<br />
zu diesem Landesverbandstag<br />
lagen nicht vor,<br />
6 LOGBUCH 2/2011
Die Tagungsteilnehmer im Hafen <strong>der</strong> MK Köpenck gegenüber des<br />
Köpenicker Schlosses an <strong>der</strong> Dahme<br />
sodass gleich die Berichte des<br />
LV-L, des Schatzmeisters und<br />
des Kassenprüfers folgten.<br />
Nach einer kurzen Aussprache<br />
über diese Punkte wurde <strong>der</strong><br />
Landesverbandsvorstand von<br />
<strong>der</strong> Versammlung entlastet.<br />
Es folgten die Wahlen. Hier kann<br />
man kurz sagen, alle entlasteten<br />
Vorstandsmitglie<strong>der</strong> wurden<br />
wie<strong>der</strong> gewählt, das heißt: Der<br />
alte LV-Vorstand ist <strong>der</strong> neue.<br />
Unter Verschiedenes wurden<br />
noch einige Diskussionen über<br />
maritimen Dingen geführt. Un-<br />
LOGBUCH 2/2011<br />
gold für Gruppen, wie z.B.<br />
Shantychöre.<br />
Dieses ist zunächst<br />
auf <strong>der</strong><br />
erweiterten<br />
Vorstandssitzung<br />
abgelehnt<br />
worden. Es<br />
wird darüber<br />
noch zu diskutieren<br />
sein.<br />
Der LV-L<br />
beauftrag den<br />
LV-Pressereferenten,<br />
Kam.<br />
Der neue/alte Landesverbandsvorstand<br />
Horst Janßen Presse, Wolfgang Müller LV-L, Barbara<br />
Kebelmann Schriftführerin, Kurt Barfaut Schatzmeister<br />
und Eberhard Kluge Kassenprüfer (v.l.n.r.)<br />
ter an<strong>der</strong>em ging es um die Goldene<br />
Verdienstnadel des DMB in<br />
Janßen, eine<br />
Verdienstnadel<br />
des<br />
Landesverbandes<br />
zu<br />
entwerfen,<br />
die dann in<br />
„Gold o<strong>der</strong><br />
Silber“ in Eigenständigkeit<br />
des Landesverbandes<br />
für vorgenannte<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Verdienst vergeben<br />
werden können.<br />
MARITIME MARITIME VERBÄNDE<br />
VERBÄNDE<br />
Der LV-L gab bekannt, dass die<br />
nächste „Erweiterte<br />
Landesvorstandssitzung“ am<br />
Freitag, den 16. September 2011<br />
um 15:30 Uhr im Heim <strong>der</strong> MK<br />
Köpenick stattfindet.<br />
Zum Ende <strong>der</strong> Veranstaltung<br />
sprach <strong>der</strong> LV-L sein<br />
Schlusswort, beendete den offiziellen<br />
Teil und Verabschiedete<br />
die Teilnehmer und Gäste mit<br />
dem Wunsch für einen guten<br />
Heimweg.<br />
Dann wurde zum Fototermin vor<br />
dem Flaggenmast auf <strong>der</strong> Pier<br />
gebeten und den Teilnehmern<br />
und Gästen die Besichtigung <strong>der</strong><br />
MK-Schiffes <strong>der</strong> „<strong>Berlin</strong>“ ange-<br />
Der 1. Vorsitzende <strong>der</strong> gastgebenden MK Köpenick, Bert<br />
Krüger (l), überreicht KKpt Dmitry Kolesov (m) einen<br />
MK-Wimpel<br />
boten. Dieses wurde von den<br />
Anwesenden gerne angenommen.<br />
Der 1. Vorsitzende führte<br />
über das Schiff und beantwortete<br />
alle Fragen zur Geschichte,<br />
zur Herkunft des Schiffes und<br />
über die persönlich maritime<br />
Vergangenheit.<br />
Danach verabschiedete man sich<br />
herzlich und begab sich in den<br />
Heimathafen.<br />
Fotos: Ronald Kebelmann<br />
7
MARITIME MARITIME VERBÄNDE<br />
VERBÄNDE<br />
3. SCHIFFSMODELLSCHAU IN RATHENOW<br />
Am 15. April 2011 fand zum 3. Mal die Schiffsmodellschau in <strong>der</strong> Rathenower<br />
Schwimmhalle statt. Ein Ereignis, das bis weit über die Stadtgrenzen immer<br />
größeren Anklang findet.<br />
Dieses beweist, dass Aktivitäten und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t sich auszahlen.<br />
Rolf Schramm<br />
„Leinen los!“ hieß es am Freitagabend,<br />
den 15.04.2011 in <strong>der</strong><br />
Rathenower Schwimmhalle. Die<br />
<strong>Marine</strong>kameradschaft Rathenow<br />
1909/1998 e. V. hatten die Westhavellän<strong>der</strong><br />
zur dritten Schiffsmodellvorführung<br />
eingeladen.<br />
Wo sonst Schwimmer ihre Bahnen<br />
ziehen stachen unterschiedliche<br />
Schiffsmodelle in See. Zuvor<br />
hatten die Zuschauer die<br />
Gelegenheit die bereitstehenden<br />
Modelle zu besichtigen. Hier<strong>bei</strong><br />
mussten viele Fragen beantwortet<br />
werden.<br />
Zu Beginn <strong>der</strong> Vorführung wurden<br />
die Zuschauer vom Geschäftsführer<br />
<strong>der</strong> Wärmeversorgung<br />
Rathenow GmbH<br />
Das 3. Modell von vorne mit <strong>der</strong><br />
Nr. 701 ist ein polnisches Batrollienboot-Modell<br />
und Betreiber <strong>der</strong> Schwimmhalle<br />
und vom 1. Vorsitzenden <strong>der</strong><br />
Rathenower <strong>Marine</strong>kameradschaft<br />
Eilert Hinrichs<br />
herzlich begrüßt.<br />
Von Ingo Gromeyer vom Tangermün<strong>der</strong><br />
Schiffsmodellbau Verein<br />
e.V. waren 5 Modelle, <strong>der</strong><br />
Rathenower Schiffs- und Flugmodellbauer<br />
Helmut Wernicke<br />
war mit 7 Modellen da<strong>bei</strong>.<br />
Von <strong>der</strong> Rathenower <strong>Marine</strong>kameradschaft<br />
stellte <strong>der</strong><br />
<strong>Marine</strong>kamerad Manfred<br />
Wutschke seinen Hafenschlepper<br />
„REKAN“ und zum 2.<br />
Mal, das durch den verstorbenen<br />
Dr. med. Ullrich vererbte U-<br />
Boot-Modell „U-177“ vor.<br />
Das deutsche U-Boot vom<br />
Typ IX D 2 lief 1941 <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />
Demag AG Weser vom Stapel.<br />
Im Rumpf des 1,93 m langen<br />
und 18 Kg schweren U-Boot-<br />
Modells steckt eine große Anzahl<br />
Elektronik. Es verfügt über<br />
zwei 750 ml Tauchtanks und einer<br />
Tauchautomatik. Ab 81,0 m<br />
Tiefe o<strong>der</strong> <strong>bei</strong> Sendeausfall<br />
taucht es selbstständig auf.<br />
Unter den 7 vorgeführten Modellen<br />
aus Polyester und Glasseide<br />
von Helmut Wernicke befanden<br />
sich ein Wasserflugzeug<br />
von 2,75 m Spannweite und einem<br />
Gewicht von 11,4 kg, ein<br />
Feuerlöschboot, ein Boot <strong>der</strong><br />
Wasserschutzpolizei und ein 1,5<br />
m langes polnisches<br />
Patrollienboot, welches mit wenigen<br />
Handgriffen als Flugzeugträger<br />
umgerüstet werden konnte,<br />
und von dem ein Hubschrauber<br />
starten und landen konnte.<br />
Viele Zuschauer filmten und fotografierten<br />
<strong>bei</strong> <strong>der</strong> Modellschau.<br />
Die vorgeführten Schiffsmodelle<br />
wurden vom 2. Vorsitzenden<br />
<strong>der</strong> Rathenower <strong>Marine</strong>kameradschaft,<br />
Rolf Schramm,<br />
8 LOGBUCH 2/2011
erläutert und die Zuschauer<br />
spendeten immer wie<strong>der</strong> Applaus.<br />
Die Veranstaltung wurde nur<br />
möglich durch eine gute Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
mit <strong>der</strong> Rathenower<br />
Wärmevervorsorgung GmbH,<br />
<strong>der</strong> Schwimmhalle sowie den<br />
Schiffsmodellbauern.<br />
Mit dieser Veranstaltung wurde<br />
LOGBUCH 2/2011<br />
MARITIME MARITIME VERBÄNDE<br />
VERBÄNDE<br />
Die Kameraden Schramm, Altmann und Hinrichs mit dem Modell von U177<br />
wie<strong>der</strong> einmal bewiesen, das<br />
sich Landratten immer wie<strong>der</strong><br />
für die Seefahrt und <strong>Marine</strong>-<br />
kameradschaft interessieren.<br />
Fotos: Rolf Schramm<br />
„HIEV UP“ - 1. DRESDNER STAMMTISCH<br />
EHEMALIGER HOCHSEEFISCHER<br />
Mit dem 1. Dresdner Stammtisch ehemaliger Hochseefischer<br />
ist die maritime Welt um eine Gruppe reicher geworden.<br />
Das gilt für die Werbung des maritimen Gedankens<br />
in <strong>der</strong> Öffentlichkeit ebenso wie für das Verständnis<br />
für einan<strong>der</strong> im zusammengewachsenen Deutschland. Die<br />
Kameraden haben sich in <strong>der</strong> Ausgabe 1/2011 bereits vorgestellt.<br />
Jetzt gibt es Geschichten aus <strong>der</strong> Geschichte (1) -<br />
aber lesen Sie selbst !<br />
Jürgen Hassler<br />
Schleuse Nordostseekanal<br />
Auf den Weg zu den Nordseefangplätzen<br />
passierten zwei<br />
Rostocker Logger im Hochsommer<br />
des Jahres 1961 vorsichtig<br />
die Kieler Schleusentore des<br />
Nordostseekanals. Die Namen<br />
<strong>der</strong> Logger waren deutlich erkennbar,<br />
ROS 114 Stalingrad,<br />
gefolgt von ROS 117 Oktoberrevolution.<br />
In <strong>der</strong> Luft knatterte ein Militärhubschrauber.<br />
Auf sicherer Di-<br />
stanz folgte den neununddreißig<br />
Meter langen Fischereifahrzeugen<br />
ein Kriegsschiff mit<br />
flattern<strong>der</strong> NATO-Flagge.<br />
Diese kleinen Fischereifahrzeuge<br />
erregten mehr Aufmerksamkeit<br />
als die vielen große<br />
Schiffe. Während des Aufenthaltes<br />
in den Schleusen, war ein<br />
kurzzeitiger Landgang sehr beliebt.<br />
Seeleute aus aller Welt informierten<br />
sich über Freunde,<br />
ihren Verbleib und ihren Schicksalen.<br />
Kleine Gruppen rau<strong>bei</strong>niger<br />
Männer kletterten von den Log-<br />
gern auf den belebten Kai.<br />
Die Blicke neugieriger Passanten<br />
wan<strong>der</strong>ten von den Namen<br />
<strong>der</strong> Schiffe zu den Seeleuten, als<br />
handele es sich um Gestalten<br />
von einem an<strong>der</strong>en Stern. Mit<br />
schweren, herunter gestreiften<br />
und bis zu den Knien wie<strong>der</strong><br />
hochgezogenen Seestiefeln nahmen<br />
die jungen Hochseefischer<br />
den kürzesten Weg zu den Kiosken.<br />
Ihre dunklen Ar<strong>bei</strong>tshemden<br />
wehten im seichten<br />
Wind. Warme Sonnenstrahlen<br />
warfen kurze Schatten. Den jungen<br />
Mädchen blinzelten die<br />
9
MARITIME MARITIME VERBÄNDE<br />
VERBÄNDE<br />
Männer freundlich zu und<br />
schnipsten neckisch mit den Fingern.<br />
Wer sie zu Russen machen<br />
wollte, überschütteten sie lächelnd<br />
mit Mecklenburger Platt.<br />
Eines aber sorgte sie, <strong>der</strong> Umtauschkurs<br />
ihrer Ostmark von<br />
eins zu fünf. Eine frankierte Ansichtskarte<br />
gab es somit nicht<br />
unter fünf Ostmark. In Rostock<br />
kostete eine Ansichtskarte mit<br />
Briefmarke dreißig Pfennige.<br />
Auf geltende Spielregeln hatten<br />
sie keinen Einfluss. Schnell fand<br />
man günstigere Spielregeln. Es<br />
wurde getauscht. Beim Auslaufen<br />
wurden sie mit älteren Zeitschriften<br />
beschenkt. Auf <strong>der</strong><br />
Rückfahrt wurden einige Heringe<br />
o<strong>der</strong> geräucherter Heilbutt<br />
verschenkt.<br />
Da es sich lediglich um den Austausch<br />
von gegenseitigen Gefälligkeiten<br />
handelte, schaltete bundesdeutscher<br />
Zoll sich nicht ein<br />
Rolf Schramm<br />
o<strong>der</strong> sah großzügig darüber hinweg.<br />
Es war sicherlich ein kleiner<br />
Bonus für Ostdeutsche. Die<br />
Fischer wussten sehr genau in<br />
an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n waren strengere<br />
Regelungen. Ein kleiner Junge,<br />
Erstklässler, fragte seinen Vater:<br />
„Papa, sind das Russen?“ Der<br />
Vater las die Schiffsnamen noch<br />
einmal und murmelte: „Stalingrad<br />
ist zweifellos eine russische<br />
Stadt in einer kalten Region.“<br />
Erinnerungen an Kriegsschauplätzen<br />
ließen ihn erschauern.<br />
„Gewöhnlich haben die Russen<br />
aber kyrillische Schriftzeichen“,<br />
sagte <strong>der</strong> Vater nachdenklich.<br />
„Papa, kennst du ein russisches<br />
Wort?“ „Druschba, heißt<br />
Freundschaft“, glaube ich.“ Der<br />
Junge rannte zu den Seeleuten<br />
in den Kiosk und sagte leise lächelnd:<br />
„Druschba.„<br />
MARITIMES UNTERM<br />
RATHENOWER LEUCHTTURM<br />
Etwas positiv wirksames im besten Sinne hat die<br />
<strong>Marine</strong>kameradschaft Rathenow mitgestaltet.<br />
Maritime Tage im Optikpark! Maritime Tage etwas<br />
für „Seeleute“ - Optikpark etwas für „Sehleute“.<br />
Na - eigentlich für alle!<br />
Leuchttürme sind von See kommend<br />
für den Seemann die ersten<br />
Wahrzeichen und Wegweiser<br />
für die Schifffahrt o<strong>der</strong> sicher<br />
in einen Hafen zu gelangen.<br />
So ein Leuchtturm befindet sich<br />
auch im Flussbett <strong>der</strong> Havel in<br />
unmittelbarer Nähe vom Optikpark.<br />
Er ist für unsere Stadt ein<br />
neues und junges Wahrzeichen<br />
und Wegweiser in den Optikpark.<br />
In <strong>der</strong> Zeit vom 30.04. bis 01.05.<br />
fanden <strong>bei</strong> herrlichem Sonnenschein<br />
und einer frischen Briese<br />
fanden die maritimen Tage im<br />
Optikpark statt.<br />
Viele Firmen und Vereine nutzten<br />
mit ihren Exponaten die<br />
Ausstellungsfläche, um auf sich<br />
aufmerksam zu machen, mit Besuchern<br />
auf dem Wasser Fahrten<br />
zu unternehmen o<strong>der</strong> ins<br />
Gespräch zu kommen. Mit von<br />
<strong>der</strong> Partie war <strong>der</strong> Deutsche<br />
<strong>Marine</strong>bund e.V. mit seinem<br />
Ein bärtiger Mann beugte sichzum<br />
Jungen herunter. „Du bist<br />
sicher Aljoscha. Wer hat dich<br />
denn geschickt?“ Ein an<strong>der</strong>er<br />
Mann hörte das Stichwort<br />
Aljoscha und bemerkte spontan<br />
und laut lachend im akzentfreien<br />
Deutsch: „Aljoscha, die Kolchose<br />
brennt, rette die Parteibücher.“<br />
Sie lachten so laut und<br />
herzlich, dass <strong>der</strong> ganze Kiosk<br />
erzitterte.<br />
Verstört rannte <strong>der</strong> Junge fort<br />
und sagte zum Vater:<br />
„Die sprechen genau wie wir.“<br />
Der Vater, <strong>der</strong> die Männer auch<br />
sprechen härte, sagte seufzend:<br />
„ Sicher mein Junge, es gibt<br />
noch Deutsche in <strong>der</strong> Sowjetunion.“<br />
Jürgen Hassler ist Mitglied im 1. Dresdner<br />
Hochseefischerstammtisch HIEV UP!<br />
Das war die 1. Geschichte von Jürgen<br />
Hassler aus seinem Buch See- und<br />
Flussgeschichten - wir danken<br />
ihm für seinen Beitrag<br />
Infomobil und Pavillion sowie<br />
die <strong>Marine</strong>kameradschaft<br />
Rathenow 1909/1998 e.V mit<br />
ihrem Werbe-und Anschauungsmaterialien.<br />
Aus Tangermünde war extra <strong>der</strong><br />
Schiffsmodellbauer Heiko<br />
Gromeyer mit seinen Schiffsmodellen<br />
angereist, die er auf dem<br />
Wasser vorführte.<br />
Weitere Höhepunkte waren die<br />
Auftritte vom Shantychor „De<br />
Buhnenkiecker“ von <strong>der</strong><br />
weiter auf Seite 12 mitte<br />
ee<br />
ee<br />
10 LOGBUCH 2/2011
LOGBUCH 2/2011<br />
MARITIME MARITIME VERBÄNDE<br />
VERBÄNDE<br />
11
MARITIME-<br />
MARITIME-JUGEND<br />
MARITIME-<br />
MARITIME-JUGEND<br />
JUGEND<br />
ANSEGELN AUF DEM UNTREUSEE<br />
Jugendar<strong>bei</strong>t die man nur loben kann - weiter so!<br />
Alexan<strong>der</strong> Spoerl<br />
Bei gutem Wind, Sonnenschein<br />
und angenehmen Temperaturen<br />
von 20 Grad, führte die <strong>Marine</strong>-<br />
Jugend Hof e. V., am 30.04.2011<br />
ihr traditionelles Ansegeln am<br />
Untreusee durch. Bereits in den<br />
<strong>bei</strong>den vorangegangenen<br />
samstäglichen Gruppenstunden<br />
wurden mit Begeisterung die<br />
vereinseigenen Boote aufgeriggt<br />
und die Bootshalle einem gründlichen<br />
„Rein-Schiff“ unterzogen.<br />
Dank unseres „LI“ Josef Obermeier,<br />
<strong>der</strong> den MJ Hof – Lenkdrachen<br />
über die Wintermonate<br />
einer Restauration unterzog,<br />
konnte dieser frei nach dem<br />
ee ee<br />
ee<br />
ee Anschluss von Seite 10 unten<br />
DMB-Infomobil und dicke Tampen des Sponsors<br />
<strong>Marine</strong>kameradschaft Wittenberge<br />
e. V. und am 01.Mai <strong>der</strong><br />
Shantychor <strong>der</strong> Wasserschutzpolizei<br />
des Landes Brandenburg.<br />
Da sich die Bühne genau<br />
gegenüber vom Stand des DMB<br />
und <strong>der</strong> MK Rathenow befand<br />
nutzten die Gäste die Möglichkeit,<br />
sich für <strong>bei</strong>de Vereine zu<br />
informieren. Anziehungspunkte<br />
waren beson<strong>der</strong>s das ausgestell<br />
Motto „zu Wasser, zu Lande und<br />
auch in <strong>der</strong> Luft“ wie<strong>der</strong> zu<br />
Werbezwecken gestartet werden.<br />
Lei<strong>der</strong> fehlt dem Untreusee<br />
noch ca. 50 cm an Wasserpegel,<br />
was aus dem nie<strong>der</strong>schlagsarmen<br />
April resultiert und das<br />
te „ U 995 „und<br />
an<strong>der</strong>en Schiffsmodelle.<br />
Vom<br />
Werbematerial<br />
und den zum<br />
Verkauf angebotenen<br />
Sou-venire<br />
wurde Gebrauchgemacht.<br />
Von<br />
den Standbetreuern<br />
mussten viele<br />
Fragen beantwortet<br />
und so<br />
mancher Seemannsknoten vorgeführt<br />
werden.<br />
Slippen <strong>der</strong> Boote recht schwierig<br />
machte. Auch das freundschaftliche<br />
Verhältnis mit <strong>der</strong><br />
Ortsgruppe Hof <strong>der</strong> DLRG wurde<br />
in dieser Saison erneuert. So<br />
kamen die Damen und Herren<br />
in ihrer rot-weißer Uniform und<br />
Motorboot zu ihrem ersten saisonalen<br />
Einsatz, als sie eine<br />
neue 420er Crew <strong>der</strong> MJ nach<br />
Kenterung im doch recht böigem<br />
Wind abschleppen<br />
mussten. So war denn auch<br />
gleich die Badesaison <strong>bei</strong> doch<br />
recht frischen 13 Grad Wassertemperatur<br />
mit eröffnet!<br />
Der Ehrenvorstand <strong>der</strong> MJ, Roland<br />
Raithel, ließ es sich heuer<br />
nicht nehmen, die Kids mit<br />
Hofer „Brodwärscht“<br />
zu stärken.<br />
Foto: Spoerl<br />
Die <strong>Marine</strong>kameraden möchten<br />
sich auf diesem Wege <strong>bei</strong> den<br />
Verantwortlichen und Mitar<strong>bei</strong>tern<br />
vom Optikpark bedanken.<br />
Man kann sagen, dass das Programm<br />
gut angenommen wurde<br />
und für alle ein Erfolg war.<br />
Die Standbesatzung mit dem Maskotchen „BIBER“ (vlnr)<br />
die Kameraden Schramm, Hinrichs, Altmann und Barfaut<br />
Fotos: Schramm<br />
12 LOGBUCH 2/2011
DER EGV BERLIN<br />
- UNSER PATENSCHIFF -<br />
WIEDER ZU HAUSE<br />
Horst W. Janßen<br />
Wir hatten in <strong>der</strong> letzten Ausgabe<br />
bereits<br />
eine kurze<br />
Wegbeschreibung<br />
des Einsatz-<br />
Ausbildung-<br />
Verband 2011<br />
(EAV) gemacht.<br />
Er bestand<br />
aus den<br />
Fregatten<br />
BRANDEN-<br />
BURG und<br />
RHEINLAND-PFALZ sowie<br />
unserem Patenschiff „Einsatzgruppenversorger<br />
BERLIN“.<br />
Der Verband war vier Monate<br />
unter Führung von Fregattenkapitän<br />
Axel Deertz unterwegs.<br />
Die Einheiten haben, als „Botschafter<br />
in blau“, sieben verschiedene<br />
Häfen in Europa besucht.<br />
Da<strong>bei</strong> stand <strong>der</strong> Einsatz- und<br />
Ausbildungsverband, und dazu<br />
gehörte auch unsere <strong>Berlin</strong>, für<br />
weltweit mögliche Einsätze abrufbar<br />
zur Verfügung.<br />
Neben dem EAV-Auftrag wurden<br />
verschiedene an<strong>der</strong>e Manöver<br />
durchgeführt. So unter an<strong>der</strong>em<br />
„NOBLE MARINER“,<br />
„Standing NATO Maritime<br />
Group 1 (SNMG 1)“,<br />
„INSTREX“ und „JOINT<br />
WARRIOR“. Ausserdem wurden<br />
gemeinsam mit <strong>Marine</strong>n an<strong>der</strong>er<br />
Nationen Verfahren aufeinan<strong>der</strong><br />
abgestimmt und die Zu-<br />
LOGBUCH 2/2011<br />
sammenar<strong>bei</strong>t vertieft. Dadurch<br />
Die <strong>Berlin</strong> <strong>bei</strong>m Auslaufen<br />
wurden wertvolle Erfahrungen<br />
für Einsätze, die immer häufiger<br />
im multinationalen Rahmen<br />
stattfinden, gesammelt.<br />
Offizieranwerter-Ausbildung<br />
Desweiteren wurde auf dieser<br />
Reise die Ausbildung von<br />
Offizieranwärtern <strong>der</strong> <strong>Marine</strong>schule<br />
Mürwik (MSM) durchgeführt.<br />
Unter dem Motto Learning<br />
by doing – So könnte man die<br />
seemännische Ausbildung <strong>der</strong><br />
<strong>Marine</strong>offizieranwärter nennen -<br />
wurden die Kadetten aufgeteilt<br />
in 3 Törns zu je etwa 5 Wochen<br />
auf die 3 Schiffe aufgeteilt. Die<br />
rund 200 jungen Kadetten <strong>der</strong><br />
MSM machten so erste Erfahrungen<br />
auf einem <strong>Marine</strong>schiff<br />
und erlernten die Praxis des<br />
Bordbetriebes. Unter ihnen befanden<br />
sich auch zahlreiche ausländische<br />
OAs eines Austauschprogrammes.<br />
Während <strong>der</strong> Reise konnten die<br />
UNSER UNSER P PPATENSCHIFF<br />
P TENSCHIFF<br />
OAs schwerpunktmäßig die Abschnitte<br />
<strong>der</strong> Schiffstechnik und<br />
<strong>der</strong> Navigation sowie das Herzstück<br />
jedes Kriegsschiffes, die<br />
Operationszentrale (OPZ), kennen<br />
lernen.<br />
Auf dem Seeweg<br />
Auf dem Weg zur isländischen<br />
Hauptstadt Reykjavik überquerte<br />
auch unter Patenschiff „EGV<br />
<strong>Berlin</strong>“ den Polarkreis. Ein Erlebnis,<br />
was auch nicht je<strong>der</strong> Seemann<br />
hat.<br />
Humanitäre Hilfe<br />
Am 8. März betraten 412 ägyptische<br />
Flüchtlinge nach ihrer<br />
Flucht vor den Unruhen in Li-<br />
Die <strong>Berlin</strong> von See<br />
byen wie<strong>der</strong> Heimatboden.<br />
weiter auf Seite 14<br />
ee<br />
ee<br />
13
UNSER UNSER UNSER P PPATENSCHIFF<br />
P TENSCHIFF<br />
JUBILÄUMS JUBILÄUMS JUBILÄUMS JUBILÄUMS JUBILÄUMS - - - - - - - - - - URKUNDE URKUNDE URKUNDE URKUNDE URKUNDE<br />
DIE<br />
RESERVISTENKAMERADSCHAFT MARINE BERLIN E.V.<br />
DER FREUNDESKREIS DES<br />
EINSATZGRUPPENVERSORGERS BERLIN<br />
gratuliert<br />
Kommandant<br />
und<br />
Besatzung<br />
zum 10. Jahrstag <strong>der</strong> Indienststellung ihres<br />
EGV „BERLIN“<br />
<strong>Berlin</strong>, den 11. April 2011<br />
Reinhardt Müller-Technau Horst W. Janßen<br />
1. Vorsitzen<strong>der</strong> 2. Vorsitzen<strong>der</strong><br />
14 LOGBUCH 2/2011
ee ee<br />
weiter von Seite 12<br />
Mit den Schiffen des Einsatzund<br />
Ausbildungsverbandes erreichten<br />
sie in den frühen Morgenstunden<br />
den Hafen von Alexandria.<br />
Die Reise bedeutet für<br />
die Besatzungen ein beson<strong>der</strong>es<br />
Erlebnis und für die Flüchtlinge<br />
einen Start in eine neue Zukunft.<br />
Wenn einer eine Reise tut, dann<br />
kann er was erleben!<br />
So o<strong>der</strong> ähnlich könnte man das<br />
nennen, wenn man fortfährt und<br />
versucht die Erlebnisse dieser<br />
Reise in nichtchronologischer<br />
Reihenfolge aufzuzählen.<br />
Als da waren eine Seeminensprengung.<br />
Eine Übung<br />
<strong>der</strong> Minentaucher im Rahmen<br />
des EAV. Daran nahmen auch<br />
die Minenjagdboote PASSAU,<br />
LOGBUCH 2/2011<br />
BAD BEVENSEN und die Korvette<br />
MAGDEBURG in <strong>der</strong> Ostsee<br />
teil.<br />
Eine gemeinsame Übung mit <strong>der</strong><br />
Eisatzflottille 1 stand auf dem<br />
Programm.<br />
Natürlich gab es während <strong>der</strong><br />
Reise ein Seeversorgungsmanöver.<br />
RAS heißt das Manö-<br />
UNSER UNSER P PPATENSCHIFF<br />
P TENSCHIFF<br />
Die Fahrroute des Einsatz-Ausbildungs-Verband 2011<br />
Der Einsatzgruppenversorger <strong>Berlin</strong> (mitte)<br />
versorgt zwei Fregatten <strong>bei</strong>m RAS mit Kraftstoff<br />
ver in <strong>der</strong> englisch geprägten<br />
<strong>Marine</strong>sprache: „Replenishment<br />
at Sea“.<br />
Auch hohen Besuch durch den<br />
Befehlshaber <strong>der</strong> Flotte, Vizeadmiral<br />
Manfred Nielson, bekam<br />
<strong>der</strong> EAV. Dieser erhielt so einen<br />
Eindruck von <strong>der</strong> Ausbildung<br />
und <strong>der</strong> personellen Situation auf<br />
den Einheiten des Verbandes.<br />
Nun sind sie wie<strong>der</strong> da! Am 21.<br />
April und 10:00 Uhr war Einlau-<br />
fen. Herzlich Willkommen in<br />
<strong>der</strong> Heimat!<br />
Fotos und Skizzen: PIZM<br />
15
SICHERHEITSPOLITIK<br />
SICHERHEITSPOLITIK<br />
DER GEGENWÄRTIGE AUFSTAND<br />
IN DER ARABISCHEN WELT<br />
Der Islam und <strong>der</strong> Islamismus als politische Herausfor<strong>der</strong>ung!<br />
Ein Vortrag des Botschafter a.D. Dr. Fiedler <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Marine</strong>-<br />
Offizier-Messe <strong>Berlin</strong> und ihren befreundeten maritimen<br />
Verbänden am 7. April 2011 im P Y C<br />
Heinz Fiedler<br />
Auf zwei Ereignisse von epochaler<br />
Bedeutung blickt die Welt<br />
seit Anfang dieses Jahres tief<br />
verunsichert:<br />
1) Auf die Natur- und atomare<br />
Katastrophe in Japan und<br />
2) Die Jahrhun<strong>der</strong>tumwälzung<br />
im arabischen Raum.<br />
Der dramatische Umbruch im<br />
gesamten Nahen Osten und<br />
Nordafrika berührt uns unmittelbar,<br />
weil wir Nachbarn sind.<br />
Viele Menschen fragen sich,<br />
wohin treibt <strong>der</strong> Aufstand? Sind<br />
die Araber fähig zur Demokratie<br />
und ist diese mit dem Islam<br />
vereinbar? Was bedeutet <strong>der</strong><br />
Islamismus als politische Herausfor<strong>der</strong>ung?<br />
Vorausschicken möchte ich, dass<br />
ich kein Theologe bin, son<strong>der</strong>n<br />
von Berufs wegen mit Außenpolitik<br />
und Völkerrecht zu tun hatte.<br />
Über Religionen kann man<br />
nicht diskutieren, sie sind Glaubensbekenntnisse,<br />
die beson<strong>der</strong>e<br />
Sensibilität erfor<strong>der</strong>n. Und<br />
noch eins: Nachdem ich mehr als<br />
30 Jahre mit Problemen des Nahen<br />
Ostens im In- und Ausland<br />
befasst war, habe ich mir abgewöhnt,<br />
Voraussagen zu machen.<br />
Wir haben gerade wie<strong>der</strong> erlebt,<br />
wie unvermittelt und Naturgewalten<br />
gleich ein Sturm über die<br />
ganze Region fegt.<br />
Schon Herodot bemerkte „und<br />
jeden Tag Neues aus dem Orient“,<br />
und Langeweile gibt es-<br />
nicht, lautet ein altes Sprichwort<br />
von Nahostkennern. Die Entwicklung<br />
verlief historisch gesehen,<br />
zumeist in Schüben und erstreckte<br />
sich nicht nur auf ein<br />
Land, son<strong>der</strong>n die ganze Region<br />
gleichsam wie ein Stein den man<br />
ins Wasser wirft, das sich dann<br />
wellenförmig ausbreitet.<br />
Manche Beobachter sprechen<br />
schon von einem arabischen<br />
Frühling und vergleichen die<br />
Botschafter a.D. Dr. Heinz Fiedler<br />
Ereignisse mit dem Fall <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er<br />
Mauer und dem Zusammenbruch<br />
des Ostblocks. Je<strong>der</strong><br />
Vergleich hinkt bekanntlich,<br />
denn noch weiß niemand, wie<br />
das Ergebnis am Ende aussieht,<br />
ob die Entwicklung zu mehr<br />
Freiheit führt o<strong>der</strong> ob auf die arabische<br />
„Revolution“ (wenn man<br />
den Begriff denn benutzen darf),<br />
eine Konterrevolution folgt.<br />
Zu ungleich sind die politischen,<br />
wirtschaftlichen und sozialen<br />
Verhältnisse, in den einzelnen<br />
Län<strong>der</strong>n, als dass man sie über<br />
einen Kamm scheren könnte.<br />
Aber gemeinsam ist ihnen, dass<br />
sie von wenigen Ausnahmen,<br />
wie Libanon, abgesehen, Autokratien<br />
sind, die seit Jahren von<br />
denselben alten Männern regiert<br />
werden o<strong>der</strong> die Dynastien gegründet<br />
haben, die zwar einst<br />
Stabilität garantiert haben, aber<br />
inzwischen zu Stagnation und<br />
politischer Sklerose verkrustet<br />
sind.<br />
Gleichzeitig wächst eine junge<br />
Generation heran, die ohne Perspektive<br />
ist. Der Anteil <strong>der</strong> unter<br />
25-jährigen lag 2010 im<br />
Schnitt um die 50%. Vergegenwärtigt<br />
man sich das Bevölkerungswachstum,<br />
so betrug die<br />
Bevölkerung z.B. in Ägypten<br />
1950 = 20,4 Mio. heute sind es<br />
über 80 Mio. in Tunesien 1,5<br />
Mio. heute 11 Mio. in Algerien<br />
8,8 Mio. heute 36 Mio. usw.<br />
Nach Schätzung <strong>der</strong> VN werden<br />
2015 rund 400 Mio. Menschen<br />
in den arabischen Län<strong>der</strong>n leben,<br />
1980 waren es noch 150 Mio.<br />
Ein weiteres Problem ist das Analphabetentum:<br />
In Ägypten<br />
=34%, in Tunesien =32%, in Jordanien<br />
8%, im Libanon 10%, am<br />
höchsten im Jemen mit 39%.<br />
Die größte Herausfor<strong>der</strong>ung ist<br />
die Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit. Diese liegt<br />
<strong>bei</strong> Jugendlichen zwischen 16%<br />
in Marokko und über 50% in Algerien<br />
und dem Irak, in Ägyp-<br />
16 LOGBUCH 2/2011
ten und Tunesien <strong>bei</strong> etwas über<br />
35%.<br />
Mit den heutigen Kommunikationsmitteln<br />
(Stichwort Facebook-Generation)<br />
for<strong>der</strong>n insbeson<strong>der</strong>e<br />
die Jugendlichen ein<br />
an<strong>der</strong>es soziales und gerechteres<br />
Arabien, ein selbstbestimmtes<br />
Leben in Freiheit und Würde<br />
und vor allem Ar<strong>bei</strong>tsplätze. Sie<br />
haben es einfach satt, so weiterzuleben<br />
wie bisher. Sie lassen<br />
sich die Erniedrigungen durch<br />
eine wuchernde Bürokratie, Geheimdienste<br />
und schlecht bezahlte<br />
Polizisten sowie die entsetzliche<br />
Korruption (ein Grundübel<br />
in <strong>der</strong> arabischen Welt)<br />
nicht mehr gefallen. “Kifaya“:<br />
„Es reicht“, wie eine Losung auf<br />
dem Tahrir-Platz in Kairo lautete.<br />
Das ist <strong>der</strong> Hintergrund.<br />
Ich hätte einen Aufstand gegen<br />
Ben Ali noch am wenigsten erwartet.<br />
Tunesien ist ein eher<br />
mo<strong>der</strong>nes, von Frankreich geprägtes<br />
bürgerliches Land mit<br />
einer vergleichsweise breiten<br />
Mittelschicht, allerdings mit einem<br />
Jugendanteil von 42%. Unmittelbarer<br />
Auslöser <strong>der</strong> Revolte<br />
war die Selbstverbrennung<br />
eines gedemütigten Gemüsehändlers<br />
in Sidi Bou Sid in <strong>der</strong><br />
tiefsten Provinz. Nach <strong>der</strong> Flucht<br />
Ben Alis nach Saudi-Arabien<br />
beschreitet das Land den beschwerlichen<br />
Weg zu einem neuen<br />
Staat. Seither verharrt das<br />
Land in einer Art Starre. Caid<br />
Essebsi, bereits <strong>der</strong> 2. Übergangspremier,<br />
ist 84 Jahre als,<br />
diente noch unter Bourguiba und<br />
war kurze Zeit Vertreter seines<br />
Landes in Bonn, gilt nicht gerade<br />
als „Inkarnation“ des Fortschritts.<br />
Mit dem Aufstand in<br />
Tunesien hat sich erstmals die<br />
Bevölkerung eines arabischen<br />
Staates von seinem autokrati-<br />
LOGBUCH 2/2011<br />
schen Herrscher befreit.<br />
Ganz an<strong>der</strong>s als in Tunesien<br />
wurde die Lage in Ägypten von<br />
Beobachtern eingeschätzt, die<br />
die Macht des Regimes<br />
Mubarak, Unruhen je<strong>der</strong>zeit in<br />
Schach zu halten, überschätzten.<br />
Der Staatsapparat ist ungleich<br />
stärker und die Armee intakt.<br />
Aber das tunesische Beispiel<br />
beendete die Lethargie, die sich<br />
Jahrelang wie Mehltau lähmend<br />
auf die Bevölkerung gelegt hatte.<br />
Es war ein historischer Fehler,<br />
dass das Regime die Proteste<br />
<strong>der</strong> Jugendlichen, <strong>der</strong>en Anteil<br />
fast 53% beträgt und die sozialen<br />
Unterschiede (40% <strong>der</strong><br />
Bevölkerung verdient unter einem<br />
Dollar pro Tag) unterschätzt<br />
hatte.<br />
30 Jahre Amtszeit Mubaraks, die<br />
Wahlmanipulation im November<br />
2010, die eine 6. Amtszeit<br />
des Präsidenten o<strong>der</strong> eine Amtsübergabe<br />
an seinen Sohn Gamal<br />
im September d. J. vorbereiten<br />
sollte sowie die wachsenden<br />
Spannungen zwischen<br />
Muslimen und Kopten (10%)<br />
waren <strong>der</strong> zündende Funke, <strong>der</strong><br />
das Volk auf den Tahrirplatz<br />
(Platz <strong>der</strong> Befreiung) trieb. Das<br />
Regime, das ungeschickt taktierte,<br />
hat bis zuletzt ums Überleben<br />
gekämpft.<br />
Am 11. Februar wurde Hussni<br />
Mubarak nach 18 Tagen Protesten<br />
gestürzt. Seine Ankündigung,<br />
nicht wie<strong>der</strong> für de Präsidentschaft<br />
zu kandidieren, kam<br />
zu spät. Der neue Vizepräsident<br />
Soliman und das umgebildete<br />
Kabinett waren Figuren des alten<br />
Regimes. Ein „geordneter<br />
Übergang in Würde“ (<strong>der</strong> auch<br />
von den USA favorisiert wurde),<br />
war zwar richtig gedacht, aber<br />
von den Ereignissen überholt.<br />
Mubarak hatte zweifellos seine<br />
SICHERHEITSPOLITIK<br />
SICHERHEITSPOLITIK<br />
Verdienste. Er war ein Garant<br />
<strong>der</strong> Stabilität, er hat den Frieden<br />
mit Israel aufrechterhalten<br />
(wenngleich es auch ein „Kalter<br />
Frieden“ war) und hat eine vermittelnde<br />
Rolle zwischen Israel<br />
und den Palästinensern gespielt.<br />
Aber seine Zeit war abgelaufen.<br />
In Ägypten werden gestürzte<br />
Herrscher (siehe König Farouks<br />
Abgang 1952) nicht umgebracht<br />
wie im Irak. So konnte er sich in<br />
seine Villa in Sharm el-Scheich<br />
am Roten Meer zurückziehen,<br />
wo er unter Hausarrest steht.<br />
Wie geht es weiter? Das ist die<br />
große Frage. Eine wichtige Rolle<br />
kommt <strong>der</strong> Armee, insbeson<strong>der</strong>e<br />
dem „Hohen Rat <strong>der</strong><br />
Streitkräfte“ unter Vorsitz von<br />
Feldmarschall Tantawi zu. Sie<br />
hat sich bisher sehr besonnen gezeigt:<br />
„Die Armee schießt nicht<br />
auf Ägypter“. Sie sieht ihre Rolle<br />
darin, einen friedlichen Übergang<br />
zu garantieren. Es gilt das<br />
gesamte institutionelle Grundgerüst<br />
des Staates - Verfassung,<br />
Parlament und Präsidentschaft -<br />
zu erneuern. Nicht aus dem<br />
Auge zu verlieren ist, dass die<br />
Armee ein bedeuten<strong>der</strong><br />
Wirtschaftsfaktor ist. Sie kontrolliert<br />
ca. 40% <strong>der</strong> wichtigsten<br />
Unternehmen des Landes. Obwohl<br />
sie offenbar nicht vorhat,<br />
langfristig an <strong>der</strong> Macht zu bleiben,<br />
erhebt sich doch die Frage,<br />
ob sie freiwillig in die „Kasernen“<br />
zurückkehrt, wie kürzlich<br />
<strong>der</strong> neue Tourismusminister<br />
Mounir Abd al-Nur in <strong>Berlin</strong> optimistisch<br />
versicherte. Immerhin<br />
stehen auch beträchtlichen Privilegien<br />
auf dem Spiel.<br />
Die Opposition ist zersplittert<br />
und hat keine herausragende<br />
Führungspersönlichkeit wie Iran<br />
sie in Khomeini 1979 nach dem<br />
Sturz des Shahs hatte.<br />
17
SICHERHEITSPOLITIK<br />
SICHERHEITSPOLITIK<br />
EI Baradei ist zwar eine respektable<br />
Persönlichkeit, aber Diplomaten<br />
sind nun einmal keine<br />
Volkstribunen. Die Bürgerlichen<br />
wie die liberalen und <strong>der</strong> nationalistische<br />
Wafd („Delegation“),<br />
<strong>der</strong> zwischen den Weltkriegen,<br />
dem liberalen Zeitalter in<br />
Ägypten, die ägyptische Politik<br />
dominierte, sind zu schwach.<br />
Ein ernsthafter Anwärter auf die<br />
Präsidentschaft ist dagegen <strong>der</strong><br />
GS <strong>der</strong> Arabischen Liga, Amr<br />
Mussa, 74 Jahr alt, die wichtigste<br />
Stimme <strong>der</strong> arabischen Welt,<br />
Botschafter <strong>bei</strong> den VN und Indien,<br />
von 1991-2001 Außenminister.<br />
Seit 2005 war sein Verhältnis<br />
zu Mubarak zerrüttet. Er<br />
gilt als engagierter Verfechter<br />
<strong>der</strong> palästinensischen Sache und<br />
trat als scharfer Kritiker <strong>der</strong> israelischen<br />
Politik hervor. Nach<br />
eigenem Bekunden steht er aber<br />
zu dem Friedensvertrag mit Israel<br />
(„pacta sunt servanda“). Er<br />
dürfte aber ein weniger bequemer<br />
Vermittler als Mubarak sein.<br />
Neu verhandelt wird wohl <strong>der</strong><br />
Vertrag über bevorzugte Lieferkonditionen<br />
von ägyptischem<br />
Gas nach Israel.<br />
Der eigentllche Verlierer <strong>der</strong> Ereignisse<br />
in Ägypten dürfte Israel<br />
sein, dessen Parteien allesamt<br />
Mubarak nachtrauern. Die Israelis<br />
werden gut daran tun, sich auf<br />
die neue Lage einzustellen.<br />
Als die am besten organisierte<br />
Kraft in <strong>der</strong> Opposition werden<br />
die bisher verbotenen<br />
islamistischen Muslimbrü<strong>der</strong><br />
(MBr.) angesehen, die 1928 von<br />
Hassan el-Banna in Ägypten gegründet<br />
worden sind. Zur allgemeinen<br />
Überraschung haben sie<br />
sich - nach meiner Einschätzung<br />
aus taktischen Gründen – zurückgehalten,<br />
um sich nicht<br />
frühzeitig zu exponieren. Das<br />
bedeutet aber nicht, dass man sie<br />
unterschätzen sollte. Sie sind<br />
stark im Volk vernetzt und sozial<br />
engagiert. Da, wo <strong>der</strong> Staat<br />
versagt hat, haben sie die Lücke<br />
mit humanitären und sozialen<br />
Leistungen ausgefüllt. Bei wirklich<br />
freien Wahlen wird ihre<br />
Anhängerschaft auf ca. 30% geschätzt.<br />
Die Zahl <strong>der</strong> Sympathisanten<br />
dürft aber wohl noch höher liegen,<br />
was am tiefkonservativen<br />
und religiösen Charakter des<br />
ägyptischen Volkes liegt. Ihre<br />
Bandbreite reicht von Erdogans<br />
AKP in <strong>der</strong> Türkei bis zu den<br />
Djihadisten des ägyptischen<br />
Stellvertreters von Bin Laden,<br />
Aiman Sawahiri.<br />
Der Westen befindet sich in einem<br />
Dilemma, wie wir schon in<br />
den 90er Jahre in Algerien gesehen<br />
haben, als die Islamisten die<br />
Wahl gewonnen hatten und das<br />
Militär sie nie<strong>der</strong>knüppelte (ca.<br />
100.000 Tote). Was zählt: Demokratie<br />
o<strong>der</strong> Stabilität? El<br />
Baradei und auch Amr Mussa<br />
glauben, dass sie die<br />
Muslimbrü<strong>der</strong> einbinden können.<br />
Das dürfte ein Ritt auf dem<br />
sprichwörtlichen Tiger sein, wie<br />
<strong>bei</strong> uns von Papen und<br />
Hugenberg 1932/33 nach dem<br />
Sieg <strong>der</strong> National Sozialisten <strong>bei</strong><br />
den Reichstagwahlen erfahren<br />
mussten. M. E. sind Stabilität<br />
und Demokratie keine Gegensätze.<br />
Beide müssen in ein ausgewogenes<br />
Verhältnis gebracht<br />
werden.<br />
Und noch eine zweite Überraschung<br />
hat <strong>der</strong> Aufstand in<br />
Ägypten offenbart:<br />
Der Nahostkonflikt hat <strong>bei</strong> den<br />
Demonstranten keine Rolle gespielt,<br />
obwohl <strong>der</strong><br />
Friedensprozess zum Stillstand<br />
gekommen ist. Die internationa-<br />
le Gemeinschaft hat sich jahrzehntelang<br />
viel zu sehr auf den<br />
israelisch-palästinensischen<br />
Konflikt konzentriert. Dem gegenüber<br />
wurde die innere Lage<br />
in den einzelnen arabischen Län<strong>der</strong>n,<br />
wie wir jetzt wissen, zu<br />
sehr ausgeblendet. Diese Erkenntnis<br />
wird die Nahostpolitik<br />
künftig zu berücksichtigen haben.<br />
Angemerkt sei in diesem<br />
Zusammenhang, dass in jüngster<br />
Zeit die radikalen Palästinenser<br />
unter dem Druck <strong>der</strong> Umbrüche<br />
in <strong>der</strong> arabischen Welt durch erneute<br />
Anschläge auf Israel auf<br />
sich aufmerksam machen und<br />
wohl auch von den inneren<br />
Missständen in Arabien ablenken<br />
wollen.<br />
Erste Schritte in Richtung Demokratisierung<br />
sind in Ägypten<br />
getan. Am 19.März sind Än<strong>der</strong>ungen<br />
in <strong>der</strong> Verfassung mit<br />
großer Mehrheit (77%) <strong>bei</strong> 41%<br />
Wahlbeteiligung in einem Referendum<br />
gebilligt worden. Die<br />
Än<strong>der</strong>ungen sollen demokratische<br />
Wahlen des Staatsoberhaupts<br />
(Beschränkung <strong>der</strong> Amtszeit<br />
auf jeweils 4 Jahre), eines<br />
Parlaments und die Voraussetzungen<br />
zur Ausar<strong>bei</strong>tung einer<br />
neuen Verfassung gewährleisten.<br />
Der Militärrat hat die<br />
Rahmenbedingung für den<br />
Übergang zur Demokratie in<br />
einer Verfassungserklärung am<br />
30. März bestätigt.<br />
Kaum sind die Verfassungsän<strong>der</strong>ungen<br />
genehmigt, sieht die<br />
Demokratiebewegung eine<br />
Rückfallgefahr: Sie kritisiert,<br />
das sich an dem Präsidialsystem<br />
im Grunde nichts än<strong>der</strong>e, die<br />
Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Notstandsgesetze<br />
und des Verbots<br />
von Parteien auf religiöser<br />
Grundlage sowie den zu frühen<br />
Wahltermin, <strong>der</strong> die neuen Par-<br />
18 LOGBUCH 2/2011
teien wegen zu geringer<br />
Vorbereitungszeit benachteilige<br />
und die alten, wie die<br />
NDP, bevorzuge.<br />
Der Wandel in Ägypten bietet<br />
große Chancen, aber auch Risiken<br />
und Rückschläge. Positiv<br />
gesehen hat er das Tor für<br />
tiefgreifende Verän<strong>der</strong>ungen in<br />
<strong>der</strong> Region aufgestoßen. Denn<br />
was in Ägypten geschieht, hat<br />
ungeachtet allen Bedeutungswandels<br />
Auswirkungen auf die<br />
ganze arabische Welt. Bei pessimistischer<br />
Betrachtung: Wenn<br />
Kairo fällt, fällt ein Großteil<br />
<strong>der</strong> arabischen Welt. Sie können<br />
sich ausmalen, welche Folgen<br />
dies für Europa hätte.<br />
Während Ägypten als Kernland<br />
<strong>der</strong> arabischen Welt politisch<br />
das wichtigste ist, ist Saudi-<br />
Arabien wirtschaftlich das<br />
wichtigste. Der Wahabismus,<br />
eine beson<strong>der</strong>s strenge Form des<br />
Islam, und die Verteilung von<br />
Wohltaten an die Bevölkerung<br />
sichern vorerst die Stabilität des<br />
Regimes, dem schon seit Jahrzehnten<br />
<strong>der</strong> Untergang vorausgesagt<br />
worden ist, das aber dennoch<br />
überlebt hat. Achillesfersen<br />
sind <strong>der</strong> Lebensstil <strong>der</strong> zahlreichen<br />
Prinzen und die<br />
schiitische Min<strong>der</strong>heit in <strong>der</strong><br />
Ostprovinz, wo die weltweit<br />
größten Ölreserven liegen.<br />
Die saudische Führung beobachtet<br />
mit großer Sorge die schon<br />
seit Wochen andauernden Proteste<br />
<strong>der</strong> schiitischen Glaubensbrü<strong>der</strong><br />
im benachbarten<br />
Bahrein, die 70% <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
in dem kleinen Inselreich<br />
stellen, während König und die<br />
herrschende Schicht Sunniten<br />
sind. Riad sieht Teheran als<br />
Drahtzieher <strong>der</strong> Proteste und hat<br />
saudische Truppen zum Schutz<br />
des in Bedrängnis geratenen<br />
LOGBUCH 2/2011<br />
Königs entsandt. Dies ist das<br />
erste Mal. dass <strong>der</strong> seit 30 Jahren<br />
bestehende GCC mit Truppen<br />
in einem Mitgliedsland interveniert.<br />
(Anmerkung: In Bahrein<br />
hat die 5. US-Flotte ihre<br />
Basis). Im Süden Saudi-Arabiens,<br />
im Jemen, dem ärmsten,<br />
archaischten und von Stammesfehden<br />
geprägten arabischen<br />
land, steht Präsident Abdullah<br />
Salih, <strong>der</strong> seit 32 Jahren an <strong>der</strong><br />
Macht ist, mit dem Rücken zur<br />
Wand. Die Verhängung des Ausnahmezustandes<br />
nach blutigen<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzungen mit den<br />
Demonstranten und das Angebot<br />
Salihs, Anfang 2012 zurückzutreten<br />
und Wahlen abhalten zu<br />
wollen, haben die Lage bisher<br />
nicht entschärft. Nachdem Politiker,<br />
Diplomaten und hohe Offiziere,<br />
darunter <strong>der</strong> Halbbru<strong>der</strong><br />
des Präsidenten Gamal AI-<br />
Ahmar, bisher <strong>der</strong> Verbindungsmann<br />
zu Al-Qaida, zur Opposition<br />
übergelaufen sind, bröckelt<br />
das Regime. Zwei Gefahren<br />
zeichnen sich ab: Eine Spaltung<br />
des Landes in Nord und Süd<br />
und eine „Somalisierung“ am<br />
Bab el Mandeb mit <strong>der</strong> Folge,<br />
das ein weiterer Stützpunkt von<br />
al-Qaida (was übrigens „die Basis“<br />
heißt) entsteht.<br />
Drei Monate nach Beginn des<br />
arabischen Volksaufstandes ist<br />
<strong>der</strong> revolutionäre Funke auf eines<br />
<strong>der</strong> repressivsten Regime <strong>der</strong><br />
Region, nämlich Syrien, übergesprungen.<br />
Zunächst fand <strong>der</strong><br />
größte Protest in <strong>der</strong> Provinz, in<br />
<strong>der</strong> im Süden gelegenen Stadt<br />
Draa statt, <strong>der</strong> sich aber dann auf<br />
an<strong>der</strong>e Städte ausdehnte. Präsident<br />
Bashar al-Assad, <strong>der</strong> sein<br />
Amt vor 11 Jahren von seinem<br />
Vater übernommen hat, wähnte<br />
sein Land immun gegen den Virus<br />
des Volksaufstandes. Auch er<br />
SICHERHEITSPOLITIK<br />
SICHERHEITSPOLITIK<br />
hat sich geirrt. In seiner mit<br />
Spannung erwarteten Rede am<br />
30. März war kaum ein Wort<br />
von mutigen Reformen und Aufhebung<br />
des Ausnahmezustandes<br />
zu finden. Dass Syrien Opfer einer<br />
„ausländischen Verschwörung“<br />
(Sprich Mossad) sei, entspricht<br />
arabischer Rhetorik,<br />
glaubt aber kein Syrer. Seine<br />
Rede war ein Dokument des<br />
Machterhalts <strong>der</strong> Familie<br />
Assad, <strong>der</strong> alawitischen Glaubensgemeinschaft<br />
(ca.11%) und<br />
für die seit 1963 herrschende<br />
Baath-Partei. Dass Assad sein<br />
Kabinett entlassen hat, könne<br />
man getrost vernachlässigen, da<br />
es ohnehin nichts zu sagen hatte<br />
(wie <strong>der</strong> Nahost-Kommentator<br />
<strong>der</strong> FAZ W. G. Lerch zurecht<br />
bemerkt). Der Ausgang <strong>der</strong> Unruhen<br />
ist wichtig, weil Syrien<br />
engster Verbündeter Irans im<br />
Nahen Osten ist und Hizbollah<br />
im Libanon und Hamas in Gaza<br />
kontrolliert. Die schiitische Achse<br />
steht auf dem Spiel.<br />
Die arabischen Monarchien<br />
haben sich bisher am besten behauptet.<br />
Die übergroße Mehrheit<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung for<strong>der</strong>t zwar<br />
auch Reformen, stellt aber die<br />
Monarchie als Staatsform nicht<br />
in Frage. Als Nachkommen des<br />
Propheten genießen die<br />
Haschemiten in Jordanien und<br />
die Alawiten in Marokko einen<br />
beson<strong>der</strong>en Schutz.<br />
An<strong>der</strong>s als in Tunesien und<br />
Ägypten ist aus <strong>der</strong> Protestbewegung<br />
in Libyen schnell ein<br />
bürgerkriegsartiger Konflikt geworden,<br />
an dem auch Interventionsmächte<br />
von außen beteiligt<br />
sind. Die Dinge sind noch<br />
im Fluss, so dass sich eine endgültige<br />
Analyse verbietet.<br />
Die libysche Bevölkerung ist<br />
eine Stammesgesellschaft. Es<br />
19
SICHERHEITSPOLITIK<br />
SICHERHEITSPOLITIK<br />
gab kaum eine fest gefügte staatliche<br />
Ordnung. Die Senussi waren<br />
als Bewegung <strong>der</strong> religiösen<br />
Erneuerung vom 16. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
aus Marokko in die Cyrenaika<br />
gekommen und stellten im 20.<br />
Jh. den einzigen König Libyens.<br />
Ab 1912 italienische Kolonie.<br />
Nach Weltkrieg I britisches<br />
Mandat. Seit 1969 Oberst<br />
Gaddafi. Libyen ist reich an Öl<br />
(mehr als 3% <strong>der</strong> weltweiten Reserven)<br />
und Erdgas. Gaddafi verfügt<br />
über einen effizienten<br />
Unterdrückungsapparat, eine<br />
mo<strong>der</strong>n ausgerüstete Armee und<br />
gut bezahlte Söldner aus Afrika.<br />
Wenn es gleichwohl zu einer<br />
Massenbewegung gegen<br />
Gaddafi kam, so war es <strong>der</strong><br />
Dominoeffekt des Rufs nach<br />
Freiheit nach 42 Jahren Unterdrückung.<br />
„Wir wollen leben“<br />
lautet ein Slogan <strong>der</strong> anarchischen<br />
Aufstandsbewegung, die<br />
sich von <strong>der</strong> Cyrenaika im Osten<br />
des Landes, bis nach Tripolis im<br />
Westen (wo etwa 80% <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
leben) ausdehnte.<br />
Im Gegensatz zu seinen Amtsbrü<strong>der</strong>n<br />
Ben Ali und Mubarak<br />
wich Gaddafi nicht dem Druck,<br />
son<strong>der</strong>n führte Krieg gegen sein<br />
eigenes Volk. Immer wenn es<br />
eng für ihn wurde; griff er zum<br />
Terror. Die Liste ist lang: OPEC-<br />
Konferenz in Wien; Lockerbie,<br />
bis „La Belle“ in <strong>Berlin</strong>, usw.<br />
Am 1. März kam <strong>der</strong> Gegenschlag<br />
Gaddafis, <strong>der</strong> die Aufständischen<br />
mit brutaler Gewalt<br />
bis nach Bengasi zurückdrängte.<br />
Seither wogt das Kampfgeschehen<br />
hin und her.<br />
In letzter Minute beschloss <strong>der</strong><br />
SR-VN am 17. März auf den<br />
Hilferuf <strong>der</strong> Aufständischen mit<br />
10 Stimmen und 5 Enthaltungen<br />
die Errichtung einer Flugverbotszone<br />
über Libyen, nachdem<br />
von arabischer und afrikanischer<br />
Seite <strong>der</strong> Weg für ein militärisches<br />
Eingreifen freigemacht<br />
worden war. Die recht weitgehende<br />
Res. 1973 nach Kap. VII<br />
<strong>der</strong> SVN, die nach Art. 25 für<br />
alle Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> VN verbindlich<br />
ist, ermächtigt die Mitgliedstaaten<br />
entwe<strong>der</strong> alleinhandelnd<br />
o<strong>der</strong> über regionale Organisationen<br />
alle „notwendigen Maßnahmen<br />
zum Schutz <strong>der</strong> Zivilbevölkerung<br />
zu treffen. Nach<br />
<strong>der</strong> Irak-Resolution 678 vom<br />
29.11.1990 schließt diese Formel<br />
den Einsatz von Waffengewalt<br />
ein, nicht jedoch eine<br />
Bodenoffensive. Das unausgesprochen<br />
langfristige Ziel dürfte<br />
ein „Regime Change“ sein.<br />
Das Prinzip <strong>der</strong> Nichteinmischung<br />
greift nicht, da die Staatengemeinschaft<br />
nach Völkerrecht<br />
eine Schutzverantwortung<br />
(„Responsibility to<br />
protect“) hat, wenn ein Staat<br />
zum Schutz seiner Bevölkerung<br />
vor massiven Menschenverletzungen<br />
nicht willens o<strong>der</strong><br />
fähig ist.<br />
Während die „Koalition <strong>der</strong> Willigen“<br />
vor allem auf Betreiben<br />
Frankreichs und Großbritanniens<br />
und nach anfänglichem<br />
Zögern auch die USA unverzüglich<br />
an die Durchführung <strong>der</strong><br />
SR-Res. gingen, wurde BM<br />
Westerwelle wegen <strong>der</strong> deutschen<br />
Stimmenthaltung im SR<br />
(zusammen mit Russland und<br />
China) von Teilen <strong>der</strong> Koalition,<br />
aber auch <strong>der</strong> Opposition heftig<br />
kritisiert. Er habe Deutschland<br />
international isoliert. Der Vorsitzende<br />
des Auswärtigen Ausschusses<br />
des Bundestages<br />
Polenz sprach von einer operativen<br />
Lücke <strong>der</strong> deutschen Position<br />
(dh. zwischen Ermutigung<br />
<strong>der</strong> Aufständischen und Abseits-<br />
stehen). Mit an<strong>der</strong>en Worten:<br />
Man wäre Gaddafi gern los,<br />
lehnt aber die Mittel ab, die<br />
dazu nötig wären. Man spricht<br />
viel über „diplomatische Lösungen“.<br />
Aber ohne Macht ist die<br />
Diplomatie ein zahnloser Tiger.<br />
Klüger wäre es gewesen,<br />
Gaddafi die Waffen gar nicht erst<br />
zu verkaufen, die jetzt wie<strong>der</strong><br />
zerstört werden müssen. Im Übrigen<br />
schloss Gaddafi am 5.4.<br />
seinen Machtverzicht, die zentrale<br />
For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Regimegegner,<br />
kategorisch aus.<br />
Deutschland und Europa brauchen<br />
eine neue Südpolitik.<br />
Das Kompensationsangebot <strong>der</strong><br />
Bundesregierung, sich stattdessen<br />
in Afghanistan mit AWACS<br />
zu engagieren, hinterließ <strong>bei</strong><br />
unseren Alliierten einen schalen<br />
Beigeschmack.<br />
Das deutsche Abseitsstehen<br />
könnte weitreichende Folgen<br />
haben, wie schon seinerzeit im<br />
Irakkrieg 2003 (damals standen<br />
wir immerhin mit Frankreich<br />
zusammen). Mit dieser Absage<br />
ist <strong>der</strong> Vertrauensverlust groß.<br />
Unsere Position in <strong>der</strong> EU ist<br />
geschwächt, und in <strong>der</strong> NATO<br />
hat unsere Bündnisfähigkeit gelitten.<br />
In entscheidenden Fragen<br />
haben wir bisher mit unseren<br />
Verbündeten eine gemeinsame<br />
Haltung eingenommen.<br />
Unsere Ambitionen, ständiges<br />
Mitglied des SR-VN zu werden,<br />
die ohnehin wenig Aussicht auf<br />
Erfolg hatten, können wir wenigstens<br />
vorläufig ad acta legen.<br />
Mehr Verantwortung übernehmen<br />
zu wollen, bedingt die Bereitschaft<br />
zu mehr Pflichten. Das<br />
böse Wort vom „deutschen<br />
Son<strong>der</strong>weg“ macht wie<strong>der</strong> die<br />
Runde.<br />
Mein Rat wäre gewesen: Mit<br />
„Ja“ <strong>der</strong> Res. zuzustimmen,<br />
20 LOGBUCH 2/2011
was nicht bedeutet hätte, uns automatisch<br />
mit deutschen Soldaten<br />
zu beteiligen. Der Bundestag<br />
hätte ohnehin das letzte Wort<br />
gehabt, wenn wir Z.B. an <strong>der</strong><br />
Überwachung des Waffenembargos<br />
zur See teilgenommen<br />
hätten. Es war schwierig, unseren<br />
Verbündeten den Rückzug<br />
<strong>der</strong> deutschen AWACS-Verbände<br />
und <strong>der</strong> zwei Fregatten<br />
im Mittelmeer aus <strong>der</strong> NATO<br />
zu vermitteln. Eine Ironie <strong>der</strong><br />
Geschichte ist, dass <strong>der</strong> Einsatz<br />
<strong>der</strong> US-Streitkräfte vom Afrika-<br />
Kommando in Stuttgart koordiniert<br />
wird. Der unselige Streit<br />
über die Führung <strong>der</strong> Libyen-<br />
Operation aus Prestigegründen<br />
ist inzwischen zugunsten <strong>der</strong><br />
NATO entschieden.<br />
Sowohl militärisch als auch politisch<br />
ist die Lage in Libyen<br />
ungewiss. Militärisch werden<br />
die Aufständischen nur Erfolg<br />
haben, wenn sie von <strong>der</strong> westlichen<br />
Koalition unterstützt werden,<br />
d. h. auch durch den Einsatz<br />
von Bodentruppen, was aber<br />
wohl nur aufgrund einer neuen<br />
Res. des VN-SR als Rechtsgrundlage<br />
möglich wäre. Politisch<br />
haben sich Mitglie<strong>der</strong> des<br />
Regimes, wie <strong>der</strong> Außenminister<br />
Mussa Kussa, abgesetzt.<br />
Gaddafis Versuch, sich mit diplomatischen<br />
Mitteln zu retten,<br />
dürfte kaum Aussicht auf Erfolg<br />
haben, da ein Neuanfang nur<br />
ohne Gaddafi möglich erscheint.<br />
Bisher ist Gaddafi nur geschwächt,<br />
aber nicht besiegt.<br />
Der Ausgang des Ringens in Libyen<br />
könnte darüber entscheiden,<br />
ob die „Revolution“ o<strong>der</strong><br />
die „Konterrevolution“ in Arabien<br />
Erfolg haben wird.<br />
Die südliche Gegenküste Europas<br />
dürfte unruhig bleiben.<br />
Islam - Islamismus als politi-<br />
LOGBUCH 2/2011<br />
sche Herausfor<strong>der</strong>ung für die<br />
westliche Welt<br />
Die Umwälzungen in <strong>der</strong> arabischen<br />
Welt in diesem Jahr hat<br />
wie zuvor <strong>der</strong> 11. September<br />
2001 unsere Aufmerksamkeit<br />
auf dramatische Weise wie<strong>der</strong><br />
auf den Krisenbogen gelenkt,<br />
<strong>der</strong> Europa im Süden umgibt.<br />
Neben dem ungelösten arabischisraelischenJahrhun<strong>der</strong>tkonftikt,<br />
den Irak-Kriegen und dem<br />
Afghanistan-Krieg ist <strong>der</strong><br />
Islamismus die weitere große<br />
Krise unserer Zeit.<br />
Nach dem Zerfall des Sowjetimperiums<br />
und seiner tragenden<br />
Ideologie glaubten Optimisten,<br />
dass damit auch das Ende jeglicher<br />
Bedrohung Europas gekommen<br />
sei. „Wir sind nur von<br />
Freunden umgeben“ hieß es euphemistisch,<br />
o<strong>der</strong> auch „umzingelt“,<br />
wie Zyniker meinten. Die<br />
Terroranschläge in New York<br />
und Washington, aber auch in<br />
Europa und an<strong>der</strong>en Orten <strong>der</strong><br />
Welt, haben auf bedrohliche<br />
Weise deutlich gemacht, welche<br />
Gefahren insbeson<strong>der</strong>e die westliche<br />
Welt seitens eines neuen<br />
Universalismus ausgesetzt ist.<br />
Ob wir <strong>bei</strong>spielsweise am Irak-<br />
Krieg teilgenommen haben o<strong>der</strong><br />
nicht, ist völlig unerheblich.<br />
Auch wir sind im Fadenkreuz<br />
<strong>der</strong> Islamisten weil Deutschland<br />
zur Gemeinschaft freiheitlicher<br />
Demokratien gehört. Aus dieser<br />
Gemeinschaft können wir durch<br />
Wohlverhalten gar nicht austreten,<br />
weil <strong>der</strong> Gegner unsere Existenz<br />
und unsere Werte nicht<br />
anerkennt. Es ist nicht eine Frage<br />
<strong>der</strong> politischen Opportunität,<br />
son<strong>der</strong>n eine Grundsatzfrage.<br />
Neutralität ist daher keine vertretbare<br />
Option. Ein Krieg neuer<br />
Art ist im Gange: Global in<br />
<strong>der</strong> Reichweite, asymmetrisch in<br />
SICHERHEITSPOLITIK<br />
SICHERHEITSPOLITIK<br />
<strong>der</strong> Anlage, terroristisch in den<br />
Mitteln, politisch in <strong>der</strong> Perspektive,<br />
religiös in den Motiven wie<br />
<strong>der</strong> Islamwissenschaftler Hans-<br />
Peter Raddatz richtig analysiert.<br />
Die Außenpolitik und die Medien<br />
haben die Bedrohung lange<br />
unterschätzt. Deshalb brauchen<br />
wir mehr Wissen über das<br />
Komplexe Spannungsverhältnis<br />
zwischen dem Islam als Religion<br />
und dem Islam als politische<br />
Macht. Der Islamismus ist vom<br />
Islam abzugrenzen.<br />
Die Beurteilung des Islamismus<br />
geht weit auseinan<strong>der</strong>. Sie reicht<br />
von Schönfärberei und Beschwichtigung<br />
bis zu übertriebener<br />
Sorge. Es geht nicht darum,<br />
ein neues „Feindbild Islam“<br />
aufzubauen. Aber die islamische<br />
Welt muss umgekehrt davon<br />
Abstand nehmen, ein „Feindbild<br />
westliche Welt“ zu schaffen.<br />
Die Fragestellung lautet:<br />
Was ist unter Islam und unter<br />
Islamismus zu verstehen?<br />
Der religiöse Ausgangspunkt<br />
Der Islam („Hingabe an Gott“)<br />
ist nach dem Juden- und Christentum<br />
die letzte monotheistische<br />
Offenbarungsreligion, <strong>der</strong>en<br />
Stifter Mohammed (um<br />
570-632) eine <strong>der</strong> großen und<br />
bedeutenden Persönlichkeiten<br />
<strong>der</strong> Weltgeschichte war. Nach<br />
dem islamischen Glaubensbekenntnis<br />
hat sich Gott dem Menschen<br />
durch seinen Propheten in<br />
<strong>der</strong> Heiligen Schrift, dem Koran<br />
(„Verkündigung“), in endgültiger<br />
Weise mitgeteilt. Neben <strong>der</strong><br />
Koranischen Offenbarung als<br />
unabän<strong>der</strong>liche Quelle des Islam<br />
ist die Gewohnheit des Propheten<br />
(„Hadith“) die praxis normierende<br />
Rechtschnur im täglichen<br />
Leben <strong>der</strong> Muslime und die<br />
„Sharia“, (d. h. das heilige<br />
Recht, wörtlich <strong>der</strong> Weg zur<br />
21
SICHERHEITSPOLITIK<br />
SICHERHEITSPOLITIK<br />
Wassertränke) die dritte Grundlage<br />
des Islam.<br />
Als letzter in einer Reihe von<br />
Propheten (Abraham, Moses<br />
und Jesus Christus) sah Mohammed<br />
sich gleichsam als „Siegel“,<br />
das einerseits das Zeitalter <strong>der</strong><br />
Ignoranz („Gahiliyya“) beendete<br />
und an<strong>der</strong>erseits als letzte Offenbarung<br />
jede Weiterentwicklung<br />
(wie sie für die europäische<br />
Geistesgeschichte kennzeichnend<br />
ist) ein für allemal ausschloss.<br />
So kam es, dass <strong>der</strong><br />
fromme Muslim das „Goldene<br />
Zeitalter“ („die beste aller Zeiten“)<br />
zu Beginn <strong>der</strong> Epoche des<br />
Propheten sieht, während es <strong>der</strong><br />
Europäer fortschrittsgläubig in<br />
die Zukunft projiziert. Während<br />
<strong>der</strong> Islam <strong>bei</strong> Mohammed stehen<br />
geblieben ist, haben wir den Humanismus,<br />
die Renaissance, die<br />
Reformation, die Aufklärung bis<br />
hin zur Mo<strong>der</strong>ne durchlaufen.<br />
Diese unterschiedliche Orientierung<br />
ließ zwischen <strong>der</strong> rückwärtsgewandten<br />
Prophetie des<br />
Islam mit seiner großen religiösen<br />
und kulturellen Tradition<br />
und <strong>der</strong> Zukunftsutopie <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne<br />
allmählich einen immer<br />
tieferen Graben entstehen.<br />
Nach dem traditionellen Selbstverständnis<br />
<strong>der</strong> Muslime sieht<br />
sich <strong>der</strong> Islam nicht nur als<br />
Schlusspunkt <strong>der</strong> Prophetengeschichte,<br />
die kritisches Denken<br />
ausschließt, son<strong>der</strong>n auch<br />
als eine umfassende Lebensordnung,<br />
die alle Bereiche des<br />
Lebens nach religiös orientierten<br />
Grundsätzen regelt. Religion,<br />
Kultur, Recht, Politik, Staat gelten<br />
als eine ursprüngliche untrennbare<br />
Einheit („Din wa<br />
Daula“. Für Muslime hat Religion<br />
einen viel höheren Stellenwert<br />
als im säkularisierten Westen.<br />
Von <strong>der</strong> Religion gibt es<br />
keine Emanzipation. Ein solcher<br />
Gedanke ist eine Schöpfung Europas.<br />
„Den“ Islam gibt es ebensowenig<br />
wie „das“ Christentum.<br />
Die Spaltung <strong>der</strong> Umma, <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />
<strong>der</strong> Gläubigen, in<br />
Sunna (90%) und Schia (etwa<br />
10%) spielt in diesem Zusammenhang<br />
keine Rolle, da <strong>bei</strong>de<br />
Hauptrichtungen des Islam auf<br />
Nachfolgestreitigkeiten zurückgehen.<br />
Geschichtlich gesehen, hat sich<br />
<strong>der</strong> Islam nach Mohammed in<br />
kurzer Zeit in einem <strong>bei</strong>spiellosen<br />
Siegeszug ausgebreitet. Mit<br />
dem Aufstieg Europas und Amerikas<br />
im Zeitalter des Kolonialismus<br />
und Imperialismus stürzte<br />
ihn <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>gang des Osmanischen<br />
Reiches beginnend mit<br />
Napoleons Landung in Ägypten<br />
1798 in eine tiefe Krise.<br />
Im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t sind im islamischen<br />
Kerngebiet, im Nahen<br />
und Mittleren Osten, zwei qualitativ<br />
verschiedene Entwicklungsphasen<br />
zu unterscheiden:<br />
Nationalismus und Islamismus.<br />
Vertreter <strong>der</strong> nationalistischen<br />
Orientierung sind Kemal<br />
Attatürk, Nasser. Assad, Saddam<br />
Hussein und - als „Zuspätgekommener<br />
<strong>der</strong> Geschichte“ -<br />
Arafat. Während es den Nationalisten<br />
darum ging, sich vom<br />
Kolonialismus zu befreien,<br />
gleichzeitig aber dem Westen<br />
nachzueifern, wollen die<br />
Islamisten diesen bekämpfen<br />
und ihm ein Alternativmodell<br />
entgegen setzen. In <strong>der</strong> arabischen<br />
Welt wurde die Nie<strong>der</strong>lage<br />
von 1967, als Nassers Ägypten<br />
den 6-Tagekrieg gegen Israel<br />
Schmählich verlor, zur „Wasserscheide“,<br />
wie <strong>der</strong> ehemalige<br />
Nahost-Korrespondent <strong>der</strong> NZZ<br />
Arnold Hottinger es formulier-<br />
te. Die Nie<strong>der</strong>lage Saddam<br />
Husseins im Zweiten Golfkrieg<br />
1990/91 und Irak-Krieg 2003<br />
bedeutete eine weitere Schwächung<br />
<strong>der</strong> nationalistischen<br />
Richtung.<br />
Aus Enttäuschung über die Rezeption<br />
westlicher Werte kam es<br />
zur Rückbesinnung auf die<br />
Quellen. Der ursprüngliche Islam<br />
erfuhr eine<br />
Neubelebung.Zugleich fanden<br />
die Verfechter des Islamismus<br />
die sich auf den Islam beriefen,<br />
parallel zur Erstarkung <strong>der</strong> arabischen<br />
Welt nach <strong>der</strong> Ölkrise<br />
1973 immer mehr Gehör. Damit<br />
kam eine universalistische Tendenz<br />
zum Zuge. Anknüpfungspunkt<br />
ist nicht mehr die einzelne<br />
Nation, son<strong>der</strong>n eine<br />
grundsätzlich weltweite Geltung<br />
beanspruchende Religion.<br />
Diese soll wie in <strong>der</strong> islamischen<br />
Orthodoxie <strong>der</strong> Frühzeit<br />
wie<strong>der</strong> mit Kultur, Staat, Recht<br />
und Politik zu einer Einheit verschmolzen<br />
werden - und das<br />
nicht nur in <strong>der</strong> religiösen Lehre,<br />
son<strong>der</strong>n auch in <strong>der</strong> politischen<br />
Praxis. Eine Trennung<br />
zwischen „Weltlichem“ und<br />
„Geistlichem“, zwischen Staat<br />
und Moschee, soll es nicht länger<br />
geben.<br />
Geistige Wegbereiter des<br />
Ausschließlichkeitsanspruchs<br />
des islamistischen Modells (eine<br />
Koexistenz zwischen mehreren<br />
„Wahrheiten“ wird ausgeschlossen)<br />
waren vor allem zwei Ägypter:<br />
Hassan al-Banna, <strong>der</strong> Begrün<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Muslimbru<strong>der</strong>schaft<br />
1928, und <strong>der</strong> 1966 von Nasser<br />
öffentlich gehenkte Chefideologe<br />
<strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>schaft Sayyed<br />
Qutb. Während Banna überwiegend<br />
auf Evolution - wenn auch<br />
nicht allein – setzte, lieferte<br />
Sayyid Qutb mit seinen radika-<br />
22 LOGBUCH 2/2011
len lehren die intellektuelle Begründung<br />
für den revolutionären<br />
Kampf gegen die bestehende<br />
Weltordnung und für die islamische<br />
Weltherrschaft. Er<br />
verkündete: : „Die islamische<br />
Umma („Gemeinschaft <strong>der</strong><br />
Gläubigen“) muss erneut ins<br />
Leben gerufen werden, damit <strong>der</strong><br />
Islam erneut die Führung <strong>der</strong><br />
gesamten Menschheit übernimmt,<br />
die ihm obliegt“. Die<br />
Teilung <strong>der</strong> Welt in eine satanische<br />
Welt <strong>der</strong> „Gahiliyya“ (Ignoranz)<br />
und in eine gute Welt <strong>der</strong><br />
gläubig gehorsamen Muslime<br />
(so Khomeini) muss dieser sich<br />
ständig verbreitenden Weitsicht<br />
zugunsten <strong>der</strong> weltweiten<br />
„Umma“ aufgehoben werden.<br />
Nach <strong>der</strong> Zwei-Welten-Lehre<br />
ist die Welt in zwei Häuser geteilt.<br />
In „Dar al-Islam“ (Haus<br />
des Islam o<strong>der</strong> Friedens) und in<br />
„Dar al-Harb“ (Haus des Krieges).<br />
Als Haus des „Krieges“<br />
werden die Teile <strong>der</strong> Welt angesehen,<br />
in denen Muslime nicht<br />
herrschen, also wir. In Dar al-Islam<br />
können nur Muslime die<br />
Herrschaft ausüben. Gehört ein<br />
Gebiet zum Haus des Friedens,<br />
ist dieser Zustand nicht mehr<br />
rückgängig zu machen o<strong>der</strong> ist<br />
wie<strong>der</strong>herzustellen (eine Art<br />
„grüne Breschnew-Doktrin“).<br />
Bin Laden sagte das klar in einer<br />
seiner Verlautbarungen:<br />
„Wir dürfen nicht zulassen, dass<br />
mit Palästina das gleiche geschieht<br />
wie mit Al-Andalus“ (in<br />
Spanien nach <strong>der</strong> Reconquista).<br />
Alles Abtrünnige muss, wenn es<br />
nach diesen Fanatikern geht,<br />
bekämpft werden.<br />
Ebensowenig kann ein Muslim<br />
aus dem Islam austreten.<br />
Ein Religionswechsel ist ausgeschlossen.<br />
Er wäre wegen Apostasie<br />
des Todes. Das Verhält-<br />
LOGBUCH 2/2011<br />
nis zwischen <strong>bei</strong>den Häusern<br />
wird in dieser auf die ursprüngliche<br />
Lehre zurückgeführten<br />
Sicht grundsätzlich durch Feindschaft<br />
und den „Djihad“, d.h.<br />
durch die äußerste Anstrengung<br />
<strong>bei</strong>m Vorgehen, notfalls in Form<br />
des „Heiligen Krieges“ bis hin<br />
zu Unterwerfung <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite unter den Islam bestimmt.<br />
Ein Son<strong>der</strong>status kann Schriftbesitzern<br />
(Christen und Juden)<br />
im Islamgebiet als Schutzbefohlene<br />
(Dhimmis) gegen Zahlung<br />
einer Kopfsteuer und Gewährung<br />
min<strong>der</strong>er Rechte (kein Kirchenbau,<br />
Tragen beson<strong>der</strong>er<br />
Kleidung) eingeräumt werden.<br />
Das letzten Endes anzustrebende<br />
Ziel ist die Beendigung des<br />
Krieges („Harb“), das die „Ungläubigen“<br />
<strong>der</strong> Ausbreitung des<br />
Islam entgegensetzen, und die<br />
Herstellung des Weltfriedens<br />
unter <strong>der</strong> Herrschaft des Islam,<br />
welche die Aufhebung <strong>der</strong> Zweiteilung<br />
nach sich zieht. Dieses<br />
„Friedenskonzept“ beschrieb <strong>der</strong><br />
führende Ideologe des Islamismus<br />
Sayyid Qutb, wie folgt:<br />
„Der islamische Djihad verfolgt<br />
das Ziel, die Weltrevolution zu<br />
verwirklichen ... Nur durch diese<br />
Revolution wird es möglich<br />
sein, den Frieden („Salam“) zu<br />
erreichen ... Das Endziel ist <strong>der</strong><br />
Weltfrieden, d.h. die gerechte<br />
Ordnung, die auf den höheren<br />
Werten des Islam basiert ...<br />
„Weltfrieden“ bedeutet demnach<br />
die Weltherrschaft unter islamischem<br />
Vorzeichen und nicht<br />
Friede auf <strong>der</strong> pluralistischen<br />
Basis wechselseitigen Geltenlassens.<br />
Die Ausdehnung des Islam mittels<br />
des Djihad waren in <strong>der</strong><br />
Geschichte durch die Machtverhältnisse<br />
taktische Grenzen gesetzt.<br />
Die Rechtfertigung für<br />
SICHERHEITSPOLITIK<br />
SICHERHEITSPOLITIK<br />
Kompromisse mit den stärkeren<br />
Realitäten hat <strong>der</strong> Prophet nach<br />
dem Waffenstillstand von<br />
Hudaibia 628 n. Chr. noch<br />
selbst geliefert. Da<strong>bei</strong> handelte<br />
es sich um Sicherheitszusagen<br />
auf Zeit an ungläubige Gemeinwesen,<br />
die gekündigt werden<br />
mussten, wenn und soweit die<br />
Muslime wie<strong>der</strong> stärker waren<br />
als die Ungläubigen. Im Koran<br />
heißt es: „Werdet daher nicht<br />
matt. Einladet sie nicht zum<br />
Frieden, während ihr die Oberhand<br />
habt“ (Sure 47,36).<br />
Am Beispiel des Verhaltens <strong>der</strong><br />
Islamisten gegenüber Demokratie<br />
und Menschenrechte wird<br />
deutlich, in welchem Spannungsverhältnis<br />
die unterschiedlichen<br />
Wertvorstellungen stehen.<br />
Demokratie und Menschenrechte<br />
sind Ergebnis einer langen<br />
geschichtlichen Entwicklung,<br />
sind Stationen, die sich am Menschen<br />
und seinen Individualrechten<br />
orientieren. Der Islam<br />
hat nie eine solche Evolution<br />
erlebt. Der Denker Ibn Sina<br />
o<strong>der</strong> Ibn Rushd, <strong>der</strong> für die Unabhängigkeit<br />
<strong>der</strong> Philosophie<br />
eintrat, wurden als Häretiker<br />
verbannt. Nach <strong>der</strong> klassischen<br />
Theorie gilt im Islam das Prinzip<br />
<strong>der</strong> Herrschaft Gottes als<br />
Souverän über den Kosmos,<br />
demgegenüber eine Volkssouveränität<br />
nicht denkbar ist.<br />
Das eigenständige Modell <strong>der</strong><br />
„Shura“ (Konsultation) lässt<br />
zwar Meinungen, aber keine<br />
„unislamischen“ Meinungen,<br />
zu. Der Universalitätsanspruch<br />
<strong>der</strong> göttliches Recht darstellenden<br />
„Sharia“ kollidiert<br />
mit den individuellen Menschenrechten<br />
des Westens (beson<strong>der</strong>s<br />
Familien- und Erbrecht)<br />
und dem Mindeststandard <strong>der</strong><br />
UN-Menschenrechtkonven-<br />
23
SICHERHEITSPOLITIK<br />
SICHERHEITSPOLITIK<br />
tionen. Theozentrismus und<br />
Anthropozentrismus schließen<br />
sich aus.<br />
Neben vielen an<strong>der</strong>en Beispielen<br />
hat die Fatwa (isl. Rechtsgutachten)<br />
Khomeinis gegen den<br />
Schriftsteller Salman Rushdi<br />
und die Zwangsscheidung des<br />
ägyptischen liberalen Islamwissenschaftlers<br />
Abu Zaid wegen<br />
angeblicher Apostasie für<br />
internationales Aufsehen gesorgt.<br />
Konflikte können sich auch in<br />
Europa ergeben, wenn hier lebende<br />
muslimische Einwan<strong>der</strong>er<br />
dazu aufgefor<strong>der</strong>t werden sollten,<br />
nicht <strong>der</strong> Rechtsordnung ihres<br />
Gastlandes (<strong>bei</strong> uns also dem<br />
GG), son<strong>der</strong>n unter Berufung<br />
auf die Religionsfreiheit den islamischen<br />
Gesetzen <strong>der</strong> Sharia<br />
zu gehorchen. Die inkorporation<br />
von Elementen <strong>der</strong> Sharia in<br />
unser Rechtssystem wäre eine<br />
offene Herausfor<strong>der</strong>ung für die<br />
Autorität und die Rechtsgeltung<br />
des betroffenen Staates. Ich denke<br />
in diesem Zusammenhang an<br />
den Fall Kaplan, den sog. „Kalifen<br />
von Köln“. Er bekannte:<br />
„Islam und Demokratie werden<br />
niemals miteinan<strong>der</strong> vereinbar<br />
sein. Wenn wir an die Macht<br />
kommen, werden wir das Parlament<br />
zerstören und nie<strong>der</strong>brennen<br />
und die Asche im Meer vers<br />
t r e u e n “ .<br />
Wirtschaftliche und sogar soziale<br />
Probleme sind nicht Ursache<br />
des Islamismus, wie immer<br />
im Westen behauptet wird<br />
(<strong>der</strong> alles Übel in <strong>der</strong> Welt auf<br />
die soziale Frage reduziert),<br />
wohl aber instrumentalisiert er<br />
sie. Die wahren Ursachen sind<br />
nicht materiell, son<strong>der</strong>n zutiefst<br />
religiös, Kulturell, politisch,<br />
ideologisch.<br />
Adressaten <strong>der</strong> Botschaft <strong>der</strong><br />
Islamisten sind sowohl Muslime<br />
als auch Nichtmuslime. „Da’wa“<br />
(Aufruf zum Islam) heißt <strong>der</strong><br />
Missionsauftrag. Auf den<br />
Spruchbän<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Islamisten<br />
lesen wir: „Der Islam ist die Lösung“<br />
(all-hall al-Islami). „Mir<br />
ist geboten die Menschen zu bekämpfen<br />
bis sie sagen: Es gibt<br />
keinen Gott außer Allah“, so lautet<br />
das zentrale Credo Mohammeds,<br />
<strong>der</strong> nicht nur Begrün<strong>der</strong><br />
des Islam son<strong>der</strong>n auch dessen<br />
erster Glaubenskämpfer war.<br />
Heute geht es vor allem um einen<br />
Aufstand gegen die westlichrationale<br />
Welt (so Hedly Bull in<br />
seinem klassisch gewordenen<br />
Aufsatz „the revolt against the<br />
West“ 1984) und um die Eroberung<br />
<strong>der</strong> politischen Macht mittels<br />
<strong>der</strong> permanenten islamischen<br />
Revolution. den „Gottesstaat<br />
auf Erden“ zu begründen.<br />
Für dieses Ziel wird die „Gemeinschaft<br />
<strong>der</strong> Gläubigen“ mobilisiert.<br />
Taktisch soll sich <strong>der</strong><br />
Machtwechsel für die große<br />
Mehrheit <strong>der</strong> eher gemäßigt evolutionär<br />
orientierten Islamisten<br />
durch einen „langen Marsch<br />
durch die Institutionen“ und für<br />
eine kleine radikal-revolutionäre<br />
gewaltbereite Min<strong>der</strong>heit<br />
durch den bewaffneten Kampf<br />
bis hin zum Terrorismus vollziehen.<br />
Diese extremistische Min<strong>der</strong>heit<br />
innerhalb des islamistischen<br />
Spektrums ist gleichwohl<br />
eine hoch motivierte und<br />
gut organisierte, die mit enormen<br />
finanziellen Mitteln ausgestattet<br />
ist.<br />
Die Bewegung <strong>der</strong> Islamisten<br />
geht keineswegs von den „Verdammten<br />
dieser Erde“ in <strong>der</strong> Tradition<br />
von Frantz Fanon aus,<br />
son<strong>der</strong>n von Bildungseliten und<br />
zum Teil von vermögenden<br />
Leuten wie dem Milliardär<br />
Bin Laden o<strong>der</strong> seinem Vertreter,<br />
dem Ägypter Ayman al-<br />
Zawahiri o<strong>der</strong> Dr. Abdullah<br />
Azzam, seinem Ziehvater und<br />
führenden Vertreter des<br />
Djihadismus wie des Märtyrer-kults.<br />
Mit den Selbstmordattentaten<br />
gegen das World<br />
Trade Center in New York und<br />
das Pentagon in Washington am<br />
11. September 2001 hat <strong>der</strong><br />
mutmaßliche Drahtzieher dieser<br />
Verbrechen, Osama Bin Laden,<br />
den Islamismus wie<strong>der</strong> ganz<br />
oben auf die Tagesordnung <strong>der</strong><br />
internationalen Politik gesetzt<br />
und damit diejenigen in Verlegenheit<br />
gebracht, die den<br />
Islamismus für tot erklärt hatten.<br />
Erinnern wir uns an den<br />
Harvard-Professor Samuel<br />
Huntington, <strong>der</strong> in seinem Buch<br />
von 1997 „The Clash of<br />
Civilisations“ - wenngleich auch<br />
in überspitzer Form - vor dem<br />
Islamismus gewarnt hatte. Seine<br />
Thesen waren vielen schon<br />
aus gesinnungsethischen Motiven<br />
unsympatisch. Er wurde von<br />
einigen Intellektuellen und Politikern<br />
geradezu mit Hass verfolgt.<br />
Sie warfen ihm „Panikmache“<br />
und die Schaffung eines<br />
neuen „Feindbildes“ vor.<br />
Nach dem 11. September sieht<br />
manches an<strong>der</strong>s aus.<br />
Die selbstmör<strong>der</strong>ische Energie<br />
<strong>der</strong> Islamisten lässt auf einen<br />
Hass schließen, <strong>der</strong> sich auch<br />
nicht mit dem ungelösten Palästina-Problem<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> eskalierten<br />
Konfliktsituation im Nahen<br />
Osten allein erklären lässt.<br />
Den Islamismus gab es schon,<br />
als es Israel noch gar nicht gab.<br />
Eine Lösung des Nahostkonflikts<br />
würde den Islamisten<br />
zwar Argumente aus <strong>der</strong> Hand<br />
schlagen, aber Ruhe würde keinesfalls<br />
einkehren, da <strong>der</strong> Furor<br />
24 LOGBUCH 2/2011
sich gegen die Existenz des Staates<br />
Israel richtet.<br />
Nein, es handelt sich um eine<br />
politische Kampfideologie, die<br />
im religiösen wurzelt und mit<br />
<strong>der</strong> Vorstellung des Martyriums<br />
sowie <strong>der</strong> in <strong>der</strong> arabischen Welt<br />
seit den Assassinen weit verbreiteten<br />
Verschwörungstheorie<br />
verknüpft ist. Darauf lassen die<br />
Erklärungen Bin Ladens und <strong>der</strong><br />
Abschiedsbrief Mohammed<br />
Attas, eines <strong>der</strong> mutmaßlichen<br />
Todesflieger gegen das World<br />
Trade Center sowie an<strong>der</strong>er<br />
Islamisten schließen.<br />
Ich habe mehrfach den Begriff<br />
des Djihadismus erwähnt. Was<br />
heißt Djihadismus? Der Islam<br />
baut auf 5 Säulen auf: das Glaubensbekenntnis,<br />
das rituelle Gebet,<br />
die Armensteuer, das Fasten<br />
und die Pilgerfahrt. Abdessalam<br />
Farag, <strong>der</strong> die sog. Bibel <strong>der</strong><br />
Sadat-Mör<strong>der</strong> geschrieben hat,<br />
fügte als 6. Pfeiler den Djihad<br />
hinzu, den er sogar zur wichtigsten<br />
Glaubensgrundlage zur<br />
Selbstläuterung (sog. großer<br />
Djihad) und weltweiten Verbreitung<br />
des Islam sowie Unterwerfung<br />
<strong>der</strong> „Ungläubigen“ (sog.<br />
kleiner Djihad) erklärte. Für die<br />
Djihadisten besteht die Selbstbezwingung<br />
in <strong>der</strong> Selbstaufgabe,<br />
und zwar in Form des<br />
Märtyrertodes vorzugsweise als<br />
Kamikaze-Aktion für die Sache.<br />
In einer seiner Reden drückte <strong>der</strong><br />
erste Attentäter gegen das World<br />
Trade Center 1993, <strong>der</strong> blinde in<br />
den USA inhaftierte ägyptische<br />
Scheich Omar Abdel Rahman<br />
das kurz und bündig aus: „Wir<br />
sind hier, um den Islam zu verbreiten,<br />
stellt sich uns jemand in<br />
den Weg, gibt es Djihad“. Der<br />
Weltfriede wird nach dieser<br />
islamistischen Heilslogik mit <strong>der</strong><br />
globalen Herrschaft des Islam<br />
LOGBUCH 2/2011<br />
verknüpft, dh. er ist erst hergestellt,<br />
wenn das Dar al-Harb<br />
vollständig durch das Dar alislam<br />
ersetzt ist. Nach islamischem<br />
Selbstverständnis werden<br />
diese Welteroberungspläne nicht<br />
als „Harb“ (=Krieg) angesehen,<br />
son<strong>der</strong>n als gerechtfertigte Reaktion<br />
auf die Behin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Verbreitung des Islam durch die<br />
„Ungläubigen“. Hier liegt das<br />
eigentliche Motiv für das für uns<br />
nicht nachvollziehbare irrationale<br />
Handeln <strong>der</strong> Selbstmordattentäter<br />
vom 11. September in<br />
den USA, in Israel und all den<br />
an<strong>der</strong>en Stätten blutiger Taten.<br />
Selbstmord ist zwar nach dem<br />
Koran verboten, nicht aber das<br />
Martyrium als Mittel des Kampfes<br />
für den Islam. Das „Leben<br />
eine Waffe“, wie <strong>der</strong><br />
Islamwissenschattler Christoph<br />
Reuter formuliert. Ein AI-Qaida-<br />
Sprecher verkündete: „Ihr wollt<br />
das leben, und wir wollen den<br />
Tod“.<br />
Was geht uns das alles an?<br />
Schließlich passiert dass alles<br />
„weit hinten in <strong>der</strong> Türkei“ wie<br />
Goethe einmal formulierte. Es<br />
geht uns alle an. Wir sind ein Teil<br />
<strong>der</strong> westlichen Wertegemeinschaft.<br />
Der Nahe und mittlere<br />
Osten und heute Libyen liegen<br />
vor unserer Haustür, seitdem wir<br />
Teil <strong>der</strong> Europäischen Gemeinschaft<br />
sind. Nachdem <strong>der</strong> Terror<br />
Europa erreicht hat, kann niemand<br />
ausschließen, dass es auch<br />
in Deutschland zu weiteren Anschlägen<br />
kommt.<br />
Ich erinnere nur an die sog.<br />
Kofferbomber, die „Sauerlandgruppe“<br />
und kürzlich an die tödlichen<br />
Anschläge gegen US-Angehörige<br />
am Frankfurter Flughafen.<br />
Über die Aktivitäten im Einzelnen<br />
gibt <strong>der</strong> letzte Verfassungsschutzbericht<br />
2009<br />
SICHERHEITSPOLITIK<br />
SICHERHEITSPOLITIK<br />
Auskunft. Das Islamismuspotential<br />
hat in Deutschland von<br />
ca. 33000 (2007) auf ca. 36.000<br />
(2009) zugenommen.<br />
Abschließend lässt sich die Feststellung<br />
treffen, dass <strong>der</strong> westlichen<br />
Welt ein asymmetrischer<br />
Krieg aufgezwungen wurde, <strong>der</strong><br />
nicht von Staaten wie früher geführt<br />
wird, son<strong>der</strong>n von schwer<br />
fassbaren locker organisierten<br />
Gruppen und Zellen, die keine<br />
Adresse haben. Man sollte nicht<br />
Ursache und Wirkung verwechseln.<br />
Selbst wenn Bin laden<br />
gefasst würde, sein Netzwerk<br />
und seine Ideologie des Djihadismus<br />
würden zwar einen<br />
Rückschlag erleiden, aber sie<br />
würden weiter bestehen. Die<br />
Ideologie ist zentralistisch, die<br />
Organisation dezentral.<br />
Dialog und Toleranz sind hohe<br />
Güter, aber nur wenn sie richtig<br />
eingesetzt werden. Professor<br />
Bassam Tibi, selbst ein Muslim,<br />
sieht die Lösung des Konflikts<br />
in einer Versöhnung zwischen<br />
Islam und Mo<strong>der</strong>ne. Er prägte<br />
den Begriff eines „Euro-Islam“.<br />
Eine multikulturelle Toleranz<br />
die die westlichen Werte relativiert,<br />
ist ungeeignet, um <strong>der</strong><br />
fundamentalistischen Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
eines Systems zu begegnen,<br />
das totalitär nach innen und<br />
universalistisch nach außen ist.<br />
Auch eine noch so gut gemeinte<br />
Toleranz hat Grenzen. Sie ist<br />
keine Einbahnstraße.<br />
Als Dialogpartner, ja als<br />
Brückenbauer wird nur <strong>der</strong>jenige<br />
glaubhaft anerkannt, <strong>der</strong> sich<br />
zur eigenen Kultur und Identität<br />
bekennt. Wer sich hingegen<br />
selbst aufgibt und in Selbsthass<br />
ergeht, hat keine Chance respektiert<br />
zu werden. Er wird verachtet.<br />
weiter auf Seite 26 unten<br />
ee<br />
ee<br />
25
SOZIALES<br />
SOZIALES<br />
Verein zur För<strong>der</strong>ung gesundheitsgeschädigter<br />
und hilfloser Kin<strong>der</strong> aus<br />
Mogilev (Weißrußland) e.V.<br />
Vereinsanschrift:<br />
Titiseestraße 7, 13469 <strong>Berlin</strong><br />
1. Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Eberhard Kluge<br />
Eichenro<strong>der</strong> Ring 20<br />
13435 <strong>Berlin</strong><br />
Telefon/Fax<br />
030 - 40 20 35 65<br />
Info´s unter eMail:<br />
ebikluge@t-online.de<br />
Anschluss von Seite 25 unten<br />
Das Bekenntnis zu unseren eigenen<br />
Werten, so wie sie in unserem<br />
Grundgesetz nie<strong>der</strong>gelegt<br />
worden sind, ist die Gegenposition<br />
zur Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
des religiösen Terrorismus.<br />
Botschafter a.D. Dr. Heinz Fiedler<br />
Geboren am 2. November 1928. 1949<br />
bis 1954 Studium <strong>der</strong> Rechts- und Politischen<br />
Wissenschaften an den<br />
Universitäten Rostock, Leipzig, FU<br />
<strong>Berlin</strong> und Köln. 1959 Promotion Universität<br />
Köln; 1960 2. juristische<br />
Staatsprüfung. 1960 Eintritt in den<br />
Auswärtigen Dienst. Auslandsverwendungen<br />
in Brüssel, Marseille,<br />
Landon, Kairo, Abidjan. 1970 bis 1975<br />
EINLADUNG<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
die Jenny-Böken-Stiftung und die <strong>Reservistenkameradschaft</strong> <strong>Marine</strong> <strong>Berlin</strong> e.V. Der<br />
Freudeskreis des EGV <strong>Berlin</strong> laden Sie recht herzlich zu einer Gedenk-Feierstunde am<br />
<strong>Marine</strong>-Luftschiffer-Denkmal L2 auf dem Columbiafriedhof in <strong>Berlin</strong>-Neukölln ein.<br />
Die Veranstaltung findet am Freitag, den 19. August 2011 um 17:00 Uhr mit einer<br />
Kranznie<strong>der</strong>legung und einer Gedenkrede statt.<br />
Begleitet wird die Feierstunde von einem Shantychor.<br />
Auskünfte unter: 030 - 601 13 46<br />
Öffentliche Verkehrsmittel: Bus 104 z. B. vom Platz <strong>der</strong> Luftbrücke bis Friedhöfe<br />
Columbiadamm<br />
im Auswärtigen Amt,<br />
1975 bis 1978 Ständiger<br />
Vertreter Botschaft<br />
Rabat, 1978 bis 1985<br />
Referatsleiter im Auswärtigen<br />
Amt (Nahost),<br />
1985 bis 1987 Botschafter<br />
in Bagdad,<br />
1987 bis 1990 Beauftragter<br />
für Nahund<br />
Mittelostpolitik im Auswärtigen<br />
Amt, 1990 bis<br />
1993 Botschafter in<br />
Kaira.<br />
Foto: Fiedler<br />
Karte: Google Earth<br />
Gemeinschaft Tegel „Ohne Alkohol“<br />
Lebensstil mit Zukunft!<br />
Wir stehen Ihnen mit Rat und Tat zur Seite<br />
Telefon (vertraulich):<br />
030/4043394<br />
030/413 46 35<br />
030/434 26 58<br />
Treffen immer mittwochs (Kontaktgespräche<br />
für Gäste ab 19.30 Uhr, Beginn 20 Uhr),<br />
Adelheidallee 5-7, 13507 <strong>Berlin</strong> im<br />
Seniorenfreizeitzentrum U+S-Bhf. Tegel,<br />
Bus 124,125,133,222<br />
bis Gabrielenstraße/a.d. Mühle)<br />
Der Tintenteufel hat wie<strong>der</strong> einmal<br />
zugeschlagen !<br />
Die RK <strong>Marine</strong> <strong>Berlin</strong> e.V. Der Freundeskreis<br />
des EGV <strong>Berlin</strong> tagt nicht wie in <strong>der</strong><br />
Ausgabe 1/2011 Seite 4 abgedruckt, son<strong>der</strong>n<br />
am 3. Mittwoch im Monat. Außerdem findet<br />
die Böken-Gedenkveranstaltung am<br />
„Freitag“ den 19.8.2011 um 17:00 Uhr statt.<br />
Der Artikelschreiber auf Seite 12 heisst natürlich<br />
Hartmut Behrendt.<br />
Wir bitten um<br />
Nachsicht und<br />
Verzeihung.<br />
Die Redaktion<br />
26 LOGBUCH 2/2011
Horst W. Janßen<br />
LOGBUCH 2/2011<br />
RUNDER TISCH<br />
SOLIDARITÄT MIT SOLDATEN<br />
Eine Initiative des ehemaligen Wehrbeauftragten Reinhold<br />
Robbe mit aktuell über vierzig Organisationen und Verbänden<br />
die sich alle dem gleichen Ziel verschrieben haben: „Die<br />
gesellschaftliche Integration <strong>der</strong> Soldatinnen und Soldaten <strong>der</strong><br />
Bundeswehr zu för<strong>der</strong>n!“<br />
Am 23. Februar 2011 fand die<br />
dritte Sitzung des „Runden Tisches<br />
Solidarität mit Soldaten“,<br />
in <strong>der</strong> Bayrisches Landesvertretung<br />
<strong>bei</strong>m Bund, in <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er<br />
Frau Staatsministerin Müller, Herr GF <strong>der</strong><br />
Molinari-Stiftung Singer, Herr Wehrbeauftragter<br />
des Dt. Bundestages a.D. Robbe<br />
(v.r.n.l.)<br />
Behrenstraße 21-22 statt.<br />
Der Kamerad Horst W. Janßen<br />
hat in Vertretung des Präsidenten<br />
des Deutschen <strong>Marine</strong>bundes<br />
e.V., Karl Heid, teilgenommen.<br />
Die Veranstaltungen werden<br />
vom Bildungswerk des Deut-<br />
Gebrüßund in <strong>der</strong> „Halle Bayern“<br />
schen Bundeswehrverband,<br />
Karl-Theodor-Molinari-Stiftung<br />
e.V. organisiert und durchgeführt.<br />
Die Mo<strong>der</strong>ation erfolgt von<br />
Reinhold Robbe, dem Wehrbeauftragten<br />
a.D.<br />
Bevor es galt die<br />
umpfangreiche Tagesordnung<br />
abzuar<strong>bei</strong>ten, begrüßte Herr<br />
Robbe die Teilnehmer im Foyer<br />
des Hauses und bedankte<br />
sich zum einen für die große<br />
Teilnehmerzahl und <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />
Hausherrin,<br />
Frau Staatsministerin<br />
Emilia Müller,<br />
für die<br />
freundliche<br />
Aufnahme in<br />
ihrem Hause<br />
und die Gastfreundschaft.<br />
F r a u<br />
Staatsministerin<br />
Müller begrüßte<br />
die Teilnehmer<br />
des Runden Tisches<br />
und führte in die Landesgeschäfte<br />
ein.<br />
SOZIALES<br />
SOZIALES<br />
Dann bat sie die Teilnehmer zu<br />
einem echten Bayerischen Essen<br />
mit Weißwurst, Brezeln und an<strong>der</strong>en<br />
Schmankerln. Ein zünftiges<br />
Bayerisches Bier durfte natürlich<br />
auch nicht fehlen.<br />
Inzwischen war <strong>der</strong> Vizepräsident<br />
des Verbandes <strong>der</strong> Reservisten<br />
<strong>der</strong> Deutschen Bundeswehr<br />
e.V., Oberst a.D.d.R. Ro<strong>der</strong>ich<br />
Kiesewetter MdB eingetroffen.<br />
Die Teilnehmer <strong>bei</strong>m Bayerische Essen. Oberst a.D.d.R.<br />
Kiesewetter vom VdRBw stehend <strong>bei</strong> seinen Erläuterungen<br />
Da er zeitlich sehr begrenzt war,<br />
referierte er während des Essens<br />
27
SOZIALES<br />
SOZIALES<br />
aus <strong>der</strong> Sicht des VdRBw. Danach<br />
verließ dieser die Tagungsstätte<br />
wie<strong>der</strong>.<br />
Nach dem Essen ging es dann<br />
richtig zur Sache und zur Tagesordnung<br />
über.<br />
Zunächst wurde <strong>der</strong> angekündigte<br />
Besuch des Bundesministers<br />
<strong>der</strong> Verteidigung, zu Guttenberg,<br />
abgesagt weil er an<strong>der</strong>e Termine<br />
wahrnehmen musste.<br />
Nach <strong>der</strong> internen Aussprache<br />
des Runde Tisches erschienen<br />
<strong>der</strong> Staatssekretär im BMvg,<br />
Herr Kossendey, sowie die<br />
Verbindngsleute aus dem BMvg<br />
für den Runden Tisch, <strong>der</strong> Brigadegeneral<br />
Munzlinger und<br />
Frau Birgitt Heidinger.<br />
Diskusionsrunde mit Herrn Kossendey und den Tagungsteilnehmern<br />
Herr Kossendey sprach zum einen<br />
in Vertretung des Verteidigungsministers<br />
und zum Thema<br />
Run<strong>der</strong> Tisch.<br />
Herr General Munzlinger referierte<br />
über die Aufgaben von ihm<br />
und Frau Heidinger im BMvg<br />
für die unbürokratische Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
und Hilfeleistung mit<br />
dem Runden Tisch für geschädigte<br />
Kameraden.<br />
An <strong>der</strong> Fensterwand v.l.n.r. GF Singer, Herr Robbe, Staatssekretär Kossendey,<br />
Brigadegeneral Munzlinger, Frau Heidinger vom BMvg<br />
Dann erfolgten jeweils nach dem<br />
Referat Aussprachen zu den<br />
Themen mit den Gästen.<br />
Nach <strong>der</strong> Verabschiedung <strong>der</strong><br />
Gäste erfolgten dann laut Tagesordnung<br />
interne Asprachen des<br />
Runden Tisches.<br />
Lei<strong>der</strong> musste <strong>der</strong> Berichterstatter<br />
wegen eines an<strong>der</strong>en Termines<br />
vor dem Ende <strong>der</strong> Sitzung<br />
diese verlassen und kann somit<br />
nict bis zum Ende berichten.<br />
Ich hoffe, dass das Bildungswerk<br />
des DBwV Karl-Theodor-<br />
Mulinari-Stiftung e.V. uns ein<br />
Protokoll <strong>der</strong> Sitzung zur Verfügung<br />
stellt. Dieses würde dann<br />
in <strong>der</strong> Ausgabe 3/2011 erscheinen.<br />
Staatssekretär Kossendey <strong>bei</strong> seinen<br />
Ausführungen<br />
Foto: Horstv W. Janßen<br />
28 LOGBUCH 2/2011
LOGBUCH 2/2011<br />
BUNDESWEHR<br />
BUNDESWEHR<br />
BUNDESWEHR<br />
„ENDE/NEUANFANG - DIE DEUTSCHEN<br />
LUFTSTREITKRÄFTE IN DER WIEDER-<br />
VEREINIGUNG“<br />
Eine Son<strong>der</strong>ausstellung im Militärhistorischen Museum <strong>der</strong> Bundeswehr -<br />
Luftwaffenmuseum im Hanger 3. Die Son<strong>der</strong>ausstellung ist seit 2. April 2011 bis<br />
1. April 2012 täglich außer Montags von 10 bis 18 Uhr füe alle Personen geöffnet.<br />
Der Eintritt ist frei.<br />
Ende|Neuanfang<br />
Mit <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>auss<br />
t e l l u n g<br />
Ende|Neuanfang<br />
lenkt das Luftwaffenmuseum<br />
auf 250 Quadratmetern<br />
den Blick<br />
auf die deutsche Wie<strong>der</strong>vereinigung<br />
und<br />
lässt Menschen zu<br />
Wort kommen, die<br />
den historischen Umbruch<br />
erlebt und mitgestaltet<br />
haben.<br />
Wie erlebten die Soldaten<br />
<strong>der</strong> <strong>bei</strong>den deutschen<br />
Luftstreitkräfte<br />
die Wie<strong>der</strong>vereinigung?<br />
Wie wurden aus alten<br />
Gegnern neue Kameraden?<br />
Wie sehen die Beteiligten<br />
von damals das<br />
Erlebte heute?<br />
Die Eröffnung fand<br />
am 20. Jahrestag <strong>der</strong><br />
Gründung <strong>der</strong> 5. Luftwaffendivision<br />
statt.<br />
Durch sie wurde das<br />
in die Luftwaffe <strong>der</strong><br />
Bundeswehr zu überführende<br />
Personal<br />
und Material <strong>der</strong> NVA<br />
zusammengefasst und<br />
in die Armee <strong>der</strong> Einheit integriert.<br />
Medienstationen, Tagebücher,<br />
Ausrüstungsgegenstände, Bro-<br />
schüren zum Blättern, Befehle,<br />
Personalverfügungen und an<strong>der</strong>e<br />
Exponate aus dieser Zeit<br />
veranschaulichen, wie die<br />
Wie<strong>der</strong>vereinigung in den<br />
Luftstreitkräften verlief.<br />
ee ee<br />
ee<br />
29
BUNDESWEHR<br />
BUNDESWEHR<br />
BUNDESWEHR<br />
Auszug aus dem Vorwort und <strong>der</strong> Einleitung des Kataloges zur Son<strong>der</strong>ausstellung<br />
„Ende/Neuanfang - Die deutschen Luftstreitkräfte in <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung“<br />
Zum 20. Jahrestag <strong>der</strong> friedlichen<br />
Revolution in <strong>der</strong> DDR,<br />
des Mauerfalls in <strong>Berlin</strong> und <strong>der</strong><br />
Wie<strong>der</strong>vereinigung <strong>der</strong> <strong>bei</strong>den<br />
deutschen Staaten<br />
gab und gibt<br />
es viele Veranstaltungen,Ausstellungen<br />
und<br />
Projekte unterschiedlichster<br />
Art. Als Luftwaffenmuseum<br />
<strong>der</strong> Bundeswehr<br />
möchten wir mit<br />
unserer Ausstellung<br />
auf die Ge-<br />
schehnisse in<br />
<strong>der</strong> Bundeswehr<br />
und <strong>der</strong> NVA in<br />
dieser Zeit zurückblicken und<br />
den schwierigen Weg zur<br />
,Armee <strong>der</strong> Einheit’ skizzieren.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e liegt uns die För<strong>der</strong>ung<br />
des Dialoges zwischen<br />
den damals und heute betroffenen<br />
Soldaten und Soldatinnen<br />
am Herzen, <strong>der</strong>en Lebenswege<br />
sich in einer Zeit des Wandels<br />
gekreuzt haben. Wie haben sie<br />
diese Zeit empfunden und welche<br />
Gefühle und Erwartungen<br />
hatten sie? Wie sehen sie die Ereignisse<br />
nach 20 Jahren und<br />
welchen Weg sind sie im vereinten<br />
Deutschland gegangen? Wir<br />
wollen mit den Soldaten einen<br />
Blick zurückwerfen auf diese<br />
Epoche und die politischen Ereignisse<br />
in Erinnerung rufen.<br />
Das Luftwaffenmuseum <strong>der</strong><br />
Bundeswehr gehört seit dem<br />
Jahr 2010 zum Militärhistorischen<br />
Museum <strong>der</strong> Bundeswehr<br />
in Dresden. Die architektonische<br />
Neugestaltung des<br />
Dresdner Hauses nach dem Entwurf<br />
von Daniel Libeskind,<br />
ebenso wie die inhaltliche Neukonzeption<br />
des Museums setzen<br />
schon jetzt neue Maßstäbe in <strong>der</strong><br />
Darstellung <strong>der</strong> deutschen<br />
Oberstleutnant Ralf-Gunter Leonhardt begrüßt die<br />
Teilnehmer <strong>der</strong> Eröffnungsveranstaltung<br />
Militärgeschichte. Ende 2011<br />
wird die neue Dresdner Dauerausstellung<br />
für die Besucher<br />
geöffnet.<br />
Das Luftwaffenmuseum ist<br />
ebenfalls in <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Neukonzeption<br />
und wird aktuell zu<br />
einem Museum nach internationalen<br />
Standards umgestaltet.<br />
Wie dies schon jetzt durch die<br />
neue Son<strong>der</strong>ausstellung praktiziert<br />
wird, soll es zukünftig verstärkt<br />
um die Menschen gehen,<br />
die die deutschen Luftstreitkräfte<br />
geprägt haben o<strong>der</strong> unter ihnen<br />
litten. Verän<strong>der</strong>ungen im Wesen<br />
und Selbstverständnis <strong>der</strong> deutschen<br />
Militärfliegerei sollen in<br />
einen historischen und politischen<br />
Gesamtzusammenhang<br />
gestellt werden. Der Standort des<br />
Museums, welches seit 1994 auf<br />
dem unter Denkmal- und<br />
Ensembleschutz stehenden<br />
Flugplatz <strong>Berlin</strong>-Gatow untergebracht<br />
ist, bietet hier<strong>bei</strong> hervorragende<br />
Möglichkeiten. Er ist<br />
nicht nur in <strong>der</strong> Havelregion des<br />
<strong>Berlin</strong>er Bezirks Spandau gelegen,<br />
son<strong>der</strong>n er bietet die Gelegenheit,<br />
Geschichte am historischen<br />
Ort zu präsentieren.<br />
Als Luftwaffenausbildungsstätte<br />
<strong>der</strong> Wehrmacht ebenso wie als<br />
<strong>der</strong> britische Militärflugplatz in<br />
<strong>Berlin</strong>, war er stets ein bedeuten<strong>der</strong><br />
Schauplatz <strong>der</strong> Militärgeschichte<br />
in Deutschland. Die<br />
deutsche Wie<strong>der</strong>vereinigung<br />
und das Ende des Kalten Krieges<br />
haben es ermöglicht, dass<br />
<strong>der</strong> Flugplatz von <strong>der</strong> britischen<br />
Royal Airforce an die Bundeswehr<br />
übergeben wurde. Die Geschichte<br />
<strong>der</strong> am 1.4.1991 zur Integration<br />
<strong>der</strong> Luftstreitkräfte <strong>der</strong><br />
NVA gegründeten 5. Luftwaffendivision<br />
endete 1994 in<br />
Gatow, wo die Division aufgelöst,<br />
bzw. in die hier stationierte<br />
3. Luftwaffendivision überführt<br />
wurde.<br />
Kaum jemand konnte sich im<br />
Herbst 1989 vorstellen, dass die<br />
DDR innerhalb nur eines Jahres<br />
untergehen würde. Die friedliche<br />
Revolution beseitigte nicht nur<br />
die vergreiste und starrsinnige<br />
Parteiführung <strong>der</strong> SED, son<strong>der</strong>n<br />
leitete auch den Prozess <strong>der</strong><br />
deutschen Wie<strong>der</strong>vereinigung<br />
ein. Durch sie konnte <strong>der</strong> Kalte<br />
Krieg überwunden werden und<br />
Europa zusammenwachsen. Das<br />
Ende <strong>der</strong> Konflikt- und<br />
Bedrohungssituation stellte also<br />
zugleich einen Neuanfang dar.<br />
Ende und Neuanfang war die<br />
deutsche Wie<strong>der</strong>vereinigung<br />
aber nicht nur auf <strong>der</strong> internationalen,<br />
politischen, son<strong>der</strong>n auch<br />
auf einer persönlichen Ebene.<br />
Für viele Menschen bildete sie<br />
einen entscheidenden<br />
biografischen Einschnitt, <strong>der</strong> mit<br />
dem Verlust eines politischen<br />
30 LOGBUCH 2/2011
Bezugsrahmens, einer ideologischen<br />
Lebenswelt, o<strong>der</strong> viel zu<br />
oft auch des eigenen Ar<strong>bei</strong>tsplatzes<br />
verbunden war.<br />
Beson<strong>der</strong>s intensiv ist <strong>der</strong> Umbruch<br />
durch die Soldaten <strong>der</strong><br />
<strong>bei</strong>den deutschen Streitkräfte<br />
wahrgenommen worden. Jahrzehntelang<br />
war es ihre Aufgabe<br />
gewesen, sich auf einen Krieg<br />
gegen die an<strong>der</strong>e Seite vorzubereiten.<br />
Nun hörten sie nicht nur<br />
auf, Gegner zu sein, son<strong>der</strong>n sie<br />
erlebten, wie aus vielen <strong>der</strong> alten<br />
Feinde neue Kameraden<br />
wurden. Dies darf nicht darüber<br />
hinwegtäuschen, dass die NVA<br />
aufgelöst wurde, weil die DDR<br />
von <strong>der</strong> Mehrheit ihrer eigenen<br />
Bevölkerung nicht mehr gewollt<br />
wurde. Die Bundeswehr hingegen<br />
war seit ihrer Gründung fest<br />
in <strong>der</strong> freiheitlich-demokratischen<br />
Grundordnung <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
Deutschland verankert<br />
und existierte auch nach<br />
1990 weiter. Die Soldaten <strong>der</strong><br />
Bundeswehr und <strong>der</strong> NVA erlebten<br />
die Vereinigung insofern sehr<br />
unterschiedlich.<br />
Für die meisten NVA-Angehörigen<br />
war das Ende <strong>der</strong> DDR<br />
zugleich das Ende ihres militärischen<br />
Lebensweges, auf den<br />
nun ein ziviler Neubeginn folgte.<br />
Viele wollten Soldat bleiben<br />
und bemühten sich um einen<br />
beruflichen Neuanfang in <strong>der</strong><br />
Bundeswehr. Auch die Soldaten<br />
<strong>der</strong> Bundeswehr mussten nach<br />
dem Ende <strong>der</strong> Blockkonfrontation<br />
ein neues Selbstverständnis<br />
entwickeln und Feindbil<strong>der</strong><br />
überwinden.<br />
Die Luftwaffe durchlief die<br />
größte Umstrukturierung ihrer<br />
Geschichte und erhielt neue Aufgaben<br />
wie das Air-Policing über<br />
ganz Deutschland. Es folgte die<br />
strategische Neuausrichtung <strong>der</strong><br />
LOGBUCH 2/2011<br />
NATO, die den Alltag <strong>der</strong> Soldaten<br />
spätestens dann berührte,<br />
wenn sie sich mit einem Auslandseinsatz<br />
auseinan<strong>der</strong> setzen<br />
mussten. Ein wesentliches Anliegen<br />
<strong>der</strong> Bundeswehr war es,<br />
in den neuen Län<strong>der</strong>n nicht wie<br />
eine Besatzungsarmee wahrgenommen<br />
zu werden. Sie verzichtete<br />
also darauf, nach dem 3.<br />
Oktober 1990 in die neuen Län<strong>der</strong><br />
,einzumarschieren’ (wie sich<br />
ein Zeitzeuge später erinnerte).<br />
Stattdessen entsandte sie ab August<br />
1990 Vorkommandos, die<br />
Informationen über die ostdeutschen<br />
Streitkräfte sammelten<br />
und die Integration <strong>der</strong> ostdeutschen<br />
Truppen in die Bundeswehr<br />
vorbereiteten. Die Luftstreitkräfte/Luftverteidigung<br />
(LSK/L V) <strong>der</strong> NVA wurden<br />
zum 1. April 1991 als 5. Luftwaffendivisionzusammengefasst<br />
und so in die Bundeswehr<br />
überführt.<br />
Eine Armee <strong>der</strong> Einheit wurde<br />
die Bundeswehr in ihrem Selbstverständnis<br />
schließlich vor allem<br />
durch die Wehrpflichtigen, die in<br />
<strong>der</strong> neuen, gesamtdeutschen Armee<br />
dienten. 1991 wurden die<br />
ersten Wehrdienstleistenden aus<br />
den neuen Län<strong>der</strong>n in alte Bun-<br />
BUNDESWEHR<br />
BUNDESWEHR<br />
BUNDESWEHR<br />
deswehr-Standorte einberufen,<br />
junge Männer aus den alten Län<strong>der</strong>n<br />
dienten in ehemaligen<br />
NVA-Kasernen. Dennoch findet<br />
<strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Armee <strong>der</strong> Einheit<br />
nicht nur Zustimmung.<br />
Wenn er in Bezug zum eigenen<br />
Lebensweg gestellt wird, erscheint<br />
er vielen ehemaligen<br />
NVA-Angehörigen als unzutreffend.<br />
Sie beklagen,<br />
dass<br />
die <strong>bei</strong>den<br />
Armeen<br />
nicht gleichberechtigtzusammengefügtwurden,<br />
dass die<br />
Anpassung<br />
<strong>der</strong> NVA-<br />
Dienstgrade<br />
an die<br />
Staatssekretär a.D. Werner E. Ablaß, Verteidigungsstaatssekretär<br />
und stllv. Minister für Abrüstung und Verteidigung<br />
<strong>der</strong> DDR <strong>bei</strong> seinem Festvortrag für die Son<strong>der</strong>ausstellung<br />
Dienststruktur<br />
<strong>der</strong><br />
Bundeswehr<br />
zu ihren Ungunsten verlaufen<br />
sei o<strong>der</strong> dass sie ihre alten<br />
Dienstgrade nicht mit dem Zusatz<br />
a.D. führen dürfen. Vielleicht<br />
ist die unterschiedlich erlebte<br />
Geschichte noch nicht lange<br />
genug vergangen, um ein gemeinsames<br />
Urteil zu finden.<br />
Umso wichtiger ist es, in einer<br />
Darstellung dieser Geschichte<br />
die Beteiligten mit ihren verschiedenen<br />
Erlebnissen und Bewertungen<br />
zu Wort kommen zu<br />
lassen. In <strong>der</strong> Ausstellung erhalten<br />
die Zeitzeugen deshalb einen<br />
beson<strong>der</strong>en Platz.<br />
Die Besucher werden in jedem<br />
Ausstellungsbereich auf Bildschirme<br />
treffen, über die zwei<br />
Erzähler ihnen das Thema des<br />
jeweiligen Abschnitts näher<br />
bringen. Zusätzlich gibt es Hörstationen<br />
mit insgesamt 54 Tonspuren,<br />
in denen Beteiligte von<br />
31
BUNDESWEHR<br />
BUNDESWEHR<br />
BUNDESWEHR<br />
damals einzelne Sachverhalte<br />
und Erlebnisse erklären. Insgesamt<br />
wird in den drei Bereichen<br />
<strong>der</strong> Ausstellung ein Bogen von<br />
den letzten Jahren <strong>der</strong> Blockkonfrontation<br />
über die friedliche<br />
Hauptmann Jan Behrendt, Kurator <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>ausstellung<br />
und stellv. Sammlungsleiter <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />
Einführung in die Ausstellung<br />
Revolution und den Weg zur<br />
Einheit hin zur Luftwaffe des<br />
vereinten Deutschlands gezogen.<br />
Nachdem dargestellt wurde,<br />
wie sich die NVA und die<br />
Bundeswehr feindlich gegenüber<br />
standen und ihre unterschiedlichen<br />
Selbstbil<strong>der</strong> entwickelten,<br />
wird anschließend<br />
nachvollzogen, wie sich die Entwicklung<br />
von Konfrontation zu<br />
Kooperation vollzog. Aus <strong>der</strong><br />
Phase <strong>der</strong> friedlichen Revolution<br />
werden die vereinzelten<br />
Soldatenproteste ebenso<br />
thematisiert wie führungs-seitige<br />
Versuche zur Reform <strong>der</strong> NVA.<br />
Für das Jahr 1990 stehen die<br />
Zukunftssorgen <strong>der</strong> Soldaten,<br />
das Konzept <strong>der</strong> zwei Armeen in<br />
einem Land und die Sicherstellung<br />
eines geordneten Dienstbetriebes<br />
im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong><br />
musealen Erzählung. Schließlich<br />
wird dargestellt, wie die Integration<br />
<strong>der</strong> Soldaten und des<br />
Materials <strong>der</strong> NV A in die Bundeswehr<br />
verlief und wie <strong>der</strong> Um-<br />
bruch von 1989/1990 die Luftwaffe<br />
<strong>der</strong> Bundeswehr verän<strong>der</strong>te.<br />
Auch wenn diese Geschichte mit<br />
den Objekten und Personen <strong>der</strong><br />
<strong>bei</strong>den deutschen Luftstreitkräfte<br />
erzählt wird, so berührt<br />
sie doch Prozesse<br />
und Erfahrungen,<br />
die überall in Deutschland<br />
zu erleben waren.<br />
Da<strong>bei</strong> galt es auch<br />
ideologische Barrieren<br />
zu überwinden. Die<br />
von den Soldaten zu<br />
durchlaufende, sogenannte<br />
Hasserziehung<br />
begann bereits im<br />
Schulunterricht <strong>der</strong><br />
DDR. Ihre Spuren<br />
mussten von jedem,<br />
<strong>der</strong> diese Erziehung erlebt<br />
hat, nach <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung<br />
beseitigt werden. Die in<br />
den Luftstreitkräften <strong>der</strong> NVA<br />
beson<strong>der</strong>s stark ausgeprägteÜberlegenheitspropaganda,welche<br />
den Soldaten zeigen<br />
sollte, dass ihr System<br />
gesellschaftlich,<br />
wirtschaftlich, wissenschaftlich<br />
und<br />
technologisch überlegen<br />
sei, weckte Erwartungen,<br />
die überall in<br />
<strong>der</strong> DDR enttäuscht<br />
wurden. Egal, ob es<br />
sich hier<strong>bei</strong> um die<br />
massenhafte Ausson<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
ostdeutschen Waffensysteme<br />
handelte, o<strong>der</strong> ob es da<strong>bei</strong> um<br />
die zahlreichen Insolvenzen <strong>der</strong><br />
ehemaligen Staatsbetriebe <strong>der</strong><br />
DDR ging. Auch wurden im Militärischen<br />
wie im Zivilen Vorwürfe<br />
laut, dass zu wenig unternommen<br />
werde, um Erhaltenswertes<br />
zu bewahren.<br />
Unter den NVA-Angehörigen<br />
gab es während <strong>der</strong> friedlichen<br />
Revolution Protestierer, Zögerliche<br />
und solche, die das alte<br />
System lieber erhalten hätten,<br />
aber keinen, <strong>der</strong> nicht unmittelbar<br />
von den Verän<strong>der</strong>ungen betroffen<br />
war. In <strong>der</strong> Luftwaffe <strong>der</strong><br />
Bundeswehr gab es viele, die<br />
sich im Herbst 1990 freiwillig<br />
meldeten, um an dem historischen<br />
Prozess <strong>der</strong> deutschen<br />
Wie<strong>der</strong>vereinigung mitzuwirken.<br />
An<strong>der</strong>e hielten sich zurück<br />
und äußerten Bedenken. Sicher<br />
gab es auch Glücksritter, die<br />
sich, gelockt durch Gehaltszulagen<br />
und Karrierevorteile, in die<br />
neuen Län<strong>der</strong> versetzen ließen<br />
und Vertrauen verspielten. Solche<br />
Geschichten sind kein vereinzeltes<br />
Phänomen <strong>der</strong> Luftstreitkräfte,<br />
sie sind Teil <strong>der</strong> Geschichte<br />
<strong>der</strong> deutschen Wie<strong>der</strong>vereinigung,<br />
wie sie in allen<br />
Bereichen des öffentlichen und<br />
Oberstleutnant PD Dr. Matthias Rogg, Leiter des<br />
Militärhistorischen Museums <strong>der</strong> Bundeswehr<br />
eröffnet die Ausstellung<br />
privaten Lebens stattfand. Vielleicht<br />
kann die Ausstellung mit<br />
ihrem Blick auf einen<br />
kleinenBereich <strong>der</strong> deutschen<br />
Wie<strong>der</strong>vereinigung zu Diskussionen<br />
anregen und Sichtweisen<br />
verständlich machen.<br />
Mehr zu dieser Ausstellung unter:<br />
www.facebook.com/Ende Neuanfang<br />
Text und Plakat: Luftwaffenmuseum<br />
Fotos: Horst W. Janßen<br />
32 LOGBUCH 2/2011
„GORCH FOCK“ IN IHREM<br />
HEIMATHAFEN KIEL ZURÜCK<br />
PIZ M/HWJ<br />
Am Freitag, den 6. Mai 2011 um<br />
10 Uhr Ortszeit, kehrte die<br />
"Gorch Fock" nach einer großen<br />
Zerreisproben für Kommandant<br />
und Besatzung in ihren Heimathafen<br />
Kiel zurück. Damit beendet<br />
das Segelschulschiff <strong>der</strong> <strong>Marine</strong><br />
seine 156./157.<br />
Auslandsausbildungsreise, die<br />
letztendlich nicht komplett zu<br />
Ende geführt werden konnte.<br />
Lei<strong>der</strong> sind immer noch nicht<br />
alle Details von <strong>der</strong> Staatsanwalt<br />
geklärt und veröffentlicht, sodas<br />
alle Beteiligten nicht einmal<br />
nach den ansträngenden Wochen<br />
auf See in Ruhe ihren wohlverdienten<br />
Urlaub an Land genießen<br />
können. - Schade eigentlich,<br />
das haben sie nicht verdient -<br />
Der Inspekteur <strong>der</strong> <strong>Marine</strong>, Vizeadmiral<br />
Axel Schimpf, sowie<br />
zahlreiche Angehörige und<br />
Freunde haben die "Gorch<br />
Fock" und ihre 181 Besatzungsangehörigen<br />
<strong>bei</strong>m Einlaufen in<br />
den <strong>Marine</strong>stützpunkt Kiel begrüßt.<br />
Der Großsegler war am 20. August<br />
2010 in Kiel mit Offizier<br />
Der Bundesminister <strong>der</strong> Verteidigung,<br />
Thomas de Maizière,<br />
besuchte am Donnerstag, den<br />
19. Mai 2011, die <strong>Marine</strong>. Der<br />
Minister wurde vom Inspekteur<br />
<strong>der</strong> <strong>Marine</strong>, Vizeadmiral Axel<br />
Schimpf, an Bord <strong>der</strong> Fregatte<br />
LOGBUCH 2/2011<br />
anwärtern <strong>der</strong> Crew VII/2010<br />
Richtung Südamerika gestartet.<br />
Die Umstände im Zusammenhang<br />
mit dem tragischen Unfalltod<br />
einer Kadettin in Salvador de<br />
Bahia (Brasilien) veranlassten<br />
den damaligen Verteidigungsminister<br />
im Januar dieses Jahres,<br />
DEUTSCHE DEUTSCHE MARINE<br />
MARINE<br />
Foto: PIZM<br />
die Rückkehr des Schiffes anzuordnen.<br />
Die unsäglichen und offensichtlich<br />
falschen Berichte und<br />
Verlautbahrungen waren starke<br />
Schläge in die Magengrube aller<br />
Seeleute.<br />
BUNDESMINISTER DER VERTEIDIGUNG<br />
DE MAIZIÉRE BESUCHT DIE MARINE<br />
PIZ M/HWJ<br />
"Brandenburg" empfangen.<br />
Im Seegebiet vor Warnemünde<br />
wurden Minister de Maizière die<br />
verschiedenen Waffensysteme<br />
und Ausrüstungen <strong>der</strong> <strong>Marine</strong><br />
präsentiert.<br />
Des Weiteren gaben Vorführun-<br />
blick über das aktuelle maritime<br />
Fähigkeitsspektrum.<br />
Gespräche mit den Soldatinnen<br />
und Soldaten aller Dienstgradgruppen<br />
rundeten das Programm<br />
ab.<br />
gen und Übungen einen Über- ee ee<br />
ee<br />
33
DEUTSCHE DEUTSCHE MARINE<br />
MARINE<br />
BAUBEGINN DER ERSTEN FREGATTE<br />
KLASSE 125<br />
Daniel Grübel/PIZ M<br />
Am 9. Mai 2011 startete <strong>der</strong> Bau<br />
<strong>der</strong> ersten Fregatte <strong>der</strong> Klasse<br />
125 auf dem Werftgelände von<br />
Blohm+Voss in Hamburg. Mehr<br />
als 200 Gäste aus Politik, Wirtschaft<br />
und Militär wohnten <strong>der</strong><br />
Veranstaltung <strong>bei</strong>. Der Inspekteur<br />
<strong>der</strong> <strong>Marine</strong>, Vizeadmiral<br />
Axel Schimpf, begrüßte das<br />
wegweisende Konzept <strong>der</strong> neuen<br />
BADEN-WÜRTTEMBERG<br />
- Klasse.<br />
Mit dem Start <strong>der</strong> Laser-<br />
Schneideanlage durch den Inspekteur<br />
<strong>der</strong> <strong>Marine</strong>, Vizeadmiral<br />
Axel Schimpf, den Vizepräsidenten<br />
des Bundesamtes für<br />
Wehrtechnik und Beschaffung,<br />
Reinhard Schütte und den Vorstand<br />
<strong>der</strong> ThyssenKrupp Mari-<br />
Seit <strong>der</strong> Kiellegung des dritten<br />
Einsatzgruppenversorgers im<br />
September 2010 sind sieben Monate<br />
vergangen. Mittlerweile ist<br />
<strong>der</strong> Rumpf des insgesamt 173<br />
Meter langen Schiffes <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />
P+S Werft in Wolgast komplett<br />
montiert.<br />
Das Deckshaus wurde <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />
Flensburger Schiffbau Gesellschaft,<br />
neben <strong>der</strong> Peene Werft,<br />
<strong>der</strong> Lürssen Werft und den<br />
Emdener Werft- und Docksbetrieben<br />
eine <strong>der</strong> vier an <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tsgemeinschaft<br />
(ARGE) beteiligten<br />
Werften, konstruiert<br />
Modell <strong>der</strong>Fregatte F125 Foto: Bundeswehr/Ricarda Schönbrodt<br />
ne Systems AG, Dr. Hans Christoph<br />
Atzpodien, begann <strong>der</strong><br />
Bau <strong>der</strong> BADEN-WÜRTTEM-<br />
BERG, <strong>der</strong> ersten Fregatte <strong>der</strong><br />
neuen 125er Klasse.<br />
Im Jahr 2016 ist die Übergabe<br />
<strong>der</strong> Fregatte BADEN-WÜRT-<br />
TEMBERG an die Deutsche<br />
<strong>Marine</strong> geplant. „Mit dem<br />
Fertigungsbeginn nimmt die<br />
Fregatte <strong>der</strong> Klasse 125 nun<br />
auch physisch gestalt Foto: an“, PIZ Mso<br />
beschreibt Dr. Atzpodien in seiner<br />
Begrüßungsansprache die<br />
Bedeutung dieses Tages.<br />
EINSATZGRUPPENVERSORGER BONN<br />
SCHWIMMT AUS<br />
Björn Wilke/PIZ M<br />
und gebaut. Damit die <strong>bei</strong>den<br />
Teile endmontiert und das Schiff<br />
ausgerüstet werden kann, ist <strong>der</strong><br />
Transport nach Emden vorgesehen.<br />
Der erste Schritt dafür wurde<br />
EGV Bonn <strong>bei</strong>m Ausdocken<br />
Fotos: Bundeswehr / Björn Wilke<br />
34 LOGBUCH 2/2011
jetzt in <strong>der</strong> Peenewerft in<br />
Wolgast vollzogen. Zunächst<br />
wurde das von dem Rumpf des<br />
EGV fast vollständig ausgefüllte<br />
Trockendock geflutet. Bedingt<br />
durch das noch relativ geringe<br />
Eigengewicht des Rumpfes gegenüber<br />
dem fertigen Einsatzgruppenversorger,<br />
ist <strong>der</strong> Tiefgang<br />
des unfertigen Schiffes<br />
noch sehr gering. Dadurch wirkt<br />
das Schiff zur Zeit auf den Betrachter<br />
extrem hoch.<br />
Nach dem Ausheben des Dock-<br />
Tors sowie <strong>der</strong> Positionierung<br />
von zwei Dock-Kränen und drei<br />
Schleppern, folgte das Ausschwimmen<br />
des EGV. Mit höch-<br />
LOGBUCH 2/2011<br />
DEUTSCHE DEUTSCHE MARINE<br />
MARINE<br />
„DER TAG DER TAGE“ ABSCHLUSS-<br />
ÜBUNG BEI DEN MINENTAUCHERN<br />
Daniel Grübel/PIZ M<br />
Am 4. Mai fand in Eckernförde<br />
die Abschlussübung <strong>der</strong> Minentaucher<br />
statt.<br />
Sechs angehende Minentaucher<br />
haben die bisher größte Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
in ihrer militärischen<br />
Ausbildung bestanden. Neben<br />
einem 20 Kilometer langem<br />
Geländelauf mussten die Anwärter<br />
zusätzlich zehn Kilometer<br />
schwimmend in <strong>der</strong> Ostsee<br />
zurücklegen. Mit <strong>der</strong> Überwindung<br />
dieser letzten Hürden sind<br />
sie nun offiziell in den elitären<br />
Kreis <strong>der</strong> Minentaucherkompanie<br />
aufgenommen worden.<br />
„Heute ist <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Tage“,<br />
sagte Ausbil<strong>der</strong>, Hauptbootsmann<br />
Thomas Natzschka<br />
seinen Schützlingen <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />
Morgenmusterung. Früh morgens<br />
um 6 Uhr im Gebäude <strong>der</strong><br />
Ausbildungseinheit <strong>der</strong> Minentaucher<br />
geht es los. Nervosität<br />
ster Präzision und <strong>der</strong> nötigen<br />
Professionalität wurde <strong>der</strong><br />
Rumpf sehr langsam aus dem<br />
Dock gezogen. Im Anschluss<br />
wurde er dann gedreht und an<br />
den Ausrüstungskai für die weiteren<br />
Ar<strong>bei</strong>ten verholt.<br />
Der Versorger mit dem Namen<br />
BONN ist nach <strong>der</strong> Indienststellung<br />
<strong>der</strong> BERLIN 2001 und <strong>der</strong><br />
FRANKFURT AM MAIN 20<strong>02</strong><br />
<strong>der</strong> dritte mo<strong>der</strong>ne Einsatzgruppenversorger<br />
<strong>der</strong> <strong>Marine</strong>.<br />
Mit ihrer Hilfe sind <strong>Marine</strong>verbände<br />
in <strong>der</strong> Lage erheblich<br />
länger autark in See zu operieren,<br />
da sie von den EGVs mit<br />
Proviant, Wasser, Treibstoff und<br />
Anwärter steigen aus dem Wasser<br />
liegt in <strong>der</strong> Luft. Keiner <strong>der</strong><br />
Minentaucheranwärter weiß,<br />
was ihn im Laufe des Tages genau<br />
erwartet. Die Minentaucher<br />
Ausbildung zählt zu den härtesten<br />
<strong>der</strong> Bundeswehr. Seit beginn<br />
ihrer Ausbildung im Januar<br />
haben diese Soldaten für diesen<br />
Tag lange, intensiv und kräftezehrend<br />
trainiert.<br />
Nach ein paar Aufwärmübungen<br />
ging es auch schon los: Mit ei-<br />
Bugansicht des EGV Bonn<br />
Foto: Bundeswehr / Björn Wilke<br />
Munition versorgt werden können.<br />
nem 16 Kilo schwerem Rucksack<br />
und 1,5 Liter Trinkwasser<br />
brachen die Anwärter aus <strong>der</strong><br />
Kaserne zu einem 20 Kilometer<br />
langen Geländelauf auf.<br />
Unbändiger Teamgeist<br />
Während des Geländelaufes hatten<br />
sich die Ausbil<strong>der</strong> einige<br />
anstrengende „Einlagen“, also<br />
Übungen einfallen lassen. So<br />
mussten die jungen Soldaten<br />
35
DEUTSCHE DEUTSCHE MARINE<br />
MARINE<br />
einen steilen Hügel mehrmals<br />
hinauf und wie<strong>der</strong> herab stürmen,<br />
bis auch dem letzten von<br />
ihnen <strong>der</strong> Schweiß in Bächen<br />
vom Gesicht ran.<br />
Auch die Durchquerung eines<br />
Waldtümpels stand auf dem<br />
Plan. Hier zeigte sich vor allem<br />
<strong>der</strong> unbändige Teamgeist <strong>der</strong><br />
angehenden Minentaucher, denn<br />
allein wäre eine Durchquerung<br />
fast unmöglich gewesen. Trotz<br />
<strong>der</strong> harten Strapazen stand <strong>bei</strong><br />
<strong>der</strong> gesamten Prüfung die Sicherheit<br />
<strong>der</strong> Auszubildenden an<br />
oberster Stelle. Die Ausbil<strong>der</strong><br />
würden nie etwas verlangen, was<br />
sie selbst nicht schaffen würden.<br />
Laufmarsch<br />
„Auch als Ausbil<strong>der</strong> muss man<br />
Topfit sein“, sagte Ausbil<strong>der</strong><br />
Hauptbootsmann Hergenroe<strong>der</strong><br />
Hügellauf<br />
Erschöpfung<br />
Die Grenzen überwinden<br />
Komplett durchnässt und mit<br />
Schlamm überzogen, erreichten<br />
die Anwärter gegen 10 Uhr den<br />
Standortübungsplatz Ludwigsburg.<br />
Dort hatten die angehenden<br />
Minentaucher erstmal eine<br />
kurze Pause. „Jetzt haben wir<br />
das Laufen hinter uns. Das Wasser<br />
ist unsere Disziplin, das wird<br />
nicht ganz so anstrengend,“<br />
sagte<br />
einer <strong>der</strong> Anwärter<br />
zu dem zweiten Teil<br />
<strong>der</strong> Abschlussübung,<br />
während er<br />
sich seinen<br />
Neoprenanzug anzog.<br />
Nun mussten die<br />
Sechs die zehn Kilometer<br />
rückenschwimmend auf <strong>der</strong> Ostsee<br />
zurücklegen. Ziel war <strong>der</strong><br />
Hafen des <strong>Marine</strong>stützpunktes<br />
Eckernförde. Die Schwierigkeit<br />
<strong>bei</strong> dieser Disziplin liegt nicht<br />
nur in <strong>der</strong> enormen körperlichen<br />
Anstrengung, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong><br />
Monotonie <strong>der</strong> immer gleichen<br />
Schwimmbewegungen. „Das<br />
wichtigste ist den inneren<br />
Schweinehund zu überwinden“,<br />
wusste Hauptbootsmann<br />
Natzschka noch aus eigener Erfahrung<br />
zu berichten.<br />
Eine starke Leistung<br />
Nach etwa vier Stunden im Wasser<br />
konnte man die sechs angehenden<br />
Minentaucher samt<br />
Sicherungsboot vom Hafen aus<br />
am Horizont erkennen. Empfangen<br />
wurden Sie von einem Feuerwerk<br />
aus Signalraketen und<br />
von den bereits aktiven Minentauchern<br />
in Eckernförde.<br />
Erschöpft, aber überglücklich,<br />
Der Erfolg steht in den Gesichtern<br />
wurden die nun frischgebackenen<br />
Minentaucher mit dem traditionellen<br />
Klaps auf den „Allerwertesten“<br />
in die Reihen ihrer<br />
Minentaucher-Kameraden<br />
aufgenommen. Ein Glas Sekt<br />
belohnte dann die neuen Minentaucher<br />
für die Strapazen und<br />
läutete für die Sechs den wohlverdienten<br />
Feierabend ein.<br />
Fotos: Bundeswehr/Ricarda<br />
Schönbrodt<br />
36 LOGBUCH 2/2011
SEENOTKREUZER JOHN T. ESSBERGER<br />
AUF SEINER LETZTEN REISE<br />
LOGBUCH 2/2011<br />
DIE DIE DIE SEENOT SEENOT-RETTER<br />
SEENOT -RETTER<br />
Die Überführung des Seenotkreuzers John T. Essberger ins „Technikmuseum<br />
Speyer“ ist im vollen Gange<br />
Christian Stipeldey/<br />
HWJ<br />
Für die Passage des 44 Meter<br />
langen dienstältesten Schiffes<br />
<strong>der</strong> Seenotretter auf eigenem<br />
Kiel waren bisher folgende<br />
Eckpunkte fest geplant:<br />
16. April Abschied auf <strong>der</strong> bisherigen<br />
Einsatzstation Großenbrode,<br />
7./8. Mai Hamburger Hafengeburtstag,<br />
11. Mai Flaggenwechsel am<br />
Deutschen Schiffahrtsmuseum<br />
Bremerhaven und<br />
29. Mai offizielle Einweihung<br />
des Exponats auf dem Gelände<br />
des „Technik Museums“.<br />
Zur vorgesehenen Route Fehmarn<br />
– Speyer gehört zum größten<br />
Teilen bereits<br />
• <strong>der</strong> Nord-Ostsee-Kanal,<br />
• die Nordsee via Hamburg –<br />
Bremerhaven – Borkum – Rotterdam<br />
• und schließlich die Fahrt den<br />
Rhein hinauf bis zum Rheinhafen<br />
Speyer mit Stopps in:<br />
Duisburg – Köln – Koblenz –<br />
Mainz.<br />
ACHTUNG! Aufgrund <strong>der</strong> Abmessungen<br />
des Seenotkreuzers,<br />
<strong>der</strong> Brückenhöhen und Untiefen<br />
des Rheins müssen bzw.<br />
mussten für die Überführung bestimmte<br />
Bedingungen herrschen.<br />
Nicht ausgeschlossen<br />
werden kann, dass <strong>der</strong> „alte Vater<br />
Rhein“ die Pläne durchkreuzt<br />
und es zu kurzfristigen Terminverschiebungen<br />
kommt bzw.<br />
gekommen ist.<br />
Der Seenotkreuzer JOHN T.<br />
ESSBERGER, eines <strong>der</strong> drei<br />
größten Schiffe <strong>der</strong> Deutschen<br />
Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger<br />
(DGzRS), bleibt nach<br />
seiner Außerdienststellung als<br />
technisches Denkmal erhalten.<br />
Die Seenotretter übereignen das<br />
vor <strong>der</strong> Ostseeinsel Fehmarn stationierte<br />
Schiff dem „Technik<br />
Museum Speyer“. Den entsprechenden<br />
Vertrag haben <strong>bei</strong>de<br />
Seiten bereits im Mai 2010 in<br />
Lübeck-Travemünde an Bord<br />
des Seenotkreuzers unterzeichnet.<br />
Der offizielle Flaggenwechsel<br />
ist am 10. Mai 2011 in<br />
Bremerhaven vollzogen worden.<br />
Anschließend tritt <strong>der</strong> Seenotkreuzer<br />
seine letzte – spektakuläre<br />
– Reise den Rhein hinauf an,<br />
Kurs: „Technik Museum Speyer“.<br />
Dort wie<strong>der</strong>um ist voraussichtlich<br />
für den 29. Mai dieses<br />
Jahres (11.00 Uhr) ein Empfang<br />
anlässlich <strong>der</strong> Aufstellung <strong>der</strong><br />
JOHN T. ESSBERGER auf dem<br />
Museumsgelände geplant.<br />
Die DGzRS hat die 1975 auf <strong>der</strong><br />
Schweers-Werft in Bardenfleth<br />
an <strong>der</strong> Unterweser gebaute und<br />
im Jahr 2000 generalüberholte<br />
44 Meter lange JOHN T.<br />
Seenotrettungskreuzer John T. Essberger in <strong>der</strong> Ostsee<br />
ESSBERGER im Frühjahr 2011<br />
ausgemustert. Die drei Maschinen<br />
des Seenotkreuzers leisten<br />
zusammen 7200 PS und beschleunigen<br />
ihn auf 26 Knoten<br />
(ca. 48 Km/h) Geschwindigkeit.<br />
Wie alle Seenotkreuzer <strong>der</strong><br />
DGzRS ist die JOHN T.<br />
ESSBERGER als kentersichere<br />
und selbstaufrichtende Schweißkonstruktion<br />
vollständig aus<br />
seewasserbeständigem Leichtmetall<br />
im bewährten Netzspantensystem<br />
gebaut, das dem<br />
Schiffskörper beson<strong>der</strong>s hohe<br />
Festigkeit etwa <strong>bei</strong> Grundberührungen<br />
verleiht.<br />
Der Seenotkreuzer verfügt über<br />
ein Tochterboot, ein Bordhospital,<br />
eine leistungsstarke<br />
Feuerlösch- und Fremdlenzan-<br />
37
DIE DIE SEENOT SEENOT-RETTER<br />
SEENOT -RETTER<br />
lage, ein Hubschrauber-Ar<strong>bei</strong>tsdeck,<br />
ein zusätzliches schnelles<br />
Festrumpfschlauchboot sowie<br />
umfangreiche Kommunikations-<br />
, Navigations- und rettungsdienstliche<br />
Einrichtungen. Bei<br />
einem eventuell anfallenden<br />
Großschadensfall auf See können<br />
die Seenotkreuzer dieser<br />
Größe über 300 Schiffbrüchige<br />
unter Deck aufnehmen.<br />
Stationiert war die JOHN T.<br />
ESSBERGER seit ihrer In-<br />
Flaggenwechsel auf dem Seenotrettungskreuzer<br />
„John T. Essberger“<br />
dienststellung auf <strong>der</strong> Seeposition<br />
Fehmarn in <strong>der</strong> westlichen<br />
Ostsee. Zur Stammbesatzung<br />
zählten 13 Rettungsmänner,<br />
von denen jeweils sechs<br />
„auf Wache“ waren. Das Schiff<br />
wurde auf den Namen des Hamburger<br />
Ree<strong>der</strong>s und För<strong>der</strong>ers<br />
<strong>der</strong> DGzRS John T. Essberger<br />
(1886-1959) getauft.<br />
Die DGzRS ist einer <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nsten<br />
Seenotrettungsdienste<br />
<strong>der</strong> Welt. Sie finanziert ihre gesamte<br />
Ar<strong>bei</strong>t ausschließlich<br />
durch<br />
Spenden, ohne<br />
jegliche staatlichöffentliche<br />
Mittel<br />
zu beanspruchen.<br />
Die Seenotretter<br />
sind an <strong>der</strong> deutschen<br />
Nord- und<br />
Ostseeküste rund<br />
um die Uhr mit<br />
WACHWECHSEL BEI DEN<br />
SEENOTRETTERN<br />
einer Flotte von<br />
61 Seenotkreuzern<br />
und Seenot- Foto: PIZ DGzRS<br />
rettungsbooten einsatzbereit.Seit<br />
Gründung <strong>der</strong> Gesellschaft 1865<br />
haben ihre Mannschaften mehr<br />
als 77.700 Menschen aus Seenot<br />
gerettet o<strong>der</strong> aus lebensbedrohenden<br />
Gefahren befreit.<br />
Schirmherr des Rettungswerkes<br />
ist <strong>der</strong> Bundespräsident.<br />
Das „Technik Museum Speyer“<br />
zeigt auf über 25.000 Quadratmetern<br />
Hallenfläche und<br />
150.000 Quadratmetern Freigelände<br />
über 3000 Ausstellungsstücke,<br />
darunter ein russisches<br />
„Buran“-Spaceshuttle, eine begehbare<br />
Boeing 747 <strong>der</strong> Lufthansa<br />
und das ebenfalls voll begehbare<br />
U-Boot U9 <strong>der</strong> Deutschen<br />
<strong>Marine</strong>. Zahlreiche Oldtimer<br />
und Lokomotiven ergänzen<br />
eine große Ausstellung historischer<br />
Feuerwehrfahrzeuge.<br />
Eine weitere Schau zeigt wertvolle<br />
und seltene Spielorgeln<br />
und Musikinstrumente.<br />
Wachwechsel <strong>bei</strong> den Seenotrettern: Heinrich Hoppe übergibt Geschäftsführung<br />
an Nicolaus Stadeler . Geschäftsbereich Betriebs- und Finanzwirtschaft <strong>der</strong> Deutschen<br />
Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) nach einem Vierteljahrhun<strong>der</strong>t<br />
unter neuer Leitung<br />
Monika Grimme<br />
Nach über 27 Jahren Tätigkeit<br />
in <strong>der</strong> Betriebs- und Finanzwirtschaft<br />
<strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft<br />
zur Rettung Schiffbrüchiger<br />
(DGzRS), davon nahezu 24<br />
Jahre als Geschäftsführer, hat<br />
Heinrich Hoppe die Leitung des<br />
Bereichs zum 1. April an seinen<br />
Nachfolger Nicolaus Stadeler<br />
übergeben. Die DGzRS hat<br />
Hoppe am 15. April offiziell in<br />
den Ruhestandverabschiedet.<br />
Der Betriebswirt<br />
Hoppe<br />
führte unter<br />
an<strong>der</strong>em <strong>bei</strong><br />
<strong>der</strong> DGzRS<br />
die EDV-Verwaltung<br />
ein,<br />
restrukturierte<br />
DgzRS-Vorsitzer Gerhard Har<strong>der</strong> (v.l.) mit Heinrich Hoppe<br />
und Nachfolger Nicolaus Stadeler<br />
38 LOGBUCH 2/2011
DIE DIE SEENOT SEENOT-RETTER<br />
SEENOT -RETTER<br />
die Gesellschaft nach <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung<br />
für gewachsene<br />
Aufgaben und begleitete die<br />
Währungsumstellung von D-<br />
Mark auf Euro. Maßgeblichen<br />
Anteil hatte er an <strong>der</strong> Gründung<br />
<strong>der</strong> DGzRS-Stiftung (2004) und<br />
<strong>der</strong> DGzRS-Service-GmbH<br />
(2006).Sein Nachfolger, <strong>der</strong><br />
Volkswirt Nicolaus Stadeler, war<br />
zunächst in verschiedensten<br />
kaufmännischen Sparten von Industrieunternehmen<br />
tätig, bevor<br />
er <strong>bei</strong> einer großen deutschen<br />
Stiftung kaufmännische Verantwortung<br />
trug. Während <strong>der</strong> letz-<br />
BEI SUCHFAHRT<br />
GESTÜRZT<br />
LOGBUCH 2/2011<br />
ten drei Jahre vor seinem Wechsel<br />
zu den Seenotrettern übte <strong>der</strong><br />
heute 44-Jährige eine beratende<br />
Tätigkeit im gemeinnützigen<br />
Bereich freiberuflich aus.<br />
Die Geschäftsführung des ausschließlich<br />
aus freiwilligen Beiträgen<br />
getragenen Seenotrettungswerkes<br />
hat Stadeler gemeinsam<br />
mit seinen Kollegen<br />
Kapitän Udo Helge Fox (Rettungsdienst/Inspektion)<br />
und Dr.<br />
Bernd An<strong>der</strong>s (Presse- und Öffentlichkeitsar<strong>bei</strong>t)<br />
inne.<br />
Foto: PIZ DGzRS<br />
Seenotrettern bringen Hilfe für verletzten<br />
Bundespolizisten<br />
Lubkowitz<br />
Mit schweren Rückenverletzungen<br />
musste am Mittwochnachmittag,<br />
20. April<br />
2011, ein Bundespolizist des Patrouillenbootes<br />
„Bad Düben“<br />
von den freiwilligen Seenotrettern<br />
<strong>der</strong> Station<br />
Langballigau<br />
auf See abgeborgen<br />
und<br />
vor Ort versorgt<br />
werden. Die Besatzung<br />
<strong>der</strong><br />
Deutschen Gesellschaft<br />
zur<br />
Rettung Schiffbrüchiger<br />
(DGzRS) brach-<br />
te den Mann auf<br />
einer Spezialtrage<br />
zur ärztlichen<br />
Behandlung an Land.<br />
Er hatte sich <strong>bei</strong> einer Suchfahrt<br />
an Bord eines schnellen Patroui-<br />
llenboots <strong>bei</strong> einem Sturz am<br />
Rücken verletzt. Die Besatzung<br />
des Seenotrettungsboots WER-<br />
NER KUNTZE übernahm den<br />
Polizisten auf See und brachte<br />
ihn nach Langballigau an Land.<br />
Von dort aus flog ein Hubschrauber<br />
den offenbar an <strong>der</strong> Wirbelsäule<br />
Verletzten unter ärztlicher<br />
Das Seenotrettungsboot WERNER KUNTZE/Station<br />
Langballigau<br />
Aufsicht ins Krankenhaus nach<br />
Flensburg.<br />
ee<br />
weiter auf <strong>der</strong> Rückseite ee<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Reservistenkameradschaft</strong> <strong>Marine</strong><br />
<strong>Berlin</strong> e.V. Der Freundeskreis des<br />
Einsatzgruppenversorger <strong>Berlin</strong><br />
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e.V. -<br />
Landesverband <strong>Berlin</strong>-Brandenburg<br />
Redakteure:<br />
Holger Schubert - HCMS<br />
Horst W. Janßen - HWJ<br />
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Horst W. Janßen ©<br />
IMPRESSUM<br />
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gekennzeichneten Artikel dekken<br />
sich nicht unbedingt mit <strong>der</strong> Meinung<br />
<strong>der</strong> Redaktion. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e<br />
auch für Leserbriefe. Für unverlangt<br />
eingesandte Manuskripte und<br />
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Durch Annahme eines Manuskripts<br />
erwirkt die Redaktion auch das<br />
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und ggf. zu sinnwahren<strong>der</strong> Kürzung.<br />
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<strong>der</strong> ungeraden Monate“<br />
Redaktionsschluss ist jeweils<br />
14 Tage vor dem<br />
Erscheinungstermin!<br />
39
DIE DIE SEENOT SEENOT-RETTER<br />
SEENOT -RETTER<br />
Der Polizist zählte zur Besatzung<br />
des Bundespolizeiboots<br />
„Bad Düben“, das zusammen<br />
mit weiteren Schiffen das Seegebiet<br />
in <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>burg-Bucht<br />
absuchte.<br />
Von <strong>der</strong> Besatzung eines Angel-<br />
bootes war orangefarbenes<br />
Leuchtfeuer beobachtet und gemeldet<br />
worden.<br />
Die von <strong>der</strong> SEENOTLEITUNG<br />
BREMEN <strong>der</strong> DGzRS koordinierte<br />
umfassende Suche durch<br />
Schiffe <strong>der</strong> Seenotretter, <strong>der</strong><br />
SEENOTRETTER VERGEBEN<br />
RETTUNGSMEDAILLEN<br />
In zwei Fällen hat die Deutsche<br />
Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger<br />
(DGzRS) Rettungseinsätze<br />
auf hoher See mit <strong>der</strong><br />
Medaille für Rettung aus Seenot<br />
in Bronze ausgezeichnet. Eine<br />
Medaille ging an Kapitän und<br />
Besatzung des MS „Vega“ <strong>der</strong><br />
Alpha Shipmanagement, Bremen,<br />
für die Rettung von 98<br />
Schiffbrüchigen des MS<br />
„Athena“ am 27. Oktober 2010<br />
im Nordatlantik. Die zweite<br />
Medaille erhielten Kapitän und<br />
Besatzung des MS „Maersk<br />
Surabaya“ <strong>der</strong> Ree<strong>der</strong>ei Claus-<br />
Peter Offen, Hamburg, für die<br />
Rettung von drei Schiffbrüchigen<br />
<strong>der</strong> Segelyacht „Baccus“ am<br />
12. Januar 2011 im Indischen<br />
Ozean.<br />
Zu diesem Anlass<br />
trafen sich<br />
Seenotretter,<br />
„Fahrensleute“<br />
und Vertreter<br />
<strong>der</strong> Ree<strong>der</strong>eien<br />
am 2. Mai 2011<br />
in <strong>der</strong> Zentrale<br />
<strong>der</strong> DGzRS in<br />
Bremen. Michael<br />
Schroiff<br />
vom Vorstand<br />
des Rettungswerksüberreichte<br />
die Auszeichnungen<br />
„in Anerkennung<br />
des vorbildlichen<br />
und<br />
mit großem<br />
seemännischen Geschick geführten<br />
Einsatzes“.<br />
Bundespolizei, <strong>der</strong> Wasserschutzpolizei,<br />
ein Schiff <strong>der</strong> dänischen<br />
Heimwehr und einen<br />
Schlepper wurde am Abend ergebnislos<br />
eingestellt.<br />
Foto: PIZ DGzRS<br />
Mit <strong>der</strong> Medaille für Rettung aus Seenot in Bronze zeichnete<br />
die DGzRS heute in Bremen Schiffsbesatzungen von Alpha<br />
Shipmanagement (Bremen) und von <strong>der</strong> Ree<strong>der</strong>ei Claus-Peter<br />
Offen, Hamburg, aus.<br />
(Von links nach rechts) Manuel Ketzner und Hilmar<br />
Jackwerth, Deckskadetten, sowie <strong>der</strong> Erste Offizier Mariusz<br />
Jakubowski von <strong>der</strong> MS „Vega“, Alpha Shipmanagement,<br />
Bremen, mit Michael Schroiff vom Vorstand <strong>der</strong> DGzRS, <strong>der</strong><br />
die Auszeichnungen übergab, sowie Kapitän Wolfgang<br />
Rohwer und <strong>der</strong> Erste Offizier Kay Brügge <strong>der</strong> MS „Maersk<br />
Surabaya“,Ree<strong>der</strong>ei Claus-Peter Offen, Hamburg.<br />
Text + Foto: PIZ DGzRS<br />
SEENOTRETTER IM STURMEINSATZ<br />
Vier polnische Segler vor Darßer Ort gestrandet<br />
Monika Grimme/HWJ<br />
Bei auflandigem Nordoststurm<br />
mit Stärken um 7 Beaufort (bis<br />
zu 61 km/h Wind), bis zu 3 Metern<br />
Wellenhöhe und 8°Wassertemperatur<br />
war die 10 Meter lange<br />
Segelyacht nach Bruch des<br />
Ru<strong>der</strong>s in Seenot geraten. In <strong>der</strong><br />
flachen Einfahrt zum Nothafen<br />
Darßer Ort wurde die Yacht von<br />
den heftigen Sturmböen immer<br />
weiter an den Rand des sehr<br />
schmalen Fahrwassers gedrückt<br />
und lief auf Grund. Während <strong>der</strong><br />
Skipper einen „Mayday“-Notruf<br />
absetzte, waren die Seenotretter<br />
schon im Anmarsch. Sie hatten<br />
von ihrer Station aus den Vorgang<br />
beobachtet und waren umgehend<br />
ausgelaufen. Mit dem<br />
wendigen und flachgehenden<br />
Tochterboot STRÖPER gelang<br />
es in <strong>der</strong> schwer aufgewühlten<br />
See eine Leinenverbindung herzustellen<br />
und den Havaristen<br />
einzuschleppen. Erneut zeigte Foto: PIZ DGzRS<br />
sich die Notwendigkeit, gerade<br />
in diesem Bereich <strong>der</strong> Ostseeküste<br />
eine Seenotrettungsstation<br />
vorzuhalten, von <strong>der</strong> aus unmittelbar<br />
und schnell in Notfällen<br />
eingegriffen werden kann. Die<br />
vier Segler befanden sich auf einer<br />
Überführungsfahrt von den<br />
Nie<strong>der</strong>landen nach Polen. Seit<br />
heute (Dienstag) früh versuchen<br />
sie, mit Unterstützung <strong>der</strong><br />
Seenotretter, ihre Yacht zu reparieren,<br />
um die Heimreise fortzusetzen.<br />
40 LOGBUCH 2/2011